1846 / 203 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wünschte auch, daß man die Einrichtung des Vikariats nicht bis zur gewiß schwierigen Errichtung von Semingrien aufschieben möge. Auch möge man die Wirksamkeit des Vikariats nicht durch einen un= richtigen Begriff von Ordination beengen, indem Taufe und Aus- spendung des Altar Sakraments nicht wesentlich von der Ordination abhängen. Die Ordination bezeichne nur die Selbstständigkeit des Hirtenamts in einer Gemeinde, schließe aber die Vertretung eines ordinirten Pfarrers durch einen nicht ordinirten Diakonen bei Verwal- tung der Sakramente nicht aus. Als hierauf zun dem Einzelnen über⸗ gegangen wurde, blieb zunächst die Ansicht der Kommission, daß der Durchgangspunkt durch die Stellung als Hauslehrer für den Kandi⸗ daten der Theologie nicht an sich nachtheilig sei, unangefochten. Auch wurde die Beibehaltung der bisherigen gleich nach dem Abgange von der Universität beginnenden aufsehenden Einwirkung der Superintendenten beschlossen. Dahingegen fand der Antrag der Kommission, daß in jeder Provinz das Konsistorium eine Anzahl besonders qualifizir ter Geistlichen bezeichnen möge, unter denen jeder Kandidat sich einem, Behufs der Anleitnng zu wissenschaftlicher und praktischer Fortbildung anzuschließen verpflichtet sein solle, lebhasten Widerstand. Man ver⸗ sprach sich von dieser Einrichtung überhaupt keinen Gewinn, und wollte die Anleitung der Kandidaten, wie bisher, lediglich den Super⸗ intendenten belassen; man fand es bedenklich, daß das Konsistorium diese Geistlichen bezeichnen solle, indem Gefahr sei, daß dann die Wahl derseiben nach einer gewissen Wohlgesälligkeit und be⸗ sonderen Richtung geschehen könne; man wollte, daß es dem Kandidaten freistehen müsse, ob er sich überhaupt einem solchen geistlichen Führer anschließen wolle oder nicht, und daß ihm jedenfalls hierin die ganz freie Wahl unter den Geistlichen des Lan⸗ bes bleiben müsse. Dagegen wurde bemerkt, wenn das Konsistorium die geeigneten Geistlichen bestimme und der Kandidat unter diesen frei wähle, so sei Freiheit und Ordnung gleich gewahrt, andernfalls würden die Kandidaten oft nach ganz anderen als den zu wünschen—⸗ den Rücksichten wählen, auch sei nur so das heilsame Zusammentre⸗ ten mehrerer Kandidaten um Einen Pfarrer zu enzielen. Lästi⸗ ger Zwang solle den jungen Männern nicht auferlegt werden, viel⸗ mehr werde eine Wohlthat für sie beabsichtigt, die sie selbst mit Dank und Freude begrüßen würden. Nach diesen Bemerkungen stellte der Vorsitzende zuerst die Frage: Soll überhaupt eine Verpflichtung für die Kandidaten ausgesproöchen werden, unter einem gewählten Geistlichen in eine gemeinfame Verbindung zu einander in der Art von Konferenzen zu treten? und die Synode entschied sich auf na⸗ mentliche Umfrage mit 36 32 Stimmen dafür.

Ueber die zweite Frage: ob die zur Leitung dieser Kandidaten⸗ Konferenzen geeigneten Geistlichen durch das Konsistorium bezeichnet werden follen? blieb die erste Abstimmung durch Aufstehen und Sitzenbleiben ungewiß. Es wurde daher die Abstimmung durch mündlichen Aufruf erneuert und dabei auf den Wunsch mehrerer Synodalen, die Kreis⸗Synoden hier mitherbeizuziehen, die Frage da⸗ hin gestellt: Sollen die Pfarrer, an welche die Kandidaten sich wen⸗ den werden, überhaupt bezeichnet werden sei es von dem Konsi⸗ storium oder von der Kreis⸗Synode oder soll den Kandidaten die Wahl völlig frei bleiben? Es erklärten sich 44 Stimmen für eine Bezeichnung der betreffenden Geistlichen überhaupt, 24 Stimmen für die völlig freie Wahl des Kandidaten.

Anlangend die von der Kommission angedeuteten Fristen und Beschäftigungen dieser Kandidaten⸗Kenferenzen, wurde zuerst in Frage gestellt, ob man diese Details nicht vertrauensvoll dem Kirchen- Re⸗ gimente anheimstellen wolle. Es wurde jedoch dagegen vorgeschla= gen, die näheren Modalitäten lieber den betreffenden Geistlichen zu uͤberlassen, damit des Gesetzes, der Vorschrist, des lästigen Zwanges möglichst wenig sei; in Erwägung aber, daß es sich hier um eine organische, über das ganze Land sich verbreitende Einrichtung handle, die wenigstens in ihren Grundzügen gleichförmig sein und der min⸗ destens gewisse organische Gesichtspunkte und Richtungen angedeutet werben müßten, erklärte sich die überwiegende Masorität der Ver= sammlung dafür, daß die nähere Entwickelung der Art und Weise, wie das theologisch⸗kirchliche Gemeinschaftsleben in diesen Kandid aten⸗ Konferenzen sich gestalten solle, vertrauensvoll dem Kirchen⸗-Regiment zu überlassen sei.

Für Gestattung der Theilnahme der Kandidaten an den Kreis- Synoden und Schüllehrer⸗-Konferenzen, wo dies thunlich sei, ver= wendete sich die Versammlung ohne Digkussson. Eine umfassende Berathung aber wurde durch den Antrag auf Errichtung von Pre⸗ diger⸗ Seminaren hervorgerufen. Rach der Meinung der Kom⸗ misston, so wurde gesagt, sei das Gemeinleben auf Seminaren gerade für die Zeit, wo der jugendliche Geist am meisten der Entwöhnung von unreifen Idealen und der allmäligen Hinüberleitung von der Theorie zur Praxis bedürfe, besonders wichtig. Aber bedürfe es die einer Bewahrung vor unreifen Idealen so sehr? Entwöhnen sich nicht die meisten gerade zu früh der Ideale? Werde das abgeschlossene Gemeinleben nicht vielmehr unreife Ideale und eine dem Leben entfremdete Einseitigkeit nähren? Und so denn, wer schütze gegen einen Miß—⸗

