1847 / 7 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

in St. Petersburg anlangen. Die übrigen mußten zwar daselb überwintern, hatte

aber doch schon die gefährlichen Stellen zurückgelegt. 2) Die 4 Maß-

regeln und die Thätigkeit der von Ew. Erlaucht zur schnelleren Be ten Herbstzeit

nij Woloischok über 1500 Barken befördert worden.

Oberleitung Ew. Erlaucht stehenden Orts- Behörden fennen gelernt. Die Schifffahrt auf dem Marien Sosseme ist aus denfelben natürlichen Ur— sachen im Laufe des Sommers auf gioße Schwierigkeiten gestoßen. Aber auch hier ist durch die Gnade unseres Monarchen und durch die rasche Ausfüh- rung seines geheiligten Willens ein neues, rettendes Hülfs mittel dargebo⸗ ten der Beloserskische Kanal. Die Eiöffnung dieses wichtigen Weges im Monat August gab dem Marien-Systeme alsbald ein neues Ve- ben durch Beschleunigung der Schifffahrt, durch Bewahrung vor Unglücks fällen und durch bedeutende Verringerung der Transportlosten. Auf diese Weise hat dieses für Jahrhunderte gebaute Wert gleich im Anfange seiner Benutzung dem Handel große Vortheile verschafft. Wir finden keine Worte, den Nutzen auszudrücken, welchen der Beloserslische Kanal dem vater— ländischen Handel in der Zukunst bringen wird, und achten es für eine besondere Gunst der Vorsehung, daß wir Zeitgenossen dieses großen und wohlthätigen Werkes sind. Diese Ereignisse der verflossenen Schifffahrt, welche die Herzen aller Mitglieder des Handelsstandes mit der lebhaftesten Dankbarleit für den einsichtsvollen und eifrigen Vollzieher der wohlthätigen Entwürfe des Monarchen beseelt, flößen uns den Muth ein, die tiefempfundenen Wohlthaten mit kurzen Worten zu bezeichnen und Ew. Erlaucht unsere wahrhafte und tiefe Dankbarkeit auszudrücken. Würdige uns Ew. Erlaucht mit der Ihnen eigenen Huld dieses aller Schmeichelei bare Opfer unserer Herzen entgegen zu nehmen und gestatten Sie uns zugleich die süße Hoffnung zu nähren, daß wir die Ausführung aller übri—= gen von Ihnen entworfenen Bauten zur Verhenlichung unseres gnädigen Monarchen und zum Wohle unseres Vaterlandes noch erleben werden. In tiefster Ehrerbietung verharren wir Ew. Erlaucht unterthänigste Diener.“ (Folgen die Unterschriften.)

Fran ure ich.

Paris, 1. Jan. Gestern Mittag empfing der König bereits

die Neujahrs⸗Glückwünsche des Erzbischofs und des Klerus von Paris und Abends die der Gemahlinnen der fremden Gesandten und die des Staats⸗Raths. Die Mitglieder des diplomatischen Corps waren am Morgen versammelt, um sich über die Glückwunsch-Rede zu ver— ständigen, welche heute Nachmittag in ihrem Namen der päpstliche Nuntius an den König richten soll. Im Konferenzsaal der Deputir⸗ ten- Kammer hatten sich gestern ungefähr 150 Mitglieder derselben eingefunden; es sollen deren aber bereits 200 in Paris anwesend sein. Heute ist der Prinz von Joinville von Cherbeurg wieder hier eingetroffen. Der Verein für freien Handel wurde in seiner letzten öffentlichen Sitzung am 29sten v. M. von dem Präsidenten, Herrn C. Dunoyer, mit einer Einleitungs⸗Rede eröffnet, worin dieser sich auf die Mäßi⸗ gung berief, von welcher der Verein nicht abgehen wolle. Herr Blanqui machte das Programm bekannt, auf welches der Verein seine jetzigen Forderungen beschränkt. Herr M. Chevalier antwortete auf die durch die Prohibitionisten gegen den Verein gerichteten Vorwürfe, daß derselbe Frankreich dem Auslande aufopfere und sich um die Interessen der arbeitenden Klassen nicht kümmere. Er zeigte, daß eine in kluger Weise eingeführte Handelsfreiheit durch die neuen Bürgschaften, welche sie der Sache des Friedens geben würde, den National⸗Wohlstand und die Größe sehr erhöhen müsse, und daß die arbeitende Bevölkerung es sei, welche davon die meisten Vor⸗ theile ziehen würde. Herr von Molinari forschte mit den Do⸗ kumenten der Statistik in der Hand nach, ob die Industriezweige, deren Einfuhr verboten ist, diejenigen seien, welche den Arbeitern en größten Wohlstand verschafften, und er suchte nachzuweisen, daß dies das Gegentheil sei. Herr Horace Say schloß die Sitzung mit einer Rede, worin er die besonderen Vortheile ans Licht stellte, welche die pariser Industrie von einem liberalen Handels-Systeme zu erwarten habe. Diese verschiedenen Reden wurden von esnem zahlreichen Au⸗ ditorium durch häufigen Beifall unterbrochen.

Nach der Sentinelle von Bayonne vom 29. Dezember ist auf höheren Befehl die Rückkehr aller Flüchtlinge nach Spanien suspendirt worden. Privatbriefe aus Bayonne bestätigen diese Nach⸗ richt, bemerken aber, daß die Maßregel' nur die Karlisten betreffe. Die Herren Mendizabal, Olozaga und Cortina sind schon nach Spa⸗ nien zurückgekehrt.

In Bezug auf die Bemerkung des Journal des Débats, daß es außer der englischen Allianz durchaus feine andere für Frank⸗ reich möglich gebe, sagt die Presse: „Wenn die englische Allianz in der That für Frankreich so nothwendig ist, wenn ihre Aufrechthal⸗ tung eine der Lebensbedingungen der Sicherheit Frankreichs wie Europa's wäre, wenn das herzliche Einverständniß nicht nur passend er scheinen mag, sondern ein politisches Dogma ist, so muß man bekennen, daß

der alte Glauben des Journal des Dabats wahrscheinlich an

örderun der letzten Karawane auf dem Twerzaflusse beorderten Beamten, welche 6 als würdige Vollzieher Ihres Willens bewährt und trotz aller mit der spä- i verknüpften Hindernisse mehr als 1306 Barlen bis nach Woschnij-Wolotschol in beispiellos surzer Frist geleitet haben. Im Ganjen sind während der verflossenen Schifffahrt auf dem Wasserspsteme von Wosch⸗ die Stromschnellen von Borowitschi u. a. mehr als r Auf allen diesen Punkten hat der Handels- stand mit wahrhaster Dansbarfeit die unermüdliche Fürsorge der unter der

