1847 / 55 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

den ihren Tod in den Wellen, eben so der wackere Capitain Entholt, der an seinem Platze blieb, bis die Passagiere gerettet waren, dabei aber als Opfer seiner Berusstreue das Leben verlor.“

Oesterreichische Monarchit.

Wien, 19. Febr. Der Oesterreichische Beobachter theilt in seinem heutigen Blatte die Depesche mit, welche Lord Pal merston in Bezug auf die Einverleibung Krakau's in die öosterreichi chen Staaten an den britischen Botschafter am hiesigen Hofe, Lord Pon sonby, zur Mittheilung an den Fürsten von Metternich, gerichtet hat. Dieselbe lautet: 9 Auswärtiges Departement, 23. November 1 6. Molord! Graf Diennichstemn, der Ititter unsen. nds Baron Vfunn h haben mir gieichlautende Tepeschen von ihren restellisen Negierungen nebst

einer Denkschrist, als Beilage zu jeder derselben, mitgetheilt, in welcher der Regierung Ihrer Majestät die Absicht der Regierungen von Desterreich, Rußland und Preußen angekündigt wird, der unabhängigen Exnistenz des Freistaats Krafau ein Ende zu machen, und die Stadt uind ihr Gebiet den Staaten des Kaisers von Oesterteich einzuverleiben. Als Grund, worauf diese Absicht beruht, wird angeführt, daß der Freistaat Krakau im Mai 1815 durch die drei Traliate zwischen Oesterreich, Rußland und Prer ßen geschaf— fen und enichtet worden ei; daß diese drei Mächte allein, nach⸗ dem sie diesen Staa geschaffen haben, nun befugt sind, durch ihre eigene Machtvolllommenheit der Existenz desselben ein Ende zu machen; daß siR sich nunmehr für berechtigt halten, dies zu thun, well der Freissaat seit einer langen Reihe von Jahren seinc Pflichten gegen bie Schutz mächte verletzt hat; daß während der polnischen Insurrection im Jahre 1830 Krakau den Insurgenten im Königreiche Polen Beistand ge— seistet und, nachdem der Ausstand unterdrückt war, eine große An ahl von Flüchtlingen aus jenem Königreiche beherbergt hat; daß AÄrakau von dieser HJeit an bis jctzt der Heerd politischer Umtriebe gewesen ist, die auf Siö— fang der Ruhe der drei angränzenden Staaten geiichtet waren; da, in neuester Zeit die Bevölkerung dieser Stadt wirllich in die Provinz Ga— lizien eingefallen ist und die Kasse der Salzwerke von Wiliczta geplündert hat, und daß, nachdem die, frafauer Regierung durch funcre Zwistigkeiten aufgelöst war, die drei Schutzmächte nunmehr, die Frage zu entscheiden hatten, ob sie eine nicht bestehende Regierung wieder aufrichten oder den Stand der Existenz von Krakau und seines Gebietes gänzlich ändein sollten; und sie sagen, daß sie das letztere Verfahren vor— gezogen und beschlossen haben, daß Krakau wieder an Oesterreich, welcher Macht es vor 1809 angehört hatte, zurückfallen und künftig einen Theil der österreichischen Staaten bilden solle. Die Regierung Ihrer Majstät hat diese Mittheilung mit tiefem Leitwesen und mit großer Ucberraschung empsangen. Die Mittheilungen, welche kürzlich mit den Repräsenta ten der drei Mächte an diesem Hofe gepflogen wurden, haben Ihrer Ma⸗ jestäh Regierung erwarten lassen, daß irgend ein Vorschlag von den drei Mächten zu irgend einer Modificalion des politischen Zuastandes, in welchen der wiener Traktat den Freistaat Krakau versetzt hat, in der Absicht gemacht werde, die Länder der drei Mächte ge⸗ gen die Gefahr einer Störüng durch Komplott, die in Kralau geschmiedet werden könnten, besser sicher zu stellen; aber Ihrer Majestät Regierung war auf eine Mittheilung der Art, wie sie nun erhalten hat, nicht vorbereitet; und Ihrer Majestät Regierung fühlt sich verpflichtet, gegen die Ausführung der solchergestalt angelundigten Absicht zu proötestiren. Ihrer Majestät Regierung will zuvördeist die Gründe erwägen, durch welche man die beab— sichtigie Maßregel zu rechtfertigen sucht, und dann das Recht, wel ches die diei Mächte für sich in Ansprtuch nehmen, um sie durch ihrt eigene Machtvollkommenheit auszuführen. Es ist zu bemer, len, daß nach den Ereignissen von 1830 und 1836 die drei Mächte zu Maßregeln geschritien sind, welche sie als hinreichend für

