1847 / 12 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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1) Hierdurch fand das ern,. sich bewogen, erst im Anfang des Jahres 1815, als das Bedürfniß fühlbarer wurde, Schritte zu einer Eisenbahn⸗-Anleihe zu thun. Es hatte bis dahin im hiesigen Königreiche längere Zeit hindurch an Gegelegenheiten, Kapitalien sicher anzulegen, vielfach gefehlt, und es waren daher bei öffentlichen Kassen und Anstalten, wie in den Händen von Einzelnen, Kapitalien gesammelt, die zu einer nutzbaren Verwendung bereit lagen. Auf diesen Umstand gründete das Schatz-Kollegium den Plan, den Bedarf der Eisenbahnen für die letzten acht bis zehn Monate des Jahres 1815, wozu die vorhandenen Mittel nicht gen gen, durch eine beim Publikum auszuschreibende Anleihe, welche, wie die älteren Landes- Schulden zu 35 Prozent verzinst werden sollte, her⸗ beizuschaffen.

; er geen hiesigen Banquiers, welche sich zur . jener Anleihe auf eigene Rechnung oder zur Uebernahme einer 2 leihe in Lotterseforn zu etwas größerem Betrage erboten hatten,

damit aber von dem Schatz-Kollegium abgewiesen waren, übernahmen

den Verkauf der auszustellenden Obligationen in Kommission gegen eine 6 von 6 und gegen das Zugeständniß der oa sen vom lIsten eines Monates an für die bis zum 15nen eingezahlten Beiträge, und vom Jhten an für die in der zweiten Hälfte des Mo— nats eingehenden Summen. ;

6n . Regierung brachte vor der Genehmigung die Frage zur Erörterung, ob es sich nicht etwa empfehlen dürfte, statt des Planes der Herbeischaffung des einjährigen Bedarfs, gleich auf die Bedürfnisse der Eisenbahn Verwaltung in größerem Umfange und für einen mehrjährigen Zeitraum Rücksicht zu nehmen. Das Satz- Kollegium glaubte aber hiervon weder finanzielle Vortheile noch größere Sicherheit zu erwarten, vielmehr von beiden das Ge⸗ gentheil befürchten zu müssen. ; .

Hierauf wurde der Anleihe⸗Plan des Schatz⸗Kollegiums von Sei⸗ ten der Königlichen Regierung genehmigt und die Bekanntmachung darüber im April 1845 erlassen. Es sind darauf eingegangen: 1) bis zum 1. Juli 1845 708,833 Rthlr.; 2) bis zum 1. Januar 1846 750, 933 Rthlr.; 3) im Januar und Februar 1846 sind dar⸗ auf noch ferner zur Kasse gekommen 117,226 Rthlr. Die Anleihe hat also im Ganzen aufgebracht 1A,576,993 Rthlr.

2) In den letzten Monaten des Jahres 1845 zeigte sich bereits eine Abnahme der Einzahlungen auf die Anleihe. Dagegen war für das Jahr 1846 auf einen weit größeren Bedarf zu rechnen.

Das Schatz⸗Kollegium sah sich dadurch veranlaßt, über die ganze Lage der Sache eine umfassende Untersuchung anzustellen. Das Er— gebniß derselben ging dahin, daß für die bewilligten Bahnen inner— halb der nächsten zwei Jahre etwa 7,700,000 Rthlr. herbeizuschaffen sein würden. Das Schatz-Kollegium wolle sich an die bekanntesten Banquiers im Inlande, so wie zu Frankfurt, Berlin, Hamburg, Am— sterdam und London, wegen Uebernahme einer Anleihe zum Jahres— bedarf für 18146 mit einer Verzinsung zu 3 Prozent oder einer Loi— terie⸗Anleihe wenden und dabei die Aussicht auf eine größere Anleihe— Summe stellen.

Die auf diese Ausschreiben eingegangenen Erwiederungen waren nach der Anzeige des Schatz-Kollegiums zum Theil ablehnend und hatten zum Theil eine partielle Betheiligung in Aussicht gestellt. Von einer Seite wollte man den zu 4 Millionen veranschlagten Bedarf auf 3 pCt. Zinsen tragende Obligationen zu 90 pCt. des Nennwerthes und gegen einige lästige Nebenbedingungen herbeizu— schaffen übernehmen. Dies lehnte das Schatz- Kollegium sofort ab. Und als die Anerbietung so weit erhöht wurde, daß 93 pCt. rein eingezahlt werden sollten, eine vom Schatz-Kollegium verlangte wei⸗ tere Erhöhung auf 91 pCt. aber nicht zu erreichen war, brach das Schatz-Kollegium diese Verhandlungen ab.

Mit der Anzeige von diesem Vorgange verband das Schatz— Kollegium zugleich die Nachricht, daß es den größten Theil des Be— darse durch ein erneuertes Kommissions-Geschäst mit Herunter— setzung des Verkaufs-Preises herbeizuschaffen hoffe, indem dadurch den einheimischen Kapitalisten der Verkauf ihrer 37 Prozent Zinsen tragenden medlenburgischen und bückeburgischen Obligationen möglich werde.

Es ist dieserhalb im März 1843s mit den Banquierhäusern von Rothschild in Frankfurt und Cohen, Berend, Meyer und Simon hier— selbst ein Kontrakt geschlossen, durch welchen der Verkaufspreis der Obligationen zu mindestens 95 pCt. festgesetzt und den Verkänfern die Hälfte des Ueberschusses zugesichert wurde. Es sind hiernach den Banquiers nach und nach für 1,900, 900 Rthlr. an 37 pCt. Zinsen tragenden Obligationen für eigene Rechnung zu 935 des Nennwerthes verkauft und verschiedene andere Beträge zu 94 pCt. des Nennwer— thes untergebracht.

Eine Summe von etwa 500000 Rthlr. glaubte das Schatz= Kollegium auf Obligationen zu 50 Rthlr. und 25 Rthlr., die zu 3. Prozent verzinst werden und auch von Seiten des Gläubigers kündbar sind, zur Kasse ziehen zu können. Die hierauf eingehenden Gelder fließen zunächst in die General⸗-Steuer-Kasse und werden von dieser der Eisenbahn-Kasse geliehen. Es sind hierauf bis zum 11. Dezember dieses Jahres 2,025 Rthlr. eingegangen.

