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sich die erhebenden Worte, welche Se. Majestät bei jener Gelegen⸗
heit sprachen, jetzt nicht mehr mit voller Sicherheit ermitteln. Wenn wir hiernach darauf verzichten müssen, in dieser Beziehung das große Ereigniß der Eröffnung des Vereinigten Landtags auch in seinen Ein⸗ zelnheiten der vaterländischen Geschichte zu überliefern, so vermögen wir dies doch hinsichtlich eines anderen Theils jener Eröffnungs- Feierlichkeiten. Dieselben sind nämlich in einigen Zeitungen anschei= nend nur nach dem Programm beschrieben worden, dies aber konnte in einigen Punkten nicht zur Ausführung kommen, und es sind da⸗ her auch jene Beschreibungen nicht ganz richtig. Wir glauben die irrthümlichen Angaben derfelben hier bezeichnen zu müssen. So ha⸗ ben Ihre Majestät die Königin, durch Unwohlsein daran verhindert, der Eröffnungs- Feierlichkeit nicht beigewohnt, die Gräfin Kielmanne⸗ egge ferner, welche als dabei gegenwartig bezeich net ist, war nicht anwesend, endlich war auch der Herr General Adjutant, Freiherr v. d. Knesebeck, durch Krankheit verhindert, dabei nicht zugegen. Das Programm ist daher auch in Betreff der Träger der Reichs⸗ Insignien nicht überall zur Ausführung gekommen, vielmehr ist bei der Feierlichkeit selbst das Reichs panier von dem Herrn Kriegs Mini- ster, General von Boyen, die Krone von dem Herrn General Frei⸗ herrn von Müffling, das Scepter von dem Herrn General von Krauseneck, der Reichsapfel von dem Herrn General von Natzmer und das Reichsschwert von dem Herrn General von Aster getragen
worden.
Berlin, 9. Mai. Durch die Folgen des Brandes, welcher kürzlich einen Theil der Stadt Bucharest zerstörte, dürften auch Ge— werbtreibende des Zollvereins nachtheilig berührt werden. Sollten dabei Betheiligte wünschen, über den Stand der Dinge in Bucharest oder über die Verhältnisse dort ansässiger Geschäftsfreunde zuverläs⸗ sige Auskunft zu erlangen, so wird das Königl. Konsulat zu Bucha— rest oder das Königl. General-Konsulat zu Jassy dieselbe auf Ersu— chen bereitwillig ertheilen.
Provinz Pommern. Die Börs. Nachr. melden aus Stettin vom 7. Mai: „Heute früh traf hier das auf Rechnung unserer preußischen Postbehörde in London erbaute Dampfschiff der „Preußische Adler“ ein. Bekanntlich ist dasselbe zur Unterhaltung einer regelmäßigen Verbindung zwischen hier und St. Petersburg bestimmt. Es ist nach Allem, was der Augenschein lehrt und wie auch die erste Fahrt desselben beweist, ein in jeder Hinsicht wohlgelungenes Werk. Es hat 850 Tonnen Gehalt und eine Maschinenkraft von ungefähr 30 Pferden. Die Fahrt von London nach Helsingör hat es in zweiundsechszig Stunden, die von Helsingör bis Swinemünde in zehn Stunden und in See, selbst bei widrigem Winde, sechszehn englische Meilen in der Stunde zurückgelegt. Ber „Preußische Adler“ ist nicht blos ein im Aeußern, sondern auch im Innern prachtvolles Dampfschiff und wird in letzterer Hinsicht nur von wenigen der bis jetzt erbauten Dampfschiffe übertroffen werden. Man versichert, daß es darin sogar den als so vorzüglich beschriebenen englisch amerika⸗ nischen Dampfschiffen voranstehe. Jedenfalls übertrifft er darin den früher in England erbauten „Preußischen Adler“, der wegen kontrakt⸗ widrigen Baues zurückgegeben werden mußte. Hauptsächlich brillant sind der große Salon und die Damenkajüte. Er enthält Eee Schlaf⸗ stellen für 123 Passagiere und kann bis 250 Tonnen Güter laden. Nach der Schnelligkeit auf der Fahrt hierher zu urtheilen, muß der „Preußische Adler“ den Weg nach St. Petersburg (Kronstadt) in noch kürzerer Zeit als der „Wladimir“ zurücklegen, der nur etwa sechsundsechszig Stunden dazu braucht.“
Deutsche Bund esstaaten.
Königreich Haunover. (Hannov. Ztg.) Seit dem 17. April ist auch in der Hauptstadt versucht worden, das Pferdefleisch als Nahrungsmittel einzuführen. Der Erfolg war so günstig, daß bis zum 5. Mai bereits 10 Pferde geschlachtet und berkauft sind.
Königreich Württemberg. Se. Majestät der König hat sich bewogen gefunden, in Folge der Ereignisse in Stuttgart am 3. Mai die beabsichtigte Reise nach Baden auszusetzen.
Ueber die (gestern erwähnten) Unruhen in Stuttgart enthält der Schwäb. Merkur vom 4. Mai Folgendes:
„Leider haben sich auch in unserer Stadt am gestrigen Abende C. Mai) sehr bedauerliche Ereignisse zugetragen, und wir glauben eine unausweich—Q liche Pflicht zu erfüllen, indem wir, im Besitze der vollständigsten Notizen, eine ausführliche , der Vorfälle zur öffentlichen Kenntniß brin— gen. Schon seit mehreren Tagen hatte man sichere Anzeichen, daß nach dem Beispiele an anderen Orten auch hier eine Störung der öffentlichen Ruhe und Eigenthums-Beeinträchtigung beabsichtigt sei, welche zunächst ihren Vorwand in der gegenwärtig herrschenden Theürung der nothwendigsten Lebensbedürfnisse fände und ihren Gegenstand hauvtsächlich auf solche Be— sitzende richten sollten, welche die Meinung als Spekulanten auf Preis-Er— höhung des Getraides bezeichnete. Es hatte sich allgemein das Gerücht ver⸗ breitet, daß es an dem Abend des 3. Mai un gl, auf das Haus des Bäckermeisters Maier in der Hauptstätterstraße abgesehen sei, und es waren in Folge dessen die Truppen der Garnison, so wie Abtheilungen der Bür— gergarde, bereit gehalten, auf den ersten Ruf der gesetzlichen Stelle zur Unterdrückung etwaiger Erzesse einzuschreiten. Mit Einbruch der Nacht füllte ich allmälig die gedachte Straße mit zum größeren Theil den niederen