riff in der Wahl der Leiter und Lehrer solcher Anstalten? Ja, wer fla die höchste wählende Behörde selbst vor einseitiger Richtung? Es sei eine große und gewaltige Sache, die überwiegende Mehr⸗ heit der künftigen Geistlichen gerade in der Zeit, wo das Herz fest werden soll, der überlegenen geistigen Gewalt einer Anzahl von Män- nern zu übergeben, die nur von einem Einzelnen gewählt würden. Läge es wohl im Geist der evangelischen Kirche, solche Gewalt Einem zu übertragen? Auch sei es noch nicht erwiesen, daß Samm- lung der Gemüther und Erweckung des praktischen Sinnes gerade durch Seminare zu erreichen sei; es sei schwer, die rechten Männer zu finden, welche, der wechselnden Jugend gegenüber, immer Frische und Elastizität des Geistes bewahren würden. Für das Vikariat seien alle Ansichten entschieden; von der Nützlichkeit der Seminare sei eine gleiche allgemeine Ueberzeugung noch nicht vorhanden; man möge daher nicht Alles auf einmal wollen und die Entscheidung der Semi⸗ narfrage noch nicht von der General⸗Synode des Jahres 1846 er— warten. Dem gegenüber wurde Folgendes zu Gunsten der Seminare angeführt. Dieselben sollen den Segen eines geordneten Zusammen⸗ lebens, ohne den Zwang klösterlicher Zucht bereiten, sie sollen die Stille des Geistes gewähren, in welcher der Reichthum von Gedanken und die Zweifel, die der junge Theologe von der Universität mit⸗ bringt, geordnet und gelöst, ein kirchlicher und ethischer Charakter ausgebildet werden kann. Sie sollen die praktische Seite der Theo⸗ logie ausbilden und zu dem Ende mit Anstalten thätiger Liebe, solcher wie das rauhe Haus in Hamburg, in Verbindung gesetzt werden. Der Segen des wittenberger Seminars sei anerkannt und menschen⸗ scheue Zöglinge daraus nicht hervorgegangen. Gegen die Einseitig⸗ keit werde ja wohl die Mehrbeit der Lehrer und der jährliche . von etlichen zwanzig jungen Leuten, die aus verschiedenen Gymnasien und a e, kommen und gehen, genügend schützen. Im weite⸗ ren Verlaufe der Diskusston wurde auf die Geschichte und Teistungen des wittenberger Seminars näher eingegangen und daraus Gründe sowohl für als gegen die beabsichtigte Einrichtung hergenommen, doch wendete sich die Debatte zunächs mehr gegen die Seminarien. Ihr Nutzen sei 1 ihre Nothwendigkeit unvermeidlich. Weder Homi= letik, noch Katechetik, noch . Seelsorge lassen sich praktisch und anschaulich lehren, nur die Doktrin der Praxis könne vorgetragen wer= den. Auch habe die Kommission dem Seminare seine irn zwischen

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dem ersten und zweiten Examen gewiß angewiesen, weil es da bei Hinwendung des Sinnes auf die zweite Prüfung zu rechter Stille nicht sommen werde. Ferner wurde auf das Uebermaß von Beaussichti⸗ gung in den Vorschlägen des Gutachtens hingewiesen, wonach der an⸗ gehende Geistliche immer und immer bewacht, geleitet, beschäftigt werde, um hernach Aussicht auf ein Amt von 300 400 Rthlrn. Gehalt zu belommen. Schließlich gab man den kleinen Seminaren, wo 3 5 Kandidaten sich um einen tüchtigen Geistlichen sammeln, den Vorzug, weil sie weniger kostspielig und zur Einführung der jungen Leute in das Gemeindeleben geeigneter sein würden. In wurde im Gegensatz alles dessen darauf hingewiesen, daß auf den Universitäten, früher als seminaria ececlesiae bezeichnet, die tiefsten und untersten Fragen alles Glaubens, Wissens und Lebens nicht selten in Frage gestellt und die jungen Leute in einem inneren Zustande entlassen würden, der eine tiefe innere Bewegung und selbst Zwiespalt, Verwirrung, Zerrissenheit und Zweifel in sich trage. Die müsse sich beruhigen. Vor Allem bedürfe es eines Zwischenzustandes der Sammlung und Freiheit von äußeren Sorgen, in welcher der junge Theolog in die Fülle und den lebendi⸗ gen Zusammenhang der heiligen Schrift eingeführt würde, die prak⸗ fische Benutzung derselben in der Anwendung in der Seelsorge kennen und in sich selbst die Tiefe des menschlichen Herzens erforschen lerne. Es wurde an die Geschichte erinnert, der zufolge die größten Lehrer der Kirche in Seminaren, stonvikten, Orden und dergleichen Vereini⸗ gungen gebildet seien, und selbst die Wiege der Reformation in einem Kloster gestanden habe. Andere wollten die Prediger= Seminare in Verbindung mit den Schullehrer-Seminaren setzen. Mißgriffe könnten in der Wahl der Lehrer, wie aller Beamten, freilich gemacht werden; auch sei es wahr, daß diese Lehrer mit der Zeit alt würden, es sei aber nicht ohne Beispiel, daß sich an ihnen die Weissagung erfülle: „die Knaben werden müde und matt, und die Jünglinge fallen, aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft!“ Als nun nach dieser Diskussion die Frage gestellt wurde: „ob sich die Synode für die Errichtung großer Seminarien im Sinne der Kommisston ausspreche?“ wurde dieselbe mit 35 gegen 34 Stim- men verneint; ohne daß jedoch, wie ausdrücklich bemerkt wurde, hierin gegen den Bestand des auf dem geweihten Boden der Reformation zu Wittenberg errichteten Seminars irgend etwas gesagt sein solle. Im weiteren Gange der Berathungen wurde die Errichtung kleinerer Seminarien von 4 Stimmen und die Idee der Vikariate im Sinne der Kommission von einer überwiegenden Masorität unterstützt.

Es wurde nun zu den Vorschlägen des Gutachtens über das Pfarr⸗Gehülsen⸗System übergegangen. Dasselbe wurde allgemein als nothwendig und wünschenswerth anerkannt, und nur über seine Modalitäten einige Bedenken und Bemerkungen laut, welche aber schließlich die Versammlung vertrauensvoll dem Kirchenregimente an= heimgab. Die nähere Erörterung des Verhältnisses der Kandidaten zu dem Schulwesen wurde bis zum Eingange des Gutachtens der 5ten Kommisston über das Verhältniß zwischen Kirche und Schule ausgesetzt und somit dieser Gegenstand verlassen.

Deutsche Bundesstaaten.

