1846 / 272 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Wohlgefallen über das Walten des Vereins und seine Freude über die duich denselben veranstaltete trefflich gelungene Lithographie jenes Bildes, erkundigte sich nach der Zahl der Mitglieder, so wie der durch den Tod abgerufenen Kampfgefährten, und entließ hierauf den Vorstand auf das huldvollste. Während der König gestern das Standbild Friedrich's d. Gr. besichtigte, hatte sich Ihre Majestät die Königin nach der Kleinkinder⸗Bewahr ⸗Anstalt Nr. V. in der Doro⸗ theengasse begeben, wo Allerhöchstdieselbe vom Vorstand ehrfurchts-= voll empfangen wurde und über die Einrichtungen der Anstalt um⸗ sassende Erkundigungen einzog. Eine gleiche Auszeichnung ward des Nachmittags der vor dem Dderthor besindlichen Kleinkinder-Bewahr= Anstalt zu Theil, welche Ihre Majestät schon vor mehreren Jahren zu besuchen die Gnade hatten. Um halb 5 Uhr verließ die Königin unsere Stadt, um Sich nach Groß⸗-Tinz zu begeben (s. gestr. Allg. Preuß. Ztg.), wohin auch der Prinz Waldemar von Preußen, so wie der Erbgroßherzog von Weimar, Königl. Hoheiten, welche gestern Mittag mit dem ersten Eisenbahnzuge, von Dresden kommend, hier eingetroffen waren, nach eingenommenem Diner ihre Reise fortsetzten.“

Deutsche Bundesstaaten. Kurfürstenthum Hessen. Das erste diesjährige Feld-

Manöver der gegenwärtig in Kassel und der Umgegend zusammen⸗ gezogenen kurhessischen Truppen fand am 24. September statt. Die Kafselsche Allg. Ztg. berichtet darüber Folgendes:

„Dem Manöver lag die Idee zu Grunde, daß ein feindliches im Besißz von Kassel sich befindendes Corps, welches sich nach dem Niederrhein zurück · ziehen sollte, während ein diesseitiges Corps bereits über die Weser gegan⸗ gen sei und durch den Reinhardswald gegen Kassel vorrücke, diese Stadt kinstweilen zu decken, und zu deren Räumung und Abführung eines Con⸗ vois auf der wolfshagener Straße, Zeit zu gewinnen suche. Das diesseitige Corps unter den Befehlen des General⸗-Majors von Specht bestand aus der 1sten Infanterie⸗Brigade, der Garde⸗du⸗⸗Corps, dem 1sten Husaren-Re— giment, 4 reitenden und 4 Fußgeschützen, nebst einer halben Pionien Com- pagnie. Das feindliche Corps unter dem Kommando des General Majors Bauer bestand aus der 2ten Infanterie⸗Brigade, dem Aten Husaren-Regi— ment, 6 Fußgeschützen und einer halben Pionier Compagnie. Zu Schieds= nichtern waren der General - Licutenant von Haynau und der Gen ral Major von Ochs ernannt worden. Um 9 Uhr Morgens haften die Truppen ihre Siellungen bezogen, und zwar hatte das feindliche Corps bei S immers · hausen auf der diesseitigen Hochebene, das Dorf sowohl, als die Häuser und das Defils an der Schockebrücke durch seine Vortruppen besetzt. Das diesseitige Corps, in Anmarsch von der Veckerhagener Straße und von Rothwesten, rückte über den Weidenberg und Fastenberg vor, vertrieb die feindlichen Voꝓtruppen aus Simmershausen und dem Defilé und passirte bas Flüßchen an drei Punkten. Die Haupt-Kolonne ging über die Schoke= Brücke und zog sich zwischen dem Pfingstholz und Ihringshausen rechts, wodurch das feindliche Corps zu einer Rechis⸗Schwenkung genöthigt wurde und auf der Hochebene, den Warteberg rechts lassend, eine entsprech ende Stellung nahm, aus der es jedoch allmälig nach Nieder- Velmar zurückge⸗ drängt wurde. Das feindliche Corps veriheidigte hierauf den Uebergang über die Ahne und nahm jenseits Nieder ⸗Velmar nahe an der holen a Straße eine vortheilhafte Position, aus welcher es das Debouchiren des diesseitigen Corps aus Nieder- Velmar längere Zeit verhinderte und ei⸗ schwerte, bis es sich endlich nach dem Osterberg zurückzog um von hier die wolshagener Straße zu gewinnen. Auf dem Marsche dahin, gegen 2 Uhr, ließen Se. Königl. Hoheit der Kurprinz⸗Mitre gent das Manöver einstellen.“

Fürstenthum Hohenzollern⸗ Sigmaringen. Die Bevölkerung des Fürstenthums belief sich nach amtlicher Angabe zu Ende des vorigen Jahres auf 15,431 Einwohner und hat sich seit 1844 um 332 vermehrt.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 26. Sept. (D. A. 3.) Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen ist hier eingetroffen.

Die Großfürstin Marie, Tochter des Großfürsten Michael, ist gefährlich erkrankt. Die hohe Familie hat größerer Ruhe wegen das Hotel bereits verlassen und wohnt jetzt in einem dem Erzherzog Ferdinand von Este gehörigen Palais auf der Landstraße.

Wien, 27. Sept. Se. Majestät der Kaiser hat den im tar⸗ now er Kreise gelegenen Gemeinden Zukowice und Gorzyee für ihr verdienstliches Verhalten bei den letzten Ereignissen in Galizien Geld⸗ Belohnungen, und zwar der ersteren sechshundert Gulden und der letzteren dreihundert Gulden Conv. Münze mit der Bestimmung bei⸗ der Beträge zu einem Gemeinde⸗Zwecke bewilligt.

Prag, 24. Sept. Heute Morgen hat Se. Königl. Hoheit der Prinz von Preußen, so wie die von Hannover und Sachsen zur Insptzirung des österreichischen Bundes-⸗Kontingents gesandten Ge-

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nerale unsere Stadt verlassen und sind mit einem Extra- Bahnzuge nach Ollmütz gereist, um die Revue über die in Mähren konzentrirten Truppen abzuhalten. ;

Am 15ten trafen Se. Königl. Hoheit, von 66 kommend, in Therestenstadt ein und nahmen die Aufwartung der versammelten Ge- nerale und Staabs⸗Offiziere des Corps entgegen, die Ihnen vom fommandirenden Fürsten Windischgräß vorgestellt wurden. Se. Königl. Hoheit erschienen in österreichischer Uniform, und die leutselige Art, mit der Höchstsie den Ihnen bekannien Offizieren die Hand reichten, gewann Aller Herzen. Der Prinz beehrte sowohl Abends den vom Fürsten Windischgrätz gegebenen Ball als auch die im fürstlichen Hause während der Anwesenheit veranstalteten Festlichkeiten.

