Bezug auf seine stãndische Wirksamkeit stolz sein kann, so wird auf der anderen Seite, wenn wir die Gränzen so eng ziehen, 6 leicht der ö daß man Einem seine Ehre schuldlos abschneidetz und dies wäre ein moralischer Mord, den will sich doch Niemand zu Schulden kommen lassen. Es ist aber dann wirklich ein Mord; denn ich bin so lange moralisch todt gemacht, so lange ich nicht spre— chen und mich meines Rechts bedienen kann, sondern dessen verlustig bin. Ich trete daher dem Amendement bei, welches von einem Mit⸗ feen i der, We aprerinh genre n. mit dem Zusatze jedoch, daß einenfalls den Stanbesgenosfen das Riecht beschränkt sein zl, nöthi⸗ genfalls auf den Antrag des Angeschuldigten oder seiner Standesge nossen ein Urtheil über seine Bescholtenheit zu fällen. Ich stelle 14 ein Kollegium von Standesgenossen über den Richterstand, aber sie stehen zu mir freier, und wer frei bewegen kann, muß meines Erachtens das richtigste Urtheil haben. Dies ist meine Ansicht, her⸗ vorgegangen aus den Verhältnissen, in denen ich aufgewachsen bin. Habe ich Unrecht, nun, so bin ich auch ein Artefakt meiner Verhält⸗ nisse, namentlich aus der Gesetzgebung von 1807 — 1812, und ich hoffe, daß ich in dieser meiner Ansicht Unterstützung sinden werde.
Ferner ist in der Sitzung der Kurie der drei Stände am J. Mai (A ilg. Pr. Ztg. Nr. 124 Seite 621 Spalte 4) statt: „Ab⸗ geordn. Biesing: Ich habe unter dem 23. April dem Herrn Land⸗ tags-Marschall eine Petition, die Halbhüfner betr. ꝛc.“, zu lesen: Abgeordn. Denzin: Ich habe unter dem 23. April dem Herrn
Landtags-Marschall eine Petition, die alten Mühlen betr. ꝛc.
Dann ist die Rede des Abgeordneten von Brünneck in der Siz⸗ zung der Kurie der drei Stände am 30. April (Allg. Pr, Ztg. Nr. 123 Seite 615 Spalte 2) nachstehend, wie folgt zu berichtigen:
Meine Herren! Das Bedürfniß eines Gesetz⸗Entwurfes, wie solcher vor uns liegt, erkenne ich in vollem Maße an. Ich würde daher keine Worte an Sie richten, nachdem schon so viel darüber dis⸗ kutirt worden, wenn ich nicht glaubte, einen Irrthum berichtigen zu müssen — oder daß einige . Herren mißverstanden worden sind, wenn ich nicht namentlich auch durch die Aeußerung des einen der Herren Minister in dieser Meinung bestärkt worden wäre. Nachdem ich das Bedürfniß anerkannt habe, glaube ich noch mit wenigen Wor⸗ ten auf die einzelnen Bestimmungen des Entwurfs eingehen zu müssen. Ich kann nicht der Meinung derer sein, welche glauben, a selbst in dem Falle, wenn eine rechtskräftige Verurtheilung durch ein Krimi— nalgericht stattgefunden hat, es noch einer Begutachtung der Stan⸗ desgenossen bedürfe. Ich bin vielmehr der Meinung, daß wir unseren Gesetzen und Richtern so viel als irgend möglich vertrauen müssen; 6 also einerseits rechtskräftige kriminalgerichtliche Erkenntnisse und andererseits die Beurtheilung der Standesgenossen die Prinzipien sein müssen, von denen wir aus⸗ zugehen en Ich gehöre gewiß zu denen, die unseren Wehrstand, 36 Yi ge wa sfü in Ehren halten. Darin, glaube ich, hat aber eben der Irrthum vorgewaltet, der einer Aeußerung eines ge⸗ ehrten Abgeordneten aus Pn᷑ mmern zum Grunde gelegen, und dem ich zu antworten veranlaßt bin.
Ich bin der entschiedenen Meinung, daß ein kriegsgerichtliches Erkenntniß dieselben Folgen nach sich ziehen dürfte, wie ein von ei⸗ nem Kriminalgericht gefälltes Urtheil. Aber wenn wir es hier mit
ge,, , . Erkenntnissen zu thun haben, mit Erkenntnissen ei⸗ nes Ehrengerichts, wie es die Allerhöchste Verordnung vom 20. Juli 1843 festsetzt, so ist dies ganz etwas Anderes.
Ich spreche k von meiner Person, aber der Gedanke, ein
Ehrengericht ins Leben treten zu lassen, ist zum Theil auch von mir ausgegangen, ich bin vielleicht der Erste gewesen, der im Jahre 1813 ein Ehrengericht für ein Landwehr-Regiment eingeführt hat. Ich erkenne also das Bedürfniß, die Nützlichkeit und Wichtigkeit solcher Ehrengerichte wohl an. Aber wenn aus jenem Gesetze hervorgeht, daß der Offizier, welcher vielleicht einen ilmgang pflegt, der mit den Begriffen seiner Standesgenossen nicht ö deswegen aus dem Dienst entlassen werden kann, daß denjenigen dasselbe Loos treffen kann, der aus innerster moralischer oder religiöser Ueberzeugung es bedenklich findet, leichtfertig auf ein Duell einzugehen und gegen die allgemeinen Gesetze des Landes zu handeln; — und es hat Kriegshelden gegeben, die solche Bedenken theilten — so glaube ich nicht, daß jene ehrengericht⸗ lichen Bestimmungen für und bei der Beurtheilung der Bescholten— heits⸗Frage maßgebend sein dürfen.
