Ministeriums auf die gesammten Bildungs⸗Anstalten des Landes. Da⸗ mit sind die obersten Beziehungen des Staats zu Kirche und Unter⸗ richt getrennt von der ohnedies zu einer ungeheuren Wucht der Ge- schäfte angewachsenen obersten Administration, und von beiden Zweigen nimmt gewiß jeder die volle Kraft eines Staatsmannes in Anspruch, mögen dessen Schultern auch noch so gewohnt sein, die größten Lasten zu tragen. Es ist natürlich, daß das Gewicht dieser kirchlichen Ab- theilung des Ministerial⸗Departements unter dem Einfluß der in ganz Deutschland erwachten religiösen Bewegungen in einem konfessionell so gemischten Lande noch weit schwerer werden mußte als sonst. Um so mehr darf man sich Glück wünschen, daß das neue Portefeuille in die Hände eines Mannes gelegt wurde, welcher besonders durch sein Auftreten in der Kammer der Reichs⸗Räthe gezeigt hat, wie edel er Bildung mit Humanität vereint. Er folgt darin nur dem Wahl⸗ spruche seines Königs, der bei allen Gelegenheiten in Erinnerung brachte, daß er gleichwägende Gerechtigkeit gegen alle seine Untertha= nen zu üben entschlossen sei und nach beiden Seiten bas Uebermaß, als seiner Seele fremd, ablehne. Man hätte Unrecht gehabt, wenn man von irgend einer Seite erwartet hätte, daß die Erfolge auf die⸗ sem Gebiet dem Lande ohne Kampf zufallen sollten; man haͤtte eben so Unrecht, wenn man die, welche im guten Glauben ihres Rechts bis zur Leidenschaft gestritten, mit Haß verfolgen wollte. Sie haben als
Männer gehandelt, wenn sie auch in einem unbewachten Augenblick der
Verlockung nicht widerstanden, die Gränze zu überschreiten, die ihnen
eine heilige sein mußte, und deren Verletzung nach allen Seiten bit⸗
tere Früchte trägt, die sie wohl nicht gewollt, kaum geahnt haben.
Wir sind. überzeugt, sie erkennen dies selbst und werden, wenn die
Stunde kommt, der Wahrheit lautes Zeugniß geben. Wir halten
nach diesen allgemeine Betrachtungen, die wir gelegentlich fortsetzen
werden, die umlaufenden Gerüchte über das, was die nächste Zukunft noch an Ernennungen und dergleichen bringen dürfte, kaum für wich⸗
tig genug, um besonders erörtert zu werden. Nur eines dieser Ge⸗
rüchte scheint uns bemerkenswerth: Staats-Rath von Abel soll zum
Königl. bayerischen Gesandten in Brüssel bestimmt sein. Jeder, der
die Energie und den Geist dieses Staatsmann kennt — und' wer kennte sie nicht! — wird sich freuen, daß ein so großes Pfund nicht brach liegen soll.“
Königreich Sachsen. (D. A. 3) Die zweite Kammer hat in Bezug auf die leipziger Protestation gegen die verfassungs⸗ mäßige Zusammensetzung der Kammer auf den Antrag des Abgeord⸗ neten Brockhaus beschlossen: „Die Eingabe, soweit sie Protestation ist, als unstatthaft zurückzuweifen, soweit sie Petition ist, theils für ungegründet, theils durch die von der Kammer gefaßten Beschlüsse n n ü zu erklären, jedoch der ersten Kammer noch mit zugehen zu lassen.“
Großherzogthum Baden. Ueber den Brand des Thea⸗ ter⸗Gebäudes meldet die Karlsruher Zeitung in ihrem Blatte vom 2. März: „Das Feuer ist in einer der Hof⸗Logen im ersten Rang ausgebrochen, und zwar unmittelbar nachdem das Gaslicht in derselben angezündet worden war. Die desfallsige nähere Untersu⸗ chung ist noch nicht beendigt; jedoch ist bereits so viel gewiß, daß nicht eine Gasröhre gesprungen, sondern durch einen Luftzug das Gaslicht gegen die Traperie der Loge getrieben worden ist. Die außerordentlich rasche Verbreitung des Feuers erklärt sich ganz natür⸗ lich aus der inneren Bauart und Dekorirung jedes älteren Theater— Saales. Durch den schnell überhandnehmenden Rauch wurde leider die unter den Zuschauern herrschende Bestürzung, Verwirrung und Rathlosigkeit auf den höchsten Grab gesteigert, so daß von der drit⸗ ten Gallerie viele Leute beiderlei Geschlechts und vom verschiedensten Alter sich nicht mehr retten konnten, erstickten und dann verbrannten. Die Zahl der bis jetzt bei der Polizei als vermißt angezeigten Per⸗ sonen beträgt — wir sagen es mit dem Gefühle des tiefsten Schmer⸗ zes — gegen 70. In der ganzen Stadt herrscht die größte Trauer und die innigste Theilnahme an dem bedauernswerthen Geschicke so vieler Familien.“
. Der Hessischen Zeitung wird aus Karlsruhe Nachstehen⸗ des über das Brandunglück geschrieben: „Ein Vorhang in des Mark⸗ grafen Wilhelm Loge hatte sich an einer hohen Gasflamme entzün⸗ det, das Feuer ergriff mit Blitzesschnelle die Tapeten, das Holzwerk, die Mittelloge, dann die Loge des Großherzogs, die Decke des Saa⸗ les, die bei Erneuerung des Theaters von Leinwand und Papier über⸗ zogen auf Latten genagelt wurde. Die zweite und dritte Gallerie, übervoll, suchten sich zu entleeren; doch schon macht der Rauch Ath— men und Sehen fast unmöglich. Jetzt wird zum Unglück auch die Gasbeleuchtung gestellt. Viele verirren sich und finden den Weg zur Treppe nicht, eilen an die Fenster des dritten Stocks, drei springen von da auf das Dach des Säulenganges im Hofe, einer rettet sich von hier mit gebrochenem Arm hinunter, die beiden Anderen verbrennen hülflos und lang⸗ sam! Aus einem Fenster ruft ein Anderer eine halbe Stunde lang verzweif⸗ lungs voll um Hülfe; er will sich hinunterstürzen, aber innerhalb klammern
