1846 / 333 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

am Tage zuvor die erste Konferenz wegen des Gesetzes über den privilegir⸗ ten Gerichtsstand stattgefunden habe.

Herzogthum Holstein. Kiel, 27. Nov. (Alt. M.) Die hiesige Gefellschaft der Harmonie, deren Grundbesitz für ständische Wähibarkeit qualifizirt ist, und welche durch Delegation unseres frühe⸗ ren Bürgermeisters, Etatsraths Jensen, den die Stadt Kiel in seiner Eigenschaft als Miteigenthümer jenes Grundbesitzes zum Abgeordne⸗ ten wählte, den holsteinischen Ständen schon einmal ein Mitglied zu⸗ geführt hat, macht für die jetzt bevorstehende Wahl den Eisenbahn— Direktor und Bürgerworthalter Th. Olshausen wählbar. Der desfällige Beschluß ward in einer General⸗-Versammlung der Mitei⸗ genthümer durch 86 gegen 5 Stimmen gefaßt. Olehausen besitzt zwar selbst ein Haus zum gesetzlichen Werthe, dieser Besitz hat jedoch noch nicht die zur Wählbarkeit gesetzlich erforderte Dauer. Der Amtmann der Aemter Bordesholm, Kiel, und Kronshagen, Kammer⸗ herr Baron von Heintze, ist jetzt zugleich zum Amtmanne für Neumünster ernannt. Die Amtmannsstelle für Gottorff und Hüt⸗ ten ist dem Kanzlei⸗Deputirten und Kammerherrn, Baron von Li—⸗ liencron, Allerhöchst verliehen worden.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 27. Nov. Der Oesterreichische Beobachter ent⸗ hält in seinem heutigen Blatte Folgendes: „Das Journal des Débats vom 19. November beschäftigt sich in seinem leitenden Ar⸗ tikel unter Anderem auch mit einem Korrespondenten der Allgemei⸗ nen Zeitung, dem zufolge besondere Verträge zwischen Oesterreich, Preußen und Rußland bestehen sollen, welche die Unabhängigkeit der Republik Krakau wie einen bloßen Versuch betrachten, von dem es ihnen freistände, wieder abzugehen. „Europa“, setzt das Journal des Débats hinzu, „hat nie von diesen Conventionen gehört.“ Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß wir von Abmachungen des erwähnten Inhalts eben so wenig wissen, wie das Journal des Deébats, Versuche solcher Art sind auf dem Gebiete der europäischen Diplo⸗ matie nie gemacht worden. Möchte das erwähnte gewichtige pari⸗ ser Blatt sich künftig in Betreff aller Krakau berührenden pelitischen und völkerrechtlichen Fragen nickt an Privat⸗Mittheilungen halb⸗ oder falschunterrichteter Zeitunge⸗Korrespondenten, sondern an die authenti⸗ schen Mittheilungen der Kabinette halten. Dadurch könnte viel unnütze Polemik an der Wurzel abgeschnitten werden.“

Se. Königl. Hoheit der Kronprinz von Bayern ist unter dem Namen eines „Grafen von Werdenfels“ am 17ten d. M. in Verona eingetroffen und von den dortigen Behörden ehrerbietig empfangen worden. Der Prinz beehrte Abends das neue Theater mit seiner Gegenwart und setzte am folgenden Morgen die Reise nach Mo⸗ dena fort.

Am 19. November ist der Kardinal -Erzbischof von Mailand, Karl Graf von Gaisruck, in dem Alter von 73 Jahren gestorben.

Von der galizischen Gränze, 20. Nov. (A. 3.) Was ich Ihnen neulich lam 16ten) über eine materielle Betheiligung Ruß⸗ lands und Preußens an der krakauschen Einverleibungs-Frage als Gerücht mittheilte, bestätigt sich nicht. Weder an die eine noch an die andere dieser Mächte findet von Seiten Oesterreichs an den be⸗ treffenden Landesgränzen die Abtretung auch nur des geringsten Ge⸗ bietstheiles statt, und somit bleiben die Gränzverhältnisse an der preußisch⸗schlesischen, so wie der galizischrussischen Gränze unverrückt dieseiben, wie sie bisher waren. Die neuesten Nachrichten aus Kra⸗ kau lauten befriedigend. Der Bürger- wie der Bauernstand sind mit der eingetretenen Veränderung zufrieden. Von den daselbst sich auf⸗ haltenden Edelleuten waren früher schon viele aus der Stadt und zem Gebiese gezogen die meisten, wie ich höre, nach Breslau. Diejenigen, die zurückblieben, verhalten sich ruhig. Die Masse der Einwohner erwartet von der Aufhebung des Gränzzolls die gůnstig⸗ sten Resultate für Verkehr und Handel. Der weit ausgedehnte Markt, der sich den Bewohnern Krakau's in den österreichischen Provinzen eröffnet, bietet wohl größere Vortheile als der bisherige, vorzüglich durch die Juden betriebene Schmuggel. Daß der Staat Alles aufbieten wird, um Krakau alle aus der neuen Lage entsprin= genden Vortheile genießen zu lassen, läßt sich nicht bezweifeln, und wenn auch bie Stadt nicht mehr als Freistadt bestehen wird, so dürfte sie als Stapelplatz für den ganzen Handel aus den preußi⸗ schen Ländern nach der unteren Donau und dem Orient überhaupt zu einer früher nicht gekannten Blüthe en, Daß hierüber für Krakau wichtige Unterhandlungen zwischen Preußen und Oesterreich angeknüpft worden sind, ward in Ihrem Blatt bereits angedeutet. Die bei der Besetzung Krakau's durch die österreichischen Truppen errichtete provisorische Regierung ist noch nicht aufgehoben worden; sie wird unter Kzienzarki's Leitung noch einige Zeit wie bisher fort⸗ bestehen. Eben so bleibt die gemischte Untersuchungs⸗ Kommission, wozu jede der drei Mächte einige Mitglieder ernannt hatte, in Kraft und dürfte vor Beendigung des Prozesses nicht aufgelöst werden.

Rußland und Polen.

Warschau, 26. Nov. Vorgestern ist der Großfürst Thron⸗ folger, von St. Petersburg kommend, nach Wien hier durchgereist.