Großherzogthum Baden. In der Sitzung der zweit en Kam⸗ mer vom 18. Juli begründete der Abgeordnete Stößer seine Metion auf Einführung von Geschworenen⸗Gerichien und stellte am Schlusse den An ; trag: „Die Kammer wolle Se. Königliche Hoheit in einer unterthä—= nigsten Adresse um Vorlage eines Gesetz- Entwurfes für Einführung der Geschworenen ⸗Gerichte binten.“ Die Kammer beschloß den Voraucbruck diefes Antrages und dessen Verweisung in die Abtheilungen. Die Tages- ordnung führte hierauf zur Begründung des Anirages des Abgeordneten Buß, die Behandlung der Sache der sogenannten Beutsch Katholiken be⸗ treffend. Dieser Antrag war dahin gerichtet, die Rechtsverhältnisse jener Dissidenten nicht auf dem Wege der Berathung der vorliegenden Petitionen, sondern auf dem Wege einer kern che⸗ Motion zu erledigen. Der Regie rungs⸗Commissair, Geheime Rath Belk, bemerlie, daß bei der Diskussion der beiden Berichte, nämlich des Abg. Rindeschwender über die eingelomme-⸗ nen Petitionen von Seiten der Dissidenten und des Abg. von Soiron über die provisorischen Gesetze, dieser Gegenstand seine Erledigung finden lönne. Auch stehe es ja bei der Berathung einer Petition jedem Mitglied frei, die Sache als Motion zu behandeln. Die Abg. Junghanns J. und Bader theilten diese Ansicht, worauf der Abg. Buß seinen Antrag zurückzog. Die Kammer ging sodann zur Fortsetzung der Diskussion des Berichts über das Budget des Ministeriumz des Innern über, und zwar zu Titel XII. Kul⸗= tus. Unter §. 11 e bang! die Regierung 6600 Fl. zur Errichtung eines protestantischen Prediger Seminars. Die Kommission hatte in ihrem Berichte ausgeführt, daß auf dem Landtage von 1837 zum erstenmal im nachträglichen Budget für das evangelische Prediger ⸗Seminar die Summe von boo Il. erscheine. In dem Kommissions-Bericht darüber heiße es, daß die Regierung auch die Errichtung eines Konvikts beabsichtige. In der Verordnung vom 1. April 18338, welche die Statuten für das Seminar enthält, heiße es ferner: „Dem Semingrium wird für die Wohnung des Direltors, für die Hörsäle, so wie zur Aufnahme einer bestimmten Anzahl von Seminaristen und zur Errichtung eines Konvikts, ein angemessenes Lokal eingeräumt.“ Diese Bestimmung fi seither aus Mangel an Geldmitteln nicht vollzogen worden. Da aber das Seminar seit seinem Bestehen stets eine Mehreinnahme gehabt, so habe es ein Kapital gesammelt, das sich gegenwärtig auf 19,600 Fl. belaufe. Mit dieser Summe sei nun Aus—⸗ sicht vorhanden, ein Haus zur Errichtung des Konvikis in nächster Zeit zu erwerben, und aus einem Bericht des Kurators der Universität Heidelberg gehe hervor, daß man sich bereits ernstlich damit beschäftige. Die Kom⸗ mission könne sich nun aber von der Nützlichkeit eines Konvikts nicht überzeugen und sei der Ansicht, daß ein solches nicht er richtet werden möge, zumal auch der Kommissions - Bericht der evan⸗ gelischen General Synode von 1834 sich dagegen ausgesprochen, weshalb sie denn auch den Staatszuschuß in seiner bisherigen Höhe nicht bewilligen könne. Sie beantrage demnach, da das Prediger⸗Seminar nach den Rech- nungen einen durchschnittlichen Ueberschuß von 1567 Fl. habe, den Staats- beitrag von 6600 Fl. auf jährliche 5500 Fl. herabzusetzen. Der Ministe⸗ rialraih Vogelmann bemerkte hierauf, man habe in neuerer Zeit eine wahre Gespensterfurcht vor Konvilten. Es möge in einzelnen Fällen vor- kommen, daß üble Folgen aus den Konvikten entständen; es sei wahr, daß die General- Synode von 1834 sich gegen ein Konvift ausgesprochen, aber eben so wahr sei es auch, daß die General⸗Synode von 1843 die Exrrich⸗ tung eines Konvikts beantragt habe, und er zweifle, ob die Kammer einen der General Synode, welche doch als kompetenter Richter in der Sache erscheine, entgegengesetzten Beschluß fassen könne. Der Abgeordnete Zittel führte in einem längeren Vortrag aus, daß die Errich⸗ tung eines Konvikts dem Zweck des Seminars nicht entgegen sci, weil namentlich die Ausbildung in einem solchen Institute immer neue Anregung erhalte. Wenn mehrere gor! beisammen wohnten, so fänden sie weit mehr eine wechselseitige Anregung, als wenn sie zerstreut in der Stadt wehnten, und wenn sie auch verschiedene theologische Nichtungen hätten, so gewähre gerade der persönliche Verkehr einen vorurtheilsfreieren Austausch, ünd die Kämpfe würden nicht mit solcher Erbitterung geführt, als wenn sie einzeln wohnten und sich mehr fremd blieben. Ueberdies sei auch der ökonomische Gesichtspunkt zu beachten, da man gemein- sam in einem Hause billiger lebe. Aus allen diesen sei die Errichtung eines Konvilts wünschenswerth, und er stelle den Antrag auf Bewilligung der ganzen Summe von 66090 Fl. der Mini- sterial⸗-Präsident Nebeniug bemerlie, es bedürfe noch einer Reihe von Jahren, um lleberschüsse zu sammeln zum Behuf der Erwerbung eines Lo—= sals. Er theile die Ansichten über die Vortheile, welche eine solche Anstalt hervorbringe. In einem benachbarten Lande bestehe eine solche, aus welcher ausgezeichnete Geistliche hervorgegangen seien. Er empfehle daher der Kammer, den ganzen Staatgzuschüß zu bewilligen. Nachdem noch die Abg. Dahmen und Trefurt fuͤr die Bewilligung der ganzen Summe, dle Abg. Welker und Kapp dagegen für den Antrag der Kommission ge⸗

. nigoff,

ründen.

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sprochen, vertheidigie der Berichterstatter Bassermann den Kommi Antrag, der jedoch verworfen, und demnach die Forderung der Nenn von 6600 Fl. bewilligt wurde.

erzogthum Golstein. (2. M.) In einer am 25 in ne e , e, zahlreich besuchten, s. g. Kom nunꝛl sammlung ist eine Adresse an die holsteinschen Provinzial Stande schlossen und dieselben darin aufgefordert worden, bei der 189 sichtlich der Erbfolge in den Herzogthümern eingeschlagenen zu verharren. Am 21. Juli wurde die Leiche des zu Alton storbenen Ober⸗Präsidenten Grafen von Blücher Altona von bisherigen Ruhestätte in der dortigen Hauptlirche nach der su errichteten Gruft auf dem neuen lutherischen Kirchhofe gebracht. Menge Menschen folgte dem sonst in aller Stille vor sich g den Zuge.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 17. Juli. Se. Majestät der Kaisn den Minister des Unterrichts, wirklichen Geheimen Rath Uwartf, ihm einen Beweis besonderer Erkenntlichkeit für sein unermt Wirken im Dienste des Staats und für die Verdienste, durch seine vieljährige Verwaltung des Unterrichts Ministeriums sich n zeichnet, zu geben, so wie seine direkte Nachkommenschast, ij Grafenstand des russischen Reichs erhoben.

