1846 / 251 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

jestät den engeren ständischen Ausschuß zum Zweck der Uebergabe der Ju⸗ biläumsfestsanle in einer Audienz, bei welchem Anlaß der Präsident der Kammer der Abgeordneten, Kanzler von Wächter, nachstehende Adresse

vortrug: 268 . ö

„Ew. Königl. Majestät! Vor fünf Jahren feierte Ihr Volk ein erhebendes seltenes Fest selten und eihebend durch seinen Grund und durch den Geist, in dem es gefeiert wurde. Das Fest galt einem Herrscher, welcher fünfundzwanzig Jahre lang mit ununterbrochener Treue und Sorg falt über dem Wohle seines Volles ewacht hatte; die Feier ging aus dem freiesten Entschlusse eines dankbaren Len hervor, welches dem Hohen und Edlen seine Huldigung mit einer Innigteit, Hingebung und, Würde dan brachte, wie sie nuͤr don einem seiner Freiheit bewußten Volle einem die Rechte desselben eben fo sehr achtenden, wie dessen Wohlfahrt schirmenden und sördernden Hertscher dargebracht werden kann. Allgemein war der Ge⸗ danke und Wunsch, daß das Andenten an dieses Fest und an den Fütsten, welcher, in seltenem hohen Sinne seinem Volke die Hand zu freier Feststel⸗ lung gegenseitiger Rechte bietend, sich stets furchilos in allen Kämpfen und treu seinem Worte bewährt hat, daß dieses Andenken nicht blos durch Wort und Schrift, sondern auch durch ein Jedem zugängliches öff nt · siches Denkmal festgebaiten und auf die späte Nachwelt gebracht wede, und Ihre getreuen Siände waren blos der Dolmetscher der Wunsche des Volkes, als sie Ew. Königl. Majestät baten, ihnen die Er⸗ richtung eines solchen Denkmals zu gestatten. Das Denkmal ist nun bis an die Spitze vollendet, und der ständische Ausschuß, welcher das Glück hatte, die Ausführung desselben vollziehen zu dürfen, bütet Ew. Königl. Majestät, Allerhöchstdenselben im Namen des Volles das Monument in fiefster Ehrfurcht nunmehr übergeben zu dürfen. Wir haben in wenigen Wochen das wahrhaft unschätzbare Glück, die dreißigjährige Regierung Ew. Masestät zu feiern und in wenigen Tagen feiert das Vaterhenz Ew. Ma⸗ jestät mit Ihrem Volke die ersehnte Ankunft des Königlichen Sohnes und der hohen Gemahlin, die das Glück seines Lebens begründen wird. Wir nehmen das Zusammentreffen dieser glücklichen Ereignisse als schöne Vor⸗ bedeutung für die Zukunst. Möchte das Denkmal stets Zeuge un wandel barer Wohlfahrt ünseres Königsbauses sein und möchte Ihr Volt noch lange Jahre das Glück haben, den gliebten Herrscher sich erhalten zu se⸗ hen. In tiefster Ehrfurcht Ew. Königl. Mae stät allerunterthänigst treugeborsamster ständischer Aueschuß: Kanzler C. G. Wächter, Freiherr von Soden, Mitglied der Kammer der Standesherren. Schenrlen. Du vern oy. Schoffer. Stuttgart, den 3. September 1846.“

Se. Majestät erwiederte diese Adresse mit folgenden Worten:

„Ich danke Ihnen für diese Gesinnungen, welche Sie Mir im Namen des Vaterlandes ausgesprochen haben; das schönste Tenlmal, was Ich immer gewünscht habe im Herzen Meines Volkes zu stisten, ist das seiner Liebe und seines Vertrauens, Seit nun beinahe dreißig Jahren, wo die göttliche Vorsehung Mir die Zügel der Regierung dieses Landes anvertraut hat, war stets Mein aufrichtiges, redliches Bestreben auf vas wohl verstan⸗ vene Wohl Meines Vaterlandes gerichtet; Mein Voll ist Mir stets mit Treue und vollem Vertrauen enigegengekommen. Lassen Sie uns dieses schöne Beispiel in unserer von so vielen verschiedenen Richtungen, Ansichten und Parteiungen bewegten Zeit wie bisher fortsetzen; gewiß dieses Beispiel wird für uns, aber auch für unsere Nachkommen segnend wirken.“

Grosiherzogthum Hessen und bei Rhein. Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen und Se. Hochfürstl. Durchlaucht der Landgraf von Hessen⸗Homburg trafen am 3. Sep⸗ tember zu einem Besuche bei der Großherzogl. Familie in Darmstadt ein. Da sich hin und wieder die irrige Meinung verbreitet hat, als sei das durch die Allerhöchste Verordnung vom 24. Oktober 1845 erlassene Verbot der Ausfuhr von Kartoffeln über die Zoll- Vereins⸗-Gränze außer Wirksamkeit gesetzt, so hat das Großherzogl. Ministerium des Innern und der Justiz unterm 2. September ein Ausschreiben an die Provinzial⸗Kommissariate und Kreisräthe erlassen, worin diesen Behörden anempfohlen wird, jenes Verbot in ihren Dienst-Bezirken einzuschärfen und dafür zu sorgen, daß demselben genau nachgelebt werde.

