annehmen. Sie handeln auf ihre eigene Verantwortlichkeit bin, und der Tag wird schon kommen, da man sie und ihre Politik so un= parteiisch beurtheilen wird, als ihre bittersten Feinde oder treuesten Anhänger nur wünschen können. Es ist vielleicht nöthig, einigen unserer Leser auseinanderzusetzen, daß dasjenige, was man eingentlich unter den irländischen Maßregeln, versteht. orläusig drei Bille sind, welche verschiedene sorgsam ausgearbeitete Titel führen. Sie heißen nämlich „ die Armen Arbeitebill“, dann „die Bill für hülflose Perfonen? und endlich „die Armen-Unterstützungs - Bill“. Durch diese Benennung werden sie unterschieden von der „Armen⸗ Beschästigungs⸗Bill“ und einer Menge anderer ähnlicher Maßregeln, welche in' der letzten eder in früheren Sessionen erlassen wurden. Sie bilden indeß noch keinecweges das Ganze der irländischen Maß⸗— regeln; sie stehen wie David's „drei mächtige Männer“ gegenüber den zwanzig „mächtigen Männern von untergeordnetem Range. Da giebt es noch eine Reclamatione-Bill in Bezug auf wüste Ländereien und eine ober zwei Trockenlegungs⸗-Bills und zahlreiche andere Bills von demselben Charakter. Jene drei Hauptbills haben nun zum Zweck, erstens, durch Beschästigung der arbeitenden Armen das Elend zu mildern, also die Bestimmungen der Beschästigunges⸗ Akte zu legalisiren und auszudehnen, zweitens, die hülflosen Personen in Irland temporair zu unterstützen, was so viel heißt, als ein au— ßerordentliches Armengesetz zu erlassen, das sich auf nicht arbeitende Personen ausdehnt, und drittens endlich das irländische Armengesetz zu erweitern, obschon das so lange gewünschte neue irländische Armengesetz damit noch nicht gegeben ist.“ Die Times tadelt es, daß diese drei Bills nicht zu einer wenigstens vereinigt worden sind, und die Kosten, welche die getrennte Verwaltung der dadurch geschaffenen Einrichtun— gen machen, nicht erspart werden. Sie schließt dann mit einer stren⸗ gen Kritik des Prinzips überhaupt, die Bevölkerung Irlands in die Civillisten Englands aufzunehmen. „Als Sir R. Peel“, sagt die Times, „vorgestern Abend so gefällig und freundlich alle Parteien, alle Klassen, jedes Alter und Geschlecht über ihre jüngsten Aufopfe⸗ rungen und die gegenwärtigen Maßregeln bekomplimentirte, mag er eine Nemesis in dieser Ausgabe gespürt haben, welche in einem Au— genblicke die langsamen Ersparnisse eines Jahrhunderts dahinrafft. Eine Summe, die zur Erhaltung eines glänzenden Königreichs aus—⸗ reichen würde, wird in einer Äbends-Sitzung unter einen Haufen müßiger Bettler verschleudert. So endet das ruhmreiche Privilegium der Bettelei! Nachdem das Volk so viel von einander erbettelt hat, daß nichts mehr übrig ist, kommt es zu uns; und wir lernen in bit— ar. Ersahrung, was es heißt, eine Nation von Bettlern er⸗— ziehen.“
Die ostindische Ueberlandpost des Herrn Waghorn über Triest, welche gestern hier eingetroffen ist, ist der über Marseille diesmal zuvorge— kommen; die letztere fehlt bis jetzt noch, und der Standard bringt eine Korrespondenz aus Paris, um die Verspätung zu entschuldigen. Die bombayer Post kam am Morgen des 19. Januar nach Suez, und mußte also am 21sten in Alexandrien sein, um dort von dem „Ariel“, dem Dampfboot der orientalischen Dampfschifffahrts-Gesell= schaft, aufgenommen zu werden. Der „Ariel“ verließ aber am 20sten erst Malta, und dieser unglückliche Umstand ist die Ursache, daß der „Ardent“ mit Lieutenant Waghorn's Depeschen eher von Alexandrien nach Triest abgehen und die Post auf diesem Wege früher in London eintreffen konnte.
Die Flotte kündigt an, daß Contre-Admiral Cochrane die Insel Labuan an der Nordwestküste von Borneo Namens der Krone von England in Besitz genommen habe, und daß zwei englische Kriegs⸗ schiffe dort angelangt seien.
8 chwiiz.
Kanton Waagdt. (Eidg. Ztg.) Die gegenwärtige Session des Großen Rathes ist geeignet, in mehrfacher Beziehung das öffent⸗ liche Interesse in Anspruch zu nehmen. Zuvörderst scheint es, daß die Regierung beabsichtige, das von ihr entworfene Toleranz-Edikt in dieser Session nicht zur Verhandlung zu bringen, sondern vielmehr die diktatorische Gewalt der Kirche und den Versammlungen gegen⸗ über, in der sie sich gefällt, für einige Zeit erneuern zu lassen. Die⸗ ses Edikt ist übrigens eine der abenteuerlichsten und illiberal— sten Erscheinungen in unserem Jahrhundert, wie sie gegen— wärtig nur auf dem durchwühlten Boden des Waadtlandes gedenlbar sind. Das berüchtigte Gesetz vom Jahre 1824, wodurch die religiösen Versammlungen verboten wurden, war doch wenigstens eine ehrliche und offene Verletzung des protestan— tischen Prinzips der Glaubensfreiheit. Das sogenann te Toleranz⸗Edikt von 1817 dagegen will mit dem Schein der Duldung ködern und setzt dann die roheste Unduldsamkeit in Aussicht, sobald ein Theil der Bürger jenen Schein für Wahrheit halten und demgemäß leben wollte. Die Strafen, womit das Edikt droht, sind viel umfassender und viel härter, als die Strafen jenes Gesetzes von 1824, welches wenige Jahre später der Entrüstung der gebildeten öffentlichen Mei⸗ 1 geopfert werden mußte. Eine Versammlung, wie sie wöchentlich zu Lausanne gehalten werden, kann Bußen von Fo, 00 Fr. und mehr nach sich ziehen. .
