des St. petersburgischen Börsen⸗Comité's und des Kauf— manns-Aeltermanns unter die Zahl der Mitglieder des Conseils der Kredit⸗Anstalten den Art. 11 des Reglements der Kredit Anstalten in folgender Weise geändert: „Die Mitglieder des Conseils von Seiten der Stadtgemeinde sind: das St. petersburgische Stadthaupt, der Präsident des St. petersburgischen Börsen-Eomité's, der die Kaufmanns-Abtheilung in der allgemeinen Stabtduma Lirigirende Kaufmanns⸗Aeltermann und drei von der am St. veteroburgischen Hafen Handel treibenden Kaufmannschaft gewählte, Mitglieder.“ In Abo hat sich ver einiger Zeit eine Actien⸗ Compagnie zur Betreibung des Wallfischfanges im ostlichen Ocean gebildet. Die mannigfachen Vortheile, welche der dort, bestehenden. Werft Compag= nie aus den näheren mit der russisch-amerikanischen Compagnie eingegangenen Beziehungen erwuchsen, lenkten in Jinnkand über⸗ haupt den Besitzungen dieser Compagnie am östlichen Ocean regere Aufmerksamkeit zu. Die russisch=amerikanische Compagnie hat den Plan, der ihr im Entmwurfe mitgetheilt wurde, mit Beifall aufge⸗ nommen, und, so wurde eine Actienzeichnung eröffnet. Diese Actien— Compagnie für den Wallsischfang wird bis zum Ausgange des Jah— res 1851 vier Seeschiffe erwerben; später soll nach Umständen die Zahl der Schiffe und der Actien vermehrt werden. Das dazu er⸗ forderliche Kapital ist auf 200,000 Silberrubel festgesetzt worden. Es werden 40 Actien ausgegeben, jede zu 6000 Rubel. Auf 20 davon zeichnet die russisch - amerikanische Compagnie; die übrigen 20 werden in Finnland untergebracht. Im ersten Jahre sind 1236 Ru— bel auf jede Actie einzuzahlen zur Ausrüstung des ersten Schiffes. Der Zweck der Gesellschaft ist ein doppelter. Sie will 1) auf ihren aus Europa segelnden Schiffen Gelegenheit zu wohlfeiler Fracht ge⸗ währen und 2) Wallfischfang zwischen den Japanischen Inseln, Kamt— schatka und Sitcha betreiben. Sitcha soll der Stapelplatz für dieses Geschäft sein. Die Direction wird ihren Sitz in Abo haben, wo auch das erste Schiff ausgerüstet werden soll. Die übrigen Schiffe können ausgerüstet werden, wo die Compagnie es für gut sinden wird. In einem Ergänzungs- Paragraphen ist bemerkt, daß bei Abferti⸗ gung des vierten Schiffes das Grundkapital von 260, 060 Rubel durch einen Zuschuß von 5 pCt. auf 300,000 Rubel erhöht werden soll. Schon im bevorstehenden Frühlinge soll ein der Sache kundiger Mann nach Hamburg, London, Amsterdam, New Nork und anderen Srten ge⸗ sandt werden, um daselbst sich nach allem auf die Verproviantirung und Bemannung der Schiffe Bezüglichen zu erkundigen. Die Mann? schaft soll für das erste Mal zum dritten Theile aus Amerikanern be— stehen. In den ersten 6 Jahren werden aus dem beim Geschäfte gemachten Gewinne nur 6 pCt. auf die Prioritäts Actien, nicht aber auf die späteren Actien ausgezahlt. Der nach Auszahlung dieser 6 pCt. verbleibende Ueberschuß des Gewinns soll zur Erweiterung des Unternehmens verwendet werden. Wenn nach Verlauf der ersten 6, Jahre das der Compagnie erwachsene Vermögen das Actien⸗ Kapi⸗ pital um 50, 000 Rubel übersteigt, werden Coupons, jeder zu 10 10 Ru⸗ bel, ausgegeben. Jede Prioritäts- Actie erhält außer einem Coupon noch 256 Rubtl. Wenn die Compagnie alsdann das umlaufende Ka— pital vermehren will, können neue Actien, jede zu 5000 Rubel, aus⸗— gegeben werden. Diese letzteren Actien erhalten indessen keine Pro⸗ zente, sondern nur einen verhältnißmäßigen Theil des Gewinnstes. Nur für den Fall, daß sie keinen Absatz sinden, können auch für sie Prozente ausgeworfen werden.
Frankreich.
Paris, 4. Mai. Der König hat den Präsidenten der Depu— tirten⸗ Kammer, Herrn Sauzet, und den General von Trobriand zu Großoffizieren des Ordens der Ehrenlegion ernannt. Letzterer ist einer der Veteranen der französischen Armee, dessen Dienste bis auf 1789 zurückgehen. Seit vier Jahren ist derselbe in bie Reserve versetzt.
Die in der gestrigen Sitzung der Deputirten⸗Kammer zur Sprache gebrachten Briefe, welche in öffentlichen Blättern erschienen, sind auf Veranlassung des General Cubiéres publizirt worden. Er will da! durch zeigen, daß, als er im Jahre 1842 bei der Regierung um eine Konzession zur Ausbeutung der Minen von Gouhenans für Herrn Parmentier nachgesucht, m angedeutet worden sei, er könne seinen Wunsch, nur unter der Bedingung gewährt erhalten, daß gewissen öffentlichen Beamten ohne Kauf ein? Zins An⸗ theil an dem Unternehmen bewilligt würde. Diese Corrup⸗ tions -Beschuldigung, welche auf diese Weise von Seiten des General Cubieres gegen die Regierung erhoben wird, hat die Presse in großen Alarm gebracht. Galignani's Messenger be—⸗ merkt nur, man möge bedenken, daß es früher noch ganz anders in Frankreich zugegangen, daß es eine Zeit gegeben, wo seder Kontrakt, jede eff ihren bestimmten Bestechungs-Preis gehabt, und daß gegen ehemals die französische Büreaukratie wohl tugendhafter ge⸗ worden. Das Journal des Débats, als ministerielles Organ, erklärt, das Kabinet werde die Sache untersuchen lassen und, wenn die Anklage sich als gegründet erwiese, über die Schuldigen die ver— diente Strafe verhängen.