Daher stimme ich dafür, daß der Satz 2 des §. 1 in dem vor— liegenden Entwurf fortfalle, aber kriegsrechtliche Erkenntnisse mögen den kriminalgerichtlichen gleich beachtet werden. Ganz besonders wünsche ich, daß der Satz 4 im S§. 1 festgehalten werde. Darin er⸗ kenne auch ich einen wesentlichen Fortschritt. Was den Satz 3 be⸗ trifft, so kann ich den nicht beurtheilen, weil ich die rheinische Gemeinde⸗Ordnung nicht kenne. Sollte in dieser die Gefahr liegen, daß Jemand aus Privat⸗Rücksichten vom Bürger- oder Ge⸗ meinderecht ausgeschlossen werden kann, was ich jedoch nicht weiß, so würde dies zu beachten ö. Eine besondere Beruhigung liegt für mich darin, daß eine höhere Instanz stattfindet.
2c. .
Ich gehe nun zum §8. 6 über. Da würde ich denn allerdings das höchste Bedenken tragen, Jemanden, der ganz zufällig in eine Ariminal = Untersuchun gerathen sein könnte, deshalb die Ausübung seiner Rechte zu . Ich bitte, zu bedenken, daß ich irgendwie ohne mein Verschulden in eine Duell Angelegenheit verwickelt wäre. Sollte ich nun deshalb nicht meinen Pflichten als Landstand nach— kommen können? Das scheint mir doch zu weit zu gehen. Außer— dem scheint mir der Saß 2 in Nr. 6 völlig oersfis zu sein, da nach Nr. 3 desselben Satzes von den Standesgenossen beschlossen werden kann, die Ausübung der Rechte während der Untersuchung 1uhen zu lassen, und damik würden wir uns vollständig begnügen können; das ist Alles, was ich über den Gesetz⸗ Entwurf zu sagen
habe. Br ünneck.
In den in der Sitzung der Kurie der drei Stände am 1. Mai (Nr. 125 der Allgemeinen Preußischen Zeitung) vom . Freiherrn von Gaffron ausgesprochenen Aeußerungen, Seite 633 Spalte 1 muß es statt der Worte: „Wir aber, die wir von Sr. Ma⸗ jestät dem Könige als die ersten Stände bezeichnet sind, die das Ver⸗ trauen ihrer Mitbürger berufen hat“ ꝛc., heißen:
„Wir aber, die unser König und Herr in diesen Räumen als die ersten unserer Stande bezeichnet hat, die das Vertrauen der Mitbür= ger auf diesen Standpunkt berief, wir dürfen uns unter die Ersten ünd Besten des Volkes zählen, wir dürfen aber auch in unserer Mitte 6 Männer sehen, die von einem Stande deshalb ausgeschlossen sind, weil sie die Pflichten gehn fehr Stand verletzt hatten 3c.“
affron.
— t ——
616
3 .
Nichtamtlicher Theil.
Inhalt.
nland. Schreiben aus der Elb gegend. (lleberschwemmung.) eutsche Bundesstaaten. Königreich Württemberg. Unru— hen in Ulm. — Herzogthum Braunschweig. Herstellung der Ruhe in Schöningen. — Feuersbrunst. ;
Oesterreichische Monarchie. Wien. Handschreiben des Kaisers. — Uebertragung der Leiche des Erzherzogs Karl in die Hofburg (Pfarrkirche.
Frankreich. Paris. Beglückwünschung des Königs zum Namenstage und Antwort auf die Rede des Präsidenten der Deputirten-Kammer. — . 22 des Königs von Preußen auf die Adresse der Stände. —
ermischtes.
ien, . und Irland. London. Lebensmittel⸗Sendung für Irland.
Viederlande. Aus dem Haag. Erkrankung des Königs.
Belgien. Brüssel. Versammlüng der Fleischer in Antwerpen.
Dänemark. Kopenhagen. Unterstützungs Maßregeln.
Spanien. Schreiben aus Madrid. (Die Opposition und das Mini- erium; Nachrichten aus Portugal; Vermischtes.)
Türkei. Beirut. Judenverfolgung. ö. :
Handels und Börsen⸗Nachrichten. Berlin. Börsen⸗ und Markt- bericht. — Schreiben aus Amsterdam. (Börsen⸗ und Marktbericht.)
Ynlan d.
* Elbgegend bei Mühlberg, 3. Mai. Noch haben
sich die Bewohner der Elb ⸗Niederungen von den für sie im Jahre
1845 ö schweren Elb-Ueberschwemmungen, den damit verbundenen
Dammbrüchen, Versandungen und Verlusten aller Art nicht erholt. Immer wird der Ausfall der vorjährigen Aerndte fühlbarer, so daß der Getreidemangel die größten Besorgnisse bis zur nächsten Aerndte erregt. So strömen jetzt unerwartet, in Folge von Gewittern und den dadurch veranlaßten schnellen Schmelzen der Schneemassen in den Hochgebirgen, solche Wassermassen seit diesem Morgen heran, daß bereits binnen wenigen Stunden größtenkheils die Feldfluren der Rittergüter Landeck, Plothow, Droschkau, Mühlberg und der längst der Elbe hin liegenden Ortschaften unter Wasser gesetzt sind, und wenn nicht baldiges ir eintritt, eine anderweitige Besamung der schon allenthalben bestellten Felder nothwendig werden wird, wodurch der ohnehin schon so sehr gesteigerte Mangel noch vergrößert und der Nothstand noch fühlbarer werden wird.
Deutsche Bundesstaaten.
