1847 / 99 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Für das Ziemer eines Hirsches, Schweines oder Nehes ist die Hälste und für die Keule oder das Vorderblatt dieser Thiere, so wie für den Kopf eines Schweines, der vierte Theil des Steuer Betrages von dem ganzen Thiere zu erheben. Dasjenige Wildpret, welches von dem zum Zollverein nicht gehörigen Auslande eingeht, bleibt unter den in der Bestimmung 26 Artikels 3 zu 4 des Vertrages vom 8. Mai 1841 wegen Fortdauen des Zoll und Handels Vereins (Gesetz Sammlung Seite 14) . Voraussetzungen von der Wildpretsteuer befreit, Vei r nn, , Steuer sind die zum Schutze der Schlacht-Steuer bestehenden Straf-⸗Bestin

Anw zu bringen. . , 3 durch das Amtsblatt der Negierung zu Potsdam bekannt zu machen. .

n 6c, (ga Friedrich Wilhelm. An die Staats-Minister von Bodelschwingh und von Dües berg.“ en. In Marienwerder ist am 31. April dem Sber Landesgerichts Chefe Präsidenten Dr. Jülleborn und dem Regierungs Präsidenten von Nordenflycht durch eine Deputation des dortigen Magistrats der Ehrenbürgerbrief überreicht worden. ; ;

Im Laufe des Jahres 181 sind im Regierungs Bezirk Ma⸗ rienwerder 5 neue Landschulen ins Leben getreten. Es waren am Schlusse des Jahres vorhanden: S0, Stadtschulen mit 190 Schul⸗ Klassen und Lehrern, von welchen 52 mit 146 Lehrern der evange⸗ lischen, 28 und 14 Lehrern der katholischen Konfession angehörten. Landschulen waren 18 mit 951 Klassen und Lehrern vorhanden, und zwar 579 mit 581 Lehrern der evangelischen und 369 mit 370 Leh— rern der katholischen Konfession angehörend. Die meisten dieser Schulen sind jedoch Simultan ⸗Schulen, welche von Kindern beider Konfessionen besucht werden. Es waren also 1028 Schulen mit 1141 Klassen und Lehrern vorhanden. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder betrug 120,509, so daß auf jeden Lehrer durchschnittlich 105 Schulkinder kamen. Es sind im Jahre 1846 14 neue Schulhäuser zum größeren Theile mit nicht unbedeutenden Unterstützungen aus Staats-Fonds erbaut worden. Außerdem haben zahlreiche Repara— tur- und besonders Scheunen⸗Bauten bei den Schulen stattgefunden. Außerdem sind gegen 1380 Rthlr. zu außerordentlichen Unterstützun—⸗ gen an würdige und bedürftige Lehrer verwendet worden.

Wie in einzelnen Kreisen Ostpreußens und Lithauens, sind auch in Westpreußen von den Ständen verschiedener Kreise und den Kom— munal⸗Behörden Anstalten getroffen, um so viel wie möglich aus ei— genen Mitteln der Noth der Tagelöhner zu steuern. So ist in Mewe, Thorn, Zempelburg, Marienwerder, Strasburg, Rosenberg, Freystadt, Konitz und Kulm durch Errichtung von Suppen⸗Anstalten, in Grau— denz durch Beschaffung billigeren Brodtes, in Flatow und Krojanke durch Schenkung bedeutender Holzquantitäten und Einleitung von Kul⸗— tur⸗Arbeiten auf eine Erleichterung der Lage der Bedürftigen hinge wirkt worden. Die Stände des strasburger Kreises haben zur Er— höhung des Arbeitslohnes für die Arbeiter an der Graudenz-Straß— burger Chaussee eine Summe von 1060 Rthlr. in Gelde und 300 Scheffel Kartoffeln zusammengebracht. Auch von Seiten der

Provinz Preuß

Stände des deutsch - kroner Kreises sind zum Behuf der Unterstützung Arbeitsfähiger 500 Rthlr, zu Wegebauten und 200 Rthlr. zu sofor— tiger Unterstützung an Hülfsbedürftige hingegeben. Die Kommunal— Behörden in Friedland haben Anstalten getroffen, die hülfsbedürfti⸗ gen Einwohner bis zum Beginn der besseren Jahreszeit mit Lebens— mitteln zu unterstützen und beim Eintritt günstiger Witterung öffent— liche Arbeiten eintreten zu lassen, und von vielen anderen Kommunen ist auf die Beschäftigung der Arbeitsfähigen und Unterstützung der Hülfsbedürftigen möglichst Bedacht genommen. Aus Tilsit wird vom 3. April gemeldet: „Die Memel ist von ihrer Eisdecke befreit; vor einigen Tagen rückte sie bei niedri gem Wasserstande. Mit dem polnischen Eise kam deswegen wahr— scheinlich auch dieses Mal kein Holz wie sonst, das, zum Theil in großen Baumstücken, oft in Menge vorhanden war und viele Hände behufs Sicherung desselben beschäftigte. Der Wasserstand ist von der Art, daß Damm -Durchbrüche nicht zu fürchten sind, dagegen bleiben die Wiesen jenseit der Memel unbewäsert, die Heu-Aerndte wird also daselbst nicht sonderlich ergiebig sein, es müßten denn in diesem Jahre bedeutende Regengüsse stattfinden, die aber doch nicht jene befruchtende Wirkung der lieberschwemmungen für den sandigen Boden haben.“ .

Breslau, 19. März. Kommunen, Gutsbesitzer, Privat— Vereine und einzelne Personen ließen sich die Milderung der Noth der Armen nach Kräften angelegen sein.

Der Reichenbacher Kreis⸗-Hülfs⸗Verein für Weber und Spinner hat im Januar 9060 Rthlr. zum Ankaufe von Lebensmitteln für Bedürftige hergegeben, und nachdem seine Mittel gänzlich erschöpft sind, hat jetzt dieser Verein einen Aufruf an die wohlhabenden Kreis Einsassen zur Bildung eines Unterstützungs Fonds erlassen, und schon sind in Peterswaldau durch milde Beiträge 115 Rthlr. für 3 Mo⸗ nate aufgebracht. Ueberhaupt verdient die Privat⸗Wohlthätigkeit in den großen Fabrikdörfern des reichenbacher Kreises und die Wirk— samkeit der Lokal⸗-Hülfs-Vereine die größte Anerkennung.

Der Graf Pückler auf Ober⸗Weistritz, Kreis Schweidnitz, hat die Einrichtung getroffen, daß den Armen das nöthige Brodmehl aus seiner Dauermehl-Mühle zu ermäßigten Preisen abgelassen wird.