ĩ Sehr bezeichnend ferner für die Zustände im Waadtland und für die Gesinnung der Mitglieder der Regierung sind die Aeußerun⸗ gen des r, . Präsidenten des Staats-Raths, Herrn Blan— ch eng, im Großen Rathe. Dieser, so wie Herr Druey, hatten versichert, daß die Finanzen in gutein Zustande seien, worauf ein Mitglied der Opposstion von dies Erklärung „Akt nahm“. Herr dee, ,, ließ sich dadurch zu einer heftigen Entgegnung verleiten . , Man habe das Defizit des vorigen Jahres für weit eträchtlicher angegeben, als es sei. Es rühre dasselbe größtentheils von den Kosten der letzten Revolution (der glorreichen Februar⸗Revolu⸗ tien) hezs man sei zamal aber zu gut gewesen, man hatte diese Kosten auch 9. in Genf den Mitgliekern der Regierung und bei Militamm- Chef auf— 2 an., sollen. Bekanntlich schämt man sich sogar in Genf dieser re⸗ volutiondiren andlungsweise; um so mehr fiel diese Aeußerung des 2 Regierungs- Präsidenten auf, nach welcher die revolutio⸗ 6 ufstände auf Kosten der Mitglieder der Regierung, welche für ie Staats⸗Ordnung einzustehen verpflichtet sind, gemacht werden dür⸗ 6 . Carrard machte überdem darauf ausmerksam, daß in eng, * i . die 4 . Revolution radurch gereizt worden ͤ daß die Regierung habe hießen lassen, während in Lausanne auch as nicht geschehen, sondern die Regierung dem Aufstande sosort ge—⸗ wichen sei. Da erwiederte Herr Blanchenay: „Die Vergleichung mit Genf ist ganz richtig. Hätte die Regierung Leute gefunden, die sich zum Schießen hergegeben hätten, so wäre geschossen worden.“ n , . sich der Oberst Bon tems und desavouirte den Prãäsiden · 4 59 aufs nachdrücklichste, indem er sprach: „Mit ilefer Be- . n , des Herin Blanchenay vernommen, nicht , n . iiglied der srüheren Regierung gewesen, sondern weil . — . rn der Regierung ist. Er hat wiederholt behauptet, . ar , , habe beabsichtigt, auf das Volt zu fchicßen, und grfanden wann, er, — . sei, so liege der Grund darin, daß sie Riemanden kan ner,, kun ren sdießen wellen. Ich erkläre nunmehr feierlich, 3 * vam mm en . 59 ohne näher zu wissen, was vergehe, berufen . 2 t die Truppen zu übernehmen, welche von der früheren egierung aufgeboten worden waren, der erste Befehl, den ich bei meiner Ankunft in Lausanne erhäelt, der war, mich feder nt von Gemwaltthat zu enthalten. Die · ser Befehl wurde mir mehrfach zu verschiedenen Malen“ wiederholt. Ich habe nicht die Gewohnheit, über bie Befehle, die ich als Militain rmpfange,
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Bemerkungen zu machen. Indesten, erstaunt über diese wiederholten An- weisungen, konnte ich mich nicht enthalten, zu fragen, weshalb man denn mich habe rufen, weshalb man sechs Bataillone habe aufbieten lassen. Es wurde mir geantwortet, man habe die öffentliche Meinung prüfen wollen. Würden die Truppen ankommen, so wäre das ein Beweis, daß die Masse der Bürger die Entschließungen des Großen Rathes respeltire; würde das Gegentheil eintreten, so würde die Regierung ohne Wider stand abtreten, überzeugt, daß die Mehrheit des Volkes gegen sie sei. Man könnte denken, die Regierung habe, indem sie mir gewaltsame Mittel untersagte, blos im Allgemeinen damit sagen wollen, ich solle große Vorsicht beobachten; aber dem ist nicht so: man wollte unter keinerlei Vorwand Gewalt anwenden. Zweimal habe ich um Erlaubniß nachgesucht, daß wir uns vertheidigen dürften, das zweitemal, als die Volks= haufen den Chemin -Neuf heraufzogen. Ich erklärte, wir wollen uns nicht wie Hunde todtschlagen lassen. Darauf erwiederte man mir, die Regierung habe eben abgedankt, und die Truppen seien zu entlassen. Herr Blanchenay hat behauptet, die Regierung hätte Niemanden gefunden, der hätte schießen wollen. Ich hatte keinerlei Sompathieen mit der damaligen Regierung; unzufrieden über den Gang der Dinge seit 1830, hatte ich mich zurück⸗ gezogen von den öffentlichen Angelegenheiten. Ich war auch der Mei— nung, daß die Regierung die Vorurtheile des Volkes zu wenig berücksichtige. Dennoch folgte ich dem Ruse derselben, mich an die Spitze der Truppen zu stellen, und dun man mir Befehl zum Schießen gegeben, — so hätte ich gehorcht. Es wäre das für mich ein Stich ins Herz, ein großes Lebens- Unglück gewesen, aber immerhin, ich hätte gehorcht. Der Militair muß den Befehlen seiner Oberen gehorchen. Ich ersuche übrigens meine Kame- raden, sich der Worte des Hern Blanchenay zu erinnern. In der That, die Regierung scheint es für zulässig zu halten, daß Militairs mit Recht dasür gestraft werden, wenn sie den Befehlen ihrer Regierung gehorchen. Das aber ist nicht mein System.“ Spanien. s Madrid, 29. Jan. Meine Vermuthung, daß die Ihnen vorgestern mitgetheilte ministerielle Combination gleichfalls scheitern würde, hat sich bestätigt. Der französische Dr ha hatte, im Ein⸗ verständnisse mit der Königin Christine, beschlossen, der Bildung jedes Kabinettes, von welchem die Herren Mon und Pidal ausgeschlossen blieben, aus allen Kräften entgegenzuarbeiten. Er giebt sich mit Recht der Ansicht hin, daß in ganz Spanien keine zwei Personen aufzufinden sind, welche mit einer solchen Selbstverläugnung und Hingebung, wie die Herren Mon und Pidal, seine Vorschriften vollziehen und die Interessen Frankreichs hier verfechten und befördern möchten und könnten. Wir sehen also, daß der Graf Bresson die eigentliche Stimmung der spa⸗ nischen Nation keinesweges verkennt. Kaum hatte er die Einwilligung der Königin Isabella und deren Schwester zu den Heirathen erlangt, als er auch dem Herrn Guizot (wie aus der von ihm veröffentlichten Korrespondenz erhellt) die größte Beschleunigung der Vollziehung an— empfahl, weil widrigenfalls ein Ministerwechsel oder gar ein Ausstand Alles vereiteln könnte. Unter so bedenklichen Umständen wurden die Vermählungen vollzogen. Gegenwärtig handelt es sich darum, der Vereitelung der vermittelst dieser Vermählungen erstrebten Zwecke vor— zubeugen. Diejenigen von Herrn Castro in seine ministerielle Combina— tion gezogenen Personen, welche unter dem Einflusse der Königin Christine und des französischen Botschafters stehen, nämlich der Herzog von Rivas und Herr Donoso Cortés, erhielten demnach die Anweisung, die ihnen zugedachten Ministerien abzulehnen. Dies geschah, und da auch Herr Santillan sich weigerte, so hieß es vorgestern Abend, Herr Castro könne seinen Auftrag nicht ausführen, und die Königin wäre bewogen worden, ein Kabinet aus den Herren Martinez de la Rosa, Mon, Pidal, Armero und Baron Meer als Kriegs- Minister zusam—= menzusetzen. Dieses Ministerium sollte entschlossen sein, die Cortes, auf deren entschiedenen Widerstand es gefaßt sein mußte, bis zum 31. Dezember dieses Jahres zu vertagen. Durch gewisse Umstände wurde indessen die junge Königin abgehalten, dieser von ihrer Mutter ihr dringend anempfohlenen Combination ihre Geneh—
migung zu ertheilen. Gestern früh erhielt Herr Castro viel mehr den Auftrag, seine Bemühungen, ein Kabinet zusam— menzusetzen, zu erneuern. Um nun endlich seinen eigentlichen Zweck, die Beseitigung Mon und Pidal's, zu erreichen, hielt Herr Castro für nothwendig, auch einige der früheren ministeriellen Partei ange— hörende Personen in seine Combination aufzunehmen. Aus diesem Grunde wandte er sich an den Marquis von Casa Irujo und Herrn Santillan. Beide ließen sich, auf persönliches Zureden der Königin, bereit finden, und gestern Abend wurden folgende Personen zu Mini- stern ernannt und als solche beeidigt:
Der Marquis von Casa Irujo (Herzog von Sotomayon, Präsident und Minister der auswärtigen Angelegenheiten.
