das Steigen der Getraidepreise rühre nicht sowohl von unzulängliche Vorräthen her, als von den allgemeinen Befürchtungen, da die Kon⸗ sumenten glaubten, es würde später an Getraide fehlen und daher Alles wegkauften, so daß die Getraidehändler auf dem Lande immer höhere Preise forderten, indem sie erwarteten, daß das Getraide durch die große Rachfrage noch steigen müsse. Nichte destoweniger müßten die Presfe durch die nächstens zu erwartenden Zuführen heruntergehen, da fene Besorgnisse übertrieben seien. Das Journal des D* bats sagt in einem Artikel über die Thenrung— „In zwei Dritteln von Frankreich kostet jeßt der Hektoliter Weizen 10 Fr. und in Bel⸗ gien noch mehr; in England ist der Preis unge fahr derselbe. Diese Steigerung in einer Zelt des Jabree, wo das Anlangen fremder Zu⸗ fuhren Schwierigkeiten hat, überrascht damit belannte Personen nicht, und so lange nicht größere Vorräthe in den Lagerhäusern vorhanden kein Herkne e muh man sogar cin weiteres Höhergehen erwarten, Das Gesetz des Handels bringt das so mit sich. Leider nöthigt die Kostbarkeit der Lebensmittel in weiten Kreisen zu Einschränkungen in anderen Ver⸗ brauchs Gegenständen und mindert damit zugleich die Nachfrage nach Arbeit in einer Zeit, wo diese Hülfequelle der Bevölkerung am noth⸗ wendigsten wird. Die öffentliche Gewalt hat daher die Pflicht, für Ersatz zu sorgen, und das thut die Regierung und wird darin fort⸗ fahren, auch wenn es viel Geld kosten sollte. Sie hat zugleich die Gemeinden aufgefordert, ihr darin beizustehen, und diese haben sie nicht im Stich gelassen. Bisher haben dieselben drei Viertel des Auf⸗ wandes getragen und der Staat das Uebrige dargeliehen; man wird jedoch nicht streng darauf bestehen dürfen, wo es die Umstände anders verlangen. In Ermangelung von Arbeit wird nur Almosengeben übrig bleiben, und damit ganze Bevölkerungen erhalten, kostet ungeheure Opfer. Für die Zukunft aber wird man sich durch die gemachten , war⸗ nen lassen, und in mehr als einer Beziehung. Zuvörderst erhellt daraus der Beweis, daß jenes kommerzielle System, nach welchem man die Nationen von einander zu isoliren sucht, nicht blos ein Irr⸗ thum und thöricht, sondern auch höchst gefährlich ist. Diese ernente Theorie von der chinesischen Mauer, nach welcher man den nationa⸗ len Markt der nationalen Arbeit vorbehalten will, ist sortan un— abänderlich verurtheilt. Wie würde es mit uns aussehen, wenn uns das Getraide Amerika's, der Ostsee⸗Häfen, des Schwarzen Mee— res nicht unterstützte? Der alte Brauch der freien Getraide⸗Ein⸗ suhr, an dem England bis 1804 und Frankreich bis 1822 sesthielt, war allem an dessen Stelle Gesetzten vorzuziehen. Die wechselnden Ge⸗ traidezölle haben die Probe nicht bestanden.“ Das Journal des Db ats empsiehlt zugleich die Vermehrung des Mais- Anbaues in den südlichen Departements, da man auf die Kartoffel sich nicht mehr verlassen dürfe, und wünscht, daß die Kammer nicht entlassen werden möge, ohne der Regierung Vollmacht zur Verlängerung der freien Gekraide-⸗Einfuhr für ein Jahr zu geben, damit im schlimmsten Falle der Handel frühzeitig seine Operationen einleiten könne, da es unklug sein würde, zu leugnen, daß eine Verlängerung der schwierigen Lage zu besorgen sei.
Das Journal des Débats dringt darauf, daß zur Beschäf- tigung der broödlosen Arbeiter der Eisenbahnbau gesördert und ange⸗ regt werde. Zu dem Zwecke müsse die Regierung Alles aufbieten, um die Auflöfung mehrerer Gesellschaften zu verhindern, denen zu harte Bedingungen gestellt worden seien. Die Bahn-⸗-Gesellschasten von Bordeaux nach Cette, von Lyon nach Avignon, von Dieppe nach Fecamp verlangten Garantie des Zins Minimums, Verlängerung der Konzessionszeit oder Verschiebung der Ausführung kostspieliger Zweig⸗ bahnen, und diese Forderungen müsse das Land bis zu einem gewissen Maße gewähren, wolle man nicht diese Unternehmungen untergehen lassen.
ñ Zu St. Quentin beschloß dieser Tage eine zahlreiche Versamm⸗ lung der achtbarsten Bürger, einen Fonds von 300.000 Fr. zusam⸗ menzubringen, der zum Ankaufe von Getraide verwendet werden soll. Das aus diesem Korn gebackene Brod will man den Unbemittelten und Arbeitern zu ermäßigten Preisen verabreichen. In Tulle haben sich die wohlhabendsten Einwohner vereinigt, um armen Familien bis zur nächsten Aerndte wöchentlich 1 oder 2 Kilogramme Fleisch gratis zu verabsolgen. Das beste Brod kostet dort 50 und das Fleisch 50 bis 60 Centimes das Kilogramm; da nun das letztere weit nahrhaf⸗ ter ist, so will man die Armen lieber mit Fleisch als mit Brod un⸗ terstützen. In anderen Städten will man ebenfalls Fleischspenden vertheilen.
Der Courrier frangais sagt, wie es heiße, würden bei der projektirten Reorganisation des Heeres in Afrika, die in den nächsten Monaten bewerkstelligt werden solle, die aus Eingeborenen gebildeten Corps aufgelöst werden.
Dasfelbe Blatt glaubt, daß England schon seit lange große Rüstungen beabsichtige, indem es bereits vor drei Monaten in Schwe⸗ den und Norwegen bedeutende Holzkäufe habe machen lassen.
Der Constitutionnel spricht sich günstig für das Zellen⸗System aus, jedoch mit gewissen Modificationen; die Trennung der Ver⸗ brecher sei für die Sache der moralischen Reform wesentlich, und eben so zur Verhütung moralischen Verderbens. Indessen dürfe dieses System nicht bis zur Unmenschlichkeit gehen, da solche Behandlung nicht zur Besserung, sondern blos zur Verhärtung der Verbrecher füh— ren müsse.
