1846 / 304 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Partei, als man hätte erwarten können. Allerdings sei die radikale Majorität stark genug, um so ziemlich thun zu können, was ihr be⸗ lieben werde, aber es fänden sich doch auch in dem neuen Großen Rath die Elemente einer gemäßigien Partei, welche wohl in gewissen Fällen einigen Einfluß auszuüben vermöchten. Uebrigens habe die Mehrheit der konservativen Partei und der Anhänger der vorigen Regierung an den Wablen gar nicht Theil genommen. I

Das Journal des Débats sagt in einem polemischen Arti⸗ kel gegen den Constitutionnel, das Blatt des Herrn Thiers: „In Wahrheit, diese spanischen Vermählungen haben Ihnen einen schlimmen Streich gespielt. Sie haben Ihnen Ihren Hauptgrund zu Ihrem Gerede gegen das Ministerium genommen. Von nun an werden Sie Mühe haben, die Verwaltung, welche diese Ver⸗ mählungen abgeschlossen hat, darzustellen als eine Verwaltung ohne Thatkraft, ohne Willen, ohne Größe, als eine Sklavin des Frie⸗ dens um jeden Preis, welche keinen anderen Beweggrund kenne, als die Furcht, einem englischen Ministerium zu mißfallen. Ein einziger Tag hat Ihre sechsjährigen Verleumdungen widerlegt. Seien wir gerecht, Herr Guizot hat gethan, was Sie nicht gewagt hätten, zu thun; was Sie nicht hätten thun können. Seine Redlichkeit, seine tausendmal bewiesene Anhänglichkeit an die Grundsätze des Friedens und der Ordnung in Europa haben ihm gestattet, eine Festigkeit zu zeigen, welche Sie nicht zeigen konnten, ohne die Erde von einem Ende zum anderen in Aufregung zu setzen. Und jetzt, nachdem es Ihnen sechs Jahre lang gefallen hat, un⸗ sere Politik zu verleumden, dieselbe als eine Politik der Demü⸗ thigung und der Sklaverei darzustellen; nachdem Sie dem Lande ein⸗ zureden gesucht, daß es erniedrigt sei; nachdem Sie die gewöhnlich— sten Ereignisse benutzt haben, um das weise und gemäßigte Verfah⸗ ren der Regierung als feige Zugeständnisse darzustellen; jetzt verlan⸗ gen Sie Rechenschaft über die angebliche Aenderung unserer peliti- schen Ansichten gegen England. Es hat sich aber nur Eins geändert, und dies ist, daß man sich bisher über Ihre Politik und über unsere Politik täuschen konnte, daß man sich aber jetzt darüber nicht mehr täuschen wird. Ganz dieselbe Ansicht, welche wir bisher über die Verbindung mit England haiten, die haben wir auch noch. Wir haben aber niemals behauptet, daß, wenn die Interessen beider Länder sich entgegenständen, Frankreich nothwendig sich opfern und nachgeben, immer nur nachgeben müsse. Sie haben uns diese Gesinnung untergeschoben; der Ersolg hat Sie Lügen gestraft; wenn Sie geschickter wären, hätten Sie diefen Er⸗ folg wenigstens mit freundlicherer Miene angenommen.“

Der Moniteur sagt mit Hinsicht auf die von einem marseiller Blatt gegebene Nachricht, daß kürzlich zwei von Afrika zurückkehrende kranke Soldaten ein trauriges Bild dargeboten, indem sie sich zu Marseille durch Betteln hätten forthelfen müssen: „Wenn Soldaten der afrikanischen Armee krank im Landungshafen anlangen, so werden sie nach einem Militair-Lazareth geführt oder gebracht, wo sie alle Pflege erhalten, welche Kunst und Menschlichkeit zu bieten im Stande sind. Werden sie dann als Rekonvalescenten beurlaubt oder haben sie wieder zu dem Depot ihres Regiments sich zu begeben, so' ver⸗ lassen sie das Lazareth nicht ohne einen Reife⸗Schein, der ihnen auf eine Geldentschädigung und auf Quartier bis nach ihrer Be⸗ stimmung Auspruch giebt. Wenn der reisende Soldat die Strapazen des Marsches nicht auszuhalten vermag, hat er Anspruch auf Beförderung zu Wagen. Es ist nicht unmöglich, daß aus- nahmsweise einmal zwei Männer in Uniform das öffentliche Mitleid zu erregen gesucht haben, aber es wäre Pflicht der Ortspolizei ge⸗ wesen, diese beiden Individuen zur Verfügung der militairischen Dbrig⸗ keit zu stellen. Wenn ste zur Armee gehörten, so wäre ihre Bettelei nur ein Zeugniß für ihr eigenes ungeziemendes Verhalten, keines⸗ weges aber ein Vorwurf für die Kriegs⸗Verwaltung gewesen, welche die Verpflichtung, die Mittel und den Willen hak, dem Soldaten Alles zu geben, was ihm im Quartier und auf der Reise, in gesun⸗ dem und krankem Zustande nöthig ist. Die Schuldigkeit des Landes gegen einen kranken Soldaten wird nirgends vernachlässigt, am we⸗ nigsten zu Marseille, wo den Soldaten, die ihr Gefundheits⸗Zustand nach Frankreich zurückruft, nachdem sie auf dem afrikanischen Boden ihre Hingebung und ihren Muth bewährt haben, mit ber größten Sorgfalt alle mögliche Pflege zu Theil wird.“

X Paris, 28. Oft. Die Art und Weise, in welcher die Wochenschrift, das Portefeuille, die bevorstehende Erhebung Guizot's zum Präsidenten des Kabinets, dessen eigentliche Seele er längst war, nun verkündet, läßt in der That kaum mehr daran, so wie an dem definitiven Rücktritt des Marschall Soult, zweifeln, dessen Familie schon längst in ihn drang, daß er sich von den Geschäften zurückziehen und den Rest seiner Tage in ihrer Mitte und in Ruhe zubringen möge. Der Marschall zählt jetzt beinahe achtzig Jahre, unter deren Last seine Kraft sich allmälig gebrochen hat. Seine politische wie seine militairische Laufbahn, thatenreich und oft sturmbewegt, darf von jetzt an als geschlossen betrachtet werden.

Großbritanien und Irland.