ch im Wahnsinn der Todesangst Menschen an ihn und lassen ihn nicht; endlich erstickt er mit ihnen; der Rest seiner Gebeine liegt noch sichtbar auf, der Fensterbrüstung. Der Knabe des Theatermeisters, der die Thüre welche von der dritten Gallerie aufs Theater führt, zu öffnen eilte, kam nicht wieder. Der Sohn des Soufleurs, der kene e ren in dem Stücke spielen sehen wollte, ist auch unter en . ten, deren Zabl noch nicht zu ermitteln. Wie das Lächerliche 0 ö. an das Entsetzliche hängt: im botanischen Garten liefen inder in der BVergknappenkieibung des Stücks, die Kühe und Schweine
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Welch, entsetzliches Schicksal zeigt diese furchtbare Katastrophe; die Menschen kamen zu lachen und sich zu erheitern in einem Scherz⸗ spiele und verdarben in dem gräßlichen Feuertode!“
. Der Präsident des Ministeriums des Innern, Bekk, veröffentlicht in der Karlsr. Ztg. das nachstehende Handschreiben Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs: „Mein lieber Staatsrath Bekk! Als Ich gestern früh an das Ministerium des Innern den Auftrag ergehen ließ, den Ausdruck Meines Dankes für die beim Brande des hiesigen Hoftheaters geleistete Hülfe zu veröffentlichen, war Mir zwar bereits bekannt geworden, daß von den als Zuschauer im Theater gewesenen Personen mehrere vermißt wurden, was Mich mit großer Bekümmerniß er⸗ füllte. Die seitdem erhaltenen Meldungen haben Mir jedoch leider die schreckliche Gewißheit gegeben, daß die Zahl der Opfer eine sehr bedeutende ist, und Ich finde feine Worte, Um die Gefühle zu schil⸗ dern, welche dieses furchtbare Unglück in Mir erregt hat. Sprechen Sie es öffentlich aus, welchen aufrichtigen, innigen Antheil Ich an der Trauer nehme, in welche so viele Familien versetzt worden sind, und welch' schmerzlichen, nie erlöschenden Eindruck dieses gräßliche Ereigniß in Meinem Herzen zurücklassen wird. Mit besonderer Achtung und Werthschätzung verbleibe Ich Ihr wohlgeneigter Leopold.“
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 2. März. Gestern Abend ist Ihre Majestät die Kö⸗ nigin von Bayern hier angekommen und bei Ihrem Durchlauchtigen Schwiegersohne, dem Erzherzog Albrecht, abgestiegen. Der Aufent—⸗ halt der Königin in Wien wird, dem Vernehmen nach, längere Zeit dauern.
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Paris, 2. März. Wie verlautet, wird der König der Belgier in den nächsten Tagen von hier einen Ausflug nach London machen, seine Gemahlin aber bis zu seiner Rückkehr in Paris bleiben. Kö⸗ nig Leopold hat seit seiner Ankunft in Paris jeden Tag lange Kon⸗— ferenzen mit König Ludwig Philipp gehalten; einigen derselben wohnte auch der Herzog von Nemours bei. Man soll übereingekommen sein, daß König Leopold, als Verbündeter und naher Verwandter der Kö= nigs-Familien von Frankreich und England, als Vermittler zwischen ihnen austreten solle. Die Königin Victoria, sagt man, scheine zu einer solchen Wiederannäherung ganz geneigt zu sein. Sie habe be⸗ reits den ersten Schritt gethan, indem sie an Ludwig Philipp ein sehr herzliches Schreiben gerichtet, das freilich der Politik durchaus fremd gewesen. Man glaubt, daß die Aufgabe des Königs der Bel⸗ gier keine schwierige sein werde. Sie würde hauptsächlich dahin ge⸗ hen, zwischen Ludwig Philipp und Victoria jenes gegenseitige Ver— trauen herzustellen, das vor dem Heiraths-Zwiespalt zwischen ihnen bestand. Diese Frage selbst solle bei Seite gelassen werden, und man werde sich vorbehalten, später geeigneten Falles auf die Schwierig⸗ keiten zurückzukommen, welche aus der Erörterung zwischen den bei— derseitigen Ministerien hervorgegangen.
Die Herzogin von Orleans hat in der vorigen Woche das Theatre olympique besucht, um den kleinen Grafen von Paris des Stück „die französische Revolution“ sehen zu lassen. Seit dem Tode des Herzogs von Orleans war dies das erste Mal, daß sie das Theater besuchte. Der Zeitungs -Nachricht, daß der Graf von Paris auch einer Vorstellung der „Königin Margot“ im Theatre historique 6 habe, läßt derselbe in den öffentlichen Blättern wider— prechen.
Als Herr Guizot und Marquis von Marquis von Normanby bei dem Grafen Appony zusammenkamen, nachdem ihre gegenseitige Miß⸗ helligkeit durch Vermittelung des Letzteren ausgeglichen war, dankte der Minister zuerst dem österreichischen Botschafter für seine freund⸗ liche Dazwischenkunft und wandte sich dann, wie erzählt wird, an den britischen Botschafter mit den Worten: „Herr Botschafter, ich glaube, wir thun besser — und vielleicht ist dies auch Ihre Mei⸗ nung — wenn wir uns in gar keine Erörterung einlassen“; worauf Lord Normanby erwiederte: „Das denke auch ich.“ Beide schüttelten sich nun die Hände, und die Unterredung wendete sich sogleich auf nicht politische Gegenstände. Gestern aber hatten Beide im auswär—
der Meierei und die Araber Abd el Kaders bunt durch einander.
tigen Ministerium nach längerer Zeit wieder die erste Konferenz mit einander. Die QOppositionspresse faßt diese Aussöhnung als eine Rach— giebigkeit von Seiten des französischen Ministers auf, zu der die Noth ihn gedrängt habe.
Der Legitimist Graf Florian von Kergorlay erklärt jetzt eben⸗ falls in den Blättern, daß er dem Balle des englischen Botschafters, Marquis von Normanby, nicht beigewohnt habe, wie die Epoque fälschlich gemeldet hatte.
Graf Bresson soll durch den Telegraphen vom Ministerium einen Urlaub verlangt haben, um seine Mutter in Paris zu besuchen, von deren Erkrankung er Nachricht erhalten hatte; er kömmt aber zu spät, denn Madame Bresson ist gestern gestorben.
Die legitimistischen Journale erfären die Nachricht, Cabrera habe sich von dem Grafen von Montemolin getrennt, für durchaus unwahr.