Am 16ten war Revue der versammelten Truppen, am 17ten taktisches Kavallerie Magnöver unter Führung des Erzherzogs Karl Ferdinand Kaiserl. Hoheit. Am 18ten mußte wegen des eingetretenen anhaltenden Regenwetters das befohlene Feld⸗Manöver abgesagt werden, und fand dasselbe erst am i9ten statt. Am 20sten war Kir⸗ chen⸗Parade, und mit dem 2isten sollten die Besichtigungen mit einem Artillerie⸗Manöver schließen, was jedoch unterbleiben mußte, da das Wetter so ungünstig geworden war, daß das Ausrücken der Truppen wegen des durch anhaltende Regengüsse erweichten Bodens nicht thun⸗ lich erschien.

Der Prinz von Preußen hatte eine beabsichtigte Reise nach Schlesien, um der Nevue des doit versammelten sten Armer⸗Corps beizuwohnen, gleichfalls aufgeben müssen, da Höchstderselbe sich ein Unwohlfein zugezogen hatte, und daher auf Anrathen seines Leib- Arztes sich hierher begeben, um eine zweitägige Ruhe zur Wieder⸗ herstellung seiner Gesundheit zu benutzen.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 24. Sept. Der Ober⸗ Befehlshaber des abgesonderten kaukasischen Corps hat unterm 14. August solgenden Tagesbefehl erlassen: „Von dem Chef des wladikaukasischen Militair-⸗ Bezirks, General-Maßor Nesteroff, ist berichtet worden, daß am 3. Angust ein meh als 300 Mann zählender Haufe auserlesener karabulakischer Re ler nebst einigem Fußvolke die Feldarbeiter der troizkischen Staniza des 2ten sunschaschen Negiments überfallen habe, daß aber in Folge der wohlüberlegten Anordnungen des Comman⸗ deurs dieses Regiments, Oberst⸗Lieutenants Slepzow, und des Majors vom nawaginschen Regimente, Hotemjew, der die zur Bedeckung beorderte Mannschaft befehligte, die Feldarbeiter gerettet wor⸗ den sind und die Räuber mit leeren Händen wieder haben abziehen müssen. Gleichzeitig hat die Reserve der troizkischen Kosaken, etwa 106 Mann, geführt von dem tapferen Chorunshi Starizki und dem eben so braven Kornet Morosow, den Säbel in der Hand, den dreimal stär⸗ keren Feind so ungestüm angegriffen, daß die Karabulaken, durch die= sen kühnen Andrang in Verwirrung gesetzt, in regelloser Flucht auf fast unwegsamen Pfaden in den Wald zu entkommen suchten und 7 verstümmelte Leichname nebst Waffen und Pferden auf dem Wahl⸗ platze ließen, der beträchtlichen Zahl Todter und Verwundeter, die sie mit sich nahmen, nicht zu gedenken. Der Ober⸗Befehlshaber des abgesonderten kaukasischen Corps hat dem Oberst⸗Lieutenant Slepzow und allen übrigen Offizieren, so wie den Soldaten, die an dieser glänzenden Waffenthai Theil genommen haben, seinen vollen Dank bezeigt, diejenigen Offiziere, die sich dabei am meisten ausgezeichnet haben, zu Belohnungen vorgestellt und zugleich zwei Gemeinen des nawaginschen Regiments, zwei des 19ten donschen und zwei des 1sten sunschaschen Regiments das Militair⸗Ehrenzeichen ertheilt.

Frankreich.

Paris, 26. Sept. Der britische Botschafter, Marquis von Normanby, hatte gestern Morgen im Hotel der auswärtigen Ange⸗ legenheiten eine lange Unterredung mit Herrn Guizot. „Wir ver⸗ nehmen,“ schreibt Galignanis Messenger, „daß der britische Botschafter einen energischen Protest in Bezug auf die Heiralh des Herzogs von Montpensier der französischen Regierung mitgetheilt hat, der auf dieselben Gründe sich stützt, welche der von Herrn Bulwer dem spanischen Hof überreichte Piotest enthält.“

Der König kam gestern Mittag von St. Cloud nach den Tuile⸗ rieen und prästdirte einem Minister⸗Kath. Nach Ertheilung mehrerer Audienzen besichtigte Se. Majestät den neugebauten Flügel des Pa⸗ lastes, welcher von dem Pavillon Marsan nach der Rue de Rohan geht. Die Blätter füllen ihre Spalten noch immer mit Erörterungen äber die spanische Frage, die indeß nichts mehr von besonderem In⸗

terrsse bieten. Die ministerielle Epoque nimmt die Argumente des

Journal des Debats auf und erklärt, daß die Vermählung fälle einiger en lischen Jaurnale nicht mehr Bedeutung, als sie Derzogs von Montpensier am 19ten des nächsten Mer ile ansgn mbienen. Wir glauben weder an einen nahen Bruch, noch an eine werde, troßz aller Einsprüche Englands, dessen Politil in dieser SR] aernde Erkaltung. Frankreich hat seine Inieressen und feine Po⸗ einmal sehlgeschlagen sei. Bemerkenswerth ist, daß das Journ i vertheidigt: nothwendige Interessen, eine offen zugestandene Po- bes Deb ats seinen Ton der Zuversicht über das Geigen 1 i. Bas wird man bald in England, wie in Eurspa, einsehen; sranzösischen Politik in Spanien nicht ändert und eine Störung i] it vertrauen dabei zuversichtlich auf den gesunden Sinn, der dem guten Einvernehmens mit England noch immer nicht einsehen n giischen Volk in so hohem Grade eigenthümlich ist.“

Die unwürdigen, slandalösen Details, welche einige londoner Blänß Gestem Morgen fanden bei dem 4 3 von Labrador und namentlich die Times, über die Art und Weise, wie die spanis enn de Villafranca Haussuchungen statt. Die Papiere dieser bei- Doppelheirath zu Stande gekommen sein sollte, gegeben haben, spanischen Edelleute wurden auf das genaueste durchgesehen. flärk das ministerielle Blatt sür erbärmliche Fabeln und schmäht a Mehrere Journale hatten behauptet, daß Crabrera unmittelbar diese Blätter, aber glaubt nicht, daß dieselben die wahre Stimmung q g seiner Ankunft in London beim General Espartero zur Tafel englischen Volkes oder gar des englischen Kabinets ausdrücken. GM] öesen wäre. Der Courrier fran gais erklärt sich heute er- gen den National zu Felde ziehend, der jene Gerüchte zum The] sihiigt, dieser Nachricht zu widersprechen, da zwischen dem Herzog zufgenommien hatte, schreibt das Journal des Debats daril n Vitorie und dem General Cabrera durchaus kein Verkehr statt⸗ Folgendes: „Der National hat Unrecht, wenn er sich um unsen unden hätte.