HSolstein. Der Alt. Merkur enthält fol- gende Bekanntmachung: „In Beziehung auf die in der Beilage zum Itzehoer Wochenblatt vom Zten d. M. enthaltene Einladung zu liner zu Nortorff am Montage, den 14. September d. J., zu hal⸗ tenden Volks⸗Versammlung wird von den unterzeichneten Orts- Obrigkeiten bierdurch zur öffentlichen Kunde gebracht, daß, in Ge⸗ mäßheit eines unterm 28sten v. M. erlassenen, von der Königlichen schleswig⸗holsteinischen Regierung auf Gottorff den Polizei⸗Behörden zur Wahrnehmung des Erforderlichen mitgetheilten Allerhöchsten Re⸗ skripts, die beabßchtigte Volks- Versammlung nicht gestattet werden könne. Königliches Amthaus zu Rendsburg und klösterliche Obrigkeit zu Itzehoe, den 6. September 1846. von Cossel. von Bü—⸗ so w.“ Das genannte Blatt setzt hinzu, es sei, dem Vernehmen nach, allen Polizei⸗Behörden im Lande zur Pllicht gemacht, die be⸗ absichtigte Versammlung, wo man auch versuchen möge, sie abzuhal- ten, durch alle ihnen zu Gebote stehenden Mitte! zu verhindern. Es tbeilt sodann aus dem Kieler Korrespyndenzblatt nachstehende Einzelheiten über die am 1. September in Rendsburg stattgehabten Vorfälle (vergl. Nr. 2149 der Allg. Pr. Ztg.) mit: „Gegen 5 Uhr Rachmittags Lam 1. September) kam hier (in Rendsburg) ein be⸗ beckter Wagen an, in welchem ein Gefangener und zwei Polizei- Offizianten sich befanden. Derselbe fuhr bei dem Kommandanten, Herrn Obersten von Seyffarth, vor und von da nach der altholstei⸗ nischen Thorwache, wo in den letzten Jahren Arrest⸗Zimmer für Ci⸗ vilpersonen eingerichtet sind. Ehe jedoch der Gefangene daselbst ein⸗ quartiert worden, erfolgte der Befehl, ihn nach der Hauptwache in strengen Gewabrsam zu bringen, welches sosort geschah. Erst nach langem Nachfragen erfuhr man, daß es Der. Redacteur des Kerrespondenzblattes, Herr Theodor Olshausen sei, den wir gefangen bier eingebracht sehen mußten, ohne im ent- ferntesten die U sache, errathen zu können. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die Stadt und er⸗— regte eine nicht geringe Sensation. Der Abend kam heran, und um die Zeit des Zapfenstreichs versammelte sich eine ungeheure Menschen⸗ masse auf dem Paradeplatz vor der Hauptwache, und es wurde dem Herrn Th. Olshausen ein dreifaches donnerndes und weitschallendes Hoch gebracht, daß die Bewohner der vor den Thoren belegenen Gartenbäuser es hören konnten. Darauf sang die Menge das Volks- lied „Schleswig- Holstein“, und Alles schien vorüber zu sein. Die Wache war unter Gewehr getreten, um nöthigenfalls den Andrang res Volkes zu verhindern. Gegen 10 Uhr sammelte die Menge sich aufs neue und bezeugte dem in einem Arrestzimmer in der oberen Etage des Wachthauses nach dem Platze zu befindlichen Gefangenen ihre Theilnahme durch wiederholte Acclamationen und Hochs. Von der Wache erging nun der Befehl an die Volksmenge, aus einander zu gehen oder zu gewärtigen, daß man mit Gewalt einschreiten werde. Nachdem diese Weisung ertheilt war, kamen nech mehrere Neugierige aus der Altstadt, um sich nach dem, was passirt war, zu erkundigen. Unter ihnen befand sich auch der Advokat Bauditz, der auf die versammelte Menge zuging, um sich nach dem Hergang der Sache zu erkundigen. In demselben Augenblick erscholl ein abermali⸗ ges Hoch auf Herrn Theoder Olshausen, worauf eine Patrouille von 6 Mann unter Anführung eines Unterosfiziers abaeschickt wurde und den Advokaten Bauditz arretirte. Vergebens protestirte er gegen seine Arretirung, da er durchaus als müßiger Zuschauer hinzugekommen und ihm auch von der vorangegangenen Drohung überall nichts be- kannt sei; er mußte sich fügen. En Vorfall wurde sofort dem Kom⸗ mandanten gemeltet und Herr Baudiß von dem wachthabenden Offi⸗ zier gebeten, sich in das Wachtzimmer zu begeben. Unterdessen hatte die Aufregung unter dem Volle einen ziemlich bedenklichen Charakter

Serzogthum

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I ü .

1070 angenommen, von allen Seiten wurde gerufen und geschrieen Bau⸗ diß heraus!“ so daß man von Seiten der Kommandantschaft für nö⸗ thig erachtete, die Wachtmannschaft mit 40 Mugketieren zu v erstär⸗ len Der Kommandant kam unterdessen persönlich auf die Wache und ließ sich von Bauditz auf dessen Verlangen den Hergang seiner Arretirung erzählen. Gleich darauf erschien auch der Polizeimeister, Etatgrath Berger, gegen den Herr Baudiß seine Erzählung wieder- holte und gegen seine Arretirung protestirte. Nachdem nun die Menge sich gegen Mitternachk verlaufen hatte, wurde Herr Bauditz seiner momenlanen Hast entlassen.“ Oester reichische Monarchie.

Wien, b. Sept. (B. 3.) Se. Majestät der Kaiser hat den im tarnower Kreise gelegenen Gemeinden Odporyszow und Lisia gora für ihr Benebmen bei den letzten Ereignissen in Galizien bei Verthei⸗ digung der öffentlichen Sicherheit Geldbelohnungen, und zwar der erstgenannten Gemeinde im Betrage von 5060, der letzteren aber im Betrage von 1000 Fl. C. M., mit der Bestimmung beider Beträge zu einem Gemeindezwecke, ferner dem Ortsrichter von Odporyszow, Paul Rozborsli, 100 Fl. und den odporyszower Unterthanen An⸗ dreas Talarczyk 100 Fl. und dem Lucas Szostak 50 Fl. C. M. gleichfalls als Belohnung für ihre bei derselben Gelegenheit bewiesene Treue gegen die Regierung und Vertheidigung der öffentlichen Ord⸗ nung bewilligt.

Vorgestern ist Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael von Ischl hier angekommen.

