1846 / 326 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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9 vom 3. Mai (21. Aprih 1815 nieder, und die übrigen Mächte, welche die wiener Kongreß⸗Atte unterzeichnet haben, beschränkien sich darauf, diesen Beschluß als ein Ergebniß der direlten Verhandlungen unter den drei Hö⸗ sen anzunehmen, ohne daß sie sich in die dort getroffene Anordnung der Territérial-Verhältnisse mischten, welche ihnen völlig fremd blieb.

Krakau war demnach vom Jahre 1815 an eine lediglich dem Schutze der drei Mächte unterworfene Munizipalstadt und stand völkerrechtlich mit dem übrigen Europa nur durch die Vermittelung seiner Schutzhenten in Verbindung.

Dieses Verhältniß bestand friedlich und unwidersprochen bis zum Jahre 1830. Um diese Zeit jedoch zeigten sich schon vor der Insurrection im Königreiche Polen Spuren von Gährurg in Krakau, denen die dortigen Behörden, statt sie mit Ernst zu unterdrücken, eine schwache und zweiden— tige Haltung entgegensetzten.

. einer tevolutionairen Bewegung die Ordnung wiederherstellen zu önnen.

Dessenungeachtet wurde in Krakau, nachdem im November des Jah- res 1830 der Aufstand in Warschau ausgebrochen war, derselbe mit dem lebhaftesten Enthusiasmus begrüßt.

Wir schweigen von der bei jeder Gelegenheit in den verletzendsten For men hervortretenden unverhohlenen Darlegung einer Rußland feindlichen Gesinn ing. Die traktatenmäßige Neunralitaͤt wurde auf noch unzweideuti⸗ gere Weise verletzt. Eine Schaar Studenten wurde bewaffnet und aus—= gerüstet, um an dem Kriege Theil zu nehmen. Den Insuigenten wurden alle Kriegsbedürfnisse herbeigeschafft, deren sie bedurften; Waffenschmieden und Pulvermühlen wurden errichtet und jene Gegenstände, die in Krakau selbst nicht veifertigt werden konnten, auswärts aufgekauft. Die zur Aus— rüstung von Menschen und Pferden nothwendigen Erzeugnisse wurden der Insurrection von krakauer Kaufleuten geliefert. Und als der damalige Präsi= dent des Senats, Graf Wodzicki, dieser offenbaren Verletzung der Traktate eine Gränze setzen wollte, wurde ein Volks-Aufstand gegen ihn veranstaltet. Er mußte, mit dem Tode bedroht, seine Stelle niederlegen und wurde von den Rebellen gezwungen, das Gebiet von Krakau zu verlassen.

Nachdem das Königreich Polen im Jahre 1831 wieder unterworfen war, besetzte eine Abtheilung russischer Truppen Krakau und sein Gebiet, um die Trümmer des polnischen Heeres, die sich dorthin geflüchtet hatten, zu entwaffnen und aufzugreifen. Dann beriethen, als der Krieg vollends beendigt war, die drei Schutzmächte über die Mittel, die Ordnung in Kra— kau wiederherzustellen.

In Betracht der schwierigen Verhältnisse jenes Zeitpunktes fuhren sie fort, diesem Staate, der ihre Schöpfung war, ihren großmüthigen Schutz auch noch ferner zuzuwenden. In diesem Geiste wurde eine Amnestie ohne Vorbehalt in Krakau bekannt gemacht, in Folge deren den dortigen Ein wohnern von dieser verhängnißvollen Zeit nichts in Erinnerung blieb, als die Geldvortheile, die sie ihr verdankten.

Während des Insurrections-Krieges war nämlich die Zollgränze zwi— schen Krakau und dem Königreiche Polen als nicht bestehend betrachtet wor— den, und ein Theil des Handelsstandes hatte sich diesen Umstand zu Nutze gemacht, sehr bedeutende Gewinnste zu ziehen.

Ließen sich nun von jeder Wiederkehr anhaltender Unruhen in einer der benachbarten Provinzen ähnliche Vorheile hoffen, so erhellt daraus, wie zugänglich fortan eben jene Schichte der Bevölkerung allen re volutio- nairen Umtrieben werden mußte. Gewissenlose Menschen fanden es eben so bequem als vortheilhaft, ihrem Eigennutze den Mantel polnisch-patricti- scher Gefühle umzuhängen und den Schmuggelhandel unter der vermeint— lich weniger schimpflichen Firma revolutionaiter Ränke zu treiben. Die ser Umstand darf bei der Erklärung vieler späterer Erscheinungen in Krakau nicht außer Acht gelassen weiden. Denn leider hat dort die Amnestie die Gemüther nicht beruhigt, sondern einen Undankt erzeugt, der um so thätiger arbeitete, als eigensüchtige Berechnung zum Grunde lag.

Im offenen Widerspruche mit den Traktaten fanden nämlich jene pol nischen Unterthanen der drei Mächte, welche in die Revolution des König reiches Polen verwickelt gewesen waren, auf dem Gebiete von Krakau Zua— flucht, sobald sie sie suchlen. Allen ihren Umtrieben wurde Schutz und Un⸗ ierstützung gewährt. Die berüchtigten Aussendlinge, die seitdem in auen Provinzen des ehemaligen Polens auftraten, wie Zalinski, Zawisza, die Gebrüder Zalewski, Konarskti u. s. w., sind sämmtlich von Krakau ausge—= gangen, wo sie sich mehrere Monate lang zu ihren propagandistischen Rei- sen vorbereitet hatten. Zwei Brüder, ihres Gewerbes Kaufleute, waren es dort, die es sich zum besonderen Geschäfte machten, jenen die Wege anzu⸗ geben, welche sie nehmen möchten, und gleichzeitig zahlreiche brandstifterische Pamphlete, die ihnen von den Hauptheerden der revolutionairen Propaganda zukamen, in den benachbarten Staaten zu verbreiten. ö

Gleichzeitig bildeten sich in Krakau, von wo aus sie sich in die be⸗ nachbarten Landestheile verbreiteten, jene volksverführerischen Gesellschaften, bie unter dem Ramen „Numa“, „allgemeine Conföderation der polnischen Ranon“, „Vereinigung des polnischen Volkes“ znd „anonyme Gesellschaft“ bekannt sind *). ; . (

Die Folgen dieses Zustandes zeigten sich bald genug in sämmtlichen ehemals polnsschen Gebietsiheilen. Verglich man diese Lage der Dinge mit der vorhergehenden, so war es leicht zu begreifen, warum der Gedanke an einen allgemeinen Aufstand sich immer weiter entwickeln und zuletzt unver⸗ holen aussprechen mußte. .