„ BVorgestern besuchte der Herzog von Montpensier die jungen ägyptischen Prinzen, um ihnen wegen des Todes Hussein Bey's zu kondoliren. ] ag, Masa ist am Donnerstag von Marseille nach Paris ab—
„Marquis von Normanby gab gestern ein Diner, welch em Herr Guizot und der Herzog von e i . ; ö
Dem pensionirten General Elouet war seine Pension seit Jahren entzogen worden, weil er in Portugal für Dom Miguel gekampft hatte. Der Stgaté-Rath hat in Fölge leine von dein Gelieratle ihn , . Reclamation entschieden, daß demselben die Pension fortbezahlt und, der ganze , , nachgezahlt werden soll.
er regelmäßige Dampfschifffahrtsdienst . Havre und New⸗Nork wird zwischen dem 20sten und 30. Mai beginnen und vor⸗ ker, durch 4 . , . der Regierung von je 459 Pferde⸗ kraft versehen werden. lle 14 Tage hn eine derselben ab, und die Ueberfahrtspreise betragen, Kost und Wein eingerechnet, je nach den verschlebenen Klassen, 10h, 500 und 3h) Fr. ⸗
Zu Blois standen dieser Tage, eine Anzahl Personen, worunter Herr Blanqui, ber jedoch nebst einigen anderen der Angeklagten frei⸗ esprochen warb, wegen Veibreitung ,, ind die soziale Orhnung umstürzender Grundsätze vor dem uchtpolizeigericht; sie wurden zu Gefängnißstrafen von fünf Tagen bis zu sechs Mongtun verurtheilt.
Die Kommission über das Briesporto macht den Vorschlag, daß vom 1. Januar 1845 jeder unter 75 Gramm schwere Brief im Innern des Landes ein gleichförmiges Porto von nur 20 Centimen zahlen solle. .
S Paris, 4. Mai. In der heutigen Sitzung der Depu⸗ tirten Kammer theilte der Präsident zuerst ein Schreiben des Kriegs-Ministers mit, welcher anzeigt, baß er ber Rechnungs- Pri fung. Kommilssson den Bericht der Verwaltungs- Kommission, welche mit , , des Desizits , war, das Herr Benier in
inen der Militair-Vorrathshäuser hinterlassen, mit etheilt
habe. se Mitthellung war auf Verlangen des Herrn CLanjui⸗
sei zwar darin nicht genannt,
hb
nais, Mitgliedes der Rechnungs⸗Kommission, und ihres Präsidenten, Baron Duprat, erfolgt, die Verhandlung über die Ergänzungs- und
außerordentlichen Kredite für 1816 und 1817 wird darauf fort ⸗
gesetzt.
Herr von Angeville bespricht eine neue Erfindung zur Abschä— un der Kraft und Arbeit der . Er 1. . enn sische 2536 diese Erfindung nicht angenommen habe, welche nun von der englischen egierung benutzt und ausgebeutet werde. Er widerlegt fer⸗ ner was der Marine⸗Minister gesagt, um das Unpassende des Vergleichs zwischen den von Frankreich erlittenen Verlusten zur See und den gleichen Englands zu zeigen. Er findet die Ursache der Inferiorität Frankreichs in dem Mangel an strengem Vollzug der bestehenden Vorschristen auf franzö= sischer Seite. Nur eine strenge Untersuchung der ganzen Sachlage könne das Mittel geben, aus dieser Inferlorifät herauszukommen? Eine solche Untersuchung' müsse ernstlich, nicht blos im administrativen Wege geschehen, sondern durch die Kammer selbst. Der Marine- Mini st er: Er würde sogleich die Tribüne besteigen, um die Rede des Herrn Deputir⸗ ten zu widerlegen, wenn er nicht wüßte, daß andere ähnliche Reden noch folgen sollten; er behalte sich vor, auf alle zugleich zu antworten. Herr Jules von Lasteyrie bleibt trotz der Verneinungen des Marine-Mini— sters dabei, in der Marine⸗Verwaltüng herrsche Spaltung aller Art. Der Redner hebt die Institution der englischen Admiralität hervor, vergleicht sie
mit dem französischen Admiralitäts-Rathe und zeigt ihre Vortheile. Die Bemerkungen des Ministers über das Marine Budget in England und das
Budget der Marine in Frankreich sei so wenig gegründet als die anderen. Vergleichungsweise sei das Budget Frankreichs für seine Marine stärker, Als das Marine⸗Budget Englands, nur werde es weniger gut angewendet.
Indessen habe die Kammer niemals sich sparfam gezeigt gegen die Marine.
Sie habe eine starle Marine gewollt und sei zu diesem Ende vor keiner Ausgabe zurückgewichen. Das Amendement des Herrn Lacrosse sei seiner
Zeit trotz des Widerstandes des Ministers angenommen worden. Wie habe
also der Herr Minister sagen können, man müͤsse die Elite vermindern oder die Ausgaben erhöhen? Niemals habe die Kammer an seinen Veranschla gungen gemäkelt. Was im Departemeut der Marine verändert werden müsse, das sei die Unordnung. Trotz der durch die Kammer votirten Kre dite nehme das Schiffs Material beständig ab. Trotz der votirten
Kredite die Neubauten nicht vorgenommen worden seien? Ber Redner ta-
delt ferner, daß das Marine⸗Ministerium den Bau von Linienschiffen von 100 Ka⸗ nonen bevorzuge. Dieses Modell sei als weit weniger zuträglich erkannt worden, während es theuer zu stehen komme. Ein Linienschiff von 100 Kanonen koste mehr als ein Dreidecker und leiste doch nicht diefelben Dienste. Wozu also das Beharren bei einem schlechten Modell, das sehr kostspielig sei. Der Redner schließt, wie Herr von Angeville, mit dem Antrag auf eine parlamentarische Untersuchung. Der Marine Minister: Die bei den vorigen Nedner werfen der Marine den Bau von Schiffen zu 100 Ka— nonen vor. Er wiederhole, daß diese Bauten seit langer Zeit schon festge⸗ stellt seien; 1824 hätten sie begonnen; also könne nicht die gegenwärtige Verwaltung der Tadel dafür treffen. Zwei dieler Schiffe, der „Hercule“ und der „Jemappes“, gehörten zur Evolutions Escadre, und man habe an ihnen allerdings Uebeistände gefunden, die aber nicht in dem beständen, was man als solche angegeben. Mit einigen Abänderungen würden diese Schiffe vortreffliche Dienste leisten. gangen, habe er daraus beweisen wollen, daß die Zahl der an Bord be— sindlichen Offiziere den Reglements nicht entspreche. Diese beiden Schiffe seien aber seit lange in See gewesen, noch lange ehe die betreffende Ver ordnung veröffentlicht worden. Es könne daher nicht befremden, daß die— selbe an Bord dieser Schiffe nicht beobachtet worden sei. Die Aufmerksam⸗
keit der Kammer sei auf die Ausgaben gelenkt worden, welche die neue Art
der Rechnungsstellung in der Marine im Jahre 1848 nach sich ziehen
werde. Die Kammer habe aber selbst eine detaillirtere Rechnungs- Ablage
gewünscht.
