1847 / 10 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

werden, um die bezeichneten Beschlüsse in den vom Gesetz bestimm-= ten Fällen zu fassen, auf Anordnung des Stadthauptes oder Bürger= meisters, wenn an dem Ort ein Rathhaus statt einer Duma ist, zusammenberufen. Die auf dieser Grundlage gefaßten Beschlüsse ha⸗ ben nur dann Gesetzeskraft, wenn sie wenigstens von zwei Dritteln der Deputirten unterschrieben sind. Zur Erfüllung dieser Beschlüsse nach gesetzlicher Grundlage, werden sie in die Duma oder ins Rath⸗ haus gebracht, welche Bebörden sie in keinem Falle abändern * aufhalten dürfen; finden sie selbige aber gesetzwidrig, so legen sie 33 der Gouvernements-Regierung zur Durchsicht vor. Die zu . * gewählten Personen können sich ihrer Handels- oder industriellen .

gelegenheiten wegen ungehindert von ihrem Aufenthaltsort ö jedoch nur mit Wissen des Stadthaupts oder Bürgermeisters, wo

der Duma ein Rathhaus ist. . .

Ler nn e ß: e : Rath Ruhl, Kaiserlicher Leibarzt und Inspektor des Sanitäte-Dienstes der Anstalten der verewigten 2 Marie Feodorowna, ist am . Dezember im 78sten Jahre sein

lters zu St. Petersburg gestorben. . . Alt Di ü 6. ö des Kaulasus seit langer Zeit ** * Bedürfniß unterrichteter Geisllichen fühlbar gemacht hat, so ij au Kaiserlichen Befehl in der Stadt Stawropol ein Priester= Seminar errichtet und am 25. November von dem Bischof der Dibzese einge= weiht worden. Außer den gewöhnlichen Studien umfaßt der Unter- richt in dieser Anstalt die kalmufische, tatarische und ossetische Sprache.

Frankreich.

i „Jan. Der Präfekt des Seine⸗Departements, Herr von n 4 in der e e ee g . welche er aus An- laß des Jahreswechsels an den König richtete, auf den öffentlichen Edelmuth gegen die Opfer der letzten Ueberschwemmungen und auf die von dem Stadtrathe von Paris in Betreff der Brodtheuerung getroffenen Maßnahmen hin. Der König äußerte in seiner Antwort unter Anderem: „Die nationale Freigebigkeit wird dem Unglücke nicht fehlen. Sie wird gestatten, die großen Arbeiten vorzunehmen, welche die Flüsse in ihrem Bette zurückzuhalten geeignet sind, so wie die Freigebigkeit des Stadtrathes die bedürftigen Klassen in dieser Stadt, die mir so werth ist, zu erleichtern fortfahren wird.“ Man hat in dieser Antwort eine Andeutung der Absicht der Regierung zu sehen geglaubt, im Laufe dieses Jahres ein Anlehen zu machen, um die durch die Ueberschwemmungen verursachten Beschädigungen aus— zubessern, weil die wenigen Millionen, welche dem Ministerium durch Königliche Verordnungen für die dringendsten Ausbesserungen angewie— sen worden, bei weitem nicht zu den bedeutenden Arbeiten hinreichen würden, welche für unerläßlich gehalten werden, um die Ufergegenden der großen Flüsse gegen die Ueberschwemmungen sicher zu stellen. Es heißt sogar, es sei die Rede von der Ausgabe von Schatzbons bis zu einem ansehnlichen Betrage, um abwarten zu können, bis die Kammern die Negoziirung des beabsichtigten neuen Anlehens gestattet haben würden.

Man hat bemerkt, daß seit einiger Zeit der Herzog von Ne— mours sämmtlichen Sitzungen des Kabinets⸗-Raths, die in den Tuile— rieen stattfinden, beiwohnt.

Das Gerücht, die Thron-Rede, mit welcher die bevorstehende Session der Kammern eröffnet werden solle, sei bereits abgefaßt, und es werde darin, wie die Presse sagte, die Rede von dem krakauer Vorgange sein, soll (nach Berichten im Frankfurter Journal) ungegründet sein. Bis jetzt haben sich, wie versichert wird, die Mit⸗ glieder des Kabinets noch nicht mit der Thron-Rede beschäftigt; doch würde sich der Minister⸗Rath noch in diefer Woche versammeln, um über die Grundlagen dieses Dokuments zu diskutiren, und man n. diesmal werde Herr Guizot die Abfassung desselben über— nehmen.

Die Revue des deux Mondes sagt: „Die beiden Tribünen von Paris und London werden sich zu gleicher Zeit öffnen, und die große Einfachheit der parlamentarischen Formen unserer Nachbarn wird ihnen erlauben, uns in der Die kussion nicht nur einzuholen, son⸗ dern uns noch zuvorzukommen. Wenn in der französischen Deputir⸗ ten⸗Kammer die Adreßdebatte beginnen wird, werden die Redner des

englischen Parlaments bereits gesprochen haben. Nur die französische Pairs⸗Kammer, wenn ihre Adreß⸗Kommission ihre Arbeiten beschleu— nigt, könnte die Initiative der Diskussson haben. Das Kabinet wird in den Debatten dieser Kammer eine günstige Gelegenheit benutzen, um die Motive seines Verfahrens und die Negociationen in der spanischen Hei rathsfrage klar und umständlich auseinanderzusetzen. Diese ruhige Auseinandersetzung wird dem Kabinette vor der Pairs⸗Kammer um so leichter, als es dort keine systematischen Widersprecher findet. Wenn auch einzelne Staatsmänner nicht Alles billigen, was das Mi⸗ nisterium gethan hat, so werden sie sich doch bei dieser Gelegenheit nur auf eine schweigende Zurückhaltung beschränken. An entschie denen Vertheidigern der gegen Spanien befolgten Politik wird es übrigens der Regierung im Luxembourg nicht fehlen, der Herzog von Broglie wird dem Kabinette die Unterstützung einer motivirten Beistimmung bringen, der Vice⸗Präsident, Herr Barthe, in demselben Sinne spre⸗ chen, und eine angekündigte Rede des Herzogs von Noailles spannt die öffentliche Neugierde im höchsten Grade.“

Eine Kön gliche Verordnung verfügt, daß das apostolische Schrei ben des Papstes in Betreff des allgemeinen Jubiläums im Königreich in der gewöhnlichen Form veröffentlicht werden soll. Dieses aposto⸗ lische Schreiben ist, angenommen ohne Genehmigung der Klauseln, Formeln oder Ausdrücke, welche dasselbe enthält, und die der constitutio— nellen Charte, den Hesetzen des Königreichs, den Freiheiten und Grundsätzen der gallikanischen Kirche zuwider sind oder sein können.