Wien, 6. Sept. Die Breslauer Zeitung hatte in einem Artikel von der galizischen Gränze berichtet, daß, Nachrichten aus Tarnow vom 16fen zufolge, die Bauern in der Umgegend der Wolga bei Dembitza, aufgewiegelt durch einen jüdischen Emiffair, das Schloß Wolga gestürmt und Alles verwüstet hätten; die strafbare Rotte sei gegen 250 Mann stark gewesen, und der Edelmann habe sich mit ge⸗ nauer Noth durch eine Hintertreppe geflüchtet; sogleich nach Eingang dieser betrübenden Nachricht sei eine Abtheilung des Regiments Erz⸗ herzog Stephan von Dembitza nach Wolga gegangen und habe die Rotte zerstreut; 26 Bauern, mit dem Richter an der Spitze, seien gefangen genommen worden, der Aufwiegler aber in die Wäl⸗ ber entkommen. Dieser Vorfall habe einen panischen Schrecken unter den Edelleuten erregt, so daß sich alle, die sich auf dem Lande befunden, in die Städte geflüchtet; Tarnow sei im ersten Augenblick mit Flüchtlingen angefüllt gewesen; Einige bätten sich zwar am Tage nach ihren Schlössern gewagt, seien aber Abends in die Städte zu⸗ rückgekehrt; es gingen eine Anzahl ven Gerüchten über verbrecherische Bewegungen auch in anderen Kreisen, allein sie verdienten kaum Glauben; jedenfalls seien die neuesten Vorfälle in Galizien mehr als je geeignet, bie Wachsamkeit der Regierung zu verdoppeln; in Lemberg und den anderen Städten gehe Alles seinen geregelten Gang. Der Oester⸗ reichische Beobachter findet sich hierdurch veranlaßt, das wahre Sachverhältniß in folgender Weise auseinanderzusetzen: „Es giebt“, bzmerkt bies Blatt, „kein Schloß Wolga und sonach keinen Besitzer eines Schlosses dieses Namens, welcher sich durch dessen Hintertreppe zu flüchten genöthigt gesehen hätte. Emissaire der Propaganda im tar⸗ nover Kreise verbreiketen das Gerücht, das Landvoll sei von einem Angriff der Gutsbesitzer auf dasselbe bedroht. Der 15. August und die nächstfolgen⸗ den Tage wurden von jenen Emissair en, als zur Ausführung des Angriffs be- stimmt, bezeichnet und demzufolge in vielen Gemeinden Maßregeln zur Abwendung der vermeintlich drohenden Gefahr besprochen. Zu Wielka⸗Duliza versammelten sich die Bauern zu diesem Zwecke. Der dortige Mandatar, ohne sich um die näheren Umstände zu kümmern, erstattete Anzeige hiervon an das zu Radompsl stehende Militair und hat um unverweilte Assisten⸗. Diese wurde gewährt, allein bei nä⸗ herer Untersuchung zeigte sich alsbald, daß die Zusammenrottung der Bauern nur aus oben erwähntem Anlaß stattgefunden hatte. Unord⸗ nung irgend einer Art ist nicht vorgefallen.“

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 3. Sept. Nach einer Bekanntmachung der Rordifchen Biene ist die Eisenbahn zwischen der Wolga und dem Don, deren Betrieb mittelst Pferdekraft bewerkstelligt wird, am 7. August eröffnet und dem öffentlichen Verkehre übergeben worden.

Moskau, 26. Aug. Gestern Mittag traf Se. Kaiserl. Hoheit der Herzog von Leuchtenberg, aus St. Petersburg kommend, hier ein und reiste heute auf der Straße nach Tamboff weiter.

Frankreich.

Paris, 6. Sept. Die Adresse der Deputirten⸗Kammer an den König lautet: „Sire! Die Kammer der Deputirten folgte mit Eiser dem Rufe Ew. Majestät. Der Wille der Charte mußte erfüllt werden, und uns Allen lag am Herzen, unsere Achtung und unsere Eide vor dem constitutionelien Throne niederzulegen. Ew. Majestät zeigten uns an, daß Sie uns erst zur gewöhnlichen Epoche unserer Arbeiten mit den innkren und äußeren Staats⸗-AUngelegenheiten be⸗ kannt machen werden. Wir werden alsdann die Fragen prüfen, die alle Interessen des Landes berühren, seinen Wohlstand und seine Größe. Doch schon jetzt haben wir einen Auftrag an Sie, den wir sehr gern erfüllen. Frankreich hat uns beauftragt, Ihnen die Gefühle auszudrücken, von denen es für Sie und Ihre Familie durchdrungen ist. Indem es uns mit seinem Wahlrecht beehrte hat es laut erklärt, daß zwischen ihm und Ihnen, zwischen ihm und Ihrer Dynastie das Bündniß unauflöslich sei. Sire! Schon von Jugend an' lernten Sie Frankreich lieben und ihm dienen. Es giebt keine Prüfungen, denen Sie sich nicht unterzogen; keine Gefahr, der Sie sich nicht mit jedem neuen Tage aussetzten, um Frank⸗ reich; Ruhe und Giück zu sichern. Die Vorsehung beschützt Sie; sie wird Ihrer zur Befestigung seiner Staats Ein- richtungen gegründeten Regierung noch, lange Dauer verlei⸗ hen. Ihre und unsere Kinder werden die Früchte unserer gemein⸗ schaftlichen Anstrengungen ärndten und, gleich einer überirdischen Be⸗ lobnung, wird Ihr Rame gesegnet und geachtet im Andenken des Vaterlandes fortleben.“ Der König erwiederte darauf: „Meine Her⸗ ren Deputirten! Ich empfange mit Freuden dieses neue Zeugniß der Gesinnungen, welche Sie beseelen. Es ist das ein kostbares Pland der Fortdauer jenes glücklichen Einverständnisses zwischen allen Gewalten des Staats, die gleichzeitig die Bürgschaft unserer Freiheit und der Ruhe und des Gedeihens von Frankreich ist. Ich bin sehr, gerührt von den Wünschen, die Sie Mir für Meine Familie und für Mich dar⸗ bringen. Sie wissen, daß, von unserer Geburt an dem Dienste un⸗ seres Vaterlandes gewidmtt, der sicherste Lohn unserer Hingebung ist, desselben würdig gewesen zu sein und bei der Nation jene Zunei⸗ gung und jenes Vertrauen zu genießen, deren Sie Mich so eben in⸗ nig versichert haben.

Das Journal des Debatt zeigt an: „Die Regierung, die lonservativẽ Partei und die Opposition haben sich geeinigt, die Be- handlung aller politischen Fragen auf den zweiten Theil der diesjäh⸗ rigen Kammer- Session zu a eb Herr Odilon⸗Barrot erklärte in' 9ten Bürcau, wo er sich dem Minister des Innern befand, daß die Opposition aller politischen Diskussion für den

, ugenblick entsagen und ohne Weiteres für Annahme des Adreß-Entwurfs stimmen

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Fabinets, sondern nur eine bloße Höfiichkeits formel darin erblicke. Der nister, Graf Duchatel, hat ihm darauf geantwortet:; Wir wal daß die Diskussion der Verhältnisse des Landes vollständig und n sei. Wir werden hierzu im Januar bereit und dann um so h im Stande sein, über alle Fragen der inneren und äußeren die vollständigste Auskunft zu ertheilen.““ Diese Erklärung war die zur Vertagung der Kammer das Meiste beitrug.

