1846 / 235 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Integrität hätten, und inwiefern Deutschland betheiligt und berufen sei, diese Rechte zu wahren, ferner, inwiefern es gerade der Kammer zustehe, das gemeinsame Verlangen zu ihrer Sache zu machen. Der auf unbedingten Beitritt zu der Adresse gerichtete Kommissions An-= trag ward mit Zustimmung der Regierungs⸗Kommission sofort in ab⸗ gekürzter Form berathen und von mehreren Mitgliedern der Kammer nachdrücklich unterstützt.

In der Sitzung der zweiten Kammer vom 19. August erbat sich unmittelbar nach ihrer Eröffnung der Abg. Basserm ann das Wort und äußerte: „Er habe wegen des in der sasten Sitzung durch den Präsidenten mitgetheilten Staats⸗Ministerial⸗Reskripts sich vor⸗ behalten, einen Antrag zu stellen (s. Nr. 227 der Allg. Pr. Ztg.. Inzwischen habe er den Inhalt des Reskripts näher geprüft; derselbe sage nichts weiter, als daß wiederholten Falles die Regierungs⸗ Com- missaire den Befehl hätten, den Verhandlungen nicht beizuwohnen. Die Regierung könne dies thun, und die Kammer werde jedenfalls eine selbstständige Berathung zu wahren haben. Einen weiteren An⸗ trag halte er darum nicht für nöthig.“ Die Tagesordnung führte dann zur Fortsetzung der Erörterung des Berichts über die Petition von 1335 Volksschullehrern, welche Angelegenheit durch Annahme sämmtlicher Anträge der Kommission erledigt wurde. Hierauf ward ein Gesetzentwurf über die Steuer Erhebung in den Monaten Au⸗ gust und September genehmigt. fhung war der Bericht des Abg. Mathy über Errichtung einer ba⸗ dischen Kredeit- und Girobank. Nach dem Antrage der Kommission sprach die Kammer mit allen Stimmen gegen eine aus: „Sie halte die Errichtung einer Landes⸗-Bank bei den gegenwärtigen Bedürf⸗ nissen des Handels, der Industrie und Landwirthschaft bezüglich auf Geld- und Kredit⸗Verhältnisse nicht nur für wünschenswerth, sondern für dringend nothwendig und ersuche daher die hohe Regierung, ei⸗ ner Actien-Geselischaft zur Errichtung einer Bank nach vorheriger Prüfung ihrer Statuten die höchste Genehmigung erwirken zu wollen und diesenigen Bestimmungen vorkehren zu lassen, welche zu ihrem Bestehen und gedeihlichen Wirken nothwendig sind.“

Herzogthum Holstein. Der Altonaer Merkur ent- hält ein Schreiben aus Kiel vom 29. August, folgendermaßen lau- tend: „Mit dem heutigen Dampfschiffe kraf die sichere Kunde ein, daß der Prinz von Augustenburg zu Noer und der Herzog von Hoistein⸗Glücksbürg nach Allerhöchster Entschließung Sr. Majestät des Königs aus dem Staatsdienste entlassen sind. Diese Nachricht hat hier eine nicht geringe Sensation hervorgebracht, wobei es zugleich einwirkt, daß Se. Durchlaucht der Herzog von Glücksburg (augenblicklich auf einer Badereise nach Nerderney abwe⸗ send) seine hiesige Stellung als Chef des 5ten Jäger⸗Corps seit acht Jahren bekleidet und in dieser Zeit sowohl bei seinem Bataillon als auch sonst in hohem Grade persönlich beliebt wurde. Die bisherige Stellung des Prinzen Statthalters und sein persönlicher Charakter werden die Theilnahme des Landes einem Ereignisse zuwenden, dessen Bedeutung sich in seinem ganzen Umfange zur Zeit gewiß noch nicht übersehen läßt. Die Verwaltung der Statthalterschaft ist, dem Ver- nehmen nach, provisorisch dem Kanzlei⸗Präsidenten, Grafen J. von Reventlow-Eriminil, übertragen worden.“ Außerdem giebt das genannte Blatt den Haupt⸗Inhalt der Nr. R der Stände⸗ Zeitung, der letzten der diesjährigen Diät. Es wird darin über die 11te Sitzung der holsteinischen Provinzial⸗Stände⸗Versammlung, in der die Vorberathung, und über die 126, in der die Schlußbera⸗ thung über den Antrag des Bürgermeisters Dr. Balemann stattsand, so wie über die 142 Sitzung berichtet, in welcher 36 Abgeordnete erklärten, daß sie verhindert seien, ferner an den Sitzungen Theil zu nehmen, wogegen 6. Abgeordnete erklärten, daß sie ferner an den Verhandlungen Theil nehmen wollten. Endlich referirt die Stände⸗ Zeitung über die Einberufung der Stellvertreter und theilt sodann folgende Schluß⸗Rede des Königlichen Kommissars nebst einem Schrei⸗ ben Sr. Majestät mit:

„Ich habe mit Bedauern gesehen, daß keine beschlußfähige An— zahl von Abgeordneten hier vorhanden ist, da die meisten der Ein⸗ berufenen sich nicht eingestellt, sondern aus verschiedenen Grün⸗ den das Erscheinen abgelehnt haben. Für diesen Fall haben Se. Majestät der König ein Allerhöchstes Restript an mich erlassen, wel⸗ ches folgendermaßen lautet:

„„Hochedler, Lieber, Getreuer!

Es hat Unserem landesväterlichen Herzen wehe gethan, zu er⸗ fahren, daß die überwiegende Mehrzahl der Mitglieder der Versamm⸗

lung der Provinzial Stände des den gt e, Holstein sich durch eine

unrichtige Auffassung Unseres offenen riefes von 8. Juli d. J. und durch eine den klaren Worten des allgemeines Gesetzes vom 28. Mai 1831 widerstreitende Ansicht über die Befugniß und Verpflichtungen der Provinzial⸗Stände hat hinreißen lassen, die Versammlung vor der Beendigung ihrer Arbeiten zu verlassen. Diesem pflichtwidrigen Verfahren allein ist es zuzuschreiben, daß die theils von früheren Versamm⸗ lungen Unserer Provinzial⸗ Stände, theils von vielen Unserer übrigen lieben und getreuen Unterthanen wiederholt und dringend erbetenen wichtigen, der gedachten Versammlung vorgelegten Gesez⸗ Entwürfe nicht vor⸗ schristsmäßig bearbeitet worden sind und, da die zur Fassung von Beschlassen gesetzlich erforderliche Anzahl von Abgeordneten, ungeach⸗ fet der wiederholt erlassenen Aufforderungen, nicht zur Stelle ist, in der gegenwärtigen Diät auch nicht mehr werden behandelt werden können. Indem Wir dir daher hierdurch befehlen, die dies jährige Ver⸗ sammlung der Provinzialstände des Herzogthums Holstein aufzuheben, tragen Wir dir zugleich auf, denjenigen Abgeordneten, welche ihrer

