1846 / 312 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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seiner Güte neue Hülfsquellen finden.“ Der englische Gesandte hat gleich nach Eröffnung der Subscription in den Büreaus von Ga— lignani's Messeng er zu Gunsten der unglücklichen Loire⸗Anwohner 1000 Fr. gezeichnet.

Der Marquis von Normanby hatte gestern früh im Hotel der auswärtigen Angelegenheiten eine Zusammenkunft mit Herrn Guizot, um demselben eine Note in Erwiderung auf die letzte Mittheilung der französischen Regierung zu überreichen. Die Presse bemerkt heute in dieser Hinsicht: „Herr Guizot wird durch das Abwarten der Ent⸗ gegnung Lord Palmerston's auf seine Antwort nichts verloren haben. Diese Entgegnung, deren Vorlesung über eine Stunde dauerte, ist fast 100 Seiten lang. Aber trotz ihrer Länge enthält sie kein Ar— gument, das nicht schon beantwortet wäre.“

Es heißt, die Kabinette Frankreichs und Englands hätten sich über die Maßnahmen, die in Betreff der portugiesischen Wirren zu ergreifen wären, vereinbart.

Briefen aus Maskara vom 2asten zufolge, sollten alle Truppen schleunig nach der Gränze der Wüste vorrücken, wo Abd el Kader an der Spitze einer großen Streitmacht wieder erschienen sein soll.

Der Verein zur Beförderung des Systems des freien Handels hielt am 31. Oktober eine Versammlung über seine Organisation un— ter dem Vorsitze des Herrn Anisson Duperron, Pairs von Frankreich. Der Präsident erklärte darin, daß der Zweck des Vereins nicht so⸗ fortige Einführung des Freihandels-Systems, sondern vielmehr all mälige stufenweis zu bewirkende Annäherung an dasselbe sei. Unter den gewählten Beamten des Vereins sind die bedeutendsten: der Di— rektor der großen Flachsspinnerei in Boulogne, Herr Bosson; der be— rühmte Baumwollenspinner Koechlin in Mühlhausen; der Professor Ortolan von der pariser Rechtsschule, und Herr Louis Leclerc, der eigentliche Gründer des Vereins. Herr von Eichthal wurde zam Schatzmeister gewählt. Herr Anisson Duperron, der in Abwe⸗ senheit des Grafen Harcourt den Vorsitz hatte, hielt eine kurze Rede, worin er von den bisherigen Arbeiten des Vereins Re— chenschaft ablegte. Er sagte darin unter Anderem: „Wir haben uns bis jetzt nur sehr unvollständig mit der Ausbreitung unserer Grund— sätze beschäftigen können, aber wir machen dazu Vorbereitungen, die der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechen. Unsere ersien An— strengungen mußten dahin gehen, die von unseren Gegnern ausge— streuten Vorurtheile zu beseitigen. Man hat uns als blinde Partei⸗ gänger einer schrankenlosen Handels-Freiheit dargestellt; man hat ge— sagt, wir wollten die unmittelbare Abschaffung aller Zölle. Wir wol- len allerdings Freiheit des Handels-Verkehrs, aber wir wollen eine weise, gemäßigte, durch wohlverstandene Tarif Aenderungen allmälig herbeigeführte Freiheit, wir wollen eine Freiheit ohne Umsiurz und vor Allem ohne Verluste für eine achtungswerthe Thätigkeit. Unser Verein will zunächst das von der Barbarei geerbte Wort „Verbot“ aus der Zollgesetz⸗ vebung ausstreichen, dann wird die Ermäßigung der Schutzzölle folgen.“ Zum Schlusse las Herr Duperron ein Schreiben des Herrn Bosson vor, der, wie gesagt, einer Flachsspinnerei in Boulogne vorsteht, welche 1809 Arbeiter beschäftigt und jährlich einen Werth von Millionen Fr. erzeugt. Herr Bosson tritt dem Manifest der Gesell⸗ schaft vollständig bei, und zwar, wie er sich in dem Briefe ausdrückt, „obwohl ich Fabrikant bin, oder vielmehr, weil ich Fabrikant bin.“

Der Minister der öffentlichen Arbeiten ist von seiner Reise zur Besichtigung der Verbesserungen an der Nordbahn wieder hierher zu— , n. Marschall Soult wird um die Mitte dieses Monats hier erwartet.

Die hiesige Fakultät der strengen Wissenschaften hat beschlossen, den Minister des öffentlichen Unterrichts zu ersuchen, an der . einen Lehrstuhl der Astronomie für Herrn Leverrier zu gründen.

Paris, 5. Nov. Durch die Fregatte „Armide“, die in Brest eingelaufen ist, erhalten wir Nachrichten von den ersten Tagen des Monats August aus Bourbon. Eine Truppen-Verstärkung von tausend Mann war für die dortige Besatzung aus Frankreich einge— troffen. Auf Bourbon glaubte man noch immer an eine baldige Expedition gegen Madagaskar, an welcher die eingetroffenen Truppen Theil zu nehmen bestimmt wären. Auf der Rhede vor Bourbon lagen bei der Abfahrt der Fregatte „Armide“ die französischen Kriegs— schiffe „Belle Poule“, „le Berceau“, „la Prudente“, „le Cormoran“, „le Voltigeur“ und das Dampfschiff „Archimedes.“ Die Mann— schaften aller dieser Schiffe erfreuten sich des besten Gesundheits⸗ Zustandes. t

Die Fregatte „Armide“ hatte auf ihrer Rückfahrt zu St. Helena angelegt, und der 20. September war als Tag für die Abfahrt von dort angesetzt, da vernahm der Capitain durch das zu Jamestown erscheinende Journal, daß das ganze Grundeigenthum, wo Napoleon gelebt hatte und gestorben war, zurs Verkaufe ausgeboten sei. So⸗ gleich beschloß er, in Frankreich Schritte zu thun, damit das Gut angekauft würde. Er verschob seine Abfahrt und verlangte eine Kon— ferenz mit dem Gouverneur, um zu erfahren, ob es einer fremden Nation gestattet sein werde, einen Fleck Landes auf englischem Boden zu besitzen. Da die Antwort durchaus befriedigend lautete, setzte er

(Ni. 1717 und 1718), welche in ungezwungener Lage namentlich die herr— lichsten Trauben darbieten, sowohl weiße wie blaue.

Neben dieser Dame nennen wir Dlle. Minna Gemm el mit „Geor— ginen“ (Nr. 1724), welche den eigenthümlichen Farbenschmelz und Sammet⸗ glanz dieser Prachtblume sehr schön wiedergeben. Aber es stört uns wieder eine geschmacklose Vase, der rothbraune Tisch und das Umschlagetuch, das da so unordentlich auf den Tisch geworfen ist; es ist zwar angenehm von Farbe, aber seine Frangen sind recht prosaisch herausgekehrt.