Königreich Württemberg. Auch in Ulm haben die hohen Preise der Lebensmittel am 1. Mai zu ernstlichen Unruhen 5 gegeben. Die Ulmer Schnellpost meldet darüber Fol⸗ gendes:
„In den Vormittagsstunden schon war der Viktualienmarkt außeror— dentlich belebt, Käufer und Verkäufer strömten in Masse herbei, besonders zahlreich aber waren die Kartoffelhändler erschienen; hierbei entwickelte die Polizei, an ihrer Spitze Herr Stadtschultheiß Schuster, eine Energie und
hätigkeit, die wirklich alles Lob verdient. Besonders kräftig wirkte die Verorbnung, daß von den zu Markt gebrachten Produkten nichts wieder fortgeführt werden dürfe. In der 19ten Vormittagsstunde nahm der Tu⸗ mult seinen Anfang. Auf dem Kartoffelmarkte soll nämlich ein Händler für das Simri 2 Gulden gefordert, ein Käufer ihm aber etwas weniger geboten haben, und auf des Ersteren strafbare Antwort (er soll erwiedert haben: „eher seine Waare ins Wasser zu werfen, als so zu verkaufen!“ thatsäch— lich an demselben sich zu rächen und mit Gewalt der Kartoffeln sich zu be— mächtigen versucht haben. Nachdem der herbeigeeilte Stadtschulteiß Alles zur Schlichtung des Streites — durch die grobe Hartnäckigkeit des Händ- lers jedoch vergebens — versucht, riß den Umstehenden die Geduld, und in zahlreicher Masse stürzten sie nun über die Verkäufer her — das Volk war zügellos, und wer nicht billig verkaufen wollte, der mußte der Gewalt wei- chen; Viele zogen — und zwar zu ihrem Vortheil — Ersteres vor. Wa—⸗ ren die Erzesse hier roh und strafbar, so sollten wir es doch noch ärger, noch sfandalöser und sogar verbrecherischer erleben. Die Masse, einmal aufgeregt und zu Gewaltthaten hingerissen, drängte sich, von Einigen dazu aufgefordert, in zahllosen Haufen lärmend und tobend durch die Straßen der Stadt vor das Etablissement des Kunst— müllers Wieland, welcher schon in den Morgenstunden unter dem Frucht— hause jämmerlich gemißhandelt wurde, und hier nun begannen Scenen, die jeden Ordnungsliebenden aufs. äußerste empören mußten. Unter Wüthen und Schreien wurde gegen diese Gebäude ein Bombardement gerichtet, das Alles zertrümmerte; im Sturm drang man in das Innere, und unter wil⸗ dem Frohlocken fielen die Excedenten über das Eigenthum des Besitzers her. Die anwesende Polizei und Gendarmerie vermochte nichts. In ihrer Ge= enwart wurden die a , ge Möbel zerschlagen, Geld und Pretiosen ausge⸗ he und zerstreut, und als selbst die requirirte Infanterie erschien, war man nicht im Stande, die Wuth der Tumultuanten zu stillen; ungehindert wurden noch jetzt die größten Quantitäten Mehl hinweggeschleppt, hauptsächlich war es das weibliche Geschlecht, welches sich hervorthat; besonders groß aber wird der Schaden dadurch, daß von den Geschäfts-Dokumenten außer Einem Buche nichts den Tumultuanten entrissen werden konnte. Als das anrückende Militair versuchte, in die Gebäulichkeiten zu rücken, wurde es von den Hau— fen mit Steinregen empfangen und zurückgeworfen, und auch die erste Ab⸗ , von den Kavallerie⸗Piquets wurde in gleicher Weise begrüßt. Als dieses Etablissement gänzlich ruinirt war (sogar die Dachrinnen wurden ab- erissen ), zog die Menge vor den Hasen und eben so, wie in dem ersteren tablisement, wurden hier alle Etagen zu Grunde gerichtet; Bierfässer Wirthshausgeräthschaften, Schmuck und Möbel, ja sogar die Effelten der Dienst= leute entgingen der gräßlichen Wuth des Haufens nicht. Der Schaden, , . angerichtet wurde, ist in der That sehr bedeutend. Es erschie= nen größere Kolonnen Militair; in Bataillon und Schwadronzügen rückte Infanterie und Kavallerie heran, die Tumultuanten wurdeu zerstreut, von der Reiterei die Straßen besetzt und durchzogen, die Infanterie schloß die Gegend des Tumults ebenfalls ein, und' auf allen Straßen und Plätzen kankoniren Truppen-Abtheilungen; ebenso wurden das Schrannenhaus und die ng nge zu der Wohnung eines anderen Kunstmühl-Besitzers besetzt an welchen die Reihe alsbald gekommen wäre. Gegen 2 Ühr ward es ruhig. Durch polizeilichen Ausruf wurde bekannt gemacht, daß heute Abend um 5 i. das Bürger-Militair anzutreten habe; eben so wurde durch Plakat-Anschlag zur Oeffentlichkeit gebracht: „daß heute Abend die e inn. mit 10 un eintritt und mit dem Schlag 10 ühr alle Wirths. äuser zu schließen sind; ferner, daß unter Hinwelfung auf die gesetzlichen Strafen das Zusammenstehen von mehr als 8—= 15 Personen auf, den Straßen von 8 Uhr an verboten ist.“ Das Benehmen des Militgirs kann ,, i estört, und wir dürfe daß dies auch für die Folge nicht e , wird.“ ,,
Herzogthum Braunschweig. In Bezug auf die (in Nr. 124 der Allg. Pr. Zi an, n, Unruhen in Schöningen wird der Magd. Ztg. aus Braunschw eig vom 3. Mai gemeldet,
daß die Ruhe baselbst hergeslelit fei und die dorthin gesandten Trup⸗
Flammen
* zurlick erwartet würden. Ein anderes Unglück hat sich zu Wal⸗ enried ereignet. Die Gebäude der dortigen Domaine, eines vormals sehr reichen Klosters, sind sämmtlich eingeäschert, und es liegt der dringende Verdacht eines absichtlichen, heimlichen Vergehens vor. Ziem⸗ lich bedeutende Getraide= und Kartoffel⸗Vorräthe sind ein Raub der
eworden. Beim Löschen kamen neben Unordnungen und
. — — enitenzen vielfältige Entwendungen vor, und nur dem be— seonnenen, kräftigen Auftreten der Behörden glaubt man das Unter⸗ bleiben schlimmer Auftritte danken zu müssen.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 4. Mai. (W. 3.) Se. Majestät der Kaiser hat nachstehendes Handschreiben an den Präsidenten des Hof . 32
„Lieber Graf Hardegg! Das Ableben Meines Herrn Oheims, des Erzherzogs Karl Ludwig, gereicht nicht Mir, Meiner Familie allein, sondern der Armee und dem gesammten Staate zur tiefgefühlten Trauer. Der Ruhm, welchen sich der Verewigte auf so vielen Schlachtfeldern zu erwer= ben wußte, wird dem Heere stets zum Muster und zur Aneiferung zu dienen geeignet sein, und er verpflichtet Mich, dem Verwigten bleibende Dentmale zu widmen. Ich trage Ihnen sonach auf, der Armee Kunde von dem tie⸗ sen Gefühle zu geben, welches der Verlust des großen Feldherrn in Mir erzeugt und welches Mein treues Heer sicher mit Mir theilen wird. Ich verordne ferner,
1. daß die Armee die Trauer um sechs Wochen länger, als die Hof⸗ trauer trage;
2. daß die beiden Regimenter, deren Inhaber der Verewigte war, den Namen „Erzherzog Karl“ auf ewige Zeiten beizubehalten haben;
3. daß der Degen des Verewigten in die Bewahrung des wiener Zeug- hauses gestellt werde.
