1847 / 2 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Regierung wohl gethan habe, ihre Politik gegen die des linken Cen- trums und der Republik zu vertheidigen und zu handhaben, und wir tragen kein Bedenken, zu sagen, daß sie ihre erste Pflicht verletzt haben würde, wenn ste in einer anderen Weise gehandelt hätte. In⸗ dem die Regierung sich auf diese Weise ihres Rechtes bediente, hat sie weder das Recht konfiszirt, noch den Wunsch der Wähler verach— tet; sie hat nur die eigennützigen Wünsche der Blätter und der Par⸗ tei, die sie beschuldigen, getäuscht. Sind die Maires und Adjunkten nicht aus der Liste der zwölf vorzeschlagenen Kandidaten gewählt worden? Sind sie nicht größtentheils unter den drei ersten auf der Liste stehenden Kandidaten gewählt? Wo ist denn hier der Mißbrauch, wo die Confiscation? Man scheint zu sagen, die Regierung sei ver⸗ pflichtet gewesen, Herrn Berger zu ernennen, weil er der Erste in der Liste figurirte, und Herrn Demonts zu verwerfen, weil er darin den fünften Platz einnahm. Hieran ist nicht die Regierung, son— dern das Gesetz schuld, denn es giebt der Regierung das Recht, un⸗ ter den zwölf Kandidaten zu wählen zu wählen; dieses Wort sagt Alles; es verträgt weder eine Beschränkung, noch eine Begrän⸗ zung der Freiheit der Staatsgewalt. Wäre die Regierung gezwun⸗ gen, den ersten in die Liste eingeschriebenen Kandidaten zu wählen, so würde sie nicht wählen; nicht sie, sondern die Wähler würden dann direkt zu den Munizipal-Functionen ernennen. Dies hat das Gesetz nicht gewollt, weil es der Regierung die Wahl gegeben hat. Der Gesetzgeber hat erwägt, daß, wenn die Munizipal-Beamten die Repräsentanten der Wähler sind, sie ebenfalls die Agenten der Staats⸗ gewalt sind. Daher die Theilung, die er zwischen den Wählern, welche die Kandidaten vorschlagen, und der Staatsgewalt, die zu den Functionen ernennt, gemacht hat. Die Regierung würde strafbar sein, wenn sie dieses Recht, das sie vom Gesetze hat, in ihren Hän— den zu Grunde gehen ließe; ihre Pflicht ist es, dasselbe zu handha⸗ ben und es gegen die Anmaßungen der Parteien zurückzufordern.“

Der Präfekt des Seine⸗Departements hat am 24. Dezember dem Munizipal-⸗Rath über die ersten Ergebnisse derjenigen Maßregeln Bericht erstattet, welche ergriffen worden sind, um den Druck der Theurung des Brodtes für die Armen und für die unbeschäftigten Arbeiter zu mildern. Der Munizipal⸗Rath hatte für diese Ausgabe eine Summe von 300,000 Fr. bewilligt, welche auf die Jahre 1846 und 1847 vertheilt werden sollte. Die Ausgabe für das Jahr 18416 allein wird sich jedoch schon auf 274,258 Fr. belaufen; der Präfekt hat daher von dem Munizipal-Rath bereits nachträgliche Bewilli— gungen erhalten. Die Vertheilung der Bons, durch weiche der Preis des Brodtes für deren Inhaber auf 80 Centimen für 2 Kilogramme (4 Pfund) herabgesetzt wird, hat am 16. November begonnen. Vom 16. bis zum 30. November sind 622,144, vom 1. bis zum 15. Dezember 769,141 solcher Bons vertheilt worden; man be⸗ rechnet, daß vom 16. bis zum 31. Dezember ferner 925,600 ausge⸗ geben würden; also im Jahre 1846 zusammen ungefähr 23 16,885 oder fast 50, 000 jeden Tag, was, da jeder Bon eine Summe von 12 Centimes vertritt, eine Summe von 6000 Franken täglich zur Unterstützung bei dem Ankaufe des Brodtes beträgt. Die desfallsige Anordnung des Präfekten verfügt, daß der Verbrauch an Brod für jede Familie auf Kilogramm (1 Pfd.) täglich für den Kopf, ohne Unterscheidung des Alters und Geschlechts, berechnet würde. Die Bons vertreten einen Werth von 12 Centimes und finden bei Brodten von 2 Kilogrammen, welche also für vier Personen be— stimmt sind, Anwendung. Es folgt daraus, daß die durchschnittli⸗ chen 50,000 Bons jeden Tag 206,000 Personen zu Gute gekom— men sind. Die Zahl der eingeschriebenen Armen in Paris beträgt S0, 000 bis 90, 900. Es haben daher mehr als 106000 Perso— nen, welche gewöhnlich die öffentliche Mildthätigkeit nicht benutzen, diese Unterstützung, welche ihnen die Stadt Paris anbietet, für die paar Monate ihrer Bedrängniß durch die Theurung des Brodtes angenommen. Man hatte behauptet, daß die Förmlichkeiten zur Er⸗ langung solcher Bons erniedrigend wären, und daß die rechtlichen Arbeiter sich demselben nicht unterwerfen würden. Aber das Certifikat, welches zur Gewährung solcher Bons ausgestellt wird, enthält nur eine Konstatirung der Wohnung und der Zahl der Mitglieder der Familie des Ansuchenden, aber durchaus nichts über seine Armuth. Und der Beweis, daß die Arbeiter, welche durch die Theurung des Brodtes oder durch den Mangel an Arbeit sich in Bedrängniß be— sinden, in dieser einfachen Förmlichkeit feine Kränkung ihrer Ehre ar ist, daß über 1006, 000 von dieser Wohlthat Gebrauch gemacht aben.

Nach einer vom Moniteur veröffentlichten Tabelle über die Rübenzucker⸗Industrie sind in den drei mit Ende November abschlie⸗ ßenden Monaten 163 Millionen Kilogramm gewonnen worden, wäh— rend die entsprechende Zeit von 1845 nur 16 Millionen lieferte, ob⸗ gleich die Zahl der arbeitenden Fabriken sich um 3 vermindert hatte. Diese betrug 293, wovon 112 Fabtiken allein im Nord⸗-Departement mit einer Production von 9 Mill. Kilogramm, also 3 der Gesammt⸗-Pro⸗ duction. Ueberhaupt konzentrirt sich die ganze Fabrication in den Gegenden, welche direkt mit der Nordbahn in Verbindung stehen, und in welchen der Bau der letzteren durch die Leichtigkeit der Versen— ö wenig zum Aufschwung dieser Fabrication beigetra— gen hat.