Gestern ist hier nach längerer schmerzhafter Krankheit Herr Ben— jamin Delessert im 74sten Lebensjahre gestorben. Früher einer der hervorragendsten öffentlichen Charaktere Frankreichs, hatte er seit ei— nigen Jahren wegen Altersschwäche sich vom politischen Schauplatz zurückgezogen und seine letzten Kräfte fast ausschließlich wohlthätigen Bemühungen gewidmet. Er war seit zehn Jahren eines der thätig⸗ sten Mitglieder des Kollegiums der pariser Hospitäler und hat sich auch um das Sparkassenwesen, das er zuerst mit begründen half, sehr verdient gemacht. Als Mitglied des Instituts beschäftigte er sich be— sonders mit naturwissenschaftlichen Arbeiten und Kunstgegenständen;
er hatte eine der schönsten und bedeutendsten Pflanzen und Muschel⸗ Sammlungen in Europa zu Stande gebracht. Seinem, letzten Willen zufolge, soll er ohne allen Leichenpolnp beerdigt und nur der Kreis seiner Verwandten und nächsten Freunde zu dem Begräbniß eingela⸗ den werden. Die Summe von 12,000 Fr., die ein feierliches Lei⸗ chenbegängniß gekostet haben könnte, soll unter 1206 vn den Maires der zwöl . Stadtbezirke zu bestimmende Arme vertheist wer den, und außerdem hat er 1509 Fr. für die Armen von Passy und 2000 Fr. für die der reformirten Kirche, zu der er sich bekannte, ausgesetzt.
Herr Ernst Portalis ist für Toulon zum Deputirten gewählt worden.
Der jetzt der Pairs- Kammer vorgelegte Gesetz-Entwurf in Be— treff der Gefängniß⸗Reform, den im Wesentlichen bereits die Depu⸗ tirten Kammer in der Session von 1844 angenommen hatte, hat einige Veränderungen erfahren, die zum Zwecke haben, ihn mehr mit der bestehenden Strafgesetzgebung in Einklang zu bringen. Diese bestimmt nämlich, je nach den Verbrechen, drei Abstusungen der Strafe: einfache Einsperrung in den Zuchthäusern, Gefängniß in den Reklu⸗ sionshäusern und die Zwangsarbeiten in den Bagnos. Dem Ein⸗ wand, daß das Zellen⸗ System im Grunde nur eine Strafe kenne, die der einsamen Einsperrung, sucht der neue Gesetz⸗ Entwurf dadurch abzuhelfen, daß er ebenfalls in das Zellen⸗Strafsystem eine dreifache Abstufung einführt, indem an die Stelle der Zuchthaus⸗Ein⸗ sperrung die Zelle mit zwar zwangsmäßiger, aber vom Gefangenen selbst gewählter Arbeit, an die Stelle der Reklusion die Einsperrung in einem entlegeneren Zellen-Gefängniß mit auferlegter Arbeit und endlich an die Stelle der Galeerenstrafe die Zelle in einem jenseits des Meeres, d. h. in Algier, gelegenen Gefängniß mit den mühsam— sten Arbeiten tritt. Zur Vervollständigung dieses Abstufungs-Systems sollen dann auch die Quoten, welche man den Gefangenen von ihrem Verdienste zulommen läßt, nach den verschiedenen Stufen der Strafe verschieden bestimmt werden.
Der Minister des öffentlichen Unterrichts hat eine Summe von 10 09090 Fr. zur Einrichtung von drei Elementarschulen in Algerien, zu Fuka, Dounda und Scheragas, bewilligt. ö ̃
Es heißt, daß die Regierung der Pairs⸗Kammer nächstens einen Gesetz⸗Entwurf vorlegen werde, welcher dem Kapitel der Kathedrale von St. Denis seine alte Unabhängigkeit zurückgeben und dasselbe der Botmäßigkeit des Erzbischofs von Paris entziehen werde.
Ein Beamter des Ministeriums der auswärtigen Angelegenhei⸗ ten ist in aller Eil nach Tunis abgegangen, wo sich die Verhältnisse zwischen dem Bey und der Pforte ernstlich verwickeln sollen.
Es heißt, die französische Regierung habe in Uebereinstimmung mit dem madrider Kabinette dem Infanten Don Enrique die Wei⸗ sung zukommen lassen, sich einstweilen nicht von Toulon zu ent— ernen. . Der Courrier frangais giebt als Grund der Aussetzung der Expedition nach dem Amazonenstrom an, daß Brasilien seine Ein⸗ willigung zu derselben an Bedingungen geknüpft, die Frankreichs Würde abweisen müsse. Wegen der Sklavenhandels-Frage nach der afrika⸗ nischen Westküste stehe man mit Brasilien auf sehr gereiztem Fuße.
Der Zinsfuß auf Schatzbillets ist von gestern an solgendermaßen festgestellt: auf Billets von drei bis fünf Monat Verfallzeit 3 pCt. auf Billets von sechs bis eilf Monat Verfallzeit 35 pCt., auf Bil⸗ lets, die ein Jahr laufen, 4 pCt. Die Bank von Marseille hat den Entschluß gefaßt, den Diskonto auf Papier am Platze auf 6 4 zu erhöhen; dies schien nöthig, weil in der letzten Woche 10 Mil⸗ lionen Fr. für Getraide nach der Levante und dem Schwarzen Meer abgingen. .
Man versichert, die Verwaltung des Kultus werde fortan mit der des öffentlichen Unterrichts verbunden werden und eine besondere Direction bilden, die Herr von Carne, ein entschiedener Katho⸗ lik, der seit Jahren für Freiheit des Unterrichts kämpft, erhal⸗ ten solle.
1 Walewski tritt am 12ten seine Reise nach dem La Plata an; einer der Redacteure des Portefeuille, Herr von Brossard, wird ihn begleiten.
Paris, 2. März. Im Departement der Nieder⸗Seine ist sicherlich kein Getraidemangel; von allen Seiten treffen in Havre, Rouen und den übrigen Häfen jener Gegend tagtäglich starke Ge⸗— traide- Ladungen ein: dessenungeachtet stiegen in der ganzen Gegend die Getraidepreise. Ein Blatt von Havre hatte schoön vor einigen Tagen den Wucher als die Ursache angegeben. In den stärksten Ausdrücken sprach sich dann dieses Blatt gegen das erwähnte Trei- ben aus, das unter den Massen große Erbitterung erregt zu haben scheint, die denn auch wirklich am letzten Sonnabend zu Honfleur, einem Hafen an der Mündung der Seine, zum Ausbruch kam. Wehr— lose Bürger, welche Niemanden beleidigten, wurden angefallen, ver⸗ folgt und mißhandelt, und einer von ihnen entkam der Volkswuth nur dadurch, daß die Behörde, scheinbar dem Verlangen der Masse nachgebend, ihn verhaften und einsperren ließ. Wäh— rend dessen waren andere Maßregeln ergriffen worden. Man hatte die Halle geschlossen. Einen gefährdeten Wagen mit Mehl hatte man in das Hospiz in Sicherheit gebracht, und die Aufregung und Unruhe legte sich endlich, da sie keinen Stoff mehr fand. Am Abend war leine Spur von Unordnung mehr zu Honfleur zu bemer— ken. Blutvergießen war glücklicherweise durch die zugleich feste und versöhnende Haltung des Maires verhütet worden. Aber das Uebel der hohen Getraidepreise ist für Honfleur durch diesen Vorgang nicht beseitigt. Die Landwirthe, welche Getraide zum Verkauf vorräthig
— —
ö 6. e . Ytaß⸗ und Gewichtskunde.