Um ihre Theilnahme an der Vermählung Ihrer Kaiserl. h der Großfürstin Olga mit Sr. Königl. Hoheit dem Kron prinjn Württemberg durch ein wohlthätiges Werk zu bethätigen, n hiestge Kaufmannschaft um die Kaiserliche Genehmigung nach und dieselbe erhalten, bei der Alexandra Schule des Hausct Versorgung alter und siecher Bürger“ für ewige Zeiten zehn S dien fuͤr weibliche Waisen gründen zu dürfen, die den Namen sionaire Ihrer Kaiserl. Hoheit der Groß fürstin Olga Nikolnsn führen sollen. Für dieselben ist bei der Schule eine besonden theilung eingerichtet, in welche am 13. Juli auch bereits dien 10 Pensionaire aufgenommen wurden. ̃

In der am J. Juli gehaltenen Jabres-Sitzung des n der Reichs⸗Kredit⸗Anstalten legte der Jinanz⸗-Minister demselln⸗ Rechnungen dieser Anstalten für das Jahr 18145 vor und eij die Sitzung mit folgender Rede: .

„Meine Herren! In der heutigen Sitzung des Conseils den si Kredü-Anstalsen sollen Ihnen die Rechnungen dieser Anstalten si Jahr 1845 vorgelegt werden. Die laufenden Operationen derselln aus den Rechnungs-Berichten selbst zu ersehen. Hier werde ich vn nur einiger besonderen Geschäftsvorfälle und Verfügungen, die in 1845 getroffen worden, erwähnen. Unter den am 5. Juli 18 höchst bestätigten Bedingungen der 2ten proz. Anleihe von 45 Nil Silber⸗-Rubel ist un er Anderem festgeseßt: daß alle 12 Jahr di pons für den Empfang der perpetuellen Renten für diejenigen s dieser Anleihe erneuert werden sollen, die nicht getilgt oder in Termin habende Billete umgewandelt worden sind. Als im 1834 der erste Termin zur Emittirung neuer Coupons ein getreten so erfolgte sie auch nach dem Wunsch der englischen und holland Kapitalisten, nicht allein in St. Petersburg, sondern auch in Londen Amsterdam, durch Vermittelung der dortigen General- Konsuln. Piu näherung des zweiten Termins, im Jahr 1845, warde berücksichtig das frühere Begehren der aus ländischen Kapitalisten, betreffend die En von Coupons im Auslande, hauptsächlich dadurch hervorgerufen worde daß das Senden der Original-Inscriptionen nach St. Petersburg nit ist von Schwierigkeit und Gefahr. Zur Vermeidung sowohl dieset standes als der Unkosten, welche der Krone durch die Aus fertigun Coupons im Auslande erwachsen, wurde für zweckmäßig erkannt, di Couponsblätter mit Talons zu versehen, um . unmittelbar zus Zeit neue Coupons in der Schuldentilgungs⸗Kommisston selbst empfa zu können. Zur größeren Erleichterung für dit ausländischen Kapital wurde, ihrem geäußerten Wunsche gemäß, die Auslieferung von Coups) diefem Jahr, sowohl in London und Amsterdam, wie auch in Hambu schlossen. Im Vorrathegewölbe der St. Peter · Pauls Festung zu bewahrung der Barren und klingenden Münzen, welche den Jom Reichs- Kredit- Billets und Depositenkasse bliden, wurden, mit Allein Genehmigung vom Juni 1845, 4676 besondere Kisten aufgestellt in die Silbermunze aufbewahrt wird. Die Niederlegung dieser Min dieselben im Beirag von 56 Millionen Rubel erfolgie im Mu Jahres in Gegenwart des Herrn Reichs⸗Controlleurs⸗Kollegen, der RMüglieder des Conseils der Reichs-Kredit⸗Anstalten, der Depultün Bor r fn n cd. der ausländischen Handelsgäste und des Vu tungs⸗Personals der Expedition der Reicht Kredit Billets. Am 1st Januar 1845 befanden sich im Vorraths Gewölbe 70, 164, 265 Ig Kop. Silb. in Barren und Münzen, die aus den Gewölben derd und Depositen⸗Exrpeditionen dorthin gebracht wordeß waren. Im 1815 wurden wiederum 12, 180, 000 Rub. Silb. dorthin gebracht. bestand am 1sten (13.) Januar 1846 der im genannten Vorraths · aufbewahrte Fonds in 82 C64. 245 Rub. 99 Kop. Sild. und in den Kassend ditionen der Kredit- und Depositen. Billets in 12,760, 837 Rub. 1 Kop. J men g5, 0õ, O83 Rub. Silb. Auch in gegenwärtigem Jahre ist dieser hy steter Zunahme duich Eintragung von klingender Münze gegen Empsch Reich s⸗Kredit-Billeis. Jetzt beträgt derselbe, im Vorraihsgewölbe und: wölben der Kredit-⸗Expediion und der Depositen-Kasse zusammen, 1006 Rub. S. Die Einwechselung der Assignationen gegen Kredit ⸗-Billets dan und mit erwünschtem Erfolg. Von den 595 776,10 Nub. Assi⸗ 18,551, i97 Rub. Depositen - Billets sind bis zum 9. Juli 144, 40535, Assizn. und 42,ů5 94, 064 Rub. Depositen ⸗Billets eingewechselt worden mit sind noch in Circulation 151.310, 9060 Rub. A sign. und 59 Rub. S. Depositen⸗Billets. Im Jahre 1828 wurden zum Versuch namünzen in Umlauf gesctzt; im Jahre 15845 aber, um unser Min in vollständige Uebereinstimmung zu bringen, sür nöthig gefunden, Prägung diefer Münze auszuhören. Zur Einwechselung derselben gewisse Zeit anberaumt worden. In Charkoff würde im Jahre f klin Eomtoir der Kommerzbank, versuchsweise auf zwei Jahr,! Nach Ablauf dieser Zeit suchte der General- Gouverneur von Poltawa und Charloff um Verlängerung des tf dieses Comtoits nach, da der Geschäftstrieb, desselben bin zunehme und Einfluß auf Handel und Gewerbthätigkeit, det des zu üben anfange, namentlich durch Verminderung des Diskent Privatleuten und Äufrechthaltung der Wollen- und Produ tenhreist zufolge warde durch Allerhöchst bestätigten Beschluß des Minister · Cc Jom 17. Oktober 1845 der Bestand des Comtoirs noch auf 3 Jahle n gert. Die Summe, welche die Ober⸗Verwaltung der Straßen ⸗Commum zu den im Jahr 1816 benöthigten Ausgaben für den Bau der Penn, Moskauschen Eisenbahn verlangt hat, beträgt nicht mehr als 30) S. und sst hauptfächlich zu Zahlungen im Inlande beslimmt, d