Endlich behalte Ich Mir vor, dem seligen Erzherzog ein Monument setzen zu lassen, welches geeignet sein wird, dessen ruhmvolles Andenken auf die Nachwelt zu übertragen.
Wien, den 3. Mai 1847.
Ferdinand.“
Gestern fand die feierliche Uebertragung der irdischen Ueberreste Sr, Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Karl aus dem erzherzoglichen Palaste in die Kaiserliche Hofburg-Pfarrkirche statt. Die Leiche, mit einer Hülle von weißem Taffet bedeckt, im offenen Sarge, wurde von Offizieren der beiden den Namen des hohen Verblichenen führenden Regimenter getragen. Drei Stabs⸗-Offiziere dieser Regimenter, von denen der eine den Silberbecher mit dem Herzen, die beiden anderen den Kessel mit den Eingeweiden trugen — welche Gefäße mit schwar— zem Taffet verhüllt waren — gingen unmittelbar vor dem Sarge, zu beiden Seiten aber Kaiserliche Edelknaben mit brennenden Wachs fackeln. Kaiserl. Arzieren⸗, Königl. ungarische und Königl. lom= bardisch-venetianische Leibgarden bildeten mit gezogenem Seitenge⸗ wehre, von außen jedoch Kaiserl. Trabanten-Leibgarden mit Helle⸗ barden die Begleitung. Dem Sarge folgten Ihre Kaiserl. Hoheiten die Erzherzoge Albrecht, Karl Ferdinand, Friedrich und Wilhelm (Söhne des Verewigten), dann Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheiten die Erzherzoge Franz Karl, Johann, Leopold, Ludwig und Ferdinand Viktor von Este, ferner der Oberst-Hofmeister des Verewigten, Gene⸗ ral der Kavallerie, Graf Grünne, die hinterlassenen Dienst-Kämme— rer, die Kavaliere der begleitenden Erzherzoge, der Kaiserl. Oberst = Kämmerer und der Kaiserl. Ober- Hofmarschall, der Kaiserl. Hof- Kriegsraths-Präsident, die gesammte Genera—⸗ lität, eine ungemein große Anzahl Offiziere aller Waffengattungen, das höhere Personal des Erzherzoglichen Hauses und die Diener⸗ schaft. Der offene Sarg wurde, auf das Schaubett gehoben. Um
denselben herum wurden die Insignien des hohen Verblichenen auf schwarzsammetnen, goldbesetzten Kissen ausgelegt, nämlich die Kaiser
liche Prinzenkrone, der Erzherzogshut, die Kolane des Goldenen Vließes, das breite Band des militairischen Marig⸗-Theresien⸗-Ordens, die Decorationen der auswärtigen Orden, der Militairhut und De— gen, der Feldmarschallstab und weiße Handschuhe. Zu den Füßen wurde der Becher mit dem Herzen und der Kessel mit den Eingewei— den und dazwischen ein silbernes Kruzifix mit einem silbernen Weih— brunnkessel aufgestellt.
Heute ist die hohe Leiche von acht Uhr Morgens bis drei Uhr Nachmittags in der Hofburg⸗-Pfarr⸗Kirche öffentlich ausgestellt. Um halb drei ihr Nachmittags wird das Herz in der Loretto-Kapelle bei den Augustinern, und unmittelbar darauf werden die Eingeweide in der Gruft bei St. Stephan mit dem herkömmlichen Gepränge beigesetzt. Um fünf Uhr erfolgt dann die feierliche Leichenbestattung in der Ka— puziner⸗ Kirche. .
Frank re i ch.
Paris, 2. Mai. Der König hat gestern die Glückwünsche der beiden Kammern und der höchsten Staatsbehörden zu seinem Namenstage empfangen. Auf die Rede des Präsidenten der Depu— tirten-Kammer lautete die Königliche Antwort.