26

n Geheiß seine Zustimmung gab. Sicherlich waren einer solchen Noth⸗ wendigkeit gegenüber die Vortheile einer Familien Verbindung und einer innigeren Allianz mit Spanien von einem sehr sekundären In⸗ teresse. Ist das Journal des Debats aufrichtig, wenn es sagt, daß es in Europa fein Heil für Frankreich außer der englischen Al- lianz giebt, so muß es die Verbindung verdammen und verwünschen, welche diese Allianz gebrochen und zwischen beiden Nationen Tine Kriegs Epentualität aufgestellt. So groß und vortheilhaft auch die politische Mitgift ist, welche die Vermählung des Herzogs von Mont— pensier uns einbringt, würden wir sie als unverzeihliche Thorheit ver⸗ dammen, wären wir überzeugt, daß die Allianz, deren Bruch sie er⸗ zeugt, für Frankreich nothwendig wäre.“ Die lange berathene Frage über die Hereinführung der lyoner Eisenbahn nach Paris scheint der Lösung nahe, indem von dem Ge— neral-Conseil der Brücken und Chausseen mit 15ñ gegen 6 Stimmen nun entschieden worden ist, daß der Plan adoptirt werden möge, welcher die Bahn bis herein ins Bassin der Bastille, Boulevard Contrescarpe führen will, was auch in der Konz ssion beabsichtigt war. Indessen sind damit große Verpflichtungen für die Compagnie verbunden, welche aus der Oertlichkeit erwachsen. Die Straßen Mo—⸗ reau und Traversiäre bleiben, und um es möglich zu machen, daß dieselben später höher gelegt werden, ist das Nweau der Bahn beim Eintritt derselben 7 Metrés höher als die jetzige Pflasterung dort angenommen worden. Das Ministerium hat nun die letzte Entschei⸗ dung in der Sache abzugeben. ; Der Constitutionnel siehn in der Unterstützung der Eisenbahn— Tompagnieen eine höchst verderbliche Maßregel, weil sie die Compag⸗ nieen mit Hoffnungen erfüllen würde, ohne ihre Hülfsmittel zu ver— mehren. In Vincennes ist dieser Tage ein großer Theil der Bleibe— dachung des Pavillon du Roi gestohlen worden. Man hat vier im Fort mit vielen anderen Arbeitern beschäftigte Maurer als des Dieb— stahls höchst verdächtig eingezogen. e Wie der Sicle meldet, hat eine kürzlich verstorbene Frau von Lencquesaing den Hoepitälern zu Paris ein Vermächtniß von unge— sähr S800, 000 Fr. hinterlassen. . Aus Bastia auf Korsika wird geschrieben, daß am 13. Dezem— ber dort starker Schnee gefallen und 24 Stunden liegen geblieben war, was sich seit zwölf Jahren nicht begeben hat. An zwei sol⸗ genden Tagen schneite es abermals so heftig, daß alle Verbindung mit Ajaccio drei Tage lang unterbrochen war. ö

. Tagen werden die Kammern er— öffnet. Die Oppositsons-Blätter und selbst konservative Journale haben angefangen, sich mit der zu erwartenden Thronrede und mit den Präliminarien zur Session zu befassen. Wie gewöhnlich entwirft jedes davon ein Gemälde, wie es eben seiner Einbildung entspricht, und wählt sich dazu die Farben aus, die ihm gerade zusagen. Auch ge⸗ gen die Art von Turnier in Worten, welches man die Adreßdebatte nennt, hat sich eine Stimme erhoben, auf die weit kürzere und zweck⸗ mäßigere Weise hindeutend, in welcher man rüchsichtlich der Adresse auf die Throntede in England zu Werke geht. Allerdings kann man nicht sagen, daß man in Frankreich, wo man angeblich das Repräsentativ⸗ System vervollkommnete, es auch in dem Punkte der Vielrednerei oder, wenn man lieber will, Redseligkeit von der Tribüne aus vereinfacht

hat. Nur Advokaten, die an weitschweisige Plaidoyers gewöhnt sind, konnten ein solches Reglement wie das bestehende abfasfen, das eher für eine Akademie oder ein Athenäum, als für eine gesetzgebende Versammlung gemacht scheint. Bei den ehemaligen Generalstaaten von, Frankreich verfuhr man mit diesen Präliminarien in ähnlicher Weise wie jetzt in England. Der König hielt vom Throne herab die Eröffnungs-RNede; nach dieser Rede traten nach einander die Präsi⸗ denten des Adels, der Geistlichkeit und des dritten Standes vor die Stufen des Thrones und hielten jeder eine Anrede, die allerdings in der Regel lediglich eine Paraphrase der Thronrede war. Hierauf zog jeder der drei Stände sich in sein besonderes Lokal zurück, um daselbst die Arbeiten zu beginnen und dann die, wie man sich damals ausdrückte, nach der Majorität der Provinzen gefaßten Beschlüsse dem König zu über— reichen. Diese General-⸗Stände blieben nicht länger versammelt, als vierzehn Tage, einen Monat, höchstens zwei bis drei, wenn die Masse dringend der Erledigung bedürfender Arbeiten eine fo lange Zeit er⸗ forderte. Nur selten und von Zeit zu Zeit wurden diefe General— Stände zusammenberufen, und da man damals noch keine Steno⸗ graphen hatte, wie jetzt, so wurden die Protokolle der Verhandlungen lediglich durch die Secretaire aufgenommen. Wurde auch nicht so viel gere⸗ det, so trugen die Verhandlungen darum nicht minder ersprießliche Früchte. Seitdem nun aber, wie man sagt, das Repräsentativ⸗System vervoll- kommnet worden ist, haben wir Deputirte, die öfter, länger, vielleicht sogar auch glänzender sprechen, als ihre Vorfahren in den General— Ständen; aber eine andere Frage ist, ob das Gute, das jetzt aus dem größeren Wortgepränge erwächst, auch wirklich den hohen Er— wartungen entspricht, die man davon sich machte? Jedenfalls ist auch in Frankreich selbst die Zahl derjenigen nicht gering, welche die lange

