wirklich den Seckel aufgeschlossen und mehr oder minder erhebliche Geldvorschüsse geleistet . ,
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 27. Dez. An den Gränzen des russischen Reiches, im Bezirk von Biref“ befindet sich inmitten fast unzugänglicher Wälder ein abgelegener Winkel, der von gö— tzendienerischen Tscheremissen bewohnt ist, die dem Ministerium der Domainen untergeordnet sind und eine besondere, un⸗ ter dem Namen Wedres-Kalmasch bekannte Gesellschaft bilden. Lange Zeit vermochten die Bemühungen der Regierung sür die, Ci⸗ vilisation dieses Volksstammes nichts auszurichten, und die Religion desselben bot nur ein Gewebe der beklagenswerthesten und abge— schmacktesten Irrthümer. Unter dem Namen Tori und Keremet bete⸗ ten sie eine gute und eine böse Gottheit an. Der ersteren glaubten sie keine 262 darbringen zu müssen, dagegen opferten sie dem Gott Keremet, um seinen Zorn abzuwenden, öfters Thiere an einem ge⸗ heimnißvollen Platz ihrer Wälder. Auch glaubten sie an die Seelenwanderung, und nach der Sitte ihrer tatarischen Gränz⸗ nachbarn lebten sie in Polygamie. Ihre einzigen Beschäfti⸗ gungen bestanden in dem Anbau des unumgänglich en Getraide⸗ Bedarfs und in der Jags. Vom Handel hatten sie fast gar keine Vorstellung. Endlich gelang es der unermüdlichen Beharrlichkeit des Herrn Bludareff, Chefs des Bezirks von Ufa, unter dem Beistand seiner Untergebenen und des Priesters von Pribyloff, das Vertrauen der Tscheremissen zu gewinnen und ihren alten Aberglauben zu er⸗ schüttern. Anfangs entschlossen sich ihrer nur Wenige, nach einiger Zeit aber ganze Dörfer, die christliche Religion anzunehmen, und im vorigen Jahre bekehrten sich 900 Individuen. Ihre Gesellschaft än—= dertè nun auch ihren Namen in den der nikolskischen um. Es wurde in ihrem bedeutendsten Flecken eine Kirche gebaut, und diese ist am 12. Olftober vom Bischof von Orenburg eingeweiht und am Tage darauf die erste Messe darin gehalten worden. Man beabsichtigt jetzt auch eine Elementarschule daselbst zu errichten.
Warschau, 31. Dez. Der Kuryer Warszawski giebt, wie gewöhnlich, einen Ueberblick über die Ereignisse des verflossenen Jahres. So weit dieselben das Königreich Polen betreffen, findet sich darin Folgendes: Die Stadt Warschau hatte sich im Lause die⸗ ses Jahres zweimal des Besuchs Sr. Majestät des Kaisers zu er— sreuen und einmal auch eines achttägigen Aufenthalts Ihrer Maje—= stät der Kaiserin auf ihrer Rückkehr aus Italien; ferner des Besuchs Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen von Preußen, der Groß— fürsten Alexander, Konstantin und Michael, der Groß sür⸗ stin Olga, des Herzogs von Leuchtenberg, des Prinzen Pe— ter und der Prinzessin Therese von Oldenburg. In Warschau, Kompin, Widawa, Borkowice und Nieklanie wurden neugebaute Kirchen, in dem Fräulein-Institut zu Neu-Alexandrien (Pulawy) und in dem Elementarlehrer⸗Seminar zu Radzymin neue Kapellen eingeweiht. In Plozk, Sluzewo, Rozan und Chelm fanden Restaurationen und Grund— steinlegungen von Kirchen statt. Unter den Vermächtnissen und Schen⸗ kungen zu frommen und wohlthätigen Zwecken waren die ansehnlich⸗ sten von Joseph Ciolek Poniatoweki, über 120, 000 polnische Gulden, von Anton Wasilkowski, über 100,000, und von Stanislaus Kulezycki, 64,000 Fl. für wohlthätige Anstalten fanden in diesem Jahre statt: eine Vorstellung im großen Theater für die Spitäler, ein Ball für die unter Obhut des hiesigen Wohlthätigkeits- Vereins stehenden Ar— men, ein Konzert für den Kumfordschen Suppen-Fonds, eine Blumen= Ausstellung und Pfand-Lotterie für verschiedene Anstalten; auch zu Radom, Lublin, Kalisch und Kalwaria wurden dergleichen Bälle und Lotterieen veranstaltet. Der im Jahre 1837 begründete Verein zur Unterstützung von Tonkünstlern und ihren Wittwen und Waisen hat in diesem Jahre die Bestätigung seiner Statuten erhalten; er besteht jetzt aus 100 Mitgliedern, hat ein Kapital von 44,000 Gulden und ertheilt Unterstützungen an 7 Personen. Der warschauer Wohlthätigkeits Verein hat seine Spenden noch mehr aus- gedehnt und einen siebenten Zufluchtssaal eröffnet. Die Weichsel⸗ Anwohner haben im verflossenen Jahre weniger als sonst durch Ueber⸗ schwemmung gelitten; nur Sickierki und der sächsische Werder waren im Januar durch hohes Wasser bedrängt. In Lubartowo und Lene= zea fanden verheerende Feuersbrünste statt. Im Hospital zum Kind—= lein Jesu in Warschau wurden Säle zur Aufnahme und Unter⸗ stützing von Armen eröffnet. Zu Wilanowo ist der Grundstein zu einem neuen Hospital gelegt worden. Die ärmere Klasse fah sich durch die Folgen zweisährigen Mißwachses und Viehsterbens in Noth versetzt, und es wurden zur Abhülfe derselben verschiedene Maßregeln von der Regierung getroffen, namentlich um den Ankauf und die Einfuhr von Getraide zu erleichtern, während zugleich die Ausfuhr beschränkt wurde. Zu Tykocin, Lomza, Augustowo, Allexota, Kidule und Kalwaria errichtete man Magazine, aus welchen Getraide zu niedrigen Preisen an die Bauern verkauft und auf Kredit abge— lassen wurde. Auch die Gutsbesitzer gewährten den Bauern mehr— fache Unterstützungen, und auf Befehl, des Kaisers wurden ihnen einige Abgaben erlassen. Die Lage der Bauern erhielt durch ein Kaiserliches Manifest über die Frohnen und Hofedienste eine be— deutende Erleichterung. Im Laufe dieses Jahres ergingen auch die Gesetze über die Lehrer-Pensionirung und über die Umänderung der Tracht der Juden. Die von Warschau auslaufende Eisenbahn wurde am 7. Oktober bis Petrikau und am 17. November bis Czenstochau eröffnet. Im Postwesen haben auch Verbesserungen stattgefunden, und dem franzoͤsischen Mechaniker Guibert ist ein Privilegium für die aus— schließliche Dampfschifffahrt auf den Flüssen des Königreichs Polen ertheilt worden. I Warschau wurde ein Normal-Leichenhaus errich⸗ tet, um die Beerdigung von Scheintodten zu verhüten. Unter den sonstigen zahlreichen Bauten der Hauptstadt wird besonders ein gro⸗ ßer Bazar für Lebensmittel hervorgehoben, den der Graf Severin Uruski bauen ließ. In der Sparkasse, die am Schluß des Jahres 1845, nach dreijährigem Bestehen, bs8, 958 Fl., und in der Filialkasse zu Plozk 27.873 Fl. in Depostto hatte, befinden sich jetzt zu War— schau 909, 053 und zu Plozk 31,101 Fl.