London, 27. Olt. ) Die Deputation des Comité's der spa⸗ nischen Bons⸗-Inhaber, welche nach Paris abgegangen ist, um die Vermittelung der französischen Regierung zu Gunsten ihrer Zinsfor⸗ derungen nachzusuchen, hat die Unterstützung des in Paris jetzt wei⸗ lenden Lord Brougham erhalten, der Herrn Chard, das Haupt-⸗Mit⸗ glied der Deputation, Herrn Guizot persönlich empfohlen hat. Auch Lord Normanby wird die Forderungen unterstützen.

Die Morning Chronicle äußert, daß felbst die freundlichsten Beurtheiler des öffentlichen Verhaltens von Lord J. Russell über die Hartnäckigkeit ungehalten seien, womit er und seine Kollegen bisher die allgemein als nothwendig erkannte Oeffnung der Häfen verwei⸗ gert hatten, während es doch gewiß sei, daß das Parlament den desfallsigen Geheimraths⸗Befehl durch eine Indemnitäts-Akte gut⸗ heißen werde. Wie der Standard wiederholt instnuirt, soll das Parlament im nächsten Monat zusammenkommen. Der Stadt Rath von Sheffield hat eine Denkschrift um Eröffnung der Häfen an die Königin abgeschickt. Zu Birmingham haben mehr als 1500 acht- bare Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbtreibende den Mayor aufge⸗ fordert, daß er eine Versammlung einberufen möge, in welcher über eine Denkschrift an die Königin um unverzügliche Eröffnung der Hä—= fen berathen werden solle.

Ein Brief des Capitain Hosken, Führer des an der irländischen Äüste gestrandeten „Great Britain“, so wie ein Auszug aus dem Protokoll der Direktoren der großen westlichen Dampsschifffahrts⸗ Gesellschaft, geben über den Unfall näheren Ausweis und sprechen zugleich den Schiffsführer von jeder Schuld frei. Capitain Hosken spricht sich sowohl über die den Strandungsfali begleitenden, als die demselben vorhergegangenen Begebnisse aus und erklärt, daß aus der Vergleichung der Bistanz-Berechnung nach dem Log und der wirklich zurückgelegten Distanz klar hervorgehe, daß das Schiff durch ein?

*) Die heute fällige londoner Post vom 27sten über Hamburg ist heute guegeblieben. Das Dampfboot. welches sie überbringen soll, ist. ei= ner Mittheilung in der Hamburger Börfenhalle zufolge, in Kux⸗ hafen noch nicht in Sichi gewesen.

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westliche Strömung im Fahrwasser über 13 Miles versetzt worden sein müsse, iꝛdem das Schiff nach dem Log kaum 11 Knoten gemacht, während die zurückgelegte Strecke von 120 Miles in 93 Stunden 125 Knoten pr. Stunde ergehe. Auch war dag seit einiger Zeit auf St. Johns Point errichtete Leuchtfeuer auf Capitain Hoskens neuer Karte (von 1846) nicht angegeben, was ihn veranlaßte, dasselbe für das South⸗Rod⸗-Feuer zu halten. Uebrigens versichert Eapitain Hos- ken, daß sowohl die Kompasse, als auch die Steuerung des Schiffes durchaus untadelhaft gewesen und erwähnt auf das lobendste der Offiziere und Mannschaft des Schiffes, welche durch Geistesgegen-= wart, Besonnenheit und Muth Alles gethan haben, was die schwie⸗ rigen Umstände erforderten. Dem Protokoll zufolge, haben die Di⸗ rektoren genehmigt, daß einstweilen zum Schutz des Hinter chiffs eine hölzerne Wehr aufgeführt werde und die Anlegung eines se wimmen⸗ den Wellenbrechers befohlen, um auch die übrigen Theile des Schiffs⸗ rumpfs zu schützen. Die Direktoren bezeugen ferner dem Capitain Hosken bei diesem Ereigniß, welches sowohl für ihn betrübend, als für die Compagnie verlustbringend ist, ihr völliges Mitgefühl und sind der Ueberzeugung, daß die Auslassung des St. Johns Leuchtfeuers auf seiner Karte die Strandung herbeiführte, da es klar ist, daß er, wäre das Feuer angegeben gewesen, den von ihm eingeschlagenen richtigen Cours nach dem North Channel, wovon er durch das un⸗ vermuthete Erscheinen des Leuchtfeuers abließ, beibehalten hätte, da⸗ her die Auslassung des St. Johns Leuchtfeuers auf seiner Karte als die Grundursache des Unfalls zu betrachten sei. Da hieraus aber⸗ mals auf das evidenteste hervorgeht, von welcher Wichtigkeit für die gesammte Schifffahrt die genaueste Aussicht über die erscheinend en Seekarten von Seiten der Behörden ist, so fordert die Direction schließlich alle Assekuranz⸗ Compagnieen, Kaufleute, Rheder und Capi⸗ taine auf, durch gemeinsame Maßregeln dahin zu wirken, daß die Gesetzgebung alle Admiralitäts⸗Agenten oder sonstige Personen, welche Karten verkaufen, ohne daß dieselben durch ein Certisikat einer auto⸗ risirten Person, entweder vom Hydrographie⸗Office oder vom Trinity⸗ House, verifizirt sind, mit schweren Strafen belege, und müßten so⸗ nach die Karten aller bekannten Leuchtfeuer, Bosen, Baken 2c. bis zum Datum des Certifikats enthalten. ;

Prinz Louis Napoleon befindet sich fortwährend im Bedfort⸗

Hotel zu Brighton und wird auch noch einige Tage daselbst verweilen.

Zu seiner beabsichtigten Reise nach Italien hat er den erforderlichen Paß nicht erhalten können.

nieder lande.

Aus dem Haag, 26. Okt. Das Journal de la Haye enthält in seinem heutigen Blatte einen offenbar halboffiziellen Arti⸗ kel über die Haltung des Königs der Niederlande in der spanischen Vermählungs⸗Frage. Der Artikel knüpft sich an eine (vom Jour⸗ nal des Débats aufgenommene) Behauptung der Times, derzu⸗ folge der König, über seinen wenig zuvorkommenden Empfang bei der Königin von England im vorigen Jahre aufgebracht, seine Freude

über den von dem Könige der Franzosen der britischen Eitelkeit ge⸗

spielten „Streich“ durchaus nicht verhehle. Das Journal de la Have erklärt diese Behauptung für eine Abgeschmacktheit und beruft sich auf die Erwähnung der Reise des Königs nach England in der vorletzten Thron⸗Rede, um darzuthun, einen wie günstigen Eindruck der ihm von Seiten der Königin zu Theil gewordene Empfang auf ihn gemacht habe. Was übrigens die er nist Heiraths⸗Frage be⸗

treffe, so sei es dem Könige um so leichter, sich auf dem Gebiete der

strengsten Neutralität zu halten, da die Sache die Interessen Hollands in keiner Weise berühre. Welche politische Ereignssse dieser Vermählung möglicherweise ihre Entstehung verdanken würden, liege im Schooße der Zukunft verborgen, jedenfalls sei gegenwärtig nichts vorhanden, was die Niederlande berühren könne, ünd so vermöge

diese Heirath ihnen für jetzt weder Freude noch Mißvergnügen zu

erregen.

elg ien.