dem Tage erschüttert wurde, wo es den spanischen Heirathen auf höheres

auf die Adreß⸗Debatte verwendete Zeit einer verlorenen gleich erach⸗

tet. Und doch wird es schwerlich je gelingen, eine Kammer, von welcher politischen Farbe auch ihre Majorität sein möge, zum Auf⸗ geben dieser Adreß Debatte zu vermögen. Schon vor einigen Jahren, als es sich um Reviston des Reglements handelte, wurde diese Frage in der Kammer selbst angeregt, ohne daß man sich zu verständigen und zu einem praftischen Resultate zu gelangen vermochte. 89 Grund ist leicht erklärlich. Die Adreß⸗-Debatte ist gewissermaßen das Stelldichein für alle Ehrgeizigen, der Wahlplatz für alle wirklichen oder eingebildeten Rednertalente, die sich da mit einander messen wollen, das Kampfspiel, in welchem der Preis für den Gewandtesten ein Minister⸗Portefeuille ist. Wir werden also auch in diesem Jahre die Adreß-Debatte haben und wohl noch lange Zeit. Indeß wird diese mündliche Verhandlung aller Akte einer Regierung, wiederholt durch den hundertfachen Wiederhall der Presse, dieses Jahr eine schwere Probe zu bestehen haben. Diplomatische Fragen der zartesten Art werden auf der Tribüne angeregt werden; ein unbedachtsames Wort, das auf der Rednerbühne hier oder zu London fällt, kann die gewichtigsten Folgen nach sich ziehen.

Die Baumwollenspinnereien Frankreichs besinden sich in diesem Augenblicke in einer sehr schlimmen Lage. Alle diejenigen, welche in großer Zahl in den Thälern der Umgegend von Rouen, zu Maromme, Malaunay, Monville, Pavilly, Barentin, Duclair u. s. w. sich befin- den, haben, wie man versichert, seit zwei Jahren schon fast nur mit Verlust verkauft, und diefer Verlust stellt sich jetzt in Folge des Stei⸗ gens der Preise der rohen Baumwolle noch höher. Sie haben da—⸗ her, um nicht ihrem Ruin sich auszusetzen, beschlossen, ihre Arbeiten zu vermindern, und lassen nun nicht mehr bei Licht arbeiten, einige haben sogar zwei volle Tage in der Woche die Arbeit gänzlich einge⸗ stellt. Sie erleiden auch dabei großen Verlust, da einerseits das in ihre Unternehmungen gesteckte Kapital keine Zinsen trägt, anderer— seits die Auflagen an den Staat, die Aus gaben für Brandversiche— rung, Miethe, jährliche Besoldungen der Aufseher, mit einem Worte, die allgemeinen Kosten des Unterhalts fortgehen. Aber es blieb ihnen nur die Wahl zwischen gänzlichem Ruin und diesen Verlusten, und sie zogen natürlich die letzteren vor, als weniger verhängnißvoll. Aber das Schlimmste bei der Sache ist, daß inmitten eines strengen Win⸗ ters, wo alle Nahrungemittel in hohen Preisen stehen, die Arbeiter die Hälfte ihres Tagelohns verlieren; denn wenn nicht mehr bei Licht gearbeitet wird, so bleiben nur die Stunden von 8 Uhr Morgens bis 4 Uhr Abends, wovon noch die Raststunde Mittags in Abzug kommt, also kaum 6 Stunden, gerade die Hälfte eines gewöhnlichen Arbeits⸗ tages. Und diese Verkürzung trifft nicht blos ein Glied der Arbeiter- Jamilien, sondern alle, die in Fabriken beschäftigt sind, Männer, Frauen und Kinder, alle verdienen nur den halben Tagelohn künftig.

Großbritanien und Irland. London, 31. Dez. Der Hof wird sich in nächster Woche auf vierzehn Tage nach Claremont begeben und erst zur Parlaments- Eröffnung nach der Stadt kommen. Nach Empfang der Adressen beider Häuser wird die Königin wahrscheinlich wieder nach Osborne— house auf der Insel Wight abgehen.

. Die neusten Nachrichten aus Irland lauten noch unverändert; immer noch kommen in den westlichen Grafschaften Personen durch den Hungertod um, und in Sligo versucht man jetzt, obgleich mitten im Winter, durch Auswanderung nach Amerika der Noth zu entrin— nen. Durchgreifendere Maßregeln, als die bisherigen, sind unver—⸗ meidlich, und O'Connell beharrt dabei, daß ohne eine Anleihe von 30 bis 10 Millionen Irland nicht zu helfen fei. In der vorgestrigen Repeal-Versammlung erklärte er, daß er am 6. Januar, an welchem Tage eine große Central-Versammlung der Grundbesitzer in Dublin stattsinden wird, die Beantragung einer solchen Anleihe bei der bri— tischen Regierung in Vorschlag bringen werde.

Eine Anzahl geachteter londoner Häuser, die Gebrüder Baring an der Spitze, hat am 24sten d. M. Lord Palmerston eine Denk— schrift überreicht, in welcher die Nachtheile des gegenwärtigen Zustan— des der Dinge im La Platastrome dargelegt und das Gesuch aus⸗ gesprochen wird, die britische Regierung möge im Verein mit der französischen baldmöglichst Maßregeln treffen, der Blokade von Bue— nos Ayres ein Ende zu machen.

Die Times veröffentlicht die neue Verfassungs-Urkunde, welche das Kolonial- Ministerium laut einer Akte der letzten Parlaments⸗ Session für Neu-Seeland abgefaßt hat, und die es mit einer erläu— ternden, von der Königin im Geheimen Rath bestätigten Instruction begleitet. Die Verfassungs-Urkunde von 1840 wird hierdurch aufge— hoben und die Insel einstweilen in zwei Provinzen getheilt; später⸗ hin tritt vielleicht eine fernere Theilung ein. Die Basis des ganzen Systems ist die Munizipal⸗Verwaltung. Jeder von europäischen Ko— lonisten angebaute Bezirk bildet einen Flecken, der seinen Gemeinde- Nath erwählt. Aus seiner Mitte ernennt dieser Aldermen und Mayor. Jede Provinz hat behufs der Gesetzgebung eine Provinzial-Versanm— lung, bestehend aus 3 Gewalten, einem Repräsentantenhause (dessen Mitglieder durch die Gemeinde-Räthe gewählt werden), einem gesetz—⸗ gebenden Rath und dem Gouverneur der Provinz. Für Gegenstände aber, welche die ganze Insel interessiren, und für die deshalb eine

Gegenwart entnehmen, mit Einschluß von Biographieen berühmter Ton- dichter und Tonkünstler, Kritiken aller , , Erschei⸗ nungen so wie der berliner Opern und Konzerte, Original-Korrefpon- denzen aus den ersten Städten Europa's, woran sich ein Feuilleton theils in referirender, theils in humoristischkritischer Weise Nachrichten aus der Musitwelt gebend, und ein musikalisch-literarischer Anzeiger aller musikalischen Erscheinungen des In- und Auslandes anschließen, sol⸗ len den Inhalt der „neuen Berliner Musik-⸗Zeitung“ bilden. Den Lesern die Bestrebungen der neuen Zeüschtist vorzuführen, gleichzeitig den Standpunkt anzudeuten, welchen das Blatt in Bezug auf Kritik S un— bestreiibar der wichtigste Theil einer musikalischen Jestung einzunehmen 6 theilen wir einen Auszug aus dem Vorwort der Pfobenum— er mit.