In der Pairs-Kammer verlangte, bevor zur Tagesordnung geschritten wurde, der Präsident Teste das Wort wegen einer ihm persönlich betreffenden Thatsache. ; U
Als Magistrat, als ehemaliger Minister des Königs, sei er es sich selbst, sei er es der Kammer schuldig, über eine Korrespondenz Erklärung zu geben, die viel Lärm gemacht habe in der anderen Kammer. Sein Rane aber es handle sich um eine Angelegenheit, die sich an seine Verwaltung knüpfe, welche Gegenstand eines Prozesses sei, und daher müsse er selbst allen Reflerionen zuvorkommen. In einer so ge⸗ wichtigen Lage sei sein Charakter nicht zum Zaudern gemacht. Er lege einen zu hohen Werth auf die Achtung der Kammer, halte, und die er auch ferner zu verdienen wünsche. Er stelle bestimmt und unumwunden, kategorisch, nicht blos die s
dern selbst die geringste Kenntniß von der vorgebrachten Thatsache in
Abrede. Aber schon der Name, den man diesen Thatsachen gegeben, schließe
ihre Wirklichkeit, ihre Wahrscheinlichkeit aus. Alle dergleichen Verlangen,
wie das fragliche, würden der gesetzlichen, regelmäßigen Prüfung unterstellt,
und so sei es auch unter seiner Verwaltung geschehen. Im betreffenden Falle sei alle Welt über Ertheilung der Konzession einverstanden gewesen.
Er habe für jetzt keine anderen Erklärungen zu geben. Nur das müsse er
sagen, daß, ihm die berührte Korrespondenz absolut unbegreiflich erscheine. Der Präsident bemerkt,
Kammer abzuwarten; seiner Zeit werde der Kanzler die nöthigen Maßregeln nehmen, um der Sache ihren rechtmäßigen Lauf zu geben.
Es wird nun zur Tages-Srdnung geschritten. Cubières war nicht in der Sitzung zugegen, was allgemein bemerkt wurde.
Gleichwie die Spaltung der großen konservativen Partei, die aus den allgemeinen Wahlen des Jahres 1846 hervorgegangen ist, aus Anlaß des Antrags des Herrn Duvergier de Hauranüe in Be treff der Wahl-Reform und noch mehr bei Gelegenheit der Verhand lung und Abstimmung über den Antrag des Herrn von Remusat, in Betreff der sogenannten Inkompatibilikäten, klar sich gezeigt hat, so tritt sie nun auch immer entschiedener in der konservativen Presse her⸗ vor. Man erinnert sich, wie einmüthig diese nach den Wahlen und besonders nach dem Zustandekommen der spanischen Heirathen bis zur Eröffnung der Kammern und selbst nach dieser noch während und nach der Debatte über die Adresse zu Gunsten des Ministeriums sich ausgesprochen hatte. Zwei Momente, die man nicht aus dem Auge verlieren darf, hatten vorzugsweise zusammengewirkt, diesen Einklang hervorzurufen; das eine dieser Momente betraf die äußere, das an— dere die innere Politik des Ministeriums. In Betreff der auswärti⸗ gen Politik hatte das Ministerium durch seine Haltung, England ge— genüber, in der Frage der spanischen Heirathen, durch seine da— durch erlangten, wie man damals wenigstens glaubte, sehr bedeuten⸗ den Erfolge, nicht blos die Stimmen der ganzen Majorität, sondern selbst auch einen Theil der Opposition gewonnen; in Bezug auf die innere Politik hatte Herr Guizot durch geen. bekannte Rede vor den Wählern von Lisienr große Erwartungen erregt, indem er selbst die Zeit zum Fortschritt gekommen erklärte, mit dem Beifügen der be⸗ fannten Worte; „Alle Parteien versprechen euch den Fortschritt, die konservative allein wird ihn euch geben.“ Da waren denn Débats, Presse, die damals noch lebende Epoque, Portefeuille, Re⸗= due Nouvelle und selbst die Revue des deux Mondes, die fast zwei Jahre lang beständig mit dem jetzigen Kabinet geschmollt und mit den Herren Molé und Thiers es gehalten hatte, einstimmig in ihren Lobpreisungen, und die jungen Konservativen wetteiferten in der Deputirten Kammer mit den alten in Ergebenheits- Versicherungen und im Ausdruck ihrer Bewunderung für die am Ruder stehenden Männer. Aber die jungen Konserva⸗ tiven i mit Ungeduld den Vorschlägen, und Maßregeln des Kabinets entgegen, durch welche die Verheißungen des Pro⸗ grammes von Lisienr zur Wirklichkeit werden sollten. Da kamen die obenerwähnten zwei Anträge, welche endlich die Spaltung zwischen alten und jungen , ,. vollends zum Durchbruch bringen sollten. Wie jm Parlamente so in den Tages- Blättern. ie
Weil zwei Dampfschiffe verloren ge⸗
der er sich würdig
geringste Theilnahme, son⸗
. x er begreife und die ganze Kammer begreife das Motiv, das Herrn Teste zum Sprechen veranlaßt. Jetzt sei es von der
Der General
Presse zuerst trat mit Schärfe gegen das Ministerium und insbe— sondere gegen Herrn Guizot auf, den sie beschuldigte, seinem Pro⸗ gramm von Lisieux ungetreu geworden zu sein; und jetzt ist ihre Haltung fast eine entschieden feindselige geworden. Ihrem Beispiel ist das Portefeuille gefolgt, und auch die beiden einflußreichsten Re⸗
