1847 / 29 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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früchte an unbemittelte Gemeinden und die Armen Unterstützung be—=

treffend:

„Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zur Abwendung der Nachtheile, welche Tie gegenwartige

heurung der Tebensmittel, insbesondere für die ärmere Klasse Unserer Un- terthanen, im Gesolge hat, sehen Wir Uns veranlaßt, zu verordnen, wie

—— solgt: Pfarrer (in gemischlen Orten von jeder der beiden Kon fessso

zwei oder mehreren weiteren Bürgern dieses Ortes,

gehörigen Gemeinden beszuziebenden Einwohnern,

. Bie Letzteren werden, auf geeignete baätig Minwir lung rhea 2 zur Theilnahme an den Geschästen der

Erlundigung, vom Amts-⸗Vorstande

ü . ĩ ingeladen. ; unter siih uns rem en ge g nmission erforscht die Mittel, wie der schiedenen Gemeinden des Bezirks zu steuern allsigen Vorschläge, welche das Bezirls-

S. 2. Die Unterstützungs Noth der Armen in den vei] sei. Sie prüft zugleich die dies Amt von den einzelnen Gemeinde-

3 ö den da ng ehen zur Arbeit und zum Verdienste veischafft wird.

J serber' außer den Staatsbauten, namentlich auch die Herstel— 2 w , . . Gemeinde · Baulichkeiten, so wie Kit. ren oder gemeinnüßige Unternehmungen jeder Art, worüber die Bezirlsämter ebesenbere mf den Lbasser; und Sirgßenbau Anspectionen und Bezirke Forsteien sich zu benehmen haben.) Ferner sind die im §. 2 erwähnten Päites b) ihelss solche, wodurch den Bedürfligen, welche arbeitsunfähig sind oder sonst keinen Verdienst finden können, der nöthigste Unterhalt ge—=

währt wird.

Räihen zu erheben hat.

8. 4. Zu den Mitteln, deren der 8. 36. erwähnt, gehört unter Ande=

rem: «) die Anschaffung von Kartoffeln und Getraide auf Kosten der Ge— meinde, um sie an Dürftige um mäßige Preise, etwa mit Borgfristen, be— ziehungsweise an ganz Arme auch unentgeltlich abzugeben; ) statt der Vertheilung von M Rechnung der Gemeinde Brod daraus gebacken und dieses auf gleiche Weile an die Bürftigen abgegeben werden; () ganz besonders zu empfehlen sind auch die Suppen - Anstalten, wie sie in vielen Gemeinden bereits besichen, und über deren Einrichtung den Unterstützungs-Kommissionen vom Ministe— rium des Innern Belehrungen mitgetheilt werden.

§. 5. Das Bezirks ⸗Amt erläßt an die einzelnen Gemeinden die von der Unterstützungs⸗-Kommission berathenen Anordnungen und wacht auf deren Vollzug. Dasselbe sorgt zugleich, daß die zur Anschaffung der Le bensmittel ersorderlichen Summen, so weit sie die zu sammelnden sreiwilli= gen Beiträge übersteigen, theils von den dazu geeigneten Fonds, theils von den Gemeinden (wo nöthig selbst durch Schuld- Aufnahme) beigebracht werden.

5§. 6. Die Unterstützungs-Kommission begutachtet, ob und welche Ge— meinden des Amtsbezirks als sehr arm zur Aufbringung der Mittel zur Unterhaltung ihrer Armen völlig außer Stand seien, oder welche wenigstens einer Unterstützung von Seiten des Staates in der Art bedürfen, dan ih— nen ein Quantum von den durch den Staat aufgekauften Früchten in ei— nem ermäßigten Preise oder gegen Borgfristen abgegeben werden sellen.

§. 7. Diese Gutachten der Bezirks-Unterstützungs -Kommissionen wer— den der Kreis -Regierung vorgelegt, welche dieselben periodisch zusammen-— stellt und von acht zu acht Tagen gutachtlich an das Ministerium des In- nein zur Entscheidung über die Anträge einsendet. In dringenden Fällen kann die Bezirls-Unierstützungs-Kommission sich auch unmittelbar an das Ministerium des Innern wenden.

Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staais⸗Ministerium, den 21. Ja- nuar 1817. Leopold.“

Fürstenthum Waldeck. In Waldeck ist unterm 14. Ja⸗ nuar durch landesherrliche Bestimmung verordnet worden, daß die seither den in wirklichen Staatsämtern Angestellten zugestandene Be— freiung vom Militair⸗-Dienste auch auf die Pfarrer und Lehrer aus⸗ zudehnen sei, weshalb künftig alle Pfarrer und Lehrer, so wie die Pfarr- Adjunkten und Gehülsfen, wenn deren Berufung eine wirkliche Anstellung im öffentlichen Dienste in sich begreift, von der Militair⸗ pflicht befreit sind.

Oesterreichische Monarchie.

Pesth, 21. Jän. (Wien. Ztg. Das Dekret, wodurch der Erzherzog Stephan (wie bereits gemeldet) zum Statthalter von Un— garn ernannt wird, lautet folgendermaßen:

„Ferdinand der Erste von Gottes Gnaden u. s. w. Hochgeborne u. s. w. Liebe Getreue! Nachdem der unerforschliche Rathschluß der ewigen Vor— sehung Unseren eben so geliebten als treuverehrten Oheim, den durchlauch— tigsten Kaiserl. Königl. Erzherzog Joseph Palatin und Unseren Königlichen Statthalter von Ungarn, und in Ihm zugleich Unseren treuesten Freund, einen über die Verfassung dieses Königreichs siets mit reger Sorgsalt wachenden, werthesten Rathgeber und den beharrlichsten Theilnchmer an den Sorgen Unserer Allerhöchsten Regierung im Allgemeinen, be— sonders aber in Bezug auf Unser theures i e ü Ungarn und die da— mit verbandenen Theile zum empfindlichsten Schmerze Unseres Herzens ab— berufen hat: so erheischt der feste Wille, mit welchem Wir das Wohl und Glück Unseres theuren Königreichs Ungarns stets zu mehren beflissen sind, nicht lebhafter, als daß Wir diesen schweren Verlust auf die zweckmäßigste

§. 1. In jedem Amtsbezirke ist eine unterstützungs · Kommission nie derzusetzen. M en, ö aus dem Vorstande des Bezirks Amtes,

; br: Physikus, dem ersten der in der Kommissson den Vorss führt; b. aus dem Phes e n, n,

64 j srfs⸗-Amt scinen Sitz hat; . aus Bürgermeistei des Ortes, worin das Benn ñ welche der Gemeinde-