Die irdische Hülle des General Bertrand ist im Invaliden-Hotel angelangt, wo sie am 1Jten d. M. beigesetzt werden soll.
Aus dem in der Jahres⸗Versammlung der Actionaire der Paris⸗ Orleans⸗Eisenbahn⸗Gesellschast erstatteten Berichte geht hervor, daß die Bahn im ersten Jahre 75, im zweiten 9 und im dritten Jahre des Betriebes, welches am 31. Dezember 1846 abgelaufen ist, 12 pCt. des Actien⸗Kapitals als Netto- Ertrag für die Ationaire abgeworfen hat.
X Paris, 12. März. In der gestrigen Sitzung der Pair s⸗ Kammer legte der Minister des Innern den von der Deputirten— Kammer berelts angenommenen Gesetz- Entwurf vor, der die Eröff⸗ nung eines Kredits von 4 Millionen für Kommunal⸗Arbeiten öffent- lichen Nutzens, welche der arbeitenden Klasse Beschäftigung geben sollen, betrifft. Auf den Vorschlag des Herrn Fulchiron und in Uebereinstim⸗ mung mit Artikel 14 der Geschäftsordnung entschied die Kammer, daß dieser Gesetz⸗-Entwurf nicht erst vor eine Kommission verwiesen, sondern nur in ihren Büreaus einer vorläufigen Besprechung unter⸗ zogen werden solle. Demzufolge zog sich die Kammer in ihre Bü⸗ reaus zurück, und nachdem sie die öffentliche Sitzung wieder aufge⸗ nommen hatte, schritt sie sogleich zur Dies kussion der Artikel, welche nach dem Austausch einiger Bemerkungen zwischen den Herren Charles Dupin, von Boissy und dem Mmister des Innern angenommen wur- den. Zuletzt wurde auch das ganze Gesetz mit 122 gegen 2 Stim⸗= men voötirt. Schon am Anfang der Sitzung hatte der Minister einige Gesetz⸗ Entwürfe von rein lokalem Interesse in seinem eigenen Namen und in dem des Finanz- Ministers vorgelegt. Desgleichen wurden einige solche Geseß - Entwürfe angenommen. Auf eine . des Grafen von Montalembert ensschied die Kammer, daß zuglei mit dem Gesetz- Entwurf in Betreff der Organisation des Kapitels von St. Denis die darauf bezüglicht Bulle des verstorbenen Papstes Gregor's XVI. gedrudt und vertheilt werden selle.
In der heutigen e, der De putirte n- Kamm er verlas Herr de la Hay Jou fsfekin seinen Antrag wegen Eröffnung ei=
342 nes Kredits von 3 Millionen für Prämien an Ackerbauer, die in den drei nächsten Jahren Strecken Landes kultivirt haben werden. Die Kammer bestimmt den 16. März zur weiteren Entwickelung des An- trages. Der Finanz-Minister legt einen Gesetz⸗ Entwurf über die desinitive Regelung der Rechnungen für 18145 vor. Herr Hal— ley Elaparede entwickelt seinen Antrag in Betreff der militairi⸗ schen Servituten. Derselbe ist in zwei Artikeln gefaßt. Nach Art. 1 follen die Arbeiten für Unterhaltung und Verbesserung der Straßen und Wege jeder Art in der Gränzzone nur dann dem Dazwischen⸗ treten der Militairbehörde unterworfen sein, wenn diese Arbeiten eine Erweiterung oder eine Veränderung der Richtung betreffen. Nach Art. 2 sollen Vicinalwege künftig überall in der Gränzzone angelegt werden können, wenn ihre Breite 4 Meter nicht übersteigt. Eine Königliche Verordnung soll die für Vernichtung oder Vertheidigung dieser Wege zu befolgenden Regeln für den Kriegsfall bestimmen. Im Jahre 1836 schon, bemerkt der Antragsteller, hatte General Paixhans die Initiative in dieser Sache ergriffen, der damals vollständiger war, aber wegen eingetretener Auflösung der Kammer nicht zun Ziele gelangte. Der Antragsteller will, indem er nur ei⸗ nen Theil jenes Antrages wieder vorbringt, die Dis kus⸗ sion desselben erleichtern und schnell ein Votum erhalten, das auch dazu beitragen könnte, zahlreichen Händen Beschäftigung zu verschaffen. Der Präsident verliest unter tiefer Stille einen Brief des Marschall Soult, welcher der Kammer den heute früh um 23 Uhr erfolgten Tod des Großsiegelbewahrers Martin du Nord mittheilt. Darauf wird die Biekussion wieder aufgenommen. Der Kriegs-Minister erklärt, nichts dagegen einzuwenden, daß der Antrag in Betracht gezogen werde, und die Kammer geht darauf ein. Die Tagesordnung führt dann zur Verhandlung des Gesetz— Entwurfs, wodurch ein Kredit verlangt wird, um 3 Dampsschiffe 6 Monate lang im ausgerüsteten Zustande zu erhalten; diese Schiffe sind dazu bestimmt, die wit Getraide beladenen Handelsschiffe ins Schlepptau zu nehmen, um sie in die französischen Häfen zu führen. Graf d' Angeville erkennt den Entwurf als gut und nützlich an, aber er benutzt den Anlaß zu einer Frage an den Marine⸗Minister über den Verlust einer der schönsten Bampffregatten, des „Caraibe“. Mit Schmerz werde die oftmalige Wiederkehr solcher Verl-ste be— merkt. Seit zwei Jahren seien mehrere dergleichen vorgekommen. Man sollte die Ursache davon erforschen, um zu erfahren, ob von Seiten der Kommandanten der Schiffe alle Vorbeugungs⸗Maßregeln genommen seien. Der Marine ⸗Minister: Noch sei ihm nichts Näheres über das fragliche Ereigniß zugekommen. Er bitte daher die Kammer, bis zum Eintreffen der Berichte ihr Ur⸗ theil aufzuschieben. Ein Centre-Admiral von hohem Verdienst befeh⸗ ligte selbst auf dem „Caraibe“, und Alles schien anzudeuten, daß dem Unglück vorgebeugt worden sein würde, wenn dies möglich gewesen wäre. An einer Küste, wie die von Afrika, seien dergleichen Unglücks⸗ fälle leicht zu erklären. Der Admiral habe sicher alle Vorsich tãmaß⸗ regeln getroffen gehabt. Herr Fou!d will dies nicht gelten lassen, glaubt aber den Augenblick noch nicht gekommen, um über den Fall zu urtheilen. Er will später darauf zurückkommen. Für den vorge⸗ legten Gesetz- Entwurf will er stimmen, obgleich er die Maßregel nicht sür nothwendig und fast nicht fär möglich hält. Der Marine⸗Mini⸗ ster erhalte so einen neuen Kredit von 15 Millionen, obgleich das Marine-Departement schon sehr gut dotsrt sei. Herr Mauguin verlangt Vorlegung eines Verzeichnisses der seit zwei Jahren verlo- renen Schiffe. Herr d' Aubersaert: Diese Frage habe nichts mit dem Gesetz-Entwurfe zu thun. Die Artikel des Gesetz⸗ Entwurfs werden dann nach einander und zuletzt auch der ganze Entwurf fast einstimmig angenommen. Hiermit schloß die Sitzung.