In Levin, in der Grafschaft Glatz, hat der Verein zur Unter— stützung der Weber eine Bäckerei errichtet, worin wöchentlich 6 Cent— ner Mehl verbacken und das Pfund Brod für 8 Pfennige an arme Weber -Familien verkauft wird, während das Pfund Bäckerbrod 1 Sgr. kostet.

In Langenbielau, Kreis Reichenbach, sind 1200 Rthlr. gezeich⸗ net und damit eine Kommißbrod⸗Bäckerei errichtet worden, aus wel— cher die Armen mit Brod zu mäßigen Preisen versehen werden.

Der Fürst⸗Bischof hat 1000 Rthlr. zur Disposition gestellt, welche den bedrängtesten Kreisen überwiesen sind.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. Am 2. April starb in Müuchen plötzlich an den Folgen eines Schlagflusses, 72 Jahre alt, der Ober Konsistorial Rath und erste Haupt-Prediger an der dortigen pro— testantischen Pfarrkirche, Dr. Karl Fuchs.

O München, 5. April. Gestern vernahm man zur allge⸗ meinen Freude, daß der König Abends in einem großen Konzerte und eben so heute im Theater erscheinen werde. Se. a, schrei⸗ tet nun zwar in seiner Genesung täglich in befriedigend fort, aber schwerlich wird er vor dem Ende dieser Woche seine Ge⸗ mächer wieder verlassen können, namentlich wenn das eingetretene äußerst rauhe und winterliche Wetter so fortdauert. Unser Kronprinz besindet sich, nach den neuesten Briefen aus Athen, sehr wohl und hatte berett 6 en, größere Ausflüge zu machen, bie vom herx— lichst!n Wetter begin igt wurden. So viel man weiß, wird derselbe die Rückreise nach Bayern kaum vor dem Ende dieses Monats an⸗ treten und dann hier in München selbst nur kurze Zeit verweilen.

Wie man hört, sollen außer der Versetzung des Legations⸗Raths von Aretin nach Berlin in unseren diplomatischen Regionen noch ver⸗ chieden. Veränderungen theils bereits beschloffen sein, theils noch in naher Aussicht stehen. Von den betreffenden Angaben flingt am

er Weise

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wahrscheinlichsten, daß Herr von Oberkamp, unser Gesandter am Bundestage zu Frankfurt, aus Gesundheits-Rücksichten quieszirt und an seine Stelle der Staatsrath im außerordentlichen Dienste und if, Minister des Auswärtigen, Freiherr von Gise, ernannt wor— den sei.

Bei einem starken Westwinde und bei heftigem Schneegestöber ist gestern gegen Mittag unser ganz aus ö und Brettern auf⸗ geführter einstweiliger (seit 1837) Eisenbahnhof mit allen seinen Ne—⸗ benhallen für die Kassen, für Werkstätten 2c. ganz abgebrannt, und zwar griff das Feuer mit einer so großen Schnelligkeit um sich, daß das vorhandene Dienst- und Arbeiter Personal nur mit größter Mühe die Lokomotiven, Wagen, Kassen zc. retten konnte, während alles Uebrige, worunter auch mehrere Hundert Scheffel Weizen und Gerste,

die von dem vorgestrigen Fruchtmarkte her noch nicht weiter befördert

worden waren, unrettbar ein Naub der Flammen wurden. Der

Bahndienst ist nicht unterbrochen worden.

Königreich Hanngver. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen ist am 7. April in Hannover angekommen.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 3. Apr. Der Civil-Gouverneur von Liefland, Geheimerath von Foelkersahm, ist mittelst Kaiserlichen Ta⸗ gesbefehls vom 25. Februar in Gnaden seines Dienstes entlassen und in Folge dessen dem Vice⸗Gouverneur, Wirklichen Staats-Rath und Ritter von Cube, in gesetzlicher Ordnung die zeitweilige Ver— waltung des Gouvernements Liefland übertragen worden. Der Ge— heimerath von Foelkersahm tritt nach 53jährigem Staatsdienst in einem Alter von 83 Jahren aus seinen bisherigen Functionen, durch mannigfache Anerkennungen in den verschiedenen Zeiträumen seiner Wirk samkeit belohnt, in das Privatleben zurück. Er begann seine Laufbahn als Deputirter des kurländischen Adels bei der Uebergabe Kurlands zum Abschluß der Unterwerfungs- Akte 1794, wurde im nächsten Jahre Secretair der kurländischen Ritterschaft und Delegirter bei Gelegenheit der Thronbesteigung des Kaisers Alexander. Im Jahre 1804 ging er als kurländischer Adels- Deputirter nach St. Peters⸗ burg, wurde 1899 kurländischer Regierungs- Rath und 1812 zur Kanzlei des rigaschen Kriegs- und General-Gouverneurs gerechnet. Im Jahre 1813 wurde er zum Kanzlei-Direktor bei dem damaligen Kriegs- und General-Gouverneur Marquis Pßaulucci und im Jahre 1814 wegen ausgezeichneter Kenntnisse in der Jurisprudenz zum Kor— respondenten der Gesetz Sammlung ernannt. Seit 1829 führte er die Leitung der Civil-Verwaltung von Liefland, bei deren Antritt er von der liefländischen Ritterschaft mit Acclamation in die Adels Matrikel derselben aufgenommen wurde.

Der Direktor der Abtheilung für die allgemeinen Verwaltungs— Angelegenheiten in der Regierungs Kommission des Innern im Kö⸗— nigreich Polen, Herr Badeni, und der Ober-Kurator des Kollegiums für die wohlthätigen Anstalten dieses Königreichs, Graf Skarbeck sind zu Geheime Räthen ernannt worden.

rankreich.