3 ĩ mehreren, aus anderen zum Amtsbezirke —— h deren Verhälinisse eine

erwähnten Mittel sind theils 2) solche, wodurch

behl und Getraide kann mit noch mehr Vortheil auf

122 und Unserer väterlichen Absicht am schnellsten entsprechende Weise ersetzen, und deshalb, da die Würde eines Palatins und Königlichen Statthalters erledigt ist, einstweilen bis zu der am nächsten Reichstage ersolgenden Pa= latinaiwahl für die Ernennung Unseres Königlichen Staathalters in Ungarn Sorge tragen. Nachdem Wir demgemäß den durchlanchtigsten Keaiserl. Königl. Erzherzog Stephan, Unseren geliebten Vetter, als welcher nicht nur ein 2. Unseres obenerwähnten unvergeßlichen Oheims, sondern auch in Erwägung seiner bisher an den Tag gelegten ausgezeichneten Eigenschaften des Gei= stes und des Herzens der würdige Erbe der Tugenden seines Vaters un-= sterblichen Angedenkens ist, zu Unserem . . Statthalter in Unserem Königreich Ungarn und zum Voꝛrsitzer der Königlichen Septemviral-Tafel mit allen jenen Gerechtsamen, Vorrechten und Privilegien, welche mit die ser Würde verbunden sind, gnädigst ernannt baben: so verständigen Wir hiermit Ew. Getreuen von dieser Unserer Allergnädigsten T. Enischließung zur Wissenschaft und Darnachachtung. Im Uebrigen verbleiben Wir Euch mit Unserer Kaiserlich Königlichen Gnade gewogen. Gegeben in Unserer Residenzstad Wien, am 15. Januar 1817. Ferdinand. Graf Georg Apponyi, Michael Paziazi.“

Krakau, 25. Jan. Die heutige Gazeta Krakow ska ent— hält folgende Bekanntmachungen:

1) Üm das frakauer Gebiet hinsichtlich des Geldumlaufes mit Galizien und den übrigen österreichischen Erbländern gleichzustellen, haben die in dem beiliegenden Ausweise A. aufgenommenen Arten von Metallgeld, dann das darin verzeichnete Papiergeld und endlich die Noten der privilegirten öster= reichischen National · Bant von nun an im krakauer Gebiete das gesetzliche Tauschmittel zu bilden und werden als solches bei allen öffentlichen Kassen und Aemtern behandelt werden. Zur Erleichterung der Bewohner des tratauer Gebietes wird jedoch gestattet, daß die in dem Ausweise B. ver= zeichneten russischen, polnischen, preußischen, sächsischen und holländischen Münzen, welche bisher daselbst gesetzlichen Umlauf halten, noch bis letzen Dezember 1847 bei den öffentlichen Kassen und Aemtein und zwar zu jenem Preise angenommen werden, welchen die dem Ausweise beigesügte Kolonne „Einsösungswerth in Conventions- Münze“ ersichtlich macht. Vom 1. Januar 1848 an können die in dem Aus— weise Bz. enihaltenen Münzen, gleich allen anderen fremden Geldsorten, nur noch bei dem Kaiserl. Königl. Landmünz Prebir⸗=, dann Gold- und Sil— ber-Einlösungs- und Filigl Punzirungs-Amie zu Lemberg, so wie bei den übrigen Münze und Einlösungs-Aemiern der Monarchie, um den inneren Metallwerth eingelöst werden. Bei den in dem Ausweise X aufgenomme— nen Geldsorten ist der Grundsatz zu beachten, daß die nicht vollwichtigen Goldmünzen, dann alle beschaädigten, beschnittenen, durchlöcherten, sehr ob genutzten, oder im Gepräge, schr unkenntlichen Gold- und Silberniünzen bei den öffentlichen Kassen in Zahlungen als Münze gar nicht, sondern nur den Gold- und Silber-Emlösungs-Aemtern als Material angenom— men und systemmäßig eingelöst werden. Krakau, 21. Januar 1847. Moriz Graf Deym, Kaiserl. Konigl. Hof⸗Commissair.

Hier solgen dann die angeführten zwei Ausweise über die österreichi= schen und fremden Münzen und Geldwerthe.

2) Das mittelst Allerhöchsten Patents Lom 27. Januar 1840 in Ga— lizien eingeführte Gesetz in Beneff der Bemessung und Erhebung der Ver— brauchs -Abgabe, die mittelst des Stempels von Spielkarten, Kalendern und Zeitungen zu entrichten ist, soll vom 1. Februar 1847 an auch im krakauer Gebiete provisorisch in Anwendung kommen. Exemplare dieses Gesetzes be— finden sich bei den K. K. Gefällsamtern und bei der K. K. Kameral-Be— zirls⸗-Verwaltung in Krakau, wo Jedem die Einsicht freisteht. Auszugsweise wind Folgendes bemerkt: 1) Spielkarten, welche zum Gebrauche bestimmt sind, unterliegen dem Stempel. Die Stempelgebühr beträgt bei Tarock⸗ Karten 20 Kreuzer C. M., bei unplanirten sogenannten Bauernkarten 6 Kreuzer C. M., bei Spielkarten jeder anderen Art 15 Kreuzer C. M. für jedes Spiel. 2) Alle zum Gebrauch bestimmte Kalender, sie mögen für sich bestehen oder anderen Werken beigefügt sein, unterliegen dem Stem⸗ pel. Die Stempelgebühr beträgt bei allen Kalendern ohne Unterschied 3 Kreuzer für das Stück. 3) Alle im Inlande aufgelegten oder zum Ge— brauch aus dem Auslande eingebrachten Zeitschriften, welche die politische Tagesgeschichte enthalten (Zeilungen), unterliegen dem Stempel. Die Stempelgebühr beträgt bei allen Zeitungen, ohne Unterschied des Umfangs derselben und der darin enthaltenen eigentlichen politischen Notizen, 2 Kreu= zer für eine ausländische und 1 Kreuzer für eine inländische Zeitung. Vom 1. Febrnar an müssen die zum Gebrauch bestimmten Kalender und Zei— tungen und vom 20. Februar an die Spielkarten gestempelt sein. Bei Uebeitretungen dieses Gesetzes soll das Strafgesetz über Gefälls-Ueber= tretungen, sowohl hinsichtlich der Strafen, als rüchschtlich Les zu beobach— tenden Verfahrens, die volle Anwendung sinden. Wegen Stempelung von Zeitungen und Kalendern ist sich an das hiesige K. K. Haupt-Zollamt zu wenden. Für Karten, da eine Karten- Fabrik hier nicht besteht, wird hier— orts keine Stempelpresse gehalten. Krakau, 23. Januar 1847. Monz Graf Deym. 3) Von dem Tage der Einbezichung des lrakaner Gebiets in den österreichischen Zoll⸗Verband, nämlich vom 29. Januar 1847 an, wird die zollfreie Einfuhr von Weizen, Roggen, Gerste und Hafer aus dem Aus— lande über die neue, das krakauer Gebiet gegen Preußen und Pelen be— gränzende Zolllinie bis auf Weiteres provisorssch bewilligt. Weiches zur allgemeinen Kenntniß hiermit bekannt gemacht wird. Krakau, 18. Januar 1847. Moriz Graf Deym.

ran kh ei ch. Paris, 21. Jan. Gestern Abend nahm der König die Adresse

der Pairs⸗-Kammer entgegen und antwortefe darauf: „Ich bin sehr

6 von den Gefühlen, welche Mir die Pairs-Kammer für Meine ööhne und Mich ausdrückt. Ich danke ihr besonders für die Mit- wirkung, welche sie stets Meiner Regierung gewährt, und für den Beistand, den sie ihr leiht, um Frankreich die Vortheile zu sichern, die es genießt und deren erste Bedingung die Aufrechthaltung der Ord— nung ist. Die Leiden, welche auf einigen Theilen unserer Bevölke- rung lasten, betrüben Mich tief. Unsere Bemühungen, diesen Druck zu erleichtern und seine Dauer abzukürzen, werden bei Ihnen auch ferner Unterstützung sinden, und Ich gebe Ihnen gern Mein Ver—⸗ trauen kund, daß, trotz dieser empfindlichen Prüfungen, die Wohlfahrt Frankreichs, der Gegenstand all' unserer Wünsche, jenen fortschreiten⸗ den Gang zu nehmen fortfahren wird, zu welchem mit Ihnen Mir Glück wünschen zu können, für Mich so erfreulich ist.“

Der König hat die Verordnung unterzeichnet, durch welche Herr Forth-Rouen zu seinem Gesandten und Geschäftsträger in China er— nannt wird. Herr Forth⸗Rouen wird seinen Aufenthalt in Kanton nehmen.

