nicht auch darauf Anspruch machen, ihrerseits die Minister bei uns An- und abzusetzen? Die Morning Chroniele könnte dann eines Tages die Entlassung des Herrn Guizot fordern; das wäre in der Tbat recht unterbaltend. Da wir aber etwas darauf geben, ein ern⸗
stes Blatt zu sein, so wird man uns wohl erlauben, der Königin von
England und dem englischen Parlament die Sorge der Ernennung
oder Entlassung der englischen Minister anheimzustellen. Wir erklä⸗ ren es ganz laut; wir begehren nicht die Verabschiedung Lord Pal⸗
merston's. Ein solches Begehren dürfte auch, wie wir sast glauben, wenig Erfolg haben. Wir fürchten sehr, daß ein Minisier, dessen
Entlassung ein fremder Einfluß mit Gewalt zu verlangen schiene,
dem englischen Volk dadurch nur um so werther und theu⸗
rer werden möchte. Unter anderen guten Eigenschaften besitzen unsere Nachbarn auch die einer großen Eifersucht auf ihre Unabhän= gigkeit; sie wollen vor Allem und mit Recht bei sich zu Hause ihre eigenen Herren sein. Ihnen die Entlassung eines Ministers abnöthi⸗ gen zu wollen, hieße vielleicht, diesem Minister seine Amtedauer noch zebn Jahre länger sichern. Was würden wir also thun, wenn es
für uns ausgemacht wäre, daß Lord Palmerston gegen n,
persönliche Gefühle des Hasses und der Feindseligkeit nähre? Wir
würden es Frankreich, England, dem ganzen Europa sagen; und wir sind überzeugt, England würde es eben so schnell gewahr werden und sich eben so laut wie wir dagegen wehren. Unsere Politik ist. wie man sieht, äußerst klar und einfach. Lange Zeit hatte die Oppo— sition uns und Herrn Guizot vorgeworfen, wir seien bereit, Frank— reichs theuerste Interessen den Launen des ersten besten englischen Ministers aufzuopfern, bei dem leisesten Zeichen von Englands Mß⸗ fallen zu zittern, und die spanischen Heirathen haben dieser abge⸗ schmackten Verleumdung für immer ihr Recht widerfahren lassen. Der „Minister des Auslandes, das Organ der englischen Interessen im Kabinet“, hat an dem Tage, wo eine Frage vorkam, bei welcher es sich wirklich um Frankreichs Interesse handelte, eine Festigkeit be⸗ wiesen, die ihm die Opposition jetzt lieber selbst als Verbrechen an— rechnen möchte. Er ist nicht zurückgewichen, er weicht nicht zurück. Die Ausfälle der britischen Presse haben ihn eben so wenig erschüttert, wie die Ausfälle der feanzösischen Presse. Die Mor ning Chroniele ist nicht besser angekommen als der Consti⸗ tutionnel. Herr Guizot hat sich weder zu einer Beunruhigung hinreißen lassen, die eines Mannes von Muth unwürdig, noch zu ei— ner Gereiztheit, die eines Staatsmannes unwürdig wäre. Die spa— nischen Heirathen sind ohne Hast und ohne Zaudern vollzogen wor⸗ den, an dem Tage, der dazu fesigesetzt war. Uns sei nun unserer⸗ seits zu sagen gestattet: wir haben den Sturm der britischen Jour— nale unerschüttert an uns vorübergehen lassen. Wir begnügten uns, Frankreichs Recht mit Ruhe zu behaupten. Sollen wir aber jetzt die in England etwa noch vorhandene Gereiztheit anschüren und einen Streit der Eigenliebe in einen Anlaß zu Zwietracht der Nationen verwandeln? Nein, nimmermehr. Mögen Andere diese ge— hässige Rolle übernehmen; sie haben ihre Rückgedanken dabei! Wir werden uns vielmehr bemühen, die Gemüther in Eng— land zu besänftigen und aufzuklären, wir werden keinen Anstand neh⸗ men, unablässig die Vernunft und Weisheit des englischen Volkes an— zurufen, und jede Gelegenheit zu ergreifen, die gewichtigen Beweg⸗ gründe aufzuzeigen, welche es England und Frankreich gebieten, einig zu bleiben, um des Friedens, um des Wohls der Menschheit willen; und wir sind überzeugt, daß wir hierin als wahre Patrioten, mit wahrhafter Unabhangigkeit und Würde handeln.“
Ein aus London vom 28. November an die Augsburger Allgemeine Zeitung übersandter Artikel über die krakauer Frage wird heute vom Journal des Dabats nachträglich noch mitge⸗ theilt, weil derselbe auch in das Journal de St. Petersbourg vom 18. Dezember übergegangen und diese Aufnahme in das „offi⸗ zielle Organ der russischen Regierung nothwendiger Weise die öffent⸗ liche Aufmerksamkeit darauf hinlenken müsse.“
Der Bey von Tunis hat, da er bei seiner Reise durch Macon Herrn von Lamartine dort nicht antraf, durch den Königlichen Dol— metscher Herrn Desgranges einen Brief an denselben schreiben lassen.
; Dem Courrier frangais zufolge, hat die französssche Regie— rung den Befehl zur Einschiffung von Kriegs-Vorräthen auf einer nach dem La Plata bestimmten Korvette ertheilt. Das genannte Blatt folgert daraus, daß dort der Abschluß des Friedens noch nicht so nahe sei, als man behauptet habe.
Die pariser Freihandels-Gesellschaft hielt vorgestern ihre vierte öffentliche Sitzung. Es wurden wieder mehrere Reden zu Gunsten des Freihandels⸗Systems und gegen die Ansichten der Protectionisten gehalten.
Die Presse beschästigt sich heute mit der Regulirung der Ge— wässer in Bezug auf Trockenlegungen und künstliche Bewässerun⸗ gen; außerdem nimmt sie von einer in Edinburg zu Gunsten der Verminderung der Arbeitszeit in den Fabriken stattgefundenen Ver⸗ sammlung Gelegenheit zu Angriffen auf englische Zustände.
— Paris, 31. Dez. Ihre Majestäten der König und die Königin der Belgier, begleitet vom belgischen Gesandten, haben sich
heute früh nach dem Bahnhofe der Nordbahn begeben, wo sich der Gesandte von ihnen verabschiedete und sie darauf mit dem unmittel—= bar danach abgehenden Zuge die Rückreise nach Brüssel antraten. Die Ankunft daselbst wird noch heute Abend erfolgen. Es scheint aber gewiß, daß Ihre Majestäten in wenigen Tagen schon Brüssel wieder verlassen werden, um sich auf einige Wochen nach London zum Besuch der Königin Victoria zu begeben. Man hatte hier wissen wollen, auch der Herzog und die Herzogin von Nemours würden bin— nen kurzem ebendahin reisen, indessen wird aus bester Quelle ver— sichert, daß für jetzt dieses Vorhaben nicht besteht.