Jenes Kommissions- Geschäft fing bereits im Monate Juli 18465 an, einen minder günstigen Erfolg zu haben. Das Schatz⸗Kollegium trat daher mit den Banquiers, welchen das Kommissions⸗Geschäft übergeben war, von neuem in Verhandlung, setzte den geringsten Ver⸗ laufspreis der 35 Prozent Zinsen tragenden Obligationen auf 925 Prozent des Nennwerths und erwirkte, daß die Banquiers es über= nahmen, in jedem der vier letzten Monate des laufenden Kalender⸗ Jahres eine Summe von . Million Thalern auszuzahlen, die für die Obligationen . Kaufgelder darauf abzurechnen und den Rest als Vorschuß zu betrachten, welcher nebst Vergütung einer Pro— vision von Z Prozent und 5 Prozent Zinsen den hiesigen Banquiers am Ende dieses Jahres, dem Banquierhause von Rothschild aber am 1. April 1847 zurückzuzahlen ist.

Die Königliche Regierung hat sowohl wegen der mit den Vor— schüssen verbundenen bedeutenden Kosten, als wegen der Rückwirkung, welche der verminderte Verkaufspreis der Obligation auf die älteren Landesschuld⸗Verschreibungen haben mußte, diese Anträge des Schatz⸗ Kollegiums nur sehr ungern genehmigt sich aber dazu bei der unbe— dingten Nothwendigkeit, das unmittelbar vorliegende und unabweis— bare Bedürfniß gedeckt zu sehen, für verpflichtet halten müssen.

In Gemäßheit der im Vorstehenden eniwickelten Maßregeln sind für die 35 Prozent Zinsen tragenden Obligationen und an Vor schüssen der Banquiers vom 1. März bis 1. Dezember dieses Jahres, mit Einschluß der vorhin erwähnten 1,900,000 Rthlr., überhaupt 3,088,123 Rthlr. zur Kasse gekommen und auf den 1. Juli 1847 noch 530, 000 Rthlr. zu erwarten.

An anderen Mitteln hat die Eisenbahn⸗Kasse, außer demjenigen, was bereits in der Mittheilung vom 24. Februar erwähnt ist, seit dem 1. Januar 1846 noch 30,000 Rthlr. aus den bis dahin gesam—= melten Vorräthen der Landesschulden⸗Tilgungs⸗Kasse und 734,910 Rthlr. aus dem Kapitalien⸗-Fonds der General⸗Steuer⸗Lasse erhalten, zu welcher letztern Summe der Domanial⸗Ablösungs⸗Fonds 500, 006 Rthlr., die Haupt⸗Kloster-Kasse T. 940 Rthlr. und die vorhin er⸗ wähnte, 3 Prozent Zinsen tragende Anleihe 92, 025 Rthlr. beige—⸗ steuert haben.

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Durch alle diese Mittel ist das Bedürfniß der Eisenbahnen für das Jahr 1846 gedeckt. ]

3) Nachdem die für das Jahr 1846 erforderlichen Summen ge⸗ sichert waren, mußte unverzüglich auch für das Bedürfniß des Jah⸗ res 1847 und bis zur Vollendung der jetzt im Bau begriffenen Ei⸗ senbahnen gesorgt werden.

Das Schatz⸗Kollegium hatte nunmehr die Ueberzeugung gewon⸗ nen, daß es unmöglich sei, auf dem bisher verfolgten Wege weiter fortzugehen, und entwarf daher einen neuen Anleihe⸗-Plan. Behufs desselben wurde das neue Anleihe-Bedürfniß bis zur Vollendung der m begriffenen Eisenbahnen zu etwa 4,600,000 Rthlr. aus- gemittelt.

Das Schatz⸗Kollegium empfahl, eine Anleihe in London zu ver— suchen und dabei eine Verzinsung zu 3 oder zu 4 pCt., je nachdem das Eine oder das Andere durch die Nebenbedingungen vortheilhaf⸗ ter erschiene oder günstigere Aussichten gewähre, anzubieten. Dabei wurde zugleich in Gemäßheit dessen, was die löblichen Stände bei Gelegenheit der Erwiederung wegen der Süd- und Westbahn in dem Schreiben vom 6. August d. J. geäußert haben, auf ein kommissa— risches Zusammenwirken von Seiten der Königlichen Regierung und des Schatz⸗Kollegiums angetragen.

Die Königliche Regierung erklärte sich mit diesen Anträgen und mit dem Versuche, die Anleihe in England zu erhalten, insbesondere auch deshalb einverstanden, weil sich hoffen ließ, daß sie alsdann den hiesigen Grundbesitzern, so wie dem einheimischen Handel und Ge— werbe, am wenigsten Kapital entziehen werde. Sie war außerdem davon überzeugt, daß das bisher beobachtete Verfahren, Obligatio⸗ nen auf den Markt bringen zu lassen, ohne daß der Eingang einer bestimmten Summe in einer voraus festgesetzten Zeit gesichert war, sür die Folge durchaus unzulässig sei.

Es wurde hierauf eine Kommission nach England gesandt, welche nach einer mit dem Schatz⸗Kollegium vereinbarten Instruction versuchen sollte, die Uebernahme einer Anleihe von Seiten dortiger Banquiers für deren Rechnung zu erlangen; der angestellte Verfuch ist jedoch durchaus mißglückt. Die feste Uebernahme einer Anleihe war nicht zu erlangen; vielmehr wurde nur die Uebernahme einer Kommission zum Verkauf von Obligationen, so wie die Bewilligung eines Vor—⸗ schusses auf ein und zum Theil auf zwei Jahre angeboten, welcher gleichwohl, auch in seiner größten Ausdehnung, das Bedürfniß nicht gedeckt haben würde.

Ehe die Königliche Regierung jedoch das Anerbieten ablehnte. und die Kommission von England zurückberief, ließ sie gleichfalls un= ter kommissarischen Zusammenwirken mit dem Schatz⸗Kollegium Ver— handlungen mit den hiesigen Banquiers wieder anknüpfen.

In Folge davon wurden fünf verschiedene Geschäfte angeboten, von denen drei darauf hinausliefen, Obligationen, die zu 3 Prozent verzinst werden sollten, auszustellen, während die beiden anderen

Offerten fünf Prozent Zinsen tragende Obligationen zum Gegenstande

hatten.

Bei den Berathungen über diese Anerbietungen wurde anerkannt, daß in Rächicht auf die Kasse das fünf Prozent Zinsen tragende Darlehen bei weitem vortheilhafter sei, weil an Kapital nicht mehr zurückzuzahlen wäre, als sie wirklich erhielte. Dagegen waren die Ansichten darüber, welches von beiden Anleihen der Speculation einen größeren und dauernden Reiz geben und also auf die älteren Landes Obligationen und auf den allgemeinen Zinsfuß im Lande stärker ein— wirken würde, getheilt.