Paris, 5. April. Das neueste Heft des Portefeuille wid met einen seiner leitenden Artikel den Urtheilen der deutschen Presse über die neuen ständischen Einrichtungen Preußens und schickt dieser Uebersicht folgende Bemerkungen voraus: „Es ist zum mindesten be— dauernswerth, daß man bei uns solche Gleichgültigkeit dagegen zeigt, die Fragen der auswärtigen Politik in ihren Quellen zu studiren. Alles wird oberflächlich genommen, Alles nach dem besonderen Ge— sichtspunkt eines Einzelnen, einer Partei oder eines Blattes beur— theilt. Mit Recht hat die deutsche Presse diesen Fehler unseren Ta gesblättern bei den verschiedenen Beurtheilungen der preußi— schen Verfassung lebhaft zum Vorwurf gemacht. Und man muß es gestehen, die meisten unserer ernsteren Blätter sogar haben in der That nur zu sehr vergessen, daß ein so wichtiger poli tischer Akt nothwendiger Weise im höchsten Grade die Aufmerksam⸗ keit der Schriftsteller, der Publizisten und der periodischen Presse Deutschlands beschäftigen mußte. Man glaubte es nicht nöthig zu haben, diese Quellen zu befragen, sei es daß die Kenntniß der deut⸗ schen Sprache bei uns noch zu wenig verbreitet ist, oder daß man im voraus sich einredete, die Censur, deren Einfluß man viel zu sehr übertreibt, würde den deutschen Schriftstellern nichts Beifalls⸗ würdiges zu sagen übrig lassen. Aus dieser Meinung sind eine Menge falscher Ansichten, banaler Urtheile, unverdauter Artikel hervorgegangen; Deutschland hat darüber gelacht und aus unserer Unwissenheit ein Argument gegen unsere beschei⸗ dene und unerschütterliche Anmaßung, alle Welt regieren oder schulmeistern zu wollen, entnommen. Unserem Charakter als euro— päisches Blatt getreu, wollen wir es versuchen, das Unrecht wieder gut zu machen, welches man von beiden Seiten sich vorzuwerfen ha— ben konnte. Was nun zuvörderst den allgemeinen Charakter dieser Verfassung betrifft, so erkennt Jedermann in Deutschland an, daß es vor Allem ein politischer Akt ist. Wir müssen diesen ernsten Punkt besonders feststellen: er ist um so wichtiger, als man bei uns nur eine Finanz oder Verwaltungs-Maßregel darin erblicken wollte. Dies war die Ansicht des Journal des Débats, wir haben sie bereits bekämpft. Das Patent vom 3. Februar enthält andere Be stimmungen als solche, die sich auf die Finanzen oder auf die eigent⸗ liche Verwaltung beziehen. Es umfaßt alle Fragen, welche die ge⸗ setzgebende Gewalt, die Ausübung dieser Gewalt und die zwi⸗ schen ihr und der vollziehenden Gewalt zu begründenden Verhältnisse betreffen. Der Ursprung, die Initiative, der Culminationspunkt der Regierungsgewalt, dies Alles bleibt in der Person des Königs konzentrirt, aber dieser Gewalt wird der Wille oder die Meinung des Landes, wie sie auf dem Landtage nach einer vorläufigen und öffentlichen Diskussion in den beiden Kammern durch ein entscheidendes oder konsultatives Votum sich aussprechen, bei= geordnet. Es sind nicht, wie in den bewilligten oder oetroyirten Charten, alle politischen Rechte spezisizirt, aber es ist der Nation bas hauptsächlichste Recht, welches alle anderen umfaßt, verliehen, das Recht, ihre Wünsche frei an den Tag zu legen und ihre Bedürfnisse auf gesetzlichen Wege zu erkennen zu geben. Wir haben Verfassungen in Europa, die über der politischen, intellektuellen und moralischen Bildung der nach ihnen regierten Völker stehen; wir haben deren auch, die unter ihr stehen; die preußische ker ffn hält, unserer Ansicht nach, die Mitte. Das preußische Volk ist aufgeklärt, weise, fähig, die Angelegenheiten des Landes richtig zu würdigen. Diese Fähig- keit desselben wird durch das Patent vom 3. Februar vollkommen anerkannt. Aber der Antheil, den ein jedes Volk direkt an der Lei= tung der öffentlichen Angelegenheiten auszuüben berufen ist, muß sich nach dem Maß der erworbenen Erfahrung richten, alss durch eine Soraus gegangene Entwickelung seines politischen Lebens bestimmt werden. Natürlich muß bei dieser Zuertheilung die Gebiets und Verwaltungs⸗ Organisation eines jeden Landes eine bedeutende Rolle spielen. In dieser doppelten Hinsicht zeugt, unseres Dafürhaltens, die preußische Ver⸗ keln für die hohe Weisheit des Gesetzgebers. Es ist eine der

ergangenheit dargebrachte Huldigung, eine gerechte Genugthuung für die Gegenwart und eine 26 roße Bahn für die Zukunft. Der Gesetzheber hatte unter zwel S er konnte

emen zu wählen: auf das Land und auf die Natfonalgeschichte sich stützend vorschreiten,

oder nach hem Beispiel anderer Völker, mit den Ueberlieferungen der

Vergangenheit und den Erfordernissen der Gegenwart brechend, mit einem Sprung in das Gebiet der Zukunft sich stürzen. Er hat das erstere von diesen beiden Systemen vorgezogen und, sagen wir es noch einmal, indem er so handelte, einen Akt der Weisheit, Vorsicht und Besonnenheit vollzogen. 1

Was nach ihrem politischen Charakter an der preußischen Ver⸗ fassung am lebhaftesten von der öffentlichen Meinung und von der Presse in Deutschland aufgefaßt wurde, war auch ihr nationaler Cha rakter. Die allgemeinen Landes-Angelegenheiten hatten bis jetzt kein anderes Organ und keinen anderen Ordner als den Souverain selbst. Indem der Gesetzgeber den Vereinigten Landtag einberuft, hat er, ohne in der bestehenden ständischen Organisation etwas zu stören, eine Lücke ausgefüllt und einen Schritt vorwärts in der politischen Entwicke lung des Landes gethan. Die nach Berlin zusammenberufenen Provin⸗ zial-Stände sollen auf dem Landtage nicht blos, wie das J. d. Débats behauptete, neben einander gestellt, sie sollen vereinigt werden und einen allgemeinen Landtag des Königreichs bilden. In jeder Kurie abgesondert oder in den beiden vereinigten Kammern stimmend und diskutirend, werden sie nicht über die Angelegenheiten dieser oder jener Provinz, sondern über die Angelegenheiten Preußens ein Vo tum abgeben. Es wird dies ein neues und mächtiges Band für die Centralisation sein, die bis jetzt gewissermaßen nur in der Verwal tung bestand: es wird auch ein Brennpunkt sein, in welchem der öf fentliche Geist die Strahlen der Kraft und die Tendenzen des Staats sammeln kann. ; ae.