Der Jahresschluß erfolgt hier unter eben nicht günstigen Auspi⸗ zien. Nach dem, was man über den Gang der Geschäfte im Han— del vernimmt, besonders im Detailverkehr, für welchen diese Epoche des Jahres unter gewöhnlichen Umständen die reichste Aerndte zu bringen pflegt, sind dieselben weit entfernt, jene Lebhaftigkeit darzu⸗ bieten, wie z. B. im vorigen Jahre; die Zahl der Käufer und also auch die Quantität der Ankäufe zu Neujahrsgeschenken erreicht lange nicht die der früheren Jahre, und auch in den Straßen und Maga— zinen giebt sich nicht jenes Drängen und bewegte Treiben kund, wel⸗ ches man sonst in diesen Tagen des Jahres zu bemerken pflegte. Und das kann nicht Wunder nehmen. Zahlreiche Klassen der Bevölkerung, die arbeitenden vor allen, haben jetzt, wo die ersten Lebensbedürfnisse im Preise so hoch stehen, wo für den 1. Januar eine neue Steigerung der Brodpreise angekündigt wird, genug zu thun, um auch nur die nöthigsten Ausgaben für sich und ihre meist zahlreichen Familien bestreiten zu können und Luxus— Ausgaben zu macken, zu denen doch namentlich die pariser Bevölke— rung einen vielleicht nur zu großen Hang hat, wie unter Anderem der auch jetzt unverändert starke Besuch der sogenannten kleinen Thea—⸗ ter zeigt, die nach wie vor stets von Besuchern in Blousen über füllt sind. Dieser Umstand hindert nicht, daß die Noth in der That auch hier sehr groß ist, und daß selbst die außerordentlichen Opfer, welche die Stadt Paris bringt, um den Armen wohlfeileres Brod zu ver— schaffen, die Bemühungen der zahlreichen Wohlthätigkeits⸗Anstalten aller Art, so wie der reichen und wohlhabenden Privaten, kaum hin= reichen, dem Elend überall abzuhelfen.
Die Aussicht, daß unter anderen gehofften inneren Verbesserun⸗ gen auch die Verminderung der Brieftaxe von neuem vertagt werden soll, hat, wie sich voraussehen ließ, schon zahlreiche Klagen hervor⸗ gerufen, und diese werden auch ganz gewiß in den Kammern, wenz— gleich schwerlich mit größerem Erfolg, Wiederhall finden. Man will selbst das Bedenken des Finanz⸗Ministers über den Einfluß, den die Herabsetzung der Brieftaxe auf die Einnahmen des Staatsschatz es haben könnten, nicht gelten lassen, und wenn der Minister sagt, eine Zeit der finanziellen Krise, wie die jetzige, sei nicht geeignet zur An— stellung finanzieller Experimente, die eben so gut sehlschlagen als ge⸗ lingen können, so wendet man ihm dagegen ein, gerade solche fri— tische Momente erforderten um so mehr kräftiges, durchgreifendes Vorschreiten selbst auf außerordentliche Weise, um aus den Verlegen⸗ heiten des Augenblicks glücklich herauszukommen und die öffentlichen Lasten zu erleichtern. Die- Gewagtheit dieser letzteren Theorie liegt aber auf der Hand und kann nicht in Abrede gestellt werden, selbst wenn man im fraglichen Falle die in England mit der Post-Reform gemachten Erfahrungen vollkommen berücksichtigt. Denn bei aller Anerkennung, daß die Zahl der durch die Post in England beförder— ten Briefe seit der Herabsetzung des Porto's sich außctordentlich ver— mehrt, der Ertrag davon also wieder eine Höhe erreicht hat, welche den früheren aus der höheren Taxe nun ersetzt, so darf man doch nicht vergessen, daß im ersten und den nach— folgenden Jahren nach Einführung der verminderten Brief-Taxe in England allerdings, trotz der augenblicklichen Vermehrung der Zahl der beförderten Briefe, diese doch nicht sogleich jenen hohen Grad erreichte, der hingereicht hätte, den Ausfall in dem früheren Ertrage dieses Zweiges der Staats-Einnahmen zu decken, und dieselbe Erschéi⸗ nung würden wir ohne Zweifel auch in Frankreich sich wiederholen sehen. Der Finanz⸗Minister kann aber nicht einen Ausfall veran— lassen wollen, in dem Augenblicke, wo die Anforderungen an den
Schatz durch so vielerlei Anlässe sich mehren, und wo auf anderer Seite kein unmittelbarer Ersatz in Aussicht steht.
Seit einer Woche scheinen sich gewisse Leute wieder ein Ge— schäft daraus zu machen, ungünstige Gerüchte über den Gesundheits⸗ zustand des Königs in Umlauf zu setzen. Die Börse ist der Haupt- ort, wo alle diese Gerüchte fabrizirt werden, um die Staats papiere zum Weichen zu bringen, und einmal ist dies wirklich, wenn auch nicht in dem erwarteten Maße, gelungen. Vorgestern hatte man abermals dergleichen Gerüchte dort verbteitet und, um denselben einen größeren Schein der Richtigkeit zu geben, sogar nähere Details über die Natur und Bedeutung der Krankheit beigefügt, an welchem der König leiden sollte. Man sagte, ein Uebel, an welcher der König schon seit Jahren leidet, aber ohne daß ihm bis jetzt ernstliche Beschwer⸗ den daraus erwachsen wären, habe vor einigen Tagen eine so bedenkliche Wendung gewonnen, daß man die größte Besorgniß hege, der Kö⸗ nig werde am Neujahrstage nicht wie gewöhnlich bei diesem festlichen Anlasse die Glückwünschenden empfangen können. Man biete jetzt Alles auf, um ihn wo möglich bis dahin wieder einigermaßen herzu⸗ stellen, und man fertige sogar einen eigenen Sessel an, dem Uebel angemessen, mit welchem der König behastet sei, damit er, in diesem sitzend, ohne allzugroße Beschwerlichkeit doch die Ceremonie vorneh⸗ men könne. Es ist nicht zu leugnen, daß viele ängstliche Gemüther auch diesmal durch diese von allen Seiten plötzlich sich wiederholenden Angaben beängstigt wurden, aber ohne Grund. Der König erfreut sich, trotz seines vorgerückten Alter, eines ganz befriedigenden Gesundheitszu⸗ standes, ist heiterer als je und macht fast täglich seine gewehnten Spazier⸗ fahrten, was mit der Natur des ausdrücklich angedeuteten Uebels kaum verträglich wäre. Indeß geht jedenfalls aus der Aengstlichkeit, mit welcher alle derartigen Gerüchte immer und allgemein vernom⸗ men werden, die Thatsache hervor, daß der Werth der Erhal⸗ tung seines Lebens überall erkannt und gefühlt wird, doppelt aber in einem Augenblicke, wo so vielerlei Umstände in den inneren und äuße— ren Verhältnissen Frankreichs die Fortdauer der festen und klugen Leitung des Staatsruders durch dle erprobte Hand wünschen lassen, welcher sie seit 16 Jahren unter oft kritischen Stürmen von der Vor— sehung anvertraut war.
