1847 / 68 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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sen. Mit dem, was die Deputation der zweiten Kammer über die Anlegung von Mehl Magazinen gesagt halte, war die Deputation der ersten Kammer nicht nur ganz einverstanden, sondern glaubte, daß noch ein Schritt weiter zu gehen sei; sie stellte daher den Antrag: „Die Kammer wolle im Vereine mit der zweiten Kammer die hohe Staatsregierung ersuchen, bei eintretenden wohlfeilen Preisen eine geeignete Quantität Roggenmehl anzuschaffen und vorn dlihig zu halten, um in denjenigen Landestheilen, welche von einem Nothstande heim⸗ gesucht werden, angemessene Quantitäten an diejenigen r . ge⸗ gen Bezahlung ablassen zu können, bei welchen, sich die Notz wendig. keit zeigt, den bedürftigen Klassen ein billiges Brod * verschaffen.

Auch den Beschluß der zweiten Kammer bezüglich der Enquèten hielt die Deputation ungeachtet der von den Negierunge Kommissaren da⸗ gegen ausgesprochenen Bedenken für so wichtig daß sie der Rammer den Beitritt zu demselben in folgender Fassung empfahl: Der Staats -Regierung zur Erwägung anheimzugeben, ob nicht zur Erör⸗ terung der in Anregung gebrachten und anderer, auf die allgemeinen Zustände des Landes sich beziehender wichtiger Fragen der Weg der Enquate einzuschlagen und deshalb zuvörderst über die in einigen Län⸗ dern diesfalls bestehenden Einrichtungen und gemachten Erfahrungen Erkundigung einzuziehen sei, hierüber allenthalben aber der nächsten Stände⸗Versammlung Mittheilung zu machen.“

Königreich Hannover. (Hannov. Ztg.) Der nach— trägliche Gesetz Entwurf über die Rechtsverhältnisse der Juden, wel— cher der Stände ⸗Versammlung vorgelegt wurde, laute folgender⸗ maßen:

„In Beziehung auf das Gesetz vom 30. September 1842 über die Rechtsverhältnisse der Juden erlassen Wir, unter verfassunge mäßiger Mit- wirkung der getreuen allgemeinen Stände des Königreichs, folgende ergän- zende Bestimmungen: 1) Zur Beseitigung vorgekommener Zweifel wird deklariit, daß die reichsgesktzliche Bestimmung, wonach Juden Forderungen an Christen nicht auf andere Christen sollen übertragen können, so wie, daß die reichagesetzliche Vorschrist, wonach Juden Verträge mit Christen nur vor der Obrigkeit der letzteren errichten sollen, nach den inmittelst we⸗ sentlich veränderten Verhältnissen unanwendbar sei. 2) Das Zeugniß eines Juden soll gleiche Kraft mit dem eines Christen haben (Vergl. sub 4.) 3) Die Handelsbücher der Juden sollen gleiche Glaubwürdigkeit mit denen der Christen haben. (Vergl. sub 4.) 4) Die Bestimmungen unter 2. und 3. gelten nicht von Juden, welche Nethhandel (S. 60 des Gesetzes vom 30. September 1842) treiben. 5) Den Juden steht frei, ein Haus mit 11 Morgen Landes zu erwerben. Der Erwerb von mehr als Einem Hause und mehr als 1 Morgen Landes ist den Juden untersagt, vorbehaltlich einer eiwa von Uns zu ertheilenden Digpensation. In Ostfriesland, Lin— gen und Arenberg⸗Meppen bleibt es bei dem bestehenden Rechte der Juden zum Eiwerbe von Grund- Eigenthum. 6) Alle früheren entgegenstehenden Bestimmungen werden aufgehoben.“

Königreich Württemberg. (S. M.) Die neue An— leihe von 11 (resp. 12) Millionen Gulden ist zum Zinsfuß von 17 pCt. mit den Bankhäusern Rothschild in Frankfurt und der Kö— niglichen Hofbank, Gebrüder Benediet und Stahl und Federer in Stuttgart zu 97 vom Hundert abgeschlossen worden.

Großherzogthum Baden. Die Karlsru her Zei— tung meldet aus Karlsruhe vom 3. März folgendes Nähere über den Brand des dortigen Theaters:

„Die Größe des Unglucks, das unsere Stadt durch den Brand des Großherzoglichen Hoftheaiers betroffen, läßt sich erst allmälig vollkommen erkennen. Bis heute stellt sich die Zahl der Vermißien auf 62, indem sich gezeigt hat, daß bei der früheren Zusammenstellung mehrere Personen dop⸗ pelt angemeldet worden. Was wir in unserer Mittheilung in der vor— gestrigen Nummer über die Veranlassung und schnelle Verbreitung des Brandes veröffentlicht haben, hat durch weitere Nachsorschung Gewißheit erhalten, wonach die abweichenden Angaben in auswärtigen Blättern zu berichtigen sind. Seit drei Tagen ist man unablässig damit beschäftigt, die Verunglückten aus den Trümmein auszugraben und auf den Friedhof zu, bringen, wo ein gemeinschaftliches Grab sie aufnehmen wird. Fast alle Leichen sind veistümmelt und durchaus unkenntlich. Es ist ein herzzerrei— ßender Anblick, die Ueberteste bald von Kindern, bald von erwachsenen Mädchen und jungen Männern zu sehen, von denen manche im Augen— blick, als der Tod sie ereilte, wechselseitig Schutz suchend, sich fest aneinan— der angeschlossen haben mögen. Der Schutt aus jenen Räumen des Hof⸗ Theaters, aus welchen man die Verunglückten ausgegraben, wird einer An— ordnung zufolge auf den Friedhof gebracht. Es ist' dies eine zartt Rück— sicht sür die zahlreichen Familien der unglücklichen Opfer; dieselben haben wenigstens den, wenn auch immerhin schmerzlichen Trost, die Gebeine ihrer Kinder und Angehörigen in geweihter Erde und die Asche derselben nicht den Winden preisgegeben zu wissen. Wir verehren dankbar das Gefühl, aus welchem jene Anordnung hervorgegangen.

Daß indeß die Verunglückten, wenigstens bei weitem die große Mehr— zahl, den Tod des Erstickens starben, darf nach allen Mittheilungen als gewiß angenommen werden, und damit haben wir doch die eine Beruhi⸗ gung, daß sie einen schnellen und auf keinen Fall den langsamen Marttr⸗ tod durchs Feuer erlitten. z

Ueber die außerordentliche Anstrengung und Ausdauer der von allen Seiten herbeigerilten Hulfe herrscht nur Eine Stimme, und wir dürsen wohl sagen, daß in dem Maße, als das Unglück groß und die Gefahr drohend war, es auch die Hulse gewesen ist, und daß Viele, über ihre Kräfte sich angestrengt haben.