Der dritte charakteristische Zug, den die deutsche Presse in der preußischen Verfassung hervorhebt und rühmt, ist ihre Verwandtschaft mit den politischen Institutionen der anderen constitutionellen Stan ten Denutschlands. So wie Preußen durch seine Kommunal- Einrichã tungen der ganzen Fülle des seit Jahrhunderten auf dem deutschen Boden so festgewurzelten Freiheitsgefühls entspricht, so wie es durch die Organisation seiner Schulen und Universitäten die intellekluelle Bewegung von ganz Deutschland befriedigt und belebt, so wie es durch den Zollverein alle materiellen Interessen dieser großen Familie um faßt und koordinirt, eben so wird es mit der Zeit gewiß auch durch die Institution, welche es sich jetzt gegeben, die großen, jetzt so getheilten, um nicht zu sagen so divergirenden politischen Interessen einander naher zu bringen und wie in einem einzigen Bunde zu vereinigen wissen. Vgs Gesetz vom 3. Februar ist ein großer Rahmen, welchen Preußen und Deutschland auszufüllen haben. Dies ist ihr Recht und ihre gemein⸗ same Pflicht, denn die politischen Geschicke der großen deutschen Na lion, gestellt wie sie ist im Centrum Europa's, zwischen zwei so mãch tigen Nachbarn wie Frankreich und Rußland, können nur identisch und gemeinsam sein.“ . . n

Hierauf geht das Portefeuille näher auf verschiedene Artikel der Allgemeinen Preußischen, der Kölnischen, der Weser. Zeitung und des Rheinischen Beo bachter s über die Verfas sung von 3. Februar ein und giebt ein Resumsè der darin enthalte nen Urtheile und Erörterungen. .

Die Königin Christine wird, dem Vernehmen nach, Paris in den nächsten Tagen verlassen, und das Portefeuille glaubt zu wissen, sie habe auf die Nachricht von der Ernennung des neuen spanischen Ministeriums beschlossen, sich nach Madrid zu begeben. „Wir hoffen, fügt dies Blatt hinzu, „daß Ihre Majestät, wie erust auch die Krise sein mag, deren Folgen die Mutter der Königin Isabella II. in so hohem Grade interessiren müssen, doch die Ungelegenheit, oder, besser gefagt, die Nutzlosigkeit einer Reise erwägen wird, die zu nichts helfen würde und zu der wir ihr in keinem Fall rathen möchten. Ihre Masestät hat einen zu richtigen Takt und eine zu genaue Kenntniß von den Angelegenheiten Spaniens, als daß sie nicht begreifen sollte, wie gefahrlos im Grunde die gegenwärtige Politik ist, weil ihr die Möglichkeit abgeht, und weil diese Lage, die nichtsdestoweniger beklagenswerth ist, uur Lau; vorübergehend sein kann. Eine von Herrn Pacheco geleitete Ver waltung mag sehr schlecht ausschlagen, sie ist ein unverzeihlicher Feh ler, aber der gesunde Sinn Spaniens, der Cortes, hat schon so vie len schlechten Ministerien mit einem nur diesem Lande eigenen Glück die Spitze geboten, daß man sich nicht zu wundern brauchen wird, wenn Spauien, trotz der Regierung, bleibt was es ist, konservativ. Man hat glauben zu machen gesucht, das neue Ministerium werde vom General Narvaez beschützt, aber nichts ist unrichtiger, und sehr ver

kehrter Weise hat man auch das Gerücht verbreitet, der erlauchte General wolle, als Bedingung für seinen Beistand, den spanischen Botschafter- Posten zu Paris aunehmen. Der Herzog von Valencia hat sich, trotz der gegen seine Verwaltung erhobenen Vorwürfe, auf eine zu große Höhe emporzuschwingen gewußt, als daß man nicht den bloßen Verdacht entfernen mijßte, als hätte er mit seinen Grund sätzen markten und die Ernennung des Herrn Pacheco zum Präsiden ten des Minister-Raths unterstützen können, und wir versichern, daß er, weit entfernt davon, zu dieser unerwarteten Wahl sich her gegeben zu haben, nur an das Eine denkt und denken darf, an der Spitze eines homogenen Ministeriums an's Ruder zurückzukehren. Bis da— hin wird er einfacher Senator bleiben und sich selbst des Stimmens gegen das Ministerium Pacheco's enthalten, denn die geringe Be deutung des gegenwärtigen Kabinets bildet für den General nur eine Frage der Geduld und so zu sagen der Nachsicht. Wir glauben daher, daß das Kabinet des Herrn Pacheco sich darauf gefaßt machen muß, durch seine eigene Stärke in den Cortes zu leben, ohne ernstlich auf die Stütze der Gemäßigten zu rechnen. Wir halten es nur für ein Uebergangs-Ministerlum. Herr Pacheco wir? darum kein minder ausgezeichneter Redner sein, er wird seinen Platz als gewissenhafter Deputirter wieder einnehmen und persönlich jede Achtung verdienen, und für den Verlust des Staatsruders wird er zum Beispiel den Vor theil zum Ersatz haben, nicht mehr der Kollege des Herrn Salamanca oder das Spielzeug der Intrigne, wie man sagt, einer fremden Ge sandtschaft zu Madrid zu sein. Man versichert in der That, das ganze Geheimniß der Ernennung des neuen Kabinets beruhe in einem Versprechen, welches Herr Bulwer von Herrn Salamanca erhalten, an der Börse von London eine dem Banquier—— Minister günstige Bewegung in den spanischen Fonds zu bewerkstelli gen.“ Galignani's Messenger beruft sich dagegen auf die, (gestern mitgetheilten) Aeußerungen tenden hn al des Débats und bemerkt, daß, wenn dieses , , Blatt auf⸗ richtig meine, was es sage, dasselbe von dem Glauben fern sein misse, als wäre der letzte Ministerwechsel in Spanien durch englische Da⸗ zwischenkunft herbeigeführt und als konnte dadurch eine neue Miß⸗ helligkeit zwischen der französischen und der englischen Regierung ent⸗

hen. steh Graf Roy, Pair von Frankreich und unter der Restauration Finanz⸗Minister, ist am Sonnabend hier gestorben; er war einer der größten Grundbesitzer Frankreichs, und seine Einkünfte beliefen sich auf 2 Millionen.

Der Contre Admiral Trehonart hat am 29. März am Bord des Dreideckers „Friedland“ seine Flagge als Zweiter im Kommando über das Geschwader im Mittelmeer aufgepflanzt.

Auf der Nordbahn ist ein Versuch mit dem Transport von Ka⸗ vallerie gemacht worden, der zu vollkommener Befriedigung der damit beauftragten Regierungs⸗Kommission ausgefallen ist; es wurden je 6 Mann, Husaren, Lanciers und Karabiniere, mit ihren Pferden in einem Waggon befördert.