Der letzte Gegenstand der Bera⸗

1006 Pflicht getreu zur Stelle geblieben sind, hierfür Unsere Allerhöchste Zufriedenheit zu bezeugen. Wir befehlen dich in Gottes Obhut. Gegeben zu Wyck auf Föhr, den 13. August 1846. Eh rist ign R.““ Indem ich mich dieses Allerhöchsten Austrages durch die Ver⸗

des Allerhöchsten Resfripts ier f erkläre ich die sechste ü

lesun ir aufgehoben.“

holsteinische Stände⸗Versammlung hiermit

Der Präsident: der Königliche Herr Kommissar in Folge Allerhöchsten Befehls ihr mitgetheilt hat. Ich darf nur ausmerksam machen auf den A41sten 8. unseres Gesetzes, nach welchem die Versammlung sofort nach ihrer Aufhebung ihre Functionen einzustellen und ruhig aus einander zu gehen hat. Auch ich verlasse mit Ihnen, meine Herren, diesen Platz, auf welchen mich Ihr Vertrauen diesmal wie zweimal früher berufen hat. Ich scheide mit dem Wunsche, daß die gegenwärtige höchst er⸗ freuliche Anwesenheit unseres Allergnädigsten Landesherrn in Seinen deutschen Landen Ihm die Ueberzeugung verschaffen möge, wie Seine Unterthanen in beiden Herzogthümern sich der Rechte bewußt sind, die ihnen zustehen.“

XX Frankfurt a. M., 21. Aug. Se; Königl. Hoheit der Kurprinz-Mitregent von Hessen ist gestern von Baden wieder hier eingetroffen und heute Vormittag nach Marburg und Kassel weiter gereist. Der Bundes⸗Präsidial - Gesandte, Herr Graf von Münch⸗ Bellinghausen, machte heute Vormittag dem Kurprinz⸗Mitregenten noch feine Aufwartung. Se. Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen⸗Weimar war auch hier eingetroffen.

Die Zahl der täglich hier ankommenden Fremden ist jetzt über⸗ aus stark, und unsere Stadt gewinnt dadurch ein sehr reges Leben. Die fürstlich thurn⸗ und taxissche Post befördert jetzt ihre Reisenden und Briefe nach Darmstadt und Baden auf der Main⸗Neckar⸗Eisen⸗ bahn. Unser Bundes ⸗Kontingent wird Ende September von dem FKeaiserlich österreichischen Feldmarschall Lieutenant von Jetzer inspizirt.

Frankreich.

Paris, 20. Aug. Der Herzog von Auniale bielt gestern auf dem Marsfelde Revue über 27 Bataillone Infanterie, 23 Schwa⸗ dronen Kavallerie und das Fte Artillerie⸗Regiment, an dessen Spitze sich der Herzog von Montpensier, der Oberst dieses Regiments, be⸗ fand. Der Kronprinz von Bayern wohnte diesem militairischen Schau⸗

iele bei.

ö Die Pairs-Kammer hat die Kommission für Entwersung der Antworts-Adresse auf die Thron-Nede ernannt,. Es vesteht diese Kommisston aus den Herren Odier, Vicomte Flavigny, Persil, Baron Girod (de hbAin), Grafen Argout, Grafen Portalis und dem Her⸗ zoge von Broglie. Herr Odier wurde von der Kommission zu ihrem Präsidenten und Grasen Portalis zu ihrem Berichterstatter ernannt. Man glaubt, die Pairs-Kammer werde auf nächsten Freitag einbe⸗ rufen werden, um die Verlesung des Adreß⸗Entwurfs zu vernehmen. Die Disfussion über denselben wird sofort nach der Verlesung be⸗ ginnen und voraussichtlich sich nicht über die Sitzung dieses Tages

ausdehnen. Es ist aufgefallen, daß Marschall Soult bei der Eröffnung der Kammer nicht erschien. Wie verlautet, hätte er sich definitiv gewei⸗ um seine Stellung als Präsident des Minister-

gert, zurückzukommen, raths wieder zu übernehmen. Man hält es für wahrscheinlich, daß das die „Gesellschaft

Guizot das Präsidium übernehmen werde.

Vorgestern fand das große Bankett statt, der Oekonomisten“ in Verbindung mit mehreren Pairs, Deputirten, Kaufseuten und sonstigen Notabilitäten der höheren Bürgerklassen dem berühmten Gründer der englischen Antikorngeset⸗League, Richard Cobden, zu Ehren gab. Herzog von Harcourt, Pair von Frankreich und Präsident des süngst erstandenen Freihandels⸗Vereins, führte den Vorsitz; ihm gegenüber saß Herr Horace Say, einer der Vice ⸗Prãä⸗ sidenten der Gesellschaft; rechts vom Präsidenten Herr Cobden. Der erste Toast, welchen der Herzog von Harcourt ausbrachte, galt dem Könige. Der zweite, den Herr Horace Say ausbrachte, Herrn Richard Cobden. Dieser dankte in einer langen Rede, die er mit dem Trinkspruche schloß: „Auf die Vereinigung aller Völker!“ Graf von Harcourt trank dann auf die „Freiheit des Waaren⸗Aus⸗ tausches!“ Michel Chevalier „auf das Emporblühen der französischen Industrie!“ Herr Anisson Duperron auf die „Verbesserung der Tage der Arbeiterklasse!“ Friedrich Bastiat auf „das Wohl der Ver⸗ theidiger des freien Handels im Schooße der Deputirten- und Pairé⸗ Kammer!“ Herr Sonteyraud brachte den „Gründern der national⸗ ökonomischen Gesellschaft“ eine Gesundheit aus; Joseph Garnier der „Association in Bordeaur“; Herr Riglet dem „pariser Freihandels⸗ Verein!“ Herr Blanqui „dem Frieden!“ und Herr Ortelan im Na⸗ men der Rechtswissenschaft: „dem freien Handel!“