Marschall Bugeaud wird die bisher in Oran zurückbehaltenen Gesandten Abd el Kader's, sobald das Wetter die Reise erlaubt, nach Tlemsen schicken. Von da werden sie zur Deira sich begeben. Die günstige Lage der unterworfenen Araber und die Vortheile, welche dieselben aus ihrer Verbindung mit den Franzosen ziehen, sollen auf diese Gesandten einen günstigen Eindruck gemacht haben, und man erwartet, daß ihre Berichte auf die wenigen Streitkräfte, welche den Emir noch umgeben, und deren Zustand die zurückgekehrten Gefange— nen nicht traurig genug zu schildern wissen, nur eine entmuthigende Wirkung ausüben. Die projektirte Eisenbaha zwischen Algier und Blidah wird ehestens in Angriff genommen werden; der Marschall hat bereits einen Eypropriations-Beschluß erlassen. ; Ueber die Stärke der Parteien in der nächsten Kammer⸗Session ist hier folgende Liste im Umlauf: Ministerielle unter Guizot's Füh— rung 210; unabhängige Konservative unter Delessert 52; Konserva— tive von der Moléschen Partei 23; die Linke und das linke Centrum unter Thiers, Dupin und Odilon Barrot 129; die äußerste Linke und die Republikaner (Harnier Pagès, Arago, Ledru Rollin 2.) 31, und Legitimisten (Berryer, Larochejacquelein 2c.) 14; zusam⸗ men 459.

Zu Metz hatte am 20. Dezember auf die Aufforderung der Handels- Kammer eine Versammlung der Manufakturisten und gan wirthe des Mosel⸗-Depantements statt, um einen Beschluß über die Fragen des Schutz Systems und des Freihandels zu faffen. Fol= r. Motion wurde angenommen: „Die Versammlung verwirft die

ehren des freien Handele.“ Der Präsident brachte hierauf den schon durch das General- Conseil der Mosel votirten Vorschlag der Handels- Kammer zur Abstimmung: „Die Versammlung ist der Mei= nung, nicht plötzlich das Schutz- System aufzugeben, um das allge—⸗ meine und unbeschränkte System der Handelsfreiheit anzunehmen; im Gegentheil nur mit einer weisen und klugen Langsamkeit zu ver— fahren; auf diese Weise die unbeschränkten Verbote, wenn deren noch bestehen, aufzuheben und sie durch hinreichende Schuhzölle zu erseßen; aufmerksam die Fortschritte der französischen Industriezweige zu beobachten; die Beweglichkeit der französischen Tarife zu benutzen,

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um allmälig und stufenweise den Betrag der Schutzzölle auf das herabzusetzen, was streng nothwendig ist, der Industrie den National- Markt zu bewahren, und auf diefe Weise mit der Zeit zu einer gänz= lichen Handelsfreiheit, wenn diese nöthig sein wird, oder wenigstens zu einem Schutze zu gelangen, der nur die Ausgleichung der Diffe⸗ renz ist, welche sich in der relativen Lage unserer und der fremden

Fabriken finden könnte.“ Dieser Vorschlag wurde einstimmig ange-

nommen.

Die Presse bringt wieder eine sehr heftige Antwort auf die Bemerkung des Journal des Débats, daß für Frankreich nir gend anders Heil zu finden sei als in der Allianz mit England. Dies hieße, meint die Presse, die Unterstützung Englands erbetteln, das Frankreich so häufig gekränkt, weil es nicht in Allem seinen Willen gethan, dies hieße Europa die Meinung beibringen, daß Frank⸗ reich den Launen Englands unterworsen sei; und es hieße England in seinem Stolze bestärken, als wäre Frankreichs Thätigkeit gefährdet, wenn es von England geschieden sei.

Die Sprache, welche das Journal des Débats gegen Ruß⸗ land angenommen hat, soll den russischen Geschäftsträger, Grafen Kisseleff, veranlaßt haben, die Frage an Herrn Guizot zu richten, ob jenes Blatt in diesem Fall die Ansichten des Ministeriums vertrete. Ueber die Antwort des Ministers verlautet nichts. Gleich nach dieser Unterredung soll von dem russischen Geschäfteträger ein Courier nach St. Petersburg abgeschickt worden sein, während sich Herr Guizot zum Könige begeben, wo sofort ein zweistündiger Minister-Rath statt⸗ gefunden hätte.

Herr Leverrier begann am Mittwoch seine Vorlesungen über Astronomie vor einem eben so zahlreichen als glänzenden Auditorium; er sprach sich über die Vorzüge der mathematischen Astronomie vor der bloßen astronomischen Beobachtung aus.

Der lange erwartete 6Hte Band von Thiers „Geschichte des Ken— sulats und des Kaiserreichs“ wird am 4. Januar ausgegeben. Er enthält auf 600 Oktavseiten drei Kapitel, Üüberschrieben: Ulm und Trafalgar. Austerlitz. Rheinbund.

Göthe's Faust, übersetzt von Henri Blaze, ist in einer von Tony Johannot illustrirten Prachtausgabe erschienen und wird in den Blät⸗ tern als preiswürdiges Neujahrsgeschenk empfohlen.

Der Senior des pariser Barreau ist jetzt Herr Girard de Bury, der am 22. Dezember sein hundertstes Jahr zurücklegte. Bei dem dabei begangenen Familienfeste eröffnete er Abends den Tanz mit einer von seinen Nichten.

Nach dem Courrier frangais soll Graf Rossi dem Papste gerathen haben, in seinen Reformen nicht zu weit zu gehen, weil Frankreich in Folge seiner Verlegenheiten wegen Spaniens und Kra⸗ kau's ihn im Falle einer Opposition von Seiten anderer Mächte nicht kräftig genug unterstützen könne.

Am 23. Dezember hat zu Bordeaux, Nantes und Angers ein orkarähnlicher Sturm vielen Schaden angerichtet.

Auf der Eisenbahn von Dieppe hat man so (ben die Durchgra— bung des 2400 Metres langen Tunnels von Petit-Appeville in' das Thal von Arques vollendet und die Ausmauerung begonnen.

Großbritanien und Irland.