Herr Seijas Lozano, Minister des Innern. Herr Seijas war bisher Advokat und nie in der Verwaltung angestellt. Er ver— tritt in dem Kabinet die Partei Pacheco. Als Deputirter erklärte ö. a n gegen die Montpensiersche Heirath und den französischen Tinfluß.
Herr Bravo Murillo, Justiz-Minister, ebenfalls bisher Ad— vokat, übrigens, wie bekannt, Vertreter der Partei Mon's und Pi— 364 — obgleich weniger für gewaltsame, gesetzwidrige Maßregeln ge— immt.
Herr Santillan, Finanz⸗Minister. Er belleidete schon früher diesen Posten und bekennt sich, wie man sagt, zu den finanziellen Grundsätzen Mon's, ohne jedoch dessen politische Ansichten zu theilen.
Dem Deputirten Roca de Togores (Bruder des Grafen von Pinohermoso, Granden von Spanien) hat man ein neues Ministe⸗ rium, das des Unterrichts, übertragen. Herr Roca de Togores ist ein kenntnißreicher, fein gebildeter, echt patriotischer Spanjer, als Schriststeller und Redner geschätzt. Er gehört zu der Partei Pa⸗ checo, ohne jedoch ihr seine Unabhängigkeit zu opfern, und erklärte sich gegen die Montpenssersche Heirath.
Der General- Capitain von Valladolid, Pavia, ein junger Mann, der fär einen Beförderer strenger Mannszucht gilt, ist zum Kriegs⸗Minister ernannt worden. Da 'r abwesend ist, so weiß man nicht, ob er dieses Amt annehmen wird.
Das Miarine-Ministerium ist vorläufig dem Herrn Baldasano übertragen worden.
Obgleich die Gaceta diese Ernennungen heute noch nicht mit- theilt, so darf man sie doch als gewiß , 6 Wie man sieht, ist das Ministerium aus heterogenen Bestand— theilen zusammengesetzt. Auf der einen Seite stehen die Herren Casa Irujo, Bravo Murillo und Santillan, auf der anderen Seijas und Roca de Togores. Die abgetretenen Minister Mon und Pidal ver=
hehlen ihren Verdruß keinesweges, rechnen jedoch darauf, binnen kur⸗
zem mit verjüngter Kraft wieder an die Spitze der Geschäfte zu
treten. An eine lange Dauer des neuen Kabinets glaubt über⸗ haupt Niemand. Zunächst dürfte Vieles von der Stellung ab⸗ hängen, welche die Progressisten deniselben gegenüber einnehmen werden.
In der gestrigen Sitzung des Kongresses erneuerte Herr Cortina seinen Antrag auf Vorlegung der die Vermählung der Infantin benreffen= den Aktenstücke. Der Prästdent erklärte, daß puer Antrag nicht vor Er⸗ ledigung der obschwebenden ministeriellen Krisis in Belracht gezogen werden könnte. Die Herren Mon und Pidal riefen aus, sie hätten längst beabsichtigt, diese Papiere vorzulegen. Als sie aber behaupte ten, vermittelst jener Heirath das Giück ihres Landes und ihre eigene Unsterblichkeit begründet zu haben, entstand auf den Tribünen ein solcher Tumult, daß die Wache heibeigeholt werden mußte.
Vorgestern fand bei Hofe ein Ball statt, zu welchem viele Gran⸗ den, Senatoren, Deputirte, Generale eingeladen waren. Die Abwe⸗ senbeit des Königs, der sich vollkommen wohl befindet, so wie die seines Vaters und seiner Geschwister, gab zu verschiedenen Auslegun-= gen Veranlassung.
Handels- und görsen Nachrichten. Berlin, 9. Febr. Die Course unserer EisenbahnActien drückten sich heute wegen gänzlicher Geschäftelosigkeit und blieben niedriger als gestern
Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 8. Februar 1847.
Zu Lgude: Weizen 3 Rihlr. 10 Sgr. 8 Pf., auch 3 Rihlr. 6 Sgt.; Roggen 3 Nthlr. 6 Sgr., auch 3 Nthlr.; große Gerste 2 Rihlr. 10 Sgr. 2 Pf., auch 2 Rihlr. 9 Sgr. 7 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 22 Sgr. 10 Pf., auch 1 Rihlr. 18 Sgr. Eingegangen sind 76 Wispel 12 Scheffel.
Zu Wasser: Weizen (weißer) 3 Rthlr. 15 Sgr. 7 Pf., auch 3 Rthlr. 12 Sgt. und 3 Nihlt. 10 Sgr. 10 Pf.; Roggen 3 Rthir. 6 Sgr., auch 3 Rthlr. 3 Sgr. 7 Pf.; große Geiste 2 Rihlr. 9 Sgr. 7 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 18 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rihlr. 16 Sgr. 2 Pf.