Frankre mich.
Paris, 30. Dez. Der Presse zufolge, würde die Thron— ,, Paragraphen über die Aufhebung des Freistaats Krakau enthalten.
Das Journal des Débats theilt heute das in einer Anmer⸗ kung des Sesterreichischen Beobachters der französischen Re⸗ gierung ertheilte Zeugniß mit, daß dieselbe keinesweges im voraus von den Beschlüssen der drei Mächte über Krakau unterrichtet ge⸗ wesen sei, sondern erst am 18. November davon durchoffizielle Mit⸗ nt ö. österreichischen Geschäftsträgers in Paris Kenntniß er⸗
alten habe. .
Nach vierzehn Tagen ist man endlich zu Paris dahintergekommen, daß die zwei Artikel über die krakauer Frage, welche die französischen Bläser als dem Oesterreichischen Beobachter entnommen be⸗ zeichnet hatten, nicht in diesem Blatte, sondern in der Deutschen Allgemeinen Zeitung gestanden. Die Presse hat zuerst die Sache berichtigt.
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Die Opposttions⸗Blätter sehen in dem gestrigen Artikel des Journal des Débats die Absicht des Ministeriums, alle Refor⸗ men, selbst die schon so gut wie versprochenen, in der bevorstehenden Session zurückweisen zu wollen. „Was alle jene Reformen in der Verwaltung betrifft“, sagt unter Anderem der Commerce, „von de⸗ nen Herrn Guizot's Rede vor den Wählern von Lisieux und die Ar⸗ tikel in der Presse so viel Aufhebens gemacht haben, so ist das Ka⸗ binet hundert Meilen davon entfernt. Die Post⸗Reform, die des Stem⸗
pels, der Salzsteuer und so viel andere mit Recht verlangte Dinge werden in der Session von 1847 nicht erwähnt werden, oder man wird das der Opposition allein überlassen. Kaum daß das Journal des Débats einige theilnehmende Worte für die Post-Reform übrig hat, an die es aber sofort die schlechte Aerndte, die Ueberschwemmungen c. und die Versicherung schließt, daß man bei so großen Ansprüchen an den Schatz nicht an Verminderung des öffentlichen Einkommens den— ken dürfe. Andere würden gesagt haben: das Volk leidet, und meh— rere unserer Provinzen sind ruinirt, die Noth ist vor der Thür, Theuerung mehrt in der strengen Jahreszeit die ohnehin vorhandene Bedrängniß der ärmeren Klassen; die Regierung betrachtet es als ihre erste Pflicht, sofort Erleichterung in den hauptsächlich auf der Masse lastenden Abgaben eintreten zu lassen. Unsere Staatsmänner ziehen aber den Status quo vor. Das Kabinet vom 29. Oktober sst jetzt dahin gelangt, mit seinem Unglücke zufrieden zu sein und die auswärtigen Verlegenheiten zu segnen, die seine Unklugheit angehäuft hat. Sie dienen zum Vorwand, alle gegebenen Versprechungen aufs Unbestimmte zu vertagen.“
Am 26. Dezember wurden vom Zucht-Polizeigerichte in Lyon mehrere Seidenfärber-Gesellen, als der Coalition zur Erlangung hö— heren Lohnes schuldig befunden, zu Gefängnißstrafen, die höochste von 6 Monaten, verurtheilt.
Der Eourrier de Havre versichert, daß der Plan zu einer Dampfschiff-Verbindung zwischen Havre und New-Nork am Sonn⸗ abend unterzeichnet worden, und daß die Regierung denselben der Kammer zu Anfang der Session zur Genehmigung vorlegen werde.
Die Presse spricht von einem belgischen Colonisations-Projekt in Algerien; es sei nämlich an die belgische Regierung das Gesuch gerichtet worden, von Frankreich die Abtretung des großen Kabylen— strichs zu verlangen, um dort eine flamändische Kolonie zu gründen; diese Kolonie solle dann unter Frankreichs Protektorat stehen, mit einer Verfassung, die ihr die belgische Nationalität erhalten würde.
Die neuesten Nachrichten aus China, die bis zum 1. Novem⸗ ber reichen, veranlassen das Journal des Débats zu der Be⸗ merkung, daß die Lage der Europäer daselbst von Tag zu Tag schwieriger werde, und daß, trotz aller Verträge, die Chinesen in ihrer blödsinnigen Verachtung gegen alle Fremden unverbesserlich schie⸗ nen, während andererseits die Europäer, durch ihr unbedingtes Ver⸗ trauen auf die außerordentliche Ueberlegenheit ihrer Mannszucht und auf ihren Muth, fortwährend dazu veranlaßt würden, zu den Waf⸗ fen zu greifen, um die ihnen von der Falschheit der Mandarinen und von der Wuth des Pöbels entgegengestellten Hindernisse zu besei⸗ tigen.
Der Herzog und die Herzogin von Montpensier wollen im Fe— bruar einen Ausflug nach Brüssel machen.
Herr Cobden ist von Marseille nach Italien gereist.
Die Gemahlin Lord Normanby's ist mit ihrer Nichte, Miß Barrington, von England wieder hier eingetroffen.
Der Bey von Tunis ist am 25. Dezember Abends in Toulon eingetroffen, wo er mit vielem Prunk empfangen wurde. Er wollte sich am folgenden oder nächsten Tage nach Tunis einschiffen.
Der France wird aus London geschrieben, daß alle französischen Intriguen, eine Spaltung im englischen Kabinet hervorzurufen, ver⸗ gebens gewesen seien, und daß eine solche gar nicht bestehe; die Kö— nigin Victoria habe kürzlich einem hohen Verwandten auf dem Kon—⸗ tinent geschrieben, es würde sie sehr freuen, wenn die pariser Politik sich rechtfertigen könne, sie bezweifle aber sehr, daß dies möglich sein werde.