242 wäre, nach Kralau zu gelangen. Die Bevölkerung von Krakau ist beschränlt an Jahl, und die Ankunft eines verdächtigen Fremden würde nicht nur schnell von der Polizei bemerkt werden, sondern es würde kaum möglich sein, daß ein solcher Fremder oder irgend ein Einwohner von Krakau län- gere Zeit hindurch einen Briefwechsel mit den Bewohnern eines benach- arten Landes zu dem Zwecke, dort Unruhen anzuzetteln, unter- hielte, ohne daß diese Korrespondenz zur Kenntniß der Regierung, und durch diese zur Kenniniß der drei Nesidenten gelangte; und sind Umtriebe dieser Art einmal bekannt, so würde die lot Ger geben von Krakau ohne Zweifel die Mittel darbieten, sie wirksam zu unterdrücken. Wenn aber die , von Krakau nicht wirlsam genug sind, um diesen Zweck zu erreichen, und wenn die Gesetze von Krakau der Regierung die Macht nicht verleihen, einen solchen Mißbrauch des Asyls im Freistaate zu veihindern, so lönnten diese Polizei⸗-Einrichtungen ver. bessert und jene Gestze verändert werden, und volle Sicherheit könnte in diesen Bezichungen für die drei Mächte erlangt werden, ohne die Existenz des Freistaate zu vernichten. Es ist ohne Zweifel Krakau's Pflicht, den diei Mächten diese Sicherheit zu geben; denn Freiheit und Un— abhängigkeit sind Krakau zum Wohl und Besten der eigenen Be⸗ wohner dieses Staates und nicht dazu verliehen wo den, um diese in den Stand zu s'tzen, Unruhe und Verwirrung in angränzenden Ländern an urichten. Es scheint demnach Ihrer Majestat Regierung, daß bis jetzt lein hinlänglicher Beweis geliefert worden ist, um zu zeigen, daß der inneren Ruhe der Länder der drei Mächte keine volle Sicherheit ge— währt werden könnte, ohne die getrennte und unabhängige Existenz des Freissaates Krakau zu zerstören. Aber die Regierung Ihrer Majestät muß in sedem Falle die Befugniß der drei Mächte bestreilen, eine solche Maß⸗ regel zu beschließen und auszuführen aus ihrer alleinigen Machtvollkommen⸗ heit und ohne Mitwülung der übrigen Mächte, die an dem wiener Tral- late vom Juni 1815 Theil genomnien haben. Es unterliegt keinem Zwei⸗ fel, daß die Eihcbung Krakau's und seines Gebiets zu einem freien und unabhängigen Staate, nebst vielen Einzelnheiten seiner Organ sation, Dinge sind, welche zuerst in dem Traktate vom 3. Mai 1815 niedergeschrie⸗ ben wurden. Aber diefer Trattat verzeichnete nur einen Theil der verschie— denen Anordnungen, die von dem General-Kongresse von Wien getreffen wurden, und er wurde durch den Artilel CXVIII. der Schlußalte ais in⸗ tegrirender Theil der Anordnungen des Kongtesses der europaischen Mächte erflärt und sollte überall dieselbe Kraft und Gultigkeit haben, als ob er Wort für Wort in den allgemeinen Traktat eingeschaltet wäre. Aber au, ßerdem sind die Hauptstipulationen über Krakau, die in dem zwischen den drei Mächten abgeschlossenen Separat-Traltat vom 3. Mai enthalten sind, wörtlich in den allgemeinen Trabiat, an welchem sämmtliche Mächte Theil genommen haben, eingeschaltet, und diese Stipulationen bilden die Artikel Vl, VII, VIII, 1X und X dieses allgemeinen Traltats. Es ist sonach erweislich, daß, von wem imme der Plan, Kratau und sein Gebiet zu einem freien und unabhängigen Stgate zu erheben, ursprünglich ausgegangen sein mag, dieser Plan durch Stipulationen ins Wert gesetzt wurde, an denen alle Mächte gleich theilgenemmen haben, und demzufolge sind drei von diesen Mächten nicht befugt, aus eigener Machtvolllommenheit aufzuheben, was durch gemeinsame UÜebereinkunst Aller festgesttzt wurde; und es ist klar, daß die befondere Veipflichtung, welche die drei Mächte übernahmen, die Unab- hängigkeit des Freistagts zu beschützen, ihnen das Recht nicht geben kann, diese Unabhängigleit umzustoßen und zu vernichten. Aus diesen Gründen ist die Regierung Ihrer Majestät der Ansicht, daß die Ausführung der Absich ten, welche die drei Mächte angekündigt haben, eine Maßiegel sein würde, die durch feine hinreichende Nothwendigkeit gerechtfertigt wäre, und eine Verletzung bestimmter Stipulationen, die in dem allgemeinen Traltate von Wien enthalten sind, in sich schließen würde; und Ihrer Masestät Regierung, von der Ucberzeugung tief durchdrungen, daß es vor Allem von Wichtigkein ist, daß die Verpflichtungen der Traktate jederzeit trtu beobachtet werden, muß einstlich hoffen, daß man Mittel finden möge, die Länder der drei Mächte

die Sicherheit ihrer Staaten erachteten, und diese Ereignisse lönnen nun— mehr schwerlich als Gründe zu neuen Maßtegeln der Strenge gegen Kra— kau angeführt werden; und was den Einfall, den die Krakauer vor unge⸗— fähr einem Jahre in das galzische Gebiet gemacht haben und die, wie man behauptet, durch sich selbst ersolgte Auflösung der krakauer Regierung anlangt, so möchte Ihrer Masestät Regierung bemerken, daß, wenn Gene⸗ ral Collin, der von der Regierung des Freistagts zur Auftechthaltung der Ordnung nach Krakau gerufen worden war, seine Truppen nicht plötzlich zurückgezogen hätte, von den Krakauern wahrscheinlich kein Einfall nach Galizien gemacht worden wäre; und da dieser General sämmtliche Behörden der Stadt mit sich nahm und die Stadt und das Gebiet in einem Zustande administrativer Anarchie ließ, kann nicht wonl ge— sagt werden, daß die Auflosung der Regierung das Werk der Krafauer selbst gewesen sei. Es wird aber behauptet, Krafau sei seit langer Zeit der Heerd von Umirieben zur Störung der Ruhe in den angränzenden Landern gewesen, und werde dies, wenn es unabhängig bleibe, sortwährend sein; und die Frage ist, in welchem Grade der gegenwärtige politische Zustand Krafau's die Forisetzung solcher Umtriebe erleichtert? Nun, dergleichen Umtriebe und Komplotte müssen entweder von Fremden, die nach Krakau lommen, oder von den eingeborenen Bewohnern der Start selbst angezet— telt werden. Aber lein Fremder kann nach Krakau kommen, ohne vor— her eine lange Strecke Landes, das der einen oder der anderen der drei Mächte gehört, durchteist zu haben; und es laßt sich schwer denken, daß irgend 'ein polnischer Verbannter oder irgend ein Verschworener aus einem fremden Lande der Wachsamkeit der Polizei der Macht, deren Gebiet er durchreisen muß, dergestalt entgehen könnte, daß er im Stande

gegen die in ihren gleichlautenden Mittheilungen erwähnten Gefahren, ohne irgend einen Bruch des Traltats von 1815, zu schützen. Ew. Excellenz wollen diese Depesche dem Fürsten Metternich vorlesen und ihm offiziell eine Abschrist davon mittheilen. Ich bin 2. (Unterz) Palmerston.

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Paris, 19. Febr. Die Mittheilung des Jeurnagl des De⸗ bats aus London über die an den französischen Botschafter ergan— gene Einladung zum Diner bei der Königin veranlaßt den Cour⸗ rier frangais zu folgenden Bemerkungen: „Wird, der Regen⸗ bogen der Allianz endlich erscheinen? Die ausgesandte Taube ist von London mit dem Oelzweig zurückgekehrt. Schon seit zwei Tagen ließ das Organ des Schloͤsses uns diese Entwickelung ahnen. Die Wiederherstellung der Allianz ist nun also wahrscheinlich. Das mi⸗ nisterielle Journal hat uns auf dies Ereigniß vorbereitet, das wir eine Katastrophe für unsere Politik nennen müssen. Herr von Saint-Aulaire ist also von Lord Palmerston sehr gut aufgenom⸗ men worden, und der Loro Mayor hat sogar auf einem Bankett, weichem Lord Palmerston beiwohnte, auf die Gesundheit des Königs der Franzosen und des herzlichen Einvernehmens getrunken! An⸗ dererfeits reist Lord Normanby nun nicht ab; er giebt seine Soiree; Herr Guizot ist dazu eingeladen, er wird sich hinbegeben. Das mi⸗ nisterielle Blatt ertheilt überdies Herrn Guizot den Rath, im Namen