Das Journal des Débats bringt unter Voraussendung der Versicherung, daß in der nächsten Session nach so viel großen Be⸗ willigungen der Geist der Sparsamkest herrschen müsse, einen leiten⸗ den Artikel über eine von Herrn Ardant, Mitglied der Deputirten⸗ Kammer und Ingenieur- Oberst, gelieferte Uebersicht der seit 1815 in Frankreich und im Ausland ausgeführten Befestigungs- Arbeiten, so wie der in Frankteich noch im Gange befindlichen Uund beabsichtig⸗ . . . .. Franken sei in Europa seit 1815 dar—

ndet worden, die Gränzen und wichti ĩ Punkte zu sichern und zu besestigen. i, n

Im National wird hervorgehoben, daß in der Botschast Polt's der Name Frankreichs gar nicht genannt werde, während von England weitläufig die Rede sei.

Eine Königliche Verordnung eröffnet einen Kredit von 300, 000 Fr. zur Herstellung des Schadens, den die letzien Ueberschwemmungen in . angerichtet haben. uuf . V, . , , zu Montevideo, ist

a ! . . . myrna, wohin er als General-Konsul geht, zu m Moönit eur werden 288 Namen von Personen bekannt ge⸗ macht, welchen für Reitung von Menschenleben Ünd! edle Hülfsleistun⸗ en bei den Loire · Ueberschwemmungen des vorigen Jahres, so wie ür ähnliche Thaten bei Feuersgefahr und anderen Unglücksfällen, silberne und goldene Medallen verliehen worden sind.

Das Journal des, Débats und die Presse sind auch we⸗ gen der Gasgesellschaft mit einander in Fehde. Ersteres behauptet, der Munizipal⸗Raih habe „der Gaegesellschaft alle Verpflichtungen auferlegt, welche das Publikum wel. könne, und begreift selbst

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nicht, wie die Gasgesellschaft dabei bestehen könne, während die Presse den Hewinn der Gesellschaft als übermäßig darstellt und sich sebr unzufrieden darüber ausspricht, daß das Publikum wieder auf siebzehn Jahre von der Willkür der Gesellschaft abhängig ge⸗ macht werde.

(A. 3). Der bekannte Graf Leon, natürlicher Sohn Napoleon's, sührt gegenwärtig einen Prozeß mit seiner Mutter wegen Alimenta⸗ tion. Der edle Herr war zwar von seinem mächtigen Vater reichlich ausgestattet, man hatte das Kind unmittelbar nach der Geburt mit seiner Amme nach den Tuilerieen gebracht, Napoleon's Schwester, Karoline Murat, nahm es unter ihre Obhut, der Kaiser ernannte einen Herrn von Mauvieres zum Vormund und sicherte seinem wil den Sprößling auf Kanal-Actien und andere Werthe ein Vermögen ven 10,00 Fr. Rente, ja, er dachte noch in St. Helena an ihn und übertrug Herrn von Meneval die Vormundschaft, der sie auch am 25. Oftober 1821 übernahm. In den Familienregistern war Graf Lon eingetragen als geboren 13. Dezember 1806, Mutter Fräulein Eleonore D., Rentnerin, 20 Jahr alt, Vater abwesend. Zeugen waren die Herren Aymé, Schatzmeister der Ehrenlegion, und Dr. AÄndral, Arzt im Kaiserlichen Invaliden⸗Spital. Die Mutter blieb von ihrem Sohne getrennt und bekam ihn nicht eher als nach dem Tode des Kaisers wieder zu Gesicht. Sie selbst war im Hause der Frau Campan er⸗ zogen und hatte, nicht viel über 16 Jahre alt, einen gewesenen Dra— goner⸗Offizier, Herrn Revel, geheirathet, sie lebte jedoch kaum zwei Monate in dieser Verbindung, als am 15. März 1806 Herr Revel, wegen Fälschung von Privatpapieren festgenommen, vor Das Krimi— nalgericht von Versailles gestellt, zwar nicht zur Brandmarkung, wie der General-Advokat antrug, aber doch zu zweijährigem Gefängniß verurtheilt wurde. Wenige Wochen nach seiner Verhaftung, am 11. April, wurde auf Ansuchen der Frau die Scheidung ausgesprochen. Sie war damals Vorleserin bei der Großherzogin von Beig; später heirathete sie Herrn Augier de la Saussure, der während des Rück⸗ zuges aus Rußland im Spital zu Marienburg starb, und am 23. Mai 1814 in dritter Ehe den Grafen . . ., mit dem sie in einem Dorf bei Mannheim nach protestantischem Ritus ihre Hochzeit feierte. Graf Leon erhielt inzwischen eine vornehme Erziehung und wurde als ein Mitglied der großen Welt betrachtet. Als er eine Reise nach England machen wollte, gab ihm Graf Mole Empfehlungen an den hohen Adel mit, und bei der Ankunst der Kaiserlichen Asche in Paris am 13. Dezember 1849 wurde er auf seine Bitte, kraft eines Schreibens des Baron Fain, Kabinets-Secretairs des Königs, in der Begleitung des Trauerzuges zugelassen. Sein Verhältniß zu seiner Mutter hatte sich hergestellt. Er befand sich zwei Jahre in ihrem Haus, und Herr Cremieux, sein Sachwalter, theilte Briefe mit, worin sie von ihm in den zärtlichsten Ausdrücken als ihrem Sohn, gleich⸗ wie ihre Mutter als ihrem Enkel, sprach. Der Graf war im Besitz eines Einkommens von 72,000 Fr.,, die er nach der Versicherung die⸗ ses Advokaten zum Theil für seine Mutter verwendete, wie er' denn einmal für sie 109090 Fr. einem Juwelenhändler bezahlt haben soll. Auch gegen ihre Muhmen war er freigebig gewesen, und Herrn Re— vel, der ins tiefste Elend gerathen war, hatte er bis zu seinem Tode 1835 eine Pension von 2400 Fr. ausbezahlen lassen. Kurz, er hatte roßthuerisch gewirthschaftet, nach und nach war ihm von allen Kai— . Veimächtnissen nichts geblieben als seine Portrait-Aehn— lichkeit mit Napoleon, oder vielmehr mit Bonaparte in den letzten Jahren des Konsulats, wie man ihn auf den Fünffrankenstücken jener Zeit abgebildet sieht, und er tritt jetzt mit Ansprüchen an seine Mutter auf. Der Gegen-Advokat war Herr Marie, der seine Einwendungen vornehmlich darauf stützte, daß der Graf in Nr. 29 der Rue de Victoire, dem von Bonaparte vor dem 18. Brumaire bewohnten Haus geboren, als ein in Ehebruch erzeugtes Kind anzu— sehen, demnach die Nachforschung nach der Mutterschaft wie der Va— terschaft unstatthaft und so begründete Rechtsforderungen causa turpis seien, wogegen von der anderen Seite geltend gemacht wird, der Graf sei über 300 Tage nach der Scheidungsklage, 234 Tage nach erkannter Scheidung zur Welt gelommen, und vom Augenblick der Scheidungsklage an habe jeder Umgang zwischen Frau Revel und ihrem Gatten aufgehört, es könne also mütterlicherseits von keinem Ehebruch die Rede sein. Die letztere A1insicht hat auch der Königliche Gerichtshof von Paris sich angeeignet, noch ist über die Forderung einer jährlichen Pension nichts entschieden, aber die Gräfin wurde zu einer vorläufigen Sustentation von 4000 Fr. verurtheilt. Graf Leon ist in so kümmerlichen Umständen, daß er, ohne eine alte Generalin, die aus dankbarer Anhänglichkeit an feinen Kaiserlichen Vater für ihn ern. nichts zu leben hätte und auch diesen Prozeß nicht führen önnte.