zollsklassen, Handwerksgesellen, Lehrjungen, Fuhrknechten 24. ange— hörigen Leuten Cu denen sich wohl auch elne große Zahl Ren—= gieriger gesellt haben mochte), deren Absichten alsbald durch Stein würfe gegen das obengenannte Haus sich kundgaben. Zu derfelben Zeit, fur nach, s Uhr, erschien die Bürgergarde auf dem Platze und fand Käuch sogleich Anlaß, thätlich einzuschreiten und die Tumultuanten von wei— terem , abzuhalien. Ihre geringe Stärke würde jedoch mit ihrem guten Willen nimmer gleichen Schritt gehalfen haben, allein unmittelbar darauf trafen zu ihrer Ünteistügung der Gouverneur der Stadt, General— Lieutenant Graf Lippe und Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich von 6 an der Spitze von Reiterei, und Infanterie⸗Abtheilungen ein und suchten somohl durch Vorstellungen als Warnungen auf dic tobende Menge zu wirken und deren, Auseinandergehen zu deranlassen. Vergebens! Die Massen wuchsen an, mit ihnen der Lärm der Schreienden und ihre al— les Maß übersteigende Verhöhnung der gesetlchen Srgang. An fänglich be= schränkte man sich darauf, durch die inzwischen ie n , Truppenver- staͤrkungen die Straßen rein zu halten, ohne daß ernstere Maßregeln nöthig befunden worden wären; doch bald schien ein Regen von Steinwürfen, ein aus dem Keller eines sehr achtbaren Bürgers . . Schuß und die Errichtnng von Barrikaden durch ineinandergeschobene Wagen auf den Straßen das Signal zu größeren Verwicklungen zu geben. Eine Anzahl Offiziere und Soldaten war bereits von Steinen getroffen, mehrere hatten I en en erlitten, und nun war es dringend geboten, der bisher beob- achteten ö ein Ziel zu setzen, um die Waffengewalt zu Verhütung schwereren Unglücks in Achtung zu erhalten. Die Reiterei war genöthigt, Angriffe mit blanker . zu machen, die Infanterie, zerstörte die Barri⸗ kaden, und das kräftige Zusammentreten beider trieb die . Schaa⸗ ren vor sich her; doch hier zeig g ordnete sich der Widerstand schnell wie der an anderen Punkten, und leider können wir hierbei nicht verhehlen, daß selbst aus Häusern, vornehmlich in der Markt- und Holzstraße, mit Steinen auf die durchziehenden Truppen geworfen wurde. Um i 10 Uhr hatten Se. Majestät der König g 1e auf den Schauplatz der Unordnungen verfügt, nicht achtend der Gefahren, die um so eher drohen konnten, als die tie , . vieler Straßenlaternen an manchen Stellen herr= schende Dunkelheit ihn nicht erkennen lassen konnte. Se. Masjestät durch= ritten, gef von Sr. . Hoheit dem . en, der Generalität und ihren Adjutanten, alle Siraßen, in welchen dlese Killa awd e. Un⸗ ordnungen stattgefunden hatten, und waren zum Theil Zeuge von den hart⸗=
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näckigen ann, der Ruhestörer, welche sich erst gegen 11 Uhr Nachts verliefen. Bei der Nesenbach- Brücke in der . auf dem Leon⸗ hardsplatze und in dessen Seitengassen fanden noch die letzten Anstrengun— gen derselben statt; an ersterem Punkte sah sich ein Zug Infanterie genö⸗ ihigt, zu Ueberwältigung eines in großer Nähe des Königs herandrängenden Dau⸗ fens Feuer zu geben. Die Haltung der Truppen war durchweg eine muster⸗ hafte, und es ist eben so sehr ihre Mäßigung, als ihre entschiedene Festigkeit zu rühmen, durch welche allein jede Hoffnung auf ein Gelingen ahnlicher verbrecherischen Versuche in ihrer Geburt erstickt und den ruhigen Bewoh— nern der Stadt * der Person und des Eigenthums verbürgt wer= den kann. Von den Truppen der Garnison waren von jedem Infanterie- Regiment je ein Bataillon, drei Schwadronen des vierten . die Leibgarde zu Pferde und die Feldjäger - Abtheilung unter den Befehlen des Gouverneurs, Grafen zur Lippe, ausgerückt. Mit Befriedigung haben wir noch anzuführen, daß die ehrenwerthen Bürger der Stad! bei diesen Pöbel-⸗Erzessen durchaus unbetheiligt blieben. Der Stadt⸗Direktor von Gärttner und Stadischultheiß von Gutbrod, welche Beide über die ganze Dauer der Vor- fälle anwesend waren, entfalteten eine eben so umsichtige als rastlose Thä⸗— tigkeit. Von den Tumultuanten blieb ein Todter, einige wurden durch Lan⸗ zenstiche und Säbelhiebe verwundet. Von dem Militair hatte die Reiterei fünf schwer und sieben leicht Verwundete, die Infanterie vier leicht Ver— wundete. Einem jeden Angriff mit blanker Waffe gingen zur Warnung Trompeten- und Trommel⸗-Signale voraus, vor dein Feuern fand eine An⸗ kündigung durch dreimalige Trommelwirbel statt. Während des übrigen Theil der Nacht wurde die Ruhe nicht mehr gestört, auch der heutige Markttag scheint ohne neue Erzesse vorüberzugehen. Die Truppen sind in ihren Kasernen konsignirt und gerüstet. Aus dem benachbarten Ludwigsburg soll eine reitende Batterie und ein Infanterie⸗Bataillon beigezogen werden.“ Der Beobachter erzählt die traurigen Vorfälle vom 3. Mai im Allgemeinen in ähnlicher Weise, wie der Merkur. Nach ihm hat man, als ein Theil der Stadtgarde und eine Abtheilung der Feldjäger auf dem bedrohten Platze (vor dem Bäcker Maierschen Hause) erschienen und das Militair mit Steinwürfen begrüßt worden war, auch den Ruf aus dem Volkshaufen gehört: „Hürrah, es lebe die Freiheit!“ 2c. Als man endlich Schüsse hörte, steigerten sich die Leidenschaften; das Militair trieb die Volksmassen vor sich her; nach vielfach geschehenen Drohungen und Warnungen von Seiten des Mi⸗ litairs erfolgte Hohngelächter als Antwort. Die Tumultuanten rissen an der Brücke über den Nesenbach die Staketen aus, und setzten sich damit gegen das Militair, wie es scheint bei seinem Uebergange über die Brücke, zur Wehre. Darauf wurde Feuer kommandirt, wobei hauptsächlich die Kugeln das Haidlensche Haus (Apotheke) beschä— digten, und ein Schustergeselle getödtet, viele Andere aber verwun— det wurden. Hier wurde das Getümmel am größten. Die Tumul⸗ tuanten suchten sich zu verbarrikadiren; aus ihrer Stellung jedoch ver— trieben, stockte sich der Haufe wieder an der Krähenschule in der Eberhards—⸗ straße, woselbst die Menge die Latten aus dem dort stehenden Zaune riß und gegen die heranrückenden Feldjäger schleuderte. In den en— gen Gassen sielen eine Menge Verwundungen vor. Die Pfarrgasse wurde ebenfalls von der Menge verbarrikadirt. Allein auch hier, bei der Vertreibung aus dieser Stellung, kamen viele Verwundungen vor. Nach dem Berichte des Beobachters sage man allgemein, auch von Civilisten seien ein paar Schüsse gegen das Militair gefallen, doch ohne zu treffen. Von etwaigen Verwundungen des Militairs durch Steinwürfe hörte man nichts Bestimmtes. Dem Banquier Benedict wurde vor seinem Hause ein Hoch gebracht, weil derselbe Brodkarten unentgeltlich ausgetheilt hatte. Vom 4. Mai berichtet der Beob⸗— achter: „Se. Masestät der König durchritt auch diesen Morgen be— reits wiederum die Straßen, gefolgt von einem Adjutanten und eini⸗ gen Feldjägern. Die Stadtgarde ist auf heute Abend (wie schon gestern) auf das Rathhaus beschieden, um bereit zu sein. Das Mi⸗ litair bleibt für alle Fälle gerüstet. Auf der Polizei sollen sich 120 Verhaftete befinden. In Ulm ist es ruhig. Dagegen treffen betrü— bende Nachrichten aus Reutlingen und Gmünd ein. Doch bedürfen sie noch der Bestätigung.“
