ungeachtet alle in ihren oft entlegenen Wohnungen und manche mit Mangel und Dürftigkeit aller Art kämpfend, die ihnen anvertraute Arbeit anfertigen, auch nicht das Mindeste veruntreut worden ist. Bei vielen ist jedoch einer weiteren Beschäftigung der Mangel an Fähigkeit, sogar in den gewöhnlichsten Handarbeiten, entgegen, woher sich dann die Nothwendigkeit herausstellt, besondere Aufmerksamkeit auf die aus der Schule entlassene weibliche Jugend zu richten, damit dieselbe schon früh zu einer geordneten und nützlichen Thãatigfeit her⸗ angezogen werde. Der Mangel an Beschäftigung für männliche Ar⸗ beitssuchende mag wohl hauptsächlich in dem liebelstande seinen Grund haben, daß fast alle Arbeitgebende und zwar hauptsächlich die Kauft leute und Fabrikherren ihre Arbeiten in der hiesigen Straf⸗Anstalt machen lassen, wo dieselbe für einen die Arbeitslöhne in der Stadt ungemein drückenden, sehr niedrigen Preis pünktlich und gut angefer⸗ tigt werden. Der allgemeine Karnevals Verein hat, die Zweckmäßig⸗ keit und die bedeutsame Wirksamkeit des Instituts anerkennend, dem⸗ selben aus seinen Ueberschüssen eine Unterstützung von 51) Rthlrn. zugewendet, wofür Arbeitsuchenden, denen es durchaus nicht gelingen kann, anderweitig Beschäftigung zu sinden, Arbeit gegeben werden soll. Die so entstehenden Geräthschaften, Kleidungsstücke u. s. w. sollen demnächst verloost und der sich daraus ergebende Ertrag wie⸗ ber zu demselben Zwecke verwandt werden.
Deutsche Bundesstaaten.
Königreich Bayern. Zufolge Allerhöchster Entschließung wird eine neue Hof⸗Charge gebildet werden, die den Titel „Hof⸗ Junker“ erhält und im Range auf die Kammer⸗Junker, mit wel⸗ chen sie bis auf eine kleine Abänderung gleiche Uniform erhält, folgen.
In Speyer ist ein aus den achtbarsten Personen bestehendes General-Comité zur Bildung eines Actien- Vereins zusammengetre—⸗ ten, welches die Mittel zum Ankauf der nöthigen Saat-Kartoffeln für die dürftigsten Gemeinden aufbringen soll. Der Königl. Regie⸗ rungs- Präsident, die Regierungs Direktoren und die Regierungs— Räthe stehen an der Spitze dieses Vereins.
Die Allg. Ztg. giebt einen Auszug aus der in dem zweiten Heft der „Annalen der Rechtspflege in der Königlich bayerischen Pfalz“ enthaltenen Uebersicht sämmtlicher in allen Regierungs-Bezirken des Königreichs Bayern vom 1. Oktober 1837 bis zum 1. Oktober 1314 verübten Verbrechen. Da in der Pfalz Schwurgerichte mit öffentlichen und mündlichen Gerichts-Verhandlungen, in den übrigen Regierungs- Bezirken dagegen geheimes und schriftliches Verfahren, verbunden mit eigenen Vorschriften über den Beweis in Straffachen, bestehen und die übrigen Verhältnisse ziemlich die nämlichen sind, so bietet diese Zusammenstellung viel Stoff zu interessanten Vergleichun⸗ gen dar. Es ergiebt sich aus der obigen Zusammenstellung Folgendes:
Während des oben bezeichneten Zeitraums, also in sieben Jahren, wur— den in den einzelnen Regierungs- Bezirken des Königsreichs Bavern fol⸗ gende . wegen Verbrechen abgeurtheilt: 1) in Ober⸗Bayern 3487, ) in Nieder Bavern 1798, 3) in der Ober-Pfalz 1499, 4) in Ober-Fran— ken 1636, 5) in Mittel⸗Franken 1212, 6) in Unter⸗Franken 1236, 7) in Schwaben und Neuburg 1557, 8) in der Pfalz nur 528. Auf die Bevöl kerung vertheilt, kommt nach der Volkszählung 181344 jährlich ein Ver— brechen 4) in Ober⸗-Bayern (694,344 Seelen) auf 1393 Personen, 2) in Nieder⸗-Bayern (535,499 Seelen) auf 2081 Personen; 3) in der Pfalz (5895, 193 Seelen) auf 7890 Personen, in der Bber Pfalz (i163, 187 Seelen) auf 2162 Personen, 5) in Ober⸗Franken (496,783 Seelen) auf 2125 Personen, 6) in Mittel Franken (518,478 Seelen auf 2994 Perso— nen, 7) in Unter-Franken (587,887 Seelen) auf 3329 Peisonen, 8) in Schwaben und Neuburg (548,956 Seelen) auf 2468 Personen. Betrachtet man die Pfalz als Einheit, so werden in den übrigen Regierungs-Bezirken nach der Seelenzahl in folgendem Verhältniß mehr Verbrechen verübt, näm- lich in Ober⸗Bayern 5,65, Nieder⸗Baßbern 3,78, Ober-Franken 3,7, Ober—
Pfalz 3,564, Mittel-Franken 2,52, Ulnter⸗Franken 2,37, Schwaben und Neu⸗ burg 3,15, oder unter 100 des Verbrechens angeschuldigten Personen sind in Ober⸗-Bavern 22, Nieder⸗Bavern 15, Pfälzer 4, Ober- Pfälzer 14, Ober Franken 14, Mittel-Franken 10, Unter -Franken g, Schwaben und Neubur— ger 12. Bei diesen Zusammenstellungen ist noch außerdem zu berückhsichti= gen, daß erfahrungsgemäß in den sieben älteren Regierungs-Bezirken mehr strafbare Handlungen nicht zur gerichtlichen Anzeige kommen als in der
falz. und daß außerdem der Code Penal viel strenger ist als das baveri— che Strafgesetzbuch, weshalb es in der Pfalz viele Verbrechen giebt, die in den anderen Negierungs⸗-Bezirten Vergehen wären.
Den Grund, warum in den älteren Regierungsbezirken so viel Ver— brechen mehr verübt werden, als in der Pfalz, findet der Verfasser der Uebersicht, da es sich von einem Lande handle und die Königliche Staats— Regierung dem Schul- und Religions-Unterricht in allen Theilen des Kö— nigreichs gleiche Sorgfalt widme, allein in der Verschiedenheit der Gesetz⸗ enn, Als allgemeine Ursachen werden angeführt: 1) die in der Pfalz
estehende Freiheit des Grundeigenthums und die dadurch herbeigeführte Zerstückelung desselben. Die Freiheit und Zerstückelung des Grund-Eigen— thums habe nämlich nicht nur auf die Fruchtbarkeit des Bodens einen unberechenbaren Einfluß, sondern gewähre auch der ärmeren Klasse den Vor⸗ theil, daß sie ebenfalls durch Sparsamkeit wenigstens einige Grundstücke erwerben könne. Die Produkte dieses Besitzthums schützen dann in der härteren Jahreszeit vor Noth, und diese mächtige Triebfeder zu Ver— brechen falle weg. Die Erfahrung lehre, auch, daß solche kleine Besitzer äußerst felten ein Verrbechen gegen das Eigenthum verüben. Die merkliche Minderzahl der Verbrechen in Mittel- oder Unterfranken scheine ebensalls dem Umstand zugeschrieben werden zu, müssen, daß dort das Grund- Eigen— thum, wie in der Pfalz, zerstückelt seci. 2) Die Erschwerung der Verehe— lichung und Ansässigmachung in den sieben älteren Regierungs-Bezirken trage gewiß ebenfalls viel zur Vermehrung der Verbrechen bei. Dem ar— men Manne sei bie Ehe so zu sagen unmöglich gemacht, und der Staat gewinne dadurch weiter nichts, als daß statt ehelicher Kinder uneheliche er—
zeugt werden, die der Vater nach Belieben wieder verlassen könne, um deren Erziehung er sich nicht bekümmere, und die durch Noth soste⸗ matisch zu Verbrechern gebildet werden. Daher komme es auch, daß die unehelichen Geburten in den älteren Regierungs-Bezirken die der Pfalz um das Fünffache übersteigen. Der Pfälzer, der keine Beschränkung in der Her el gung mi ein e g ng kenne, überzeuge sich täglich, daß die Bante der Ehe, die wechselseitige Juneigüing, die Liebe zu den Kindern und die Sorgfalt 39. deren gi ichn bei armen Leuten gerade so zart, so inni und so stark feien, wie bei wohlhabenden. Zudem lehre die Erfahrung, . verheirathete Leute weit seltener ein Verbrechen verüben, als ledige Perso—⸗ nen. 3) Auch die in der Pfahh . vollständige Gewerbefteiheit müsse als Minderungsgrund der erbrechen angeführt werden. Sie habe nicht nur auf die Indüstrie im Allgemeinen, sondern auch auf Gesittung, Verkehr, Wohlstand, Vermehrung der Nahrungsquellen und dadurch auf Verminderung der Verbrechen einen wesentlichen Einfluß.
Großherzogthum Baden. Der Karlsr. Ztg. wird aus r e,, April geschrieben: „Wir sind hier abermals von einer großen lieber hc nz heimgesucht. Der seit einigen Tagen andauernde Regen hat die i Schneemassen in den Ge—⸗ birgen schnell eg und dadurch die Kinzig so angeschwellt, daß . auf beiden Seiten aus ihren Ufern getreten und der größte Theil unserer Felder und Gärten überschwemmt ist; selbst in manche Häuser ist das Wasser eingedrungen, und viele Bewohner können 2 nur mit Hülfe der e . verlassen. Der Rhein ist eben⸗ falls in bedeutendem Wachsen, wodurch das Fallen der Kin⸗ ig gehemmt und das Abfließen des er aus unserem
rt und aus unseren Feldern verzögert wird. Wenn bei, uns jede usberswenming große Nachtheile mit sich zu bringen pflegt, so st. in der gegenwärtigen harten Zeit die jetzige um so empfindlicher, da der größte Theil der bereits eingelegten frü⸗ hen Saatkartoffeln und die bereits aufgegangene Sommersagt da⸗
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durch zerstört wird. Unsere vielen Armen, denen die Frühkartoffeln zur Saat unterstützungsweise unentgeltlich abgegeben wurden, und die sich beeilten, ihre Frühkartoffeln in Zeiten zu legen, um bald etwas zur Nahrung holen zu können, sehen auch diese Hoffnung wieder zer stört, und die ihnen auf diese Weise geleistete Hülfe ist für sie ohne Erfolg. Das Gleiche ist auch bei der Sommersaat der Fall. We⸗ nigstens 25 Morgen mit Sommerfrüchten angesäete Felder sind zer⸗ stört, und die den armen Landwirthen zu diesem Zweck abgegebene theuere Sommersaat ist verloren und damit die Hoffnung auf die Aerndte vernichtet.“
Freie Stadt Hamburg. Aus der Expedition des Ham⸗ burg-Altonger Telegraphen wird vom 14. April gemeldet, daß die preußische Brigg „Martin Friedrich“, welche bei Blankenese festsitzt, die halbe Ladung gelöscht hat, aber noch nicht flott ist. Der preußische Schooner „Lucine“, welcher bei Brunshausen festsitzt und Weizen und Stückgüter geladen hat, ist leck und löscht.
Oesterreichische Monarchie. Wien, 13. April, Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfür⸗ stin Helene ist heute früh in Begleitung Ihrer Tochter, der Groß⸗— fürstin Katherine, Kaiserl. Hoheit, nach Warschau abgereist.
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Paris, 13. April. Der Moniteur meldet heute, daß der
König, die Königin und die Prinzessin Adelaide vorgestern der Kö—⸗ nigin Christine einen Besuch gemacht haben. Gestern ist das Patent, mittelst dessen der Herzog von Rianzares (Herr Munoz) unter dem Titel eines Herzogs von Montmoro als Franzose naturalisirt wird, im Königlichen Gerichtshofe einregistrirt worden. Die Gräsin Bres— son ist mit ihrem kleinen Sohn, der von der Königin von Spanien zum Herzog von Santa Isabel ernannt ist, und mit ihrem Haushalt von Madrid hier eingetroffen. Der Gesetz-Entwurf, kraft dessen der Finanz Minister zu Rück⸗ erstattung der von den Eisenbahn-Gesellschaften geleisteten Cautionen ermächtigt werden soll, ist gestern von der Deputirten-Kammer mit 215 gegen 27 Stimmen angenommen worden. Der Finanz- Mi⸗ nister erklärte im Laufe der Debatte, daß der Schatz wohl ver— sorgt sei, und erneuerte die Versicherung, daß man fürs erste kei ner Anleihe bedürfen werde; die Erhöhung des Zinses der Schatz⸗ Bons habe deshalb geschehen müssen, weil es Pflicht der Regierung sei, Vorsorge für die Zukunft zu treffen und man noch nicht mit Gewißheit vorhersehen könne, wie die nächste Aerndte aus⸗ fallen werde, obgleich dieselbe bis jetzt sich günstig anlasse. Am Schlusse der Sitzung legte Graf Salvandy die beiden Gesetz⸗ Entwürfe über den Elementar- und den mittleren Unterricht vor. Herr Cremieux hat auf das Büreau der Deputirten⸗-Kammer einen Vorschlag niedergelegt, der zum Zweck hat, daß die Geschwornen-Li sten, welche jetzt von den Präfekten zusammengestellt werden, künftig von einer Kommission der Mitglieder der Departemental-Generalcon⸗ seils entworfen werden sollten.
Tie Presse theilt von den jüngsten. Verhandlungen des Comité's der Deputirten Kammer über Algerien mit, daß von dem— selben nach vernommener Kunde von einer beabsichtigten Expedition nach Kabylien der Kriegs — Minister um Auskunft ersucht wor⸗ den sei. Dieser habe bejaht, daß auf Marschall Bugeaud's drin⸗ gendes Verlangen eine solche Expedition gegen den bestimm— ken Wunsch der Kammer gutgeheißen worden, und ein Schrei—
ben des Marschalls vorgelegt, worin es unter Anderem heiße: „An Kabylien herrscht tiefe Ruhe, und es scheint min, daß jetzt der pas⸗ sende Augenblick zu einem militairischen Zug durch dieses Gebiet sci.“ Das Comité hielt es bei der Wichtigkeit der Sache für zothwendig, durch einen förmlichen Beschluß gegen dieses Vorhaben Verwahrung , ,. und diesen Beschluß den Kriegs--Minister mittheilen zu assen.
Abd el Kader hat eine Offensiv Bewegung gegen die Stämme der kleinen Wüste und gegen die Ortschaften der dortigen Oasen jenseits der Salzseen in der Mitte von Maskara gemacht, wohin soeben eine neue französische Erpedition, aus zwei Kolonnen be— stehend, abgeht, um jene Gegenk definitiv zu unterwerfen.
Es ist eine Königliche Verordnung nebst den betreffenden orga— nischen Ministerial “Verfügungen in Bezug auf die Verleihung von wissenschastlichen Graden und. Würden erschienen. Die wesentliche Verfügung in der Verordnung besteht darin, daß einer jeden philosophi⸗ schen Fakultät ein Rayon von Akademieen zugewiesen ist, an welche sie einige ihrer Mitglieder zur Prüfung zu schicken haben, welche sich zu einer Jury bilden. Nach einer Erklärung im heutigen Moniteur handelt es sich hauptsächlich darum, bei den Prüfungen weniger Ge— wicht auf Gedächtnißsachen zu legen und der durch die Studien er⸗ worbenen geistigen Bildung mehr Bedeutung einzuräumen. Uebrigens sollen die in den Studien- und Prüfungs- Programmen aufgeführten Gegenstände nicht beschränkt werden.
Tie Budgets-Kommission hat bei Prüfung der vom Minister des Innern beantragten Kredite den Zuschüssen für die Theater besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Frage des Zuschusses für das Theatre frangais wurde lebhaft erörtert. Die mit Prüfung der in Hinsicht auf die Verwaltung dieses Theaters vorzunehmenden Veränderungen beauf⸗ tragte Kommission ist durchaus der Ansicht, daß dieselbe von Grund aus umgestaltet werden müsse, und sie wird vor Genehmigung des Budgets eine neue Organisation des Theaters vorschlagen. Der Mi⸗ nister hat auch versprochen, daß dasselbe eine andere Einrichtung und Verwaltung erhalten solle, und mir auf diese Zusage hin hat die Kommission die Erhöhung des Zuschusses für das Theater von 300, 10 auf 100,900 Fr. genehmigt. Der Zuschuß für das Odeon, welches als ein zweites Theatre frangais gilt, wurde erst in voriger Session auf 100,000 Fr. gebracht; der Minister verlangte blos die Beibehaltung dieses Betrags, die Kommission hat denselben aber auf 60, 000 Fr. herabgesetzt. Die 629, 90 Fr., welche das Budget als Zuschuß für die Königliche Akademie der Musik (große Oper) auf⸗ führt, veranlaßten lebhafte Debatten, wurden jedoch zuletzt von der Kommission genehmigt.
Die Getraide und Mehleinfuhr des vorigen Monats betrug 1,073,248 und die gesammte Einfuhr seit dem Juli vorigen Jahres 4,916,213 Hektoliter, was die stärkste Einfuhr ist, die jemals wäh⸗ rend eines so kurzen Zeitraums in Frankreich n , Vom 29. März bis zum 5. April sind 32 englische Schiffe mit Getraideladun— gen in französischen Häfen angelangt.
Trotz der hohen Brodpreise und der Arbeitslosigkeit haben die Octroi- Einnahmen vom Wein, welche seither in 37 des Man⸗ . stets einen Minderertrag lieferten, während der letzten Monate 3 — 400, )00 Fr. mehr betragen, als während derselben Periode in den letzten Jahren der Fall war. , Personen ver⸗ sichern, daß das Geld fur die Brotkarten, welche häüsig an Leute, die keinesweges arm sind, vertheilt worden, wenig ens zur Hälfte durch den Weinverbrauch in die Kassen der Stadt zurüdctgeflossen ei.
Am verflossenen Mittwoch wurde hr. Karl Grün, ungeachtet der eifrigsten Verwendung der Herren Golbery und Demesmay, zweier konservativer Deputirter, von der Polizei festgenemmen und, am näch- sten Morgen, in Begleitung eines Pokizei= genten, auf die brüsseler
eskortirt. Dort wurde ihm erst ein Paß ausgestellt. Wie verlautet hat die französische Regierung den ausgewiesenen Handwerkern die Kosten auf der Eisenbahn und 10 Fr. Reisegeld ausbezahlen lassen.
Auf der Dampf- Fregatte „Montezuma“, welche vom Senegal wohin sie Truppen brachte, zu Toulon angelangt ist, ist die bis auf 20 Mann gerettete Mannschaft der gescheiterten Dampf- Fregatte „Caraibe“ dort eingetroffen.
Wie man hört, soll der Marquis de Dalmatie von Berlin ab— berufen werden und Herr Barante an seine Stelle treten. Es ist noch ungewiß, wer nach St. Petersburg und Madrid geht; man spricht davon, daß der Präfekt Duchatel, Bruder des Ministers, Ge— sandter zu Madrid werden solle.
Der Cassationshof hat die Berufung des in Quimperlé in die Deputirten- Kammer gewählt gewesenen Herrn Drouillard und der mit ihm wegen Bestechung von Wählern durch den Assisenhof von Maine und Wire verurtheilten Personen in allen Punkten verworfen.
Man schreibt vom H. April aus Toulon, daß das Linienschiff „Inflexible“ Befehl erhalten habe, unverzüglich nach der Levante ab- zusegeln. Man bezweifelt, daß es zu dem Zwecke geschehe, das Linienschiff „Triton“ dort abzulösen, und glanbt, daß es die franzö—⸗ sische Station in jenen Gewässern, wohin neuerlich britische Kriegs⸗ schiffe von Malta abgegangen sind, zu verstärken bestimmt sei.
Die atmosphärische Eisenbahn nach St. Germain wird am 14. April eröffnet werden.
X Paris, 13. April. In der Deputirten-Kammer wal heute der Gesetz⸗ Entwurf, welcher die Ermächtigung an die Ban von Frankreich zur Ausgabe von Banknoten im Betrage von 260 Fre betrifft, an der Tagesordnung. = ;
Die allgemeine Diskussion wird eröffnet, und Herr Clappier von Marseille besteigt zuerst die Tribüne. Er spricht sich in solgender Weise aus. Man hab' fleinere Bruchtheile von Banknoten auszugeben vorgeschla⸗ gen. Die Bank weise diese Ermächtigung zurück, indem sie dieselbe als ein unheilbringendes Geschenk betrachte. Die Frage sei von unverkennbar ho— her Wichtigkeit. Wenn man die Bruchtheile des Papiers der Bank verklei nere, so sehe man dadurch auch das Niveau des Geldwerthes herab; Aber da müsse man denn doch fragen, ob es gut und rathsam sei, das Niveau des Münzspstems von Frankreich herabzusetzen, ob darin für die Bank selbst ein Vortheil liege. Diese beiden Fragen wolle er untersuchen. Den. Ge⸗ walten des Staates komme es zu, das Niveau des Geldsostems auf seiner Höhe zu erhalten. Was das Interesse der Bank betreffe, so begreife es sich, daß ihr daran liege, ihre baaren Vorräthe so viel als möglich verfügbar zu machen und Vortheil durch Zinsen daraus zu ziehen; aber diese Befugniß müsse auch ihre Schranken, ihre Gränzen haben. Die Sicherheit der Bank, wie die des Handels im Allgemeinen, sei dabei betheiligt. Niemals dürfe man n dieser Veziehung allzu große Leichtigkeit gewähren. Bis jetzt licge durch⸗ aus kein Bewels vor, daß der Handelsstand von Paris diese , ü,. wie sie jetzt vorgeschlagen sei, gewünscht habe. Hätte er sie gewüns zt, so hätte von seiner Seite Nachfrage nach den Noten der, Departemental Banken stattgefunden; diese sei aber, nicht eingetreten. Die Maßregel werde der Kammer auch als eine Abhülfe gegen die Geldhrise vorgeschlagen. Das sei aber ein Irrthum, mit derselben werde der Krise durchaus nicht abge holfen werden. Die Ursache der Krise liege hauptsachlich in der großen Ausfuhr baaren Geldes aus dem Lande., Diese Ursache habe das Fallen der Preise aller. Waaren zur Folge. Die Phase, welche jetzt eingetreten, sei kritisch, aber man müsse sie hinnehmen und mit Entfagung durchmachen, bis es neuen Anstrengungen geglückt sein werde, das jetzt ins Ausland gehende oder schon gegangene Geld wieder ins Land zurückzuführen. Man erhebe einen Einwand. Man frage, ob die Bank ihr Kapital unbeweglich liegen lassen, ob sie es in Ren- en anlegen solle. Die letzten Ereignisse hätten dargethan, wie mißlich für
Eisenbahn gebracht und von demselben bis an die belgische Gränze
sie selbst' und für den Handel eine solche Verwendung ihres Kapitals sei. Was die Reserve in ihren Gewölben betreffe, so erkenne er an, daß diese Immobilisirung die Dienste, welche sie leisten könnte, wenigen wirksam mache. Tafür habe aber die Bankverwaltung unter Aussicht der Regierung zu sor⸗ gen. Der Kammer komme es zu, vor Allem zu verhüten, daß eine übertriebene Masse von Papiergeld in Umlauf gesetzt werde. Die Länder, welche viel baares Geld im Umlauf hätten, genössen eine Sicherheit, welche keine andere Umlaufs weise gebe. Allerdings erleichtere das Papier den Verkehr, aber nur insofern es in' gewissen Schranken bleibe und als Nepräsentant eines stets verfüg⸗ baren Geldwerthes dastehe. Herr von Bussieres will keine der beiden im Bericht behandelten Fragen direkt erörtern. Er wolle nur eine Idee berühren, die auch im Bericht durchblicke, und welche darauf hinzudeuten scheine, daß es in der Absicht der Bank liege, die Departemental- Banken nach und nach ganz zu beseitigen und sich durch Filial' Comtoirs an ihre Stelle zu setzen. Eine solche Aufsaugung des ganzen Kredit-Systems von Frankreich durch eine einzige Anstalt hätte große Uebelstände,. Er erkenne sich als einen Fieund und Anhänger der politischen Centralisation an, würde aber Gefahr darin erblicken, wenn die Bank sich allmälig aller Punkte des Landes bemächtigen könnte. Der Redner weist auf das Beispiel von Ame— rikäa und das dort bestandene Monopol hin und ist noch auf der Tribüne, als dieser Bericht wegen des Postschlusses abgebrochen werden mußte.
Großbritanien und Irland.
London, 12. April. Das Unterhaus hat heute seine erste Sitzung nach den Osterferien gehalten und sich in derselben fast aus⸗ schließlich mit den Betails der Militair⸗Verwaltung beschäftigt. Ge⸗ neral Evans gab dazu durch eine Reihe von Veschwerden Anlaß, welche indeß ohne Resultat blieben. Gegen den Schluß der Sitzung wurben in dem Budget-Comité mehrere Posten der Voranschläge für die Flotte genehmigt. — Das Oberhaus ist noch nicht wieder zu sammengetreten. J
Gestern ist in Liverpool das Paketschiff „Fidelia“ mit Nach— richten aus New-Nork bis zum 16. März (um einen Tag nur neuer) angekommen, welche indeß nichts Neues von politischer Be⸗ deutung enthalten. Der New⸗ Aork Herald spricht von einem Gerüchte, dem zufolge ein zweites Treffen zwischen Santana und dem General Taylor bei Saltillo stattgefunden hätte, in welchem die Ame⸗ rikaner geschlagen worden wären. Die Nachricht soll am 14ten im Kriegs Ministerium in Washington eingetroffen. fein,; . ;
Der ausgezeichnete General-Major Crawford ist am Isten d. in Nizza, 71 Jahre alt, gestorben. ö
Die Norning Chroniele meldet, daß 150 Soldaten der Marine-Division zu Woolwich beordert worden seien, sich zur Ein⸗ schiffung nach Lissabon bereit zu halten; es setzt aber hinzu, daß die⸗ ser Befehl wohl widerrufen werden dürfte, weil man glaube, daß die Königin von Portugal in diesem Augenblicke sich bereits an Bord des britischen Admiralschiffes im Tajo geflüchtet haben werke. ö
Dem Globen wird aus Dublin geschrieben, daß die Veruneini⸗ gung, welche zwischen dem Lord Lieutenant Hon, Irland End Herrn Labouchere eingetreten sei, sich schwerlich aus glfichen werde; dies sei um so trauriger, da unter den jetzigen Verhältnissen ein Ansichten⸗ streit über die Art und Weise, wie die Regierungsmaßregeln zur Aus⸗ führung gebracht werden sollten, nothwendig die nachtheiligsten Fol⸗ gen haben missse. .
In der Georgsstraße des Stadttheils St. Giles, wo bekannt⸗ lich meist Arbeiter und Handwerker wohnen, ist ein Muster⸗Logirhaus erbaut worden, welches für die arbeitenden Klassen bestimmt und jetzt für die Benutzung fertig ist. Wenn dies Gebäude dem damit beab⸗ sichtigten Zwecke entspricht, so will man nach demselben Plane noch mehrere Logirhäuser aufführen, deren jedes für die Nacht 100 Ar⸗ beiter aufnehmen kann, die für ein Schlafgeld von 4 Pence jeder eine gesonderte Schlafstelle und ein gutes Bett erhalten und gemein⸗ sam ein großes Wohnzimmer, eine Küche, Waschzimmer und sonstige Bequemlichkeiten benutzen können. Die Kosten des Muster⸗Gebäudes betragen, 1270 Pfd. St. für den Platz eingerechnet, 6000 Pfd. St.
In dem londoner Kirchspiele St. Clements hat man so eben eine Schule für die Kinder der allerärmsten Klassen eröffnet, welche unter der Ober-Leitung des Pfarrers steht. Sie wird Morgens um 6 Uhr geöffnet und eist Abends um 10 Uhr geschlossen, damit die Aeltern den ganzen Tag hindurch Gelegenheit haben, ihre Kinder dort sicher unterzubringen. In demselben Kirchspiele soll eine zweite Schule dieser Art errichtet werden.
8erlg i e n.
Brüssel, 14. April. Die im Juni stattfindenden partiellen Wahlen befchästigen die Presse und das Land aufs lebhafteste. Die Repräsentanten 3 Ostflandern, Hennegau, Lüttich und Limburg treten ab und müssen neugewählt werden. Zu diesen 47 neuen Wahlen kommen noch 13 neue Repräsentanten⸗Wahlen, um welche vermöge der Repräsentationsvermehrung die Kammer vermehrt wer den muß, so daß dieses Jahr 69 neue Nepräsentanten zu wählen und alle Wahl-Kollegien wie bei einer Auflösung zusammentreten müssen.
— Das Ministerium soll durchaus nicht geneigt sein, die direkte Eisenbahn nach Gent über Alost auszuführen, und die Liberalen sa— gen, daß dies nur aus Abneigung gegen Alost geschehe und daß Wahlrücksichten die Verzögerung der Entscheidung bedingten. Man ki Termonde zu begünstigen, weil man dort auf günstige Wahlen hoffe.
Nach einem antwerpener Blatt will das Ministerium in allen großen Städten Getraidemagazine anlegen lassen, wo der Landbau und Handel ihr Getraide gegen geringe Vergütung aufspeichern las— sen könnten. .
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; Rom, 6. April. Der Kardinal Gizzi hat nun wirklich seine Entlassung eingereicht, doch weiß man noch nicht, ob der Papst sie angenommen hat.
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3 Madrid, 8. April. Während die Königin am sten dem Stiergefechte beiwohnte, hielten die Herren Mon, Martinez de la Rosa, Gonzalez Bravo, Bravo Murillo und einige andere Chefs der Ultramoderirten auf dem Lustschlosse el Pardo in Gegenwart des Kö— nigs eine berathschlagende Versammlung. Auch der französische Ge⸗ sandte, Herzog von Glücksberg, stellte sich dort ein. Tages darauf erfuhr man, daß der König mit dem Vorhaben umgehe, sich nach Frankreich zu begeben und von dort aus ein Manifest an die spani— sche Nation zu richten. Die Minister scheinen ihm jedoch ernstlich vorgestellt zu haben, daß die aus der Ausführung eines solchen Ent⸗ schlusses entspringenden Folgen auf ihn selbst zurückfallen würden. Seinerseits bestand, der König auf die Entfernung des Generals Serrano von Madrid, und Letzterer erklärte sich bereit, diesem Wun⸗ sche nachzukemmen. Heute oder morgen wird er in der That nach Andalusien abreisen. Ich vergaß in meinem letzten Briefe anzufüh— ren, daß der General sich bei dem Stiergefecht, das die Königin mit 5 Gegenwart beehrte, in einer der ihrigen zunächst belegenen Loge Hzefand.
Gestern Nachmittag wurden wir durch einen neuen Einfall der Königin überrascht. Sie fuhr in einem offenen vierrädrigen Kabriolet, das mit zwei muthigen Pferden bespannt war, deren Zügel sie selbst leitete, von dem Palaste durch die Haupt⸗ straßen Madrid's nach dem Prado von Atocha. Die Infantin Donna Josofa saß neben ihr, und der Schwiegervater der Königin ritt, von einem einzigen Stallmeister begleitet, in beträchtlicher Entfernung hinter dem Wagen, dem er, da die Königin im gestreckten Gallopp fuhr, kaum zu folgen vermochte, Im Pra⸗ do fuhr nun die Königin im schnellsten Lauf durch die Reihen der dort auf und abfahrenden Equipagen, wodurch denn eine Verwirrung enstand, die ihr zur größten Belustigung diente. Auch die sich heran⸗ drängenden Fußgänger waren oft keiner geringen Gefahr ausgesetzt.
Der König hält sich jetzt meistens auf den Lustschlössern der Umgegend auf.
Vorgestern wurde der General D. Manuel de la Concha plötz⸗ lich zu dem Minister⸗ Präsidenten gerufen, und eine Stunde darauf sah man ihn, von einem Stabs-Hffizier begleitet, in einer Post⸗Chgise auf dem Wege nach Bayonne abreisen. Sogleich hieß es, die, Mi⸗ nister hätten mittelst des Telegraphen erfahren, daß die Königin Christine entschlossen wäre, in aller Eil hierher zurückzukehren, und deshalb den General Concha beauftragt, ihr entgegenzueilen und an⸗ zukündigen, daß ihr der Eintritt in Spanien nicht gestattet werden würde. (Siehe das gestrige Blatt der Allgemeinen Preuß. Zeitung.) Es möchte jedoch sehr zu bezweifeln sein, daß die Kö⸗ nigin Christine, die man diesmal, wenigstens nicht aus Spanien verjagte, gesonnen wäre, in ein Land zurückzukehren, in wel⸗ chem sie, wie die hiesigen Blätter sich ausdrücken, auch nicht einen einzigen Gegenstand von Werth zurückließ. Nr General Concha ist bekanntlich zum Chef des an der portugiesischen Gränze aufzustellenden Observations Corps ernannt, und vielleicht dürfte die Angabe, daß er nach Paris eile, um mit der französischen Regierung, welche gemeinschaftlich mit der diesseitigen und der groß⸗ britanischen auf die Lösung der politischen Veiwickelungen Portugals einzuwirken wünscht, sich über die Mittel zu verständigen, die zu diesem Behuf in Bewegung zu setzen wären. Der Marschall Sal⸗ danha sieht sich mit jedem Tage mehr bedrängt, zumal da zwei Danipfschiffe von Ports mit Truppen unter dem rebellischen Gene—⸗ ral Sa“ La Bandeira ausgelaufen sind, die in Algarbien ans Land gesetzt werden sollen, um in Verbindung mit den dortigen
. 67 . Der Mar ö ; Insurgenten auf Lissabon zu marschiren. Der Marschall Saldanha hat der Königin von Portugal die Grundzüge einer Uebereinkunft vorgelegt, vermittelst deren er eine friedliche Ausgleichung der strei⸗ tenden Parteien herbeiführen zu können hofft. Hier bezweifeln jedoch die spansschen Stabs-Offiziere, welche so eben von ihrer Sendung nach dem Hauptquartiere Saldanha's üher Porto zurückgekehrt sind, daß die Insurgenten auf die in jenem Entwurf aufgestellten Bedin—⸗ gungen eingehen werden. Zur bewaffneten Intervention kann aber die spanische Regierung, dem Willen Englands gemäß, nur in dem Falle schreiten, wenn die Miguelisten den Thron Donna Maria's ernst⸗ lich bebrohen sollten. Aus diesen Gründen wird Herr d'Ayllon, ein höchst achtungswerther, kenntnißreicher Diplomat, der nie in das Trei⸗ ben der Parteien verwickelt war, in wenigen Tagen als Gesandter nach Lissabon abgehen und gemeinschaftlich mit den dortigen Reprä—⸗ sentanten Englands und Frankreichs an der Herstellung des inneren Friedens von Portugal zu arbeiten suchen.
Die Gaceta enthält heute das die Amts-Entsetzung des Herrn Martinez de la Rosa enthaltende Dekret. Herr Gonzalez Bravo ist in den Staagtsrath versetzt worden.
Herr Alexander Dumas hat sich an einen seiner hiesigen Freunde mit dem Ansuchen gewandt, das Großkreuz des Orbens Karl's III. und durch Vermittelung des portugiesischen Gesandten auch das des Christusordens für ihn auszuwirken.
Die Sitzungen der Cortes werden erst in nächster Woche wieder beginnen.
Der General Pezuela ist zum G Capitai ernannt worden. st; eneral⸗Capitain von Andalusien
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Ein bevollmächtigter Minister des Freistaates Bolivia ist hier eingetroffen.
Griechenland.
Athen, 30. März. Der in der Deputirten- Kammer gestellte Antrag, den Finanz-Minister in Anklagestand zu versetzen, weil die Durchschnittspreise des Getraides nicht zu der gesetzlich bestimmten Zeit bekannt gemacht worden seien, wurde auf die Erklärung des Herrn Korphiotakis, daß die verzögerte Bekanntmachung nur dadurch entstanden sei, daß in die Zusammenstellung einige Irrthümer sich eingeschlichen, mit 64 gegen 43 Stimmen verworfen.
Der Staatshaushalt der schweizerischen Eidgenossenschaft und ihrer einzelnen Republiken.
Unter dem obigen Titel hat Herr Staatsschreiber Hottinger eine grö- ßere Arbeit dem Drucke übergeben, wobei er, wie er in der Vorrede sagt, die Absicht hatte, „einerseits im Auslande, welches gewöhnlich nur von den dunklen Seiten der gegenwärtigen Zustände der Schweiz hört, auch ei- nige hellere hervortreten zu lassen, andererseits in der Schweiz selbst eine umsichtige und sorgfältige, allen Volksbuhlereien fremde, zugleich auf. wahre Reformen bedachte Finanz⸗Verwaltung zu befördern.“
In dem ersten Abschnitte wirft der Verfasser einen Blick auf die sinan— ziellen Verhältnisse vor dem Jahre 1798 und schildert dann in kurzen, kla⸗ ren Zügen die Einrichtungen der helvetischen und der Mediations Periode, welche, zumal die letztere, als die nächste Grundlage des gegenwärtigen Staatshaushaltes der Kantone anzusehen sind. Im zweiten Abschnitte geht er dann auf die Finanzen der Eidgenossenschaft als solcher, die diesfallsigen Bestimmungen der Bundes-Verfaͤssung, die Geldstala, die eidgenössischen Kriegskassen und die Eingangsgebühren, die Ausgaben der Eidgenossenschaft, die r das Münzwesen, Maß und Gewicht über und schließt mit einem Blicke auf die Handels-Interessen der Schweiz gegenüber dem Auslande. Der dritte Abschnitt ist dem Staatshaushalt der einzelnen Kantone gewid met. Endlich im vierten Abschnitte giebt der Verfasser eine Reihe von Zu sammenstellungen und Uebersichten, die nicht blos für den Politiker und Staatsmann, sondern auch für weitere Kreise von vielfachem Interesse sind. Wir entnehmen demselben, nach der Eidg. Ztg., nachstehende Angaben über das Finanzwesen:
„Wenn überhaupt die Schweiz der demokratische Mikrokosmus des eu⸗ ropäisch monarchischen Makrokosmus ist, so zeigt sich dieses Widerbild auf einen gewissen Grad auch in den Finanzfostemen ihrer Kantone. Eine lange Wellenlinie zieht sich z. B. von Unterwalden bis nach Baselstadt oder Genf. Dort beschränken sich die Einnahmen auf einige Zinse, Zölle, das Salz regal, einige Gebühren; nur ausnahmsweise wird eine direkte Steuer erho⸗ ben; die Ausgaben sind die einfachsten für Verwaltung, Justiz und Polizei, Militair und öffentliche Anstalten. Hier erscheinen unter den Einnahmen neben den Regalien Schatzungen und Aufwandsteuern der verschiedensten Art, unter den Ausgaben ein ausgebildeter Beamtenstand, wenn auch in demokratischer Weise, stehende Truppeu neben den Milizen, Erziehungswesen und Kultus. Während Unterwalden ob dem Wald einen für seine Ver⸗ hältnisse blühenden Haushalt mit beinahe ununterbrochenen Vorschlägen hat, in der Regel weder als Staat, noch auch in den Gemeinden irgend welche direkten Steuern bezieht, macht Baselstadt, unter verhältnißmäßig ebenfalls sehr günstigen Verhältnissen, Anleihen zur Verbindung mit dem französischen Eisenbahnsostem. J
„Je nachdem die einzelnen Völkerschasten der Schweiz auf der Grund⸗ lage ihres Bodens und nach ihrer geschichtlichen Entwickelung vorzugsweise in Viehzucht, oder in Ackerbau, oder in Industrie und den aus derselben hervorgegangenen Kapitalien ihren Erwerb sinden, stufen sich auch ihre Fi⸗ nanzsosteme ab. Keines derselben hat daher weder absolut, noch durch die Größe der Zahlen einen Vorzug; seine wahre Würdigung wird es im letz- ten Grunde nur dadurch finden können, daß es im richtigen Verhältniß zu der Individualität des Landes überhaupt steht. )
„Neben dieser Auffassung der Finanz- Sosteme im Zusammenhange mit ber Natur ves Landes und des Volkes überhaupt darf auch ihre all— mälige Ausbildung nicht übersehen werden. Wenn es in monarchischen Staaten ein eben so schwieriges als gewagtes Unternehmen ist, tief eint greifende Veränderungen in den Finanz-Systemen vorzunehmen, so gil⸗ dieser Erfahrungssatz noch weit mehr von kleinen Demokratieen, in welchen die Regierungen verhältnißmäßig wenig Kraft haben und nicht auf die Zu⸗ kunft zu ihrer Rechtfertigung vertrauen können, sondern auf die Nesultate der Gegenwart angewiesen sind. Auch in der Schweiz und in der gegen⸗ wärtigen Uebergangszeit, die einen so erregbaren Charakter aufweist, hat man es in den mannigfachsten Formen erfahren, von welcher Kraft die Gewohnheit im Steuerwesen ist. Uebelstände, die, stellten sie sich als neu dar, unerträglich erscheinen würden, werden größtentheils vergessen, und das Neue, wenn auch vielleicht an und für sich Iweckmäßigere, ist eben als neu unwillkommen. Dieser Satz gilt besonders von den direkten Steuern, Vermögens „Einkommens,, Grundsteuern u. s. w. Der jährlich sich wieder holende Zwang, welcher in denselben liegt, das beinahe nothwendig, mit ih⸗ nen verbündene Eingreifen der Behörden in das Privatleben der Einzelnen, die Abneigung dieser letzteren, über ihre bürgerlichen Verhältnisse Auskunst zu geben, sie dem Urtheil der Mitbürger unterwerfen zu müssen, haben da—= her in einer Reihe von Kantonen Finanz-Systeme erhalten, in welchen sonst längst das Bedürfniß nach Veränderungen durchgedrungen wäre. Eben so vielen Schwierigkeiten ist irgend welche Heraufsetzung der gleichen Steuern unterworfen.
„Wie die Republiken der Eidgenossenschaft, im Gegensatz gegen die Finanz Zustände so ziemlich aller übrigen Staaten Europaä's, so zu sagen gar keine Staatsschulden kennen, so kennen sie auch die Hofstaats Ausga⸗ ben, die in letzteren oft einen ziemlich beträchtlichen Theil der Gesammt⸗ Ausgaben in Anspruch nehmen, nicht, indem auch in Neuenburg die soge⸗ nannte „Königliche Summe“ durch Verzichtleistung des Fürsten unmittelbar zum Besten des Landes selbst verwendet wird. Auch die, zudem nur in der Minderzahl der Kantone bestehenden Diäten für die Mitglieder der Großen, Räthe und diejenigen für die Tagsatzungs,- Gesandten sind nicht bedeutend.
Die Besoldungen sind sehr verschieden. In den rein demokratischen Kantonen sind die erften Aemter der Republik immer noch „Ehren“, mit welchen nur einige hundert Franken als theilweise Entschädigung für die Auslagen verbunden sind. Von diesen geht eine lange Stufenreihe bis nach Zürich, Aargau, Bern ꝛc. So z. B. bezieht ein Mitglied der Regierung in Luzern 156090 Fr., in Zürich 160, in Bern 3500, die Präsidenten der Regierung nur 1890, 2000, 4000 Fr. Aehnlich stellen sich die Besoldun⸗ gen der Mitglieder der obersten Gerichtshöfe, der technischen Beamten für die einzelnen Verwaltungszweige, serner die der Geistlichen und der Lehrer an höheren Unterrichts- Anstalten. Die Besoldungen der unteren Admini— strativ und Justiz⸗ Beamten stufen sich verhältnißmäßig ab; viele sind auf Sporteln und Gebühren dieser und jener Art angewiesen. In einer Reihe von Kantonen ist das fortwährende Bestreben bemerkenswerth, einerseits die zu zahlreichen Verwaltungs Kollegien zu vermindern, andererseits die Besol⸗ dungen zu erhöhen, und so lange diese beiden Bestrebungen das demokra—⸗ tisch' Wesen der Schweiz nicht überschreiten, was nicht so schnell zu be⸗ fürchten sein wird, sind sie sicher nur zu billigen. Ruhe und Witt⸗ wengehalte kennt die Schweiz bekanntlich nur für Geistliche und Lehrer. Bedentender sind die Ausgaben für die sogenannten Centralstellen, die Verwaltung der Regalien und des Straßenwesens, die Instruction der Mi⸗
) Beiläufig gesagt, zeigt auch die Betrachtung der Fingnz-Sosteme der einzelnen Kantone, daß in dieser, wie in allen anderen Beziehungen, die Natur der Schweiz einer einheitlichen Verfassung widerstrebt. So sehr gerade die gegenwärtigen politischen , , . das Bedürfniß einer or⸗ ganischeren und festeren Bundesleitung hinweisen, eben so sehr widerstehen die verschiedenen Haushalte, einer Centralisation der Schweiz und allen Konsequenzen derselben. Die jetzt bestehenden Auflagen müßten beinahe die gleichen bleiben; zu diesen kämen aber mit Nothwendigkeit neue und zwar wohl größtentheils direkte hinzu, die eine lange, nicht versiegende Quelle der Unzufriedenheit wären, wie es schon die helvetische Periode ge—
zeigt hat.
lizen, die Kassen⸗ Beamten und die Kanzleien. Die Ko
Verwaltung sind verschieden, aber 2233 D 8. ann tend — und, wie der Verf. bemerkt, zu gering für eine 7. 2 — tung der mannigfaltigen Interessen — sind die Ausgaben für die aus= wärtigen Angelegenheiten.
Die Ausgaben für das Just izwesen in sämmtlichen Kantonen, die Kosten für Untersuchung und Strafanstalten eingerechnet, hingegen ohne Abzug der Geldstrafen, Bußen 2, berechnet Herr Hottinger guf 1,200 00 bis 1.300, 000 Fr.; diejenigen der Polizei, größtentheils für Gendarme⸗= rie, auf 520, 005 bis bb, 6900 Fr. — Das Armenwesen ist so mannig= faltig organisirt, daß eine übersichtliche Berechnung nicht möglich ist; doch darf gewiß mit Recht angenommen werden, daß dafür in der Schweiz verhältnißmäßig nicht minder eie reh, in irgend einem anderen Staate Europa's. Die sogenannten Ausgaben für die Voltswirthschaft (Hebung der Landwirthschaft, , . . Viehzucht, Unterstützung bei Gewitter⸗ chaden) sind nicht sehr bedeutend. ; a . .
9 2 1 sind die Ausgaben für das Militairwesen, die öffent⸗ lichen Arbeiten und das Unterrichts wesen. ;
Zwar was das Milit airwesen betrifft, so erreichen auch diese Aus- gaben bei weitem nicht die Höhe, auf die sie in den meisten Staaten stei- gen. Die Organisation des Militairwesens ist nach der Natur der politi= . Einrichtungen der Schweiz und ihrer Stellung in Europa diejenige einer Niiliz; Nach den letzten Beschlüssen der Tagsatzung besteht das Bundesheer aus 64,9 Mann mit 3626 Trainpferden, also ungefahr 2s Prozent der Bevölkerung, wozu denn noch die zwar von der ,, chaft nicht geforderte, aber in der Mehrzahl der Kantone fn irte erste und zweile Landwehr in einem Betrage von 40 000 Mann hinzu kommt. Die Gesammtausgaben der Eidgenossenschaft und der einzelnen Kantone schlägt daher der Verfasser zu 1,800 000 bis 2100009 Fr. jährlich an. In den einzelnen Kantonen betragen die Ausgaben für das Militairwesen i Verhältnisse zu den Gesammiausgaben Annähernd z. B. in Freiburg und Genf , Luzern und Aargau 6, Bern, Solothurn, Basel⸗Stadt und Wallis n“, St. Gallen, Tessin, Waadt und Neuenburg s, Glarus , Ba⸗ sel Land „, Zürich . Thurgau 6 u. s. w. Auf den Kopf der Bevõlke⸗ lung betrazen sie . B. in Vasel⸗ Stadt 3 Fr., Genf 23, Freiburg 4, in Bern, Wallis und Waadt 9 Batzen, in Aargau und Neuenburg 8, in Zü—⸗ rich 6, in St. Gallen 5. . — .
Am bedeutendsten an sich sind in der Mehrheit der Kantone die Aus- gaben für die öffentlichen Arbeiten und insbesondere für den Stra⸗= en- und Wasserbau. In den verschiedenen Kantonen sind seit etwas mehr als einem Decennium im Hochbau eine Menge von Regierungs⸗ Gebäuden, Straf- Anstalten, Spitälern, Postgebäuden u. s. w. aufgeführt worden. Dic nicht unbeträchtlichen Ausgaben verschwinden aber vor den= senigen sür das Straßenwessen. Das Bestreben unserer Zeit, die Ver⸗ kehrsmitiel zu erleichtern, dem beinahe alle Staaten huldigen, hat im voll- sten Maße auch die Schweiz ergriffen. Man kann annehmen, daß die Ausgaben für das Straßenwesen von Staats wegen in sämmtlichen Kan⸗ fonen in den letzten Jahren durchschnittlich jährlich 2,800, 9000 bis 3, 500, 00 Fr. oder J bis 4 der Gesammt · Ausgaben. betragen. Von die⸗ sen Ausgaben fallen zwei Drittheile bis drei Fünstheile auf Neubauten. In den einzelnen Kantonen kommen jährlich auf den Kopf der Bevölkerung 3. B. in Zürich 2 Fr., in Waadt 1 Fr. 3 Btz., in Bern 1 Fr. 8 B., in Graubündten, Genf und Tessin 1 Fr. 7 Btz., in Glarus 1 Fr. 5 Bz, in Neuenburg 1 Fr. 2 Btz, in Zug, Freiburg und Aargau 1 Fr., in Thur. gau 9 B., in St. Gallen 6 Bez. u. s. w. Man kann annehmen, daß gegenwärtig die Schweiz 15— 1600 Wegstunden gut gebauter und unter⸗ haltener Straßen erster und zweiter Klasse hat, welche ,. noch um 30 — 40 zunehmen (ohne zu denselben die Straßen dritter Klasse hinzuzu⸗ rechnen, die ihrem Bau und Unterhalte nach in manchem Lande in eine höhere Klasse gehörten), während sie 1832 kaum 3— 4009 hatte.
Am bedeuͤtendsten im Verglei mit fast allen anderen Staaten Europa s sind die Ausgaben für das Unterr ichtswesen. Sie erreichen in sämmt · lichen Kantonen einen Betrag von 1,500, 9090 bis 1,800, 00 Fr. oder einen Siebentheil bis einen Neuntheil der Gesammt-Ausgaben. In den einzel- nen Kantonen betragen die Ausgaben im Verhältnisse zu den Gesammt= Ausgaben: in Zürich, Bern, Aargau, Waadt und Genf ungefähr , in Luzern sogar 8; auf den Kopf der Bevölkerung kommen in Genf 1 Fr. 7 Btz, in Zürich 1 Fr. 1 Bt, in Waadt 1 Fr., in Bern und Luzern 9 B., in Aargau 6 Biz. —
„Fassen wir endlich“, sagt Herr Hottinger am Schlusse, „die Resultate dieser Untersuchungen zusammen. Mit einer Summe von elf bis funfzehn Millionen Schweiz erfranken bestreiten die Eidge⸗ nossenschaft und die sämmtlichen Kantone ihr Finanzwesen. Die Einnahme⸗ quellen können verhältnißmãäßig durchaus nicht drückend für die Bevölkerun⸗ gen genannt werden. Mangelhaft sind in denselben vorzugsweise nur das Postwesen, die Ohmgelder und das Zollwesen. Ihre Mangelhaftigkeit geht us einem zu größen Vorwiegen der Sonder Interessen über die eidgenossi⸗ schen hervor. Diese Mängel können weder durch ideale Aufopferung noch buürch Revolution beseitigt werden; der einzige Weg einer befriedigenden Lösung besteht, unter politisch günstigeren Konjüunkturen, in demjenigen der Reform, der Beachtung und Ausgleichung der verschiedenen, nicht unver- einbaren Interessen. In den, Ausgaben hat die Schweiz, ungeachtet aller ihrer politischen Kämpfe, diejenigen in hohem Grade berücksichtigt, welche unsere Heit als vorzüglich anerfennenswerthe und anzustrebende allgemein bezeichnet. Thut sie darin zu viel, so wird die Zulunft sie auf das richtige Maß zurückführen. Dig Schweiz hat endlich den 96 ost mißbrauchten Staats Kredit unserer Tage beinahe gar nicht in Anspruch genommen. KRährend beinahe alle Staaten ängstlich der Epoche sentge genschen müssen, in welcher der schon so lange andauernde Frieden sein Ende finden könnte und daburch auch dieser Kredit zusammenbrechen und mit ihm schweres Lei- den über die Völker und die Einzelnen kommen müßte, darf sie dieser Zeit ruhiger entgegen sehen.“
Bekanntmachung. Der Königliche Land Baumeister, Herr C; W. Hoffmann, hat den Er= trag einer Denkschrift: „Die Aufgabe einer berliner gemeinnützigen Bau⸗ Gesellschaft“, dem Central-Perein für das Wohl der arbeitenden Klassen zugewendet und demselben, folgende Einnahmen gütigst überwiesen: . 1) den von Ihrer Majestät der Königin Allergnädigst bewilligten Bei⸗ trag von 6 Stück Friedrichsd'orz; ; 2) die bis zum 28. März d. J. eingegangenen Gelder, und zwar für den Verkauf . von 57 Exemplaren zu 5 Sgr. 9 Rthlr. 15 Sgr. 1 Exemplar an Herrn Dr. P. R. — 1 — 1 an Herrn Alex. Mendelssohn —— 1 an Herrn Gumpertz . 2. ĩ an e,, . * 1 an Hrn. General v. Schöler Exc. . 10 1 «an einen Ungenannten .
i 9 Zusammen. 15 Rihlr, 10 Dv. Indem wir diese gemeinsinnige Handlung hiermit zur öffentlichen Kennt- niß bringen, sagen wir dem Herrn Verfasser jener Schrift für seine gemein=
nützigen Bestrebungen und Allen, welche seinen Zweck freundlichst unter= stützt haben, dafür den besten und verbindlichsten Dank. Berlin, den 3. April 1847. ; r bas Der pro visorische Vorstand des Central- Vereins fir Wohl der arbeitenden Klassen.
ö Noth. Aufruf zur Hülfe in großen Genau vor . 2 traf unser Sid biche das unglüch daß mehr als
* gten d. M. begegnete uns dasselbe Un⸗
benderen, diesmal den ärmeren Theil hl; gesegnele Zeit, jetzt ist theure Zeit, F arum die Hülfe sparsam. ; als viele Einwohner, Lon ihrer Tagearbeit er- „ien Echlafe lagen, brach in einer Scheune o schnell den nahen und fernen Strohdächern Mann, zwei Wöchnerinnen und mehrere schwer . gereltet wurden, Zwar später brannten, Kranke nur mit gro dazwischen liegenden nigsswwen Saäuser. aber doch nicht zn PBaufer liegt in Schu, 40 Familien verloren
müdet, Feuer und mit, daß ein blin
ge lb l l, lies oh Hernschen ihre difiigt Par.