Galignani's Messenger bemerkt in Veranlassung eines sehr ausführlichen leitenden Artikels der Presse, daß die leitenden Arti⸗ kel der öffentlichen Blätter früher kurze und bündige Erklärungen über die Fragen des Tages gewesen wären; jetzt seien sie zu trockenen po⸗ litischen Abhandlungen geworden, welche mehr für monatliche Zeit— schriften als für Tagesblätter gehörten; die Verfasser dieser langen Abhandlungen würden offenbar ihren Parteien besser dienen, wenn sie ihre Bemerkungen auf den sechsten Theil des Umsanges derselben beschränkten.
Der Commerce erwähnt als ein nachahmungswerthes Beispiel, daß der Deputirte und Eisenhammer-Besitzer Talabot seine Arbeiter aus Rücksicht auf die Theuerung mit Fleisch, Brod und Spezereiwaa— ren unter dem sonst kostenden Preise versehe.
Der Courrier frangals will wissen, daß das von Abd el Kader an die französische Regierung gerichtete Schreiben im Minister— Rathe berathen worden sei, daß es aber nicht die Wichtigkeit habe, die man ihm beilegen wollte.
Die Presse zeigt sich sehr entrüstet über die Aufmerksamkeit, mit welcher der Graf Montemolin von Lord Palmerston behandelt werde. Nur aus Empfindlichkeit wegen der erlittenen Demüthigung in der spanischen Frage sei England prinzipvergessen genug, in Spa— nien eine Partei zu unterstützen, die es bisher bekämpft habe.
Noch immer gehen Nachrichten von dem Schaden ein, welchen die Stürme am 22. und 23. Dezember im südwestlichen Frankreich angerichtet haben. Außer der Hängebrücke bei La Réole ist auch die über die Garonne bei Layrac unweit Agen und die von Port Ste. Marie zerstört worden.
Vom Senegal erfährt man, daß Herr A. Raffenel eine Reise angetreten, deren Zweck wäre, den afrikanischen Kontinent zu durch⸗ wandern. Er hatte sich einer Karawane angeschlossen, die nach Tombuktu zog.
Großbritanien und Irland.
London, 30. Dez. Die Berichte aus Irland lauten trauri⸗ ger als je. In Dublin laufen die Hungergestalten in Masse umher, und das neu gebildete Central⸗-Unterstützungs-Comité für Dublin hat vollauf zu thun. Schrecklich aber sind die Nachrichten aus dem Westen und Süden des Landes. In der Grafschaft Cork sterben die Men⸗ schen zu Dutzenden den Hungertod; die Tischler und Zimmerleute sind kaum im Stande, die Särge in nöthiger Anzahl zu liefern, und die große Sterblichkeit verhindert die Möglichkeit, allen Verstor⸗ benen das Begräbniß nach katholischem Ritus zu Theil werden zu lassen. Mütter schleppen ihre Kinder auf den Schultern, Söhne ihre Väter auf Schiebkarren zum Kirchhofe, und an mehreren Orten ist man schon so weit gekommen, daß man die Todten durch einander in ein gemeinschaftliches Grab wirft. Der Standard, dem diese Berichte entnommen sind, versichert zugleich, daß fast aller Orten die Vorräthe von Lebensmitteln schon völlig aufgezehrt sind, und daß, aller Voraussicht nach, die Noth noch keinesweges den Hö— henpunkt erreicht habe. Zahlreiche Versammlungen werden überall gebalten, um Mittel zur Abhülfe der Noth zu berathen, aber alle Lokalhülfe muß sich als unzureichend erweisen, wo ein solcher Mangel herrscht, daß selbst die der britischen Marine zu Gebote stehenden
greßen Transportmittel nicht genügend gewesen sind, die erforder= lichen Vorräthe rechtzeitig an Ort und Stelle zu schaffen.
Die Daily News geben die Bedingungen, unter welchen das Departement der ostindischen Angelegenheiten und die Direktoren der ostindischen Compagnie endlich eingewilligt haben, ihre Genehmigung zum Eisenbahnbau in Indien zu ertheilen, folgendermaßen an: Die direkte Hauptbahnlinie in Ostindien wird genehmigt. Diese Linie, welche Kalkutta mit den nordwestlichen Provinzen verknüpft, soll seetionsweise erbaut werden. Die Regierung gewährleistet den Actio⸗ nairen 4 pCt. Das vorläufig festgesetzte Kapital, dessen Zinsen in diesem Betrage garantirt werden, ist auf 3, 000,000 Pfd. St. fest⸗ gesetzt. Die Section von Kalkutta soll zuerst ausgeführt werden. Die Zins- Garantie der Regierung soll sich auf den Zeitraum von 15 Jahren beschränken.
Der Globe sagt in seinem Börsen-Artikel. „Auf dem Korn⸗ markte sind die Weizenpreise abermals um 2 bis 3 Sh. pro Quarter höher gegangen, und es ist keine unwichtige Bemerkung, daß die Zu— uhren für den londoner Markt wahrscheinlich durch die umfassenden Bedürfnisse Irlands eine ansehnliche Verkürzung erleiden werden. Fast sämmtliche bedeutende Korn⸗-Einfuhren, die aus den Vereinigten Staaten in letzter Zeit zu Liverpool anlangten, sind nach Irland weggeschickt worden, und schon rechnet man, daß die aus Nord⸗ Amerika eingetroffene Quantität Weizen die im entsprechenden Quartal von 1845 angelangten Zufuhren um 700,00 Quarter überstiegen hat. Auch die Hafer-Zufuhr für den londoner Markt hat ungeheuer abgenommen, und das weitere Höhergehen der Kornpreise im Allge⸗ meinen kann nur durch fortwährende starke Zuführen aus fremden Ländern verzögert werden.“
Die Morning Post giebt ein Verzeichniß des Alters mehrerer berühmter Staatsmänner. Joseph Hume ist 70, Lord Morpeth 44, Dan. O'Connell 72, Sir R. Peel 58, Lord Stanley 46, der Oberst T. P. Thompson 63, Sir J. Graham 54, Graf Grey 44, Lord Brougham 67, Lord Lyndhuist 74, Lord George Bentinck 44, der Herzog von Richmond 53, der Herzog von Wellington 77 Jahre alt.
ne ann
Aus dem Haag, 26. Dez. Durch einen Beschluß des Königs wird in Folge des auf Antrag des niederländischen Bundes Gesandten angenommenen Beschlusses des Bundestages eine neue Or— ganisation des luxemburgischen Bundes⸗Kontingents festgestellt, wo—⸗ nach dasselbe in Zukunft ausschließlich aus Infanterie bestehen wird, nämlich aus 2400 Mann, die in zwei Bataillone und eine Reserve— Abtheilung zerfallen. Die Artillerie und Kavallerie fällt somit weg und wird in Zukunft ausschließlich vom Herzogthum Limburg gestellt.