willen genirt. Er mag sich immerhin zum Wiederhall gewisser en Einer Mittheilung der France zufolge, ist Cabrera bereits in lischer Blätter machen und die absurde Version verbreiten helst spanien angekommen. Auch General Alava hat die französische welche von den Mitteln gegeben wird, die zum Abschluß der span Hinze schon überschritten, und Herr Mon, so wie der General de schen Doppelheirath geführk haben sollen. Wenn er an die „näh mntenegto, befinden sich bei dem Grafen von Montemolin in liche Orgie“ glaubt, so mag er es frei heraussagen. Er berichte nn cherheit.

nach den Mittheilungen seiner progressistischen Korrespondenten al Das Journal des Débats bemerkt: „Ein ultraradikales nach der wohlunterrichteten Times, der die Ehre der R at macht großes Aufheben von reformistischen Festmahlen, welche tiative gebührt über alle Einzelheiten, des famosen Gelas gen Sonntag in den zwölf Arrondissements von Paris stattgefun- Er übertrefft noch, wenn das möglich ist, alle die zin Hätten. Man veröffentlicht selbst mit Glanz die Reden, welche gen Erfindungen der britischen Journale, die voll Jugrim P diesen verschiedenen Festmahlen gehalten worden wären. Alles, sind über die Vermählung einer Infantin von Spanien ] wir von dieser Angelegenheit haben erfahren können, ist, daß rinem stanzösischen Prinzen.! Wir haben ihm nichts vorzusch wei oder drei Orten, an welchen Versammlungen dieser Art wirk- ben: er mag das halten, wie ihm gut dünkt; er mag ] Hstansanden, Agenten der Behörden erschienen, und daß die Gäste, eigenes Schamgesühl zu Rathe ziehen. Wem schadet denn jene ] he übrigens wenig zahlreich waren, auf deren Aufforderung den bauliche Coalition ünd überhaupt die Haltung der französischen Onn Tt sofort verließen. Uebrigens ist diese angebliche Manifestation in sitions⸗Organe in der spanischen Heiraths⸗Frage? Etwa uns? n vollkonmensten Inkognito vor sich gegangen, und die Stadi Interefsss der Presse können wir bedauern, daß, die französsgn hrs hat gar nicht daran gedacht, daß rine unbedeutende Partei in Journale aller Farben nicht verstanden haben, in dem . em Innern den Jahrestag der Einführung der Republik feiere. Fall die enge Selbstsucht des Parteigeistes dem Interesse un ir ersuchen daher die ehrlichen Reformisten in den Provinzen, der Ehre der Nation zum Opfer zu bringen; daß die Cin it zu glauben, daß in Paris eine große Manifestation statt= in der' Vermählung, die zwei erlauchte Familien und zwei za: suden habe. Wir warnen sie; man will nur ihre Einfalt miß⸗ Völker mit festeren Banden umschließt, nichts gesehen fin uchen.“

als einen Erfolg des Herrn Guizot, den man neidisch herabin Der Herzog von Nemours ist am 22sten in Luneville zur In- müsse; daß bie Anderen in dem Ereigniß nur eine Gelegen bttion der dortigen Kavallerie⸗Divisionen angekommen,

gefunden haben, ihren Haß gegen die Monarchie auszuathmen. R Das Journal du Cher widerruft die Nachricht, daß der hätten höchstens die Verzwesflung der Legitimisten Partei begin zielt des Departements, Baron Renauldon, wegen der Flucht des In der That, nie ist der Welt ein sonderbareres Schauspiel gegiin lafen von Montemolin nach Paris beschieden worden sei. Derselbe worden, als das, welches jene Journale aufführen, die uns noch a ite Bourges nicht verlassen.

vierzehn Tagen beschuldigten, wir lägen auf den Knieen vor Englag Die Fregatte Proserpine“, am 15. Juli von Montevideo ab— wir 'blächten der englischen Allianz jedes Opfer, und die jetzt in den n gelt, am 21. September auf der Rhede von Brest angekom-— verständigsten londoner Blättern ihre Argumente, ihre Schmähungen, ih wn. Am Bord derselben befindet sich der Contre-Admiral Trehouart, Unglück kündenden Voraussagungen gegen eine Heirath zusammenless m die Station im La Plata fommandirte.

über welche man, nach ihrem eigenen Geständniß, jenseits des Kanals n Der Kaiser von Marokko soll die französische Regierung ange— zuͤrnt, weil man sie für zu günstig hält für Frankreichs Größe. Doch, wir sn igen haben, ihm gegen Abd el Kader, der 16, C0 Mann lommian⸗ gen noch einmal, wem schadet denn die ses Verhalten, der Oppositin i, beizustehen; es wird versichert, im letzten Minister⸗Conseil sei Wir glauben, daß die Zornwuth, die sich in einem Theil der lente hlossen worden, eine Armee an der marokkanischen Gränze auf⸗ ner Presse Luft macht, bei einem so klugen Volke, wie das engli Hellen.

kein ernstes Echo finden wird. Wir sind überzeugt, daß h Allianz der beiden Regierungen auf zu sesten Grundlagen und n zu vielseitigen Interessen ruht, als daß sie durch mißgůnstiges Ci schrei gefährdet werden könnte. Die Vermählung der Königin Spanien oder die ihrer Schwester mit einem dem spanischen in dem französischen Blut fremden Prinzen (einem Nicht⸗Bourbo würde eine sehr bedeutsame Aenderung in den Verhältnissen, wel Frankreich und Spanien seit länger als einem Jahrhundert n knüpfen, hervorgebracht haben. Bie Heirath der Infantin mij n Herzog von Montpensier ändert nichts, Sie schließt nur eine M wandtschaft enger, die schon vorher bestanden hat; sie bestätigt en Politik, die ganz Europa angenommen hat, die seit lange schon eint Theil des allgemeinen Gleichgewichts der Macht constituirt, Worih könnte sich England ernstlich beklagen? Etwa darüber, daß es seint Regierung nicht gelungen ist, fremdes Blut auf den spanischen Thi zu bringen, statt frauzösischen, bourbonischen Blutes? Die Beschwen wäre in' der That allzu sonderbarer Natur. Wenn der erste Verdn sich gelegt hat und der Moment zu ruhiger Darlegung in

Großbritanien und Irland.

London, 25. Sept. Gestern gab Ihre Majestät die Köni- zu Ehren des erlauchten Gastes der Königin Wittwe, Ihrer nigl. Hoheit der Frau Prinzessin von Preußen, so wie des Erbgroß⸗ azogs und der Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗-Strelitz, in der terloo⸗ Halle in Windsor ein großes Bankett. Am Morgen des ges besuchte Ihre Majestät in Begleitung der Frau Prinzessin von sußen die St. Georg-⸗Kapelle.

Im Personal der Kolonial-⸗Gouverneure haben einige bedeutende ninderungen stattgehabt, welche die heutige Gazette meldet. Sir uny Pottinger ist zum Gouverneur des Cap der guten Hoff— g, Sir Charles Edward Grey zum Gouverneur von Ja—

anada, St. Vicent, Tabago und Sta. Lucia und der Capitain harles Elliot (aus China her bekannt) zum Gouverneur von mmuda ernannt worden.