London, 26. Dez. Die Morning Chroniele glaubt ver— sichern zu können, daß die durch die France veröffentlichte Version der Depesche des Herrn Guizot in der krakauer Angelegenheit im Wesentlichen die richtige sei, obschon die Authentizität derselben von der französischen Regierung amtlich verneint werde.

Die neuesten Nachrichten aus Irland melden noch keine Aende— rung in den dortigen Zuständen, und weder der große Aufwand von Staatsgeldern zu öffentlichen Bauten, noch die angestrengten Bemü⸗— hungen der Unterstützungs-Comités haben bis jetzt einen merklichen Erfolg gehabt. In vielen und großen Bezirken des südlichen und westlichen Irlands nimmt die Besorgniß der Bevölkerung immer mehr zu. Das Volk sieht die Korn-Vorräthe täglich mehr zusammenschwin— den, und man überzeugt sich, daß entweder, bevor viele Wochen ver⸗ gehen, große Zuführen aus der Ferne eintreffen oder Tausende ver⸗ hungern müssen. Da der letzte Frost einige Mühlen in der Grafschaft Meath zum Stillstande gebracht hatte, so mußte die Bevölkerung von zwei Baronieen mehrere Tage lang blos von Rüben und Kohlstrünken leben. Trotz des Mangels aber, der schon vorhanden ist, sind die Häfen von Trallee, Galway, Limerick und Sligo mit Schiffen angefüllt, welche Ladungen von Korn für London, Liverpool und Schottland einnehmen, während die bisher angelangten Zuführen von Mais und anderem Getraide im Ganzen nur unbedeutend sind. Die heute ein— getroffenen Zeitungen von Limerick, Galway und Cork enthalten wieder Berichte über eine Menge Exzesse, Kornraub, Anfälle auf Personen und Schafdiebstähle. Ein gewisser Connell, Unterverwalter eins Gutsbesitzers, wurde neulich Vormittags unweit Limerich von drei bewaffneten Männern überfallen und durch Schrotschüsse im Gesicht und am Halse schwer verwundet. Am meisten setzt man seine Hoffnung jetzt auf die nun beginnende direkte Einfuhr von Mais aus den Vereinigten Staaten. Bereits sind in Cork, Belfast und Limerick mehrere Ladungen dieser Getraideart an— gekommen, und man weiß, daß 70 Schiffe in den Vereinigten Sten—⸗ ten mit Mais-Ladungen nach den irländischen Häfen sofort eypedirt werden sollten. Mittlerweile ist man in Plymouth und den übrigen Seehäfen Englands, in welchen die Vorräthe von Lebensmitteln für die Marine lagern, Tag und Nacht beschäftigt, Mehl für Irland so⸗— wohl wie sür Schottland zu produziren, in welchem letzterwähnten Lande die Noth zwar nicht die Höhe erreicht hat, wie in Irland, aber doch in den Hochlanden, und zumal auf der Insel Skye, eine große Anzahl von Menschen in den Zustand der äußersten Hülfsbe⸗ dürftigkeit versetzt hat. Der bekannte Wohlthätigkeitssinn der Schott⸗ länder äußert sich bei dieser Gelegenheit in hohem Grade; 3000 Pfd. St. sind allein von der freien schottischen Kirche, welche sich bekanntlich ohne irgend eine Beihülfe des Staats erhält, aufgebracht worden.

Der Baron James Rothschild von Paris ist über Brüssel hier angelangt. In den Geldkreisen wird behauptet, daß er im Auftrage der Bank von Frankreich komme, um derselben bei der Bank von England ansehnliche Baarvorschüsse zu erwirken, wie sie vor einigen Jahren der letzteren von der pariser Bank geleistet wurden. Das zugleich verbreitete Gerücht, daß der Baron die Vermittelung des Königs Leopold zur Herstellung des herzlichen Einvernehmens zwi— schen Frankreich und England anbieten sollte, findet wenig Glauben.

Ein früherer Capitain in der spanischen Fremden-Legion, Na⸗ mens Sleigh, ist einer Uebertretung der Vorschriften der Werbe⸗Akte angeklagt und vor das Kriegsgericht verwiesen worden. Aus den vorläufigen Zeugen⸗Aussagen erhellt, daß er Leute für die Expedition des Generals Flores anwarb, und daß überhaupt die Werbungen für dies Unternehmen, denen in England ein entschiedenes Ende gemacht worden ist, förmlich im Großen betrieben wurden, während man blos vorgab, Auswanderer nach Ecuador zusammenbringen zu wollen.

Die Direktoren der Gesellschaft, welcher das verunglückte Dampf⸗ schiff „Great Britain“ gehört, haben jetzt definitiv jede Absicht auf gegeben, Versuche zu dessen Flottmachung zu veranstalten. Man wird also blos das Material des riesigen Fahrzeuges möglichst zu ber⸗ gen und zu verwerthen suchen.

Wie die Daily News, so spricht sich auch die Times gegen das bisher befolgte System der Verwaltung der Straf-Kolonieen aus. In ihrer heutigen Nummer giebt sie einige Data über die Zahl der in den letzten Jahren nach Vandiemensland gesandten Sträflinge, indem sie behauptet, daß hauptsächlich den allzugroßen Sendungen derselben die jetzige ungünstige Lage dieser früher blühenden Kolonie zuzuschreiben sei. Vor 18190 wurden die Sträflinge meistens nach Neu⸗Süd⸗Wales gesandt, und nur ein kleiner Theil kam nach Vandiemensland. Aber seit 1810 wurden sie alle nach dieser Kolonie geschickt, so daß von dem 1. Ir⸗ nuar 1841 bis zum 31. Oktober 18414 13,764 männliche und 2492 weibliche Verbrecher in ihren Häfen gelandet wurden. Seit dieser Zeit ist die Versendung noch stärker gewesen, so daß sich am 1. Sep— tember 1845 unter der Aussicht des General⸗-Controlleurs dieser In⸗ sel 21,513 männliche und 4356 weibliche Verbrecher befanden. Diese ganze Anzahl passend zu beschäftigen, ist aber eine Unmöglichkeit, und daraus folgt denn von selbst das Elend derselben und ihre Hinnei—⸗ gung zu den scheußlichsten Verbrechen.

Der Standard berichtet, daß der Erbe des vor kurzem ver— storbenen Baron de Bode, Baron Clemens de Bode, entschlossen sei, den bekannten Prozeß, den der Verstorbene mit der britischen Regie⸗ rung geführt hat (wegen Entschädigung für konfiszirte Güter im Elsaß), mit aller Energie zu betreiben und bis zur äußersten Instanz durchzuführen. Er wird aus Rußland erwartet, wo seine Frau in diesen Tagen in Folge des aufgereizten Zustandes, in den sie durch die Besorgniß um den Ausgang des Prozesses versetzt worden war, gestorben ist.