In jeder Hinsicht besriedigt das „Fruchtstück“ von Preyer (Nr. 692) aus der Gallerie des Konsuls Wagener. Geschmackvolle, appetitliche An—= ordnung des Ganzen, schöne Formen des Geschirrs, welches aus einer Schale ven weißem Milchglase mit silbernem Fuße besteht, naturwahre Dar⸗ stellung der delilaten Früchte, das Alles macht das Bild zu einer angeneh⸗ men Erscheinung.

Als ein glücklich gewähltes und gut komponirtes Stück ist ferner zu nennen: „Früchte und Blumen mit einem Kakadu“ von C. A. W. Hoppe (Nr. 377). Vorzüglich gute Weintrauben. Letztere finden sich auch in den Sachen von Erd m. Schultz. Sie haben bei ihm eine Durchsichtigkeit und Fülle des Saftes, welche bewunderungswürdig ist. So in den „Früch= ten auf einer Rubinschale“ (Nꝛr. 847). Die Blumen in der Muschel, ob—= wohl sehr schöne Rosen darunter sind, finden wir ein wenig steif in der Lage. Ein sehr vortreffliches Stück aber ist das mit der „eriegten Apfel— sine“ (Nr. S8). Auch die Schüssel mit Früchten (Rr. 849) gefällt. Nur bchagt uns hier wieder nicht das Zusammenbringen von Stachelbeeren mit Trauben. Freilich durch unsere weitgediehene Garlenkunst scheint künftig jede Jahreszeit aufhören zu sollen; allein die Natur fügt sich solchen Ein= richtungen freiwillig nicht, und wir dürfen uns daher dergleichen Darstellun- i nur gefallen lassen, wenn etwa eine Treibhauspartie gemalt werden

ollte. Sonst ist eine solche Composition unwahr.

Da stimmen die italienischen Früchte, frei und gefällig an der Erde liegend (Nr. 822) von Ad. Senff besser zusammen. Auch sind sie von einer delikaten, appetitlichen und frischen Schöpfung. Gleiches Lob verdie⸗ nen die übrigen Stücke dieses Künstlers.

Eben so ist die „Fruchtschale“ von Emil Schartm ann (Nr. 774) gelungen zu nennen. Das liegt doch Alles natürlich da und ist nicht lünst⸗ fich zusammengesucht und gebaut. Die Ausführung ist leicht, kedh und frei. „Das Blumenstück“ (Nw·. 773) ist aber weniger fäl. Die stolzen, ma⸗

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sich ohne Verzug mit dem jetzigen Grundeigenthümer in Verbindung, und es gelang ihm, diesen dahm zu vermögen, daß der Verkauf noch um ein Jahr verschoben werden solle. Ein förmlicher Akt, von ei nem Notar ausgefertigt, giebt nun die Bürgschaft, daß durchaus keine Veräußerung des Gutes vorgenommen werden kann, bevor die Ant⸗ wort des französischen Ministeriums , d ü. sein wird, an wel⸗ ches der Capitain den Antrag auf Ankauf des Gutes stellen wird. Der Schätzungswerth desselben ist auf 40,000 Fr. angesetzt.

Auf dem gestern früh von Rio Janeiro zu Havre eingelaufenen Schiffe „Emile“ befindet sich unter anderen Passagieren auch der General O'Brien, Geschäftsträger der Regierung der orientalischen Republik des Uruguay (Montevideo) am großbritanischen Hofe. Der General will sich unverzüglich nach England begeben.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Nov. Die Reise Ihrer Majestät der Königin nach Arundel Castle zum Herzog von Norfolk ist bis zum 1. Dezem— ber ausgesetzt.

Die Agitation zur Erlangung einer gänzlich freien Getraide— Einfuhr dauert im Lande unausgesetzt fort und hat durch die mit der Vertagung des Parlaments bis zum 12. Januar zusammenhängenden entgegengesetzten Kabinete⸗Beschlüsse keine Aenderung erfahren. Ge⸗ stern wurde in der Stadthalle zu Birmingham eine vom Mayor be— rufene Versammlung gehalten, in welcher 1500 Einwohner der Stadt eine Adresse an die Königin annahmen, worin um unverzügliche Oeff— nung der Häfen für alle Arten von Nahrungsmitteln nachgesucht wird. Die hier in London zu demselben Zwecke abgehaltene Ver⸗ sammlung schickte gestern eine Deputation an Lord John Russell ab, um dem Premier-Minister ein langes Memorial über die Nothwen— digkeit der freien Getraide⸗Einfuhr einzuhändigen. Lord John Rus⸗— sell berichtigte indeß die Ansichten der Petenten, welche von der Vor— aussetzung ausgegangen waren, der bestehende Getraidezoll wirke als eine Prohibitiv⸗Maßregel, und erklärte, daß er, wie Sir R. Peel, der das neue Gesetz durchgebracht habe, die Unmöglichkeit einsehe, die gänzliche Abschaffung des Zolles zu bewirken. Wenn indeß, fügte der Minister hinzu, die Nothwendigkeit einer solchen Maßregel sich herausstellen und namentlich die Getraidepreise noch höher stei⸗ gen sollten, so würde er nicht anstehen, mit seinen Kollegen über ei— nen solchen Schritt zu Rathe zu gehen. Herr Cochrane, der für die Deputation das Wort führte, stellte dem Minister vor, daß eine aus— gedehnte Agitation zu diesem Zweck in London vorbereitet werde, doch Lord John Russell ließ sich dadurch nicht bewegen, anderer Meinung zu werden. Nach den Berichten, welche über die Getraide— Vorräthe und die zu erwartenden Zuführen aus den Provinzen und den Seestädten eingehen, ist auch nicht anzunehmen, daß jene ange— drohte Agitation ein günstiges Resultat haben wird, denn die Dinge nehmen jetzt offenbar eine bessere Wendung. Zum Theil er— weisen sich manche Schilderungen des Nothstandes als Uebertreibun- gen, zum Theil werden auch durch die in großen Massen zuströmen— den GetraiderVorräthe aus den Vereinigten Staaten wirklich beste⸗ hende Uebel beseitigt. Es zeigt sich bereits jetzt schon im Groß⸗ wie im Detailhandel ein durch die Konkurrenz herbeigeführtes natürlich es Sinken der Preise, und das gewöhnliche Laib Brod von 4 Pfund wird wieder für 7 Pee. verkauft.