St. Petersburg, 22. Nov. Im Journal de St,. Pe⸗

ein statistischer Nachweis über den gegenwärtigen Zustand und die Fortschritte einiger der wichtigsten Zweige der russi⸗ schen Industrie gegeben. Folgendes ist ein Auszug aus demselben: „Im Jahre 1822, wo der noch jetzi geltende Zolltarif publizirt wurde, gab es in Rußland nur eine einzige Privat Baum wollen spinnerei. Hegenwärtig zählt man deren mehr als 5, die jährlich etwa 500, 000 Pud Garn, zu einem Werthe von 7 Millionen Silber Rubel, in den Handel bringen.“ In demselben Jahre noch ließ man die ungefärbten Zitze größ⸗ fentheils aus England kommen, um sie alsdann hier drucken zu lassen. Gegenwärtig werden die weißen Zitze alle hier fabrizirt. Der Werth der jährlich im Reiche ewebten baumwollenen Zeuge beläuft sich auf beinahe 45 Millionen S. * wovon gegen 25 Millionen S. R. allein anf das Gouvernement Wladimir kommen, das mehr als 65, 0oa9 Weber, meistens aus dem Bauernstande, dabei beschäftigt. In Folge einer so bedeutenden Zunahme der Production sind die Preise der Fabrikate bedeutend gefallen. VBaumwollenzeüge, von denen noch im Jahre 1840 die Arschine (russische Elle) 57 Kopeken Silber kostete, werden gegenwärtig zu 285 Kop. verkauft. Die Glanzzitze zu Möbel Ueberzügen, die noch vor vier Jahren nicht unter 60 Kop. zu haben waren, werden gegenwärtig für 25 Rop. die Arschine seil geboten. Der Mittelpunlt für die Fabrication dieser Stoffe ist der Flecken Iwanowo im Geuvernement Wladimit. Als bemerkenswerther limstand verdient hierbei hervorgehoben zu werden, daß lediglich durch diese gesteigerte Production und den Einsluß der inländischen Konkurrenz die besten Baumwollenzeuge hier zu Lande im Preise nicht hö— her stehen, als z. B. in Frankreich, ja daß man einem weite ren Sinken der Preise dieser Artikel, die als Kleidungsstoffe für ben gemeinen Mann in Rußland schon unentbehrlich geworden sind, enigegensehen darf. So sind 3. B. die rothen Baumwol jenztuge o wohlfeil, daß in Beziehung auf sie nur England und die Schwei mit unserer inländischen Fabrication konlurriren können. Um diesen Industriezweig hat sich Herr Baranoff besonders verdient gemacht. Er beabsichligt, seine dem sogenannten adrianopolschen Roth gefärbten Jeuge selbst nach Deutschland auszuführen und hofft sie dort mit Gewinn

abzuseßzen.

tersbourg wird

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Diesen ähnlich sind auch die Fortschritte der russischen Wollen webe⸗ rei. Im Jahre 1822 sah sich die Regierung noch genöthigt, das zur Equipirung der Garde ⸗Soldaten erforderliche Tuch aus England kommen zu lassen. Bis 1823 belebten schlesische und polnische Tücher ausschließlich unseren Handel mit China, wohin über 20, 009 Stück derselben einen sicheren Absatz fanden. Jetzt, und das ist bereits seit mehreren Jahren der Fall, werden die Armee und die Garde mit russischem Tuche bekleidet; jetzt kann die vaterländische Industrie den Bedarf des chinesischen Handels allein decken. Im letztvergangenen Jahre sind mehr als 70, 900 Stück russischer Tuche nach China ausgeführt worden. Auch hier hat der Aufschwung der Production eine Preisermäßigung zur Folge gehabt. Tuche, die 1840 noch zu 4 S. R. die Arschine verkauft wurden, kosten jetzt nicht mehr als 2 R. 57 K. S. Bemerkenswerth ist auch die große Mannigfaltigkeit in den Pro⸗ dukten dieses Manufakturzweiges; die verschiedenartigen Zeuge, die man im Auslande verfertigt, allerlei Arten Flanelle, Trikots, Paletottücher und der- gleichen, das Alles wird jeßt auch in Rußland fabrizirt. Unter den verwandten hei= mischen Industrieen hat die Wollenweberei vielleicht in den letzten Jahren die wei⸗ testen Fortschritte gemacht, ja, was noch mehr ist, sie hat ein für Rußland ganz neues Gewerbe: die Kammwollenspinnerei, hier in Aufnahme gebracht. Die bedeutendsten Manufakturisten des Reichs folgen in diesem Augenblicke dem in dieser Richtung gegebenen Anstoß. Es ist dies um so wichtiger, als die melirten, aus Baumwolle und Wolle oder Wolle und Seide beste⸗ henden Zeuge beinahe überall in Europa an Stelle der Mousseline oder gewisser Seidenzeuge getreten sind. Bei der Eigenthümlichkeit unseres Kli⸗ ma's, die das Tragen wellener Stoffe mehr als anderswo gebietet, und bei der Wohlfeilheit des rohen Materials in Rußland läßt sich als gewiß vor- aussehen, daß die Production melitter Zeuge für das Reich mit der Zeit sehr wichtig werden wird. Gegenwärtig bestehen in der Umgegend Moskaus bereits 22 Fabriken, in denen dergleichen Stoffe gewebt werden. Sobald die Kammwollenspinnerei erst mehr in Schwung kommt, wird die Zahl die⸗ ser Fabriken sich gewiß noch vergrößern. Aber auch schon jetzt finden die Besitzer langwolliger Schafe in Moskau einen sicheren Absatz ihres Pro= dukts. In Beziehung auf die Wollenweberei wird Moslau noch für lange Zeit der Centralpunkt bleiben; möglich, daß diese Stadt darin einen Ersatz für die vielen Verluste findet, die ihr durch den Aufschwung der Baumwollen⸗ Industrie im Gouvernement Wladimir und namentlich in der Umgegend des Fleckens Iwanowo bereitet sind. Man kann mit ziemlicher Bestimmtheit bebaup— ten, daß die hundert und einige Fabriken Moskau's, die gegenwärtig Baum⸗ wollenzeuge produziren, in nicht gar langer Zeit nur wollene Stoffe weben, hingegen die Manufakiuristen im Gouvernement Wladimir ausschließlich sich nur mit der Fabrication baumwollener Zeuge beschäftigen werden. Der Betrag der jährlich in Rußland erzeugten Wollenwaaren kann auf 15 Mil⸗ lionen S. R. geschätzt werden.

Weniger bedeutend sind die Fortschritte der vaterländischen Seiden⸗ Industrie. Zwei Drittheile der zur Verarbeitung kommenden Rohseide sind indeß russischen Ursprungs. Kaukasien allein liesert jährlich 244,000 Pud. Indessen sind die Seiden-⸗Manufalturen in der Umgegend von Bo— gorodek (Gouvernement Moskau) wohl der Beachtung werih, und in Mos- fau werden allerlei Arten sogenannter Phantasie - Artikel gar nicht schlecht gearbeitet, so z. B. Kravatten, seidene und sammeine Westenzeuge und der= gleichen; nur stehen sie im Preise noch sehr hoch, und zwar 20 bis 30pCt. höher als die ähnlichen ausländischen Produkte. Der Werth der jährlich in Rußland fabrizirten Seidenstoffe beträgt 7 Millionen S. N.