Der Morning Post zufolge, sind wieder zwei Individuen von Bildung, ein Geistlicher, Namens Gordon, und ein ehemaliger Lehrer an der Universstät Cambridge, Herr Paley, zum Katholizismus über⸗ gegangen; Beide waren schon seit längerer Zeit als Freunde der puseyi⸗ tischen Glaubens⸗Richtung bekannt.

Der sardinische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf de Pollon, ist am 21sten d. M. hier gestorben.

Der neue General-Gouverneur von Kanada, Lord Elgin, wird sich am 4. Januar nach Boston einschiffen und von dort zu Lande nach Montreal gehen.

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Brüssel, 28. Dez. Die Statuten der Ausfuhr⸗Handelsge⸗ sellschaft sind genehmigt und festgestellt; die Gesellschaft wird sich mit der Ausfuhr aller belgischen Gewebe, mit Ausnahme der gewalkten, beschäftigen. Das Kapital beträgt 6 Millionen in 12,000 Actien, jede zu 590 Fr. Die Regierung übernimmt 4000 Actien, mithin sür 2 Millionen, und verbürgt die Zinsen der übrigen 4 Millionen zu 11 pCt. auf die drei ersten Jahre. Mittelst ciner Klausel löst sich die Gesellschaft auf, falls ein Drittel des Kapitals verloren ginge, und in diesem Falle leistet der Staat auf jene zwei Millionen Verzicht.

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Nom, 19. Dez. (N. C.) Die für gestern bereits angesagte Illumination wegen der Kardinalswahl hat nicht stattfinden dürfen, weil Monsignore Baluffi, der Bischof von Imola, der als die prima creatura di Pio IX. angesehen werden soll, noch nicht in Rom ge— genwärtig ist und der allerdings anwesende zeitherige Governatore Marini auf diese besondere Ehre doch keine Ansprüche machen kann. Die Abneigung, die sich bei dieser Gelegenheit gegen Letzteren aus⸗ spricht, ist groß. Bei seinem ersten öffentlichen Erscheinen war ihm eine sehr zu mißbilligende Demonstration zugedacht. Da er dies er⸗ fuhr, ließ er den Direktor der Gasbeleuchtung aus dem Caffé nuovo (dem Sammelplatze der hiesigen Politiker) zu sich entbieten und er⸗ suchte ihn deshalb aufs dringendste um seine Verwendung, man möge wenigstens die Würde schonen, mit der er bekleidet werde. Uebri⸗ gens liefert die Marinische Angelegenheit einen deutlichen Beweis, wie starke Wurzeln die Anhänglichkeit an Pius' 1X. Ideen bereits geschlagen hat. Als Marini unter Gregor's Regierung zum Gover⸗— natore erhoben wurde, sprach sich allgemeine Freude über diese glück— liche Wahl aus, und man hegte von seinen ausgezeichneten Talenten und seinen liebenswürdigen Eigenschaften die schönsten Erwartungen. Und wodurch hat er diese allgemeine Zuneigung in so kurzer Zeit verloren? Nicht durch die eigentliche Verwaltung seines Amtes, son⸗ dern einzig und allein durch seine Anhänglichkeit an das alte System und die Bevorzugung von Prinzipien, welche mit den reformatori— schen Bestrebungen Piue' 18. in Widerspruch stehen. Wenn man behauptet, die Stellung Sr. Heiligkeit sei eine schwierige, so ist dies allerdings wahr; allein der Grund dieser Schwierigkeit liegt theils in der gewaltigen Menge der durch eine Masse, veralteter Gewohnheiten und Einrichtungen verjährten und gleichsam ein⸗ gebürgerten Hindernisse, theils, da der offene Widerstand nichts fruchten kann, indem an diesem und jenem Punkte versuchten gehei—⸗ men Gegenwirken und dem Intriguenspiel der geheimen Freunde des alten Systems, die Alles aufbieten, um den Papst von dieser und jener nothwendigen Verbesserung wenigstens für den Augenblick noch abzuhalten. Ein Punkt, der besondere Berücksichtigung verdient, ist der Zustand, in dem sich die Gefangenen in mehreren größeren Straf⸗ Anstalten durch die üble Verwaltung einiger daselbst angestellten Per⸗ sonen befinden. Einen Beleg hierüber giebt Folgendes: Der Gefan⸗ genwärter am Detentionshause in Spoleto wurde, bereits im Jahre 1841 seiner Stelle entsetzt, weil er die seiner Obhut an⸗— vertrauten, meist politischen Gefangenen aufs härteste, behan- delt hatte. Gleichwohl hat man es durch allerlei falsche Vorspiegelungen in neuester Zeit dahin zu bringen gewußt, daß demselben sein früherer Posten wieder eingeräumt ward. Ferner befindet fich die Leitung der Gesängnisse in Ancona in den Händen des Capitains C. und die des Strafhauses in Civitavecchia in denen des Capitains M., während man von beiden Herren allge⸗ mein die Ueberzeugung hegt, daß sie mit den Lieferanten verdecktes Spiel treiben und die Gefangenen rücksichtlich der ihnen angewiese⸗ nen Alimente auf eine schonungslose Weise behandeln. Doch darf man mit Zaversicht erwarten, daß auch diese Uebelstände bald zur genauen Kenntniß Sr. Heiligkeit gelangen werden, wo alsdann die gewünschte Verbesserung zuversichtlich eintreten wird. .

So lange der Schnee und die Regengüsse fortdauern, wird täg= lich den Arbeitern in der Campagna, die in dieser Zeit unthätig blei⸗ ben müssen, hinlängliches Brod vom Governo unentgeltlich gereicht und am Campo⸗vaccino vertheilt.

Griechenland.