Ein soscher Zustand war augenscheinlich mit den Traktaten nicht ver⸗ einbar, welche die Ginndlage des Bestehens der freien Stadt Krakau bil⸗ beten. Es war unmöglich, daß er die Verhältnisse derselben zu den drei Schntzmächlen nicht gestör hätte. Der Senat von Krakau hat dies selbst und zueist anerkannt. J

Nach sechs Jahren langmüthiger Nachsicht entschlossen sich also die drei

Schutzmäͤchte, in Erwägung, daß der Senat von Krakau selbst seine Macht⸗

losigkeit eiklärt hatte, zu einer ihnen durch die Sorge für ihre eigene Si⸗ cherheit abgenöthigten Vertheidigungs⸗Maßregel. Sie ordneten an, daß das Gebiet von Krakau militairisch besctzt werde, um alle jene Flüchtlinge, die es beunruhigten, daraus zu entfernen und die Ordnung wieder herzu⸗ tellen. Im Monate Februar 1836 fand die Besetzung von Krakau durch die zu dissem Zwecke vereinigten Truppen der drei Mächte statt. Man fand daselbst nahe an 2000 politische Flüchtlinge, die sich unter salschen Namen und erdichteten Beschäftigungen dort festgesetzt hatten.

Die Bewohner von Krakau legten der Enifernung dieset ihrem Ge— biete fremden Individuen alle mögliche Hindeinisse in den Weg. Die mit der Untersuichung der Identität der Personen beauftragten Behö:den hatten alle Nänke zu bekämpfen, die von Seiten strafbarer Mitschuldiger angesponnen wurden. Unaufhörlich legte man ihnen falsche Zeugnisse vor. Fast alle Kirchenbücher des krakauer Gebietes waren verfälscht. Allein in Fem Kirchspiel von St. Marien in Krakau wurde juridisch nachgewiesen, daß 230 falsche Geburtezeugnisse geschmiedet seien.

*) Wie sehr dergleichen Handlungen dem am 30. Mai 1833 erlasse⸗

nen Verfassungs-Statuie für den Freistaat Krakau zuwideiliefen, eihellt aus dem Att. II. des gedachten Status, welcher solgendermaßen lautet: „Da der Zustand der strengen Neutralität der Freistadt Krakau und ihres Ge— bietes auf die Traktate und auf die Verhältnisse von Garantie und Schutz, die dieser Freistadt und ihrem Gebiete in jenen Traftaten von den drei ho⸗ hen Schutzmächten zugesichert sind, sich stützt, so geht hieraus hervor: 1) daß jeder bffentliche oder heimliche Att, jedes Unternehmen, das auf den Umsturz oder die Störung der öffentlichen Ordnung in den Staa⸗ ten eines der drei beschützenden Souveraine ausgeht, und jede Theilnahme an dergleichen Unternehmungen oder an Handlungen dieser Art eine offenbare Verletzung jener strengen Neutralität, der ersten Bedin⸗ ung der Existenz des Landes, ist und demzufolge von den Behörden des undes und nach der in Kraft stehenden Geseßzgebung so angesehen, ge⸗ richtlich verfolgt und bestraft werden wird, als wenn der Urheber sich eines politischen Vergehens gegen die freie Stadt Krakau schuldig gemacht hätte; 2) daß in der Stadt und in dem Gebiete von Krakau Deserteurs oder ge— richtlich verfolgten Individuen, die sich auf flüchtigem Fuße befinden (wenn sie den Ländern der einen oder der anderen der drei Schutzmächte ange⸗ hören), weder Zuflucht noch Schutz gewährt werden darf, und daß auf, das Auslieferungs - Vegehren von Seiten der zuständigen Behörden dergleichen Individuen verhaftet und ohne Verzug, unter guter Eskorte, an den zu diesem Ende festgesezten Gränzpunkten ausgeliefert werden müssen.“ Anm. d. Oe st. B.

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Nach der Wegsch affung sowohl der polnischen, als der sonst aus allen anderen Ländern hier versammelten Flüchtlinge lonnte man sich der Hoff⸗ nung hingeben, daß die Revision der krakauer Verfassung, welche bereits im Jahre 1835 stattgefunden hatte, Mittel bieten werde, die öffentliche Ordnung auf eine sichere Grundlage zu stellen. Um dieses, Geschäft so wenig koͤstspielig wie möglich für Kraklau zu machen, wurde die Stärke der Besatzung vermindert, es blieben dort nur ein schwaches Bataillon österrei- chischer Truppen und eine Abtheilung Kavallerie zurück.

Aber das Vertrauen, daß die wiederhergestellte Ordnung von Dauer sein und daß die Bevölkerung von Krakau endlich eingesehen haben werde, welches die nothwendigen Bedingangen ihrer Wohlfahrt sind dieses Vertrauen wurde bitter getäuscht. Die Polizei erhielt sehr bald zahlreiche Be⸗ weise neuer revolutionairer Umtriebe. Die Gerichte und die Regierungsbehör— den thaten, eingeschüchtert durch geheime Drohungen, gar nicht oder nur schwach

Schon damals sahen sich die Schutzmächte genöthigt, ihre Truppen an ihre Pflicht. Im Jahre 1838 wurde es nothwendig, die österreichischen Truppen

der Gränze des krakauer Gebiets zu verstärken, um im Falle des Aus

wieder zu verstärlen. Erst Fach einer wiederholten Säuberung des Gebiets, nach einer neuen Organisation der Polizei und der krakauer Miliz und nach ciner Revision und Abänderung der Polizei⸗ und Kriminal- Gesetze schien es möglich im Anfange des Jahres 1841, die Stadt Krakau ohne Gefahr sich selbst überlassen und die Besatzung herausziehen zu können.

Allein das Uebel war zu tief gewurzelt und hatte den Geist eines gro⸗ ßen Theils der Bevöllerung verwirrt. Kaum hatte die militairische Besitz⸗ nahme aufgehört, so begannen die revolutionairen Umtriebe wieder mit der— selben Heftigkeit wie früher. Zahlreiche Thatsachen, welche nicht bestreitten werden können, weil sie in vollster Oeffentlichkeit geschehen sind, liefern den Beweis, daß Krakau vom Jahre 1830 bis 1846 im Zustande fortwähren⸗ der Verschwörung gegen die drei Schutzmächte war, welche die Freistadt ins Leben gerufen halten. Zum Beweise dessen soll hier nur die Thatsache erwähnt werden, daß im Laufe der letzten zehn Jahre acht politische Meuchel⸗ morde in den Straßen von Krakau vorfielen. In fünf Fallen dieser Art solgte der Tod auf der Stelle, drei Personen blieben schwer verwundet auf dem Platze und wurden nur durch die ihnen zufällig zu statten kommende Hülfe ins Leben zurückgerufen, die Eisteren hießen Pawlowski, Cellak, Ko⸗ mar, Polizei⸗Commissair Weinberger und Gendaim Mateyko; die Letzteren sind der Distrikis-Commissair Luszezynsli, der Kanzlei⸗Beamte Homalka und der bei der Eisenbahn angestellte Luliesch. Derartigen Bestrebungen der polnischen revolutisnairen Propaganda gegenüber, war alle bisherige Mühe, einen dauernden Zustand der Ordnung und des Friedens in Krakau zu gründen, umsonst gewesen. Die politische Kraft eines so kleinen Staats reichte nicht hin, gleichzeitig den geheimen, von außen her geleiteten Umtrie⸗ ben, deren Heerd und Mütelpunit Krakau geworden war, und der eifrigen Mitwirkung und Hülfeleistung eines großen Theils der dortigen Bevölkerung zu widerstehen. Zuletzt umfaßte eine große Verschwörung das gesammte ehe= malige Polen, und diese brach im Februar 1846 an den Punktten aus, wo sie des günstigsten Erfolgs sicher zu sein glaubte. Das unabhängige Krakau, wo die Verschwornen sich in ihrer Bewegung freier fühlten, wurde ein Hauptschau— platz ihrer Thätigkeit. Dort wurde im voraus der Angriff in jeder Weise vor— bereitet und die Thätigkeit der Umwälzungspartei durch brandstifierische Schriften und Proclamasionen angestachest, dorthin wurden Waffen, Schieß⸗ bedarf und Kriegsvorräthe aller Art geschafft. Dort fanden sich aus dem Auslande ganze Schwärme revolutionairer Sendlinge ein. Dort war es endlich auch, wo, wie sie sich selbst nannte, eine Revolutions-Regierung hervortrat, welche die Bewegungen in den zum Aufstande aufgerufenen Pro—⸗ vinzen leiten und jene Landestheile regieren sollte, in denen die Empörung ihren Zweck erreicht hätte.