Der“ Streit, der sich aus Anlaß eines in der Mündung der Bidassoa gestrandeten französischen Schiffes zwischen den französi⸗ schen und) spanischen Gränz-Behörden erhoben hat, soll nun auf diplomatischem Wege zwischen den Kabinetten der beiden Länder seine Erledigung finden. Es handelt sich um die Gränzlinie zwischen den beiden Ländern auf der Bidassog. Der Streit ist nicht neu, er besteht schon seit vielen Jahrhunderten, ruhte manchmal lange Zeit, um aber immer wieder von neuem aufzutauchen. Sehr alte Dokumente, welche, wie man sagt, in den Archiven der spanischen Gränz⸗Provinz Guipuʒcon vorhanden sind, sagen, der Fluß Bidassoa habe in alten Zeiten ganz zu Spanien gehört. Eines dieser Dokumente, welches vom Jahre 1027 datirt ist, ist ein Patent-Brief Sancho's III., mit dem Beina⸗ men des Großen, Königs von Navarra, in welchem dieser König die Gränzen des Bisthums Pampelona genau bestimmt. In weniger entfernten Zeiten finden die Biecayer neue Rechtstitel, welche ihre Ansprüche auf den ganzen Lauf des Flusses zu begründen scheinen. Allein diese Titel werden von französischer Seite bestritten, und von dieser Seite behauptet man, daß die Gränze zwischen Frankreich und Spanien mitten durch die Fasanen-Insel laufe, welche in der Bidassoa liegt. Im Jahre 1462 war nämlich ein Krieg ausgebrochen zwischen Johann, König von Aragonien und Heinrich IV., mit dem Beinamen des Ohnmächtigen, König von Castilien. Durch Uebereinkommen bei⸗ der kriegführenden Theile wurde Ludwig XI., König von Frankreich, zur Enkscheidung des Streites gewählt. Er sprach das Urtheil zu Bayonne am 23. April 1463, worauf er sich se bst nach der Bidassoa be⸗ gab, um mit Heinrich IV. von Castilien eine persönliche Konferenz zu halten. Von dieser berichtet nun Garibay in einer Chronik die folgende Episode: Als Heinrich 1IV. am Ufer auf der französischen Seite an⸗ fam und mit dem einen Fuße noch in dim Fahrzeuge stand, welches ihn übergeführt hatte, mit dem anderen schon das Ufer berührt, sagte er, er befinde sich noch in seinem Königreiche, worauf der ihn empfan⸗ gende König Ludwig XI. entgegnete, das sei wahr. Nun sind aber die Geschichischreiber nicht einig über die Stelle, wo dieses Zusammen⸗ treffen stattgefunden haben soll. Die Einen geben eine kleine Insel an, weiche man damals Konferenz⸗Insel, später Fasanen⸗Insel nannte. Allein die sogenannte Neue Chronik von Bayonne nennt als den Ort der Zusammenkunft das Schloß von Urtubig. In diesem Falle wäre es unmöglich, daß die vorerwähnten Worte gesprochen worden. In⸗ zwischen dauerten nach wie vor die Streithändel über den Besitz des Flusses fort und mehrten sich sogar so, daß endlich die beiderseitigen Regierungen zu der üleberzeugung von der Nothwendigkeit kamen, ein für allemal durch eine feste Uebereinkunft denselben ein Ziel zu setzen. Zu diesem Zwecke wurden von beiden Seiten bevollmächtigte Schieds⸗ richter ernannt. Ihr Ausspruch erklärte: Der Hafen und der Fluß Bidassoa mit den Theilen des französischen Ufers, welche von den Gewässern desselben bespült werden, gehörten zu Fontarabia. So meldet wenigstens Garibay. Hingegen versichert Zurita in seinen Ces schichts büchern, in diesem schiedsrichterlichen Ausspruch wäre der Fluß in seiner Mitte zwischen den beiden Königreichen getheilt worden, und dafür scheinen allerdings auch die späteren Thatsachen zu sprechen. Im Jahre 1659 fand der Kongreß zwischen Mazarin und Luis de Haro statt, bei welchem die beiden Minister von Frankreich und Spanien die Grundlage für den Pyrenäenfrieden feststellten, welcher am J. November desselben Jahres nach 25 Konferenzen, die alle auf der Konferenz⸗ oder Fasanen⸗Insel stattfanden, unterzeichnet wurde. Man hatte auf dieser Insel ein kleines Schloß mit zwei gleichen Flügeln, einem französischen und einem spanischen, aufgeführt, die, gerade in der Mitte eines Salons, zusammenstießen. In diesem hatte man zwei Lehnsessel neben einander aufgestellt, aber so, daß der eine
auf französischem, der andere auf spanischem Boden sich befand.