Dem Moniteur des Indes zufolge, begreifen die holländi⸗ schen Besitzungen in Asien, Afrika und Amerika einen Flächenraum von 26,509 geographischen Geviertmeilen in sich, und es lebt darauf eine Bevölkerung von 15,105,100 Seelen. Hierunter sind die hollän⸗ dischen Besitzungen in Ostindien und dem Stillen Ocean mit 25, 872 Geviertmeilen und 15,007,009 Bewohnern einbegriffen. Bei obiger Zahl nicht mitgerechnet ist die Küste von Guinea, deren Bevölkerung auf 200,000 Seelen geschätzt wird.
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Brüssel, 31. Dez. Ein Königlicher Beschluß errichtet im Finanz⸗-Ministerium eine besondere Kommission, um die Elemente zu einem Gesetz-Entwurf in Betreff des Systems der Versicherungen durch den Staat vorzubereiten.
Die Liberalen thun sich auf ihren Wahlsieg in Tournay um so mehr zu Gute, als man ihnen in Herrn Hughebaert einen sehr ge— mäßigten Gegner gegenübergestellt und den entschiedenen, den Ansprüchen des Klerus ganz ergebenen Herrn Dumortier nicht ein⸗ mal auszustellen gewagt habe. Nach seiner Wahl hielt Graf Lehon eine Rede an seine Wähler, worin er sagte: „In den denkwürdigen Sessionen von 1828 und 1829 gehörte ich zur Zahl der Vertheidi— ger der Freiheiten und Rechte des Klerus gegen die Angriffe der Staatsgewalt. Heute, wo die geistliche Macht, deren Unabhängig⸗ keit durch unverletzliche Garantieen geschützt ist, die Unabhängigkeit der Civilgewalt bedroht, werde ich, meinen Prinzipien treu, diese Neigungen zu Eingriffen in das Gebiet der Staatsgewalt be— kämpfen.“
Der Commerce belge theilt über die Ausfuhr⸗Gesellschaft und ihre Grundlagen noch Folgendes mit: „Die Gesellschaft soll auch auf europäische Märkte ausführen können, jedoch unter der dop— pelten Bedingung, von den Fabrikanten und Handelstreibenden unter öffentlicher Konkurrenz zu kaufen und nur auf Bestellung Versendun⸗ gen zu machen, indem sie nicht auf Consignation Waaren verschicken darf. Die Gesellschaft soll ferner für eigene Rechnung nicht nur die Erzeugnisse der Linnen-Industrie, sondern auch alle anderen Gewebe ausführen dürfen, aber unter der Bedingung, daß dieselben in den jetzigen Fabrik-⸗Bezirken der Linnen-Industrie gefertigt werden. Uebri= gens darf sie auch kommissionsweise auf Gefahr der Fabrikanten und Käufer sich mit der Ausfuhr aller anderen Industrie⸗Erzeugnisse be⸗ fassen. Die Direction wird ihren Sitz zu Gent haben, mit der Be⸗ rechtigung, einen der Administratoren an der Spitze einer Unter⸗Di⸗ rection zu Antwerpen anzustell'n. Die Gesellschaft wird von Admi⸗ nistratoren geleitet, welche von einer Kommission und einem Regie⸗ rungs-Kommissar überwacht werden. Zwei andere Pläne sollen auch schon im Werke sein, die mit diesen in Verbindung ständen: 1) eine Rheder-Gesellschaft zu Antwerpen zu gründen, die mit einem gapital von 3 bis 4 Millionen Franken Schiffe bauen und für Rechnung des Handels Schiffe aussenden soll, 2) ein großes Institut zum Bleichen
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und zur Appretur zu errichten.
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Nom, 21. Dez. (D. A. 3.) Ein neuer Beweis von dem philanthropischen, konfessionelle Schranken da nicht achtenden Sinne Pius' IX., wo es sich um schnelle Hülfe handelt, ist unter vielen an⸗ deren in diesen Tagen gegebenen auch folgender. Die unter allen Bewohnern Roms durch die außerordentlichen Ueberschwemmungen der Tiber an dessen niedrigsten Ufern wohnenden, hartbedrängten und durch schwere Verluste betrübten Juden erhielten vor drei Tagen durch einen Gnadenakt des Papstes die Erlaubniß außerhalb ihres Quar- tiers (des jeden Abend bei einbrechender Nacht sonst mit eisernen Thoren verschlossenen Ghetto) so lange in dem christlichen Rom zer⸗ streut leben zu dürfen, bis das Wasser der Tiber ihre Häuser ver⸗= lassen habe und dieselben völlig getrocknet seien. .
Auch die ältesten Bewohner Roms, wissen sich eines so strengen Winters als der diesjätrige nicht zu erinnern. Außer dem außeror⸗ dentlichen Grade der Kälte ist dabei ihre lange Dauer beängstigend. Die schönsten Orangerieen, welche sonst in den hiesigen Gärten unbe⸗ Feikt! zu überwintern pflegen, sind diesmal auch unter Dach und Fach fast alle erfroren. Von den Wächtern der Bignen und Tenuten hat man vorgestern mehrere in der Campagna erstarrt und todt gefunden. In unseren Straßen friert es auch in' der Mittags stunde, und, in den nahen Gebirgen war der Schneefall gestenn so groß, daß die Fahr⸗ wege an manchen Stellen nach der Versicherung von Reisenden bis
4 Ellen hoch überdeckt und somit natürlich unwegsam wurden. Man kann sich nun ohne meine weitere Ausführung von selbst einen Schluß ziehen auf die durch diese Wetterumstände unter die an dergleichen durchaus nicht gewöhnte Klasse der Feldbauer gekommene Noth.
Rom, 214. Dez. (N. C.) In dem am 21. Dezember abge⸗ haltenen Konsistorium hat der Papst erklärt, daß er noch zwei Kar⸗ inäle ernannt habe, dieselben sedoch vorläufig noch in petto behalte. Vie beiden Kardinäle, della Genga und Vanicelli, die sich durch ihre Opposition gegen die von Pius IX. projektirten oder bereits bewirk- ten Veränderungen auszeichneten, sind nun mehr alles ferneren poli⸗ tischen Einflusses enthoben, indem Vanicelli zum Präsidenten der Con⸗ gregation del Censo und della Genga, bisheriger Legat von Urbino und Pesaro, zu einer ähnlichen Stelle ernannt worden ist. Vani⸗ celli's Posten ist durch Kardinal Luigi Amat und della Genga's durch einen Berwandten des Papstes, den Kardinal Ferretti, besetzt wor den. Am 19. Dezember hatte der neuernannte Kardinal Marini eine geheime Audienz. Tief erschüttert verließ er den Papst. Mon⸗ signore Grasselini, der neue Governatore, wird diesen Abend hier aus Ankong erwartet.