Die hierauf folgenden Ereignisse sind ganz Europa bekannt. Die Ur— heber der Empörung haben durch ihr Verhrechen blutiges Unheil nicht nur auf sich selbst, sondern auf das Haupt mancher Unschuldigen herabgerufen. Dem gerechten Abscheu gegen die Frevler, die mit dem Leben und mit der Wohlfahrt ihrer eigenen Familien spielten, wird sich in jedem menschlichen Herzen schmerzliches Bedauern über die wirllich eingetretenen, außer aller Berechnung liegenden Folgen des Verraths beimischen. Den drei Mächten lag aber eine schwerere Pflicht ob, als diesen Gefühlen Worte zu leihen. Sie mußten auf Mittel denken, in Krakau wieder irgend eine Ordnung herzustellen. Sie müßten gleichzeitig ihre eigenen Länder gegen die Wie⸗ derkehr ähnlicher Gräuel und Verwuͤstungen schützen, wie jene, deren Heerd und Weitstätte Krakau so eben gewesen war. Nicht das war die Frage, ob die drei Schutzmächte noch einmal Nachsicht üben wollten? sondern darum handelte es sich, ob der freien Stadt Krakau wieder die nämlichen Waffen in die Hand gegeben werden sollten, deren man sich dort so eben noch, nicht minder beharrlich als unaufrichtig, bedient, hatte, um Unheil und Verderben in den benachbarten Provinzen zu verbreiten. Konnten und durften die drei Mächte ihren Schutz noch länger dieser Freistadt angedei⸗ hen lassen, die zu derselben Zeit aufhörte, im Sinne der unter ihnen ge— schlossenen Verträge „unabhängig und neutral“ zu sein, als sie der Will⸗ kür einer Anzahl von Verschworenen verfiel, welche, obwohl fern von ihr und dem heimatlichen Boden, sie sortwährend in moralischer Knechischaft ielten? d Die polnischen Ausgewanderten nämlich, welche nach der Uebeiwälti= gung des warschauer Ausstandes ihre Heimat verlassen, hatten nicht nur sich selbst eine regelmäßige und feste gesellschafiliche Einrichtung gegeben, fondern auch eine Regierung für das gesammte ehemalige Polen geschaffen. Der Zweck der Thätigkeit dieser letzteren war nach ihren eigenen Gestand— nissen, durch jedwedes zum Ziel führende Mütel jeden Theil des ehemali⸗ gen Polens seiner jetzigen Regierung zu entreißen, das vormalige polnische eich wiederherzustellen und die Anordnungen der Verträge von 1815 zu vernichten.

In diesem Sinne wihkten die polnischen Comités, welche an der Her⸗ beiführung eines Aufstandes in den ehemals polnischen Gebieistheilen von Oesterreich, Preußen und Rußland arbeiteten. Ihre rastlosen Bemühungen sind notorisch, sie haben seit einer Reihe von Jahren ununterbrochen fort⸗ gedauert. Diese leitenden Ausschüsse waren es, welche, während sie die be= stehenden Behörden mit Adressen bestürmten, die dem Zwecke der Ver schwornen dienen sellten, heimlich aufrührerische Proclamationen drucken ließen, geheime Weisungen verbreiteten, sich der Lenkung der öffentlichen Meinung zu bemächtigen suchten und im Gebiete des ehemaligen Polens Steuern erhoben, die sie durch ein von ihnen erfandenes System eines mo— ralischen Zwanges beizutreiben wußten. Während sie öffentlich vorgaben, daß dieses Geld zur Unterstüßung hülfsbedürftiger Ausgewanderten dienen folle, wurde es heimlich zur Anschaffung von Waffen und Schießbedarf, zur Anlegung von Kriegs Vortäthen, zur Besoldung der Emissaire, zur Bestreüung der Kosten ihrer Reisen, zur Drucklegung aufrührerischer Schriften und deren Ver⸗ breitung in Hunderttausenden von Exemplaren verwendet. So wurde im vollen Frieden der Aufstand eingerichtet, der Bürgerlrieg vorbereitet. Die Lei⸗ ter dieser Bewegung bildeten im vollen Sinne des Wortes eine nomadisch herumschweifende Regierung, deren unmögliche und widersinnige Aufgabe es war, einen Staat zu regieren, der nicht besteht, und durch Mittel, die vor keinem Verbrechen zurückschrecken, einen politischen Körper ins Leben zurückzurufen, welcher in Folge der Fehler seiner Constitution und seiner eigenen Schuld schon vor länger als zwei Menschengltern dem Tode ver⸗ fallen war. Und alles das geschah ungestraft, ohne Scheu, öffentlich, ohne daß die Regierungen der Länder, in welchen die polnischen Auswanderer Zuflucht gefunden, und welche sie zum Centrum und Ausgangsrunk'e ihrer Verderben bringenden Ränte gemacht, Mittel gefunden hätten, eine Thätig= keit zu hemmen, die eingestandenermaßen gegen den inneren Frieden des Staatsgebietes der drei Mächte gerichtet war!

Nachdem die Geschichte der letzten 15 Jahre den Beweis geliefert hatte, daß die Unternehmungen der polnischen Auswanderer täglich an Umfang und Ausdehnung gewonnen, fühlten sich die drei Mächte endlich veipflich= tet, einem Zustande der Dinge ein Ende zu machen, der mit ihrer inneren Sicherheit Ünverträglich war. Sie waren dies ihrer eigenen Ehre und der Wohlfahrt ihrer Völter schuldig.

Der Freistaat Krakau war durch seine größere Unabhängigkeit auch um so viel eher der im Auslande errichteten revolutionairen Regierung zugäng= lich; alle Hebel der Aufregung und Veiführung konnten hier mit größerer Leichtigkeit als anderswo angelegt werden.