der Majorität, die ihm in seinen Kämpfen beigestanden, sich ge⸗

mäßigt zu zeigen. Gewiß ist also nun Folgendes: 4) daß Lord Palmerston nicht desavonirt wird, sondern Minister bleibt; 2) daß die Depeschen (Palmerston's und Normanby's über die Unterredung mit Guizot und dessen Rede in der Deputir= ten - Kammer) am 12. Februar veröffentlicht wurden, daß Herr von St. Aulaire sich darauf beeilte, um eine Audienz zu ersuchen, und daß er erst nach dieser Audienz zu der Soiree bei der Königin eingeladen wurde; ) daß die Nachricht von dem Em— pfange des Herrn von St. Aulaire schon am 14. Februar, also an demselben Tage, wo dieser Empfang zu London statthatte, in Paris bekannt war; 4) daß seit zwel Tagen das Journal des Schlosses Herrn Guizot anempfichlt, und zwar stets im Namen der Majorität, die ihn in seiner Ministerstelle erhält, sich gemäßigt zu zeigen und den Fehdehandschuh Lord Palmerston's nicht aufzunehmen; Y) endlich, daß Herr Guizot sich diesem dienstgefälligen Rathe ge—⸗ fügt hat. Herr Guizot hat den gehässigsten Schimpf ersahren, der einem Minister zugefügt werden kann, und in demselben Augenblick soll die Allianz wieder angeknüpft werden! Herr Guizot hat nicht geantwortet, und er soll Minister bleiben! Das ist denn doch son⸗ derbar! Hatten wir Recht, zu sagen, die Wiederherstellung des herzlichen Einvernehmens würde eine Katastrophe für unsere Politik sein? Man urtheile.“

Die Epoque enthält einen Artikel über die Ansprüche Dom Miguel's und des Grafen von Montemolin und über die Behaup— tung einiger französischer Blätter, daß Lord Palmerston, um sich der spanischen Heirathen wegen an der französischen Regierung zu, rächen, Beide in ihren Versuchen, eine Reoction zu ihren Gunsten in Por— tugal und Spansen hervorzurufen, unterstützen wolle; Das ministe⸗ rielle Blatt spottet über diese Pläne und meint, es ei nicht der ge⸗ ringste Grund zu Besorgnissen vorbanden. Was Lord Palmasten betrifft, so ist die Epe que der Meinung, er möge. Beiden vielleicht Artigkeiten erwiesen haben, um die französische Regierung einzu= schüchtern, aber schwerlich würde er im Einst an weitere Schritte beuken, als bloße Ärtigkeiten, und diese seien unter den obwaltenden Umständen allenfalls zu entschuldigen. Galignani's Messenger bemerkt: „Es liegt eine Milde in der Art, wie Lie Epoque von Palmerston in diesem Artikel spricht, die von guter Vorbedeutung ist.

Der spanische Infant Don Enrique ist am 14ten d. von Bar⸗ celona in Toulon angelangt. .

Ein Cirkular des Unter-Staats-Secretairs des Innern trägt den Präfekten der Departements auf, den spanischen karlistischen Flüchtlingen leine Pässe mehr zur Reise nach Spanien zu geben, sie vielmehr an den angewiesenen Wohnorten unter Aussicht zu halten, da die spanische Regierung die bewilligte allgemeine Amnestie in Hinsicht der Karlisten provisorisch zurückgenommen habe. Allen anderen spanischen Flücht⸗ lingen können ungehindert Pässe zur Rückkehr nach Spanien ertheilt werden. .

Der Justiz⸗Minister, Herr Martin du Nord, ist wieder hier ein⸗ getroffen; es soll sich mit seiner Gesundheit sehr gebessert haben, und man zweifelt daher, daß er von seinem Posten abtreten werde,

Herr Dumon genannt wurde, der seinerseits als lichen Bauten durch Herrn Vitet ersetzt werden ar ouch wieder einmal das Gerücht ver⸗ iers gewandt hätte, um ihm Verwickelungen mit England Thiers hätte aber, hieß

iehmbar befunden. Departements der Maine utirten gewählten, der seinen

1000 und ö. 1 Peyrou . Alle Verurtheilte

Der National ist sehr wenig zufrieden mi ten-Kammer vorgelegten Gesetzentwurf, durch welchen die Bank zur Ausgabe von Noten zu 2650 Fr. ermächtigt werden soll. Dies, meint er, lohne nicht der Mühe, die Kammer damit zu belästigen; einer soichen Ermächtigung hätte die Bank sehr wohl entbehren können,

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ten; durch den Schutz St. Majestät unseres Königs erhält dies Wert eine noch höhere Weihe, wie die freigebige, von Königlicher Huld bewilligte Un⸗ teistüßung es möglich macht, die Uedersetzungen für einen so geringen Preis in den Buchhandel zu bringen, daß in den weitesten Kreisen die Verbꝛei⸗ tung ermöglicht wird. In wie naher Verbindung dieses National - Unter⸗ nehmen dem der Monumenta Germaniae stehr, geht schon daraus her vor, daß an der Spizzt desselben wiederum der Name des Mannes steht, durch dessen ruhmvolle Bestrebungen vornehmlich die Monumenta an das Licht 86 sind.

er Plan des ganzen Werkes lieg! jetz dem Publikum vor, die Schrift. steller, welche übersezt und mit kurzen Anmerkungen versehen weiden sollen sind angegeben, auch ist von mehreren Seiten schon Hand an die Arbeil gelegt woiden und die erste Hälste des ersten Bandes bereits Sor kutzem in den Buchhandel gekommen. Diese, die uns vorliegt, enthält freilich nur

die ältesten Nachrichten über Deuischland (sie führt uns nur bi

Cäsar), und diese Nachtichten sind so eigenthümlicher Art, 64 6 61 andere , n , ,. machten, als im weiteren Verlaufe des Werkes eintreten muß. an wud deshalb auf die Einrichtung und Ausjuhrang des Unternehmens im Großen und Ganzen aus dem bisher Erschienenen noch kaum urtheilen können, um so weniger, als Vorwort und Einleitung zum ganzen Werke erst der zweiten Hälste des ersten Bandes beigegeben werden. Dennoch erlauben wir uns, vorläufig auf das hinzuweisen, was in dem bereits erschienenen Hest geleistet ist, und einige Bemerkungen anzu— knüpfen, die vielleicht für den weiteren Fortgang des Unternehmens sörder= li nd.

ö . Schriftsteller der Urzeit sind Fremde, die über die Deutschen und ihre Thaten berichten, meist nur gelegentlich in größeren Werken, die hin= reichend bekannt, auch durch lleberseß ingen zugänglich sind. Die Aufgabe ist also hier vornehmlich, die zerstreuten Nachrichten über die Urgeschichte Deuischlands, wolche sich in der klassischen Literalur des Alterthums siaden, u sammeln, zu erläutern und so zu verbinden, daß die Lücken zwischen den- ann nicht allzu meribar werden; ein Jaden muß dem Leser geboten wer= ben, an dem er die Bruchstück. der Tradilin, an einander reihen und ordnen lann. Wo in der Folge ganze Schrifistellet übersetzs werden, ward man in Einleitung und Erllarung sich larz fassen können; in den meisten Fällen bieset sich das zum Verständniß Nöthige im Zusammenhang des Wertes selbs* dar. Bei den Quellen der Urzeit muß der Kommentar dagegen rn, , ,. wejter ausdehnen, ganz besonders aber bei den r! sragmentarischen Nachrichten über die ersten Kriege zwischen den Roömern und Denischen, von denen allein dies Hest handelt. Wir finden deshalb bie von Herrn Hortel eingeschlagene Behandlungsart in seiner Aufgabe selbst ganz gerechtfertigt und wüßten, mit Ausnahme der allgemeinen Ein⸗ leitung, bie uns etwas zu tief in die gallischen Ge chichten führt, keine der Gache fremde oder gleichgültge Abschweifung nachzuweisen; es scheint uns