ünchen, 28. Dez. Die neueste griechische Post (vom 13. 8 * viele Briefe aus Athen überbracht, die nun seit gestern in Umlauf sind. Am 12ten war Prinz Luitpold von Bayern (wie bereits erwähnt) im Piräeus auf dem ihm nach Syra entgegengesendeten Dampfschiffe „König Otto“ eingelau⸗ fen. Obschon der Prinz noch Quarantaine halten mußte, ist doch in allen Briefen hauptsächlich von seiner glücklichen Ankunft unter hef⸗ tigem Sturme die Rede, so wie von den Ehren und Festlichkeiten,

bie ihm in Athen selbst bereitet wurden. Es wird ausdrücklich her⸗ vorgehoben, daß die ganze Bevölkerung der Hauptstadt (nur we⸗ nige Individuen ausgenommen, deren Thun und Treiben durch die heftigsten Organe der oppositionellen Presse hinlänglich bekannt wird) darin wetteiferte, ihre Freude über die Ankunst des erlauch⸗ ten Gastes zu erkennen zu geben. Prinz Luitpold erhielt in der Quarantaine alsbald einen mehrstündigen Besuch des Königs und der Königin. Die eiste Begegnung der erlauchten Brüder nach einer zehnjährigen Trennung mag für die wenigen Zeugen wohl die rüh⸗ rendste gewesen sein. Nach langer und innigster Umarmung schienen sich dieselben erst wieder der Anwesenheit der Königin zu erinnern. Prinz Luitpold selbst war, trotz der Anstrengung einer Seereise bei unfreundlichstem Wetter, vollkommen wohl und soll mit seinem Aus⸗ flug nach und durch Aegypten höchst zufrieden sein. Nach Syra war ihm, außer dem Königlichen Adjutanten, General Bussos, der baye— rische Gesandtschafts⸗Secretair Faber entgegengereist. Auf der Ueber⸗ fahrt wurde Poros berührt, und als die Anwesenheit des Prin⸗ zen bekannt wurde, drängte man sich herbei, ihm alle Zei⸗ chen von Ehrerbietung und Freude zu erkennen zu geben. Wir glauben darauf ausdrücklich aufmerksam machen zu müssen, weil sin Folge einer Menge offendar ganz unbegründeter Gerüchte leicht den Artikeln einzelner griechischer Oppositionsblätter ein größeres Gewicht beigemessen werden dürfte, als sie es verdienen. Kammer und Senat beschäftigen sich unter dem übichen Parteigezänke noch immer mit der Dank⸗Adresse.

Die Guillotine setzt mit ihrem Gefolge ihre wohlthätige Rund⸗ reise fort, zum Schrecken des Gesindels, zum Trost für die Richter, deren Urtheile künftig nicht mehr unvollzogen bleiben werden, und zur Beruhigung des Volks, das nunmehr an die Wahrheit des ver⸗ heißenen gesetzlichen Schutzes gegen Räuber und Mörder ernstlich zu glauben beginnt. Zuletzt war die Maschine auf Negroponte (Euböa) thätig, wo mehrere Verbrecher seit Jahren der Vollziehung des über sie verhängten Todes-Urtheils harrten. Zu Chalkis, der Hauptstadt dieser wichtigen Insel, wurde in den letzten Tagen zu nicht geringem Aufsehen ein Priester guillotinirt, welcher des Verbrechens getriebener Piraterie c. überwiesen worden war, eines Verbrechens, in welchem der griechische Inselbewohner bekanntlich nur ungern etwas Straf— würdiges erkennt. Gleichwohl fand die Execution ohne den mindesten Störungsversuch statt, ein sicheres Zeichen von dem erlangten An— sehen der Gesetze und der erstarkten Kraft der Regierung.

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Trapezunt, 29. Nov. (A. 3.) Es ist schwer, aus den sich widersprechenden Nachrichten über die Richtung der Cholera und die Verheerungen, die sie in Persien angerichtet, etwas Gewisses zu ent⸗— nehmen. Die Angabe, daß in Teheran 7060 Opfer gesallen, steht noch am genauesten im Verhältniß zu der dortigen Bezölkerung. Die Zahl der in Tauris an dieser Seuche gestorbenen Menschen wird auf 9 bis 10,900 angegeben. Das Gouvernement von Tauris, wo seit dem 10ten d. keine weiteren Erkrankungen vorgekommen, hatte auf der Straße nach Teheran eine Quarankaine errichten lassen, wo der Reisende, der sich eben der Räucherung nicht unterziehen wollte, sich davon mit 5 Piastern (etwa 10 Sgr.) loskaufen konnte. Nach den neueren Angaben soll die Seuche sich in Urumie und Choi (dies eine auf der Karawanenstraße nach Erzerum gelegene Stadt) gezeigt haben, jedoch mit bedeutend geringerer Intensität als zu Tauris. In Bagdad sollen 7000 Menschen daran gestorben sein. Von Bagdad aus er— reichte sie neulich Mossul, wo sie aber gelind auftrat. Die Richtig⸗ keit der Angabe, daß sie auch in der russischen Provinz Eriwan aus⸗ gebrochen, wird bezweifelt. Außer der Cholera wurde Persien in diesem Jahre von einem Einfalle der Turkomanen heimgesucht, die bis Asterabad vordrangen, aber durch russische, auf dem Kaspischen Meere kreuzende Kriegsschiffe zum Rückzuge gezwungen wurden. Der eingetretene Winter, wo sie gewöhnlich mit ihren Heerden nach den Ebenen von Chiwa ziehen, mag sie ebenfalls von weiterem Vorrücken abgehalten haben.

Beder Chan Bey, der berüchtigte Kurden-Häuptling, der zwi— schen Diarbekir und Mossul zu Bitlis residirt, scheint einen förm⸗ lichen Vertilgungskrieg gegen bie Nestorianer führen zu wollen, deren er bis jetzt, wie es heißt, 4000 hat hinschlachten lassen. Möge es der Pforte gelingen, diesen Metzeleien Einhalt zu thun und über⸗ haupt die aufrührerischen Kurden-Häuptlinge endlich einmal zu Paa— ren zu treiben. Von einigen ausgiebigen Maßregeln und Rüstungen ist aber leider nichts zu vernehmen. Ali Pascha, der kürzlich mit dem österreichischen Dampfboote von Konstantinopel nach Samsum kam, um an seinen Bestimmungsort als Gouverneur nach Harput zu reisen, wurde unterweges übersallen und sammt seinem Gefolge, mit alleiniger Ausnahme der Frauenzimmer, umgebracht. Hieraus läßt sich wohl die Sicherheit der Straßen in diesem Theile des osmani— schen Gebiets beurtheilen. ;