Doch wie auch die Vorsehung entscheiden möge, ob sie den Kö— nig früher oder später von der Aufgabe seines Lebens abrufen wird, so geschieht jedenfalls Alles, um den Grafen von Paris für seine künftige wichtige Stellung vollkommen tüchtig heranzubilden. Unter den Auspizien des Königs selbst und unter denen einer erlauchten Mutter erhält der junge Prinz eine in allen Beziehungen ausgezeichnete Erziehung. Wahrhaft rührend ist es, zu sehen, mit welcher unermüdlichen Sorgfalt und unvergleichlichen Mutterliebe die edle Herzogin von Orleans ihrer beiden Söhne Wohl überwacht; und wie sie darin als ein wahree Muster für alle Frauen und Mütter dasteht, so hat sie sich dadurch auch die auf⸗ richtigste Verehrung Aller gewonnen. Schwerlich hat je eine Prin⸗ zessin in Frankreich eine so allgemeine Popularität bei allen Volks klassen und ohne Unterschied der Parteien genossen, als die Herzogin von Orleans, und wo sie immer eischeinen mag, er⸗ hält sie die Beweise davon. Auch ihre unerschöpfliche Wohlthätigkeit, die kein Unglücklicher vergeblich in Anspruch nimmt, hat natürlich in hohem Grade dazu beigetragen, diese allgemeine Zuneigung für sie noch zu erhöhen, nicht minder ihre Frömmigkeit. Jede Woche sieht inan zweimal von den Tuilerieen einen ganz einfachen Wagen nach der Rue Chauchat fahren und dort vor der protestantischen Kirche halten; keine Eskorte irgend einer Art geleitet denselben. Es ist die Herzogin von Orleans, welche, nur von einer oder zwei Ehrendamen begleitet, dorthin kömmt, um dem Gottesdienste beizuwohnen.
Sroßbritanien und Irland.
London, 30. Dez. Zu Sheerneß wird jetzt eine Fregatte von 144 Kanonen eiligst ausgerüstet, welche 300 männliche Sträflinge an Bord nehmen und zu Gibraltar als Sträflingsdepot dienen soll. Diese Leute werden dort dem Gouverneur, welcher der Regierung gemeldet hatte, daß es itßm an Arbeitern zur Vollendung der dort im Baue begriffenen Befestigungs⸗ und BVertheidigungswerke fehle, zur Verfügung gestellt, da es in der Absicht der Regierung liegt, mehrere höchst wichtige Werke in größter Eile beendigen zu lassen.
Eine gemeinsame Deputation der verschiedenen irländischen Ei= senbahn-Directionen hatte neulich eine Unterredung mit dem Schatz⸗ Kanzler, um auf Unterstützung von Seiten der Regierung. zu drin⸗ gen. Im Jahre 1845 wurden 11 und im Jahre 1846 nicht weni⸗ ger als 21 irländische Eisenbahn⸗Gesellschaften inkorporirt. Die De⸗ putation beantragte, daß die Regierung einen Vorschuß leisten möge,
tung weiter geflogen zu sein, was vielleicht noch genauer ermittelt wird, wenn alle Beobachtungen zusammengestellt sein werden. Eine interessante Wirkung äußerte die heftige Lufterschütterung auf die Atmosphäre. Der Himmel war bei einer Temperatur von — 0 R. mit einem Schnee veihri⸗ ßenden Wolkenschleier bedeckt (es hatte fast den ganzen Vormittag geschneit), heiterte sich aber sogleich nach dem Meteor auf, und zwar wurde in der Richtung seiner Bahn gleich ein wolkenfreier Streif sichtbar, dem heller Sonnenschein folgte, in dessen Folge das Gewölt sich vollends auflöste.
Literarisches.
München. Die hiesigen Gelehrten Anzeigen sagen in ihrer Nummer vom 26. Dezember: Alnter den namhaften Geschenken, mit wel⸗ chen die Königliche Hof⸗ und Staatsbibliothek durch die Munifizenz aus⸗ wärtiger Regierungen im Laufe des gegenwärtigen Jahres bereichert wor— den, nimmt die unlängst eingetroffene vierte Abtheilung der umfassenden Bücherschenkung, welche die genannte Anstalt der Freigebigkeit Sr. Majestät des Kaisers von Rußland und der dies fälligen gnaͤdigsten Verwendung Sr. Kaiserl. Hoheit des Herzogs von Leuchtenberg verdankt, eine ganz vorzüg- liche und eigenthümlicke Stelle ein. Weder eine außerordentliche Bedern— samkeit in materieller Beziehung, noch absolute bibliographische Seltenheit, weder Größe der Bändezahl, noch Pracht und Eleganz der Ausstattung ist es, was die fragliche Büchersendung auszeichnet, sondern ihr besonderer Werth beruht darin, daß die einzelnen Bestandtheile derselben gewissermaßen eben ss viele einzelne Schritte des Entwickelungsganges beurkunden, welchen die Pflege und das Studium der orientalischen Sprachen und ihrer Litera— turen in Rußland, namentlich im Bereiche der Universität Kasan, genom— men. Dieser Umstand verleiht denn in der That der vorliegenden Schen⸗ kung ein gan eigenthümliches Interesse und einen großen literarhissorischen Werth. In Vereinigung dieser erfreulichen Acquisition mit den in der er— sten Sendung begriffenen, von der St. vetersburger Akademie herausgege⸗ benen Werken desselben Betreffs sieht sich denn un die Königliche Hof⸗ und Staatsbibliothek im Besitz beinahe sämmtlicher aus Rußland hervor= gegangenen literarischen Denkmäler, welche den erwähnten, zunächst lingui⸗= stischen Behuf bezielen, zum Theil aber auch schon die schätzenswerthesten, durch die Kenntniß der orientalischen Sprachen herbeigeführten wissenschaft= lichen Ergebnisse, namentlich auf dem Gebiet der Geschichte, der Länder und Völkerkunde, der Numismatik 2c, liefern.“
Nussische geographische Gesellschaft.