Wer nach allen eben erwähnten Thatsachen noch verlangen kann, daß Krakau als Freistaat hätte sortbestehen sollen, um für immer ein Heerd be—⸗ ständigen Aufruhrs inmitten jener Staaten zu bleien, deren Regierungen sich die schwere Aufgabe gestellt hatten, es zu beschützen, wer da fordern kann, daß eben diese Siaaten ihm fortwährend seine republikanische Ver⸗ fassung hätten gewährleisten sollen, während es sich seiner Unabhängigkeit nur bedient hat, um gegen ihre eigene Ruhe zu konspiriren, der will das Unmögliche und fordert das sich selbst Widersprechende.

In der Absicht aller Kabinette lag es, daß die Verträge vom 341 zu nen

1815 ein Pfand des Friedens, nicht ein Werkzeug und Mutel Umwälzungen sein sollten. Auch die Gründung des krakauer Frein wurde durch den Traltat vom 3. Mai (21. April) 1815 an Bedingun geknüpft, welche dieser Stiftung der drei Mächte für immer einen Chen des Friedens aufdrücken sollten. ̃ i verfaälscht. Sie haben nicht gewollt, daß Krakau unabhängig und

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bleibe, wie der genannte Traktat, der diese Freiheit schuf, es aus gespron hatte. Sie haben nicht geruht, bis es das Wertzeug einer Faction 1

eine Waffe des Angriffs war. Mit eigener Hand haben sie also das der drei Mächte zerstört, welche Krakau's Selbststandigkeit geschaffen geschützt hatten. ; ö r

Ber bisher geschiiderten Lage der Dinge gegenüber sind die dre ß von Desterreich, Preußen und Rußland einstimmig der Ansicht gens daß es unmöglich sei, den durch den jüngsten Aufstand in seinen Gn lagen zerrütteten Freistaat Krakau als solchen wied erherzustellen. Ein such dieser Art wäre, abgesehen von der Unmöglschteit des Gelingens m den gegenwältigen Umständen, unvernäglich sowohl mit dem Frieden der Ruhe ihrer eigenen Siaaten, als mil der Auftechthaltung s Grundsätze, auf denen der allgemeine Friede beruht. Sie würden, n, sie sich zu solcher Handlangsweise herbeiließen, in den Augen h eigenen Völker und in denen von ganz Euiopa, den Vorwurf, fin rer Unvorsichtigkeit auf sich laden. Da es den drei Mächten unmöglitz das Uebel don anzugieifen, wo es die Mittel zu seiner Wirksamkeit; melt und vorbereitet, und da sie es nur auf dem Schauplatze s materiellen Thätigkeit erreichen können, so sahen sie sich in die Nell digkeit versetzt, wenigstens den Hauptheerd jener Thätigkeit zu zerstören, in ihrem Berciche und inmitten ihrer eigenen Staaten liegt. Der ch Beschluß, den sie fassen konnten, war der: die auf Krakau sich bezichn Anordnungen der am 3. Mai (21. Aptil) 1815 unter ihnen geschlo drei Tiatate aufzuheben und den Besitzstand wieder herzustellen, wie dem Jahre 1809 gegolten hat.

Waren die Bedingungen des Bestehens von Krakau einmal in Wesen aufgehoben, war seine Versassung vernichtet, die Verpflichtum Reutralität' verletzt, seine Verwaltung zerrüttet, so lag es nicht mi

der Macht der Menschen, das wieder herzustellen, was zu bestehen n

hört hatte. Krakau's politische Existenz beruhte auf der Grundlage

friedlichen Neutralität. Aber die Factien, welche Krakau moralisch gi Sie hat ihn 15 Jahre lang bald m

tet hielt, hat den Krieg gewollt. heimen Ränken, bald offen geführt und bis zu dem Augenblicke ihn untemßg⸗

wo im Februar d. J. seine Schildeihebung statifand, die nach demi

der Verschworenen ganz Europa in Unftieden und Verwirrung stürzen J Dieser Faction verdankt Krakau den Verlust seiner Unabhängigkeit, em anders das Aufhören einer Lage, die unter den erwähnten Voransschan an cinem inneren Widerspruche litt, und der Anschluß an eine Mach Ruhe, Ordnung und Gerechtigkeit zu gewähren willens und im Stam

ein Verlust und nicht vielmehr ein Gewinn zu nennen wäre.“

Rußland und Pelen. Warschau, 19. Nov. Gestern sind der Fürst Stattht und seine Gemahlin auf der Eisenbahn von Czenstochau wieder eingetroffen, und heute wird die neu eröffnete Strecke dieser dem allgemeinen Verkehr übergeben,.

Der Administrations-Rath hat bekannt gemacht, daß der bist, n

Einfuhr-Zoll vom Kaffee, der bis jetzt 15 Silber-Rubel für den? ner betrug, von Anfang nächsten Jahres auf denselben Fuß, wi Kaiserreich, nämlich auf 9 Silber-Rubel 25 Kopeken für den Cem herabgesetzt werden, dabei aber die Zusatz-Abgabe und die Wege⸗ n Schifffahrts-Abgaben, wie bisher, in Kraft bleiben sollen.

In der Umgegend von Warschau, einige Meilen von hier, hn

man gestern schon Grad Kälte, die jedoch nur eine Stunde anhis

Frankreich. Paris, 19. Nov.

englischen Botschafter, Lord Normanby, und gestern von dem s

reichischen Geschäftsträger dem Minister der auswärtigen Angelthe Auch die messten audt

ren hiesigen Blätter haben bereits von der vorläufigen Nachrich

heiten, Herrn Guizot, notisizirt worden sei.

welche ste über diese Maßregel aus einem Korrespondenz-Artileld

Augsburger Allgemeinen Zeitung erhalten, Gelegenheit;

nommen, ihre Bemerkungen darüber zu machen.

Der Bey von Tunis ist am 14ten Abends von Toulon zu J eingetroffen und von dort, nachdem er die Königliche Gewerbescht besucht und öffentlich mit einigen Worten für den ihm bereite ß. Empfang gedankt hatte, nach Avignon weiter gereist, wo er am läpbg

übernachten wollte. .