Die Königliche Regierung hat die großen Bedenken, die in die⸗ ser Hinsicht gegen das fünf Prozent Zinsen tragende AÄnleihen ob- walteten, zur Kenntniß des Schatz⸗Kollegiums gebracht. Letzteres hat gleichwohl seiner verfassungsmäßigen Befugniß gemäß von bei— den angebotenen Darlehen nur das eine von fünf Prezent verzins— liche zur Genehmigung der Königlichen Regierung beantragt. Diese hatte daher nur die Wahl, dies Anlehen entweder zu genehmigen oder zu verwerfen, und würde bei der Verwerfung die Verantwortung dafür haben übernehmen müssen, wenn bis zum Eintritt des Bedürf⸗— nisses im Anfange des nächsten Kalender- Jahres entweder gar kein Anlehen oder sogar unter noch ungünstigeren Bedingungen zu Stande gekommen wäre.

Ließ sich daneben nicht verkennen, daß der Zinsfuß im Lande in der Wirklichkeit gestiegen war; daß der Zinsfuß des großen Kapital-Marktes auf das hiesige Land, auf die Anleihe⸗Geschaͤfte der Einwohner und auch auf das Landes-Kredit-Institut immer unvermeidlich zurückwirken werde; daß diesem Institute und den Grundbesitzern, wie den Handel- und Gewerbetreibenden im König⸗

reiche, weder durch die eine, noch die andere Art des Anleihens mehr

Kapital entzogen wird; die Grundbesitzer, Handel- und Gewerbetrei— bende auch, bei dem überall gestiegenen Zinsfuße, zu Bewilligung hö— herer Zinsen ohnehin schon sich würden verstehen müssen; die Landes— Kredit-Anstalt aber sich dadurch werde helfen können, daß sie ihre Wirksamteit einstweilen nicht weiter ausdehne; so milderte solches einigermaßen die Bedenken gegen das 5 Prozent Zinsen tragende Anlehen.

Nach allen diesen Betrachtungen mußte die Königliche Regierung Bedenken tragen, dem Antrage des Schatz-⸗Kollegiums ihre Genehmi⸗ ung zu versagen. Auch scheint der Erfolg, daß die ganze Anleihe chnell untergebracht und anscheinend zu einem nicht geringen Theile in feste Hände übergegangen ist, die noch zu verkaufenden Obligatio— nen aber schon jetzt um mehrere Prozente über den Nennwerth be— zahlt werden, hinreichend zu beweisen, daß nicht diese Anleihe und ihre Form, sondern der überall gestiegene Zinsfuß auf die Kredit- Geschäfte im Königreiche von dauerndem Einflusse sind.

Das Darlehen erstreckt sich zunächst auf 4 Millionen Thaler. Die Uebernahme der übrigen 600,000 Rthlr. hat einstweilen noch vorbehalten werden müssen, ist aber den Unternehmern, wenn sie es wollen, unter gleichen Bedingungen zugesagt. Die Bedingungen er— geben sich aus der Bekannimachung des Schatz-Kollegiums vom 28sten v. M.“

Königreich Württemberg. Stuttgart. (S. M.! Heute fand die Eröffnung des außerordentlichen Landtags statt. Nach= dem die neu eintretenden Mitglieder vereidigt worden, hielt der Mi⸗ nister des Innern, Geheime Rath von Schlayer, nachstehende Er⸗ öffnungs · Rede:

„Durchlauchtigste, Durchlauchtige, Erlauchte, Hochgeborne, Hoch— wohlgeborne, Hochwürdige, Höchzuverehrende Herren!

„Se. Majestät der König haben mich Ailergnädigst beauftragt, den von Höchstdenselben auf die Bitte des ständischen Äusschusses an⸗ geordneten außerordentlichen Landtag zu eröffnen.

„Die Erscheinungen, welche 3 dem letzten Landtag auf dem Geldmarkt vorgegangen sind, und insbesondere die gesteigerte Nach⸗ frage nach Circulationsmitteln, welche hauptsächlich durch den Wett⸗ eifer aller Staaten in Aneignung des vollkommensten der Communi⸗ cationswege veranlaßt wurde, haben eine allgemeine Erhöhung des Zinsfußes herbeigeführt und hierdurch die Volimacht unzulänglich 3 macht, welche Sie Ihrem Ausschusse zu Anschaffung der für unsere Eisenbahnbauten nöthigen Geldsummen ertheilt haben. Es ist daher eine neue Verabschiedung hierüber nöthig geworden. ö

Nach der Absicht Sr, Königlichen Majestät bildet dieser eben so wichtige als dringende Gegenstand die Aufgabe der gegenwärtig ver

sammelten Stände; weitere der ständischen Mitwirkung bedürfende Angelegenheiten werden bei der Nähe des bevorstehenden ordentlichen Landtags diesem vorbehalten.

„Die ununterbrochene und möglichst rasche Fortsetzung des ein⸗ mal begonnenen Werkes der Eisenbahnen ist eine Nothwendigkeit, welche auch von Ihnen schon auf dem letzten Landtage anerkannt worden ist.

„Die Regierung darf daher Ihrer ferneren verfassungsmäßigen Mitwirkung hierbei versichert sein Und sieht dem Ergebniß Ihrer dies⸗ fälligen Berathungen mit Vertrauen entgegen.

„Im Namen Sr. Majestät des Königs erkläre ich den außeror— dentlichen Landtag für eröffnet.“

Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich, zur Zeit Interims⸗ Präsident der Kammer der Standesherren, erwiederte diese Rede mit folgenden Worten:

4 Die getreuen Stände des Königreichs sind auf die Bitte des ständischen Ausschusses durch Se. Majestät den König zu einem außer⸗ ordentlichen Landtage einberufen worden. Der Geldmangel, welcher seit den letzten zwei Jahren an den größeren Börsen Europa's ein— getreten ist und durch den gesteigerken Bau der Eisenbahnen noch erhöht wurde, erklärt vollkommen die Unzulänglichkeit der dem stän— dischen Ausschusse auf dem letzten Landtage ertheilten Vollmachten. Indem die Königliche Regierung diese Ansicht theilt und sich zur Einberufung eines außerordentlichen Landtages bewogen findet, thut sie aufs neue ihre Absicht kund, die ver⸗ fassungsmäßigen Rechte der Stände zu wahren, und ver⸗ pflichtet dadurch die Stände zum tiefsten Danke. Eben dieses Gefühl wird die Stände bei Berathung der Königlichen Propositio⸗ nen leiten. um dem einmal begonnenen Werke der Eisenbahnen die nach den vorliegenden Umständen thunliche Förderung zu veischaffen. Indem nun die Stände des Königreichs die Geschäfte des Landtags beginnen, kann ich nicht umhin, den Ausdruck der unwandelbaren Treue und Ergebenheit gegen Se. Majestät den König in ihrem Na— men hier an den Tag zu legen und die so oft gehörten Wünsche 3 unzertrennliche Wohl des Königs und Vaterlandes zu wie⸗ erholen.“

Großherzogthum Baden. Die Großherzogliche Armen— Kommission in Karlsruhe macht bekannt, daß bei den gegenwätigen hohen Brodpreisen den Bedürftigen der Stadt, welche Heimats— Rechte haben, das Schwarzbrod bei den dortigen Bäckern um einen noch zu bestimmenden, von der Kommissson den Bäckern zu vergüten— den Betrag verabreicht werden soll. Ferner macht dieselbe Kommission bekannt, daß versuchsweise eine Anstalt errichtet werden soll, wo Tagelohn-Arbeiter und diejenigen, welche derartige Arbeiten suchen, dieselbe erfragen können.

Großherzogthum Sachsen⸗Weimar. Nach einer Großherzoglichen Verordnung vom 2. Januar wird der Eingangs zoll von Getraide, Hülsenfrüchten, Mehl und Mühlen-Fabrikaten, als geschroteten und geschälten Körnern, Graupen, Gries, Grütze und ge— stampfter oder geschälter Hirse, welche von jetzt an bis zum Ende des Septembers d. J. aus dem Vereinslande nach dem eisenachischen Kreise eingeführt werden, gänzlich erlassen.

Fürstenthum Schwarzburg⸗RNudolstadt. Die Regie⸗ rung hat, wie früher mit Sondershausen, so auch jetzt mit der fürst⸗ lich reuß-plauenschen gemeinschaftlichen Landes-Regierung zu Gera eine Uebereinkunft zur Beförderung der Rechtspflege abgeschlossen.

* Frankfurt a. M., 8. Jan. Unsere Behörde hat mit den Bäckern ein Abkommen dahin getroffen, daß sie wöchentlich 1200 Malter Feucht, halb Weizen, halb Roggen, aus den städtischen Ma— gazinen zu einem so billigen Preise erhalten, daß sie den sechspfün⸗ digen Laib Brod zu 26 Kr. verkaufen können.

Nach einem Senats⸗Beschlusse wird der Kaisersaal nun wöchent— lich zweimal dem Besuche des Publikums geöffnet werden.

Zum Besten der Armen sollen nun mehrere Konzerte veranstal⸗ tet werden, die hoffentlich einen stärkeren Ertrag haben, als die vor⸗ gestern im Theater zu gleich wohlthätigem Zwecke stattgehabte Vor— stellung.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 8. Jan. Die Kaiserliche Landes- Regierung im Erz⸗ herzogthum unter der Enns hat den Verkauf der explodirenden oder Schieß-Baumwolle bis zur Erlassung genauerer Bestimmungen über die Erzeugung und den Verkauf derselben verboten.

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Paris, H. Jan. Der Baron Hottinguer, einer der Direltoren der Bank von Frankreich, der sich mit einem Auftrage dieser Bank bei der Bank von England nach London begeben hatte, ist vorgestern wieder zu Paris eingetroffen. Man versichert, es sei ihm gelungen, eine Uebereinkunft abzuschließen, um der ersteren dieser Anstalten zu Hülfe zu kommen. ö

Das Journal des Débats widerlegt das Gerücht, über an⸗ gebliche Vereitelung der Pläne des Admirals Cecile bei seiner Fahrt auf dem Meere von Japan und Korea. Er habe nämlich nur den Zweck gehabt, Frankreichs Seemacht in jenen Gegenden zu zeigen, und seine Beziehungen zu den Eingeborenen seien nur freundschaft⸗ licher Art gewesen. Uebrigens habe er an jenen Küsten auch nöthige hydrographische Arbeiten unternehmen lassen.

Der Presse zufolge, hätte der Verwaltungs- Nath der Bank nach Erwägung aller Maßregeln, die sie zu treffen hätte, um ihren Baarvorrath zu erhöhen, den Ankauf von Silber-Barren von 20 Millionen Fr. beschlossen, zu welchem Behufe sie von der englischen Bank diese Barren gleich jedem anderen Käufer ohne besondere Vor⸗ behalte erhalten. Zur Zahlung dieser Barren habe die französische Bank sich die Gelder durch eine Anleihe bei englischen Kapitalisten verschafft, welche sie erst in späteren Perioden, die sogar verlängert werden dürften, zurückzuerstatten hätte. Dadurch habe man die Uebelstände vermieden, daß man wieder eine bedeutende Baarsumme außer Landes hätte müssen gehen lassen. Dieses Uebereinkommen sei jedenfalls besser, als wenn die französische Bank der englischen ge⸗ genüber Verpflichtungen hätte eingehen müssen. Abgesehen von die⸗ sen 20 Millionen Süber, die rasch in Fünffranken⸗Stücke zu verwan⸗ deln, sei indeß zu erwarten, daß die Bank noch mehr baares Geld bedürfen werde, wobei sie Alles aufzubieten habe, um ihre Reserve in richtigem Verhältniß zu ihren Zetteln zu halten. Es sei aber zu hoffen, daß sie nichtsdestoweniger nicht gezwungen sein werde, den Diskonto zu erhöhen, noch dem Handel die bisherige Unterstützung zu entziehen.

; 3 Constitutionnel meint, daß wahrscheinlich die Verwen⸗ dung eiserner Kriegs⸗Dampfschiffe für die Zukunft aufhören werde, indem schon die englische Admiralität zu solchem Beschluß gekommen wäre. In Folge der auch in Frankreich damit angestellten Versuche hätte sich auch herausgestellt, daß die Kugeln in den eisernen Schiffe⸗ wänden weit größere Risse verursachten, als in den Schiffen von Holz. Man habe eiuen Versuch gemacht mit doppelten Eisenplatten, die mit Kohlen ausgefüllt worden, was aber eben so wenig genützt,

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indem die Kugeln dies auch durchbohrten. Ein französischer Schiffs⸗ bauer habe nun den Plan entworfen, große Kriegsschiffe so zu bauen, daß der Schiffstheil, der sich unter dem Wasser besinde, aus Eisen, alles Obere aber aus Holz gebaut werden solle; die Dauerhaftigkeit solcher Bauten müsse aber erst erprobt werden.