Großherzogthum Baden. Das Regierungs-Blatt vom 3. Mai enthält nachstehende Großherzogliche Verordnungen:
„Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog von Baden, Herzog von Zähringen. Wir sehen Uns veranlaßt, im Hinblicke auf die gegenwärtige Theurung der Lebensmittel provisorisch zu verordnen, wie folgt: 5§. 1. Die Getraide dürfen im Großherzogthume nur noch auf öffentlichen Märkten verkauft werden. — 5. 2. Ausgenommen hiervon sind die Getraide, welche a) an den Staat, an Gemeinden, an öffentliche Wohlthätigkeits-Anstalten oder an Privat-Vereine zur Unterstützung der Nothleidenden, h) an Müller, oder c) an Bäcker zu ihrem Gewerbsbetriebe, 4) oder an andere Personen in kleinen Quantitäten bis zu einem Malter zum eigenen Gebrauche ver äußert werden. — 5. 3. Auch der Verkauf von Kartoffeln findet nur auf öffentlichen Märkten, und jener von Mehl nur auf öffentlichen Märkten oder in öffentlichen Mehlhallen statt. Hinsichtlich der Kartoffeln gelten jedoch auch hier die im §. 2., 4. und d. erwähnten Ausnahmen und hinsichtlich des Mehls jene von a., und d. des S§. 2. — S.. 4. Die Uebertretung dieser Vorschriften (88. 1. bis 3.) wird von Confiscation der auf verbotene Weise verkauften Waare und überdies von einer weiteren Polizeistrafe von 5 bis 100 Gulden getroffen. Befindet sich die zu konfiszirende Wagre nicht mehr im Großherzogthume oder nicht mehr im Besitze des der Strafe unter⸗ liegenden Verkäufers oder Käufers, so ist von den beiden Letzteren anstatt der Waare der Werth derselben sammtverbindlich herauszuzahlen. — §. 5. Die gegenwärtige Verordnung tritt sogleich mit ihrer Verkündigung in Wirksamkeit.“
„Leopold, von Gottes Gnaden, Großherzog van Baden, Herzog von Zähringen. Wir sehen Uns veranlaßt, provisorisch zu verordnen, wie solgtß:; S. 1. Aller Kauf von Früchten auf dem Halme, sozwie von noch in der Erde befindlichen Kartoffeln, ist verboten. 8. 2. Alle solche Käufe sind ungültig, selbst wenn sie schon vor der Verkündung dieser Ver— ordnung abel e fen wurden, und der Verkäufer hat das, was er am Kauspreis etwa schon erhielt, zurückzubezahlen. S. 3. Wer erst nach der Verkündung dieser Verordnung Früchte auf dem Halme oder noch in der Erde 1 Kartoffeln kauft, wird überdies von einer dem Werthe des Kauf⸗— objelts gleichkommenden Geldstrafe und daneben noch von einer polizeilichen Gefängnißstrafe bis zu 4 Wochen getroffen. 8. 4. Die S5. i908 — 1615 der bürgerlichen Prozeßordnung, hinsichtlich der Pfändung und Versteigerun von Früchten auf dem Halme, behufs einer Hülfsvollstreckung, erleiden durch diese Verordnung feine Aenderung.“
In Folge einer Verfügung des Ministeriums des Innern wird am 6H. Mai die Aufnahme der Vorräthe von Getraide, Mehl, Reis, Hülsenfrüchten und Kartoffeln in allen Gemeinden stattsinden.
Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin. Dem Ham b. Corr. wird aus Schwerin vom 5. Mai geschrieben: „Aus völlig sicherer Quelle können wir die beruhigende Mittheilung machen, daß die Großherzogliche Regierung in unseren Seestädten und in dem benachbarten Lübeck circa 10906 Last russischen Rogge und Roggenmehl hat ankaufen lassen, die nach den abgeschlossenen Kontraften theilwelse schon gegen Ende dieses Monats, größtentheils aber im Laufe des Monats Juni geliefert werden müssen. Wie wir vernehmen, hat dieses Getralde die Bestimmung, besonders den Do— manial⸗-Aemtern, nöthigenfalls aber auch den Städten für den Ein kaufspreis wieder überlassen zu werden. Ferner erfahren wir, ldaß auch wenigstens ein Theil ber staͤdtischen Kommunen, namentlich Schwe⸗ rin, Rostock, Parchim, Wahren zr, sich nicht unbeträchtliche Quanti= täten russischen Roggens oder Roggenmehls gesichert haben, und darf man sich daher wohl der Hoffnung hingeben, daß nicht nur das effektive Bedürfniß an Brodkorn bis zur bevorstehenden Aerndte ge⸗ deckt sein wird, sondern auch die Getraidepreise bis dahin, vielleicht schon binnen wenigen Wochen, wo die ersten Sendungen fremden
Roggens zu erwarten sind, erheblich sinken werden. Aber auch vor=
her dürfte ein eigentlicher Mangel an Brodkorn schwerlich entstehen, da ohne Zweifel diejenigen Produzenten, welche noch Roggen . ab= zulassen haben, sich beeilen werden, ihre Vorräthe unter Benutzung der gegenwärtigen unerhört hohen Preise möglichst bald in den Ver— brauch übergehen zu lassen.“
Serzogthum Sachsen⸗Meiningen. (D. A. 3.) Se. Hoheit der Herzog hat für nothwendig anerkannt, daß für die e den steigenden Nothstand zu ergreifenden Maßregeln ein ein— fa herer und schleunigerer Geschäftsgang gehandhabt werde und des— halb eine besondere „Abtheilung des Läandes-Ministeriums für die zu Linderung des Nothstandes zu ergreifenden Maßregeln“ organisirt, welche unter des Herzogs unmittelbarem Vorsitze das Geeignete be⸗ rathen und beschließen wird. Alle Behörden und Staa tsgenossen sind dieser Abtheilung ungesäumte Folge zu leisten schuldig, und deren Verfügungen sind an keinen Instanzenzug gebunden, eben so wie Alles an sie unmittelbar gelangt. Die neue, interimistische Be— hörde hat bereits ihre Wirksamkeit damit angetreten, daß sie unter dem 30. April im Regierungsblatte eine Bekanntmachung erlassen hat, womit eines Theils Rechenschaft über das, was von Seiten der Staatsregierung zu Abwendung des Nothstandes bisher bereits ge⸗ schehen (100,060 Gulden wurden aus Landesmitteln zur Verfügung gestellt, außerdem 50,000 Gulden von dem Herzoge aus der Domai⸗ nenkasse verwilligt, für Anlegung von Kornmagazinen wurde durch Aufkäufe Sorge getragen ꝛc.), andererseits aber auch eine klare und offene und die hin und wieder gehegten zu trüben Aussichten auf die nächste Zukunft beseitigende Darstellung der jetzigen Lage der Dinge gegeben wird. Es heißt darin unter Anderem:
„Die plötzliche Steigerung der Fruchtpreise in der letzten Zeit zu einer seit dem Jahre 1816 nicht gekannten Höhe hat, wie in ganz Deuitschland, so auch im Herzogthume die bange Besorgniß erregt, daß die Theurung bis zur nächsten Aerndte noch immer mehr zunehmen und zuletzt in einen wirk— lichen Mangel an den unerläßlichsten Erfordernissen für den Lebensbedarf übergehen werde. Die ununterbrochene Verbindung, in welche sich die Staats-Regierung nicht nur mit den Marktorten in dem benachbarten Thü— ringen und Franken, sondern auch mit den entfernteren größeren Handels— plätzen, wie Halle, Magdeburg, Stettin, Bremen und Rotterdam, gesetzt hat, berechtigt jedoch schon jetzt zu der zuverlässigen Annahme, daß die Be— sorgnisse in jener Ausdehnung übertrieben sind und das unnatürliche Auf⸗ schlagen der Fruchtpreise vielmehr nur das vorübergehende Ergebniß des unerwartet eingetretenen Witterungswechsels war. Raächdem die Witterung wieder milde geworden, und die Saaten sich überall in dem erwünschte⸗ sten Stande erhalten haben; nachdem ferner die Wiedereröffnung der Schifffahrt die Häfen den bedeutenden überseeischen Getraide⸗Zufuhren zu— gänglich gemacht, hat auch das Mißtrauen, welches die vorhandenen Vor— räthe von den Märkten zurückhielt, wieder zu schwinden angefangen. In Folge dessen sind nicht nur die benachbarten Märkte an den letzten Markt- tagen wieder reichlich befahren gewesen, sondern, was noch beruhigender ist, es sind auch die Preis Notirungen für Zeitkäufe auf den entfernteren grö- ßeren Handelsplätze erheblich gefallen, und zwar in steigender Progression, se später die Lieferungen erfolgen. Darf auch sonach die Besorgniß vor zunehmender Theurung oder vor dem Eintritte eines wirklichen Mangels an den nöthigen Brodfrüchten vertrauensvoll aufgegeben werden, so ist doch andererseits auch nicht zu erwarten, daß das Sinken der Fruchtpreise vor der Aerndte bis zu einem Grade eintreten werde, welcher die Sorge für die unter dem Dincke der Theurung leidenden ärmeren Volksklassen aus— schließen könnte.“
Freie Stadt Hamburg. (H. C.) Am 7. Mai, dem fünften Jahrestage der Einäscherung der Petri-Kirche, fand das Richt= fest des neu emporstrebenden Baues statt. Der in Form einer Glocke gewundene Kranz wurde von den Böten des Alster-Klubs feierlich eingeholt, im Jungfernstieg ans Land gebracht und daselbst mit klin= gendem Spiele begrüßt. Von hier aus setzte sich der feierliche Zug unter militairischer Eskorte in Bewegung und angte gegen 6 Uhr beim Haupteingange der St. Petri Kirche an. Sowohl das Kirchen⸗ dach als die umliegenden Straßen und Häuser waren mit Tausenden von Zuschauern aller Klassen besäet. Der Kranz wurde unter Absin⸗ gung des Liedes: „Wie groß ist des Allmächt'gen Güte“, emporge⸗ wunden, worauf der Parlier denselben befestigte und ein der Feier des Tages angemessenes Gedicht von Prätzel mit überaus vernehmlicher Stimme vortrug. Nach beendigtem Vortrage brachte derselbe das Wohl der Stadt Hamburg und ihrer Behörden, so wie des Kirchen Kollegiums, des Bau-Vereins und der am Bau mitwirkenden Archi— tekten, Meister, Gesellen und Arbeiter, aus. Mit Absingung des Lie— des: „Nun danket Alle Gott!“ schloß die erhebende Feier, welche von dem schönsten Wetter begünstigt und nicht durch die mindeste Unord— nung gestört wurde.
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Paris, 5. Mai. Das heutige Journal des Débats er— öffnet sein Blatt mit folgender Nachricht: „Man kennt die wichti— gen und zahlreichen Dienste, welche Herr Eynard seit zwanzig Jah— ren unablässig Griechenland, der Sache seiner Unabhängigkeit und seiner Regierung geleistet hat. Heute wird versichert, daß der edel müthige Freund der Griechen eine neue Probe von seiner unerschöpf— lichen Hingebung für sie abgelegt hat. Unterrichtet von der Demon— stration, welche die englische Regierung gemacht, indem sie drei Linien— schiffe abgeschickt, um die Zinsen des fälligen Anleihe-Semesters einzufordern, und daß die griechische, Regierung in diesem Augen= blick nicht zu zahlen im Stande sei, hätte Herr Eynard an den Chef des Kabinets Sr. Majestät König Otto's geschrieben und ihm angezeigt, daß er, wenn Eugland bei seinen Forderungen beharre, den Betrag des reklamirten Semesters zur Verfügung der griechischen Regierung stellen wolle. (S. den Art. London in unserem gestrigen Blaͤtte. Diese hochherzige, Handlung erinnert uns daran, daß im Jahre 1829, in dem Augeblick, wo die europäischen Mächte noch kei⸗ nen Entschluß in Betreff Griechenlands gefaßt hatten und ihm noch keine Hülfe gewährten, Herr Eynard diesem Lande damals, ohne alle Bürgschaft, eine Summe von 7006000 Fr. übersandte, die dasselbe vor einer drohenden Krisis bewahrte.“
Die Pairs⸗-Kammer hat gestern den Gesetz-Entwurf über die Stellvertretung im Militairdienst, nachdem derselbe durch Amendements so umgestaltet war, daß er ein ganz anderes Gesetz als der ursprüng⸗ liche Entwurf geworden, schließlich mit 116 gegen 40 Stimmen ver⸗ worfen. — Die Deputirten⸗-Kammer bewilligte die verlangten außer⸗ ordentlichen Kredite für die Marine.
Der Prinz von Syrakus, Bruder des Königs von Neapel, ist in Paris angekommen. ö
Der Courrier frangais wlll wissen, daß in einem vorgestern vor der Sitzung der Deputirten-Kammer gehaltenen Kabinetsrath beschlossen worden sei, den Namen des General Cubières aus der Armeeliste zu streichen. (S. Paris im gestrigen Blatt.)