Wir haben den höchsten Begriff von der Kunstkritik. Sie ist ein nothwendiger Moment in der Entwickelung der Kunst. Freilich darf man nicht Alles Kritik nennen, was sich als solche breit nackt. Erwägt man indessen, welchen Einfluß der scharfsinnige Lessing einst auf die Gestal= tung der Dichikunst als Kritiker ausübte, wie er durch das Zurückgehen auf die allgemein gültigen Gesetze der Schönheit die große Epoche der deutschen Dichtkunst herbeiführen half, so ergiebt sich historisch nicht blos der Werth und die Bedeutung, sondern auch die No hwendigkeit der Kritik. Das Ge— biet derselben in der Musik ist sehr umfassend,Yda wir es hier mit den Kunstprodulten und mit den autübenden Künsilern fast immer zugleich zu ibun haben. Die Grundgedanken einer zeitgemäßen und für die Kunst er= spriesᷣlichen Kritik zu entwickeln, ist hier nicht der Ort. Besondere Artikel sollen darüber ein Näheres enihalten. Es kommt uns hier nur darauf an, die formellen Gesichtspuntte derselben anzugeben, zu zeigen, welche Forderungen die Zeit an die Kritik richtet und welch' ein in die Augen fallendes Bild sie dem Künstler darzustellen hat. . ... Unsere Krinik sei positiv, scharf und bestimmt, kein referirender Theaterʒettel überall selbstständig, individuell, so daß man in der Meinung die Person des Kritilers achte und ehre. Der Kritiker spreche Ansich ten aus, und zwar seine eigenen, er begründe sie, er verfahre prinzipieli. Läßt sich das Piinzip seines Urtheils nicht halten, so wird mit diefem das Ur⸗ theil von vorn herein fallen. Es falle immerhin. Das ist desser, als va-= ges Hin- und Herreden. In der Musik wird jede Seise derselben, das musilalische Kunstwerk, der ausübendt Künstler, ja selbst das musikalische

Instrument, der Kritik unterworfen. Auf diese Weise erscheint ihr Gebiet sehr reichhaltig. Wenngleich wir dasselbe nach allen Seiten hin zu vertre⸗— ten gedenken, soll doch der arttstische Theil der Kunst vorzugsweise den Stoff liefern. Was die ausübende Kunst anlangt, so unterliegt die Fest— stellung der Prinzipien der Kritik keiner so großen Schwierigkeit. Der Fortschritt in der Technik läßt sich verfolgen; welchen Eindruck diese in ihrer Vollendung auf den Ausdruck des musikalischen Gedankens aus— übt, läßt sich hören. Und wer Ohren hat, zu hören, der hört es gewiß, sowohl beim Virtuosen des Gesanges, wie des Instrnuments. Da, wo eine Musik sich mit der dramatischen Kunst verbindet, tritt nun freilich noch ein neues Element hinza, das der Darstellung. Allein auch hier stehen die auf Anschauung begründeten Gesetze der Schönheit so fest, daß die Kyzitik nicht Gefahr läuft, gegen den Künstler ungerecht zu werden, wenn sie scharf und bestimmt auftritt. Bedenklicher wäre die Sache in Bezug auf die musikalischen Compositionen. Wir setzen voraus, der Komponist be⸗ herrsche die Form des Ausdrucks vollständig, über grammatische, theore— tische Fehler sei er hinweg, er führe seine Gedanken mit Geschick durch. Und dennoch werden wir gegen ihn uns kriisch erilären kön— nen, nicht, weil sein Werk schlechthin tadelnswerth ist, sondern weil es unter dem gegenwärtigen Standpunkte der Kunst sieht. Für einen schaffenden Künstler giebt es fein unginstigeres Urtheil, als wenn ?man von seinem Werle sagt: „Schon da gewesen“. Was heißt das? Sein Wert bietet nichts Neues in der Erfindung der Melodie, seine harmonischen Com- binationen sind durchaus bekannt, seine Rhythmit ist gewöhnlich, seine Zu⸗ sammenstellung der Instrumente bietet nichts Originales. Kann man dies nachweisen, kann man die Anknüpfungspunfte, die Schule der Vorzeit auf- finden z tritt uns ein entschiedener Mangel an Selbstständigkeit entgegen, so sind wir mit dem Werke fertig, die Schärfe und Bestimmtheit des Urtheils erscheint hinlänglich motivirt. Man mißverstehe uns indeß nicht. Zur Motivirung eines Uriheils können noch allerlei Rücksichten hinzutreten. Der Kunstler ist, Anfänger. Als solcher lehnt er sich an einen Meister an. Dies verdient Anerkennung und Nachsicht. Dann aber dringen wir auf Emancipation, auf freie Bewegung des musifalsschen Schaffens, im Namen des Fortschritts und der freien Entwickelung der Kunst. Wir sind der Meinung, daß in der untergeordneisten Kunssform,

bestimmte Tendenz-Composition. Er will ein Uebungsstück für Schü— ler schreiben, er will als praktischer Musiklehrer einen methodischen Unter⸗ richtsgang geben. Immerhin werde eine solche Arbeit auf ihrem Stand⸗— punkte anerkannt und nicht verworfen, weil sie etwa in ihrem musikalisch- schöpferischen Theile der Originalität entbehrt.“

So weit das Vorwort. Einen günstigen Erfolg des Unternehmens be— zweiseln wir, zufolge der dabei betheiligten frischen und bewährten Kräfte, nicht, mögen diese Jeilen dazu dienen, die Aufmerksamkeit des musikalischen

2

Publikums auf die neue Berliner Musik-Zeitung hinzulenken. 2.

Der artesische Brunnen in Venedig.