In Bezug auf die im Kirchenstaate durch Beschluß vom 7. Au⸗ gust verfügte Herabsetzung der Zölle, wonach die Tuche in Zukunft statt 0 nur 25 Seudi für 100 römische Pfund zahlen, was eine Reduction von 59 pCt. ist, bemerkt das Journal des Déäbats unter Anderem: „Die römische Regierung verliert übrigens die Interessen der National- Production nicht außer Augen; sie be⸗ stätigt die ziemlich beträchtlichen Prämien, welche der Fabrication der feinen Tuche dort verwilligt worden, und behält den alten Zoll auf die groben, Tuche und Wollen-Fabrikate bei, das ein⸗ zige Fabrikat, das in den Kirchenstaaten von einiger Wichtigkeit ist. Frankreich führt noch nicht bedeutend, aber doch zunehmend

„Die Versammlung hat vernommen, was

schwarze und blaue Tuche aus Sedan, Louviers und Elben bie englischen Tuche finden dort keinen Beifall, allein die bilden den stärksten Theil des römischen Bedarfs. Es ist z im Kirchenstaate anerkannt, daß die französischen Tuch⸗F allen Rücksichten denen unserer nördlichen Nachbarn vonn sind, doch diese, mehr in die Augen fallend und, leichter,, sich besser für die dortigen, durch ein gewöhnlich heißes Klima tenen Sitten, auch weil sie wohlfeiler sind. Da die Tuche uin nach der Schwere besteunert werden, so sind die Zölle nothwen leichte Tuche geringer. Dies bleibt für die französischen din berücksichtigen. Unfere Tuche, wie unsere Baumweollen und e Waaren und unser Zucker, können auf dem römischen Markte, n cher Nähe von Marseille, einträgliche Absatz⸗Quellen finden.“

Am Montag fand unter Vorsitz des Pairs Beranger ü liche Sitzung zum Schutz junger Sträflinge und der aus 9 fängnisse entlassenen jungen Verbrecher statt. Es ergiebt sit bie Von der Gesellschaft erstrebten Resultate sich befriedigend gen Im Jahre 1845 hatte die Gesellschaft 299 Kinder untn s Schutze; 181 derselben benahmen sich so, daß sie nichts zu nin übrig lassen, 30 erheischten noch strenge Aufsicht, 5 haben nf Schutz verzichtet, 25 sind verschwunden, 2 sind von der Gtscs aufgegeben. Das Verhältniß der Rückfälle hat sich sei ; Wirken günstig erwiesen, da dieselben sich sehr vermindert hahn.

Heuͤte fand die feierliche Beerdigung des Marschall Ji dem Invalidendome statt. Unter den Leidtragenden im Ji merktẽè man den Marschall Bugeaud und den Herzog von)

ensier. ; ie Regierung hat die jüngsten ihr zugekommenen Beriht Otaheiti bekannt machen lassen; sie sind vom 29. Janmn, Gefecht und der Verlust bei der Landung auf der Insel wu wirb darin zugestanden; die Franzosen hatten 18 Todte und hi wundete.

In der Deputirten-Kammer wurde heute die Verisicntjn Vollmachten fortgesetzt.

Eine Königliche Verordnung bestimmt, daß die Sitzung Departements⸗Räthe für dieses Jahr am 14. September aun an 28. September geschlossen werden sollen; ausgenommen! ist das Seine⸗Departement, wo die Session des Departemenngs am 2. Rovember beginnt und am 16. November beendigt.

Ein Sohn Joseph Henry's dient als Sergeant in Astth wird als ein fehr wackerer und verständiger Mensch geschilden. soll über die That seines Vaters ganz in Verzweiflung sein. 6 Erzählungen nach hätte sein Vater bei seinem Urlaub in Pi Zeichen von Geistes-Verwirrung gegeben, was auch von einen wohner von Oran bestätigt wird, der bei seiner Anwesenhtt Paris Henry kennen gelernt und ihn für verrückt gehalten hatte

Der Pat rie zufolge, scheint die Dpposition einig zu sein,h Dupin als ihren Kandidaten dem Herrn Sanzet gegenüber zu st da bie Kandidatur Odilon-Barror's gar keine Aussicht auf Geh

ätte.

; Dem Constitutionnel zufolge, nimmt der Marine-Mi jetzt gegen hundert Arbeiter an, welche vier Jahre lang an du Mayotte beabsichtigten Befestigungen bauen sollen; zu Toulon hu sie sich einschiffen.

Der Esprit public will wissen, daß General Baron Felt zum General-⸗Gouverneur von Algier ernannt werden würde.

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An der Börse war heute die sranzösische proz. Rente 1

angeboten, in Folge von Geldbedürfnissen. Die Eisenbahn⸗ hatten dagegen eine feste Haltung.

X Paris, 19. Aug. In der, Deputirten Kn wurde heute die gestern abgebrochene Prüfung der Wahl⸗Volsm fortgesetzt. mit Vorbehalt der Vorlegung der Aktenstücke. Unter den nig klärten Wahlen befand sich auch die des Herrn von Genonde Toulouse. Der Alters-Präsident, Herr Sapey, stellt di u ob Herr von Genoude zugegen sei. Dieser erhebt sich. Der M

fident: Verlangen Sie den Eid zu leisten? Herr von Geng

Ja, Herr Präsident! (Tiefe Stille. Der Präsident: Sie st ren Treue dem Könige der Franzosen, der constitutionellen und in Allem sich zu verhalten, wie es einem guten und hn Deputirten zukommt? Herr von Genou de: Ich schwöre es. mit war sein Eintritt in die Kammer vollendete Thatsache. hin wurden wieder eine Anzahl Wahlen für“gültig erklärt, dagegtr Ausspruch für die Wahlen der Herren Sahune, Lanjuinais, Leton de Fogeres, Riviere de Larque und Herzog von Uzes vertagt. der Sitzung waren alle Büreaus der Kammer versammelt gin um die zahlreichen Protestationen gegen Wahlen zu untersuchen, eingelaufen sind.