Im Budget der auswärtigen Angelegenheiten gaben in den Büregus der Deputirten-Kammer kesonders Herrn Guizot's Ansätze für Reisekosten und Missionen, die neben dem Ansatz für geheime Ausgaben stehen, Veranlassung zu Bemerkungen. Der Aufwand für die spanischen Heirathen wurde vielfach angegriffen; 20, 000 Fr. für ein am Cap zu errichtendes Konsulat fand mehr Beistimmung. Sonst war man gegen die vorgeschlagene Vermehrung der Konsular-Agenten, weil Sinekuren damit gegründet würden.

Die Partei, die unter der Leitung der Herren Billault und Dufaure sich von dem linken Centrum und Herrn Thiers getrennt, hat den Courrier frangais zu ihrem Organ erwählt.

Aus dem Departement de l' Indre, wo die Unruhen über die Brodtheuerung herrschen, werden die Nachrichten, in Folge der An— wesenheit der Truppen daselbst, immer beruhigender. Die Ausre⸗ gung in Chateauroux und in der Umgegend dieser Stadt hat be⸗ reits aufgehört. Tie mobilen Kolonnen nehmen auf dem platten Lande zahlreiche Verhaftungen vor. Die Ruhestörer werden überall thätig versolgt.

Der Courrier frangais behauptet, unter den von Herrn Guizot nicht vorgelegten Dokumenten in Betreff Krakau's befinde sich eine wichtige Note des Fürsten Metternich an den Grafen Flahault, worin Sesterreich darauf Bezug genommen, daß es gelegentlich der krakauer Revolution auf den Einverleibungeplau hingedeutet, indem dies das einzige Mittel sei, der Wiederkehr ähnlicher Unordnungen für die Zukunft vorzubeugen, und daß Herr Guizoöt damals keine Einwendung dawieden erhoben habe.

Herr Leverrier hat vom Kaiser von Rußland den St. Stanis⸗— laus⸗-Orden 2ter Klasse erhalten.

Die Reform e erzählt, die pariser Bank habe vor einigen Ta— gen in einem rekommandirten Briefe Renten- Coupons im Betrage von 3 Millionen nach London gesandt, der Brief sei aber nicht an— gekommen, und man sei jetzt mit der Untersuchung des Verlustes be⸗ schäftigt.

X Paris, 21. Jan. Die Deputirten-Kammer hat sich heute in ihren Büreaus versammelt zur Fortsetzung der vorläufigen Besprechung des Budgets sür 1848. Ju allen Büreaus sprach man sich für den Grundsatz aus, jedes Verlangen von Kredit⸗Erhöhungen ohne Gnade zu verwerfen. So erging es dem Antrag des Ministe⸗ riums des Innern auf eine Kredit- Erhöhung von 23,R (60 Ir. mit welcher die Zahl der Unterpräfekturen zweiter Klasse auf 3 erhöht werden sollte; so die 100,000 Fr., die für das Theater frangzais mehr verlangt werden gegen das vorige Jahr. Im Allgemeinen er— klärte man sich lebhaft gegen Vermehrung des Personals der Mini⸗ sterien. Mehrere Mitglieder beantragten, man solle jeden Monat die Ziffer der schwebenden Schuld dem Publikum mittheilen. In Betreff des Budgets der öffentlichen Arbeiten beklagte man sich über die Länge des Reglements für den Betrieb der Eisenbahnen und über die Nachlässigkeit, welche die Agenten der Behörde in Erlaagung des Vollzugs desselben sich zu Schulden kommen ließen. Tie Adreß⸗ Kommission ist für morgen zusammenberufen, um den Entwurf des Berichterstatters zu vernehmen. Die Debatte in dir Kammer selbst wird am Donnerstag beginnen.

Großbritanien und Irland.

unterhaus. Sitzung vom 21. Januar. Wie schon kurz erwähnt, brachte heute Lord John Russel! seinen Antrag we⸗ gen Suspendirung der Getraide⸗Gesetze vor das Haus und motivirte denselben im Wesentlichen folgendermaßen: .

Ich werde in der Emwickelung der Gründe, welche mich vernnlassen, bei dem Hause die Suspendirung der Getraide⸗ Gesetze zu beantragen, kurz sein können und bemerke nur im voraus, daß dieselben Gründe mit gleicher Krast für die Suspendirung der Navigation s-Gesetze spre= chen. Zu Ende der letztjährigen Aeindte meldeten die Berichte, daß der Weizenertrag bei weitem nicht dem einer Durchschnilts-Aerndte gleichkom⸗

men, und daß Gerste und Hafer einen sehr beträchtlichen Mindetertrag in

1 . . 2

Hert Beyrich sprach von eini ĩ ; d gen Veisteinerungen, welche von Herrn Ehrenberg in den fupfeihalti : zi in Bẽ . . haltigen Schiefern des Roth Liegenden in Böh— ert Ehrenberg zeigte die von Prof. Goeppert in Bresl ĩ ĩ ] Vreslau ein- 2 ö Ueberwallung eines , / . birselbe, . 1 . e,. der Wissenschaften zum Grunde . 19 über die von Herrn Robert Schom-⸗— barg . ür Untersuchung eingesandse Gebirgsmasse aus Polp— 2 * ? die erste, und zeigte Zeichnungen der' Form. * , 2 eine Nelhe von Quarz. Krystallen, welche theils 6 . untergeordnet seltene Flächen zeigen, die sowohl mer . 3 gewöhnlichen Ppramidenkanten, als auch der End= Herr Münter sprach über die im Holzrin ; D ge der alten Pflanze vo ö Entwickelung der diesjährigen Pflanze von 2342 53 Herr Cabanis über die richtige Deutung des ano ü * mal und der seruellen Jär dung? erschirdenbein * dard rn R der Pfarinen in Bezug auf kriiste Sichtung der derfeiben gehörigen Arten. Die bisher bei einigen en beobachtete eigemhümlich vertümniert Flügelfeder ist eine nur den alten Männchen allein zukommende Eigenthüm⸗ lchleit. Die Färbung der Weibchen ist in der Regel sebr abweichend, und

= erscheinen ganz andere Farben, als bei den Männchen '. ader er, ,, derselben An sind ost als e g, mm. zeichen bemachtet worden. Auf alles dieses achtend, laßt sich die in neueren Berten (Gray Senera of bird AVI) auf 44 angegebent Zahl der Ar= tea, nach Ausscheidung mehrerer, hierher gar nicht gehörigen, auf 13 wirl=

lich begründete zamickführen.

