1847 / 4 p. 3 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

wenig Glauben fanden, so fingen die Course um 23 Uhr sich wieder 3269 an und blieben am Schlusse fest, wenn auch niedriger als ern.

Die Gazette de France bringt folgende Nachricht: „Man weiß, daß das diplomatische Corps die Gewohnheit hat, dem Könige in den Tuilerieen am Neujahrstage Glück zu wünschen. Der päpst⸗ liche Nuntius spricht in der Regel im Namen seiner Kollegen, und bisher hat er das Wort stets geführt. Auch in die sem Jahre hielt das diplomatische Corps eine Zusammenkunft, um jene Anrede zu ent⸗ werfen. an deren Ende sich eine Anspielung auf die spanischen Heirathen be⸗ fand. Frankreich, bieß es darin, erfreue sich bereits der glücklichen Wirkun⸗ gen, die jenes Ereigniß seinen internationalen Beziehungen bereite. Lord Normanby, der jener Konferenz beiwohnte, sah sich bei diesem Schlusse zu der Erklärung veranlaßt, daß er zwar sehr gern in die persön⸗ lichen Glückwünsche, die sich aus jenen Heirathen sür die Familie Ludwig Philipp's herleiten ließen, einstimme, nimmermehr aber zuge— ben könne, daß man diesen Wünschen einen allgemeinen Sinn unter⸗ lege. Seine Regierung habe in dieses Ereigniß nicht gewilligt, er werde daher sich von der öffentlichen Neujahrs-Deputation zurück⸗ ziehen, wenn man diese Phrase nicht streiche. Diese Erklärung wurde natürlich dem Könige hinterbracht, und auch Herrn Guizot wurde der Glückwunsch im Manuskript zugestellt. Der Eindruck, den diese Pro⸗ testation hervorgebracht, soll ein sehr übler gewesen sein. Doch hat der englische Botschafter seinen Willen durchgesetzt, und der Neu— jahrswunsch des diplomatischen Corps wird der spanischen Heirathen nur als eines häuslichen Ereignisses erwähnen.“ .

Unter den 459 Deputirten, welche die jetzige Kammer bilden, zählt man 66 Advokaten oder Notare, 7 Aerzte, 44 theils in Ruhe⸗ stand versetzte, theils im aktiven Dienste stehende Militairs, 52 Ver- waltungs⸗Beamte, 13 Civil⸗Ingenieure, 27 Handelsleute und Ban⸗ quiers, 8 Fabrikanten und Manufakturisten, 8 Eisenhüttenbesitzer, 6 Minister, 15 Mitglieder des Instituts, 5 Diplomaten und 6 Literaten, worunter 3 Haupt⸗Redacteure von Tagesblättern. Die 115 übrigen Deputirten sind größtentheils Gutebesitzer.

Man versichert, daß sich in diesem Augenblicke eine Gesellschaft zu dem Zwecke bilde, unter dem Titel eines Depots die Actien der Nordbahn gegen eine Versicherungs-Police anzunehmen, welche an der Börse wie die Actien selbst verhandelt werden könnte. Die Ge— sellschaft will den deponirenden Actionairen 4 pEt. Zinsen zum Course von 700 Fr. oder 30 Fr. für die Actie zahlen; sie will die Aetien erst in 10 Jahren zurückgeben und mit den Actionairen die Prämie, welche sich als Gewinn ergeben könnte, theilen. Diese Maß regel, wozu, wie man sagt, die Eisenbahn-Gesellschaft selbst und Herr von Rothschild die Hand reichen, soll dazu dienen, die Krisen, welche die Einzahlungen veranlassen, zu verhüten und die Grundlage, worauf diese große Unternehmung beruht, zu befestigen.

Der Königliche Gerichtshof in Douai hat das Urtheil des liller Tribunals in dem Prozesse wegen des Eisenbahn-Unfalls bei Fampoux dahin geändert, daß er den Bahn-Inspektor und Maschinisten zwar ebenfalls freigesprochen, die Ingenieure Petiet und Duthoit aber we— gen Unvorsichtigkeit und Nichtbeachtung des Reglements, Ersteren zu 15 Tagen Gefängniß und 3000 Fr. Strafe, Letzteren zu 15 Tagen Gefängniß und 100 Fr. Buße verurtheilt.

Odilon Barrot ist am 9. Dezember von Kahira zu Alexandrien angekommen und hat sich Tages darauf nach Triest eingeschifft. Meh— med Ali hatte ihn aufs freundschaftlichste aufgenommen.

Aus Pernambuco in Brasilien wird geschrieben, es sei dort ein gefährliches Neger-Komplott entdeckt und unterdrückt worden. Die Schwarzen wollten aus Pernambuco ein zweites Haiti machen. Zum Auebruch der Verschwörung war der Weihnachtstag be— stimmt. Dem Journal du Havre wird darüber von dort geschrieben: „Die Neger hatten hier eine Association unter re— ligiösem Charakter gebildet, deren Haupt ein Kreole, mit Namen Agostinho Joseph Pereida, die Keckheit hatte, die Ankunft des wahren Messias zu verkünden. Dies war aber nur ein Varwand zu einer Verschwörung unter den Schwarzen, die unter dem Mantel der Re— ligion ihre Zwecke durchführen wollten. Es lag nämlich in ihrem Plane, eine soziale Regierung zu organisiren, so daß Pernambuco ein zweites Haiti werden sollte. Es fand sich an ihren Zusammenkunfts⸗Orten Proclamationen und andere Sachen vor, welche auf die haitische Revolution Bezug hatten. Die Verschwörung sollte zu Weihnachten ausbrechen, allein die Polizei entdeckte sie bei Zeiten. Der Leiter der Verschwörung, dessen Vater 1825 hingerichtet wurde, und die einflußreichsten Mitglieder der Association sind im Kerker, und jede nöthige Maßregel wurde getroffen, um die Ausführung ihrer verbrecherischen Absichten zu verhüten.“