„Es ist mir sehr schmerzlich gewesen, die Leiden der arbeitenden Klas⸗ sen zu sehen, auf welche Sie hingedeutet; Ich habe aber einen großen Trost in den Linderungen gefunden, welche denselben so edelmüthig gespendet wor—= den sind, und Ich habe Ihnen zu sagen, wie sehr ich davon gerührt bin. Wir haben Grund zu hoffen, daß diese Leiden sich ihrem Ende nähern. Es wird davon ein großes Beispiel zurückbleiben: daß sie keine jener poli= tischen Leidenschaften aufgeregt haben, die nur zu oft die öffentlichen Leiden vergifteten. Die Volksmeinung, besser aufgeklärt, hat erkannt, wie viel sie bei solchen Aufregungen zu verlieren hat, ohne daß davon irgend etwas zu hoffen wäre. Dem Himmel sei Dank, die glückliche Eintracht, welche unter uns herrscht, läßt uns von unseren Einrichtungen nicht sagen:
„Erstaunt sehn drei Gewalten Das Band, das sie verknüpft.“
„Heute sehen wir in unserer Mitte diese drei Gewalten vereint durch das Vertrauen, welches sie sich gegenseitig einflößen, stark durch den Bei stand, den sie sich gewähren, und durch die Gewißheit, daß keine von ihnen die andere angreifen will, sondern daß sie im Gegentheil in dieser Eintracht, in diesem Vertrauen die Stärke finden, die ihnen nöthig ist, um frei ihre verfassungsmäßigen Nechte und Befugnisse auszuüben. Wir sehen sie, ohne alle Eifersucht, nur in dem Bestreben wetteifern, die Freiheit zu gewährlei= sten, die öffentliche Sicherheit und die National⸗-Wohlfahrt gegen jene Er—= schütterungen zu sichern, welche die menschlichen Leidenschaften nur zu oft zu erregen suchen. (Hier wurde der König von lebhaften Acclamationen unterbrochen, Vermöge Ihrer mächtigen Unterstützung, vermöge dieser kostbaren Eintracht ward es Mir gegeben, die ersten Worte sich verwirklichen gesehen zu haben, die Ich als General-Statthalter des Königreichs an Frankreich richtete: Die Charte wird fortan eine Wahrheit sein. (Nene, lange anhaltende Acclamalionen erhoben sich bei dieser Stelle, wie der Moniteur meldet, von allen Seiten. Der König schritt, lebhaft bewegt, in die Mitte der sich um ihn drängenden Deputirten und schloß mit den Worten): Ich bin tief gerührt von diesen Acclamgtionen und von den Gesinnungen, mit welchen Sie Meine Familie und Mich umgeben; glau⸗ ben Sie daß sie Mir zu Herzen gehen, und daß Ich davon durchdrungen bin.“ (Neuer Ruf: Es lebe der König! folgte dem Schluß der Rede.)
(Das Journal des Débats entlehnt unter seinen neuesten Nachrichten dem Moniteur nur diese Antwort des Königs; die Glückwunschreden und die Erwiederungen auf andere derselben werden von 5 Blatt heute noch nicht mitgetheilt, der Moniteur selbst aber ist uns mit der heutigen Post aus Paris nicht zugegangen.) Die Festlichkeiten, welche in Paris gestern zur Feier des Tages in gewohnter Weise stattfanden, /g, ohne Störungen vorübergegan⸗ gen. Als der König und die Königliche Familie Abends während
des Konzerts im Tuilerieen⸗Garten auf dem großen Balkon erschie⸗ nen, wurden sie von der Menge mit Vivatruf begrüßt.
Die Antwort Sr. Majestät des Königs 9 auf die Adresse der Stände giebt heute dem Journal des Débats wieder Anlaß zu Betrachtungen über die Entwickelung der Gesetze vom 3. Februar. Es scheint dieses französische Blatt 69 allmälig zu einem bemesseneren Urtheil über die Verhältnisse des Nachbarlandes, über u und Geist der preußischen Monarchie zu gelangen. „Man muß“, sagt es heute unter Anderem, „die Antwort König Frie⸗ drich Wilhelm's auf die Adresse der Stände richtig auffassen; man muß der Weisheit und Hochherzigkeit des Fürsten eben so danken, wie zu gleicher Zeit nochmals dem Landtage zu der Besonnenheit Glück wünschen, womit er die Pforten zu allen ehrenvollen Auskunftsmitteln offen gelassen. Dank dieser glücklichen Mäßigung, Dank vor Allem den reinen Absichten, welche das Herz des Königs erfüllen, scheint es jetzt, daß es Preußen ohne allzu harte Prüfungen in die große Bahn der Freiheiten unserer Zeit einzutreten beschieden ist. Nichts vermag besser jene von uns so gerechter Weise gepriesene Geradheit des Charakters ans Licht zu stellen, nichts zeigt deut⸗ licher die politische Rechtlichkeit des Herrschers, als diese loyale Will⸗ fährigkeit, womit er seinem jungen Parlamente neue Bedingungen der Existenz gewährt. Nicht als hätte der König in seiner Antwort vom 22. April vor den Ständen zurückweichen wollen; nicht als hätte er seine Fahne verborgen: Jeder weiß, wie der König denkt, und man erwartete nicht, daß er von einer Rede zur anderen seine Grund sätze ändern würde. Man hoffte nur, und diese Hoffnung ist nicht getäuscht worden, daß er, einmal von der Macht überzeugt, welche andere Ansichten, als die seinigen, über ernste Meinungen ge—⸗ wonnen, diesen anderen Ansichten eine weitere Bahn, ein gesicherteres Feld der Prüfung einräumen werde. Es war eines der Gesetze des fair play, dieses Kampfes mit gleichen Waffen, welchen Jeder, der Glauben hat, so gern annimmt. Der Landtag wollte im Grunde nur Eines; er wollte, wie der König sagt, „die innige Vereinigung der Krone mit den Ständen auf dem Rechtsboden begründen“, und der König selbst erklärt dies für den „schönen Beruf der Stände.“ Der König selbst bekräftigt das Wort „verfassungsmäßig“, und eine weitere Entwickelung für das Ansehen der Stände wird von ihm im voraus als rechtmäßig zugegeben.“
Der Moniteur enthält eine große Anzahl von Verleihungen und Beförderungen der Ehrenlegion; unter den Empfängern sind die Komponisten Felicien David und Adolph Adam, die Schriftsteller Jul. Landeau, Jul. Lacroir, M. Masson und Charles Lafond. Auch der Senior der Stenographen, Herr Breton, ist Mitglied der Ehrenlegion geworden.
Der Sud de Marseille meldet vom 28. April, daß Bu Masa nicht nach Paris, sondern zunächst nach Chateau Pomervi in den Pyrenäen gebracht werde, daß ihm zum Aufenthalt angewiesen sei.
Auf eine Frage, weshalb die Post⸗Beförderung auf einigen Eisen⸗ bahnen mehr als auf gewöhnlichen Straßen koste, hat der Finanz Minister zur Auskunft gegeben, daß die Regierung den betreffenden Compagnieen nicht wie den später konzessionirten Gesellschaften Be— dingungen deshalb gemacht und deshalb mehr zu zahlen habe.
Großbritanien und Irland.