Der Bericht des Herrn Laplagne Barris über das Alten das Leben des Königs ist gestern vor dem Pairshofe verlesen Versetzung in Anklagestand gegen den Angeschuldigten auf Anm General⸗Prokurators Herrn Hebert ausgesprochen und darauf stag, der 25ste d. M., zum Anfang der Prozeß⸗Verhandlungen g Henry vom Pairshofe festgesetzt worden. Der Bericht ist von in ordentlicher Länge, indem er auf eine Menge von Detail in aus denen aber die Hauptpunkte im Wesentlichen sich kurz zufnn fassen lassen. Der erste Hauptpunkt ist: Henry hat sein h mit allem möglichen Vorbedacht verübt. reichen Papieren hervor, die man bei der Nachsuchung in seintts nung gefunden hat. Er hatte diese Papiere sogar eigens ordnet, daß die Behörden bei der Nachsuchung sogleich den

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lassen hervorgerufen durch diese, man könnte sagen „klassische“ Ab—⸗

eschlossenheit, entstanden in neuester Zeit verschiedene Vereine, deren

aupttendenz dahin abzielt, die Instrumentalwerke jüngerer, besonders hie siger Talente zur Aufführung zu bringen, ohne deshalb die älteren Meister⸗ werke vom Vortrage auszuschließen. In diesem Sinne organisirte Herr Musit⸗Direltor Wieprecht ein ganz neues, lediglich aus Militair⸗ Musikern bestehendes e, , das im verflossenen Winter bereits mannigfache Proben seines löblichen Strebens ablegte; so entstand der berliner Tonkünstler-⸗Verein, die Veröffentlichung von Arbeiten seiner Mitglieder durch zu veranstaltende Matin cen bezweckend; so bildete sich ein Dugartett Verein, Herrn Kammer⸗Musikus Aug. Birnbach an der Spitze, der es sich ebenfalls zur Aufgabe stellte, die Productionen hiesiger Tonkünstler auf dem Gebiete der Instrumental · Musil, als: Streichquartette, Klaviertrios ac., zu Gehör zu bringen. Allen diesen jungen Künstler Vereinen ist bei ihren Bestrebungen (denen wir mit Aufmerksamkeit zu folgen und sie in unser kritisches Bereich zu ziehen versprechen) um so mehr das beste Gedeihen zu wünschen, als sie in der That dadurch, daß sie aufstrebenden oder nam'enlosen Künstlern die längst ersehnte Gelegenheit bieten, ihren Talenten Anerkennung zu verschaffen, einem tief gefühlien Bedürfniß begeg⸗ nen; eine Gelegenheit, die ihnen bei den bekannten stereotypen Grundsaͤtzen ener älteren Institute vielleicht nie geworden wäre!

Von dem zuletzt in unserer Einleitung erwähnten, von Herrn August Birnbach geleiteten Qugrtett-Verein ging die Matinee aus, deren Besprechung Zweck diesen Zeilen is Wir bemerken beiläufig, daß der näm- liche Verein bereits mehrere ähnliche Aufführungen im Lolale des Herrn Stöcker veranstaltete, denen wir jedoch nicht beiwohnttn. Diesmal kamen zum Vortrage:

1. Streich ⸗Qułartelt von Haydn (Fedur) op. 74.

2. ii gn oserte/ Violine und Violoncell von Beethoven (B-dur),

op. 977 un

3. . Streich Quartett (für 4 Violinen 2.) von Ad. Schulz

dur).

Die Ausführung des Haydnschen Quartetts durch die Königlichen Kammer- Musiter Herten Birnbach, Espenhahn J.,, Schulz und Es: penh ahn Ii. war durchaus lobenswerth und zeichnete sich eben sowohl durch gutes Zusammenspiel als durch seine Nüancirung aus. Der erste Violinsst (dessen Saiten leider, wahrscheinlich in Folge der Hitze, nicht im⸗= mer prompt ansprachen) besitzi im hohen Grade jene Frische und Keckhheit der Bogenführung, die zum charakteristischen Vortrage der lebensvollen, hu—= morsprudelnden Haydn schen Musik unerläßlich sind; daß die anderen Spie⸗ ler ihm sichtlich nachzueifern sich bestreben, so wie, daß dies Streben von gutem Erfolge gekrönt wa:d, erken nen wir ebenfalls gern an.

Bei dem Trio von Beethoven machten wir in Herin Gährich jun. die Befanntschaft eines wackeren Pianisten, der Kraft mit Weichheit des Anschlages verbindet und bei Ausführung des tiefsinnigen Meisterwerkes das inn ge Verständniß desselben überall durchblicken ließ. Auch die Mit- spieler (Birnbach, Espenhahn Il) trugen ihre Partieen zu Dank vor, so daß daz Musitstück eben sowohl durch die Schönheit der Compositionen, als der höchst gelungenen i wegen, allgemeines Interesse erregte.

Das Doppelguartett von Ad. Schulz betreffend, so haben wir uns vorerst gegen die Gattung der Compositionen auszusprechen, welche, der Jusammenstellung von 8 Streich- Instrumenten halber, an das Orchester= mäßige anstreifend, uns, als eine keine bestimmte Wirkung erzeugende, er⸗ künstctte, als eine Zwittergattung erscheinen will. Könnten wir uns eine der Besetzung entsprechende, charatterjstische Behandlung denken, so wäre es die zwelch örige, d, h. eine solche, wo sich die beiden Quartette, gleich zwei verschiedenen Chören, gegenüber ständen, urn sich gegenseitig

zu ergänzen, in welchem Falle dann natürlicherweise jedes Quant

obligat behandelt werden müßte und nicht eiwa der Eine dem dürfte, während der Andere nur die untergeordnete Rolle der ige der Ausfüllung übernähme, wie das in der That, bei dem in Reden den Werte geschehen ist. Doch abgesehen von einer solchen nichl zo denen chatakteristischen Behandlung, die übrigens eine ungehenst h

und eine nicht minder große lonirapunttische Geschicklichkeit benen

Arbeit jedenfalls viel Anerkennung wenhhet, und fließende Schreibart betrifft, Len und fehr dankbar ist de einen obligat behandelten Sr

würde, enthält die sonders was Klarheit lanter Wirkung im Allgemeinen Allegro, insbesondere sür den

Chor, wenngleich nicht verhehlt werden darf, daß der zweite Quartett

in seiner untergeordneten Stellung, mit den ewig wiederkehrenden, ge vollen und orchestermäßigen Achtelsnoten auf die Dauer einen tinin Eindruck hervorruft. Bas Andante ist kurz und von an sprechennn kung; die Art und Weise, wie hier das zu Anfang auftretende gesun Monls des ersten Quartett ⸗Chors pizzicats vom zweiten begleitet wind schon als ein Beispiel jener charakteristischen Gestaltung eint Ni Quartetts angeschen! wewen. Scherzo und Finale sind ebenfall 9