vuen, die Revue des deur Mondes und selbst die Revue
Nouvelle, die man unbedingt Herrn Guizot ergeben glaubte, neh— men jetzt mehr oder minder zu Gunsten der Forderungen der jungen Vonservativen und gegen das Ministerium Partei. Dieses hat in der That kein anderes vollkommen ergebenes Organ mehr als das Journal des Debats, welches aber gegen einzelne Minister, namentlich die der Finanzen, der öffentlichen Arbeiten und des öffent⸗ lichen Unterrichts, auch Spposition macht in einzelnen Fragen. Man ersieht hieraus, in welche Lage das Ministerium der Presse gegen— über gekommen ist. Wie es der Majorität der Kammer gegenüber steht, hat vollends die Verhandlung der geheimen Fonds gezeigt. Giere hat es Namens der alten Konservativen klar und bestimmt aus⸗ gesprochen, daß kein Theil der Majorität einen Zustand der Unbe— weglichkeit bei der Regierung will, daß alte und junge Konservatlve im Grunde dasselbe wollen, und eben das deutet darauf hin, daß letztere, die das Journal des Débats anfangs durch Spott zur Unmacht zurückführen zu können glaubte, seitdem außerordentlich an Boden gewonnen haben. Mehr und mehr ergiebt sich die Wahrscheinlichkeit, daß die jungen Konservativen allmälig ihre älteren Kollegen zu sich her— überziehen werden. Mit anderen Worten, es hat ein Gährungs⸗-Pro— zeß zur Bildung einer neuen Majorität begonnen. Und die Stimme dieser neuen, unverkennbar sehr lebenskräftigen Masorität wird das Kabinet unausweichlich hören müssen, wenn es seine Existenz nicht zuletzt aufs Spiel setzen will.
Großbritanien und Irland.
London, 3. Mai. Ein Kabinets⸗-Rath wurde heute im aus wärtigen Amte gehalten, welchen die meisten Minister beiwohnten.
Mit dem Paketschiff „Penguin“ sind Nachrichten aus Rio Janeiro bis zum 18. März hier eingegangen, welche indeß Weni ges von politischem Interesse melden. Der Kaiser von Brasilien be⸗ absichtigte am 20. März eine Reise nach Santos zur See, von wo er im April auf dem Landwege wieder nach der Hauptstadt zurück— kehren wollte. Die Kaiserin erwartet ihre Niederkunft im Monat Juli, und es waren für sie in allen Kirchen Gebete angeordnet wor— den. Am 3. Mai sollten die, Kammern wieder eröffnet werden, und man glaubte, daß dann zugleich ein Ministerwech el stattfinden würde. Aus Montevideo reichten die Nachrichten bis zum 10. Februar. Nivera war sehr unpopulair seit seiner letzten Niederlage bei Paysandu geworden und hatte am 3. Februar auf einem französischen Dampf⸗ schiffe die Stadt verlassen, wahrscheinlich um seine zerstreuten Trup= pen gegen Urquiza zu sammeln. Montevideo und Kolonia waren die einzigen Städte, welche seiner Partei noch anhingen.
London, 1. Mai. (Telegraphische Depesche.) In der gestri= gen Unterhaus⸗Sitzung wurde die vor acht Tagen vertagte Berathung über die Fabrik-Bill, welche die Arbeitszeit der jungen Leute und aller Frauen in Fabriken auf 109 Stunden des Tages beschränkt, im Comité beendet und die Bill mit einer Majorität von 63 Stimmen angenommen. — Im Verlauf der Sitzung erklärte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten auf eine Anfrage, daß von Seiten Englands keine Intervention in Griechenland wegen Forderung der Zinsenzahlung stattfinden werde, diese Zinsen
wolle das Haus Eynard vorstrecken.
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Aus dem Haag, 1. Mai. (Amst. Handelsbl.) Dem heute früh um elf Uhr ausgegebenen ärztlichen Bülletin zufolge, hat Se. Majestät der König eine ruhige Nacht gehabt und besindet sich merklich besser.
In der Sitzung der zweiten Kammer der General-Staaten am 2. Mai zeigte der Präsident an, daß Herr Dam van Isselt und 16 andere Mitglieder darauf angetragen hätten, das Gesetz vom 18. De— zember 1815, die Einfuhr von Lebensmitteln betreffend, bis zum Oktober 1851 zu verlängern.
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Brüssel, 5. Mai. Die Unterhandlungen, welche zwischen den beiden liberalen Vereinen von Brüssel angeknüpft waren, um eine Verschmelzung oder wenigstens die Annahme einer gemeinschaftlichen Liste für die nächsten Wahlen zu Stande zu bringen, haben keinen Erfolg gehabt. Es sind daraus zwei Ultimatunis hervorgegangen, welche beide Vereine, die „Association“ und die „Alliance“, nächstens veröffentlichen wollen. * . ;
Graf Montalembert ist. orgestern zum Besuch bei seinem Schwiegervater, dem Grafen Felir von Merode, hier eingetroffen.
In Antwerpen langten vorgestern drei mit Weizen belastete Schiffe an; andere wurden als noch an der Mündung der Schelde befindlich angemeldet.
