1847 / 42 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Er bemerlte, daß Italien dem freisinnigen Papste zujauchze, daß dieser aber mit den größten u kämpfen habe, daß das Voll ihm täglich zurufe: „Muth, heiliger Vater, Muth!“ auch er (Thiers) rufe ihm von ganzem Herzen zu; Muth, aber die Einigkeit Franireichs und Englands, die sich dann die Hände reichen lönnten, um aus Humanität und Politit einer unvermeidlichen Revolution in Italien durch gemäßigte Reformen und freiwillige Konzessionen vorzu- beugen, würde dem * mehr Muth und Kraft zu seinem großen Werle Gleiches sel in der Schweiz der Fall, wo sich zwei Parteien zum ürgerkriege gerüstet gegenüber ständen: die eine Partei, die der Reaction, habe stets die Alpen und die Brücke von Basel den Oesterreichern 2 4 die andere, die der Freiheit, habe sich stets diesem Beginnen widersetzt und babe immer neutral und national, bleiben wollen. In Liessm Ju- genblicke hätten die drei Großmächte durch die „bedingte Anerlen⸗ des Vorortes Bern in die Unabhängigkeit und National Sou⸗ veralinetät der Schwei eingegriffen! ; wären Frankreich und England aber einig, so würde die liberale ö,. mehr Kraft haben und jener Eingriff nicht geschehen sein. Herr Thiers meinte dann, die nordischen Mächte be⸗ bielten dadurch, daß die spanische Heirathsfrage unerledigt bleibe, steis eine Waffe gegen Frankreich in der Hand, könnten stets mit ihrem Anschlusse an England drohen und der französischen Regierung sagen: „Protestirt we= gen Kralau, das dürst ihr; so wie ihr aber mehr ihut, so wie ihr euch in die Angelegenheiten Italiens, Deutschlands, der Schweiz mischt, so treten wir England in der spanischen Heirathsfrage bei, und ihr seid dann Einer gegen Vier.“ Herr Thiers schloß damit, daß er sagte, das Sehn⸗ lichste, was das Ministerium wünschen könne, sei, daß die Königin Isabella Kinder bekomme. Durch diese direlte Nachfolge werde dann zwar die Dis= serenz mit England gelöst, aber die Heirath Montpensier's habe damit auch zugleich ihre ganze politische Wichtigkeit verloren. , . Auf den Wunsch des Herrn Guizot, der sich vorbehielt, die Rede des Herrn Thiers ausführlich zu beantworten, wurde dann die De—⸗

batte vertagt.

Paris, 6. Febr. Der König hat den Herzog von Montpen— sier zum Ober-Besehlshaber der Artillerie im Seine⸗Departement er⸗ nannt; alle auf die Artillerie in diesem Departement bezügliche Be⸗ fehle der Regierung werden daher durch die Hände des Prinzen ge— hen, der zugleich die Functionen als Kommandant der Schule von Vincennes beibehält.

An die Stelle des‘ verstorbenen Herrn Huber ist Graf Mejean zum französsschen Konsul in Stettin ernannt.

Der Moniteur enthält eine Menge Ernennungen in der Ma— rine, wodurch mehrere Linienschiffe und andere Fahrzeuge Komman⸗ danten erhalten. Gleichzeitig wird aus Toulon geschrieben, daß in den dortigen Arsenalen und Schiffswerften die größte Thätigkeit herrsche und es scheine, als ob die Regierung in Hinsicht der Flotte eine große Entfaltung von Streitkräften eintreten lassen wolle. Die Linienschiffe „Herkules“ und „Jemappes“ von 100 Kanonen sind bereits ganz ausgerüstet, und die Dampf⸗-Fregatte „Panama“ hat ebenfalls Besehle erhalten, sich segelfertig zu machen. Der an Ad⸗ miral Hamelin's Stelle ernannte neue Kommandant der französischen Schiffsstation in Oceanien wird sich auf der Fregatte „Poursuivante“ dahin einschiffen und Hamelin auf der Fregatte „Virginie“ nach Frank⸗ reich zurückkehren.

Die National⸗Garde der Stadt Buzangais im Indre-Departe⸗ ment ist wegen ihres e r bei den dortigen Unruhen mittelst Königlicher Verordnung aufgelöst worden, soll aber sogleich neu or= Die Getraide⸗Unruhen und die hierdurch veranlaß⸗ ten Truppen⸗Bewegungen dauern unaufhörlich sort. In Anvilliers, Bezirk Montargis, verlangten die Aufrührer unter tödtlichen Drohungen vom Maire Brod, oder sie wollten ihn tödten. In Nantes stürmte ein hungriger Volkshaufe vor das Stadt haus und zerschmetterte einige Fenster. In Escarmain, Nord- Departement, organisirte sich in der Nacht vom 1. zum 2. FJe⸗ bruar eine förmlich bewaffnete Bande und zog von Pachthof zu Pachthof, um Nahrung zu erpressen. In , ,. (Gers) wi⸗ dersetzte sich das Volk dem Verkauf von Lebensmitteln an Wieder⸗ verkäufer, die außer der Stadt wohnen. Nach Bourbon -⸗-Vend ée ist auf der Eisenbahn eine zweite Escadron des 7ten Ulanen-Regiments geschickt worden.

Der Deputirte von Haussonville, der vor kurzem in der Revue des deux Mondes eine Apologie der ministeriellen Politik in der spanischen Heiraths-Frage lieferte, Schwiegersohn des Herzogs von Broglie, ist mit einer konsidentiellen Mission nach London abgereist.

Der Toulonnais sagt, daß englische Handelsschiffe fortwährend große Quantitäten Waffen und Munition an den spanischen Küsten landeten, und daß die französische Regierung gut thun dürfte, einige Schiffe in die spanischen Gewässer zu schicken, um diese Manöver zu überwachen.

Die Revue nouvelle giebt die Nachricht, daß Thiers und Lamartine, bisher die heftigsten Gegner, sich mit einander ausgesöhnt haben. Diese Versöhnung soll das Werk des Herrn Chambolle, De⸗ putirten und Redacteurs des Sicle, sein. Herr von Lamartine soll mit den letzten Wahlen sehr unzufrieden sein und sich in Bezug auf die neue Kammer geäußert haben: „Das ist das Corps legis⸗ lativ von 1810.“ Lamartine konnte wegen eines Fieberanfalles nicht den Verhandlungen der Kammer beiwohnen, sonst hätte er über die spanische Frage das Wort ergriffen.

Der Akhb ar vom 26. Januar meldet, daß General Cavaignac seine Expedition gegen die unruhigen Gränzstämme der Prvvinz Sran mit großem Erfolge beendigt habe. Die Stämme wurden von der franzbösischen Kavallerie erreicht, zum Gesecht gezwungen und erlitten

ganisirt werden.

eine vollständige Niederlage. Viele Gefangene und 40, 000 Stück Vieh blieben in den Händen der ine.