An den Befehlshaber der britischen Station im Mittelmeere,

Prüfung aller Verhältnisse gekommen sein wird, mag r-Admiral Sir W. Parker, unter dessen Kommando sich jetzt das dem französischen Kabinet leicht fallen, zu beweisen, d Hische Uebungs⸗ Geschwader an der portugiesischen Küste befindet, bei allen? Verhandlungen, welche zu, der Vermählung nöd dem Morning Herald zufolge Instructionen abgegangen, die Infantin geführt haben, die aufrichtigste und vollkommen ler seinem Kommando befindliche Seemacht mit Ausnahme der

Wir legen darum auf die wunderlich ei Wachtschiffe von Portsmouth und Devonport beisammen zu be⸗

Loyalität vorgewaltet hat.

säica, Oberst-Lieutenant Reid zum Gouverneur von Barbadoes,

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halten und damit bis auf Weiteres in den Gewässern vom Tajo bis Cadix zu verweilen.

Der Graf von Montemolin verweilt noch immer hier und lebt sehr zurüdcgezogen in Brunswick Hotel. Von den Journalen nimmt die Morning Post, das Organ der Ultra⸗Tories, sich seiner Sache entschieden an und tritt jetzt, nachdem sie in der spanischen Heiraths⸗ Frage bisher sich sehr passwv gebalten, plötzlich mit einem fulminan⸗ ten Artikel gegen die französische Politik in Spanien hervor. Der Infant Don Enrique hat in der Tim es einen Bundesgenossen ge⸗ funden, die seinen Protest durchaus logisch und vernünftig sindet.

Die Regierung ist eifrig mit , . beschäftigt, der immer entschiedener hervortretenden Noth in Irland Abhillfe zu gewähren. So hat sie sechs Dampsschiffe dazu beslimmt, Mais und Schiffszwie— back aus dem Haupt⸗Depot zu Cork nach den übrigen Orten an der Küste und an den Flüssen zu schaffen; in Cork ist eine Fregatte von 1100 Tons eingetroffen, welche als Vorraths. Kammer für Lebens⸗ mittel benutzt werden soll, und zwei andere Schiffe von resp. 1200 und 700 Tons sind zu gleichen Zwecken nach Irland beordert, in Plymouth werden Anstalten getroffen, um Mais in großen Massen zu mahlen und Schiffs⸗Zwiebäck zu backen; bedeutende Summen Gel— des sind bereits nach Irland geschickt, um auf die öffentlichen Bauten verwandt zu werden, in allen Baronieen, welche hauptsächlich leiden, sind solche Arbeiten bereits angewiesen worden u. s. w. Nichts desto⸗ weniger sind die Aussichten für die nächste Zukunft noch keinesweges beruhigend, und es scheint, daß man nicht ohne Besorgniß vor einer Anhäufung von Volksaufläufen ist, wie sie dieser Tage in Kilkenny und Youghal stattgefunden haben, wo das Volk in drohendem Tone Arbeit und Brod forderte.

Ueber die Besitznahme Californiens von Seiten der Vereinigten Staaten schreiben nachträgliche heute eingegangene Berichte aus New⸗ York vom Aten d. M. folgendes Nähere: „Commodore Sloat, wel cher das amerilanische Geschwader in der Südsee befehligt, hat am 6. Juli vom Bord der Fregatte „Savannah“ in dem Hafen von Monterey eine Proclamation an die Bewohner von Californien er= lassen, durch welche er für die Vereinigten Staaten von Californien Besitz ergreift und das Land für einen integrirenden Theil der Union erklärt. Eine ähnliche Erklärung hat Capitain Montgomery am 9. Juli im Auftrage des Commodore im Hafen von Jerba Bueng erlassen. Die Avantgarde des nach Californien bestimmten amerikanischen Truppen— Corps unter dem Obersten Fremont hatte Sonora, nördlich von San Francisco, erreicht. General Castro, der Befehlshaber der Provinz, war ihm entgegengezogen, hatte aber, in Folge einer Unterredung mit dem Obersien, den Rückzug angetreten. Die Californier selbst sind unter einander nicht einig. In Santa Barbara war eine Junta unter dem Vorsitze des Gouverneurs Pico zusammengetreten, um das Land für unabhängig zu erklären, worauf Castro die Provinz in Kriegs⸗Zustand erklärt hatte.“

Ueber die neue Erfindung des schweizer Professors Schönbein, die Pulver⸗Baumwolle, theilen die englischen Journale folgende in tereffante Einzelnheiten mit. Sie sind einem Vortrage entlehnt, den Herr Grove am 17ten d. in dem southamptoner wissenschaftlichen Kongresse über die Erfindung hielt und welchen er mit Experimen⸗ ten degleitete. „Der die Exptosion hervorbringende Gegenstand sieht ganz wie gewöhnliche Baumwolle aus und ist auch Baum⸗ wolle, welche eine gewisse Vorbereitung in der eben das Geheimniß liegt durchgemacht hat. Vor dem gewöhn— lichen Puiver hät diese Pulver⸗-Baumwolle den Vortheil voraus, daß sie gar kein Residuum läßt, während bekanntlich das beste Schieß⸗ pulver nicht ganz verbrennt, sondern in den Feuerwaffen einen schwar⸗ zen, an die Wände sich anlehnenden und die häufize Neinigung der Waffen nöthig machenden Bodensatz zurückläßt. Die Pulver⸗Baum⸗ wolle verbrennt sich ganz. Ihre Cxplosionskraft ist doppelt so groß, als die des Schleßpulvers. Sie kann in zwei. Qualitäten hergestellt werden: die eine, billigere und für geringere Zwecke berechnete giebt bei der Explosion etwas Rauch, von sich; die andere, iheurere und feinere erzeugt fast gar keinen Rauch. Sie explodirt bei einer Temperatur von 00 Grad, während Schießpulver erst bei 600 Grad zur Eyplosion gelangt. Dicht an gewöhnlichem Schießpulver oder sogar dicht über demselben in Feuer eb explodirt sie auch, ohne daß das Schießpulver entzündet wird. ie Feuchtigkeit schadet der Explosionskraft nicht, nur ist die Ent⸗ zündung nicht so ganz blitzschnell, wie in völlig trockenem Zustande.“ Alles dieses ist, wie erwähnt, durch Experimente bewährt worden, und wird eine Experimentation im Großen bianen kurzem im wool wicher Arsenale vom Erfinder selbst in Gegenwart englischer Artille⸗ rie-Offiziere und auf offizielle Veranlassung vor sich gehen.