Die mitgetheilten Erklärungen des toryistischen Standard über die Ursachen der Parlaments -Vertagung, welche in der feindlichen Stellung Lord Palmerston's gegen das franzäsische Ministerium wegen der spanischen Frage und in der daraus hervorgegangenen Besorgniß des englischen Kabinets vor einer Störung des Friedens gesucht wer= den sollen, scheinen nicht ganz ohne Grund zu sein, obschoͤn die wirk— lich zum Grunde liegende Thatsache gewiß durch das den französischen dynastischen Interessen blind ergebenen Blatt vielfach entstellt sein mag. Daß aber in den letzten Kabinets⸗-Verhandlungen diese Ange—⸗ legenheit verhandelt worden ist, scheint aus einem bemerkenswerthen Artikel der Times hervorzugehen, der so sehr im halbamtlichen Charakter gehalten ist, daß man glauben könnte, er sei bestimmt, die nun für dieses Jahr wegfallenden Erläuterungen im Parlamente zu ersetzen. Der Standard schreibt auch die Autorschaft dieses Arti— kels geradezu dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu. Derselbe ist eine Erwiederung auf den Artikel im Journal des Débats vom 31. Oktober, worin das französische Ministeriun: noch mals in seinem Verfahren bei der Heirath des Herzogs von Montpensier gerechtfertigt, und dem englischen Kabinet auf Grund frührrer angeblich entscheidender Aeußerungen der Times Schuld gegeben wird, zuerst von dem Uebereinkommen in Eu wegen der spanischen Heirath abgewichen zu sein. Die Times hatte nämlich in ihrem ersten Artikel vom 7. Au⸗ gust gesagt, daß sie nicht einsehe, warum die Königin von Spanien sich nicht eben so gut mit einem Koburg vermählen solle, aus welcher Aeußerung jetzt das französische Blatt folgerte, daß das englische Kabinet oder die angeblichen beiden Urheber jenes Artikels, der Graf von Clarendon und Lord Palmerston, die Versprechungen in Eu verletzt hätten, da sie wohl wissen mußten, wie man in Eu sich für einen Bourbon entschieden und die Vermählung des Her—

zogs von Montpensier mit ber Infantin unter dieser Bedi

gegeben habe. Auf diese Winkelzüge des Journal drann antwortet nun die Times in ihrem gestrigen Blatte sehr enisgh und macht zuvörderst die Bemühung jenes Blattes, sie, die Ti z mit der britischen Regierung zu identifiziren, lächerlich. Sat anm in Abrede gestellt, daß der vom Journal des Debats angen ß

oder überhaupt einer der auf denselhen Gegenstand bezüglichen! nehmer politischer Associgtionen zu vereinbaren.

kel den Eingebungen Lord Palmerston's sein Dasein verdanle darauf aufmerksam gemacht, wie absurd es von Letzlerem gen sein würde, wenn er in solcher Weise seine angeblichen geheimen sichten selbst vor die Oeffentlichkeit gebracht hätte. Die Time behnn dann, zum Angriffe übergehend, daß nicht England den kon Prinzen als Heiraths-Kandidaten anzubringen gesucht habe, um französische Politik aus dem Felde zu schlagen, sondern daß die nigin Christine unter der Hand den Wunsch geäußert, ihre To mit dem Prinzen von Koburg verheirathet zu sehen, vor ausge daß sie auf die Unterstützung Englands rechnen könne. „Wir e ben“, sagt die Times, „daß dieser Antrag höflich, aber bessn von Lord Palmerston zurückgewiesen worden ist, wie vor ihm von Aberdeen. Die britische Regierung verweigerte jede Einmischung handelte klug. Es ist nämlich jetzt viel Grund zu glauben, do p Eröffnungen der Königin Christine zu Gunsten des ichun Prinzen nur eine Falle (intended as a trap) für die britisc 9. gierung sein sollten, und daß, wenn Lord Paimerston sich unbesah, nerweise auf irgend eine solche Unterhandlung mit der Königin 9 ter eingelassen, diese die Partie umgekehrt und ihn im Stiche gelij haben würde, während Frankreich einen wirklichen Rechtfertigun grund für die Heirath gehabt haben würde, statt sich jetzt mit en jr mmerlichen Vorwande und einer plumpen Erdichtung begnügen müssen. Dieser Versuch aber scheiterte an der Gleichgültigket englischen Kabinets für die Sache eines Prinzen, deren Erfolg Fehlschlagen für England kein Interesse hatte. Wenn die nigin Christine wirklich den Prinzen von Koburg hätte Madrid sehen wollen, so würde derselbe keines engl Passes dazu bedurft haben, und es ist nur zu erinnern, daß eg Königin Christine gewesen, welche selbst diesen Bewerber ernstlih vorwertete. Jahre dürften entschwinden und ein halbes Jahrhmnm vergehen“, schließt die Times, „bevor ein anderer Souverain eine noch ungeborene neue Generation von Fürsten den spanst Thron besteigt. Außer dem Bereiche der Staatékunst liegt es, Revolutionen und Veränderungen zu ermessen, welche die Welt blickt haben wird, bevor der Traum des französischen Ehrgeizes verwirklicht und die Unterjochung der spanischen Nation vollendet wird. Aber keine Zeit und kein Wechsel der Dinge vermag aus Gedächtnisse dieser Generation oder auf den Tafeln der Geschichted unverlöschlichen Flecken zu tilgen, welchen diese Sache auf den guten Num und auf Treue und Glauben Frankreichs und seiner Minister gebracht h Wenig Werth legen sie auf Achtung und Werthschätzung bei der h tischen Nation, da sie nicht anstanden, dieselbe zur Befriedigung ih Grolles wider einen einzelnen Minister dieses Landes und wegen l nes mißlichen Triumphs und einer ungewissen Zukunft in Spa auszuopfern. Die nun vollzogenen Heirathen sind indessen nur erste Akt in diesem Abschnitte der Geschichte. Ihre Folgen werd sich später entwickeln. Die erste, die gewisseste und vielleicht wit tigste davon ist die Zerstörung jenes Vertrauens und jener At tung für die Leiter Frankreichs, welche bisher die wahre Grundlth des allgemeinen Friedens gewesen sind. In dem Maße, wie ihn ihre politischen Anschläge gelungen sind, eben so sind sie dafür nit blos in der Achtung Englands, sondern Europa's gesunken, und eifrigsten Feinde der Dynastie Orleans können nun mit Grym . daß sie ihre Ansicht vom Charakter derselben gerech u tigt habe.“

. Auch der von dem Journal des Débats ebenfalls eitm Globe bestreitet, daß er jemals den Prinzen von Koburg als i von England begünstigten Heiraths-Kandidaten bezeichnet oder Af eine solche Bevorzugung jenes Prinzen überhaupt je existirt habe, ah wäre denn zu einer Zeit, wo der Graf Trapani Frankreichs ann. kannter Kandidat war und die spätere Vereinbarung mit Englug noch nicht stattgehabt hatte, als ein Treubruch nicht möglich war.