Die Linnen- und Hanfweberei hat hier in Rußland mit densel⸗ ben Uebelständen zu kämpfen, mit denen sie überall zu kämpfen hat. Auf den inländischen Märlten hat sie mit der Baumwolle, auf den Märkten des Auslandes mit der vollkommeneren Production Englands, wo alles Garn auf Maschinen gesponnen wird, eine schwierige Konkurrenz zu be— stehen. Man wird in diesem Industriezweige auch nicht eher Fortschritte machen, als bis man ihr bedeutendere Kapitale zuführt und Leinen- und Hanfgarn auf Maschinen spinnen läßt, wie das in England schon seit län

gerer Zeit geschieht.“

Frankre mich.

Paris, 26. Nov. Es heißt, im Kabinet bestehe große Mei- nungs- Verschiedenheit darüber, in welchem Sinne die Protestation gegen die Einverleibung Krakau's abgefaßt werden solle. Man sagt auch, Lord Normanby habe Herrn Guizot die Note mitgetheilt, welche England dem österreichischen Botschafter in Betreff der krakauer An⸗ gelegenheit habe überreichen lassen. Was die Nachricht betrifft, daß das britische Kabinet sich geweigert habe, mit Frankreich gemeinschaftlich zu protestiren, so will das Journal des Debats heute glauben machen, daß es ununterrichtet sei über das, was in dieser Hinsicht vorgegangen, läßt aber eine gereizte Stimmung durchblicken, indem es für den Fall, daß die Angaben des Constitutionnel und der Morning Chroniele richtig wären, erklärt, es würde über Frankreichs Enigegenkommen nicht erröthen, selbst wenn die eng⸗ sische Regierung, „aus etwas kindischem Groll“, dasselbe zu⸗ rückgestoßen hätte, denn es wäre dies nur ein höchst lobenswerthes loyaies Verfahren von Seiten der französischen Regierung gewesen; eben so wenig werde es sich über die Weigerung des britischen Kabinets,

wenn es damit seine Richtigkeit hätte, beklagen oder ärgern, noch

auch seine Gesinnungen deshalb ändern, sondern nur denken, daß dieses Kabinet „in seiner Empfindlichkeit über die Niederlage, die es durch die spanischen Heirathen erlitten zu haben glaube“, die krakauer Angelegenheit mit weniger mißsälligem Auge als Frankreich ansehez auf einen Versuch, der Morning Chronicle zu beweisen, daß Frankreichs Name neben dem Namen Englands den Protest nicht ge⸗ schwächt haben würde, und daß diese Sache mit der spanischen Ver mählungsfrage keine Analogie habe, will es sich nicht einlassen. Ueble Laune sei ein schlechter Rathgeber! Die Presse bezeichnet es nicht nur als gleichgültig, ob eine solche Protestation getrennt oder in Gemeinschaft erfolge, sondern sie glaubt vielmehr, daß dieser Akt nur an Wirksamkeit verlieren müßte, wenn Frankreich und England sich dazu vereinigten, da Beide mit Hinsicht auf die Verträge von Wien sich nicht in derselben Lage befänden, denn England habe diese Traktate in feindlichem Sinne gegen Frankreich diktirt, England ver⸗ danke ihnen das Uebergewicht, das es in Europa ausübe, England sei überdies der besondere Verbündete Oesterreich; England also habe ein großes Interesse bei Aufrechthaltung jener Verträge. Ganz an⸗ ders Frankreich, dessen Ketten gerade durch einen Bruch der wiener Traktate gebrochen würden, und das sich daher, wenn es nicht den Frieden bewahrt zu sehen wünschte und ohne die Sympathieen, die es an Polens Schicksal knüpften, über jede Verletzung derselben nur im höchsten Grade freuen könnte, denn sobald sie ohne seine Zustim⸗ mung aufgelöst würden, brauche es sie auch für sich nicht mehr als bindend zu betrachten. Frankreichs Demonstration müsse also in dem vorliegenden Fall einen ganz anderen Charakter haben, von einem ganz anderen Grundsatze ausgehen und zu anderen Schlußfolgerun—⸗ gen führen als die des englischen Kabinet. Der Con- stitution nel hat heute gar keine Bemerkungen über die krakauer Frage. Der SiLkcle sucht nach historischen Pa⸗ rallelen für das ruhige Zusehen Frankreichs zu Ereignissen, die es, nach der Ansicht dieses Blattes, zum Handeln hätten auffor⸗ dern follen, und geht zu diesem Zweck auf die Zeiten vor der Revo⸗ lution zurück, auf den Frieden von Kainardsche und den bayerischen Erbfolgekrieg. Der Courrier frangais hat einen Spott⸗-Artikel über den Streit, ob eine Protestation gegen die Einverleibung Kra⸗ kau's gemeinschaftlich oder abgesondert erfolgen solle. „Wozu“, ruft er aus, „eine Allianz wieder anknüpfen, die nichts genützt hat, wenn diese neu angeknüpfte Allianz wieder nichts nüßen oll? Ist es der Mühe werth, uns wieder zu nähern, wozu? um eine Kollektiv⸗Pro—⸗ festation zu erlassen, von der die Mächte keine Notiz nehmen werden, wenn man ihnen zu verstehen giebt, daß man weite. nichts thun werde? Offen gesagi, um der bloßen Abfassung einer Kollek

tiv⸗Note willen sollen wir, Ihr Euren Groll, und wir unsere rechte Empfindlichkeit vergessen? Nur eine absolute Nothwendigh nur eine gegenseitige Solidarität für verletzte Ehre und gefähn Interessen können uns hinfort einander nähern. Wenn die Al wieder angeknüpft wird, so muß sie thätig sein, sonst bliebe sie J fruchtbar und würde bald für uns Beide gleich lästig sein. sere ministeriellen Blätter mögen immerhin mit der Wiederh— gung Hüningens und mit der Wegnahme Landau's drohen, daz von ihnen eben so wenig ernst gemeint, als es von Euch g genommen wird. Das Journal des Débats macht wo weislich die Times darauf aufmerksam, daß es sich bei dem nur um eine Kollektiv-Protestation handelt, welche die beiden Rea rungen unter sich binden mag, sie aber den Mächten gegenühn nichts verpflichten würde. Wen will man hier eigentlich hinters führen? Ist es möglich, auf solchen Grundlagen ernstlich zu hn ihen und um eine so erbärmliche und lächerliche Combination so, Lärm zu machen? Herr Guizot läßt in seinen Blättern ankündt er verzichte darauf, sich mit England zu verständigen; er hatte so dem Grafen von St. Aulaire einen Abberufungs-Befehl zugest⸗ aber die noch gestern von den londoner Blättern geg Nachricht von dem Abgange unseres Botschafters wird heute von ministeriellen Blättern auf beiden Seiten des Kanals wieder g. gestraft; man behauptet in London sogar, ein in Eil aus den R rieen abgefertigter Befehl habe eine entscheidende Konferenz zu Lord Palmerston und Herrn von St. Aulaire veranlaßt, in n sie sich mit einer Kollektiv⸗Protestation beschäftigt hätten. Das gleicht, man muß gestehen, sehr den Vorgängen bei dem Vertras 15. Juli 1840.“

Graf Molé hat dieser Tage auch eine lange Konferenz mit h Thiers gehabt.