Venedig. (W. Z.) Die Bohrung des ersten Brunnens auf dem Felde St. Maria Formosa ist im Monate August begonnen worden und am 21. Dezember bis zur Tiefe von 85 Metern oder 269 wiener Fuß vor⸗— geschritten. Der Inge ieur Degousée, welcher an der Spitze des Unter nehmens steht, hat die besondere Lei ung hiervon seinem tüchtigen Zöglinge Ayraud anvertraut, welcher andere Arbeiten dieser Art, und namentlich in der algierschen Provinz Oran, ausführte. Das Bohrgeschäft ging bisher nach Wunsch von statten, und es erga— ben sich dabei nur einige kleine Unfälle und Schwierigkeiten, wie sie bei allen ähnlichen Arbeiten vorzukommen pflegen. Die Feinheit und die lose Beschaffenheit einiger Sandbänke . das Haupt- Hinderniß zu einem chnelleren Fortschreiten der Bohr-Arbeiten. h ker ne r rf, . Erdarten sind See- und Fluß Ab= lagerungen und alle denjenigen ähnlich, welche man auf der ganzen La— gune findet, wenn man den Grund derselben auf wenige Meter aufgräbt. Es sind nämlich sehr feine Sand und Lehm-Massen, welche von den Flüssen im Meeresgrunde abgesetzi werden. Abgesehen ven den Sand= und Lehmschichten, auf welche man bis zur Tiefe von 5 Metern stieß und als ein ziemlich aufgewühlter, jenem der übrigen Theile der Stadt gleicher Boden angesehen werden können, hat man unter derselben die nachssehende Reihe von Erdarten angetroffen: Auf 5 Meter einen bläulichen und gelblichen Lehm

(gemeiniglich „Kreide“ genannt) mit

Beimischung von Seemuscheln in

in einem Walzer oder was es sonst sei, wahrhafte Originalität an den Tag gelegl werden kann. Oder ber schaffende Künsslen' sieferit uns eine

einer Mächsigkeit von Metern.

gewisse Einheit der Gesetzgebung und Verwaltung nöthig ist, soll eine General ⸗Versammlung der ganzen Insel gehalten werden, bestehend aus dem General⸗Gouverneur, einem legislativen Rath und dem Ne⸗ präsentantenhause; die Mitglieder dieser General⸗Versammlung müs⸗ sen Mitglieder der entsprechenden Zweige der Provinzial-Versamm⸗ lungen gi Jede Provinz wird einen Gouverneur und Vice⸗Gou— verneur und die ganze Insel einen General-Gouverneur haben. Einst⸗ weilen aber bleiben Gouverneur Grey und Vice⸗-Gouverneur Eure für die ganze Insel, wie für die einzelnen Provinzen in Thätigkeit. Die ganze künftige Gestaltung der inneren Justände der Insel, die Or—= ganisation des Gerichtswesens, die fiskalische Verwaltung, die Ju⸗ gend Erziehung u. s. w. bleibt den Beschlüssen der gesetzgeben= den Versammlungen anheimgestellt. Zwei wichtige Punkte, von denen die Verfassungs-Urkunde nicht spricht, berührt die begleitende Instruction: nämlich das Recht der Krone auf alle wüsten Ländereien und die Verhältnisse der Ureingeboreneu. Ersteres beansprucht die Krone in seinem vollen Umfange und behält sich alle Freiheit der Verfügung vor. Eine Untersuchung der jetzt zu Recht bestehenden Eigenthums⸗Verhältnisse soll den ümfang' des Besitzes aller Individuen, Corporationen und eingeborenen Stämme ermitteln und urkundlich feststellen; alles übrigbleibende Land ist dann Krongut. „Doch“, sagt der Kolonial⸗Minister in seiner Instruction, „soll die Krone diese Ländereien nie benutzen, um sich Einfluß zu schaffen und Fworitismus zu üben; es soll der Krone Verschenkung selbst der lleinsten Landstrecke außer zu Arbeiten gemeinnütziger Art nicht frei⸗ stehen; vielmehr soll alles Land, nach vorgängiger sorgfältiger Ver⸗ messung versteigert werden und der Ertrag hauptsächlich zur Einfüh⸗ rung von Handarbeitern in die Insel oder sonstigen Lokalzwecken ver⸗ wandt werden. Was die Eingeborenen betrifft, so werden ihnen be⸗ sondere Bezirke angewiesen werden, innerhalb deren sse unter sich ganz in ihren eigenthümlichen Gebräuchen (so weit diese nicht den Gesetzen der Menschlichkeit zuwider sind) leben und nach ihren eigenen Gesetzen unter sich Recht sprechen dürfen.“ Dieses sind die Hauptzüge des neuen Systems der Regierung in Bezug auf diese zukunftreiche Ko— lonie. Von den Journalen sprechen sich die Times, die Daily News, die Chroniele sehr belobend und beifällig über die Maß⸗ regel aus; die anderen erwähnen sie, zunächst ohne Urtheil.

Die Times giebt eine Uebersicht über die Dividenden-Zahlung verschiedener englischen Bergwerks- Gesellschaften. Es werden 28 englische und 5 auswärtige Gesellschaften aufgeführt, von denen die ersteren bei einer Einzahlung von im Ganzen 196,000 Pfd. St. eine Einnahme von 158,838 Pfd. St. unter sich getheilt haben, was über 80 pCt. von dem eingezahlten Kapitale und ungefähr 11 pCt. von dem Nominal⸗Kapitale beträgt. Die fünf auswärtigen Gesellschaften haben dagegen bei einem eingezahlten Kapitale von 1,ů⸗159, 565 Pfd. St. nur 43,053 Pfd. St. als Dividende vertheilt, was nur 3 pCt. auf das Kapital ausmacht. Die Times bemerkt dazu, daß die obengenannten 28 Gesellschaften zu denen gehören, welche die glänzendsten Geschäfte gemacht haben, und daß im Allge⸗ meinen bei den 128 bestehenden englischen Bergwerks- Gesellschaften nur etwa 11 pCt. gewonnen werde. Dieses sei aber bei den vielen unglücklichen Bergwerks-Speculationen durchaus nicht bedeutend, und andere Unternehmungen seien deshalb noch vorzuziehen.

Der bekannte Ingenieur Brunel hat den „Great Britain“ noch nicht aufgegeben uns will nichts davon wissen, daß man das Schiff abbreche. In einem von ihm publizirten Berichte erklärt er, daß das Schiff im Wesentlichen unbeschädigt sei, daß man indeß drei Monate Zeit brauchen werde, es flott zu machen, und daß es inzwischen durch zweckmäßige Vorkehrungen gegen die Angriffe der See geschützt wer— den müsse.

Die Gazette zeigt an, daß die Königin den George Grey Esq. zum Ober-Gouverneur der Inseln Neu-Seeland und zum Gou⸗— verneur und Ober-Befehlshaber der beiden abgesonderten Provinzen Neu-Ulster und Neu-Munster; ferner Edw. John Eyre, Esq., zum Vice-Gouverneur der beiden abgesonderten Provinzen Neu-Ulster und Neu⸗Munster; endlich Sir J. G. Le Marchand zum Gouverneur und Ober ⸗Befehlshaber von Neufundland und dessen Zubehörungen er— nannt habe.