St. Petersburg. In der am 29. November gehaltenen Sitzung der russischen eographischen Gesellschaft führte in Abwesenheit des Praͤsidenten, St. Kaiserl. Hoheit des Großfürsten Konstantin, der Vice⸗
Präsident, Admiral Lülke, den Vorsitz. Dieser eröffnete die Versammlung mit der Anzeige, daß Se. Kaiserl. Hoheit geruht habe, eine goldene Preis Medaille zum Werthe von 200 Silber-Rabel zu stisten und deren jährliche Zuerkennung der Gesellschaft anheimzugeben. Sie soll Männein zuerkannt werden, die sich durch ihre Reisen oder schrifistellerische Arbeiten um die Erweiterung der geographischen, statistischen und ethnographischen Kennmnisse besonders in Bezug auf Rußland verdient machen. — Der Secretair las darauf den Jahres-Bericht. Die Gesellschaft konnte im ersten Jahre ihres Bestehens, wo die Sorge für die eigene Organisation noch einen großen Theil der Kräfte in Ansptuch nahm, den eigentlich wissenschaftlichen Zwecken nicht ihre volle Thätigkeit widmen. Der Bericht ergab Folgendes: Der Akademiker Sjögern unternahm eine wissenschaftliche Neise nach Lief= land, um die Reste der Urbewohner dieses Landes, der Liefen und Kre—⸗ wingen, und deren Sprache zu studiten. Eine zweite Exoedition, welche die Gesellschaft nach dem westlichen Ural zu senden beabsichtigt, ist, zwar einstweilen aufgeschoben, da Graf Kayserling die zugesagte Leitung derselben nicht übeinehmen konnte, sie wird aber jetzt aus— geführt werden, da ein passender Führer gefunden ist. Der Ala— demifer Köppen ist beschäftigt, eine eithnographische Karte des euro- paischen Rußlands anzufertigen. Unter den der Gesellschaft im Manu kript eingesandten Werken zog die Schrift des Generals Duhamel; „Aegopten im Jahre 1837“, vor allen anderen die Aufmertsamkeit auf sich, und es ward beschlossen, sie durch den Druck zu veröffentlichen. — Nach Verlesung des Jahresberichts nahm der Vice Präsident noch einmal das Wort, um der Gesellschaft in wenigen Zügen die Vrdienste zu schildern, die sich der im August verstorbene berühmte Weltumsegler, Admiral Krusenstern, um die Geographie erworben. — Nach Beendigung dieser Lob-Rede kam eine Abhandlung des Contre- Admiral Wrangell: „von den Mitteln und Wegen zur Erreichung des Nordpols“, zum Vortrage. Herr von Wrangell prüft in dieler Abhandlung den von den betannten englischen Serfahrtrn Parry und Bartow entworfenen Plan, zum Nordpol zu gelangen, und zeigt die Unzulänglichkeit desselben. Der Äüdmiral hat selbst eine Expedition nach dem höchsten Norden Sibiriens in den Jahren 1822 — 24 geleitet und ist bis zum 79sten Grade vorgedrungen. Capitain Parry schlägt als Aus- gangspunkt den nördlichsten Punkt von Spitzbergen vor. Von da soll die Erpedition ihren Weg nach dem Nordpole in gerader Linie über das Eis nehmen, und zwar auf Schlitten, die mit Rennthieren bespannt sind. Die Monate April und Mai hält er am passendsten für das Unternehmen. Diesen Plan belämpft der Admiral als unausführbar. Zunächst seien die Rennthiere zu einer solchen Expedition wenig geeignet, da sie trotz ihrer Unempfindlich- keit gegen die Kälte von zu delifater Natur seien, um die Strapazen aus- zuhalten, und überhaupt taugten sie nur zum Laufen auf ebenem Boden, und da das Eis des Meeres keine glatte Fläche, sondern einen unebenen, bald mehr, bald weniger erhabenen, zackigen Boden bilde, so stießen
— —
die Rennthiere auf unübersteigliche Hindernisse und würden bald den Strapazen erliegen. Eten so wenig hält der Admiral die Monate April und Mai für geeignet: denn nach, seiner Beobachtung hat das Eis in dieser Jahreszeit wenig Festigkeit, ist porös und brockelig. Der Verfasser hat die Nordküste Sibiriens auf eine Länge von 2300 Werst (über 328 deutsche Meilen) untersucht und sich dabei des Hunde- gespanns mit dem größten Erfolge bedient. Ueberall fand er das Eis an der Küste entlang von größerer Festigkeit und Einheit, als weiter in die See hinein. Er meint daher, daß man bei der Nordpol - Erpedition ein ähnliches Verhalten einzuschlagen habe, nämlich, daß man so weit als mög- lich an der Kuste des Festlandes entlang ziehe und sich der Hunde statt der Rennthiere bediene. Zu dem Ende musse man Spitzbergen aufgeben und vielmehr den nördlichsten bewohnten Ort, Grönlands als Ausgangspunlt wählen. Unter 777 55 liege das nördlichste Dorf der Eskimos. Dies solle man zur Basis der Expedition machen, daselbst Lebens mittel anhäusen und einige Mannschaft zurücklassen. Dasselbe solle man 2 höher nach Norden ihun und von diesem Puntte aus im Februar auf Schlitten so weit als möglich vorzudringen suchen. Nach der Nechnung des Verfassers beträgt die Entfernung von da bis zum Pole ungefähr 15600 Werst oder gegen 290 deutsche Meilen, eine Entfernung die sich in 2 Monaten zurücklegen lasse. Dem Admiral schloß sich Herr Nadeschdin an und theilte der Gesell= schaft einige Bruchstücke aus seiner Abhandlung: „Ethnographische Studien der russischen Nationalität“, mit. Diese Abhandlung ist teich an Beobach- tungen und Bemerkungen, die der Verfasser auf seinen Reisen in Oester⸗ reich und der Türkei Gelegenheit hatte über die Gebräuche, Silten und charalteristische Eigenthümlichkeiten der verschiedenen slawischen Stämme zu machen. — Nach Beendigung dieser Lektüre schritt die Gesellschaft zur Wahl ausländischer Ehren- Mitglieder: es wurden einstim mig gewählt Alexander von Humboldt, Ritter, und Nu rch i so n. Dann machte der Vice-Präsident der Gesellschaft noch * Anzeige, daß der Großfiest Thronfolger, die Großsürsten Nikolaus und Michael, Söhne des Kaisers, und der Prinz Peter von Oldenburg den Titel als Ehrenmitglieder anzunchmen geruht. Hierauf sprach der Astronom Struve seine Ansichten über die topographi⸗ sche Aufnahme Rußlands aus und zeigte die Nothwendigkeit der gemein samen Mitwirkung der verschiedenen Civil und Militair⸗Behörden. Der ungarische Reisende, Herr von Reguli, legte seine Karte des Gebietes zwischen dem Ob und der Petschora vor. Der genannte Gelehrte hat der dortigen Qrrtlichleit nur nebenbei seine Aufmerksamkeit zuwenden können und doch Vortreffliches geleistet. Wenn es ihm auch eben so wenig wie sei⸗ nem Landsmann Czoma de Körös gelungen ist, eine ungarische Ursprache zu entdecken, so geht aus seinen Untersuchungen doch das in linguistischer und eihnographischer Hinsicht wichtige Resultat heroor, daß das Ungarische mit den finnischen Sprachen eng verschwistert ist und folglich Ungarn und
Finnen zu demselben Stamme gehören.