vielmehr höchst sinureich, wie die zerstreut liegenden Nachrichten durch stete Beziehung auf die beiden hervorragenden Persoönlichkeiten des Marius und Cäsar zusammengehalten werden. Weiter verdient der Fleiß und die be— sonnene Kritik, womit Herr Horkel aus einer weiischichtigen Literatur sein Material sammelte, die größte Anerlennung; er hat sich dadurch vornehm— lich seiner Aufgabe gewachsen gezeigt, und man wird mit Freude der Fort- setzang seiner Arbei entgegensthen, welche ihn überdies auf ein Gebiet fuhren wird, auf dem er durch laagjäh ige Studien recht eigentlich zu Hause ist. Ammianus Marcellinus, ein fur römische und deutsche Geschichte so überaus wichtiger Schrisisteller, beschäftigt seit längerer Zeit Hern Horkel, in dessen Händen bedeutende Hülfsmittel zur Kritik dieses Geschichtsschreibers sind, von denen sich auch für dies Unternehmen ein reichlichet Gewinn er— warten läßt.

Bei so bereitwilliger Anerkennung im Ganzen wird man uns einige Ausstellungen nicht verübeln. Sie mögen theilweise geringfügig erscheinen, sind es auch vielleicht, aber bei einem so umfangsreichen Werke, bei dem seiner Natur nach viele Kräfte benutzt werden müssen, ist es wichtig, auch in Nebendingen mit ängstlicher Sorgfalt, ja mit einer gewissen Pedanterie zu verfahren, um die Einheit des ganzen Unternehmens zu bewahren. In den Einleitungen und Verbindungen der einzelnen übersetzten Stücke giebt nun Herr Horkel völlig genug, in den Anmerkungen zu diesen ist er aber unseres Erachtens östers zu sparsam für den Leserkreis, auf welchen er zunächst rechnen mußte. So sagt er wohl S. 144, was unter einer römi- schen Meile zu verstehen sei, an anderen Stellen aber spricht er vom Sta— . ohne dies näher zu bestimmen; die Sitze der im Tert genannten Völker werden häufig in den Anmerlungen geographisch erläutert, zuweilen ist dies aber auch ohne weiteren Grund unierlassen, so z. B. bei den Si⸗ gambrern, S. 471; die Namen der Städie, Flüsse und Gebirge werden meist in hrer lateinischen Form gegeben, denen in Klammern die moderne zur Seiie geseßzt ist, so heißt es Ariminum (Rimini) u. s. w., dann aber S. 132: „Da eischien Cäsar in Genf“, ohne das lateinische Geneva nur zu nennen; bel den belanntesten geographischen Benennungen sind die heutigen Namen durchgängig gebrauchi, wodurch dann in Verbindung mit den lafei⸗ nischen Namen die' Gleichförmigkeit de. Rede gestört wird. S. 167 bietet hierzu ein auffälliges Beispiel: „Die Moa, heißt es dort, strömt herab von dem Gebirge Vo segus (Bogesen) im Gebiete der Lingonen und bildet, indem sie' vom Röh'ein cinen Jweig, Namens Vacalĩs (Wah. ausnimmt u. s. w.“ Das Einfachste scheint uns hier, wenn der lateinische und der heutige Rame derselhe, nur in verschiedener Form, ist, die gang. bare Form in den Ter aufzunehmen, und das erstemal, wo der Name er⸗ wähnt wird, durch Beisetzung der lateinischen zu erläutern, den lateinischen Namen aber nur dann zu bewahren, wenn der moderne völlig abweicht. Ungenügende Bemertungen finden sich selten, wit S. 136, wo zu Magetobria die Anmerkung steht: Madebroge? Die Ansicht des Bearbei

ters ist uns hier nicht klar geworden. Gewöhnlich erkennt man Mager tobria in La Moigte de Broie bei Pontailler an der Mündung des Oignon in die Saone.

Ein anderes Bedenken, das wir nicht unterdrücken können, ist allge⸗ meinerer Art; es benifft nicht das, was der Bearbeiter gab, sondern wie er es gab. Ein Buch, das der „großen Mehrzahl der Nation“ best mmt ist, maß zunächst in einem allgemein faßlichen Styl geschrieben sein, dabei bedarf der Ausdruck Krast und Fülle, auf dem die tiefere Wirkung beruht. Diese höheren Eigenschaften des Stols erkennen wir in vielen Stellen des Buches, von denen win auf S. W nur eine ausheben. Es heißt dort von Cäsar z „Bei Racht ließ er die Trophäen des Marius, mit Bildern des Siegers und der Sieges göttinnen geschmüdt, auf dem Kapitole aufstellen, eine In= schrift feierte die Thaten, deren Denkmale sie waren. Das Aussehen war allgemein, die Wirkung gewaltig. Während den alten Mariauern, deren große Zahl man da erst kennen leinte, die Thränen aus den Augen stürz sen, da sie das Bild ihres Feldherrn von Gold und Pracht umgeben er—= blickten, und sie laut ausriefen;: der große Cäsar sei werth zu Marius Ge⸗ schlecht zu gehoren, vernahm man im Senate das steenge Wort: nicht mehr durch unterirdische Minen, nein, durch alle Maschinen einer förmlichen Be— lagerung suche Cäsar den Staat zu stürzen. Als aber der nie Berzagende auch im Senate durch seine Beredtsamfeit den Sieg über die Befürchtun⸗ gen errang, da mochte der raͤhige Betrachter erkennen, daß diese That, welche Cä'ar in der engsten Verbindung mit Marius zeigt, zugleich ein be deutender Schritt vorwärts war, um dereinst Sulla's Prophezeinng zu er füllen.“ Viele ähnliche Stellen ließen sich aufuhzen. daneben aber auch andere, bei denen Herr Horkel nicht recht vor Augen gehabt zu haben scheint, sür welches Publikum er zungchst schrieb. Nicht allein, daß die Persovik uns zuweilen nich: so einfach scheint, wie man bei einer Schrift derlangt, die doch zumeist für ein nicht höher gebildetes Publitum bestimmt isßt, beventliches noch dünkt uns, daß der Bearbeiter öfteis Andeu= tungen und Beziehungen nur leichthin giebt, die auch manchem Manne von Kenninissen und Belesenheit nicht sogleich, verständlich fein werden. Jeder Schriststeller hat sich zuletzt doch als einen Lehrer anzusehen; hat er den Lesern nicht etwas zu geben, woran sie zu lernen haben, so ist seine Thätigkeit vergeudet. Hieraus solgt aber auch, daß es der Standpunkt des Lesers sein muß, nach dem sich die Ausdrucks- weise und der Vornag des Schriftstellers zu richten hat, und wer für die „große Mehrzahl des Volls« schreibt, wird sreilich ganz anders seine Feder führen müssen, als wer sein Bucheinem kleinen Kreis gleichgebildeter Männer widmet. Es gilt hier nicht, sich genug zu thun, sondern dem Volle, doch, indem man dies befriedigt, wird man zuleßt auch sich selbst am besten ber sriedigen. Wir halten es nicht für unzeitig, dies zu sagen, denn es wird Herrn Horkel bei der Fortsetzung der Arbeit leicht werden, sich einer Ausdrucks⸗ weise zu bequemen, in die er sich, von streng gelehrten Studien abgerufen,

die ja aus eigenem Willen und ohne erst Jemand zu befragen, Noten zu 5000 Fr. geschaffen habe. Hoffentlich werde die Kommission aber den ganzen Zustand des öffentlichen Kredits bei dieser Geie genheit in gehörige Untersuchung ziehen.