Zur italienischen Literatur. Dante und Ariosto. I. (Schluß. Vergl. Ni. 28 der Allg. Pr. Ztg.)

Durch den mehrgenannten Vicomte Colomb de Batines und den fesser Atte Bannncti (einem eifrigen und talen wolsen Müarbeiter sseunschen Archivio ztorico Iialiano und Berfasser einer sehr

an dem Vien

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gut und lebendig geschriebenen florentinischen Geschichte für die Jugend, von der bis jetzt nur der Anfang in Lambruschini's leider unterbrochener Guida dell' Educatore erschien) ist ein anderes Unternehmen angeregt wor— den, welches von Interesse zu werden veirspricht: eine Sammlung von Studj inediti su Dante oder ein Archivio Dantesco. Sowohl neue Ori- ginal! und aus anderen Sprachen übersetzte Artikel, fritische Analvsen u. s. w., wie in Handschriften befindliche Erläuterungen und Bereicherungen der Dante Literatur sollen in dieser Sammlung Plaß finden, was für die Freunde dieser Forschungen namentlich im Auslande erfreulich wäre, falls es besonders der zabllosen Zersplitterung in Broschüren ein Ende machte, die man sich oft so schwer verschafst. Der erste Band ist (Florenz 1816) eischienen. Ein Aufsatz von Colomb: „Del Comento su la Divina Comedia ap— pellae Ouimo e di quello attribuito a Jacopo della Lana; satti e ongerture scritte al Sig. Seymour Kirbup!““ (S. 131 158), hat ein so eben unter solgendem Titel erschienenes Schristchen veranla5t: Quando e da hi sia eomposio l'Ortimo Go—- me ana Dante. Lettera al Sign. Seymour heirkup pittore Inglese 2 Fircaae di Cache Wirte. Colla giunta di aleuni subplimenti, alla Bibliograsia LDäanissce del Sisn. Visconte Coloml, de Batines.“ (Leipzig, J. A. Sarth. 1847. 52 S. 8.) Das Alter der Dante - Kommentare ist mehrfach in Untersuchung gezogen worden: dasselbe genau zu kennen, ist wirklich insosern wichtig, als nat daraus die Priorität der Erklärungen, so wie deren Zasaamenhang mit det Lebenszeit des Dichters hervorgeht. Sonst ist freilich diese Untersuchung mehr von antiquarischem als sonstigem Velang, wie es denn auch mit den erwähnten beiden Aufsätzen der Fall ist, welche übrigens die Dantofili vielfach interessiren werden. Man glaubt es kaum, wie verwickelt manche der hier in Betracht kommenden Fragen sind, und wie weder die verschicdenen und von einander abweichenden Hand- schristen, noch die alten Drucke, in welchen die Kommentare zum Theil un. ler unrichtigen Namen vorkommen, enischeidende Auskunst geben. In das Detail einzugehen, erlauben Zweck und Umfang dieser Anzeige nicht. Nur auf Tie Paupä-Resultate ausmerifsam zu machen, bemerke ich, daß Col omb de Balin es zu dem Schluffe lommt, daß der in der Vindeliniang (Ven. 1477) und in der schon genannten Nidobeatina gedruckte, in jener dem Benvenuto da Imola nahen m n in dieser mit alleihand Zusätzen ver⸗ sebene Kommentar der des Bolognesers Jacopo della Lang, mit dem au Veranlassung des Ernbischofs Giovanni Visconti angefertigten gleich lautend und vor 1348 entstanden sei (nach Witte in din Wiener Jahr

büchern d. Lit. 1828. Bo. LIV. 1 àa3., schon vor 1328); daß endlich

dieser Kommentar sowohl von dem sogenannten Ottimo, wie von dem, Dante's anderem Sohne Jacopo zugeschriebenen, welcher durch Ja copo Ferrari von Reggio herausgegeben werden soll, verschieden und alten sei, als der Ottimo, der nicht durchgängig Original, sondern unter Benutzung schon vorhandener Erläuterungen enistanden, während Torri, der Her— ausgeber desselben, ihn auch jegtz noch für den ältesten aller vor— handenen Kommentare erklärt. In diesen Punkten stimmt Witte mit E. de B. überein: aber gegen dessen Behauptung, daß der Ottimo nach 1351 geschrieben sei und von verschiedenen Handen herrühte, unternimmt er eine sehr geschickte Beweisführung, aus der, wie mir scheint, mit ziemlicher Gewißheit hervorgeht, daß die Enistehung in die Jahre 1333 bis 34 zu setzen ist, und daß die Hindeutungen auf spätere Zeiten lediglich von Zusätzen herrühren. Die Beweise selbft, aus den Angaben des Kom mentäars hergenommen, möge man in seiner Schrift nachlesen, welche für die zuerst von dem gelehrten L. Mehus um die Mitte des voligen Jahr⸗ hunderts angeregte, von C. de B. ausgeführte Unsicht, daß Andrea Lancia, florentinischer Notar, der Verfasser sei, in weiterem Umfange Gründe entwickelt. Auf eine auch außerhalb des Kreises chronologischer Untersuchung sehr wichtige Stelle des Ottimmo Comoentso r, hier noch aufmeiksam machen: es ist die, wo der Erläuterer zu Se le Ges. X., 85 sagt: „Ich, der Schreiber, höte Dante bemerlen daß niemals der Reim ihn veranlaßt habe, Anderes zu agen, als seine Absichten gewelsen: daß er aber oft und vielfach in seinen Reimen den Worten anderen Sinn beige- legt, als sie bei den übrigen Autoren auszudrücken gewohnt seien.“ Alf S. 25 —52 der Witteschen Schrist solgen die bercits ciwahnten Zu— säße und Berichtigungen zu der ersten Abtheilung der Bibliograsia Dan- tesca. Die Genauigkeit und Zuverlässigkeit, welche W. hier an den Tag legt, machen um so mehr den Wunsch rege, daß er eine in dies Fach ein= schlagende Arbeit, für welche er viele Jahre lang gesammelt und Vorstudien gemacht hat, eine Classification der Dante-Handschriften nach Familien, end- fich zum Abschlusse bringen und bekannt machen möge. Vor acht Jahren wies Cesare Balbo in seiner schönen Vita di Dante auf dies Unter- nehmen und dessen Verdienstlichleit hin: Allen, die sich für solche Studien interessiren, würde es um so willkommener sein, da dem regellosen Herum-= tasten unter Handschrifien und Lesarten nur auf diese Weise ein Ziel ge— steckt werden könnte. Vielleicht sindet sich gegenwärtig in Florenz Gelegen= heit, eine solche Arbeit zu drucken, falls bei uns zu viele Schwierigkeiten sich in den Weg stellen sollten. In wie weit übrigens die zu erwartende zweite Abtheilung von Colomb de Batines, welche sich mit Kommen