ausländischen Bestellungen vön der letzten ausänsdischen Anleihe net

hinreichende Summe vorhanden war. Wegen der Geringfügigkeit obig derung und des hinlänglichen freien Kapitals in den Banffasen gut befunden worden, im Jahr 1846 keine ausländische Anleihe zu n und die oben erwährlte Summe aus der Reichs, Leihb ank zu entlthun aber, wenn es in Zutunft nöthig sein sollte, zum Theil oder go dem Betrag einer ausländischen Anleihe zu bezahlen, wenn eine ol kommenden Jahren für den Bau der Eisenbahn gemacht werden so Aus den Rechnungs⸗Resultaten der Reichs⸗ Kredit Anstalten

sich unter Anderem:

Reichs ⸗Schuldentilgungs⸗Kommission. Im Laufe des Jahres 1845 wurden in das Reichs Schuldenbit etragen: ö Bel den Verwahrungekassen zu verschiedenen Unter- nehmungen entlehnt An Terminschulden ausgezahlt: in holländ. Gulden in Silber

An nicht Termin habenden Schulden in Silber

A, bi 1, 392 o 962

J Auswärtige er icht Termin habende Schulden

gleichen können.

Nach diesen Veränderungen war der Bestand der

pulden zum Jahre 1846 solgender:

inschulden:

nen, d Kahr. vuhen B de, f.. 50 388, 680 Rub.

226, 408, 230 *

Tf i sos 7.

nnere in Silber.. ......

Zusammen in Slber

gur Tilgung der Schulden hat die Schuldentilgungs⸗

Kommissson im Jahre 1815 erhalten, mit Hinzu

fügung von Resten früherer Jahre 26, i5i, 900 »

hiervon wurde zum Behuf der Termin und nicht Ter-

min habenden Schulden verbraucht und zum Til-

gungs fond geschlagen

imnach verblieb ein Kassenrest zum Jahre 1846 von Bestand des Tilgungssonds:

22, St 300 Rub. 3,249, C00

et Renten ⸗Schulden des 6proz. und des ersten und

weiten 5proz. Anleihens des dritten und vierten 5proz. Anleihens der proz. Anleihen

—⸗ as Reserve- Kapital besteht in

Frankreich.

Paris, 19. Juli. Der Herzog von Aumale ist vorgestern Algier hier wieder eingetroffen. Se. Königl. Hoheit langte mit Eisenbahn von Orleans an und begab sich von Paris sogleich RNeuill, wo die Königliche Familie sich aufhält.

Es soll Zwiespalt im Ministerium herrschen, angeblich dadurch uusacht, daß Herr Guizot, durch Perl's Beispiel ermuntert, auf dels⸗Reformen dringe, denen die Minister des Handels und der anzen durchaus entgegen seien. Man glaubt daher, daß diese den, Herr Cunin Gridaine und Herr Lacave Laplagne, sich zurück⸗ en würden, und als Nachfolger des Letzteren wird bereits Herr non bezeichnet.

Die Wähler im zweiten Bezirk der Hauptstadt, welche die Ge— ungen der Linken theilen, haben sich vorgestern, 12 1509 an der , unter Odilon Barrot's Vorsttz versammelt, um einen Kandida⸗ zu bestimmen, den sie dem austretenden Deputirten Lefebvre ent- enzustellen gedenken. Es heißt, sie würden den ehemaligen Maire ger dazu ausersehen.

Die algierischen Zeitungen vom 12ten d. sind angefüllt mit De⸗ s über den Empfang des neuen Bischofs von Algier, welcher am en dort eingetroffen war. Der Minister des öffentlichen Unter is, Herr von Salvandy, war am 109ten in Algier wieder zurück. sbten beabsichtigte er sich nach Bona und Konstantine zu bege⸗

Nach Berichten aus Oran vom 10ten geht es an der marok— schen Gränze noch immer unruhig her; mehrere maroklanische mme, welche die Autorität des Kaisers Abd el Rhaman wenig gar nicht anerkennen, unternehmen häufige Streifzüge auf das rische Gebiet, um zu plündern.

Der Moniteur veröffentlicht die vergleichenden Uebersichten der

nahmen der indirekten Steuern während des ersten Semesters der

re 1844, 1845 und 1846. In dem letzteren Jahre hat diese ahme 399, 479,000 Fr., das heißt 9,575,000 Fr. mehr als im re 1845 und 21,353, O00 Fr. mehr als im Jahre 1844, betragen. an muß indeß bemerken“, äußert der Commerce, „daß in dem en Trimester das Fortschreiten aufgehört hat. Die Einnahme vermin- s sich im Jahre 1846 um 405,000 Fr. im Vergleich mit dem ten Trimester des Jahres 1845; und die Erhöhung gegen 1844 em zweiten Trimester beträgt nur 7, 121,000 Fr. Endlich findet man, man Monat für Monat 1845 bis 1846 vergleicht, eine steigende ahme: der April ergab 685, 000 Fr., der Mai 871, 000 Fr. und Juni 2459, 000 Fr. weniger. Die Verminderung in dem lehten

mester rührt von den Einfuhrzöllen, von den Einregistrirungs- und

mpelgebühren, von Zuckern und dem Salz her. Es hatte indeß Einnahme⸗Erhöhung bei den Ausfuhrzöllen, bei den Getränken, einheimischen Zucker, dem Taback, dem Briesporto statt; allein Erhöhung hat die Verminderung bei den anderen Steuern nicht Diese Resultate sind der Aufmerksamkeit werth, wenn diese Periode der Abnahme sich verlängerte, so würde sie

re finanzielle Lage nicht verbessern.“

Nach offiziellen Berichten zählt Paris jetzt 3444 öffentliche Wa⸗ bestehend in Fiakern, Kabriolets mit 2 und 4 Rädern, Omni⸗ und Karossen mit 2 und 4 Rädern, deren tägliche Einnahme 16 Frs. beträgt, was für die 365 Tage des Jahres die Summe 2,87, 310 Frs, ausmacht. Diese von der Million Einwohner Paris und den Fremden, welche diese Hauptstadt besuchen, ge⸗ ene Ausgabe beläuft sich in mittlerer Summe für den Tag und f nur auf ungefähr 6 Centimes.

Die Bank von Frankreich ist mittelst Verordnung vom 10. Juli ant worden, ein Diskontirungs⸗Comtoir zu Valenciennes zu nden.