Das Comité der hiesigen Freibäder= und Waschhaus⸗Anstalt zu East Smithfield, das jetzt seit einem Jahre mit bestem Erfolge be⸗ steht, hat über die seitherige Wirksamkeit dieser den Armen unentgelt⸗ lich offen stehenden Anstalt einen interessanten Bericht erstattet. Es geht daraus hervor, daß die Armen für Reinlichkeit, wenn nur die Mittel in ihrem Bereiche liegen, sehr wohl Sinn haben, und daß ihnen diese Mitlel mit sehr geringen Kosten verschafft werden können, indem von den Subscriptions⸗Beiträgen für das erste Jahr, die sich auf 548 Pfd. beliefen, noch 38 Pfd. in der Kasse sind. Im Laufe des Jahres haben 27,622 Badende und 35,180 Personen, welche ihre Kleider wuschen und trockneten, die Anstalt benußzt. Die Ausgaben pro Kopf betrugen nicht ganz 17, Pence, obgleich jedem Badenden Seife und Jedem, der Kleider wäscht, eine Portion Seife und Soda verabfolgt wird. Alle Besucher der Anstalt zeichneten sich durch ordentliches und anständiges Betragen aus. Manche von denen, welche kamen, um ihre Kleider zu waschen, waren so arm, daß ihre ganze Garderobe in dem bestand, was ste gerade auf dem Leibe trugen. Diesen wurden Mäntel verabfolgt, in welche sie sich hüllten, so lange sie ihren dürftigen Anzug wuschen, trockneten und etwa ausbesserten. Mehr als 9060 Personen kamen, 2 bis 5 englische Meilen her, und über 1309 badeten und wuschen, welche Nachts zuvor an J bis 25 englische Meilen weit entfernten Orten geschlafen hatten. Das Wasser für die Anstalt wird von der ostindischen Wasserbauten⸗Gesellschast gratis geliefert. z

Das Riesen⸗Dampfschiff „Great Western“ ist am vorigen Dien⸗ stage auf der Fahrt nach New-Nork an der Ostküste von Irland in ber' Bucht von Dundrum auf den Grund gerathen und war nach den letzten Nachrichten noch nicht wieder abgekommen. Die Mannschaft und die Passagiere sind ungefährdet gelandet worden.

niederlande.

Am sterdam, 26. Sept. Ueber den gegen die Insel Bali unternommenen Kriegszug wird aus Batavia vom 11. Juli Nach⸗ stehendes gemeldet: „Wiederholte Beleidigungen, die in den Ge⸗ wässern von Bali der holländischen Flagge zugefügt wurden und zu letzt die Mißachtung von Seiten des Radscha von Bleling der zwi⸗ schen ihm und der niederländischen Regierung bestehenden Verträge, haben den Staats⸗Minister General-Gouverneur veranlaßt, eine Ex- pedition gegen diesen Fürsten zu senden und ihm ein Ultimatum zu⸗ stellen zu lassen, daß, wosern hierauf keine genügende Antwort ei⸗= folge, er sofort zu Feindseligkeiten schreiten würde. Nach fruchtlosen Unkerhandlungen landeten die holländischen Truppen am Morgen des 28. Juni. Nach heftigem Wiederstande wurde Singa⸗Radscha, der Aufenthaltsort des Fürsten von Bleling, genommen, wobei das Pa⸗ lais in Flammen aufging. Der Fürst entfloh mit einigem Gefolge nach dem Gebirge. Der Verlust des Feindes war bedeutend; die Felder waren mit Leichen bedeckt. Es wurden 40 Stück Geschütz ge⸗ nommen. Die Holländer hatten 18 Todte und 40 Verwundete.“

8 Selgien.

Brüssel, 25. Sept. Das gestern Abend auf der Place Royale stattgehabte Konzert war glänzend und alle Erwartungen wurden befriedigt. Die Königin und der Prinz und die Pꝛinzessin von Koburg wohnten nebst ihrem Hofstaate demselben bis zu Ende (gegen 10 Uhr) bei. Die übrigen Festlichkeiten des Tages liefen heiler ab, außer daß bei dem veranstalteten Wettrennen der Kunst⸗ reiter ⸗Gefellschaft des Herrn Gautiez eine Amazone stürzte und einigen Schaden nahm.

Ein Blatt macht den Vorschlag, die Haiden der Campine urbar zu machen, wohin denn die Arbeiter-Klassen aus Flandern auswandern könnten; dazu bedürfe es eines Anlehens von 20 Millionen unter Staatsgarantie. Würden jene Leute Ackerbauer und mit Hülfe die⸗ ser Gelder in ihrer Unternehmung und Niederlassung dort unteistützt, so würden in wenigen Jahren jene Haiden die besten Früchte tragen.

D änem ar k.

Kopenhagen, 26. Sept. So eben ist das folgende Patent, betreffend eine veränderte Einrichtung des Geschäftsganges der Pro⸗ vinzial⸗Regierung für die Herzogthümer Schleswig und Holstein (s. Alig. Pr. Ztg. Nr. 256), erschienen:

„Wir Christian der Achte ꝛc. c., thun kund hiermit: Zur Vereinfachung und Beschleunigung des Geschästsganges des Provinzial-Regierung für Unsere Herzogthümer Schleswig und 1 gefunden, folgende Bestimmungen zu treffen. 8. 4. Die Eintheilung der Regierung in Seciionen wird aufgehoben. S5. 2. Dem Regierungs- Präsidenten foll die Befugniß zustehen, die politisch- polizeilichen Sachen, zu deren Erledigung es nach dem bestehenden Geschäftsgange einer höheren

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ö durch Schiller gleichsam in das Reich der Dichtung erhoben. Auch ab—=

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enisetzten katholischen Alten links bis zu der aus dem Hause tretenden Frau rechts, findet sich hier mancher gute Kopf, manches glückliche Motiv, obgleich wir eigentliche Erhebung zu einer höheren Idee nur in dem einen Kopf des Schülers links erkennen möchten, der sich auf sein Schwerdt lehnt. Dagegen sehen wir hei dem Anschlagen der Theses (Nr,. 1536) nur eine unkfar gruppirte, wenig charakterisirte Schülerschaar. Die Hauptperson, Luther, scheint uns auf beiden Bildern gänzlich verfehlt. Wir haben nur einen unter Bücherstaub bleich gewordenen Gelehrten vor uns, in dessen Zügen von dem begeisterten, kräftigen Reformator keine Spur zu finden ist. Dic Dimension der Bilder ist mehr die von Genrebildern, was freilich da zu einem Vorzuge wird, wo Energie und vollkommene Sicherheit in Gestaltung und Ausführung zu fehlen scheinen. .