London, 1. Mai. Nachdem schon vor einigen Tagen eine sehr bedeutende Lebensmittel⸗Sendung für Irland auf der mit einer Mannschaft von Freiwilligen bemannten Kriegs- Fregatte „Jamestown“ aus den Vereinigten Staaten in Cork angekommen ist und ahnliche Sendungen in Aussicht gestellt worden sind, hat nun auch die Stadt New-⸗Orleans durch den amerikanischen Gesandten, Herrn Bancroft, 10,)00 Dollars dem irländischen Hülfs- Vereine übermacht.
nieder lande.
Aus dem Haag, 1. Mai. Se. Majestät, der König hat in Folge eines Anfalles von Wechselfieber bereits seit mehreren Ta⸗ gen seine Zimmer nicht verlassen.
Selg ien.
Brüssel, 3. Mai. In Antwerpen wollten dieser Tage sämmt⸗ liche Fleischermeister in einem öffentlichen Lokale eine Zusammenkunft halten, um sich wegen Erhöhung der Fleischpreise zu verabreden. Sie fanden indeß das Lokal von der Polizei besetzt, die von ihrer Absicht Kunde bekommen und die beabsichtigte Versammlung als einen Versuch zur Coalition betrachtete. Die Fleischer haben sich indeß in ihrem Vorha⸗ ben nicht stören lassen, sondern sich zu dem nämlichen Zweck an einem anderen Orte versammelt.
Dänem ar h.
Kopenhagen, 1. Mai. Se. Majestät der König hat nach— stehendes Reskript an den Finanz-Minister erlassen:
„So wie Wir durch Unser anderweitiges Allerhöchstes Restript vom heu—⸗ tigen Dato der Kommunal-Verwaltung Unserer Haupt, und. Nesidenzstadt Kopenhagen und den Kommunal-Verwaltungen der übrigen Städte in Un⸗ serem Königreiche Dänemark den Belauf der in den nächsten fünf Monaten an Unfere Kasse zu entrichtenden Consumtions- und Vermahlungs-Abgabe für Brod, Mehl und Grütze zu überweisen und auf diese Weise den= selben eine Beihülfe zu dem Zwecke zu bewilligen Allergnädigst geruht haben, damit durch Fürsorge der Kommunal-Verwaltung denjenigen hülfs— bedürftigen Einwohnern in den Städten, welcht. nicht vom Armenwesen unterstützt werden, die ersten Lebensbedürfnisse bei der gegenwärtigen Theu⸗ rung zu ermäßigten Preisen verschafft werden können, eben so wollen Wir der städtischen Vevölkerung in Unseren Herzogthümern Schleswig, Holstein und Lauenburg zu demselben Zwecke eine während der nächsten fünf Monate in monatlichen Raten aus Unserer Kasse baar auszuzahlende oder, wenn die Beikommenden dieses vorziehen sollten, in den städtischen Abgaben des laufenden und des nächsten Quartals zu liquirende Beihülfe, in wel= cher jedoch der den hülfsbedürftigen Einwohnern der kopfsteuerpflich⸗ tigen Städte und Flecken in Unseren Herzogthümern Schleswig und Holstein in Gemäßheit Unserer Allerhöchsten Nesolution vom 14ten d. M. zugute gekommene Erlaß des achten Theils der Kopfsteuer zu kürzen und deren Gesammtbelauf nach dem Verhältnisse der Bevölkerung zu 57, 325 Rbthlr. ausgemittelt ist, hierdurch Allergnädigst bewilligt haben. Solches geben Wir Dir zur weiteren Veranstaltung hierdurch mit dem Be— merken zu erkennen, daß Wir Unsere schleswig-⸗holstein-lauenburgische Kanzlei Allerhöchst beauftragt haben, für die Vollziehung des Vorstehenden, insoweit dieselbe den betreffenden Obrigkeiten in den Herzogthümern obliegt, Sorge zu tragen.“
Spanien.
3 Madrid, 27. April. Diejenigen Deputirten, welche der ultramoderirten Partei angehören, hielten vorgestern Abend eine Ver⸗ sammlung, um über die Mittel zu berathschlagen, durch deren An⸗ wendung der Sturz des gegenwärtigen Ministeriums erreicht werden könnte. Einige sechzig Personen, unter ihnen die Herren Martinez de la. Rosa, Mon, Pidal, Gonzalez Bravõ, Donoso Cortes, stellten sich in dieser Versammlung ein und erklärten, daß noch dreißig bis vierzig andere Deputirte bereit wären, den Beschlüssen der Mehrheit beizutreten. Nachdem Martinez de la Rosa, Gonzalez Bravo Mon und
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andere Personen, die sich von jeher als die festesten Stützen des Thrones und der Ordnung ausgaben, durchaus revolutionaire, den Ungehorsam gegen die Regierung predigende Reden gehalten hatten, faßte die Versammlung einstimmig den Beschluß, das Ministerium auf Tod und Leben zu bekämpfen, ohne sich darum zu bekümmern, durch welche Leute es ersetzt werden würde. Darauf wurde ein aus den Herren Martinez de la Rosa, Gonzalez Bravo und Mon beste⸗ hender Ausschuß niedergesetzt, der den gegen das Ministerium zu eröffnenden Feldzug leiten soll. 6
Gegenwärtig haben 220 Deputirte im Kongreß ihren Sitz ge⸗ nommen. Von ihnen gehören 96 der moderirten Opposition, 5 den Progressisten, 56 dem Ministerium an. Die wenigen übrigen Stim⸗ men schwanken. Da nun die Progressisten ebenfalls dem Kabinet Pacheco den Krieg erklären, so ermangelt dieses jeder parlamentari⸗ schen Stütze. Herr Salamanca ist mit seinen Finanz⸗Entwürfen in den Kommisstonen völlig durchgefallen, und der von den Ministern vorgelegte Entwurf eines neuen Preßgesetzes wird von den Progres— sisten mit Unwillen zurückgewiesen.