Enischlossenheit Einzelner wäre die größer, wenn nicht große Anzahl Men erachten es als ein

die Flammen und er

selbst, ein Familienvater, in Lebensgefahr war,

in Sicherheit gebracht; es war eine heldenmüthige Anstrengung

in ber sihn ker Schauspieler Ho c unterstügte' en nttäeges msn enisches⸗ denden Augenblick Herrn Rieger selbst vom Sturze in die Flammen erret— tete. Auf der anderen Seite stiegen Sber Lieutenant von Peterne!ll und Hauptmann von Degenfeld, Beide Familienväter, auf Leitern im inneren Hofraum, als das Gebäude schon lichterloh aufbrannte, an der äußeren Mauer hinauf, um in giößter Selbstserleugnung und, edeimüthiger Aufopferung einen Versuch zur Reltung des Arbeiters us ver Keßlerschen Fabrik zu machen, der, in einem Fenster des vierten Sioctes in lh Knie⸗ kehlen hängend, später langsam verbrannte; sie mußten darauf verzichten, ihn zu retten, da der Unglückliche von innen von anderen Opfern an den Beinen festgehalten wurde und sich nicht losmachen konnte, während unter ihnen die Flammen zu den Fenstern heraus schlugen. Der Gistes gegenwart und muthigen Entschlossenheit des Rechtspraktitanten Gu st aw Kärcher verdanken mehrere . ihre Rettung. Derselbe wußte sich nämlich eine Art zu verschaffen und lam, Lurch eine seltene Fügung deg Himmel mit den Hängen vertraut, die er Morgens erst hatte kennen lernen, an eine verschlossene Thür, hieb sie ein und eilte trotz Dampf und Qualm eine äeppe hinan und brachte eine Anzahl Menschen glüclich durch. In gleicher Weise hat Rechtspraktikant Karl Kärcher mit Hülfe eines enischlossenen Attillerißen einen Mann, der bereits in den Flammen sich befand, heraus— geholt und ing Freie gebracht. Der Jsraelit Isaat Reutiinget rettete einem Unteroffizier das Leben, und Kaufmann AÜdolpb Hirsch war unter den Muthigsten voran und brachte während 3 vollen Stunden die Wasser⸗ bütte nicht mehr vom Rücken. Das lieine Seitengebäube (Dienstwohnun⸗ ken) des Theaters wurde lediglich durch die unermüdete , des een. Julins Sachs, gommandaut der Schloßgarten⸗Kaserne, er⸗ halten. Als solcher leitete er die Spritze und hielt das Haus von der Seite des botanischen Gartens so unter Wasfer, daß es völlig geschützt war, trotz

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der unmittelbaren Nähe des brennenden Hauptgebäudes. Obem-Lieutenant Emil Schwarz leitete ebenso eine Spritze der Artillerie von dem Innemn des Theaterhofes aus, und diefer doppellen Anfttengung verdanlt dasselbe seine Erhaltung. Hosschauspieler Zeis der Aeltere leistete die thätigste Dälfe auf der Bühne selbst und restete durch seine Geistes gegenwart ville der mitspielenden Kinder und Ehoristen. Von den Bemühungen und An— strengungen mancher Anderen ließe sich noch Vieles berichten, wie überhaupt eine Reihe der edelsten Züge, der ruhmenswerthesten Handlungen mitten in den Flammen ein erhebendes Bild gewähren. Des neugebildeten Pompiers= Corps von Durlach haben wir berckts erwähnt; ihm allein verdankt man die Rettung des Coulissen- und Intendanz-Hauses. Von dem Polytech⸗ niler Arens aus Köln werden Beispiele der thätigsten Hülfe, unge wöhnliche Beweise der Kraft und Energie erzählt. Selbst viele Frauen und Kinder zeigten bewunderungswürdige Geistesgegenwart; so sprang Frau Zeis, als rings die Garderobe brannte, mit gleichen Füßen durchs Fenster in den botanischen Garten, ohne Schaden zu nchmen. Der leine Sohn des Obersten Schwaiz war im Parterre, wo es plötzlich dunkel ward; der Knahe fand den Ausweg nicht; da sprang er ins Orchester, lroch auf die große Trommel und von da auf die Bühne, wo ihn ein srem—Q— der Mann, der französisch sprach, mit hinguszeg. Der alte Hof. Schau⸗ spieler Brock leerte noch einen Theil der Damen Garderobe, als vor ihm der brennende Plafond herabstürzte; mit Mühe konnte er sich durchs Fenster retten. Die zwei Militair⸗-Posten auf der dritten Gallerie, zwei Soldaten vom ersten Infanterie Regiment, warfen ihre Gewehre auf die zweite, sprangen diefen nach und sind so glücklich entkommen. Eben so ist der Polvtechniker Walchner, ein guter Turner, von der dritten auf die zweite, von da auf die erste und dann ins Parterre gesprungen.“

Das genannte Blatt giebt noch nachstehende, von achtbarer Hand eingesandte Mittheilung: ,

„Nach mehreren, völlig übereinstimmenden Nachrichten darf mit Ge— wißheit angenemmen werden, daß die beim Theaterbrande Verunglückten nicht durch die Flammen uma men, sondern, zuerst durch die Aus— strömung des Gases betäubt, ohnmächtig in völlige Bewußtlosigkeit versan— fen und dann erstickten, ehe das Feuer selbst zu ihnen gelangte. So er— fuhr Einsender von einem Verwandten, der sich durch einen Sprung auf ein Dach rettete, Folgendes: Als der Ausbruch des Feuers be— kannt wurde, eilte Alles schnell der Thür zu. Der Jammer, der sich eiheben hatte, veistummte jedoch in kurzer Zeit, aber die Wirkung des Gases war so stark, daß man gleich anfangs in einen Zustand verfiel, als hätte man einen Schleier' vor dem Gesicht. Der Uebergang zur Betäubung muß bei Vielen sehr rasch gewesen sein, denn‘ die Personen standen, als ich die Thüre zu gewinnen suchte, sest und slill wie eine Mauer an einander gedrängt). Von einer anderen Seite vernahm Einsender die Aeußerung, es habe ein Mädchen mit ihrem Geliebten da— von eilen wollen, der Letztere habe ihr aber zugerufen: „Rette Dich allein, ich lomme nicht mehr sort!“ und sei dabei umgesunken. Ein Schornstein⸗ feger, welcher eine Person aus der dritten Gallerie herabgeholt hatte, be⸗ merkte: „Droben stehen und sitzen sie herum, ohne ein Glied zu rühren.“ Von einem Freunde, der seine Gattin im Theater wähnte und deshalb dahin eilte, vernahm endlich Einsender, als er auf die erste, bereits vom Feuer ergriffene Gallerie herausgetreten sei, habe er nicht dien minde« sten Laut mehr vernommen, es habe vielmehr Gra bes stille geherrscht! Möchte diese Mittheilung dazu beitragen, den furchtbaren Schmeiz zu lin= dern, dem jeder Fühlende, besonders aber die leider große Zahl von schwer— betroffenen Hinterbliebenen preie gegeben ist.“