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Die 8e von Paris hat beim letzten Wochenschlusse em⸗

pfangen 909, 445 Fr., dagegen herausbezahlt 1,515, b27 Fr.

Der Gemeinde⸗-Rath von Nantes hat beschlossen, daß seitens der Stadt die Regierung um Ertheilung der Ermächtigung zu einer An⸗ leihe von 100,090 Fr. ersucht werden soll, damit man allen Umstän⸗

den der Noth die Stirn bieten könne.

Die Seine stieg vor einigen Tagen auf 4 Metres 60 Centimetres

und überschwemmte die ganzen Quals. Man erzählt, daß aus Anlaß des Plaidoyers des Herrn Alexan-

der Dumas, der vor Gericht erzählte, der Herzog von Montpensier

habe ihm gesagt: „Sie kömmen doch auf jeden Fall zu meiner Hoch- ihm gesagt: „Gehen Sie nach Algier, lieber Dumas, und sehen Sie

Herrn Salvandy ien, habe. Auch Herr Guizot soll sehr erbittert sein, daß Salvandy, indem er Dumas diese Misston gab, den Prinzen und das Ministerium so kompromittirt habe. Graf Bresson hatte sich, wie es heißt, im voraus die Absendung von fran⸗ ö Literaten nach Madrid verbeten, da er ihre Indiscretion ürchtete.

Die Bank von Frankreich soll nächstens ermächtigt werden, No⸗ ten von 250 und von 1400 Fr. auszugeben.

Der neue britische Gesandte am brasilianischen Hofe, Lord How— den, befindet sich in Paris, um hier die Zustimmung der französsschen Regierung zu den wegen Beilegung der Streitigkeiten im La Plata ersorderlich scheinenden Vorschlägen einzuholen.

X Paris, 6. Febr. Auch zu der gestrigen Sitzung der De⸗ putirten-Kammer hatte sich eine außerordentlich große Anzahl von Zuhörern eingefunden, und da nur der kleinere Theil von denen, die Zutritt verlangten, aufgenommen werden konnte, so wurden die Deputirten von allen Seiten mit Bitten um Plätze wahrhaft be— stürmt und vermochten sich der Zudringlichen oft nur mit Mühe zu entledigen. Auch die diplomatische Tribüne war wieder stark besetzt, und unten im Saale selbst bemerkte man in den Seitengängen wie hinter den Plätzen der Deputirten abermals eine Menge von Mit⸗ gliedern der Pairs⸗tKtammer, welche in diesen Tagen keine Sitzungen hält. Es war wenigstens ein gutes Drittheil der Pairs zugegen.

Nach Eröffnung der Sitzung bestieg sogleich Herr Guizot die Tri— büne. Er sei, beginnt er, Herrn Thiers Gerechtigkeit und Dank schuldig. Derselbe habe die Fragen klar gestellt, die allein noch dunkel sein und also Gegenstand der Debatte werden konnten. Herr Thiers habe diese Fragen mit Mäßigung, vollständig und auf solche Weise behandelt, daß die fran⸗— zösischen Interessen dabei nicht Gefahr liefen. Dieses Beispiel wolle nun auch er (der Minister) befolgen. Herr Thiers habe im Grunde die Dop⸗ pelheirath in Spanien nicht angegriffen. Er habe nur gefunden, daß man es nicht recht angefangen. Es handle sich in den Augen des Herrn Thiers also nur um eine Frage des Verfahrens. Aus diesem Verfahren sei eine für das Land ernste, bedeutungsvolle Lage, England und Europa gegenüber, hervorgegangen. Die Frage des Verfahrens an sich sei nicht einfach, sie enthalte vielmehr zwei. „Es lag keine Nothwendigkeit vor, zu thun, was man gethan“, habe Herr Thiers gesagt, „es waltete keine Loyalität ob.“ Er (der Redner) wolle nicht aus diesen beiden Fragen heraustreten, ohne gezeigt zu haben, daß Nothwendigkeit und Loyalität herrschten. Um über die Nothwendigkeit zu urtheilen, müsse man die Lage des Kabinets, Lord Aberdeen gegenüber, im Monat Juni, gut kennen, so wie was aus dieser Lage am Ende Juli, Lord Palmerston gegenüber, geworden. „Lord Aber⸗ deen“, sagte Herr Guizot, „hatte sich steis zu der Doltrin bekannt, daß die Frage ganz und gar eine spanische sei, und daß er die Freiheit und Un— abhängigkeit Spaniens respektiren werde. Nur die Heirath eines französi⸗ schen Prinzen mit der Königin schloß er aus. Thatsächlich waren wir zu einer völligen Verständigung über den Grundsatz der Heirath der Königin gelangt.“ Der Redner verlas hier eine Menge Korrespondenzen, die den Beweis von dieser Verständigung liefern sollten. „Lord Aberdeen“, fuhr er fort, „gab die Ausschließung des Hauses Koburg zu, Frankreich die Aus- schließung der französischen Prinzen. Ich habe hier ein Brief Lord Aber deen's vor mir, durch welchen er Herrn Bulwer tadelt, daß derselbe den Prinzen Leopold vorgeschoben habe. Wenn ich ihn der Kammer nicht vor—

lese, so ist der einzige Grund, daß es ein Privatbrief ist, den ich nicht der

Oeffentlichkeit übergeben könnte, ohne Zustimmung des edlen Lords. Also ließ sich die Lage des französischen Kabinets gegen Lord Aberdeen im Mo- nal Juni so zusammenfassen: Zulassung des Grundsatzes der Abkömmlinge Philipp's V., Ausschließung der Prinzen des Hauses Koburg und der Prin zen des französischen Zweiges des Hauses Bourbon von der Kandidatur für die Hand der Königin; kein Einwurf gegen die Heirath des Herzogs von Montpensier mit der Infantin. Bei Eintritt Lord Palmerston's mußte man sich nothwendig erinnern, daß die Politik des französischen Kabinets der Schwäche gegen England angellagt wurde; man mußte daher zurückhaltend sein. Am 19. Juli wurde der Name des Prinzen von Koburg zum erstenmale in Lord Palmerston's Depesche vorangeschoben; es wird darin gesagt: 4) England habe nichts gegen dessen Kandidatur einzuwenden; 2) der Graf von Tra— pani und der Graf von Montemolin werden als unmöglich oder doch fast aussichtslos erllärt; 3) wird von Frankreich und den Absichten, die es kund= gegeben, sast gar nichts darin erwähnt. Alles also war verschieden in die— ser Depesche von dem, was mit Lord Aberdeen verabredet worden. Graf Jarnac machte Lord Palmerston auf diese Unterschiede aufmeiksam. Der

Lord antwortete, er könne nichts an diesen Verfügungen ändern, ohne einen Man wendet ein, Lord Palmerston habe später den Infanten Enrique als den angemessensten Kandidaten er⸗

Beschluß des Geheimen Rathes.

klärt. Aber man muß sich erinnern, in welcher Stellung sich dieser Infant damals dem spanischen Hofe gegenüber befunden.“ diese Stellung aus einander. zu sprechen sich nicht gescheut, der zu Madrid ausgeübt worden sei; Lord Palmerston habe sogar in einer Depesche diese Anklage nicht verschmäht.