Die Kosten der Erbauung dieses kleinen Schlosses wurden zu gleichen Theilen von Frankreich und Spanien bestritten, so daß der Mittel- punkt als Gränze der beiden Reiche anerkannt war. Im folgenden Jahre, 1660, am 6. Juni fand an demselben Orte die Zusammenkunft zwischen Ludwig XIV. und Philipp 1V. statt, als dieser die Hand seiner Tochter dem König von Frankreich auf dessen Bewerbung ge—⸗ währte. Die beiden Könige setzten sich neben einander nieder, aber jeder auf seinem eigenen Gebiete. Von jenem Tage an wurden auf beiden Ufern der Bidassoa Fähren errichtet, eine spanische und eine französische, und bestandensauch wirklich fort bis zur Zeit, wo die Bidassoa⸗ brücke erbaut und die Mitte derseiben als Gränze für die beiden Staaten festgesetzt wurde. Die spanischen Uferbewohner wollen ihre Ansprüche auch noch auf einen sehr alten Gebrauch begründen. Es wird nämlich in der Bidassoa der Salmfang stark betrieben, da sich dieser Fisch in großer Menge und von vortrefflicher Qualität im Flusse vorfindet. Die Fischer fahren zu diesem Fange bis etwa eine halbe Liene über die Fasagen⸗Insel den Fluß hinauf. Die spanischen Fischer sagen, sse hätten das Recht, die Anker ihrer Netze an dem französt⸗ schen Ufer auszuwerfen. Dies ist eines der Haupt⸗-Argumente der Stadt Fontarabia für ihr Eigenthumsrecht auf die Bidassoa, von dem Punkte an, wo sie das Gebiet der Provinz Guipuzcoa berührt. Freilich ist noch eine Frage, ob aus dem erwähnten Gebrauche, wie alt er auch sein möge, ein Rechtstitel sich ableiten läßt. Der jetzt wieder erhobene Streit könnte am Ende zu Abschaffung dieses Ge⸗ brauchs führen. Im Jahre 1009 mag allerdings die ganze Bidassoa in den Umfang des Bisthums Pampelona inbegriffen gewesen sein; aber seit 1662 ist die Mitte des Flusses als Gränze festgesetzt, was sogar spanische Schriftsteller authentisch nachweisen, unter ihnen Von Manuel Abella und Gonzalez Arnao, welche Beide an einem historisch⸗ geographischen Wörterbuch Spaniens gearbeitet haben. Es ist . nicht nöthig, französische Schriftsteller zu Hülfe zu rufen, die in demsel⸗ ben Sinne sich ausgesprochen haben.
Großbritanien und Irland.
London, 11. März. Der allgemeine Bet⸗ und Fasttag aus Anlaß der Hungersnoth in Irland ist in der vorgestrigen Geheimen⸗ raths- Sitzung auf den 24sten d. M. festgesetzt worden.
Die gestrige Parlaments⸗Verhandlung bot nichts von Interesse. Eine große Anzahl Privat-Bills wurde im Unterhause erledigt und ein Antrag des Sir H. W. Barron auf zweite Lesung der Bill wegen Gleichstellung der Schuldgesetze in Irland mit denen in Eng⸗ land, nach welchen bei Schuldforderungen unter 20 Pfd. kein Schuld⸗ arrest verfügt werden kann, wieder zurückgenommen, so daß die ganze Bill zu Boden fiel. Comité-Berathungen über die Trockenlegungs⸗ Bill und die Bill für Unterstützung der Grundbesitzer in Irland nah— men den übrigen Theil der Sitzung in Anspruch. = Im Sberhause fand wie gewöhnlich am Mittwoch keine Sitzung siatt.
Die direkte portugiesische Post ist. gestern mit Nachrichten aus Lissabon vom Zten d. M. hier eingetroffen. Dieselben fügen indeß den bereits mitgetheilten nichts Neues hinzu. Man fürchtet eine spa⸗ nische Intervention, und Graf Mensdorff, berst Wylde und Sir H. Seymour, die drei englischen Abgeordneten, boten Alles auf, die Königin von Portugal zur Annahme der Vermittelung Englands zu bewegen. Doch glaubte man, daß die gemachten Vorschläge, welche unter Anderem auch die einstweilige Verbannung der Insurgentenfüh⸗ rer in sich schließen, wohl nicht eher angenommen werden würden, 9 bis die portugiesische Regierung zur Einsicht gekommen wäre, daß die Unterdrückung des Aufstandes Über ihre Kräfte gehe. .
Die Morning Chroniele sagt über eine Alenße ring des Herrn Guizot in Betreff eines Krieges Franlreiche mit England Herr Guizot hat kein Bedenken getragen, in der Par, T nshnn, zu erklären, daß Frankreich keinen Krieg zu fürchten brauche, weil Eng— land zu viele Interessen auf dem Spiele stehen habe, um an den Krieg zu denken, und weil es überdies recht gut wisse, daß es klug sei, ein fait accompli zu achten. Die Organe des Herrn Guizot erörtern dieses Thema alle Tage, und es giebt nur gar zu. viele Leute in Frankreich, die geneigt sind, ihnen Recht zu geben. Die praktische Durchführung jener Doktrin aber ist gefährlich. Der Tag kann kom⸗ men (und zwar in einer nicht fernen Zeit), wo Eingriffe von der Art, wie ste uns durch die letzten zwei Jahre vertraut geworden sind, einen Bruch herbeiführen könnten, und schwerlich giebt es einen schlimmeren Irrthum, als den Wahn, daß England trotz alles seines Widerwillens gegen den Krieg nicht doch am Ende dazu gezwungen sein könnte.
Zwei Agenten der ostindischen Compagnie sollen Anfangs Februar nach Lissabon abgereist sein, um mit der dortigen Regierung wegen Abtretung eines großen Theiles der portugiesischen Besitzungen in Indien an England gegen Bezahlung einer ansehnlichen Geldsumme zu unterhandln. Es heißt aber, daß diese Unterhandlungen noch zu keinem Ergebnisse geführt hätten, indem Portugal sich weigere, Goa und mehrere audere Gebietstheile abzugeben, welche nach dem Wunsche der Compagnie in die Abtretung eingeschlossen werden sollen.
Die Blätter von Liverpool melden, daß sich seit einigen Tagen die Durchschnittszahl der täglich aus Irland dort eintreffenden Armen auf 1600 bis 1700 beläuft. Dieses Zuströmen von Leuten, die sämmtlich der Stadt zur Last fallen und die öffentliche Sicherheit be⸗ drohen, erregt ernste Besorgnisse, und die Behörden von Liverpool haben abermals das Parlament dringend ersucht, durch Gegenmaß⸗ regeln diesem so bedenklichen Zustande der Dinge abzuhelfen.
Der Liverpool Albion meint, daß man nach Vollendung der beabsichtigten Eisenbahn von Genua nach Chambery und von dort nach dem Bodensee die Route über Genug in Bezug auf die Be⸗ förderung der Ueberlandpost wahrscheinlich sowohl dem Wege über Marseille als über Triest vorziehen werde. .