Das Journal des Débats läßt sich über die Tarif⸗Revisions⸗ Pläne folgendermaßen vernehmen: „Die Zolltarif⸗Frage veranlaßt in diesem Augenblick eine gewisse Sorge im Lande. Es verbreitet sich das Gerücht, daß die Verwaltung sich anschicke, einen Tarif aufzu— frischen, dessen Hauptbestimmungen auf 1822 oder selbst auf Kaiser⸗ liche Dekrete oder Dekrete des Konvents zurückgingen. Es bedurfte nicht mehr, um eine wirkliche oder künstliche Besorgniß in mehreren unserer Manufaktur⸗Bezirke zu erzeugen. Doch ist wohl nichts na— türlicher, als die Voraussetzung, daß ein System, das gut sein mochte, als unsere Industrie noch in der Kindheit war, jetzt nicht mehr paßt, wo die von ihr erreichten Fortschritte bewunderungswürdig sind und die Vollkommenheit unserer Produkte zu Tage liegt. Es giebt nichts Einfacheres, als einzusehen, wenn man durch eine lange Erfahrung aufgeklärt worden, was gewisse Uebertreibungen dem Lande, den Pro= duzenten wie Konsumenten gekostet. Die Verwaltung konnte also mit gutem Gewissen denken, daß der Augenblick gekommen sei, den Zoll tarif zu revidiren, ohne daß Jemand dadurch überrascht oder unruhig zu werden brauchte. Worauf stützt man sich aber, um anzunehmen, daß das neue Zollgesetz subversio sei, und daß die Regierung gegen unsere Manufakturen schlimme Pläne beabsichtige? Bisher waren die von ber jetzigen Verwaltung vorgeschlagenen Zollgesetze keine verwe— gene. Viele Personen, welche auf Seiten des Ministeriums stehen, fanden sogar, daß sie durch ein entgegengesetztes Uebermaß mangel⸗ hafter seien, und reklamirten gegen das, was ihnen zu zaghaft schien. Wenn wider alles Erwarten das Ministerium, das in keiner Bezie= hung das Gewagte liebt, einen verwegenen Zolltarif vorschlüge, so sind die Kammern da, um hier Abhülfe zu bringen. Die, welche 1845 zum Vortheil dessen, was man die National-Ärbeit nennt, die über⸗ mäßigen Zölle votirten, die heute noch den Oelsaamen belasten, sind in der Deputirten⸗-Kammer noch sehr zahlreich, und die, welche 1841 und 1842 gegen die belgische Zollvereinigung sich erhoben, scheinen von ihrer Energie nichts verloren zu haben. Also ist die Sache der National-Arbeit keinesweges gefährdet. Allein man sagt, es habe sich eine Association gebildet, deren Namen allein einen der National- Arbeit feindlichen Zweck andeute. Sie verlange laut die Fre. heit des Handels- Austausches; sie wolle die Schranken stürzen, binter welchen die französische Industrie bis heute Schutz gefunden. Freilich besteht eine Association für die Handelsfreiheit, was hat aber diese Gesellschaft mit der Regierung gemein? Warum sollte die Regierung sich für die Meinungen dieser Association verantwortlich gemacht baben? Und sind wir gut unterrichtet, so haben selbst die förmlichen Forderungen der Freihandels⸗Association bis heute nichts enthalten, was die Industrie beunruhigen könnte. Die Associgtion scheint in der That bis heute

sich darauf beschränkt zu haben, die Handelsfreiheit als ein mit der

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Zeit erreichbares Ziel darzustellen, mit Vorbehalt der Fiskalzölle, die beizubehalten sein dürften; dieser Vorschlag bietet nichts Gefährliches dar. Sie hat behauptet, der Augenblick sei gekommen, einen Schritt zur Handelsfreiheit zu thun, indem man den Tarif herabsetze und vereinfache. Werden aber die Gesetz⸗Entwürfe der Regierung von der Association für Handelsfreiheit inspirirt? Was aber noch weit be— denklicher wäre, als das chimärische Projekt, das einige Personen er⸗ dacht haben mögen, unser industrielles System durch raschen Ueber⸗ gang vom Schutzsystem zu dem der Freiheit umzustürzen, das wäre, wenn man versuchen wollte, die Regierung davon abzuhalten, einen gemäßigten Gesetz⸗Entwurf vorzuschlagen.“

Der National ist sehr unzufrieden damit, daß das Ministerium den Arbeitern nicht erlaube, eine Association zur Erörterung der Han⸗— delsfragen zu gestatten; denn er behauptet, daß die Freihandels⸗ und

die Schutz -Association nicht genügten, um über diesen Gegenstand ein

genügendes Licht zu verbreiten. Von den Freihandelsmännern sagt er, sie machten viel Lärmen um nichts; von der Schutzpartei meint er, sie thue viel Schlimmes im Stillen. Seines Dafürhaltens wäre die Arbeiter-Association nöthig gewesen, um das Wesen und die Rechte beider Parteien herauszustellen, welche jetzt nur einseitig er— kannt würden.

Heute zeigen auch die Quästoren der Deputirten⸗ Kammer den Mitgliedern derselben an, daß der König sie am Neujahrstage Vor⸗ mittags in den Tuilerieen empfangen werde.

Lamartine hat der Wohlthätigkeits⸗Gesellschaft des heiligen Vin— cenz von Paula zu Macon 500 Fr. überreichen lassen und in den letzten vier Monaten in die Armenkasse von Macon 4500 Fr. ein⸗ gezahlt.

Vom 1. Januar 1847 tritt ein neuer Stempel für Gold- und Silber-Gegenstände ein. Die vorräthigen Waaren müssen umgestem⸗ pelt werden, falls sie nicht konfiszirt werden sollen.

Im Bahnhofe der Nordbahn krach vorgestern Feuer aus. Es ging das Gerücht, der ganze Bahnhof sei abgebrannt und der Dienst wäre unterbrochen. Näberen Erkundigungen zufelge, beträgt der er—⸗ littene Schaden aber kaum 12,000 Fr. Nur ein Schuppen nebst dem darin befindlichen Bahnmaterial wurde ein Raub der Flammen.

Im Nievre-Departement zu Premery haben ernste Unruhen we— gen der Theuerung der Lebensmittel stattgefunden. Die Menge zwang , 40 pCt. unter dem gewöhnlichen Preise zu ver— aufen.

In Caen ist am 25. Dezember das dortige Irrenhaus abge— brannt. Das Feuer brach im Dach aus, und man glaubt, es sei von einer der dort verpflegten wahnsinnigen Weiber angelegt worden. Die Auftritte beim Retten der armen Wahnsinnigen werden als grau— senhaft geschildert.

Aus allen Gegenden Frankreichs laufen Berichte über Verhee— rungen durch Stürme ein. In der Nacht vom 22. zum 23. Dezem⸗ ber besonders hat ein Orkan im südlichen Frankreich landeinwärts bis Toulouse großen Schaden verursacht, während zugleich Regengüsse die Garonne anschwellten. In La Rochelle wüthete der Sturm furchtbar, und mehrere Fahrzeuge litten Schiffbruch; auch der „Chateaubriand“, ein Schiff von 1000 Tonnen, wurde auf den Strand getrieben; zwei Regierungs-Dampsschiffe mit 100 Mann eilten ihm zu Hülfe. Meh— rere Schiffe sind vom Blitz getroffen worden. Auf den Quais in Rennes stieg das Wasser fast 3 Fuß hoch. In Bordeaux haben die Dächer der Kathedrale, der Börse, des Zollhauses sehr gelitten; die Hängebrücke zu La Réole wurde gänzlich zerstört. Der Courrier de la Gironde giebt die Zahl der Personen, welche zu Bordeaux durch den Einsturz von Kaminen, Dächern und das Herabfallen von Blumentöpfen mehr oder minder schwer verwundet wurden, auf 60 bis 80 an. Vier Menschen wurden getödtet. Einige Häuser sind fast gänzlich zerstört. Der große Bazar, das Hospital und sehr viele Privathäuser haben eine Menge Risse erhalten. Unter den öffent⸗ lichen Gebäuden hat die Kathedralkirche am meisten gelitten. Die Brücke von La Réole wurde ganz vernichtet. Ein Mann, der sich gerade auf derselben befand, ward glücklich gerettet. In dem näm— lichen Augenblick wurden zwei beladene Schiffe von den Wellen ver⸗ schlungen, doch ging dabei kein Menschenleben verloren.