Herr Guizot setzt Man habe ferner von moralischem Zwange

Graf Bresson habe sich dadurch lebhast verletzt gefühlt und ihm (Herrn

Guizot) einen Brief geschrieben, den der Minister vorliest. Graf Bresson

weist darin mit Entrüstung dergleichen Insinuationen zurück. Herr Guizot zeigt auch, daß, als er dem Lord Normanby erwiederte, die Heirathen sollten nicht zu gleicher Zeit geschlossen werden, er in der That dem Grafen rden entsprechende Instructionen gegeben hatte, die er vorliest. Aber Graf Bresson hatte inzwischen zu Madrid, durch das Drängen des spanischen Hofes genöthigt, bereits den Ab- schluß gemacht für die gleichzeitige Voliziehung. Heir Guizot behauptete dann, daß die Stellung Frankreichs zu Spanien durch die Heirathen eine bessere geworden, und wenn er auch nicht leugnen wollte, daß Frankreich dadurch England gegenüber in eine schwierige Lage gekommen, so meinte er

; / . 3 doch, europäische Umstände, welche beide Mächte zu leich und auf gleiche zeit nach Madrid, lieber Dumas!“ und der Minister Salvandy habe Bär beruhen, geen ee bedensen , de, f. . * a . sich das land ein wenig an, es gehen zwar immerfort Deputirte hin, sehr es in beider Vortheil liege, ihre Zwistigkeilen auszugleichen. Der Mi- aber die verstehen nichts davon, sagen Sie mir Ihre Meinung“

eine sehr lebhafte Erklärung zwischen dem Kanzler Pasquier und

nister schloß mit der Erklärung, daß Frankreich den Gang der konservativen Politik, den es seit siebzehn Jahren befolgt habe, auch serner einhalten werde. Nachdem hierauf noch Herr Bill ault gegen die Erneuerung der eng- lischen Allianz, die stets unfruchtbar oder noch dazu kostspielig für Frankreich

gewesen sei, und überhaupt gegen alle Allianzen, auch mit anderen Mäch—

ten, gesprochen und die neulich schon von ihm angestimmte Appellation an die Sympathie der Völker noch weiter ausgeführt hatte, wurde die Debatte vertagt.

In der heutigen Sitzung der Deputirten-Kammer seßte man die ge— stern abgebrochene Diskussion über den zweiten Paragraphen des Adreß⸗ Entwurfs fort. Herr Berryer hatte das Wort. Die von dem Minister des Auswärtigen erwarteten Erkläungen, sagte er, lägen nun vollständig vor, und es sei daher möglich, die befolgte Politit zu würdigen. Er könne das Vertrauen in Erhaltung des Friedens, das die Sprache des Herrn Mini- stets ausdrücke, nicht theilen. Man muüsse die Nebel zerstreuen und dem Lande die Lage zeigen, wie sie sei. Selbst wenn die Hoffnung auf Erhal- tung des Friedens so groß wäre, als der Minister glaube, so wäre es doch nicht gerathen, dieselbe in der Adresse auszudrücken. Er wolle die Debatte resumiren. Herr Thiers glaube, man hätte bei der Heirath der Königin stehen bleiben sollen, die der Infantin aber vertagen. Diese Meinung könne er nicht theilen. Die Schwierigkeit wäre, nach dem Abschluß der Heirath der Königin ohne. Zuthun des englischen Kabinets, dieselbe geblieben. Wahrscheinlich hätte man nur durch Zustimmung zu der Hei- rath des Prinzen von Koburg sich aus der Verlegenheit ziehen können. Das Ministerium habe, er müsse es anerlennen, die seit einem Jahrhundert beobach- tete Polilik Franlreichs, Spanien gegenüber, befolgt die Politik Ludwig's XV. dieser König habe das Haus Oesterreich in Spanien ausschließen, die Rivalitäten und Hindernisse dort beseitigen wollen. Starke und mächtige Bande müß⸗ ten Frankreich und Spanien verknüpfen. Auch Napoleon habe dies be- griffen und danach gehandelt. Aber 1832 seien große Ereignisse in Spa⸗ nien vor sich gegangen, das salische Gesetz sei abgeschafst worden. Das Kabinet vom 22. Februar habe die ihm dadurch erwachsenden neuen Pflich- ten begriffen. Die Rede des damaligen Conseils-Präsidenten in der Pairs-= Kammer gebe davon Zeugniß. Diese Ausschließung der männlichen Linie habe auch die Aufmerksamfeit des jetzigen Kabinets erregen müssen. Aber ob man nichts Besseres hätte thun können, als was geschehen? Der Red⸗— ner deutet an, daß eine Verbindung der Königin mit dem Grafen von Mentemolin vermittelst einer Versöhnung und Ausgleichung das Beste gewesen ware; so hätte man die englischen Prätendenten auf die Hand der Königin beseitigen können. Aber das habe das Ministerium nicht gethan. Die Folge sei das Zerreißen der Allianz mit England gewesen, während das Verhältniß zu dem übrigen Europa schwieriger geworden. Man habe gesagt, der Groll Englands liege nur in der Eigenliebe Lord Palmerston's. Er glaube, dies sei eine Taäͤuschung. Ob Whigs oder Tories dort die Gewalt hätten, die Einwürfe würden die nämlichen bleiben, die Schwierigkeiten dieselben. Er theile daher das Ver- trauen des Herrn Ministers nicht, daß die Wolke nur vorübergehend sein werde, daß die guten Beziehungen sich wieder herstellen würden. Der Herr Minister selbst habe die Schwierigkeit angedeutet. England habe seit dem utrechter Vertrag seine Macht im Mittelmeer vergrößert, es habe jetzt nebst Gibraltar auch Malta und die jonischen Inseln. Alle Interessen desselben seien im Mittelmeer; darum sei es so empfindlich in der vorliegenden Frage, und darum werde sein Groll auch lange und überall sich zeigen, „Ia“ sagt der Redner, „ich billige, was ihr gethan habt, ich billige, daß ihr nicht einen fremden Prinzen sich habt an die Stelle der Abtömmlinge Philipp's V. setzen lassen. Aber da ihr nicht die von mir angedeutete Partei ergriffen, fo habt ihr auch Schwierigkeiten, unzählige Kämpfe in der Zukunst ge⸗= schaffen.“ Der Redner fordert das Ministerium auf, seine Stellung in Madrid zur Wiederherstellung des salischen Gesetzes zu benutzen und Spa— nien wieder zu einer geachteten Stellung in Europa zu verhelsen. Er lommt nun auf die Einverleibung von Krakau zu sprechen, wirft dem Ministerium vor, es habe den Christen des Libanon nicht den nöthigen Schutz und das verlangte Protektorat gewährt, die Vasallenschaft des Pascha von Aegopten anerkannt, und kömmt noch einmal auf die Behauptung zurück, eine Wie derversöhnung mit England sei bei der Empfindlichkeit desselben in Betreff des Mittelmeeres nicht zu hoffen. Aber das dürfe die Regierung nicht abhalten, ihre Rechte in Spanien fest zu vertheidigen. Er verlangt zuletzt die Abänderung des 2ten Paragraphen in einer Weise, welcher die Linke Bravo zuruft, und sein Amendement wird von Herrn O. Barrot unterstützt. Der Paragraph soll danach so lauten; „Frankreich wünscht den Frieden und wird ihn zu erhalten wissen unter Wahrung seiner Interessen und seiner Würde.“ Der Präsident will über den Paragraphen abstim- men lassen, aber es erhebt sich ein fürchterlicher Läirmen. Nachdem Herr O. Barrot die Hoffnung ausgedrückt, das Amendement des Herrn Berper werde einstimmige Annahme finden, bekämpft Herr Hebert dasselbe und spricht noch bei Postschluß. 5