mehreren Theilen Englands liefern werden. Die größte Kalamität aber, die uns betroffen hat, ist die Vernichtung der ae off denen in Irland und einem bedeutenden Theile von Scholtland. Man hat den Ausfall in Irland auf mehr als drei Viertel des Gesammtbetrages geschätzt, ihn sedoch nichi genau berechnen können; in Schottland beträgt er gewiß mehr als die Hälfte. Dieser Ausfall hat natürlich dazu beigetragen, die Preise der Lebensmittel sehr zu steigern, indeß haben doch im vorigen Jahre bedeutende Einfuhren von Getraide und Mehl aus dem Auslande und den britischen Besitzungen statigefunden. Diese Einfuhren beliesen sich auf 1,800,000 Quarters. Die Quantität ist groß, aber es verging längere Jeit, ehe sie zur Consumtion lam, wiewohl der niedrigere Getraide- Zoll von 4 Sh. pro Quarter bereils in Kraft war und jedenfalls dazu beige tragen hat, eine noch größere Steigerung der Preise der Lebensmittel zu verhindern. Uebrigens war auch die Furcht vor Mangel noch keinesweges allgemein; die Getraidepreise in England waren im Okiober und November v. J. nicht der Art, daß sie lebhafte Besorgnisse hätten einflößen können, wie denn in der eisten Woche des Oltobers der Durchschnittspreis von Weizen 51 Sh., in der zweiten Woche 55 Sh. 10 Pee., in der dritten 59 Sh. 10 Pee., in der vierten 66 Sh. 9 Pee., in der ersten Woche des Novembers 61 Sh. 3 Pce. und in der vierten Woche 59 Sh. gewesen ist. Aus diesen Zahlen ergiebt sich eher eine Verminderung als eine Steigerung des Preises während der Monate Oltober und November; seitdem aber ist allerdings eine bedeutende Steigerung eingetreten, und dieselbe ist um so bedrohlicher, da sie unmittelbar nach der Aerndte eintrat. Der Weizenpreis, der im August auf nicht mehr als 47 Sh. stand, ist am 16ten d. M. auf 70 Sh. 3 Pee, gestiegen, und diese Steigerung ist selbst vielen im Ge—= traidehandel beschästigten Individuen unerwartet gekommen. Was Irland und Schottland betrifft, so ist das übergroße Elend, welches dort herrscht, allgemein bekannt; allein an Kartoffeln beträgt der Ausfall in Irland, zu Gelde angeschlagen, mindestens 12 Millionen Pfund, und ich trage kein Bedenken, zu erklären, daß eine Summe von 4 bis 5 Millionen Pfund zum Anlauf von Lebensmitteln verwendet werden muß, um wenigstens den lau—Q fenden Bedarf zu decken. Dabei ist indeß nicht aus den Augen zu verlie⸗— ten, daß diese Lebensmittel nur von gewissen Gegenden her uns zugeführt werden können. In Frankreich, Deusschland und einem greßen Theile des westlichen Europa ist die Aerndte unzureichend aasgefallen. In den meisten dieser Länder hat man Maßiegeln getroffen, um den Ausfall durch Frei— gehung der Getraide Einfuhr zu decken; in anderen Ländern ist die Aus— suhr von Lebensmitteln verboten worden. So sind es denn nur zwei Punkte, von woher England eine hinreichend große Quantität von Feld⸗ srüchten erhalten zu können hoffin darf. Der eine Puntt ist Odessa, von wo indeß schon ein bedeutender Theil der Vorräthe in Folge der Freigebung der Einfuhr nach Frankreich erpedirt worden ist. Der Gesammt - Betrag dieser Sendungen wird auf 700000 Quarters veranschlagt werden können, und weitere Sendungen stehen zum Frühjahre bevor. In Amerika ist die Aerndte der eines guien Durchschnitts Jahres gleichgekommen. Der Weizen hat reichlichen Ertrag geliefert und der Mais cinen größeren Ertrag als irgend ein vorhergehendes Jahr. Wir bedürfen in England der Zufuhr einer großen Quantität dieser Getraidegattungen, und dennoch haben Schiffe, welche mit Getraide und anderen Lebensmitteln befrachtet waren, ihrer Flagge wegen in Liverpool und anderen Häfen abgewiesen werden müssen. Nun scheint es mir aber bei dem gegenwärtigen Zustande des Landes nothwendig, jedes Hinderniß der Verproviant rung des Landes durch den Ueberfluß der ande ren Länder verschwinden zu machen. Während einer karzen Zeit hatte sich das Verhältniß der Getraidepreife in England so gestellt, daß es vortheil- haft war, aus den östlichen Theilen des Landes Getraide nach Frankreich zu verschiffen, aber diefe Verschiffungen hörten bald auf, da sich das Preis- verhältniß schnell zum Nachtheile Englands umwandelte. Als die Preise in Frankreich stiegen, stieg der Preis des bei uns unter Königlichem Schloß befindlichen Getraides um 1 Sh., so daß der 4 Sh. Zoll die Bestimmung vieler Ladungen verändern mußte. Angenommen z, B. der Preis in Lon— don sei 62 Sh. und in Havre 59 She, so würde die Einfuhr vortheilhafter in Havre als in London sein, wo der Zoll den Netto Preis auf 58 Sh. redüziren würde. Es dürfte nun freilich unmöglich sein, anzugeben, eine wie große Quantitäb von Getraide man zur Einfuhr zu er= warten haben werde, wenn der 4 Sh.-Zoll aufgehoben wird, jedenfalls wird dadurch aber eine Vermehrung der Lebensmittel-Zufuhren herbeigeführt wer= den, und die Legislatur kann daher die Ecwägung der Sache nicht von der Hand weisen. Üm nun die Einfuhr fremden Getraides möglichst zu erleich- tern, schlagen wir vor, die Getraidezölle bis zum 1. September d. J. aufzuheben; dem Parlamente bleibt es aber vorbehalten, ob es diese Suspension verlängern oder das bestehende Gesetz wieder einführen will; in gleicher Weise werden wir mit den Schifffahrt sge— setzen verfahren. Ich glaube, daß keine Partei in diesem Hause sich unferem Vorhaben widersetzen wird. Die Vertheidiger der Getraidegesetze selbst haben niemals befürchtet, daß die Suependirung derselben in gewich— ligen Fällen nicht zulässig sei, wie denn auch diese Gesetze in den Jahren 1756, 1766, 1790, 1791 und 1800 wirklich suspendirt worden sind, obgleich die Negierung selbst damals dem Sostem der Schutzzölle huldigte. Was diejenigen belrifft, welche jeder Beschränkung der Einfuhr entgegen sind, so können dieselben natürlich um so weniger behaupten, daß dse bestehenden Getraidegesetze der gegenwärtigen Noth nicht weichen müssen, und daß man ihr vorgeschriebenes Erlöschen am 1. Februar 1849 abzuwarten habe. Herr Bankes, der Protectionisten-Partei angehörend, erklärte sofort seine Zustimmung zu dem ministeriellen Antrage, da er den gegenwärtigen Umständen vollkommen angemessen sei. Er tadelte indeß, daß das Ministerium mit Suspendirung der Getraide- und Schifffahrts-Gesetze so lange gewartet habe, und versprach sich wenig Vortheil von der Maßregel, da der Verzug die verfügbaren