Unter den Handelsleuten und Industriellen von Rheims, welche sich früher für den freien Handel erklärt hatten, ist eine Spaltung aus⸗ gebrochen. Unterstützt durch die Handelskammer, haben die Dissiden- ten eine Protestation, worin sie sich im Namen der National-In⸗ dustrie gegen die Handels- Freiheit aussprechen, abgefaßt und an den Ministers des Handels und des Ackerbaues gesandt. Sie fordern dar⸗ in dringend die Handhabung des Schutzsystems, indem man demsel⸗ ben jedoch seinen übertriebenen Einfluß auf gewisse Erzeugnisse und auf die durch die verschiedenen Industriezweige verwirklichten Fort schritte nehme. Die Piotestation ist mit 134 Unterschristen bedeckt. Die Handels-Kammer von Toulouse hat ein Schreiben in einem ähn= lichem Sinne an den Minister gerichtet.

Das Echo d' Oran meldet vom 18. Dezember den fortwährend ruhigen und befriedigenden Zustand dieser Provinz. Aus Maskara wird die erfolgte Unterwerfung mehrerer Stämme, auf die man ge⸗ rechnet hatte, mitgetheilt. Der von Abd el Kader zur Begleitung der losgekauften französischen Gefangenen nach Frankreich angeblich bestimmt gewesene UGda⸗-BelharhemY und seine drei Begleiter sind über Tlemsen nach der marokkanischen Gränze zurückbefördert worden.

Der Minister des Innern hat eine Kommission von Bäckern er= nannt, um die neuen Methoden des Brodbackens zu prüfen, die seit einiger Zeit vorgeschlagen worden sind, um den Preis des Brodtes zu vermindern. Insbesonbere sollen Versuche über die Art und Weise an. werden, Brod aus Weizenmehl, mit Runkelrüben gemengt, zu backen.

Am 10. Dezember gewahrten die Mauth⸗Soldaten an der spani— schen Gränze eine Bande von 75 bis 80 bewaffneten spanischen Flücht⸗ lingen, welche in Spanien eindringen wollten. Als diese die Mauth⸗ Soldaten saben, wendeten sie sich um und empfingen dieselbe durch ein Pelotonfeuer. Die Mauth'Soldaten erwiederten dies, wurden aber, da sie keinen kraftvollen Widerstand leisten konnten, gezwungen, . er nich en, und den Spaniern gelang es, die Gränze zu über—

reiten.

Der Courrier framngais will wissen, daß nächstens eine neue Pairs⸗Kreirung stattfinden werde, wobei vorzüglich Präfekten und höhere Verwaltungs-Beamten berücksichtigt werden sollien.

Vom Justiz-Minister ist eine Kommission ernannt worden, die Vorschläge zu nöthigen Modificationen in der Straf⸗Prozeß⸗Ordnung machen soll, und worin der Minister den Vorsitz führen wird.

Briefe aus Alexandrien vom 21. Dezember theilen mit, daß Mehmed Ali entschlossen sei, eine Reise nach Frankreich zu machen, und daß er sich im nächsten Frühlinge nach Paris begeben werde; er werde zu Marseille landen.

Die Station in den chinesischen Gewässern soll verstärkt werden; auch ist die Nede von der Anknüpfung dauernder diplomatischer Be⸗ ziehungen mit dem Hofe von Peking.

In der nächsten Woche wird eine Versammlung von Deputirten des linken Centrums stattfinden, um eine vorläufige Vereinbarung über gewisse wichtige Punkte in Betreff der ersten Arbeiten der Kam= mer zu Stande zu bringeu.

Dem Marschall Bugeaud ist abermals ein längerer Urlaub be⸗ willigt worden, damit derselbe an den Arbeiten der Session theilneh⸗ men könne.

Der National spricht von zwei Unfällen auf der Nordbahn, die zum Glück keine weiteren Folgen hatten. Ein Waarenzug sei auf einen haltenden Zug bei Amiens gestoßen, wobei einige Waggons

zerschmettert wurden. Ein anderes Mal stieß ein Passagierzug auf.

eine Lokomotive, die Wasser einnehmen sollte, wobei beide Lokomoti— ven zerbrachen.

Großbritanien und Irland.

London, 6. Jan. Die Rechnungs- Abschlüsse der Einnahme des letzten Finanz-Quartals, welches gestern abgelaufen ist, sind in der That so güastig, als man vorher bereits vermuthete. Die fol- gende Nachweisung zeigt, daß die Steigerung der Einnahme, sowohl für das mit dem gestrigen Tage den fen, Vierteljahr, als auch für das ganze Jahr, verglichen mit den entsprechenden Zeit⸗Abschnitten des vorigen Jahres, gerade diejenigen Einnahme-Tuellen betrifft, deren Produktivität als ein sicheres Zeichen der allgemeinen Wohl⸗ r des Landes anzusehen ist. Es war nämlich die Einnahme ge⸗

iegen:

für das ganze für das Jahr. Quartal. ah ben Zöllen uni 205,968 Pfd. 159,932 Pfd. . Heel nn,, n,, . 344,138 * 269 318 *, „e ,, . 48,506 5 33,8138 , der Einkommensteuer um. ..... 368,821 5 63, 234 5 »der Post-Einnahme um ...... S5, 000 * 14,000 5 » den Kronländereien um ...... . 5, 000 » den vermischten Einnahmen um 196,773 » . ö Summa. .... 1,2148, 957 Psd. 575. 3737 FPpᷓ.