Zwei Blätter, die Quotidienne und das Echo frangais, sind am 3Zten auf der Post und in ihren Büreaus mit Beschlag belegt worden. Sie hatten beide aus einem Departemental⸗-Blatte, dem Independant de l'Ouest, einen heftigen Angriff gegen die Re⸗= gierung und namentlich gegen den Polizei-Präfeften aufgenommen. In diesem war die Rede gewesen von Absendung zahlreicher Polizei Agenten von hier aus nach den Departements des Westens, einer Thatsache, welcher der offizielle Moniteur heute aufs bestimmteste widerspricht. Diese Schmähungen werden um so allgemeiner geta—

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drei Theile. Der erste, den der Ver asser „Système consulaire“ genannt hat, enthält in XIX. Gapiteln Alles, f sich du Ursprung, Zweck. Orga⸗ nisat on, Geschästathätiglein, Stellung, Pflichten und Rechie der Konsulate im. Allgemeinen bezieht. Es ist gleichsam die aus der Praxis herausge— bildete Theorie der Sache, deren Anwendung wieder durch die im zweiten Theile zusammengestellien besonderen Verordnungen und Instructionen der

einzelnen dabei in Bemacht jommenden Staalen bedingt und modifizirt wird. Preußen nimmt hier die ersie Stelle ein. Das Reglement für sämmtliche preußische Konsuln / vom I5. September 1796 eröffnet die Samm⸗ lung dieser interessanten und wichtigen? Ahtenssucke. Ihm folgen i die späteren hierher ehen fe; Verordnungen bis herab zu enjenigen, welche mit den a ef; des Zollvereins in genaue ner Bgie hung stehen, und endlich schiießl sich warad' eint Reihe derb wichti⸗ eren n, . welche Preußen mit den übrigen Staaten abgeschlossen In gleicher Weise werden hierauf noch . hierher gehörige Ver⸗ * und Instructionen von Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, * . . hessen unt. Sachsen - Weimar zufammengestell und besprochen. 4 ile Theil endlich geht auf die Verhälinisse 6 Zoll Vereins als ler r rr rr. ein; hier giebt der Berfaffer zuvörderst eine statistische —— Bestandtheile, feht Jweck und Organisation desselben aug Berein bis fügt dann die andels Verträge . welche der Zoll⸗ = 5 als solcher, müt fremden Mächten , , . hat. Den

3 macht ein vollständiges Verzeichniß der Konfuln, 6 ereins gegenwärtig in anderen Ländern un⸗

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Kürze und, Präzisien istz ur Beinen h ,

dürste eine häufigere und genauere Angabe der betreffenden Literatur, zum weiteren Nachweis, manchem Leser sehr willkommen gewesen sein. Die Sprache, obgleich klar und einfach, läßt in stolistischer Beziehung allerdings Manches zu wünschen übrig. Der Verfasser verwahrt sich deshalb in der Vorrede. Der gweck weiterer Verbreitung rechtsertigt indessen den Gebrauch des ihm, wie es scheint, eiwas ungewohnten Idloms der diplomatischen Geschästswelt.

Sechste Quartett⸗Versammlung im Cäcilien-Saale der Sing⸗ Akademie.

(Den 8. Februar.)

Ein musikalisches Dreigespräch, ein Trio sür Violine Viola und Violoncell von Beethoven (aus G- dur), eröffnete auen ahmõmweise den Abend, ein Werk, das, obgleich es des Reizes einer vierten, vermittelnden Stimme ermangelt und aus des Meisters srühester sammt, durch Klatheit und die ihm inwohnende Helterlkeit des Charakters allgemeines Interesse erregte. Die mächtigen Ahnungen eines höheren Geisteslebens, wovon die späteren Werle erfüllt sind, teien indessen dem qufmerksamen . auch hier schon in einzelnen Zügen entgegen, namentlich im ersten

lle gro und im Andante, wogegen Scherzo und Fin ge durchweg einen fast kindlichen Frohsinn athmen, wie man ihn (bei Beethoven sel⸗ ten) sonst nur bei Haydn in gleichem Maße anzutreffen gewohnt ist. Die Ausführung war, besonders von Seiten des Violinisten und des Cellisten, eine wohlgelungene. Der Braischist schsen anfangs etwas durch seine her= vortretende Stellung genirt und verlor in i. dessen n . assagen des ersten Saßes die gewohnte, ruhige Haltung. Im Hebrigen schloß er sich jedoch dem Ganzen erfolgreich an, so 1 die henliche Tondichtung

nicht minder durch ihren gediegenen Inhalt als der vortrefflichen Ausfüh⸗ . wegen die lebendigste Theilnahme der Anwesenden in Anspruch nahm.

Ein Viergespräch, ein Quartett von Beethoven (Nr. 12 in Es- dur), solgte; eines jener phantastischen Gebilde des unsterblichen Ton- dichters aus seiner letzten Schöpfungs-Periode, in denen die deidenschaft oft eine Wildheit des Charakters annimmt, der Einst eine Tiefe gewinnt, daß ein gewöhnlicher Blick die Bedeutung des Ganzen kaum mehr erkennt, wo jede Spur ven Alltäglichkeit schwindet und die Phaniasie sich in wahrhaft ijabyrinihischen Gängen verliert. Trotzdem fehlt es nicht an Schönheiten, die Je den erfreuen. Wer würde z. B. nicht durch den wun derbaren Gesang von Violine und Cello im Adagio aufs tiefste berührt? Wen eifrischien nicht die Lichtblicke im Scherzo und Finale, die zwar selten, dann aber um so glänzender aus dem düsteren, nächtigen Tongebilde auftauchtn? Niemand kann sich dieser Eindrücke erwehren, obwohl selbst der Eingeweihte, der Musiler, das scheinbar chaotische Ganze in seiner Bedeutsaäͤmkeit und Größe zu erfassen nicht nach einmaligem Hören ver⸗ möchte. Den Ausführenden gebührt aber für die bis in die unscheinbarsten Einzelnheiten dringende Feinheit der Nüancirung, überhaupt für die echt lünstlerische Auffassung der auch in rein technischer Beziehung schwer zu exekutirenden Tonschöpfung, unbedingtes Lob.