Musitstücke, wie denn überhaupt das ganze Wert, ohne tiefere r

zuregen, einen angenehmen. Ein druck zu hinterlassen nicht Wird erkennen wie erholt die sieißige' und von Geschic ! Arbeit des Herrn Ad. Schulz als eine ehrenwerthe an, weng g 6 n eines Doppel Quartetts nicht erreichte. Schließlich usführun Spielern hler noch die Herren Hilmer, Steffens, Ey rich n mann betheiligt waren; sämmtliche Mitwirkende leisteten Lobenswerthes. 8

Eine Anzahl W hlen wird für gültig erklärt len

Dies geht aus allt

nur so viel, daß außer den bereits oben genannten vie,

ten sollhen, daß er alle seine Schritte wohl berechnet habe, us seinen Aeußerungen in dem, was er niederschrieb, ersteht man gllich auch bas Bestreben, aller Welt zu zeigen, daß er stets als Mann gehandelt habe; 20,0090 Fr., sagt er, hätte er durch etrig gewinnen und in die neue Welt damit eniweichen können, er ee wollte nicht. Zu Grunde gerichtet, habe er nur noch den unsch gehabt, zu sterben, aber er habe keinen Selbstmord begehen wlen. Er selbst besteht fest und bestimmt darauf, daß seine Pisto⸗ n zwar nicht mit Kugeln, aber mit Eisenstücken geladen gewesen, In wenn man diese nicht aufgefunden, sagt er, so beweise dies wei⸗ nichts, als daß man nicht recht gesucht habe. Die Pistolen (ben sogenannte gezogene Läufe, und die damit angestellten gersiche durch Sachverständige beweisen, daß die Kugeln, die in auf 60 Meter Entfernung gegen eine Mauer aus ihnen ab⸗ hoß, noch auf 4 bis 5 Meter weit zurückprallten. Er behauptet, nen Pfropfen auf die Ladung aufgesetzt zu haben, weil er Niemanden herletzen beabsichtigt habe. alda, schöpft aus den aufgefundenen Ueberresten des Pfropfen die cbetzeugung vom Gegentheil. Wie bis ins Kleine er für alle mög⸗ hen Fälle vor Begehung seines Verbrechens Vorsicht getroffen hatte, weist namentlich die folgende Thatsache. Er sah die Möglichkeit aus, daß das Volk ihn sogleich nach der That niedermachen könnte, hies wäre ihm befanntlich auch geschehen, hätten nicht die Stadt zergeanten ihn schnell der Wuth der Menge entzogen. Für den l'aber, daß er nicht niedergemacht wurde, hatte er die 120 Fr. Gold mitgenommen, um während seiner Haft sich manchmal etwas ich thun zu können. Intriguanten beschuldigt er, die Ursache sei⸗ s Fuins zu sein, und daß er jetzt zum Verbrecher werde. Nach n Jengen-Aussagen war er zwar freundlich gegen seine Arbeiter, nen er früher 20 bis 25 hatte, und mischte ssch nie in politische Enel; übrigens aber war er eitel, hochmüthig und kalt, selbst ge= nselne eigenen Söhne und gegen seine Schwester. Die Verbin⸗ una mit einem schlechten Weibe war der Anfang zu seinem mate⸗ len und moralischen Verderben. Sie verschwendete ihm große ummen, weshalb er sie vor etwa vier oder fünf Jahren fortsagte. ann nahm er eine Summe von Sb, 0090 Fr. auf, die aber verloren Der Darleiher starb, und dessen Mutter wollte sich mit „00 Fr. begnügen, die im nächsten Oktober bezahlt werden sollten. fer dies nicht konnte, auch keine Aussicht hatte, dem drohenden unferott zu entgehen, so richtete er eine Petition an den König, ein Darlehen dieses Betrages direkt oder durch einen Banquier f Empfehlung Sr. Majestät. Angeblich höchst wichtige Geheim- von Erfindungen für das öffentliche Wohl wurden als Grund er Bitte von ihm angegeben. In Kenntniß gesetzt, daß dieses Gesuch dem nig nicht vorgelegt werden könne, zeigte er sich nicht unwillig darüber, so erzürnter aber, als Herr von Rothschild auf mehrere Briefe ichen Zwecks ihm keine Antwort gab. Auch an Herrn von La⸗ mine nd Herrn Raspail, den bekannten Apotheker und Chemiker, ftüher als eines der Häupter der republikanischen Partei eine ölle spielte, wendete er sich vergeblich. Als ihm dann der Plan, reiche Frau zu finden, wozu er den Weg der Ankündigung durch Journale wählte, auch mißlang, verzweifelte er an der Möglich⸗ „sch aus seiner gedrängten Lage zu ziehen, und verfiel in jenen müthszustand, der ihn auf die Bahn des Verbrechens führte. ne Schrift unter dem Titel: Prémäditations, die er nicht lange vor Ntteniate schrieb, zeigt die Pläne, die in seinem verrückten Hirn ten. Herrn von Rol hin und Frau Lelarge, seine Gläubigerin, llte er zuerst ermorden, um zum Tode verurtheilt zu werden, aber sieß wieder von diesem Gedanken ab. Dann erst kam ihm der danke des Attentats auf den König, und man sieht aus mehreren. sßerungen in den Eréméditations, wo er von Alibaud, Fieschi, unjer nd Lecomte spricht, daß die Verbrechen dieser Elenden eine ansteckende Kraft auf ihn geübt und vollends seinen Kopf ver⸗ ht haben. Die beiden Berichterstatter überlassen es dem Pairs⸗ e, zu entscheiden, ob Henry für verrückt zu erklären sei, was sie sst anzunehmen geneigt sind.

Großbritanien und Irland.

London, 19. Aug. Ihre Majestät die Königin hat sich ern früh in Begleitung ihres Gemahls und der Königlichen Kin⸗ auf der Jacht „Victoria und Albrecht“ in Oabornehouse zu einer inen See? Exkursion eingeschifft. Man erwartete die Königliche milie gesten in Plymouth.

Der Secretair der Admiralität, Herr Cowper, legte gestern den en Plan wegen Pensionirung der älteren Post-Capitaine vor, da Plan der früheren Admiralität den Betreffenden nicht zugesagt Statt 300 sollen jetzt nur 20) Post-Capitaine pensionirt wer⸗ „die für ihre Pensfionirung ausgeseßte Summe, 30 90) Pfd. lich, bleibt dieselbe. Der Plan schien im Ganzen Beifall zu . und das erste Quartal jener Pensionirungs⸗Summe wurde so—⸗ ic votirt. ö Nach amtlichen, dem Parlamente mitgetheilten Berichten wur im vorigen Jahre in Irland etwa 185,139 Pfd. für den Ankauf ö die Vertheilung von Mais, 67.911 Pfd. für Schenkungen zur ihülfe der Unterstützungs⸗Kommissionen, 452.72. Pfd. für öffent⸗ e Arbeiten, wovon die Hälfte, und 135,536 Pfd., welche ganz . werden müssen, zusammen 852, 481 Pfd. ausgegeben, daß, wenn jene zurückzuzahlenden Gelder abgezogen werden, gegen . Pfd. von der Regierung zur Abhülfe der Noth verwendet en.