Unter diesen Umständen bleibt den Ministern nur übrig, entwe⸗ der ihren Stellen zu entsagen oder zur Auflösung des Kongresses zu schreiten. Im ersten Falle würde, dies gestehen sowohl die Ultras als die übrigen Moderirten ein, der Stimmung der Königin gemäß, die Gewalt sogleich, im letzteren Falle erst dann an die Progressisten übergehen, wenn der Ausgang der neu anzuordnenden Wahlen den Erwartungen der Letzteren entspräche. Jedenfalls läßt sich die völlige Auflösung der moderirten Partei voraussehen, und ein solches Ereig⸗ niß kann, sagt heute der Tiempo, unter den gegenwärtigen Um⸗— ständen den Sturz der Institutionen und des Thrones nach sich zie⸗ hen. Durch diese Rücksichten lassen die Ultras in ihrer Verblendung sich nicht abhalten, den Entwürfen der Progressisten in die Hände zu arbeiten, denn sie rechnen darauf, daß die Armee den Befehlen eines progressistischen Ministeriums nicht gehorchen, sondern ihre Waffen gegen den Thron selbst wenden werde. Längst habe ich voraus⸗ gesagt, daß die wahren Urheber des revolutiongiren Zustandes des Landes, an deren Spitze Martinez de la Rosa und Donoso Cortes stehen, die den Umständen nach vorgenommene Larve des Konservatismus wieder ablegen würden.
Der Minister-Präsident erklärte gestern im Kongresse, er würde noch im Laufe dieser Woche die Budgets vorlegen, falls nicht etwa die Regierung abträte oder sonst ein wichtiger Vorfall sich ereignete. Es heißt, die Dotation, welche bisher die Königin Christine bezog, würde unterdrückt und dagegen dem Könige ein Jahrgehalt ausge⸗ setzt werden.
Die Minister hielten in voriger Nacht eine mehrstündige Be⸗ rathung und haben diesen Morgen dem General Narvaez anbefohlen, ohne Aufschub sich nach Paris auf seinen Posten zu begeben.
Dreizehn der entschiedensten Progressisten und Ayacuchos sind zu Senatoren ernannt worden.
Gestern wohnte die Königin, nur von ihrem Schwiegervater und dessen Tochter begleitet, abermals dem Stiergefechte bei. Dann fuhr sie nach dem Prado, stieg aus und begrüßte den General Serrano sehr freundlich. Am 6. Mai will die Königin sich nach Aranjuez begeben und einige Zeit dort verweilen. Der englische Gesandte hat schon seit acht Tagen seinen Aufenthalt dorthin verlegt.
Heute ist der Geburtstag der Königin Christine, der bisher im⸗ mer mit großem Gepränge gefeiert wurde. Auf Allerhöchsten Be⸗ fehl unterblieb diesmal die Feier. Der Aussage des von Paris zurück gekehrten Generals Concha zufolge, beklagt die Königin Christine nicht sowohl ihre Entfernung aus Spanien, als die kalte Aufnahme, welche ihr jetzt bei den Personen, denen sie als Heirathsstifterin sich am meisten verpflichtet zu haben glaubte, zu Theil geworden wäre.
Aus dem so eben erschienenen Staats⸗Kalender geht hervor, daß seit der Einsetzung der provisorischen Regierung im Jahre 1843 bis Ende 1846 nicht weniger als 3 Feldmarschälle, 30 General-⸗Lieute⸗ nants, 76 General-Majore und 132 Brigadiers ernannt wurden. (Das spanische Heer zählt jetzt im Ganzen 656 Generale. Wäh⸗ rend desselben Zeitraumes wurden 84 Großkreuze Karl's III., 128 Isabellen's der Katholischen, 13 des S. Fernando-Ordens und 75 Bänder Marie Louisens vertheilt.
Gestern erhielt die Regierung einen Courier, der Lissabon am 22. verlassen hatte. Bis zu jenem Tage waren noch keine fremde Trrppen dort ausgeschifft worden. Es scheint, daß die Köni— gin sich genöthigt sah, in die von dem englischen Gesandten zum Behuf einer Ausgleichung mit den Insurgenten aufgestellten Bedin⸗ gungen einzuwilligen. Nur bestand sie darauf, daß vier Personen, worunter Sa da Bandeira und die beiden Passos, auf ein Jahr Portugal verlassen sollten. Unterdessen werden die beiden am 20. von hier abgegangenen Stabs-⸗Offiziere, ein Engländer und ein Spanier, das Hauptquartier Sa da Bandeira's vor Lissabon erreicht und ihn vermuthlich zur Einstellung weiterer Feindseligkeiten be— wogen haben. Sollte er und die Junta von Porto sich nicht zur Annahnie der vorgeschlagenen Uebereinkunft verstehen, sondern den Kampf fortsetzen wollen, so werden englische Truppen in Lissabon landen und spanische die Gränze überschreiten; jedoch erst dann, wenn die Gesandten Englands und Spaniens von Lissabon aus ge— meinschaftlich sie dazu auffordern.
Der General Concha trifft noch keine Anstalten zur Abreise.
Türkei.
Beirut, 6. April. (Frankf. Journ.) Zu Dein el Kamao, einer in einer Entfernung von 3Lieues von Beirut gelegenen kleinen Stadt, hat sich ein Vorfall zugetragen, der nur allzu sehr an die trau⸗ rige Affaire des Paters Thomas in Damaskus erinnert. Am Palm⸗ sonntage hatte in jenem Orte eine Prozession statt zum Andenken an den Einzug Jesu Christi. Eine große Anzahl Kinder nahm an dieser Feier Theil. Ein furchtbarer Sturm störte das Fest, die Masse zerstreute sich, und einige Kinder suchten Zuflucht in den benachbarten Häusern; der Zug hatte sich gerade in dem Judenquartier befunden. Ein sechssähriges Christenkind kehrte nicht wieder. Nachsuchungen, die in den Häusern der Juden angestellt wurden, blieben ohne Erfolg; der erste Verdacht der ungebildeten Menge hatte sich gegen die Juden ge— wendet, da man sich erinnerte, daß in dem Prozesse des Paters Tho⸗ mas in Damaskus einer der angeklagten Juden auf der Folter einge⸗ standen habe, daß in das ungesäuerte Osterbrod Christenblut gemischt werde. Endlich nach drei Tagen fand man die Leiche jenes Kindes im Felde; seine Hände ünd Füße und die eine Seite waren durchbohrt, und an Halse waren die Adern durchschnitten. Die Mutter wurde aus Schmerz wahnsinnig. Der Vater begab sich nach Beirut und erhob hier eine Anklage gegen die Juden; mehrere derselben wurden festgenommen und in den Kerker geworfen. Hoffentlich werden die europäischen Konsuln in Beirut unverweilt die erforderlichen Schritte gethan ha⸗ ben, um einer Wiederholung der schmachvollen Prozedur von Da⸗ maskus vorzubeugen.