Die Times erklärt, daß die Huldigungen, welche der Graf von Montemolin hier in England empfange, durchaus keinen politischen Charakter trügen, wie denn auch der Infant hier gar keine ungeeig⸗ neten politischen Ansprüche erhebe.

Nach Berichten aus Montevideo vom 12. Oktober, soll Salto den Truppen von Uruzuay abgewonnen und zugleich Oribe durch Garzon oder Lagos, oder einen anderen Häuptling, der sich zu den Anhängern von Rosas zählt, verstärkt worden sein. Nachrichten aus Buenos-Ayres vom 2. Oktober melden nichts von Be— lang. Man trug sich noch immer mit widersprechenden Gerüchten über den Zustand der Dinge in Entre Rios und CEorrientes. Die Verhandlungen über die verfehlte Mission des Herrn Hood waren in der Gazettsle vom 22. bis zum 30. September publizirt worden.

wi der.

Aus dem Haag, 31. Dez. Bei Vorlegung des zweijähri— gen Budgets für 1848 und 1849 (s. das gestrige Blatt der Allg.

27

Uebersicht über den Finanz⸗Zustand des Landes, worin er unter An⸗ derem sagte: „Eine kurze Prüsung genügt, zu beweisen, daß der Finanz⸗Zustand gegenwärtig günstig ist. Der Rückstand ist gedeckt, die Konversion der Rente regulirt und der Austausch der alten Geld⸗ stücke fast ganz beendigt. Man kann sich daher über die Ersolge, welche der Staats⸗Schatz gegenwärtig darbietet, freuen. Der öffent- liche Kredit ist auf gesetzlichem Wege wieder hergestellt und auf so- lide Grundlagen gestellt, so daß auch die allgemeine, durch die Speculationen in Eisenbahnen seit einiger Zeit hervorgeru⸗ fene Krisis ihm nicht schaden konnte. Bei einem solchen Zustande der Dinge, wo die größte Oeffentlichkeit in unseren Finanzen herrscht, muß man sich verwundern, daß man durch das Gerücht eines bedeu⸗ tenden Defizits die Gemüther zu beunruhigen gesucht, und daß die⸗ ses Gerücht durch einige Journale, welche sich Organe der öffent⸗ lichen Meinung nennen, sofort wiederholt worten ist. Und trotzdem ist nichts verheimlicht worden. Alles ist öffentlich in der ginanz-Ver⸗ waltung, und Jeder konnte sich durch die Prüfung des Zustandes des öffentlichen Schatzes bis zum Ende des Dienstjahres 1845 überzeugen, daß kein Defizit vorhanden und, unvorhergesehene Ereignisse abgerechnet, auch für die Zukunft nicht zu fürchten ist.“ Der Minister entwichelt darauf weitläuftig die Resultate des Finanzgesetzes vom 6. März 1841 und zeigt, daß von den 45 Millionen Gulden, die hiernach zur Del— kung der von der Handels-Gesellschaft kontrahirten Schuld, so wie zur Deckung des Defizits und anderer Ausgaben, ausgesetzt waren, nur 43 Millionen Gulden ausgegeben worden, so daß am Ende des Jahres 1845 statt eines Defizits ein Ueberschuß von mehr als einer Million bestand. Zwar hatte man einen noch größeren Ueberschuß gehofft, aber ungeachtet der neuen Ausgaben, die nach dem Jahre 1814 genehmigt worden, ist der Finanz-Zustand nicht weniger gün⸗ stig, als er es zur Zeit des am Anfange dieses Jahres dem Könige eingereichten Berichts gewesen. Der Minister erwähnt darauf der glücklichen Vollendung der Einwechselung der alten Geldsorten vor dem Schlusse des Jahres und zeigt mit Zufriedenheit an, daß die Einlösung und Umschmelzung des alten Geldes den dafür ausgewor⸗ fenen Ansatz nicht überschreiten wird.

i e n,

Brüssel, 2. Jan. Der König und die Königin sind vorgestern Abend von Paris zurückgekehrt und haben gestern die Glückwünsche des diplomatischen Corps, der Kammern und der verschiedenen hohen Behörden empfangen.

8 i.

Kanton Zürich. (N. 3. 3.) Nach einem vom Regie— rungs- Rathe am 31. Dezember gefaßten Beschlusse werden in der Mitte des Monats Januar 1847 3222 Centner Mais im Preise von 6 Fl. 20 Sch. sür den Centner unter die Gemeinden vertheilt werden, und man wird ähnliche Vertheilungen von nun an jeden Monat so lange vornehmen, als es nöthig ist. Als Grundlage für die Vertheilung dienen die Steuer-Register. Mit Beziehung auf die Verwendung des angeschafften Korns, Mehls u. s. w. ist noch nichts entschieden worden.

Kanton Luzern. (N. 3. 3.) Es kommt nun auch Kriegs⸗ Munition über den Gotthardt hierher, nämlich diejenige, welche Staats⸗ Schreiber Bernhard Meier in Sardinien bestellte.

Kanton Basel. Bei den Verhandlungen der Verfassungs— Kommission über das Appellationsgericht wurde festgesetzt, daß in Zukunft dessen Präsident aus der Mitte der Bürgerschaft und nicht mehr, wie bisher, nur aus dem vorher ergänzten Gerichte gewählt werden solle.

Aus der Schweiz, 30. Dez. (O. P. A. 3.) Es ist be⸗ kannt, daß jüngsthin die Regierung des Kantons Zürich den Deut⸗ schen Karl Peter Heinzen aus Preußen, dem das Aspylrecht auf Wohlverhalten gestattet wurde, nun aus dem Kanton verwiesen hat, nachdem derselhe den ihm gewährten Schutz benutzte, um Schriften wie der deutsche Tribun“ in Konstanz dem Druck zu übergeben und in Masse nach Deutschland zu befördern. Die Regierung von Zü— rich theilte ihre Ansicht über diese Schrift den übrigen eidgenös— sischen Ständen mit und bemerkte dabei, daß dem Autor Heinzen der Aufenthalt nur unter der bestimmten Bedingung gestattet worden war, „Alles zu unterlassen, was das gute Ver⸗— nehmen zwischen der Schweiz und den Nachbarstaaten gefährden könnte.“ Ferner bemerkte sie: „Wir glauben aber dabei nicht stehen bleiben, sondern auch Euch von unserem Beschlusse in Kenntniß setzen zu sollen, da es sich hierbei nicht nur um das Verhältniß eines einzelnen Kantons, sondern der Schweiz überhaupt zu dem Auslgnde handle, und es da— her Euch erwünscht sein muß, um das Vorgefallene zu wissen, inso⸗ fern Heinzen sich vielleicht in Euren Kantonen um die Erlaub⸗ niß zum Aufenthalt bewerben sollte.“ Nun hat sich Heinzen nach dem Kanton Basel - Landschaft gewendet, wo er, wie es scheint, bereit⸗ willige Aufnahme gefunden, indem derselbe von da aus eine Erklä⸗