welcher 30 pCt. des Gesammt⸗Kapitals oder 4,8900, 000 Pfd. St. nicht übersteigen und fristenweise big zum Jahre 1849 in der Art geleistet werden solle, daß 1,250, 900 auf das Jahr 1847, 2,320 000 auf 1847 — 48 und 1,320 000 auf 1818 — 49 kommen würden. Während dieser Periode würden, wie die Deputation bemerkte, die Actiongire alsdann immer noch die bedeutende Summe von 9, 910,000 Pfd. St. aufzubringen und einzuzahlen haben. Nach einer langen und lebhaften Unterredung gab der Schatzkanzler der Deputation die Versicherung, daß die Regierung ihre Angaben genau prüfen und ihrem Gesuch die sorgfältigste Beachtung zuwenden werde.
Ein Herr M'Cullum, der die letzten 20 Jahre hindurch im Westen Schottlands eine Schießpulver -Fabrik befessen hat, ist in neuester Zeit auf den Gedanken gekommen, „Schießwerg“ und „Schießsägespäne“ zum Gebrauch beim Sprengen zu fabriziren. Am vorigen Dienstag machte er nun in Gegenwart des Professor Penny und anderer Männer vom Fach einige Proben, welche die Erwartungen der Letzteren weit übertrafen. Der Versuch geschah an einigen Basaltfelsen von der solidesten Beschaffenheit. Statt der holperigen, bei Anwendung des Schießpulvers hervorge⸗ brachten Spaltungsfläche war sie hier ganz glatt; dadurch wird dem Arbeiter, der die Steine zum Chausseebau oder anderen Zwecken an⸗ zurichten hat, viel Zeit erspart. Außerdem ist diese neue Spreng⸗ Methode unendlich wohlfeiler. Bei dem ersten Versuche wurde ein Bohrloch von 3 Fuß Tiefe und 2 Zoll Durchmesser mit 8 Unzen Schießwerg geladen — um mit Pulver zu sprengen, wären 3 Psund des letzteren nöthig gewesen. Die Wirkung war glänzend. Alle herum stehenden Felsen im Gewicht von etwa 16 Tons à 2009 Pfund) wurden abgesprengt. Bei dem zweiten Experimente füllte man ein Bohrloch von 3 Fuß 4 Zoll Tiefe und 25 Zoll im Durch⸗ messer mit 11 Unzen (gemischten) Schießwerg und Schieß⸗ Baumwolle — an Pulver hätte man 1 Pfund gebraucht — und man sprengte eine Masse ab, die 12 — 15 Tong wog.
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Aus dem Haag, 30. Dez. Die zweite Kammer der Ge— neral-Staaten hat gestern ihre Arbeiten wieder aufgenommen. Der Finanz⸗Minister legie die Gesetz-Entwürfe für das zweijährige Bud⸗ get für 1818 und 1849 vor, welches sich auf 48 auf 71,573,486 und für 19 auf 71,177,718 Fl. beläuft. Zugleich erklärte der Mi— nister, daß diese Ausgaben durch die Wege und Mittel gedeckt seien, und stellte mithin in Abrede, daß sich ein Defizit in den Finanzen zeige.
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Kanton Freiburg. Der Staats-Rath hat die fernere Abhaltung von Volks⸗Versammlungen untersagt und Anstifter von solchen als Aufwiegler erklärt, welche dem Strafrichter als solche zu überweisen sind.
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Nom, 24. Dez. (A. Z.) Der Empfang bei dem Kardinal Marini am 21sten war sehr glänzend und zahlreich. Es hatten sich zu diesem Glückwünschungsbefuch der römische Adel, die hohe Geist⸗ lichkeit, die fremden Diplomaten und die Beamten wie gewöhnlich bei einer Kardinals-Kreirung eingefunden, ohne daß sich, wie man vorher behauptet hatte, viele Personen davon entfernt hielten. Noch weniger war von Auszischen die Rede, wie die Oppositionspartei vor⸗= hatte. Alles ging in der gewöhnlichen Form und hergebrachten Weise vor sich. Indessen dauert die Aufregung, genährt durch absichtlich ausgesprengte falsche Gerüchte, fort, und diefe sind geeignet, der Regie—⸗ rung nur Unannehmlichkeiten gegenüber den ausländischen Mächten zu bereiten. Obgleich die Bessergesinnten, und diese sind im ganzen Lande die übergroße Mehrzahl, dieses Treiben offen mißbilligen, so scheint es doch, als ob die Gegenpartei in ganz Italien ihre Anhän— ger zählte und ihre Verbindungen mit diesen unterhielte, Wie in Toscana und anderen Gegenden sind hier vor einigen Tagen gedruckte Anschlagzettel, worin die Italiener aufgefordert werden, ihr Vater land von der Fremdherrschaft zu befreien, von der Polizei abgerissen worden. f
Die hiesigen preußischen Künstler gaben ihrem Landsmanne, dem Baurath Stüler, gestern ein Festessen, um die fem rühmlich bekannten Architekten, der zum Besuch hier ist, ihre Verehrung darzubringen.