Die übrigen Positionen, welche indeß mit dem Zustand des Han⸗ dels und der Gewerbe in keiner Beziehung stehen, wie Stempel-Ein- nahme, chinesische Contributionen ꝛc, zeigen eine Abnahme gegen das vorige Jahr, und zwar für das ganze Jahr um 1,235, 125 Pfd. und für das Quartal um 525,459 Pfd., so daß die Netto⸗Mehreinnahme für diese Zeit⸗Abschnitte nur auf resp. 19,873 Pfd. und 13,032 Pfd. zu stehen kommt. „Die Aussichten für das Jahr 1847“, schreibt der Globe, „mit der schweren Anweisung auf die Hülssquellen Groß britaniens, Irland zu erhalten, bei den plötzlich erhöhten Baumwol⸗ lenpreisen und den hohen Preisen aller Lebensmittel, bei den zur Be— streitung der vielen öffentlichen Werke erforderlichen Kapitalien, er— öffnen sich uns nicht ganz ohne Besorgniß; das wird von allen be⸗— merkt und zugegeben. Wir haben viel Arbeit vor uns. Aber es sst beruhigend, zu wissen, daß wir wenigstens mit unverminderter Energie, ja mit, Vortheilen dabei anfangen können, welche, weise benutzt, uns wohl in Stand setzen mögen, die Schwierigkeiten zu überwinden.“

Die Berichte aus Irland sind noch immer dieselben. Das Volk hungert und revoltirt, und die Regierung bemüht sich vergebens, die furchtbare Masse des dortigen Elends zu beseitigen. Als eine wich— tige Maßregel wird heute angekündigt, daß der General ⸗Inspeltor der Küstenwachen für Irland vorgestern dem Generalhülss⸗Comitè angezeigt habe, wie er von der Regierung beauftragt fei, jedem Un⸗— terstützungs⸗Comitè mit Lebensmittein zu befrachtende Schiffe zuzuwei⸗ sen, damit dieselben nach jedem Hafen des Landes dirigirt wer⸗ den können. In Folge dessen wurde sofort ein großes Schrauben Dampfboot dem Comité zur Disposition gestellt und mit Mehlfrachten nach verschiedenen Theilen Irlands abgesandt. Eine Abnahme der Noth in den Provinzen ist noch durchaus nicht sichtbar. Aus Castlebar wird berichtet, daß in den letzten, zwei Wochen wieder funfzehn Menschen vor Hunger umkamen. Die Elnzelnheiten, welche die Untersuchung der Todten⸗ schau ans Licht brachte, sind herzzerreißend; in mehreren Fällen ge⸗ hörten die Verhungerten zahlreichen Familien an, deren übrige Mit⸗ glieder sämmtlich nahe daran sind, ebenfalls dem Mangel zu erliegen.

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u. Westport fand kürzlich unter dem Vorsitze des Marquis von liga eine Versammlung statt, in welcher zur Abwendung der dringendsten Noth die Errichtung einer Suppen⸗Anstalt beschlossen ward und sofort ansehnliche Beisteuern gezeichnet wurden. Eine Zeitung von Fermanagh meldet, daß gegenwärtig das Arbeitshaus zu Enniskillen mehr als 1060 Insassen zählt; 6 700 derselben wurden in den letzten zwei Monaten aufgenom⸗ men, und sie entschlossen sich erst, dort Zuflucht zu suchen, nachdem ihre äußersten Versuche, anderweitig Brod zu erwerben, gescheitert waren. Nicht minder groß ist bei der stets wachsenden Masse von Fieberkranken der Zudrang zu den Spitälern, deren gänzliche Ueber⸗ füllung schon die Einrichtung neuer Lokale zur Kranken- Aufnahme nothwendig machte. Gleichzeitig wird über Vernachlässigung des Feldbaues und über Nichtverwendung der nöthigen Arbeiterzahl von Seiten der Pächter in vielen Orten Klage geführt, weil diese Versäumniß fast nothwendig eine abermalige, spärliche Aerndte zur Folge haben muß. Mehrere Hülfs-Comstès haben daher die Gutebesttzer ihres Bezirks schon dringend auf diese Vernachlässigung der Feldwirthschaft aufmerksam gemacht und sie aufgefordert, bei Zeiten dafür zu sorgen, daß ihre Pächter nicht absichtlich ihrem Be⸗ rufe nachzukommen unterlassen, sondern für rechtzeitigen Anbau ihrer Aecker Sorge tragen, statt im Falle einer selbstverschuldeten Miß⸗ ärndte auf abermaligen Pachtnachlaß zu zählen. Aus Dublin er⸗ fährt man, daß die Preise von Weizen, Gerste, Mais, Hafer und Hafermehl wieder ansehnlich gestiegen waren. Es hieß auch, daß liverpooler Häuser ihre dubliner Agenten angewiesen hätten, mit Verkäufen von grobem Weizen zu dem Markipreise von 40 Shil⸗ lingen einzuhalten und nicht unter 50 Shillingen abzugeben. Der Mais ist jetzt in Dublin gerade doppelt so theuer, als bei seiner ersten Einfuhr vor einem Jahre; selbst Kleien, sonst nur Viehfut— ter, sind stark im Preise gestiegen, weil man sie unter die gröberen Brodsorten mischt. Ber Times wird geschrieben, daß trotz der wiederholten Versicherungen, die Sucht nach Feuerwaffen beschränke sich nur auf Gutsbesitzer und Pächter, die unleugbarsten Thatsachen den Beweis abgäben, daß gerade der ärmste Theil des Landvolkes in gewissen wegen der dort vorgefallenen Exzesse bekannten Bezirken sich, da er dies jetzt ohne Furcht vor Strafe thun konnte, in den Besitz von Feuerwaffen gesetzt habe. Bei den zahllosen, während der letzten drei Monate in den südlichen Grafschaften ver— übten Gewaltthaten seien in neun unter zehn Fällen die an— greifenden Parteien mit Flinten oder Pistolen bewaffnet gewesen, und in der Baronie Lower Ormond, so wie in der Umgegend von Borrisokane und Nenagh, trugen die Bauern und Arbeiter ganz un⸗ verholen und bei hellem Tage ihre tödtlichen Waffen. Zwei Blätter von Cork und Tipperary versichern übereinstimmend, daß das Land⸗ volk alles Geld, dessen es nur habhaft werden könne, auf den Ankauf von Feuerwaffen und zwar augenfällig zu Angriffs⸗ und Gewaltthats— zwecken verwende.

Es wird versichert, daß die von der Bank von Frankreich abge⸗ schlossene Anleihe sich auf 2, 00, 900 Pfd. belaufe; vermuthlich wird sie indeß nicht der ganzen Summe bedürfen. Der abgeschlossenen Uebereinkunft gemäß, hat die Bank von England der französischen Bank das erforderliche Quantum Silbers in Barren zu liefern, und es fragt sich nun, in welcher Weise die Bank dieser von ihr über— nommenen Verpflichtung nachzukommen beabsichtigt. Die allgemeine Ansicht scheint dahin zu gehen, daß man in derselben Weise verfahren werde, wie im Jahre 1839, obgleich es wahrscheinlich ist, daß man sich nicht derselben Agenten wie damals bedienen wird, da natürlich die Wahl derselben jetzt der Bank von Frankreich anheimfällt.