Gestern besuchte der Bey von Tunis mit seinem Gefolge! in Begleitung des Oberst Thiery das Invalidenhaus, wo er Marschall Herzog von Reggio empfangen wurde. „Ich him) sagte der Bey, „unter den Auspizien eines großen Königs ein R mal zu besuchen, wo der Ruhm wohnt, und ich schätze mich glich hier von dem empfangen zu werden, der es so würdig ist, den m Platz darin einzunehmen.“ Dann bestand er darauf, daß der gi Krieger sich in seine Zimmer zurückziehen mußte, und ließ sitzn General Petit in dem Hotel umherführen. Als ihm die Inv in Parade vorgestellt wurden, äußerte er: „O daß ich nicht an jn dieser Tapferen eine Frage richten kann! bendige Bücher der zeitgenössischen Geschichte sein, und ihre W würden die Heldenthaten bestätigen, die ich auf ihren männlichen sichtern und in ihren edlen Wunden lese. Sagen Sie Ihnen dies, 6 neral!“ Als ihm in der Kirche die Fahnen an deren Wänden get wurden, bemerkte er: „Frankreich wird niemals ungerechte gijn unternehmen. Möge es seinem treuen Verbündeten und Freunden laubt sein, den Wunsch auszusprechen, daß der Sieg stets die Üm— nehmungen Ihrer Heere kröne.“ Beim Sarge Napoleon's mu langt, versank der Bey in stille Betrachtungen und sagte m „Da ruht also der Mann, der die Welt mit seinem Namen füllt hat, und dessen Ruhm noch die Welt erleuchtet.“ Da als man ihm den Degen des Kaisers zeigte: „Dieser Degen ht viele Siege erfochten, der schönste aber war der, daß er die Franz sen, als sie sich unter einander hinwürgten, gegen sich selbst schüß und ihnen den Frieden gab, den Frieden, den ein anderer großer nig ihnen erhält, ohne daß es ihnen einen Tropfen Blutes gekoste Zwei junge Krankenpflegerinnen im Hospital redete er mit den We ten an: „Ihr seid die Mütter des Sieges. Die Soldaten fürch den Tod nicht; sie werden auch die Wunden nicht mehr fürchten, wenn wissen, daß Eure Hände sie verbinden, und daß ihrer in diesem Hause von diefelbe Pflege harrt, die sie in ihren Familien finden würden.“ der Galerie, wo die Portraits der Gouverneure hängen, verweiltt vor den Bildnissen Ludwig's XIV. und Napoleon's. „Ich seh— sagte er dann, „daß bei Ihnen Alles dazu eingerichtet ist, in Armeen einen beständigen Wetteifer zu wecken. Vom gemein Soldaten bis zum Marschall findet hier Jeder seine Belohnung.“ dem General- Lieutenant Tiburtius Sebastiani, der ihn in der M tair-Schule empfing, wohin er vom Invalidenhause ging, nachden bei dem Herzog von Reggio ein Frühstück eingenommen hatte, wan er sich mit folgender Anrede: „Ich weiß, daß Pünktlichlei Frankreich die Höflichkeit der Fürsten ist; aber französische Genan und Soldaten, würdige Rivalen derer, die ich so eben gesehen, vn den mich entschuldigen, daß ich vor dem Grabe und unter den h Waffengefährten des Kaiser Napoleon das Vorrücken der Zenn gessen habe.“ Nachdem mehrere Schwadronen Lanciers und si⸗ ren und einige Compagnieen Artillerie vor ihm defilirt hatten, bitt tigte er das Gebäude. Vorgestern früh hatte auch der Infant M Enrique dem Bey von Tunis, mit dem er in demselben Palaste, Elysee Bourbon, wohnt, einen Besuch abgestattet. Ein Scht aus Toulon bezeichnet als Grund der Reise des Bey, in Paris n London eine Anleihe zu negozirren, weshalb er seinen Finanz⸗Mins mitgenommen habe.

Der Moniteur enthält eine Königliche Verordnung vom 2 d., welche den Etat der französischen Seemacht für Friedens zeiten 328 Schiffe seststellt, wevon 221 Segel- und die übrigen Dam schiffe, unter ersteren 40 Linienschiffe und 60 Fregatten, unter teren 10 Fregatten; davon sollen 24 Linienschiffs und 40 Fu ten stets flott gehalten werden.

Marschall Bugeaud bat am 19ten d. mit den Mitglieden Deputirten⸗Kammer, die kürzlich in Afrika angekommen, von] einen Ausflug nach Blidah, Medeah, Milianah und Orleansvil getreten, um denselben eine Anschauung von der Kolonie zu Aus dem Westen hatte man die Nachricht, daß Bu? nachdem ihm der Versuch mißlungen, in der Gegend Tlemsen den heiligen Krieg zu predigen, sich von Abd el Kade trennt und über Schellala nach Südwesten gewandt hatte. Gen von Lamoricière, der sich vor einigen Tagen nach Algier eingest hat, ist mit Instructionen über den Austausch der Gefangenen? ehen. ö Die Semaine spricht von einem Manifest Abd el Kader t, er an den Schach von Persien, den Vice⸗König von Aegypten den Sultan gerichtet, und worin er zu beweisen suche, daß en würdigsten sei, über die Marokkaner zu herrschen, indem er die 6 sten bekämpft habe. Uebrigens erhalte der Emir von Gibraltar j während Unterstützungen: kürzlich habe er 5000 Flinten und auch! Geld von dort empfangen. ,

Der Courrier frangais behauptet, man wolle in der vinz Oran einen Versuch mit dem Colonisations-Plan Vugt machen, indem man dreihundert tüchtige Unteroffiziere und Solbt zu einer solchen militairischen Colonisation berechtigen würde; dieser Versuch gelingen, so werde man später sie in ausgedeh⸗ Maßstabe einführen.