Arif Pascha, der bekanntermaßen von der Pforte vor ein paar Monaten nach Erzerum geschickt wurde, um die Untersuchung der dem persischen Minister Mirsa Taki widerfahrenen Insulte zu leiten, be⸗ findet sich seit einigen Tagen, von Erzerum kommend, in der hiesigen Quarantaine. Soviel man weiß, besteht das Ergebniß der Unter⸗ suchung darin, daß sechs Muselmänner als Hauptschuldige gefänglich eingezogen worden und die Entscheidung der Pforte bezüglich des über sie verhängten Urtheils, welches auf Tod lauten soll, erwarten. Mirsa Taki dürfte bald nach Teheran zurückkehren und, die erzerumer Konferenz sich dergestalt faktisch auflösen. Bei Gelegenheit jener Untersuchung zeigte sich wieder der Haß der Osmanen gegen die Perser in seiner ganzen Stärke. Wahr ist es, daß Letztere von den Ersteren mehr als die Christen selbst gehaßt und verachtet werden. Die Osmanli sagen, die Ehristen hätten wenigstens das Evangelium, was auch von ihnen bis zu einem gewissen Punkte heilig gehalten wird, die Perser hätten ader gar kein heiliges Buch Gitab)B, denn auf einer Seite folgten sie dem Koran und auf der anderen verleug⸗ neten sie ihn. So dulden die Osmanli nicht die eheliche Verbindung ihrer Töchter mit den Persern,. ;

Es war im Werk, eine französische Kolonie bei Battun (östlich von hier gegen die russische Provinz Guriel und sechs Stunden weit von Adschera) zu bilden. Die Haupt-Unternehmer oder Leiter waren die Herren Montandon und Nicot. Sie kamen auch bis Konstan⸗ tinopel, wo ein Zwist unter ihnen entstand. Die Actionaire klagten über die unrichtige Verwaltung der Gelder und erwirkten Beschlag⸗ nahme sowohl der noch vorhandenen Baarschaft, als der angekauften Geräthschaften. Herr Montandon kam indessen hierher und fuhr vor ein paar Wochen in Begleitung seiner Familie und mit noch drei bis vier Personen wirklich nach Battun ab, um die beabsichtigte Nieder⸗ lassung zu Stande zu bringen, was jedoch sehr problematisch zu sein

scheint.

Me xi k o.

Paris, 26. Dez. Die Streitfrage zwischen den Vereinig ten Staaten und Mexiko nimmt, nach Briefen aus New⸗-Nork vom 4. Dezember, einen immer ernstlicheren Charakter an. Der Kampf geht jetzt eigentlich eist recht an, und Niemand vermag noch vorher⸗ zusehen, wie er ausgehen wird. Die Tribüne, ein new-⸗yorker

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Blatt, kündete am 2. Dezember an, sie habe aus guter Quelle er⸗ fahren, der General Scott habe erklärt, wenn die von der Unions⸗ Regierung abgesendeten Verstärkungen und Kriegs- und Mund vor- räthe zur rechten Zeit an Ort und Stelle einträfen, so werde der Friede mit Mexiko im nächsten Monat Juli abgeschlossen sein. Dies wäre schon eine sehr lange Zeit, allein Alles läßt sürchten, daß die von dem General angesetzte Frist noch zu kurz sein dürfte. Die von Santana eingeschlagene Taktik läßt allerdings annehmen, daß es zu einer entscheidenderen Schlacht kommen wird, als die bisher geliefer⸗ ten waren. Indem der mexikanische General Tampiko und Sal⸗ tillo preisgab und alle verfügbaren Streitkräfte des Landes unter seinen Banner zu San Luis de Potosi vereinigte, beabsichtigte er offenbar einen großen Hauptschlag auszuführen. Reifliche Ueberlegung und Eitelkeit zugleich mögen ihn bei Annahme dieses strategischen Planes geleitet haben. Seine Landeleute haben ihm den Beinamen Napoleon gegeben, und, in dem Wunsche, diesen ruhmvollen Titel auch zu verdienen, glaubte er wohl auch die napo⸗ leonische Taktik annehmen zu müssen, welche darin bestand, mit gio⸗ ßen Massen und durch unvorhergesehene, mit Blitzesschnelle geführte Schläge zu agiren. Es scheint, Santana möchte sein Marengo oder sein Austerlitz haben. Ginge diese Hoffnung seines Ehrgeizes in Ei⸗ füllung, gelänge es ihni, den General Taylor mit, übenle⸗ genen Streitkraͤften zu erdrücken, so könnte eine völlige Aen⸗ derung in dem Schicksale des Krieges eintreten. Santana könnte dann in der That vielleicht noch früher gegen Matamoras und Tampiko rücken, als die dem General Scott bestimmten Verstär⸗ kungen eintreffen könnten, und es wäre ihm dann wohl auch nicht schwer, diese beiden nur von schwachen Besatzungen vertheidigten Städte wieder zu nehmen. Ein solcher Erfolg müßte natürlich einen ungeheuren Eindruck auf die Gemüther in Mexiko hervorbringen, die moralische Kraft der Mexikaner wieder in einem Grade aufrichten, daß den Vereinigten Staaten nur die Wahl bliebe, entweder auf jedes Invasions-Projekt für die Zukunft zu verzichten oder hundert⸗ tausend Mann auszuheben und zweihundert Millionen Dollars wei⸗ ter zu Fortsetzung des Krieges aufzuwenden. Eine solche Aus⸗ sicht wäre für die Vereinigten Staaten eben nicht ermuthi— gend, möchten dieselben nun aus nationalem Stolze zu ei— ner solchen außerordentlichen Anstrengung sich entschließen oder die Sache ganz aufgeben. Allerdings kann auch Santana die Par⸗ tie verlieren. Wenn General Taylor so klug ist, sich mit seinen ge— ringeren Streitkräften nicht einer offenen Feldschlacht auszusetzen, son= dern den Feind hinter den Wällen von Monterey zu erwarten; und wenn auf der anderen Seite der General Wool mit seinem Corps von Chihahua aus nach Monterey kommt, der General Scott aber mit imposanter Macht schnell landet, so kann Santana zwischen zwei Feuer kommen. In diesem Falle liefe er große Gefahr, geschlagen zu werden. Weicht er einem Kampfe aus und beweikstelligt feinen Rückzug nach Mexiko, so läuft er Gefahr, von den drei vereinigten Armee Corps der Nord Amerikaner ver⸗ folgt zu werden, und würde er geschlagen, so ließe er den Weg nach der Hauptstadt vertheidigungslos offen vor einem Feinde, der zahlreicher und furchtbarer wäre, als je. Das Schlimmste aber für die Freunde des Friedens und der Civilisation ist, daß, mag nun Santana gewinnen oder verlieren, daraus wahrscheinlich noch die Beendigung des Krieges nicht folgen wird. Weder aus dem Siege, noch auch aus der Niederlage der Nord-Amerikaner, würde ein Friedens Vertrag erwachsen. Der Krieg ist unverkennbar in Mexiko ein nationaler geworden. Der Haß gegen das Ausland wurde bis zum Fanatismus erhöht durch die zu Palo Alto und Monterey er⸗ littenen Niederlagen. Die ganze Bevölkerung glüht von Rachedurst. General Almonte spricht in einem Schreiben an einen Freund in New ⸗-Aork das folgende Wort, das fast wie eine Prophe— zeiung klingt: „Der Mann, der jetzt in Mexiko von Frie⸗ den zu sprechen wagte, soll erst noch geboren werden.“ Man könnte dieses Wort vielleicht für eine jener Uebertreibungen an— sehen, die in der castilianischen Mundart so häufig vorkommen. Al⸗ lein abgesehen davon, daß der bekannte Charakter des Generals Al⸗ monte eine solche Annahme nicht zuläßt, so bestätigen auch andere Briefe aus Mexiko von Ausländern, die vermöge ihrer Stellung ganz kompetent sind, die metaphorische Wahrheit der Aeußerung des Ge— nerals Almonte. Die Hauptkraft Mexiko's besteht in der Kriegslust seiner Bewohner, die seit lange ihrer großen Mehrzahl nach die friedlichen Beschäftigungen des Handels und Ackrbaues vernachläs⸗ sigt haben, um auf Bürgerkrieg und Pronunciamientos zu spekuliren. Seit vierzig Jahren ist es den Mexifanern zur Hauptbeschäftigung geworden, sich mit einander herumzuschlagen, und wenn sie nun alle zusammen sich gegen den gemeinschaftlichen Feind schlagen, so kommen sie dabei nicht aus der Gewohnheit. Ich behalte mir vor, auf die⸗ sen Punkt noch einmal zurückzukommen, und füge nur heute, noch bei, baß am 1. Dezember zu Washington wirklich das Gerücht ging, Santana habe sich mit allen seinen Streitkräften von San Luis de Potosi zurückgezogen, in der Absicht, dieselben um Mexiko selbst zu konzentriren, das er befestigen wolle. Man fügte bei, diese Bewe⸗ gung habe den Verdacht gegen ihn erregt, er strebe, trotz aller Be⸗ theuerungen vom Gegentheil, doch nach der Diktatur. Auch hätten zu San Luis de Potosi mehrere Offiziere sich gegen ihn erhoben, mit der Erklärung, er sei ein gefährlicherer Feind für die Freiheit von Mexsfo, als die „wilden“ Nord⸗Amerikaner. Einmal im Besitze von Mexiko würde Santana mit der Union seinen Frieden schließen, besonders wenn diese ihn gut bezahlt. Indeß verdienen diese Ge⸗ rüchte, die vom Posthause in Washington ausgegangen waren, kei⸗ nen Glauben, und diejenigen, welche auf Santang's Ehrgeiz derglei⸗ chen Berechnungen machen, dürsten sich gewaltig getäuscht finden.