Der Herzog von Valmy hat seiner Deputirtenstelle in Toulouse gt; er wird, wie es heißt, in den Jesuiten⸗Orden treten; dage—⸗ tritt der Abbs von Genoude, Redacteur der Gazette de nee, als Kandidat für Toulon auf.

Der Minister des Innern hat, auf den Antrag der Kommisston geschichtliche Denkmäler, eine Denkmünze schlagen lassen, welche diejenigen verliehen werden soll, welche zur Erhaltung dieser Denk⸗ rw mitgewirkt haben.

Großbritanien und Irland.

London, 18. Juli. Die Spaltung der irländischen Repeal= tei ist jetzt mehr als je hervorgetreten, indeß scheint für die Re⸗ ng noch nicht viel dabei gewonnen zu sein. O'Connell, welcher riedlicher Ausgleichung der Differenzen und zur Aufhebung des Eal-Vereins wohl geneigt sein mag, wird durch die jüngere Par—= der Repeal⸗Anhänger in seinem Thun beschränkt, und seine Nach⸗ gkeit führte in der letzten Versammlung des Vereins in der „Ver- ungs-⸗Halle“ zu Dublin zu stürmischen Debatten zwischen dem so⸗ nnten „jungen“ und „alten Irland“. Der Lord⸗Mayor von Dublin te den Vorsitz. Es sollte Bericht abgestattet werden von den handlungen eines Comité's, das ernannt worden war, Vorschläge achen, wie man bei den nächsten allgemeinen Wahlen so viele ealers als nur möglich ins Parlament schicken könne. Der Lord or begann seinen Vortrag mit der Bemerkung, er danke dem ting sür die ihm erzeigte Ehre um so mehr, als jetzt von den den der Repealsache ausgesprengt werde, man werde die Agita⸗ aussetzen, um der Whig⸗Verwaltung Beistand zu leisten. Dabei er aber doch zu, daß von den Whigs vieles Gute für Irland warten und einiges schon geschehen sei. Es wurde hierauf ein hluß des Comitéis verlesen in Bezug auf die erfolgte Wieder- l des Herrn Sheil (der die Stelle des Münzmeisters unter der n Verwaltung angenommen hat) zu Dungarvon. Sheil ist kein ealer, man wolle aber für diesmal seine Wahl nicht hindern,

sie nur noch für ein Jahr ist und der Verein feine ganze Ueber n Punkt kam es zum Streit, da ohnehin Ss Connell, den Sturm ersehend, entschieden erklärt hatte, er bleibe bei seiner An⸗ die Agitation für die Reprealsache müsse, wie bisher, auf fried-= m Wege, ohne Anwendung physischer Gewalt, fortgesetzt wer= womit O'Connell schon so lange sein

rke auf die nächsten allgemeinen Wahlen aufsparen will.

Dieses laue Hinhalten,

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Agitations - Kunststück zu nähren und zu pflegen verstanden hat, wollte dem jungen Irland nicht weiter behagen. Ein Mitglied dieser Partei Iraction, Herr Meagher, nahm das Wort, um zu beklagen, daß man nicht zu Dungarvon einen Repealer statt des Herrn Sheil gewählt habe. „Wir bedürfen ˖ sagte er „tüchtiger Repealer und keiner Apostaten.“ Ueber diese Aeußerung entstand furchtbarer Lärm. Meagher sollte sagen, wen er als Apo- staten bezeichne. O'Connell erklärte; wenn er gemeint sei, so weise er die Beschuldigung mit äußerster Verachtung zurück. Nachdem sich der Sturm gelegt hatte, nahm O'Connell nochmals das Wort und ließ dabei eine Äeußerung fallen, die tiefe Sensation machte. Er gab nämlich zu verstehen, die Whig⸗Minister gingen mit dem Plane um, den katholischen Klerus in Irland künftig aus öf- fentlichen Mitteln zu besolden. Gegen eine solche Maß-— regel, welche den Klerus in eine gewisse Abhängigkeit von der Regierung bringe, hatte sich O'Connell stets auf das Entschiedenste erklärt, und jetzt bemerkte er, daß er dem Plane seine Zustim— mung geben wolle. Der Repeal-Verein soll indeß auch unter der neuen Regierung noch sortbestehen, und OcConnell hat auf einen an ihn gerichteten Vorschlag des Grafen von Miltoun, wenigstens sür ein Jahr die Wirksamkeit des Vereins zu suspendiren, vorgestern in Freemans Journal eine lange Entgegnung erlassen, welche den Vorschlag ablehnt.

Ueber die „eiste Schwierigkeit“, welcher das neue Kabinet lbei der Zuckerfrage) begegnen dürfte, enthält die ministerielle Morning Chronicle folgende kurze Notiz, die sich auf das Gerücht be— zieht, als seien die Minister willens, die Opposition zu entwaffnen, indem sie ihr in gewissen Punkten zu Gefallen sein wollten: „Man hat der Verwaltung Lord Melbonrne's zwei Febler zugeschrieben, die ihr mehr üble Nachrede, als irgend andere, zugezogen; der eine die⸗ ser Fehler war, daß die Minister gar oft das Vertrauen ihrer stand⸗ hastesten Anhänger hingaben, bei andauernden und doch nutz- losen Versuchen, ihre Opponenten zu versöhnen; den ande⸗ ren Fehler wollte man in der ungeschickten Behandlung der Finanz⸗Angelegenheiten gefunden haben. Von diesen Beschuldigungen war die eine übertrieben, die andere ganz grundlos. Inzwischen war das Vorurtheil aufgekommen, und es ist noch heute nicht in der öf—⸗ fentlichen Meinung verschwunden, und sollten gegenwärtig, wie man wissen will, die Minister damit umgehen, sich mit den westindischen Pflanzern über die Zuckerzölle zu verständigen und der Opposition gegen die projektirte allgemeine Maßregel durch einen Vergleich zu— vorzukommen, so würde dies der „alten Klage“ eine deutungsvolle Sanction geben.“

Aus Portsmouth wird gemeldet, daß Ihre Majestät die Köni⸗ gin den Prinzen Albrecht, welcher nächste Woche nach Liverpool geht, um daselbst den Grundstein zu dem Zufluchtshaufe für Seeleute zu legen, dorthin begleiten werde.

Eine Deputation der nach dem Cap handelnden Kaufleute hatte vorgestern im Kolonial⸗Amt eine Unterredung mit dem Grafen Grey, dem sie die beunruhigende Sachlage am Cap der guten Hoffnung, welche durch den Einbruch der Kaffern in den östlichen Theil der Kolonie entstanden ist, weitläufig und mit der Bitte um sofortige Ab⸗ sendung bedeutender Verstärkungen auseinandersetzte.

Die Angabe, daß Peel mit seiner Familie nach Italien reisen werde, erklärt der Standard für unbegründet.