Zwischen Herin von Pommereux und dein Herzog von Vicenza hat ein Duell auf Säbel stattgefunden, in welchem Ersterer eine ge⸗ fährliche Wunde dicht unter dem Herzen erhielt. Der Anlaß zu dem Zweikampf soll die Erklärung des Herrn von Pommereur gewesen sein, daß er sich der Aufnahme des Herzogs in den Jokei-Klub wi⸗ dersetzen u ss weil er niemals dem Sohn eines Mannes, der bei der Hinrichtung des Herzogs von Enghien betheiligt gewesen, seine Stimme geben könne.
Der . hat der Kammer einen Gesetz Entwurf vor⸗ gelegt, welcher zur Unterstützung der unteren Zoll-⸗Beamten einen
Krebit von 560 000 Fr, bewilligen soll. Dieselben beziehen monatlich ungefähr 40 Fr., was bei der jetzigen Theurung selbst bei denen, die keine Familie haben, zum Lebens- Unterhalte nicht hinreicht.
Die Stadt Paris sieht sich beinahe in die Verlegenheit gesetzt, ihre der Lebensmittelnoth wegen in größerem Maßstabe angeordneten öffentlichen Arbeiten einstellen zu müsfen, weil der Minister versäumt hat, das Gesetz einzubringen, dessen sie bedarf, um die von ihr be⸗ schlössene Anleihe zur Beihülfe der leidenden Volksklassen von 25 Millionen abzuschließen. Eine Deputation des Gemeinde⸗Raths hat den Minister des Innern auf die Dringlichkeit der Sache aufmerk⸗ sam gemacht, und der Minister hat versprochen, das Versäumte rasch nachzuholen. . Die Herren Guizot und Duchatel sollen mit einander gespannt sein, weil Guizot nicht in die Ernennung des jetzigen Präfekten Du— . Bruders des Ministers, zum Botschafter in Madrid willigen wollte.
Im griechischen Gesandtschafts-Hotel werden Anstalten getroffen zum Empfang des neuen Geschäftsträgers, welchen König Stto für Paris ernannt hat und der demnächst hier eintreffen soll.
. Dem Eisenbahn Journal zufolge, wäre ein Plan im Werke,
mittelst dessen die neuen Eisenbahngesellschaften in Stand gesetzt wür⸗ den, ihre Bauten fortzuführen, ohne daß die Interessen der Actio— naire darunter leiden sollten. Der Staat soll nämlich alle bisher vollendeten Arbeiten abschätzen lassen und die Verpflichtung überneh⸗ men, falls er bis zum nächsten Jahre sich mit den Gesellschaften nicht habe einigen können, alle von jetzt an zu verwendenden Baukosten wie⸗ der zu erstatten. Mithin würden die Gesellschaften, einigen sie sich nicht mit dem Staate, nicht mehr verlieren, als gäben sie heute die Bauten ganz auf, und es bliebe ihnen unbenommen, falls sich die Cisenbahn-Angelegenheiten bessern, davon Vortheil zu ziehen. Der Minister soll die Ueberzeugung haben, die Kammer werde sich nicht dazu verstehen, daß die vom Staate zurückgehaltenen Cautionssuni= men vermindert werden dürften. „Herzog von Harcourt hat als Präsident des Freihandels- Vereins sich wegen des Austritts der Herren L. Faucher und Wolowski dahin erklärt, das Comité habe blos beantragt, daß Lebensmittel und bie nöthigsten Rohstoffe für die Gewerbe in einer gegebenen Frist zollfrei eingehen dürften, denn dadurch, daß das Brod wohlfeiler werde und die Bedingungen der Production erleichtert würden, glaube es, würde auch der Staat indirekt Vortheil haben.
X Paris, 5. Mei. In der heutigen Sitzung der Depu⸗ tirtensKammer wurde die Verhandlung über die Ergänzungs⸗ 9 außerordentlichen Kredite fortgesetzt. Die Kammer geht zum Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten über. Der §. 1, Kosten für RNeisen und Eouriere, wird ohne Diskussion angenommen.
. Bei §. 2, außerordentliche Missionen, wofür So, 000 Fr. ausgesetzt 66. verlangt Herr Billault das Wort. Der Redner erhebt sich gegen ie jährliche Zunahme der Ergänzungs-Kredite. Das sei eine Unordnung, die ganz zur Norm zu werden scheine. Die Kammer könne so ihr gesetz⸗ liches Recht der Steuerbewilligung gar nicht mehr üben. Alle Ausgaben würden als Ergänzungs—Kredité oder außerordentliche Kredite gemacht, welche gewöhnlich die im Budget angewiesenen weit überstiegen. Die Haupt= sache sei zur Nebensache geworden. Nach dieser Art zu verfahren, sei es kein Wunder, wenn Defizits einträten, aber man nenne daffelbe nicht bei seinem Namen, sondern unter dem Titel „qecouvert“, d. i. nicht gedeckte Ausgaben, und mit Hülfe dieser Namensveränderung glaube man Alles in Ordnung gebracht zu haben. Diese Betrachtungen fänden vollkommen ihre Anwendung auf den gegenwärtigen Paragraph. Die Haupt- Artikel des ganzen verlangten Kredits betrafen die Missionen nach dem La Plata und nach China. Der Redner untersucht die Resultate dieser Missionen und das Verfahren dabei. Mit dem La Plata anfangend, bemerkt er, man habe nach einander mehrere Agenten dahingeschickt. Die Instructionen der einen hätten denen der andern widersprochen. Eben so sei es in China gegangen. Daraus seien Streitigkeiten zwischen den fran— zösischen Agenten selbst entstanden, die so widerspruchsvolle Instructionen ge—⸗ habt. Die Sendung nach China sei mindestens überflüssig gewesen; was man erlangte, sei schon im voraus zugestanden gewesen. Kein dringendes, mächtiges Interesse habe eine so kostsplelige Sendung nach China erheischt. Da, wie überall, habe man nur den Schein sich geben wollen, als thue man etwas. Der Grund liege in derselben Eitelkeit, welche zur Besetzung der Marquesas-Inseln und von Otaheiti geführt habe. Das sei eine diplo⸗ matische Komödie. Die wenigen in China erlangten Handelsvortheile seien Frankreich so gut wie allen anderen Nationen schon vorher zugestanden ge— wesen durch den Vertrag zwischen England und China. Aber man werde sagen: Frankreich habe die Erlaubniß zur Ausübung des katholischen Hottesdienstes erlangt. Er aber sage, er liebe nicht einen Prosi- lytismus, der sich so weit erstrecke. Wenn das Ministerium so viel Eifer habe für die Religion, wenn es so viele Millionen auszugeben habe, so solle es nicht aus dem Mittelmeer hinausgehen. In Syrien seien sie vortrefflich für die dortigen christlichen Bewohner angewendet, welche seit lange schon von Frankreich Hülfe erwarteten gegen Unterdrückung und Mord. Aber hinter einer schwachen Regierung, wie die türfische, mit der man es dort zu thun habe, stehe England, und da bleibe das französische Kabinet furchtsam und taub gegen den Hülferuf der Maroniten. In Grie— chenland zeige das Kabinet denselben Mangel an Festigkeit, Kraft und Energie. Die Gefahren, in denen dieses junge Königreich sich befinde, seien bekannt. England schicke daher 3 Linienschiffe, unter dem Vorwand, Geld zu holen, in der That aber, um den französischen Einfluß zu stürzen. Was den Bey von Tunis betreffe, so habe der in Frankreich ihm gewor— dene Empfang die Empfindlichkeit der Pforte erregt. England trete hier nicht offen auf, dazu sei es zu geschickt, aber ohne der Unterstützung Eng- lands sicher zu sein, hätte die Pforte nicht gedroht. Das Protektorat Frank⸗— reichs werde ein Titel zur Verfolgung. Zu Tanger habe man sich edel— müthig gezeigt, seinen Ruhm selbst bezahlt. Aus den verlangten Krediten sehe man, daß sogar die durch den Widerstand der Marokkaner herbeige⸗ führten Zerstörungen im Konsulats-Gebäude zu Tanger Frankreich zur Last fallen.