So eben hat die Deputation für Getraide und Lebensbedarf auf erbaltene höhere Autorisation, um zu erfahren, weiche Quantität von Getraide im Lande vorräthig sei, und daraus zu entnehmen, in— wiefern man von oben aus sür die nächste Zukunft Sorge za tragen habe, die Besitzer jeder Art von Getraide-Vorräthen aufgefordert, binnen zehn Tagen ihre sämmtlichen vorräthigen Quantitäten und die Orte, wo selbige aufbewahrt werden, bei genannter Behörde aufs genaueste anzuzeigen. Auf jede falsche Angabe ist eine Strafe von 50 — 200 Scudi gesetzt.
Durch eine öffentlich angeschlagene Bekanntmachung hat der Papst die Gläubigen wegen der gegenwärtigen Oeltheuerung an den gewöhnlichen Fasttagen vom vorgeschriebenen Genusse der mit Oel zubereiteten Speisen (Magro) entbunden und ihnen Grasso (mit Butter und Fett bereitete) erlaubt.
ort u gan.
London, 29. Dez. (B. H) Das Kriege dampfschiff „Scourge“, welches am 27sten d. in Portsmouth angekommen ist, bringt Nach— richten aus Lissab on vom 17. Dezember. In Folge der Be⸗— setzung von St. Ubes durch die Insurgenten war die „Scourge“ ab⸗ geschickt worden, um die dort wohnenden Engländer zu beschützen; jedoch haben die Guerilheros, 500 an der Zahl, welche in die Stadt eingedrungen waren, weder Fremde noch Einheimische in irgend einer Weise belästigt, auch sahen sie sich zu einem schleunigen Rückzuge genöthigt, als General Schwalbach mit 600 Mann regulairer Trup— pen heranzog.
Saldanha (in dessen Hauptquartier zu Cartaxo Oberst Wylde am 14ten abermals einen Besuch abgestattet hatte) und das Antas stehen noch immer unthätig einander gegenüber. Daß es Letzterem gelungen ist, den Grafen Bomfim und Mouzinho nach dem Norden zu dekaschiren, scheint sich zu bestätigen, dagegen hat es das Ansehen, als wenn die Riederlage, welche der Oberst Lapa durch den Grafen Bomfim bei Ourem erlitten haben soll, eben so wenig stattgefunden, als die von madrider Blättern verkündete Niederlage des Grafen pas Antas. Die Berichte sind indeß nach wie vor einander wider⸗ sprechend und unzuverlässig. Die Regierung in Lissabon läßt alle vom Kriegsschauplatze kommenden Briefe auffangen und nur das im Diario (bekanntlich dem einzigen jetzt erlaubten Blatte) publi⸗ ziren, was bekannt zu machen in ihrem Interesse liegt. Die neueste Nachricht, welche dies Blatt bringt, ist daß Lapa und Fer⸗ reira bis Pombal vorgedrungen seien, und daß Bomfim sich noch im⸗ mer in Alcobaga, 25 Miles südlich von Pombal, besinde. Verhält sich die Sache auch wirklich nicht anders, wie sie hier von dem Diario geschildert wird, so ist doch die Stellung der beiden ge— nannten Truppen-Befehlshaber der Königin eine sehr schwierige, denn sie haben vor sich die Insurgenten von Coimbra unter dem Marquis von Loulé (der 4000 Mann mit 14 Geschützen befehligen soll) nebst den Guerilhas des Grafen von Villareal und im Rücken den Grafen Bomfim mit 2000 Mann. Sind Lapa und Ferreira daher, wie das Diario behauptet, noch nicht geschlagen, so sind sie wenigstens allem Anschein nach in großer Gefahr, geschlagen zu werden.
Aus Porto reichen die Nachrichten bis zum 20. Dezember, melden aber noch nichts von dem Angriffe des Baron Casal auf die Stadt, den man am 10ten angeblich stündlich erwartete. Casal soll mit 2000 Mann noch immer bei Vallongo, acht Miles von Porto, stehen und sich zum Angriff rüsten, zu dem er indeß gewiß zu schwach ist, wenn er nicht mehr als 2000 Mann bei sich hat. Der Herzog von Terceira befand sich noch immer als Gefangener im ECastell da Foz. Einem Gerüchte zufolge, sollte die Junta von Porto mit dem Migueliten⸗ Chef Macdonald, der 2500 Mann befehligt, in Unterhandlungen getreten sein, einem anderen Gerüchte zufolge, erwartete man den Grafen das Antas mit dem Gros feiner Truppen in Porto, wohin er mit Zurücklassung von 2000 Mann in Santarem in Eilmärschen sich begeben wolle. Beide Gerüchte sind unbeglaubigt, und dasselbe dürfte mit der Behauptung in einem lissa⸗ boner Briefe in der Times der Fall sein, der zufolge die Junta von Porto Unterhändler an den Baron Casal abgeschickt habe, welche indeß von diesem ohne Weiteres zurückgewiesen seien, da sie als Be⸗ dingungen der Unterwerfung der Junta die Entlassung des Marschall Saldanha und die Wiederherstellung des Status quo ante bellum gestellt haben.
In Lissabon selbst soll große Gä hrung herrschen, die Truppen haben mehrfach gegen das Volk einschreiten und zahlreiche Verhaf⸗— tungen vornehmen müssen, um den Ausbruch der Unruhen zu verhin⸗ dern. — Die Maßregel der Regierung, durch welche die lissaboner Bank mit der Confianga-Gesellschaft zu einer Bank von Portugal vereinigt worden ist, scheint bis jetzt ihren Erfolg verfehlt zu haben. Der TDiekonto der Noten der lissaboner Bank beträgt jetzt 990. Nach dem Folho Comercial befinden sich die Märkte und Fonds in einem Zustande völliger Stagnation.
vereinigte Staaten von Nord-Amerika.