Größere Freude haben wir an dem Bilde von Charles Girardet: „Unterbrechung einer gottesdienstlichen Versammlung der Protestanten in einer Höhle der Cevennen durch Soldaten unter Führung von Mönchen“ (Nr. 1475). Die Handlung ist lebendig, die Figuren sind höchst charakte= ristisch aufgefaßt, die Gruppirung vortheilhaft mit hervortretender Beleuch⸗ tung der Hauptpersonen des Drama's. Wir sehen einen Prediger, der in glühender, fast trotziger Begeisterung seinen Platz dem hereinbrechenden Feinde gegenüber behauptet. In der mittleren Hauptgruppe zeigt sich eine Matton don besonders gelungener Behandlung. Diese Alte hat viel durch · gemacht, viel gelitten, ein mannigfach bewegtes Leben spricht aus ih em zom Schicksal vollgeschriebenen Antlitz. Ihre blühende Tochter ist ohn mächtig auf ihre Schulter gesunken; ste aber ist stark geworden durch vie les Leiden; sie wird stehen und wenn auch das Aeußerste hereinbrechen sollte., Ferner heben wir hervor die lnieende Multer mit den beiden Kin bern, und rechts die Gruppe der Mutter, welcher ihr muthiges Kind gegen den Soldaten beizustehen strebt. Genug, das Ganze ist voll Bewegung und Handlung, und da wir einen ftanzösischen Künstler vor uns haben, mag es noch besonders erwähnt werden, daß er auch dem Affekt das gehö⸗ rige Maß zuzutheilen gewußt hat. Der höhlenartig zugeschnittene Rahmen bes Ganzen beweist, daß der Künstler auch in Nebendingen inen richtigen Tatt ju beobachten versteht, wo es gilt, eine beabsichtigie Wirkung zu er— höhen und alle Theile zum Ganzen in Einklang zu setzen.

Ein ebenfalls glücklicher Gedanke ist die von Karl Stahl ge— wählte Darstellang Heintich's ., der das Reich nicht länger tribut⸗ bar wissen will und den fordernden Ungarn im Vertrauen auf erstarklte Kraft einen Hund statt des erwarteten Goldes überreichen läßt. (Nr. 1623.) Aber mit der Behandlung des Gegenstandes lönnen wir uns nicht zufrie- den erklären. Anstait daß etwa ein Diener einen todten (das Räudige dar⸗ zustellen, darauf ann die Kunst mit gutem Gewissen Verzicht leisten) Hund Überreichte, der in der Verlürzung auf einem Kissen liegen könnte, und dann die Wirkung davon auf die Umstehenden zur Hauptsache emacht worden wäre, ist hier ein eckelhaftes Thier, das man gar nicht n mag, recht in den Mittelkunlt , so daß man fast glauben möchte, es handle sich hier um eine Berathung, ob das Thier toll oder lrank sei. Es fehlen

sonst dem Bilde ausdrucksvolle Köpfe nicht, obgleich die Größe desselben

sich auch nicht über die der Genrebilder erhebt.

Anerkennende Erwähnung verdient das Bild von W. Volth art in Düs⸗

seldorf: „der Tod des Admirals Coligny“ (Nr. 1636). Die Anordnung ist

gut 666 Ausführung und Beleuchtung sind zu loben; nur scheint uns

die Figur des Helden für diesen schrecklichen Augenblick doch etwas zu ui. Für eine entfernter oder zweifelhafte Gefahr wäre diese Ruhe eined großen Mannes würdig und ihm angemessen, ohne unnatürlich zu

werden. Wir verkennen indessen das Schwierige der Aufgabe nicht, hier

die rechten gi. zu finden. Diese Kühe bei herannahendem, gewaltsamen Tode erscheint motivirter

in dem Bilse von E. von Benson aus Norwegen: „Tod des Königs

Kanut“ (Nr. 1411). Der König theilt sich zwischen Beten und Ergebung in das Ündeimeidliche, während gegen die in die Kirche hereinbrechende Schaar seiner Feinde ein Getreuer den am Altare Knieenden zu schützen sucht und ein Mönch vergebens die wilden Königsmörder durch Flehen zu⸗ rückzuhalten sich bemüht. Das Bild besticht durch die glücklich gewählte Sstualion und die fleißige Ausführung, mißfällt aber in der Composition, welche äußerst untlat ist. Man verfällt in vielfache Irtthümer, wenn man sich die Gestalten der Einzelnen zurechtlegen will. Wir suchen uns durch die bunte Menge hindurchzuwinden, kommen aber zu keinem klaren Ueber— blicke. Außer den drei Figuren des Königs, des Vertheidigers hinter ihm und des Hauptangreisenden tritt eben nichis klar hervor, und den genann⸗ ten Gestalten, wiewohl sie keinesweges oh ie Ausdruck sind, gehen doch ab⸗ gerundete Linien ab.

Wenn wir aber in Darstellungen, wie die oben besprochenen, von der Malcrei eine entschiedene Charafterisitungsweise der Gestalten verlangen, die uns in irgend einer Handlung oder in einem Konflikt verwick lt enige⸗ gentreten, so wird diese um so mehr und noch entschiedener in solchen Bil= dern erwartet, welche uns bestimmte Persönlichteiten allein vor Augen stellen sollen und anderer Hülfsmittel zu ihrer Charatterisirung entbehren. So ein Bild ist z. B. „die Jungfrau von Orleans“ von Raymond de Baur (Nr. 30). Benft man an vie gottbegeisterte Jungfrau, so findet man sich von diesen Zügen ,, erinnert man sich aber an den Irrsinn der Schwär merin und will man sich unseres Schiller's Charalterzeichnung vorhalten, nach der sie Montgomery tödten und sich hinterher doch ihrer Leidenschaft hingeben konnte, so träse mit diesen trüben Beimischungen das Angesicht wohl zu, nur daß die Züge doch mehr den Eindruck des Eigenthümslichen, Ungewöhnlichen, als des Großartigen und Männlichen machen. Umge⸗ b en ist sie keinesweges von ihrem Kriegsheer, wie im Katalog gesagt ist. Dieses Heer steht de Größe nach weit im Hintergrunde, während die deut- liche n . so wie die Beziehung, in welche die Krieger zu der Jung⸗ frau durch Anblicken u. J. w. versetzt sind, es wieder ganz nahe erscheinen lassen. Wir haben gewissermaßen zwel Gemälde von verschiedenen Dimen. sionen auf einem Blatte. In ihrem Anzuge erscheint die Jungfrau etwas zu elegant und gepußt, und ihrt ganze Erscheinung hat eiwas Zierliches.