Die hiesigen Blätter sind fast einstimmig mit der Entschei der spanischen Vermählungs⸗ Frage zufrieden. Nur der Coun frangais meint, daß der Herzog von Montpensier der spani Nation als Gemahl der Infantin unerwünscht gewesen sei, und m daß Don Enrique der Auserwählte der Königin gewesen Die Presse rühmt Herrn Guizot und sieht eine politische That der offenbarsten Bedeutsamkeit vellbracht, worin zugleich jener Artikel der Times seine beste Erwiederung gefunden habe. Constitutionnel hielt vorgestern noch die Vermählung des Herzog Monipensier für unmöglich, findet sich nun aber in die abgemachte E Man glaubt übrigens hier, noch einigen Zweifel daran heg dürfen, daß das Projekt einer Vermählung des Herzogs von M penster mit der Infantin Doñia Luisa werde verwirklicht werden.

Ein Journal aus Verdun zeigt an, daß der König der Bi daselbst einer Lebensgefahr glücklich entronnen sei. Indem Majestät durch Troyon fuhr, wurden die Pferde scheu und gi mit dem Wagen, in dem der König saß, durch, Mit ungeh Heftigkeit gegen eine Mauer geschleudert, zerbrach die Deichsel, won die Pferde, am ganzen Leibe zitternd erschraken, einen Auger still hielten und so Gelegenheit boten, sich ihrer zu bemeistern. mand im Wagen wurde verletzt.

Joseph Henry ist aus dem Gefängnisse des Luxembourg m nach der Conciergerie gebracht worden; man schließt daraus, da Folge seiner Aussagen nach der Verurtheilung und der gefunn Aufsschlüsse eine neue Instruction angeordnet worden ist.

Der Courrier du Bas Rhin versichert, daß an den! fekten der Befehl ergangen ist, die Reorganisation der Nah Garde zu Straßburg vorzubereiten.

Die französische 3proz. Rente hielt sich heute an der Börse sest, in Folge eines Artikels der Tim es vom Zten über die span Ver mählungs⸗Frage. Die 5proz. Rente dagegen war angeboten; sprach von einem sonversions⸗ Projekte.

X Paris, 4. Sept. Wir haben heute auch Nachrichten Algier vom 30. August. Der letzte Courier aus dem Westen Nachrichten aus Tiemsen vom 18. August nach Algier übetht Zu jener Zeit war die Deirah Abd el Kader's in Ain Zohra, dem Stamme der Ntalsa, etwa 18 Lieues von Thaza in Me gelagert. Ain Zohra ist ein von de östlichen Stämmen des Ku thums Marokko sehr stark besuchter Ort. Auch zahlreiche Han leute von der Hauptstadt Fez selbst kommen dahin. Abd el wendet seinen ganzen religiösen Einfluß an, um seine Deirah mi emporzubringen, sich neue Hülféquellen zu verschaffen und namen seine Kavallerie wieder in Stand zu setzen, was einen neuen davon liefert, daß er an Wiederaufnahme des Kampfes denkt, se der günstige Augenblick dazu ihm gekommen scheinen Die Epoche des Rhamadan, welche bei den Muselmãn stets den religiösen Fanatismus in besonders hohem Grade er kommt den Bemühungen Abd el Kader's dabei sehr zu Statten erhöht zugleich die Sympathieen der ihn umgebenden Stämmt ihn, wie ich gestern schon Thatsachen als Beweis dafür berichtet h Zu gleicher Zeit ist aber gewiß, daß noch immer jenseits der M großes Elend herrscht, welchem Umstande man es wohl zuschn muß, daß noch immer einzelne Haufen der Stämme, welche den voriges Jahr über die Gränze nach Marolfo folgten, zurückkom Die französischen Truppen in der Subdivision Tlemsen sind su förmig längs der Gränze aufgestellt, um nöthigenfalls die An Abd el Kaden's energisch zurückweisen zu können. Zu Seb du ist eine n Kolonne aufgestellt und schützt so die südlichen Stämme gegen den Vl der Drohungen, die der Emih ihnen gemacht hat. Der General Cava scheint von allen Schritten Abd el Kader's genau unternichtet trifft alle zweckdienlichen Maßregeln für alle möglichen Fälle. der! Subdiviston Maekara herrscht Ordnung und Regelmäßigli jeder Hinsicht. Der Kommandant von Tiaret erhert zu Briadon Rest der den Hamian Scheragas auferlegten Kriegs ⸗Contribu Nach Vollendung dieser Operation werden die Stämme der die Erlaubniß erhalten, in das Tell zu kommen, um ihre Ein von Getraide zu machen. Auch in der Subdivision Mostagt herrscht Ordnung. Ein Araber aus dem Westen, Namens Ali zu den Flittas gekommen, um Unruhe zu verbreiten und die Sti aufzuwiegeln. Derselbe hat aber, obgleich er sich für einen! sandten Bu Masa's erklärte, gefunden.

bisher nuͤr geringen Anklang im . ; Un Schwyzern zu entreißen.

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wolle, falls man in ihm keine Anhänglichkelts⸗ Erklärung an die Politk .

Großbritanien und Irland.

London, 4. Sept. Ihre Majestät die Königin hat vorgh von der Insel Wight aus eine neue Lustfahrt unternommen und zunächst nach der Insel Jersey. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin von Preußen sst gestern mit der verwittweten Fönigi Cassionbury⸗Park, Herts, abgegangen.

In der City hat die Nachricht von der Erledigung der spam Vermählungs⸗-Frage einige Eifersucht auf die dadurch anscheinen vorzugten Interessen Frankreichs erregt. Der Globe sagt in s Börsenbericht Folgendes: „Man hat die Bemerkung gemacht, die französischen Verbindungen in verschiedenen Weltgegenden in stiller, aber wohlausgesonnener Weise gekrästigt worden sind, um die Familien⸗Verbindungen Ludwig Philipp's in der That daraij rechnet sind, die Kraft seines Königreichs zu mehren. Unsere männische Welt, obgleich erfreut, diese vaxata quaestio unter welchen Bedingungen erledigt zu sehen, kann doch nicht umhin, einem der Eifersucht sehr ähnlichen Gefühle auf die Handels- Pn gien zu blicken, welche diese wichtigen Bündnisse nach außen hin schließlich den französischen Kaufleuten sichern können. Die bri⸗ nische Heirath (die des Prinzen Joinville) wird dem südamerikan Handel unserer Nachbarn gewiß einen Aufschwung verleihen, und irgendwie der auswärtige Handel der iberischen Halbinsel sich? wird, so werden die Franzosen wahrscheinlich den größten Theil Gewinnes an sich bringen.“

In der deutsch-lutherischen Kirche wurde gestern eine za besuchte Versammlung der deutschen Missionar-Gesen schaft gehe in welcher die Geistlichen Kind, Dr. Barth, Nützling, Missiongh Mangalore, Kunze aus Beclin und Treviranus aus Bremen, s Prosessor Hoffmann, Inspeltor des Misstons Kollegiums zu d Reden hielten. Letzterer machte interessante Mittheilungen übt Wirksamkeit der Gesellschaft in Oriente. Ketztere besitzt gil wärtig in Indien 11, in China 4, in Afrika 3 Missionar· Stati die Crrichtung einer solchen ist in Bengalen im Werke.