Der belgische Freihandels-Verein, an dessen Spitze Herr von Brouckere steht, hat so eben einen Aufruf zu einem allgemeinen Kongreß beschlossen, der am 16. September hier in Brüssel zusammentreten soll, und zu welchem eingeladen werden: die Abgeord— neten gelehrter Gesellschaften und öffentlicher Verwaltungs⸗Behörden in Bezug auf die Fächer der Staats Oekonomie und Statistik; 6ffent= liche Beamte; Mitglieder gesetzgebender Versammlungen; Publizisten, Schriftsteller, Finanzmänner und überhaupt alle Personen, die sich mit den verschiedenen Fragen und Interessen, über welche der Kon⸗— greß berathen wird, ernstlich beschͤftigen. Die Berathungen des Nongresses werden zum Gegenstande haben: 1) die allgemeinen staatsökonomischen Grundsätze und Lehren der Freihandels-Par— kei; 2) das besondere Jnteresse und die besonderen Gründe, welche ein Land für oder gegen den freien Handel anführen kann; 3) den Einfluß des Freihandels-System auf die Lage der arbeitenden Klassen; 4) Einfluß eben desselben auf Wissenschaft, Kunst und Civi—- lisation im Allgemeinen, wie auf den Frieden, dieses Resultat freund⸗ schaftlicher Beziehungen unter den Völkern insbesondere; 5) einige auf das Vorangehende bezügliche, rein finanzielle und administratibe Fragen. Die Dauer des Kongresses ist vorläufig auf 3 Tage be⸗ stimmt. Der belgische Freihandels Verein hält Brüssel für den ge⸗ eignetsten Ort zu einem solchen Kongresse, da es gleichsam im Mit⸗ telpunkte der übrigen Länder liegt, die Gesetze des Landes einer Ver— einigung von Männern aus allen Weltgegenden kein Hinderniß in den Weg legen, und möge die Anzahl der Mitglieder noch so groß sein, weil ferner keine . unde keine andere Macht Jemanden am freien Aussprechen seiner Meinungen in dem hiesigen Lande hin— dern kann, und endlich weil von hier aus die schnellste Communi— cation mit allen übrigen Ländern möglich ist.
Obgleich bei den Debatten über das Budget des Ministers der öffentlichen Arbeiten in der Repräsentanten⸗Kammer das Amendement auf Bewilligung einer Summe zum Bau einer direkten Eisenbahn
von Brüssel über Alost nach Gent eine Majorität, wenn auch nur don einer Stimme, erhalten hatte, so hat doch das Ministerium die- ses Votum in einer späteren Sitzung, wo die Frage wiederum an— geregt wurde, durch eine Majorität von 42 gegen 10 Stimmen zu zeseitigen gewußt.
Mehrere Amendements zu dem Gesetz-Entwurf über die Lebens— mittelfrage, namentlich das des Herrn Rogier, welcher die Verlänge⸗ gerung der freien Getraide-Einfuhr bis zum 31. Dezember 1818 dem Ermessen der Regierung anheimgestellt sehen wollte, statt daß sie in dem Entwurf gesetzlich feststeht, und das des Abbé de Haerne, wel⸗ cher eine Vermehrung der vom Ministerium geforderten Summe von 300, 900 auf 606, 00 Fr. zur Unterstützung der nothleidenden Klassen beantragte, wurden verworfen und der Gesetz⸗Entwurf schließlich einstimmig angenommen, nach Einschaltung zweier Anträge des Herrn Osy, wo nach die Zollfreiheit auf Pökelfleisch und Rauchfleisch ausgedehnt werden soll und alle mit Lebensmitteln aus der Jremde kommenden Schiffe zollfrei dasselbe einführen können, falls sie einen Monat vor Ablauf der gestellten Periode ausgefahren.
Auf eine Anfrage, ob die Regierung den Gesetz Entwurf wegen Errichtung einer Ausfuhr⸗ Gesellschaft zur Erörterung bringen wolle oder nicht, gab der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in der Kammer nur eine ausweichende Antwort, so daß man vermuthet, das Ministerium beabsichtige, den Entwurf zu vertagen. ̃
Am 1. Mai hat der Sommerdienst auf der französischen Nord
bahn seinen Anfang genommen, Der Nachtzug, welcher früher 7 Uhr 30 Minuten von Paris abfuhr, hat am lsten diese Stadt erst um 8 Uhr verlassen und ist dennoch am folgenden Morgen bereits 7 Uhr 30 Minuten in Brüssel eingetroffen. Er hat also, wie dies von nun n immer der Fall sein wird, die Reise in 115 Stunden zurückgelegt. Der Jageszug, welcher um 8 Uhr Morgens von Paris abgegangen war, ist schon um 6 Uhr 30 Minuten Abends, also in 10 Stunden in Brüssel angekommen, während er früher daselbst erst um 9 Uhr eintraf. Diese Verbesserung ist durch eine Verkürzung des Aufent— halts auf den Zwischenstatlonen und durch eine schleunigere Fahrt erzielt worden. Irüher brauchten die Züge von Paris bis Valen— iennes eine Frist von 10 Stunden, künftig werden sie diese Strecke bei Tage in D. bei Nacht in 8 Stunden zurücklegen. In, Brissel hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche das unter ihrer Leitung gebackene Brod unter der Kommunaltaxe verkauft, näm lich das Brod erster Qualität zu 9 Centimen, das Brod zweiter Q1ua⸗ lität zu 3 Centimen für das Kilogramm.
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8 Madrid, 28. April. Durch einen am 22sten von Lissabon ge gent Courier erhielt die Regierung gestern Nachmittag die h achricht, . die, Nönigin von Portugal an jenem Tage 1 zur Annahme der Bedingungen verstand, welche der englische Gesandte zum Behuf einer mit den Insurgenten abzuschließenden Uebereinkunft ihr vorgeschlagen hatte. Dlese Bedi igungen bestehen in der Zurück nahme sämmtlicher durch das Ministerium Saldanha getroffener Ver— fügungen, Erlassung einer unbeschränkten Amnestie und Einberufung neuer Cortes. Dagegen soll, aus Berücksichtigung der der Königin gebührenden Achtung, das Ministerium Saldanha bis zur Eröffnung der Cortes beibehalten werden. Der Baron von Renduffe und der Chevalier Bayvard sind von Lissabon nach Porto abgegangen, um mit der dortigen Junta, die mit jenen Bedingungen einverstanden war, das Nähere zu verabreden.