Brüssel, 28. Okt. Der König hat in Anerkennung der freund— lichen Aufnahme und Behandlung, welche belgischen Offizieren in Afrika zu Theil geworden, dem Marschall Bugeaud das große Band und den Generalen Bedeau, Lamoriciere und de Bar, so wie einigen Marechaux de Camp und Obersten, das Commandeurkreuz des Leopoid⸗ Ordens verliehen.

D änem ar k.

Kopenhagen, 27. Okt. (H. C.) Aus sicherer Quelle er—⸗ fahren wir so eben, daß ein längst vorbereitetes Memoire, in dem die hiesige Regierung den Großmächten eine Motivirung ihrer An⸗ sprüche in der schleswig⸗holsteinischen Angelegenheit darlegen will, in diesen Tagen seiner Vollendung entgegensieht und demnächst an die betreffenden Höfe versendet werden wird. Die Redaction desselben

ehörte eigentlich zum Ressort des Ministeriums des Auswärtigen, k aber, in Betracht der dabei obwaltenden speziellen Umstände, im Kabinette selbst entworfen worden sein.

Schleswig, 29. Okt. In der gestrigen Sitzung der Stände⸗ Versammlung waren die Anträge des Herzogs von Augustenburg auf eine Verfassung und des Etatsraths Esmarch auf Trennung der Her- zogthümer von Dänemark, namentlich in Beziehung auf die Finanzen und das Heerwesen, an der Tagesordnung. Zuerst motivirte der Herzog von Augustenburg seinen Antrag auf eine schleswig⸗holsteini⸗ sche Verfassung; er erörterte die Sache aus dem Gesichispunkt des Rechts und der politischen Nothwendigkeit; von einer Uebersicht der verschiedenen in den Stände ⸗Versammlungen der Herzogthümer und Dänemarks früher gestellten Verfassungs⸗Anträge ausgehend, wies er nach, wie bei der gegenwärtigen ständischen Verfassung die vier neben einander stehenden Provinzial⸗Stände⸗Versammlungen die Fortentwicke⸗ lung des Staats eher hemmen als fördern müßten. Ferner entwik⸗ kelte er das nie aufgegebene historische Recht des Landes auf eine Verfassung und fand auch in der Bildungsstufe des Volkes eine dringende Forderung einer weiteren Ausbildung der ständischen In- stitution. Der Königliche Kommissar bestritt die Kompetenz der Ver⸗ sammlung für diesen Antrag, weil darin auch von Holstein die Rede sei, die Versammlung sich aber auf Schleswig beschränken müsse. Darauf antwortete Graf Reventlow von Jersbeck mit vieler Wärme: „Wenn man in Schleswig nicht mehr von Holstein reden dürfe, so würde er auswandern, so weit als möglich.“ Auch Etatsrath Falck erklärte sich lebhaft für den Antrag; eben so der Landsasse Henningsen von Schönhagen, der seinen Antrag auf Vereinigung der Stände⸗ Versammlungen fallen ließ, weil derselbe in den des Herzogs aufgehe. Gegen den Antrag sprachen der Senator Nielsen von Flensburg und Herr Lorenzen von Lillholt. Bei der Abstimmung ergaben sich 39 Stimmen gegen 2 für den Antrag des Herzogs, zu dessen näherer Begutachtung sogleich ein Ausschuß von 6 Mitgliedern gewählt wurde, welcher aus dem Herzoge, Etatsrath Falck, Graf Reventlow von We er, Dr; Gülich und Abvolat Rönnenkamp besteht.

arauf motivirte Etatsrath Esmarch seinen Antrag auf Tren⸗ nung der gesammten , Verwaltung der Herzogthümer von der des Könlgreichs. In einer vortrefflichen und sehr sorgfältig ausgearbei⸗ teten Rede wies der Proponent nach, welche Nachtheile die Herzog⸗ thümer aus der Verschmelzung ihrer Verhältnisse mit den dänischen

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in jeder Beziehung erlitten hätten; er ging bie Zusammensetzu lee g e n Regierungs⸗Kollegien durch und . wie die Herzogthümer benachtheiligi seien und wie ihre Inten schlecht darin vertreten würden; so namentlich im Staats Nat welchem gegenwärtig gar kein deutsches Mitglied sei, eben so im neral⸗Kommissariata- Kollegium, in der Admiralität u. s. w. Königliche Kommissar erklärte auch in Beziehung auf diesen Au die Versammlung für inkompetent, weil derselbe sich mit auf Hu beziehe. Die Diskussion war nur kurz. Für den Antrag s hauptsächlich Tiedemann; gegen denselben der Regierun gs Ratj Rumohr und Agent Jensen. Bei der Abstimmung waren 32 8 men gegen 8 für Verweisung an einen Ausschuß, in welchem C Rath Esmarch, Etatsrath Lüders, Tiedemann von Jo hannic Henningsen von Schönhagen und Ahlefeldt von Lindau gen wurden.

In der heutigen Sitzung stehen die Anträge von Lüders in ziehung auf. die neue Organisation der Regierung und von h auf Anschluß an den deutschen Bund auf der Tagesordnung.

Bei dem Festmahle am 21. Oltober wurden in Folge einer verstorbenen Dr. Hansen in Eckernförde gehaltenen Gedächtniß. für das Hermannsdenkmal 120 Mark Cri. gesammelt.

Schleswig, 29. Okt. In der heutigen Sitzung der n!