Mozart's Genius war es, der die wackeren Künstler zu einem Fün f gespräch vereinigte, Sein gemüthreiches C-dur-Quintett, an des= sen i ler Inhalt sich die Hörer sichtlich erquickten und begeisterten, wurde zum Schluß der Soiree von den Herren Zimmermann, Ron neburger, Gebrüder Richter und Lotze so fein, zart und innig vor- getragen, daß ung in Folge dessen kein Wunsch bließ, ale eiwa der, daß diese sech ste Versammlung noch nicht die Letzte dieses Winters gewesen sein möge, ein Wunsch, den sicherlich alle Verehrer der benreffenden, durch bie Genannten so anerlennungswerth vertretenen Musilgattung aufrichtig

2.

mlt uns theilen.

ö

.

delt, je übereinstimmender das Lob und die Anerkennung für die Ver⸗ waltung des Herrn Gabriel Delessert sind. Man kann in der That sagen, daß noch unter der Verwaltung keines einzigen Polizei⸗Prä⸗ fekten seit 1830 so wenige Reclamationen vorgekommen sind, als un⸗ ter der des Herrn G. Delessert. Uebrigens sind diese beiden Blät⸗ ter vorgestern zum letztenmale erschienen. Schon seit längerer Zeit nämlich war (wie bereits erwähnt) der Plan im Werke nicht blos diese beiden, sondern auch die beiden anderen legitimistischen Organe, nämlich die Gazette de France und die France, also vier Blätter im Ganzen, in ein einziges zu verschmelzen, um den Beweis zu liefern, daß Einheit der Gesinnung und des Strebens unter der ganzen legitimistischen Partei bestehe. Dieser Plan war aber pen hi fe hin. an dem Widerstande der Gazette de France gescheitert, die, unter der Leitung des Herrn von Genonde stehend, allein so viele Abonnenten zählt, um ohne Verlust für den Unterneh—⸗ mer bestehen zu können. Auch hatte dieses Blatt einen gewissen ge⸗ sicherten Leserkreis, der ihm lange treu blieb, mehr um der Erinnerungen aus der Zeit der Restauration willen, als wegen der Haltung, die es . einigen Jahren angenommen hat. Diese Haltung, namentlich die auf⸗ fallend stark hervortretende Hinneigung zumRadikalismus, sein fortwähren⸗ des Anpreisen des allgemeinen Stimmrechts, das unstreitig einer der Hauptzielpunkte auch der radikalen Tendenzen ist, hatte längst zu einem Bruch zwischen der Gazette de France und den anderen legitimi⸗ stischen Blättern gesührt, der zuletzt unheilbar wurde, denn Heir von Genoude, statt wieder in die wahren royalistischen Grundsätze einzu— lenken, von denen er abgekommen war, verfolgte vielmehr die neue, von denselben abweichende Bahn und kam so endlich nothwendiger⸗ weise auf den Punkt, wo seine bisherigen Meinungsgenossen alle Hoff⸗— nung, ihn wieder auf den rechten Pfad zurückführen zu können, auf⸗ geben mußten, daher auch seder weiteren Rücksichtnahme gegen ihn entsagten. So kam es denn am Zten d. zu einem öffentlichen Zerwürf⸗ niß, indem Herr von Genoude als Depulirter in der Kammer geradezu eine angreifende Stellung gegen die Restauration einnahm, der er so lange gedient, die er so lange vertheidigt hatte. Die nothwendige Folge davon war, daß sich nun auch die treugebliebenen Legitimisten in der Kammer von ihm lossagten, und zwar feierlich, so daß er jetzt ganz allein und abgesondert in der Kammer, wie die Gazette de France in der Presse, dasteht. Noch an demselben Abend traten auch die Commissaire für die drei legitimistischen Blät— ter Quotidienne, France und Echo fran gais zusammen, und die so lange schon beabsichtigte Verschmelzung aller drei in ein ein⸗ ziges Blatt der ganzen legitimistischen Partei kam zum Abschlusse. Die Interessen der legitimissischen Partei können jedenfalls nichts da— bei verlieren, wenn ihre Kräste sich konzentriren und sie andererseits eines Bundesgenossen loswerden, der durch seine zweideutige Haltung ihnen offenbar mehr geschadet als genützt hat.

Großbritanien und Irland.