Das Geschenk von sechs Kanonen, welches der König der Fran⸗ zosen dem Kaiser von Marokko gemacht hat, wird vom National als eine neue Erniedrigung Frankteichs gedeutet; als nämlich engli⸗ sche Offiziere bei einem Befuch auf französischen Schiffen die von dem Prinzen von Joinville als Trophäe von Mogador mitgenomme⸗ ren Geschütze gesehen, welche ein Geschenk Englands an Marokko gewesen, hätten dieselben sich durch deren Wegnahme sehr verletzt gefühlt, und der Kaiser von Marokko sei darauf von Seiten Eng⸗ lands aufgereizt worden, diese Kanonen zurüchufordern. Um den Raiser zu beschwichtigen, habe man ihm nun zwar nicht seine eigenen, dafür aber jene sechs anderen Kanonen übersandt, und die Marokka⸗ ner würden dies als ein Zeichen völliger Unterwürfigkeit von Seiten Frankreichs betrachten, denn die schimpflichen Tribute europäischer Nationen an Marokko seien gewöhnlich in Waffen, Munition und be⸗ sonders in schwerem Geschütz entrichtet worden.

Mit der Diskonto-Erhöhung der Bank und der Maßregel, nur kurzlaufende Wechsel zu diskontiren, ist das Journal des Däbats keinesweges zufrieden, indem es der Ansicht ist, daß dies nicht Noth gethan und dadurch der französische Handel sehr beeinträchtigt würde. Man hätte die Schwierigkeiten leichter umgehen können, meint es, wenn die Bank-Zettel von 250 und 1090 Fr. ausgegeben hätte, wozu sie rasch die Ermächtigung hätte erhalten können, und eben so hätte eine Ausgabe von Schatzbillets seitens des Finanz⸗Ministeriums ihre Verlegenheiten vermindert, wodurch sie nicht einmal der Anleihe in England bedurft hätte. Uebrigens habe die Bank ja Renten und sei kein Grund vorhanden, daß sie dieselben zurücziehen und nicht zu verkaufen gesucht habe, um sich mehr Baarmittel zu verschaffen.

Der Courrier frangais meldet, es werde auf Neuseeland zu Aklarsa, dem Centralpunkt der französischen Ansiedelungen, ein fran— zösischer Kommandant ernannt werden.

j Der Courrier frangais will wissen, daß der König und die

Äönigin der Belgier in diesen Tagen nach England reisen würden. Die Königin Victoria habe die Einladung ihres Oheims, während seines Aufenthaltes in England auf seinem Schlosse Claremont zu wohnen, angenommen. Dem Vernehmen nach, wird Prinz Joinville sich baldigst nach Toulon begeben, um die Vorbereitungen zur Ausrüstung des Geschwa⸗ ders, dessen Kommando er im Frühling übernehmen soll, zu inspiziren. Dieses Geschwader wird, wie verlautet, aus dem Mittelmeer nach den französischen Kolonieen segeln.

Graf Montalembert hat der Pairs-Kammer eine von 68 Mit gliedern der Geistlichkeit, worunter man 27 Pfarrer von Paris be— merkt, unterzeichnete Petition zu Gunsten der Abschaffung der Slla— verei in den französischen Kolonicen überreicht. . ; Nachrichten aus Marseille vom 11. Februar zusolge, befanden sich in dieser Stadt mehr als 609,009 Hektoliter Getraäide, von de— nen täglich eine Quantität in das Innere Frankreichs gesendet wird, zumal seitdem die Rhone wieder scwiffbar ist. Außerdem lagen in dem Quarantaine-Hafen Pomegue und Frioul 170 bis 189 Schiffe, welche erwarten, daß auch sie für Zulassung und Ausladung in Mar— seille die Reihe treffe. Die Einfuhr von Getraide und Mehl in die französischen Häfen vom 1. Juli bis zum 31. Dezember v. J. betrug 252,220 Hektoliter und im Monate Januar 716,925, also zusam⸗= men 3,259,154, von welchen 2,137,968 durch die Häfen des Mittel—⸗ meeres, 616,795 durch die des Atlantischen und 205,301 zu Lande eingingen.

Der Marine- und Kolonial-Minister hat der Handels- Kammer in Paris mittheilen lassen, daß von ihm Anordnungen dahin getroffen worden sind, den in den indischen Merren fahrenden französischen Schiffen auf der Insel Mayotte, an der Westküste von Madagaskar, Gelegenheit zum Auebessern zu verschaffen. ;

Der Phare de Bayonne meldet, daß man dort in diesen Tagen Leute in augetragenen gelben Uniformen habe umhersßehen sehen, die ein sehr armseliges Aeußere hatten. Es wären Franzosen gewesen, deren etwa 100 zu der aufgegebenen Expedition des Gene⸗— rals Flores angeworben waren, so wie außerdem gegen 1500 Spa— nier, die nun wieder entlassen worden sind. ö

X Paris, 18. Febr. Ein Vorfall zwischen Herrn Guizot und Marquis von Normanby macht in diesem Augenblicke außerordentlich viel von sich reden, und da die Angaben darüber in den verschiedenen Blättern sehr widersprechend lauten, je nachdem ein jedes im Inter- esse seiner Partei die Thatsachen zuzustutzen für gut findet, so glaube ich, Ihnen den Hergang aus zuverlässiger Quelle mittheilen zu müssen.