London, 30. Dez. Gestern Abend ist das Paketschiff „Ash— burton“ mit Nachrichten aus New⸗NYork vom gten d. M. in Liver⸗ pool angekommen, welche die am Sten stattgefundene Eröffnung des amerikanischen Kongresses melden. Der Präsident Polk hatte an demselben Tage seine übliche Jahresbotschaft dem Kongreß übergeben. Das Aktenstück, welches nicht weniger als 9 Spalten der Times einnimmt, behandelt neben den gewöhnlichen Finanz- und Schatz⸗Be⸗ richten und einigen Erklärungen die nächsten Tarif⸗Maßregeln aus- schließlich die mexikanische Frage und ist gewissermaßen eine Geschichte der Beziehungen zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, aus dem parteiischen Gesichtspunkte der letzteren aufgefaßt. Der Präsi= dent beginnt mit folgender Anrede:
; Miubür er des Senats und des Hauses der Repräsentanten! Indem ihr eure Arbeiten in dem Dienste des Volkes wieder aufnehmt, können wir uns dazu Glück wünschen, daß zu keiner früheren Zeit unserer Geschichte alle Elemente der National- Wohlfahrt so vollständig entwickelt waren, als
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gegenwärtig. Seit der . Session hat kein betrübendes Schicksal unser Land heimgesucht, es herrschte im Allgemeinen ein guter Gesundheitszustand, Ueberfiuß srönte die Muhen des Landmannes, und die Arbeit in allen ihren Zweigen sindet ihren hinreichenden Lohn, während Etziehung, Wissenschaft ünd Künste sehr schnell die Mittel der gesellschaftlichen Wohlfahrt vermeh⸗ ren. Die Forischritte unseres Landes auf dem Wege zu seiner Größe, nicht allein in der weiten Ausdehnung unserer Landesgranze und dem schnellen Wachsthum der Bevölkerung, sondern in Hulfsquellen und Reich- thümern und der glückichen Lage unseres Voltes, ist ohne Bei⸗ spiel in der Geschichte der Nation. Da die Weisheit, die Stärke und die Wohlthaten unserer freien Institutionen ungeschwächt sind, so bringt jeder Tag neue Veranlassung zur Zufriedenheit und neue Anregung des Patriotismus. — Wir müssen dem gnädigen Geber alles Guten in De⸗ muth und Aufrichtigkeit danken sür die zahllosen Segnungen, die unser ge— liebtes Vaterland erfährt. — Es ist eine Quelle hoher Genugthuung, zu wissen, daß die Beziehungen der Vereinigten Staaten zu allen übrigen Nationen, mit einer einzigen Ausnahme, den freundschaftlichsten Charakter tragen. Aufrichtig ergeben der Politik des Friedens, welche die jetzige Re—= gierung frühzeitig annahm und stand haft befolg e, habe ich sehnlich verlangt, mit jeder fremden Macht Freundschaft und Handel zu pflegen. Der Geist und die Sitten des amerikanischen Volkes neigen zu der Erhaltung solcher internationalen Eintracht. Wenn man diese weise Politik befolgt, so besteht eine Hauptpflicht offenbar darin, unsere nationalen Interessen vor jeder Ver⸗ letzung und unsere National- Ehre vor jedem Vorwurf zu beschützen. Das muß auf jede Gefahr hin geschehen, denn jene lassen keine Vernachlässigung zu und müssen sorgfältig und beharrlich überwacht werden. Bei dieser wach- famen Fürsorge mögen Kollisionen und Streitigkeiten mit fremden Mächten bisweilen unvermeidlich werden. Unser gewissenhastes Befolgen des Ge- kotes der Gerechtigkeit in allen unseren auswärtigen Beziehungen aber ist so streng gewesen, daß wir, obschon stets und schnell an Wohl- fahrt und Macht zunehmend, keiner Nation noch gerechte Klage zur Beschweide gegeben und die Segnungen des Friedens länger als 30 Jahre jetzt genossen haben. Von dieser Politik sollten wir niemals veranlaßt werden, abzuweichen. — Der bestehende Krieg mit Mexiko wurde von den Vereinigten Staaten weder gewünscht noch hervor— gerufen. Im Gegenibeil, es wurden alle Mittel aufgeboten, ihn abzuwen- den. Nachdem wir Jahre lang hindurch immer größere Unbilden erduldet hatten, begann Mexiko, feierliche Veitrags-Stipulationen und jedes von civilisirten Nationen anerkanntes Prinzip der Gerechtigkeit verletzend, die Feindseligkeiten und zwang uns so durch seine eigene Handlung den Krieg auf. Lange bevor noch unsere Armee auf das linke Ufer des Rio Grande rückte, hatten wir hinreichende Ursache zum Kriege gegen, Mexiko, und wä— ren die Vereinigten Staaten zu diesem Aeußersten geschritten, so hätten wir die ganze civilisirte Welt für die Gerechtigkeit Uunserer Sache aufrufen können.“
Herr Polk bemüht sich nun, sehr ausführlich aus den Beziehun— gen der Vereinigten Staaten zu Mexiko seit der Unabhängigkeits⸗ Erklärung dieser letzteren Republik und namentlich seit Abschluß des Handels- und Freundschafts-Vertrages vom 5. April 1831 zwischen beiden Staaten zu zeigen, daß Mexiko von je her eine feindselige Stellung gegen die Vereinigten Staaten eingenommen und auf alle Weise die Benachtheiligung derselben in ihrem Handel u. s. w. ge⸗ sucht habe. Es werden zum Beweise dessen alle diplomatischen Un⸗ terhandlungen mit Mexiko seit dieser Zeit zusammengestellt, die texia⸗ nische Anschlußfrage, aus welcher der gegenwärtige Krieg herzaleiten sei, noch einmal in aller Breite wiederholt, die folgenden Unterhand⸗ lungen über Krieg und Frieden gerechtfertigt und dann die gegen— wärtige Lage der Dinge auf dem Kriegsschauplatze beleuchtet. Es ist dies der Hauptinhalt der Botschaft, der sich allein über sechs Spalten ausdehnt. Herr Polk hegt die Hoffnung auf baldige Been⸗ digung des Krieges, obschon er noch auf dessen eifrige Fortsetzung mit allem Nachdruck besteht. Das letzte Friedens-Anerbieten wurde von den Vereinigten Staaten am 27. Juli d. J. gemacht, aber von Mexiko so gut wie abgelehnt, da die Antwort darauf der mexikani⸗ sche Kongreß geben sollte, welcher sich erst in diesem Monat Dezem⸗ ber versammelt.