Unterhaus. Sitzung vom 4. Febr. Lord George Bentinck entwickelte heute in einer über zwei Stunden dauernden und von allen Seiten ziemlich beifällig aufgenommenen Rede einen Antrag wegen Förderung einer nützlichen Beschäftigung des Volkes durch Anlage von Eisenbahnen in Irland. Er brachte zu diesem Endzweck eine Bill vor das Haus und gab die zur Ausfüh⸗ rung derselben nöthige Summe auf 16 Millionen Pfd. St. an. Wenn auch, sagte der Redner, gegenwärtig schon 500,000 Menschen mit einem Aufseher⸗Personal von 11,5687 Beamten in Irland auf Kosten des Staates nnterhalten würden, so sei die Lage des Landes doch noch nicht so verzweifelt, daß man auf die Wirksamkeit jeder Abhülfe verzichten dürfe, da er glaube, namentlich eine Be— seitigung der Schwierigkeiten in neuen Eisenbahn Anlagen zu finden. Lord G. Bentinck berief sich hierauf zu Gunsten seines Planes auf den Bericht der Untersuchungs-Kommission von 1836, zu welcher die Herren Hudson, Stevenson und Laing gehörten. Von 1582 konzessionirten Eisenbahnmeilen seien in Irland erst 123 beendigt und noch 156 in Arbeit, während in England 2600 beendigt und 4600 der Vollendung nahe seien. Die Schuid liege offenbar am Geldmangel, und darum müsse die Regierung mitwirken und zwar den Compagnieen zwei Drittheile des Kapitals gegen den nämlichen Zins vorstrecken, den sie selbst den Darleihern zahlen müsse. Dieser Jins dürfte 37 pCt, betragen; und der Redner suchte nun zu zeigen, daß jede irländische Eisenbahn mehr einbringen würde. Zu diesemn Bebufe solle eine eigene. Eisenbahn Kommission er— nannt werden, um die Zweckmäßigkeit der einzelnen Pläne zu begutachten. In Folge dieses Systems würden die Actien— Inhaber zwei Drittheile ihres Kapitals zur Verbesserung ihrer Grund- stücke benutzen können und eine Masse von Arbeitern beschäftigt wer⸗ den. Die Garantie liege in den künstigen Eisenbahnen, was noch sicherer sei, als eine Hypothek auf Grundstücke. Der Lord verwahrte sich gegen jede Absicht, mit Lord John Russell's Plänen rivalissren zu wollen; vielmehr sei der seinige schon drei Monate alt, und er habe absichtlich damit zurückgehalten. Er berechnete nun, daß auf diese Weise 110,000 Menschen mit Einschluß ihrer Familien circa 560, )00 Personen im Jahre hindurch ernährt werden würden. Er detaillirte sodann die einzelnen Artikel sei⸗ ner Motion und schlug die daraus entspringende Verbesserung der Ländereien auf 23 Mill. Pfd. an. Außerdem behalte in Folge der Ernährung von 660,000 Personen die Armenkasse 22,500 Pfd. zur Verwendung. Zunächst würde englisches Kapital ins Land strö⸗ men, und er berechnete, daß den Grundeigenthümern dadurch 1,2650, 000 Pfd., den Landsassen 260,000 Pfd. zufließen würden. Die Besorgniß, daß eine Anleihe von 16 Mill. Pfd. die Fonds drücken und das Geld knapp machen würde, theilte der Redner nicht, wenn nur diese Summen, wie im Jahre 1835 bei der Emancipation der Neger geschehen, in dreimonatlichen Raten erhoben würden. Vielmehr fühlte er sich überzeugt, daß diese 16 Millionen, wozu noch die 8 Millionen der Eisenbahn⸗Compagnieen kä⸗ men, eine bedeutende Vermehrung der Einnahme durch die vermehrte Consumtion zur Folge haben würden. Die Zin— sen der Anleihe sollten mit dem Tage des Vorschusses be— ginnen und die Tilgung in 30 Jahren beschafft werden. Zum Schlusse hielt er dem Charakter des irländischen Volkes eine förmliche Lobrebe und erklärte, obgleich ein Sachse, für dessen Loya— lität einstehen zu wollen. Lord John Russell zollte dem Patrio⸗ tismus und dem Talente des Lord Bentinck die größte Anerkennung. Einen ähnlichen Plan, sagte der Minister, habe schon Lord Morpeth gehabt, wodurch der Regierung eine größere Kontrolle über die Eisen⸗ bahnen e n, wurde. Änlangend den Bentinckschen Plan, hielt er es nicht für räthlich, daß sich die Regierung mit der Verwendung des Kapitals im Allgemeinen befassen wollte. Schon früher habe et ein Gesuch der irländischen Eisenbahn. Compagnieen wegen eines Dar= lebens von 5 Millionen Pfund abgelehnt, weil diese Summe gerade den leidendsten Distrikten nicht zu Guie lommen würde. Gegen die Einbringung dieser Bill hatte er aber nichts einzuwenden, weil sie allerdings die sorgfältigste Erwägung verdiene, behielt sich indeß vor, bei der zweiten Verlesung gegen dieselbe zu stimmen. Herr Roh buch erklärte sich sogleich ehen dieselbe, weil er einer Besteuerung der fleißigen Bevölkerung Englands zur Anlage ihrer Kapltallen in ir= gend einem Unternehmen nicht seine Zustimmung geben fönne. Man unterstütze jetzt schon Millionen Irländer mit Cinkr Summe, welche

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nach Deckung der Zinsen der Nationalschulb mehr als die Hälfte der gesammten Verwaltungakosten der englischen Regierung betrage, und dennoch werde man noch der Hartherzigkeit angeklagt, wenn das selbst nothleidende englische Volk sich sträube, den Irländern das jenige Fleisch und Bier und Geld zu geben, was es selbst nicht einmal habe. Nach⸗ dem der Redner mit einiger Bitterkeit gegen die persönlichen Bemer—⸗ kungen Lord George Bentincks sich ausgesprochen hatte, kündigte er an, daß, wenn bei dieser Gelegenheit das Haus von der gewohnten Regel, die Privat⸗Kapitalien und Unternehmungen ihren eigenen Weg nehmen zu lassen, abweichen würde, er sofort jedem Antrage zur Be⸗ willigung einer Summe für die nothleidenden Irländer einen gleichen Antrag zu Gunsten der nothleidenden Engländer ent⸗ gegenstellen werde. Lord George Bentincks Plan sei entwe⸗ der gut an sich, oder er sei fut zur Beseitigung des beste⸗ henden Elends; Lord John Russell habe die Nutzlosigkeit in letzterer Hinsicht nachgewiesen, und was den ersten Zweck betreffe, so ziehe dieser Plan einen unangemessenen Vortheil aus der gegenwärtigen Noth Irlands, um die Ansprüche der dortigen Grundbesißer auf das Mitleid des Volkes von England zu unterstützen. Wenn jemals eine solche Appropriations-Bill wirklich in das Parlament gebracht würde, so werde er wenigstens darauf antragen, daß kein irländischer Grundbesitzer einen Antheil an diesem Raube haben sollte. Man sollte deshalb den Antrag zur Einbringung einer sol- chen Bill sogleich zurückweisen. Herr Hume stimmte Herrn Roebuck bei; andere Redner nahmen Partei für Lord Bentinck, na⸗ mentlich sämmtliche irländische Mitglieder, wie die Herren Grattan, John O'Connell, Smith O'Brien u. A., welche mit leiden⸗ schaftlicher Heftigkeit gegen Herrn Roebuck auftraten. Endlich, nach⸗ dem der Schatzkanzler und Herr Labouchere, der Secretair für Irland, erklärt hatten, daß sie der Bill in ihren späteren Stadien sich widersetzen würden, erhielt Lord G. Bentinck Erlaubniß zur Ein—⸗ bringung derselben. Als er vor die Barre des Hauses mit der Bill trat, erhob sich Herr Roebuck abermals und erklärte die leidenschaftliche Bitterkeit der irländischen Mitglieder aus der Wahrheit seiner Bemerkungen, wodurch von neuem ein hef⸗ tiger Wortwechsel hervorgerufen wurde, den der Sprecher durch den Ruf „zur Ordnung“ unterbrach. Die Bill ward hierauf einge⸗ bracht, zum erstenmal verlesen und die zweite Lesung auf nächsten Donnerstag angesetzt. Eine der jüngst angenommenen irländischen Maßregeln, die Unterstützungs-Bill für Hülfsbedürftige in Irland, passirte hierauf das Comité, und das Haus vertagte sich.

Im Oberhause kam nichts von Bedeutung vor. Der Marquis von Laus downe legte die auf die Einverleibung Krakau's Bezug habenden Papiere vor.

London, 5. Febr. Ihre Majestät die Königin hielt gestern in Windsor eine Geheimeraths⸗Sitzung, in welcher die Liste der Sheriffs für England und Wales für das gegenwärtige Jahr ent— worfen und eine Proclamation zur Wahl eines schottischen Pairs an die Stelle Lord Rolle's erlassen wurde.