Vollstän di ges Taschenbuch der Müänz— Maß⸗ und Ge⸗ wicht s-Verhältnisse, der Stun naher! =. Wechsel⸗ und Bankwesens und der Usanzen aller Länder und, Handels⸗
plätze. Von Christian Noback und. ; back. Leipzig, bei Brockhaus. Ne . . No⸗
Es liegt uns von diesem bereits im vorigen ; mit verdienter Anerkennung besprochenen We, n m rn nn n welches die Artikel Rio Janeiro bis Stocholm umschließt. Auch . Betreff dieser neuen Lieferung dürfen wir dem günstigen Urtheile über die früher erschienenen Abtheilungen völlig beitreten; wir erkennen in der Dar= stellung der bezüglichen Verhaͤltnisse besonders das Bestreben an, das ge⸗ genwärtig Geltende und Uebliche hervorzuheben, während wir in so vielen anderen Kompendien der positiven Metrologie nur zu ost blos auf längst Veraltetes stoßen. Das Gesagte gilt hier namentlich von den Artitein Rio Janeiro, Rom, oc a! Santiago, Saragossa, Sar⸗ dinien, Singapore, Smyrna, Stettin und Stockholim, über welche Plätze wir anderwärts vergebens eine so genügende Auskunst suchen. Von besonderem Interesse ist die Entwickelung des brasillanischen Geldwe' sens und Zahlwerihes unter Rio Janeiro, wo wir auch eine gedrängte Darlegung der handels- und wechscirechtlichen Verhältnisse z gef ig sinden, so wie überhaupt den Handels- üfanzen durchgängig vorzügliche Verücksich? tigung zu Theil geworden ist.
Unter Nostoöck sind die sämmtlichen Münz und Maß ⸗Verhälmisse des Großherzogihums Mecklenburg- Schwerin gründlich abgehandelt, und
es ist daselbst bereits auf die so eben fanctionirtt Einführung des preußischen Münzfußes hingewiesen. Bei der Insel Sardinsen stoßen wir zum ersten
male auf das Beslehen eines besonderen Papiergeldes für diese Provinz, dessen unseres Wissens frühere numismatische Werke nicht erwähnch, obwohl es schon seit 1780 und bis in die neueste Zeit kursiren soll. Bei Singapore sind hauptsächlich die unter den jetzigen Verhälmnissen doppelt wichtigen Han⸗ delsgebräuche und die Cours-Verhältnisse umständlich dargelegt, während in dem Artitel Smyrna die neue türkische Ausmün zung (seit 1843) ein wesentlicher Gegenstand ist, der in seiner wissen schaftlichen, gediegenen Aus⸗ einandersetzung gleichfalls gänzlich neu erscheint, und den Artikel Konstanti= nopel (der vor der betreffenden Neuerung erschlen) ergänzt. Wir erfahren daraus, daß der gegenwärtige Werth des türfischen Piasters, aus der Sil⸗ ber ⸗Münzung berechnet, 1 Sgr. 95 Pf., aus der Gold⸗Münzung berechnet aber 1 Sgr. 107 Pf., durchschnittlich aus beiden als circa 1 Sgr. 10 Pf. preußisch Courant beirägt, und daß nach dem neuen Gesetze das jetzige Verhältniß des Goldes zu Silber in der Türkei wie 1 zu 159 ist. — In gleicher Weise bringt Stockholm nach einer historischen Abhandlung über die bisherigen Geldzustände die neuen Münz- und Bankgesetze vom Jahre 315, deren schließliche Anwendung das nächstfosgende Heft enthalten wird. Eine in dem Artikel enthaltene ver leichende Tafel der verschiedenen schwedi⸗ schen Währungen und ihres Wershes in den deutschen Hauptvaluten trägt zur Veranschauͤlichung der dortigen Geld.-Verhältnisse wesentlich bei. Unter den 38 rtikeln, welche (abgesehen von den Verweisungen) das vorliegende Heft enthält, finden wir viele, die uns überhaupt zum er= senmale geboten werden, und manche andere, von denen in ihrer Durch- igt das Nämliche gilt; hierher gehören namentlich Sand wich-⸗In= eln, Schoa, Serben, Stavsdnltn, Scheki und Schirwan'in Trantkauklassen, so eben dem neugebildeten russischen Gouvernement Sche- macha zugetheilt), St. Helena, Saalfeld, Son de r shausen und Rudo ls at (das Fürstenthum Schwarzburg. Rudolssadt begreifend). Die Herren Versasser haben fich von einem k einseinigen Gesichts⸗
punkte stets fern gehalten und sind bemüht, den Anforderungen, welche Wissenschaft, neueste Erfahrung und Vollständigkeit stellen, eben sowohl, als denen der prakltischen Brauchbarfeit Genüge zu leisten. .
Aus dem Artikel Sand wich-Inseln erfahren wir den dort schon sehr ausgebildeten Umlauf europäischer Münzen, obwohl an Silbergeld in der Hauptstadt Honolulu nur eiwa 50 000 Dollars zirküliren; dagegen soll der Belauf der für den Bedarf der Wallfischfänger und Kriegesschiffe dort jährlich begebenen Wech fel (auf England und . finden Cours-Notirungen statt) nach Umständen 140,000 bis 200, ollars be-
tragen. chaffenen Artikel dürfen wir auch Stettin
Einen gänzlich neu ges ; l nennen, eussaͤ 6 und ale ihr , Behandlung bei der Bedeutung dieses
ĩ Seeplatzes vielseitig und ganz besonders auch für die ,, geen muß und eine förmliche Monographie des enannten Platzes unter dem vorliegenden Gesichts punkte bildet. Die bis- . Beaͤrbestungen desselben, selbst in neueren vaterländischen Werken, bei denen wir mindestens über inländische Pläßze Richtigkeit zu fordern be⸗ rechtigt sind, liefern ein unverantwortliches Gemisch von Unwahrem und Veraltetem, während die. Verhältnisse der Neuzeit ganz außer Acht gelassen sind; diese Lücke füllt die obige Arbeit aufs befriedigendste aus, und wir erhalten eben sowohl über die Cours- und Maß-⸗Verhältnisse, als über die so wichtigen Usanzen, die Banken und Handels- Anstalten Stettins eine klare und ganz der Gegenwart entnommene Uebersicht.