Paris, 4. Janr. Die Lage der Bank von Frankreich hat im Laufe der letzten Woche die Gemüther noch immer lebhaft beschäftigt, und man hat sich dabei in den Angaben über die Verminderung der baaren Re⸗ serve derselben außerordent : iche Uebertreibungen erlaubt. Wären die se An⸗ gaben richtig gewesen, so hätte die Bank am 31. Dezember so gut als nichts mehr besessen. Am Donnerstag hatte ein Blatt sogar be⸗ hauptet, sie habe in zwei Tagen nicht weniger als 35 Millionen baa— res Geld ausgezahlt. Das einzige Wahre an der Sache war, daß die Lage der Bank sich nicht in dem gehofften Grade verbessert hatte, obgleich man nicht eigentlich von einer auf dem Platze herrschenden Geldklemme sprechen konnte. Thatsache ist, daß seit den letzten vier zehn Tagen eine außergewöhnlich große Quantität von Bank- Bil- letten der Bank präsentirt wurde, um gegen baares Geld umge⸗ tauscht zu werden, so wie andererseits auch das Diskonto-Geschäft für Papiere des Handels und der Industrie eine außerordentliche Aus⸗ dehnung gewonnen hatte. Der Rath der Direktoren hatte daher allerdings den Wunsch gehegt, durch irgend eine Maßregel, welche nicht allzu große Störungen in die Geschäfte des Handels und der Intustrie brächte, diese außerordentlich starken Auszahlungen einiger⸗ maßen zu beschränken. Zwei Tage hindurch sprach man von dem Plane, den Diskonto-Saßz zu erhöhen, aber so oft dieser Gedanke angeregt wurde, fand er auch von Seiten der großen Majorität des Verwaltungs -Rathes den entschiedensten Widerspruch. Die mit Recht dagegen erhobenen Einwände lassen sich in kurzem so zusammenfassen: Der Rath der Bank betrachtet es gewissermaßen als eine Ehrensache für sich, den gegenwärtigen Diskonto-Satz aufrecht zu halten, und war aus nachstehendem Grunde. Zu der Zeit, wo das Geid auf dem Platze in großem Ueberflusse vorhanden war, und wo man über⸗ all, wo man wollte, dasselbe leicht zu 3 pCt. erhalten konnte, hatte der Verwaltungs⸗Rath der Bank sich geweigert, seinen Diskonto⸗Satz herabzusetzen, und als Beweggrund' dafür angeführt, daß er ihn im Augenblicke des Ueberflusses nicht herabsetze, da er ihn auch im Mo⸗ ment einer Krise nicht erhöhen würde. In den letzten Tagen hat man nun von zwei Maßregeln gesprochen, die von dem Verwaltungs⸗ Rathe der Bank angenommen worden wären, nämlich: 1) die Ver= fallzeiten würden von 90 Tagen auf 45 herabgesetzt, und 2) es wür—

den gegen Hinterlegung von Golb- und Silberstoffen keine Gelddar-

lehen mehr gegeben. Ich glaube Ihnen aber aus guter Quelle be⸗ richten zu können, daß bis setzt kein derartiger Beschluß gefaßt wor⸗ den ist, und daß die baaren Geldvorräthe der Bank wenigstens nicht so weit herabgesunken sind, als man behauptet hatte. Daͤs Verhält⸗ niß zwischen den von ihr geleisteten Auszahlungen und ihren baaren

Einnahmen ist nicht so ungünstig, als man es darstellen wollte, wenn man es auch noch keinesweges günstig nennen kann. Von dem außer⸗ ordentlichen Umfange aber, welchen die Operationen der Bank am Schlusse des Jahres erreichten, und von welchen bis jetzt noch kein Beispiel vorhanden war, giebt die offizielle Thatsache Zeugniß, daß am 31. Dezember nicht weniger als 51 Millionen baares Geld von der Bank einkassirt worden sind, ohne daß sich uud das ist die Hauptsache die mindeste Schwierigkeit zeigte, während andererseits aber die am gleichen Tage von der Bank geleisteten Baarzahlungen noch beträchtlicher waren, denn sie beliefen sich auf 54 Millionen.

Jetzt nach dem Neujahr hofft man, das Geld wieder in größe⸗ ren Massen der Bank zuströmen zu sehen, und cuwartet auch die an die Gesellschaft der Eisenbahn von Lyon bereits eingezahlten Kapi⸗ talien, so wie die, welche an die Gesellschaft der Norkbahn eben ein— gezahlt werden, dem Umlauf wiedergegeben zu sehen. Zu Anfang der vorigen Woche hatte man auch das Gerücht ausgestreut, die Ge⸗ sellschaft der Eisenbahn von Lyon habe von ihren Actionairen nur 12 bis 13 Millionen erhalten. Man hatte dabei aber die 12 oder 15 anderen Millionen verschwiegen, welche der Gesellschaft durch die Banquiers und Wechsel-Agenten fast mit einem Schlage eingezahlt wurden, da diese für alle in ihren Händen befindlichen Actien von dem Vortheile der Verlängerung der Einzahlungsfrist bis zum 23. und 24. Dezember Gebrauch gemacht und erst in diesen beiden Tagen ihre Zahlungen geleistet haben. Man weiß nun auch bestimmt, daß bei allen Banquiers die nöthigen Gelder für die zur Nordbahn zu leistenden Einzahlungen bereits von der Mehrzahl der Actionaire die⸗— ser Bahn hinterlegt sind, so daß die 30 Millionen für diese Bahn, oder vielmehr, wenn man die 2 Fr. 50 Cent. Zinsen, die jedem Ac—⸗ tionair zu gute kommen, abrechnet, die 29 Millionen eben so ohne Schwierigfeit eingehen werden, als die 30 Millionen für die Bahn von Lyon. Das allein schon macht für diese beiden Eisenbahnen nahe an 60 Millionen aus, die alebald dem Umlaufe und also dem Ver⸗ kehr wiedergegeben sein dürften.