Aus Stranraer wird unterm 14ten gemeldet, daß etwa 14 engl. Meilen von dort das irländische Da mpf⸗Paketboot „Maiden City“ früh Morgens an den Felsen der sogenannten Mull von Galloway gescheitert ist. Der Stoß war so gewaltig, und das Wasser drang, da ein Theil des Kiels und des Rumpfes augenblicklich weggerissen wurde, so rasch ein, daß viele Frauenzimmer das Schiff hatte 110 Passagiere an Bord beinahe in ihren Lagerstätten ertrunken wären. Von der Küste kam so rasche Hülfe, daß alle Passagiere unversehrt ans Land gebracht werden konnten. Das Schiff war ein vollkommenes Wrack, dessen Sinken man stündlich erwartete.

X London, 17. Juli. der Tory⸗Partei oder, noch immer eine beob⸗ achtende und vorbereitende. Aber ich glaube, daß sie ihre vereinten Kräfte mit großer numerischer Stärke gegen Lord John Russell's Plan zur Regulirung der Zuckerzölle geltend machen wird. Dieser Plan wird, wie ich vermuthe, erstens in der sofortigen Aufhebung des Unterschiedes zwischen dem fremden Sklavenzucker und dem frem⸗ den durch freie Arbeit erzeugten Zucker bestehen, zweitens in der Er⸗ mäßigung des bestehenden Schutzes für britischen Zucker von 9 Sh. 4 Pce. auf 7 Sh. für die nächsten zwei oder drei Jahre und drit⸗ tens in der allmäligen gänzlichen Aufhebung des Schutzes in unge⸗ fähr drei weiteren Jahren, so daß nach fuͤnf Jahren fremder und britischer Zucker völlig gleichstehen werden. Der einzige Grund, welcher die Vertreter der westindischen und ostindischen Interessen zur Annahme eines solchen Planes bestimmen könnte, dürfte die Besorg= niß sein, im nächsten Jahre noch schlechtere Bedingungen zu erhalten; indeß da sie von den Toryführern durch Hoffnungen und Versprechun gen aufgeregt sind, so ist es wahrscheinlich, daß die Mehrzahl von shnen eher zum Widerstand als zur Beistimmung geneigt sein wird, in welchem Falle die Niederlage des ministeriellen Vorschlags unver- meidlich ist. Lord Brougham, welchem keine Freundschafts⸗ Anerbie⸗ tungen von den Whigs gemacht worden sind, ist so thätig, wie der Dämon des Unglücks. Er hat den Einfluß des Lord Lyndhurst sei⸗ nen nach Vergeltung dürstenden Leidenschasten gänzlich dienstbar ge⸗ macht, und diese beiden Veteranen sind jetzt die hestigsten Beförderer der factiosen Pläne der Opposition. Wenige Tage werden hinreichen, die Stellung der Parteien völlig aufzuklären. Gegenwärtig bietet das Haus der Gemeinen einen Schauplatz gränzenloser Verwirrung. Niemand kennt seines Nachbarn Gesinnungen und Absichten, kaum feine eigenen, und die gänzliche Aufhebung des Einflusses Sir Robert Peel's auf die Partei, die er ins Leben gerufen, hat diese Verwir⸗= rung noch größer gemacht. Seit seinem Rücktritt hat er in keiner politischen Berbindung mit irgend einem seiner Freunde gestanden, und da er vor einigen Tagen sich noch einen Fuß in seinem Waschbecken verletzte, bemerkte d'Ifraeli, „Sir R. Peel habe nun den letzten sei⸗ ner beiden Stützen, die ihm noch geblieben sind, verloren.“ Es bleibt ihm indeß ein schönes Bewußtsein seiner That und die Achtung des Volkes von England.

niederlande.

* Amsterdam, 18. Juli. Es ist noch immer nichts ent= schieden in Bezug auf die Lösung unserer Differenz mit Belgien. Herr Mercier, der belgische Bevollmächtigte, von dem man glaubte, er habe die letzte Hand ans Werk gelegt, kehrte ruhig auf seinen Posten als Gouverneur des Hennegau zurück, um dort bei Eröffnung der Session der Provinzial⸗Stände den Vorsitz zu führen, und in der Absicht, nach dieser Feierlichkeit wieder nach dem dag zu kommen, um diese endlose Sache zum Schluß zu bringen. Man versichert indeß, daß eine Kabinets⸗Berathung das ersehnte Ziel etwas näher gebracht habe, und daß die Entscheidung bald in beiden Königreichen bekannt sein werde. Der König, ber in dem Augenblick, wo Sr. Ma⸗ jestät angeblich der Vertrag eine Reise nach Friesland antrat, Rückkunft bezeichneten Tage nach seiner Hauptstadt

Die . wie sie sich selbst nennt, „Land⸗Partei“, is

kehrie an dem für seine zurück, verließ

zur Genehmigung vorgelegt wurde,

dieselbe jeboch bald wieder, um sich nach Soestdyk zu begeben; von hier wieder zurück, hat Se. Majestät eine dritte Reise vor, ohne daß man weiß, ob der Vertrag in der Zwischenzeit sanctionirt werden wird. Es müssen Schwierigkeiten eingetreten sein, die in einen Schleier gehüllt sind, den man nicht zu durchdringen vermag. Bel- gien ist übrigens auf bedeutende Zugeständnisse von seiner Seite ge⸗ faßt, wie es deren in seinem Vertrage mit Frankreich hat gewähren müssen, der so eben von seinem Senate angenommen worden ist. —— weiß, daß es seine Wohlfahrt nur in einem System ge genseitiger Zugeständnisse finden kann.

8 elgien.

Brüssel, 19. Juli. Das Zuckergesetz ist bereits vom Könige sanctionirt und im Moniteur veiöffentlicht worden. Der Senat hatte es unverändert angenommen, nachdem das erwähnte Amende⸗ ment der Kommission mit 21 gegen 17 Stimmen verworfen wor⸗ den war.

Däänem ar .

Kopenhagen, 18. Juli. Der König hat den Kronprinzen von Schweden zum Ritter vom Elephanten, den außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister des Königs von Schweden am dänischen Hofe, Kammerherrn E. Baron von Lagerheim, zum Großkreuz des Dannebrogs⸗, den ersten Hosmarschall des Königs von Schweden, Grafen G. F. Liljenkrantz, den ersten Hof⸗Stallmeister F. Braunerhjelm, den ersten Kabinets⸗-Secretair, Kammerherrn, Ba⸗ ron Manderström, und den ersten Leib⸗Medikus, Dr. C. Thelning, zu Commandeuren und mehrere andere schwebische Hofbeamte zu Rit⸗ tern dieses Ordens ernannt.