Der Phare de Loire meldet, daß in dem Sturm am 23. De⸗ zember das von Batavia mit einer Indigo— und Kaffeeladung von 200,000 Fr. nach Nantes heimkehrende Schiff „Monte Christo“ im Angesicht des Hafens untergegangen ist. Es war seine erste Reise, und der Capitain mit sieben Mann kamen bei dem Schiffbruch um.

X Paris, 29. Dez. In Beurtheilung der algierischen Zu⸗ stände, in welchen eben eine sehr wesentliche Veränderung vor sich geht, deren Folgen sich noch gar nicht in ihrem ganzen Umfange be⸗ rechnen lassen, übertreibt man gewöhnlich die gute wie die schlimme Seite sür Frankreich. Nach den Einen hat man dort nur Fehler auf Fehler gehäuft, und Algerien ist ein wahrer Abgrnnd, der Geld und Menschen ohne Ende verschlingt, und ohne Nutzen, dessen man also so schnell als möglich wieder los zu werden suchen sollte; nach den Anderen aber hat Algerien Fortschritte gemacht unter dem dreifachen Gesichtspunkt des Ackerbaues, des Handels und der Verwaltung und die Fähigkeit der Franzosen zur Emporbringung der Kolonie gezeigt, die man um jeden Preis beibehalten müsse. Die Wahrheit ist, daß

allerdings zahlreiche Fehler gemacht worden sind, welche na— mentlich die Kolonisirung außerordentlich zurückgehalten haben, daß aber dessenungeachtet auch wirklich erlangte Erfolge vor— liegen, und daß eben deshalb, wie um seines Ruhmes

willen, Frankreich nicht mehr an ein Aufgeben dieser Kolonie denken kann, fär welche es bereits so große Opfer gebracht hat. Die Er⸗— oberung des Landes, anfangs mannigfach bestritten, auch von anderer als arabischer Seite, ist nun zu einer so ziemlich von ganz Europa anerkannten Thatsache geworden. Die Macht Abd el Kader's und daher seine Widerstandekraft sind unverkennbar gebrochen, und daß er die elende Summe von 30,000 Fr. für Herauegabe der französischen Gefangenen annahm, statt seine in französischer Gefangenschaft be— findlichen nächsten Verwandten und hervorragendsten Häuptlinge da— gegen einzulösen, beweist sicherlich, daß er sich in großer Noth be— sinden muß; sonst würde er sich gewiß nicht zu einer solchen Handlungsweise entschlossen haben, die ihn in den Augen seiner eigenen Anhänger herabsetzen muß. Und diese seine Lage verschlimmert sich gerade in dem Augenblicke, wo die französische Regierung einen entscheidenden Schritt vorwärts thut, um seine Macht, wo sie noch einmal sich zu erheben versuchen sollte, noch leichter als bisher und vollends zu brechen. Der Sitz der Militair-Divisionen und Subdivisionen, der bisher in den Küsten⸗ städten war, soll nun nach Entscheidung des Kriegs-Ministers nach den Städten der Zone des Innern verlegt werden. Diese Maßregel ist von hoher Bedeutung für die ganze Zukunft Frankreichs in Afrika, seine Macht setzt sich dadurch erst im Herzen des Landes fest, und der doppelte Zweck wird dadurch erreicht, erstens der europäischen Colonisation festeren und wirksameren Schutz und Halt zu geben, und dann auch die einheimischen Völkerstämme, welche rings um diese Centralpunkte im Innern gelagert sind, leichter im Zaume halten, oder jene, welche ohnedies zum Gehorsam willig sind, besser vor den Anfällen ihrer Feinde schützen zu können. Auch die Militair-Operationen der Franzosen werden dadurch n en erleichtert, da sie nun überall gleich schnell zur Hand sein können,

und ein anderer Vortheil ist auch nicht zu verachten: ihre Kavallerie besonders kommt nun in Mitte von Distrikten zu stehen, wo sie reich⸗ liches Futter vorfindet, während sie, bisher in den Küstenplätzen ste⸗ hend, oft nur mit schweren Kosten das ihr nöthige Heu aus Europa kommen lassen mußte. Die Nützlichkeit des Systems, den Hauptsitz der Militairmacht ins Innere zu verlegen, ist außerdem durch die Provinz Konstantine erwiesen, wo niemals die Eingeborenen einen ernst⸗ lichen Aufstands⸗Versuch machen konnten, wie in der Provinz Oran, weil der Sitz des Militair⸗Gouvernements mitten im Lande, daher die Unter⸗ drückung jedes aufrührerischen Versuchs augenblicklich eintreten kann. Bis dagegen von Oran aus z. B. die Truppen an die bedrohten Punkte im Innern gelangten, hatte das Uebel in der Regel schon eine große Ausdehnung genommen, welche die Beseitigung im hohen Grade erschwerte. Diese neue Maßregel, auf ausdrücklichen Wunsch und Antrag des Marschalls Bugeaud von der Regierung verfügt, wird bald ihre heilsamen Folgen auf die Pacification des ganzen Landes erkennen lassen.

Großbritanien und Irland.

London, 28. Dez. Ihre Majestät die Königin wird, wie verlautet, bald nach den Weihnachtsfeiertagen den Herzog von Beau⸗— fort in Badminton House mit einem Besuch beehren.