Aus guter Quelle vernehmen wir, daß auf Besehl des heiligen Vaters die Kriminalgerichtshöfe von der Polizei zu trennen sind, und daß die zu errichtenden Tribunale mit Richtern ausschließlich von Ju⸗ risten aus dem Civilstande besetzt werden sollen. Diese Richter wers den, um sie unabhängig und der Bestechlichkeit unzugänglich zu machen, standesmäßig besoldet und auf Lebenszeit ernannt. Ihre Sitzungen sollen, mit wenigen Ausnahmen, öffentlich sein. Außerdem wird die Regierung bei jedem Gerichtshofe noch einen Proccuratore ßfiscale anstellen, der außer den Rechten des Staats auch die Prozesse zu überwachen hat. Der Polizei verbleiben nur die kleinen Polizei⸗Ver⸗ gehen zu bestrafen übrig. Man hofft, mit dem neuen Kriminal-Ko— der diese Gerichtshöfe ins Leben treten zu sehen.
Neapel, 20. Dez. (A. 3.) In den letzten Tagen wurde in einem der großen Brunnenhöse des Finanzgebäudes, nahe der Börse, ein Autodafé ketzerischer Papiere gehalten; es wurde nämlich die ge⸗ tilgte englischen Anleihe von 2 Mill. Pfd. St. unter großer Feier⸗ lichleit in Beisein des Ministers Ferri und anderer Herren vom Gelde (Baron von Rothschild fehlte nicht) in einem eigens dazu erbauten Ofen verbrannt. Während die aus England herbeigeschaff= ten Kisten mit den verschiedenen Jahreszahlen und in allmälig sich verkleinernder Gestalt in einem fröhlich emporlodernden Feuer brann⸗ ten, wurde durch Notarien die Handlung den neapolitanischen Anna⸗ len einverleibt. Sehr viele Zuschauer waren durch dies originelle Schauspiel herangelockt, welches dem alternden Finanz⸗Minister Ferri eine Art von Genugthuung für seine langjährige Geschäftsfüh⸗ rung gewähren mußte. Er soll seine Entlassung eingereicht haben, und diese soll angenommen sein. Das künftige Finanz⸗Ministerium wird wahrscheinlich aus den drei Herren Fortunato, Comitini und Arpino zusammengesetzt werden, von denen die beiden Ersten dem deutschen Publikum bereits durch Abschluß der vielen Handels-Ver— träge bekannt sind, der Letztere ebenfalls als sehr talentvoll bezeichnet wird. Am 2ysten wird abermals eine große Summe von der soge— nannten 5prozentigen Rente getilgt.
Der energische Polizei⸗Minister Del Carreto hat sich von sei⸗= nem Unwohlsein, welches ihn in die Bäder von Castellamare zog, vollständig erholt und leitet das neapolitanisch ⸗ sicilianische Polizei⸗ wesen mit geschickter und kräftiger Hand.
Der Vesuv ist von oben bis unten mit Schnee bedeckt und blickt herausfordernd auf die ihn umgebenden höheren mit schweren Schnee⸗ massen belasteten Berge hinan. Dieser Winter ist ein Riese gegen den vergangenen, Überall reiben sich die Leute die Hände und ver⸗=
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mummen sich wie orientalische Weiber bis über die Nasenspitzen in Shawls und Mäntel.
Der auch in Deutschland geachtete Baron Pasquale Galluppi, philosophischen Studien seit Jahren ergeben, ist in diesen Tagen ge⸗ storben. Der Gram über den Verlust seines Sohnes, welcher in jener unglücklichen calabresischen Katastrophe blieb, soll seinen Tod beschleunigt haben. =
portugal.
London, 390. Dez. Die Nachrichten aus Portugal folgen sich hier jetzt rasch. Gestern hat das Dampfschiff „Royal Tar'“ neue
Berichte mitgebracht. Die gestern mitgetheilten waren aus Lissa⸗
bon vom 17. Dezember, die heutigen sind vom 20., und obgleich sie noch nichts Entscheidendes melden, so sind sie doch von eiwas größerem Interesse als gewöhnlich. In Lissabon ist man der An— sicht, daß es nun bald auf die eine oder andere Weise, durch Waf— fengewalt oder durch Unterhandlung, zu einem Schlusse des Parteien- kampfes kommen werde. So schreibt der Korrespondent des He—⸗ rald: „In den letzten 24 Stunden haben die Sachen eine bedeutend veränderte Gestalt gewonnen. Eine Krisis scheint heranzu— nahen. Saldanha hat sich von Santarem weggezogen und sein Hauptquartier in Alcoentre, 12 Meilen westlich von Cartaxo, seinem früheren Hauptquartiere, aufgeschlagen. Zwei Offiziere des briti— schen Geschwaders, welche einen Aueflug nach Torres Vedras ge⸗ macht hatten, kehrten gestern mit der Nachricht zurück, daß, kurz vor ihrem Abgange aus jener Stadt, mehrere Offiziere des Grafen Bomfim dort anlangten und 3000 Rationen für den nächsten Tag bestellten. Diese Nachricht hat sich heute (den 20. Dezember) bestätigt. Sonach wäre für Bomfim der Weg nach Lissabon über Masca und Cintra vollständig offen, vorausgesetzt, was indeß sehr bezweifelt wird, daß er sich in Torres Vedras be fin⸗ det. Man hält vielmehr jenes Bestellen von Quartieren für (ine Kriegslist von Seiten Bomfim's. Andererseits sind einige Personen der Ansicht, Saldanha habe ihm absichtlich den Weg offen gelassen, um ihn in die Falle zu locken, daß er sich der Hauptstadt nähere, um dann über ihn herzufallen. Sei dem wie ihm wolle, so viel ist sicher, daß in dem Landstrich, durch welchen Bomfim der Vermuthung nach marschirt, Alles zu einem allgemeinem Aufstande zu Gunsten der In— surgenten reif ist.“
bereinigte Staaten von Nord Amerika.