Herr Thornton, Oberst im Dienste der ostindischen Compe wurdẽ dieser Tage auf die Beschuldigung verhaftet, falsche Bin ten in Umlauf gesetzt zu haben. Nachdem er ein Verhör besin batte und mit einigen Kaufleuten, die falsche Banknoten von ihn Zahlung erhielten, konfrontirt worden war, hielt man ihn von

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Polizei Lokale eingesperrt. Als ein Beamter kurz darauf in bie suͤe trat, hatte der Oberst sich erhängt. Capliain Richardson, Vorsitzender einer Eisenbahn Gesellschast, engellagh, das Bangulerhaus Coutts und Comp. durch Filschung er Anweisung auf 5 Pfd. St: um 5000 Pfd. St. betrogen zu hen. Der Tapitain, dessen Schuld erwiesen zu sein scheint, sitzt f'einigen Tagen in Haft und hat schon mehrere Verhöre be⸗ den. n Times und Morning Herald vom heutigen Tage geben boch ohne Angabe der Daten der Post) eine vorläufige kurze Mit⸗ kung ber Berichte, welche die am 2. September in Marseille an⸗ ammene neueste indische Ueberlandpost mitgebracht hat. Von poli⸗ mem Interesse ist nichts vorgefallen. Dagegen sind wieder trau⸗ Nachrichten über den Gesundheits⸗Zustand in Sind eingegan⸗ . Innerhalb zwölf Tagen, nämlich vom 13. bis zum 25. Juni, die Cholera in diesem neu eroberten Lande 8000 Menschen hin⸗ ggerafft, darunter S885 Europäer, von denen 815 Soldaten; von

Spahis waren 585, von den Eingeborenen etwa 7090 gestor⸗ Den neuesten Berichten zufolge, hatte die Krankheit sich gelegt Pen Fluß hinaufgezogen. Unter den europäischen Truppen in siur herrschte ein lödtliches Fieber. Der Tod erfolgt in weniger

sechs Stunden nach dem ersten Fieberanfall, und bereits 70 Men⸗ nm waren der Seuche erlegen.

Das Postdampfschiff „Dee“, welches St. Thomas am 14. gu st verlassen hat und die mexikanisch⸗westindische Post (Tam⸗ 'vom 22. Juli, Veracruz vom 2. August) überbringt, liefert ige politische Notizen von Belang. Veracruz und Tampico waren ch wie vor im Belagerungs⸗Zustande; die erstgenannte Stadt hatte Fam 31. Juli gegen die bestehende Regierung und für Santana lärt. Santana war am 8. August auf dem Dampfschiffe „Arab“ n Havanna abgegangen, um sich nach Sisal zu begeben.

JNach neueren von dem Geschwader im Platastrome eingegan⸗ en Berichten ist die Rückkehr desselben aus dem Parana doch nicht ganz ohne Verlust bewerkstellig? worden, wie es an fangs hieß. an erfährt, daß am 4. Juli die drei Dampsschiffe „Alecto“, „Lizard“ d „Harpy“, als sie das Fort San Lorenzo passirten, von den atterieen des Forts lebhaft beschossen worden sind und zwei Offi⸗ te und zwei Matrosen an Todten, so wie zwei Offiziere und drei atrosen an Verwundeten verloren haben.

Dem Sun zufolge, ist aus Halifax die Nachricht eingegangen, s dort am 14. August das britische Dampfschiff „Vesuvius“ von racruz angelangt war, an dessen Bord ein so äußerst bösartiges eber herrschte, daß während der Fahrt zehn Leute von der Mann⸗ ast daran gestorben waren und 39 erkrankt darniederlagen. Das chiff war nach den Melville-Inseln gewiesen worden, um dort

slarantaine zu halten, da ein Gerücht die an Bord grassirende

ankheit sogar als die Pest bezeichnete.

8 chweiz.

Kanton Bern. Der Große Rath hat in der Sitzung vom September einen Gesetz⸗- Entwurf über die Aufstellung einer, Ge⸗ ögebungs⸗Kommission angenommen. In der Nachmittags⸗Sitzung ritt er auf den Antrag des Regierungs-Rathes zur Wahl einer uen Tagsatzungs-Gesandtschaft. Herr von Tillier wurde mit 103 n 123 Stimmen als erster Gesandter bestätigt und Herr Regie⸗ ngsrath Ochsenbein mit 74 von 121 Stimmen zum zweiten Ge⸗ dten gewählt; dieser Letztere lehnte aber die Wahl wegen Ge⸗ jäften ab. Auf den Antrag, daß man, da die Tagsatzung nicht ehr lange daure, Herrn Ochsenbein die Ablehnung nicht bewillige,

jedoch aber enthebe, als Gesandter nach Zürich sich zu begeben, härte Herr Ochsenbein sich zur Annahme bereit. .

Aus dem Lager bei Thun meldet der Verfassungsfreund m J. September: „Es war gestern schon spät, als in der großen peisehütte, wo außer dem Befehlshaber und seinem Stabe eine bße Anzahl Offiziere versammelt war, der Bericht einlief, das ber⸗ r'Batalllon fei bewaffnet im Anmarsch gegen den rechten Flügel,

aus den Händen der luzerner Polizeiwache einen Arrestanten zu freien. Der Kommandant des züricher Bataillons hatte nämlich rz vorher einen Berner wegen eines Dis ziplinarsehlers auf die Po- eiwache, die von Luzernern besetzt war, festgesetzt, worauf trotz des ergischen Einschreitens zweier berner Offiziere sich eine große An⸗ hl des berner Bataillons (allein ohne Waffen) aufmachte, um fen Kameraden zu befreien, welches auch gelang. staum war r Artestant aber im berner Lager angekommen, so ließ der Kom⸗ andant desselben ihn aufs neue in Arrest setzen und diesmal f die Polizeiwache im berner Bataillon, die aus 35 Schwy⸗ In bestand. Nun glaubte man die Sache für beendigt, um sie sorgen dann näher zu untersuchen, allein bald ergab sich, daß