Die Bank aber hat es bei den besseren Aussichten, die sich ihr für den Monat Januar eröffnen, nicht bewenden laffen, sie wollte sich von den Ereignissen nicht überraschen lassen und felbst für den un⸗— vorhergesehenen Fall, daß ihre jetzigen Hoffnungen sich nicht so schnell und so vollständig, als sie es wünschte, verwirklichen sollten, gefaßt und gerüstet sein. Es galt vorzüglich, sich einen größeren Vorrath an baarem Gelde in Silber zu verschaffen, und da England allein solches in dem nothwendigen Maße zu gewähren im Stande ist, so ist aus Auftrag der Bank einer ihrer Regenten, der Banquier Hottinguer, nach Lon— don gegangen, um dort derselben etwa 50 Millionen zu verschaffen. Man schmeichelt sich allgemein mit dem Gelingen dieser Sendung, wodurch der Zweck, jeder möglichen Verlegenheit von Grund aus vorzubeugen, vollkommen erreicht würde. Aber zum Glück ist, wie gesagt, selbst wenn Herr Hottinguer unverrichteter Dinge von Lon— don zurückkommen sollte, alle Aussicht gegeben, daß keine weitere finanzielle Krise mehr hier zu befürchten steht.

In der steigenden Bewegung der Course der Staats-Papiere und der Eisenbahn-Actien an der Börse ist wieder ein Halt ein— getreten in Folge der Anstrengungen der Spekulanten la haisse. Von diesen gingen die beunruhigenden Gerüchte von ernstlicher Er— krankung des Königs aus, und sie haben zum Theil ihren Zweck wirk— lich erreicht, namentlich am Vorabend der Liquidation, wo ihnen aller— dings am meisten daran gelegen sein mußte, ein Wiederemporheben der Course zu verhindern. Auch die Beforgniß vor einem baldigen neuen Zprozentigen Staats-Anlehen wurde rege gemacht. Seit acht Tagen erhält sich dieses Gerücht und drückte zuerst und namentlich auf die 3⸗ und 5proz. Rente, deren Weichen auch die Eisenbahn— Actien mit sich fortzog. Indeß liegt durchaus nichts vor, was die Nothwendigkeit eines neuen Staats-A nlehens darthäte. Der Finanz⸗ Minister scheint durchaus nicht in der Lage zu sein, so dringend Geld zu bedürfen, was schon aus der Thatsache hervorgeht, daß er sich weigerte, der Gesellschaft der Eisenbahn nach L9yon Schatzbons zu dem Satze von 35 pCt. zu geben, für die Gelder, welche dieselbe als Resultat der an sie kürzlich geleisteten Einzahlungen bei ihm hatte hinterlegen wollen. Und selbst, wenn wirklich ein Anlehen stattfinden sollte, so würde es doch keinesfalls vor fünf oder sechs Monaten negoziirt werden, und dies könnte daher auf den Stand der Rente für jetzt wenigstens keinen Einfluß üben. Vorläufig darf man diese Gerüchte als das betrachten, was sie wohl in der Wüklichkeit auch sind, als Erfindungen der Börsen-Spekulanten, welche die Papiere dadurch zum Weichen zu bringen suchen.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Jan. Die Nachricht von dem beabsichtigten Be— such der Königin bei dem Herzoge von Beaufort in Badminton hat sich als ein leeres Gerücht erwiesen.

Die durch Herrn Waghorn beförderte indische Post über Triest ist diesmal der über Marseille um 8 Stunden zuvorgekommen, doch wird dem Morning Herald als die Ursache diefer Verzögerung gemeldet, daß der Gouverneur von Malta ein schlechtes Dampsschiff der Post zur Disposition gestellt und der Weg von Alexandrien nach Narseille, der sonst in 5 oder 55 Tagen zurückgelegt werde, diesmal 7 Tage in Anspruch genommen habe. .

Das 16te Lancier-Regiment ist in diesen Tagen von Ostindien nach England zurückgekehrt, nachdem es 24 Jahre, nämlich vom Mo⸗ nat Juni 1822, abwesend gewesen war. Von 29 Offizieren, welche damals England mit diesem Regiment verließen, kehren nur drei wie⸗ der zurück, die Obersten Persse und Cureton und der Major M'Do⸗ well. Das Regiment hat sich in verschiedenen Kriegen bedeu⸗ tend ausgezeichnet; es war im Afghanen⸗-Kriege bei der Belagerung und Einnahme von Bhurtpore thätig und wird in den Schlacht⸗Be⸗ richten des letzten Scikh-Krieges, bei Aliwal und Sobraon, mit be⸗ sonderer Auszeichnung erwähnt. Bei Aliwal verlor das Regiment 145 Mann. Als es Indien verließ, stellte sich die Hälfte der Mannschaft in die Reihen des Zten Dragoner und ten Lancier⸗ Regiments, und nur 230 Mann kehren nach England zurück.

Herr Hottinger, einer der Direktoren der Bank von Frankreich, deren baarer Reservefonds jetzt nur 65 Mill. Fr. betragen soll, hat in diesen Tagen London besucht, um, wie 28 heißt, ein Arrangement zu treffen, welches der Bank, behufs ihrer Diskontirung, Erleichterung verschaffen soll. Man hatte sich zuvor an den Baron James Roth⸗ schild gewendet, die von demselben gestellten Bedingungen aber sof lästig befunden, daß sie, nicht annehmbar erschienen. Es ver— lautet noch nichts darüber, ob die von Herrn Hottinger hier eingeleiteten Unterhandlungen Erfolg gehabt haben. Daß etwas für die Bank von, Frankreich geschehen muß, welche nicht gern zu dem Mittel greifen möchte, ihren seit 30 Jahren fe st⸗ gehaltenen Diskonto von 4 pCt. zu erhöhen, nimmt man als un— zweifelhaft an. Es wird berechnet, daß außer dem bereits in Frank⸗ reich eingeführten Getraide (ungefähr 5 Millionen Hectolitres) noch ein eben so großes Quantum wird eingeführt werden müssen, wo⸗ durch von neuem ungefähr 5 Millionen Pfd. St. dem Lande wür— den entzogen werden. Ueberdies, setzt die Times, der diese Mittheilung entnommen ist, hinzu, ist bas Geldbedürfniß der Regie⸗ rung sehr groß, und Einige wollen behaupten, daß das Budget ein Defizit von wenigstens 206 000,000 Fr. ergeben werde. Außer der vermehrten Ausgabe für das Heer und dem Ankaufe von Getraide