Das heutige Journal des Debats meldet: „Die Nach ten, welche uns von den verschiedenen Märkten Frankreich's zukom bringen eine entschiedene Neigung zum Fallen der Preise. Die sind im Allgemeinen wohl versorgt.“ Aus Lyon schreibt man: Rhone ist gestiegen, und unsere sämmtlichen zu Arles liegenden Van schiffe, etwa 30 an der Zahl, werden in einigen Tagen mit Getla Ladungen ankommen. Andererseits sind zahlreiche Fuhrwerke zu?

mrheiten.

Sie würden für mich

Ulle angekommen und werden gewiß nebst der Schifffahrt zu einem

cklchen Sinken der Frachten und Brodpreise zu Lyon beitragen.

In Tours haben am 21. November sehr ernste tumultarische sirlite wegen der Theuerung des Getraides stattge funden. Der aire und der Polizei⸗stommissar, welche die Getraidehalle räumen m wollten, wurden durch Steinwürfe verwundet, die Wache der ltional-⸗-Garbe, dann eine Compagnie Linien⸗-Truppen und eine ster⸗Abtheilung ebenfalls ansänglich zurückgetrieben, bis es nach twicke lung größerer Streitkräfte Abends gelang, die Rue Royale öden Markt, welche hauptsächlich Schauplatz des Tumultes waren, räumen.

Die neuvermählte Herzogin von Bordeaux hat dem Marquis Pastoret eine Summe von 10,000 Fr. zur Vertheilung unter die fer der Loire⸗Ueberschwemmungen zugeschickt.

m Hafen von Toulon liegen in diesem Augenblicke vier tune—⸗ pe Schiffe, der Dampfer „Dante“, eine Korvette und zwei Briggs; Fregatte und noch eine Brigg wurden erwartet, so daß dann

anze Seemacht des Beys von Tunis sich in einem sranzösischen sen befinden würde.

Es sind, nach Aussage des Portefeuille' s, ven hier De— hhen abgegangen an zwei der bedeutendsten diplomatischen Agenten; babe denselben eröffnet, ihr Mangel an Eifer und Voraussicht o dem Kabinet gerechte Ursache zur Unzufriedenheit gegeben.

Es verbreitet sich das Gerücht von einer demnächstigen Bewaff⸗ g der Festungswerke von Paris.

Der Kriegs⸗-Minister soll zwei Stabs- Offiziere des Geniecorps h Hüningen geschickt haben, um daselbst einen Entwurf für die ederbefesngung dieses ehemaligen wichtigen Kriegsplatzes auszu⸗

Der Gouverneur von Guadeloupe, Capitain Layrie, hat am v. M. die außerordentliche Session des neuen Kolonial⸗Raths einer Rede eröffnet, worin er denselben benachrichtigte, daß er der einen Gesetz-Entwurf zur Regelung der Arbeit in der Zeit Aerndte und Fabrication des Zuckers zu berathen haben werde, daß ihm auch Gesetz⸗Entwürfe über die Sklaven⸗-Arbeit im All— einen, über die Bewilligung von Ländereien und über einen Kre⸗ zum Bau von Gefängnissen nach dem neuen System, vorgelegt den sollten. Ein Schreiben aus Guadeloupe sagt, es würden hrscheinlich die bisherigen Abgeordneten der Insel, die Herren von jset und von Jabrun, mit großer Majorität wieder gewählt werden. Ein Schreiben aus St. Jean de Luz vom 18ten meldet, die ndarmen und Polizei⸗Agenten beobachteten seit einigen Tagen wie—

, die strengste Wachsamkeit an der ganzen spanischen Gränze; sie

ten so eben eine zweite Beschreibung des Grafen von Montemolin alten, mit dem Auftrag, so wachsam als möglich zu sein. Nach Phare de Bayonne war General Flores am 11ten d. zu Bil— . und an demselben Tage noch über Santander wei gereist. E. Marmier ist an die Stelle des verstorbenen Drevet zum sservator der St. Genoveva-⸗-Bibliothek ernannt worden.

X Paris, 26. Nov. Alle Schritte und Bewegungen des hes, des Kabinets und der hervorragendsten Männer beider Kam— mn, die entweder schon einmal Minister waren oder es noch einmal rden können, deuten darauf hin, daß man jetzt durch innere Eini⸗