Die Entstehung des Feuers im Theater wird in folgender Weise erzählt: „Das Feuer ist in dem Vorzimmer der markgräflichen Loge entstanden. Ais der Lampen-Anzünder die darin befindlichen Gas⸗ lichter anzünden will, schlagt plötzlich, statt der gewöhnlichen einfachen Gasflamme, ein starker armdicker Feuerstrahl aus derseibem empor. Es fehlte nämlich die die Röhre verschließende Kapsel, so daß das in der ganzen Weite der Röhre ausgeströmte Gas sich in dieser gan⸗ zen Stärke entzündet hatte. Der Lampen-Anzünder hatte die feh— lende Kapsel beim Anzünden nicht bemerkt, sondern erst, als der Feuer- strahl daraus emporsteigt. Nun verliert er vollends den Kopf. Er eilt zurück und verschließt den Haupthahn der sämmtlichen Gas⸗ röhren und Gasdlichter, anstatt nur jenen Hahn für die besagte Loge zu verschließen. Der dadurch entstandenen Finsterniß ist das Haupt- Unglück, der Verlust so vieler Menschenleben, zuzuschreiben. Anfangs hatten die Gallerieen über die plötzlich aus der Loge emporsteigende Feuersäule jubilirt, bis diese nun an den Draperieen und dem Tafelwerk der Gallerien sich emporzüngelt und sie entzün— det, so daß plötzlich ein allgemeines Flammenmeer den weiten Raum des Hauses anfüllte. Größeres Unheil herrschte aber schrn in diesem Augenblicke draußen. Die Flamme hatte zuerst, ehe sie in das Theater gedrungen, die zu den Gallerieen führende Treppe erfaßt, da sie in dem Vorzimmer entstanden, welches dicht an die Treppe stieß. In das Hans selbst fonnte sie erst durch die markgräfliche Loge dringen, welche von allen Seiten zugemacht war. Als daher das Feuer von den Gallerieen bemerkt wurde, standen die Treppen schon in Flammen oder waren wohl schon abgebrannt. Bei der schlechten Bauart der Treppen und winkeligen Gänge war die auf den Gallerieen befindliche Menge meist den Retiraden zugeeilt, ver— meinend, dorthin sei der Ausgang, weil dieser breiter ünd gerader gewesen, als der wirkliche Ausgang. Hier sind die Meisten verun— glückt. Auch waren die hölzernen Treppen so steil und eng, daß nur zwei Personen zugleich herabkommen konnten!“

Großherzogthum Hessen und bei Rhein. (Hess. Ztg.) Nach der neucesten Volkszählung zu Ende des Jahres 1846 belief sich die Einwohnerzahl des Großherzogthums auf 852,679 wovon auf die Provinz Oberhessen 310,141, auf Starkenburg 317,993, auf Rheinhessen 225,443 fallen. Die Vermehrung der Bevölkerung in den letzten drei Jahren beträgt nur 17,68. Bringt man aber in Anschlag, daß in demselben Zeitraum ungefähr 9000 Auswanderun— gen stattfanden, so ergiebt sich, daß die Zahl der Geburten in dem

bisherigen Verhältnisse zu steigen sortfährt.

Großherzogthnm Sachsen⸗Weimar. (Weim. 3tg.) Von den Verhandlungen des Landtages ssnd nun am Mittwoch die ersten Druckbogen ausgegeben worden. Wie sich aus den Protokollen ergiebt, trat gleich in der ersten Sitzung am 22. Februar der Land marschall Riedesel, Freiherr zu Eisenbach, mit einem Vortrag auf und erklärte darin, daß er das Bewußtsein der zum Vorsitz unentbehr⸗ lichen physischen Kräfte nicht mehr besitze; schon auf dem vorigen Landtage habe er wegen Krankheit seine Thätigkeit unterbrechen müssen, und so sei er zum Entschluß gekommen, seine Stellung niederzulegen. Mit Bedauern wurde diese Eröffnung vernommen, und da er darauf beharrte, in der nächsten Sitzung verfassungsmäßig eine neue Wahl des Landmarschalls vorgenommen. Sie fiel fast einstimmig auf den Abgeordneten aus dem Stande der Ritterguts-Besitzer, von der Habelentz auf Lemnitz und Poschwih, dessen Bestätigung nun Sr. Königl. Hoheit dem Großherzoge vorliegt. Der bisherige gedruckte Schriftenwechsel zwischen der Großherzoglichen Staats-Regierung und dem Landtage enthält die landesfürstlichen Mittheilungen, so wie die Uebersicht der vom Landtage 1844 gestellten Anträge und der darauf gefaßten Beschlüsse und höchsten Verfügungen.

) Wir haben von einem anderen Manne, der sich durch einen Sprung us Parterre gerettet, uns erzählen lassen, daß er bei einem Blich nach dei Gallerie die ganze vordere dichigedrängte Reihe der Zuschauer leblos sitzen sah, Alle das Gesicht nach der Bühne gewendeß, auch nicht die leiseste Be- gn habe er bemerkt; fämmtsiche . waren schon in dem Zustande völliger Betäubung sie waren nicht todt, abtr das Bewußtsein war nach wenigen Augenblicken geschwunden. Die Red. der Karlt. Zig.

. Serzogthum M assau. Das Verordnungsblatt vom 2. 86 6 in Edilt, wodurch die Eröffnung der diesjährigen Versamm ung der nassauischen X dsta . 20. März festgesetzt wird. schen Landstände auf

Fürstenthum Waldeck. Einer Negierungs Bekannt— machung vom 27. Februar zusolge, sollen in Rüchsicht auf den herr⸗ schenden Nothstand die Erhebung der Strafgelder und die Ausführung , m. bis nach beeudigter dies sähriger Aerndte ausge setz bleiben.

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Paris, 1. März. Der König besucht fast täglich die Gallerie des Louvre, um die zur Ausstellung eingesandten Gemälde in Augen⸗ schein zu nehmen. Die Jury, welche über die Aufnahme zu entschei⸗ den hat, ist jetzt mit den Portraits beschäftigt, deren 1109 eingegan— gen sein sollen.