seitens der Regierung sind die Kosten, welche die neuliche Ueber⸗= schwemmung der Loire verursacht hat, mit ungefähr 30, 000, 000 Fr. in Anschlag zu bringen. Zur Dedung hat die Regierung noch die Ermächtigung zur Emittirung von 106,900, 000 Fr. in Zproz. Fonde, als Rest der ihr bewilligten Anleihe von 300 Millionen, und die Wahrscheinlichkeit, daß sie von dieser Ermächtigung im Frühjahr Ge⸗ brauch machen wird, übt einen Druck auf die Fonds aus. Bei allem dem halten sich die Eisenbahn-Actien ziemlich fest, und die Einzah⸗ lungen für die Lyoner Eisenbahn zum Belaufe von 30, 000,000 Fr. sind bereits fast vollständig geleistet. Man erklärt sich dies zum Theil daraus, daß die Ansicht Grund gewinnt, die Regierung werde im Laufe der nächsten Session Maßregeln in Vorschlag bringen, um diejenigen Eisenbahnen, welche sich in Verlegenheit befinden, zur Fort⸗= setzung ihrer Arbeiten in den Stand zu seßzen.

Aus Neu⸗Seeland (Wellington) vom 25. Juli wird berichtet, daß es dem Gouverneur Grey am 24sten gelungen war, sich des Häuptlings Rauparaha, eines der erbittertsten und gefährlichsten Feinde der Weißen, und vier seiner Genossen zu bemächtigen. Rauparaha war einer der Theilnehmer an der Massakrirung des Capitain Wake⸗ field und einer Anzahl anderer Kolonisten bei Wairoa, hat aber für diese That Verzeihung von Seiten des vorhergehenden Gouverneurs, Capitain Fitzroy, erhalten; man wird sich daher wahrscheinlich begnü—= gen, ihn und seine Gefährten nach der Norfolk⸗Insel zu deportiren. Seine Gefangennehmung stellen die Kolonisten einem zehnmaligen Siege über die Eingeborenen gleich.

Ein von der Times mitgetheilter Brief, der am 1. Juni v. 8 am Bord der bei Otaheiti stationirten britischen Dampf-Sloop „Salamander“ geschrieben worden ist, bestätigt zwar nicht die Nach⸗ richt von dem Tode des Gouverneur Bruat, meldet aber, daß sowohl er wie sein Adjutant nebst mehreren anderen Offizieren bei einem ver⸗ unglückten Angriffe auf Bonavia, den die Franzosen am 30. Mai vornahmen, verwundet und nebst mehr als 1060 verwundeten Solda— ten nach Papeiti zurückgebracht worden seien. Schon vorher hatten die Franzosen mit 1106 Mann einen vergeblichen Angriff auf Pape⸗ noa unternommen und waren nach neuniägiger Abwesenheit am 27. Mai nach Papeiti zurückgekehrt.

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Brüssel, 5. Jen. Der König und die Königin sind gestern

früh in Begleitung eines nur kleinen Gefolges wieder nach Paris abgereist, wo dieselben am Abend erwartet wurden. Die Reise, welche Ihre Majestäten nach England zu machen beabsichtigten, ist für den Augenblick aufgegeben. Der Bischof von Gent veröffentlicht einen Hirtenbrief, worin er sich an den Wohlthätigkeitssinn zu Gunsten der bedürftigen Klassen von Ostflandern wendet. „Das Elend“, sagt der Prälat, „ist groß in, den Städten unserer Diözese, allein auf dem Lande hat es den höchsten Grad erreicht. Dasselbe zu schildern ist unmöglich, denn es giebt keine Worte, die kräftig genug, keine Farben, die düster genug sind, um die überall herrschende Bekümmerniß auszudrücken. Nahrung, Kleidungestücke, Heizung, Alles fehlt mehr als 156, 000 Armen auf dem Lande, allein in Osiflandern, und der letzte Winter hat alle Hülfsmittel er⸗ schöpft. Wir haben es für unfere Pflicht gehalten, den Bischöfen des unglück⸗ lichen Irland nachzuahmen, indem wir einen Aufruf an alle Vermögenden und an alle Einflußreichen unserer bischöflichen Stadt und der anderen Städte unserer Diözese richten, um unseren armen Pfarrern die Hülfsmittel zu verschaffen, deren sie gebieterisch bedürfen, um ihre unglücklichen Pfarrkinder dem Tode zu entreißen. Könnte es uns gelingen, ihnen die Mittel zu liefern, ihren zahlreichen Leidenden und Kranken beizu⸗ stehen und das Loos der Sterbenden zu mildern, so würden wir uns glücklich schääzen. Wenn Brüssel seine Thore unseren Armen ver— schließt, so öffne es uns wenigstens die Herzen seiner Einwohner. Nie haben der Klerus und das Volk Flanderns sich geweigert, ihre Nachbarn zu unterstützen, wenn sie in Noth waren, nie haben sie ihres Unglückes gespottet.“

Die liberale Association von Brüssel, an deren Spitze Herr Ver⸗ haegen der Aeltere als Präsident steht, hat unterm 31. Dezember wieder ein Nundschreiben an ihre Zweigvereine gerichtet.

Der frühere Deputirte für Antwerpen, E. Cogels, soll zu St. Nicolas, wegen Ablebens des dortigen Repräsentanten, als Kandidat aufgestellt werden.

Schweiz.

Kanton Luzern., Die Staats-Zeitung der katholi— schen Schweiz vom 28. Dezember enthält unter der Aufschrift: „Die Uebersiedelung der fremden Gesandten von Bern nach Zürich“, folgenden Artikel:

„Das Uebersiedeln der Gesandten der fremden Mächte von Bern nach Zürich ist zwar seither schon in vielen öffentlichen Blättern angefündigt, in keinem derselben aber gehörig besprochen worden. Am meisten verhandelten darüber die berner Blätter; die radikalen suchten sich die Sache leicht zu machen und wollten in diesem Wechsel weiter nichts, als eine unbedeutende diplomatische Grille erblicken; die Oppositions-Presse benutzte dieses Ereig⸗ niß, um gegen das neue Regiment eine Lanze zu brechen. Uns scheint aber dieses Ereigniß wichtiger, als daß wir es blos von einem kantonalen, nur auf Bern bezüglichen Sinne auffassen; für uns hat es eine eidgenös⸗ sische Bedeutung.