Das Journal des Däbats bestätigt es, daß die My des Herrn Pood nach dem La Plata ohne Resultat geblieben. ö Hoffnung“, sagt es, „welche man gefaßt hatte, die Differm welche feit so langer Zeit den Bürgerkrieg und die, Anarchie

den Usern des La' Plata unterhalten, endlich auf gütlichen!! beigelegt zu sehen, hat sich unglücklicherweise nicht verwirll

Die Mission des Herrn Hood, welcher am vorigen Donnerstag in (i land wieder eingetroffen, bleibt sür jetzt ohne Resultat. Rosas hal Propositionen, welche ihm im Namen Frankreichs und Englands gen wurden, abgelehnt, und er hat sie nicht sowohl in seinem eigenen Ir esse abgelehnt, als vielmehr in dem seines Alliirten, des Gen Oribe, eines der Prätendenten auf die Präsidenischaft der Urugt Republik. Seine (Rosa's) Bemühungen waren darauf gent von den beiden vermittelnden Mächten zu erlangen, daß sie d als gesetzlichen Präsidenten der Republik Monte video anerla sollten, und dies hielt Herr Hood für durchaus unmöglich zu zugest da ihm seine Instructionen im Gegentheil anempfahlen, in auf diesen Punkt, dessen Lösung die vermittelnden Mächte ausst lich der Entscheidung der Einwohner Montevideo's anheim wollen, weder selbst eine Entscheidung zu fassen, noch auch dieselbe sas zu überlassen. Die Sache ist also wieder ganz von von beginnen.“

Das erwähnte Glückwunsch-Schreiben Chateaubriand

die Prinzessin Therese von Modena lautet: „Madame! Der! Graf von Chambord hat mir angezeigt, wie namenlos glüchit geworden ist. Ich ziehe mich gewöhnlich zurück, wenn erfrel Dinge vorgehen: ich habe keine Befugniß, dabei mitzusprechen. mal jedoch vermag ich nicht zu fchweigen. Emfangen Sie, ich dringend darum, die Wünsche eines Mannes, der nicht einen Au blick aufgehört hat, das zu hoffen, was er heute in Erfüllung sieht. Er kann es sich nicht versagen, einem Freudenrufe Un machen, den seiner Brust entrissen zu haben er Ihnen verdi Chateaubriand.“ .

Die Pref se spricht abermals von der Wahrscheinlichkeit— baldigen Aenderung des britischen Kabinets; eine Entfernung Herrn Guizot würde an der Lage der Dinge nichts ändern und ] zur Wiederherstellung des herzlichen Einverständnisses führen, wel französische Regierung nicht ihre Zustimmung zu der Betzichtlein geben werde, welche England von dem Herzoge von Montpenste ) lange; das einzige Mittel also, welches übrig bleibe, sei die Bo gung Lord Palmerston's. e

Das Konsistorium der reformirten Gemeinde zu Paris dan Besitznahme der Kirche Pentemont durch eine wohlthätige Hand! eingeweiht. Es hat nämlich dem Maire des zehnten Bezirks fül⸗

Armen des Wohlihätigkeits-Büreau's 3h Fr. einhändigen lu

Hie belzisaen Fiüchnüin, baben Länl.

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für den rechtlichen und friedliebenden Theil der Bevölkerung von n

Das Journal des Débats eröfn sein heutiges Blatt mit einem Artikel über die Einverleibung Kr kau's in die österreichische Monarchie und sagt im Verfolg dessellh daß diese Thatsache vorgestern von dem preußischen Gesandten

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Journal des Debats macht hierzu folgende Bemerkung: rchümlich wird Panthemont geschrieben, denn das „administrative

6 historische Lexikon der Straßen von Paris und seiner Denkmäler“

:. „„Die Abtei Notre⸗Dame de Pentemont wurde im Jahre 1217 von llipp von Dreux, Bischof von Beauvais, für Benediktinerinnen ge⸗ ndet. Ihr Kloster war auf dem Abhange des Berges St. Sym- von bei Beauvais gebaut. Wegen dieser Lage wurden sie Non⸗ von Pente⸗Mont (Berghang) genannt. Als eine Ueberschwem⸗ g ihre Gebäude zerstört batte, waren die Nonnen genöthigt, im Ere 1616 eine Zufluchtsstätte in einer Vorstadt von Beauvais zu en, und im August des Jahres 1672 erhielten sie durch Patent Eilaubniß, nach Paris zu kommen. Hier kauften sie vom Gene— sHhospital das Kloster der Nonnen vom fleischgewordenen Worte er Grenellestraße, dessen Gründung an dieser Stelle im se des Jahres 1644 stattfand. Dieses Kloster war Jahre 1671 aufgehoben worden. Die Kirche der Abtei von sremont wurde im Jahre 1755 wieder aufgebaut. Im Jahre wurde die Abtei National-Eigenthum. Ein Theil des Platzes dam 29. Prairial XI und am 25. Frimaire Xll unter der Be— ung verkauft, daß die Ersteigerer gehalten seien, den zur Ver— zerung der Straße Bellechasse erforterlichen Raum ohne Vergü— dabzutreten; der übrige Theil der Domaine blieb im Besitz des sates, der auf dem Platze eine Kaserne erbauen ließ. Die Kirche ht noch und dient als Niederlage militairischer Gegenstände.““

uf den Antrag des Ministers der öffentlichen Arbeiten ist so eine aus 26, Artikeln bestehende Königliche Verordnung über die bahn-Polizei, im Interesse der Sicherheit für die Reisenden,

sen worden.

Die Marquisin von Normanby ist heute früh auf einen kurzen iich nach London abgereist.

Einem Gerücht, daß der Befehlshaber der französischen Schiffs— son in Afrika, Contre-Admiral Montagnies de la Roque, nach lon zurückbeordert sei, und daß unter der Mannschaft seiner sffe . Epidemie herrsche, wird vom Journal des Deébats isprochen.

Großbritanien und Irland.

London, 18. Nov. Heute geht der Hof von Windsor nach Insel Wight ab.

Die Morning Chronicle stellt die Nachricht der Post von iblich herrschendem Zwiespalt im Kabinet entschieden in Abrede fügt hinzu, daß die bisherigen Verhandlungen des Kabinets noch den geringsten Anlaß zur Annahme eines solchen Faktums ge—

eben haben. Die Instructionen sür den Admiral Parker, der das britische

kschwader im Tajo befehligt, beschränken sich, wie verlautet, auf Wiederholung der demselben früher zugegangenen Austräge, sich haus von jeder Einmischung in den Streit der Parteien Portugals zu halten, im Uebrigen aver für den Schutz des Eigenthums der Personen britischer Unterthanen Sorge zu tragen und igenfalls der Königlichen Familie eine Zufluchtsstätte zu gewäh— Der Globe bezeichnet die streng neutrale Haltung Eng⸗ din den pertugiesischen Angelegenheiten mit folgenden Worten: osanischen ministeriellen Blätter, welche den Triumph der Kö— Doung Maria und des Absolutismus wünschen und ihre des— gen Hoffnungen auf die Weigerung der britischen Regierung en, sich in die Sache einzumischen, können schwerlich im Ernste ut haben, daß wir mit den Insurgenten gemeinschaftliche Sache hen werden, aber sie würden England schmählich verleumdenz nsie sich einbildeten, daß wir jemals den Prinzipien, welche sie I ant siegreich zu sehen hoffen, unsere Zustimmung geben ꝗ1. Die Nachrichten aus Irland bleiben ziemlich dieselben. Die Nach vielleicht nur zeitweilige Auflösung des Repeal vereins, der gerüchtweise schon früher die Rede gewesen ist, scheint sich her mehr zu bestätigen; alle. Schreiber und andere bei der Gesell— sst Angestellte, deren Zahl sich in de- Blüthezeit derselben auf un— ähr 100 belaufen haben soll, werden nach und nach entlassen. letzsn Berichte über den Zustand der Dinge auf dem Lande, hw in Dublin eingegangen sind, lauten günstig. Die Preise auf Getraidemärkten sind im Fallen und die Vorräthe in stetem Zu— men. Unter dem Landvolk ist wieder mehr baares Geld zu in- und mit Ausnahme einzelner Fälle sind in den letzten Tagen Versuche zur Störung und Plünderung der Transporte von Le— Mmmitteln gemacht worden. Herr Waghorn wird im nächsten Monat den ersten Versuch einem neuen Wege zur Beförderung der Ueberlandpost machen, bon Ancona durch die Lombardei über den Splügen gehen soll. , sich jetzt zur Verabredung der nöthigen Vorkehrungen .. Die ersten Nachrichten von der Einverleibung Krakau's in die reichische Monarchie sind gestern hier eingegangen, und die Times hheute Veranlassung, die Angelegenheit in einem sehr gereizten zu besprechen. Die Gazette meldet jetzt amtlich, daß der Regierung die Blo⸗ ö. Porto angezeigt sei. Dabei wird indeß bemerkt, daß sowohl bösten, als auch Passagiere unbehindert gelandet und an Bord mmin werden dürfen.