Versammlung motivirte der Etatsrath P. Lüders seine Propest betreffend die Vorlage des Patents vom 7. September d. J ei der veränderten Organisation der schleswig-holsteinschen Reger Der Proponent ging von dem allgemeinen Gesichtspunkte aug, durch dieses Patent der Polizeistaat seine höchste Spitze erreicht im Gegensatz des constitutionellen Staatslebens. Eine Menge waltungs⸗Gegen wände, die nach der Organisation der sch leswin steinischen Regierung vom 15. Mai 1834 einer kollegialischen h thung unterworfen gewesen, wären nun der Entscheidung eines zelnen Rathes anheimgefallen. Von diesem hänge es sonach ah, 3. B. ein im Privat- Eigenthum befindliches Grundstück für irgend: öffentlichen Zweck in Anspruch genommen werden ssolle, ob Eigentht Reclamation in Strandsachen, ob Heimats-Streitigkeiten, Streitigh über Wege, Deichsachen an die Gerichte gelangen elle oder nicht. Stände⸗-Versammlung sei keine Vorlage wegen dieses Patent macht worden. Etatsrath Falck meinte, die Proposition sei nicht fassend, denn es werde eine definitive Regierungs⸗Instruction men, und diese müsse vorgelegt werden; das Patent sei proviso Hierauf wurde ihm erwiedert, daß dem nicht so sei, und oh denn zwei Jahre seine Rechte bloßstellen solle. Beschränkungen a ten doch eintreten. Es sei klar, bemerkte Etatsraih Esmarch, das Patent habe vorgelegt werden müssen, wie denn auch die tigkeit des Gegenstandes solches erfordere. Herr Pastor Lon griff es von der Seite an, daß über Geistliche, ohne Zuziehung Gutachtens der Geistlichleit, von einem Laien abgenn werden könne. Der Regierungs Commissair wollte beiden Qualitäten unterscheiden. Als Königlicher Comm müsse er mit Bestimmtheit aussprechen, daß diese Sache Kompetenz der Stände⸗Versammlung nicht gehöre. Wie die Va Regierung ihre Organe organistren wolle, sei lediglich ihre In seiner amtlichen Qualität würde ihm sonst eine Verhandlung genehm sein. Was das delegirte Mitglied geäußert, dem wolle! totum et tantum kontradiziren. Etatsrath Lüders legte nun einen Protest gegen des Commissairs Ansicht rücksichtlich der Ka tenzfrage ein. Herr Pastor Lorenzen forderte zum Kontradiziren da der Regierungs⸗Commissair schwieg, so nahm der Präsident Wort: Gestern hätten die Stände über eine Constitution berat sie möchten jetzt auch gegen die mögliche Willkür Einzelner das in Schutz nehmen; deshalb verdiene der Proponent für seine! position ihren Dank. Die Frage, ob ein Comité zu wählen sei, w mit 39 Stimmen gegen 3 bejahend entschieden.

Nendsburg, 25. Okt. Von hier aus waren am 21. 8 ber mehrere Bürger und Einwohner nach Schleswig gereist, so um an den dort stattsindenden Versammlungen und Berathu Theil zu nehmen, als auch um dem erwählten Präsidenten Stände⸗Versaumlung zwei von einer großen Anzahl Rendsht unterzeichnete Petitionen zu überreichen. Die eine derselben en den Wortlaut der am 14. September in Neumünster verlesenen, nicht unterschriebenen allgemeinen Landes-Declaration, die zi schließt sich dem Entwurf der in Kiel von den dort versammell wesenen hossteinischen Stände Deputirten angenommenen Adres die schleswigsche Stände⸗Versammlung an.

Schweiz. Kanton Zürich. (N. 3. 3.)

Kanton Basel. (O. P. A. 3.) Der Zustand unseres meinwesens, schon vor der genfer Revolution ein heilloser, be sich in einer unheimlichen Unsicherheit und Verwirrung. Schoj längerer Zeit hatte sich ein Geist des Mißtrauens und der Unzi denheit zwischen die Regierung (den Großen Rath inbegriffen das Volk gedrängt. Jener besteht größtentheils aus unferen h erleuchtetsten Männern; auch ging im Innern Alles gut, wie! Basel sich nie in einem blühenderen Zustande als jetzt befunden und dennoch zeigte der leidige Käppi⸗ Aufruhr, daß ein Geis Zügellosigkeit und des Ungehorsams selbst in die Miliz gedin war, dem man sogar von gewisser Seite her schmeichelte. ist es dahin gekommen, daß selbst Wohldenkende zu dem verzw ten Mittel einer Verfassungs-Aenderung ihre Beistimmung ges haben.

tung ein Organ gegeben. Eine Charakteristrung des schweizer Radikalismus und dieses seines baslerischen Ausschößlings ist flüssig. Daß die Nation al⸗Zeitung in das Geschrei geget Jesuiten einstimmte und die Regierung wegen ihrer friedfer tigen mittelnden Stimme an der Tagsatzung, wie überhaupt wegen ihrer Maßnahmen verhöhnte, verstehs sich von selbst. In der! billigung der eidgenössischen Politik der Regierung trat den Nah len eine zweite Kllasse bei, welche aus ehrenwerthen Bürgern bes die aus mißverstandenem schweizerischem Patriotismus es schme empfanden, daß Basel in Opposition mit einem großen Theil Kantone und gerade der protestantischen stand, die auch aus egen die Jesuiten vergaßen, was die Gerechtigfeit und Frieds eit gegen die katholischen Kantone fordert. ine dritte nicht zahlreiche Klasse der Unzufriedenen besteht aus Schlechtgesinnten, dischen, Schadenfrohen und vielleicht persönlichen Feinden der di

häupter und Regierungs Mitglieder.

nd zu können.

Auf die Nachricht, Württemberg, Bayern und Baden einen sehr bedeutenden Zol Ausfuhr von Getraide gelegt haben, versammelte sich sogleih Vorort und beschloß, die Herren Landamman Näf in St. Gallen Staatsschreiber von Gonzenbach sofort abzusenden, um die Rücku oder wesentliche Modification dieser Maßregel bei den betref Staaten zu bewirken.

Man sollte auch Ehr⸗ aber sie sind zu faul und auf, Stellen Anspruch machen zu wollen Eine vierte Klasse besteht aus Unzufrie⸗ en, die eigentlich gar nicht wissen, was sie wollen; unter ihnen d viele Handwerker, welche in unbegreifiicher Verblendung nicht nsehen, daß der Radikalismus die JZunfiverfassung stürzen wird. blich giebt es auch hier, wie überall, viele junge Leute, welche

zige unter ihnen erwarten;

tüchtig, um

üger zu sein glauben, als die Alten, und die, durch eine weichliche

rziehung verwöhnt, ohne Christenthum und gründliche Bildung enn in den hiesigen trefflichen Schulen lernen doch Viele nichts, il sie unempfänglich und faul sind), Allem Beifall geben, was die sichenden Schranken niederzureißen verspricht.