12 Getraide - Vorräthe größtentheils schon anderen Ländern zugeführt habe. Schließlich äußerte der Redner indeß einiges Bedenken über die Länge des in Vorschlag gebrachten Zeitraums der Suspendirung. Sir H. W. Barren stimmte dem ministeriellen Antrage voll⸗ fommen bei. Herr Goulburn, der frühere Kanzler der Schatz⸗ Kammer, ebenfalls, jedoch mit dem Bemerken, daß die Maßnahme wirksamer gewesen sein würde, wenn man sie früher ergriffen hätte. In Betreff des ferneren Verfahrens mit den Navigations Gesetzen dehielt er sich seine Meinung vor. Der Kanzler der Schatz-Kammer, Sir Charles Wood, suchte hierauf die Minister gegen den Vor⸗ wurf zu rechtfertigen, daß sie ibre Vorschläge zu lange verzögert haben. Im Oktober v. J. sei der Bericht eingelaufen, daß in Nord⸗ Amerika große Getraide-Vorräthe vorhanden seien, und daß viele englische Schiffe (⸗in New-⸗York und New⸗Orleans allein E66 Schiffe) im Begriff stehen, Getraide⸗ Ladungen einzunehmen. Dieser Bericht habe das Ministerium getäuscht, denn dir Getraide⸗- Einfuhr habe den dadurch erregten Erwartungen nicht entsprochen. Darauf habe die Regierung ihre Aufmerksamkeit nach Oressa und Galacz gelenkt, und er glaube, daß, sobald die Schifffahrt in diesen Häfen wieder offen sei, die dort liegenden Schiffe Getraide in bedeutenden Quan⸗ sitäten nach England verladen werden, sobald die Navigations⸗ Gesetze suspendirt sind. Zu bemerken sei übrigens, daß noch nicht ein einziges Korn Mais von der Aerndte des vorigen Jahres in Eng⸗ land eingeführt sei, und daß man daher jedenfalls auf baldige Ein⸗ fuhr diefer Getraidegattung rechnen dürfe, sobald die Schifffahrts⸗ Gesetze suspendirt seien. Um die Einsuhr von Getraide in Irland zu fördern, habe sich die Regierung enthalten, selbst als Importeur aufzutreten; indeß habe sie doch für die am meisten darbenden west⸗ lichen Bezirke Getraide in England gekaust, dabei aber Sorge getra⸗ gen, daß die Einkäufe keine Preissteigerung zu Wege bringen konn⸗— ten, indem sie stets dem Impuls, den der Markt bereits erhalten hatte, gesolgt sei. Bie Regierung habe Mais, Gerste, Reis und 260,000 Quarter verschiedener Getraidesorten gekauft; 3, 700, 000 Quarter Maismehl seien seit Einführung des neuen Getraidezolles eingeführt, und dies reiche hin, 8õ, Mill. Menschen 4 Monate zu ernähren. Dabei habe tie Privatspeculatson mächtiger gewirkt, als all Maßregeln der Regierung. Aus Irland sind im vorigen Jahre 1,301,019 Quarter Getraide weniger in England eingeführt worden, als im Jahre vorher, dage—⸗ gen hat sich die Einfuhr von England nach Irland bedeutend gestei⸗ gert. Die Regierung ließ selbst Getraide vermahlen, um es nach Irland zu schicken, und die Anzahl ihrer Mehldepots daselbst ist seit dem vorigen Jahre von 9 auf 26 in den westlichen Bezirken gestie⸗ gen. Man müsse aber, schloß der Schatzkanzler, mit Anlage solcher Depots sehr vorsichtig zu Werke gehen, denn sobald die Regierung einschreite, ermatteten die Bemühungen der Privaten, und nicht selten diene deshalb die Eröffnung solcher Speicher mehr dazu, das Elend zu vergrößern als zu lindern. Nach dem Schatzkanzler nahmen noch eine Menge Redner das Wort, die indeß der Debatte kein Interesse gbben. Herr Hume wurde von Lord J. Russell ermahnt, von sei⸗ ner Opposition gegen die Maßregel abzustehen, und Oberst Conolly und die Herren P. Secrope und Grattan beschwerten sich über bie Art der Getraide-Vertheilung in Irland. Darauf drehte sich die Diskussion um die Frage, ob die Aufhebung der Navigations⸗Gesetze ganz oder theilweise eintreten solle, ob nur zum Zweck der Korn⸗ ladungen oder aller anderen Frachten. Der Schatzkanzler und später Lord John Russell erklärten hierauf, daß jedes Schiff, un⸗ er welcher Flagge es sei, den aus Getraide bestehenden Theil seiner Ladung zollfrei in den englischen Häfen solle löschen dürfen, daß aber in Beireff der aus anderen Waaren besteh enden Fracht streng nach den Navigations- Gesetzen versahren wer⸗ den folle, ganz nach einem Präcedenzfalle im Jahre 1817. Die Herren Bright und Roebuck, so wie andere Freunde der Handelsfreiheit, erklärten darauf die Maßregel für wenig heillam, wogegen Lord George Bentinck, der neue Führer der Protectionisten, sich der Naävigations-Gesetze mit Eiser an⸗ nahm und in grober Weise gegen die Korn-Spekulguten sich ausließ, die er nach dem Beispiel Schach Nadir's „an den Beinen aufhängen lassen wollte, wenn er Premier-Minister wäre.“ Tiese Art von Re⸗ den setzten den Lord dem Spotte der Herren Browen, Escott und auch Lord J. Russell's aus. Zum Schluß wurde der An⸗ trag Lord Russell's einstimmig angenommen; das Haus ging in das beantragte Comité über, Herr Greene, der Vorsitzende, brachte den Bericht der Resolutionen in Betreff der Suspendirung der Kornzölle vor und eine Bill wurde sofort auf Grund derselben eingebracht. Ein Gleiches geschah mit dem auf die Navigations⸗Gesetze bezüglichen Theil des Antrags. Hierauf vertagte sich das Haus. Im Oberhause wurde die Antwort der Königin auf die Adresse der Lords von Lord Fortes cue verlesen. Sie ist, wie ge⸗ wöhnlich, ganz kurz und lautet: „Mylords! Ich danke Ew. Herr⸗ lichkeiten für die Ausdrücke Ihrer Loyalität gegen Meine Krone und

Meine Person, und Sie mögen mit dem vollkommensten Vertrauen darauf rechnen, wie Ich sehnlichst danach verlange, Sie bei der Be⸗ förderung der Wohlsahrt und des Glückes Meines Volkes zu allen Zeiten zu unterstützen.“ Auf eine Anfrage Lord Brougham's, ob es wahr sei, daß die Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika Ka⸗ lifornien von Mexiko gegen baare Zahlung oder auf Kredit anzukau= fen versucht haben, erwiederte der Marquis von Lans downe, daß ben Mexikanern von den Vereinigten Staaten allerdings ein solches Anerbieten gemacht worden sei; er wisse aber nicht, ob jene es an— genommen hätten. Das Haus vertagte sich darauf.