Das Flaggenschiff des Hafen-Admirals von Portsmouth, d

„St. Vincent“ von 120 Kanonen, hat gestern plötzlich Befehl erhöht ! h ge a , . Rite, und statt eines rein liberalen wurde ein rein kathoölisches Mi⸗

ten, morgen nach dem Tajo abzugehen. Nach Berichten aus Sydney hat der Gouverneur der Kolg

dem Dr. Leichardt zur Belohnung für seine Entdeckungsreise ins R . nere von Australien 1000 Pfd. St. auszahlen lassen. ul

Nach den letzten Berichten aus Borneo hat sich der Sultan n Brual völlig unterworfen, so daß der Besitznahme der Insel Labu, durch die Engländer nichts mehr im Wege steht.

Selgien.

Der König ist vorgestern mit seiner R milie wieder in Brüssel angekommen und hat gestern den Vorsih einem Minister-Rath geführt.

Brüssel, 5. Nov.

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jestätischen Lilien so dicht unler den weißen Duftglocken abzuschneiden, ver— täth keinen feinen Sinn für das Charakteristische dieser Blume.

Ferner schen wir noch sehr einladende Früchte von A. Weiß (Nr. 978): Zartbedüstete Trauben und mit natürlichem Sammetschmuck belleidete Pfi— siche sind darunter.

Wir nennen noch mit Anerkennung: Herm ann Looschen, der uns fast mit seiner Blumenfülle erdrückt und überschwemmt (Nr. 559). J. Schoppe, der in seinem Blumenstücke (Nr. 815) nur zu viel Buntfar-— biges ohne erquickliches Grün hat. Karl Kretschmar mit einer sehr reichen und mannigfachen Staffage. Ferner: Hampel und Schmaltz.

Wir schließen diesen Ueberblick mit einem „Stillleben“ von Philipp Arons (Nr. 29), welches nicht allein in seiner Obstpartie zu loben ist, sondern uns zugleich durch sehr wohlgelungenes todtes Geflügel und durch ein recht lebendiges Hündchen, welches mit grellem Auge das auf dem Tische Zusammengehäufte betrachtet, zu den Thierstücken hinüberleitet, denen wir jetzt unsete Aufmerksamkeit widmen wollen:

Was bei Darstellungen aus diesem Gebiete besonders das Interesse erregen kann, ist die Beobachtung der Functionen der freien Bewegung die⸗ ser Geschöpse, die Eigenthümlichkeit im Gehen, Springen, Sitzen, Liegen u. s. w. Also die Entsaliung des blos Leben digen in einem einzelnen thierischen Wesen; denn die menschliche Gestalt drückt schon zugleich eiwas Höheres aus. Beim Thiere aber ist es das unfreiwillige Wallen des In— stinlts, welches allein in seinem eigenthümlichen Auftreten Theilnahme er regen und die Beobachtungsgabe herausfordern kann.

Unter dem Dargebotenen steht obenan die „Schafheerde, vor einem Gewitter flüchtend“, von Eugen Verboeckhoven in Brüssel (Nr. 1805). Ein italienischer Hirt schreitet seiner furchtsamen Heeide voran. Sie ist einen Hohlweg heraufgelemmen, und wir haben von ihrem erhöhten Stand- punkte aus einen Blick auf die südliche, von einem hervorbrechenden Ge- witter schon verdüsterte Gegend des Hintergrundes. Der Schäfer ist eine schöne Figur. Sein Flötenspiel unler dem Arm, sein Federschmuck am Dute erinnern daran, daß er schöne Tage voll Sonnenschein und Poesie zu schäüßen weiß, und mit ernster Miene weicht er nur jetzt der kommenden Scene voll Sturm und Unbehaglichleit. Eben so erinnert die Ruine am Wege, die zum Theil noch mit antiker Malerei bedeckt ist, aus ihrer jetzi= En trüben Verfassung heraus an die heiteren Tage llassischer Kunstübung.

er Hund schmiegt sich winselnd an seinen Herrn an, zu dem er ausblict

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und um Schutz zu bitten scheint. Gleich ihm zeigt die zahlreiche Hern hinten alle charakteristischen Zeichen der Furcht und Angst, welche die Thin in der dem Unwetter voraufgehenden Schwüle zu verrathen pflegen. 6 drängen an einander. Die Lämmer springen unter den Schuß der Müh und drücken sich fest an sie an. Vorzüglich gelungen sind die Wirkung des Windhauches, der über die ganze Landschaft streicht, der die hl Kehrseite der Pflanzen des Feldes aufdeckt, in der flockigen Wolle Heerde wühlt und dem Hirten treibend seinen Gang erleichtert. Anzuerhh nen sind noch die durchaus verschiedenen Physiognomieen der Schaafe, n denen nur zwei einander ziemlich ähnlich sehen. Das Ganze ist also c höchst charakteristisches, naturwahres und dabei poetisches Bild. 4

Fr. Sim mler ist ausgezeichnet in der Darstellung des tschlappfij gen“ Hornviehs. Seine „Viehheerde bei Sonnenuntergang an einem Bach. (Nr. S75) beweist das von neuem. Er befriedigt auch meist durch woll geordnete Gruppen, und nur in der gegenwärtigen ist die Wirkung Hanzen etwas beeinträchtigt durch den großen, etwas sehr langen, quer n die Scene gestellten Ochsen, der, obwohl mit tüchtiger Wahrheit gema dem Bilde ein wenig den Anstrich girbt, als handle es sich blos um da Portrait dieses Thieres. Sehr gelungen ist die hellbraun gefleckte Kit die sich aus dem Mittelgrunde naht, und nicht allein an ihr, sondern h dem ganzen Bilde bethätigt sich die effektvolle Beleuchtung. Auch das Land schaftliche ist zu loben und athmet eine warme Sommerabendruhe.

Die „römischen Viehheerden, die bei nahendem Gewitter in den Kalt lomben der Campagna Schutz suchen“, von C. Steff eck (Nr. 880), su gleichfalls mit aufmerksamer Beobachtung aufgefaßte Gruppen, an denq die charaltrristischen Gebehrden der Furcht recht lebendig wiedergegeben sin Auch der „römische Stier“ (Nr. 579) ist ein sehr träftiges gelungent Thier. Weniger gesällt das mit ihm beschäftigte Personal. Sehr vorzüg⸗ 6 2 . ist noch der „Hund“ (Nr. 887), ein tluges, gesundes, si⸗

es Geschöpf.

Noch erwähnen wir zweier Viebstücke, welche in gemüthlicher, getreut Behandlung auftreten und dadurch Lob verdienen. Sie sind von Kal Fr. Schulz (Nr. 1617) und August von Rentzell (Nr. 1591).

In unserem nächsten Artikel werden wir uns mit den Eartons und den Erzeugnissen der vervielsältigenden Künste beschäftigen. 5.

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heiligung

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stexium gebildet.