Fe i r n.

Brüssel, 20. Nov. Auch die gestrige Sitzung der Repräsen⸗ . war der Adreß⸗-Diskussion gewidmet. Das Rogier⸗ mendement in der Unterrichts-Angelegenheit ist zur Kabinets⸗ geworden, da der Minister des Innern erklärt hat, daß er ein Zeichen des Mißtrauens sehe und es daher bekämpfen k. Herr de Theux sprach sich darin über den bekannten ag gwischen dem Stadtrath und dem Bischof von Tournay hren gte im Prinzip dergleichen Verträge, weil sie zwischen . ichen und der xeligiösen Gewalt ein gewisses Gleichgewicht n aber er gestand dem Bischof nicht das Recht zu, durch sein J ö einen Lehrer dessen Anstellung zu verhindern. Die Ent⸗ I g Cieriber müsse in letzter Instanz der weltlichen Behörde g Diese Erklärung erregte großes Aufsehen, weil sie den kle— nsorderungen gerade in ihren Hauptpunkten entgegentritt.

2 Schweiz.

anton Bern. In Folge des verfassungsmäßigen Austritts icher hesoldeter Staats-Beamte aus dem Großen Rath müssen de rgänzungs⸗Wahlen in denselben vorgenommen werden. Es uff auf Sonntag den 29sten d. angesetzt.

. Studirende der Hochschule haben in der Nacht vom 14ten 66 d. , , Funk vor dessen Woh⸗ he nannte Katzen-⸗Musik gebracht, man glaubt wegen sei⸗ Berichts über Pr. Wilh. ng s . 9

anton Luzern. Aus den dem letzten Kantoneblatte bei- . erhandlungen des Regierungs-Rathes aus dem Monat ö ö entnimmt man, daß die Amtsstatthalter angewiesen wur- 2 n. 2 Jagdvatente zu ertheilen. hrinz von warzenberg, Oberst in der österreichischen ee, weilt hier und erhält viele b. ee ee ie

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Kanton St. Gallen. Die Eidgenössische Zeitung meldet aus St. Gallen vom 11. November: „Das katholische Großraths-Kollegium hielt gestern Abends seine erste Sitzung unter dem Präsidium des Herrn Landammann Baumgartner. Das Wich⸗ tigste der Verhandlungen war Bericht und Antrag des katholischen Administrations-Rathes, betreffend den gegenwärtigen Stand der Bisthums-Angelegenheit. Aus jenem war zu entnehmen, daß die vom heiligen Stuhle erhobenen Anstände gegen Vollziehung des Bis- thums⸗Konkordates vom 7. November 1845 nicht in diesem selbst ihren Grund haben, sondern vorzüglich in einigen Bestimmungen der Vollzie⸗ hungsverordnung und in dem Ümstande, daß der Große Rath am 21. Nov. 1845 dem Konkordate nur in Verbindung mit jener Vollziehungs-Verord—⸗ nung, gegen welche die päpstliche Kurie als den Rechten der Kirche präjudizirlich Einwand erhebt, die Sanction ertheilt hatte. In einem vom Administrations-Rathe beigelegten, vom Papste Pius 1X. eigen—⸗ händig unterzeichneten, sehr wohlwollenden Schreiben werden als be— anstandete Punkte namentlich hervorgehoben, daß der Bischof in der Wahl seines General-Vikars und der kanonischen Leitung des Prie—⸗ ster-⸗Seminars durch die Vollzugs⸗-Bestimmungen beschränkt werde, zwei Punkte, welche von den Staats-Behörden nicht in den Bereich ihrer Entscheidung gezogen wurden. An obige Berichterstattung knüpfte der Administrations-Rath wesentlich folgende Anträge, welche sodann auch mit 69 gegen 10 Stimmen zum Beschlusse erhoben wurden: „I) Der Administrations⸗Rath wird dem heiligen Vater Pius 1X. Namens des katholischen Kollegiums für das in der Wahl des hoch⸗ würdigen H. J. Peter Mirer zum Bischofe erwiesene Wohlwollen den lebhaftesten Dank aussprechen. 2) Gleichzeitig ist das dringende Gesuch zu erneuern, daß das am 7. November 1845 abgeschlossene Konkordat, „wie solches unterm Alsten gleichen Monats vom Großen Rathe des Kantons sanctionirt worden“, vom heiligen Stuhle an— erkannt und durch Erlaß der päpstlichen Bulle in Vollzie— hung gesetzt werde. 3) Sollte die Entsprechung dieses Gesuches nicht unbedingt erzielt werden können, so mag der Administrations⸗ Rath zu folgenden Modisicationen Hand bieten, welche der Verfassung und den bestehenden Gesetzen nicht widersprechen und daher in der Kompetenz der katholischen Behörden liegen. 4) Zu den daherigen Unterhandlungen wird nöthigenfalls eine nochmalige Abordnung noch Rom stattfinden, wozu dem Administrations-Rathe die erforderlichen Kredite eröffnet sind.“ Das nun der offizielle und wahre Stand dieser vielbesprochenen Angelegenheit. Für die Stists-Bibliothek wurde eine neue Organisation erlassen, welche zu deren Besorgang eine Bibliothek-Kommission, einen Bibliothek-Direktor und einen Bi— bliothekar aufstellt. Verschiedene Voranschläge und Rechnungen gin gen an Vorberathungs-Kommissionen über. .