So wird es denn dahin kommen, daß man an die Aenderung er Verfassung geht, welche man noch vor zwei Jahren mit großer Lebrheit als keiner Veränderung bedürftig erkannte; und man wird e Besten der Bürgerschaft von den Rathsstühlen vertreiben, ohne ß man irgend weiß, wie man sie ersetzen soll. Uebrigens war es Genf ähnlich. Die Regierung und die obere Stadt standen auf em unterwühlten Boden.

Kanton Genf. Die fremden Gesandtschasten haben mit ü hiesigen Staatskanzlei die gewohnten Verbindungen wieder ange⸗ üpft. Den im Dienst sich befindlichen Milizen ist es streng ver⸗ en, in Uniform über die Schweizergränze zu gehen.

Kanton Freiburg. In Murten scheint das längst unter Asche glimmende Feuer endlich ausbrechen zu wollen, vorläusig nz legal in einen Petitionssturm, der sich aber bald in einen Re“ lutionssturm umwandeln wird. Nach dem Verfassungsfreund l am nächsten Sonntag in dem Städtchen Murten selbst eine Be⸗ ks⸗Versammlung statthaben, um ein Memorial an den nächsten oßen Rath, das nicht weniger als 10 „Beschwerden“ und 46 Bünsche“ enthält, zu berathen.

Kanton Wallis. Die Regierung hat in Betracht der sten Zustände, in welchen die Eidgenossenschaft sich befindet, alle entlichen Lustbarkeiten, als Bälle, Tanz, Konzerte, weltliche Feste ꝛc., boten.

Jtalien

Nom, 20. Olt. (N. K.) Bei der am verflossenen Mittwoch ternommenen Erholungsreise nach Tivoli beehrte Se. Heiligkeit ch die daselbst auf den Ruinen der Villa des Maecen angelegten oßen Eisenwerke der Herren Graziosi und Carlandi mit seiner Ge— wart, die ihn nebst dem Besitzer des noch bedeutenderen Eisenwerks Terni, Benucci, am Eingange empfingen und durch die verschie de

Theile der weitläufigen Anstalt begleiteten. Am Eingange in Gießerei hatten die Besitzer zum bleibenden Gedächtniß einen sgen von gegossenem Eisen errichten lassen. Se. Heiligkeit gab der ganzen Einrichtung des gewaltigen Werkes seine vollkommene friedenheit zu erkennen, zumal da diese Fabriken bei der Masse ö Trefflichkeit des gegenwärtig in den päpstlichen Staaten gewon⸗ en Eisenmaterials bereits das Doppelte des Bedarfs des Landes fen und zugleich gesuchte Artikel für die Ausfuhr herstellen.

Ein gestern aus Messina hier eingegangenes Schreiben ent= t die Nachricht von einem Unglück, das eine ber schönsten und chtbarsten Gegenden Siciliens kürzlich betroffen hat und den Jam⸗ r mehrt, der schon durch die Dürre des verflossenen Sommers für es Land herbeigeführt wurde. Am 30. September Abend hatte Himmel sich in der Gegend von Gesso (einer kleinen Stadt in

Nähe von Messina) bis Termini (bei Barcellona) schwarz umzo⸗ und plötzlich strömte der Regen in so furchtbaren Güssen nieder, F dadurch und durch die ihr Bett übersteigenden beiden Flüsse Meri d Luci nach wenigen Stunden bereits das ganze Gefilde in einer 6dehnung von 30 Miglien gänzlich überschwemmt war. Eine herordentliche Menge Wohnungen und sonstige Gebäude wurden ch die Fluthen weggeschwemmt, die stärfsten Bäume entwurzelt, hst die Gränzzeichen der Felder und Besitzungen ausgerissen und ganze, sonst so blühende Gegend in einen Sumpf verwandelt. ber 200 Menschen sind, so viel man bis jetzt bestimmen kann, ein fer der Fluthen geworden. Der Schaden, der durch diese furcht⸗ e Ueberschwemmüng die unglüdlichen Bewohner trifft, läßt sich

mindestens 400, 0 Scudi anschlagen.

Portugal.

A Lissabon, 16. Oft. Die Oppaosition ergiebt sich im Nor⸗ nicht so ruhig in ihr Schicksal, als sie hier und in den Provin⸗ Estremadura, Alemtejo, Beira und den beiden Algarvien gethan. den Provinzen des Nordens, namentlich zu Porto, erheben die ptembristen, mit denen wenigstens bis jetzt ein Theil der Truppen einschaftliche Sache gemacht zu haben scheint, das Haupt und jen zu widerstehen. Das offizielle Diario do Governd stellt Lage der Dinge in seiner gesirigen Nummer so dar, wobei ich je⸗ bemerke, daß sie nicht ganz so günstig ist, als das offizielle Blatt „Von allen Seiten“, heißt es, „treffen fortwährend die enehmsten Nachrichten für die Sache der Ordnung ein, uͤnd Alles hoffen, daß in kurzem im ganzen Königreiche die Sicherheit und AÄchiung vor der legitimen Autorität werde hergestellt sein. Zu fo vermochten noch einige Aufrührer, meist von der schlechtesten sse, sich zu bewaffnen und sich der Person des Herzogs von Ter⸗ a zu bemächtigen, den sie mit mehreren der ihn begleitenden Her⸗ ins feste Schloß la Foz abführten. Die ehrenwerthen Bürger en mit Abscheu solches Attentat gesehen, und die geringe Streit⸗ cht, welche in der Stadt vorhanden war, gab eine gewisse Gäh⸗ g lund, welche den Gemüthern der Rebellen Schrecken einflößte. diejenigen, welche dem Herzog folgten, erfreuten sich des voll⸗ mensten Wohlseins, und es ist nicht die geringste Besorgniß vor⸗ den, daß man sie mißhandeln werde, während auf der anderen te die Entrüstung aller Freunde des Vaterlandes aufs Höchste egen ist darüber, daß es möglich war, daß in einer so tapferen dt, wie Porto, auf dem ausgezeichnetsten Schlachtfelde eines uchten Marschalls, ein zügelloser Pöbel es wagen konnte, wenn d nur für einen Augenblick, die Ausübung der gesetzlichen Autori⸗ zu verhindern und sich beklagenswerthen Erzessen hinzugeben. In mbra, wo, fast gar keine bewaffnete Macht vorhanden? war, ent⸗ sten sich die anarchischen Elemente, und der Marquis von Louls fete an seine Verwalte ten eine schmach olle Proclamation; nichts⸗ oweniger beweisen die einmüthigen Mittheilungen aus jener Lo- ät, daß jene zeitliche Unordnung durch kaum? 2ä= hh Menschen und bewerkstelligt wurde, die im ganzen Distrikte ver= se ud. Mit jedem Augenblicke erwartet man glachticht von üer Ilichen Entfaltung dieser Lage; sollte sie aber länger fortdauern, mn es feste Absicht der Kegierung fein, Truppen gegen jene ihrerischen Punkte zu schicken? In ganz Nieder Beira genießt die vollkommenste Ruhe. Dasselbe muß man von ganz Ober- . voraussetzen, da die Aufrührer von Coimbra die Korrespondenz orther aufgefangen haben. Der Baron do Estremoz giebt An=