nämlichen Rädelsführer (ein Wachtmtister und ein Korporal) die Leute freizten, den Arrestanten, so wie früher den Luzernern, nun auch , Um dieses energisch zu hindern, war om Generalstab aus die schwyzer Wache mit 10 Aargauern ver= örkt, weicht den besten Willen und viele Festigkeit zeigten. Nun ard es endlich stilQl im Lager. Licht um Licht verschwand in den elten. Auch bei diesem Vorfalle, welcher, wenn er nicht gleich in r Geburt erstickt worden wäre, von den schlimmsten Folgen hätte n können, zeigte sich der einige und kräftige Geist sämmtlicher Of- ziert. Schon auf den ersten Lärm verließen sie sogleich die Kan- ze, um ihre Bataillone zusammenzuhalten. Ehe der berner Arrestant m zweitenmale festgenommen wurde, erschienen viele züricher Ossi⸗ re bei ihrem Kommandanten, um ihn zu versichern, wie empört sie her diese dienstwidrige Befreiung wären.“

Ztalien.

Livorno, 27. Aug. (A. 3.) Seit einigen Tagen waren ir ohne Erdstöße; die Ruhe kehrte in die Gemüther zurück, als ute früh gegen i0 Uhr ein freilich nur leichter Stoß die Furcht⸗ men wieder ausschreckte. Die amtlichen Berichte ergeben nun, daß, ißer den Städten Livorno, Pisa und Volterra, noch 27 Oerter und borsschaften bedeutend gelitten baben. Zwei derselben, Orciano und ztenzang, sind ganz zerstört. Die Zahl der Todten beläuft sich auf h, der Verwundeten auf 521, derer, die sich ohne Obdach besinden, 3— 1000. In den Städten Toscana's werden Sammlungen für e Unglücklichen, die gelitten haben, veranstaltel, und reichlich sind e Spenden, die von? allen Seiten eingeben. In Lucca fand das rdbehen wie hier am 14. August um 1 Uhr statt, war indeß in iner Stärke viel geringer, als in Toscana, wo die erste Bewegung ufstoßend, dann wellenförmig war.

Neapel, 25. Aug. Die Königl. französische Evolutions,Flo= lle von sieben schönen Kriegsschiffen und Dampf- Fregatten ist gestern, on Maltn kommend, hier eingelaufen und wurde auf die übliche Beise salutirt. Prinz Joinville, der sie befehligt, befand sich an bord bes herrlichen Breimasters „Souverain““. Vier davon liegen

uf, der hiesigen Rhede vor Anker, zwei in Castellamare und eines in Pavillon Chiatamone und

aja. Der Prinz bewohnt den Königl. edenlt bis nach der Parade des Piedigrotia-Festes hier zu bleiben, m dann nach Toulon zurüchutehrtn. Er speiste gestern beim König

Familie nzirtel und erhielt heute an Bord des Admiral ⸗Schiffes en Besuch des Bruders des Königs, des Grafen von Aquila, seines

1071 seit mehreren Tagen reichlicher Regen eingetreten, Natur sammt ihren Geschöpfen angenehm erfrischte.

S8 pan ien.

38 V́eadrid, 30. Aug. Rasch ist die Enttäuschung derer er⸗ folgt, welche das Gerücht von einer faltischen Erneuerung des Fa⸗ milienpaktes sür thöricht hielten.

Das amtliche Blatt, el Imparcial, verkündete uns gestern Abend Folgendes:

„Wir haben gute Gründe, anzunehmen, daß die Infantin Dosn Luisa Fernanda, den Empfindungen ihres Herzens fol- gend, mit Genehmigung unserer Königin und in Uebereinstimmung mit dem Erachten des Minister⸗Conseils, den Herzog von Mont⸗ pensier, den jüngsten und erleuchteten Sohn des Königs der Fran⸗ zosen, zu ihrem künftigen Gemahl ausgewählt hat. Denjenigen, welche diese Frage unparteiisch und mit wahrem Patriotismus prü⸗ fen, kann es nur erfreulich sein, daß an einem Tage und mit so erlauchten und populären Prinzen die doppelte Verbindung abgeschlos⸗ sen werde, welche dazu beitragen soll, unser Land auf den hohen Standpunkt zu erheben, der ihm in Europa gebührt.“

Die heute erschienenen ministeriellen Blätter bestätigen diese An⸗ gaben und fügen hinzu, die Vermählung der Infantin mit dem Her— zoge von Montpensier solle an demselben Tage wie die der Königin, nämlich am bevorstehenden zehnten Oktober, stattfinden und die In⸗ fantin sich alsdann nach Paris begeben, um dort an der Seite ihres Gemahls zu residiren.

Die Politik des französischen Hofes hat demnach, einen großen Triumph erlangt. Ein Sohn des Königs Ludwig Philipp wird mit seiner künftigen Gemahlin den Thron Spaniens einnehmen, falls die Königin sterben sollte, ohne Nachkommenschaft zu hinterlassen. Bis dahin wird die französische Regierung das Recht in Anspruch nehmen, aus Berücksichtigung der engen, die Königliche Familie Spa⸗ nieng mit der Juli⸗Dynastie verknüpfenden Familienbande, die Ange⸗ ö diefes Landes wie seine eigenen zu betrachten und zu eiten.

Ob die übrigen Mächte Europa's den französischen Hof auf diese Veranlassung beglückwünschen werden, läßt sich von hier aus nicht beurtheilen. Mit Bestimmtheit aber kann ich behaupten, daß Lord Palmerston, sobald er die Leitung der auswärtigen Ange— legenheiten übernommen hatte, dem hiesigen Gesandten, Herrn Bul⸗ wer, den Auftrag ertheilte, den diesseitigen Ministern zu erklären, seine Regierung wünsche und hoffe, darguf rechnen zu können, daß das angebliche Projekt, die junge Infantin, Schwester der Königin, mit dem Herzog von Montpensier zu vermählen, nicht zur Ausfüh⸗ rung gebracht würde, weil im entgegengesetzten Falle nicht nur die zwischen den Höfen von London und Madrid bestehenden freundschaft⸗ lichen Beziehungen, sondern auch andere die Ruhe Europa's bedin⸗ gende Verhältnisse eine unerfreuliche Störung erleiden dürften. Herr Bulwer hat sich unlängst dieses Auftrages erledigt und, wie es scheint, eine befriedigende Antwort erhalten, denn noch vor wenigen Tagen hörte man ihn behaupten, daß das besprochene Vermählungs⸗Projelt nicht die Unterstützung der dermaligen spanischen Minister fände. Der äußerst leidende Zustand, in welchem Herr Bulwer auf seinem Landhause sich befindet, verhinderte ihn seit vorgestern, sich mit dem