London, 30. Dez. (Schluß der Botschaft des Präsidenten.) Der Präsident der Vereinigten Staaten schließt seine Jahres ⸗Bot⸗ schaft an den Kongreß, wie schon bemerkt, mit einer Darstellung des Finanzzustandes und mit einigen Bemerkungen über die letzten Tarif⸗ Aenderungen in Großbritanien. Die ersteren schließt er an den vor— gelegten Bericht des Schatz-Secretairs. Danach betrugen die Ein— fuhren für das mit dem 13. Juni abgelaufene Finanzjahr 121,691,797 Doll,, von denen wiederum für 11,346,623 Doll. ausgeführt wurden, so daß für die Consumtion in den Vereinigten Staaten für 110, 345, 174 Doll. ver⸗ blieb. Der Werth der Ausfuhr in demselben Jahre war 113,188,516 Dol⸗ lars, von denen 102,141,893 Dollars auf heimische Productionen und 11,346,623 Dollars auf fremde Artikel kamen. Die Einnahme des Schatzes betrug in demselben Jahre 29, 499,247 Dollars 6 Cents, und zwar
w i 26,712,667 Dollars 87 Cents, aus dem Verkauf von Staats— Ländereien 2, 6965, 452 * 418 n
92, 126 n 21 y
Die Ausgabe betrug 28,931,114 Doll. 20 Cent., und die Ba— lance im Satz am 1. Juli war 9.126, 439 Doll. 8 Cent. — Der Betrag der Staats-Schuld, mit Einschluß der Schatz-Noten, war am (1sten des gegenwärtigen Monats (I. Dezember) 21,256,191 Doll. 60 Cent. — Da die angegebenen Einnahmen zur Bestreitung des Krieges mit Mexiko nicht ausreichen, so schlägt der Präsident die schon erwähnte Anleihe von 23 Millionen oder 19 Millionen
und Ermäßigung der Preise für Staatsländereien beschaffen will oder nicht. Es ist aber nöthig, sagt Herr Polk, daß der Kongreß bald darüber zur Entscheidung gelange. Die Anleihe soll auf 20 Jahre kontrahirt werden, mit der Befugniß, die Papiere zu einer früheren Zeit schon anzukaufen. Nach der Herstellung des Friedens mit Mexiko wird man wahrscheinlich einen beträchtlichen Ueberschuß haben, so daß aus diesem die Schuld zu einer früheren Zeit, als sie kon— trahirt ist, wird gedeckt werden können. Nachdem der Prä⸗ sident hierauf bedauert, daß er seine Pläne, die gänzliche Schuldentilgung des Staates betreffend, nicht realisiren könne, und dieser Krieg, den Mexiko angefangen, deshalb den Vereinigten Staa⸗ ten gerechten Grund zur Beschwerde gebe, bespricht er die in der vorigen Session durchgegangene Akte zur Ermäßigung der Einfuhr⸗ zölle. Da dieselbe aber erst am 1sten d. M. in Wirksamkeit getreten ist, so kann man ihre wohlthätigen Folgen noch nicht im ganzen Um⸗ fange erkennen. Man zweifelt indeß nicht, sagt Herr Polk, daß die wichtige Politik, welche dies Gesetz annahm, unseren auswärti— gen Handel bedeutend erweitern und die allgemeine Wohlfahrt befördern werde, und obgleich man die daraus, fließende Ein⸗ nahme noch nicht, vorhersehen fann, so glaubt man doch, daß die— selbe die durch die Akte von 1842 bewirkte Einnahme weit überstei⸗ gen wird. Der leitende Grundsatz ist, Steuern aufzulegen zu Ein⸗ nahmezwecken und sie von Artikeln nach deren wirklichem Werth zu erheben. Die Akte von 1842 schloß entweder durch übermäßige Zölle viele Artikel gänzlich aus oder verringerte die Masse der eingeführ= ten Waaren und verkürzte so die Einnahme. Die Zölle wurden er— hoben, nicht zu Einnahmezwecken, sondern zu Gunsten bevorzugter Klassen auf Kosten einer großen Majorität unserer Mitbürger. Die Ackerbauer, Handwerker, Handelsleute und Schiffer mußten damals dazu beitragen, diejenigen zu bereichern, welche ihre Kapitalien in Fabriken angelegt hatten. Die Zölle wurden nicht nach dem Werthe der Artikel erho— ben, sondern weit entfernt von dieser weisen Regel, besteuerte man theure Sachen des Luxus niedrig und in geringen Werth stehende Gegenstände des alltäglichen Gebrauch hoch. Ein so unbilliges und ungleiches System ist durch das jrtzt bestehende Gesetz aufgehoben, das nicht zu Nutzen oder Schaden von besonderen Klassen Steuern auflegt, sondern die öffentlichen Lasten über alle Klassen vertheilt und, so weit es angeht, gleich macht. Dabei ist noch immer für den Fa—⸗ brikanten ein hinreichender Schutz gegen fremde Kenkurrenz steben geblieben, da die zu Einnahmezwecken aufgelegten Zölle mit Einschluß der Fracht und Spesen, welche der fremde Konkurrent hier zahlen muß, bevor er seine Waare auf den Markt bringen kann, mehr als ein Drittheil des Werthes der eingeführten Waaren und in einigen Fällen fast die Hälfte desselben betragen. Bei solchen Vortheilen ist es fein Zweifel, daß unsere heimische Industrie fortfahren wird, zu blühen und in gut geleiteten Anstalten selbst höheren Gewinn erzielen wird, als es früher der Fall war. In mehreren Zweigen macht unsere Industrie in der That bedeutende Fortschritte, auch ohne Schutzmaß⸗
regeln, giebt Beweise von großer Erfindung und Geschicklichkeit und ist fähig, mit immer größerer Aussicht auf Erfolg, auf offenem Welt. markt zu konkurriren. Das Land wird zufrieden sein mit dem gegen⸗ wärtigen Zoll⸗System, weil die Vortheile, welche die Fabriken ge⸗ nießen, nothwendig aus der Einnahme entstehen, die der Regierung daraus zufließt. Hehe Schutzzölle können wegen ihrer ungerechten Wirkung auf die Massen des Volkes nicht verfehlen, weit verbreitete Unzufriedenheit und Klagen zu erzeugen und beständige Bemühungen, sie abzuschaffen, hervorzurufen, so daß alle Kapital⸗Anlagen in Fabriken unsicher und precair werden. Niedrige und mehr dauernde Zölle werden den Fabrikanten zu gleicher Zeit, daß sie ihm angemessene und lohnende Preise ge⸗ währen, gegen die Gefahr häufiger Aenderung im Systeme sichern, welche niemals verfehlen kann, seine Interessen aufs empfindlichste zu berühren. Zu gleicher Zeit, daß die Vereinigten Staaten ibre re⸗ strikt ive Politik abgeschafft haben, hat Großbritanien, dessen Beispiel uns unser System an die Hand gab, dasselbe gethan. Es hat seine Kerngesetze geändert und den Tarif ermäßigt. Es wäre auffallend, wenn die Vereinigten Staaten dem Beispiel Großbritaniens, ihrem Hauptkunden, gegenüber, Angesichts der in jenem Lande durch lange Erfahrung so offenbar gewordenen Uebel eines Systems, und Ange⸗ sichts der unermeßlichen Vortheile, welche eine mehr liberale Handels- Politik uns gewährt und immer gewähren muß, da wir eine hun⸗ gernde Bevölkerung mit Nahrung versorgen, — wenn die Vereinigten Staaten — sage ich — eine Politik wiederherstellen sollten, welche England aufzugeben gezwungen worden ist, und wenn sie so dessen Fähigkeit verminderten, von uns Nahrung und andere Artikel, die jene begehren und wir verkaufen wollen, zu kaufen. Durch das gleich⸗ zeitige Aufgeben der Schutz-Politik von Seiten der Vereinigten Staa⸗ ten und Englands sind bereits neue und wichtige Märkte für unsere Agrikultur⸗ und anderen Produkte geöffnet; Handel und Schifffahrt haben einen neuen Anstoß erhalten, Arbeit und Gewerbe haben sich erholt von den künstlichen Fesseln, die sie darnieder hielten, und Ge— gessseitigkeit im Austausch der Bedürfnisse beider Länder ist in großer Ausdehnung zum Nutzen beider hergestellt worden. Großbritanien ist durch den Drang der Umstände daheim genöthigt worden, eine Po⸗ litik aufzugeben, die es Jahrhunderte lang befolgte, und seine Märkte unserem unermeßlichen Ueberfluß an Brodstoffen zu öffnen; und es wird mit Zuversicht erwartet, daß auch die anderen Mächte Euro pa's endlich die Weisheit erkennen werden, eine ähnliche Politik zu befolgen, wenn sie durch den Pauperismus und die Leiden ihrer ge⸗ drängten Bevölkerungen nicht dazu genöthigt werden.