Am 16. November wurde die Botschaft des Kleinen Rathes verlesen, durch welche dem Großen Rathe dringend empfohlen wird, den Gesetzvorschlag über die Freischaaren endlich einmal zu erledigen. Die liberale Partei war zum Eintreten geneigt; die Konservativen wollten, die Einen Ueberweisung an eine Kommission, die Anderen Zurückweisung an den Kleinen Rath, die Dritten totale Verwerfung des Gesetzvorschlages. Mit 70 gegen 69 Stimmen ward das Eintreten und die artifelweise Berathung beschlossen. Der Art. 1, welcher die Bil⸗ dung bewaffneter Freicorps (Freischaaren), wie jedes Auftreten solcher Corps, ohne Zustimmung, Mitwirkung oder Aufruf der Kantonsregierung verbietet, wurde nicht ohne Widerspruch unverändert angenommen. Der Art. 2 setzt fest, daß, wer an der Bildung solcher Corps oder ihrem Auftreten, in oder außer dem Kanton, als Urheber oder Gehülfe, unmittelbar oder mittelbar, Antheil nimmt, in eine Geldstrafe von 20 bis 400 Fl. oder in Gefangenschaft von 10 bis 100 Tagen ver⸗ falle. Die konservative Partei wollte hier schon im ersten Stadium kriminelle Behandlung eintreten lassen. Mit 74 gegen 68 Stimmen wurde aber der Vorschlag des Kleinen Rathes angenommen.

Jtalien.

Rom, 7. Nov. Das Digrio di Roma bringt in Folgendem

das Nähere über die schon erwähnten neuen päpstlichen Beschlüsse: Alnter denjenigen Gegenständen dez öffentlichen Wehles, denen der heil. Vater von dem Augenblicke seiner Thronbesteigung sein vorzüglichstes Augenmerk schenkte, war auch die Herstellung einer schleunigen und gerech-— ten Rechtspflege im Civil- und Kriminalfache. Zu diesem Ende hat Se. Heiligkeit nicht nur die von seinem erlauchten Vorfahrer zum Vorschlag von Verbesserungen im Pönal- Reglement und in dem Strafverfahren errichtete Kommission ausgezeichneter Rechtsgelehrten zu bestätigen, sondern auch ihre Aufgabe auf die Verbesserung der Civilgesetze auszudehnen befunden. Ju der unter dem Präsidium des General⸗Schaͤtzmeisters der Eamera Apostolica, Mons. Antonelli, diesfalls bestehenden Kommission von fünf Mitgliedern hat der heil. Vater mittelst Staats-Sekretariats-Erlasses vom 6ten d. M. noch zehn der tüchtigsten weltlichen Rechtsgelehrten aus dem Advokatenstande der verschie— denen Provinzen nebst dem Üditore della Rota, Mons. Alberghini, beizu—Q fügen geruht. Se. Heiligkeit behält sich vor, zur Verbesserung der Pro— vinzial⸗ und Kommunal-⸗Verwaltungen Verfügungen zu treffen, und damit die nöthigen Vorarbeiten hierzu geschehen, sollen die Vorstände der respek— tiven Provinzen nächstens angewiesen werden, nach vorgängiger Verneh— mung der betreffenden Gubernial-Congregationen jene Verbesserun—

gen, vorzuschlagen, welche, in Gemäßheit der im Edikte vom 5. Juli 1831 enthaltenen Bestimmungen, ersprießlich sein dürften.

Der heilige Vater hat ferner den Voistehern der Provinzen den Auftrag ertheilt, gemeinschaftliche Anträge zur Beseitigung des Müßiggan— ges zu machen, welcher bei einem Theile der Jugend aus dem Bauern- und Handwerkerstande sortwährend henscht. Zu diesem Ende hat Se. päystliche Heiligkeit eine Kommission zu einennen befunden, welche aus vier Prälaten, dann aus den weltlichen Fürsten Aldobrandini, Odescalchi und Torlonia, dem Präsidenten der Handels-Kammer, Marchese Potenziani, und dem Mitgliede der Rexisions-Congregation, Grafen Carleschi, bestehen soll. Der heilige Vater hat mittelst Erlasses vom 29. Oftober den ehe⸗ maligen General-Secretair der Post-Verwaltung, L. Giambene, zum Di⸗ rektor der Post⸗Aemter in Rom ernannt.“

Tür kei.

Konstantinopel, 4. Nov. Die Cholera macht nach meh— reren Seiten weitere Fortschritte. Sie ist nun auch in den Umge— bungen von Damaskus und Aleppo ausgebrochen. Eine Karawane von Pilgern aus Buchara, Herat und Persien, die nach Mekka wollten, wurde durch die Cholera fast ganz aufgerieben. Als einige der übrig ge— bliebenen Pilger in Bagdad einzogen, brach unmittelbar darauf die Cho— lera dort aus. In Teheran sollen über 20,0900 Personen an der Brechruhr gestorben sein, obgleich drei Viertheile der Einwohner die Stadt verlassen hatten. Außer einem Sohne starben auch zwei Oheime des Schahs, so wie mehrere Minister, Generale 2c. Die Cholera herrschte übrigens schon dieses ganze Jahr über in Persten. Die Städte Mesched, Nischapur, Sebzwar, Semnan, Asterabad, Jezd, Kerman, Hamadan, Kermanschah haben fast alle ein Drittheil ihrer Bevölkerung verloren; eben so Mazenderan und Gilan. Die Stadt Ispahan selbst litt weniger, um so mehr aber ihre Vorstädte. Aser—⸗ baidschan allein blieb verschont.

Vor kurzem wurde endlich die neue Militairschule eröffnet, an der ein preußischer und drei französische Offiziere, die schon vor län⸗ gerer Zeit hierher berufen wurden, Unterricht ertheilen sollen. Die Einweihung geschah in Gegenwart des Sultans mit großem Pomp unter Gebet und dem Salutiren von etwa 70 Geschüͤßen und dem , von 6 Regimentern, die man ringsum aufgestellt

atte. Der Winter kündigt sich uns seit einigen Tagen nun ziemlich fühlbar an. Heftige Stürme fahren über die Propontis und den

Pontus Euxinus. Man fürchtet, daß in beiden Meeren mehrere Schiffe gescheitert sind.

Kartoffelbierbereitung.

Die ungenügenden Ergebnisse der Bereitung von Bier aus Kartoffeln, welche bis vor einiger Zeit vorlagen und namentlich am dritten Sitzungs- tage des landwirthschaftlichen Provinzial⸗Vereins für die Mark Branden- burg und Nieder-Lausitz am 17. Mai v. J. zur Berathung gestellt wurden, veranlaßten das Haupt- Direktorium des Vereins, den Herrn Pr. Lüdersdorf in Berlin zu beauftragen, die Fabrication des Kartoffelbieres einer gründ— lichen Pñüfung zu unterwerfen, um zu erfahren, ob es möglich sein werde, aus der Kartoffel ein gesun des, schmackhaftes, nahrhaftes, stär⸗ kendes, aber auch zugleich ein billigeres Lagerbier herzustellen, als die gangbaren sogenannten bayperischen Lagerbiere gewähren. Hierbei war es Absicht, durch die Veröffentlichung des Brauverfahrens nicht blos je dem Landwirh die Möglichkeit zu gewähren, ein solches Getränk für seinen Haushalt herzustellen, sondern vorzugsweise auch dem Publikum ge— genüber den Beweis zu führen, daß ein solches Bier ohne alle Beimischung schädlicher oder widerlicher Stoffe angefert gt wenden kann.