Enblich ist

ber die ermattete

des Kaiserlich tussischen Hofes das Großkreuz des

Minister-Präsidenten persönlich zu besprechen, indessen scheint ein schriftlicher Notenwechsel stattzufinden, und die Gejandtschaft hält inen Courier bereit, der noch heute nach London abgehen soll. Wenn die englische Regierung es ablehnte, den Vermittler zwischen der Kö⸗ nigin von Spanien und dem Prinzen Leopold von Koburg zu machen, so geschah es vorzüglich nur deshalb, weil sie darauf rechnete, daß dagegen auch der französische Hof von dem so eben besprochenen Vermählungs⸗ Projekt abstehen werde.

Am meisten ist zu bedauern, daß der beruhigende Eindruck, welchen der feierlich angekündigte Entschluß der Königin, sich mit dem Herzoge von Cadix vermählen zu wollen, hier auf die verschiedenen Parteien machte, sich in ängstliche Spannung und trübe Besorgnisse verwandelte, fobald man erführ, daß die Hand der vom dem Volke angebeteten, unmündigen, harm⸗- und willenlosen Infantin einem aus⸗ ländischen Prinzen zu Theil werden solle. Die Progressisten sehen auf diese Weise ihren Lirblingswunsch und die Bedingung, unter der sie dem zu Gunsten des Herzogs von Cadix ausgesprochenen Willen der Königin ohne Zaudern huldigten, nämlich die künflige Vermählung der In⸗ santin mit dem Infanten Don Enrique, vereitelt, und die Moderirten, so wie die allen Parteien fernstehenden Personen, sind nun von der Besorgniß erfüllt, daß jene Parteigänger des Infanten zu unerlaub⸗ ten Waffen greifen und neue Stürme über das verderblichen Intri⸗ guen verfallene Land heraufbeschwören werden. Bereits gestern vereinigten die leitenden Personen der moderirten Opposition sich mit denen der Progressisten zu einer Berathschlagung über den Weg, welchen man einzuschlagen habe, um die Entwürfe des französischen Hofes zu hin⸗ tertreiben.! Dieser Umstand versetzte auch die Börse in Unruhe und bewirkte das Fallen der im Steigen begriffenen Staats papiere. Heute treten sämmtliche progressistische Blätter mit nachstehender Erklä⸗ rung hervor:

„Die progressistische und betrachtet ihre auf : fallene Wahl als eine der öffentlichen

digung.

; Die progressistische Partei, beseelt von dem sie auszeichnenden Nationalsinne, hofft ihre auf die gleichzeitige Vermählung der beiden Töchter Ferdinand's VII. und der ältesten Söhne des Infanten Don Francisco gerichteten Wünsche erfüllt zu sehen.

Die progressistische Partei ist, in ihrer Eigenschaft als spanische und liberale, entschlossen, durch alle ihr zu Gebote stehende gesetz⸗ mäßige Mittel die durch die französische Regierung der Infantin vor⸗ geschriebene Kandidatur des Herzogs von Pöontpensier zurückzuweisen.“

Alle Blätter der moderirten Partei huldigen heute auf das un bedingteste der auf den Herzog von Cadix gesalleue Wahl der Köni⸗ gin. Das montemolinistische Blatt, la Esperanza, beschränkt sich auf folgende Aeußerung: „Indem, wir Hei dieser Veranlassung wie bei anderen uns den hohen Aussprüchen Gottes unterwerfen, begnü⸗ gen wir uns, zu sagen, daß, wenn etwas uns darüber zu trösten ver⸗ möchte, daß die Schwierigkeiten, welche dem Ehebündnisse, zu dessen Gunsten wir so große Anstrengungen machten, im Wege standen, nicht beseitigt werden konnten, es die Gesinnungen und Grundsätze des erlauchten Infanten sein würden.“ .

Der Tiempo und der Español weisen übrigens darauf hin, daß die Vermählung des Herzogs von, Montpensier mit der Infantin Luisa gesetzwidrig sein würde, weil das Haus Orleans vermöge einer in Spanien zum Reichsgesetz erhobenen Entsagungsakte auf ewig auf die Thronfolge in diesem Lande Verzicht leistete und die Consti= tution im Artikel 47 8. 3 ausdrücklich verfüge, daß der unmittelbare Thronfolger kein Ehebündniß mit einer pf eingeben dürfe, die durch ein Gesetz von der Thronfolge ausgeschlossen wäre.“ Der Español theilt heute die dahin gehörenden Urkunden und Staats⸗ verträge mit. Vermuthlich hat Frankreich letztere längst in den Be⸗ reich der „Revisionen“ gezogen!

Der General Narvaez, dessen neapolitanische Botschaft jetzt ihre Bedeutung verliert, ist von den Ministern aufgefordert worden, sich

Partei huldigt dem Willen der Königin den Infanten Don Francisco de Asis ge—⸗ Meinung dargebrachte Hul⸗

Schwagers.

sogleich hierher zu begeben.

Tür kei.

Konstantinopel, 26. Aug. Am 2d0sten ist eine aus 15 Segelschiffen und 2 Dampfböten zĩusammengesetzte türkische Flotten⸗ Abiheilung unter den Befehlen des Groß Admirals Mehmed Ali Pascha in das Meer von Marmora ausgelaufen. Sie war bereits am 22sten in den Dardanellen angekommen, von wo sie sich in den Archipel begeben sollte, um die in dieser Jahreszeit gewöhnlichen Uebungen vorzunehmen.

Der Königlich französische Contre⸗Admiral Turpin ist am 23sten d. M. von hier abgereist, um zu der von ihm befehligten Escadre zu stoßen. Bei der ihm vom Sultan ertheilten Adschieds⸗Audienz wurde ihm die Decoration des Nischani Iftihar in Brillanten übergeben.

Der Fastenmonat Ramazan hat am Z3sten Abends und mit ihm die gewöhnliche Stocung in den Geschäften begonnen.

Der hiesige schis matischarmenische Patriarch hat von Seiten St. Annen⸗Ordens erhalten.