Die Morning Chroniele meldet, daß in wohlunterrichteten Kreisen das Gerücht gehe, Lord Lincoln werde in der bevorstehenden Sesston die Leitung der Opposition gegen das Whig⸗Ministerium übernehmen, indeß fügt das Blatt hinzu: „Diese Nachricht muß sich, wie wir glauben, mehr auf diejenigen beziehen, welche äußerlich die Oppositionsplätze, d. h. die den Ministersitzen gegenüber gelegenen, einnehmen, als auf irgend einen Theil des Unterhauses, der geneigt ist, die Maßregeln der Regierung in einem Geist der Parteifeind— lichkeit zu behandeln. Obzwar den Formalitäten des Hau— ses gemaß und als frühere Ministerielle sie die jetzige Op position bilden, können doch Lord Lincoln und seine Freunde keine an— dere Absicht haben, als die liberale Politik des jetzigen Kabinets zu unterstützen, wie Lord J. Russell die großen Maßregeln Sir R. Peel's unterstützte. Aber die Absichten ändern sich mit den Ereignissen, und bei der jetzigen zweifelhaften Constellation des politischen Firmaments, fordert ein Gerücht gleich dem erwähnten, besonders im Zusammen⸗ hange mit der seltsamen Stellung Loro Lincoln's, zu den Wählern von Manchester, zu Betrachtungen über das Verhältniß auf, in das er sich möglicherweise zu den Ministern und der liberalen Partei stel— len kann.“ Hieran knüpft die Morning Chroniele eine Charak⸗ teristikt Lord Lincoln's, dem sie nur „nützliche und beachtenswerthe, aber keinesweges hervorragende Fähigkeiten“ zuschreibt, und dessen Laufbahn nur deshalb Aufmerksamkeit auf sich gezogen, weil er den Muth besessen, bei einer merkwürdigen Gelegenheit den engherzigen Vorurtheilen der hohen Klasse, der er angehört, zu entsagen (d. h. sich bei Gelegenheit der Korngesetze mit seinem Vater, dem Herzoge von Neweastle, einem enragirten Protectionisten, vollständig zu ver⸗— seinden). Wenn nun aber auch dieser hohe Rang ihm nach engli⸗ schem Brauch Ansprüche auf politische Leiterschaft gebe, so hält es doch die Chronicle für durchaus unwahrscheinlich, daß sich

Sir Robert Peel wirklich in seinem 58sten Lebensjahre schon gänzlich aus der politischen Laufbahn zurückziehen wolle; viel—

mehr glanbt das Blatt, Lincoln werde nur sein zeitweiliger Vertreter sein, um die gährenden und aufgestörten Elemente der Parteien sich setzen und in dieser beispiellos schwierigen Zeit alle Verantwortlichkeit der Regierung allein zu lassen. Aber jedenfalls können Lord Lincoln und seine Anhänger wohl kaum eine andere Stellung in der nächsten Session einnehmen, als die Lord J. Russell in der vorigen gegenüber Peel eingenommen, d. h. sie müßten die liberalen Maßregeln des Kabinets unterstützen, dieses anspornen und zu Reformen wetteifernd hervorrufen. Dadurch könne Lord Lincoln nur auf die Dauer in der öffentlichen Meinung gewinnen, und Lord J. Russell werde das nur gern sehen. „Denn Irland, die Schwierigkeit der Schwierigkeiten“, schreibt die Chroniche, „wird kühnes staatsmän— nisches Verfahren erfordern. Alle amtlichen Ueberkommnisse werden unbeachtet bleiben, alle Klassen⸗Vorurtheile in den Wind geschlagen werden müssen. Denn ein Fall der Art war noch nie vorhanden.“ Wenn aber Lord L. wirklich so handeln wolle, dann solle er doch nur bei Zeiten seine Kandidatur in Manchester aufgeben, wo ein libera—⸗— ler Kandidat offenbar die Mehrheit der Wähler für sich habe, und wo er, selbst in dem unwahrscheinlichsten Falle eines Sieges, als Ver⸗ treter der vorurtheilsvollsten, unbeweglichsten und eckig sen aller Hoch⸗ Tories, der städtischen, ins Unterhaus kommen und eine Herrschaft zu tragen haben werde, die noch viel härter sei, als die seines Vaters.

Der jüngst verstorbene Diplomat Th. Grenville hat seine Biblio— thek, eine der kostbarsten in England, dem britischen Museum legirt, und zwar wie er sich in einem Kodizill zu seinem Testament mit einem etwas späten Anfall von Gewissenhaftigkeit ausdrückt „weil ein großer Theil seiner Bibliothek von dem Ertrage einer auf Kosten des Gemeinwesens ihm verliehenen Summe angeschafft worden, er es daher für Pflicht und Schuldigkeit hält, diese Verpflichtung da⸗— durch anzuerkennen, daß er die so erworbene Bibliothek zum öffentli- chen Gebrauch dem Museum legire.“ .

Die neue Portrait-Gallerie von 100 Fuß Länge, welche Sir R. Peel auf seinem Landsitze Drayton Manor seit längerer Zeit er⸗ baucn ließ, ist jetzt vollendet, und ihr Inhalt bildet, mit jenen der schon früher in Peel's Besitz gewesenen historischen Portraits zu⸗ sammengenommen, eine der werrhvollsten Sammlungen dieser Art in Europa. Fast alle berühmten Männer älterer und neuerer Zeit sin⸗ den sich hier durch den Pinsel gleichzeitiger oder späterer Meister in treffender Aehnlichkeit dargestellt. Peel soll auf den Ankauf dieser sämmtlichen Portraits nach und nach eine Summe von mehr als S0, 000 Pfd. St. verwendet haben.

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Brüssel, 30. Dez. Der König wird, der Em ancip ation zufolge, gleich nach den Neujahrs⸗Feierlichkeiten eine Reise nach Eng⸗ land machen.

Gestern versammelte sich der Senat wieder. Es wurde zuerst eine Deputation von sechs Mitgliedern gewählt, um den König zum Neujahr zu beglückwünschen, und dann eine andere, um dem . begängniß des vorgestern gestorbenen Senators Engler, eines 9. . dentendsten Fabrikbesstzer in Belgien, beizu wohnen. Hierauf 16 t 3 Senat den Gesetz-Entwurf über die Befreiung des zur 9 6 schaft erforderlichen Salzes von der Aerise, da Butge⸗ . 1 tionen und den proviforischen Kredit von 2216, 00h Fr. für an i⸗ nisterium der öffentlichen Bauten an und genehmigte mehrere Natu⸗

. ran g , ., haben so eben zu Tournay einen ehrt bavon⸗ getragen. Der Kandidat der liberalen Partei bei der urch den Tod kes bisherigen Repräsentanten Savart nothwendig , neuen Wahl, Graf Lehon, wurde mit 711 Stimmen gewählt, während der Kandidat des Ministeriums und des Klerus, Herr Hughebaert, nur

650 Stimmen erhielt.

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Dänemark.