Herr E. Schwarzer, Redacteur des Journal des Oesterreichi⸗ schen Lloyd, hat an die Daily News ein kurzes Schreiben ge⸗ richtet, worin er durch eine tabellarische Uebersicht nachweist, daß in den sechs Probefahrten Triest 78 Stunden vor Marsgillk g wznnen habe, indem die drei Fahrten, welche für Triest ausfielen, 2 einen Vorsprung von 114 Stunden (38 bei der ersten, 26 bei der vierten und 50 bei der fünften) gaben, während . drei Jahrten, in denen Marseille siegte, diesem nur 36 Stunden Vorsprung (24 bei der zweiten, 2 bei der dritten und 19 bei der sechsten) verschafften. Die ser Umstand sei also entscheidend für die triester Route, die oben⸗ drein alle Schwierigkeiten einer neuen Einrichtung zu überwinden ge⸗ habt habe und auch zweimal das Schnelldampfschiff „Ariel“ als Gegner gefunden. ö
Aus den amtlichen Berichten des Handels-Amtes theilt der Globe folgende Zahlen mit. Die Ausfuhr englischer Manufakte hat gegen 1845 im Ganzen abgenommen. Zwar sand eine Zunahme der Ausfuhr statt für die folgenden Artikel: Zunahme um
Psd. St. 910, 182 256,095 672, 663 71, 172 44,543
1,9654, 965
Bei einem dellarirten Werth von Pfd. St. 7, S7 3, 727 1, 161,056 4, 174, 559 837,577 und 200,225, also 14,247, 143.
Baumwollengarn Maschinen.
Eisen und Stahl Seiden⸗Fabrikate Häringe. .... ...... .... zusammen eine ..
Dagegen trat bei den folgenden Artikeln eine Abnahme der Ausfuhr ein; verglichen mit 1845:
Abnahme von bei einem deklarirten
Pfd. St. Werth von Pft. St. Baumwoll⸗Fabrikate (außer Garn). . 1, 424,130 17,726, 66 . , 1 15,204 793, 978 Glas ; 94, 556 262,865 Kurze Waaren und Messer. . ...... 3,943 2, 180, 057 Leder und Lederwaaren.-... .... 19,051 332,426 Leinengarne 185,010 875, 556 Leinen- Fabrikate anderer Art 197,986 2, S3 8, 384 139,141 1.555, 00) ; 205,450 149,186 394, 146 312,848 07. 893
Seife Raffinirter Zucker
Wollengarn 159, 932
Wollen⸗Fabrikate anderer Art 1,358,819 b, 334, 298, also
zusammen eine — 3, 969, 577 34, 899, 055; und
bei Abrechnung obiger Zunahme eine Abnahme von 2,014,612 Pfd.
St. bei einem deklarirten Werth von 49,146,198 Pfd. St. Dage⸗
gen hat die Einfuhr an fremden und Kolonial-Produlten, außer für
Reis in Hülsen, zugenommen wie folgende Tabelle zeigt:
Einfuhr von Einfuhr von 1845. 1846. 34,426 140,572
8, 855 26 1,52 ö kN 135,666 1,995,852
Andere Frucht, Quarters 1,288,000 2309 095
Reis, Centner ...... ..... 797 426 Lib, gh
Reis in Hülsen, Quarters ..... .. 44,575 33 885
Mehl, Ceutner 632,017 3, S3 h. 97
Kakao, Pfund 2, 589 98 g , .
,, , 2,589, 98 2,962,327
ö wd 31,318, 95 zb, 78 1,391
— Pfun 44, 195,321 46,728, 208
— . / *
Duden Centner 4, 879, 780 5, 227, 848
. / er,
w 26, 076,311 29,737, 201
65/1,
Vieh aller Art, Stück Jleisch und dergl., Centner Weizen, Quarters ..
.
Brüssel, 13. März. Gestern hat die Repräsentanten-Kammer den Gesetz⸗-Entwurf über die Vermehrung und neue Vertheilung der Senatoren⸗ und Repräsentanten-Zahl, nach Verwerfung aller noch dazu beantragten Zusätze und Amendements, vollständig angenommen.
Der Disziplinar-Rath des Barreaus von Lüttich hat in Folge des mit dem Appelhofe ausgebrochenen Konflikts den ganzen Ad vo⸗ katenstand auf eine Berathung zusammenberufen.
. .
Kanton Genf. Der Große Rath hat am 6. März den durch Petitionen mit zahlreichen Unterschriften unterstützten Antrag der Herren Pons und Fazy-Pasteur, die Organisation der protestan= tischen Kirche einer besonders zu erwählenden Synode zu übertragen, mit großer Mehrheit verworfen.
Kanton Waagadt. Am 7. März fand in der Stadt Lausanne die Wahl eines Mitgliedes des Großen Rathes statt. Die Konser— vativen siegten; mit 1453 gegen 1208 Stimmen wurde Herr Dapples gewählt. Nach der Wahl kam es auf dem Platze Palud zu Raufe— reien, die bald einen gefährlichen Charakter annahmen. Ueber die erste Veranlassung streiten sich die Parteien; jede beschuldigt die andere, angefangen zu haben. Die „Patrioten“ griffen zu den Waffen, Tam⸗ boure zogen durch die Straßen und schlugen den Generalmarsch. Zahl— reiche Schaaren von bewaffneten Patrioten schickten sich an, das Gesell⸗ schaftshaus, wo sich der konservative Verein „Hsopérance“ versammelt unter dem Ruf: „Nieder mit Luzern!“ anzugreifen; es fielen Schüffe. Da trat der Staatsrath zusammen und beschloß, den Bewaffnelen den Befehl zukommen zu lassen, auf den Schloßplatz zu ziehen. Hier wurden sie eingetheilt und organisirt, worauf das erwähnte Gefell⸗ schaftEhaus auf Befehl der Regierung besetzt und durchsucht wurde Hier fand man Knittel, Heugabeln u. s. w. vor, welche der Staats? rath als Waffen erklärte und darauf hin den Beschluß faßte, den konservativen Verein „Espérance“, als einen Heerb von Umtrieben aufzulösen. Ausgemachte Thatsachen sind der Tumult und diefer Beschluß; über den ganzen Hergang lauten die Berichte noch sehr unbestimmt. .