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In Folge der Rede, welche Herr Guizot am Ften d. in der Depu⸗ sirten - Knmmer über die spanischen Heirathen gehalten hatte, herrschte zwischen ihm und dem Marquis eine merkliche Kälte, Beide schienen sich wechselseitig zu vermeiden, und namentlich wurde bemerkt, daß Herr Guizot in mehreren Zirkeln nicht erschien, wo ein Zusammentreffen seinerseits mit dem Marquis nicht hätte umgangen werden können. Zu glei⸗ cher Zeit wußte man allgemein, daß der Marquis von Normanby für den 19. Februar eine große Soiree veranstaltete, und war daher gespannt darauf, wie sich bis dahin die Dinge gestalten würden. Nun ist so viel klar, daß der Marquis von Normanby, der sich als den von Herrn Guizot verletzten Theil betrachtete, nicht den ersten Schritt zu einer Ausgleichung thun wollte oder vermöge seiner Stell ang thun konnte, und das mußte wohl auch Herr Guizot selbst fühlen, so daß er schwerlich eine Einladung zu der Soiree des Marquis erwartete. Indeß kam ihm zu seiner nicht geringen Ueberraschung doch eine solche zu, und dieser schnell bekannt gewordene Umstand verfehlte nicht einen allgemein sehr günstigen Eindruck zu machen. Als die Kunde davon an die Börse gelangte, stiegen in Folge davon augenblicklich die Papiere, und zwar um so mehr, als gleichzeitig aus England durch den Grafen d'Harcourt günstigere Nachrichten über⸗ bracht worden waren, nämlich daß der französische Botschafter, Graf von St. Aulaire, von Ihrer Majestät der Königin von Großbritanien empfangen und zur Tafel gezogen worden sei, daß ferner auch das Verhältniß zwischen dem Grafen von St. Aulaire und Lord Palmer⸗ ston sich wieder freundlicher gestalte. Indeß zeigte sich bald, daß die Einladung an Herrn Guizot nur in Folge eines allerdings sehr un⸗ angenehmen Mißverständnisses ergangen war. Der Marquis von Normanby besorgte dadurch in die oben schon angedeutete falsche Stellung zu gerathen und beeilte sich daher, durch einen mit ihm und Herrn Guizot zugleich befreundeten Herrn. (man nennt als solchen den Grafen Walewski) den Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten über das vorgegangene Miß verständniß auf⸗ klären zu lassen. Als Ursache desselben ward angegeben, daß der⸗ jenige, welcher die Versendung der Einladungskarten besorgte, nach einer Liste sie abgesandt, über welche er den Marquis vorher nicht besonders befragt hatte. Jener Herr, der als Vermittler diente, hatte allerdings aus dem Munde des Marquis selbst schon früher vernom⸗ men, daß derselbe Herrn Guizot aus den angedeuteten Gründen nicht einladen wollte. Der bei der Gesandtschaft Angestellte, welcher den Irrthum durch seine vorschnelle Eigenmächtigkeit veranlaßt hatte, wurde sogleich von dem Botschafter entlassen. Damit war nun von Seiten des Marquis von Normanby Alles geschehen, was möglicher— weise geschehen konnte. Aber bei dem Mißtrauen, welches noch bei⸗ derfeitig unleugbar besteht, scheint man nun auf Seiten des franzö⸗ sischen Kabinets sich mit den von Marquis von Normanby indirekt gegebenen Aufklärungen nicht befriedigt halten zu wollen, wie aus dem gefaßten Entschlusse hervorgeht, daß kein Minister auf dem Ball des englischen Botschafters erscheinen sell. Das sind bis heute die Thatsachen, welche allerdings und erklärlicher Weise Aufsehen machen.

Großbritanien und Irland.

unterhaus. Sitzung vom 16. Februgr. Die Debatte über Lord George Bentinck's Eisenbahnbill für Jeland wurde heute beendigt und die Bill, wie schon gestern gemeldet, mit 322 gegen 118 Stimmen, also mit einer Mäajorität von 204 Stimmen, verworfen. Ein besonderes Interesse erhielt die heutige Debatte durch die Rede Sir R. Peel''s, welcher am Schluß der Sitzung das Wort nahm und mit seinem Anhange ohne Zweifel das Schick⸗ sal der Bill entschieden hat. Herr Osborne Jeitete die Debatte ein, indem er sich für die Bill erklärte, da die Regierung keine An⸗ deutung gegeben habe, wie der Bau von Eisenbahnen in Irland ge⸗ fördert werden solle. Auch sei er überzeugt, daß 60 bis 70 pCt. der vorzustreckenden Summe den Aibeitern als Arbeitslohn zufließen würden, und da der Staat zu verschiedenen Zeiten schon Geld vor⸗ geschossen habe, und zwar an Schottland seit der Union bereits 18 Millionen Pfd., von denen eist 6 Millionen zurückerstattet seien, wäh⸗ rend Irland von den ihm vorgeschessenen 9 Millionen schon 7 Mil⸗ lionen getilgt habe, so sei kein Grund vorhanden, die vor⸗ liegende Geld- Forderung für Eisenbahnen in Irland zu ver⸗ weigern. wie er sagte, lieber Geld verleihen, als verschenken wolle. Nachdem mehrere andere Redner von untergeordneter Bedeutung gesprochen hatten, erklärte Sir R. Peel, daß er seine Stimme Über die Bill nicht von den Folgen abhängig machen wolle, die Lord John Nussell an ihre Annahme knüpfe, sondern von ihren inneren Vorzügen oder Mängeln, die er hier zu prüfen habe. Die Bill verlange einen Vor⸗ schuß von 16 Millionen Pfd. St. zur Beschäftigung der Armen in

Oberst Conollh stimmte gleichfalls für die Bill, weil er,

Irland. Dies sei aus folgenden Gründen nicht zulässig:

trachte die finanzielle Landes, ob z , ertragen könne. Bis zum 5. Januar 1847 habe für das abel fene Finanzjahr die Staats- Einnahme 53 Millionen Pfd. betragen die Balance im Schatze wäre gegenwärtig zwischen 8 und 9 Millioꝰ nen Pfd., und hiernach befinden sich also, so weit die Einnahmen und Ausgaben des abgelaufenen Jahres in Betracht kommen, unsere Fi- nanzen in blühendem Zustande. Aber wenn man den öffentlichen Kre⸗ dit mit einer Summe von 16 Millionen Pfd. belasten wolle, so müsse man das nächste Finanzjahr, nicht das abgelaufene, betrachten. Bei den hohen Preisen der Lebensmittel, dem gedrückten Zustande eines Theiles unserer Fabrik⸗-Distrikte und dem unerwartet hohen Preise der Baumwolle, Umstände, welche durch die Theurung der Lebensmittel in ganz Europa und Amerika noch erschwert werden, sei eine wesentliche Beeinträchtigung der Einnahme für das nächste Jahr unausblriblich. Wenn demnach die Ausgabe für Irland nach Lord J. Russell's Schätzung 9 bis 10 Mill. Pfd. betragen solle, so sei auch ein Defizit von wenigstens 7 bie 8 Millionen zu erwarten, wobei es wohl nicht sein Bewenden haben werde. Man habe hierbei besonders die Lage des Geldmarktes zu beachten, auf welchem die Zproz. Fonds, die vor kurzem noch Pari standen, jetzt auf 91 gefallen sind, denn hiernach richteten sich natürlich die Bedingungen, unter denen man nur Geld erlangen könne, wenn die Bill angenommen würde. Biete also die Finanzlage des Landes keine ersreuliche Aussicht für die Folgen einer solchen Anleihe, so sei dies in Hinsicht der auswärtigen politischen Verhältnisse noch weniger der Fall. Er schenke allerdings der Versicherung in. der Thron⸗ Rede Glauben daß der äußere Frieden aufrecht erhalten bleiben werde, aber sein Vertrauen fei doch etwas erschüttert, wenn er an den Zustand unserer Beziehungen zu Frankreich und an die freie Erklärung Ihrer Maje⸗ stät denke, daß die anderen drei großen Mächte Europa's einer offen⸗ baren Verletzung von Verträgen sich schuldig gemacht hätten. Dies wären die Umstände, unter welchen Lord Bentinck auf vier Jahre einen Vorschuß von 16 Millionen Pfd. Sterl. fordere! Man habe bereits, wie er gezeigt, ein Defizit von? bis 8 Millionen zu decken, und selbst dies werde schon sehr schwer halten, denn es gäbe nur drei Mittel dafür, entweder direkte Besteuerung, Ausgabe von Schatz⸗ kammerscheinen oder eine Anleihe, deren Zinsen wieder durch Steuern aufgebracht werden müßten, und wähle Lord John Russell eines von den beiden letzteren Mitteln, Ausgabe von Schatzkammerscheinen oder eine Anleihe, so werde der Markt mit unfundirten Schuldpapieren bald so überfluthet sein, daß der Zinsfuß sogleich bedeutend in die Höhe gehen werde. Der Redner ging hierauf zu den Ein⸗ zelnheiten der Bill über und tadelte es, daß die Eisen⸗ bahn-Kommission und nicht die Schaßverwaltung die Verwendung der 16 Mill. besorgen und die Rückzahlung auch erst in 30 Jahren möglich sein sollte. Auch sei nicht zu übersehen, daß diese Maßregel 2h pCt. den irländischen Actionairen schenke, da andere Actionaire nicht Geld unter 6 pCt. jetzt bekommen könnten. Sei er auch nicht gele⸗ gentlicher Verwendung öffentlicher Gelder für Privat⸗Unternehmun⸗ gen abgeneigt, so sei er doch dawider, daß dieselbe in so ausgedehn⸗ ter Weise geschehen solle, indem dies Privat⸗Unternehmungen ganz lähmen müsse. Uebrigens zweifle er, daß es solche Vermehrung der Beschäftigung in Irland herbeiführen würde, als Lord Bentinck glaube, ozer' daß die sonstigen Ausgaben für Irland dadurch vermin⸗ dert würden. Aus den Erfahrungen des letzten Jahrhunderts wisse man, welchen nachtheiligen Einfluß es gehabt, daß die Regierung sich in die Förderung der irländischen inneren Schifffahrt gemischt, indem alle solche Dinge ausschließlich dem Privat-Unternehmungsgeiste über⸗ lassen werden müßten. Wollten nur die irländischen, Gutsbesitzer kräftig selbst Hand anlegen, wollten sie Partei-⸗-Vorurtheile nur fallen lassen und für das allgemeine Interesse wirkend sich zusammenthun, um die soziale Lage der Millionen zu heben, deren heutige Existenz und Zukunft von ihnen abhange, so würden sie mehr zum Besten shres Volks thun, als wenn sie träge und verzweifelnd Alles von der Regierung erwarteten. Lord Bentinck suchte die früheren Behauptungen des Schatzkanzlers statistisch zu wider- legen, worauf Lord John Russell im Ganzen Sir R. Peel dahin bespflichtet, daß gerade die heutige Finanzlage die Frage sehr ernsthaft gestalte, wozu die Lage des Handels und der Manufakturen nicht wenig beitrage; denn dieses Jahr sei für Eng⸗ land und Schottland selbst ein Jahr des Leidens. Man habe aber für Irland sorgen müssen, um es vor Verhungerung zu retten; man habe allein monatlich für Irland 8 bis 900, 9600 Pfd. ür Getraide ausgeben müssen! Dadurch sei natürlich der Preis des Getraides in England gestiegen, was auf die Manufakturen habe zurückwirken müssen, und so dürfe man den Druck Englands nicht zu hoch schrau⸗ ben, damit es für Irland zu wirken die Kraft behalte. Lord Ben⸗

vielleicht nicht sogleich zu finden vermochte, überdies bietet ihm in der Folge der Stoff selbst zu mehr populaiter Darstellung Gelegenheit; mehr das Spezielle ist fortan in den Einleitungen zu berühren, als Allgemeinheiten, und der zu übersctzende Stoff selbst wächst mehr und mehr. . ; Was die Uebersetzung selbst betrifft, so hatte Herr Horkel hier feine leichte Aufgabe. Bei den Autoren des Mittelalters wird man ost nicht umhinttönnen, die zu rauhe Form etwas zu glätten, den allzu ungelenken Ausdruck eiwas geschmeidiger zu machen, der Uebersetzer wird nothgedrun ; gen nicht selten zum Bearbeiter werden und sich kunstreich erst seine Aus— drucksweise zu bilden haben, in der er, ohne dem Inhalte etwas zu verge— ben und die' Farbe des Original- Ausdrucks ganz zu verwischen, doch den Leser zu fesseln weiß. Herr Horlel hatte es dagegen mit Schrisistellern von großer Vollendung zu thun, in der Form ihnen gleich zu kommen, ist der Natur der Sache nach schwierig, ja unmöglich. Wir glauben aber, en hat nicht nur den Sign meist trefflich wiedergegeben, sondern auch in der Form höchst Lobenswerthes geleistet. Besonders sagt uns in dieser Beziehung die Uebersetzung einer Stelle aus der Rede des Cicero über die Konsular-pro— vinzen S. 231 ff. zu. „Jetzt endlich“, heißt es dort unter Anderem, „ist es vollbracht, daß das Ende unserer Herrschaft zugleich das Ende der Welt ist. Nicht ohne göttliche Fügung hatte die Natur die Alpen als Bollwerk von Italien aufgethürmt, denn, wäre dort den wilden gallischen Massen der Jugang offen gewesen, so wäre nimmer diese Stadt der größten Herrschaft Heimat und St geworden. Mögen sie jetzt zusammenstärzen: jenscits jener Berghöhen bis an den Ocean ist nichts mehr, was Italien zu fürchten brauchte. En Sommer oder zwei kann ganz Gallien in ewige Bande schlagen durch Furcht oder Hoffnung, durch Strafen oder Belohnungen, durch Waffen oder Gesetze.“ Cäsar legt durch seine ausgedehnten Pelio- den dem Uebersetzer große Schwierigkeiten in den Weg, Herr Horkel hat sie meist glücklich überwünden, obschon er an Klarheit und Wohllaut der Rede natürlich dem Original nicht gleichkommen konnte, namentlich ist die Bzie⸗ hung des Pronomens der dritten Person zuweilen unklar, und Mißklänge, wie „vorzüglich das, daß er merlie“, stören. Ein Ausdruck, wie „Verpro— ann,, (S. 138) hätte durch Umschreibung vermieden wer— den können, er paßt weder in Cäsar's Styl, noch in den 2 n nn, Gleich darauf lesen wir: „Wenn er so thäte, 6 hn i as römische Volk ewiges Wohlwollen und Freundschaft ge⸗ g ten“, und werden dadurch allzu sehr an den gewöhnlichen Siyl der Uebersetzungen erinnert; „wü , . ; ert; „würde er und das römische Volk stets e n, , und Freundschaft mit ihm leben“, scheint uns dem 2 n, . . sich vom Original um kein Haar Stellen und gerade solchen, w eln Friede is chwfrfa hig, Lin einzingn . wo man hätte erwarten sollen, daß der Patrio= tismus des Uebersetzers den Ausdruck milde ü ü Eiachtens die Sptache vis Cn in würde, überbietet er unseres sar an Strenge und Härte. So, wo es