Kopenhagen, 29. Dez. (A. 3.) Das Budget sür 1817 wird dieser Tage veröffentlicht werden; die Einnahmen sind zu 16,293, 630 Rbthlr. und die Ausgaben zu 15,928,932 Rbthlr. ver⸗ anschlagt, folglich ist der Ueberschuß zu 364,ů700 Rbthlr. berechnet. Aber wie die Erfahrung gezeigt hat, überstiegen die Einnahmen bei weitem den im Budget veranschlagten Belauf. Die Ausgaben für den Hof⸗Etat und das Dahingehörende, so wie die für die Appana⸗ gen, sind zu 1,205,415 Rbthlr. veranschlagt (für das J. 1846 wa⸗— ren diese Ausgaben zu 1A,285, 009 Rbthlr. angesetzt), die Ausgaben sind also zu 80, 900 Rbthlr. weniger angesetzt. Von den Ausgaben für die Statthalterschaft in den Herzogthümern fällt die ganze für 13846 angesetzte Summe von 22,260 Rbthlr., mit Ausnahme von 300 Rbthlr., weg, auch ist die Ausgabe für die schleswig⸗ holsteini⸗ sche Regierung um S800 Rbthlr. herabgesetzt. Das Wegewesen ist mit 33,000 Rbthlr. mehr als im J. 1846 angesetzt. Die Jsland betreffenden Ausgaben sind zu 40,000 Rbthlr., also 32,000 Rbthlr. mehr als im J. 1846, veranschlagt. Die unvorhergesehenen und un bestimmten Ausgaben sind zu 800,000 Rbthlr. angesetzt.

Die wiborger Stände⸗Versammlung hat am 22sten ihre Sitzun—⸗ gen geschlossen, und der Königliche Kommissar, so wie die Stände— Deputirten, sind bereits abgereist.

Schleswig, 27. Dez. (H. C.) Wie es heißt, soll der Kö⸗ niglich Kommissar der jetzt aufgelösten schleswigschen Stände⸗Versamm⸗ lung sich entschieden erklärt haben, dieselben Functionen in den bevor— stehenden Versammlungen zu Itzehoe und hier nicht übernehmen zu wollen. Man behauptet sogar, daß er seine jetzige Stellung, als Präsident der Regierung, niederzulegen beabsichtige, und bezeichnet ihn in diesem Falle als bestimmt zur Bekleidung des diesseitigen Gesandt- schafts⸗Postens in Wien. Wenn nun auch die Verhältnisse und man— cherlei Umstände diese Gerüchte als wahrscheinlich erscheinen lassen, so spricht dagegen doch die Thatsache, daß Herr von Scheel kürzlich hier ein schönes großes Haus gekauft hat, was wohl auf sein länge⸗ res Verweilen in Schleswig schließen läßt.

S ch we iz.

Aus der Schweiz vom 27. Dez. (O. P. A. Z.) Wie wenig man auf die Berichte der schweizerischen Parteiblätter sich ver⸗ lassen darf, wenn es sich um Angaben gerade derjenigen Dinge han— delt, die im Lichte der ausgedehntesten Oeffentlichkeit geschahen, dies wird aufs nene durch die Angaben bestätigt, welche über die am 20sten d. M. in Montet abgehaltene Versammlung zer freiburger Staats⸗ bürger gemacht werden. Dier adikalen berner Blätter gaben die Zahl der daselbst Anwesenden auf 1500 an und meinten dabei, die Er— wartungen der „Freisinnigen“ seien dadurch weit übertroffen worden. Der Narrateur Fribourgeois, ein „freisinniges“ Blatt, nennt die Ziffern 700, 1200 und 15900 und renommirt auch gewaltig mit diesen imponitenden Massen. Daraus ziehen die Radikalen weitaus— führende Schlüsse über die Stärke der Patrioten in diesem „dem Stabi— lismus gänzlich verfallenen“ Kanton. Unterdessen wird dem konservativen und durch seine gediegenen Korrespondenzen bekannten Courrier Suisse geschrieben, die Volls-Versammlung habe nicht mehr als 300 bis 400 Mann aufzuweisen gehabt, wovon noch dazu zwei Drit⸗ theile Konservative gewesen seien. Man traut wirklich seinen Augen nicht mehr, wenn man solches sieht. Inzwischen bestätigt der Nar—⸗ rateur Fribourgeois seine früheren Angaben in einer zweiten Korrespondenz und spricht, wenn auch nicht mehr von 1500, doch von 1200 Mann. Aber auch den Hergang der ganzen großen Staats—⸗ Action erzählen die verschiedenen Parteiblätter auf sehr verschiedene Weise. Während die Radikalen von der Anwesenheit einer bedeuten⸗ den Anzahl von Konservativen kein Wort erwähnen und beifügen, der Präfekt von Stäfis sei, als er die Tribüne bestieg, um die Ver⸗— sammlung zur Ruhe zu bringen, durch Pfeifen, Schreien und Singen zum Schweigen und Weggehen gezwungen worden, sagt der Cour— rier Suisse, derselbe habe mit Hülfe der anwesenden Konservati— ven über die Versammlung gesiegt, und diese sei auf sein Geheiß ruhig nach Hause gegangen mit dem Rufe: „vive Mr. le prefet!“

t g nin,

Rom, 19. Dez. (A. 3.) Ein vom Kardinal A. Mai un— terzeichnetes Dekret der Inquisitlion vom 14ten d. M. proskribirt nach⸗ benannte Werke: 1) Histoire de la Confession sous ses rapports religieux, moraux et politiques chez les peuples anciens et modernes par le Comte C. P. de Lasteyri; 2) Roma verso la metà del secolo- XIX. Considerazioni di G. Rossetti; 3) Storia degli Kbrei e delle loro sette e dottrine religiose du- rante il secondo tempio; 4) Esame critico degli atti e docu- menti relativi alla favola della Papessa Giovanna; 5) Pontisi- cato di San Gregorio il Grande (Nr. 3, 4 und 5 aus der Feder A. Bianchi⸗Giovanni's). In Betreff Lanci's macht das Dekret be— kannt: Auctkor operis: „Paralipomeni alh illustrazione della sagra scrittura per monumenti fenico-assirii ed egizani di Michel Angelo LanciB prohihitum decreto Sancti Offfeii fer IV 17 Dec. 1845, laudabililer se subjecit et opus reprobavit. Das Dekret schließt: Itaque nemo cuiuscunque gradus et conditionis praedicta opera damnata atque proscript quocunque loco et quocunque idiomate aut in postéèrum edere aut edita legere et retinere audeat, sed locorum Ordinariis aut haereticae pravita— tis Inquisitoribus ea tradere teneatur sub poenis in Indice lim brorum vetitorum indictis.

Wetter⸗Extravaganzen, wie die der letzten Woche, gehören in unseren Breitengraden zu den atmosphärischen Seltenheiten. Die Ruinen der Kaiserpaläste, Tempel, des Colosseums, der Triumphbogen sind dick übereist, und die weite Ebene Latiums, von den Gebirgen bis ans Mittelmeer, starrt unter einer fußhohen Schneedecke, welche die Strahlen der Mittagssonne abzuthauen viel zu unmächtig sind. Schrecken und Entsetzen verbreiten die wiederholten Orkane an der nahen Westküste. Zwölf Landhäuser stürzte die Wurth des Luft-Ele⸗— ments theilweis oder ganz nieder, nicht ohne Einbuße von Menschen— leben, und fast täglich treiben Trümmer von gescheiterten Schiffen ans Gestade. Im Diario di Roma vom 15ten berichtet ein ÄAu⸗ genzeuge die Verwüstungen und Schrecken des Orkans vom 7. De⸗ zember in dem nahen Nettuno; der in verflossener Nacht dürfte von noch traurigern Folgen gewesen sein.