— Die Ober-Post⸗Amts- Zeitung enthält folgendes Schreiben aus der Schweiz vom 9. März: „Der Große Nath des Kantons Bern ist auf den 22sten d. M. zusammenberufen, um die verschiedenen Gesetz-Entwürfe noch alle zu berathen. Auffallend aber ist es, daß diese Gesetz-Entwürfe dem Publikum, so wie den Großräthen, erst vor Eröffnung des Großen Rathes zur Kenntniß gelangen und somit eine nähere Prüfung nicht stattsinden kann. So mag es mit diesen in das Volksleben so tief eingreifenden Gesetzen wie mit der Verfassung gehen, man wird sie blindlings annehmen, ohne gehörig geprüft zu haben. Aus dem Jura vernimmt man, daß die dortige Bevölkerung in gespannter Erwartung über die Fol⸗ gen sei, welche das neue Finanz-System für sie haben könnte. Es dürften sich daher neue Verlegenheiten in diesem ehemals fran— zösischen Theil des Jura vorbereiten. Man hört, daß die Tren— nungsfrage neuerdings und zwar ernsthafter besprochen wird, darum sollte die Regierung mit mehr Umsicht und Behutsam⸗ keit zu Werke gehen, wenn sie den Sturm beschwichtigen will. Was den geheimen Leitern und Triebfedern besonderen Vor— schub leistet, ist, daß die Regierung viel zu getrennt vom Volke steht, mit dessen Kein sie durch ihre Organe in keine Berührung kommt. Daher die Beamten in ihren Berichtgaben über die Landesstimmung keinesweges zuverlässig sind und es demnach der Regierung ergehen wird, wie es derjenigen des Kantons Aargau im Jahre 1831 erging, welcher ihre Ober-Amtleute und Statthalter die Veisicherung von treuer Ergebung des Volks gaben, während nachher im Augenblick der Prüfung das Gegentheil sich erwies. Nicht nur beunruhigt Je— dermann, der klar zu sehen vermag, die herrschende Finanzkrisis, son⸗ dern auch die, Verhandlungen des letzten Großen Raths haben keines⸗ weges befriedigt. Die Parteien sind allerdings sehr getheilt, da die Interessen der verschiedenen Landestheile auch sehr verschieden sind. Indessen . die allgemeine Unzufriedenheit bald Alle vereinigen, um eine Gährung herbeizuführen und das unzufriedene Volk in Be—
wegung zu setzen. Der Wahlspruch v st:. 8 Verein igungs⸗ Urkunde oder 1 ist: „Entweder die
Ztalien.
Florenz, 6. März. Das Befinden Ihrer Kai ⸗ F ) ; . aiserl. Hoheit de Prinzessin Luitpold ist fortwährend das erwünschteste . h ee. kurzem eine vollkommene Wiederherstellung erwarten.
Vor einiger Zeit war im Atelier des Bildhauers Dupré hier
343
des Kain ausgestellt. Der Künstler hat den Augenblick gewählt, wo derselbe nach vollbrachtem Brudermord, das Fürchterliche der That erkennend, von Verzweiflung ergriffen wird. Die Statue des sterben⸗ den Abel, welche vor einigen Jahren hier so viel Aufsehen machte und den Ruf des genannten Künstlers hauptsächlich mit begünstigen half, wurde damals von demselben im Auftrage der Groß fürstin Maria, Herzogin von Leuchtenberg, welche ihrem Kaiserlichen Vater ein Geschenk damit machte, ausgeführt.
Der Winter will uns immer noch nicht verlassen; kalte Winde wehen anhaltend von den beschneiten Apenninen herab und erzeugen mannigfache Frankheiten. Auch ist die Vegetation beinahe überall im Vergleich zu anderen Jahren auffallend zurück. ;
9 nien.
3 Madrid, 6. März. Die Progressisten sind sehr rasch von der Begeisterung zurückgekommen, welche die Rede des Herrn Donoso Cortes vorgestern in ihnen erregte. Das Eco del Comercio nennt diese Rede geradezu eine Harlekinade. Der Clamor publico warnt seine politischen Freunde, nicht in die ihnen von den Moderir⸗ ten gelegten Fallstricke zu gehen. „Da England verlangt, daß die Infantin auf ihre Rechte an die spanische Krone Verzicht leiste“, sagt heute dieses Blatt, „und in Betracht der feindlichen Haltung, welche die Parteigänger Montemolin's anzunehmen beginnen, so möch⸗ ten die Moderirten gern den Progressisten eine feierliche Erklärung entlocken, die in ganz Europa als der einstimmige Ausdruck des Na⸗ tionalwillens in Bezug auf die französische Heirath und deren recht⸗ mäßigen Folgen gelten dürste. Zum Glück kennen wir sie zu gut, um in diese Schlinge zu fallen, und Jedermann weiß, daß die Mo— derirten bei diesen Berufungen an echt spanische Gesinnungen nur von französischem Einflusse geleitet werden. Je mehr unsere Gegner bei dieser Gelegenheit als echte Spanier erscheinen möchten, um so mehr dienen sie den Absichten der Familie Orleans. Die Moderirten wollen mit einem Worte, daß wir uns als offene Feinde gegen die Karlisten aussprechen und die Montpensiersche Ehe genehmigen sollen. Weder das Eine noch das Andere wird die progressistische Partei thun, wenn sie sich selbst achtet.“ 3
Im Senat erklärte gestern der Justiz-Minister, daß alle An⸗ strengungen der Karlisten erfolglos sein und von keiner fremden Macht die geringste Unterstützung erhalten würden. ͤ Die englische Regierung hat die an sie gerichteten gemeinschaft⸗ lichen Anträge der Höfe von Paris, Madrid und Lissabon auf eine zu Gunsten der Königin von Portugal kraft des Vertrages der Quadrupel- Allianz vorzunehmende bewaffnete Intervention zurückge⸗ wiesen, ihrem hiesigen Gesandten jedoch so eben die Ermächtigung ertheilt, für den Fall, daß Dom Miguel in Portugal landen sollte, mit der diesseitigen Regierung eine Uebereinkunft über die Bedingun— gen abzuschließen, unter denen ein spanisches Truppen-Corps der be— nachbarten Königin Hülfe leisten dürfte. Man hofft jedoch, daß der vorausgesehene Fall nicht eintreten werde. Der Heraldo macht hierüber folgende Betrachtung: „Diese Haltung Englands in der portugiesischen Frage vereitelt alle goldenen Träume und alle thörich— ten Hoffnungen der spanischen Karlisten. Nein, kein Minister, wäre er auch noch so unbesonnen, würde heutzutage die englische Nation verleiten können, die Rolle einer Beschützerin des Absolutismus in Europa zu übernehmen. Dies ist vermuthlich der Grund, weshalb Lord Palmerston sich dem hier herrschenden Regierungs-System so abgeneigt zeigt.“
Der General-Capitain von Galicien ist mit einem Truppen— Corps bis an den Minho vorgerückt.