Sonnabend, den 6. Februar.
Das Schod Stroh 7 Rihlr. 15 Sgr., auch 5 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf.
Der Centner Heu 1 Rihlr., auch 260 Sgt. Berliner Börse. Den g. Februar 1847.
Pr. Cour. Brief. Geld.
Pr. Cour.
Fondæ. Brief. Geld. Gem.
Act ien. x
St. Schuld- Sch. 3 nel. I. a. Magd. 4 Prumien- Scheine do. Prior. oblig. 4 d. Seek. à51 Y. — l do. do. do. 5 R. SCB. Lt. A. u. 4. — Eonu- Kölner Esb. 5 Kr.-Schw.--Frb. E. 1 do. do. Prior. Ohl. 41 Cöaln-Minden. v. e. 4 Düss. Elb. kisenb. — do. do. Prior. Obl. 4 Magd. Ilalbst. Eb. 4 Mg4d. Lpz. Eisenb. — Hur- u. Neum. do. do. do. Prior. Ohl. 4 Sehlesische do. ie deracb. Mnsrt. 1 do. v. Staat ga- do. Prioritat 1 rantirt. Lt. B. do. Prioritt 5 Nied. Mr. xx sb. 1 do. Prioritat 4 7 1 Ob. Schles. E. . A 41 ͤ do. Prior. 1 ö . Rhein. Eisenb. — do. Stamm-Prior. (voll eingezahlt) 4
Kur- u. Neumärk. Schuldversehr. 3 Berliner Stadt- Obligationen Westpr. Pfaudbr. Grossh. Pon. do. do. do. Ostpr. Pfandbr. Pomm. do.
— — , ..
— 98 M- M- - - -
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Gold al marco. Friedrichsd' or. Aud. GIdm. à 5 Th. Disconto.
Actien.
Erl. Anh. Lit. A.- ; 111 do. do. Prior. Obl. — Berlin- IIamb. ö 100
do. Prioritüt 4. —
do. do. Prior. Ob. 1 ͤ do. v. Staat garant. 3 — 4 975 96 4 34 Pr. Cour. Thlr. zu 30 Sgr. Brief. Geld.
Thüringer. .....
Wilh. -B. (C. 0.)
IV ech Sell — CO urs.
Amsterdam 259 FI. Kurz do. 250 FI. 2 Mt. Hamburg.... .. 300 Me. Kuræ ö / 300 Mp. 2 Mt. London 3 Mt. 2 Mt. Wien in 260 Xr. 50 EI. 2 Mt. Augsburg 50 FI. 2 Mt. Breslau 2 Mt. S Tage 2 Mt. Frankfurt a. M. südd. W. .. . . . . . . .. 160 RI. 2 Mt.
Leipzig in Courant im 14 Thl. Fuss, 100 r'hlr.
100 sRhI 3 Wochen
Auswärtige Börsen. Amsterdam, 5. Febr. Niederl. wirlkd. Sch. 58115. 5596 Span. 193. 90 . ö 16 395 do. 365. Pass. —. Ausg. —. Ziusl. —. Poln. —. Preuss. Pr. Sch. —. 195 Russ. Hope 885. Antwerpen, 4. Febr. zinsl. — Neue Anl. 19.
ö Frankfurt a. M., 5. Febr. 576 Met. 108. 1073. Bank-Aetien p. ult. 1879. 1877. . Bank- Actien 662 E. Her 87 6. Stiegl. 873. S6. Int. 58. . Poln. 300 EI. 993 G. do. so FI. 792. 2.
Lond on, 3. Febr. Cons. 395 g. Bras. 85. Mex. 22
Paris, 4. Febr. 5M, Reute fin cour. 118. 65. 37.60 do. fin eour. 78. 35. Neapl. —. 3696 Span. 345. Pass. —.
Wien, 5. Febr. 595 Met. 1075. 495 do. 1003. 305 do. 72. Bank- Aetien 1565. 52. Anl. de 1834 154. de 839 118. Nordb. 173. Gloggn. 1213. Nlail. 109. Livorn. 915. Pest. 99. Kkadw. 845.
Petersburt
Königliche Schauspiele.
Mittwoch, 19. Febr. Im Schauspielhause. 25ste Abonnements—⸗ Vorstellung: Künstlers Erdenwallen, Lustspiel in 5 Akten, von J. von Voß. Neu bearbeitet.
Donnerstag, 11. Febr. Im Schauspielhause. 26ste Abonnements— ,, Die Frau im Hause. Hierauf: Das Portrait der Ge— iebten.
Freitag, 12. Febr. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abon⸗ nement: Die Jüdin, große Oper in 5 Aufzügen, nach dem Französi⸗ schen des Scribe, vom Freiherrn von Lichtenstein. Musik von Halsvy. Ballets von Hoguet. Die Musik zum Ballet des dritten Aktes vom Ballet⸗Musik⸗Dirigenten Gährich. Die neuen Decorationen des er— sten und zweiten Aktes sind vom Königl. Decorationsmaler Gropius, die des dritten und fünften Aktes vom Königl. Decorationsmaler Gerst. . Viardot⸗ Garcia: Recha; Herr Kraus: Eleazar.) Anfang
r.
Zu dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden hohen Opern- haus⸗Preisen verkauft:
Ein Billet in den Logen des Prosceniums, des ersten Nanges, im ersten Balkon und zur Tribüne 2 Rthlr. Ein Billet im Parquet 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Ein Billet in den Logen des dritten Ranges, im Balkon daseibst und im Parterre 20 Sgr. Ein Billet im Am⸗ phitheater 190 Sgr. Ein Billet in den Fremdenlogen 3 Rthlr.
Die Inhaber von reservirten Billets werden ersucht, solche bis morgen, Donnerstag, Mittag 1 Uhr, im Billet⸗Verkaufs⸗Büreau ab⸗ holen zu lassen, widrigenfalls diese anderweit verkauft werden müssen. Auch die Freibillets können nur bis zu dieser Zeit ausbe⸗ e, nn fn gt
Die Abonnements-Billets dagegen bleiben bis Freitag, den 12ten Mittags 11 Uhr, servirt, nach welcher Zeit solche 22 ebenfalls zum Verkauf kom muissen.
Im Schausp. use. Ziste französssche Abonnements⸗Vorstellung. La seconde repr atation de: es Enfans d' Edouard! Les Gants jaunes. z
Verantwortlicher Redactenr Dr. 3. W. Zinkeisen. Im Selbstverlage der Expedition. Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei. Beilage
—
Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.
181
Mittwoch den 10 en Februar.