Allerdings, das ist sonnenklar, ist diese Uebersiedelung ein Ereigniß, das speziell für den Kanton Bern seine Bedeutung hat. Wenn Gesandte einer Macht ein Land verlassen, bei welchem sie atfreditirt sind, so ist dieses das erste, sicherste und untrüglichste Zeichen eines herrschenden Zwiespalis zwischen dem Lande, bei welchem sie beglaubigt, und demjenigen, von welchem sie be⸗ glaubigt sind. Wenn nun auch die Gesandten der fremden Mächte in der Schweiz nicht unmittelbar nur beim Kanton Bern beglaubigt sind, sondern bei der schweizerischen Eidgenossenschaft, so sind sie es doch mittelbar, da eben die schweizerische Eidgenossenschaft aus 22 souverainen Staaten be— stehl und die Kreditive eines Gesandien dem jeweiligen Vororte zu Handen dieser 22 Stände übergeben werden. Dadurch nun, daß diese Gefandten den Kanton Bein, wo sie bisher größtentheils ihren diplomatischen Wohnsitz hatten, verlassen, sprechen sie mittelbar damit aus, daß die Verhältnisse im Kanton Bern auf eine solche Art sich gestaltet haben, daß sie es mit ihrer Würde und Pflicht unvereinbar halten, daselbst länger zu bleiben. Man könnte nun freilich denken, es bekümmere die gesammte Eidgenossenschaft wenig, was fremde Staaten von diesem oder jenem Kanton der Eidge— nossenschaft denken, ob sie mit seiner Politik einverstanden sind oder nicht. Wir könnten dieses in gewissen Fällen zugeben, im vorliegenden aber nicht; vielmehr behaupten wir, daß das Verlassen des Kantons Bern durch die Gesandten der fremden Mächte ein Ereigniß ist, welches die gesammte Eid genossenschaft berührt. r

An Bern übergeht das nächste Jahr die vorörtliche Leitung der eidge—⸗ nössischen Geschäste,ů Daß nun der eidgenössische Vorort ein solcher fei, mit welchem auswärtige Mächte mit aller Beruhigung und, ohne ihrer Würde zu nahe zu treien, sich in amtliche Berührung setzen können: das liegt gewiß im Interesse der ganzen Eidgenossenschaft und berührt nicht blos den einen oder anderen Kanton. Wenn Wohlstand und das Glück der Eidgenossenschaft gedeihen sollen, so muß sie in einem freundlichen Ver⸗ hältnisst, zu den sie umgebenden mächtigen Nachbar- Staaten stehen; ihre fut niit sollte nicht nur darin bestehen, daß keiner dieser Staaten sie find e ü. Hand überzieht, sondern auch keiner in einem offenbar . igen Verhaͤltnisse zu ihr sieht und durch Maßregeln, die von Feind⸗ S 2g gen, ihre Interessen, sogar ihre Ruhe und den Frieden, gefährdet. 6 nn st nur ein wahrhaft neutraler Boden, wenn sie von sich aus

zu solchen feindlichen Maßregeln der einen ober andlien der

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sie umgebenden Mächte giebt. Was soll man aber nun sagen, wenn ge⸗ rade der fünftige eidgenössische Vorort es ist, welcher die Gesandtem der Mehrzahl der bei der Eidgenossenschast akkreditüten Mächte veranlaßt, ihn zu veilassen; ist das nicht ein Fingerzeig, und zwar ein ganz unzweideuti⸗ ger, daß die Verhältnisse zwischen diesem Vororte und den Mächten nicht der Art sind, welche ein sreundschastliches Verhältniß ermöglichen? Ist es aber gleichgültig für die Interessen der gesammten Eidgenossenschaft, wenn ein Vorort an ihrer Spitze steht, den die Gesandten mächtiger Staaten zu

verlassen gut gefunden haben? ö : ! 3. dann nach den Gründen fragen, welche diese zu einem sol-

chen auffallenden Schritte bewogen, so ist die Antwort auf obige Fragen eine für die gesammte Schweiz im höchsten Grade demüthigende. Wir müs= sen nämlich gestehen, daß diese Maßregel der Machte leine gesuchte, aus einer eingebornen Feindseligkeit gegen Bern oder die Eidgenossenschaft her⸗ vorgegangene, sondern eine durch unsere Zustände, namenilich diejenigen im Kanton Bern, abgenöthigte war. Noch sind nicht zwei Jahre verflossen, als Ereignisse in unserem Vaterlande stattfanden, welche ein Brandmal der CTivilisation unserer Zeit sind, als ein friedliches Land bei Nacht und Ne— bel von bewaffneten Horden mit blutiger Hand überfallen wurde. Alle ord⸗ nungeliebenden Männer der Welt sprachen ihren Abscheu darüber aus, so auch die Mächte, welche ihre Gesandten bei uns beglaubigt hatten. Die Männer aber, welche an der Spitze dieses wilden, anarchischen Unterneh- mens standen, sind seither die Regenten Berns und die Vorsteher des eid= genössischen Vororts geworden! Und den Makel, den sie durch ihre Thaten auf sich geladen, haben sie denselben etwa durch die Taufe zu Negenten Berns und des Vororts abgewaschen? Mit nichten; sie haben ihn in ihre amtliche Stellung hinüber genommen, ja noch mehr, man darf sagen, daß gerade dieser Makel es war, welcher sie auf die kurulischen Stühle der Vororts-Re⸗ genten brachte. Was Wunder, wenn von einem solchen Orte die Gesand⸗ ten der fremden Mächte scheiden! Ob diese noch weiter gehen und, wie schon hier und da verlauten wollte, wir jedoch bezweifeln möchten, den neuen Vorort Bern nicht anerkennen, sich mit ihm in keine amtliche Ver- bindung setzen werden, wissen wir nicht. Für uns Schweizer ist es schon kränkend genug, zu wissen und zu sehen, daß Gesandte fremder Mächte es als Gebot ihrer Würde ansehen, ein Land zu verlassen, während dieses Land bei uns mit der ersten Würde, derjenigen eines Vororts, betraut ist. Darin liegt die eidgenössische und gewiß eine schmerzliche Bedeutung der Uebersie⸗ delung der Gesandten der Mächte von Bern an einen anderen Ort.“