Ei senbah nen.

Die bereits (in der vorgestr. Allg. Pr. Ztg.) erwähnte Be⸗ kanntmachung, betreffend den Transit auf der Berlin- Hamburger Chaussee und die Waaren-Durchfuhr durch dae beiderstädtische Ge⸗ biet und die Stadt Hamburg, d. d. 22. Dezember d. J., die sowohl für Holstein als für Lauenburg erlassen ist, lautet, wie folgt:

1) Durch den Vertrag vom 8. November 1841, Art. 24, ist die bis- herige vertragsmäßige Zollfreiheit für den Transit von und nach Preußen auf der durch die Herzogthümer Holstein und Lauenburg führenden Abihei-= lung der Berlin-Hamöurger Chaussee, von der Eröffnung der Berlin Hamburger Eisenb ahn an gerechnet, aufgehoben, und tritt mit diesem Zeispunkte die Gleichstellung der genannten Chanssee mit der Eisen— bahn in Ansehung des Durchgangezolles ein. In Uebereinstimmung hier- mit wird auf der Chaussee erhoben an Durchgangs-Abgaben von 109 Pfund Brutto hamburger Gewicht: a) In der Regel. Der allgemeine Transitzoll von fünf Schillingen nebst 6 Pre- zent Sporteln von dieser Abgabe, unter Aufrechthaltung der beste⸗ henden Befreiungen (Sammlung der Verfügungen, Abtheilung 1, Nr. 3, pro 1846). bP) Aus nah msweise. Von allen transitirenden Gegen- ständen, welche aus Preußeu kommen oder dahin gehen, von wo sie auch weiter herkommen mögen, oder welches auch ihre weitere Bestimmung sei: Ein Schilling Courant. Abgabenftei transitiren von den unter b. genann-. ten Gegenständen nur: 4) Steinkohlen, 2) das Passagiergut der Reisenden

und deren Wagen. Hinsichtlich der Verifieatien des im Durchgangs- Zoll ermäßigten Traneits von und nach Preußen (Linr. b.) verbleibt es bei der Belannimachung vom 20. Juni 1839, mit der Atänderung jedoch, daß die obengedachte Abgabe in Gemäßheit des §. 7 der Verordnung vom 6. Oltober 1810 bei demjenigen lauenburgischen oder holsteinischen Zoll. Amte erhoben wird, welches die Waaren beim Ausgang in die Fremde zu⸗= letzt berühren.