ng sich zu entschädigen sucht für die Isolirung, in welcher Frank—

ch in diesem Augenblicke den Großmächten von Europa gegenüber befindet, eine Isolirung, in welche mehr oder minder auch Eng⸗ d zu gleicher Zeit sich versetzt sieht, ohne daß darum das Band, sbes bis zum Momente der spanischen Doppel⸗Vermählung zwischen Hand und Frankreich bestanden hatte, aber durch jenes Begebniß Fen worden ist, Aussicht auf baldige Wiederanknüpfung hätte. Diese tdunnknüpfung ist indessen hier das unverkennbare Ziel aller Bestrebun⸗ Beweise dafür geben die Rückkehr des französischen Botschafters seinen Posten am englischen Hofe, die geänderte Sprache der den ministeriellen Blätter, Déb ats und Epoque, gegen Eng— d, die Uebereinstimmung dieser Organe mit dem Constitutionnel ö dem Siücle, den beiden Haupt-Organen der dynastischen Op— tion und ihrer Häupter, der Herren Thiers und Odilon Barrot, dem Wunsche nach Wiederherstellung der Allianz mit England, gleich namentlich der Sidcle diese Allianz früher immer so sehr sdelt und verschrieen hatte. Wenn die sonst ministerielle Presse iesen Punkte eine Ausnahme macht, so beruht dies auf Ürsachen erer Natur, die sich schwerlich vollkommen ergründen lassen, und erdem ist sie nach ihrem seit Jahren fortgesetzten System der lei⸗ schastlichsten, ja gehässigsten Angriffe gegen England moralisch ge⸗ higt, auch jetzt die Feindschaft gegen dasselbe zu bewahren, weil Aufgeben derselben ihr mit Recht den Vorwurf der lächerlichsten onsequenz zuziehen würde. Dieses Blatt befindet sich so in der nt in einer sonderbaren Lage, indem es um der Konsequenz und eigenen Interesse's willen eine Richtung beibehalten muß, welche .der Regierung schnurstracks zuwider läust. Doch der Hauptpunkt ist das Zusammenwirken der bedeutend sten astischen Kräfte, um mit England wieder in ein freundlicheres hältniß zu kominen. Dabei tritt aber nicht minder der geringe olg hervor, den alle Schritte zu diesem Ende bis jetzt gehabt en und nach der Haltung, welche die Organe des englischen Ka— ts fortwährend beobachten, wohl auch noch längere Zeit haben den. Handelte es sich blos um ein Zerwürfniß zwischen den bei— sitigen Kabinetten, wie ernstlicher und bedeutender Natur es auch möchte, so ließe sich doch eine Ausgleichung und Versöhnung en, wenn noch jener hohe Einfluß vermittelnd sich geltend machte, srüher die Ueberwindung und Beseitigung so mancher Schwie⸗ eiten und Verwickelungen gelang, die sich zwischen den Männern beiderseitigen Verwaltungen erhoben hatten; allein dieser iusluß macht sich eben, eher gegen als für Frankreich end, seit, wie Niemand mehr in Zweifel ziehen kann, die Königin ih. selbs durch das Verfahren Frankreichs in der spanischen Hei⸗ ) rage sich verletzt fühlt; und an diesem Umstande werden auch . französischen Bemühungen zur Wiederherstellung des guten 1 indnisses ein schwer zu übersteigendes Hemmniß finden. Man I sich hierüber auch durchaus femme Illusion mehr, und darum man nun der festen Einigung, welche die englischen Staats ner eisten Ranges in Betreff der Haltung gegen Frankreich ge— ssen baben, auch diesseits eine solche Einigung der hervorragend— frauzösischen Staatsmänner entgegenzusetzen, um so das Bild 9 geringeren Kraft und Entschlossenheit darzubieten. Darum die r des Grafen Molé und des Herzogs von Broglie zum König, vorgestern eine Konferenz des Grafen Molé mit Herrn Thiers, den n einem so kritischen Momente eben so wenig außer Acht lassen kann, als j mit seiner eigenen Zukunft verträglich finden dürfte, sich abge- en zu halten. Wir werden also bis zur Zeit, wo die Hallen . sich wieder öffnen, auch diesseits des Kanals eine 9 ompalte Phalanx der sämmtlichen dynastischen Meinungs⸗ * geschlossen sehen, deren Ziel und Zweck aber weder für land noch für Europa etwas Beunruhigendes haben kann. Für nicht, weil es nur der Wiedergewinnung seiner Freundschaft 89 Europa nicht, weil man eben so sicher überzeugt sein darf, en lam von einflußreichen Mäunern nur von den fried⸗ sichten beseelt ist. Der Lärm, den einige Tage selbst De—

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bats und Epoque machten, als wären sie urplötzlich kriegerischer Ge⸗ sinnung geworden, darf darüber nicht täuschen; wir haben 1840 das Journal des Debats eine ganz ähnliche Haltung annehmen sehen, was übrigens Herrn Thiers nicht hinderte, im entscheidenden Augenblicke, als man eine Kollision wirklich schon fürchten zu müssen glaubte, die französische Flotte nach Toulon zurückzurufen. Der König selbst hat bei allen Gelegenheiten bewiesen, daß er der entschiedenste Gegner jedes Krieges ist, und man erzählt sich mehrere Aeußerungen dieses Fürsten, dahin lautend, daß es zu einem neuen Kriege nicht wieder kommen solle, so lange ihn die Vorsehung am Leben lasse, man darf daher auch jetzt überzeugt sein, daß er von seinem rein humanen Grundsatze nicht abgehen würde, auch wenn es sich um eine wichti— gere Frage handelte, als die der Aufhebung des Freistaats Krakau, in welche sich einzumischen Frankreich so wenig als England ein ge— gründetes Recht zusteht. Den Stimmen aber, welche in den Kam— mern von neuem Geschrei nach Krieg erheben würden, kann Herr Guizot die große Majorität der Anhänger des Friedens entgegen setzen und zeigen, wie alle Interessen Frankreichs durch einen Krieg in die äußerste Gefahr gebracht würden. Und diese Sprache wird auch diesmal ihren Eindruck so wenig verfehlen als früher.

Auch in Frankreich, und vielleicht außer England nirgends in gleich hohem Grade als in Frankreich, fühlt man das Bedürfniß des Friedens tief und allgemein, und Jedermann hat jetzt selbst bei ge— wonnenen Schlachten mehr zu verlieren, als bei friedlicher Arbeit. Daher ist auch das allgemeine Vertrauen so schnell wiedergekehrt und spricht sich in Wiederhebung der Course, sowohl der öffentlichen Fonds, als der, Eisenbahn⸗Papiere, aus. Darum auch wendet in— mitten des Lärmens der Journale die öffentliche Aufmerksam⸗ keit sich noch immer vorzugsweise dem großen Streite zwischen den Anhängern und Gegnern der Handelsfreiheit zu, man hält Versammlungen von Seiten der einen wie der anderen, wirbt Rekruten, gründet neue Filial-Associationen in den bedeutende⸗ ren Industrieplätzen des Königreichs und arbeitet daran, die allge— meine Theilnahme für die Sache immer mehr zu gewinnen. Wo dergleichen Bestrebungen, für welche die Erhaltung des Friedens eine conditio sine qua non ist, mit solchem Eifer betrieben werden, da ist auch wenig Geneigtheit vorauszusetzen, diesen Frieden preiszugeben gegen die ungewissen Wechselfälle des Krieges. .

Sroßbritanien und Irland.

London, 25. Nov. Die Times meldet die erst am 22sten d. M. hierselbst erfolgte Ankunft des Grafen von Montemolin mit folgenden Worten: „Wir sind zu der Anzeige ermächtigt, daß der Graf von Montemolin, oder, wie er von seinen Anhängern genannt wird, Se. Majestät Carlos Luis, König de jure von Spanien, am letzten Sonntage Abends in London angekommen ist. Se. Königl. Hoheit reiste unter dem strengsten Inkognito und wurde nur von dem Ge— neral Montenegro und seinem Privat⸗Secretair Don Romualdo Mon begleitet. Der Marquis von Villa Franca, Herzog von Medina Sidonia, ist bereits vor einigen Tagen hier angekommen.“

Die Times fühlt sich veranlaßt, die wiederholten Insinuationen des Standard, daß Lord Palmerston die heftigen Artikel gegen Frankreich in ihrem Blatte schreibe, entschieden in Abrede zu stellen. „Wir wissen aus guter Nuelle“, schreibt die Times, „daß der Standard seit einiger Zeit alle unsere Artikel über auswärtige Po— litik der Feder oder wenigstens dem Einfluß Lord Palmerston's zu⸗ schreibt, und wir halten es demnach sowohl für uns als wie für den Minister für passend, auf das förmlichste und rückhaltloseste den des⸗ fallsigen Erklärungen zu widersprechen. Zu keiner Zeit innerhalb der letzten zehn Jahre hat Lord Palmerston irgend eine Art direkter oder indirekter Mittheilung lunserem Journale gemacht; zu keiner Zeit hat er einen Einfluß auf die Ansichten ausgeübt, die wir über aus⸗ wärtige Angelegenheiten oder über irgend einen anderen Gegenstand ausgedrückt haben, und wir halten uns berufen, ein- für allemal die das Gegentheil aussprechenden Behauptungen durchaus in Abrede zu stellen. Was man auch von der Politik Lord Palmerston's, fremden Staaten gegenüber, halten mag, Niemand, glauben wir, hat jemals die Vorzüge seiner politischen Schreibart oder die glänzende Energie der aus seiner Feder hervorgehenden Staatspapiere geleugnet. Aber wir sind doch nicht geneigt, das Kompliment anzunehmen, welches in dem Versuche liegt, uusere eigenen Productionen mit den Leistungen Sr. Herrlichkeit auf Kosten der Wahrheit und unserer eigenen Ün— abhängigkeit zu identifiziren..