Neiht sich demnach auch diese Fortsetzung dem bisher Erschienenen würdig an, so dürfen wir um so weniger den Wünsch zurückhalien, bald auch in den Besitz der Schluß Lieferung zu gelangen, welche nach der An- zeige der Verlagshand lung nicht lange auf sich warten lassen wird.
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haben, sind nun erschreckt durch das, was ihnen wiberfahren, und ha⸗ ben bereits erklärt, am nächsten Markttage kein Getralde nach Hon⸗ fleur führen zu wollen, und die Stadt Honfleur wird sonach selbst die Verirrung ihrer Bevölkerung schwer büßen müssen.
Gestern endigten auf der Eisenbahn von Rouen nach Havre die langen und entscheidenden Proben, welche bisher die Eröffnung dieser Bahn noch verzögert hatten. Der Viadukt von Lezarde, der letzte Kunstbau der Bahn, hatte auch die letzten Proben zu bestehen. Drei Tage hindurch fuhren 10 Waggons mit voller Last, von J Lokomotien gezogen, unausgesetzt darauf hin und her. Die Kommisston der Brücken⸗ und Straßenbau-Verwaltung, welche mit Besichtigung der ganzen Bahn und mit Erstattung des definitiven Berichtes über den Zustand der Arbeiten beauftragt ist, wird übermorgen die letzte Pro= befahrt vornehmen. Man zweifelt nicht daran, daß sie ebenfalls gün⸗ stig ausfallen wird. So würde denn der Eröffnung des Betriebs nichts mehr im Wege stehen; derselbe soll mit Personen⸗ und Waa⸗ renzügen zugleich beginnen, da die Gesellschaft Alles dazu bereit hat und nur noch die hohere Genehmigung erwartet.
Großbritanien und Irland.
London, 1. März. Heute Vormittag nahmen Lord John Russell und der Schatzkanzler im Schatz⸗Amte die Angebote für die Anleihe von 8 Millionen Pfd. St. entgegen. Baron Roihschild reichte ein solches Angebot ein, welches S895 für 100 versprach; Herr Baring machte ebenfalls ein Anerbieten unter denselben Bedingungen, und als der Erstere hierauf die Frage des Schatzkanzlers, ob sie Beide die Anleihe übernehmen wollten, bejahend beantwortet und man sich über die Dividendenzahlung verständigt hatte, wurden bie Kontrakte unter diesen Bedingungen ausgefertigt und unterzeichnet.
Vorgestern hielt die Königin im Buckingham-Palast eine Geheime⸗ raths⸗Sitzung. Unmittelbar darauf versammelten sich die Minister zu einer Kabinets⸗-Versammlung im auswärtigen Amte.
Die Morning Post erklärt, daß sie allen Grund zu der An⸗— nahme habe, Prinz Älbrecht werde die ihm angetragene und mit so großem Erfolg gewonnene Würde eines Kanzlers der Universität Cambridge annehmen. Morgen wird dem Prinzen feierlich das Re— sultat der Wahl bekannt gemacht werden.
Man hat in der letzten Unterhaus? Sitzung der Regierung den Vorwurf gemacht, daß sie eine zu große Summe für das Marine⸗ Budget beanspruche. Herr Ward wies dagegen nach, daß Frank⸗ reich dieses Jahr für seine Flotte nur 352, 000 Pfd. St. weniger als England ausgeben werde; während nämlich das englische Marine— Budget zu 5,991,000 Pfd. St. veranschlagt sei, habe die französische Regierung ihr Flottenwesen auf 5, 639, 006 Pfd. St. festgestellt, da sie 31 neue Itriegsschiffe zu bauen beabsichtige.
Mit O'Connell's Gesundheit soll es sehr schlecht stehen und der Globe bezweifelt die Wahrheit der auf die verschiedenen Anfragen ke ler Antworten, „daß der ehrenwerthe Herr sich sehr wohl
esinde.“
Die angekündigte Vorstellung zum Besten der irländischen und schottischen Armen ging am 26. Februar im italienischen Opernhause (dem Theater der Königin) vor sich. Das Parterre und Lie Gale— rieen waren nicht sehr gefüllt, desto mehr aber die Logen. Die Kö— nigin, Prinz Albrecht, der Hof und die ganze vornehme Welt hatten sich eingefunden. Da ein Logenplatz 6 Guineen kostete und sämmt⸗ liche Kosten von dem Theater⸗Direktor bestritten wurden, so wird den Bedürftigen eine ansehnliche Summe zufließen.
In einer hier abgehaltenen Versammlung der Gesellschaft für den Aubau von Thee in der indischen Provinz Assam erstattete das Comité zur Untersuchung dieses Unternehmens den Actionairen seinen Bericht. Derselbe lautet dahin, daß die Finanzmittel das Fortbeste⸗ hen der Gesellschaft für ein weiteres Jahr gestatten würden, welches sogar, wenn man gewisse Beschränkungen der Beamtenzahl vornehme, vielleicht das erste sein werde, in welchem man keinen erheblichen Ver= lust erleide. Es sei jetzt erwiesen, daß die Theepflanze mit Erfolg in Assam angebaut werden könne, und die früheren Einbußen habe man hauptsächlich dem Umstande beizumessen, daß man das Unter— nehmen gleich viel zu großartig begonnen habe. Das Comitè schlägt vor, daß man nicht weniger als 48 der 564 Pflanzungsorte ganz auf⸗ geben, viele Ersparnisse, vornehmen und das Directfons Büregu zu Kalkutta auflösen, so wie die Eingeborenen zum Thee⸗Anbau dadurch aufmuntern solle, daß man Verträge mit ihnen abschließe, durch welche ihnen für den in grünem Zustande an die Gesellschafts⸗Beamten ab⸗ gelieferten Thee ein bestimmter Preis zugesichert werde. Alle diese Vorschläge wurden von der Versammlung einmüthig genehmigt.