Mit demselben Courier hat die Königin von Portugal der hiesigen Regierung die Anzeige zukommen lassen, daß sie die von letzterer angetragene Vermittelung zurü ckweise und nicht zugeben werde, daß spanische Truppen die portugiesische Gränze überschritten. Man darf dabei nicht übersehen, daß 'der nach Lissabon bestimmte Gesandte, Herr d'Ayllon, am 22sten noch nicht dort eingetroffen war, weil er den Abgang des Dampfschiffes von Cadix verfehlt hatte. Auch die beiden Stabs-Ofsiziere, der spanische und der englische, von denen ich Ihnen gestern schrieb, kamen erst am 22sten Abends in Badagoz an und können erst am 24sten das Haupt-Quartier Sa da Bandeira's erreicht haben.
Durch diese neue Wendung der Dinge wird die hiesige Regie rung in peinliche Verlegenheit versetzt. Allerdings werden ihr die mannigfaltigen Verwickelungen erspart, zu denen ein bewaffnetes Ein— schreiten in die Angelegenheiten des benachbarten Landes führen mußte, und die ich von jeher angedeutet habe. Allein, wenngleich die Königin von Portugal rühmlich handelte, indem sie die Erhaltung ihres Thrones nicht der Hülfsleistung einer fremden Regierung ver— danken will, deren innere und äußere Verhältnisse keine Bedingungen der Beständigkeit darbieten, so geräth letztere jetzt doch in die seltsame Lage, ihre Truppen vor derselben Partei zurückziehen zu müssen, der sie das Gesetz vorschreiben wollte. Die künftigen Machthaber Por tugals werden es die spanische Regierung hart empfinden lassen, daß sie Anstalten traf, die bisherigen Rebellen und jetzigen Sieger jenes Landes mit Gewalt der Waffen zur Unterwerfung unter den Willen der Königin zu zwingen, und das Beispiel dieses mit Triumph und Erfolg gekrönten Aufstandes wird seine Rückwirkung auf die hiesigen Anarchisten nicht verfehlen.
Die spanische Regierung hat sich nunmehr den Haß beider Par teien Portugals zugezogen; den der einen durch ihre Zögerung und halben Maßregeln, den der anderen durch die ausgesprochenen Drohungen. Sie hätte bedenken sollen, daß kein rechtlicher, vertragsmäßiger Grund zur bewaffneten Dazwischenkunft vorhan— den war und ein solcher Schritt nur einer dritten, die Unab— hängigkeit Spaniens bedrohenden Macht zum Vorwande dienen konnte, unter ähnlichen Verhältnissen, sich zum bewaffneten Vermittler dieses Landes selbst zu machen. Die Sucht, eine große politische Rolle zu spielen, war es, was die hiesigen Machthaber antrieb, als gewaltsane Wiederhersteller der Ordnung in Portugal auftreten zu wollen. „Bisher“, sagt der Heraldo, „betrachtete Europa uns mehr als ginen Gegenstand der Intervention, denn als Leute, die ihres eigenen Bestehens gesichert genug wären, um einer benachbarten Ration Frieden und Ordnung zuzuführen. Unsere Intervention in Portugal wird Europa's Ansichten über uns ändern. Es wird erkennen, daß wir Kraft genug besitzen, um einen wankenden Thron aufzurichten. Alle Revolutionaire Portugals vermögen nicht, viertausend Spaniern Widerstand zu leisten, ja, sie werden nicht einmal vor ihnen Stich halten!“
Spanische Truppen rücken in diesem Augenblicke in Eilmärschen gegen Portugal vor, und der Ober⸗Feldherr, General Concha, hat von Paris ein kostbares Zelt mitgebracht, unter welchem er die Hul
digungen, der besiegten portugiesischen Rebellen entgegennehmen wollte.
Jetzt sollen bereits Befehle zur Einstellung des Marsches der Lrup' pen abgegangen sein. g Die Progressisten verhehlen, ihre Schadenfreude nicht. Der Heraldo dagegen sagt heute: „Wenn sene Ausgleichung zu Stande kommt, wenn in 6 eine uns feindliche Regierung eingesetzt wird, ö . ö seindin behandeln und Alles aufbieten, um . rmeiden, di Er i Jie volution ss h en tun teen die zum Erwachen unserer eigenen Der spanische Geschäftoträger in Lpissabon, Herr Cuceto, soll ab⸗ berufen und in gleicher Eigenschaft nach Athen versetzt werden.
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Auf ausdrücklichen Befehl der Regierung wird der General NarvaJez übermorgen nach Paris abreisen. Er hat so eben das Gol⸗ dene Vließ erhalten.
3 Madrid, 29. April. Gestern Nachmittag erhielt der englische Gesandte Depeschen aus Lissabon vom 23sten, die mit dem Dampfschiffe in Cadix angekommen und von dort durch Courier hierher befördert waren. Ihrem Inhalte zufolge machte die Königin von Portugal, nachdem sie die Vermittelung Englands angenommen und die Spaniens zurückgewiesen hatte, am 23sten Schwierigkeiten, einige der Bedingungen, welche als Grundlagen der abzuschließenden llebereinkunft dienen sollten, in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen. Es scheint, daß die Königin dabei von der Absicht, Zeik zu gewinnen und den Ausgang eines Treffens abzuwarten, geleitet wurde. Am 20sten war nämlich der General Baron von Vinhäes mit 3000 Mann der Besatzung von Lissaben über den Tajo gegangen, um die in Setubal, Palmella und der Umgegend befindlichen Rebellen unter Sa da Bandeira, die meistens aus Guerillas bestan— den, anzugreifen. Am 23sten vernahm man in Lissabon ein leb haftes Flintenfener. Es ist indessen zu bezweifeln, daß Sa da Ban— deira sich in ein ernstliches Treffen eingelassen habe. Der Scæretair des Königs, Herr Dietz, schiffte sich am 21sten nach England ein, während der Graf von Mensdorf in Lissabon zurückblieb. Herr Silva Cabral, der sich von Cadix nach Liffabon begeben hatte und von der Königin agd dem Könige empfangen worden war, erhielt dann den Befehl, Portugal zu verlassen.