shen von dem im Rahmen angebrachten Citate lind mitten in die Schlacht nd ich geführt Im Geist.“ Wallenst.), erfüllen uns bei dem Beschauen on Gesihle, wie sie solche Scenen hervorrufen, ohne daß gerade der danke an körperliches Grausen und Enisetzen vorwiegend wäre. Die mischung des Traumes, der in der Tragödie erzählt wird, mit der Wirk leit wollen wir ganz unberücksichtigt lassen. Im Kolorit mißfällt der ihweg gelblichbraune Ton. Auch haben die Hauptfiguren keine rechte igkeiß und scheinen halb in der Luft zu schweben. Besonders gilt dies dem vorgesetzten Fuß des Octavio, der zugleich ziemlich ungeschickt dem edlähnder auf Mantel und Schwert tritt und ihn so am Ausstehen hin m wird. Die Gruppen haben etwas Loses, Vereinzeltes. Im Mittel⸗ nde herrscht die Leerheit einer Bühne, auf der der Vorgang mit Wal- in sich gemächlich abspielt. Zu loben ist dagegen die gute Charakter . ng damaliger Kriegergestalten und darunter namentlich der junge Krie⸗ techts, det das Pferd des Piccolomini hält. Ein sehr tüchtiges Bild derselben Klasse ist der, Gottfried von Bouillon der Schlacht bei Astalon“ von W. Eamphausen in Düsseldorf. I. 4427). Lauter lebenswahre, charakteristische Figuren! Wie die Christ ne so hoch über den Häuptern des begeisterten Gottfried und seines Be— keis weht, wie der duͤstere Ritter da so hineinsprengt zwischen Tod und aht, und wie das fabelhafte Fußvolt, sich unter ihm krümmend, mit igensten, Säbel, Dolch, Spieß, Schwert und Schleuder ausholt! Fast bt man, daß alle diese Instrumente, die auf einmal gegen ihn gezückt derhoben sind, ihn im nächsten Augenblicke zu Boden werfen müssen, er so dem Opferiode geweiht sei, damit uber ihn und die von seinem öigen Schwerte getroffenen Feinde hinweg das heilige Kriegsbanner der ger getragen werde. Wir machen bei dieser Gelegenheit auf ein ande n hel lleintres Bild von demselben Künstler: „Eromwellsche Reiter, den heran- nicht die Dimension des Bildes und die der ganzen Composition gewidm henden Zeind in der Ferne beobachtend“ (Nr. 1428), aufmerksam, da Aufmerksamkeit und fleißige Ausführung licf! Annahme zuwider wa * seinet lebens vollen Auffassung und Ausführung alle Beachtung ver= und wir auf dasselbe sonst wohl nicht wieder zurückkommen dürften. ö enden wir uns nun zu den Bildern, welche Stoffe aus der Ge— ; e des Alterthums behandeln, so fällt vor Allem die „Kleopatra“ von Uniformen gewissermaßen noch näher gerückt, so daß die trübe, ma negleßer aus Reustrelitz in die Augen (Nr. 413). Gleich der erste ö. dieses Bildes ist voll harmonischer Wirkung. In den drei Haupt- n ih, gelb und blau, nieien uns hangende Teppiche und faltenreiche * er entgegen. Letztere verhüllen nur halb die tragische Gestalt der anj die in Gegenwart zweier Sklavinnen sich den lebendigen Dolch n den liebeshelßen, sept aber schmachbedrohten Vusen sehzt. e en, Gewitterwolke zu diesem züngelnden und tödtlichen Blitze 13 dem Angesichte der bleichen, prächtigen Königin, von welchem dem zen enen, o wie dem ruhmdilrstenden Römer beiden die Gluth einer *. , gelacht. Schmerzvoll bewegt, steht hinter der Herrscherin die ned llavinnen und begleitet die düstere Handlung der Gebieterin mit an? e des stummen Enisetzens; laut schreiend, wie um Hülse, stürzt te Dienerin davon. So liegt das Gemälde wie der fünfte Alt

Zierlichkeit, Sorgfalt und Fleiß der Ausführung ist übrigens auch an i Kriegsheere sichtbar. 1 Bilder aus der neuesten Geschichte haben zum größten Theile ch weder öffentliche Afie und Aufzüge oder Schlachten-Scenen zum 3 stande. Wenn bei jener Art Daistellungen der dabei entwickelte Pom [ Gewänder u. dgl. ein malerisches Eiement gewährt, so kann bei Schlach u bildern gerade die kfonkreteste Form der Handlung mit Vortheil benußt n den. Wie die Alten in ihren Stulpturwerken junge Sieger in Wettkãm⸗ mit' den Andentungen merkwürdiger Umstände, die ihren Sieg begleilckh darzustellen liebten, so wollen wir den bedeutsamsten Moment der Kuß that, der diese charakterisirt, etwa den Moment des Sieges und dit ln stände, die ihn zunächst herbeigeführt haben, vor Augen geführt sch Sind diese und die dabei betheiligten Personen in den Vordergrund? rücklt und tritt dagegen all' der Gräuel spstematischer Menschenmondn mehr in den Hintergrund, so müssen wir das jedenfalls für eine vorlhi hafiere Anordnung halten, als wenn wir blos die sich im Ganzen l wiederholenden Jammer⸗-Scenen von Todten und Verwundeten in tau Nüancen dicht vor unseren Augen dargelegt sehen. In dem Bilde von Karl Rechlin; „Prinz August von Preußen der Schlacht bei Kulm“ (Nr. 723), giebt das heldenmüthige Voꝛsplen des hohen Führers, der selber die Fahne ergriffen hat, allerdings in solchen hervorstechenden Moment, wie wir ihn eben forderten. Allein wäre der glänzende Muth des Prinzen nicht minder anschaulich darzuli gewesen, wenn seine Figur auch weniger frei und auf diesem Bilde tin fast unvermeidlichen UÜntergange anheimgegeben hin estellt wäre. So . nur darum zu h

ter leidet. Günstiger ist derselbe in solchen Scenen bei Figuren mit min alterlichem Kostüm. Wir sehen dann mehr auf den Heldenmunh, die Sla⸗ haftigleit und das Hohe und Edle darin, während die materielle Seit weniger oder wenigstens nicht so unmittelbar berührt. Für künftige Bi ö der Art möchten wir den Künstler noch um ein größeres Studium Pferde bitten. . Das eben Gesagte * namentlich auch von dem Bilde von F. Dies München: „Die letzten Momente der Schlacht bei Litzen am 6. Nore 1632. Pappenheim erneuert das Treffen; Wallenstein wird durch. mini gerettei.“ 'Rr. 4433.) Ueber den hier dargestellten Personen leg der Schleier fernerer Vergangenheit, und diese Vorgänge sind für uns

eines Trauerspiels vor uns da. In der Behandlung zeigt der Künstler ein fleißiges Studium antiker Vorbilder; namentlich hat uns der Faltenwurf des weißen Untergewandes der Königin an die lebenvollen Giebelstatuen des Parthenon erinnert, welche uns die Elgin marbles zeigen. Doch wüt⸗ den wir ungerecht sein, wenn wir des Künstlers Selbststän digkeit der Auf⸗ fassung und Anordnung nicht anerkennen wollten. Er fühlt sich stark ge⸗ nug, um auf eigenen Füßen zu stehen und seine Studien in tüchtiger Verarbeitung mit dem inneren Kern seiner Leistungen zu verschmelzen.