Lieutenant Waghorn beschwert sich in der Tinnes über das Mo— nopol der Peninsular- und Oriental⸗ Dampsschifffahrts⸗ Gesellschaft, welche ihn doppelte Fracht zahlen lasse, weshalb er vom 1. Juli nichts mehr durch sie befördern lassen werde. Zum Schlusse sagt er, daß er wieder eine Reise angetreten habe, um größere Erleichterun— gen für die Ueberlandpost zu erwirken; nach seiner Rückkehr werde er, um von jener Gesellschaft ganz unabhängig zu werden, die Un— terstützung des Publikums in Anspruch nehmen.
wir der l gnde
Aus dem Haag, 28. Febr. Nach Verlesung des Berichts über den Handels-Vertrag mit Belgien in der gestrigen Sitzung nahm Herr Hoffmann das Wort, um seine Meinung dahin zu äußern, daß zufolge des Artikels 195 der Verfassung keine Steuer zu Gunsten des Staatsschatzes auferlegt werden könne, als kraft eines Gesetzes; da aber der fragliche Vertrag diesen Grundsatz zu verletzen scheine, so schlage er der Kammer vor, sich darüber in einer Adresse an den König zu wenden. Die Herren van Dam, van Isselt und Lusac pflichteten diesem Vorschläge bei. Herr Ryckevortel bedauerte die Ab—ↄ wesenheit des Finanz⸗Ministers; er hätte demselben gern einige Be⸗ merkungen über den Vertrag mitgetheilt, den er als den holländisch en Interessen nachtheilig betrachte, und zu gleicher Zeit um Aufklärung über mehrere Punkte bitten wollen, worüber die Regierung sich noch nicht geäußert habe; denn er könne die Vertheidigung des Vertrages im Journal de la Haye nicht als von der Regierung herrührend be— trachten, indem der Justiz⸗Minister erklärt habe, daß dieses Blatt weder offiziell noch halboffiziell sei.
Ge gig n
Brüssel, 2. März. Wegen der Fleischtheurung und des zu großen Gewinns, den die Fleischer ziehen wollen, läßt die Gemeinde- Verwaltung zu Mecheln auf eigene Rechnung schlachten und verkauft das Fleisch mit ganz geringem Gewinn. Dies hat so gute Folgen gehabt, daß die Stadt⸗-Verwaltung von Lüttich ein Gleiches beschlossen hat.
Das Journal de Bruxelles deutet an, daß die deutsche Auswanderung über Antwerpen dieses Jahr sehr stark sein würde. Mehrere hundert deutsche Familien würden bald in Antwerpen ein⸗ treffen, um von dort aus der neuen Welt zuzusegeln. Selbst hol⸗ ländische Auswanderer fingen an, lieber über Antwerpen als über Rotterdam zu gehen.
Schweiz. Kanton Bern. (Eidg. Ztg.) Der Vorort Bern hat ein Schreiben an Luzern gerichtet, in dem er sein Befremden über „den
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in jüngster Zeit erfolgten Zusammentritt in Luzern von Militairper⸗ sonen aus verschiedenen Kantonen der Schweiz, die durch die letzte⸗ ren getroffenen militairischen Anordnungen und Verfügungen, die sich über das Gebiet mehrerer Kantone erstrecken, und namentlich die von ihnen ausgegangene Zusammensetzung eines für die Truppen ver— schiedener Kantone bestimmten Generalstabes“ ausbrückt und Luzern einladet, „über die Veranlassung und den Zwech der erwähnten zu Luzern getroffenen, für andere Kantone beunruhigenden, den allgemeinen Land—⸗ frieden unter den Eidgenossen leicht gefährdenden, außerbodentlichen An—⸗ ordnungen und Maßregeln eischöpfenden Bericht zu erstatten und künftighin Alles zu vemeiden, was irgend geeignet fein könnte, eine neue Aufregung der Gemüther in dem einen oder anderen Theile der Schweiz zu verursachen.“ In einem Kreisschreiben an alle Stände äußert sich der Vorort gleichzeitig über den Durchmarsch der Truppen von einem Kanton durch das Gebiet eines anderen (wenn z. B. die Truppen der inneren Schweiz durch den Kanton Bern oder die von Willis durch den Kanton Waadt Freiburg hätten Hülfe leisten wollen) und über eidgenössische Stabs- Offiziere, die ihren Heimat-Kanton lassen und zu anderen Kantonen in Dienstverhältnisse treten.
Kanton Aargau. Ueber den Oberst von Salis-Soglio, welcher nach Angabe der radifalen Blätter zum General des Sonderbundes der sie⸗ ben katholischen Stände ernannt worden sein soll, enthält ein in der B. P. A. Z. enthaltenes Schreiben folgende Angaben: „Oberst von Salis⸗Soglio betrat früh die militairische Laufbahn. Er diente in Bayern unter den Cheveauxlegers und nahm als Adjutant des Für— sten Wrede an der Schlacht bei Hanau Theil, wo er eine Schuß⸗ wunde erhielt. Bei Bar-sur⸗Aube in Frankreich legte er vorzügliche Proben seines Muthes ab. Später nahm er Dienste in Holland als Osfizier in einem Kürassier⸗Regiment, dessen Kommandant er später war. Er wurde nach seiner Rückkehr ins Vaterland 1841 zum eidge⸗ nössischen Obersten erwählt und vom Vorort bei den Unruhen in Wallis als Ober-Kommandant der eidgenössischen Truppen dahin gesandt, bei welcher Gelegenheit er sich sowohl durch sein edles Benehmen als auch durch seine dankenswerthen Notizen über das Benehmen des Jungschweizerthums verdient gemacht hat, was ihm aber die Ungnade der Revolutions-Partei zuzog. Er ist mit einer Tochter des Dich⸗ ters Salis verheirathet, allein seine häuslichen Verhältnisse wurden durch den frühen Tod einer hoffnungsvollen Tochter und durch den bedauerlichen Zustand seines dem Wahnsinn verfallenen Sohnes viel⸗ fach getrübt. Die Festigkeit seines rechtlichen Charakters hielt ihn aber in allen Stürmen aufrecht. Die eidgenössischen Obersten Ema—⸗ nuel und Eduard Salis sind seine Brüder. Wer mit Salis ⸗ Soglio näher bekannt ist, rühmte von jeher seinen Biedersinn und Gemüth— lichleit, ebenso nicht minder seine persönliche Tapferkeit und Kriegs⸗ kunde. Als Kommandant im Lager von Thun wurde er allgemein hochgeschätzt und geliebt. Seine Thätigkeit und Kenntniß empfehlen ihn überall.“
tali wn.
Rom, 23. Febr. (N. C.) Man erfährt aus guter Quelle, daß Se. Heiligkeit beschlossen hat, einen Nuntius nach Konstantinopel zu senden, und daß seine Wahl zu diesem höchst wichtigen Posten den Kardinal Ferretti treffen wird. Für heute Abend ist der tuͤrkische Gesandte Schekib Efendi zur Soiree beim französischen Gesandten, Grafen Rossii, geladen.
G p anse n.