Herr De. Lüdersdorf hat mit großer Bereitwilligkeit den Auftrag an— genommen, mit großer Sorgfalt die Versuche ausgeführt und mit einer sehr dankenswerthen Üneigennützigkeit das Brauverfahren in einem ausführlichen Berichte zusammengestellt.

Dieser Bericht ist in dem zweiten Hefte des vierten Bandes der Zeit-

schrist des landwirthschaftlichen Provinzial-Vereins abgedruckt und durch den . (in Berlin bei G. Bethge, Sparwaldsbrücke Ni. 16) zu be- iehen. ; Wir hoffen, durch jene Mittheilung einen wesentlichen Beitrag zur Verdrängung des übermäßigen Branntweintrinkens zu liefern, und halten es für unsere Pflicht, dem Herrn Dr. Lüdersdorf für diese gründliche, mit unseren Absichten gänzlich zusammentreffende Arbeit unseren aufrichtigen Dank zu sagen, und unterlassen nicht, sowohl das landwirthschaftliche Publikum, als auch jeden Freund des Volkes auf diesen Aufsaßtz hierdurch aufmerksam zu machen.

Petedam, den 16. November 1846.

Das Haupt-Direttorium des landwirihschaftlichen Provinzial-Vereins für die Mark Brandenburg und Nieder-Lansiß. von Meding. Let te. von Schlicht.

gandels- und Zörsen-Nachrichten.

Berlin, 23. Nov. Die hohen Course von Wien haben seit letzter Post sehr günstig auf unsere und namentlich auf österreichische Actien ge wirkt. ÜUnsere Börse wurde jedoch von der niedrigeren Rente affizirt, und die Course konnten ihre anfängliche Höhe nicht behaupien.

EB erl iner Börse. Den 23. November 1846.

Pr. Cour. ; Pr. Cour. Fonds. S , ö Actien. S Er. Cenr Rriet. Geld. Rrief. Geld. Gem. St. Scheld-Sch. 3; 935 923 Bel. Potsd. Magdb. 4 8S3 Prämien- Scheiue do. Obl. Lit. A. B. 4 91h 4 d. Seck. à 56 r. 904 40 Prior. Oblis, 5 1007) 93 Kur- u. Reumärk. Md. Lp. Biseub. Schuldverschr. 3 890 do. do. Prior. Obl,. 4 9 . 3 gan 92; ,,, 110

18 a 10n10en 53 * 9. d60. ErIi0r. . 5 a . Westpr. ptandbr. 3] 915 PbDüss. Elb. Bigenb. 1063 Gross. Pos. do. 1 101 do. do. Prior. Obl. 4 .

do. do. 35 915 Rhein. kisenb. 84d Ostpr. Pfandbr. 3 9g3* do. do. Prior. Obl. 4 Pomm. do. 35 934 Ido. v. Saat garant. 3 kKur. u. Ne'um. do. 3 g3zz* ob. Sehles. E.. A 4 1043 . Schlesische do. 3 96. 955 do. Prior. 4 do. v. Staat g. Li B. 37 . do. Lt. B. n. · Si. B. Li. A. u. B. 106 1053 Magd. ilalbst. E. 4 104 Gold al mareo. Br. Schw. Frb. B. 4 Friedrichsd'or. 1375 1314 de. do. Prior. Obl. 4 And. Gldm. à S Tb. 125 115 Bonu-Kölner Bab. 5 Diseonto. 4 5 NRiedersckh. Ml. v.. 4 88 87 do. Prioritst 4 932 93* do. Prioritit 5 100 99 * Ried. Mrk. ZweSb. 4 585 573 do. Prioritst 485 90 Wilk. B. (C. O. 4 Berlin- Hamburger 4 933 923

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 19. Nov. Niederl. wirkl. Sch. 58 . 395 do. 377. Pass. —. Ausg. . Ziusl. 6. 4195 Russ. Ilope S.

Antwerpen, 18. Nov. Zinsl. Neue Anl. 215 6.

Frankfurt a. M., 20. Nov. 595 Met. 108. 1077. Bank- Actien p. ult. 1890 Br. RFayr. Bank- Actien 654 Br. Nope 874 Br. Stiegl. 863 Br. Int. 58. 574. Foln. 300 FI. 63 6. do. 300 FI. 79 6. .

Ham b urg, 21. Nov. Bank-Actien 1570 Br. FEugl. Russ. 106 Br.

Paris, 19. Nov. 596 Rente fin eour. 116. 60. 399 do. fin our. 81. 45. RNeapl. —. 396 Span. —. Pass. —.

Wien, 20. Nov. 595 Met. 1083. 195 do. 993. 395 do. 72. Bank- Aetien 1580. Anl. de 1834 1563. de 1839 1253. Nordb. 1763. diloggn. 132. Mail. 110. Livorn. 963. Pest. 915. Budw. 29.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 24. Nov. Im Opernhause. 134ste Abonnements⸗ Vorstellung. Zum erstenmale wiederholt: Wilhelm von Oranien, große Oper in 3 Abth.“, von F. Förster. In Musik gesetzt von Karl Eckert. Ballets von Hoguet.

Zu dieser Vorstellung werden Billets zu den erhöhten Opern— haus⸗Preisen verkauft.

Zu dieser Oper bleiben die bereits gekauften, mit Sonntag be⸗ zeichneten Opernhaus-Billets gültig; auch werden die zu derselben noch zu verkaufenden Billets mit Sonntag bezeichnet sein.

Im Schauspielhause. te französische Abonnements-Vorstellung. La premiere représentation de la reprise de; Le Vicomte de Giroflée, ou: Celui que j'ai rèvés, vaudeville en 1 acte, par MM. Laurencin et Marc-Michel. La premiere représentation de la reprise de: L'héritire, ou: Le Testament, comédie- vaudevilse en 1 acte, par Scribe. La polca en province, folie-= vaudeville en 1 acte, par MM. Decomberousse et Jules Cordier.

Zu dieser französischen Vorstellung werden mit Montag be⸗ zeichnete Billets verkauft.

Mittwoch, 25. Nov. Im Schauspielhause. 196ste Abonnements⸗ Vorstellung. Eine Familie, Original-Schauspiel in 5 Abth. und einem Nachspiele, von Ch. Birch- Pfeiffer.

Oeffentliche Aufführungen.

Donnerstag, den 26. November werden die Solo- Sängerin der Konzert⸗-Gesellschaft des Konservatoriums zu Paris, Dlle. Bochtolßß, und der Violoncellist, Herr B. Coßmann, im Saale der Sing- Akademie ein Konzert geben, bei welchem auch der Heir Konzertmeister L. Ganz, Herr Kraus, K. K. Hofsänger, so wie die Herren Schumann und Buddée, mitwirken werden. Der vortheilhafte und bewährte Ruf, welcher den beiden Konzertgebern vorhergeht, verspricht den Freunden gediegener Kunstbildung einen der genußreichsten Abende dieser Saison. Für das Nähere verweisen wir auf das untenstehende reichhaltige Programm.

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Expedition. Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober-Hefbuchdruckerei.

595 Span. 21 z.

Preuss. Pr. Sch. —. Poln. —.

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