Im Munizipalrath von Paris hat Herr Duvergier dieser Tage seinen Jahresbericht über die statistischen Verhältnisse der Hauptstadt vorgetragen. Die Gesammtbevölkerung von Paris beläuft sich auf 1,053,897 Seelen; diese repartirt sich 6 , ansässige Be⸗ völkerung: 916,741, wechselnde Bevölkerüng, Studirende, Reisende, Spitäler u. s. w.: 87,755, Garnison: 19,761. Paris zählt 29,525 bewohnte, 311 unbewohnte, 355 im Bau begriffene, zusammen W,221 Häuser. Es sind 533 unbebaute Grundstücke vorhanden. Die Anzahl der Miethwohnungen beträgt 574,960; hiervon sind 18,0564 leer und 556, 966 vermiethet. Unter der Gesammibevölkerung von 1.053, 89 Seelen sind mehr als die Hälfte unverheirathet, und zwar Männer: 315,176, Frauenzimmer: 240,251; verheirathet sind: 98,170. . Die Verhältnisse Griechenlands werden vom Constitutionnel in einem längeren Aufsatze besprochen. Das Organ des Herrn Thiers bezeichnet das Ministerium Kolettis als das einsichtigste und kräftigste, das Griechenland seit langer Zeit besessen, und bemerkt, daß dasselbe sehr viel für die moralischen und politischen Interessen des Landes gethan, allein bei alle dem hält der Constitutionnel doch die ge— genwärtige Lage Griechenlands für eine sehr schwierige. Er will den geheimen Ursprung aller Verlegenheiten Griechenlands in den Be— strebungen der englischen Regierung suchen, welche jedem griechischen Ministerium, dem die Unabhängigkeit und Kräftigung Griechenlands Ernst sei, feindselig entgegen trete, weil eine solche Verwaltung den Plänen und dem ausschließlichen Einfluß Englands im Wege sei. Kolettis müsse aber noch besonders büßen, daß es in Frankreich ge⸗ gen die Politik Rußlands und Englands eine Stütze suche, denn Griechenland sei einer von den Punkten, die sich Lord Palmerston ausersehen, um sich für die Montpensier-Heirath zu rächen.

Vom Cassationshofe sind die Appellationen der zum Tode Ver urtheilten von Buzangais verworfen worden.

Der Bericht der Kommission zur Prüfung der Ergänzungs- und

Zusatzkredite ist der Deputirten⸗Kammer vorgelegt worden; die Ge— sammtsumme beträgt für alle Ministerien 56 Millionen. Die größten der geforderten Zuschüsse sind die für besondere auswärtige Mifssionen, für die durch Ueberschwemmung und Korntheuerung leidenden Volks klassen und für Algerien. Die Verproviantirung und Bewaffnung der Marine hat zu ernsten Erörterungen Anlaß gegeben, und die Kom mission hemerkte die große Anzahl der Schiffbrüche, welche sich auf 10, unter denen 5 von Dampfschiffen, belaufen. ; In Bayonne war in den letzten Tagen des März die Polizei sehr thätig mit Haussuchungen, wo Spanier gewohnt hatten. Es hieß, daß mehrere spanische Generale aus den ihnen angewiesenen Aufenthaltsorten verschwunden wären, und daß man ihre Spur verfolge.

X Paris, 5. April. In der heutigen Sitzung der Depu⸗ tirten⸗-Kammer legte der Minister des Innern den Gesetz-Ent— wurf in Betreff der geheimen Ausgaben vor.

In der Auseinandersetzung der Motive zu dem Gesetz-Entwurfe hebt der Minister das Unzureichende der ins Budget selbst aufgenommenen Summe unter den gegenwärtigen Umständen hervor und bemerkt, nie sei die schärfste Wachsamkeit der Polizei nothwendiger gewesen für die öffent liche wie für die Privat-Sicherheit. In Folge der Theurung des Getraides seien in mehreren Departements ernstliche und zahlreiche Unordnungen vor— gefallen. Die öffentliche Macht habe sie schleunig erdrückt, die Rechte des Eigenthums sichergestellt, aber sie müsse überall wachen. Die Behörde müsse eine unausgesetzte Aufmerksamkeit auf die geheimen Absichten, Pläne und Manöver der äußersten Parteien richten, welche das gegenwärtige Un⸗ glück zum Vortheil der Befriedigung ihrer Leidenschaften auszubeuten suchen könnten. der Unruhen, sie müsse denselben vorzubeugen suchen. Nur um diesen Preis könne die Ordnung und Ruhe des Landes aufrecht erhalten werden.

Vom Kriegs⸗-Minister wurde ein Gesetz-Entwurf in Betreff der jahrlichen Aushebung von S0, 9000 Mann und dann der von der Pairs— Kammer bereits angenommene Gesetz⸗ Entwurf in Betreff des Avancements der 9 . Functionen in die Truppen Corps berufenen Lieutenants vorgelegt.

a wurde hierauf eine Anzahl Gesetz Entwürfe von lokalem Interesst angenommen, besonders solche, wodurch eine Anzahl Städte zu Aufnahmen von Anlehen ermächtigt werden, nämlich die Städte Elbeuf, Angers, Saintes, Lille, Nantes, Arras und Limoges. Auch wird genehmigt, daß der Zinsfuß für Gemeinde-Anlehen künftig 5 pCt. statt 9 sein dürfe. Hierauf beschäftigte sich die Kammer mit Berichterstattung über Petitionen.

Uebermorgen werden die Büreaus der Kammer den Antrag des Herrn von Rémusat in Betreff der Inkompatibilitäten einer vor— läufigen Besprechung unterziehen und die Kommission zur Prüfung des Gesetz⸗ Entwurfs in Betreff der geheimen Fonds ernennen.

Großbritanien und Irland.

London, 3. April. Eine Deputation irländischer Unterhaus— Mitglieder überreichte vorgestern dem Premier-Minister eine ziemlich ausführliche Denkschrift über die Auswanderung aus Irland, welche von zwölf irländischen Mitgliedern, darunter John O'Connell, der Erzbischof von Dublin, die Lords Ormonde, Devon, Jocelyn und Anderen unterzeichnet war. Es wird darin die Nothwendigkeit einer systematischen Uebersiedelung von irländischen Kolonisten nach Kanada im umfassendsten Maßstabe zu beweisen gesucht und die Behauptung aufgestellt, daß der Staat diese Auswanderung nach Kräften in jeder Weise fördern und auch religisse Vorsorge für die Auswanderer tref— fen müsse. Die Unterzeichner erklären, daß sie und mit ihnen viele andere irländische Grundbesitzer sich gern zur Desung der Auswan⸗ derungskosten einer Einkommens- und Eigenthumssteuer unterwerfen würden. Lord John Russell versprach, den Vorschlag in ernstliche Erwägung zu ziehen.