1289 zeige von seinem Eintreffen zu Elvas, unb daß bie ganze Provinz Alemtejo ruhig sei, sogar die Stadt Evora, wo man falsche Gerüchte von einem Aufstande ausgestreut hatte. Das avallerie⸗ Regiment Nr. 8 ist von Castello Branco ausgerüct in der Nichtung nach Abrantes zu, wo ebenfalls morgen das 11e Infanterie⸗ Regiment ein⸗ rücken wird. Auf demselben Punkte ist heute früh der Oberst Lapa mit der Infanterie eingetroffen, die in Santarem stand. Eine kleine Surillasbande die verschiedene Excesse in den Gegenden südlich vom Tajo beging, ist bereits vollkommen auseinandergesagt, und ihre bei⸗ den Anführer besinden sich in der Gewalt der Autorität. In der Hauptstadt und in allen übrigen Provinzen des Königreichs, võn wo⸗ her man Nachrichten hat, herrscht die größte Ruhe und die tiesste Ueberzeugung, daß der oben erwähnte unbedeutende Widerstand durch seine Folgen blos dazu dienen wird, den Thron der Königin und die Institutionen der Monarchie noch mehr zu kräftigen.“

„Das Diario bringt ferner mehrere Dekrete über die Bildung zweier provisorischen Bataillone mit der Stärke und Organisation, welche die gegenwärtigen Jäger-Bataillon des Heeres haben. Alle Individuen im Alter von 18 bis 15 Jahren sollen verpflichtet sein, in die erwähnten Corps einzutreten.

Sodann ist folgende Proclamation der Königin an die Por⸗ tugiesen erschienen:

„Portugiesen!

Die warme Befriedigung, mit welcher fast im ganzen Königreiche Mein unveränderlicher Entschluß aufgenommen worden ist, der Herrschaft der Un⸗ ordnung ein Ziel zu setzen und die Grundsätze der constitutionellen Carte wiederherzustellen, mit welcher Mein Thron ideniisizirt ist, wird vor den Augen der Nation und von ganz Europa beweisen, daß Eure Königin, die Euch wie eine Mutter zu lieben weiß, die süßeste aller Belohnungen in der heißen Liebe ihrer Unterthanen findet. Aber ein unerhörtes Attentat hat so eben Mein Herz zerrissen. Einige wenige Rebellen gegen die rechtmäßige Behörde, schuldig des gräßlichsten der Verbrechen, haken es gewagt, in der zweiten Stadt des Königreichs den Schrecken zu verbreiten? und den Ungehorsam gegen Meine Befehle zu verkünden, die nichts Anderes waren, als die Er⸗ e n eines geheiligten, durch einen Eid beträfrigten Vertrags. Ich hege die fe e Hoffnung, daß die getreuen Vertheidiger Meines Ii ond ohne Zögern ihre Pflicht erfüllen werden, und daß dit Stadt, die mit Recht stolz ist auf den Titel der unbesiegten, jene, in deren Schooß zweimal die Frei- heit geboren worden ist, nicht zugeben wird, daß eine Hand voll Meũerer dieses glänzende Blatt gegen ein anderes ewiger Schmach austausche. Aber wenn Meine Wünsche geiäuscht werden, wenn auf irgend einem Punkt ein Heerd der Anarchie soribestehen sollte, so würde der Augenblick gekommen sein, das Wort zu eifüllen, das Ich gegeben habe, und Euch vom Unter— gange zu erretten. Das erste Bedürfniß dieses Königreichs ist die Ordnung, und mit der Mitwirkung Meiner getreuen Unterthanen lann und muß Ich sie aufrecht halten, und Ich werde sie aufrecht halten. Wo Strenge nöthig sein sollte, wird Mein Herz es beweinen; aber die Strenge der Gerechtigkeit wird unerbittlich sein. Im Falle es nothwendig ist, wird das Heer, mit dem König, Meinem theuersten Gemahl, an der Spitze, und alle Meine getreuen Unterthanen, durch einen einzigen Willen verbunden, schnell überall hin eilen, wo die Unordnung ihr Banner erheben sollte, um die bösen Hoffnungen zu vereiteln und auf dem ganzen portugiesischen Boden den Frieden, die Pro- sperität und das Vertrauen in die Staßbilltät der Zukunst wieder herzustellen.

Gegeben in! Palaste von Belem 14. Oftober 1846.

. Gez.) Die König in. (Gegengez.) Marquis von Saldanh a. Visconde da Oliveira,. Dom Manuel do Portugal e Castro. Jose Antonio Marla do Souza Azevedo. ZJose Jacinto Valiente Farinho.“