Anh alt.
Nußland und Polen. St Petersburg. Allgemeine Verwal en. . . tun -
Maßregeln. — Statistik der veischiedenen blen e n e f m mn s. Gutsherrliche und bäuerliche Verhältnisse.
Türkei. Kon stantinopel. Die Aufhebung des Sklaven-Verkaufs in der Hauptstadt. — Ankunft Schewket Bei's. — Die Türk. Zig. über Volls Unterricht und wissenschasiliche Bildung.
. Alerandrien. Brief- Beförderung zwischen Deutschland i ina.
Ostindien. Triest. Unruhen in Sind. — Fehlärndt an Arbeitern auf Ceylon. dehn nm mn Mann
Braunkohlenlager im Samlande.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 2. Febr. Dem vor kurzem publizirten Rechenschafts⸗- Bericht des Ministeriums des Innern für das Jahr 18415 zufolge, traten in der Verwaltung jenes Jahres besonders fol⸗ gende 3 Maßregeln hervor: 1) Die neue Organisation der Gouver—⸗ nements-Regierungen, um eine leichtere, schnellere und mehr geregelte Geschäftsordnung einzuführen; 2) die Veibesserung der Löschanstalten der Polizei in allen Gouvernementsstädten, wozu derselben 92,000 Siber. Rubel von der Regierung vorgeschossen wurden, und 3) die Erbauung von Gerichtslokalen und Gefängnissen in 3 Gouverne—⸗ ments mit einem Kosten⸗-Auswande um 868,006 Silber-Rubel. Am Ende des Jahres 1845 betrug die Zahl aller der griechi⸗ schen orthodoxen Kirche nicht angehörigen Individuen beiderlei Ge—⸗ hlechts Süd, 725, darunter waren: 1) römisch katholisch 2, 6909, 427, armenisch-katholisch 20,230, 3) armenisch-gregorianisch 346,002, I) lutherisch 1.669, 6, I) reformirt 40,893, 6) Muhamedaner 2320 56, ) Juden 1,166,570, 8) Buddhisten 223,543, 9) Heiden 17 1.928. Die genannten Konfessionen besaßen, mit Ausschluß der Klöster, 11,542 Kirchen, Tempel, Kapellen, Moscheen, Synagogen und andere Bet⸗ häuser, und namentlich; die Römisch-katholischen 2378, die Arme— nisch-katholischen 52, die armenischen Gregorianer 925, die Luthera— ner 920, die Reformirten 32, die Juden 643, die Muhamedaner Elb, die Buddhisten 156, die Heiden 273. Die Zahl der Geist⸗ lichen betrug: 1) der römisch-katholischen 2037, 2) armenisch⸗katho⸗ lischen 52, 3) armenisch-gregorianischen 2247, 4) lutherischen 1441, 5) reformirten 33, 6) muhamedanischen 18,807, 7) jüdischen 1020, 8M bubddhistischen 3651, 9) heidnischen 449, im Ganzen 28,737. Aus Mangel an Ordenegeistlichen haben, nach Inhalt jenes Berichtes, in der willnger Eparchie 20 katholische Mönchsklöster geschlossen werden müssen. Die Kirchen dieser Klöster wurden in Pfarrkirchen verwan— delt und die anderen Gebäude den städtischen Behörden überwiesen. Ferner wurde das mohilewsche Seminar mit dem minskischen verei⸗ nigt und in Folge dessen das Dominikaner-Kloster umgebaut und er— weitert. Jetzt bestehen 5 Seminare mit 212 Zöglingen. Die römisch⸗ katholische geistliche Akademie zu St. Petersburg entließ 16 33öglinge, die ihren Kursus beendigt hatten; 114 von diesen begaben sich in die ihnen bestimmten Eparchie en, und 2 wurden bei der Akademie als Lehrer ange⸗ stellt. Zur griechischen orthodoxen Kirche traten über 3201 Individuen, „Wie sehr es gelungen“, heißt es ferner in dem ministeriellen Be— richt, „den Einfluß des Patriarchen von Etschmiadsin wieder zu he⸗— ben, geht daraus hervor, daß ausländische Armenier sich zu wieder— holtenmalen an den Patriarchen Narses, als an ihr Kirchenhaupt, mit der Bitte um Schutz der armenischen Kirche wandten.“ Als das merkwürdigste Ereigniß in der protestantischen Kirche Rußlands wird der Uebert ritt von 16,500 liefländischen Bauern zur griechisch- orthodoxen Kirche bezeichnet.
In Folge eines Kaiserlichen Befehls hat das Ministerium des Innern über die Zahl der Gutsbesitzer, deren Güter von weniger als 25 Bauern bewohnt sind, bestimmte Nachrichten eingezogen. Nach den eingegangenen Berichten der Lokalbehörden belief sich die Zahl derselben imn 29 Gouvernements auf 21,148. Unter diesen giebt es solche, die nur oder gar . Dessätinen ohne alle Bauern besitzen. Da nun bei erfolgtem Ableben des Besitzers die Erben diese Theilchen noch mehr zerstückeln, so hat das Ministerium Maßregeln ergriffen, um verarmte Grundbesitzer auf unbebaute Kronländereien überzusiedeln. Gemäß den im vorhergehenden Jahre veröffentlichten Verordnungen wurden dergleichen Ländereien zunächst in den Gouvernements Tobolsk und Simbirsk angewiesen. Um die Verhältnisse der Bauern auf den adeligen Gütern der Ostsee-Provinzen noch weiter zu regeln, hat die Regierung besondere Kommissionen ernannt, denen es obliegt, die bisherigen Verordnungen einer Reviston zu unterwerfen. .
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Konstantin opel, 20. Jan. Am 16ten erschien der Sultan bei der Pforte und wohnte einer Sitzung des obersten Reichsrathes bei, in welcher, dem Vernehmen nach, die Abstellung des öffentlichen Sklaven-Verkaufs in Konstantinopel zur Sprache kam.
Schewket Bei, bisheriger ottomannischer Geschäftsträger in Berlin, ist heute Nachmittags mit dem aus Triest eingetroffenen Dampfboote „Imperatrice“ in dieser Hauptstadt angelangt.