Die allgemeine Sammlung für die Armen, welche durch die letzte Ueberschwemmung um das Ihrige kamen, nehmen einen erwünschten Fortgang. Außer dem Beitrage des Papstes haben die Beamten des päpstlichen Palastes 1000 Scudi gegeben. Gleiche Summen der Fürst Borghese und der Fürst Torlonia, des Letzteren Brüder, der Herzog von Bracciano 600 Sceudi und Don Carlo Torlonia 500 Scudi. Nach Verhältniß haben alle römischen Großen zugeschossen. Auch die deutschen Künstler haben in ihrem Casino eine Sammlung gemacht, die bis heute an 560 Scudi eingebracht. Jetzt wollen die römischen Damen eine Sammlung in allen Häusern anstellen, wie zur Zeit nach

der Cholera, wo diese Sammlu ö 1 s ngen sehr bedeutende Summen zusam

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spanien.

Xx Paris, 29. Dez. Wir haben heute Nachrichten aus Bar— celona vom 22sten, welche über den Stand der Dinge in Catalo⸗ nien einige Ausschlüsse geben, aber doch keinesweges das geheimniß⸗ volle Dunkel aufhellen, in welches die Pläne der Karlisten in jener Provinz gehüllt sind. Daß solche Pläne wirklich bestehen und mit Eifer an ihrer Ausführung gearbeitet wird, wagen nun selbst jene nicht mehr zu bestreiten, welche lange genug das Erscheinen von kar⸗

listischen Banden im Fürstenthum in Abrede gestellt hatten, nun aber,

da sie es doch nicht mehr ableugnen können, die Stärke und Bedeu⸗ tung derselben geringer, als sie ist, darzustellen suchen. Thatsache ist allerdings, daß diese Banden noch nicht in ihrer vollen Stärke im Felde stehen, oder vielmehr, daß viele von denen, welche zu ihnen gehören, für die Dauer der strengen Jahreszeit, welche alle Kriegé⸗ Operationen, wie den Guerillaskrieg, fast unmöglich macht, nach Hause zurückgekehrt sind. Etwas Ernstliches noch im Winter zu unterneh— men, liegt auch gar nicht in der Aksicht der karlistischen Führer, welche einstweilen nur Alles für den Moment des Ausbruchs vorbe⸗ reiten, und dieser wird nach allen Nachrichten erfolgen, sobald die mildere Jahreszeit wieder beginnt. Wahrscheinlich dürften wir mit Anfang des Monats März schon ernstlichere Dinge aus Cata— lonien vernehmen. Einstweilen ist es sicher, daß zahlreiche Karlisten- Offiziere aller Grade, trotz aller Wachsam keit der französischen und spanischen Polizei und Gendarmerie, die Gränze überschritten haben, daß ihnen noch tagtäglich Andere folgen, daß es auch zahlreichen ehe⸗ maligen Untérofsizieren und Soldaten gelungen ist, den catalonischen Boden zu erreichen, und daß alle diese Leute mit Hülfe der Freunde und Einverstandenen, die sie unter der Landbevölkerung selbst zählen, von sicheren Zufluchtestätten aus die Streitkräfte organisiren, welche den Kampf mit Anbruch des Frühjahrs in größerem Maßstabe be— ginnen sollen. Von allen Seiten wird bestätigt, daß die das Land durchziehenden Banden jedem Zusammentreffen mit den Truppen vor— erst ausweichen, und daß sie in ihren Bewegungen, ohnedies schon den Vortheil der genauesten Kenntniß aller Wege und Gebirgepfade besitzend, auch noch überall den Beistand des ihnen ergebenen Theils der Geistlichkeit und des Landvolkes finden; daß sie so überall schnell erscheinen und eben so schnell wieder verschwinden, ehe noch die zu ihrer Verfolgung abgesendeten Truppen zur Hand sein können, und daß endlich diese durch die unnützen Eilmärsche hin und her in allen Richtungen außerordentlich ermüdet werden, ohne irgend ein Resultat zu erreichen.

Bisher waren die Truppen, besonders in der Provinz Gerona und namentlich im Gränzdistrikte des Lampurdan, in viele lleine Ab—⸗ theilungen zersplittert, um die zahlreichen Punkte besetzt zu halten, welche man als Hauptheerde der karlistischen Umtriebe oder als Ver⸗ bindungswege für dieselben betrachtete. Daraus aber erwuchs für diese kleinen Abtheilungen die große Gefahr, nirgends selbst krästig operiren zu können und nicht einmal gegen einen mit überlegener Macht von den Karlisten auf irgend einem Punkte unternommenen plötzlichen Angriff hinreichende Sicherheit zu haben. Dieser Mißstand wäre besonders gefährlich geworden für den Beginn des Frühjahrs, als den zu einer größeren Schilderhebung der Karlisten bezeichneten Zeitpunkt. General-Capitain Breton konnte denselben nicht ohne schwere Verantwortlichkeit fortbestehen lassen. Er beschloß daher, Truppen-Verstärkungen nach dem Norden der Provinz von Barce— lona aus abgehen zu lassen und sich selbst an ihre Spitze zu stellen. Hat er dabei den Zweck, die karlistischen Banden zu vernichten, so dürfte ihm dies schwerlich gelingen, denn er wird vorauessichtlich nir⸗ gends die Karlisten in hinreichender Zahl versammelt finden, damit sein Zug das gewünschte Resultat haben könnte. Er wird daher, aller Wahrscheinlichkeit nach, sich auf stärkere Besetzung des Landes und auf Streifzüge und Haussuchungen an verdächtigen Orten be- schränken, um namentlich Waffen⸗Niederlagen zu entdecken, da in Catalonien allgemein das Gerücht geht, die Zahl der durch englische Schiffe in die Provinz gebrachten Gewehre betrage an 15,00, wo— von jedoch ein Theil auch nach Nieder-Aragonien und den Gränz⸗ Bezirken der Provinz Valencia gegangen wäre. Diese Waffen sollen aber an so sicheren Verstecken untergebracht sein, daß an ihre Ent⸗ deckung schwerlich zu denken ist. Die Zahl derjenigen aber, welche für die zu erwartende karlistische Schilderhebung ihren Beistand und ihre Theilnahme zugesagt haben, soll sehr bedeutend sein.