Aus Tanger vom 15ten v. M. wird dem Constitutionnel geschrieben: „Abd el Kader besindet sich noch immer in der Umge— gend von Nedroma, hat aber nur sehr wenig Truppen bei sich, da er wegen der in ganz Afrika herrschenden großen Theurung des Wei— zens und der Gerste den größten Theil seiner Anhänger hatte ent— lassen müssen. Er ist indeß nicht so entmuthigt, wie man es be— hauptet hat. Seine Leute haben sich rings umher zerstreut, um mit größerer Leichtigkeit Lebensmittel zu requitiren. Sie haben ihn nicht verlassen, sondern sind stets bereit, beim ersten Ruf zu den Waffen zu greifen. Das politische Ansehen des Ex-Emirs ist noch so groß wie jemals, seine Agenten werden in allen Theilen Maroffko's mit Auszeichnung aufgenommen, und die Einwohner an der Gränze wie im Innein senden ihm täglich Getraide zum Geschenk.“

General Marey hat wieder eine Razzia gegen den Stamm der Uled Aissas, ungesähr hundert Lieues von Algier, ausgeführt, die diesen Arabern 10 bis 50 Mann, 4000 Schafe, 256 Rinder und eine Menge Kameele und Pferde kostete, wobei aber auch die fran= zösischen Truppen 4 Todte und 3 Verwundete hatten und 20 Pferde verloren.

Das Journal des Débats spendet der sardinischen Regie⸗ rung großes Lob wegen ihres Entschlusses, den Bau einer Eisenbahn, welche den Hafen von Genug mit den Gegenden an der anderen Seite der Alpen, in Savoyen und in der Schweiz verbinden soll, trotz der gewaltigen Kosten auszuführen. Es wird dabei ein Tunnel von fast mehr als anderthalb deutschen Meilen Länge durch den Mont Cenis erforderlich sein. Unter gewöhnlichen Umständen, sagt das französische Blatt, würde man zum Bau dieses Tunnels 19 Jahre brauchen, aber es soll dem König von Sardi nien eine neue Bauart vorgelegt worden, sein, welche diese Zeit um die Hälfte abkürzen würde. Die Verbindung durch den Mont Cenis müßte natürlich von großem Vortheil ür den Han⸗ del Sardiniens sein, da es auf diesem Wege möglich wäre, zu allen Jahreszeiten den Waarentransport von Genua nach Chambeiry und Genf zu befördern. Für Marseille würde dadurch eine empfindliche Konkurrenz entstehen, und das Journal des Débats hält es da⸗ her für desto dringender, alles Mögliche für die Verbesserung des dortigen Hasens zu thun, und das ohne Verzug, zugleich aber die Hafen- und anderen Abgaben herabzusetzen und alle Zoll- Anordnun- gen zu vereinfachen, um Genug's Wetteifer minder nachtheilig für Marseille zu machen. . ö

Das Portefeuille versichert, die französische und die englische Regierung hätten sich in Bezug auf Oceanien dahin geeinigt, daß Frankreichs Protektorat sich blos auf Otaheiti beschränken solle, wäh— rend die Inseln unter dem Winde unabhängig bleiben sollten. Auch sei die Entscheidungs- Frage in Betreff Pritschard's schon geordnet. Man wisse nicht, warum das Ministerium mit Veröffentlichung dieser Sache noch zurückhalte.

Nach dem Constitutionnel zählt der Orden der christlichen Schulbrüder jetzt 500 Mitglieder und hat seit 1830 ein sehr bedeu⸗ tendes Vermögen erworben, wie die am Boulevard der Invaliden in Paris neuerdings erkauften Grundstücke und die Aufführung von Bauten in Passy bezeugen, die Million kosten. Als Beweis, daß es mit diesem Orden noch auf andere Zwecke abgesehen sein müsse, bemerkt der Constitutionnel, daß 3000 Mitglieder über⸗ zählig zur Versorgung aller ihm vertrauten Schulen in der ganzen Welt genügen würden, so wie daß er eine Menge Mitglieder habe, die nicht einmal zur Ertheilung des Elementar-Unterrichts befahigt seien, indem sie nicht schreiben, ja zum Theil nicht einmal lesen könn⸗ ten. Er weist ferner nach, daß der Orden, indem er seit einigen Jahren in den Central-Gefängnissen die Stellen der Gefangenwächter und Schließer übernommen, ein einträgliches Geschäft dadurch mache, indem ihm seine Dienste so reichlich durch Gehalte und Unterhalts= mittel vergütet würden, daß ihm an 31, 0h00 Fr. 18,000 Fr. Gewinn verblieben. . . .

Aus einem von der Presse mitgetheilten Schreiben des ehe⸗ maligen Geschästsführers der Epoque, Herrn Deville, geht hervor, daß derselbe, bevor er sich entschloß, die zwei genannten. Blätter zu verschmelzen, den bedeutendsten Mitgliedein der fonservativen Partei wiederholt erklärt hatte, die Epoque werde fallen müssen und die Partei eines ihrer wichtigsten Organe einbüßen, wenn sie ihm nicht rasch mit den nöthigen Geldmitteln zu Hülse komme. Ueberall ward sedoch diese Beihülse verweigert, und da die von den Actionairen aufgebrachte Summe verausgabt war, so blieb nichts übrig, als die Epoque in der Presse aufgehen zu lassen.

Lord Howden reist heute von hier nach England ab.

Zwischen 700 und 800 Studenten der Medizin begaben sch ge⸗ stern zum Fürsten von der Moskwa, um ihn zu ersuchen, den 1 zu unterstützen, den sie gegen den Gesetz⸗ Entwurf. über das . a. und die Ausübung der medizinischen Wissenschast an 9 . Kammer gerichtet haben. Der Fürst versprach ihnen seine Ver— wendung.

Der Minister der auswärtigen 2 Errichtung eines französischen Konsulats zu ,, Minister der öffentlichen Arbeiten, hat an alle Präfelten den Befebl ergehen lassen, jhrlich genaue, Untersuchungen über den Zustand der in ihrem Bezirke befindlichen Hängebrücken vor⸗ zunehmen und darüber Bericht an das Ministerium zu erstatten.

Wie es heißt, unternimmt in diesem Augenblicke der Finanz⸗ Minister eine belangreiche Emission von Schatzbons. Bei der Vorlage des Budgets hatte Herr Lacave⸗Laplagne eiklärt, man müsse 60 bis 65 Millionen in Schatzhons emittiren, um der Nothwendigkeit zu entgehen, ein neues Anlehen zu machen.

Die Streitigkeiten zwischen Journalen und Schriftstellern sind sehr lebhaft. Herr Emil von Girardin ist die Requeten-Kammer des Cassationshofes mit dem Gesuche angegangen, vorläufig zu entschei⸗ den, vor welche Jurisdiction senn Prozeß mit den Actionairen der Epoque gehöre. Herr Emil von Girardin hat auch noch andere Prozesse. So hat er die Buchhändler Bethume und Boichard auf eine Schadloshaltung von 60, 000 Fr. verklagt, weil sie ihm nicht kontraktmäßig die Geschichte der Gironde von Lamartine geliefert. Diese Buchhändler hatten nämlich mit Lamartine einen Kon⸗— trat über den Verlag seiner Geschichte der Gironde und

Ingelegenheiten hat nunmehr die ö Ferrara, im Kirchenstaate,

aller seiner sonstigen Werke geschlossen, der aber annullirt wurde, weil sie ihre Verpflichtungen gegen Herrn von La martine nicht eingehalten. Da sie aber Herrn von Girardin gegenüber sich verpflichtet, ihm jene Geschichte als Feuilleton zu lie= sern, so will derselbe jetzt Entschädigung für das Unterbleiben dieser Lieferung. Der Direktor des Obton Bocage hat gegen den Ge⸗ schafts führer des Corsair⸗ Satan einen Entschädigungs⸗ Prozeß anhängig gemacht, indem er behauptet, daß dies Blatt durch eine Reihe von Artikeln gegen sein Theater ihn sehr beeinträchtigt habe.