Die Times enthält wieder einen Artikel über den Nothstand in Irland, in welchem angedeutet wird, daß die Regierung, um die zur Abhülfe der Noth erforderlichen außerordentlichen Ausgaben zu decken, sich genöthigt sehen werde, eine Steuererhöhung (die Times spricht von der Einkommenssteuer) zu beantragen.

Herr Byng, das älteste Mitglied des Ünterhauses, erklärt in einem Schreiben an die Wähler der Grafschaft Middlesex, welche er seit 56 Jahren im Parlamente vertreten hat, daß er bei der nächsten allgemeinen Parlamentswahl nicht wieder als Kandidat aufzutreten gesonnen sei. Er gehört der liberalen Partei an und hat noch an der Seite von Charles Fox, dessen Freund er war, für die Rechte des Volkes und dessen Freiheit gekämpft.

Die Liverpool-Times zeigt an, daß im dortigen Hafen täg- lich eine Ladung von 300 Tonnen brasilianischen Zuckers direkt aus Rio Janeiro erwartet werde. Es sei dies die erste Ladung, welche seit der Erlassung des Gesetzes, durch welches in voriger Parlaments⸗ Session ein Differenzial⸗Zoll auf Kolonial- und ausländischen Zucker gelegt ward, aus Brasilien nach Liverpool abgeschickt worden sei, und der davon zu entrichtende Zoll werde 21 Sh. pr. Centner betragen. Da die Zucker⸗Aerndte in Brasilien dieses Jahr äußerst reichlich aus⸗ gefallen sei, so dürfe man sehr bedeutende Zufuhren dieses Artikels erwarten.

Mieder l g nde.

Amsterdam, 5. Jan. Dem Vernehmen nach, liegt in diesem Augenblicke dem Staatsrathe ein Gesetz- Entwurf zur Bestimmung der Ein-, Aus- und Durchfuhr⸗Rechte auf Getraide zur Berathung vor; es soll derselbe an die Stelle des Gesetzes von 1835 treten und ihm ein mäßiger fester Zoll zum Grunde gelegt worden sein.

g ch wei. ;

Kanton Luzern. Der hiesige Erzähler enthält einen Ar⸗ tikel: „Das Volk des Kantons Luzern kann und soll das Veto gegen den Sonderbund verlangen.“ Der Sonderbund habe für den Kan— ton Luzern keine bindende Kraft, so lange derselbe nicht auf gesetz⸗ mäßige Weise publizirt und dem Einspruchsrecht des Volkes unter worfen worden sei. Der Erzähler fordert das Volk energisch auf, von dem Veto, seinem gesetzlichen Souverainetäts-Recht, gegen das Sonderbündniß Gebrauch zu machen.

Der Präsident des Ruswyler Vereins hat an die Mit— glieder desselben ein Schreiben erlassen, in welchem er diese zu Beispielen christlicher Gesinnung, brüderlicher Liebe durch wohlthä— tige Hülfe bei Nothleidenden auffordert. „Habet Ihr Dienst⸗ boten (heißt es darin), so verabschiedet sie nicht hartherzig zu einer Zeit, wo Arbeit und Verdienst mangeln, theilct mit ihnen gutherzig den Bissen Brod. Schränkt Euch ein in Eurer Kleidung, legt un⸗ nützen Aufwand weg, um die Blößen von Frost zitternder Kinder und Greise zu decken. Vor Allem bemühet Euch, die wahrhaft Nothlei⸗ denden, die Hausarmen, ausfindig zu machen und ihren Hunger durch Verabreichung von gesunder Nahrung zu stillen.“

Kanton Bern. Gegen Luzern ist eine Ausfuhr-Beschrän— kung von Getraide und Kartoffeln vom Regierungs-Rathe beschlossen, da Luzern seinerseits Beschränkungen in Anwendung bringt.

In der Stadt und im Amtsbezirke Bern scheint die radikale Partei keine großen Fortschritte zu machen. Am 29. v. M. fand die Wahl⸗Versammlung des Amtsbezirks statt, um eine Stelle im Amtsgericht zu ersetzen. Die Versammlung war nicht zahlreich, indem auf 7, 000 Seelen, die der Bezirk zählt, nur 331 Wähler erschienen, von denen der konservative Kandidat mit 224 gegen 99 Stimmen

gewählt ward. Am folgenden Tage fand die Wahl der Gemeinde

der Stadt Bern statt, und das Resultat war, daß die Radikalen neuerdings unterlagen, indem sie von 223 Stimmenden blos 31 bis 35 zählten.

Kanton Freiburg. (Fidg. Z.) Die Blätter bringen

keine neuen Thatsachen, dagegen stimmen alle Berichte darin überein,

daß der Augenblick des Entscheides mit schnellen Schritten herannahe?

Die auf den 1. Januar in Bulle angekündigte Volks versammlung

hat nicht stattgefunden, dagegen ist nun eine auf den Hten d. ange⸗

sagt. Ob dieselbe aber abgehalten werde, sei (sagt der Verfas⸗ sungs⸗Freund) noch ungewiß, „nicht wegen des verfassungswidri= gen Verbots des Staats⸗Rathes, sondern weil selbst die Führer der liberalen Partei fürchten, das Volk möchte in seinem großen Eifer zu weit gehen und nicht abgehalten werden können, die gesetzliche Schranke zu überschreiten.“ Ein Korrespondent der National-Zeitung will dagegen wissen, es dürfte vielleicht eine neue Versammlung der Broyards auf waadtländischem Boden stattfinden; man vermuthe, der Staatsrath gehe damit um, die Truppen aufzubieten und von Neuenburg Hülfe zu verlangen. Endlich meldet auch die Berner Volks-Zeitung aus Freiburg vom Zten: „Hier ist Alles noch ruhig; doch ist man auf kommende Ereignisse gefaßt. Uebermorgen (den 5ten d.) ist Markt, man hegt aber keinerlei Besorgnisse, daß schon jetzt Unruhen in der Stadt selbst ausbrechen. In der Regel entscheidet sich der Stand der Parteien in der Stadt erst, wenn bereits irgendwo das Ungewitter losgebrochen ist, und die Landleute vor dem Rathhause stehen. Die Regierung scheint sehr fest auf die entschlossene Haltung und Ergebenheit der Bauern aus dem deutschen Bezirk zu bauen. Man soll sich auch in Bern informirt haben, was der Vorort im Fall eines Putschversuches gegen die Regierung thun würde.“ Dem⸗ selben Blatte zufolge, hielt der Regierungs⸗Rath von Bern am ten d. M. Abends eine geheime Sitzung, vermuthlich über die frei⸗ burgischen Angelegenheiten.