S3 Madrid, 24. Febr. Das Gerücht, daß die Karlisten in Igualada eingedrungen wären, hat sich nicht bestätigt. Die Regie⸗ rung beabsichtigt, den esparteristischen General Enna nach Catalonien zu schicken, wo er den Befehl über die verschiedenen beweglichen Ko⸗
„Wenn Lord Palmerston alle Regierungen so be andelt, wi . fuhr Herr Pidal sort, J„so haben alle gleichen 6 6 . nur, daß Herr Pidal nicht dieselbe Sprache führte, als er selbst Minister war. Damals nahmen seine Kollegen und er die Noten des Herrn Bulwer, welche jede andere Regierung mit Zustellung seiner Pãsse beantwortet haben wärde, stillschweigend entgegen, damit nur die Heirath zur Vollziehung käme. .
Auch den Vorwurf, daß die Minister trotz der Vermählung der Königin die Anerkennung von Seiten der nordischen Mächte nicht er= langt hätten, wies Herr Pidal zurück. „Ich habe die Hoffnung“, sagte er, „daß am Ende die Vernunft vorwalten und die Königin von der ganzen Welt anerkannt werden wird. Hätte die Königin sich mit dem Grafen von Montemolin vermählt, so wäre die Anerkennung so⸗ gleich erfolgt, denn dieses Ehebündniß bot sehr große Vortheile dar, und unter diesen die Anerkennung. Allein es brachte auch viele Uebelstände mit sich, und deshalb widersetzte ich mich dieser Verbindung. Die, welche stattsand, hat auch ihre schlimmen Seiten, und wir dürfen uns nicht wundern, daß die Anerkennung ausblieb. Sie wird erfolgen, sobald das gegenwärtige unsinnige Unternehmen der Karlisten deren völlige Ohnmacht an den Tag gelegt haben wird ⸗ .
Die gestrige Sitzung des Kongresses erhielt ihre Wichtigkeit durch die Aufschlüsse, welche der Justiz-Minister Bravo Murillo über das politische System ertheilte, welches das neue Kabinet zu be⸗ folgen gedenkt. Er erklärte, dasselbe wäre mit dem Entwurf der Adresse vollkommen einverstanden und würde, falls der Kongreß ihn genehmige, darin nicht einen Vorwurf, sondern eine ausdrückliche Billigung seines politischen Systemes erblicken. Durch diese Erklärung trennt das Ministerium sich völlig von den Pro⸗ gressisten, setzt aber die Parteigänger des Kabinets Isturiz, welche vermittelst der Votirung des Adreß-Entwurfs das neue Ministeriums zu stürzen beabsichtigten, in keine geringe Verlegenheit.
Der Generalstab der an der portugiesischen Gränze aufzustellenden Observations⸗-Armee soll in Zamora seinen Sitz nehmen. . .
Gestern sollen von hier achtzehn durch den vorigen Kriegs⸗Mi⸗ nister verabschiedete Offiziere nach Eatalonien gegangen sein, um sich den Karlisten anzuschließen.
Vorgestern rückten in Arangueco, drei Meilen von Guadalaxara, dreißig Factiosen ein, verweilten dort einige Stunden und kauften Pferde und andere Bedürfnisse. .
Heute wird mit ziemlicher Bestimmtheit behauptet, daß die Kö⸗ nigin Christine sich binnen einiger Wochen nach Paris begeben würde. Der Tiempo sagt, die Entfernung derselben wäre für Spanien ein so wichtiges Ereigniß, wie der Tod Ferdinand's VII.
Nachstehenden Brief hat der Infant Don Enrique aus Bar⸗ celona an die Königin Isabella gerichtet: ,
„Don Enrique Maria de Borbon, Infant von Spanien und Contre⸗-Admiral, trägt Ew. Majestät höchst ehrfurchtsvoll vor; Da es öffentlich bekannt ist, daß er das Fräulein Dona Elena de Castellä Shelly Fernandez de Cordova, Tochter des Grafen von Castellâ de la Villanueva und Carlet, zur Gemahlin gewählt hat, so hält er sich zu der Erklärung verpflichtet, daß die Politik keinen Einfluß auf diese Angelegenheit hatte, und daß er keinen anderen Eingebungen, als denen seines Herzens und denen der Pflicht eines Ehrenmannes (caballero), Gehör gab. Gott, der große Gesetzgeber aller erschaffenen Dinge,
und vor dem die Gesetzgeber der Erde sich beugen und nichts sind, gab in seiner unendlichen Weisheit dieselben Gesetze für alle seine Geschöpfe, die er mit gleicher Liebe an seinen Busen schließt, und flößte allen Herzen dieselben Gefühle ein. Er flößte der Seele des Infanten Don Enrique die Empfindung der innigsten Liebe zu Dona Elena de Castella ein, als er nach den Vermählungen Eurer Majestät und Dero erlauchter Schwester, der In⸗ fantin Dona Luisa Maria Fernanda mit zwei erlauchten Prinzen
lonnen übernehmen soll.
Der Krieg s-Minister legte gestern (wie bereits gemeldet) dem Kongreß einen Gesetzentwurf vor, kraft dessen die Regierung er mächtigt werden solle, sobald sie es für geeignet halte, 50 00 Mann für den Militairdienst auszuheben. Das Verlesen dieses Entwurfes wurde von anhaltendem Murren der auf den Galerieen befindlichen Zuhörer begleitet. Die Ausführung der Maßregel wird ohne Zwei— fel die herrschende Unzufriedenheit noch steigern.
Dann verlas der Finanz-Minister folgenden (ebenfalls schon erwähnten) Gesetz⸗ Entwurf: „Art. 1. Die Regierung wird er— mächtigt, im Lande oder in der Fremde ein Anleihen von 200 Millionen Realen Vellon (109 Millionen Piaster) zu 3 Prozent jähr⸗ licher Zinsen abzuschließen, dessen Betrag ausschließlich auf die Be⸗ streitung der laufenden Ausgaben und Verbindlichkeiten der Staats kasse verwendet werden soll. Art. 2. Gleichfalls wird die Regie⸗ rung ermächtigt, für die Zinsenzahlung und Abtragung des erwähn— ten Anleihens den Theil der Einkünfte und Steuern des Staates, sowohl der Halbinsel als der Kolonieen, zu bestimmen, welcher dazu eorderlich ist, wobei jedoch die bis jetzi mit der spanischen Bank von San Firnando eingangenen Verpflichtungen aufrecht erhalten bleiben. Art. 3. Die Regierung wird zur geeigneten Zeit den Eortes Rechen⸗ schaft von dem Gebrauche ablegen, den sie von dieser Ermächtigung gemacht haben wird.“
Da in diesem Entwurfe nicht gesagt wird, daß der Betrag des Auleihens für die Bedürfnisse etwaiger Kriegs-Operationen verwendet werden solle, wie man doch vorausgesetzt hatte, so zieht man hier allgemein den Schluß, daß Herr Mon trotz seines Erpressungs⸗ Systems in der Staatokasfe ein beträchtliches Defizit zurückgelas⸗ sen habe.