2) Alle Waaren Transporte, welche auf der Achse mittelst det genann- ten Chaussee durch das beiderstädtische und das hamburger Gebiet, so wie durch die Stadt Hamburg, in die Königlich dänischen Staaten eingefühn oder aus den Königlich dänischen Staaten durch die Stadt Hamburg, deren Gebiet und das beiderstädtische Gebiet auf die Chaussee geführt werden sollen, haben, welches auch ihre weitere Bestimmung sei, und von wo sie auch herkemmen mögen, auf dreißig Jahre, vom Tage der Eröffnung der Chaussee angerechnet, eine Befreiung von allen Abgaben und Belastigungen zu gewärtigen, mit alleiniger Ausnahme des auf keinen höheren Belauf als fur die beiderstädtischen und hamburgischen Unterthanen und zwar gegen- wärtig nachstehende maßen bestimmten Wege und Brückengeldes: a) im beiderstädtischen Gebieie: an Brückengeld für Frachiwagen für jedes Pferd 3 L. Sch., ferner das tarifmäßige Chausseegeld b) im ham burgischen Gebiete: an Wegegeld in Hamm und Horn für jedes Pferd LCSch., an Brückengeld für jeden beladenen vierspännigen Wagen: beim Eingange 4 L. Sch., beim Ausgange 4 L. Sch. Bei dem von jeder anderen Konirolle, als einer ctwa beizugebenden Begleitung befreiten Durchzug durch die Stadt Hamburg und deren Vorstadt, haben die erwähnten Trans- porte die Wegestrecke vom hamburgischen Dammihor über die Eszlanade, die Lombards? Brücke, den Wall, durch das Steinthor und die Vorstadt St. Georg nach dem Berliner Thor einzuschlagen. Die Transporte sind am Thore zu melden, und dürfen die Wagen auf dem bezeichneten Wege weder sich aufhalten, noch etwas ab- oder zuladen.

Voistehendes wird hierdurch unter Aufhebung der Bekanntmachung vom 30. Januar 1838 zur öffentlichen Kunde gebracht.

zerlin-Anhaltische Eisenbahn.

Im Monat November c. sind auf der Berlin -Anhaltischen Eisen- balin befördert worden:

20,983 Personen ,, 22.950 Rthlr.

80, 251 Centn. Frachtgut - ...... 17, 157 ö Summe. 40,1097 Rihlr.

Einnahme bis ult. Oktober c...... 605, 643 3

Total 645,750 Rithlr.

Niederschlesisch- Märkische Eisenbahn.

Bei der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn betrugen die Ein- nahmen im Monat November 1846:

1) 55,927 Personen, wosür eingenommen ö 62, 865 Rthlr. 14 Sgr. 6 Pf. 2) Für Passagier- Gepäck- Uebergewicht

2334 * 14

ging ein...... n

8) * 63 Equipagen -...... . 651 . 3, A) * 5.962 Ger. 28 Pfd. Eilsracht- 4,0626 . 1 50 „107, 192 Ert. 81 Psd. Frachigut.... 48, 207 1 6) » Vieh- Transport ...... 1214 . 1 7) » Extraordinaria ...... 384 1

Summa 119,682 Rihlr. 15 Sg. 2 Et.

Handels- und Görsen- nachrichten.

Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 31. Dezember 1846.

Zu Lande: Roggen 2Nthlr. 26 Sgr. 7 Pf., auch 2 Rthlr. 18 Sgr.; große Gerste 1 Rthlr. 27 Sgr. 7 Pf.; Hafer 4 Rthlr, 14 Sgr. 5 Pf., auch 1 Rihlr. 9 Sgr. 7 Pf. Eingegangen sind 31 Wispel.

Zu Wasser: Weizen (weißer) 3 Rihlr. 7 Sgr. 2 Pf., auch 3 Rthlr. 3 Sar. 7 Pf. und 2 Rihlr. 26 Sgr. 5 Pf; Roggen 2 Rihlr, 22 Sgr.

10 Pf., auch 2 Rthlr 20 Sgr. 5 Pf.; große Gerste 2 Rthlr., auch 1 Rthlr. 27 Sgr. 7 Pf.; Hafer 1 Rihlr. 14 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rihlr. 9 Sgr.

. 3 Pf. . Mittwoch, den 30. Dezember 1846.

Das Schod Stroh 7 Rihlr., auch 6 Rthlr. Der Centner Heu 4 Rthlr., auch 20 Sgr.

Kartoffel ⸗Preise. Der Scheffel 1 AAthlr., auch 22 Sgr. 6 Pf. Branntwein ⸗⸗Preise. Die Preise von Kartoffel⸗Spiritus waren am

185. Dezember 1846 287 29 Rihlr.

19. y 2898 298 * . .

21 ; . 29 . frei ins Haus 22 y , geliefert 23 y 29 *

24 y y 29 y

pr. 2090 Ouart 3 54 6 oder 10,800 0 nach Tralles. Korn-Spiritus: ohne Geschäft. Berlin, den 24. Dezember 1846.

Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

Danzig, 29. Dez. (A. Pol. 3tg.) Am 1. Januar d. J. lager= ten am hiesigen Platze: 22, 138 Last Weizen, 268 . Noggen, 67 L. Gerste, 31 L. Hafer, 242 L. Erbsen, 164 L. Leinsaat, 49 L. Rüb- und Rappsaat und 500 L. Weizen- und Roggenmehl, in Summa 23 459 Last; es wur- den im Laufe diefes Jahres von hier verschifft: 24,768 Last Weizen, S64 Last Roggen, 9 L. Gerste, 15 L. Hafer, 1965 L. Erbsen, 165 L. Leinsaat, 126 L. Rüb- und Rappsaat und 22 L. Mehl, zusammen 27,034 Last; am Schlusse d. J. bleiben im Bestande: 8064 Last Weizen, 141 L. Roggen, 28 L. Gerste, 29 L. Hafer, 103 L. Erbsen, 25 L. Leinsaat, 1221 L. Rub- und Rappfaat, 13 L. Wicken und 150 L. Mehl, zusammen 9774 Last.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 28. Dez. Niederl. wirkl. Sch. 593. 59h Span. 21 * 395 d0. 37 * Pass. 5. Ausg. —. Zins. . Preuss. Pr. Sch. Poln. —. 195 Russ. IHepe 89.

Antwerpen, 27. Dez. Linsl. Neue Anl. 21.

Frankfurt a. M., 29. Dez. 536 Met; 108 6. Pant 1965 1903. Bayr. Bank Actien 657 Rr. Ilope S8 G. Stiegl. S7 1 6. Poln. 300 FI. 973 G9. do. Soo FI. 791. 79.

Bank-Aoetien p. ult.

lat. 593. 7.

Fusgl. Russ. 105. 3.

London, 26. Dez. Cons. 396 915. z. Belg. Neue Anl. 26. 26. Peers 5. I. Aa. Sch. 173. 17. 2376 non 616. 60. 45 a. * 92. Port. 385. 373. Eußgl. Russ. Kras. 88. 864. Chili —. Mex. 245. 241.

peru 38. 36.

Hamburg, 39. Dez. Rank-Aetien 1570 kr.