Aus den vorstehenden Dokumenten ergiebt sich schon hinreichend das ernste der Lage, wenn ste auch nicht so verzweifelt ist, als die Korrespondenten der englischen Blätter sie wahrscheinlich darstellen werden. Die Regierung verfügt hier über eine bedeutende Streit⸗ kraft, die unter süchtigen Führern steht, und es ist vorauszusehen, daß auch die Abtheilungen in den Städten, die jetzt das Banner des Aufstandes erhoben haben, zu den Fahnen der Königin zurückkehren werden, sobald sie stärkere Truppen⸗Corps gegen sich anrücken sehen werden. Nichtsdestoweniger ist aber die Möglichkeit eines neuen Bürger⸗ Krieges gegeben, und das ist schlimm genug. Zu Chaves hat der Vorstand des dortigen Gemeinde-Raths., Dom Jose Antonio Ramos, eine Proclamation im Septembristensinne an die Einwohner der Stadt erlassen, während der Kommandant der Besatzung mit dieser der Sache der Königin treu geblieben ist. Man glaubt, es könne zu einem Zusam⸗ menstoß zwischen beiden Theilen kommen. So standen die Dinge da⸗ selbst am 12ten. Die erwähnte Proclamation bes Antonio de. Ra—= mos sagt, die Truppen zu Lissabon seien durch ihre unwürdigen Chefs zur Rebellion verleitet worden gegen die Regierung, die Königin be⸗ finde sich unter Zwang, der ehrenwerthe Herzog von Palmella ge⸗ fangen im Palaste; der Marquis von Saldanha, „der Mann mit sechzig Gesichtern“, sei Minister⸗Präsident, und alle seine Kollegen gehören semer Partei an. Der Herzog von Terceira sei am 101en am Bord des Dampfschiffes ‚‚Mindello“ zu Porto als Lieutenant der Königin mit einigen anderen Generalen und Civil-⸗Beamten ange⸗ lommen, um den Dber⸗Befehl zu übernehmen. Aber die heroische Bevölkerung der unbesiegten Stadt habe sich wie ein Mann gegen sie erhoben. Die Truppen der Garnison seien treu und mit de? he⸗ roischen Bevölkerung vereinigt geblieben, und aus der ganzen Provinz Minho eilten die Jünglinge zu den Waffen, selbst die Frauen, zu Gunsten des glorreichen Pronunciamiento. Bei Abgang des Couriers aus Porto habe eine provisorische Regierung sich dort organisirt unter Vorsitz des tapferen Grasen das Antas. Die Einwohner der Provinz Tras os Montes würden dem Beispiel ihrer Brüder des Minho folgen. Also Krieg auf Leben und Tod den Ungeheuern, welche den Thron der Königin und die Freiheit zerstören wollen. Diese Proclamation ist vom 1Zten datirt.

A Liffabon, 17. Okt. Der Belagerungasstand ist hier er⸗ klärt, da vorgestern Abends Gerüchte von Versuchen, welche die revo⸗ lutionaire Partei auch hier gegen die jetzige Ordnung der Dinge machen wolle, sich verbreitet hatten. Die Truppen der Besatzung besetzten schnell alle Hauptpunkte der Hauptstadt, um so mehr, als man auch Gerüchte vom Anzuge eines Corps Insurgenten unter den Grafen das Antas und Bomfim gegen Lissabon verbreitet hatte. Da alle Postverbindungen, so wie der Telegraphendienst, nach dem Nor⸗ den hin durch die Junta von Coimbra unterbrochen worden, so kann man schwer entscheiden, was wahr oder falsch daran ist. Sicher ist, daß die Lage nichts weniger als günstig, ja bedrohlich ist, und daß die Bewegung des Widerstandes gegen die letzte Veränderung der Dinge einen ernstlicheren Charakter annimmt, als man erwartet hatte. Zahlreiche Absetzungen von Beamten sind verfügt worden, auch Ver⸗ haftungen vorgenommen. Der Herzog von Palmella verlangt Pässe nach Frankreich. Ein schlimmer Umstand für die Regierung st, daß sich auch die meisten Dampfschiffe, die bisher den Dienst zwischen hier und Porto versahen, dem Aufstande angeschlossen zu haben scheinen oder doch wenigstens jetzt dort zurückgehalten werden. Nimmt die Krise eine gefährlichere Wendung, so dürfte die Königin vielleicht an Bord eines Kriegsschiffes sich begeben. Man versichert wiederholt, der Marquis von Saidanha habe durch den spanischen Geschäststrä-⸗ ger hier für den äußersten Fall das Einschreiten eines spanischen Hülfscorps auf den Grund des Vertrages der Quadrupel - Allianz verlangt. Ein günstiges Zeichen für die Regierung is das Ver' trauen, das ihr die Bank in dieser schwierigen Lage beweist. In einer General Versammlung derselben wurb? mit iner Majoritãt von 64 gegen 4 Stimmen beschlossen, der Regierung der Königin

ein Anlehen von 300 Millionen Reis (etwas über 1 Million France) zu gewähren. Das Dia rio kündet heute die Schließung der Universität Coimbra für die Dauer der gegenwärtigen Umstände an; zweitens verordnet ein Dekret die Bildung eines Jäger-Bataillonz in der Stadt Setubal unter dem Namen: „Bataillon der Vertheidiger der Charte und der Königin“.

Wir erhalten endlich auch Näheres über die Vorgänge in Porto und Coimbra. Am 9ten traf der Herzog von Terceira auf dem Dampfschiffe „Mindello“ dort ein, begleitet von den Offizieren seines Stabes, dem Grafen von Santa Maria, früherem Militair⸗Gouver⸗ neur von Porto, und einigen anderen Offizieren, die ihre Posten im Heere einnehmen sollten. Eiwa gegen 4 Uhr Nachmittags erhielt er einige Besuche an Bord von Perfonen, die ihn begrüßten. Der Herzog schiffte sich aus und stieg im Hause des Grafen Tercena ab. Bei Einbruch der Nacht aber schon begannen bewaffnete Haufen durch die Straßen der Stadt zu ziehen. FDie Truppen der Besatzung wa⸗ ren in ihren Kasernen eingeschlossen. Da ertönte der Generalmarsch, etwa fünfhundert Personen versammelten sich und zogen unter heftigem Geschrei nach dem Haufe, wo der Herzog von Terceira sich befand, nahmen ihn und alle seine Begleiter gefangen und führten sie zu Fuße unter Schmähungen nach dem Fort la Foz ab. Mit Mühe nur gelang es, den alten Herzog vor den Dolchen der Mörder zu schützen. Einer führte in der That einen Stoß nach ihm, den der Herzog aber mit bem Arm parirte, wobei er an der Hand verwundet wurde. Einige der ihn begleitenden Offiziere fielen als Opfer der Wuth des zügellosen Pöbels, und einer ertrank, indem er schwimmend ein Schiff im Hafen zu erreichen suchte. Nur eini⸗ gen wenigen gelang es, auf Schiffe sich zu retten, die Mehrzahl wurde gefangen. Zu dem Wege nach bem Fort soll man nicht we⸗ niger als drei Stunden gebraucht haben. Unbegreiflich bleibt immer, wie der Herzog von Terceira, der doch vorher gewiß Aufschlüsse über die herrschende Stimmung eingezogen haben mußte, so ohne alle Vorsichts⸗ Maßregeln zu seinem persönlichen Schuße und zur Wah— 6 seiner Autorität sich preisgeben konnte. Die Junta, welche die Aufrührer bildeten, hat folgende Proclamation an die Ration erlassen:

Die provisorische Junta des Königreichs an die Ration.