. Bei der Verhandlung des Prozesses zwischen dem Constitu— tionnel, Eugen Sue und dessen Verleger, Petion, erklärte der Ad⸗ volat des Constitutionnel, der Roman“ „Martin, oder das Fin delkind“, den Sue jetzt in diesem Blatt publizirt, sei weit schlechter, als seine früheren, und Herr Veron habe, seit er sein Feuilleton da⸗ mit fülle, in 4 Monaten 684 Abonnenten verloren. Auch wies er nach, daß Herr Sue nur von einem Tage auf den anderen arbeite, keinen bestimmten Plan habe und alle Augenblicke Herrn Veron um Rath frage, wie er den Roman nun weiter führen solle. So hatte er in einem Kapitel Martin an einer Straßenecke vor Hunger ster⸗ ben lassen und wußte nicht, wie er seinen Helden, den er doch leben= dig brauchte, wieder auferstehen lassen solle.

Marschall Bugeaud soll' dem Könige schriftlich erklärt haben, er werde unter keiner Bedingung eher das Kriegs⸗-Portefeuille über= nehmen, als bis er Algeriens Eroberung zu Ende geführt habe.

. Der National behauptet, daß Herr Boissy daAnglas, Militair⸗ Intendant, in Ruhestand versetzt, und daß Herr von Joinville, eben- falls Militair⸗Intendant, vor esnen Untersuchun ga Rah gestellt wer⸗ den sollte; gegen Letzteren sei ein Verhaftebefehl erlassen worden, er habe aber schon die Flucht ergriffen. )

Der hiesige neapolitanische Gesandte, Herzog von Sierra Ca- priola, ist in gleicher Eigenschaft zu Brüssel ernannt worden, wo er sortan zwei Monate jährlich residiren wird.

Baron Deffaudis ist jetzt auf seiner Rückreise vom La Plata begriffen.

Das Journal des Débats sagt in seinem Börsenbericht, man hoffe, daß in Folge der Vor sichts⸗Maßregeln der Regierung und der, Thätigkeit, mit welcher die öffentlichen Arbeiten im Lande fort⸗ geführt würden, die nächsten Monate leichter vorübergehen dürsten, als man erwartet habe. Es deutet auch an, daß die Verwaltung geneigt scheine, eine Revision der letzten Eisenbahn⸗-Fonzessions 6Ge⸗ setze zu veranlassen, indem man den am wenigsten günstig gestellten Gesellschaften ein Zinsen⸗Minimum garantiren und den anderen selbst eine Verlängerung der Konzessionsdauer verwilligen werde. Diese Gerüchte haben schon auf den Stand aller Eisenbahn-Actien günstig eingewirkt. ; .

X Paris, 4. März. Unter den Anträgen, welche demnächst dor der Deputirten-Kammer zur Berathung kommen werden, ist un⸗ streitig einer der wichtigsten der des Herrn Demesmay auf Herab⸗ setzung der Auflage auf das Salz. Das Salz- Monopol in Frank⸗ reich trug unter dem alten Regime den Titel sa gahelle und wurde gleich dem Octroi, welches damals harrißre hieß, oft Anlaß zu blu— tigen Händeln, in Folge des Widerwillens, den beide Maßregeln stets im Volke erregten. Als endlich im Jahre 1789 an das Salz Monopol Hand gelegt wurde, kostete das Pfund Salz 14 Sous, weicher Preis bis auf 1 Sou herabgesetzt wurde. Unter dem Kaiserthum wurde dieser Preis allmälig und stufenweise wieder erhöht. Beim Sturze des Kaiserthums stand er wieder auf 40 Centimes (8 Sous) das Kilogramm, und er erhielt sich auch so unter der Restauration; jezt beträgt er 560 Centimes, was mehr als funfzehnmal die Kosten der Gewinnung des Salzes ausmacht. Man sollte also glauben, der Staat erzlele dabei einen bedeutenden Gewinn, und das ist allerdings der Fall, wenn man blos jedes verkaufte Kilogramm in Betracht zieht. Anders aber gestaltet sich die Sache, wenn man die enorme Quantität Salz betrachtet, die der Staat verkaufen könnte, in der That aber nicht verkauft. Ein hundertmal wiederholter Gewinn von 5Cent. trägt sicherlich mehr ein, als ein nur fünf oder sechsmal wiederholter von 50 Cent. Mehrmals schon, namentlich im vorigen Jahre, schienen zwei von drei Staatsgewalten Frankreichs endlich zu einer Verständigung über die Nothwendigkeit dieser Herabsetzung ge— kommen zu sein; aber die dritte, nämlich die Kammer der Pairs erheb zuerst Bedenken und Anstände, dann mehrfache Schwie⸗ rigkeiten, und zuletzt leistete sie entschiedenen Widerstand. Es muß daher nun Alles wieder von vorn angefangen werden, wie es durch den erneuerten Antrag des Herrn Demesmay geschieht, und der Erfolg desselben ist erst noch abzuwarten; doch ist der Um. stand, daß derselbe mit so großer Mehrheit in Betracht gezogen wurde, allerdings von günstiger Vorbedeutung. Zwei Meere auf einer Küsten Ausdehnung von mehr als vierhundert Lieues, zahl— reiche, unermeßliche und unerschöpfliche Salzbänke liefern Frankreich nicht allein alles Salz, was es verbraucht oder vielmehr verbrauchen sollte und könnte, sondern sie würden hinreichen, den Verbrauch aller Na— tionen der Welt zu decken. Aus diesem ungeheuren Reichthum aber, welchen die Natur bietet, zieht man in Frankreich nur geringen Vor⸗ theil. Anstatt das Salz durch Wohlfeüheit Jedermann, jeder In⸗ dustrie leicht zugänglich zu machen, hält man die Preise desselben so hoch, daß die Landwirthschaft z. B. dieselben zur Viehmästung und Verbesserung der Felder und Wiesen kaum erschwingen kann. Jetzt liefert der Staat jährlich 1) der Masse der Einwohner für den Verbrauch in den Haushaltungen ungefähr 2.300, 000 metrische Cent⸗ ner; 2) den Fischern zum Einsalzen von Fischen und Fleisch, den Fabriken chemischer Erzeugnisse, den Fabriken von schwefelsaurem Natron, den Seifen- Fabrikanten und einigen anderen Industrieen l, 200,000, im Ganzen also 3,500,900 metrische Centner. Wenn nun der Staat den Preis des Salzes, statt ihn auf 25 Centimes für das halbe Kilogramm zu stellen, auf 5 Centimes herabsetzte, so würde sich der Verbrauch fast augenblicklich verzehnfachen; da aber der Staat dabei immer noch mehr als 106 pCt. gewinnen würde, weil ihm das halbe Kilogramm nur auf 2 Centimes zu stehen kommt, so würde er beiläusig den doppelten jährlichen Gewinn haben, den er jetzt hat. Wie, oben gesagt, wurde der Preis von 5 Centimes 1789 für das halbe Kilogramm angenommen. Damals unter ganz anderen Verhältnissen in jeder Beziehung gewann der Staat allerdings nichts dabei, aber er verlor auch kaum etwas. Zu jener Zeit, was wohl zu beachten ist, verbrauchte die noch wenig vor⸗ geschrittene Industrie nur sehr wenig Salz, und die Landwirthschaft war in Frankreich fast noch gänzlich unbekannt mit dem Nutzen, den die Anwendung des Salzes ihr gewährt. Wenn also selbst die Staatseinkünfte durch jenen ersten Versuch der Herabsetzung der Salʒpreise noch mehr verloren hätten, als wirklich der Fall war, so würde dies nichts beweisen gegen den neuen Versuch, der nun unter kan verschiedenen und weit günstigeren Bedingungen gemacht wer⸗ e übel zb fene deriaggt Herr Demesmay gar nicht eine Herab⸗ abe rin J Is (auf . Cent, sondern nur' bis 19 Cent. für das gramm. ich diese wäre schon ein großer Vortheil unt wil be ben Armen, auf dem diese Auflage s. ĩ a.