Am 15. August fand zu Edinburg die feierliche Einweihung su Ehren Walter Scott's errichteten Monuments statt. „Der snmeln“, heißt es in einem Korrespondenz-Bericht, „schüttete sein usmasser in wiederholten Regengiüssen herab. Doch hinderte das st die Anwesenheit einer unüberseßbaren Menge von einheimischen fremden Zuschauern, und die Augenblicke, welche der Regen pau⸗ t, dauerten lange genug, um die üblichen Ceremonien vorzuneh⸗ n und mehreren Rotabilitäten von Edinburg kurze Anreden an ersammelten zu erlauben. Um 6 Uhr Abends fand dann ein ßes Diner in der Musikhalle statt, bei dem der erste Toast „auf Andenken Scott's“ mit enthusiastischem Beifall getrunken tte, dem dann mehrere kürzere und längere Reden solgten. Die tue ist von karrarischem Marmor und ein Werk des Meißels von im Steele. Sie stellt Scott in einer sitzenden Stellung und in ici oment dar, wo er unmittelbar, nachdem sein Geist irgend eine ie Idee erfaßt hat, ein Buch oder Manustript zumacht; Der 9 Bick, den das Schaugepränge einer Einweihung gestattet, ist i überdachten Kritik nicht günstig; wenn wir aber nach ihm ur= in sollen, so würden wir fagen, daß die Statue, als ein Werk

unst, aus gezeichnet gelungen ist.“

er Standard, der aus Haß gegen die Fabrik- Bourgeoisie . ö der Arbeiter in Händen nimmt, veröffentlicht den Wort⸗ * Beschlüsse, die einstimmig in einer Versammlung der be= ttendsien Vaumwollenspinner und Kattun-Fabrikanten von Black. win S. August g . wurden, und wonach den Arbeitern dieser

h am ten d. M. angezeigt werden sollte, daß vom 21sten an man wn Dienstag bis gn, also nur vier Tage wöchentlich, * werden würbe, und wonach ferner die sämmtlichen Baum⸗

dabrikanten des umliegenden Bezirks zu gleichem Verfahren

Aber der Zeuge Pimont, ein alter

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1679 Es scheinen dies gefährliche Anzeichen

aufgefordert werden sollen. einer drohenden Krisis zu sein.

nieder lande.

Amsterdam, 21. Aug. Durch Königl. Beschluß vom 165. August sollen die Thaler oder Stücke von 1 Bult ee, uns von 5. Schillingen, vom 6. September d. J. an, außer Cours ge⸗ setzt .

er belgische außerordentliche Gesandte am niederländischen Hofe, Herr Mercier, ist wieder im Haag eingetroffen. e

Schweden und Norwegen.

Christiania, 14. Aug. Laut Königl. Mittheilung an den Reichs⸗-Statthalter gedenken Se. Majestät, nachdem Sie von Helsing⸗ berg aus mehrere Orte in Schoonen besucht, mit der Königin in Bäckasteg zusammenzutreffen, dann in Karlskrona die Flotten-Station und die von Rußland zurückkehrende Escadre in Augenschein zu neh⸗ men, und hoffen ferner, mit den Herzogen von Upland und von Dalarne den 4. September in Friedrichshall und vermuthlich den bten auf dem Dampsschiff hier einzutressen.

8c weiz.

Kanton Waadt. In Lausanne, Orbe und Mverdon sind am 17. August ziemlich starke Erdstöße verspürt worden. Am letz⸗ teren Orte stürzten selbst Kamine ein, und Mauern spalteten sich; einzelne Menschen und Thiere wurden umgeworfen. Eine Zeit lang war die ganze Bevölkerung auf den Straßen, aus Furcht, in den Häusern verschüttet zu werden.

FJürstenthum Neuenburg. Am 17. August um 75 Uhr Morgens fühlte man in Neuenburg und etwas früher in Iferten zwei heftige Erdstöße. ; Ztalien.

. Nom, 8. Aug. (A. Z), Mit dem gestrigen Tage ist endlich die ersehnte Regenzeit, zwar früher als sonst, aber dennoch zu spät für die Erwartung, eingetreten. Die Dürre hat bereits Fluren und Felder völlig verheert. Mangel an Futter und Wasser erzeugte Viehseuchen, unter den Landleuten ist Siechthum allgemein. Korn und Südfrüchte in der weiten Ebene zwischen Lentini und Catania (nach Cicero in Ver- rem II, lib. 3, 18: Caput rei frumentariae) verkamen durch Son⸗ nenglut. Im Kirchenstaat brachten die Cerealien mit Ausnahme des Korns nur ein Achtel der gewohnten Frucht, da die das reifende Fruchtleben erstickende Normalhitze seit zwei Wochen 29 3 R. und in den letzen Tagen 327 R. erreichte. Nur bei einem sehr günstigen Verlauf der Regenzeit hoffen die Landwirthe Mittel-Italiens eine mittelmäßige Oliven⸗ und Wein-AUAerndte. .

Unter Vorsitz ihres Präsidenten, des Kardinals Asquini, nahmen die Mitglieder der Accademia di Religione cattolica die vielbesprochene Frage über die bisher befolgte und in Zukunft zu befolgende Praxis be⸗ treffs der gemischten Ehen zu näherer Erörterung vor. Interessant waren die Mittheilungen des Professors Ricci über den dermaligen firchlich= politischen Stand dieser Angelegenheit in den verschiedenen transal⸗ pinischen Ländern, die in ihrer Erhärtung der von den drei letzten Päpsten erlassenen diesfallsigen kanonischen Bestimmungen eine viel⸗ leicht nahe Aussöhnung der Kurie mit den objektiven Bedürfnissen der Gegenwart andeuteten.