Ebenfalls rühmend müssen wir uns noch uber die „Amigone, von Jacobs (Nr. 151) aussprechen. Eine einfach und edel im ansiken Geiste gehaltene Figur, mit einem Antlitz, in dem der Schmerz nicht bewältigend und lähmend auftritt, sondern vielmehr tief und gesammelt das geistige Le⸗ ben zu selbstbewußtem, ernsten Thun aufrust. Dem entspricht auch Geste und Haltung der ganzen Figur. Nur stört uns der bläuliche Schatten der Carnaͤtion und die etwas zu flach gehaltene, wenn auch in einfachen gro— ßen Falten behandelte Gewandung.

Ünd so soll uns diese Gestalt aus der griechischen Hero enwelt, die mehr der Poesie als der Geschichte angehört, auf das Gebiet des klassischen Mythos hinüͤberleiten, dessen Repräsentanien wir mustern wollen, ehe wir uns in andere, zahlreicher vertretene Gebiete hinüberbewegen.

Die Natur forscher⸗Versammlung in Kiel. (Alt. M.) Die diesjährige Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte in Kiel wurde am 24. September geschlossen, nachdem in der letzten allgemeinen Sitzung noch Konferenz⸗Rath Oersted über die Wesens— Einheit des Erkennmniß⸗Vermögens in dem Universum (aus dem Gesichts⸗ punkte des Naturforschers) und Piofessor Forchhammer über die mit frühe

ren und jetzigen physischen Verhälinissen Holsteins verbundenen Eigenthüm ·

lichkeiten des Seewassers und dessen Strömungen sehr interessante Vorträge gehalten hatten. Prosessor Scherk sprach in geistreicher und herzlicher Weise schließlich den Dank für den Besuch der Gesellschaft aus, worauf der Ge⸗ heime Hofrath Menke aus Pyrmont den Dank der Naturforscher gegen den König, die Gesellschaftsführer, gegen die Vorsteher der hiesigen wissen schaft⸗ lichen Sammlungen und die Einwohner Kiels darlegte. Nachdem auf den Antrag des Professors d'Alton aus Halle beschlossen war, sogleich eine De⸗ putariön zur Danksagung an den König nach Plön zu senden, hob Piof. Michaelis die Versammlung mit dem Wunsche auf, daß die Frem⸗ den von Kiel die Erinnerung mitnehmen möchten, sie seien ver- sammelt gewesen bei treu gesinnten, fest enitschlossenen und be⸗ dachtsam handeinden Männern. Das bereits erwähnte Tageblant theilt über die Verhandlungen in der Versammlung noch folgende Einzelheiten mit; so zunächst aus dein Vortrage des Physikus Dr. Burk aus Hamburg über die Taubstummhest (in der allgemeinen Sitzung vom 21. September gebalten); „Die wenigsten Taubstummen sind eigentlich stumm, die Stummheit bei ibnen ist nür eine Folge der ursprünglichen Taubheit. Sie lönnen daher,

wenn auch auf andere Weise als die Hörenden, gut sprechen lernen. Kin⸗

der, welche in frühen Jahren taub geworden, verlernen ofimals das Sprechen wieder, und wenn sie später in der Taubstummen-Schule neu das Sprechen lernen, kommt in den ihnen früher bekannten Worten die alte Sprache als Idiom wieder zum Vorschein. Die angeborene Aehnlichkeit in Familien sich beziehend nicht nur auf Gestalt, sondern auch auf Bewegung und Sprache, die auch National-Unterschiede einsetzt, und welche namentlich bei uns durch das Zusammenwohnen auffallend wird an den Juden, teritt in tem Organ der taubstummen Juden wieder hervor, wodurch die Eiblichkeit dieser Eigenthümlichkeit erwiesen ist. Es sind auch nicht alle Taubstumme wirllich taub, sondern den ursprünglich Schwerhörigen wird es oft leichter, die Geberdensprache zu erlernen als die Wortsprache, weshalb sie aus Träg⸗ heit in Taubstummenheit verfallen. Was das Zusammen vorkommen dieser sonst seltenen Krankheit in einer Familie betrifft, so sind alle Erschtinungen der Art bis jetzt durchaus räthselhaft. Ferner aus dem Vortrage des Herrn Professor Jessen von Hornheim bei Kiel über das Vorurtheil, mit dem man gewöhnlich die Geistes und Gemüths-Kranken zu betrachten pflege: „Die sraurige Stellung dieser Unglücklichen rührt daher, daß noch immer ein Voruntheil besteht, welches diese Krankheit von anderen sorgfaltig sondert und cinen moralischen Makel daran knüpst. Dies Vorurtheil ist aber nicht durch Beobachtung und Eifabrung bestätigt, sondern che eine Ebre als eine Schande ist es, von solchem Leiden befallen zu werden; eine Schande aber ist es, an solchem Vorurtheil zu haften, das selbst bei Aerzten noch gilt, und ein veweibliches Hemmniß für die Wirksamkeit der Irren ⸗Anstalten wird, sofern daraus die Scheu hervorgeht, in eine solche Anstalt aufgenom- men zu werden. Der Redner, welcher 25 Jahre einer Irren-Anstait vor= gestanden, findet in der Mitte der Irren oft viel mehr Achtbares als in den Rreisen der Vernünftigen. Diese Leiden entstehen entweder durch körperliche Krankheiten oder durch psochische Ein flüsse, heftige augenblickliche oder langdauernde deprimirende Gemüths⸗= Bewegungen. Wer kein Ge- müth stait, der bat auch keine Gemütbskrankbeit zu besorgen, der Keim einer solchen Krankheit liegt aber in jedem tieferen und edleren Ge— müthe, denn vorzugsweise das Uebermaß der Liebe und Gewissenbastigkeit sind die Ursachen. er also durch psochische Eindrücke gemürbskrank wer- ben kann, stebt unbezweifelt höber als der, an welchem sie flüchtig vorüder= gehen. Dennoch konnte das obige traurige Vorurtbeil sich eibalten, weil namentlich die Heil- Anstalten lange Zeit bindurch nur Tollbauser waren. verknüpft mit Zuchthäusern und Siraf-Anstalten, vorzůuglich nur zu Zwecken des Schutzes gegen diese Unglücklichen errichtet. Eist am Ende des vorigen Jahrhunderts wurde durch Pinel eine psychische Behandlung an die Stelle der Zuchtmaßregeln gesetzt, und gegenwartig steigt das wn, Prinzip mehr und mehr, so daß in England tdeilweise schon das außerste Straf- und Schutzmittel eine Isolirung in abgeschlossenen Zellen ist. Unter den Irren ⸗Aerzten sind daber die alten Vorurteile ziemlich verschwunden, allein dei der Mebrzabl der Menschen ist dasselde noch nicht ausgerottet. Daran fnüpfte der Redner die Hoffnung, daß die gegenwartige Bersammlung kran tig mitwirken werde durch Wort und That, das ohnehin schen schwere Schicksal dieser Unglücllichen zu erltichtern.“

olstein baben Wir Uns Allerhöchst

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