. Nach der Morning Post hat die Königin Befehl ertheilt, in Windsor Zimmer für die Königin von Portugal und ihre Familie bereit zu halten, und die Sendung des Obersten Wylde hätte im Grunde nur den Zweck, die Königin nach England einzuladen, falls sie ge— zwungen würde, Portugal zu verlassen. An der Börse meinte man indeß heute, daß die Königin sich in diesem Falle wohl eher nach Wien wenden werde. .

Es gehen aus den fortgesetzten Erörterungen der Blätter über die krakauer Angelegenheit hauptsächlich zwei Gründe hervor, warum die englische Regierung die Einladung des französischen Kabinets zu einem gemeinschaftlichen Protest gegen die Besitznahme Krakau's zu⸗ rückgewiesen hat, einmal, weil Lord Palmerston gerade in diesem Au— genblick gegen die vermeintliche Verletzung des utrechter Vertrages von Seiten Frankreichs in der spanischen Heiraths-Angelegenheit pro— testirt hat, und dann, weil überhaupt das Mißtrauen Englands ge⸗ gen Frankreich jetzt so groß ist, daß man in jedem Vorschlage des Herrn Guizot eine geheime Falle zur Uebervortheilung Englands er— blickt. Die beiden Whigblätter Globe und Morning Chroniele, aus deren Sprache man doch auf die Stimmung des englischen Kabinets zurückschließen muß, stimmen in dieser Beziehung ganz überein. Sie zweifeln durchaus an der Aufrichtigkeit der Erklärungen des französischen Ministeriums und sind der An— sicht, daß es Frankreich nur darauf abgesehen habe, die frakauer Er— eignisse zu einer feierlichen Erklärung wegen Nichtigkeit der Verträge von 1815, so weit sie Frankreich betreffen, zu benutzen und England durch Herbeiziehung zu einem gemeinschaftlichen Protest gegen die drei nordischen Mächte zum Mitschuldigen jener Vertrags-Annullirung im einseitigen Interesse Frankreichs zu machen. Hierauf weist der Globe hin, wenn er mit Bezug auf die Aeußerungen des Jour⸗ nal des Däébats über die Befestigung von Hüningen, so wie dar— über, daß derjenige allerdings eine große Verantwortlichkeit auf sich lade, welcher einen Vertrag zerreiße, daß es aber schwer sei, einem Vertrage eine auch nur dreißigjährige Dauer zu geben, Folgendes bemerkt: „Wenn Traktate wirk⸗ lich innerhalb dreißig Jahren eines natürlichen Todes versterben, so ist die große Verantwortlichkeit, welche mit ihrer Begrabung ver⸗ knüpft si soll, nicht mehr ersichtlich. Also dies ist der Grundsatz des Völkerrechts, den das besonnene Organ der gegenwärtigen fran⸗ zösischen Politik aufrecht halten will? Dann können wir uns aller⸗ dings nicht mehr so sehr wundern über seine kavaliere Haltung in Betreff anderer europäischer Verträge (des utrechter), welche nach dieser Version des Vattel ad usum des Hauses Orleans mehr als viermal so lange gedauert haben, als es zu ihrem seligen Entschlafen bedarf.“ Noch deutlicher drückt sich dasselbe Blatt heute darüber aus, indem es das Geschrei der französischen Blätter, daß Eng⸗ land die Schuld an diesem Ereigniß trage, bespricht und darin nur

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das Bestreben des französischen Ministeriums erkennt, vor den Kam⸗ mern und in den Augen des Publikums durch leere Declamationen sich rein zu waschen. Eben so die Morning Chroniele, die heute über das ganze Verhältniß folgende Aufschlüsse giebt, aus deuen auch hervorgeht, daß England für sich allerdings protestiren wird. „Wir erfahren“, schreibt dies Blatt, „daß Herr Guizot die englische Regierung zu einem gemeinschaftlichen Protest gegen den Akt der drei nordischen Mächte aufgefordert hat. Eine Enischließung von Seiten unserer Regierung, diesen Vorschlag abzulehnen, darf nicht als ein absicht⸗ licher Plan gedeutet werden, Frankreich in eine isolirte Stellung zu brin⸗ gen oder Vortheil zu ziehen aus einer Frage von großer europäischer Wichtigkeit, um eine uns zugethane Beleidigung wieder zu vergelten. Wir gestehen offen, daß das Bedauern, das wir über das Verfahren der nordischen Mächte empfinden, durch den zufälligen Nachtheil, Frankreich und England in einer an sich schon genug und durch ab⸗— sichtliche Verdrehung noch unerfreulicheren Stellung zu zeigen, erhöht wird. Wenn Herr Guizot in der krakauer Angelegenheit nichts Wich⸗ tigeres sieht, als eine gute Gelegenheit, die Stellung wiederzugewin⸗ nen, die er leichtsinnig aufgegeben hat, so mag die britische Regie⸗ rung entschuldigt werden, wenn sie die Dinge nicht in diesem Lichte ansieht. Als unser Minister von dem Entschluß der nordischen Mächte in Kennt⸗ niß gesetzt wurde, so handelte es sich bei ihm nicht darum, wie in Folge dessen die Beziehungen zwischen Frankreich und England zu gestalten wären, son⸗ dern wie unsere Ansichten dargelegt werden könnten, um auf diejeni⸗ gen einen Eindruck zu machen, an welche dieselben gerichtet wurden. Nun ist England nicht bereit, um die Unabhängigkeit Krakau's einen Krieg anzufangen. England ist nicht bereit, Frankreich beizu⸗ stehen, daß es den wiener Vertrag am Rhein oder jenseits der Al⸗ pen brechen kann, aus dem Grunde, weil die nordischen Mächte Krakau genommen haben. Wir glauben auch nicht, daß irgend ein englischer Minister bereit wäre, überhaupt den Folgerungen Frankreichs aus diesem Akt der nordischen Mächte beizustimmen, und aus allen diesen Gründen dürfte ein gemeinschaftliches Handeln in dieser Frage von Seiten Englands sehr schwierig sein. Auch würde ein gemein— schaftlicher Protest nicht größeres Gewicht erhalten, denn was Eng⸗ land Rußland erklärt, wird nicht geringere Wirkung dadurch haben, daß Frankreich dasselbe einen Tag früher oder später sagt.“