Preuß. Ztg.) gab der Finanz-Minister den General-Staaten eine

rung in die National-Zeitung von Basel vom 23sten d. M.

einrücken läßt, vermittelst welcher er die Autorschaft „des deutschen Tribuns“ anerkennt, aber Lie Beschuldigung von sich abzuwälzen facht, daß er „Aufruhr und Fürstenmord“ . habe. Db nun die Regierung von Baselland dem Ansinnen der Regierung von Zürich entsprechen und Heinzen über die Gränze führen lassen werde, steht dahin. (Nach anderen Nachrichten soll Baselland Heinzen den Aufenthalt gekündigt haben.)

3Ztalien.

Vom Genfersee, 29. Dez. Das Frankfurter Journal enthält nachstehendes Schreiben:; „Die Ruhe der italienischen Halb= insel befindet sich nach glaubwürdigen Mittheilungen auss neue be= droht, und vielleicht ist der Augenblick nicht mehr weit entfernt, wo sich jene bedauernswürdigen Aufstands⸗Versuche wiederholen dürften, deren stete Erfolglosigkeit sich die Anstifter derselben zur Lehre hätten dienen lassen sollen, um nicht, ohne auch nur ihren Zweck zu er⸗ reichen, abermaliges Unglück anzurichten. Wer diese Urheber sind, ist vielleicht zu errathen; doch vermag man sie nicht mit hinlang· licher Besimmtheit zu ermitteln, um ihr frevelhaftes Vorhaben im voraus zu vereiteln, indem man sie selber unschädlich macht; allein so viel weiß man schon jetzt, daß alle Fäden des schlim⸗ men Intriguen⸗Gewebes in Marseille zusammenlaufen; dort dürften daher auch wohl die Ränkeschmiede zu suchen sein. Sprachen wir oben von besorglichen Ruhestörungen, so erstrecken sich die des halb gehegten Befürchtungen jedoch nicht auf die österreichische Lombardei und auf das Neapolitanische, wo eine Achtung gebietende Militair⸗ macht jeden derartigen Gedanken, bevor er zur hat reifen könnte, zu unterdrücken bereit ist. Allein nicht eben so in den sardinischen und in den päpstlichen Staaten, besonders in den Städten der Ro⸗ magna, wo die gegen die Ruhe Italiens angezettelte Verschwörung viele Verzweigungen haben soll, wenn schon Pius 1X. durch bekannte Gnadenakte und durch die Anbahnung zeitgemäßer Resormen in allen Zweigen der Verwaltung Vieles gethan hat, um billigen Ansprüchen

zu genügen.“

Nom, 26. Dez. (N. C.) Eine zahlreiche Gesellschaft junger Männer hat sich vereinigt, heute Abend, als am Vorabende des Na⸗ menstags Sr. Heiligkeit, sich auf dem Volksplatze mit Fackeln zu ver- sammeln und mit Musik hinaufzuziehen auf den Platz von Monte Cavallo, um Sr. Heiligkeit ein Eoviva zu bringen und seine Bene⸗ diction zu empfangen. Das Mißvergnügen über Marini's Erhebung war natürlich nur ein schnell auftauchendes, flüchtiges, und die im tiefsten Herzen des Volkes eingewurzelten Gefühle der Liebe und Verehrung für den Papst sprechen sich bei jeder Gelegenheit ganz auf dieselbe Weise wie früher aus. . Am Abend des 24. Dezember nahm Se, Heiligkeit an der Feier der Christmette in St. Maria Maggiore persönlich thätigen Antheil. Gegen 6 Uhr Abends erschien der Papst selbst in der Kirche, hielt nach den einleitenden Feierlichkeiten, denen er auf dem Throne assi⸗ stirte, das feierliche Hochamt und fuhr gegen 11 Uhr nach dem Qui⸗ rinal zurück. Das sämmtliche diplomatische Corps in größter Galla, das Kollegium der Kardinäle, die Senatoren und der hohe Adel wa— ren bei dieser Function gegenwärtig. Gestern Vormittag hielt Se. Heiligkeit das Hochamt in St. Peter. ͤ Die (früher erwähnte) Veränderung im Amte des Tesoriere konnte in dem zuletzt gehaltenen Konsistorium nicht ausgesprochen werden, da man dem trefflichen Monsignore Rusconi für jetzt in dem Posten eines Legaten von Ancona an Grasselinn's Statt ein würdiges Feld für sein Talent anweisen mußte. Antonelli bleibt also für jetzt noch Tesoriere. ö. .

Der Königl. preußische Geheime Ober-Baurath Stüler, der seit drei Wochen sich in Rom befand und mit wichtigen Vorarbeiten für den ihm übertragenen Bau der Basilika in Berlin beschäftigt war, ist heute früh von hier nach Neapel abgereist.

J

aris, 1. Jan. Wir erfahren heute durch Briese aus , 26. 1 daß der General⸗Carmiain Breton noch vor seinem Ausrücken nach den nördlichen Bezirken des Fürsten= thums aufs neue sich veranlaßt gesehen hat, dem Ministerium seine Entlassung einzureichen. Indessen vernimmt man nichts Näheres über die Beweggründe, die ihn zu diesem Schritte bestimmten. Welcher Art diese auch sein mögen, so glaubt man doch nicht, daß seinem Verlangen werde entsprochen werden. Alle Einsichtigen erkennen an, daß sein Verbleiben an der Spitze des Fürstenthums unter den H genwärtigen Umständen eine unerläßliche Nothwendigkeit ist. Die sast ununterbrochene Gährung im Lande, das unzweifelhafte Bestehen von Um⸗ trieben zu neuen Umwälzungen, besonders aber das Auftreten ziemlich be⸗ trächtlicher karlistischer Banden, machen kräftige Maßregeln und einen nicht minder kräftigen Mann zu ihrer Durchführung unentbehrlich. Ungeachtet seines Wunsches aber, seines jetzigen Postens enthoben zu werden, hatte der General-Capitain Breton sich auf den Weg gemacht, um am 24sten zu Gerona mit der Truppen⸗Kolonne zusammenzutreffen, welche er von Barcelona aus schon einige Tage früher vorangeschickt hatte. Nachrichten von der catalonischen Gränze vom 27sten melden nun, daß der General-Capitain mit seinen Truppen am 24Asten wirk-

sehr feinen Sand in einer Mächtig⸗

2

C2

re O S d O = m

ro

2

r r d

.