Kanton Freiburg. (Eidg. Ztg.) Am 1. Januar früh um fünf Uhr fand eine außerordentliche Sitzung der diplomatischen Kommission statt, und zwar veranlaßt durch Nachrichten, die von Stäfis gekommen waren. Ober Amtmann Gardian in Stäfis hatte nämlich am 31. Dezember den Dr. Fasel (Jen Hauptredner der Ver— sammlung zu Montet), einen Prokurator Duruz in Montet und einen Dritten ins Verhör gezogen. Darauf erschienen etwa 80 Mann auf dem Schlosse des Ober-Amtmanns und forderten die Verhörten her— aus; doch gelang es dem Ober-Amtmann, sie zu beschwichtigen. Kurz darauf kamen aber neuerdings ungefähr 300 Mann und stellten das gleiche Begehren, worauf ihnen dann der Ober-Amtmann nachgab, sie zu— gleich aber vor den Folgen warnte. Beim Auseinandergehen wurde ein Mann gemißhandelt, dessen Meinung den Malkontenten verdäch— tig schien. Auf dieses hin beschloß nun die diplomatische Kom⸗ mission, die Herren Staatsräthe Forel und Techtermann in die un— ruhigen Gegenden abzusenden und zuverlässige Berichte einzuziehen, während in Freiburg selbst bereits eine Masse allarmirender Gerüchte zirkulirten. Herr Forel kam nur bis Payeine, um zu sehen, was dort vorgehe, fand aber Alles ruhig, worauf er sogleich zurückkehrte; Herr Techtermann dagegen ging bis nach Stäfis selbst und kann erst in der Nacht oder am zwelten früh wieder hier zurück sein. In Freiburg ist inzwischen Alles ruhig, aber gespannt. Es heißt, die Regierung habe bereits zu Montet im Hause des Herrn Dr. Fasel eine Hausdurchsuchung anstellen lassen, und es haben sich wirklich sehr wichtige Schriften vorgefunden, unter Anderem Instructionen von dem (abberufenen) Staats⸗Anwalt Fröhlicher und von Professor Bus⸗ sard. Herr alt Oberst⸗-Lieutenant Reinold, der jüngst von dem Staats—⸗ rathe als freiburgisches Mitglied in den Kriegsrath des katholischen

ihrer tapferen Haltung gestattet, doch hatte man einige Gefangen

2 welche nach ei e und an Bord der g in Gewahrsam gebracht wurden, wo man sie mit mehr als nöthiger Strenge bewachen soll. Graf Bomsim hat an Sir W. Parker ein Schreiben gerichtet, worin er diesen bittet, seinen Einfluß zu Gunsten der Gefangenen aufzubieten, um eine Milderung ihres Schicksals zu

bewirken.

Griechenland.

Athen, 13. Dez. (D. A. 3.) Die osmanische Regierung seßt ihr Verfolgungs-System gegen die Griechen fort. Neuere. Nachrich= ten aus Kydoniä und Mitylene melden, daß über 300 Griechen, nur weil sie griechische Pässe bei sich geführt, eigenmächtig ins Gefängniß geworfen worden seien. Die Vorstellungen der griechischen Konsuln wurden von den osmanischen Behörden nicht nur nicht beachtet, son= dern sie selbst, die Konsuln, also öffentlich anerkannte Beamte, waren barbarischen Beleidigungen ausgesetzt, die eine schleunige und erem⸗ plarische Genugthuung erfordern. Es ist kaum zweifelhaft, daß ein solches Verfahren endlich einen Bruch zwischen den Griechen und Türken, herbeiführen müsse, und eben so wenig kann es einem Zweifel unterliegen, welche Folgen ein solcher Bruch bei dem gegenwärtigen traurigen Zustande der Türkei nothwen— dig haben werde. Bie halboffizielle Zeitung, der Volksfreund, der kürzlich wiederholt die osmanische Regierung aufforderte, ihr Verfahren gegen die Griechen zu ändern, bemerkt bei dieser Ge⸗ legenheit Folgendes: „Sollte nun aber die gedachte Regierung, statt auf unseren guten Rath und die gesunde Vernunft zu hören, in ihrer Verblendung beharren und fortfahren, unsere griechischen Brüder zu verfolgen und zu mißhandeln, in der trügerischen Hoffnung, daß Grie= chenland, daß sich heutzutage in einem krampfhaften Zustand in sei⸗ nem Janern und nach außen befinde, nicht im Stande sei, für sich allein die gebührende Genugthuung zu fordern sollte, sagen wir, die osmanische Regierung fernerhin von dieser falschen Meinung sich leiten lassen, die nur durch irrige und unbegründete Voraussetzungen hervorgerufen worden sein kann, so können wir sie versichern, daß, wie krampfhaft anch unser Zustand im Innern und nach außen sein mag, wir uns doch, jedenfalls in der Lage be⸗ finden, die Türken die Macht der griechischen Nationalität empfinden zu lassen. Haben wir gleich keine Flotte, wie die osmanische, so ha⸗ ben wir doch 40,900 vortreffliche Matrosen, die mit Hülfe der 1900 Handelsschiffe, welche über das Mittelländische Meer verbreitet sind, ihren Feinden die gebührende Achtung vor den Nationalrechten der Griechen, wie früher, so auch jetzt abtrotzen können. Ist auch unser Landheer klein und weniger gut organisirt, so wird doch dieser Man- gel durch die anerkannte, Tapferkeit und die Vaterlandsliebe von 0, 000 Männern ersetzt, die, beherrscht von dem Gefühle der Ueber- macht und auf jedem Schritt im ganzen Umfange der europäischen Türkei von den Sympathieen ihrer gesammten Glaubensgenossen ohne Ausnahme ermuthigt, eine Regierung von Grund aus zu vernichten vermögen, welche nicht durch ihre eigene Kraft, sondern nur durch die Eifersucht der europäischen Mächte gehalten wird.“ . .

In vergangener Woche ward an der hiesigen Otto Universität der Kursus der arabischen, persischen und türkischen Sprache vor einem zahlreichen Auditorium eröffnet. Der Engländer Cochrane, der be⸗ kannte Phihellene, kam vor drei Tagen hier an. Die Oppositions⸗ Blätter, die seine Ankunft melden, freuen sich, wie sie sagen, daß er mit eigenen Augen die Jämmerlichkeit des gegenwärtigen Regierunges⸗ Systems sehen könne, gegen das er so oft in seinen Reden gedonnert hat. Sie wissen aber nichts davon, ob er etwa mit einem besonderen Auftrage seines Hofes hierher gesendet worden sei.

Tür nei

Sonderbundes bezeichnet wurde, soll die Wahl nicht angenommen und keine neue Wahl stattgefunden haben.

Diese Nachricht wird auch vom Berner Verfassungsfreund bestätigt, welcher noch hinzufügt, es sei in den Dörfern Murist und Chablez Sturm geläutet worden, und die Volksmenge im Schloßhofe von Stäfis habe sich auf 600 Mann belaufen. Nach Freigebung der Herren Fasel und Duruz zog die Kolonne sechs Mann hoch unter dem Absingen der Marseillaise und dem Rufe: „Nieder mit den Ty— rannen, es leben die Liberalen!“ durch das Städtchen vor das Rath— haus, wo erklärt wurde, auf der Bittschrift beharren und im Falle der Noth sie energisch unterstützen zu wollen. In Freiburg ver⸗ sammelte sich der Staatsrath am 1. Januar, Nachmittags um 1 Uhr.