Gegen Lord George Bentind's Plan zur Anlage von Eisenbah— nen in Irland in so großartigem Maßstabe, daß die Regierung 16 Millionen Pfd. und die Privaten 8 Mill. Pfd. hergeben follen, tritt die Times mit entschiedener Opposition auf; sie ist der Meinung, man möge das Land eher für bankerott und unzurechnungsfähig er⸗ klären und einer milden Willkürherrschaft unterwersen, unter welcher die Irländer wie Kinder behandelt und erzogen werden könnten, als ein solches System der Unterstützung dort einführen. Auch der Globe spricht sich gegen den Bentinckschen Plan aus, den der Standard und die Toryblätter feiern.

Die Morning Chroniele ist. ungehalten über die jüngste Interpellation Lord Aberdeen's im Oberhause und vermerkt es übel, daß er die „Gefälligkeit“ gehabt habe, eine schüchterne Beschwerde über die Veröffentlichung der Heiraths-Korrespondenz und den Wunsch, sie beendet zu sehen, gerade in dem Augenblicke vorzubringen, wo die vollständige Kenntniß der gewechselten Noten in Frankreich „die ent⸗ schiedenste und heilsamste Wirkung“ hervorbrachte und von den Orga— nen aller Parteien und aller Partei- Nüancirungen ein warmes und einstimmiges Zeugniß der Loyalität der britischen Regierung hervor— rief. Die Chroniele ist der Meinung, daß der eminenten Geschick⸗ lichkeit Lord Palmerston's ein guter Theil dieses günstigen Erfolges zugesprochen werden müsse, und daß, wenn auch einige allzu kritische Kritiker ihm seine Wärme des Ausdrucks vorwerfen zu dürfen glauben, man wenigstens darin auch den Beweis sehen müsse, daß er es ernst⸗— lich gemeint habe, und daß er kein Heuchler sei, der einen freund— schaftlichen und versöhnlichen Ton anstimme, während er doch das Unrecht empfinde, das dem Staate, den er vertritt, angethan sei. Das ministerielle Blatt erwähnt dann des Gerüchts, daß Herr Gui— zot seinen Posten räumen werde, und sucht nachzuweisen, daß die Behauptung französischer Blätter, als sei der Sturz Guizot's das Ziel der neuesten Politik Englands, jeder Begründung entbehre. „Ob Guizot Minister ist oder nicht“, schreibt die Merning Cbronicle, „ist für uns eine Sache von gar keiner Bedeutung. Allerdiugs stand er bisher in England unter allen sranzösischen Staatsmännern am höchsten in der allgemeinen Achtung, das erklärt sich aus seiner ganzen Laufbahn, seinem Ruhme, seinem Verhalten während seines Aufenthaltes in England, seiner Kenntniß von England, dessen Sprache, Literatur und Geschichte, viel mehr aber noch daraus, daß er den Ruf der Zuverlässigkeit besaß, den die französischen Staatsmänner unserer Zeit im Allgemeinen nicht mit ihm theilten. Ueberdies galt er für einen zuoerlässigen Freund des Friedens, und man glaubte nicht, daß er denselben einer ungenügenden Ursache, einer bloßen Intrigue we⸗ gen aufs Spiel setzen werde. In sehr kurzer Zeit wurden wir lei⸗ der enttäuscht. Wie es unter Thiers oder Mols oder Broglie oder irgend einem Anderen herging, so auch unter Guizot. Sein Charakter und das Vertrauen, welches man bei uns in ihn setzte, galt für eine Waare, um da⸗ mit Handel zu treiben. Werden wir auch Guizot los, so werden wir doch von diesem System nicht befreit, und daher möchten wir, so weit die Interessen Englands in Betracht kommen, Guizol's Sturz eher beklagen, als uns über denselben freuen, denn so lange er im Amte ist, kennen wir doch wenigstens den Mann, mit dem wir zu thun haben.“ Ueberdies meint die Chroniele, handelt es sich setzt nicht um die Frage, durch welche Mittel Frankreich sich seinen überwiegenden Einfluß in Spanien geschaffen habe, sondern wie es denselben anwenden werde, und diese Frage werde sich leichter durch die Klugheit Guizot's, als mit der Lebhafligkeit von Thiers oder der nicht minder gefährlichen Indolenz Moléc's auf eine freundschaftliche Weise ordnen lassen.

In Irland hat sich, nach dubliner Berichten von vorgestern, wie⸗ der strenge Kälte eingestellt, und es droht daher eine abermalige Steigerung der Noth. Die letzten Nachrichten aus den Grasschaften Galway, Mago und einem Theile von Waterford lauten sehr ungün-= stig; in der Nähe von Kilconly sind in wenigen Tagen 18 Personen Hungers gestorben. Bei alle dem hält das Fallen der Getraidepreise auf den Märkten im Innern des Landes noch immer an.

Man hat Nachrichten aus New. Nork erhalten, welche allen Hoff= nungen, daß der mexikanische Kongreß auf die Friedens⸗Anträge der Vereinigten Staaten eingehen werde, ein Ende machen. Im nord- und südamerikanischen Kaffeehause findet sich darüber folgender An- schläag: „New- York, den 12. Januar. Der mexikanische Kon-=

greß hat dekretirt, daß er an den Frieden nicht d

desselben unterhandeln werde, bevor nicht wei e nn , wenn. kanischen Boden geräumt hat und jedes an der merikanischen Kůsite stationirte Schiff zurückgezogen ist.“

Aus einem dem Parlament auf Herrn Hume's Verlangen vor- gelegten Bericht geht hervor, daß die Summen, welche an Capital ünd Zinsen auf Rechnung der russisch-holländischen Anleihe, die Eng land beim Friedensschlusse abzutragen übernahm, bis jetzt an Rußland bezahlt hat, sich auf 0493,75 Gulden belaufen. Die Summe, welche England noch an Rußland schuldet, beträgt 17 Mill. Gulden.

In der Exeterhalle wird dieser Tage eine große Versammlung stattfinden, in welcher neue Subscriptionen für die Armen von Irland und Schottland angeregt werden sollen; das Drurylane⸗Theater giebt am Montage zum Besten derselben eine große Vorstellung. Der Morning Herald berichtet: „In den letzten zwei Wochen haben die irländische Regierung und das hielt Schatzbüreau Alles gethan, was in ihrer Macht stand, um durch Einsetzung von Hülfs⸗— Comités in jedem irländischen Pfarrbezirke die dortige Noth zu erleichtern. Sechs oder sieben neue Inspektoren, meistens Offiziere der Armee oder Flotte, sind angestellt worden.“

In einer gestern gehaltenen Versammlung der ex officio er⸗— nannten Administratoren der Fallitmasse von Harman u. Comp. ist beschlossen worden, zur Liquidirung der Masse die nöthige Vollmacht zu ertheilen, und man glaubt, daß unter günstigen Umständen 20 pCt. realisirt werden können.

nieder lande.