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gandels · und gõrsen · Nachrichten. REerlin, den 6. Mai 1847.
HH echsel - Course.
Kurz 2 Mt. Kurz 2 Mt. 3 Mt. 2 Mt. 2 Mt. 2 Mi. 101 100 Tir. 2 Mt. D Leipzig in Courant im 14 TI. Fuss, 100 Thlr. — 1 do Frankfurt a. M. südd. W. ..... ..... 100 FI. 2 Mt. 56 12 — 109 sRkJ. 3 Wochen — 1087
Breslau
Petersburg
Hlendioche Fonds: P andbriejss-., Kommundl - Papiere und Geld- CQ. œG.
Geld. Gem. 2f. Geld. Gem. 927 Kur- Nu. Til. 33 95 gõ / Schlesische do. 3 96 . do. Lt. B. gar. do. 3 . e ö
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Amst. Rott. 4 Rhein. Stm. 4 S6 ba. Arnb. Utr. 4 do. Prior. 4 — Nerl. Anb. A. d do. v. St. gar. 3 — do. Prior. 4 Ss ehs. Rayr. 4] SSᷓ bæ. Berl. ILIamb. 4 Sag. Glo. 4 — do. Prior. 4 d0. Erior. 453 — Berl. Stett. 4 Thüringer. 4 941 k. Bonu-CSõlu. 5 Wlnhb. (C. 0.) d S7 6. Bresl. Ereib. 4 Tarsk. Selo. — —
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Aach. Mastr. 20 Berg. Mrk. 50 Berl. Anh. B. 45 Kexb. Lud. 70 Brieg -Neiss. 55 Chem. Risa. S0 59 6. . Cöln- Mind. S0 907 a2 ba. u. G. do. Thür. V. 20 — Dresd. G5rl. 900 99 n. 1014 6. Lb. Zittau. 70 —
— Magd. Witt. 20 S2 B. 104 B. Meeklenb. 60 74 bz. u. G.
— Nordb. F. Ww. 60 71 6. 965 G. Rh. St. Pr. 70 90 B. S9ꝭ G. Starg. Pos. 30 S3. 6. 917 B. St. Vohw. 90 SI bæ. 1015 6.
(Schluss der Börse 3 Uhr.)
Gloggnitæ. Hmb. Bergd. kKiel- Alt. Lpz. Dresd. Magd. Halb. 4 Magd. Leipæ. 1 do. Prior. 1 N. Schl. Me. 4
do. Prior.
do. Prior. Nrdb. H. Fd. O. Schl. Lt. A
do. Prior.
do. Lt. B. Pts. Mg db. do. Pr. A. B. do. do.
S 8
Unsere Börse war gedräckt. London-Post vom 1. Mai: Consols
87 h, und einige Actien matter als gestern.
Getraide- Bericht.
Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Woeizen nach Qualität von 112-118 Rthlr. Roggen loco 105 - 107 Rthli., S6pfd. 108 Rilhr. be. . Lieferung bis 20. Mai 99 Rthlr. pr. Mai Juni 96 Rthlr. pr. Juni / Juli 89 Rihlr. pr. Juli/August S2 - 83 Rthlr. Gerste loco 75 —- 80 Rthlr. Hafer loco nach Qualität 48 - Ji Rthlr. 88chiwmd. 47 Rihlr. Rüböl loco 10 Rihlr. P Herbst 118 Rthlr.
Kanal- Listen:
Den Finow- Kanal passirten am 4.s5. Mai: 303 WsplI. Weizen, 736 Wespl. Koggen, 5 td VWospl. Hafer, 892 Wöpl. Gerste, 28 Woepl. Erbsen, 300 Cir. Rapps-Ruchen.
Mit Getraide und namentlich mit Roggen stellte sichs heute so- wohl zur Stelle als auf Lieferung höher. Der Markt war mit ver- schiedenen Käufern versehen, welche für schwimmende Ladungen bes- sere Gehote als gestern machten und ziemlich belangreiche Umsätze
bewirkten. Spiritus loco 54 Rrhlr. für 10, Som0 & bea.
Auswärtige Börsen-. Amsterdam, 2. Mar. Niederl. wirkl. Sch. 58 6. Antwerpen, 1. Mai. Zinal. —. . 9724 Frankfurt a M., 3. Mai. 5X Met, 107 1hb3ä.. *
1902. 1900. Rar. Rank Aetien 6b 32 S7 G. Sies. S6 . Ixt. 58. 573. PFolu 300 FI. 96. 95. do. so FI. 80. . K
2 nei. Bank- Aeüen I590 Hr. 6 o ve orn. 145 d0. 98. 336 do. 69. Raunk-
Actiʒen 159890. Aul. de 1634 155. del isa9 1191. Nordb. 1703. Gloggn. 124.
5X6 Span. 17.
Rank-Aetien p. ult.
m, 1. Mai. Das Weichen der Fonds-Course an den , gien, at neben der wieder unehmenden Frage nach Geld diese Woche veranlaßt, daß die Preise der holländischen Staatspapiere aber- mals gefallen sind und der Markt im Ganzen ein mattes Ansehen erhielt. Von Integralen gingen häufig Partieen vom Auslande zur Nealisirung ein,
wodurch deren Cours von 585 bis 58 30 zurückgedrängt wurde;