Der Redner geht auf Spanien über. Die Opposition könnte in die— sem Punkte jetzt trlumphiren, wenn es ihr blos um Eitelkeit zu thun wäre. Alles sei eingetroffen, was sie vorausgesehen. Seit drei Monaten sei der französische Botschafter von Madrid abwesend, wolle dahin nicht zurückkeh— ren. Die Schwierigkeiten für die spanische Regierung häuften sich, Mini— sterien fielen nach einander, der französische Name sei dort ein Gegenstand des Hohns geworden. Ob das die versprochenen glänzenden Resultate der Politik des Ministeriums seien? Das die , Klugheit desselben? Leider sei die Opposition Prophet in Griechenland, Syrien, den Marquesen, La Plata und Spanien gewesen. Sie habe stets alle diese Händel als bloße kleinliche ministerielle Streitigkeiten bezeichnet: was man nun davon denke? Die Opposition habe diese Nesultate der ministeriellen Politik vorausgesagt. Vor vier Jahren habe man in einer sehr schö— nen Rede! die Vortheile der englischen Allianz gepriesen, die Op— bosition, darauf geaniwortet, England beute nur die Allianz mit Frankreich aus, und im entscheidenden Augenblicke werde diese Allianz hr reich entgehen. Wie sei es gekommen? Schon wegen einer so erbärmlichen Geschichte, wie die Piichard's, sei sie fast aufgelöst worden, vollständig zer— missen in Folge der spanischen Heirathen. Das Ministerium beschuldige die Dpposition der Intrigen. Aber alle ihre Voraussagungen seien eingetrof⸗ sen. Jetzt habe, es das Ministerium nicht mehr mit der DOpposition, sondern mit den , . und mit der Majorität felbst zu thun. Herr Guizot besteigt die Tribüne. Tiefe Stille. Er wolle dle fleinen Sachen in dieser k 1 den großen trennen, in welche man jene gemischt habe. Auch habe er mehrere Modisicationen vorzubringen. * . vor ihm habe
eine Haupt-Idee, nämlich: das Minssterium' der auswärtigen e n n.
ten spreche viel, thue aber wenig oder nichts Gutes. (Der Redner
Augenblicke des Postschlusses seine Rede fort.) etzt im
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Großbritanien und Irland.
London, 4. Mai. Die Mo rning-Po st widerspricht dem Gerücht, daß der Graf Auckland seinen Posten als erster Lord der Admiralität mit dem eines Lord - Lieutenants von Irland in Stelle des schwer erkrankten Lord Besborough vertauschen werde. Tord Besborough's Befinden hat sich übrigens in den letzten Tagen etwas an. doch ist keine Hoffnung zu seiner Wiederherstellung vor= anden.
Die gestrigen Parlaments- Verhandlungen erhielten im Unter— hause durch einen Antrag des Lord J. Manners in Bezug auf die griechischen Angelegenheiten ein allgemeines Interesse. Es sollte ein . vorgelegt werden über die bis zum J. Januar 1847 von England zur Deckung der Zinsen der griechischen Anleihe gezahlten Geldsummen, ein Antrag, den Lord J. Manners durch' Hinweisung auf die in der französischen Deputirten - Kammer vorgekommenen Er? klärungen motivirte. Der Lord bezog sich auf Herrn Guizot's vor— jährige Aeußerungen in der Deputirten- Kammer, so wie auf dessen neueste Rede über denselben Gegenstand und auf den französischen Kom- missionsbericht, in welchem die Politik der französischen Regierung in Grie⸗ ceuland ausdrücklich gebilligt und der Minister Kolettis sehr gelobt wird. Eine solche Erklärung, meinte der Antragsteller, dürfe nicht unberücksichtigt vorübergehen, wiewohl seitdem durch die Art der Entfernung des Finanz⸗Ministers Ponyroöpulos in Griechenland selbst ein weniger schmeichelhaftes Urtheil über das Ministerium gefällt worden sei, an dessen Spitze Kolettis stehe. Man wisse aber, daß der französische Ge— sandte und der französische Konsul in Athen ganz offen und eingestan⸗ denermaaßen den entschiedensten Einfluß nicht nur auf die griechische Regierung selbst, sondern auch auf die Verhandlungen in der griechi⸗ schen Deputirtenkammer ausgeübt haben, und daher sei es zwechmäßig, eine Erklärung der englischen Regierung zu provoziren, wodurch indeß kein Tadel gegen die bisher von Seiten Lord Palmerston's befolgte Po⸗ litik ausgesprochen, noch derselbe zu feindlichen Schritten gegen die Re⸗ gierung des Königs Otto aufgefordert werden solle. Es werde durch den Antrag nur bezweckt, der britischen Diplomatie dieselbe moralische Unterstützung zu geben, welche die französische Politik in der franzö—⸗ sischen Deputirten ⸗Iammer gefunden habe, und zugleich eine Antwort zu geben auf die Erklärung Guizots, dergemäß die französische Re gierung die von dem Conitéberichte der Deputirten Kammer ausge⸗ sprochenen Ansichten als Richtschnur ihres Handelns nach wie vor festzuhalten gesonnen ist. Der Antrag wurde von dem Grafen von Arundel and Surrey unterstützt, lind Lord Palm erston nahm darauf das Wort zur Erwiederung. Er erklärte zuvörderst sein Be⸗ dauern, daß die wohlwollenden Absichten der drei Großmächte in Bezug auf Griechenland nicht in Erfüllung gegangen wären, und führte dann die einzelnen Punkte aus, in welchen die griechische Regierung diesen Absichten nicht entsprochen hätte. Der Minister be schuldigte namentlich die griechische