S. 136 vom Ariovist heißt, „er stelle an den Kindern der Sequaner wahle Muster von Qualen aller Art auf“, wo der lateinische Ausdruck (omnia exempla crucia tus que dere) wohl nicht mehr besagt, als A. setze sie Qua- len aller Art aus. Auch S. 164, wo von den Übiern gesagt wird, sie seien etwas „menschlicher“ als die übrigen germanischen Stämme, würden wir humaniores lieber mit gebildeter übersetzt haben. Doch alle diese Aus; stellungen sind geringfügiger Art und wollen nicht von fein das Verdienst des Herrn Horkel verkleinern. Stellen der llassischen Schriststeller von gerin⸗ gem Umfange, die sich auf Deutschlands Vorzeit beziehen, verflechtet Herr Horkel in angemessener Weise in die Einleitungen, theilt sie aber dann öfters in abhängiger Rede mit. Passender erscheint es uns, hier immer die eigensten Worte des Schriftstellers zu bewahren, denn a4 diese kommt es doch zumeist an, und der Leser muß stets auf den ersten Blick wahrnehmen, was der Quelle und was dem Bearbeiter gehört.

Doch genug von dem vorliegenden Hefte. Wir würden uns bei Ein⸗ zelnheiten nicht so lange aufgehalten haben, wenn es uns nicht ein rechter Einst um die Sache selbst wäre, und wenn wir nicht meinten, daß das Unternehmen von einer unendlich wohlthuenden und segensreichen Wirkung

auf unser Volt sein könnte. Wir wünschen demselben raschen, ungehinder⸗ ten Fortgang und möchten vornehmlich, daß von den Schriftstellern des Mittelalters selbst recht bald einer oder der andere an das Licht träte, denn erst an diesen kann sich die volle Bedeutung des Unternehmens zeigen.

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Neu entdecktes Werk des Johannes Tzetzes.

Nom. Der geschickteste Amanuensis des Kardinals Angelo Mai' Don Pietro Matranga aus Sicilien, entdeckte vor einiger Zeit unter den Schätzen der Vatikana, zu deten Beamten er gehört, in einem griechischen Coder von äußerst korrelier Schreibart ein sehr interessantes, bis jetzt un= edirtes Werk des Johannes Tzetzes. Es bietet einen Kommentar in politischen Versen, in denen er bekanntlich auch seine Chiliaden schrieb über die in der Ilias und Obyssee Homei's enthaltenen Allegorieen. Die der Ilias sind alle, die der Odossee nur bis zum 13ten Buch in mehr als 10 060 Veisen erklärt. Abgesehen von allem Anderen werden, die rein philologischen Brauchen durch dieses Werk in überraschender Weise berei— chert, besonders durch die zahlreichen wörtlichen Citate verloren gegangener Dichier des Alterthums. Tzetzes nennt uns außerdem beiläufig 14 alte Autoren, welche über Kriegs-Mechanik schrieben; die meisten dieser Namen waren bisher unbekannt. Viel neues Licht verbreitet auch das Werl über das rechte Ineinandergreifen der Homerischen Chronologie. Außer diesem Kommentar giebt Matranga Marginalien von Tzetzes, welche zahlreiche Be= richtigungen für die griechische Anthologie enthalten; sodann ein Epistola—

rium des Tzetzes aus den besten, nie benutzten, vatikanischen Handschriften, mit vielen tragischen Versen von Dionys dem Tyrannen, nebst alten Scho—⸗ sien über die zwei ersten Bücher der Ilias und des Heraklides Werk von ben Homerischen Allegorieen, die jetzt zum erstenmal aus einem vatikanischen Coker vollständig erörtert wurden. Man verdankt es einer gelehrten deut⸗ schen Fran, der Madame Mertens aus Köln, daß Matranga diese schätz- baren Literaria im Interesse der Wissenschaft durch den Druck in Rom be- fannt zu machen angefangen hat, denn in Italien finden leider dergleichen Materialien keinen Verleger. Der gelehrte Herausgeber muß den Verleger selbst machen und natürlich auch die Drucktosten decken. Die mãäcenatische Freigebigteit der genannten deutschen Frau hat die letztere Last auf sich ge= nommen. Don P. Matranga wird nach diesem eine von Stefano Gradi, Präses der vatikanischen Bibliothek, verfaßte Lebensbeschreibung des be⸗ fühmten Leo Allatius, welche dieser mit eigener Hand postilirte, aus einer vatifanischen Handschrist zum erstenmale bekannt machen.“) !

Musikalische Notizen.

Berlin. Aus Dresden wird uns gemeldet, daß die hier vor kur= zem im Konzert ausgesührte, chorische Gesangs - Composition: „Mahadöh“ ron Truhn auch dort von Seiten der Musibveiständigen mit vielem Bei⸗ fall aufgenommen wurde. Herr Frank aus Berlin ließ sich im nämli— chen Konzerte hören und erwarb sich durch den Vortrag seiner Klavier⸗ Konzerte ebenfalls Anerkennung.

Zur besonderen Freude gereicht es uns ferner, den Musilfteunden die Mittheilung machen zu können, daß eine wiederholte Aufführung der schö= nen, phanlasiereichen Tondichtung Robert Schuma nne s: „das Paradies und die Peri“, bei in allen Thesjen genügender Besctzung der Soli, binnen kurzem und zwar zu wohlthätigem Zwecke erfolgen wird. ö

*) Aus einem an den Redacteur des Journal! des Debats, ge-

richteten Brief eines bei dem Departement der , e. ee nn. Bibliothek zu Paris angestellten Beanien, der sich E. M. . net, er- giebt sich, daß, im Widerspruche mi en h . e . 8 rn üischen Ailegorieen ! des Tzehes Ain lang lan glic elanntes 9. waren, worüber schon Fab riz ins in seing!, „Pibliothéca gracca“ weitläusig ge: sprochen. Auf der Königlichzn Bibliothek zu Paris finden sich allein drei sehr guie Manustripte des Werlfes, welche auch bereits in dem gedruckten

Jaguc des Manuscrits grecs de la Bibliothèque royale de Paris ,, Sie dienen einer Ausgabe der „Allegorieen“, welche gleich- zeitig mit der des Herrn Matranga in Nom zu Paris vorbereitet wird,

ar Grundlage. (Vergl. Journal des Deb ats vom 17. Februam.)