Sitzung vom 22. Jan. Die Sitzung wurde mit der Ver⸗ lesung der Antwort Ihrer Majestät der Königin auf die Adresse des Hauses eröffnet. Sodann ging man sogleich zur Tages ⸗Ordnung über, welche die Berathung der von Lord John Russell auf Grund seines gestern angenommenen Antrags eingebrachten Bills zur Auf- bebung der Getraidezölle und der Schifffahrts⸗Geseße besagte. Lord J. Russell hattte bereits angezeigt, daß er in heutiger Sitzung dar= auf antragen werde, beide Bills noch heute alle Stadien durchlaufen zu lassen, so daß sie morgen schon dem Oberhause überwiesen werden sollen. Herr Mitchell stellte als Vertreter der Freunde des freien Handels das Amendement, daß allen Schiffen, welche mit Ladung aus fremden Häfen nach England kämen, die Aufhebung der Navi⸗ gationsgesetze bis zum 1. September zu gute kommen solle; aber die bald darauf erfolgte Abstimmung ergab die Verwerfung dieses Amendements mit 5) gegen 188 Stimmen. Die Kornbill, sowohl als die Schifffahrtsbill wurden sogleich zum zweiten⸗ und drittenmal verlesen und passirten das Haus.

Der Kanzler der Schatzkammer legte darauf die Resolu⸗ tionen wegen Julassung des Zuckers in Brauereien und Brennereien vor und motivirte in längerer Rede die Nothwendigkeit der Maßre⸗ gel. Vieselben wurden gleichfalls unter geringer Opposition des Lord George Bentinck und Herin Smith O'Brien, welcher für Irland eine Entziehung des Getraides aus dem Mehrverbrauch der Brauereien fürchtete, angenommen und eine Bill darüber eingebracht. Eben so erhielt der Antrag Lord J. Russell's zur Einsetzung ei⸗ nes Spezial-Comité's, um' die Gesetze über Heimatsberechtigung zu erwägen, die Genehmigung des Hauses. Es erfolgte hierauf die Vertagung.

London, 23. Jan. Eine Deputation der Mauritius⸗Gesell⸗ schaft, den Vorsitzer, das Parlaments-Mitglied P. Barclay, an der Spitze, hatte gestern, in Gegenwart des Grafen von Clarendon und des Kanzlers der Schatzkammer, eine Audienz bei Lord John Russell, um eine Denkschrift wegen unbeschränkter Zulassung von Zucker und Molassen in den Brauereien und Brennereien zu überreichen. Der Premier-Minister erklärte derselben, daß die betreffende Maßregel, näulich die Zulassung von verzolltem (duty paid) Zucker, nicht aber von Molassen, zum Verbrauch in den Brauereien und Brennereien sofort zur Aut führung gebracht werden solle, daß die Regierung beab⸗ sichtige, die Maßregel permanent zu machen, und daß er hoffe, die⸗ selbe werde schon am 1. Februar in Kraft treten können.

Zur Unterstützung der Subscription für die nothleidende Bevöl⸗ kerung Irlands und einiger Distrikte der schottischen Hochlande ist gestern der erwartete Brief der Königin an den Erzbischof von Can⸗ kerbury, als Lord Primas des Reichs, und zugleich an den Erzbischof von York erlassen worden. Die Königin beauftragt darin beide Erz⸗— bischöfe, in allen Kirchspielen ihrer Sprengel die Aufforderung zu einer Sammlung milder Gaben von den Kanzeln verlesen und die Sammlung in der darauf folgenden Woche durch die Kirchen-Vorste⸗ her und Armen-Aufseher vornehmen zu lassen. Die so gesammelten Summen sollen bei der Bank von England deponirt und von dieser zur Verwendung für die erwähnten milden Zwecke verabfolgt werden.

Der König von Hannover hat als Herzog von Cumberland und Kanzler der Universität Dublin 1000 Pfd. St. zur Unterstützung der hülssbedürftigen Irländer eingesendet.

Tie lieberlandpost, mit Nachrichten aus BSom bay vom 16. De⸗ zember, ist über Marseille hier eingegangen, bringt aber nichts von Belang. Im Pendschab war Alles ruhig, und das britische Heer stand in Begriff, Lahore zu verlassen; doch wollte es einige Tage⸗ märsche vor der Hauptstadt Halt machen, um die Resultate seines Abzuges abzuwarten. Man will nämlich in Erfahrung gebracht ha— ben, daß der Radschah Lall-Singh mit dem kaschmirschen Insurgenten⸗ Häuptling Imamuddin im Einverständniß gestanden habe, um Ghulab⸗ Singh an der Besitznahme seines neuen Gebiets zu verhindern.

Berichte aus Rio Janeiro sind vom 7ten und aus Pernambuco vom 21. Dezember hier eiugegangen. Eine so schnelle Ueberfahrt hat lange nicht stattgefunden. Politisches nichts von Bedeutung

8 London, 22. Jan. Die Eröffnung des englischen Parla⸗ ments hat hier sowohl, als auch außerhalb, eine ziemlich bedeutende

ist mir

tatoren und Codices befassen soll, mit W's Plan zusammentrtifft, nicht bekannt. ; ;

zu Anfang unseres Jahrhunderts (sagt Cesare Balbo, nachdem er die wechselnden Schicksale des Dante-Siudiums vor und, nach der Ersin= dung der Buchdruckerkunst in beredten Worten geschildert) äußerte Alfieri, es gebe vielleicht nicht dreißig Personen in Italien, welche die Göttliche

Kon ödie wahrhaft gelesen hätten. Wie hat das sich geändert! Und wie sind in der neuesten Zeit Schriften auf Schriften erschienen, welche das Theologische, Philosophische, Allegorische, Historische in der Komödie erläu— tern, viel Unnüßes darunter, selbst Absurdes, wobei die Allegorie des Ge— dicht s geradesweges zu Tode gehetzt und auch der eifrigste und ausdauerndste Forscher ganz abgemaitet worden ist doch auch viel Gutes, Tüchtiges und Geistteiches, wodurch das Verständniß wesentlich gefördert ward. Eine kri tische Bibliographie dieser täglich sich mehrenden Arbeiten, über welche Witte, Bianc und Andere an verschiedenen Orten, aber natürlich immer nur Einzelnes berührend, gesprochen haben, wäre ein dankenswerther Bei⸗ rag zur Literärgeschichte. Und dem großen Gedichte nicht allein, auch den anderen Schriften ist von vielen Seilen her Sorgfalt zugewandt worden. Darübet denke ich in einem zweiten Artikel zu berichten. Rt.

Zur Geschichte der dramatischen Literatur.