Mit den letzten Berichten aus Ostindien ist man im Allgemeinen sehr wenig zufrieden. Hatte man es früher getadelt, daß Lord Har⸗ dinge im Friedens-Vertrage vom März d. J. der Regierung von Lahore nicht ganz den Garaus gemacht, sondern die Verhältnisse nach wie vor auf unsicherer Basis gelassen hat, so findet man es jetzt ganz unverantwortlich, daß er in dem weit entlegenen Kaschmir einen Schauplatz für die Thätigkeit der britischen Truppen aufsucht, indem er Gulab Singh's Aufforderung zur Hülfeleistung nachkommt, ohne daß ihn der März-⸗Traktat im mindesten dazu verpflichtet.

Gegen das erwähnte Dekret der portugiesischen Regierung in Betreff der Verpflichtung zur Annahme der Noten der lissaboner Bank (die jetzt 23 unter pari stehen) haben, nach Angabe des Globe, die in Lissabon ansässigen britischen Kaufleute sofort Protest eingelegt und erklärt, so lange das Dekret in Kraft bleibe, ihre Geschäfte ein⸗ stellen zu wollen.

Die Dubin Evening Post erklärt die Nachricht für unbe⸗ gründet, daß ein Sohn O'Connell's zum General-Armen⸗Commissair ernannt worden sei. Von mehreren Punkten der irländischen Küste gehen Berichte über große Ueberfluthungen ein, welche ein heftiger Sturm am 20sten d. M. verursacht hat. Besonders in Dublin, Cork und Waterford ist vielfacher Schaden angerichtet worden.

„Die Capitaine und die Mannschaft der am 22sten konfiszirten Schiffe der Ecuador-Expedition sind, da man ihre Papiere in voll⸗ kommener Ordnung gefunden hat, des Arrestes entlassen worden.

Obgleich die Schiffe der Ecuador-Expedition konfiszirt sind, so gehen die Werbungen für dieselben doch fort; es sollen sich hier in London allein über 500 Angeworbene befinden.

Der Contre⸗Admiral Sir Thomas White, der sich in allen un⸗ seren Seckriegen ausgezeichnet, ist vor einigen Tagen gestorben.

Lord John Russell ist nach wiederholter Abstimmung nun doch zum Rektor der Universität Glasgow erwählt worden und hat dies Ehrenamt angenommen.

Die große Licht⸗Fabrik der Herren Palmer und Comp. in Cler⸗ kenwell⸗ Street ist heute Nacht in Flammen aufgegangen. Der Schade beträgt 50, )00 Pfd.

Fur stbare Stürme haben vom 19ten bis zum 21sten d. im Ka—⸗ nal gewüthet. Mehrere Schiffe sind untergegangen.

X London, 25. Nov. Einige der am wenigsten gut unter— richteten Blätter haben ihre Leser kürzlich mit Gerüchten von einer Spaltung in dem Whig-⸗Kabinet unterhalten. Ich glaube, dieselben sind durchaus ohne Grund, denn selbst in Fragen auswärtiger Politik, bei denen Lord Palmerston unter anderen Umständen nicht geringen Widerstand gefunden hätte, hat die Art und Weise des Verhaltens der französischen Regierung eine einstimmige Meinungs- Aeußerung dagegen hervorgerufen einstimmig nicht allein im Kabinet, sondern bei allen Parteien und im ganzen Lande. Es ist eine ausgemachte Sache, daß Herr Guizot, befangen in einem lächerlichen und auffal⸗ lenden Irrthum über den Charakter Englands, glaubte, seine spani⸗ schen Machinationen würden in ihren Folgen den Sturz der Whigs herbeiführen und Lord Aberdeen wieder ans Ruder bringen. Nie⸗ mals gab es einen größeren Irrthum. Die Whigs werden in dieser Angelegenheit den vollen Beistand der ganzen Opposition haben. Ich muß indeß hierbei meine bescheidene Ansicht dahin aus—⸗ sprechen, daß Lord Palmerston's Verhalten in dieser Angelegenheit, obschon ich es nicht angreife, in seiner diplomatischen Beweisführung doch eine unglückliche Richtung genommen hat. Er hat sich auf die Entsagungen gestützt, die im utrechter Vertrag enthalten sind, und daraus die Forderung einer Verzichtleistung auf die spanische Krone von Seiten der Montpensierschen Familie abgeleitet, die er doch in keiner Weise erhalten wird. Die schärssten und unparteiischsten Be⸗ obachter in England, welche die legale Fassung des utrechter Ver⸗ trags in Bezug auf diesen Gegenstand geprüft haben, sind zu dem Schluß gekommen, das Argument sei unhaltbar, und sehr bedeutende Namen können gegen Lord Palmerston's Meinung angeführt werden. Geht man auf die Geschichte zurück, so sind Heirathen unter den regierenden Häusern Frankreichs und Spaniens nichts Neues. Sie kamen vor, als der Vertrag von Utrecht noch frisch in Jedermanns Gedächtniß war, ja während die Diplomaten noch lebten, die ihn geschlossen hatten, und doch ist dies das erstemal, daß man sich auf den Vertrag als ein Hinderniß solcher Heirathen beruft. Ich will nur ein merkwürdiges Beispiel anführen. Man wird sich der Stelle bei St. Simon erinnern, an welcher er den Vorschlag des Regenten beschreibt, Ludwig XV. mit der Tochter Philipp's V. zu vermählen, obschon diese Prinzessin doch eine In- fantin war, und zwar noch ein Kind von drei Jahren. Sie hatte allerdings Brüder, aber wenn dieselben ohne Erben starben, so stand sie als direkte Erbin des spanischen Thrones da. Der Ehekontrakt wurde in aller Form unterzeichnet, St. Simon selbst führte die Un⸗ terhandlung in Madrid, und das Brautkind wurde zu der Königlichen Familie von Frankreich nach der Fasanen⸗Insel gebracht, ein Ort, der in den französisch⸗ spanischen Heirathen eine so bedeutende Rolle spielt. Dies ereignete sich 8 Jahre, nachdem der Vertrag von Utrecht