Nom, 11. Aug. (M. K.) So eben wird mir von sicherer Hand die Kunde, daß der römische Staat, der unter Pius' IX. wei⸗ ser und trefflicher Leitung mit jugendlich er Kraft aus dem Schutte der Vergangenheit emporsteigt, in der nächsten Zeit einem Edikte ent⸗ gegensehen darf, welches den Uebergang zur Mündigsprechung des Volkes, zu einer frei aus dem inneren Leben sich hervorbildenden zeit⸗ gemäßen Verfassung bilden wird. Es ist die Begründung einer durch gewählte Kollegien gebildeten Munizip al⸗-Verfassung, welche nicht allein in Rom, sondern in allen Städten und Provinzen des ge⸗ sammten Kirchenstaates eingeführt werden soll. Mit Recht betrachtet ganz Italien Pius IX. als den Begründer einer neuen Aera, der wie durch einen Zauberschlag das Gefühl der Einheit und der Nationali⸗ tät ins Leben rief, den kastenmäßigen Zank und Hader einzelner Ortschaften beendigte und das Volk das einzige große und würdige Ziel des gemeinsamen Strebens erkennen ließ. Alles ist begeistert für ihn und erhebt ihn in den Himmel. Daher verdienen denn auch die vor kur⸗ zem von ausländischen Zeitungen berichteten und mit einer ge⸗ wissen Wichtigkeit hervorgehobenen Nachrichten über gewisse reactionaire Tumulte, die an einigen Orten im Kirchenstaate vorgefallen, keine besondere Berücsichtigung, da diese nichts Anderes waren, als ohnmächtige Versuche der Gegenpartei, um Se. Heiligkeit von der Ausführung seiner großartigen Ansichten abzuhal-= ten und zur Wiederaufnahme des zum Glücke des Staats zurück⸗ gelegten alten Systems zu nöthigen. Glücklicherweise scheiterten diese durch bedeutende Geldspenden von einigen Häuptern der Gegenpartei bewirkten Unternehmungen an der Festigkeit seines auf tiefen Grün⸗ den beruhenden Willens; zugleich aber war es seiner Wachsamkeit und den geheimen, aber trefflichen Anstalten gelungen, jenen Ränken auf die Spur zu kommen und die Häupter, die ste veranlaßt, zu entlarven.

Heute, eine Minute vor 1 Uhr Nachmit⸗ tags, hatten wir zwei fürchterliche Erdstöße, der zweite Stoß war der stärkste. Die Glocke auf dem Hauptthurm schlug an, alle Haus⸗ glocken klingelten, eine Masse Schornsteine fielen in die Straßen, viele hohe Häuser wurden beschädigt, in einem Garten in der Stadt sielen Statuen von ihrem Piedestal, Hausgeräthschaften wurden umgewor⸗ fen, aber kein Unglück von Bedeutung ist zu berichten. In den Ber⸗ gen von Massa und Carrara leiden gewöhnlich die Einwohner bei Erdbeben viel, Gott gebe, daß wir auch aus diesen Gegenden nichts Schlimmeres erfahren. (Auch aus Neapel wird ein Erdbeben ge⸗ meldet.)

Lucca, 12. Aug.

Spanien.

3 Madrid, 14. Aug. In meinem letzten Briefe erwähnte ich der Bestürzung, in welche die Königliche Familie sich in Folge des Gerüchtes, daß das neue englische Ministerium dem Infanten Don Enrique zum Besitze der Hand der jungen Königin zu verhel⸗ fen entschlossen wäre, versetzt sah. Heute kann ich bestimmtere An⸗ gaben über diese neue Richtung, welche man der Vermählungs⸗Frage giebt, ertheilen.

In der That erhielt der englische Gesandte, Herr Bulwer, am 10ten einen Courier aus London und mit ihm eine Depesche, in wel cher Lord Palmerston die Nothwendigkeit, die Heiraths- Frage, die sich immer mehr zu verwickeln drohe, aufs schleunigste zu erledigen, auseinandersetzte. Die Vermählung der Königin mit dem Infan⸗ ten Don Enrique, erklärte Lord Palmerston, erschiene dem Ka⸗ binet von London als das einzige Auskunfsmittel, das ergriffen wer- den müßte. Herr Bulwer wurde beauftragt, diesen Ausspruch dord . auf amtlichem Wege zur Kenntniß der spanischen Mi⸗ nister zu bringen. ; .

Der Gefandte, der sich ohnehin auf seinem Landhause in einem leidenden Justande befand, konnte leicht den Eindruck berechnen, den

biese Erklärung auf den biesseitigen Hof machen würde. Indessen kam er zur Stadt, begab sich, den Kopf in nasse Tücher gehüllt, zu dem Minister⸗Präsidenten und theilte ihm den Inhalt der eingegangenen Depesche Lord Palmerston's mündlich mit, indem er zugleich andeutete, daß er selbst dadurch überrascht und befremdet worden wäre. Herrn Bulwer war die Hinneigung der jungen Kö⸗ nigin zu einem anderen von ihm selbst empfohlenen Prinzen und der Widerwille, den sie begreiflicherweise in der letzten Zeit gegen den irregeleiteten Infanten Don Enrique fassen mußte, zu wohl bekannt, als daß er das Peinliche seines Auftrages hätte verkennen können. Gerade an jenem Tage hatte die diesseitige Regierung durch ihren Botschafter in Paris die Anzeige erhalten, daß der Infant Don Enrique in Ostende eine Zusammenkunft mit Olozaga, Linage und anderen Parteigängern Espatero's gehabt und sich darauf, im Wider⸗ spruch zu den ihm von hier aus ertheilten Vorschriften, nach England eingeschifft hätte. Man schreibt ihm nun, unter Angabe vieler Ein⸗ zelheiten, die Absicht zu, sich von dort mit Espartero nach Portugal zu begeben und unter dem Beistande der dortigen „Patrioten“ an der Spitze der spanischen Ausgewanderten gegen die madrider Re⸗ gierung feindlich aufzutreten. Da diese Angaben gerade von Paris aus eingingen, so glaubte man anfangs, daß sie nur in dem Wunsche des französischen Hofes, den General Narvaez aufs neue als den un⸗ entbehrlichen Mann erscheinen zu lassen, hervorgegangen wären. Jetzt aber bezweifelt Niemand mehr, daß die ausgewanderten Progressisten ihre umfassenden Pläne zum Behufe des Umsturzes der bestehenden Re⸗ gierung der Ausführung immer näher bringen, bedeutende Summen zu ihrer Verfügung haben und auf die indirekte Zustimmung des neuen englischen Ministeriums rechnen. Die diesseitigen Mi⸗ nister hatten vor einiger Zeit geheime Unterhandlungen mit den hervorragendsten Männern unter den Ausgewanderten angeknüpft, um einen Versuch zu machen, wenigstens einen Theil derselben zu ge⸗ winnen. Diese machten aber solchs Bedingungen, als ob sie in der That schon Herren des Landes wären, und die Unterhandlungen wur- den abgebrochen. Jetzt wird nun durch das englische Kabinet der Königin Isabella die Alternative gestellt, entweder den ihr feindlich gegenübertretenden Infanten zum Gemahl zu nehmen und die ihn umgebenden, nach Rache dürstenden Ausgewanderten mit ihm nach Spanien zurückzurufen und ihnen die Leitung der Regierung anzuver⸗ trauen, oder sich der Möglichkeit eines gewaltsamen Angriffes und selbst einer Thronentreißung auszusetzen. Daß die Unzufriedenen auf eine solche hinarbeiten, kündigen sie selbst an.