2

8 86

Lehm mit Moor

Sehr kompakter Lehm

Lehmartiger Moor mit vegetabilischen Ab drücken

Kompakter Thonmergel

Kompakter lehmartiger Sand Weißer, sehr weicher Thon

Leichter moorartiger Lehm

Weicher Kalkthon

Moorattiger und weißer Thon Lehmartiger Sand

Kalkartiger Thon

Moorarsiger Lehm

Sandiger Lehm

Nach unten lehmartiger Sand mit

NT * 85

Leicht brennender moorartiger Lehm..

Feiner lehmartiger Sand

Moorartiger Lehm 0, 2 82,5 Lehm, wescher bis auf 85 Meter fortdauert.

Es ergiebt sich hieraus, daß man bisher neun Lehmschichten antraf, welche mit neun Sandschichten abwechseln. Der Sandgrund lst übrigens n fend und hat bisher eine Gesammtmächtigkeit von mehr als 50

eiern.

Bemerlenswerth ist das Vorkommen des Torfes in verschiedenen Tiefen,

Punkten der Lagune bildet. Das Vorhandensein des Torfes bei einer Tiefe von 80 Metern unter dem Meeresspiegel ist um so bemerkenswerther, als man nur sehr selten wahrgenommen hat, daß sich dieser Brennstoff im Schooße von tiefen Wassern bildete.

In allen diesen Ablagerungen kommen leichte Spuren von organischen Ueberresten vor; man fand aber darin keine vollständigen und erkennbaren

Land- oder Seemuscheln. Aus der Tiefe von 76 Metern wurden 3 oder 4 Arten von zweilöcherigen Muscheln, wie sie im Adriatischen Meere häufig vorkommen, emporgefördert.

Wenige Meter unter dem Straßenpflaster traf man keine Spur mehr von salzigem oder Salzwasser, sondern stets süßes Wasser. Abgesehen von dem Wasser, welches man in geringer Entfernung von der Erdoberfläche fand, und welches von der Einsiekerung des Regenwassers herrührt, stieß man in der Tiefe von 42 Metern auf eine wasserleitende Schicht, die den Wasserstrahl bis auf einen Meter unter der Erdoberfläche hinauf— trieb. Auf 55 Meter wurde eine zweite wasserhaltige Schicht angetroffen, welche den Strahl bis auf etwa 1 Fuß weit von der Mündung des Brunnens hinaufstieß. Beide waren mit dem Lehm bei— gemischten Sande stark getrübt. Eine dritte noch reichhaltigere Wasser= schicht wurde in der Tiefe von 60 Metern angetroffen, und zwar unmittel- bar nachdem man durch jene Lehmschicht hinabgedrungen war, welche die 165 Meter mächtige Sandbank bedeckte. Diese jetzte wasserhaltige Schicht ist wirklich emportreibend, und das Wasser derselben stieg ursprünglich 1,5 und später 3 bis 4 Meter über die Erdoberfläche auf. Die Menge des Wassers, welche aus der Röhren-Mündung hervorsprudelte, bevor die Wie— deraufnahme der Bohr -Arbeit das Aufquellen unterbrach, wuchs bis auf 18 Kubikmeter in der Stunde, so daß es nothwendig geworden war, die⸗— sem Wasser einen Ausweg unter dem Straßenpflaster in den zunächst lie⸗ genden Kanal zu bahnen. Uebrigens ist es nicht möglich, blos mit den zur Bohrung dienenden Röhren die Menge oder die Höhe genau zu be- stimmen, welche der Wasserstrahl erreichen würde, wenn die Leitungs-Röhre eingeschlagen wäre. ;

Da das Wasser von torf- und lehmartigen Ablagerungen entspringt,

Wasserstoffgas ergaben, deren Beimischung der Güte des Wassers sehr Ab— bruch thun. Wiewohl übrigens bei seiner Berührung mit der freien Luft viele seiner Gebrechen wieder verschwinden würden und es schon in seinem dermaligen Zustande vielfach zu be— nutzen wäre, so ist dennoch zu bemerken, daß dies keines- weges das Wasser ist, welches durch die Bohrung aufgesucht wird, sondern das viel bessere und reinere, welches durch die Schottergründe der venetia—= ner Ebene fließt und von den Alpenbächen klar und rein dahin eindringt; jenes Wasser, welches, bevor es sich unter den Lehmschichten der unteren Ebene verläuft, hier und da wieder zum Vorschein kommt und vielen durch die Trefflichkeit und Neinheit ihrer Gewässer bekannten Flüssen, als der Sile, der Meolo, der Musestre u. s. w., seinen Ursprung verleiht.

Die bisher durch das Bohrverfahren erzielten Ergebnisse dürfen daher als von guter Vorbedeutung, ja sogar als ein Grund zu eifrigerer Fort- setzung der Arbeiten angesehen werden. Es ist bereits erwiesen, daß die unter der Lagune liegenden Süßwasser ⸗Becken in den Anschwemmungs- Lagern enthalten sind, welche bald aus wassersiekernden Sand- und bald aus wasserdichten Lehmschichten bestehen, daß diese Schichten sich viele Meilen entlang unter der Erde ununterbrochen fortziehen und sie dort mit ihren Heber-Enden in der Richtung der Erdoberfläche wieder auf⸗ steigen müssen, um sich mit Süßwasser zu tränken und , waffer gänzlich isolirt, bis unter den Boden von Venedig zu 1 daß endlich jedes Wasserbecken, auf welches man durch das Bohren weiter stoßen

; ste in größerer Menge und zu einer sollte, als von einer weiteren Gegend kommende in glͤßerer ? bedeutenden Höhe wird aufspringen müssen. Es sst daher nothwendig, daß man mit der Sonde bis zu dem unter senen Schichten liegende Geröll dringe, damit man das durch Schotter und groben Sand filtrirte Gebirgswasser

erhalten könne, welches so hoch ausspringen muß, daß es in alle Siockwerke der Häuser geleitet werden kann.

w

so kann es eben nicht von guter Beschaffenheit sein; es kommt ferner zu

und ganz ähnlich demjenigen, welcher sich auch gegenwärlig auf cinigen

bemerken, daß während der Bohrung sich häufig Ausströmungen von