Der General-Capitain Breton sollte am 22sten oder 23sten von Barcelona abgehen, um den bereits von dort nach Figueras ihm vorangegangenen Truppen zu folgen. Figueras soll vorläufig sein Hauptquartier werden. Die Organisation der Karlisten in Catalo— nien, Aragonien und Valencia soll bereits so weit vorgeschritten sein, daß sie jeden Augenblick, sobald das Signal zum Ausbruch gegeben wird, in geordnete Bataillone auf bestimmten Sammelpunkten zusam— mentreten können. Die Cadres werden als vollständig gebildet an— gegeben. Merkwürdig ist, daß, während so in diesen Theilen von Spanien die Karlisten die größte Thätigkeit entwickeln, in den baski⸗ schen Provinzen wenig oder gar nichts zu geschehen scheint, kaum in Navarra einige Symptome auch dort vor sich gehender geheimer Bewegungen sich kundgeben. Die drei baskischen Provinzen, die sich von den schweren Wunden, welche der letzte Bürgerkrieg ihnen ge⸗ schlagen hatte, wunderbar schnell erholt haben, scheinen keine Lust zu haben, noch einmal sich zum Schauplätze und Haupthebel eines neuen Bürgerkrieges herzugeben.

Griechenland.

Athen, 12. Dez. (D. A. Z.) Nach der erfolgten Wahl des Präsidenten, der Vice-Präsidenten und der Secretaire verschritt die Kammer zur Wahl der Deputationen für die Antwort auf die Königliche Eröffnungs- Rede, für die Budgets 3c. Hierbei geschah es, daß, während bisher die Opposition, obgleich sie sich in der Minorität befand, doch einige Mitglieder ihrer Partei in diese Deputationen zu bringen gewußt hatte, gegenwärtig auch nicht ein einziges Oppositions-Mitglied in dieselben gewählt worden ist. Der Gründe dafür sind mehrere. Zuerst hatte die Opposition, ermuthigt durch die Krankheit des Herrn Kolettis, durch die in deren Folge eingetretene Unsicherheit in dem Lager der Ministeriellen, durch den Sieg, den die Opposition bei der Wahl des Vice-Präsidenten des Senats erlangt hatte, so wie durch die verbreiteten Gerüchte von einer entscheidenden auswärtigen Einmischung, sich selbst für gesichert gehalten und den Sturz des Ministeriums und ihr Wiedergelangen ans Ruder des Staats als gewiß und unzweifelhaft ausposaunt. Als aber nun Herr Kolettis auf den Weg der Besserung gelangt war und die Ministeriellen ihre wankend gewordenen Reihen wieder⸗ hergestellt hatten, faßten sie sogleich den Entschluß, sofort bei der ersten Gelegenheit den rechten Nutzen davon zu ziehen und der Opposition in Betreff der Täuschung, in der sie sich befand, eine gute Lehre zu geben. Und das geschah denn auch in der angegebe— nen Beziehung, und es konnte dies um so leichter geschehen, als die Ministeriellen gegenwärtig zahlreicher sind als früher, wie denn z. B. bei der Wahl des Präsidenten der Kandidat der Opposition nicht mehr als 22 Stimmen zu erlangen im Stande war, während ste sonst auf 45, wohl auch auf 50 Stimmen rechnen konnte. Es liegt also am Tagel, daß die Lage des Ministeriums nach innen sich in hohem Grade verbessert und befestigt hat.

Der Entwurf der Antwort der Kammer auf die Thron-Rede lautet solgendermaßen: ;

„Mit unbeschreiblicher Freude nahen sich die Vertreter des griechischen Volkes Deinem Throne, o König, diesem unschätzbaren Wahrzeichen der National- Unabhängigkeit; um Dich ihrer Ergebenheit zu versichern. Nie= mals haben wir unterlassen, und nie werden wir aufhören, unsere Liebe gegen Dich und gegen das Vaterland zu beweisen. Durch sie hoffen wir, des so ersehnten gemeinschaftlichen Glückes iheilhaftig zu werden, wofür weder Mühe noch irgendwelche andere Mittel anzuwenden wir uns scheuen. In gerechter Anerkennung der Sorge, die Du den Finanzen des Landes gewidmet hast, werden wir mit Freudigkeit die Verbesserungen annehmen, die in dieser Hinsicht Deine Regierung beabsichtigt, indem das Heil eines jeden Staats vorzugsweise davon abhängt; vor Allem aber werden win uns mit der sofortigen Beraihung des Budgets beschäftigen, damit dessen Prüfung dem Zwecke gemäß bewirkt und danach in dieser Beziehung der Gang der Neglerung sest geregelt werde. Mit dem erforderlichen Eifer werden wir die Gesetzentwürse berathen, die Du uns wirst vorlegen lassen, und willig werden wir Deine Regierung in Allem unterstützen, was das Glück des Vaterlandes zu be— gründen vermag. Die Kammer freut sich der Versicherung der Foridauer der freundschaftlichen Verhältnisse mit den anderen Regierungen. Griechen= land war nicht nur während des langen und schweren Kamoses für seine Unab⸗ hängigkeit der Theilnahme der Völker Europas würdig, sondern auch gegen- wärlig, wo es mit der Befestigung seiner Gesetzgebung und mit den noth⸗ wendigen Mitteln der Civilifation sich beschäftigt, legt Griechenland einen eben so hohen Werth auf diese Theilnahme, als es zu gleicher Zeit über seine Nafional-Unabhängigkeit mit Eifersucht wacht. Gewiß, o König, ist der Fortschritt unseres Landbaues und unserer Handelsschifffahrt ein gültiges Zeugniß für die innere Ruhe und Sicherheit, unter deren Schutze die Thätigkeit und Arbeitsamkeit des Volkes sich entwickelt, und er ist auch ein sicheres Pfand zur Beseitigung eines jeden Zweifels über unsere gegenseiti · gen Bestrebungen zum Besten der National⸗-Wohlfahrt, während er zugleich die Vermehrung des National-Neichthums hoffen läßt, deren wir bedürfen, um die, wenn auch schweren, doch heiligen Verpflichtungen der Nation er- füllen zu können, wobei übrigens die wohlwollende Gesinnung der Schutz mächte uns auch fernerhin die hülfreiche Hand zu bieten hoffentlich nicht unter- lassen wird. Erfüllt, wie Du, o König, von den Gefühlen frommen Dan kes gegen den Höchsten, preisen wir seine göttliche Gnade und flehen auch um seinen ferneren allmächtigen Schutz für König und Volk.“