An der Börse hat eine Anzeige der hiesigen portugiesischen Fi⸗ nanz-Agentschaft, sie sei von der lissaboner Regierung zu der Ver sicherung ermächtigt, daß die Bezahlung der nächsten Juli⸗ Dividende der portugiesischen Bons sicher und pünktlich erfolgen werde, in den betheiligten Kreisen Zufriedenheit erregt, ohne jedoch irgend einen Umsatz in den betreffenden Papieren zu veranlassen.

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Kanton Bern. (Eidg. Ztg.) Der Große Rath hat die neue Militair-Organisation des Herrn Ochsenbein berathen, worin derselbe nachzuweisen sucht, daß die bisherige Militair-Verfassung darum nicht habe ausgeführt werden können, weil durch die Kosten der Ausrüstung, Kleidung und Besoldung der Mannschaft die Kräfte des Staates so sehr in Anspruch genommen worden seien, daß auf die Instruction nicht dasjenige habe verwendet werden können, was vorgeschrieben und was unumgänglich nothwendig war. Durch sein gegenwärtiges Projekt werde dagegen für die nöthige Bildung der Truppen viel mehr als bisher gethan, eine viel größere Zahl von organisirten Bgtaillonen gebildet werden und dennoch das Mili⸗ tair-Budget. das seit 4837 durchschnittlich auf 330 000 Fr,. gestie⸗ 3 sei, blos auf 345,000 Fr. kommen. Diefe Ersparniß troß der , , der Truppenzahl fucht er hauptsaächlich 2 . wn, * e G,. und durch Verminderung des m , ger m, in der Große Rath verwarf, mit großer großer Mehrheit n ,, ,. n ,, nn, n, ; ekruten den gleichen Sold zu bestimmen wie den Soldaten.

Die Aufgabe der Regierung beschränke sich nicht auf Unterdrückung

.

Unternehmungen, ist Direktor der Bank J

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Italien.

Der Gazz. di Venezia wird aus Rom vom 23. März geschrieben: „Einige Tage vor der Veröffentlichung des Edikts vom 15. März in Betreff der Censur hatten die Herausgeber der Tags⸗ blätter ein Gesuch eingereicht, damit an einigen Artikeln desselben Modisicationen vorgenommen werden möchten; dieser Schritt war aber unüberlegt, denn Rom bedarf mehr als jeder andere Ort eines Preßzügels durch eine geregelte Censur, auf daß, wenn einerseits erlaubt ist, über die öffentliche Staats Verwaltung, über Industrie und Handel und hundert andere, das öffentliche und Privat-Interesse betreffende Gegenstände zu schreiben, andererseits verhindert werde, daß die Handlungen der Staats -Verwaltung und insbesondere die fremden Regierungen angegriffen werden. Durch den Erlaß vom 15. März ist die Censur aus der Hand eines Einzelnen in jene eines ganzen Raths übergegangen. Indem die Regierung das Stem⸗ pelgesetz einführte, hat sie nur das Gesetz Leo's XII. wie⸗ der in Kraft gesetzt. Um übrigens die Zeitungs- Herausgeber vor Schaden zu bewahren, hat der Papst befohlen, daß die ohnehin sehr geringe Stempeltare für die Zeitungen, welche Ankündigungen ent⸗ halten, erst mit Anfang des Jahres 1818 zu erheben sei. Der be⸗ rühmte Professor QGrioli aus Korfu, welcher sich gegenwärtig hier aufhält, hat (wie bereits erwähnt) einen Kommentar über das Cen— sur-Edikt publizirt; diese in außerordentlich großer Anzahl verbreitete und begierig gelesene Schrift hat die Gemüther gehörig beruhigt, und in kurzem hat sich die Ansicht Geltung verschafft, daß der viel⸗ besprochene Erlaß als eine nützliche Reform anzusehen ist. Wie fest übrigens die Achtung, Liebe und Verehrung für Pius 1X. wurzeln, beweisen aufs neue die Acelamationen, womit er bei seinem am 19ten d. M. stattgefundenen Besuche der St. Peterskirche begrüßt wurde, wie nicht minder die Art, wie die für den Neujahrstag gedichtete National Hymne am 20sten d. M. in den Logen und im Parterre des Theaters abgesungen wurde.“

8 agi rn.

Madrid, 31. März. (Galign. Mess.) Gestern Abend wurde beschlossen, Herrn Olozaga die Erlaubniß zur Rückkehr nach Spanien zu ertheilen. Sein Bruder richtete hierüber eine ehrerbie—⸗ tige Denkschrift an die Königin, und Ihre Majestät schrieb an den Rand derselben: „Dieses Gesuch ist zu gewähren.“ Die Densschrift wurde dann an den Präsidenten des Minister-Raths eingesandt, der sie sofort seinen Kollegen vorlegte. Diese kamen denn auch überein, nach den Wünschen Ihrer Majestät zu handeln. Ehe sie jedoch das Weitere in der Sache verfügten, beschlossen sie, mit der Königin noch darüber zu konferiren, und bei dieser Gelegenheit soll Ihre Majestãt sich folgendermaßen ausgesprochen haben: „Ich schrieb auf die Ein gabe, daß Herrn Olozaga die Erlaubniß zur Rückkehr nach Spanien ertheilt werden solle, weil ich, da wir in eine neue Aera der Versöh⸗ nung und des Vergessens von Beleidigungen eintreten, selbst mit einem Beispiel des Vergebens und Vergessens vorangehen wollte.“ So wird in den bestunterrichteten Kreisen erzählt.

Das Kabinet ist nun durch die Ernennung des Herrn Baha— monde zum Justiz-Minister vollständig geworden. Der neue Mini ster ist jetzt Rektor der hiesigen Universität und hat stets zur Partei der Moderados gehört.

General Oribe ist zum Inspecteur der Karabiniere und General Manuel Concha zum Inspecteur der Infanterie ernannt worden..

Der neue Minister des Innern hat seine Amtsführung mit einer Maßregel eröffnet, die ihn sehr beliebt zu machen verspricht; er hat nämlich verfügt, daß das Zeitungsporto sogleich um die Hälfte her⸗ abgesetzt werden soll.

Der Heraldo meldet, daß der Herzog von Glücksberg vom Könige der Franzosen an Graf Bresson's Stelle zum Gesandten am spanischen Hofe ernannt sei, und fügt hinzu, daß es unmöglich gewe⸗ sen wäre, eine bessere Wahl zu treffen, da der neue Gesandte sich eben so durch ausgezeichnete Fähigkeiten wie durch diplomatischen Takt auszeichne.

Das Memorial bordelais giebt folgende biographische No tizen über den jetzigen spanischen Finanz⸗-Minister, Herrn Salamanca: „Dieser Banquier ist jetzt 40 Jahr alt. Er hat zu Granada die Rechte studirt und wurde im Jahre 1836 von Malaga, seiner Vater⸗ stadt, zum Mitglied der revolutiongiren Central-Junta von Andujar ernannt. Nach der Auflösung dieser Junta wurde er Richter an ei⸗ nem der Provinzialgerichtshöfe und späterhin in Madrid. In den Strudel der n n, ., fortgerissen, die während des Bürgerkrie⸗ ges gemacht wurden, begann er dergleichen Geschäfte unter Leitung seines Schwagers Heredia, eines reichen Kaufmanns zu Malaga. In kurzer Zeit entwickelte er große Finanz-Talente und ließ sich in rie senhafte Unternehmungen ein. Er machte gewaltigen Aufwand und galt sehr bald allgemein für einen Mann von unermeßlichem Vermö⸗— gen. Während Espartero's Regentschaft war er in Verbindung mit der Moderade-Partei lebhaft bemüht, den Sturz dieses Staatsman⸗ nes herbeizuführen. Um die Zeit, wo die Königin Isabella für voll⸗ jährig erklärt wurde, sah man ihn mit General Narvaez in innige

Freundschaft treten, und er war es, der das Kabinet Gonzalez Bravo's

stürzte. Später überwarf er sich wieder mit jenem General und brachte bessen Ministerim zum Sturz. Drei Jahre lang hatte er die Pacht ber Salzwerke in Spanien, und bei Ablauf des Kontraktes verwei⸗ erte Herr Mon die Erneuerung desselben, ein Umstand, dem man Einfluß auf Herrn Salamancass neuestes politisches Verhalten zu⸗ schreibt. Er erhielt auch die Pacht der Quechsilbergruben, die er sedoch später an Herrn von Rothschild abtrat. Man sagt, er sei der insurrectionellen Bewegung in der spanischen Provinz Galicien im Jahre 1846 nicht fremd gewesen und habe sich auf dieselbe einge⸗ lassen, um sich an Narvaez zu rächen. Er war es, der auf den Ge⸗ danken kam, die Oppositions-Nünance in der Kammer zu bilden, welche man die „Puritaner“ nennt, und die sich erst der Verheirathung der Königin mit dem Grafen von Trapani widersetzte und dann den französischen Einfluß bekämpfte, die auf Bewilligung einer Am⸗ nestie drang und strenge Gesetzlichkeit als Grundsatz der Regierung aufstellte. Herr Salamanca übt großen Einfluß auf die Geschäfte an der Börse aus. Er steht an der Spitze aller kaufmännischen ern II., des Königl. Theaters und des Cirkus, der ihm, wie es heißt, jährlich 300,000 Fr. kostet. Auch ist er als Actionair bei einer großen Anzahl von Ta⸗ gesblättern und Zeitschriften betheiligt und hat als solcher bedeuten⸗ den Einfluß auf die Presse. Er hat einen fürstlichen Haushalt und läßt sich so eben zu Madrid in der Nähe des Prado einen präch⸗ tigen Palast bauen. Er ist Präsident des Kasino's, des Klubs der Aristokratie. Von Charakter ist er stolz und verträgt keinen Wider⸗ spruch, im äußeren Benehmen aber liebenswürdig und beredt. Er mit Herrn Bulwer sehr befreundet.“ Türkei.

Konstantinopel, 21. März. Am 16ten d. M. begab sich der Kaiserlich österreichische Internuntius zu dem Minister der aus= wärtigen Angelegenheiten, mit welchem er in Betreff der griechischen Di 33 eine ziemlich lange Konferenz hatte. In der e hen

4

Absicht eine Unterredung mit dem gedachten Minister.

An demselben Tage hatten der Fürst von Samos und sein

Schwiegersohn, Herr Mussurus, Minister der hohen Pfort

die Ehre, vom Sultan im ig rn gn . 63 eren; Audienz empfangen zu werden. Das Journal de Con stantinople sagt: „Se. Hoheit geruhte, an dieselben die wohl Worte zu richten und sie mit Auszeichnung und Herablassung zu empfangen.“

gandels- und görsen- Nachrichten.

Berlin, 9. April. Die Börse hat sich heute ziemlich gut gehalten, obschon einzelne Actien etwas billiger als gestern erlassen wurden. Allgemeinen war die Tendenz günstiger, und es zeigten sich mehrseitig gute Käufer. ; . ; ̃

Am Getraide-Markt ist für Noggen wiederum eine a eingetreten; loco bis S8 bez., p. Mai Di = 80 bez, u. Brf., 6 blie Geld, p. Mai / Juni 773 bez., Juni / Juli 74 Brf., 73 Geld. ritus 343 Rihlr. zu machen. Rüböl soco 103 Rthlr. bez., p. Herbst 413 Brf.

u. Geld. ; ; Marktpreise vom Getraide. Berlin, den 8. April 1847.

Zu Lande: Weizen 4 Rthlr. 2 Sgr. 5 Pf. auch 4 Rthlr.; Roggen 3 Rihlr. 19 Sgr. 10 Pf., auch 3 Rihlr. 16 Sgr. 109 Pf.; große Gerste 2 Rthlr. 19 Sgr. 2 Pf., auch 2 Rthlr. 11 Sgr. 5 Pf; kleine Gerste 2 Rthlr. 16 Sgr. 10 Pf.; Hafer 1 Rthlr. 29 Sgr. 5 Pf., auch 1 Nthlr. 19 Sgr. 2 57 Eingegangen sind 66 Wispel. Zu Wasser: Weizen (weißer) 1 Rthlr. 4 Sgr. 19 Pf, auch 4 Nthlr. und 3 Rthlr. 21 Sgr. 7 Pf. z k 7 3 Nihlr. 15 Sgr. 7 Pf, auch 3 Rthlr. 14 Sgr. 5 Pf.; große Gerste 2 Rthlr. 15 g. 7 Pf, Hafer 4 Rthlr. 20 Sgr. 8 Pf, auch 1 Rthlr. 19 Sgr. 7 Pf. Eingegangen sind 377 Wispel

22 Scheffel. Mittwoch den 7. April. Das Schock Stroh 8 Rihlr., auch 6 Rthlr. 20 Sgr. Heu 1 Rthlr., auch 20 Sgr. Kartoffel⸗Preise. Der Scheffel 1 Rthlr. 12 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 5 Sgr.; metzen⸗ weis à 3 Sgr. und 2 Sgr. 3 Pf. Branntwein⸗Preise. Die Preise vom Kartoffel-Spiritus waren am J. April. 151) 33 Rihlr. 6. y . 333 9 7 v 1 335 34 w 8. April 333 34 Korn⸗Spiritus: ohne Geschäft. Berlin, den 8. April 1847. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.