; ge so schwer lastet, keine große Erleich⸗ terung bringen. Jetzt sind die G öhnli Ei

g auern, welche gewöhnlich bei Ein— tritt des Winters ihren Speck für das ganze Jahr einsalzen, so spar 3 mit dem Salze, daß nicht selten der Speck, den 26 5 halten soll, verdirht. Die Fischer der Küsten, welche jeßt den Fisch—

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fang fast nur für die Versorgung des inneren Landes mit frischen Fischen betreiben, weil das Einsalzen der Fische ihnen zu theuer zu stehen kommt, würden ihr Gewerbe mehr ausdehnen können durch Lieferung eingesalzener Fische für die Aus fuhrschiffe, und diese würden daher durch wohlfeileren Einkauf des ihnen nöthigen Stockischs gleichfalls gewinnen. In Portugal, Spanien, Italien 'und Griechen⸗ land werden jährlich für mehr als 109 Millionen Stockfische zur Aus- fuhr verkauft. Kurz, für die Herabsetzung der Salz =- Auflage würde sich von allen Seiten dem Staatsschaß reichlicher Ersatz bieten.

Großbritanien und Irland.

London, 3. März. Ihre Majestät die Königin, Prinz Al⸗ brecht und der Hof sind heute nach Osbornehouse auf der Insel Wight abgegangen.

Die schon wiederholt angeregte Frage eines Expropriations— Gesetzes für die sogenannte freie Kirche in Schottland, demge⸗ mäß die Gegner derselben gezwungen werden sollen, die zum Bau der Kirchen für die freie Gemeinde nöthigen Grundstücke herzugeben, war gestern im Unterh ause wiederum Gegenstand einer langen Verhandlung. Die Debatte hat für das Ausland geringes Interesse; es handelte sich darum, ob man einen Antrag des Herrn Bouverie genehmigen sollte, der die Einsetzung eines Spezial⸗ Tomité's zur Untersuchung der Ursachen bezweckte, aus denen es der freien Kirche in Schottland nicht möglich sei, sich die nöthigen Grund— stücke zum Kirchenbau zu verschaffen. Terselbt Antrag war in der vorigen Session von Herrn Fox Maule gestellt, aber verworfen wor⸗ den. Herr Bouverie hob die Bedeutung dieser Kirche hervor und gab den aus freiwilligen Beiträgen gesammelten Betrag ihres Ver— mögens auf 1,251, 00 Pfd. Sterling an; sie habe schon 6360 Kir— chen gebaut und baue noch 30 neue, sie unterhalte 440

Lehrer ehne die Prediger; sie habe zwei Normal ⸗⸗ Schulen

errichtet, eine in Edinburg und eine in Glasgow, außer den

190 in verschiedenen Theilen Schottlands von ihr gegründeten Schu⸗

len. Eine so bedeutende Kirche fordere feine Begünstigung, wenn sie

den gesetzlichen Beistand zur Erlangung der ihr nöthigen Ländereien

in Anspruch nehme, sondern einfach Gerechtigkeit. Unter den schotti⸗

schen Grundeigenthümern, welche der Kirche solche Ländereien ver—

weigert haben, hob Herr Bouverie den Herzog von Buccleugh, Lord

Macdonald und den Grafen Seasield hervor, belobte dagegen Lord

Aberdeen für seine freisinnige Unterstützung derselben. Der Minister

des Innern, Sir G. Greg, beklagte diese Weigerungen der schotti—

schen Edlen und hielt sie nicht für vereinbar mit wahrer christlicher

Toleranz; er glaubte aber den Grund dafür in dem ihnen von Sir James

Graham früher ertheilten Rath zu finden. Sir R. Inglis widersprach

dem Antrage aus hochkirchlichen Gründen, und Sir James G raham

machte dagegen geltend, daß einestheils die Untersuchung selbst ganz überflüssig sei, da man alle Thatsachen genau genug kenne, anderen—