„Portugiesen!

Die Ausländer, welche sich im Palaste befinden, und die factiosen An⸗ hänger des Ministeriums Cabral haben das größte der Attentate begangen. Sie haben die König in umringt, ihr Gewalt angethan, ihr ihre Königliche Unterschrist entrissen, den Consesls Präsidenten gefangen gesetzt, um die Mi- nister abzusetzen, welche so loyal ihre Posten ausgefüllt haben, und haben andere ernannt, deren sehr klare Absichten sich aus ihren Akten beurtheilen lassen. Das Ministerium suspendirt die Garantieen ber Freiheit der Presse und löst die National- Garde auf. Das ist die Regierung, welche Ihrer Majestät Worte der Lüge in den Mund gelegt hat, und die fo chen ver- sprochen hat, daß die beweikstelligte Aenderüng keine Reaction gegen die Vollsbewegung wäre! So strafen diese Wortbrüchigen durch ihr erstes Werk ihre letzten Worte Ligen. Auf solche Weise ehren diese Räthe das Königliche Wort. Donna Maria Il, die Erbin der Enriques und der Braganzas, die constitutionelle Königin, ist Gefangene in ihrem Palaste, auf portugiesischem Boden. Der Königin ist Zwang angethan worden! Die Freiheit ist in Gefahr! Eine

heilige Pflicht besteht für Alle: zu den Waffen zu eilen! Zu den Waffen im Namen der Freiheit und der Königin! Portugiesen, zu den Waffen bis zum Siege! Heroische und brave Nation, erhebe deinen Arm, und mögen deine Feinde fallen! Es lebe die Königin! Es lebe die constitutionnelle Charte! Es lebe das portugiesische Volk! Es lebe das nationale Heer! Im Palaste der provisorischen Junta, am 11. Oltober 1846. Der Präsi⸗ dent Graf das Antas. Jose da Silva Passos, Vice Präsident. Sebastian de Almeida e Brito. Francisco ve Paula Lobo de Avilg., Justino Ferreira Pinto B asto.“

Diese Proelamation erwähnt, wie Sie sehen, nichts von der Absetzung der Königin und der Ernennung des Kronprinzen Dom Pedro zum Regenten, welche die Junta dem Gerüchte nach ausge⸗ sprochen haben soll.

In Coimbra ging die revolutionaire Bewegung am 11ten von der Universität aus, aber nicht von den Studenten, wie es scheint, sondern von Volkshaufen, welche in die Hörsäle eindrangen. Da es an einer hinreichenden bewaffneten Macht fehlte, so konnte nicht so⸗ gleich kräftig dagegen eingeschritten werden. Die in der Gegend stehenden Truppen⸗-Abtheilungen sollen sich jedoch geweigert haben, die Junta anzuerkennen, welche den eigenen Oheim der Königin, den Marquis von Loul, an ihrer Spitze hat. Diese Junta war es, die kurzweg die Königin Donna Maria des Thrones verlustig erklärte und den Kronprinzen Dom Pedro zum Regenten ernannte. Einstweilen fungirt für ihn eine Regentschast, an deren Spitze gleichfails der Marquis von Loulé zu stehen scheint.

In Evora, wo die Revolution gleichfalls das Haupt erhob, soll sie besiegt worden sein. Die Regierung zeigt bis jetzt noch große Entschlossenheit. Der König ist zum Ober⸗Befehlshaber des gesamm⸗

ten Heeres ernannt, und alle getreuen Portugiesen sind zu den Waf⸗

fen gerufen. Aus Versicht hat man auch alie hier anw'esenden spa⸗ nischen Flüchtlinge, die fast durchgängig mit den Septembristen har⸗ moniren, einstweilen auf die im Tajo vor Anker liegenden Kriegs⸗ schiffe gebracht, um sie an Theilnahme an revolutiongiren Versuchen hier zu hindern. Diese Maßregel war um so mehr von der Klug⸗ heit geboten, als die spanischen Flüchtlinge zu Porto, einer Aufforde⸗ rung der Junta daselbst entsprechend, wirklich in die revolutionairen Reihen mit eingetreten sein sollen, um mit den Waffen in der Hand deren Sache zu unterstützen.

Ca Plata -Staaten.

Montevideo, 21. Aug. (B. H.) Der hier erscheinende Comercio del Plata giebt die Grundlagen des Friedens-Ver⸗ trages zwischen Uruguay und der argentinischen Confederation, über welche sich Herr Hood mit Rosas und Oribe geeinigt hat, und welche bekanntlich nach den letzten Berichten den Behörden von Uruguay noch zur Berathung vorlagen. Sie sind folgende:

1) Die Regierungen von Frankreich und England erwirken im Einverständnisse mit dem Gouverneur Rosas einen Waffenstillstand zwischen den Streitkräften der orientalischen Republik in (der Stadt Montevideo und denen auf dem Lande. 2) Ist dieser Waffenstill⸗ stand bewerkstelligt, so begehren die beiden Bevollmächtigten (von Frankreich und England) von der Regierung die Entwaffnung aller Ausländer, welche sich unter den Waffen befinden, sei es in Monte⸗ video selbst, sei es auf irgend einem anderen Punkte des Gebiets. 3) Gleichzeitig mit der Entwaffnung der Ausländer wird Rosas alle argentinischen Truppen aus allen und jeden Punkten des Gebietes sich, zurückziehen lassen. M Unmittelbar nachdem diese beiden Vor= bedingungen (bases anteriores) zur Ausführung gebracht 63 d. h. nach Entwaffnung der Ausländer unb Räumung des Gebietes wird die Blokade der argentinischen Häfen aufgehoben; es wird der Regierung von Buenos - Ayres die Insel Marlin Garcia zurück⸗ gegeben und zugleich die genommenen Kriegsschiffe, so' viel wie mög⸗ lich in dem früheren Zustande, wobei die argentinische Flagge mit 1 Kanonenschüssen salutirt werden soll, so wie auch die von beiden Seifen genommenen Kauffahrteischiffe gegenseitig ihren Eigenthümern wieder überliefert werden sollen. 5) Vie Schifffahrt auf dem Parana wird nach wie vor als innere Schifffahrt und allein den Reglements und Hesetzen der argentinischen Republik unterworfen angeseßen, fo lange Letztere die beiden Ufer dieses Flusses in Besitz hat. 6) Es wird anerkannt und ausdrücklich ausgesprochen, daß die argentinische Re⸗

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