Der Samiote Stamatiades, welcher mittelst einer von ihm ver⸗ fertigten Höllenmaschine einen Mordversuch gegen den Fürsten von Samos, Wogorides, machte, ist, da er sich im Besitze eines russischen Passes befand, von der Kaiserlich russischen Gesandtschaft reklamirt und derselben auch bereits von der Pforte ausgeliefert worden.

Eisenbahnen.

Bergedorf, 6. Sept. (Eisenb. Ztg.) Am Zten d, M. , Abends 6 uͤhr, ward der linke Flügel des neuen Bahnhofes bei Ham- burg unter den üblichen Feierlichkeiten gerichtet; auch bei Bergedorf sind einige zum Betriebe gehörige Gebäude gerichtet worden, Der Bau der' Strecke von Bergedorf nach Reinbeck wird mit Thätigkeit und Energie gefördert, so weit die Rücksicht auf Sicherheit und So⸗ lidität dies eriauben. Dennoch scheint es kaum in der Möglichkeit zu liegen, daß die Herstellung auch nur eines fahrbaren Gestänges bis zur Mitte Oktobers erstrebt werde. Eine neue Lokomotive, vor⸗ läufig „Boitzenburg“ genannt, sährt seit mehreren Tagen auf der Hamburg⸗Bergedorfer Bahn.

Die von dem Capitain Dammert, zur Ermittelung der geeignet⸗ sten Linie einer direkten Eisenbahn von Harburg nach Magdeburg, geleiteten Untersuchungen bei Luchow sind am 2. September beendet, und es haben sich auf der Linie von Berensen nach Luchow keine Schwierigkeiten gefunden. Man zweifelt nicht, daß mit dem Bau jener Bahn nunmehr unverweilt der Anfang gemacht werde.

gandels und Börsen - nhachrichten.

2 Amsterdam, 5. Sept. Die Course der holländischen Staats- Papiere haben bei mäßigem Umsatz nur unbedeutend gewechselt; deren Haͤl⸗ fung war im Ganzen fest und wurde unterstützt durch die anfängliche Preis- Verbesserung der Actien der Handels ⸗-Maatschappy, welche von 174 bis 64 , hinaufgingen, doch später um 3 billiger gekauft wurden. Desto lebhafter ist das Geschäft mit spanischen Fonds gewesen, welche, vermuth⸗ lich wegen der endlich enischiedenen Wahl eines Gemahls für die Königin, sämmtlich höher im Preise gingen; Ardoin- Obligationen gingen von 2675 auf 204 3 und deren Coupons von 195 auf 203 . Poritugiesische Obu= n,. schwanlten zwischen 46 und Nh d und holten zuletzt 4613 96.

lte 5proz. russische Obligationen bei Hope sind etwas flauer und wurden zu 1063 & abgelassen. Uebrigens fiel nichts von Wichtigkeit vor; auch der Geld Zins-Coürs blieb unverändert auf 3 a 3* 9h stehen. Nn den Getraidemärkten war der Handel in Weizen mäßig, in Roggen aber mit anziehenden Preisen sebr lebhaft. Gestern wurde bezahlt: für 123. 126psd. bunten polnischen Weizen 300. 310 Fl., für unverzollten I189fd. St. peiersburger Roggen 227 Jl., 1179s8. rigger dito 224 Fl., 118. 120psd. archangeler dito 230. 236 Fl.; ferner für verzollten 119pfd. preßischen Roggen 245 Fl.ͥ, 1219f8. odesser 245 Fl. Gerste blieb ohne Umsatz. Hafer preis haltend, 81. 84. 87. Sopfd. feiner nach Güte 133. 135. 145. 150 Fl.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 5. Sept, iederl. =irkl. Sch. 60 F. 5B Span. 21. 306 do. 395. Fass. Ausg. —. Zinsl. 635. Preuss. Pr. Seb. —. Foln. —. 99 Russ. Hope 905.

Antwerpen, 4. Sept. zins. Nene Aul. 263.

krank furt a. M., 6. Sept. 36 Met. 11075 G. Baunk-Acdien p. alt. 1877. 75. RBayr. Bank- Actien Hope —. Stiegl. —. Int. ö9 z. b9 55. poln. 200 FI. 96 d. A0. So FI. 80. 86.

Paris, 4. Sept. öh Rente fin conr. 122. Neapl. . 59h Spau. Rente 343. Pars. 6z.

Wien, 6. Sept. Nordb. 176. Livorn. 105. Budw. —. Fest. 913.

396 do. 6u cour. 84. 40.

Gloggu. 131. Mail. 113.

Meteorologische Beobachtungen.

18 6. 8. Sept.

Luftdruck Luftwärme .... Thaupunkt... Dunstsãttigung . Wetter

Abends 10 Uhr.

338, 11 t. X38, 13* T. 338, 21 J. Quell tte 7,8) R. 4 11435 R. * 19,29 R. 13,0 R. Flusswärme 1657 R. 9,890 n. 10, R. 4 927 R. Boden warme 1647 R. 9g0 pCt. 45 pCt. 73 pC. Aasdünstung O, os“ Rh. heiter. heiter. beiter. Niederachlag so. oso. so. Wiͤrme wechsel 19,6 Wolken zus ... oso. 11,29 R.

Tatzesmittel:; 338, 18“ Far. . 14,8' n... 9, 77 R. .. 69 pC.! Oso.

Nachmittags 2 Uhr.

Nach einmaliger Beobachtung.

Morgens 6 Ur.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 10. Sept. Im Opernhause. 102t2e Abonnements⸗ Vorstellung. Fernand Cortez, oder: Die Eroberung Mexiko's, Oper in 3 Abthe, von de Jouy. Musik von Spontini. Aus dem Fran⸗ zösischen übersetzt von May. Ballets von Hoguet. Anfang 6 Uhr.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu den erhöhten Opern-

haus- Preisen verkauft. ; .

Freitag, 11. Sept. Im Schauspielhause. 151ste Abonne⸗ ments-⸗-Vorstellung: Der Ehestifter, Lustspiel in 1 Aufzug. Hierauf: Die Drillinge, Lustspiel in 3 Abth., aus dem Französischen, von

Bonin.

Königsstadtisches Theater.

Donnerstag, 10. Sept. Zum erstenmale: Pigault Lebrun. Lustspiel in 5 Ukten, von Deinhardstein. Hierauf: Wer ißt mit? Vaudeville⸗-Posse in 1 Akt, von W. Friedrich.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Im Selbstverlage der Expedition.

Gedruckt in der Decken schen Geheimen Ober- osduchdruckerei.