Gleich nach Eingang dieser Depeschen begab der englische Ge sandte, der gestern Mittag von Aranjuez hier eintraf, sich zum Mi nister⸗Präsidenten. Es scheint, daß Letzterer der Ansicht war, die Nönigin von Portugal würde sich noch zur Annahme der Dazwi schenkunft Spaniens entschließen, sobald Herr d'Ayllon in Lissabon eingetroffen sein und sie von den ihm im Einverständnisse mit Herrn Bulwer ertheilten Vorschriften unterrichtet haben würde. Herr Pacheco soll daneben erklärt haben, daß es der englischen Regierung nicht mehr freistehe, für sich allein und ohne Zuziehung des diesseitigen Nabinets in die portugiesischen Angelegenhesten einzuschreiten, seit dem dieses sich mit jener über eine gemeinschaftliche Thä tigkeit dahin verständigt hättte, daß die bewaffnete Dazwi— schenkunft beider Mächte dann stattfinden sollte, wenn der Ver⸗ such einer ausgleichenden Vermittelung mißläuge. Dem Hofe von Lissabon spricht demnach Herr Pacheco' die Befugniß ab, die zwischen den Kabinetten von London und Madrid in diefer Hinsicht getroffe nen Verabredungen durch Zurückweisung der spanischen Vermittelung zu vereiteln, und beharrt darauf, daß England in Lissabon keinen Schritt thun dürfe, ohne Spanien zuzuziehen. Herr Pacheco soll demnach angekündigt haben, die spanischen Truppen würden die por— tugiesische Gränze Überschreiten, so bald ein einziger englischer Soldat den Boden Portugals beträte. Der portugiesische Gesandte, Graf von Thomar, erklärt seinerseits, seine Souverainin wäre bei der frü⸗ heren Anrufung der spanischen Intervention von der Voraussetzung geleitet worden, daß die spanischen Hülfstruppen nicht als Vermittler auftreten, sondern als Verbündete der Königin von Portugal gegen die Rebellen zu Felde ziehen würden.
Der Papst hat dem Infanten Don Enrique die nachgesuchte Audienz verweigert und den hiesigen Hof von dessen Schritten in Kenntniß gesetzt. Indessen hat der Kardinal Staats-Secretair Herrn Tastillo 9 Ayensa angedeutet, daß Se. Heiligkeit hofften, die dies— seitige Regierung würde, um weiteren Anstößigkeiten vorzubeugen, dem Infanten die Ermächtigung, eine rechtmäßige Ehe einzugehen, ertheilen.
Gestern stellten sich mehrere Progressisten, unter ihnen die Her ren Olozaga, Mendizabal, Cordero, der Königin vor, um sie zu er suchen, den Ex- Regenten Espartero nach Spanien zurückzuberufen und in seine militairischen Würden wieder einzusetzen. Die Königin ver⸗ wies die Bittenden an ihre verantwortlichen Rathgeber.
X Paris, 4. Mai. Die neuesten Nachrichten von der (ata lonischen Gränze vom 29. und 36. April lauten wieder bedenklicher als bisher. Die drei Haupt Chefs der karlistischen Banden, Tristany, Nos de, Eroles und Borges, sind ganz unerwartet wieder auf dem Schauplatze erschienen. Wenn Tristany im Felde auftritt, darf man gewärtigen, daß es sich um einen neuen Schlag handelt, der ausge führt werden soll. Indeß lauten die Nachrichten, die an der Gränze in Umlauf sind, sehr verworren. Das einzig Gewisse ist, daß die Narlisten mindestens 300 Mann gesammelt haben und ins Thal von Realp herabgekommen sind, ohne Zweifel, um daselbst Lebensmittel aufzutreiben. Die angesehensten Chefs befanden sich daselbst. Das Thal von Realp wird durch einen Bach bewässert, der in den Bergen oberhalb Cellent seinen Ursprung hat und in der Nähe von Gualter in die Segre fließt; es ist sehr fruchtbar und mit zahlreichen kleinen Meier höfen bedeckt. Die Karlisten konnten daher keine geeignetere Gegend wählen, um sich zu verproviantiren. Die Besatzung der Festung Sen de Urgel, ist auf die Nachricht von dem Erfcheinen der Rarlisten in diesem Thale ausgerückt, um dasselbe zu durchstreifen. Es gelang ihr jedoch nicht, in der Nähe mit den Karlisten zusammenzutreffen, welche die Richtung über die Höhe von Nargo einschlugen und sich wieder in die Gebirge warfen, was sie jedoch nicht hinderte, trotz ihres Rück zugs noch Organya zu überfallen, welches auf der nach Seu de Ur gel selbst führenden Straße gelegen ist.
Wenige Tage vorher war eine andere Bande, bestehend aus 45 Mann, unter der Führung von Ros de Eroles und Borges zu Oliana am linken Ufer der Segre erschienen. Oliana ist ein Distrikts Hauptort, gleichfalls an der üach Scu de Urgel führenden Straße, aber tiefer als Organya liegend. Die Karlisten hatten sich der öf fentlichen Kassen bemächtigen wollen; glücklicherweise befand sich aber zu Oliang eine Besatzung von Carabiniers und Gendarmen, von welcher die Facciosos zurückgewiesen wurden.
Das Elend macht in Catalonien große Fortschritte in Folge der Seltenheit des Getraides, des absoluten Mangels an Beschäftigung für zahlreiche Hände, und der schweren Auflagen, die auf den Ein“ wohnern lasten. Wären die Anhänger des Grafen von Montemolin hinreichend mit Geld versehen, so würden sie bei dem Zusammentref⸗ fen dieser verschiedenen Umstände leichtes Spiel haben, eine Armte auf die Beine zu bringen. Aber trotz des tiefen E”lends der Landbe— wohner hört man nur wenig von Diebstählen und Mordthaten, was den sprechendsten Beweis liefert, daß in dieser kräftigen, kernhaften Bevölkerung, abgesehen von dem Parteigeist, der sie beseelt, noch ein tiefes Gefühl der Moralität wurzelt. Wohl in keinem Lande der Welt könnte ein Mann wie Tristany, der seit Jahren schon geächtet ist, so lange sein Haupt mit Sicherheit niederlegen, wie er dies in Catalonien thut.