Der am neuenburger See liegende, von dem übrigen Gebiete des Kantons Freiburg gänzlich abgeschnittene Bezirk Stäfis scheint somit bereits in einer Art von Insurrections-Zustand sich zu befin⸗ den, und die eigenthümliche Lage desselben wird bei den gegenwärtigen Verhältnisser zu Waadt der freiburgischen Regierung die Anwendung energischen Maßregeln sehr schwer machen. Mit um so größerer Spannung sieht man daher Berichten aus dem oberen Theile des Kantons entgegen, namentlich ob die auf den 1. Januar projekltirte Volks-Versammlung in Bulle wirklich stattgefunden habe.

Kanton Uri. (Eidg. Ztg.) In dem alljährlich am 20. Dezember sich versammelnden Landrathe steht nach uralter Uebung jedem Mitgliede und Beamten desselben das Recht zu, beliebige An⸗ träge für neue Gesetze oder Abänderung der alten zu stellen. In diesem Jahr machten aber nur Wenige von diesem Rechte Gebrauch. Von den gestellten Anträgen erwähnen wir nur zwei. Der eine be— zweckt die Pflanzung von Waldungen den Ufern der Reuß und des Schächens entlang. Ein anderer Antrag will eine Beschränkung der von Tag zu Tag sich mehrenden Wirthschaften. Zur besseren Be⸗ urtheilung dieses Antrages ist zu bemerken, daß in diesem rein de⸗ mokratischen Lande die unbedingteste Gewerbefreiheit besteht, indem ein jeder Landmann so viele und was für Gewerbe treiben kann, als ihm beliebt, was zur Folge hatte, daß eben auch die kleineren Wirthschaf⸗ ten sehr häufig gleich Pilzen über Nacht entstanden. Nach einer Berechnung soll in Altdorf auf je 90 und etwelche Personen eine Wirthschaft kommen, wobei die sogenannten Schnapps⸗Buden sehr zahlreich repräsentirt sind. Der Antrag ist somit sehr zeit- und zweckgemäß.

Portugal.

London, 4. Jan. Man hat hier Nachrichten aus Lissabon vom 29. Dezember erhalten, wonach die Insurgenten unter Graf Bomfim bei Torres Vedras am 23sten von Saldanha geschlagen und zur Unterwerfung gezwungen worden sind. Der Verlust auf Seiten der Königlichen Truppen wird auf 386 Mann, mit Einschluß von 38 Offizieren, angegeben, der auf Seiten der Insurgenten soll viel geringer gewesen sein, da dieselben hinter Wällen? und Mauern lämpften. Erst nach hartnäckigem Widerstande und nachdem drei Compagnieen des Aten Infanterie⸗Regiments, welche den Schlüssel der Position, das Fort Forca, zu vertheidigen hatten, zu den König⸗ lichen Truppen übergegangen waren, wurde die Festung übergeben.

Den Besiegten ward freier Abzug mit kriegerischen Ehren in dolge

Konstantinopel, 21. Dez. Der Gouverneur von Diarbelir, Jezet Pascha, welcher unlängst zum Gouvernement der Provinz Sivas berusen wurde, ist zum Gouverneur von Erzerum an die Stelle bes erschossenen Bahri Pascha ernannt worden.

Um das Hofceremoniell mit dem an europäischen Höfen üblichen immer mehr in Einklang zu bringen, hat der Sultan eine Stelle zum Aufführen der Gesandten (LScherefati charidschie Menumeri) ge⸗ schaffen und dieselbe dem Kiamil Bey verliehen, welcher dem außer- ordentlichen Botschafter am spanischen und portugiesischen Hofe, Fuad Efendi, als erster Secretair beigegeben war.

Der Kaiserlich österreichische Internuntius giebt heute zu Ehren des neuernannten Botschafters am Kaiserlichen Hofe, Schekib Efendi, ein großes Bankett, zu welchem der Minister der auswärtigen Ange—⸗ legenheiten, Alalli Efendi, und der erste Dolmetsch der Pforte, Fuad Efendi, nebst den Botschaftern von Frankreich, England, Rußland und Preußen, eingeladen sind. Schekib reist mit dem nächsten Lloyd- Dampfboote nach Ankonag und begiebt sich von da nach Rom, um

dem Papste zu seiner Thronbesteigung im Namen des Großherrn Glück zu wünschen. Nach Beendigung dieser Mission wird Schekib Efendi über Florenz die Reise nach Wien antreten.

Am 13ten v. M. um 4 auf 5 Uhr Morgens hat in Smyrna ein ziemlich starkes Erdbeben stattgefunden, nachdem schon am Vor⸗ abende eine leichte Erdschwingung daselbst war verspürt worden.

Handels- und Börsen- Nachrichten.

Berlin, 9. Jan. Unsere Course konnten sich heute nur mühsam auf ihrem gestrigen Stand behaupten. Die wiener höheren Notirungen blieben ohne Einfluß und das Geschäft unbelebt.

* 4 Frankfurt a. M., 6. Jan. Die Börse war heute auf die höhere auswärtige Notirung, besonders auf die höhere berliner vom Aten, überaus günstig gestimmt. Alle Fonds gingen höher und namentlich die Eisenbahn-Actien, die eine starke Besserung erfuhren. Das Geld war auch

ehr flüssig.

Auswärtige Börsen.

Niederl. wirkl. Sch. 59s. zinsl. —. Preuss. Pr. Sch. .

596 Span. 21'

Amsterdam, 5. Jan. mster dam, an a .

396 do. 373. Pass. —. Ausg. —. 495 Russ. Hope 88.

Antwerpen, 4. Jan. Zinsl.

Dr f 6. Jmn. 56975 Met. 1075 G. Bank- Aetien p. ult. ,, ö SS G. Stiegl. S7 G. Int. 59 . E.

Neue Anl. 20.

1919 6. Kayr. Bank- Aetien 658 Br. M polu. 300 FI. 385 6. do. 300 FI. 79.

London, 2. Jan. Cons. 31 86. 938. Relg. —. Neue Axl. 2 26 assive 55. usg. Sch. I7 17. 2396 Holl. 593. 4. 496 do. 935. R Passive 55. . Ausg. Sch 1 nee 88. 86. nin ne, 6. J.

Port. 37. 36. Peru 41. 39. Hamburg, 7. Jan. Bank- Actien 1570 nr. Engl. Russ. 1053 Rr.

Wien, 6. Jan. Nordb. 174. Gloggn. 130. Möeil. 1096. Li. 921.

Engl. Russ.

Lest. 90 . Bud. ö