theils, daß, wenn man eine gesetzliche Intervention, ein Expropria⸗ tions-Gesetz, für nöthig halte, dies den bestehenden Grundsätzen der Neligions-Freiheit gemäß nicht nur zu Gunsten jener Sekte ber pres⸗ byterianischen Kirche, sondern zu Gunsten aller Kirchen und Sekten erlassen werden müsse, was offenbar nicht auszuführen sei. Lord John Russell erblickte in dem Antrage eine Art von vermittelndem Ausweg und erklärte sich nicht abgeneigt, gesetzlich einzuschreiten, wenn die Untersuchung ergebe, daß wirklich aus keinem anderen Grunde die Ländereien verweigert worden seien, als weil sie für die neue Kirche benutzt werden sollten. Da man so im Allgemeinen das Verfahren der getadelten Grundbesitzer mißbilligte, so ward der Antrag mit 89 gegen 61 Stimmen genehmigt. Ein Antrag des Herrn Bankes auf Vorlegung gewisser Papiere in Bezug auf die Armen⸗Kommis⸗ ston, der zurückgenommen wurde, und ein Antrag Lord George Ben—⸗ tinck's auf Nachweise der Ausgaben mehrerer Eisenbahn⸗Gesellschaf⸗ ten, welcher genehmigt ward, veranlaßten bis zur Vertagung des Hauses eine in Persönlichkeiten ausgehende Debatte, die nichts von Interesse darbot. Im Oberhause wurde auf den Antrag des Herzogs von Richmond ein Comité eingesetzt zur Untersuchung der Wirkungen des in der vorigen Session angenommenen Gesetzes über die Heimats⸗Berechtigung, welches den Anspruch auf Armen -Unter— stützung, Aufnahme in das Werk- und Armenhaus u. s. w. von einem fünfjährigen Domizil abhängig macht. Eine längere, ohne Resultat gebliebene Debatte entspann sich darauf über eine Petition der Grand⸗ Jury der irländischen Grafschast Wicklow, in welcher um Maßregeln zur Förderung der irländischen Eisenbahnen gebeten wird. Der Graf von Fitzwilliam, welcher die Petition einbrachte und empfahl, verbreitete sich über den jetzigen Zustand der Dinge in Irland, aus welchem er zu deduziren suchte, nicht nur, daß es der direkten Beihülse des Parlaments bedürfe, um nachhaltige Resultate zu erzielen, sondern auch, daß ohne solche Bei⸗ hülfe die Kapitalisten sich nicht veranlaßt finden können, ihre Kapi⸗ talien in Irland anzulegen. Er nahm den Gesammt⸗Ertrag der Bodenkultur in Irland auf 13 Millionen Pfd. jährlich an, behaup—

tete, dast der Verlust, den die Mißärndte zu Wege gebracht habe,

auf mindestens 16 Millionen Pfd. angeschlagen werden müsse und

stellte daher diesen Verlust einem Verluste von 90 bis 100 Millionen

Pfd. in England gleich, dessen Grund-Ertrag man auf 85 Millionen

Pfd. jährlich anschlage. Graf Grey entgegnete auf dieses Exposc,

daß von Seiten Englands bereits Vieles geschehen sei, um nachhaltig

zu helfen, wie denn z. B. bekanntlich eine Summe von 1,566,060

Pfd. den irländischen Grundbesitzern zur Verbesserung ihrer Grund—

stücke dargeliehen werden solle; andererseits aber sei es unverkennbar,

daß Irland wenig geholfen werden könne, wenn der begüterte Theil

seiner Bewohner sich selbst nicht mehr als bisher anstrenge. Die

Debatte blieb, wie schon erwähnt, erfolglos.

Prinz Albrecht hat die ihm von einer Deputation des Senats der Universität Cambridge angekündigte Wahl eines Kanzlers dieser Universität angenommen. Diese Annahme ist gegen die Erwartung Vieler, da er früher dieses Ehrenamt abgelehnt hatte.

Das Gerücht von der Absicht der französischen Regierung, die Balearischen Inseln zu besetzen, veranlaßt die Times, welche dem— selben keinen Glauben schenkt, dennoch zu folgenden Bemerkungen: „Tieser Gegenstand verdient Erwähnung, nicht etwa aus Besorgniß, daß irgend eine spanische Regierung so niedrig wäre, eine solche Kränkung zu ertragen, als vielmehr wegen der Möglichkeit, daß die öffentliche Aufmerksamkeit in Spanien nicht hinreichend wachsam auf die Absichten wäre, welche die Franzosen seit lange auf diese Inseln gehegt. Wiederholte Beweise haben sich in den letzten zwölf Jahren gezeigt, daß die französische Regierung den sesten Wunsch hat, in Port Mahon Fuß zu sassen. Man wird sich erinnern, daß man vor einigen Jahren, als Lord Clarendon Minister zu Madrid war, mit dem Plan das damalige spanische Kabinet anging, den Franzosen zu gestatten, unter dem Namen eines Kohlen⸗Depots und Hospitals an dem Eingang des Hafens eine Station zu bilden. Dieser Vorschlag wurde verworfen, allein die Gründe, die ihn eingegeben, sind in vol= ler Kraft geblieben. Da die Balearen auf der geraden Linie zwi⸗ schen Toulon und Algier liegen, so meint man, daß man die Verbin⸗ dung dieser großen Kolonie mit Frankreich selbst in Kriegezeiten un⸗ terhalten könnte, wenn Minorka in den Händen der Franzosen wäre und sein wichtiger Hafen als Zufluchtsort für seine Dampfschiffe und Convois dienen möchte. In feindlichen Händen würde er durchaus

als neutraler Hafen würde er unvermeirlich sehr ern e

en erzeugen, die wahrscheinlich mit einem uren er n. önnten. Aus diesen Gründen haben die Balearischen Infeln ders Frankreichs Aufnierksamkeit auf sich gezogen, so oft Wolken an dem Horizont aufgezogen und das französische Gouvernement Veran⸗ lassung gefunden, über die kritische Lage seiner Truppen und euro⸗ päischen Unterthanen in Afrika falls eines Seekrieges im Mittelmeere nachzudenken. Einige französische Staatsmänner, denen 'eg wahrlich nicht an Scharssinn fehlt, halten die Occupation oder den Verlust jener Stellung als entscheidend sür den Ausgang ihrer langen und theuren Unternehmung in Algerien. Man behauptet, daß die Abtre⸗ tung dieser wichtigen Stellung an den Tuilerieenhof der einzige Dienst von Wichtigkeit ist, den die spanische Krone Frankreich im Falle eines Krieges heute leisten könnte. Ueberflüssig ist aber wohl hinzuzufügen, daß ein solcher Dienst mit den Pflichten einer neutralen Macht ganz unvereinbar wäre, und Spanien wirklich jedes dauernden Anspruchs berauben würde, jene Besitzungen bei Wiederherstellung des Friedens zu behalten. Frankreich mag sehr wahrscheinlich ein solches Ziel im Auge haben, wir wiederholen aber unsere Ueberzeugung, daß dessen Erreichung mit dem Stolze, dem Treuglauben und den Interessen des spanischen Gouvernements ganz unvereinbar ist. Es kann nicht wünschen, sich weiter zu demüthigen, als die Fügsamkeit seiner Vor⸗ gänger in die Befehle des französischen Gesandten reicht, noch dem Thron Isabella's mit einem und demselben Schlage schlechter Politik, eines seiner schätzbarsten Besitzthümer und den treuesten Verbündeten zu entfremden!“

Die Times berichtet aus Montevideo vom 17. Dezember, daß dort ein Abgesandter aus Entre⸗Rios mit Depeschen des Gene⸗ rals Urquiza an die Regierung eingetroffen sei, worin der Letztere die Vermittelung zwischen der Banda Oriental und Rosas mit dem festen Entschluß, dem Kriege ein Ende zu machen, übernimmt. Er heißt die Vorschläge der Regierung von Montevideo gut und will Alles aufbieten, um ihre Annahme seitens des Gouverneur Rosas zu be⸗ wirken. Das heißt also, wenn Rosas und Oribe seinen Absichten sich widersetzen, so ist er entschlossen, an dem Kriege gegen sie Theil zu nehmen. Urquiza's Brief ist voll der gerechtesten und edelsten Ansich⸗ ten in Betreff der Wohlfahrt dieses Staates wie aller angränzenden Republiken. Dieses Pronunciamiento wird ohne Zweifel den so lang ersehnten Frieden auf einer dauernden Grundlage wiederherstellen.