Die Em an cipa tion widerspricht ber Behauptung, als seien Beamte durch, ein Rundschreiben von dem Verbot der bei politischen Associationen in Kenntniß gesetzt wor⸗

die höheren Beamten seien blos auf offiziöse Weise

zesordert worden, ihren Beamten vorzustellen, wie schwierig es

ichten in der Verwaltung mit den Verpflichtungen als en n e, . In⸗ endance sagt, jene Mittheilung sei blos mündlich gemacht wor= Der Moniteur schweigt darüber. .

Pie neue liberale Association wird am Montag ihre erste Ver=

ihre P

lung halten.

* Brüssel, 4. Nov. Die Krists, welche sich seit einigen aten im Schooße der bisher alle Nüancen der liberalen Partei pereinigenden „Alliance“ vorbereitet hatte, ist endlich vor einigen fm zum Ausbruch gekommen und hat als nächste Folge den Aus—⸗ den? Deputirten von Brüssel und voraussichtlich aller gemäßig⸗ Liberalen herbeigeführt. Lüttich war vor einem Jahre mit einem schen Beispiele vorangegangen, die gemäßigte liberale Partei hatte im Gesellschaftsverbande mit einer Näance bleiben wollen, welche er mehr eine radikale Richtung zu verfolgen schien und zudem kühnes kompaktes Auftreten, so wie durch ihre Pünkt-= et in den Versammlungen, häufig die Majorität bei den immungen gewann. In Lüttich haben seitdem diese beiden alen Näancen in den darauf folgenden Wahlen, eine jede mit en Krästen, gekämpft, und da häufig kein gemeinsamer Gegner ber katholischen Meinung gegenüberstand, so suchten sie sich gegen= g Niederlagen in den Wahlen beizubringen, wobei die extreme fei, obwohl an Zahl schwächer, durch größere Regsamkeit einen eren Vortheil für sich gewann. Während man nun aber von ich meldet, daß daselbst die beiden Theile, die Schwäche der Ver— jung fühlend, sich durch gegenseitige Konzessionen wieder zu ver⸗ en krachten, geht in Brüssel ein Bruch vor sich, der nicht blos die Hauptstadt, sondern für das ganze Land von großer Bedeu⸗ ein wird. 5 Brüssel hatte sich unstreitig die gesammte Kraft der sen Opposition konzentrirt, die „Alliance“ zählte 809 Mitglie⸗ hier hatte aber auch die radikale Partei mit großer Geschicklich⸗ ihre Minen gegraben, um allmälig die wichtigsten Posten des alismus einzunehmen. Zuvörderst hatte sie seit zwei Jahren die brität in der dirigirenden Kommission der „Alliance“ zu erhalten cht; als ihr dies in Folge der Lauheit und Gleichgültigkeit der

äßigten Majorität gegen solche anscheinend persönliche Wahlsra⸗

gelungen war, suchte sie ihre Wirksamkeit nach außen zu ent— in und ihren Einfluß auf die Kammer-, Provinzial⸗ und Ge— de⸗Wahlen dergestalt auszudehnen, daß sie die Wahl einiger De—⸗— ten von ihrer Farbe verlangte. Diese Ansprüche fanden zuerst in llgemeinen Versammlung der „Alliance“ kein Gehör, und die von vorgeschlagenen Kandidaten wurden nicht angenommen. Hier aber die Partei Klugheit genug, ihren Unwillen zu unterdrüf—

ihre Forderungen zu vertagen und bei dem nächsten bevorstehen—

Wahlkampfe zwischen der liberalen und katholischen Meinung, der ntlich einen ungewöhnlich heftigen Charakter angenommen hatte, allen Kräften für die Erwählung der von der gemäßigten Ma—⸗ it der, Alliance“ vorgeschlagenen Kandidaten beizutragen. Diese mit gewissen Abnegation geleistete Mitwirkung hatte bei den Häup— der Majorität eine Art dankbarer Condescendenz hervorgerufen, die Majorität zeigte sich daher bereit, bei den darauf folgenden einde und Provinzial⸗Wahlen ein Mitglied der Minorität zu er-

en, und diese Wahlen nahmen, trotz der Abneigung, die sich von ver⸗

enen Seiten gegen diese Kandidaturen gezeigt hatte, einen glück Ausgang. Jetzt glaubte aber die radikale Partei schon festen Pöioßzt zu haben, ersah sich einen weiteren Wirkungskreis und t, von Brüssel aus bald die Leitung der liberalen Opposition im en Lunde zu gewinnen. Die äußeren politischen Umstände be— igten das Vorhaben.

Nach der Auflösung des Ministeriums Vandeweyer war ntlich von der Krone die Bildung eines gemäßigten li— en Kabinets bezweckt worden; die Combination scheiterte den Ansprüchen, welche das demnächstige Haupt des Kabi— hinsichtlich der Befugniß, die Kammern aufzulösen, gemacht

Dieses von der gemäßigten katholischen Par- elbst beklagte Ereigniß erregte von neuem eine große gung bei der liberalen Meinung im ganzen Lande; man sah in zildung dieses der ganzen, in allen letzten Wahlen ausgesprochenen ung des Landes entgegengesetzten Kabinets eine Herausforderung

e gesammte liberale Meinung, die jetzt alle ihre Kräfte zu kon=

ren trachtete. Der Vorschlag, die gesammte liberale Partei im

e praktisch zum Kampfe, namentlich auf dem Wahlfelde, zu orga—

n, fand den lebhaftesten Beifall, und ein von allen Theilen des

s zu beschickender Kongreß, der die vornehmsten praktisch—

schen Grunbsätze aufstellen und die Mittel der Ausführung be—

n solle, erschien als die kräftigste Protestation gegen die Tendenz, ö sich in der Bildung des neuen Ministeriums ausgesprochen

Bei diesem Streite hatte aus leicht begreiflichen Gründen die le Partei das Feuer der Opposition mächtig geschürt und in zusammenberusung eines allgemeinen liberalen Kongresses einen gesehen, dessen Handhabung sie demnächst durch geschicktes Ma⸗ fen in die Hände bekommen könne.