Das Blatt Foedrelandet giebt seine Zufriedenheit mit der Königlichen Resolution vom 1sten d., den Uebergang des Festeguts auf Königlichen Domainen in Erbpachtsgut betreffend, auf eine her- vortretende Weise zu erkennen. Ein Beispiel sei dadurch den Privat⸗ Landbesitzern gegeben, wofür alle gute Vaterlandsfreunde dankbar sein müßten. Die Reformbahn des Bernstorffschen Ministeriums sei wie⸗ der betreten. Nicht die feierlichsten Versicherungen von Seiten der Regierung wögen eine solche Handlung auf. Außerdem sei die Kö⸗ nigliche Resolution die beste Empfehlung, die der neue Kommissarius an die Stände mitnehmen könne, und wenn die erwarteten Regie⸗ rungs⸗Vorschläge in Betreff der ländlichen Verhältnisse in demsel⸗ ben Geiste abgefaßt wären und die von den Stände⸗Deputir⸗ ten einzureichenden Vorschläge mit demselben Billigkeits gefühl, welches aus der Resolutior hervorgehe, aufgenommen würden, so könne man annehmen, daß diese Angelegenheit ein glücklicheres Ende nehmen werde, als das vorigemal. Es könne natürlicherweise nicht ausblei⸗ ben, daß Vorschläge Behufs einer definitiven Lösung des Festever⸗ hältnisses auch auf Privatgütern einkommen würden, und wenn man auch nicht annehmen könne, daß die Regierung darauf sogleich in ihrem ganzen Umfange eingehen werde, so dürfe man doch für ge⸗ wiß annehmen, daß die Regierung nicht das Verlangen als ungesetz⸗ mäßig oder unbillig abweisen werde. Die Berling. Zeitung be⸗ zeugt ihre Freude darüber, daßdie Opposition auf diese Weise die Regierungs⸗Verfügung mit Dank anerkenne.

Der Redacteur des FädrelLands, Ströhm, angeklagt wegen eines aus dem norwegischen Con stitutio nelle im November auf- genommenen, die Königl. Kanzlei, ja Se. Majestät selbst schmähen⸗ den Artikels auf Veranlassung des Kanzlei⸗Cirkulars vom 8. Novem- ber wider die Bauern⸗Versammlungen (womit auch eine Beleidigun der schleswig⸗holstein⸗lauenburgischen Kanzlei verknüpft gewesen), t gestern vom Kriminal- und Polizeigerichte zu 2090 Rbthlr. Geldstrafe, zweijähriger Censur und den Kosten verurtheilt worden.

In einer am Zten in Roeskilde gehaltenen Versammlung von Aerzten wurde von einem dazu ernannten Comité eine Erklärung ab⸗ gefaßt, in welcher sich die Versammlung gegen das größere Publi⸗ kum über die Nothwendigkeit einer Reorganisation des Irrenwesens

ausspricht.

Sch weiz. Kanton Bern,. Der Verfassungs Rath hat eine Proclama—= tion an das Volk erlassen. Der luzerner Conduecteur kommt seit dem 15. Juli mit dem Postwagen von Luzern wieder nach Bern, und der bernische fährt wieder nach Luzern.

Kanton Freiburg. In Murten wurde am 17. Juli von den Abgeordneten der Gemeinden des Bezirks die Denkschrift an die Tagsatzung gegen den Beitritt des Kantons Freiburg zu dem katho— lischen Sonderbund unterzeichnet. Sie wurde von Fürsprech Ochsen⸗= bein dem Aelteren, welcher Bürger zu Murten ist, abgefaßt.

Portugal.

A Lissabon, 10. Juli. Man hat von vielen Seiten ver⸗ sucht, den unruhigen Bewegungen im miguelistischen Sinne, welche in den Provinzen Minho und Tras os Montes vor sich gehen, alle ernstliche Bedeutung abzusprechen, sie bereits als vollkommen erstick hinzustellen. Das offizielle Diario do Governo bringt indeß ein Dekret, welches die Regierung aus Anlaß dieser nge gen Ver⸗ suche erlassen hat, und woraus sich am besten der wahre Stand der Dinge erkennen und beurtheilen läßt. Der Bericht der Minister, welcher dieses Dekret hervorgerufen, lautet wie folgt:

„Senhora! Die subversiven Vorgänge und die überaus verbrecherischen Manifestationen, die in einigen Bezirken der Provinz Tras os Montes her- vortrelen, haben dem Minister ⸗Nath Ew. Majestät die Ueberzeugung gege— ben, daß einige unverbesserliche Anhänger der Sache des prostrikirten Prin- en die große und edelmüthige Bewegung der portugiesischen Nation zu ver= fach bestrebt sind; eine Bewegung., welche in jeder Beziehung zum Zwecke hat, immer mehr in diesem Königreiche die constitutionelle Charte und den mit ihr unzeitrennlich verbundenen Thron Ew. Majestät durch Aupassung des erwähnten Grundgesetzes an die gegenwärtigen Bedürfnisse und öffent- lichen Erferdernisse zu befestigen. Wenn nun auch die Minister Ew. Ma⸗ sestät überzeugt sind, daß dergleichen Alte nicht das gesammte Geschick dez Königreichs gefährden können, und daß an denselben weder Theil nehmen noch nehmen werden einsichtsvolle und ernste Männer von anerkannter Ehre und Moralität, welches auch zu einer anderen Zeit und in anderen Epochen ihre politischen Ideen gewesen sein mögen; obgleich sie (die Minisier) sicher sind, daß solches Banner keinen Wiederhall sinden werde in den Herzen des verständigen, arbeitsamen und getreuen Theils des portugicsischen Volles, so können sie doch durchaus nicht ver- fennen, daß in Müte der Aufregung und allgemeinen Berwirrung, welche die letzte Bewegung fast auf allen Seiten zurückgelassen hat, irgend ein aufrührerischer Kuf, irgend eine treulose Einslüßerung für den Augenblick wenigstens die getäuschten oder le denschaftlichen Männer verblenden lönnte, denen man verrätherischerweise Befürchtungen und Besorgnisse jeder Art ein= flößt, indem man bei ihnen Unordnungen und eine Hoffnungen erregi, und sie zu Erzessen verlritet welche der Wiederherstel ; lung der Ruhe und der Ordnung diametral zuwiderlaufen. Unte solchen Umständen erheischt vas öffentliche Wobl gebieterisch, daß der Bedeutung derselben entsprechende Maßregeln getroffen werden, indem kraft der Nothwendigleit an die Stelle der ordentlichen Negierungsmittel, welche für den normalen Zustand des Landes vorhanden sind, einige außerordent⸗ liche gesetzs werden. Durchdrungen von diesen Prinzipien, ünd entschlossen, bie Grrantworisichkeit auf uns zu nehmen, welche uns die Ereignisse auf-