EBerliliner Börse. Den 9. April 1847.

Er. Cour. krief. Geld.

Der Centner

(frei ins Haus geliefert) pr. 200 Quart 54 , oder 10, 800 6 nach Tralles.

Pr. Cour.

Actien. Brie. Geld. Gem

Fonds. ö

url. Po tsd. Medi. 41 91* do. Prior. Oblig. 4 91 101 108

St. Sehuld-Seb. 33 915 913 Prämĩien-Scheimne

d. Seeh. à 5 T. 40. 40. d0. 5 R. -St. E. Lt. A. u. B. Bonn-Kölner Esb. Br. Schw. Erb. R. 35 ?. 0. 41. Prior. Obl. Cöln-Minden. v. e. Düss. Elb. Eisenhb. do. do. Prior. Ol. Magd. Halbst. Eb. Mgd. Lpæ. Eisenb. do. do. Prior. Obl. Nie ders ch. Märk.

Kur- u. Neumärk. Schuldversehr. 3] Berliner Stadt- Obligationen Westpr. Pfandbr. 32 Grossb. Pos. do. 4 do. 40. 3 Ostpr. Pfandbr. 35 Pomm. do. 33 Kur- u. Neum. d6. 3 Schlesische do. 33 do. v. Staat ga- do. Priorität rantirt. Lt. B. 3 do, Dim Nied. Mrle. Zwgh. do. Priorität 4] 131 0b. Schles. E. L. A 4 111 do. Prior. 4 5 do9. Lt. B. Rhein. Eisenb. do. Stamm-Prior. (voll eingezahlt) 41 110 do. do. Prior. Obl. 4 Ido. v. Staat garant. 3. 96

D ð 2.

Gold al marco. Friedrichsd'or.

Disconto.

Iectien. BrIl. Anh. Lit. A. do. do. Prior. 94 1 Berlin- IIamh. 141107 2 Thüringer 53 do. Frioritst 43 96 96 wih. B. (C. 0.) 4 89 J Auswärtige Börsen. Niederl. wirld. Sch. 58.

1

Amsterdam, 4. April. 575 sSpern. 18. Autwerpen, 3. April, zinsl. Neue Anl. 17. rank furt a. M., 6. April. 576 Met. 107. . Bank- Actien p. ult.

1910. 8. Bayr. Hank-Aetien 669 Rr. Nope 877 6. Stiegl. 873 G. Int. 58 5. .

Loln. 300 FI. 963 Br. do. S0 FI. —.

AAmb urg, 7. April. Rank-Actien 1590 Re. Rugl. Rass. 106 6. Wien, 6. April. 5536 Met. 108. 1 do. 99. 376 do. 71. Rank- Actien 1592. Anl. de 1863 1535. de 1839 1193. Nordb. 1702. Gloggn. 1213.

Mail. 108 5. Livorn. 925. Test. 98 5. Radw. —. Meteorologische Geobachtungen.

Abends

Morgens Nachmittags Nach einmahger

tte auch der Königlich französische Botschafter am 18ten!

1847. 8. April.

6 Uhr. 2 Uhr. 10 Ubr. Beobachtung.

Lulidlruck. .... 332, 72* Par. 332, 22“ Far. 329, 69“ Tar. Quellwßrme 7,77 Bz. 1 . R. 4 73* R. 4 5, 05 R. Fluss wärme 3,1 R. Thaupunkt .... * 0, 9* R. * 1,65 R. 4 1, 9* R. Boden wärme 3.30 n. Dunstsättigung, 93 pCt. 63 pCt. 77 pCi. Ausdünstung O, 0d“ Rh. Wetter trübe. trũhe. regnig. Niedersehlag O, 199“ nb.

Lustwärme ....

Vin Sw. Sw. sw. Wuürme wechsel 4 7, 3? Wolkenzug ... 8wW. n. * 2, 0* Tagesmittel: 331,61“ Tar.. 4 4,6“ R... 4 1,57 R... 78 pC. Sw.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 10. April. Im Schauspielhause. 56ste Abonne⸗ ments-Vorstellung: Die Schule der Verliebten, Lustspiel in 5 Akten, von C. Blum. (Mad. Hoffmann: Rustika.)

Sonntag, 11. April. Im Opernhause. 44ste Abonnements Vor- stellung: Die Krondiamanten, komische Oper mit Tanz in 3 Akten, von Scribe. Musik von Auber. (Dlle. Polin wird hierin wieder auftreten. Anfang halb 7 Uhr.

Zu dieser Voͤrstellung werden Billets zu folgenden hohen Opern haus Preisen verkauft:

Ein Billet in den Logen des Prosceniums. beg, ensten Nanges⸗ im ersten Balkon und zur Tribüne 2 Rthlr. Ein Billet im . 1 Rthlr. 15 Sgr. Ein Billet in den Logen des zweiten Ranges 1 . 10 Sgr. Ein Billet in den Logen 33 323 Ranges, im Balkon dafelbst und im Parterre 20 Sgr; in het en Umm

ĩ ͤ in ben Fremden⸗Logen 3 Rthlr. phitheater 19 Sgr. Ein Billet in d r 32 he, a, bis

Die Inhaber von reservirten Billets, nete 8 e bi

sttags 2 Uhr, im Billet⸗Verkaufs⸗ Sonnabend den 8ten 10. M., ö. uf lien a, . d,

i widrigen ö n olhsuh⸗ r in en. können nur bis zu dieser Zeit auf⸗ bewahrt werden.

Im Schauspielhause. Spieler.

57ste Abonnements ⸗Vorstellung: Der

Verantwortlicher Nedacteur Dr. . W. Zinke isen. / / Im Selbstverlage der Eypedition. 4 Gedruckt in der Deder schen Gcheimen Ger desruchttucerel. .