Ber Kongreß selbst war bekanntlich von 360 aus den verschiedenen Lan⸗ rilten abgeschickten Deputirten, die zum größten Theil wirkliche Nota⸗ en waren, gebildet worden, und die radikale Parteishatte unter ihnen zenige Mitglieder gezählt und sich daher auch gemäßigt gezeigt. Als die brüsseier „Alliance“ als das Centrum des bei allen wichtigen llen einzuberufenden Kongresses konstituirt war, suchte jetzt die le Partei mehr als je durch die „Alliance“ die Leitung der n Liberalen Opposttion zu gewinnen. Diese Absicht trat ch in dem Vorschlage an den Tag, ein neues politisches Tages⸗ zu gründen, das von der dirigirenden Kommissson geleitet wer— ollte; und da in dieser Kommission die Partei aus den zuvor ebenen Gründen die Majorität gewonnen hatte, so würde das

eine radikale Färbung erhalten haben und diese Richtung, unter Aushängeschilee, das Organ des Kongresses zu sein, verfolgt

4 Hier mußten sich die Augen der Häupter der gemäßigten ität öffnen; ein konfidenziellet, von einem der Führer der radi=

Partei geschriebener Brief, der bei einem politischen Prozesse zum

hein kam, legte noch offener die Absichten dar, die man verfolgte, und

ich wurde eine innere Reform der „Alliance“ von den Häuptern demäßigten Meinung für unumgänglich nöthig erachtet. Die putirten von Brüssel, unterstützt von 120 Mitgliedern, ergriffen nitiative und verlangten wesentliche Abänderungen in den Sta⸗ der Gesellschaft, die darauf hinzielten, eine wahre Majorität

Vahlen der Gesellschaft herbeizuführen und den Mitgliedern, ] für die Gemeinbe= Provinzial⸗ oder Kammer⸗Wahlen den

bezahlen, das Uebergewicht zu verschaffen. Bie radifaie Par- ute sich nämlich besonders under den nicht politisch wahlberech— Mitgliedern der „Alliance“ rekrutirt und zudem immer die Läs⸗ womit die große gemäßig'e Majorität die Versammlungen

te, benutzt, uͤm durch Pünktlichkeit eine fiktive Stimmen

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mehrheit zu erhalten, während nach dem neuen Reform⸗Vorschlage swie, der Poll in Englanb) bei allen wichtigen Angelegenheiten die Abstimmung drei Tage offen hel werden sollte. Diese Abände⸗ rungen würden eine gänzliche Umgestaltung der Gesellschaft herbeige⸗ 96 und der extremen Meinung unstreitig die Leitung genommen aben.

Um Lieser Gefahr zu entgehen, wandte diese Partei eine neue Taktik an. Da ste wohl wußte, daß mehrere der Reform⸗ punkte eine große Majorität erhalten würden, und sie selbst nicht die Zweckmäßigkeit einer anderen Abstimmungsweise, die schon allein ihre Macht gebrochen hätte, in Abrede stellen konnte, so schützte sie die Unzeitigkeit dieser Anträge vor und beantragte die Vertagung. Bei dieser Frage konnte sie hoffen, einen Theil derer zu gewinnen, die, so lange nicht die Noõth an den Mann geht, gern einem Kampfe ausweichen, und denen eine Vertagung immer ein angenehmes Aus— kunftsmittel ist. Eine solche Vertagung wurde aber von den Urhe— bern der Proposition entschieden abgewiesen und als mit der Ver— werfung derselben für gleichbedeutend erklärt. Damit aber über diese Frage wirklich die Majorität der 800 Mitglieder der „Alliance“ ent⸗ scheiden könne, verlangten sie, daß die Versammlung in einem anderen Lokale als dem jetzigen, welches keine 400 fassen könne, stattfinde. Dieser billige Antrag wurde aber von der Kommission verworfen. Die Versammlung wurde demnach am 28sten v. M. in dem gewöhnlichen Lokal einberufen; der Saal war gedrängt voll, die Diekussion, ob—

wohl nur die formelle Frage der Vertägung betreffend, sehr lebhaft; an der

Abstimmung hatten nur 362 Mitglieder Theil genommen; 180 erklärten sich im Sinne der gemäßigten Meinung gegen die Vertagung, während 182 dafür votirten. Man hatte von radikaler Seite auf eine größere Majorität gezählt, da sich die Mitglieder dieser Meinung früh auf ihren Posten eingefunden hatten, und man hörte deshalb von der Nothwendigkeit eines Vergleichs reden; allein am anderen Morgen kündigten die 7 Deputirten ihren Austritt aus der Gesellschaft an, und alsbald wurde zur Bildung einer neuen, die gemäßigte Meinung repräsentirenden Gesellschaft geschritten, die jetzt schon über 20) Mit⸗ glieder zöhlt. So ist also ein offener Bruch zwischen den beiden Fractionen der Opposition eingetreten, dessen wichtige Konsequenzen und weitere möglichen Folgen ein nächster Artikel besprechen soll.

D äänem ark.

Kopenhagen, 3. Nov. Auf der Insel Seieroe, welche zum kallundborger Distrikt in ärz licher Hinsicht gehört, herrscht nun bald seit 2 Monaten eine bösartige Typhus⸗Epidemie (Eyphus ahdomi- nalis), welche meistens junge Leute, vornehmlich junge Frauenzimmer, befällt. Bs zum 26. Oktober waren bereits 56 Personen davon be— fallen worden, von denen sechs gestorben.

Schleswig, 6. Nov. In der gestrigen Sitzung der Stände zeigte der Präsident die von dem Regierungs⸗Kommissar verweigerte Annahme der Adresse offiziell an (. Allg. Pr. Ztg. Nr. 309). Er berichtete, daß die in der Sitzuug vom 2. November beschlossene Adresse noch an demselben Tage ausgefertigt, unterschrieben und dem Kommissar zugestellt sei. Schon am folgenden Tage habe dieser sie zurückgeschickt, nebst einem Schreiben, welches der Präsident vorlas und in welchem gesagt war, daß die Adresse lediglich aus formellen Gründen, wegen Nichtbeachtung der §§. 560, 63 und 72 der Verord⸗ nung vom 15. Mai 1834, und „ohne den Inhalt derselben in nä⸗ here Erwägung nehmen zu können, in Gemäßheit ertheilter Aller⸗ höchster Instruction“, zurückgewiesen werde. Der Präsident erinnerte an den seit dem Beginn der schleswigschen Stände⸗Institution fest⸗ stehenden Gebrauch, wonach stets Adressen, in der, auch diesmal beob⸗ achteten Form des Verfahrens erlassen, angenommen und vom Kö⸗ nige beantwortet seien; die Ständer Versammlung habe durch diese Vorgänge, wenn auch in der ständischen Gesetzgebung nichts darüber enthalten sei, ein Recht auf Erlassung von Adressen, und