Theater und Kirche in ihrem gegenseitigen Verhält— i eb n er dargestellt von Dr. H. Alt. Berlin

Das vorliegende Wert enthält eine Zusammenstellung aus historischen und theoretischen Büchern über die dramatische Kunst und erspart seinem Besitzer manchen Gang auf die Bibliothek. Nicht Jeder wird einen so reichen Apparat zur Hand haben und sich gern manche interessante Details auf be— queme Weise zuführen lassen. Wie auf einer Flaggenkarte aller Nationen, stehen hier Nachrichten über das griechische, indische, chinesische, römische, das mittelalterliche und das neuere Theater neben einander, und erquisite K—— als Proben, die auf die Leltüre des Ganzen lüstern machen.

4 er außer dem geschichtlichen Apparat will das Werk auch, wie schon sein te zeigt, ein Prinzip erniren, welches das Verhäliniß der dramati⸗= schen Kunst zu den jedesmaligen Neligionen ertlären soll; da aber weder alle i,. dramatischen Versuche bis zur Form des Theaters, noch 3. jede Religion es bis zur Gestaltung einer Kirche gebracht hat, das

esen der antiten Religion dem Begriff der Kirche sogan geradezu wider- spricht, so hätte der Titel des Werlez cher „die dramalische Kunst in

ihrem Verhältniß zur Religion“ lauten müssen. Der gegenwärtige muß auf die Vermuthung führen, daß der Verfasser nut vom Mittelalter und der neueren Zeit handeln wolle. ; R Im Anfang ist den Völkern die Religion Alles, und jeder Keim einer späteren Eniwickelung von ihr, als von einer Hülle, eingeschlossen. In dieser kräftigen, ungebrochenen, wenngleich für uns vunllen Zeit war Alles, was aus der geistigen Kraft der Völker unmittelbar hervorging, religiös, auch ihre Kunst; sie kannte gar keinen anderen Stoff, als, den religibsen, und (s währte lauge, bis diese Welt neben dem Göttlichen auftauchte und ihr eigenes Recht, zu sein, erlangte. Die Scheidung des Gött— lichen und Irdischen, die Entstehung eines selbststindigen und auf unab⸗ hängige Gestaltung dringenden Stoffes nehinen wir in vem Verlauf der antiken und der christlichen Zeit wahr. Das griechische Drama schloß sich anfangs an den Kultus des Dionysos au, und die Mysterien des Mittel- alters waren dramatisirte biblische Geschichte; aus beiden Anfängen aber entwickelte sich eine ihren Stoff aus der teglen Welt schöpfende Dich⸗ lung, in der, wenn auch Goit selbst, so— doch das Göttliche nicht fehlt; und' sie, die ihre erste Nahrung aus ber Wutzel der Religion gesogen, trieb itzt ihren Wipfel in divergirender Richtung aufwärts und eigene Wurzeln aßwärts in den Boden schöner Wahrheit. Wer nunmehr die weitabstehen den Kronen der geirennsen Gewächse zusammenbinden will, der übt Zwang gegen das organisch Geschiedene, denn die Natur will nicht nur geehrt sein,

wo sie verbindet, sondern auch wo sie trennt; der vergißt, daß unser jetzi⸗

ges Sein zwischen den Polen des Göttlichen und Menschlichen ruht, und daß die volle Kugel des Lebens zerstört würde, wenn man beide Pole in Einen Punkt zusammendrücken wollte.

De. Alt sagt richtig, daß, wie die christliche Kirche, so auch das Theg⸗= er, auf die Einheit des Göltlichen nd Menschlichen basirt sei. Gewiß: die Vorstellung des Göttlichen kann dem endlichen Menschen nur werden, wenn er anthropomorphisiri, und das Menschliche kann ihm nur Werth haben, wenn er es vergöttlicht. Wenn er aber mit dem Wunsche sortsährt, daß „das gegenwärtige in der Kirche neu erwachte Leben sich auch dem Theater mistheilen möge“, so kann das nur bedeuten, entweder, daß unsere Dramen wieder Mystellen, oder daß der religiöse Kampf unserer Tage auf die Bühne gebracht werden soll; Beides wäre so gottlos, als un- künstlerisch. Der Verfasser hat vielerlei gelernt, aber Eins vergessen, daß der echten Poesie jener flomme Wunsch nicht frommen, daß die gegen wärtige Erregtheit sie nicht befruchten kann. Liebe und Zorn kann wohl ei- nen Vers, aber nicht einen Dichter machen; hätte unsere Bühne nur reife, produktive Leute, welche die Welt kennen und nicht nach der Tantisme ja⸗

gen, fo wäre sie besorgt und aufgehoben.

Ulebrigeng abel begnügen wir ung, wenn sit der christlichen Wahrheit

so nahe stehen, als jene Dichter, von denen der eine der Uebel größtes die Ichulb, der andert den einen trüben Gast auf der dunklen Erde nannte, der das „Stirb und werde“ nicht an sich erfahren.

Hh. Alt gründet diese Ansicht, die sich übrigens nur auf S. 1 und S. 703 als rother Fleck zeigt, ohne als rother Faden sich durch das etwas labo⸗= rsuthische Buch zu ziehen, wie doch die Vorrede verheißt, er gründet sie auf den Satz, daß dramatische, wie bildende Kunst „bei den heidnischen Grie= hen, wie bei den Christen, ihren Grund in dem Glauben an einen Mitt- ler zwischen Gott und den Menschen hat“, und führt die bekannte Deutung aun, die Schelling dem griechischen Dionysos gegeben hat. Aber es ist nicht wohlgeihan, diese einzelne Deutung aus einem bisher wenig erkannten Zystem, wo es von dem Geiste des Ganzen getragen wird, herauszureißen und unmittelbar auf die Geschichte zu appliziren. Es giebt tiessinnige Wahrheiten, die aber nicht rücksichtsloß wie das schlechthin Nichtige ange— wendet werden dürfen.

Am Schluß der Vorrede fragt Dr. Alt, ob sein Buch wohl zur Re— generatson des Theaters beitragen werde? „Wenn auch nur Einer oder der Andere, dem diese Schrift in die Hände kommt, sich durch den Anblick eines Th‚gtergebäudes daran erinnern läßt: auch dies Haus ist auf dem Funda nent des Glaubens an Christum, den Gotimenschen, erbaut, so glaube nich: vergebens gearbeitet zu haben.“ Es giebt wohl Kirchen, die an Thea ter erinnern, aber kein Theater, das an die Kirche erinnert; und wenn man es neuerdings hier und da versucht hat, sie auf das Thegler zu i , so wendet sich der gesunde Sinn davon ab, wie von Allem, 1 innere Wahrheit fehlt. ĩ

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zeivzig, 25. Jan. Die sürstlich Jahlononslis benen nde mm en . l das 1877 folgende historisch . ien Ermittelung der Wohnsitze slawische⸗ Bebo slernn , . r rng n,, . 2 , , . L, dur Hewerbung einzusendenden Abhand- Prei ä din Frutzchen, lateinischet ohr! französischer Sprache abzufassen, lan en 6 i eh eben, mi zimem Mols verfehen und von einem ver= müssen deu 294 ke e ler sän, der unter demselben Motto den Namen und siegelten 3. . Be sassers enthält Die 2. der Einsendung endigt mit dem Ren egen .J. Dle Adresse iss an den Secretair der sellschaft, Perrn Ptofessor Fechner, zu nia mn.

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