„Der Krieg“ sagt die Botschaft, „wird deshalb mit aller Kraft, als das beste Mittel zur Sicherung des Friedens, fortgesetzt werden. Man hofft indeß, daß die Entscheidung des mexikanischen Kongresses, welchem unsere letzte Eröffnung anheimgegeben ist, einen schnellen und, ehrenvollen Frieden herbeifüͤhren möge. Bei unserer Kenntniß des unvernünstigen Ver= fahrens der mexikanischen Behörden aber fordert die Klugheit, in dem Ei= fer unserer militairischen Operationen nicht eher nachzulassen, als bis das Nesultat bekannt gemacht ist. Zu diesem Zwecke ist es wichlig, den militgirischen Besitz aller eroberten Provinzen so lange zu behaupten, bis ein definitiver Friedens- Traktat zwischen beiden Rationen abgeschlossen und ratifizirt ist. Der Krieg ist nicht unter= nommen worden zum Zweck der Eroberung, sondern, von Mexilo angefan gen, ist er in des Feindes Land getragen worden und wird dort kräftig sortgesetzt werden, um einen ehrenvollen Frieden, Kriegsfosten⸗Entschädigung und Schadloshaltung unserer Bürger zu erlangen, welche große Geldfor— derungen an Mexiko haben. Nach dem Völkerrechte kann ein erobeites Territorium während der militairischen Besitznahme von dem Eroberer re— giert werden so lange, bis en weder der Friede geschlossen ist oder er selbst es freiwillig aufgiebt. Es ist das Recht und die Pflicht des Siegers, seine Eioberung zu sichern und zur Ethaltung der bürgerlichen Ordnung und der Rechte der Bewohner Vorkehrungen zu treffen. Dies Recht ist ausgeübt, diese Pflicht von unseren Generalen erfüllt worden, dadurch daß sie in einigen der eioberten Provinzen Mexiko temporäre Regierungen einrichteten, welche sie, so weit es anging, den freien Einrichtungen unseres eigenen Landes annäherten. In den Provinzen von Reu-Mexysto und in Kalifornien ist wenig, wenn überhaupt noch, Wider stand von den Einwohnern gegen diese eingesetzten Regierungen zu erwar—- ten. Es dürfte aber angemessen sein, zur Sicherheit dieser Eroberungen hinreichende Mittel anzuweisen, um Festungen anzulegen und die Kosten zu bestreiten, welche die Erhaltung unscies Besitzes und unserer Autorität da— selbst erheischen.“
Der Präsident beschließt die mexikanische Frage mit Erörterung der Maßregel, welche die mexikanische Regierung kürzlich gegen den amerikanischen Handel durch Ausgabe von Kaperbriefen getroffen hat, und welche, wie Herr Polk meint, keine Besorgnisse zu erregen ge⸗ eignet wäre, da die Verträge der Vereinigten Staaten mit Spanien jede Mitwirkung spanischer Unterthanen in Cuba (wohin die meisten Kaperbriefe geschickt sind) zu diesem Zweck untersagten und die spa⸗ nische Regierung darüber die befriedigendsten Zusicherungen gegeben habe. Bei Borlage des Finanz⸗-Berichts, der hierauf folgt, beantragt Hr. Polkzur Bestreitung der Kriegskosten und zur Fortsetzung des Krieges bis zu Ende des nächsten Finanzjahres, d. i. bis zum 3. Juni 1848, eine Anleihe von nicht weniger als 23,000,000 Dollars, indessen könne der Kon⸗ greß, wenn er zu einer solchen Anleihe sich nicht entschließen wolle, sich damit helfen, daß er durch Erhebung eines Zolles von den jetzt gänzlich zollfreien Artikeln 4, 000. 000 Dollars und durch Ermäßigung des Preises für die zum Verkauf bestimmten Staats- Ländereien 1000000 Dollars gewinne, so daß nur 18 bis 19 Millionen Dollars durch Anleihe zu beschaffen wären. Zum Schluß kommen einige Er⸗ klärungen über die Wirkungen der britischen Tarif⸗Veränderungen auf den Handel der Vereinigten Staaten und die Wohlthaten des mehr dem freien Handel sich annähernden Zollsystems.
O st indien.
Kalkutta, 25. Okt. (A. 3.) Die Direction der ostindischen Compagnie in London hatte vor etwa anderthalb Jahren gehört, daß in der Präsidentschast Bombay in einer der marattischen Provinzen die Felsenhöhlen von Adschuata eine der größten Merkwürdigkeiten von Indien seien, indem sie sich von den übrigen Felsen-Tempeln von Salfette, Ellora u. s. w. dadurch unterschieden, daß sie mit uralten Fresko-Malereien bedeckt seien, welche Scenen aus dem Leben und
dem Kult darstellen, öffentliche Prozessionen, das Innere von Häusern, Gelage, öffentliche Spiele, Märkte, Häsen voll, Schiffe und beson= ders Buddha in Form und Farbe als Neger, in verschiedenen La⸗ gen, als Lehrer, als Gott u. s. w., dargestellt. Die Wenigen, welche die Höhlen besucht batten, rühmten die Lebhaftigkeit der Farben, die getreue Zeichnung und das historische Interesse des Denkmals. Die indischs Regierung erhielt daher den Befehl, einen fähigen Zeichner hinzuschicken und die Gemälde der Höhlen mög- lichst getreu in Farben abzuzeichnen; ein Offizier, der als geschickter Zeichner bekannt ist, erhielt den Auftrag, er schrieb an den Finanz- Beamten des Distrikts, um ihm seine baldige Ankunft anzuzeigen, und dieser schickte einen eingeborenen Unteroffizier an Ort und Stelle, um Alles für den Ankommenden bereit zu halten. Der Un= teroffizier, um seinen Auftrag recht gut zu erfüllen, nahm hundert Tagelöhner aus der Gegend umher, um den Zugang zu den Höhlen zu erleichtern, diese selbst zu reinigen u. s. w. und ließ, damit der er⸗ wartete Gast Alles reinlich sinde, sämmtliche Höhlen und die Gemälde darin abkratzen, und als der Offizier ankam, fand er Alles sauber und keine Spur mehr von den Fresken!
Es wird vielleicht einige Ihrer Leser interessiren, zu hören, daß vor einiger Zeit hier eine ausführliche birmanische Grammatik er⸗ schienen ist. Ber Verfasser, Lieutenant Latter, hat dabei vor Allem den Zweck, den Beamten und Richtern der Provinzen von Arrakan und Tenafserim die Erlernung der Sprache zu erleichtern und sie so in den Stand zu setzen, ihre bisherigen muhamedanischen Dolmetscher zu entbehren, die eine wahre Landesplage sind. Es ist so selten gegenwärtig, daß ein gelehrtes Werk in Indien erscheint, daß man nicht mit Stillschweigen vorübergehen darf, wenn Jemand den Muth hat, eines zu unternehmen.