er (der Präsident) fordere die Versammlung guf, ihre Ueberzeugung

zu erkennen zu geben über dieses ihr Recht, so wie darüber, daß der Kommissar rechtlich nicht befugt sei, die Adresse zurückzuweisen. Die Versammlung erklärte sich durch 36 gegen 5 Stimmen mit dem Prä⸗ sidenten einverstanden. Hierauf forderte der Präsident die Versamm—- lung auf, jetzt, da die Adresse an den Landesherrn nicht befördert werden könne, zu beschließen, daß dieselbe, ihrem ganzen Inhalt nach, in das Protokoll als ein feierlicher Protest gegen jede Verletzung der in derselben gewahrten Landesrechte aufgenommen, und daß sodann das Original derselben durch die Secretaire im ständischen Archiv deponirt und einregistrirt werde. Die Versammlung genehmigte auch diesen Vorschlag mit 36 gegen 5 Stimmen. Nachdem die Adresse nunmehr nochmals vom Präsidenten verlesen war, forderte er die beiden Secretaire, Advokat Storm und Pastor Lorentzen, auf, den Beschluß der Versammlung auszuführen. Diese begaben sich mit der Adresse aus dem Sitzungs⸗Saal ins ständische Archiv, legten sie hier nieder und trugen sie mit allen Förmlichkeiten in die Registran⸗ den ein. Während der Abwesenheit der Secretaire, etwa zehn Mi⸗ nuten lang, herrschte im Sitzungs⸗Saale eine feierliche, lautlose Stille; Niemand bewegte sich von seinem Sitze, Niemand sprach ein Wort; es zeigte sich in der ganzen Versammlung das Bewußtsein von der großen geschichtlichen Bedeutung dieses Augenblickes. Als die Secretaire zurückgekommen waren und dem Präsidenten angezeigt hatten, daß sie seinen Antrag ausgeführt, hob dieser sogleich die Siz⸗ zung auf. Es sollten an diesem Tage keine anderen Geschäfte vor— genommen werden. .

In der heutigen Sitzung motivirte Dr. Gülich seinen Antrag auf Abänderung des gegenwärtigen Regierungs⸗Systems nach den Forderungen der öffentlichen Moral und Gerechtigkeit, so wie auf Entlassung der Rathgeber des Königs. Nach fünfstündiger Debatte wurde der Antrag mit 29 gegen 12 Stimmen abgelehnt.

Wiborger Stände-Versammlung. Nachdem zu Anfang

der Ften Sitzung (vom 28. Oftober) die Verfassungssache durch das Zurücknehmen des betreffenden Antrags beseitigt und vom Prãsiden⸗ ten Anzeige von dem Eingehen mehrerer Privat⸗-Anträge, die größ⸗ tentheils mit den der roeskilder Versammlung vorgelegten überein- stimmten, gemacht worden war, wurden mehrere der früher eingege⸗ benen Anträge von ihren Proponenten motivirt. Der in Roeslilde nur bis zum Kommissioas Bericht gediebene Antrag des Vorstandes oder Ausschusses des kopenhagener Industfrie Vereins auf Revision der Gewerbe- Ordnung und Vorlage eines den Gegenstand voll— ständig behandelnden Gesetz Eniwurss ward einstimmig (mit 45 St.) einer Kommission überwiesen.

Darauf verlas Fabrikbesitzer Bruun den von ihm eingegebenen An— trag des landwirthschaftlichen Vereins im Amte Viborg wegen Anlage einer Jütischen Eisenbahn. In dem Antrage werden die Kosten einer solchen 17 Meilen langen Bahn (von Kolding bis an den Limfjord) auf etwa 3,700, 009 Rbthlr. angenommen, wobei man nur im Allgemeinen die Ko— sten der Altona⸗Kieler und der Neumünster Rendsburger Bahn zum Grunde gelegt hat. Die Betriebskosten werden auf 108, 000 Rbthlr. jährlich ver- anschlagt, deren Deckung schon erfolgen würde, wenn man nur eine Per- sonen· Frequenz von 190,000 Personen für die ganze Linie hin und zurück a2 4 Rbthir., 15, 000 Stück Vieh (von 38, 000, die Jütland aussührt) a 3 Rbthlr., 00 Pferde (von 12,000) a 4 Rbthlr. und nur 10, 000 Rbihir. für sonstigen Waaren Trangport rechne. Der Antrag geht hauptsächlich darauf, daß der Staat diese Bahn übernehmen möge, falls dieser Plan sich aber nicht des Allerhöchsten Beifalls erfreuen sollte, die Finanzen dann der die Bahn übernehmenden Compagnie 235 pCt. Zinsen garantiren, ferner daß

die nöthigen Nivellements und sonstigen Vorarbeiten für Rechnung des Staats ausgeführt werden möchten, und endlich, daß vor der definitiven Beschlußnahme über die Anlage einer solchen Bahn Se. Majestät keine Konzession zu einer Bahn in der angegebenen Richtung ertheilen möge.

Der Königliche Ko mmissar, besonders hervorhebend, daß er einige Kunde habe über die hier zur Sprache kommenden Verhältnisse, drückte seine Zweifel aus, daß ein Anlage- Kapital von 2,700, 000 Rbihlr. hinreichen würde, da die 14 Meilen lange Bahn von Kopenhagen nach Korsör, nach den hier zu Lande gemachten Erfahrungen, wenigstens 6 Millionen Rbthlr. kosten würde und somit auch die Jülisch Bahn wohl nicht unter 7 Millionen würde hergestellt werden können. Das jütische Terrain sei gar nicht so außerordentlich günstig. In langen Undulationen steige und falle es fast jede halbe Meile im Verhäliniß von 1: 1090, und da eine auf starke Trans- porte eingerichtete Bahn auf längere Strecken höchstens Steigungs⸗Verhält⸗ nisse von 1: 300 haben dürfe, so gebe es viele Erdarbeilen und große Kosten, wenn man große Erdmassen so weit sortschaffen müsse, wie dies auf der Roestilder Bahn auf eine Entfernung von 9000 Ellen nothwendig ge— worden sei. Auch sei es schwer, deutsche Arbeiter zu bekommen, weil sie sich nicht behaglich fühlten, und in einem so schwach bevölkerten Lande, wie Jütland (das Amt Wiborg, 545 Quadratmeilen groß, zählt nur 56, 000 Einwohner), würde daher der Arbeitslohn unverhältnißmäßig hoch steigen und das Werk noch mehr vertheuern. Dann hob der Redner die Einwen—⸗ dungen hervor, die dagegen sprächen, daß die Bahn eine Fortsetzung der Altona - Rendsburger Bahn werden sollte. Es sei der Versammlung hinreichend bekannt, welche Bedenllichkeiten sich der Konzession einer bloßen Rendsburg - Flensburger Bahn in den Weg siellten, namentlich daß dadurch die ganze nördliche Halbinsel zu einem Vorlande fuͤr Hamburg wer⸗ den würde. Er wolle gar nicht einmal von den nationalen Rügchsichten sprechen, die sich dabei geltend machten, noch von den außerordentlichen Summen, die für den glückstädter und husumer Hafenbau angewiesen wä— ren, um dem dänischen Staat selbstständige Handels- Verbindungen zu sichern, aber er bäte, doch zu bedenken, wie alle östlichen Städte, als Ran⸗ ders, Aarhuus, Horsens, Schleswig, Apenrade, Flensburg ꝛc., durch eine Bahn durch die Mitte des Landes leiden würden, indem dann das ganze Land seine Waaren leichter von Hamburg, als von den seitwärts liegenden Städten beziehen könnte. Die Versammlung möge sich also hüten, in dem Antrage vom Anschluß an die Rendsburg-Altonaer Bahn zu sprechen, son⸗ dern sich mit einer Bahn durch Jütland und Schleswig begnügen. Endlich meinte der Königliche Kommissar, daß an eine Zinsen-Garantie von Seiten der Finanzen nicht zu denken sein werde, und daß auch die Bestreitung der Nivellementskosten von Staats wegen ihr Bedenkliches habe, da z. B. das Nivellement von Kopenhagen bis n fan nicht unter 12,000 Rbthlr. zu be⸗ werkstelligen sei und das der Jütischen Bahn, die eist aus mehreren Linien herausgewählt werden solle, noch höher zu stehen kommen würde.