Das amtliche Blatt des Ministeriums berührt den gestern von mir erwähnten Vorfall an der Mündung der Bidassoa nur obenhin, bezeichnet aber das Benehmen des dortigen General-Capitains als würdig und klug. Letzterer traf nämlich erst mehrere Stunden, nach— dem die Franzosen die Fischerbarke weggeführt hatten, an Ort und Stelle ein.
Es scheint, daß die Abreise des französischen Botschafters und
erfüllt. Herr Isturiz wird zugleich mit der Königin Christine seine Reise antreten und als Vermittler der spanischen Heirathen gewiß eine glänzende Rolle in London spielen. Herr Mon, der während seiner Finanz-Verwaltung ein Vermögen, das man auf eine halbe Million Piaster berechnet, erworben und fünf der größten Häuser Madrids angekauft hat, ist nun mit dem Wunsch aufgetreten, zum Botschafter in Paris ernannt zu werden. Diesen Wunsch soll jedoch der Graf Bresson aus dem Grunde gemißbilligt haben, weil er be— fürchtet, der Nimbus, mit welchem er bieher die Person des Herrn Mon zu umgeben sür gut fand, möchte sich bei deren wirklicher Er— scheinung am pariser Hofe und in den Zirkeln der französischen Haupt⸗ stadt in ein leeres Phantom auflösen. Die brutalen Formen, welche der Ex-Finanz-Minister zur Schau zu tragen liebt, führten erst gestern wieder im Kongresse zu gewaltsamen Auftritten. Ohne irgend eine Veranlassung zog Herr Mon die Revolution von la Granja hervor, nannte die anwesenden Progressisten Mörder des Generals Quesada und ließ sich in eine bisher unerhörte lange Diskussion, nicht mit den Deputirten, sondern mit dem auf der öffentlichen Gallerie befindlichen Volk ein. Die Sitzung glich in der That einer griechischen Tragödie, in welcher das anwesende Volk als Chorus auftrat.
Gestern Abend stattete der Herzog von Rianzares dem englischen Gesandten einen Besuch ab. Der Gesandte, der gerade von Frem⸗ den umgeben war, zog sich mit ihm in ein Kabinet zurück und ent— ließ ihn nach einer Stunde.
Die mit dem jungen Herzoge von Sessa vermählte Tochter des Infanten Don Francisco gefällt sich darin, einen ihrer neuen Lage keinesweges entsprechenden Hochmuth an den Tag zu legen. Sie weigert sich, die glänzenden Equipagen, welche ihr Schwiegervater von Paris kommen ließ, zu benutzen, und fährt nie anders als in einem sehr schlechten, aber mit dem Königlichen Wappen geschmückten Wagen ihres Vaters. Weder ihrem Schwiegervater, noch den Ge⸗ schwistern ihres Gemahls gestattet sie, bei ihr einzutreten, falls nicht einige Stunden zuvor die Erlaubniß ausgewirkt wird. Die Besuche der übrigen Verwandten ihres Gemahls, die meistens zu den ersten Familien des Landes gehören, hat sie geradezu zurückgewiesen.
Am Zten machten mehrere progressistische Deputirte im Kon— gresse den Antrag, die Regierung solle das Testament Karl's IV., das Ferdinand's VII., die dazu gehörenden Kodizille, die bei seinem Absterben aufgenommenen Inventarien und die Ehepakten seiner Töchter, der Königin Isabella II. und der Herzogin von Montpensier, vorlegen. Dieser Umstand soll die Königin Christine bewogen haben, ihre Abreise zu beschleunigen.
Der Handels-Minister hat so eben die Errichtung einer Kom⸗ mission verfügt, welche den Zustand der spanischen Baumwollenwaaren-⸗ Industrie und des Kornhandels mit Zuziehung von Deputirten der verschiedenen Handels⸗Kammern und landwirthschaftlichen Gesellschasten untersuchen und über diese beiden Fragen an die Regierung zum Be⸗ hufe der definitiven Abfassung des Zolltarif⸗Entwurfes berichten soll. Die Arbeiten müssen vor dem 1. Juni geschlossen sein.
eine für den Kaiser von Rußland in Marmor ausgeführte Statue
Sriechen land.
Athen, 28. Febr. (Oest. Beob.) Der Gener Feld⸗Adjutant des Königs, ist zur Inspizirung der östlichen 2 ; des Königreichs beordert worden und hat am 22sten d. M. die Reise dahin angetreten. Seine Mission geht dahin, über die Erhaltung der Ordnung und der Ruhe an der Gränze zu wachen.
Das Staats⸗Dampfschiff „Otto“ fährt morgen nach Messina ab, um Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen von Bayern, bessen An⸗ kunft seit einigen Tagen angemeldet ist, nach Athen überzuführen.
Die Nachrichten aus dem Innern schildern den Zustand der Provinzen einstimmig als vollkommen ruhig. Laut den letzten Be⸗ richten aus dem Peloponnes, aus Rumelien und aus den Inseln, ist das Benehmen der Regierung gegen den türkischen Gesandten allge—⸗ mein gebilligt worden. Man hofft allenthalben, daß die zwischen dem Kabinet von Athen und zwischen dem Diwan entstandene Differenz zur Befriedigung beider Höfe endigen wird.
Türkei.
Konstantinopel, 24. Febr. (A. 3.) Im hiesigen Mini- sterium hat eine Veränderung stattgefunden. Der Finanz⸗Minister, Nafiz Pascha, wurde seines Amtes enthoben und an seiner Statt Sarim Efendi, bisher Mustaschar (Rath) des Großwesirs, zum Fi⸗ nanz⸗Minister ernannt. Zum Rath des Großwesirs wurde Ethem Bey befördert, seither Mustaschar des Seriaskers; die Stelle dieses Letzteren erhielt Mumtas Efendi, seither Unter⸗Staats-Secretair, und zum Unter-Staats-Secretair hinwieder wurde der bisherige Pforten⸗ Dolmetsch, Fuad Efendi, ernannt. Fast alle diese Namen gehören, so zu sagen, der „jungen Türkei“ an, d. h. Leuten, die längere oder kürzere Zeit Europa gesehen und, wie somit anznehmen, mehr oder minder europäische Bildung sich angeeignet haben. Der abgesetzte Fiananz⸗Minister dagegen war noch ganz ein Mann der alten re⸗ formfeindlichen Partei. Daß es Reschid Pascha gelungen ist, diesen bedeutenden Gegner aus dem Ministerium zu entfernen und seinen Mustaschar auf dessen Platz zu setzen, so wie mehrere andere Freunde und Günstlinge zu höheren Stellen zu befördern, ist wohl ein Zeichen, daß der Großwesir, was Viele schon zu bezweifeln anfingen, in der Großherrlichen Gunst noch feststeht. Es ist nun die Frage, ob Re⸗ schid Pascha, nachdem er auf diese Weise seine Stellung mehr be⸗ befestigt hat, jetzt endlich vielleicht auch mit rascheren und kühneren Schritten, als bisher, zur Ausführung einiger der von ihm erwarteten Reformen schreiten werde.