Dieser Entwurf, voll Wohlwollens gegen die Regierung, ist von dem vorjährigen sehr verschieden, der einige bittere Ausfälle gegen das Ministerium enthielt, welche, auch wenn sie bei der Berathung in etwas gemildert wurden, doch nicht ganz aus dem offiziellen Texte der Adresse wegfielen. Die allgemeine Berathung dieses Entwurfs hat bereits am 8. Dezember begonnen und drei Tage gedauert, und gestern ist man schon zur besonderen Berathung der einzelnen Para⸗ graphen übergegangen, die hoffentlich in den nächsten Tagen vollendet sein wird. Die Wirksamkeit der gegenwärtigen Kammer beginnt unter günstigen Vorbedeutungen; denn während diese gewöhnlich unnützen Verhandlungen im letzten und vorletzten Jahr einen ganzen Monat dauerten, werden sie diesmal in einer Woche abgemacht sein. Und es würde auch dessen nicht einmal bedürfen, wenn nicht die Opposition, aufgebracht über die erlittene Niederlage, eifrig bemüht wäre, sich wenigstens durch einige rhetorische Demonstrationen zu entschädigen, die jedoch zu ibrem großen Aerger nicht den geringsten Eindruck machen, sondern gewöhn⸗— lich nur Lachen bei den Hörern oder Lesern erregen. Besonders zeich⸗ net sich hierbei Herr M. Schinas aus, der den großen Vorzug hat, das Gelächter des Auditoriums in einem um so höheren Grade her⸗ vorzurufen, da er in seinen Reden von der Tribüne auf den Stelzen des tragischen Kothurns einherzuschreiten pflegt. Es ist in der That unmöglich, seine letzte Philippika zergliedern zu wollen, noch weniger aber, das Unzusammenhängende, das fieberhaft Wahnsinnige, das Geheul und vie Thränen dieses unglücklichen und kriechenden Pseudoconstitutionellen zu beschreiben. Doch mögen hier we⸗ nigstens die Gegenstände, über die er sich dabei verbrei⸗ tete, folgen, um jeden Wunsch nach einer weiteren Mit⸗ theilung zu beseitigen. Zuerst sprach er von den Qualen, Mißhand⸗ lungen und Martern, welche, nach der Morning Post, der König Otto fortwährend in Griechenland durch seine Beamten anwenden und verüben läßt, von den Gemeindewablen, den Provinzial⸗Räthen und den Nomarchen, von den Posten, Finanzen und Gerichtshöfen, von der Kirche, dem Kriegswesen und der Schifffahrt, von der Universität, den Gymnasien und Schulen, von Jesuiten und im Allgemeinen von den römisch⸗katholischen Geistlichen, dann von den Beziehungen zu den fremden Mächten und namentlich zur Türkei, vom Handel, Landbau und Seewesen, von einem Vertrage mit Oldenburg, von der Ausdehnung der Konsuln bis nach Jeru⸗ salem und Kalkutta, so wie von dem Personale derselben, von dem Gesetz-Entwurfe wegen der Bischöfe, von den Räubereien zu Wasser und zu Lande, von der Amnestie und von vielem Anderen. Weder der Schweiß, der ihm von der Stirn herablief, noch das Lachen der Abgeordneten und der übrigen Hörer, konnte den edeln Renner ver⸗ hindern, bis ans Ziel den begonnenen Lauf fortzusetzen; und Einige äußerten, daß, da Athen noch nicht so glücklich sei, ein komisches Theater zu besitzen, solche Sitzungen der Kammer von Zeit zu Zeit doch recht angenehm seien.

5 Die türkische Staats-Zeitung vom 22. Silhidsche 1262 (12. Dezember 1846) enthält nachstehenden Bericht über die (bereits erwähnte) Bewältigung des Aufstandes in Bosnien:

„In Bosnien hatte sich vor einiger Zeit aus den Einwohnern der an dei Gränze liegenden Distrikte, auf Anstiftung eines gewissen Mehmed Bey von Bihke, ein Haufe Empörer zusammengerottet und die Ruhe der dorti- gen Bevölkerung durch Missethaten aller Art gestört. Der Statthalter jener Provinz, Chalil Kigmili Pascha, durchdrungen von dem Gedanken, daß unter der gerechten Regierung des Sultans eine solche Beeinträchtigung des öffentlichen Wohles durchaus beseitigt werden muß, zugleich aber auch von dem Wunsche beseelt, wo möglich jedes Blutvergießen zu vermeiden, ließ es anfangs an Ermahnungen und Warnungen nicht fehlen. Da aber diese ganz ohne Wirkung blieben und der obgenannte Verräther fortfuhr, Leute seines Gelichters um sich her zu versammeln, den Befehlen der Regierung Trotz zu bieten und sich zu offenem Widerstande anzuschicken, so berieth sich Kiamili Pascha mit den treuen wohlgesinnten Notabeln der Provinz und beschloß, im Einvernehmen mit ihnen, die Rebellen zu züchtigen. Ueber Alles dieses erstattete er damals umständlich Bericht an die Pforte, und bei der Sorgfalt, mit welcher Se. Hoheit der Sultan für das Wohl aller sei= ner Unterihanen wacht, wurde ihm die Weisung ertheilt, daß er Alles auf- biete, um jenen Aufstand zu unterdrücken und die Ruhe wieden herzustellen.

„Den seither von ihm eingelaufenen verschiedenen Berichten zufolge, wurden seine Bemühungen mit dem schönsten Erfolge gekrönt. Er zog mit den an seiner Seite stehenden regulairen und anderen uppen gegen die Rebellen zu Felde und wandte sich gegen Banjalufa, welches Niehmed Vey mit dem aus allen Distrikten zusammengeschaarten zablreichen Rebellenhausen besetzt hielt. Kaum war der Pascha an die sechs Stunden herwärts von Banja- lula gelegene Schlucht von Dobrina gelangt, als die Aufrührer plötzlich sei= nem Heere sich entgegenstellten und es mit den Waffen in der Hand zu be— fämpfen sich erfkühnten. Die Großherrlichen Truppen wehrten nun Gewalt mit Gewalt ab und lieferten ihnen ein sechestündiges hitziges Gefecht, in Folge dessen die Rebellen, durch den Segen, welchen die Gerechtigkeit des Sultans in sich trägt, aufs Haupt, geschlagen und auseinandergesprengt wurden. Zahlreiche Scharen von ihnen kamen hierauf voll Reue zum Statihelter und flehten ihn um Verzeihung an. Sie sertigten ein Doßtu⸗ ment aus, wo sie sich auf die fräftigste Weise verpflichten, in Zufanst den Pfad des Rechten nicht mehr zu verlassen, und Kigmili Pascha stellte sie daher auch, da sie nur Verführte waren, als, der Kaiserlichen Gnade und Barmherzigkeit würdig dar, Da es aber auch die Grundsaͤtze der Gerech= sigteit streng erheischen, daß der obengenannte Rädels führer un . g= sten * elfer der verdienten Strafe nicht entgehen, so nahm sie Kia