Diesen Ansichten des Königlichen Kommissars setzte Kaufmann Rée die seinigen entgegen. Sich von der europäischen Eisenbahnkette ausschlie— ßen wollen sagte er heiße, sich von der Civilisation ausschließen. Die Furcht, daß die Eisenbahnen die bisherige Nahrung von den kleineren Städten sortlenken möge, erf. von derselben Kurzsichtigkeit, die bei jedem neuen Unternehmen allzuängstlich ihre Blicke nicht loszureißen vermöge von den bestehenden Verhälinissen und sie nicht auf die großen Güter hinzulen— ken verstehe, die als nächste Folge davon zu erwarten ständen. Die Eisen— bahnen schafften eine ganz neue bedeutungsvolle Bewegung, eine Mannig⸗ faltigkeit neuer Verbindungen, vermehrter Erwerbszweige, die man jetzt noch unmöglich alle überschauen könne, die aber, wie die Erfahrung überall zeige, eben sowohl dem Lande, wie den Städten, zu Gute kämen, wobei ohne Schaden die alten Nahrungswege leiden oder selbst zu Grunde gehen lönnten. Dazu komme dann noch der von der materiellen Rührigkeit un- zertrennliche geistige Aufschwung mit seinen Gütern, größer und bedeutungs⸗ voller, als sich mit Worten angeben lasse.

Schweiz.

Kanton Luzern. Das Schreiben, welches die Regierung von Luzern über die Vorgänge zu Genf an sämmtliche eidgenössische Stände gerichtet hat, lautet folgendermaßen: „Tit.! Die in jüngsten Tagen erfolgte gewaltsame Umgestaltung der öffentlichen Verhälinisse im Kanton Genf veranlaßt uns zu gegenwärtiger Mittheilung an sämmtliche eidgenössische Stände. Der Stand Luzern hat die auf legalem Wege entstandene Verfassung des Kantons Genf nach Arti— kel 1 des Bundes⸗Vertrags garantirt und in Folge dessen die aus dieser Verfassung hervorgegangenen Staats⸗Behöͤrden anerkannt und mit ihnen im amtlichen Verkehr gestanden. Es sind nun durch die frevelhafte Revolution vom Ften und 8. Oktober diese verfassungs⸗ mäßigen Gewalten außer Thätigkeit gesetzt worden: eine aufrühreri⸗ sche Faction hat sich illegaler Weise der Regierung bemächtigt und eine Rekonstituirung des Kantons auf Grundlagen angeordnet, die eben jener durch die Eidgenossenschaft garantirten Verfasfung durchaus widersprechen. In Betrachtung nun, daß nach bem Rücktritt des Staate Raths von Genf der ordentlich versammelte Große Rath dieses eidgenössi⸗ schen Standes als die verfassungsmäßig bestehende Landesbehörde nicht etwa sich freiwillig aufgelöst hat, sondern durch die brutale Gewalt eines durch keine Verfassungsbestimmung hierzu berichtigten Volkshaufens auseinandergetrieben worden ist; in Betrachtung, daß die Anordnun—⸗ gen zur Wahl eines neuen großen Raths und alle die einleitenden Bestimmungen, welche die neue Konstituirung der Bebörden des Kan— tons Genf bedingen, von einer revolutionairen, durchaus unbefugten Autorität ausgegangen sind, und daß überhin durch jene revolutio— naire Partei auch noch die verfassungsmäßige Wahl⸗Organisation ge— waltsam abgeändert worden ist, weshalb auch alle Folgen dieser Be— schlüsse den gleichen Stempel der Revolution tragen, finden wir uns veranlaßt, Namens des Standes Luzern dem hohen Vororte und sämmtlichen eidgenössischen Mitständen durch Gegenwärtiges zu er— klären, daß wir weder die aus dem Aufruhr vom 7. und 8. Oktober hervorgegangene sogenannte provisorische Regierung des Kantons Genf anerkennen, noch auch die Behörden anerkennen werden, welche aus den neuen durch die Revolutions-Behörde auf illegalem Wege veranstalteten Wahlen hervorgehen werden. Wir hegen die zuver⸗ sichtlich Erwartung, daß alle eidgenössischen Stände, denen die Auf— rechthaltung gesetzlicher Ordnung und ein gesicherter Rechtszustand im gemeinsamen Vaterlande am Herzen liegt, ihre Gesinnungen mit uns in dieser Maßregel vereinigen werden. Empfanget bei diesem Anlasse die Versicherung ꝛc.“

Kanton Genf. (N. 3. 3.). In der Großraths⸗-Sitzung vom 30. Oktober begann die allgemeine Berathung über die Ver= fassung. Herr Almeras, der ausführlich auf den Gegenstand ein⸗ ging, fand das Grundgebrechen aller schweizerischen Verfassungen, welche so manche Revolution zu Tage gefördert hätten, indem sie weit eher einen revolutionairen als einen demokratischen Charakter an sich tragen, in der unvollständigen Durchführung des Grundsatzes der Gewalten⸗ Trennung. Der Große Rath wähle den Staatsrath und die Gerichte, so daß kein Gleichgewicht zwischen den Gewalten bestehe. Die drei Gewalten müßten vollständig geschieden und dem Großen Rath durchaus nur die gesetzgebende Gewalt zu— gewiesen werden. Die Staats ⸗Einheit würde durch die Aufstel- lung eines General⸗Rathes, wie Genf in alter Zeit ihn be⸗ sessen, hergestellt. Diesem General-Rath müßten die constitutionel- len Gesetze zur Sanction vorgelegt werden; ihm ständen serner einige Wahlen zu, die des Syndiks-Präsidenten und des Syndiks⸗ Vice-Präsidenten, des Staats- Anwalts und seines Substituten. Auch die Tagsatzungs⸗Gesandten müßten von ihm gewählt werden. Das Recht der Begnadigung würde ebenfalls dem General⸗Rath zufallen, der in der Verfassung als Souverain anzuerkennen wäre. Der vom General⸗Rath erwählte Regierungs- Präsident würde die Chefs der sieben Departements ernennen, welche Staatsräthe heißen und 5000 Fr. Gehalt beziehen sollten. Alle Verantwortlichkeit fiele auf den Prä⸗

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