Die Türkische Staats⸗Zeitung vom 21. Moharrem 1263 (9. Januar 1847) enthält nachstehenden Artikel über den Volks⸗Un⸗ terricht und die wissenschaftliche Bildung überhaupt, mit Hinblick auf die letzten von der Regierung in dieser Beziehung ergriffenen Maß— regeln:
„Es steht fest und ist Allen bekannt, wie sehr Se. Hoheit der Sultan sich das wichtige Geschäft der Verbreitung allgemeiner Bildung und der Beseitigung der Unwissenheit seiner Unterthanen hat angelegen fei lassen. Die zahlreichen Kaiserlichen Handschreiben, die sowohl früher als auch jetzt erlassen wurden, setzen die Kaiserlichen Vorhaben in ein klares und unzwei— selhastes Licht. Wenn auch nun die weisen Zwecke und hochsinnigen Ab—Q sichten Sr. Hoheit jedwedem bekannt sein dürften, so wird doch zur tieferen Begründung und Besestigung derselben in der allgemeinen Ueberzmugung Folgendes zu allgemeiner Kenntniß gebracht.
. Golt hat in der Fülle seiner schöpferischen Weisheit im Menschen ein vor allen anderen Thieren ausgezeichnetes Geschlecht ins Dasein ge⸗ rufen und es durch die Gaben des Veistandes und der Einsicht, so wie auch die Kraft des Begriffsvermögens und der Vernunst, geschmückt. We— gen des weitumfassenden Verstandes und des durch eringenden Schatssinns ist es eine innere Nothwendigkeit menschlichen 7 18 zum Verständniß und zum Begriff der sichtbaren sowohl, als aud, durch andere Sinne erfaßbaren Welt, durchzudringen. Das Wort enschaft ((Ilim) heißt seinem ursprünglichen Sinne nach Wissen. Di— Wissen zerfällt nun in zwei Theile, das eine das unmittelbare praktiff. as andere das vermit= telte theoretische Wissen. Das erstere beschäftigt ch mit solchen Gegen— ständen, welche, wie z. B. der Unterschied zwischen Schwarz und Weiß, dem Fassungsvermögen eines Jeden zugänglich sind und daher nicht eist
angeeignet zu werden brauchen. Das andere hingegen bezieht sich auf Gegenstände, welche nicht bloß durch den schlichten Menschenverstand er= kannt und aufgefunden werden, sondern durchaus erlernt und durch Beweise und Vernunftschlüsse begründet werden müssen. Dieses Wissen hat keine Gränzen und Schranken, erstreckt sich auf alle Gebiete, und Künste wie Gewebe sind die gereifte Frucht dieses Wissens.
„Nun ist aber der Mensch seinem inneren Wesen nach zu geselligem Zusammenleben geschaffen, d. h. der Einzelne kann nicht alle seine Bedürf- nisse aus sich selbst befriedigen, sondern er bedarf jedenfalls der Hülfe An- derer. So ist es des Lebensunterhaltes und der Kleidung halber noth— wendig, daß der Landbauer, der Bäcker, der Schneider und andere Hand- werler da seien. Es ist in der Natur der Dinge begründet, daß sich die Menschen und die Gewerbsleute, deren Hülfe ersorderlich ist, in Städten oder Dörfern einigen. Aus diesem geselligen Zusammenleben entspringt auch für jeden die Pflicht der Anhänglichkeit an seines Gleichen, der Licbhe zum Vaterlande und des Gehorsams gegen die Vor— gesetzten. Es ist gewiß, daß, wenn der Mensch den Kreis seines Wissens zu erweitern und an seiner Ausbildung zu arbeiten unterläßt, er weder Liebe zu seiner Heimat haben, noch seine anderen Verpflichtungen gegen die Nebenmenschen zu kennen im Stande ist. Auch ist es allbekannt, daß der Zustand der Unwissenheit und Rohheit dem der Aufflärung und Ausbildung nicht gleichgestellt werden kann. Daß die Menschen auf entsprechende Ar der Noth und dem Bedürfnisse steuern, in wechselseitigem Verkehr und ande⸗ ren Angelegenheiten zu gründlicher und klarer Einsicht gelangen, daß sie sich nichts zu Schulden kommen lassen, wodurch das friedliche Insammenleben beeinträchtigt werden könnte, hängt von der Aneignung und Etrlernung nütz licher Kenntnisse und nothwendiger Gewerbe ab. Wenn in einem Lande die Zahl wissenschaftlicher Männer so wie die der Gewerbetreibenden und Handwerker zunimmt, so geht dieses Land stets höherer Entwickelung und weiterer Kultur entgegen. So ein Land erfreut sich dauernden Wehl— standes, während, wo Unwissenheit herrscht, Noth und Elend zu Hause sind.
„In Berücksichtigung dessen haben die glorreichen Vorfahren Sr. Ho— heit des Sultans in den ottomanischen Ländern, besonders aber in Kon— stantinopel, hohe und niedere Schulen gebaut und eingerichtet. Zu jener Zeit ist, wie dies aus den Werken der Gelehrten erhellt, die Art des Unter— richts und der Ausbildung ins Auge gefaßt und daher die Aneignung der selben erleichteit worden, so daß in kurzer Zeit Gelehrte und wissenschaft⸗ liche Männer, mehr als man nur wünschen konnte, herangebildet wurden. Später kam jene Art und Weise des Unterrichts außer Gebrauch, und der Fortschritt wurde erschwert. Was sonst in fünf Jahren zu erlernen war, fonnte kaum in zehn Jahren eigener Forschung zu Stande gebracht werden. Auf dem Marlte des Wissens trat eine Flauheit ein, so daß Männer des Wissens eine immer größere Seltenheit wurden.
„Se. Hoheit der Sultan hat seit seiner Thronbesteigung der Regelung der Verhältnisse und der Ordnung der Negierungs Angelegenheiten seine volle Aufmerksamkeit zugewendet. Um nunmehr von neuem den Flor und Wohlstand des Landes zu heben, hat er auf Alles, was zur Förderung der Bildung der Unterthanen beitragen konnte, sein Augenmerk gerichtet. Um das Wissen wieder in Aufschwung zu bringen, die Mittel und Wege der Aneignung desselben zu erleichtern und Jedwedem zugänglich zu machen, wurde früher (ine einstweilige Kommission aus einigen hochgelehrten Ulemas und höheren Beamien zusammengesetzt. In ihren Sitzun— gen wurde dieser Gegenstand allseitig erwogen und beraihen. Die Vorschläge, welche das Ergebniß dieser Sitzungen waren, wurden dem obersten Pforten⸗Rathe und dem Plenar-Conseil zu weiterer Erwägung vorgelegt, wo sie für entsprechend und zweckmäßig erachtet wur— den. Um dieselben nun in Wirksamkeit zu setzen und an ihnen die jeweiligen zeitgemäßen Aenderungen vorzunehmen, wurde ein Conseil, aus einigen ge— lehrten Uemas und hohen Staats⸗Beamten bestehend, unter dem Namen eines „permanenten Conseils des öffentlichen Unterrichts“ zusammengesctzt. Der oberwähnte Gegenstand wurde auch da in Erwägung gezogen. Es ist zu hoffen und zu erwarten, daß durch die Ausführung aller dieser Vor— schläge die wohlthätigen Folgen und die eiwünschten Wirkungen sich glän— zend herausstellen werden.