Kanton Schwyz. Der neue Prälat von Einsiedeln hat die⸗ ser Gemeinde aus eigenem Antriebe einen Vorschuß von 8000 Fl. zum Ankauf von Lebensmitteln gemacht und sich überdies erboten, für 3000 Fl. selbst noch anzukaufen, um siezunter die Nothleidenden zu vertheilen.

Kanton Tessin. Hier scheint sich in Folge äußerer und in— nerer Einwirkungen ein Einlenken zu einem gemäßigteren Systeme im⸗ mer deutlicher zu zeigen. In dem Volke sollen die katholischen Sym⸗ pathieen deutlicher und stärker hervortreten, je mehr der Terrorismus der Schützengesellschaften, der sie bisher darniederhielt, sich abstumpft; dazu will auch ein vom Advokaten Sommazzi herausgegebenes Blatt, der Tessinische Eidgenosse, das Seinige beitragen. Tie be⸗ kanaten Hirtenbriefe der Bischöfe von Mailand und Como wirkten in gleichem Sinne, und beachtenswerth bleibt es, daß die Regierung ge⸗ gen dieselben keine Einsprache erhob, und daß der Antrag Batta—⸗ glinis auf deren Unterdrückung im Großen Rathe in Minderheit blieb. Dabei sprechen Blätter beider Farben von Drohungen Oesterreichs, betreffend die Fortweisung der in Oesterreich sich aufhaltenden oder dahin auswandernden Tessiner (10,000 16,000, nach verschiedenen Angaben), so wie Beschränkung der Salzausfuhr aus der Lombardei nach Tessin. Auch der Transport von 190 Kisten Perkussions⸗Ge⸗ wehren und 90 Kisten Munition durch den Kanton Tessin, mit der Bestimmung nach Luzern, soll einen für die Regierung keinesweges günstigen Eindruck beim Volke gemacht haben.

Die O. P. A. Z. enthält nachstehendes Schreiben Aus der Schweiz: „Die Bewegungen zu Freiburg sind ganz geeignet, Auf⸗ sehen zu erregen und wichtige Folgen nach sich zu ziehen. Das ganze Gewicht des Streites ist durch das Benehmen des Präsidenten Fournier auf eine Prinzipien⸗Frage geworfen worden. Dadurch, daß der Präsident, alle Verantwortlichkeit auf sich nehmend (bei Stimmen⸗ gleichheit entschied er durch Stichentscheid), den Staatsraths⸗Beschluß vom 28. Dezember zuwege brachte, der die Volks⸗Versammlungen überhaupt verbietet, that er einen Eingriff in die verfassungsmäßigen Rechte. Wohl ist Mißbrauch der repräsentativen Freiheit bei einer Volks⸗Versammlung zu ahnden. Allein in republikanischen Staaten kann ein solcher einzelner Fall gewiß nicht die Aufhebung eines so bedeutenden Rechtes der Betheiligung am Gemeinwesen, wie das der öffentlichen Versammlungen und Berathungen, motiviren. Durch die⸗ sen Schritt gab man der Bewegungs⸗Partei die Waffen in die Hand, welche sie auch faktisch zu ergreifen sucht. Man hätte freilich statt dessen auf verfassungsmäßigem Wege dem unverfassungsmäßigen Ein⸗ griff begegnen sollen. Allein fast in keinem Kanton stehen sich die Parteien 9 schroff gegenüber, an wenigen Orten wird so leicht ent⸗ zündlicher Brennstoff gefunden werden, wie in Freiburg.“

Jtalien.

Nont, 28. Dez. (D. A. 3.) Die hier wiederholt aus Neapel eingegangenen Nachrichten, daß auch dort und im noch tieferen Süden ein sehr unfreundlicher und strenger Winter das Regiment führe, ha⸗ ben Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Albrecht von Preußen bestimmt, nun für den ganzen Winter sich Rom als Aufenthalt zu wählen. Am ersten Weihnachtsfeiertage genoß sie in der preußischen Gesandtschafts⸗Kapelle das heilige Abendmahl.

achrichten aus Genua zusolge, befindet sich Ihre Königl. Ho⸗ heit die Prinzessin Luise von Preußen aufs neue unwohl. Der hier verweilende Geheime Medizinal-⸗Rath Dr. Alertz wurde nun schon zum zweitenmale im Laufe dieses Winters zur Mitassistenz an der Kur der hohen Kranken dorthin beschieden und dürfte sich noch in dieser Woche auf längere Zeit in Civitavecchia nach Genua ein—

schiffen.

Nom, 28. Dez. (A. 3.) Der Kardinal Amat di S. Fi⸗ lippo e Sorso ist auf seinen Posten als Legat nach Bologna abge⸗ reist, nachdem er vorher außer seinen Instructionen noch mündliche Verhaltungsbesehle von dem heiligen Vater erhalten. Wie in Bo⸗ logna, so haben in Ferrara bei der nächtlichen Unsicherheit der Stadt die Bürger sich bewaffnet und nehmen gemeinschaftlich mit dem Mi⸗ litair die Patrouillen vor. In Bologna war ein Gerücht, daß diese Sicherheitswache am 24sten d. von den früheren Freiwilligen und dem Pöbel angegriffen werden sollte. Seitdem haben sich noch meh= rere Bürger von Bologna diesem nächtlichen Dienst angeschlossen, um den Frevlern eine herbe Lection zu geben, falls sie einen Hand-

reich wagen sollten. , .

ö e am Vorabend des Namenstages Sr. Heiligkeit, wurde dem Papst ein Fackelzug von mehr als tausend Personen mit Musik gebracht. Der Papst ertheilte vom Balkon des Quirinals seinen Segen, worauf die unzählige versammelte Menschenmenge sich zer⸗ streute, ohne daß die geringste Unordnung vorgefallen wäre, Am 1. Januar will man den Glückwunsch zum neuen Jahr darbringen, wozu mehrere Gefang-Chöre mit Instrumental Begleitung eingeübt werden. Man spricht von einem riesenhasten Blumenstrauß, der dem Papst dabei überreicht werden soll. An demselben Abend wird in dem großen Saal des Kapitols eine große Fest⸗Kantate von Rossini, die Worte von Conte Marchetti, aufgeführt.