Regierung des Unterschleifs öffent⸗ licher Gelder und der Eorruption, den Repräsentanten des Volkes gegenüber, und sodaun der Ausübung von Grausamkeiten, sogar der Tortur, gegen schuldlose Einwohner, um politische Flüchtlinge und Verbrecher ausfindig zu machen. Den ersten Vorwurf leitete er aus den eigenen Geständnissen des kürzlich gestürzten Finanz ⸗Ministers Ponniropulos, nach denen die Berichte über die wirkiche Staats-Ein« nahme verfälscht worden sein soll, um den Ueberschuß zu verhehlen, damit die drei Mächte denselben nicht als die ihnen zustehende Jins—⸗ zahlung in Anspruch nähmen. Auch sei ein Theil der Einnahme von den Hebungs- Beamten und zwar auf Befehl des Finanz Ministers unterschlagen worden. Lord Palmerston war nun zwar der Mei⸗ nung, daß keine der drei Mächte ein Recht habe, sich in die inneren Angelegenheiten Griechenlands einzumischen, aber wohl wären sie berechtigt, Maßregeln zu ergreifen, um die griechische Re⸗ gierung zur Erfüllung ihrer vertragsmäßigen Verpflichtungen anzu⸗ halten, nämlich die gin fᷣ der im Jahre 1832 abgeschlossenen und von den drei Mächten garantirten Anleihe von 60 Million Fr. zu zahlen, und deren Tilgung durch einen Amortisations- Fonds von 1 pCt. jährlich zu beschaffen. Aus den in Antrag gestellten Berich— ten ergebe sich, daß Großbritanien seit 1813 260,000 Pfd. für Griechenland vorgeschossen habe, und man wäre zwar gern bereit, jährlich die auf England's Theil kommende garantirte Summe von 16, 009 Pfd. zu zahlen, wenn Griechenland wirklich unfähig wäre, diese Vorschüsse zu decken, aber es sei ein unbilliges Verlangen, daß England jährlich 46,0090 Pfd. zahlen solle, um ein System des Unterschleifs und der Corruption zu begünstigen. Die britische Regierung habe deshalb die Pflicht, Griechenland zur Zahlung seiner Zinsen anzuhalten; dies sei geschehen unter Berücksichtigung der ob— waltenden Schwierigkeiten, da man nur 23,000 Pfd., die Zahlung des letzten Termins, und Maßregeln zur Sicherheit der künftigen Zahlungen verlange. Im Uebrigen strebe England durchaus nicht nach einem Einfluß in Griechenland und wäre mit dem Ministerium Kolettis eben so wie mit jedem anderen zufrieden, wenn es nur seinen Pflich⸗ ten gegen England nachkomme. Die Rede des Ministers schien bei allen Parteien Beifall zu finden, und Lord John Manners nahm sei⸗ nen Antrag zurück. Zu Anfang der Sitzung bemerkte Lord Pßalmer— ston auf eine Anfrage des Herrn Borthwick, daß die Bestimmun— gen des Quadrupel-Allianz Vertrages sich nicht auf den jetzigen Zu— kand der Dinge in Portugal beziehen, da es sich dort um keinen Thronfolgestrest handelt. Die Regierung beabsichtige nur eine Aus— gleichung der dort streitenden Parteien und werde nöthigenfalls die Person der Königin schützen. Die dritte Lesung oder Annahme der Zehnstundenbill wurde, wie schon gestern berichtet, hierauf mit 151 gegen 88 Stimmen angenommen. Zum Schluß entwickelte der Mi— nister des Innern Sir G. Grey die Bestimmungen der Bill wegen Reform der englischen Armenverwaltung, demgemäß an die Stelle der bisherigen General- Armen⸗Kommission ein Büreau nach Art des ostindischen Büreaus treten soll, in welchem drei Kabinets-Minister, der Geheimsiegel⸗Be⸗ wahrer, der Kanzler der Schatzkammer und der Minister des . Sitz und Stimme haben sollen. — Die gestrige Sitzung des Ober⸗ hauses bot kein Intereffe. 2
Das Schiff „Exmouth“ mit 168 Auswanderern, von Londonderry nach Qnebek bestimmt, ist am 28sten v. M. bei Islay total verun— glückt; nur drei Matrosen haben sich gerettet. .
Der Theagter-Direktor Bunn hat seinen Prozeß gegen die Sän— Jerin Jenng Lind bei dem Gerichtshof der Queens-Vench anhängig gemacht. Die Verhandlungen finden jedoch erst Mitte Juli Han ⸗
Der Economist spricht sich über die Geldlage dahin aus, daß die großen Verlegenheiten der letzten Woche mehr aus Mangel an Vertrauen, denn aus Mangel an Geld enisprungen seien. Uebrigens biete Alles jetzt Aussicht auf Besserung, worauf die Maßregel der russischen Regierung auch von bedeutendem Einfluß sein werde. Uebrigens sei es gleichgültig, ob Rußland Gold oder dafür russisches Getraide nach England sende. Ueberdies seien in den nordanterika— nischen Häfen vorläufig zu geringe Vorräthe, als daß viel Geld da⸗ hin für Getraide noch gesandt werden würde; erst Ende Juni und Anfangs Juli würden noch bedeutende Geldsendungen nach Nord= Amerika gehen müssen, bis dahin würde sich aber das Vertrauen wohl wieder hergestellt haben.
Lord Clanricarde, gegenwärtig General ⸗Postmeister, soll zum
Nachfolger des schwer erkrankten Lord Besborough auf dem Posten
eines General- Gouverneurs von Irland bestimmt sein? ee 1 land stark 3 und sehr beliebt. * seinz er is in Ir⸗
In Dublin wird nächstens zur dankbaren Anerkennung der we ö thätigen Theilnahme, welche die Nordamerikaner an der lr and . Noth bekunden, ein öffentliches Diner stattfinden, bei welchem man dem Capitgin des mit einer Rornladung für die Armen angelangten amerikanischen Schiffes, „Victor“, eine Nationalfahne überreichen wil.