Der Präsident beschließt seine Botschaft mit dem Vorlegen meh—⸗ rerer Berichte der einzelnen Staats⸗Secretaire, wie des Schatz-Se⸗ cretairs, mit Vorschlägen über Organisation des Schatzes und Anlage einer Münze in New-Nork, des Kriegs-Secretairs mit Vorschlägen über Vollzähligmachung des stehenden Heeres, des Marine-Secretäirs über Verstärkung jedes auswärts stationirten Geschwaders durch ein Dampfschff und endlich des General-Postmeisters über die Post⸗Ein⸗ nahme im verflossenen Jahre. Er selbst empfehle dem Kongreß noch die Colonisation des Sregon⸗Gebiets und die Reviston der Gesetze, welche den Verkehr mit den Indianerstämmen regeln.
Die übrigen Nachrichten aus den Vereinigten Staaten, welche der „Ashburton“ überbracht hat, beschränken sich auf einige Mitthei-⸗ lungen vom Kriegsschauplatze in Mexiko. General Wool soll am 30. Oktober Monclana und Chihuahia ohne Blutvergießen einge⸗ nommen haben, und eine Expedition wird gegen Viktoria ausgesandt. Dagegen wird versichert, daß Santana mit 30, 9009 Mann gegen die Amerikaner ins Feld rücken werde. Aus Camargo in Mexiko meldet ein Schreiben vom Tten, in der Hauptstadt sei eine neue Revolution ausgebrochen und Santana von seiner Partei zum Diktator ausge⸗ rufen worden.
Handels- und Görsen- nachrichten.
Berlin, 5. Jan. Verschiedene Verkauf-Ordres drückten heute die Course der meisten Eisenbahn-Actien und erfuhren solche mitunter einen
wesentlichen Rückgang. Doll. vor, je nachdem der Kongreß 4 Millionen durch neue Auflage
Marktpreise vom Getraide.
Berlin, den 4. Januar 1847.
Zu Lande: Weizen 3 Rthlr. 2 Sgr. 5 Pf., auch 2 Rihlr. 27 Sgr. Pf.; Roggen 2 Rthlr. 24 Sgr., auch 2 Rthlr. 17 Sgr. 5 Pf.; große Gerste 2 Rihlr., auch 1 Rthlr. 27 Sgr.; Hafer 1 Rthlr. 14 Sgr. 5 Pf., auch 4 Rihlr. 9 Sgr. Eingegangen sind 78 Wispel.
Zu Wasser: Weizen (weißer) 3 Rthlr. 8 Sgr. 5 Pf., auch 3 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf. und 3 Rihlr. 1 Sgr. 2 Pf.; Roggen 2 Rihlr. 22 Sgr. 19 Pf., auch 2 Rthlr 20 Sgr. 5 Pf.; große Gerste 2 Rthlr.; Hafer 1 Rthlr. 11 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rihlr. 3 Sgr. 3 Pf.
Sonnabend, den 2. Januar. Das Scho Stroh 7 Rihlr. 5 Sgr., auch 6 Rthlr. 10 S r. Der Centner He? 1 Rthlr., auch 20 Sgr. . *
Berliner Hör.
Den 5. Januar 1847.
Pr. Cour.
Rriet. geld.
Pr. Cour. Brief. Geld. Gem.
170 2 ( 8.
ctiĩen. *
St. Schuld- Seh.
Prämien- Scheine d. Seeh. à 51 XT.
Kur- u. Neumärk.
Berl. Potsd. Magdh. 4 . 92
do. Ob. Lit. A.. 4 — 911
do. Prior. Oplig. 5 100 997
Med. Lpz. Eisenb.— — — Schuldve rsehr. 3 do. do. Prior. Obl. 4 .
Berliner Stadt- Brl. Anh. abgest.— Obligationen J 94 do. do. Prior. 0b. 1
Westpr. Pfandbr. 3 23 92 Düss. Ell. Fisenb. —
1015 do. do. Prior. Obl 4
Rhein. Eisenh. —
do. do. Prior. Obl. 1
Grossh. Pos. do. do. do. 3 Ostpr. Pfandhr. 3. Pomm. do. do. v. Staat garant. 3 ur- u. Neum. do. 3 Ob. · Schles. k. I. AI 4 Schlesische do. 3 h do. Prior. 1 do. v. Staat ga- do. Lt. B. — rantirt. Lt. B. 3 B. · St. E. Lt. A. u. B. Magd. HIalbst. Eb. hr. Schw. Ærb. E. Gold al marco. — — —640. 0. Prior. Qbl. Friedrichsdror. , 13163 (Bonn-Kölner Esb. And. G6ldm. à 5 Th. III. Nie dersch. Mk. v. e. Diseconto. — ? do. Priorität do. Priorität Nied. Mr. Zwgb. do. Prioritüt Wilh. -B. (C. 0.) Rerlin-HIamb.