Die Regierung hat jetzt eine ziemlich beträchtliche Summe aus⸗ gesetzt, um die Arbeiten zur Reinigung der Stadt und zur Verbesse⸗ rung des Gesundheitszustandes zu beginnen. Sie ist durch die äußerst verdienstlichen Berichte der parlamentarischen Kommisston über die Reinigung der Städte in England dazu bestimmt worden, und es war hohe Zeit dazu. Man liebt hier sehr Kalkutta die Stadt der Paläste zu nennen, und der neue Ankömmling, der den Hoogly heraufkommt und an dem prachtvollen Theil der englischen Stadt, die am Ufer liegt, vorbeischifft, findet allerdings den Na- men sehr verdient. Aber wenn man ins Innere der Stadt dringt, findet man enge, krumme Straßen, halbverstopfte Abzugs⸗ gräben, die einen unerträglichen Gestank verbreiten, schlecht unter haltene Wasser- Behälter, die mit Schilf und Schlamm bedeckt sind, und eine Unreinlichkeit in den Häfen und Straßen, die an sich allein die furchtbare Ungesundheit der Stadt erklären würde. Kalkutta ist so schnell eine große Stadt geworden, vor einem Jahrhundert war es ein halbwüstes Terrain mit einigen elenden Dörfern und zwischen ihnen Wald, Sümpfe und Salz⸗Lagunen. Der Handel und die schnell zunehmende Wichtigkeit der englischen Administration zogen plötzlich Tausende und bald Hunderttausende herbei, welche sich in aller Eile anbauten, ohne Rücksicht auf Regelmäßigkeit und ohne die öffentlichen Arbeiten, welche eine langsam wachsende Ge⸗ meinde Zeit hat zu unternehmen und im Verhältniß ihrer Zu⸗ nahme auszudehnen. Die Europäer bildeten eine ewig wechselnde Bevölkerung, welche Kalkutta nie als eine Heimat ansah, und die Hindu ermangelten der nöthigen Organisation, um eine Munizipa⸗ lität zu bilden, welche den Bedürfnissen der Stadt angemessen ge⸗ wesen wäre, und die Gewohnheit machte, daß alle Klassen das un- vermeidlich scheinende Uebel geduldig ertrugen. Das Wasser, das die versumpften Wasserbehälter liefern, ist so schlecht, daß die reiche⸗ ren Hindu ihren Bedarf 5 bis 6 Meilen weit herkommen lassen und die Europäer mit vieler Sorgfalt Regenwasser in Privat-Cisternen sammeln; aber die große Masse der Bewohner ist auf das schlechte und oft durch die Masse der Leichname, die es herabschwemmt, ver⸗ pestete Wasser des Hoogly und der öffentlichen Wasserbehälter an⸗ gewiesen. Die Folge dieser Umstände ist, daß die ganze Bevöl⸗ kerung immer mehr oder weniger an Fiebern, schlechter Verdauung
und Dyssenterie leidet, und daß die eingeborenen Aerzte vor einer Kommission einstimmig erklärt haben, daß kein ganz gesundes Kind in der Stadt existire. Schon im Jahre 1803 hatte Lord Wellesley das Uebel eingesehen und ein Hülfsmittel gesucht: er ernannte eine stehende Kommission und überließ ihr die Einkünfte der Lotterie. Die Kommission hat auch viel zur Abhülfe einiger schreienden Uebel gethan, aber die schnelle Zunahme der Stadt brachte immer neue hervor, und ohne einen durchgreifenden Plan und durch theilweise Mittel ist nicht mehr zu helfen. Im Jahre 1835 machte eine neue Kommission einen Bericht, der den elenden Zustand der Stadt im Detail und in der ganzen traurigen Wahrheit darstellte, aber die Größe der Unternehmung schreckte die Regierung. Solche Arbeiten sind natürlich munizipaler Art, allein die indische Munizipal⸗- Ver- fassung, welche ganz musterhast für Dörfer und ackerbauende Ge— meinden ist, reicht nicht für große Städte hin, und bis jetzt ver tritt die Polizei von Kalkutta im Grunde die Stelle der Munizi⸗ palität. Diese Schwierigkeit ist sehr groß, denn der Staat kann offenbar die Sache nicht unternehmen, sonst wäre er Kenöthigt, in allen großen Städten von Indien ebenfalls für Pflaster und Ab- zugsgräben, sür Wasser und für Luftreinigungsmittel zu sorgen, was offenbar seine Kräfte übersteigt. Es muß daher eine Mu- nizipalität organisirt werden, mit ausgedebnten Vollmachten über Erhebung von Stadt⸗Auflagen, von Expropriation zum Wohle der Stadt, mit einem Stab von Wasser— und Landbaumeistern, und sie muß so organisirt werden, daß sie hinlänglich Vertrauen einflößt, um Kapitalien für das erste Bedürfniß entlehnen zu können. Dies ist keine kleine Aufgabe, denn wenige Europäer haben Zeit und Lust, solche mühsame und unbezahlte Stellen, die für sie kein Gegenstand von Ehrgeiz sein können, anzunehmen, und unter der einheimischen Bevölkerung giebt es auch nicht Viele, die Zeit und Kenntnisse hät- ten, welche sie dem Interesse der Stadt widmen könnten. Aber die Sache muß geschehen, und bei der großen Gier der Eingeborenen nach Auszeichnung von Seiten der Regierung ist zu hoffen, daß sich doch eine angesehene Munizipalität bilten lasse, ein Beispiel, das später in anderen großen Städten nachgeahmt werden und die besten Folgen für die innere Verwaltung des Landes haben könnte. Denn Alles, was das Interesse am öffentlichen Leben in Indien weckt, ist dem Lande vortheilhaft, für die einheimische Bevölkerung ein Element des Fortschrittes und für die englische Regierung zugleich eine Erleichte= rung und eine heilsame Schranke.
Chin a.
Macao, 31. Okt. Die Chinesen haben sich bisher stets w= dersetzt, den Anordnungen des portugiesischen Gouverneurs Folge zu leisten, da sie nur unter ihren Mandarinen, nicht aber unter den „Barbaren“ in irgend einer Hinsicht stehen wollen. In Anbetracht kun, daß sich auf den chinesischen Schnellseglern, welche zwischen Macao, Canton und Hongkong Personen und Waaren befördern, stets eine Menge räuberischen Gesindels und eine große Anzahl von Uebelthätern befand, die nach Begehung von Verbrechen unbestraft zu entschlüpfen wußten, erließ der portugiesssche Gouverneur Ferreira do Amaral ein Edikt des Inhalts, daß jene Schiffe oder Böte künftig eine Steuer
von monatlich 1 Dollar bezahlen und nur gegen Vorweisung einer