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Brüßssel, 6. Mai. Das hiesige Comité des Kongresses für die Verbesserung des Gefängnißwesens, der im Monat September vorigen Jahres zu Frankfurt a. M. versammelt war, und die Abge⸗ ordneten dieses frankfurter Kongresses haben unterm 1. Mai ein Rund- schreiben erlassen, worin sie zu der diesjährigen Versammlung des Kongresses einladen, der den vorjährigen Beschlüssen zufolge am 20. September d. J. zu Brüssel eröffnet werden soll. Der Kongreß hatte sich voriges Jahr fast einstimmig für den Grundsatz der . ten Gefangenhaltung, sowohl bei der Präventiv- Haft wie bei der Gefängnißstrafe, ausgesprochen. Von diesem Grundsatz ausgehend, bleiben nun noch die Fragen über die Einrichtung der Gefängnisse, über die Vorsicht⸗ und Unterdrückungs-Maßregeln, die an die betref— fende Reform sich knüpfen, zu verhandeln. Diese sind: 1) Innere Ein⸗ richtung der Gefängnißhäuser, Personal, Inspection, Aufsichtskommissio⸗ nen, Arbeiter, Unterricht, Gottes dienst; 2) Architektur der Gefängnisse und Zellen nach dem System der Absonderung, Lüftung, Heizung, Was⸗ servertheilung u. s. w.; 3) Gesundheitswesen; 4 Einrichtung einer Obhut für die wieder in Freiheit gesetzten Gefangenen; 5) Zufluchts⸗ und Besserungshäuser für jugendliche Sträflinge, Ackerbau-Kolonieen; 6) Reformen in der Strafgesetzgebung; ) Präventiv⸗-Justiz, Ur⸗ sachen der Verbrechen. Die Eingeladenen werden aufgefordert, dem Comité baldmöglichst die Berichte, Denkschriften und sonstigen schrift⸗ lichen oder gedruckten Mittheilungen zukommen zu lassen, von denen sie glauben, daß sie für die Versammlung von Interesse sein oder zur Aufklä⸗ rung bei ihren Berathungen dienen können, namentlich über die Einrichtung der Obhut, der Zufluchtshäuser und der Ackerbau-Kolonieen mit einer historischen Uebersicht von dem, was in diesen Beziehungen in den ein— zelnen Ländern bereits gethan ist. Der Zeitpunkt der Versammlung des Kongresses trifft mit dem der belgischen Gewerbe-Ausstellung und der Septemberfeste zusammen. Die Sitzungen sollen in dem großen gothischen Saale des brüsseler Rathhauses stattfinden. Von der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Brüssel, von der König⸗ lichen medizinischen Akademie, der Central-Kommission für Statistik, dem Verwaltungs⸗Rath der freien Universität zu Brüssel und den Gefängniß⸗Verwaltungs⸗Kommissionen, die hier ihren Sitz haben, sind Mitgl eder abgeordnet worden, die das Comité zur Vorbereitung des Kongresses bilden, und der Justiz-Minister, Baron d'Anethan, hat den Vorsitz in diesem Comité übernommen. Diejenigen Personen, welche an dem Kongreß theilnehmen wollen, haben sich vor dem 20. September bei dem Secretair des Comité s im In un ferien zu Brüssel zu melden und einschreiben zu lassen.
Das Ministerium läßt Aufforderungen zum Mais⸗Anbau ergehen und vertheilt Saat⸗Mais an Alle, die es mit diesem Korn versuchen
wollen. Amerikanischer Roggen ist am antwerpener Börsenmarkte au
19 brab. Gulden pro Hektoliter und dänischer Weizen auf 23 bis 2 Gulden pro Hektoliter gestiegen. Es sind diese Preise, wie man ste nie gekannt hat.
In der Repräsentanten- Kammer rügte es neulich Herr Orban, daß gewisse Kritiken, denen die Gesellschaft zur Ermunterung für den Militairdienst hier ausgesetzt gewesen, im Senat als Verleumdungen bezeichnet worden, was sehr unziemlich zu nennen sei. Der Präsident bemerkte, daß solche Ausdrücke sicher nur deshalb nicht Tadel gefun⸗ den, weil der Präsident des Senats ste überhört haben müsse.
Wissenschaftliche und Kunst - Nachrichten.
Königliches Opernhaus. Robert der Teufel. Dlle. Evers: Alice. (Den 7. Mai.)
Dlle. Evers trat auch als Alice Cwie bereits als Norma und Fi⸗ delio in den gleichnamigen Opern und als Agathe im Freischütz) nicht ohne Erfolg auf und bethätigte ihre Vorzüge als Sängerin und Darstellerin in oftmals recht anerkennungswürdiger Weise. Sie faßte die Partie, vom charakteristischen Standpunkte aus, richtig auf und leistete hinsichtlich ihres musikalischen Vortrages, so wie im Spiel, Lobenswerthes. Daß ihre Stimme nicht ausreicht, um im dramatischen Gesange Hervorragendes erwarten zu lassen, haben wir schon in früheren Berichten (3. B. in Nr. 124 dieses Blattes) zur Genüge dargethan. Es erwies sich auch diesmal. An ge lungenen Einzelheiten fehlte es indessen nicht. So förderte gleich ihre Scene des ersten Aktes Gutes zu Tage. Noch Wirksameres leistete sie in den ihrer Stimmorganisation und Hesangsweise besonders zusagenden affeltreichen und leidenschaftlichen Scenen, z. B. in dem Duett und 26 des dritten Aktes mit Robert und Bertram, wie denn überhaupt solche Momente, welche die volle Stimmkraft beanspruchen und eine möglichst sorcirte Behandlung zulassen, die sicherste Bewältigung seitens der Sän⸗ gerin finden und auch diesmal die Glanzpunkte ihrer Leistung bildeten. Bei⸗ 6 fehlte diesen Momenten nicht.
Die übrige Besetzung war, bis auf die der Titelrolle durch Herrn Kraus, die frühere. Herr Kraus verdient übrigens als Robert in vieler
Hinsicht Anerkennung. Er entfaltete im Gesange wie im Spiele echt dra⸗
matisches Leben; nur entbehrt sein Gesangsvortrag noch immer einer derar= tigen künstlerischen Beherschung seiner Stimmmittel, die selbst bei leidenschaft. lichen Stellen die Gränzen des ästhetisch Schönen nicht überschreitet. Die
dem Gebiete des Kunstgesanges fernliegende Anwendung der höchsten
Falsetttöne in jener unedlen Weise, wie sie uns heute in dem Gesange des Heirn Kraus einigemal entgegentrat, wäre aber wor allen Dingen zu vermeiden.
/ Däs Haus war, vielleicht in Folge der hohen Eintrittspreise, nur halb besetzt. 2.
Handels und BGörsen-Nachrichten.
Berlin, 8. Mai. Im Laufe dieser Woche betrugen unsere Landzu= fuhren von Getraide 28 Wspl. Weizen, 60 Wspl. Roggen, 20 Wspl. Gerste, 151 Wspl. Hafer, und wurde heute bezahlt; 119— 13 Nhl. fü Weißen, 104— 110 Rthlr. für Roggen, 72— 75 Rthlr. für Gerste, V5 für Hafer. Wesentlich zunehmend blieben die Anfuhren 396 fag asser, es passirten den Finow-Kanal 604 Wspl. i. , 7 1816 Wspl. Gerste, 2358 Wspl. Hafer, 58 Wspl. 3 Ksp * * a. den Friedrich Wilhelmé-⸗Kanal 639 Wppl. Weizen, 40 9 ire er 36 Wspl. Hafer, 536 Ctr. Mehl; aber auch , me, . . . Anhaltische Eisenbahn war aller Anstrengungen . ie 3. 3. 6 ö die ihr zugeführten ,,, fore l e, ö . 6.
h e lagen ste 36. . ; en me enge rs. i, hig n . ir e 6
ö 8 W ĩ 1606 ? pl. 4 ö * 2. r. 68 w,. ichen unserem Marfte keine Vorräthe, genügend die Hen alt epreist wesentlich zu drücken, kaum 3. diese kleine, voörüberge⸗
den Reactionen erfuhren. Die Märkte am Rhein, in Holland, