die Zahl der Civil⸗Prozesse erheblich zu vermindern, erscheint es so= wohl im Interesse des Publikums, als des Advokatenstandes ersorder⸗ lich, die durch Unsere Verordnung vom 29. September 18335 festge⸗ kKöte höchste Zahl der Advokaten und Notare auf das gegenwärtige Bedürfniß zu vermindern, und Wir 42 daher, mit Aufhebung des 8. 1 der gedachten Verordnung, wie folgt: .
2 1. *in * Zahl * in den Gerichtskreisen Unseres Herzogthums zuzulassenden Abvokaten und Notare soll tetragen n dem Kreise Braunschweig: 25 Advokaten und 12 Notare; . 9 Kreise Wolfenbüttel: 15 Advokaten und 7 Notare; in 2 — ; Helmstedt: 6 Advokaten und 3 Notare; in dem Kreise Ho D ** 6 Advokaten und 3 Notare; in dem Kreise Gandersheim: 5 . ten und 3 Notare; in dem Kreise Blankenburg: 4 Advokaten und ?
* 2. Bis dahin, daß die jetzt vorhandene Zahl der Advoka⸗ 1 1 bestimmte Anzahl ver⸗ ten und Notare sich auf die durch den 8. 1 bestimmt mindert hat, sind Advokaten und Notare nicht zuzulassen, mit Aus⸗ nahme der Rreise Braunschweig und Wolfenbüttel, in welchen die⸗
jeni skandidaten, welche bei Publication dieser Verordnung 3 86 fund en Advokaten und Notare vorgeschriebene Eramen bestanden haben, in der Weise zu rezipiren sind, daß, wenn zwei Va⸗ kanzen entstanden, Einer derselben zuzulassen ist. ; . ; Der Magdeburger Zeitung, wird aus Braunschweig vom J. Mai geschrieben: „Auch in unserem Vaterlande ha⸗ ben wir leider Volks⸗Erzesse zu beklagen. In Schöningen haben Pöbelhaufen wegen, vermeintlich zu hochgestellter Kar—⸗ toffelPreise sich zu Gewaltthätigkeiten gegen Personen und Eigenthum erdreistet, und zwar in so gefährlichem Umfange, daß auf Verlangen der dortigen Behörden von hier aus ein Militair-Detaschement dahin abge⸗ sandt wurde, wodurch anscheinend die Ruhe ohne Anwendung wirk⸗ licher Gewalt wiederhergestellt ist; eine Zurücknahme der bewaffneten Macht ist jedoch bis jetzt noch nicht für rathsam erachtet. Auch in der Residenz selbst ist man nicht ohne Besorgniß vor Unruhen; an vagen Gerüchten, wie sie kommenden unglücklichen Ereignissen voran⸗ zugehen pflegen, fehlt es nicht. Um die ohnehin schwache, durch die nach Schöningen abgesandte Mannschaft unter den Normalbestand gebrachte Garnison zu ergänzen, ist eine gleiche Anzahl Beurlaubter einberufen, Bös⸗ williges Geschwätz läßt eine Zusammenziehung des ganzen Nontingents bes — * sein, fabelt von Brand- und Drohbriefen u. s. w. Wahrheit ist, daß allerdings hin und wieder an öffentlichen Orten von schlechten oder leichtsinnigen Subjekten unziemliche Reden geführt werden, und daß des—⸗ halb eine Anzahl Schneidergese len zur Haft und Untersuchung gezogen worden, daß überhaupt eine Aufregung herrscht, die nichts Gutes verheißt. Wirkliche Demonstrationen zesh die öffentliche Ruhe sind bis jetzt noch nicht vorgekommen. Auch können, die Bedrängten nicht verkennen, daß fortwährend Behörden und Privatpersonen sich beeifern, der un— lücklicherweise durch die feststehenden hohen Korn- und Kartoffel- Hr noch im Steigen begriffenen Noth lindernd entgegenzutreten. Der Herzog hat abermals 1000 Rthlr. zum Ankauf von Brod ge— schenkt, und in den letzten Tagen des verflossenen Monats erschien eine Verordnung, welche die Eingangs- Abgabe von Reis bis zu Ende Septembers d. J. aufhebt.“
Herzogthum Sachsen⸗Altenburg. Se. Kaiserl. Ho⸗ eit der Großfürst Konstantin ist in Begleitung des russischen Ge— n am sächsischen Hofe am 22. April mit einem Extrazuge in Altenburg angekommen. Am 23sten wird die Verlobung desselben mit der jungen Prinzessin Alexandra von Sachsen-Altenburg, jüngsten Tochter des regierenden Herzogs, stattfinden. Nach achttägigem Aufenthalte des Großfürsten wird derselbe mit dem ganzen hiesigen Hofe sich nach Hannover begeben. Wie es heißt, wird die Prinzessin erst im Spätsommer ihre Uebersiedelung nach Rußland antreten, wo sie noch ein Jahr lang vor ihrer Vermählung in der griechischen Re— ligion unterrichtet werden wird.
Freie Stadt Bremen. Die Finanz-Deputation hat nach stehende Aufforderung erlassen; „Da die freie Hansestadt Bremen eine Anleihe bis zu einer Million Thaler in Louisd'or zum Behuf verschiedener außerordentlicher Ausgaben zu machen beabsichtigt, die Bedingungen der bisher unter der Hand gemachten Anerbietungen aber nicht haben angemessen erachtet werden können; so findet sich die Finanz Deputation in Folge des ihr ertheilten Auftrags zu einer öffentlichen Aufforderung an alle Diejenigen veranlaßt, welche Aner= bietungen zu einem solchen Darlehn zu machen geneigt sind, diese innerhalb vierzehn Tagen, also spätestens bis zum 15ten diese⸗ Mo⸗ nats an sie gelangen zu lassen. Sie ersucht aber, folgende Bestim⸗ mungen bei den Offerten zu beachten: 1) Es sind dieselben ver iegelt bei der Generalkasse der Stadt einzureichen oder einzusenden. 2) Es können nur Offerten, die entweder den vollen Betrag einer Million Thaler Gold oder doch einen beträchtlichen Theil dieser Summe be⸗ fassen, berücksichtigt werden. 3) Die Anleihe kann nur gegen Obli⸗ gationen geschehen, die von Seiten des Darleihers unkündbar sind, wogegen aber diese aus den Mitteln des Tilgungsfonds allmãalich mit⸗ telst sährlich verhältnißmäßig geschehender Abträge Lingelöst werden sollen. 4) Die Einzahlung der Anleihe wird in näher zu verabre= denden Raten geschehen können, indem nur ein Theil derselben im gegenwärtigen Jahre, das Uebrige aber erst im Laufe des nächsten Jahres, eingezahlt zu werden braucht.“
dünchen, 30. April. Seit vorgestern gab es hier fast
5 . oder doch mehr und eifriger besprochenen Unter⸗ haltungsgegenstand, als die sich immer erneuenden und doch nie auf nachzuweisende Thatsachen stützenden Gerüchte von Getraide⸗, Brod⸗ und Kartoffel-Unruhen, die es fast in allen größeren Städten des Landes gegeben haben sollte. Wir erachten es ausdrücklich als Pflicht, denselben verneinend entgegenzutreten, da wir nicht daran zweifeln e daß sie auch ihren Weg in die Zeitungen finden werden. Auch die Vorgänge in Nürnberg, obschon sie an sich bedauerlich ge⸗ nug gewesen sind, rn. noch zu Uebertreibungen aller Art dienen miüssen, und von einer leicht erkennbaren Seite her, en, e, wie es den An= * e. hat, sollen die Nachrichten über bie nürnberger Exzesse eistigst enutzt worden sein, um unter den hiesigen unteren Klassen die Mei⸗ uung zu verbreiten, nicht einmal in, Franken sei man mit den neue—⸗ sten Dingen zufrieden. Selbst diejenigen, auf deren Aufregung es allenfalls abgesehen sein dürfte, müssen aber wohl zuletzt diese Ucber⸗ treibungen als solche erkennen. Wie weit man darin geht, erhellt wohl am besten daraus, daß man aus dem, wie es scheint, ganz miß⸗ lungenen Versuch des Justandebringens einer Adresse im sogenannten ultramontanen Sinne an den König sofort die große Neuigkeit ge⸗ macht und allgemein verbreitet hat, die Bevölkerung des gen fen Oberlandes sei in förmlichem Aufstand und werde in Massen nach München ziehen, um gewisse. Zustände wieder herzustel⸗ Nirgends, wo bis jetzt die bloßen Klagen und Be⸗ chwerden zu Drohungen oder gar zu Erzessen angewachsen sind, ben diese auch nur im Mindesten einen politischen Anstrich gehabt, und sollte an dem ominösen ersten Mai, dem hier mor— gen Tausende besorgten Herzens a ensehen, ganz wider Er⸗ warten wirklich Störungen der öffent * Ruhe vorkommen, so werden auch * ver ene hr ig einen anderen Charakter nicht tragen. Indessen theilen diejenigen, welche die getroffenen Vorsichtomaßregeln
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u würdigen im Stande sind, solche Besorgnisse gar nicht, sondern ud — daß es morgen so gut ruhig bleiben werde, trotz des eintretenden erhöhten Sommerbier-Preises, als wenn Bier und Brod gleichzeitig im Preise hätten sinken können. Nur das Eine ist leider gewiß, daß die ganze Bevölkerung unter der enormen Höhe aller Lebengmittel⸗Preise je länger, desto empfindlicher leidet. ö
So eben lesen wir in öffentlichen Blättern, daß die Neuigkeiten. welche die jüngste Post aus Athen überbracht, erfreulicheren Inhalts seien, als man habe erwarten können. . Diese Angabe stimmt mit dem Inhalte verschiedener gestern hierhergelangter Privatbriefe neuesten Datums aus Athen keinesweges überein. Man scheint dort vielmehr allen Ernstes darauf gefaßt zu sein, daß es demnächst zu Vorgängen ernster und entscheidender Art kommen werde. Unser Kron— prinz gedachte die Rückreise in etwa acht Tagen anzutreten.
** Frankfurt a. M., 1. Mai. Bei der noch vorhande⸗ nen großen Theurung aller Lebensmittel und fortschreitenden Noth haben unsere Staatsbehörden die Nothwendigkeit erkannt, den Staats= dienern eine Theurungs-Zulage zu bewilligen; doch sollen sie nur diejenigen erhalten, welche einen geringeren Gehalt als Eintausend Gulden haben. — Hier, wie erfreulicher Weise überall, ist ein kräf⸗ tiges Znsammenwirken erwacht, die Noth bei den ärmeren Klassen nicht in vollkommenen Mangel ausarten zu lassen. Die Stadt selbst läßt den Bäckern nun ein größeres Quantum an Frucht und Mehl aus ihren Magazinen zukommen, nachdem das Brodbedürfniß ermittelt wor⸗ den. Das Brod ist hier immer noch weit billiger als in der ganzen Umgegend, und mittelst Karten, welche das Haus Rothschild menschenfreundlicherweise ausgiebt, kann Jeder den 6 Pfenniglaib Brod zu 24 Kr. erhalten. Die Bil- dung eines besonderen Brod⸗-Vereins steht außerdem in Aussicht, und die Suppen-Anstalt macht alle Anstrengungen, bis zur nächsten Aerndte sortbestehen zu können. Die Lage und Bedeutendheit unserer Stadt führt ihr eine Masse fremder Arbeiter zu, die, zum großen Theile noch geschäftslos, die Mildthätigkeit in Anspruch nehmen. Die Armen der Umgegend umschwärmen in jedem Alter massenhaft unsere Stadt. und es gehört außer den Mitteln jetzt auch ein moralischer Muth dazu, die Bettlerbesuche fortwährend zu empfangen. In der Stadt ist es, trotz der Wachsamkeit der Polizei, kaum besser. Eine große Kalamität ist die Theurung der Kartoffeln, welche schon auf 4Rthlr. preuß. Cour, pro Malter gestiegen sind. Doch hofft man, daß, das Verbot des Branntweinbrennens in dieser Hinsicht wohlthätig wirken werde. Die Aussichten auf die Aerndte basiren vorerst auf den Stand der Wintersaat und des Obstes und sind, Gott sei Dank, sehr befrie— digend. . Die in Mainz lagernde Masse von Auswanderern soll heute einen großen Zuwachs erhalten haben, wodurch die peinliche Lage derselben nur vergrößert wird. .
Die rn, ,,. monatliche Abrechnung der Börse ver— ursachte zwar manchem Spekulanten fühlbaren Verlust, da die Eisen⸗ bahn - Actien in diesem Monat gewichen sind, ging aber doch leicht vorüber. Das baare Geld war recht flüssig. Das Börsengeschäft ist aber im Allgemeinen von keiner Erheblichkeit.
Oesterreichische Monarchie.
Krakau, 1. Mai. Ueber das Stempel-Gesetz ist folgende
Bekanntmachung hier erschienen: „Das in gude und dessen Gebiet dermalen geltende Stempel
Geseß vom Jahre 1833 der erloschenen krakauer Regierung hat noch fer⸗ nerhin bis zu dem Zeitpunkte in Wirksamkeit zu bleiben, in welchem die osterreichische Justiz-⸗Verfassung und die österreichischen Justiz-Gesetze in die⸗ sen Gebietstheilen in Kraft treten werden. Hieraus ergiebt sich die Folge, daß für die Dauer der Wirksamkeit dieser Stempel-Vorschriften die in dem krakauer Gebiet ausgestellten Urkunden, wenn sie den hier gültigen Voꝛ schriften gemäß gestempelt sind, auch in den übrigen dem , . Gesetze vom 27. Januar 1849 unterworfenen Ländern der. Me⸗ narchie als gesetzlich gestempelt zu betrachten sein werden, so wie
auch die in den österreichischen Staaten außer dem krakauer Gebiet aus— estellten Urkunden, wenn sie den dort gültigen Stempel -Vorschriften ent⸗ prechen, im Falle ihres Vorkommens in dem krakauer Gebiete des Stem— pels wegen nicht beanstandet werden können. Bezüglich auf die Eingaben der Parteien bei den Behörden und die Ausfertigungen dieser letzteren an Parteien können, wie es sich von selbst versteht, die Vorschriften des noch in Wirksamkeit bleibenden trakauer Stempelgesetzes nur insofern Geltung haben, als es sich um Verhandlungen bei den Behörden in dem krakauer Gebiete handelt. Es werden demnach Gesuche und Eingaben der Parteien, die von hier aus bei Behörden und Aemtern in anderen stempelpflichtigen Ländern eingebracht werden, den Stempel⸗-Vorschriftem dieser Länder zu folgen haben, so wie die Parteien, welche aus anderen Ländern der Monarchie bei den Behörden des krakauer Gebietes Eingaben überreichen, sich den Vorschriften des krakauer Stempelgesetzes zu fügen haben. Was insbesondere die Taxen anbelangt, wovon der 2te Theil des Stempel= und Targesetzes vom 27. Januar 1849 handelt, so folgt aus dem Umstande, daß dieses Gesetz in dem krakauer Gebiete vorläufig nicht in Wirksamkeit tritt, daß diejenigen Ernennungen, Verleihungen oder Konzessionen, welche von den Behörden im krakauer Gebiet ausgehen, d. h. definitiv von ihnen beschlossen wer⸗ den, auch der Tare, welche das Stempel und Tangesetz vom 27. Januar 1840 vorschreibt, nicht unterzogen werden können, je doch den Gebühren unterliegen, die in dem krakauer Stempelgesetze festge⸗ setzt sind; dagegen diejenigen auf Personen im krakauer Gebiete bezugneh— menden tarpflichtigen Ernennungen, Verleihungen und Konzessionen der Taxe des Stempel- und Taxgesetzes vom 27. Januar 1849 unterliegen, welche von Sr. Majestät oder von Behörden in den Ländern ausgehen, wo dieses Gesetz Wirksamkeit hat. Es ergiebt sich hierbei von selbst, daß in solchen Fällen, wenn die Intimation an die Partei in dem krakauer Gebiete von einer Behörde dieses Gebietes geschieht, die in dem krakauer Stempelgesetze diesfalls vorgeschriebenen Ausfertigungsgebühren nicht mehr einzutreten ha— ben, insofern diese Gebühren die Tare des österreichischen Gesetzes schon in sich schließen und somit für denselben Gegenstand die Gebühr doppelt ent⸗ richtet würde. Krakau, 23. April 1847. Moriz Graf Deym, Kaiserlicher
Hof⸗Commissair.“ Uußland und Polen.
St. Petersburg, 27. April. Nach offiziellen aus Schlüssel⸗ burg eingegangenen Nachrichten war am rechten Ufer des Ladoga⸗ See's, vom Austritt der Newa an gerechnet, oberhalb auf einer Strecke von 5 Werst, das Eis geschwunden; sonst lag auf dem See die Eisdecke noch überall unbeweglich. Die Newa war von dem be— zeichneten Punkte abwärts auf Werst eisfrei. ö
Auf das Gesuch mehrerer Mitglieder der hiesigen Kaufmannschaft hat, der Finanz-Minister im Minister⸗Comité darauf angetragen, daß es ihnen erlaubt werden möge, auf Grund der von ihnen verfaßten Statuten eine Kommerz-Compagnie für See, Fluß und Landtransport Versicherungen unter der Firma „Nadeschda“ zu bilden. Auf . darauf gefaßten Beschluß des Minister Eomiténs hat Se. Majestä der . das Projekt der Statuten durchgesehen und die Bildung der Gesellschaft genehmigt. ö.
Auch Sibirien ist von einem Mißwachs rr. ucht wor ö. Im Kreise von Werchneudinsk, im Gouvernement Irkutsk, e. in raß Jahren 1844 und 1845 der Ausfall der Aerndten so e, ig, * die Kron. und Gemeinde- Magazlne geöffnet, werden mußten. 2 Jahre 1846 war die Aerndte etwas . indessen reichte , trag nicht hin zum eigenen Bedarf des Landes. . 9. lich war jn den Kreisen von Irkutsk, Nischneudinsl und Ner m. j ewonnene Fruchtmenge. Gänzlich mißriethen die 4 . .
irensk, wo überhaupt der Getraidebau von wenig Belang ist un
nur geringe Vorräthe vorhanden waren. Bei der großen Ausdehnung
dieses Kreises und der weiten Entfernung zwischen den einzelnen Dör— fern fällt es den Einwohnern äußerst schwer, sich mit dem nöthigen Getraide zu versorgen, zumal da es an gewerblicher Industrie daselbst beinahe gänzlich fehlt. Man schlägt die fehlende Fruchtmenge auf etwa 300,000 Tschetwert an. Durch die Vorsorge der Regierung ist bis zum Eintritt der neuen Aerndte der Mangel gedeckt. In Irkutsk wird für ein Pud Roggenmehl 89 Kopeken bezahlt, ein Preis, der dort noch nicht vorgekommen ist. Wenn auch die nächste Aerndte mißräth, fürchtet man drückenden Nothstand; Etwas günstiger stellen sich die Verhältnisse im Gouvernement Jenißeisk. Zwar ist auch dort die Zeit dahin, wo man nicht wußte, was mit dem Ueberflusse anzu fangen. Seitdem die Goldwäschereien so viel Arbeiter heranziehen, reicht der im Lande gewonnene Ertrag zum Unterhalt der Bevölkerung nicht mehr aus, und man bedarf der Zuführen aus anderen Gouvernements. Die Aerndte des Jahres 1845 war ziemlich gut, und auch die des Jahres 1846 würde für die heimischen Bewohner des Gouvernements ausreichen, sie ist aber unzulänglich für den Bedarf der Goldwäsche—⸗ reien. Die Goidwäschereien haben bei allem Nutzen, den sie bringen, doch einen großen Ueselstand zur Folge gehabt, nämlich den, daß durch sie die Preise der unentbehrlichsten Lebensmittel unverhältniß— mäßig gestiegen sind. Diese hohen Preise sind weniger eine Folge des unzureichenden Produkten-Vorraths als des Ueberflusses an
Gold.
ö Paris, 30. April. Die verwittwete Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin, Stiefmutter der Herzogin von Orleans, ist in den Tuilerieen eingetroffen. 3 ; In den Departements werden morgen, zum Namensfest des Kö nigs, seinem ausdrücklichen Wunsch zufolge, keine offentlichen i,. ungen veranstaltet, sondern es sollen die sonst dafün verausgabten Gelder zum Besten der Armen verwendet werden; in ö. dagegen finden die gewöhnlichen Lustbarkeiten ganz in bisheriger Weise durch Theater und Bälle, Preisklettern, Konzerte, Feuerwerke und Illumi nationen statt. Unter die Armen werden in den verschiedenen Be— zirken Lebensmittel vertheilt. . ö ; ö. Die Petitionen, welche, auf unverzügliche Emancipation ⸗ Sklaven abzweckend, bei der Deputirten- Kammer eingegangen sind, wurden gestern, nach dem Schluß der Diskussion, an die be reffen den Minister verwiesen, wie die Kommission es beantragt hatte. . 6. Berichterstatter der Kommission erläuterte vorher e, g , die Absicht der Kommission gewesen sei, durch die 2 er Bittschrift an die Regierung derselben das Gesuch 3 e dn empfehlen, sondern dieselbe auf die Auführung . . 3. unn Gesetze aufmerksam zu machen. Nach ,, . Verweisung an die Regierung weiter keinen , Die Presse erklärt die Ueberweisung der Petitionen an die Ministzt; h. . Niederlage des Kabinets. Als eifriger Vertheidiger dieser . . zeigte sich in der Kammer besonders Herr Lediu Rollin. Er 66 tete namentlich, daß das Gesetz von 1815 keines wege ö 1. und Zwecke gemäß, die Aufhebung der , . Maßktegeln zu bewirken, gehandhabt werde; Ver, . . Martinique erkläre laut den gezwungenen Loskauf für inn ü , . und habe kürzlich noch einem Bankette ,,, ö. Pflanzer gegeben, der wegen Grausamkeiten egen! . 7 und freigesprochen worden. Eine Vorbedingung, der FreilW ö die Aorbereitung der Sklaven dazu durch Unterricht, ö h aber nicht ertheilen lasse. Die Kammer wisse, au welche ö Millionen Fr. zum Unterrichte von zwörf Negerkind ern . 9 worden seien. Auch die Geistlichkeit sei der Emancipation nicht hold, und im Seminare von Saint-Esprit gebildet, lehre sie, daß Sklaverei eine geheiligte Sache sei. Geistliche besäßen selbst Sklaven und, lichen sie geißeln und züchtigen. Mit der Magistratur in den . ö. e nicht besser. Als man 1845 in der Kammer 10000! s . nter⸗ stützung der Loskaufung von Negern bewilligt, habe, . . zweifelhaft gewesen, daß davon nichts auf die laut ö . lonial-Gesetzes freien Sklaven verwendet werden könne. Nun estimm. aber dieser Artikel, daß die Frau nicht vom Manne. getrennt werden dürfe und mit ihm die Freiheit erlange. Eben , . Kinder von der Mutter getrennt werden. Obgleich diese Gesetze durch Urtheile, des Cassationshofes festständen, habe man doch die, Sache als streitig betrachtet und auch Geld für solche freigewordene Sklaven gezahlt. In den Antillen seien von 744 . 166 so . setzlich behandelt worden. Von der fortdauernden Barbarei J handlung gab Herr Ledru-Rollin als Thatsachen, daß eine alte Mut- ter an Händen und Füßen gebunden 29 Peitschenhiebe bekommen habe und ihr eigener Sohn gezwungen worden sei, sie festzuhalten. Ein Auf eher habe einen Sklaven umgebracht; sein Herr habe ihm den Preis am Lohne abgezogen, und vor Gericht sei er freigesprochen worden. Ein Anderer, der eine Sklavin habe peitschen lassen, was ihre zu frühe Niederkunft zur Folge ö zu . 1 , . Gefängniß verurtheilt worden. Einem Negerknaben, den ein 1 slan zer in Verdacht gehabt, einen DOchsen vergiftet zu haben, habe der selbe den Kopf des gefallenen Thieres am Halse befestigen assen, wo er bleiben sollte, bis er, verfault sein würde. Der nabe ei na- türlich vorher gestorben. Die Thatsache sei durch einen braven Tflzier urkundlich bezeugt. Man habe diesen darauf aus der Kolonie entfernen wollen und, da? er keinen Urlaub mehr angenommen, habe man hn nach Frankreich geschickt, wo er auf Halbsold gesetzt worden. Auf erfolgte Anzeige bei Gericht Ci, nichts weiter in der Sache ge— schehen. Das Journal des ébats ist sehr unzufrieden mit dem Resultat dieser Diskussion; nach seiner Meinung hätte es bei den bereits vorhandenen Gesetzen sein Bewenden haben sollen, um durch eine wirksamere , nn derselben die Emancipation der Sklaven ili ereiten. niimc r oe nn fr hai Privilegium der Bank von Bordeaur läuft im Jahre 1818 ab. Die Regierung schlägt nun vor, es bis 1868 zu erneuern, mit Vermehrung des Kapitals von 3,150, 000 auf 4 Millionen Ir. In den Büreaus der Deputirten-Rammer eutspann sich bei, Erörterung des, hierauf, bezüglichen Gesetz Entwurfs eine Diskussion über die Verschmelzung der Departements! Banken mit der Bank von Frankreich. Der Finanz . nister erklärte, daß sich von Seiten der ersteren die stirfste Opposition gegen einen solchen Schritt kundgebe, wegen, der Lokal- Privilegien und Vortheile, welche dieselben jetzt genießen, die sie aber verlieren würden, wenn die vorgeschlagene Maßregel stattfände. Auch, meinte der Minister, daß der geeignete Zeitpunkt zur Berathung hierüber erst dann eingetreten sein würde, wenn das i r g. der Bank von Frankreich abgelaufen wäre, nämlich im ahre 1853. ; Mittelst Königlicher Verorbnung vom 26sten d. wird der Marquis von Audiffret, Pair von Frankreich, an die Stelle des verstorbenen Grafen Roy, zum Präsidenten der Kommission , , , ,. des Tilgungs Fonds und der Depots und Consignations- Kasse ernannt. . Die vom Moniteur gegebene Uebersicht der Zoll-Einnahme im ersten Viertel dieses Jahres von den n,, dr,, den weist eine Einnahme von 32, 969, 5695 Fr, nach, was um 3, 252, . Fr. weniger als 1846 und um 1,308,847 Fr. weniger als
5 ist. ei 1845 ist Zweite Beilage.
Zweite Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.
Frankreich. Paris. Betrachtungen über den preußischen Landtag. — Vermischtes. — Schreiben aus Paris. (Die außerordentlichen und nachträglichen Kredite; der deutsche Hülfs-⸗Verein.)
Gren mmlen und Irland. London. Der ungünstige Stand des Geldmarktes. — Stiftungsfest des londoner Hospitals. — Jahres⸗Ver⸗ sammlung der britischen Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums unter den Juden. — Lord Besborough gefährlich erkrankt. — Der Herzog von Argyle 4. — Nachrichten aus Anteria. — Die Einnahme von Verachu; nicht bestätigt. — Briefe aus London. (Die Vermittelung Englands in Portugal; Todesfälle; d, , zu Griechenland.)
Belgien. Brüssel. Legislative Therese und ihr Gemahl. — Entscheidung des Handelsgerichts von Ant— werpen in Auswanderungs- Angelegenheiten.
Schweiz. Kanton Bern. Vertagung des Großen Raths. — Lebens mittel⸗Vorräthe.
Italien. Röm. schreiben wegen Einberufung berathender Stände.
Spanien. Schreiben aus Madrid. (Die Verhältnisse am Hofe und Zustand der Parteien.)
Griechenland. Athen. Angeblich eine versöhnliche Depesche aus Eng— land. — Festlichkeiten. — Die griechisch türkische Differenz. — Die Ei—
Mn r ,,,, 9 37
Füteid Kontantin opel. Der griechische Geschäftsträger abberufen.
Wissenschaftliche und Kunst⸗achrichten! i, Cre, en. („Der Freischüß “) — Königl. Schauspielhaus. (Uriel Acosta/ ) — Vonzert, veranstaltet von H. Ries im Saale des Königl. Schauspielhauses.
ear, . und Börsen⸗Nachrichten. Berlin. Börsen⸗ und Marfkt=
Frankreich.
In einem heutigen leitenden Artikel über des preußischen Landtages bekennt das Journal des Deébahs daß dieses vollkommen freie Aussprechen der öffentlichen Meinung in Vreußen unter Anderem auch wesentlich dazu dienen werde starke Irrthümer zu beseitigen, die man in Frankreich noch über den wah⸗ ren Geist Deutschlands hege. „Bis jetz“, bemerkt das französische Blatt, „sagte uns Deutschland zu wenig über sich selbst. Die Presse war dem Präventiv- System unterworfen, welches jetzt dem Repressid System weichen zu sollen scheint; die constitutionellen Staaten be⸗ dienten sich zwar ihrer Tribünen, aber diese waren nicht wiederhallend Zenug, daß ihr Echo sich sehr weit hätte erstrecken können, und nicht oc genug, um den Janzen Inbegriff der Ideen einer großen Nation zu
eherrschen und zu repräsentiren. So hatten wir dicht an unseren Thoren
an einer unserer beträchtlichsten Gränzen, unter dem bestandigen An? trieb zu allgemeinen Verkehrs-Beziehungen, 30 Millionen Menschen, deren Gesinnungen nur zu lange für uns ein verschlossenes Buch wa— ren. Man kann sich unmöglich verhehlen, daß hierin für Frankreichs äußere, Herbe uist ein sehr ernster Uebelstand lag. Wir machen uns keine Täuschungen über den Werth systematischer Allianzen; wir halten es sogar für ein Gesetz der neuen europäischen Ordnung, daß solche Vertraulichkeiten täglich weniger nützlich und eben so auch wer niger ausführbar sind; das Gleichgewicht unter den Nationen ist nirgends so bedroht, daß man, um es aufrecht zu erhalten, so enge Mittel anzuwenden brauchte; aber wir halten es auch für die besie, sicherste, und danerhafteste der Allianzen zwischen benachbar⸗ ten Ländern, daß sie gegenseitige Kenntniß von ihren Ge— sinnungen haben, daß sie sich weber auf der einen, noch auf der an— deren Seite einander mißverstehen, daß sie beiderseits sich fennen, wie sie sind.“ Jedenfalls, sagt das Journal des Débats in Folge dessen, habe demnach der König von Preußen, indem er dem deutschen Geiste gestattet, sich offen kundzugeben, sehr viel zur Befestigung des europäischen Friedens beigetragen; und fo wie der deutsche Geist sich auf diese Weise zeige, müsse es klar werden, daß er die besten Aus sichten zur Versöhnung der Parteien darbiete. Das französische Blatt spricht dann seine Bewunderung über die parlamentarische Erfahrung aus welche in dieser Stände -Versammlung sich zeige; man sehe daraus offenbar, wie auf den Provinzial-Landtägen die politische Bildung sich bereits entwickelt habe. Indem es hierauf seine Aufmerksamkelt be⸗ sonders der Haltung der rheinischen Abgeordneten zuwendet, über deren Tendenzen, ihre politischen Meinungen und die Anhänglichkeit an ihre Nationalität betreffend, man namentlich in Frankreich sich in Ungewißheit befunden habe, erklärt das Journal des Dl? bats diese Fragen nunmehr für gelöst. Niemand in Frankreich werde sich jetzt noch die Illusion machen können, als ob bei den deutschen Liberalen am Rhein etwa rabikale oder gar republikani⸗ sche Ansichten im Gange, als ob sie wohl nahe daran wären, all— gemeines Wahlrecht zu verlangen. Ihr Liberalismus habe sich nun ausgesprochen; sie blieben an der Spitze der fortschreitenden Bewe⸗ gung, ganz so wie bisher; sie wünschten so schnell als möglich alle Bürgschaften verfassungsmäßiger Einrichtungen verwirklicht zu sehen; zugleich aber habe sich mit sehr belehrender Energie die vernünftige Hingebung, welche sie den monarchischen Institutionen widmeten, aàn den Tag gelegt, Eben so wenig werde fortan noch Jemand in Frankreich sich schmeicheln dürfen, daß die Rheinländer noch in gewissem Grade geneigt sein möchten, ihre Arme nach ihren französischen Nachbarn hinzuwen— den, als ob Frankreich den Völkern, die es einmal mit den Waffen unterworfen, eine ewige Anhänglichkeit eingeflößt hätte, als ob in der Liebe zu freien Institutionen eigentlich eine Liebe für Frankreich ver⸗ borgen läge. Denen, welche noch so hartnäckig verblendet, oder noch von so naiven Einblldungen erfüllt wären, empfiehlt das Journal des Debats, besonders eine Rede des Abgeord⸗ neten Hansemann in der Adreß- Debatte aufmerksam durchzulesen. „Man studire die Worte, die wir meinen“, schließt das franzö= sische Regierungs-Organ seine Bemerkungen, „sie haben einen direk ten Bezug auf Frankreich. Herr Mevissen verlangte die Freiheit, um die Monarchie zu befestigen; Herr Hansemann verlangt die Freiheit, um die preußische Nationalität der Rhein-Provinzen zü befestigen ... Wenn es in Frankreich noch Meinungen giebt, die sich auf diese un⸗ bedingte Gesinnung Deutschlands, anf diese Begeisterung der Rhein— länder für ihre eigene Nationalität noch nicht vollkommen gefaßt gene . wenn es Theoretiker giebt, welche sie in Zweifel ziehen, if , ele, iter diese freiwillige Erklärung eines der auf— Ia e . ö 9 es Landes nachzudenken. Wir begreifen den me ls w chen knen ngenz wir begreifen aber nicht, daß sie sich kagge n, . ? 3 stellen könnten, um als Schranke gegen 3 7 9 Ebhoftesten Wünsche einer loyalen Annähe⸗ viel für den Frieden y , . Friedrich i deim . bas eie Wort heben n, gethan, indem er Deutschland endlich zar W r uin ee en n Konservativen wollten, Gesez Entwurf 6er i , . zufolge, bei der Berathung des monstration gegen das K in , n. ? abinet unternehmen. Ihre Stellung als
erhandlungen. — Infantin Louise
Feier des Jahrestags der Gründung Roms. — Rund⸗
die Verhandlungen
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eine Partei, welche die Majorität regeneriren will, ohne sich von ihr zu trennen, gebiete ihnen, die Haltung für das Bessere lebhaft be⸗ wegter Freunde gegen das Ministerium bei einer Vertrauensfrage nicht zu verlassen. Einzelne und z. B. die Herren von Castellane, Emil on Girardin, Sallandrouze und Audere dürften indessen schwer⸗ lich unterlassen, von neuem ihre Ansichten geltend zu machen; die Partei werde sich ihnen jedoch nicht anschließen, und so dürfte über die geheimen Gelder das Kabinet die große Mehrheit des Anfangs der Session sich erneuern sehen. So war es auch der Fall.
Das Journal des Deäbats macht einen abermaligen Versuch, die Regierung zu bestimmen, von den Kammern die freie Getraide⸗ und Vieh-Einfuhr bis zum Juli 1818 zu verlangen. Der Haupt⸗
diesem Ansinnen entgegenhalten, ist der, daß die dermalige Höhe
der Getraidepreise zum großen Theil von der Speculation erkünstelt
sei, und daß ein Fallen derselben plötzlich eintreten könne, ohne daß
man nöthig habe, die freie Einfuhr um ein ganzes Jahr zu verlän⸗
gern. Der Handels Minister will sich zu keiner Maßnahme verstehen, bis sich über das Resultat der nächsten Aerndte ein einigermaßen be—⸗ stimmtes Urtheil abgeben lasse. Hierauf antwortet nun? das ministe⸗ rielle Blatt, daß es thöricht sei, zu hoffen, ein Sinken der Frucht und Mehlpreise werde vor Ende des Jahres 1818 eintreten. Seit dem 20. April, sind übrigens die Preise in der hiesigen Fruchthalle im Fallen begriffen, wenn auch nur sehr langsam.
Es geht das Gerücht, Mehmed Ali habe mit der Regierung Unterhandlungen eröffnet; er wolle derselben für 50 Millionen 3 binnen Jahresfrist in Schatzscheinen zahlbar, Getraide— Lieferungen machen. Die Nachricht findet aber wenig Glauben.
Ein Rundschreiben des Handels und Ackerbau Ministers for⸗ dert die Präfekten auf, ihm so genau als möglich die Zahl der in
seder Gemeinde mit Cerealien jeder Art, Sommer- Getraide und Kartoffeln besäeten Hektaren, sowohl was das Jahr 1846 als die Aerndte von 1847 betrifft, kundzumachen und zugleich die Quantität der verwendeten Sämereien genau anzugeben. Inebesondere sollen sie bemerken, ob die Ackerbauer ihrer Bezirke mehr oder weniger Kartoffeln gepflanzt haben, als im vorigen Jahre.
Die Stellung des Finanz-Ministers Lacave Laplagne soll sehr unsicher geworden sein. Herr Guizot wolle sich dieses Kollegen ent— ledigen, und, man habe schon lange Herrn Passy für das Finanz- Ministerium in Aussicht genonimen.
Die Vertreter der legitimistischen Presse sind seit vierzehn Ta gen in Paris zu einem Kongreß versammelt und haben den Vicomte Chateaubriand besucht, um ihm ihre Huldigungen darzubringen.
Die Gesellschaft zur Unterstützung hülfsbedürftiger dramatischer Schriftsteller und Komponisten hielt dieser Tage unter Viennet's Vor— sitz ihre. Jahresversammlung. Aus dem Berichte geht hervor, daß im vorigen Jahre 95 Personen theils durch einstweilige Spenden, theils durch Pensionen unterstützt wurden, und daß die Gesellschaft außerdem 1523 Fr. für die Loire⸗-Ueberschwemmten beisteuerte.
Im College de France wurde neulich abermals der Versuch ge⸗ macht, den Stellvertreter des Herrn Quinet an Abhaltung seiner Vorlesung zu verhindern; die Lärmenden bildeten aber bei' weitem die Minderzahl, und sie wurden theils mit Gewalt aus dem Saale geschafft, theils entfernten sie sich gutwillig. Die Vorlesung ging darauf ungestört vor sich.
Aus der Uebersicht der Ausfuhren für das erste Trimester d. J. ergiebt sich fast für alle Industriezweige ein günstigeres Resultat als im vorigen Jahre, mit Ausnahme aber der Linnen-Industrie, welche bemerkenswerth abgenommen hat; es sind in diesen drei Monaten nur 657,313 Kilogramme Linnenfabrifate ausgeführt worden, wäh— rend in der entsprechenden Zeit des vorigen Jahres 788,815 Kilo— gramme ausgeführt wurden.
Eine Königliche Verordnung befördert die General Majore Aupick und, Radnor zu General- Lieutenant und 7 Obersten zu General— Majoren. .
Mehrere Oppositions Blätter sprechen sich über die beabsichtigte Quadrupel-Intervention in Portugal in ungünstigem Sinne aus.
Nach der Presse geht die Kanalfrage endlich ihrer Lösung ent— gegen, indem die Regierung nächstens einen Gesetz⸗ Entwurf zu diesem Zwecke vorlegen wird. Alle Kanäle sollen auf Kosten der Gesell— schaften rasch vollendet werden.
S Paris, 30. April. In der heutigen Sitzung der Depu⸗— tirten⸗-Kammer war die Fortsetzung der Verhandlung über den Gesetz Entwurf, betreffend die außerordentlichen und Ergänzungs⸗ Kredite der Etats⸗-Jahre 1846 und 1847 und die Ergänzungs⸗Kre= dite für die Ausgaben der bereits geschlossenen Etats Jahres ⸗Rechnun gen, an der Tagesordnung, nachdem mehrere Geseß= Entwürfe von lokalem Interesse angenommen waren. Unter diesen befand sich einer, kraft dessen der Gemeinde Neuilly bei Paris ein Kredit von 20,000 Fr. eröffnet wird, um den Armen zu herabgesetzten Preisen das Brod verabreichen lassen zu können.
Derr von Ange ville spricht aus Anlaß der dem Marine⸗Minister er—⸗ öffneten Kredite, und namentlich desjenigen, der die außerordentliche An— schaffung von Vorräthen für den Hafen von Brest bezweckt. Zu der Zeit, als die Anschaffung dieser Vorräthe begann, sollte die ganze Escadre des Mittelmeeres, mehr als 8005 Mann zählend, nach Brest kommen, dort vor Anker gehen und einige Zeit bleiben.“ Tiese Evcalnalität nöthigte zu au— ßerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, namentlich Anschaffung von Lebensmit— feln. Inzwischen schienen die Getraidepreise zu jener Jeit nicht so star— kes Steigen erfahren zu haben, daß der Ergänzungs-Kredit sich dadurch rechtfertigen ließe. Er verlange Aufhellung des Thatbestandes durch den Herrn Marine-Minister. Herr Jubelin, Königlicher Kommissar: In der angedeuteten Situation habs das Meinisterfum sich Vorräthe sichenn müssen auf Ablieferung zu aufeinanderfolgenden Epochen und zu den Marktpreisen. Die Vermehrung betreffe Übrigens nicht diesen einzigen Punkt. Auch für die Station von Bourbon seien Vorräthe nöthig gewesen, da dieselbe durch die Feindseligkeiten von Madagaskar der , Zufuhren von Getraide und frischem Fleisch beraubt sei. Es
grund, den die Regierung und die Vertreter des Prohibitiv⸗Systems
prechen noch einige Redner, worauf das Kapitel der Marine zur Abstim⸗ mung gebracht und angenommen wird. Die Kammer schreitet zu dem Kapitel, welches das Finanz -Ministerium betrifft. Sie nimmt ohne Dis⸗ kussion an, was die Staatsschuld, die Dotationen und den Dienst der Schatz fämmerei betrifft. Herr Etienne macht Bemerkungen über den Dienst der Verwaltung und Ueberwachung der Waldungen in den Departements und erhebt sich gegen Holzdefraudationen, besonders im Departement der Aude. Herr Legrand (de sSOise), Direktor der Forstverwaltung, rechtfertigt sein Departement; seien einzelne Mißbräuche vorgekommen, so fielen sie nur Unterbeamten zur Last. Die höhere Verwaltung werde davon Kenniniß nehmen und Gerechtigkeit üben. Noch einige Deputirten machen Bemer= kungen über andere Punkte, worauf der §. 2 votirt wird. Herr Guizot war heute durch eine Unpäßlichkeit verhindert, der Sitzung der Deputirsen⸗ Kammer beizuwohnen, wo die Kredite, sein Ministerium betreffend behan delt werden sollten.
Das Gedeihen des hier bestehenden deutschen Hülfs⸗Vereins und
Alles, was darauf Bezug hat, erregt in Preußen sicher ein besonde⸗
Mitwoch den 5— Mai.
Zwecks dieses Vereins durch Gewährung eines Jahres⸗Beitrage von 1000 Fr. voranging, und da in der That auch die Staats⸗Angehõri⸗ gen von Preußen unter den vom Hülfs-Verein Unterstützten bei wei⸗ tem die Mehrzahl bilden. Ueber ein volles Drittheil der im Ver waltungs⸗Jahre 1846 - 47 Unterstützten waren Preußen. Die Rede mit welcher der Präsident dieses nun seit drei Jahren be ehenden Hülfs Vereins, Herr von Wendland, bayerischer Legationa Rath, am 2bsten Abends die General-Versammlung der Mitglieder desselben eröffnete, schloß mit folgenden Erklärungen:
„Durch Eintracht, durch festes Zusammenhalten haben wir den Verein auf seinen jetzigen Standpunkt gebracht, haben so manche Schwierigkeit überwunden. Einigkeit und unbedingte Gleichheit im Austheilen unserer Spenden an alle deutschen Mitbrüder, wes Stam— mes und welcher Konfession sie auch immer sein mögen, wird auch ferner unser Wahlspruch sein und bleiben, nur auf diese Weise ver mag der Verein zu erstarken an innerer Kraft und in der allgemei⸗ nen Achtung. Indem ich nun dem Herrn Secretair das Won zum Vortrag des Jahres-Berichtes ertheile, zeige ich Ihnen nur noch an, daß von Seiten der französischen Regieru ng auf meine wie⸗ derholte Verwendung nun wirklich die Anerkennung unseres Vereins als legal konstituirte Gesellschaft erfolgt ist.“ Nach die ser Nede, die mit dem lebhaftesten Interesse angehört wurde, trug der Secretair den Jahres Bericht vor, der nun zum Druck und dann zur Vertheilung an alle Mitglieder kömmt. Die Einnahmen stellen sich 9 etwas über 22,200 Fr., die Ausgaben auf beiläufig 19, 000 Fr. eraus.
Großbritanien und Irland.
London, 29. April. In den nächsten Tagen wird eine De⸗= putation von Liverpool und Manchester hier eintreffen, um, wie die Liverpool Times sagt, die Regierung „auf die furchtbare Lage“ aufmerksam zu machen, in welcher sich Handel und Gewerbe jetzt befinden. Die Berichte über den ungünstigen Stand des Geldmarktes sind noch immer dieselben. Fast jedes Geschäft wird nach seinem besonderen Werthe abgeschlossen, und daher kommt es, daß der Dis⸗ kontosatz von H bis 10 und 12 Prozent wechselt; es ereignet sich sogar oft, daß selbst der letztere hohe Satz für ganz annehm⸗ bares Papier überschritten wird. Im Allgemeinen läßt sich Papier, das länger as 59 Tage zu laufen hat, gar nicht anbringen. Auch ein großer Theil der Handelspapiere und neun Zehntel der We sel des Auslandes und der Kelonieen sind vom Diskonto ausgeschlossen. Dem Verfallstage (1. Mai) sieht man mit Besorgniß entgegen, denn Erneuerungen werden fast unmöglich sein. Die aus den Fabrikbezir⸗ ken einlaufenden Berichte lauten sehr traurig. Die Schwierigkeit, zu London die von ihnen übernommenen Wechsel diskontiren zu lassen, hat die Lokal-Banken zur Beschränkung ihrer Operationen gezwun⸗ gen, und das unmittelbare Ergebniß ist die Arbeitseinstellung in allen Fabriken, deren Eigenthümer nicht mit eigenen Kapitalien arbeiten. Die Bank weist fortwährend die bedeutendsten Wechsel zurück, und es heißt, sie werde von morgen an den Diskonto auf 55, vom 18. Juni an auf 6 pCt. stellen.
Vor kurzem wurde das Stiftungsfest des londoner Hospitals began⸗ gen. Der Berichterstatter gab an, daß bei der ungeheuren Ausdeh⸗ nung, die das Institut gewonnen habe, die Fonds zur Bestreitung der Ausgaben nicht mehr ausreichen wollten. Noch im Laufe des Abends wurde darauf an Beiträgen die bedeutende Summe von 5800 Pfd. St. gezeichnet.
res Interesse, da die preußische Regierung mit dem schönen Beispiele gerechter Würdigung und thatkräftiger Unterstützung des ur el, en
Bei der jüngst gehaltenen Jahres-Versammlung der britischen Gesellschaft zur Ausbreitung des Evangeliums unter den Juden er- Jab sich, daß die Jahres-Beiträge 589 Pfd. St., die aus anderen Quellen erhaltenen und zur Disposition gewesenen Gesammtmittel 2286 Pfd. St. oder 500 Pfd. St. mehr als voriges Jahr betra⸗ gen haben. lUebrig davon waren nur 30 Pfd. St., eine dem Zwecke der Gesellschaft so wenig entsprechende Summe, daß dieselbe, wie der Bericht der Morning Chroniele sagt, ernstlich ihre Freunde um Beihülfe angehen müsse.
Das Paketschiff Asßbburton hat um einen Tag neuere Berichte aus den Vereinigten Staaten und zwar aus New-NAork vom 8. April überbracht, welche die gestrige Meldung von der Ein—⸗ nahme von Vexacruz nicht bestätigen. Man hatte aus dieser Stadt in New-Orleans vom 19. März Nachrichten, denen zufolge der General Scott dieselbe noch eingeschlossen hielt, alle Verbindung mit dem Innern abgeschnitten und zehn Mörser gelandet hatte. Das stürmische Wetter hatte indeß die Landung des Restes der Geschütze derhindert und einem Schiffe, mit einer Schwadron Dragoner am Bord, den Untergang gebracht. — Für die von den Amerikanern be— setzten mexikanischen Häfen ist von dem Schatz-Secretair der Ver⸗ einigten Staaten ein neuer Tarif publizirt worden.
— (B. H.) „Gestern verbreitete sich hier die Nachricht von dem Tode des Lord-Lieutenants von Irland, Grafen von Besborough; doch fehlt noch jede nähere Bestätigung.
Der Tod des Lord-Lieutenants von Irland, Grafen von Bes— borough, hat sich noch nicht bestätigt, indeß befand sich der Lord anch den letzten Berichten aus Dublin vom 2bsten Abends, in einem Zu⸗ stande der Lethargie, der seine baldige Auflösung erwarten ließ.
Der Herzog von Argyle ist vor kurzem in Inverary Castle im 7sten Jahre seines Alters gestorben.
Admiral Sir Davidge Gould, der letztlebende von Nelson's Ca— pitainen bei Abukir, ist am 23sten d. M., 90 Jahre alt, gestorben. Die mit dem Dampfschiffe „Iberia“ hier eingegangenen Nach— richten aus Lissabon vom 2isten und Porto vom 22sten d. M. bestätigen die bereits vor einiger Zeit von unserem londoner Kor⸗ respondenten gemachten Mittheilungen über die Lage der Dinge in Portugal: Am 6. April war das Dampfschiff „Sidon“ von Ports month abgegangen, um eine Verstärkung an Marine - Soldaten und zugleich Instructionen für Sir Hamilton Seymour, den britischen Gesandten am portugiesischen Hofe, wegen einer gemeinsamen Ver⸗ mittelung Großbritaniens, Frankreichs und Spaniens, zu überbringen, woran jedoch die Bedingung einer Amnestie für die Insurgenten, der Einsetzung einer , , ,, und einer unmittelbaren Ein berufung der Cortes geknüpft war. Noch vor dem Eintreffen des „Sidon“ nahmen jedoch die Angelegenheiten eine so bedenkliche Wendung, daß Graf Tojal der Königin erklärte, ihre persönliche Sicherheit und die Ruhe der Hauptstadt könnten jeden Augenblick gefährdet werden, weshalb er Admiral Parker, Sir H. Seymour und, 6 Wylde um ihren Beistand ersuchte. Diese drei Herren erklärten sich dann auch bereit, nöoͤthigenfalls der Königin und dem britischen Eigenthum Schutz zu gewähren, riethen aber gleichzeitig zu unbedingter Vollzie hung der ö Charte, Ernennung eines in politischer und personlicher we. stehenden Ministeriums, Einberufung der Cortes, Zurücknahme illegaler Maßregeln, Widerrufung der letzten Ernennun gen und Zurückberufung der nach Afrika transportirten angenen, in welchem Falle die britische Regierung ihr Möglichstes thun werde, der Regierung der Königin überall Anerkennung zu verschaffen. Die