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reit, das Konklusum abzufassen. Wenn Sie noch einige Augenblicke warten, wird es Ihnen mitgetheilt werden. Im Auftrag des Herrn Marschall des Herrenstandes habe ich die Ehre, Sie zu ersuchen, sich am Donnerstag um 10 Uhr zu einer Versammlung der Vereinigten Wurien einfinden zu wollen. Wenn diese geschlossen ist, werde ich Sie bitten, vereinigt zu bleiben. Wir werden dann zu der Berathung der Allerhöchsten Proposition übergehen, welche heute vorkommen sollte. Es wird dies in ber Sitzung geschehen, welche auf die Sitzung der Vereinigten Kurien folgt. Unterdessen hat der Herr Referent das Konklusum abgefaßt und wird die Güte haben, es vorzulesen. (Dies geschieht.) Finden Sie etwas dagegen zu bemerken? Da dies nicht geschieht, so ist es genehmigt. ; (Schluß der Sitzung nach 37 Uhr.)
1 t.
Inland. Provinz Sachsen. Aufregung in Wittenberg. — Maßre— geln der Behörden.
Deutsche Bundesstaaten. Königreich Nürnberg. Großherzogthum Baden. JI 2 g. . ĩ
Oesterreichische Monarchie. Briefe aus Wien. (Der preußische Landtag; Geldwesen; Dienst- Verhältniß der Fabrif-Arbeiter; Beschrän kung der polnischen Juden.) — und Prag. (Ständische Verhandlungen.)
Bapern. Unruhen in Adressen an den Groß—
Uichtamtlicher Theil.
.
Provinz Sachsen. Wittenberg, 27. April. (Magd. Ztg.) Bei dem vorgestrigen hiesigen Getraidemarkte wurde zuerst durch unverhältnißmäßig hohe Anforderungen für den zum Verkauf gestellten Roggen eine ungewöhnliche Erregung der Gemüther und demnächst durch höchst unschickliche Aeußerungen eines Landmannes eine noch bedrohlichere Stimmung unter den Räufern hervorgerusen, so daß, während jener Landmann selbst zu seiner persönlichen Sicher⸗ heit unter Bedeckung einstweilen abgeführt wurde, der angefenchtete Noggen desselben, so wie die Vorräthe einiger in ähnlicher Weise be
drohten Verkäufer zum Schutz des Eigenthums vorläufig in Verwah— rung gebracht werden mußten. In der Zwischenzeit hatte die auf
geregte Volksmenge auf etwas entfernteren Punkten den Landleuten selbst Preise gestellt, auf welche diese einzugehen rathsam gefunden hatten, wobei mehrere Säcke mit Roggen gegen aufgedrungene Be
zahlung, einige auch ohne solche gewaäͤltsam fortgeführt worden sind, was erst, als es zu spät war, zur Kenntniß der Behörde kam, da die entstandenen Unordnungen in dem dichten Gedränge von meh
reren Hundert Menschen sich gleichzeitig nicht hatten übersehen und verhüten lassen. In einigen Fällen soll auch die zugesagte Bezah—
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der Behörde, das Volk zum Verlassen des Platzes zu vermögen, blieben fruchtlos, worauf die Kavallerie das Schleesche Haus umstellte und nun die ganze Schütt durch forcirte Chocs räumte. Bei der zum Katharinen? graben führenden Brücke, wo zum Bau der Wißschen Nadelfabrik Bau⸗ steine liegen, setzte sich jedoch die Masse des Volkes zur Wehr, und bier emosing die einreitende Kavallerie ein Steinregen, der sie zun Umlehren zwang. Auch wurden Steine vor und auf die Brücke gewalzt, um das wiederholte Einreiten zu verhindem. Von allen Seiten ertönte Pfeifen, Schreien und das Klingen der eingeworfenen Laternengläser. Der Kö⸗ nigliche Stadt Commissair, Herr Lenz, welcher wiederholt versuchte, die Masse zu beruhigen, wurde durch einen Steinwurf an den Kopf ver⸗ lezt und eben so die Kavallerie fortwährend mit Steinwürfen derfolgt, bis eine Abtheilung die verbarrikadirte Stelle im Rücken angriff, worauf sich ein großer Theil der Volksmasse zerstreute, um in die Binder gäasse und Langegasse zu ziehen und dort zweien mit Getraide handelnden Bürgern die Fenster einzuwerfen, worauf, nachdem abermals Generalmarsch durch die Straßen der Stadt geschlagen war, auch diese Häuser besetzt wur= den. Gegen Mitternacht hatte sich die Volksmasse zerstreut, und es konnte das Militair zurückgezogen werden. Zu rühmen ist, daß sämmtliches Mi⸗ litair, welches so sehr durch Steinwüurfe gereizt wurde, so wie sämmtliche Behörden, mit größter Mäßigung und Vorsicht verfuhren, so daß nur un— bedeutende Verletzungen sich ergeben haben. Bei dem letzten Choc der Ka vallerie wurden 51 Personen verhaftet.“
Gröoßherzogthum Baden. (Karlsr. Ztg.) Ju Be— zug auf die vor kurzem stattgehabten Versuche, die Bewohner des Ddenwaldes durch aufrührerische Schriften aufzureizen, sind zwei von mehreren Gemeinden unterzeichnete Adressen an den Großherzog ge richtet worden. Die erste, von den Bürgermeistern und Gemeinde— räthen von Mudau, Dumbach, Ober- und Unterscheidenthal, Mörschen⸗ hardt, Schlossau und Steinbach, lautet:
„Durchlauchtigster Großherzog, Gnädigster Fürst und Herr!
; Euer Königl. Hoheit Unterthanen im Amts-Bezirk und Kirchspiel Mudau sind durchdrungen von der Gnade und den Wohlthaten, die sie jederzeit, beson ders in jetziger großen Hungersnoth und Theurung, von Eurer Königlichen Milde empfangen haben, und werden dieses immer durch die größte Liebe und Treue gegen Allerhöchsidieselben an den Tag legen. Dessungeachtet hat sich in diesen Tagen ein räudiges Schaf (das kein Mudauer und kein Odenwälder, sondern ein eingedrungener Fremdling ist, schon längst von all' seinen Mitbürgern seiner Schlechtigkeit halber verabscheut und verachtet) erkühnt, wahrscheinlich im Solde radifaler Aufwiegler, die Noth seiner armen. Mithürger benutzend, mittelst aufrührerischer Briefe Unruhe zu stisten. Jedoch weit entfernt, unter denselben Anklang zu finden, wurde er noch mehr verachtet und verabscheut, indem die Meisten der Obrig⸗ keit selbst von der verbrecherischen That und der schlechten Gesinnung Nach- richt gaben, was selbst unser würdiger Herr Ober-Amtmann in Buchen zeu— gen muß. Indem wir Unterzeichnete im Namen unserer Mitbürger Ew. Vönigl. Hoheit für die Liebe und das Vertrauen, welches sich für uns Odenwälder immer durch Allerhöchstdero Gnade und Wohlthaten ausge— sprochen hat, unseren unterthänigsten Dank zu den Füßen unseres Aller— gnädigsten Landesvaters legen, versichern wir nochmals und für und für unsere unverbrüchliche Treue, Anhänglichkeit und vollste Ergebenheit und zeichnen im Namen unserer unterthänig ergebensten Gemeinden.
Mudau, 12. April 187. (Folgen die Unterschriften.)“
Die zweite Adresse ist von dem Gemeinderath und Bürger— Ausschuß der Stadt Buchen unterzeichnet und lautet:
lung für einzelne Säcke mit Roggen hinterher unredlicherweise nicht geleistet worden sein, was, obgleich keine Beschwerde bis jetzt dar
über eingegangen ist, doch möglichst ermittelt werden wird. Andere Erzesse sind dabei nicht vorgekommen, und die Autorität der Behör
den ist, wo sie gleichzeitig einzuschreiten vermochten, überall bereitwillig geachtet und keinen Augenblick außer Wirksamkeit gesetzt worden. Das zum Schutz des Eigenthums in Verwahrung gebrachte Getraide wurde Nachmittags unter obrigkeitlicher Aufsicht mit freier Zustimmung der dazu bestellten Eigenthümer größtentheils zu 4 Thalern pro Scheffel in kleineren Quantitäten an die weniger bemittelten Einwohnerklassen Sertauft. Vöst Seiten der beibei Siädt- Behorden sind bäträchtilthe Vorräthe⸗ von Roggen und Weizen aus entfernteren Gegenden an
gekauft, und ist ein Theil davon bereits vermahlen worden, um von heute ab zu sehr ermäßigten Preisen an die bedürftigeren Ortsein? wohner verkauft zu werden. Auch wird die Armen⸗-Speiseanstalt ihre Wirksamkeit alsbald wieder beginnen und der angekaufte Noggen auch in Körnern unter dem Einkaufspreise den hiesigen Einwohnern abge= lassen werden. .
Deutsche Bundesstaaten.
Königreich Bayern. Nürnberg vom 27. April:
„Gestern Nacht war unsere Stadt der Schauplatz eben so bedauerlicher als strafwürdiger Auftritte. Schon seit mehreren Tagen hatte sich das Ge— rücht verbreitet, daß einem hiesigen Bürger, ehemaligen Mühlenbesitzer und nunmehrigen Privatier, Schlee, am gestrigen Abend eine Katzenmusik ge⸗ bracht werden würde, well er, man weiß nicht wie, in den Verdacht des Getraidewuchers gekommen war. Diese unbestimmten Gerüchte mochten ihn veranlaßt haben, schon vor zwei Tagen öffentlich bekannt zu machen, daß er nur eine unbedeutende Quantität Getraide besitze, und daß er dieselbe, sobald sie angekommen, zur Schranne bringen und verkaufen lassen würde und dadurch einen Abschlag der Preise zu erzielen hoffe. Eine zweite von ihm
Der Nürnb. Korr. meldet aus
„Durchlauchtigster Großherzog!
Gnädigster Fürst und Herr!
Es, wurde dieser Tage in den uns nahe gelegenen Orten des Oden— waldes eine Schrift verbreitet, die zum Mord ꝛc. auffordert. Diese bekannt Jewordene verbrecherische Aufforderung eines oder einiger Bösewichter bringt uns und unsere Gegend, die von jeher die größte Anhänglichkeit an Ew. Königl. Hoheit und das badische Haus hatte, in üblen Ruf und Veidacht. Eine solche Auf furderung sindet aber hei der unterthänigst treu ergebenen hiesigen Bürgerschaft nicht nur nicht den geringsten Eingang; sie wurde vielmehr mit der größten In— dignation und Entrüstung vernommen. Aufgefordert durch die hiesige Bür gerschaft, erlauben wir uns, in tiefster Ehrfurcht und Unterthänigkeit Ew. König! Hobgit die Versicherung zu geben, daß Sie Bürgerschaft der Stadt Buchen an einem solchen rb (chr hen Treiben nicht in entferntesten An theil hat, daß dieselbe vieimehr nach wie vor Ew. Königl. Hoheit gnädig stem Landesvater und Höchstdesselben ganzem Hause auf das treueste erge ben und zu jeder Stunde bereit ist, für Höchstdieselben und das Vaterland Gut und Blut zu opfern.
Ew. Königl. Hoheit gnädigstem Landesvater
Buchen, 14. April 1817.
unterthänigst treugehorsamsler Gemeinde⸗Rath und Bürger⸗Auesch aß.“ (Folgen die Unterschriften.)
Auf diese beiden Adressen hat Se. Königl. Hoheit der Groß herzog am 19. April nachstehende Antworten erlassen:
„An die Bürgermeister und Gemeinde- Näthe von Mudau, Dumbach, Ober- und Unterscheidenthal, Mörschenhardt, Schlossau und Stein bach, Bezirks-Amt Buchen.
„Das von Ihnen unterm 12ten d. M. an Mich gerichtete Schreiben habe Ich mit vielem Vergnügen empfangen. Obgleich Ich nicht daran gezweifelt hatte, daß man vergebens versüichen würde, Ihre Gemeinden in ihrer Treue und Anhänglichkeit, in ihrem Sinn für gesetzliche Ordnung und Rnhe wankend zu machen, so konnte es Mir doch nur angenehm sein, dies von Ihnen selbst bestätigt zu sehen. Ich danke Ihnen für die Mit ausgedrückten Gesinnungen und verbleibe mit aufrichtigen Wohlwollen
Ihr
. Abend Ausgegebenen Blättern erlassene Bekanntmachung benannte 6 1 . Getraide, die er besitze (300 Schfl. Roggen und 109 Schfl. Irfin dei et 9. emnjenigen eine Belohnung von 25 Fler, welcher ihm den Vlchen ab heb Hern des Gerichtes bezeichne, daß er sich mit Getraide— . gien n . ann,. . Dekannsmachüungen waren es indeß, welche , ern 9 sann eit des Publikums erregten, und so geschah es
daß gestern schon zeitig am Abend eine Menge Neugieriger vor dem
Hause des gedachten Herrn S ö gedachten Hern Schlee promenirte, um? die angesagte Demon⸗
,,,, der Gerüchte bei, daß Linc kal l chectrug nicht wenig zur Bestätigung er FHeruchte hei, daß eine solche erfolgen würde. 2 hr füllte sich die „Insel Schütt“, auf welcher das Schleesche Haus . ihn e ch Zuschauern, darunter sicherlich beinahe zwel Vr . , angehörig. Das Hin- und Herwogen einer det uber . ö , , n n e ner enden, sich immer mehrenden s 9g ufmerksamkeit der ohnedies scho polizei Mannschaft, welche zur Entfernung vom Platze an* n ,, . gehen ermahnte, als plötzlich, wie man uns berichtet 6 , . und sonstigen Jungen, ein Hagel von Steinen auf . 21 dehrburschen flog. Der erste Bürgermeister der Stadt, Herr B) e , 2 Begleitung mehrerer Magistratspersonen auf die Schun . nun n sammelte Menge an, setzte ihr das Ungeeignete ihres hee, e Her- einander und forderte zum ruhigen Auseinandergehen a n 9. hinweisend, daß der Magistrat Alles aufbieten weld? den ö . Uebelständen abzuhelfen ünd Schlee ja selbst die Hand , . ten habe. Seine, Anrede wurde mit Vivats begrüßt — . Steinregen hörte nicht auf, die Menschenmenge vermehrte sich mit jed . Augenblicke so, daß sich endlich der Magistrat veranlaßt sah, min al ih Hülfe zu requiriren, um die Schütt zu säubern und das Schleesche he vor weiterer Verwüstung zu bewahren, denn bereits waren einige ber Läden durchgeworfen. Wie wir hören, waren die Soldaten des hiesigen Infan⸗ terie⸗ Regiments bereits in den Kasernen konsignirt, die Pferde ber Naval. lerie seit Nachmittags gesattelt, und, nachdem sich der um Ruhr stattsindende Zapfenstreich in Generalmarsch verwandelt hatte, wurden sogleich alle Wa chen der Stadt verstärkt und Abtheilungen der Kavallerie sprengten dem Ii. des Tnmultes zu, denen dann auch bald Infanterie Kolonnen olgten. Trotzdem konnte der Voltshaufen nicht bewogen werden, aus ein⸗ ander zu gehen und das fortgesezi« Schlagen des General⸗ marsches rief nun auch die Landwehr auf ihre Allarmplätze, von
äickelungsphase Preußens das Interesse aller Genossen des deutschen Brüderstammes in hohem Grade berührt. 5 Nicht blos seit dem Abschlusse des neuen Staatsanleihens, son⸗
dern bereits feit mehreren Wochen zuvor ist hier die auffallende
wohlgeneigter Leopold.“ „An den Gemeinde-Nath und Bürger-Ausschuß der Stadt Buchen. „Es hat Mich sehr gefreut, aus Ihrem Schreiben vom 14ten d. M. zu entnehmen, welche Entrüstung durch die ohnlängst in dortiger Gegend verbreitete Aufforderung zu aufrührerischen Handlungen bei der Bürgerschaft Ihrer Stadt erregt worden ist. Daß dies der Fall sein und jeder derar— tige Versuch an der längst erprobten Treue und Anhänglichkeit der Ein— wohner von Buchen scheitern würde, war Ich übrigens im voraus über zeugt. Mit Meinem aufrichtigen Dank für die Mir auch bei diesem An— laß an den Tag gelegten Gesinnungen verbinde Ich die erneuerte Versiche— rung Meines Ihrer Stadt widmenden Wohlwollens, so wie der vollkom- menen Werthschätzung, womit Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter Leopold.“
Oesterreichische Monarchie.
O Wien, 23. April. Eben so tief und allgemein, als der Eindruck war, den die Thron⸗Rede Sr. Majestät des Königs von Preußen hier machte, eben so lebhaft ist die Theilnahme, mit welcher man den Verhandlungen der zum Vereinigten Landtage berufenen Stände Preu— Fßens folgt. Ihrer Zeitung haben die hiesige und mehrere Provinzial-Zei⸗ ungen bisher die wichtigsten Punkte der Verhandlungen entlehnt, und es stt sehr wünschenswerth, daß sie darin fortfahren mögen, da die jetzige Ent⸗
Vemerkung geinacht worden, daß aus den lonbardisch-venetianischen Provinzen so belangreiche Quantitäten Metalliquers zur Veräuße—= berg shie her gesen z, werden. Zu dieser ungünstigen Gestaltung i ge. . nichts weniger als erfreulichen Geldmarktes gesellte ) jun noch die bemerkengwerthe Chance, daß auch aus Sachsen sehr, viele Banknoten, die bisher dort immer sehr gesucht waren,
als vielmehr in kurzen n. auf Leipzig und Berlin verlangt werden und daher der Begehr nach letzteren auf eine Weise fork— während im Steigen ist, für welche die leipziger Ostermesse allein keinesweges genügende Erklärung bietet.
Wegen Behandlung der aus dem Dienst- und Lohnverhältnisse der
Arbeitsgeber zu den Arbeitsnehmern entstehenden Streitigkeiten ist gesetz⸗ lich bestimmt worden, daß solche Streitigkeiten zwischen Gewerbsleuten oder Fabrik-Inhabern einerseits und ihren Gesellen, Lehrlingen und Hülfsarbeitern andererseits, welche aus dem Dienst⸗Verhältnisse oder Lohnvertrage entspringen, von den Administrativ- Behörden nach den für ähnliche Streitigkeiten zwischen Dienstherren und Dienstleuten fest— gesezten Bestimmungen zu behandeln sind. Der Eintritt der aus dem Königreiche Polen kommenden Juden ist neuerlich sehr beschränkt worden. Es ist ihnen derselbe nämlich don nun an nur bei einem Kaiserl. Gränzzöll-Amte gestattet, selbst in dem Falle, wenn sie keine steuerbaren Artikel bei sich führen. Be— dor ihnen der Eintritt gestattet, müssen sie einen Geleitszoll für ihre Person bezahlen, der in drei Abstufungen von 1 Fl. 45 Kr. bis auf 4 II. 145 Kr. steigt und blos für jene, welche mit Vieh oder Lebens— mitteln handeln, auf 1 Fl. 6 Kr. ermäßigt ist. Außer diesem Ge— leitszolle muß noch unter der Benennung: Uebertrag, von jeder Geldsumme 25 pCt. des Gesammtbetrages entrichtet werden. Ihm Aerzte, Geburtshelfer und jene Juden, welche blos Transitohandel be— treiben, sind von diesen Abgaben befreit, die aber beim Austritt nach— gezahlt werden müssen, wenn der über die beim Eintritte geschehene Berichtigung ausgestellte Empfangsschein der Zoll-Behörde nicht bei gebracht werden kann. Die selbst nach Entrichtung des Geleitszolles erfolgten Aufenthaltsscheine sind nur für 14 Wochen gültig. Die Gründe dieser Beschränkung sind in der hierüber erfolgten gedruckten Kundmachung nicht angegeben.
w Prag, 24. April. Mit mehr Spannung als je sieht man den bevorstehenden Verhandlungen der böhmischen Stände entgegen. Auf unserem nächste Woche stattfindenden Landtage wird der Land— tagsschluß für das Jahr 1847 erfolgen, d. i. die Bekanntmachung des Landtags-Abschiedes über die 1846 für das jetzige Jahr postn lirten Steuerquoten und über die bei jener Gelegenheit von den Ständen ausgesprochenen Bitten und Wünsche; die hier— an sich allenfalls reihenden neuen Verhandlungen werden aber erst bei der auf den 3. Mai anberaumten ständischen Ver sammlung beginnen, bei welcher, wie man allgemein glaubt, Graf Salm zum letztenmale als Stellvertreter des Oberst Burggrafen fun giren wird. Jene Versammlung wird aber voraussichtlich länger dauern als irgend eine der früheren, da schon das vor vier Wochen ausgegebene Programm 36 verschiedene Verhandlungspunkte bezeich net, zu denen seitdem noch mehrere hinzukamen, abgesehen von den Anknüpfungspunkten, die der erwähnte Landtagsschluß für 1847 bie ten wird. An der Spitze der Tagesordnung stehen die Berichte der zur Wahrung der ständischen Rechte niedergesetzten Kommission, be treffend die in einem Hofkanzlei Dekrete vom Jahre 1845 erfolgte beschränkende Andeutung über die ständischen Privilegien und Frei heiten und damit in Verbindung gebrachten Vorbehaltes; dann über die Besetzung der ständischen Landes⸗-Aemter durch verfassungsgemäß hierzu nicht geeignete Inhaber von Staats-Aemtern, so wie über die bisher verweigerte Drucklegung und Kundmachung der Modalitäten der Landtage⸗ Einführung, endlich über die Art und den Zeimpunkt, wie von den Kreisämtern die Steuer-Ausschreibung erfolgt, ohne Berücksichtigung des den Ständen zustehenden Steuerbewilligungs-, Einhebungs- und Vertheilungs-Rechtes, wie dieses ihnen jedesmal durch din Krönungs Eid gewährleistet wurde. Hierauf werden die Verhandlungen folgen über die von einer Fraction der Stände erhobene Einsprache, gegen den mit Landtagsbeschluß vom 26. Mai v. J. erfolgten Nachlaß der Grundsteuer für den unterthänigen Besitzstand und freiwillige Ueber— nahme des Ausfalls auf den Steuergulden der Dominikalgründe, so wie der Rechtfertigungsbericht des Ausschusses über die erfolgte und diesen Beschluß präjudizirende Ausschreibung der Grundsteuer für das Jahr 1817.
Fernere Verhandlungen über allgemeine Landes Angelegen— heiten werden sein die über die im Jahre 18414 angeord⸗ neten Aenderungen im Montanwesen — über die Maßregeln gegen bie Anlockungen zum Lottospiele, dessen Aufhebung die Stände früher beantragt hatten — über die Errichtung einer Real-Höpothekenbank, so wie über die getroffenen Einleitungen zur Emporbringung des Flachsbaues und der Leinen-⸗Industrie, dann wegen künftiger Regulirung der Prämien Vertheilung zur Hebung der Pferdezucht. Die zu den Lokal-Wohl thätigkeits Anstalten der Stadt Prag bisher von den Ständen gelei⸗ steten Beiträge sollen eingestellt, dafür aber die Leistungen erhöht werden für andere durch ständische Mittel geschaffene Anstalten, wie das technische Institut, die Turnlehr-Anstalt und die Errichtung einer eigenen Operations-Anstalt für Augenkranke. Eben so sollen Anträge gestellt werden auf fernere Reisebesträge für den ständischen Historib= graphen und auf Bewilligung eines weiteren Theurungsbeitrages für die ständischen Beamten, eine Wohlthat, die bisher den Staatsbeam— ten versagt wurde.
Mehrere andere Punkte des Programms, wenn auch wich— tig in Beziehung auf, die Seibstserwaltung der ständischen Fonds, können ohne Eingehen auf die Details nicht näher be— zeichnet werden, da überhaupt die Geschäftssprache unserer Stände noch in einer Terminologie sich bewegt, die nicht nur eine genaue Kenntniß der Verfassung, sondern auch des komplizirten stän—⸗ dischen Mechanismus erfordert und daher für Fremde rein unver— ständlich ist. Dieser Mangel an Klarheit aber, selbst über das We nige, was von den ständischen Schriften Einzelnen zuweilen zu Ge— sicht kommt, ist auch Ursache, daß das Wesen der ständischen Ver— handlungen von Vielen nicht erkannt, von den Meisten verkannt und im günstigsten Falle mit Gleichgültigkeit, oft sogar mit Mißtrauen betrachtet wird. Letzteres trifft aber die neuere Gestaltung un⸗ seres Stände⸗Wesens um so unverdienter, da die jetzt nach Geltung strebenden Tendenzen keinesweges auf die Wahrung egoistischer Sonder-Interessen gerichtet sind, sondern nur darauf mit echter Loyalität dem Monarchen in der Förderung alles Guten und Nützlichen helfend beizustehen, dabei aber auch, in der Beschrän⸗ kung auf die herkömmliche Berechtigung und in sireng verfassungsmäßi⸗ gem Wege der Krone als treues Organ zu dienen für die Darle— gung der Wünsche und Bedürfnisse des Landes. Daß die Ständ⸗ übrigens weit davon entfernt sind, ihre seit mehreren Jahren regere Thätigkeit auf die Wahrung aristokratischer Standes ⸗Interessen zu richten, beweist schon zur Genüge das Bemühen, die aus der Uebung gekommene Vertretung der landtagsfähigen Städte, d. h. des Bürgerstandes, verwirklichen zu helfen, und es würden diese wohlge⸗ meinten Bemühungen bereits den besten Erfolg gewähren, wenn wir so glücklich wären, statt der josephinischen eine der preußischen ana⸗ loge Städte - Ordnung zu besitzen. Nicht zu zweifeln ist übri— gens, daß bei der in nicht ferner Zeit bevorstehenden neuerlichen Besetzung der wichtigen Stellen des Oberst-Landhofmeisters und des Oberst =- Land Kämmerers manche der bisherigen Hemmnisse und Wirren allseitig befriedigende Lösung und Abhülfe finden werden, die bei geeigneter Vermittelung durch hierzu vollkommen befähigte Organ nicht ausbleiben und nur größere Zufriedenheit nach oben und 367
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wo sie gleichfalls gegen die Schütt, anritckte, Alle Vemühnng .
hereinströmen, für welche aber die Rimessen weniger im Baaren,
sames nach unten zur Folge haben kann.
Zweite Beilage
Zweite Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.
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Sonnabend den 1 sten Mai.
Anhalt.
Frankreich. Paris. Selbstüberlieferung Bu Masa's. — Der Vertrag mit den Kabylen. — Neuer Gesandter für Madrid. — Der Herzog von Rianzares. — Die griechische Frage. — Das schwedische Geschwader im Mittelmeer. — Haiti und Frankreich. — Die Petitionen gegen die Sklaverei. — O'Connell. — Sinken der Fruchtpreise. — Vermischtes. Schreiben aus Paris. (Pairs-Kammer: Debatte über die Armee; De— putirten Kammer; Die Sklavenfrage und das Privilegium der Bank von Bordeaur; Cavaignac's Expedition nach der Sahara.)
Großbritanien und Irland. London. Unterstützungs-Fonds für Irland. — Typhus in Irland. — Die Bank von England. — Die Nachrichten aus Amerika: Einschließung von Veracruz.
Belgien. Brüssel. Die Repräsentanten⸗-Kammer stimmt für eine di rekte Eisenbahn von Brüssel nach Gent. .
Italien. Rom. Schreiben des Infanten Don Enrique.
Spanien. Schreiben aus Madrid. (Nachrichten aus Portugal; Ab— marsch spanischer Truppen nach der portugiesischen Gränze; die Mißhel— ligkeiten zwischen der Königin und dem Könige; Vermischtes.)
Wissenschaftliche und Kunst-⸗Nachrichten. Zur Literatur über Landtags -Angelegenheiten. — Drittes und setztes Abonnements Konzert, gegeben von den Gebr. Ganz und Th. Kullak. Zur vaterländischen Spezial⸗Geschichte.
Eisenbahnen. Florenz. der Eisenbahnbauten. .
Handels und Börsen-Nachrichten. Berlin. Börsen⸗ und Markt— bericht.
Unfall auf der Eisenbahn. Fortschreiten
k
Paris, 26. April. Der Scheriff Bu Masa, der bereits in Toulon angekommen ist und nach Paris geführt werden soll, ist nicht gefangen genommen worden, wie das Gerücht anfangs besagte. Er hat sich freiwillig dem Oberst St. Arnaud überliefert, auf Fortsetzung des Krieges verzichtet und seine Rolle für beendigt erklärt. Am 19ten d. hatte ihn das Dampfschiff „KJamälecon“ von Oran nach Al⸗ gier gebracht. Zum Oberst St. Arnaud sagte er, als er vor ihm erschien: „Du bist unter den Franzosen der, gegen den ich am häu— sigsten gekämpft habe; Dir will ich mich überliefern.“
Durch den mit den Kabylen abgeschlossenen Vertrag glaubt das Journal des Däbats die Zukunft Algeriens um einen großen Schritt gefördert. „Es ist übrigens nur gerecht“, fügt das ministe— rielle Blatt hinzu, „dem Marschall Bugeaud dieses Ergebniß, welches man im vorigen Jahre noch ganz unverhofft nennen konnte, zur Ehre anzurechnen. Der Marschall vernichtet dadurch alle die Vorwürfe, wonach er als eigensinnig auf der Absicht einer Unternehmung gegen Kabylien beharrend dargestellt wurde. Und warum sollte er auch ei gensinnig darauf beharren? Steht sein kriegerischer Ruhm in Afrika nicht auf der Spitze? Er will jetzt den Ruhm der Beruhigung und der Colonisation Algeriens erwerben, und wir hoffen, daß ihm dieser Ruhm eben so wenig entgehen wird, als der des Siegers.“
Herr Bois le Comte, bisher französischer Gesandter in der Schweiz, ist zum Gesandten am madrider Hofe ernannt.
Der Herzog von Rianzares, Gemahl der Königin Christine, hat ansehnliche Güter in Frankreich käufllich an sich gebracht. Die Kö nigin Christine verwandte sich nun dafür, daß ihrem Gemahle vom Könige der Franzosen ein Herzogstitel verliehen werde. Sie brachte dies, heißt es, nicht ohne Schwierigkeit zu Stande. Anfangs ver— langte sie für ihn den Titel eines Herzogs de la Malmaison, erhielt
aber eine entschiedene abschlägige Antwort; dann wünschte sie, daß
ihr Gemahl Herzog von Sainte Amelie benannt würde, war aber dabei nicht glücklicher; endlich wurde ihm dann der Titel eines Her— zogs von Montmorot zugestanden. Bei xLieser Titel-Verleihung ist der Herzog von Rianzares, wie schon erwähnt, in Frankreich natura lisirt worden. Ein Herr Cardin hat die Königin Christine und den Herzog von Rianzares vor dem Handelsgerichte wegen 500, 000 Fr. verklagt, welche er von Beiden für Bemühungen wegen der ihnen gehörigen Salzwerke von Lin in Anspruch nimmt, indem er behauptet, daß ihm diese Summe von dem Banquier und dem Intendanten der Königin für Bewirkung des Verkaufs, der durch ihn geschah, kon traktlich zugesichert worden sei. Die Entscheidung ist bis ilber 14 Tage ausgesetzt worden.
Es geht das Gerücht, Frankreich und Rußland stimmten in der griechischen Frage überein und würden in derselben gemeinschaftlich auftreten, ja sogar, um Lord Palmerston jeden Vorwand zu Gewalt— Maßregeln zu entziehen, die Zahlung der englischen Zinsen übernehmen.
Die schwedische Fregatte „Eugenie“ und, die schwedische Brigg „Nordeskold“, welche mit Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Oskar von Schweden in Toulon eingetroffen waren, haben am 20. April diese Stadt wieder verlassen.
Da der neue Präsident von Haiti, General Soulouque, in der Rede, mit welcher er die Repräsentanten- Kammer am 11. März eröffnet hat, und worin er die Lage des Staates nach innen und außen als befriedigend darstellt, mit besonderer Auszeichnung von der französischen Regierung spricht und auf die moralische Verpflich— tung hinweist, welche die Nation in Haiti Frankreich gegenüber zu erfüllen habe, so hält man es für glaubhaft, was von anderer Seite berichtet wird, daß nämlich der Präsident mit Frankreich und Eng land in diplomatische Verbindung treten wolle. In London und Pa- ris, sagt man, solle Haiti durch Agenten mit dem Titel „außerordent liche Botschafter“ vertreten werden.
Von der Bittschriften-Kommission ist die Verweisung der Peti tionen, welche an die Deputirten Kammer aus Paris und einigen Departements um Auf hebung der Sklaverei in den französischen Ko—
lonieen eingegangen, an den Minister-Präsidenten und den Marine—
Bittschriften
7. 1
Minister beantragt worden, indem zwar das Gesetz über die fakulta— tive Loskaufung der Sklaven von 1845 gute Früchte getragen habe, allein nur als eine die völlige Emancipation vorbereitende Maßregel angesehen werden könne. Herr Jollivet, ein Kolonial-Abgeordneter, hielt dagegen ein, daß in der Pairs Kammer dieselben übergeben worden und der Antrag, über die— selben zur Tagesordnung zu gehen, gestellt, auch vom Marine— Minister lebhaft unterstützt so wie aufgenommen worden sei. Zwischen ihm und Herrn Lherbette, der ihm vorwarf, daß er als bezahlter Fürsprecher der Kolonisten auftrete, kam es darüber zu einem lebhaf— ten Auftritt, welchem der Präsident ein Ende machen mußte. Herr von Lasteyrie führte mehrere Beispiele an, wie das Gesetz von 1845 in wichtigen Bestimmungen in den Kolonieen umgangen werde, und die Kammer beschloß endlich unter lebhafter Bewegung, die Abstim— mung über den Kommissions-Antrag ö. heute zu verschieben. Erst jetzt bestieg der Marine- und Koloniäl-Minister noch die Rednerbühne, um die gewissenhafte Aufrechterhaltung jenes Gesetzes durch die Re= gierung zu versichern und die Kammer zu bitten, wenn sie nicht der Aufhebung der Sklaverei und Wirksamkeit jenes Gesetzes selbst hin⸗
derlich werden wolle, zur Tagesordnung überzugehen. Die Kammer blieb indessen bei der Vertagung der Abstimmung stehen, da Herr Ledru Rollin ankündigte, daß er noch wichtigere Beschwerden in dieser Sache, als Herr von Lasteyrie, zur Sprache zu bringen habe.
O'Connell hat am 22sten seine Reise von Lyon nach dem südli⸗ chen Frankreich fortgesetzt.
Die Mehl und Brodpreise sind hier wieder stark gesunken.
Die Fregatte „Kleopatra“, mit dem die französische Station in den chinesischen Gewässern befehligenden Admiral Cecile, ist am 13. Februar vor Macao eingetroffen, wo die Fregatte „Gloire“ mit dem Capitain Lapierre, welcher den Admiral ablösen soll, und die Kor⸗ vette „Victorieuse“ sie erwarteten.
Der Bau der Bahn von Paris nach Lyon, dessen Kosten die Regierungs- Ingenieure zu 178 Millionen Fr. veranschlagt hatten, wird nach den jetzigen Ermittelungen 300 Millionen kosten. Die Gesellschaft verlangt nun, daß die Regierung ihr entweder zur Er langung des Mehrbetrags verhelfen oder sie ihrer Verbindlichkeit zur Ausführung des Baues entheben solle.
Das Feiern der Gruben- Arbeiter zu St. Etienne hat nach Genehmigung ihrer Forderung, daß die alten Arbeits Bestimmungen wieder hergestellt werden sollten, sofort aufgehört. Nach dem neuen Reglement hatten sie länger als sonst arbeiten müssen.
Der Assisenhof des Indre Departements hat wieder eine Anzahl Kornmeuterer zu fünf- und dreijährigem Gefängnisse ver⸗ urtheilt. ö ;
U Der bekannte Abbé Lacordaire will hier ein Dominikaner Kloster gründen, welches nicht mehr als 12 Mönche aufnehmen und nach Art der bereits in den Provinzen bestehenden Klöster desselben Ordens eingerichtet werden soll.
Der National ist in Spanien verboten worden.
X Paris, 26. April. Die Pairs-Kammer setzte heute die
gen Lebensmittel und dreihundert Fässer mit Wasser tragen.
Verhandlung des Gesetz-Entwurfs in Betreff der Ersatz Leute in der
Armee fort.
General Gourgaud ergreift zuerst das Wort. Er kann sich nicht enthalten, zu sagen, was er von einer vom Fürsten von der Moslwa in der vorigen Sitzung ausgesprochenen Meinung, welche den Grundsätzen zuwider sei, denke. Wenn man den Fürsten von der Mostwa und gewisse andere Redner höre, sollte man glauben, die Armee wäre nur ein Lurus-Gegen— stand und erheische keine bis ins Kleine gehende Aufmerksamkeit, hätte keine Bedeutung. Er frage aber, ob ohne die Armee die Magisträte Recht spre chen könnten? Ob der Bauer sein Feld bestellen, Frankreich im eigenen Hause Herr sein könnte ohne die Armee? Der Fürst vdn der Moskwa, der einen in der militairischen Geschichte Frankreichs so großen Namen trage, habe sich als Gegner eines Gesetz-Entwurfs erklärt, welcher die starke Constituirung des Heeres zum Zweck habe. Derselbe behaupte, der Wuchs des Soldaten sei eine Sache des unnützen Lurus. Wofern nur der Soldat tapfer sei, so liege wenig daran, ob derselbe etwas größer oder kleiner wäre. Aber es sei ein Leichtes, zu zeigen, daß die Tapferkeit allein nicht ausreicht; der Soldat müsse auch körperlich stark, kräftig und im Stande sein, Strapazen zu ertragen. Im Jahre 1813 habe man weniger Krankheiten unter den Leuten von hohem Wuchse be⸗ merkt, als unter den kleinen Soldaten. Der Fürst von der Moskwa habe auch gesagt, man könnte die Kürassiere und Karabiniere ganz entbehren. Das sei ein großer Irrthum. Wenn derselbe den großen Kriegen Frankreichs beigewohnt hätte, würde er sicherlich nicht so gesprochen haben. Er würde dann wissen, daß die schwere Reiterei viel wesentlichere Dienste leiste, als die leichte; diese Kürassire und Karabiniere spielten sicherlich eine entschei⸗ dendere Rolle, als die Husaren. Der Kriegs-Minister habe ein Minimum des Wuchses festgesetzt, unter welchem der Dienst schwer gefährdet sein würde. Man habe sogar die Länge des Gewehrs verkürzt und die Stärke der Ladung. Der Redner schließt mit einer Rechtfertigung der bestehenden Bestimmungen. ;
In der heutigen Sitzung der Deputirten-Kammer war die Verhandlung des Gesetz- Entwurfes in Betreff Bewilligung eines außerordentlichen Kredits von 1 Mill. Fr. für die sogenannten ge—⸗ heimen Ausgaben an der Tagesordnung. Es kam aber zuerst zur Fortsetzung der Verhandlung über die Petition, welche die gänzliche Abschaffung der Sklaverei in den franzoöͤsischen Kolonieen zum Gegen— stande habe.
Herr Lacrosse hat zuerst das Wort und unterstützt die Verweisung dieser Petition an den Minister-Rath. Herr Levavasseur erklärt sich zwar nicht gegen diesen Antrag, behauptet aber, Herr Jules de Lasteyrie habe sich zu großen Uebertreibungen der schlimmen Lage der Sklaven in den französischen Kolonieen verleiten lassen. Die Sklaven haben, sagt Herr Levavasseur, einen Garten, einen kleinen Besitz, einen Hühnerhof, einen klei nen landwirthschaftlichen Betrieb. Ihre Lage sei in zahlreichen Rücksichten besser, als die einer großen Zahl von französischen Bauern. Das Gesetz von 1815 sei auf vielen Pflanzungen in den Kolonieen ernstlich an genommen worden. Oeffentliche Schulen seien gegründet und wür den von den Erwachsenen besucht. Gewöhnlich zähle man darin 20 bis 25 Erwachsene auf 15 Kinder. Auch die Schwestern vom heiligen Joseph schickten günstige Berichte ein über die Entwickelung, welche die Er— ziehung nehme. Er behaupte daher auch jetzt noch, daß die vorgebrachten, wie er wohl glauben wolle, aufrichtig gemeinten Kritiken ungegründet seien. Der Redner kommt nun auf den Punkt des den Sklaven zugestandenen Besitzes zu sprechen und behauptet, der den Schwarzen bewilligte Grund und Boden sei nicht beschränkt worden. Herr Ledru Rollin hat das Wort. Er spricht sich energisch dafür aus, daß so schleunig als möglich die unerträgliche Lage der Schwarzen gemildert werden müsse. Man miüsse sich ernstlich mit der gänzlichen Emancipation derselben und mit Vorbereitung der nöthigen Mittel dazu befassen. Er glaubt durchaus nicht daran, daß die Pflanzer aufrichtig die Resultate des Gesetzes von 1815 angenommen. Dieses Gesetz könne übrigens nur als vorbereitende Maßregel angesehen werden. .
Die Büreaus der Deputirten Kammer haben heute die Kommis— sion für das Gesetz in Betreff Verlängerung des Privilegiums der Bank von Bordeaux ernannt. Die meisten der ernannten Commissaire sind dem Gesetz⸗ Entwurf günstig. Aber die Besprechung desselben war lang und lebhaft in den Büreaus, die Frage der Departemental— Banken überhaupt kam dabei zur Sprache und wird auch bei der Verhandlung in der Kammer lebhafte Debatten erregen.
Die Rüstungen zu der großen Expedition, welche der General Cavaignac nach der Sahara unternehmen wird, sind beträchtlich. Eine Kolonne von 2409 Mann unter den Befehlen des die Subdi vision Tlemsen kommandirenden Generals Cavsaignae selbst sollte am 11. April zu Dayn sich versammeln. Der einstweilige Kommandant der Provinz Oran, General d'Arbouville, ist in Person nach Tlemsen gekommen mit drei Schwadronen Kavallerie unter dem Befehle des Obersten Morris und drei Bataillonen, nämlich einem vom 44sten Linien Regiment, dem gten Bataillon der Jäger von Orleans und dem Zten Bataillon der Fremden-Legion. Nach der Seite von Ma— rokko zu lagert eine 1200 Mann starke Kolonne unter dem Sebdu, und der Oberst de Cotte von den Jägern von Afrika steht zu Ne—⸗ mours. So wird der General Cavaignac vollkommen freie Hand haben für seine Operationen. Alles läßt annehmen, daß er unver— züglich nach dem Süden sich wenden werde. Noch Ueberschreitung der sandigen Ebene, welche die beiden Schotts von einander scheidet, wird er bis nach der kleinen Stadt Schelehla gelangen. Dieser
Punkt war erst zweimal besucht worden, nämlich zuerst durch die
Kolonne des Generals Gery, dann durch die des Obersten Re—
nault. Er liegt 50 Stunden von Tlemsen entfernt, und dort
trifft man die letzten Spuren der Macht der alten Rö⸗ mer. Darf man Gerüchten Glauben beimessen, so hättte der General Cavaignac die Absicht, noch dreißig Stunden weiter vorzu⸗ dringen. Abd el Kader ist unzweifelhaft wieder in Bewegung und war in Schott Scheragi gesehen worden. Die Bevölkerung jener Gegend kennt die französische Macht kaum, und darum hält General Cavaignac es für nöthig, den Einfluß Abd el Kader's auf sie zu vernichten. Denn dort rekrutirt derselbe seine Reiterei und findet im Falle der Noth eine Zufluchtsstätte., Achtzehnhundert Kameele und zweihundert Maulthiere vom Train werden die für den Zug 1
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eine beträchtliche Heerde Schlachtvieh begleitet den Zug. Die Dauer desselben wird auf wenigstens sechs Wochen angeschlagen. Die Ko⸗ lonne nimmt für 50 Tage Lebensmittel und 15,000 Litres Wasser mit. Von Oran und Tlemsen aus sind diese großen Vorräthe nach Daya geschafft worden. Alle Soldaten sind mit grünen Schleiern versehen, die sie über dem Gesicht tragen, um die Augen möglichst zu schützen. Auf dem Marsche sollen vermittelst des Barometers wissenschaftliche
Beobachtungen angestellt werden in Uebereinstimmung und im Zusam⸗
menhange mit gleichzeitigen zu Tlemsen und Oran, Man will Was⸗ ser und Luft analysiren. Es giebt wenig Wegweiser für ein solches Land, wo der bloße Instinkt einiger Araber zum Führer dienen muß. Diese Araber beriechen die Erde, befühlen die seltenen Pflanzen und Sträuche und gehen dann vorwärts. Es ist nur zu wünschen, daß der Sirokko nicht eintrete und den Soldaten die ohnedies schon so heiße Luft, die sie einathmen, vollends erstickend mache.
Großbritanien und Irland.
London, 24. April. Das Comité zur Unterstützung der Noth⸗ leidenden in Irland und Schottland hatte bis gestern 385,060 Pfd. St. erhalten, worunter 1635,B000, welche in Folge des offenen Briefes der Königin an das Ministerium des Innern eingegangen waren, so wie zahlreiche, zum Theil vorige Woche eingelaufene Beiträge aus Guiana, Neuschottland, Neufundland, Neubraunschweig und Holland.
Die Nachrichten aus Irland lauten fortwährend sehr betrübend über die Ausbreitung des Typhus auch unter den höheren Ständen. Der sehr begüterte Vater des Unterhaus-Mitgliedes W. H. Gregory war demselben ebenfalls erlegen, und der auf die Nachricht von dessen Erkrankung von London herbeigeeilte Sohn fand nur noch die Pflicht der Beerdigung zu erfüllen, als er anlangte. Es darf indessen bei aller außerordentlichen Ausbreitung von Fieber und Typhus durch Einwirkung der herrschenden Noth nicht ganz vergessen werden, daß beide Krankheiten auch in besseren Zeiten in Irland beständig hei⸗ misch und im April und Mai alle Jahre, wenn auch bei weitem nicht im jetzigen Grade, sehr häufig vorkommen. .
Die Bank von England verweigert beharrlich die Diskontirung von Wechseln, welche zu Getraide⸗Speculationen dienen, weil sie be⸗ sorgt, daß das Getraide plötzlich bedeutend fallen werde, und daß dann die Häuser, welche zu hohen Preisen Korn gekauft haben, ihren Verpflichtungen nicht würden nachkommen können.
Nach dem eben erschienenen Wochen -Berichte der Bank hatte ihr Noten- Umlauf um 435,B240, ihre Baarschaft um 537,212 Pfd. St. abgenommen; ersterer betrug noch 22,801,100, letztere 9, 329, 8'1 Pfd. St.
Der New York Courier and Enguirer, dessen Berichte
aus Veracruz bis zum 13. März reichen, giebt noch einige Mitthei⸗ lungen über die an diesem Tage vollendete Einschließung (investment) der Stadt, deren Garnison auf 4600 Mann angegeben wird. Die Landung der amerikanischen Truppen war am 9g. März gleich nach Mitternacht vollendet. Am 10ten Morgens um 2 Uhr entspann sich ein nutzloses und unschädliches Gefecht zwischen den amerikanischen Pikets und einer Abtheilung mexikanischer Kavallerie, und gleich dar⸗ auf setzte sich das amerikanische Truppen-Corps, 12.909 Mann stark, gegen die Stadt in Bewegung. General Worth führte die Vorhut, mit welcher er nach Zersprengung eines mexikanischen Kavallerie⸗ Corps einen Angriff auf zwei an der linken Seite der Stadt belegene Re⸗ douten unternahm und sie beide erstürmte. Die Amerikaner verloren 17 Todte und Verwundete, unter Ersteren einen Hauptmann, unter Letzteren einen Oberst Lieutenant; der Verlust der Mexikaner wird auf 50 Todte angegeben. Die 2te und Zte, Division, unter den Ge⸗ neralen Patterson und Twiggs, nahmen hierauf ebenfalls die ihnen angewiesenen Stellungen ein, und General Pillow setzte sich, um der Stadt die Verbindung mit dem Innern abzuschneiden, in einer alten Kirche fest, in der er ein mit 150 Faß Pulver gefülltes Magazin entdeckte. Während der ganzen Zeit wurden die amerikanischen Trup= pen sowohl von der Stadt aus, als vom Kastell beschossen, ohne jedoch viel zu leiden. Am 11ten Morgens rückte das Heer noch näher an die Stadt hinan: Worth's Division auf, dem rechten Flügel, an die See gelehnt, Patterson im Mittelpunkte ins Land hinein und Twiggs links an ihn sich anschließend noch weiter ins Innere. Die Linie im Bereich des Geschützes sowohl der Stadt als des Kastells zog sich quer über die Eisenbahn, welche, die Stadt mit dem Magazin verbindet, und besetzte auch die Wasserleitung, welche die Stadt mit Wasser versorgt. Es wurde sog eich mit Aufwerfung der nöthigen Verschanzungen begon⸗ nen und an den Böschbatterieen gearbeitet, und schon am 13ten zo⸗ gen sich diese Erdwälle in ununterbrochener Linie von dem Punto de Hornos bis zu dem Punto de la Catita fort. Ein heftiger Nord⸗ wind, verhinderte indeß die Landung der schweren Geschütze und der Munition, und man glaubte) daß noch mehrere Tage hingehen wür= den, bevor die Beschießung der Stadt begonnen werden könne.
Nach Angabe der londoner Times reichten die neuesten in New— Nork eingegangenen Nachrichten aus Veracruz bis zum 2. März, an welchem Tage die Entscheidung noch nicht erfolgt war.
8 el g Brüssel, 27. April. Nach langer, heftiger Debatte hat die
Nepräsentanten-Kammer sich, im Widerspruch gegen das Ministerium, für die direkte Eisenbahn von Brüssel nach Gent über Alost ent⸗ schieden, indem das Amendement des Herrn Delhougne, einen Kredit von 275,009 Fr. für die ersten Bahnarbeiten zu bewilligen, mit 37 gegen 36 Stimmen angenommen wurde.
F tati en
Rom, 18. April. Der Infant Don Enrique hat nachstehen⸗ des Schreiben an den Redacteur des Diario di Roma gerichtet: „Da meine Ankunft in dieser Hauptstadt zu mannichfaltigen Kommen⸗ taren Anlaß giebt und andererseits mir viel daran liegt, daß die Ursache meiner e f nicht schlecht gedeutet werde, so sehe ich mich, obwohl un⸗