Die Morning Chronicle meldet: „Das Publikum wird mit Vergnügen erfahren, daß die persönlichen Differenzen zwischen Lord Normanby und Herrn Guizot auf eine freundschaftliche und der Ehre und den Gefühlen Beider entsprechende Weise erledigt worden sind. Man verdankt dieses befriedigende Resultat der Vermittelung des Grafen Appony, österreichischen Botschafters in Paris.“

Vorgestern Abend gab der französische Botschafter, Graf von Sainte-Auleire, ein glänzendes Fest, welchem Lord John Russell und der Minister des Auswärtigen, Viscount Palmerston, nebst Gemahlin beiwohnten.

Die Anzahl Personen, welche bis jetzt in Irland an Hunger oder dessen Folgen gestorben sind, wird auf 36,005 angegeben.

Ein Anschlag des Schatzamtes zeigt an, daß für 5 Mits. Pfd. St. Schatzscheine in 3proz. feste Schuld konsolidirt werden sollen. Zu diesem Zwecke ist für nächsten Freitag, Sonnabend und Sonntag eine Subscription eröffnet. Die Konvertirung wird auf den Fuß von 112 Pfd. 2 Sh. Consols für 100 Pfd. Schatzscheine geschehen.

Consols sind dabei etwa 893 veranschlagt.

X London, 2. Mätz. Unter den Maßregeln, welche von der gegenwärtigen Administration ins Auge gefaßt werden, verdienen

vernichtend für die Stellung der Franzosen in Nord⸗ Afrika sein, und

diejenigen, welche bestimmt sind, die Sache des öffentlichen Unterrichts zu fördern, besondere Aufmeiksamkeit, nicht allein wegen der Wichtig⸗ keit des Gegenstandes an sich, sondern vorzüglich, weil Alles, was damit in Verbindung steht, auf das Volk dieses Landes stets den tiefsten Einfluß äußert. Während der letzten acht Jahre wurden die für diesen Zweck ausgesetzten parlamentarischen Bewilligungen unter der Autorität eines Comité's des Geheimeraths mit thätiger Theil⸗= nahme des Herrn Kay Shuttleworth, Secretair des betreffenden De⸗ partements, vertheilt. Der Betrag dieser Bewilligungen ist bis auf jährlich 100,000 Pfund gestiegen, und diese Summe ist, mit Ein= schluß von Privat⸗ und örtlichen Subscriptionen, bisher vor- züglich zur Errichtung von Schulhäusern über das ganze Land verwendet worden. Vier bedeutende Normalschulen sind gleichfalls für die Bildung von Lehrern eingerichtet worden; alle Schulen, welche auf diese Weise aus Staats- Fonds unterhalten werden, werden regelmäßig von Inspeltoren besucht, denen die Königin in ihrem Rathe die Gehalte ausgesktzt hat. Die mit den Kirchen verbundenen Schulen werden durch geistliche Inspektoren besucht, welche der Erzbischof von Canterbury dazu er⸗ mächtigt hat. Die Schulen der Dissenters dagegen sind durch Layen beaufsichtigt. Die Regierung hat zwischen der Kirche und den Dissen⸗ ters einen geraden Weg einzuschlagen gesucht; ihre Bewilligungen sind mit dem Betrag freiwilliger Subscriptionen in den respektiven Gemeinden und Congregationen in ein geeignetes Verhältniß gesetzt worden. Das Resultat ist eine ungeheure Entwickelung und Vermeh⸗ rung der Macht und Stärke der herrschenden' Kirche mit telst der sortschreitenden Erziehung der niederen Volklsklas⸗ sen gewesen; ferner eine große Ueberlegenheit der zu den Kirchen gehörenden Schulen hinsichtlich ihrer Zahl, ihrer Beschaffenheit und ihrer Disziplin und endlich ein steigender Unwille auf Seiten der Dissenters über den Verlust des Einflusses, den sie ehemals auf die Kinder des Volkes gewonnen hatten. Die Dissenters haben, ohne Widerrede, das Verdienst, daß sie das große Werk der Erziehung in diesem Lande begonnen haben. Die englische Kirche war in dieser Hinsicht beinahe ein halbes Jahrhundert lang feindlich gesinnt oder gänzlich unthätig. Aber nachdem der Drang der Zeit, die kirchliche Kommission vom Jahre 1835 und die geistliche Schule zu Oxford sie aus ihrem Schlummer geweckt hatten, bemerkte sie au⸗ genblicklich, daß die Herzen der niederen Volksklassen mittelst eines populairen Unterrichts sofort wieder für die Volksschulen gewonnen werden würden. Die Vorsehung hat das Werk gesegnet. In den großen Fabrikstädten, wie Leeds und Manchester, hat sich die Geist= lichkeit der englischen Kirche der Sache mit heiligem Efsfer angenom- men, welcher die besten Früchte getragen hat und, wo nur immer geistliche Schulen a f. worden sind, haben sie denen der Dissen⸗ ters den Rang abgelaufen.

Die Regierung hat jetzt den Vorschlag gemacht, die r. von Staatsmitteln für bessere Stellung der Schullehrer zu erweitern, indem sie Fonds zu ihrer Ausbildung, Prämien für gute Führung

; 1 Alter gussetzen will. Aber und Pensionen für ihren Unterhalt im = . . ; . fgebracht, daß sie diese gemäßigten die Dissenters sind hierüber so aufg ber! glegierungd dar und löblichen Maßregeln als eine Absicht der Regierung darstellen, ö n. irchlicher Autorität und der Einmischung des die ganze Volks⸗Erziehung kirch enen es pe, mn States zu unterwerfen.“ Das alte Element des Puritanismus er- n diese Andeutungen der aufgeklärten und

e 2 ö. . Kirche und die Minorität der Religiösen des Landes, welche noch vor wenigen Jahren um Duldung für sich selbst stritten, treiben jet die Intoleranz so wein boß sie die Bemühungen des Staates, eine sittliche und religiöse Erziehung je= dem Armenkinde zu verschaffen, zu hintertreiben suchen. Mit soichem