Unter diesen Umständen haben die Berathschlagungen der Mi- nister sich vervielfältigt. Man will behaupten, sie hätten dem englischen Gesandten vorgestellt, daß es nach wie vor der Wunsch der jungen Königin wäre, ihre Hand demselben Prinzen zu reichen, der durch verwandtschaftliche Bande der Königin von Großbritanien nahe stände und wohl die begründetsten Ansprüche hätte, auf deren Begünstigung zu rechnen. Der Gesandte fertigt heute einen Courier nach London ab.

Der Infant Don Francisco be Asis, dem man so eben die Er= laubniß, sich hierher zu begeben ertheilt hatte, und der vermuthlich schon unterweges ist, hat nun Befehl erhalten, in Pampelona zu blei- ben. So muͤssen Infanten von Spanien sich zu eitlen Werkzeugen fremder Interessen herabgewürdigt sehen.

Bei dieser Gelegenheit habe ich einen Irrthum zu berichtigen. Ich schrieb Ihnen, die von dem General Flores angeworbenen Trup⸗ pen wären dazu bestimmt, in Süd ⸗Amerika eine Monarchie für einen spanischen Infanten zu errichten. Die Person, welche dort einen Thron einnehmen soll, gehört, keinesweges zu den Infanten, wenn gleich von mütterlicher Seite her das Königliche Blut der Bourbons in ihren Adern rollt. Dieser junge Kron⸗-Prätendent dürfte kaum zwölf Jahre zählen und erhält, wie es heißt, seine Erziehung in dem Jesuiten⸗Kollegium zu Freiburg in der Schweiz. Die Kiebe seiner Mutter und der Ehrgeiz seines den Herzogstitel tragenden Vaters wirkten vereint dahin, ihm und seinen Geschwistern die Würde der Infanten zu verschaffen. Da aber die Umstände des Augenblicks dies Bemühen vereitelten, so hat älter⸗ liche Fürsorge die bedeutenden Geldopfer dargebracht, die zur Aus⸗ rüstung der Expedition erforderlich waren. Alle Offiziere, die von dem General Flores angeworben werden, erhalten die schriftliche Zu⸗ sage, daß man ihnen vor ihrer Einschiffung ein förmliches Dokument einhändigen werbe, in welchem sie als in Diensten der Königin von Spanien stehende Offiziere aufgeführt sind. Die meisten derselben sind bereits nach Cadix abgegangen, aber selbst hiesige Blätter be⸗ zeichnen das Verfahren der spanischen Regierung in dieser Angelegen⸗ heit als unverantwortlich und völkerrechtswidrig und beklagen, daß fpanisches Blut für ein solches Unternehmen aufs Spiel gesetzt wer⸗ den soll. „Dieser Expedition“, sagt der Tiempo, „giebt die spa⸗ nischs Regierung Waffen, Soldaten und wohl auch Geld, Es kömmt dieser den Revolutionen so feindlichen Regierung nicht darauf an, einen Aufstand anzufachen und zu begünstigen und das Vermögen und Leben unserer Landsleute in jenen Ländern in Gefahr oder den Einfluß, den wir in unseren ehemaligen Kolonieen ausüben, aufs Spiel zu setzen.“ Die hier beglaubigten Geschäftsträger der Frei⸗ staaten Venezuela,. Chili, Mexiko haben natürlich nicht ermangelt, ihre betreffenden Regierungen von dem Vorhaben des Generals Flores zu unterrichten.

Herr Salamanca ist gestern nach London abgereist. In Folge der eingegangenen bedenklichen Nachrichten sind die Fonds gestern gefallen. Zproz. 335. 5proz. 22.

Die Portugiesen verstärken die Besaßung von Elvas bis auf 3000 Mann. Tie amtliche Zeitung von Lissabon verkündigte übrigens am Tten, daß die Militair-Behörden den strengsten 6 erhalten hätten, alle spanischen Ausgewaͤnderten von der Gränze zu entfernen, daß es Letzteren verboten worden wäre, sich an anderen Punkten, als Peniche und Cascaes, aufzuhalten, und daß Stabs⸗Offiziere nach der Hränze abgeschickt würden, um über die genaue Erfüllung der Befehle der Regierung zu wachen.

Portugal.

London, 19. Aug. Der Tim es wird aus Lissa bon vom 10. Au gu st geschrieben: „Es ist jetzt außer Zweifel, daß in den nördlichen Provinzen eine Bewegung zu Gunsten Dom Miguel's ausgebrochen ist. In Folge der aus Porto eingegangenen Nachrich⸗ ten ist das zweite Thaffeur⸗Regiment dahin beordert und gestern in größter Eile eingeschifft worden. Man fürchtet, daß die Verschwörung bedenklicher sei, als man anfangs glaubte. Die Regierung scheint entschloffen, zur sofortigen Unterdrückung der Bewegung alle Kräfte aufzubieten, und sie hat daher eine starke Truppenmacht nach Braga beordert, in dessen Nähe sich die Miguelisten ziemlich zahlreich gezeigt haben. Auch zu Pezo de Rigos soll Dom Miguel als Kö= hig von Portugal proklamirt worden sein, Ueber den Umfang der Bewegung läßt sich nichts Genaues angeben; die Hauptfrage sst, ob die Miguelisten, welche sich mit der Septembristen · Partei vereinigt hatten, diesen neuen Freunden noch ferner anhängen oder, weil 6 die liberale Partei durch Spaltungen geschwächt finden, die Herstel= lung einer absoluten Regierung versuchen werden. Man braucht zwar nicht zu fürchten, daß irgend ein Ausstand zur Wiedereinsetzung Dom Miguel's von Erfolg sein werde; aber es ist für eine Nation mit er= schöpftem Schate nn ein großes Uebel, wenn sie zu den stets

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