„Unter diesen Vorschlägen befand sich auch der Plan der Gründung einer höheren Bildungs-Anstalt aller Wissenschaften in Konstantinopel und der Reorganisirung der unteren und mittleren Schulen. Was nun diese Akademie betrifft, so ist der Grund zu deren Bau in der Nähe der Aja Sofia auf dem Platz des Sultan Serai und des alten Dschebchane gelegt worden. Es ist nun gleichfalls die durchgreifende praktische Reorganisirung der unteren und mittleren Schulen an die Reihe gekommen.
„Obgleich das oberwähnte Conseil beauftragt ist, den Gang des Un— terrichts zu beaufsichtigen, so wie die Mittel zur Erleichterung desselben an—Q— zugeben, und sie zu verwirklichen, ist es doch für zweckdienlich befunden werden, um das Zustandebringen dieser Reorganisirung zu erleichtern, und den Vollzug der verschiedenen Anordnungen gehörig zu überwachen, daß ein Mitglied des Conseils mit dem Amte eines Ober-Aufsehers betraut und ihm an die Seite ein Adjunkt gestellt werde. Zu der Stelle eines Ober— Aufsehers wurde Essad Efendl, der Historiograph des Reiches, berufen, letztere erhielt Kiamil Efendi, Beamter des Ministeriums, welcher zugleich den Dienst eines Uebersetzers aus dem Persischen versah.“
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Alexandrien, 19. Januar. (Allg. Ztg.) Die in China ansässigen deutschen Kaufleute haben sich über die Verspä— tung beklagt, mit welcher ihnen die Briefe, welche über Mar⸗ seille gehen, zukommen; dieses ist dem Umstande zuzuschreiben, daß das Post⸗Amt in Marseille die Briefe nach China und Batavia in die Pakete nach Kalkutta oder Bombay legt, wo sie alsdann zwei Monate länger unterweges bleiben; der sicherste und zugleich schleunigste und billigste Weg für die Korrespondenz zwischen den benannten Ländern und Deutschland ist jener von Triest; es geht den 2bsten jeden Monats ein Dampfboot des österreichischen Lloyd direkt hierher ab, kömmt hier vor Abgang der Ueberlandpost — mit welcher die Briefe nach China über Ceylon und Singapur befördert werden — an und kehrt nach Eintreffen der Briefe aus Indien direkt nach Triest zurück; es ist jedoch erforderlich, daß die Briefe nach China, Batavia und Singapur an ein hiesiges Haus gesandt werden, da dieselben dem Frankaturzwang unterworfen sind; dies könnte auch die Ursache sein, daß das englische Post⸗Amt hier die Briefe, welche es aus Frankreich empfängt, über Kalkutta gehen läßt.
O st indien.
Triest, 1. Febr. (Oesterr. Lloyd.) Die Ereignisse im oberen Sind, welche wir in unserem letzten Blatte nur kurz berühr— ten, scheinen ernsterer Natur gewesen zu sein, als aus dem Summa rium der Bombay Times hervorgeht. Die daselbst ausgebroche— nen Unruhen werden im Telegraph and Courier, abgesehen von ihrer politischen Bedeutung, als besonders nachtheilig für den Verkehr geschildert, welcher sich nachgerade auf dem Indus zu entwickeln be⸗ gonnen hatte. Bekanntlich wurde einigen zur Indusflotte gehörenden Dampfböten die Bewilligung zur Aufnahme von Waarenfrachten er— theilt. Man hegte die sanguinische Hoffnung, daß der Indus sich dadurch zu einer der wichtigsten Handelsstraßen heranbilden werde. Das erste Dampfboot, „der Komet“, welches am 2. Dezember Kur. rachee verlassen hatte, langte nach einer stebzehntägigen Fahrt in Sukkur an und nahm an Fracht 609 Rupien ein. Das zweite folgte ihm am Tten, und seint Einnahme stieg auf 840 Rup. Die Haupt⸗ Gegenstände der Ladung waren Datteln, Zucker, Manufakte und Me⸗ talle. Die Hoffnung ward aber durch das unerwartete Ereigniß ge⸗
täuscht, welches den Engländern nicht wenig zu denken giebt und von dem erwähnten Blatte in folgender Weise erzählt wird: Man hatte den Beschluß gefaßt, den größten Theil der im Sind stationirten Truppen zu⸗ rückzuziehen, weil deren Unterhaltung der Regierung gar zu viele Kosten verursachte; doch verhehlte man sich die damit verknüpfte Gefahr um so weniger, als die Abreise Sir Charles Napier's nahe stand, der die größte Energie entwickeln mußte, um die Ruhe im Lande aufrecht zu erhalten. (ben sollte der Civil⸗Commissair, Herr R. Pringle, die Regierung übernehmen, als ganz unerwartet die Nachricht einlief, daß die Bergstämme (Boogties) in Meerpore eingedrungen seien, das Land rings umher plünderten und die englischen Vorposten zurückgeworfen hätten. Man hatte schon am Anfange des Monats einen Wink von deren Vorhaben erhalten, aber nicht darauf geachtet und daher nicht die geringsten Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Am 10. Dezember stand der feindliche Haufe, 1200 Mann stark, Schrecken um sich her ver⸗ breitend, nur wenige Meilen von der Stadt Meeipore, wo nur eine sehr geringfügige, aus einer Kavallerie Abtheilung bestehende Garnison lag. Der kommandirende Offizier, Herr Graves, zog mit 50 Mann dem Feinde entgegen, vor dessen Uebermacht er aber weichen mußte. Nicht besser ging es dem Vorposten von Khamgur, welcher ebenfalls einen Angriff wagte und von den Bergbewohnern zur ückgesch lagen wurde. Auf die hiervon nach Shikarpore gelangte Kunde sendete der Oberst Forbes ein Detaschement von 125 Mann Kavallerie und 200 Scharfschützen unter dem Kommando des Obersten Stack den Boogties entgegen, um sie wo möglich noch vor ihrem Rückzuge ins Gebirge zu ereilen. In der Nähe von Huda trafen sie dieselben in völ⸗ liger Schlacht⸗Ordnung auf den Hügeln, und ihre linke Fronte war durch Vorposten gedeckt. Man rekognoszirte ihre