Die griechisch-türkische Differenz ist noch in der Schwebe. Die Pforte beschloß, nach langen Berathungen, dem König Otto ein Antwortsschreiben des Großherrn zu übersenden. Der Großherr er-
wiederte in diesem Schreiben die Freundschasts⸗Versicherungen des Königs Otto, erklärt aber zugleich, daß er auf die früher gestellten Forderungen, also die Herrn Mussurus zu leistende milde Art von Abbitte, unbedingt bestehen müsse. Mit dieser Depesche wurde vor vier Tagen ein Bampfboot von hier nach Athen abgesandt.
Auch gegen den Bey von Tunis hatte die Pforte ernstliche De⸗ monstrationen im Sinn. Herr Wellesley soll aber kürzlich von Lon⸗ don die Weisung erhalten haben, der Pforte von dergleichen Schrit⸗ ten abzurathen.
Die neulich über den Ausbruch der Cholera in Damaskus hier über Aleppo erhaltenen Nachrichten scheinen nach neueren Berichten aus Damaskus selbst unrichtig gewesen zu sein. Diesen letzteren Nach⸗ richten zufolge, ist die Cholera noch nicht bis Damaskus vorgedrungen. Die Pilger-Karawane von Mekka war zwar dort angekommen, aber die Cholera soll schon 15 Tagereisen vorher in der Karawane aufge⸗ hört haben. (S. Allg. Preuß. Ztg. Nr. 70.) So scheint dieser
der Königin Christine auch deren vertrauteste Freunde mit Reiselust
Theil Syriens vör der Hand also noch von der Seuche frei zu sein, obwohl die Tagereisen einer Karawane nicht eben besonders lang sind. Der hiesige Quarantaine⸗Rath hatte beschlossen, die Pilger⸗Karawane in Hama am Orontes, in der Mitte zwischen Damaskus und Aleppo, Quarantaine halten zu lassen. Bis Aleppo bleibt die Karawane im- mer beisammen, dort aber geht sie nach drei verschiedenen Richtungen aus einander, ein Theil über Orfa, ein anderer über Ain tab, der dritte über Adana.
Eisenbahnen.
Wien, 9. März. Das nunmehr in seinem ganzen Umfange bekannt gemachte ausschließen de Privilegium, welches der Wien⸗Glogg⸗ nitzer Eisenbahn-Gesellschaft mit den Resolutionen vom 23. Mai 1815 und 18. Juli 1846 verliehen wurde, enthält in 17 Punkten sämmtliche zwischen dem Staate und der genannten Gesellschaft fest⸗ gesetzte Bedingungen, so wie das weitere Uebereinkommen, daß von Seiten der Staats-Verwaltung auf das in der dem Freiherrn von Sing ertheilten Konzession enthaltene Recht, von der Bahn⸗Gesellschaft die Abtretung der Wien⸗Gloggnitzer Bahn noch vor dem Erlöschen des Privilegiums fordern zu können, unter gewissen, jedoch sehr billi⸗
gen Bedingungen Verzicht geleistet worden ist. Die Dauer des Pri- vilegiums ist auf 50 Jahre festgesetzt, und die Bestimmungen der zu beobachtenden Preis-Tarife lauten im Allgemeinen günstig für die Bahn⸗Gesellschaft.
Handels- und Börsen nachrichten.
Berlin, 16. März. Auswärtige niedrige Course wirkten auf unseren
Actienmarkt heute sehr nachtheilig, doch schloß die Börse zuletzt fest.
Marktpreise vom Getraide. ; Berlin, den 15. März 1847. Zu Lande: Weizen (weißer) 3 Rihlr. 20 Sgr. 5 Pf., auch 3 Rthlr. 5 Sgr. 6 Pf. und 3 Rihlr. 11 Sgr. 11 Pf.; Roggen 3 Rthlr. 7 Sgr. Pf., auch 3 Rthlr.; Hafer 1 Rihlr. 23 Sgr. 8 Pf., auch 4 Rihlr. Sgr. 7 Pf. Eingegangen sind 68 Wispel 12 Scheffel. Zu Wafer: Weizen (weißer) 3 Rthlr. 20 Sgr. 5 Pf., auch 3 Rthlr. 14 Szr. 5 Pf. und 3 Rihlr 12 Sgr.; Roggen J Rithlr. 3. Sgr. 7 pf; große? Gerste 2 Rihlr. 12 Sgr., auch 2 Rthlr. 9 Sgr. Pf.; Hafer L Rihlr. 15 Sgr., auch 1 Rihlr. 13 Sgr. 10. Pf. Sonnabend, den 13. März. ; Das Schock Stroh 6 Rihlr. 20 Sgr., auch 5 Rthlr. 20 Sgr. Der Centner Heu 1 Rthlr., auch 20 Sgr.
Ans wiärtisgse Börse n- Amsterdam, 12. Mara. Niederl. Tirkl. Sch. 57. 5965 Span. 183. 39h do. —. Pass. 5 45. Ausg. — Zinsl. — PFolu. — Preuss. Er. Sch. —. 459 Russ. Ilope 88. . i, , . 11. März. Zinsl. = Nene Anl. I7 . . Frankfurt a. M., 13. März Hob Met. 108. 1073. Hank Acuen p. ul.
1892. 90 Bayr. Bank-Actien 669 6G. Hope 874 Br. Stiegl. 87 Br. Int. b 7 R. FR.
963 Br. do. Soo FI. S0. . . 86 = 1. 16. m Cons. 395 884.
Passive 5. 4. Port. 33. 32. Peru 40. 359.
Belg. —.
. Neue Anl. 2235. . Ausg. Sch. I7. 156. 2166 Hol. 573. 573. 495 40. 02. g].
Engl. Russ. — gras. 88. 86. Chili —. Mer. 21. 215.