Da die progressistischen Deputirten nicht weniger als zwanzig bis dreißig Amendements zu dem Adreß-Entwurf beantragt haben, so läßt sich noch nicht berechnen, wann der Kongreß die Diskussion derselben erledigen wird, um auf wichtigere Geschäfte übergehen zu können. Der Ex⸗Minister Pidal erschöpfte vorgestern und gestern nicht weniger seine Beredtsamkeit, als die Geduld der Zuhörer, um sich und seine ehemaligen Amtsgenossen als die ersten Staatsmänner Europa's darzustellen. Namentlich nahm er für das Ministerium Isturiz, als das⸗ jenige, welches die Doppelheirath abschloß, den Dank nicht nur Spaniens, sondern aller Mächte in Anspruch. „Wir wollten“, sagte er, „daß die Vermählung der Infantin zugleich mit der der Königin stattfände, und dadurch haben wir nicht nur Spanien, sondern ganz Europa eine große Wohlthat erwiesen.“ Als sich viele verneinende Stimmen laut machten, fuhr Herr Pidal sort: „Ja, ja, Spanien und ganz Eu⸗ ropa, denn wie würde es um den europäischen Frieden stehen, wenn jene Heirath nicht eine vollendete Thatsache wäre. Hätte die Ver⸗ mählung der Infantin mit dem Herzoge von Montpensier nicht statt⸗ gefunden, so würde die französische Gränze den Parteigängern Mon⸗ temolin's geöffnet worden sein. Jetzt ist jene Heirath ein Verthei⸗ digungsmittel für uns geworden.“ Dann ließ Herr Pidal seiner Galle gegen Lord Palmerston freien Lauf. Vorzüglich machte er ihm zum Vorwurf, in einer an Herrn Bulwer gerichteten Depesche das damalige spanische Ministerium Isturiz der Willkürlichkeit und Verletzung der Verfassung beschuldigt zu haben. „Dies sind Angele⸗ genheiten“, erklärte Herr Pidal, „die nur uns angehen. Ich spreche einem fremden Minister das Recht ab, sich damit zu beschäftigen.“ Als ob ein Staats-Minister nicht das Recht hätte, feinem bei einer fremden Regierung beglaubigten Agenten die Ansichlen auseinander- zusetzen, wesche er üher die politische Richtung derselben gefaßt hat!
in trauriger Vereinzelung blieb. Und da er entschlossen ist, nie sich mit einer Person zu verheirathen, die nicht seinem Lande angehöre, so erblickte er in seinem Liebesgefühl den Willen und den Finger des höchsten Wesens, das seinen Geschöpfen das, was ihnen ansteht, zuweist, und überließ sich ihm mit der vollen Hingebung seiner Seele im Bewußtsein aller der Zusicherungen (cou todas aquellas seguridades), welche er damals zu erhalten das Glück und die Ehre hakte“). Im Glauben an sein Glück entriß er einer eben so wür⸗ digen als tugendhaften jungen Dame von guter Geburt ein Lächeln der Hoffnung, aber, indem er glücklich war, störte er den Frieden einer edlen Familie, und die bisherige Hoffnung und Freude verwan⸗ delte sich in Thränen und bitteres Leid. Auch die Ehre der Dame, die ihr theuerster Schatz und ihre kostbarste Perle ist, litt viel in den Augen des Publikums. Unter so großem Bedrängniß, die natürlich jedes gefühlvolle und edle Herz schwer ergreifen muß, erneuerte der Infant Don Enrique sein Heiraths⸗-Versprechen und schwor, es als ein Ehrenmann edlen Stammes zu erfüllen, wobei Gott sein Zeuge war, Gott, der gerecht ist und die bösen Handlungen bestraft. Wenn der Infant auch von den Empfindungen absieht, welche das Fräulein Dong Elena de Castella seinem Herzen eingeflößt hat, so ist es doch edel und zumal gerecht, daß der, welcher einen Schaden oder Nach— theil zufügt, sich, so hoch auch sein Rang sein möge, so betrage, wie die Gesetze der Ehre und die Vorschriften der Religion erheischen, damit niemals der, welcher hoch steht, denjenigen benachtheilige, welcher, auf anderen Standpunkt gestellt, keinen anderen Trost hat, als die Thrä⸗ nen, um sein Unglück mit Ergebung und Stillschweigen zu beweinen. Wenn die Lage einer so ausgezeichneten Familie, und die Bitten des Infanten Don Enrique, und die Betrübniß, in die sein Gewissen versetzt ist, weil er durch Störung des Friedens dieser Familie Uebles beging, einen Platz in dem Herzen Ew. Majestät finden, so bittet er demüthigst, Ew. Majestät mögen ihm Dero Königliche Erlaubniß ertheilen, nach der er sich so sehr sehnt, und zu deren Erlangung er jedes Opfer darzubringen bereit ist. Barcelona, 14. Februar 1847. (Unterz Enrique Maria de Borbon.“
Die Minister haben den Inhalt dieses Schreibens zum Gegen⸗ stand ihrer Berathschlagungen gemacht. Es scheint, daß die spanischen Staatsmänner dazu bestimmt sind, ihren Scharfsinn vorzugsweise an der Erledigung schwieriger Heiraths-Fragen zu üben.
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Konstantinopel, 16. Febt. (J. de Const) Die, Note,
welche der außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister
1 h ttis der hohen Pforte zu Athen, Herr Mussurus, an Herrn Kolettis, Minister der auswärtigen Angelegenheiten der griechischen Regierung,
erlassen hat, lautet folgendermaßen ö 14. C26) Januar 1847.
„Der unterzeichnete außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Mi=
] . 3 3 it lebhaftem Bedauern nister Sr. Kaiserl. Majestät des Sultans siebt sich mit lebhafte n . ö ernste lil er e, des Herrn . , , e. des Conseils und Ministers der auswärtigen Angelegenheiten Sr. hellenischen Majestät, auf ein eben so wichtiges als unerwartetes Faltum zu lenken. In Folge einer ihin am 13sen (ästen; d. M. im Namen Sy. Ma—= iestit N g ugelommenen Einladung hat der Unterzeichnete die Ehre 6 sich n Abend zum Ball bei Hefe zu begeben. Das diploma—= eh b b eller är inlritt Ihrer Majestaten des Königs und der Kö—
. 3 ain. und nachdem der König mit den älteren Mit-
ist vermuthlich die Erlaubniß gemeint, welche die Königin und
) Hiermit Anm erl. d. Korte sp.
der König dem Infanten mündlich ertheilten.