Aus dem Haag, 65. Febr. Se. Königl. Hoheit der Prinz Heinrich ist nach einer Seefahrt von mehreren Monaten wieder hier eingetroffen.

Das Journal de la Haye erklärt die Besitznahme der an der Nordwest-Küste von Borneo liegenden Insel Labuan durch die englische Regierung durchaus nicht für eine Verletzung eines bestehen⸗ den Vertrages zwischen England und den Niederlanden und führt zum Beweise folgende Worte an, welche der holländische Kolonial⸗ Minister in der Sitzung der zweiten Kammer der General -Staaten vom 4. November 1846 gesprochen: „Was die Besitzergreifung der Insel Labuan betrifft, so hat sich die Regierung der Niederlande der- selben nie widersetzt, da diese Insel nicht in dem Rayon liegt, den wir als niederländisches Territorium betrachten. Wir haben niemals einen Fuß breit Landes auf dieser Insel besessen, noch auch irgend ö. politische oder kommerzielle Verbindung mit derselben unter- halten.“

D änem ar n.

Kopenhagen, 5. Febr. (A. M.) Nachdem mit dem Aus⸗ gange vorigen Jahres die Hindernisse gehoben worden waren, welche die inneren politischen Zustände Griechenlands dem definitiven Zustande⸗ kommen des zwischen Dänemark und Griechenland abgeschlossenen Handels-Traktats, unterzeichnet in Kopenhagen am 21. Oktober 18465 und in Athen am 13. (25.) Dezember 1846, bisher in den Weg gelegt hatten, ward die Ratification Sr. Majestät ausgefertigt und deren Ueberbringung nach Athen, so wie die Auswechselung derselben gegen die von griechischer Seite ausgefertigte, entsprechende Akte, dem Oberst⸗ Lieutenant Fabricius übertragen.

Die Berling. Ztg. bemerkt, daßasie in ihrem Artikel: „Rück⸗ blick auf das Jahr 1816“, nicht die angeblichen dänischen Noten an ausländische Mächte, sondern die Noten ausländischer an Dänemark in Abrede gestellt habe. (S. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 35)

Spanien.

Paris, 5. Febr. Die Lage von Catalonien nimmt mit jedem Tage einen drohenderen Charakter an, der Bürgerkrieg orga= nisirt sich unverkennbar immer umfassender, und die Rebellen vermeh⸗ ren ihre Mittel zum Kampfe. Der General-Capitain Breton, wel- cher am 24. Januar Abends von seinem Zuge nach Arens de Mar nach Barcelona zurückgekommen war, hatte diese Hauptstadt schon am 2bsten wieder verlassen, um in eigener Person nach Hoch-Cata⸗ lonien zu ziehen, gegen die Bande des Ros de Eroles, die bereits über 30 Mann stark sein und die Gränzscheide zwischen den Pro⸗ vinzen Lerida, Gerona und Barcelona zwischen Berga, Solsona und Seu de Urgel durchstreifen soll. Berga liegt schon etwas entfernter von den hohen Bergen, und daß die Rebellen sich bis in diese Ge⸗ gend vorwagen, zeigt das Vertrauen, von welchem sie beseelt sind. Man spricht auch schon nicht mehr von Banden von I0 und 40, sonbern von 300 und 400 Köpfen. Andererseits wird das Land besonders auch längs der Gränz⸗Distrikte von Diebes⸗ und Räuberbanden heimgesucht, welche die politischen Kämpfe zu ihrem Vortheile ausbeuten. Von manchen Seiten wird es getadelt, daß der General-Capitain überall, wo einige Bewegung oder Unordnung sich zeigt, selbst erscheinen will, um die Gefahr zu bekämpfen, als ob er keinen Offizier unter seinen Befehlen hätte, ber dazu tauglich wäre. Man fürchtet, die Bevöl- kerung könnte dadurch verleitet werden, die Dinge manchmal ernstli« cher zu nehmen, als sie sind. Indeß erkennen doch alle Freunde der Ordnung und des Friedens an, daß der General⸗Capitain Breton vielleicht der einzige Mann ist, der Catalonien vor großem Unheil durch seine unermüdliche Thätigkeit und Energie zu bewahren vermag.

gandels- und Börsen - nachrichten.

2A. Ansterdam, 6. Febr. Der Umsatz in Staatspapieren war diese Woche nicht lebhaft, und die meisten Course erfuhren nur unerhebliche Schwankungen. Unter holländischen Fonds waren es wieder Integrale, die am meisten verhandelt wurden, weil davon noch immer Sendungen vom Auslande zum Verkaufe eingingen; deren Cours hatte sich nach ÄAbwicke— lung der monallichen a n. zum Steigen geneigt und 585 35 erreicht, als jene Verkäufe bewirkt wurden und den Preis aber- mals auf 571 7 zurückdrängten; die seitdem bekannt gewordene sestere Haltung der pariser Börse machte einen günstigen Eindruck auf den hiesigen Markt und brachte Integrale zuletzi wieder auf IS Yb; 3proz. wirkliche Schuld ging von 0m 7, auf 71 P; proz. dito wurde gestern besonders gefragt und stieg dadurch von 0 auf gi P. Die Actien der Handels“ nn schwankten erst zwischen 1721 und 1721 0, behaupteten jedoch am Ende den letzteren Cours. Auch russische Fonds wurden dieser Tage öfter begehrt, wodurch alte n bei Hope bis 105 3 und 4proz. Certififate bei demselben bis s8 X ge- stiegen sind; Zproz. wiener Melalliques wurden anfangs zu 104 und zu- leßi zu 1043 3. gelaust. Spanische Ardoin-Obligationen fielen bis 19 4, haben sich jedoch auf 193 96 erholt; deren Goupons wurden zu 165 96 ver⸗ geben. Portugiesische wechfelten zwischen 357 und 73 A, gestern blieb der en auf 371 95 stehen. Der Geldzins · Cours ist unverändert auf 4 9h eblieben. ö An den beiden ersten Getraidemärkten wurden ein noch mehrere Anläufe von Weizen und Roggen nn , ,. zu stehen m g, gemacht; da jedoch in den jetzten Tagen die Frage 1 . . es hohen Preis⸗ standes aufhörte, beschlossen die Inbaber, y 2 26 J welches dann noch einige Geschäste in Roggen am . . arlte e. führte, während von Weizen nur kleine Quantitäten an Ver raucher abgingen. Am Mitt⸗= elegt: für unverzollten 129pfd. weißbunien polnischen Wel woch wurde angeleg ; zen 413 Fl., 127; i29psd. bunten dito 396. 406 Fl., 132pfd. neuen wig-⸗ narschen Weizen 420 Fl., 12998. rostocker dito 490 Fl.; für verzollten 126. 129. 136pfd. bunten polnischen Weizen 400. 415. 425 Fl.; für unver-