Stellung, fand aber, daß die Reiterei hier nichts auszurichten vermöge, da die Hügel, wenn auch nicht sehr hoch, doch zu steil waren, als daß die Kavallerie sie ohne die größte Gefahr hätte erklimmen können. In dieser Ueber⸗ zeugung trat der Kommandant den Rückzug nach Schikarpore an, wo er am 13ten anlangte. Die Boogties schöpften neuen Muth, und bald verbreitete sich die Nachricht von ihrem Anmarsche. Sie wur den zwar wieder in das Gebirge zurückgeworfen, allein man zweifelte keinen Augenblick, daß sie ihre Einfälle erneuern werden. Sir Charles Napier beabsichtigt einen Feldzug gegen dieselben, verbirgt sich aber nicht, daß er einen harten Stand mit diesen tollkühnen Wag hãälsen haben werde. Man sagt, daß Shere Mahomed „der Löwe“, dessen Heldenthaten der General W. Napier in seinem Buch so malerisch geschildert hat, sich unter den Boogties besinde. 25
In Ceylon hat ein wahrhast sündfluthlicher, vom stürmischsten Winde begleiteter Regen auf den Feldern und in den Gärten sehr große Verwüstung angerichtet und die Aerndte⸗- Hoffnungen vereitelt. Vom 22. bis zum 24. November goß es wie in Strömen vom Him⸗ mel, und man glaubte eher am Beginn als am Ende den Monsoon zu sein. Bis zum 4. Dezember war die Witterung überaus unbe- ständig, und erst dann schien der Nordost-Monsoon wieder die Ober⸗ hand zu gewinnen. Auf diese Weise sind die bereits reifen Früchte vernichtet worden, und der größte Theil der Aerndten ist als ver⸗ loren anzusehen. Nur im Distrikt Ambegamon scheint man keine Ursache zur Klege zu haben. Der in der Central - Provinz liegende Bezirk Badella hat sich sogar des größten Aerndte⸗ Segens zu erfreuen. Die Arbeiter- Frage wird mit jedem Tage wichtiger für Ceylon. Die Coolies sind völlig wasserscheu und nicht zu bewegen, in den gewöhnlichen Fahrzeugen in die See zu stechen. Einige Tausend, welche sich an den Golf von Manaar zur Ueberschiffung begeben hatten, warteten in der Nähe des Ufers ruhige See ab, kehrten aber, da das stürmische Wetter nicht. nachließ, in ihre Dörfer zurück. So geht es aber fast immer. Mittlerweile müssen die Plantagen wegen Mangel an Arbeitern brach liegen blei⸗ ben, und die Production geht, statt vorwärts, immer mehr zurück. Es stellt sich daher die Nothwendigkeit heraus, auf die eine oder andere Weise für Vermehrung der Arbeitskräfte zu sorgen. Wäre, wie schon öfter angerathen wurde, eine Verbindung zwischen den bei⸗ derseitigen Ufern mittelst eines kleinen Dampfbaots hergestellt worden, so hätten die furchtsamen Coolies schon längst ihre Scheu vor dem Wasser besiegt, die Pflanzer besänden sich nicht in Verlegenheit, der Anbau der Felder könnte mit der größten Regelmäßigkeit und vor theilhaft vor sich gehen, statt, daß jetzt die schönsten, fruchtbarsten Strecken völlig brach liegen bleiben müssen. .
Der Gefundheitsstand war zuletzt befriedigend. Die Europäer wurden hier und da von der Ruhr heimgesucht; in der Nähe von Candy herrschte die Cholera, und sowohl Eingeborene als Fremde fielen ihr als Opfer. Zuletzt (16. Dezember) aber kamen von diesen Krankheiten nur geringe Spuren vor, und in der Central- Provinz ließ der Gesundheitsstand nichts zu wünschen übrig. .
Der Star erzählt als Merkwürdigkeit, daß das der ostindischen Compagnie gehörende Dampfboot „Phlegeton“, welches zur Ausbes⸗ serung in die Stocks von Kidderpore gebracht worden, am eisernen Uutertheil mit einer Unmasse von Austern der besten Art überzogen war. Das genannte Journal glaubt die Aufmerksamkeit auf dies son= derbare Faktum lenken zu müssen und meint, daß es wohl nicht an Mitteln fehlen werde, eiserne Schiffe künftig vor der Bestimmung einer dampfbewegten Austerbank zu bewahren.
Braunkohlenlager im Samlande.
Das Gewerbe-Vereinsblatt der Provinz Preußen enthält eine interessante Mittheilung des Herrn Dr. A. Albrecht „über Braunkohlen= Formation an der samländischen Ostseeküste“. Während im Allgemeinen die Durchschnitte der steilen Abhänge der samländischen Ostseefüste nur Schichtungen von Sand und Thon aufweisen, treten auf dem Nordstrande der samlaͤndischen Halbinsel von der sassauer Schlucht bis zur Nord spitze Brüsterort und an der Westküste bis hinter Palmnicken, wo eine deutliche Hebung des Landes ie, , e, ältere Formationen, nämlich Bildun⸗ en über der Kreide, deutlich zu Tage. ĩ ; ; „Charakteristisch für diese“, heißt es dort, „sind die e, w,, . rung, eine Eisen -Ausbildung und Braunkohlen-Flöze. 96 ö aan e, der beiden ersteren, unter sich in konstantem Zusammenhange, gehört nicht hier⸗
; n welche in ununterbrochenen Flözen, her; wohl aber die der Braunkohle ker hen unten Strecke dez gt ust
edoch von verschiedener Mächtigkeit, längs der ᷣ
3 6 6. nur um dag jh er Spitze von her unterliegenden
Eisensand- Formation durchbrochen wird. Die Drauntohle selbst tritt an
manchen? SZiellin ! sast ganz zurück, der sie begleitende Kohlenletten und . Strecke zwischen den Dörfern Rauschen
d Kehle dg! nder, lde, genie mnie wre Ctschtinm! ard
ee ee, , Bei oberflächlichen Schürfungen an den mehr
Kraxtopellen fast nirgend, n „är Üiberstünsten Strandbergen ergab sich als für den Versuch eines . . zwischen den Dörfern Rauschen und Warnicken. Die durch neuere Bergstürze deutlich hervortretende Schichtung ist an die sem unkte von oben herab folgende: Da eine Humusdecke fehlt, so liegt eine 12 Fuß
rn n. Schicht Duünensand zu Tage, unter ihr eine 2 Fuß starke Lehmschicht