Der General Breton (der frühere General Capitain des Für⸗ stenthums) ist am 24sten mit seiner Familie nach der Rioja abgegan⸗ gen, und zwar auf, dem direkten Wege über Lerida und Sarägossa. Es bezeichnet hinreichend den Stand der Dinge in jener Gegend, daß er sich durch eine Abtheilung Gendarmen begleiten ließ.
Die Bande Grau's hat in der Gegend von Ayguafreda mit einer Kolonne des Infanterie-Regiments „Principe“ ein neues Ge— fecht bestanden; es scheint aber, daß Grau alles Ansehen und jeden Einfluß bei der Bevölkerung verloren hat.
Alle Briefe aus Catalonien, die freilich fast durchau * nern der jetzt in ihrer Herrschaft bedrohten ha e n e mn. geschrieben sind, sprechen mit Besorgniß von den Begebnissen zu Ma- drid und fürchten, es könnte zu einem Umschwung der Dinge durch den Sturz ihrer Partei kommen.
Endlich sprechen alle Briefe von dem günstigen Einflusse, den das eingetretene Regenwetter auf den Stand der ganzen Vegetation geübt hat. Aber bis die reichliche Aerndte eingebracht sein wird, der man entgegensieht, herrscht Mangel, und es geschieht wenig oder nichts, demselben abzuhelfen.
Portugal.
Lissabon, 27. April. Das neue Ministerium, welches die Königin in Folge der Annahme der englischen Vermittelung in dem Streite mit den Insurgenten anzunehmen sich veranlaßt gesehen hat, besteht aus den Herren Bayard für die auswärtigen , , . Leitao für die Justiz, Proense für das Innere, To ja für Fi⸗ nanzen und Marine und Baron da Ponte da Baru für den Krieg. Die angenommenen Bedingungen der englischen Regierung wurden dem Insurgenten-General Sa da Bandeira, welcher in Setubal befehligt und Lissabon bereits mit einem Bombardement bedrohte, zugefertigt. Derselbe hat indeß Alles mit der Bemerkung zurückgewiesen, daß er unter den Befehlen der Junta von Porto stehe und mit dieser ver⸗ handelt werden müsse. .
Der Allg. Ztg. sind aus Konstantinopel vom 21. April ziemlich beruhigende Berichte in Betreff des Zerwürfnisses mit Griechenland zugegangen. Selbst der englische Gesandte schien zum Frieden rathende Instructionen erhalten zu haben. Daß Kalergis und seine Genossen auf den Jonischen Inseln an dem Erfolge ihres abenteuerlichen Zuges bereits zu verzweifeln beginnen, wurde auch durch jene Nachrichten bestätigt.
O st indien.
Paris, 4. Mai. Eine neue Ueberlandpost aus Bombay vom J. April ist hier eingetroffen, die indeß nichts von besonderem poli⸗ tischen Interesse aus Indien meldet. In den englischen Besitzungen herrschte tiefe Ruhe, und die früheren Berichte, daß aus den Gebie⸗ ten jenseits des Sutledsch noch manche Gefahren drohen, haben sich durchaus als ungegründet erwiesen. Der Tod Akhbar Chan's soll durch Gift, welches demselben der eigene Vater, Dost Mohammed, beibringen ließ, herbeigeführt worden sein.
Handels- und Börsen-Nachrichten. erlin, den S. Mai 1847.
1iIechsem Course.
259 *I. Kurz 2 M.
IlIamburg 3060 M*. Kurz l 300 M*. 2 Mt. 116k. 3 Mt. 2 M. 2 Mt. 2 Mt. 100 ThIx. 2 Me. 8 Tage
Amsterdam
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London
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Breslau
Leipzig in Courant im 14 TI. Fuss, 100 Thlr. 2 Mt
Feunksurt a. M. siidd. W..... ...... 160 *. q 2 Mt. Petersbure. ... 100 8RII.I. 3 Wochen 109 1083
IMilindiische Fonds. * an dlbrig/s-, KNommumal— Papiere umd C elcl - CHumse.
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St. Schuld-Sch. 3. 933 93 Sehlesische do. 3*
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do. do. 3 — 912 Gold al marce. Ostpr. P'fandbr. 33 96 — Pomin. do. 3 ö. 91
Aus läindliscfe Fonds.
Disconto.
Russ. ILamb. Cert. — — Poln., neue Pfdbr. do. beillope 3.4 8. 5 - — do. Part. 500 FI. go, D 9 — do. do. 360 FI. do. Stieglitz 2.4 A do. v. R othsch. L.st. 1 10 do. Polu. Schatz. 3 803 do. do. Cert. I. A.. 91
do. do. L. B. 200. Neue Bad. do 35 FI.
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Hol. a. Pfilbr. u. C. 93 Neue Hisenbhalin- Act ien.
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Rhein. Stm. S5] ba. — do. Frior. 1095 k. do. v. St. gar. — Sächs. Bayr. 107 . Sag. Glog. 974 ba. do. Prior. 1077 6. Thüringer. — Wlhh. (C. 0.) 2 Tarsk. Selo.
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Chem. Riss. 80 59 H. Cöln- Mind. S0 905 bꝛ. do. Thür. v. 20 — Dresd. Gärl. 99 n. Lb. Zittau. — Magd. Wit 20] S2 n. Mecklenb. — 745 6. Nordb. F. Ww. 60 718 k.
Rh. St. Pr. 70 —
Stars. Fos. 30 83 ba. u. 6. St. Vobw. 90 —
86 bæ. 92 G. 102 n.
104 k.
977 ba.
89 k.
915 kB. 91 6.
1014 B. * 6. (Schluss der Börse 3 Uhr.
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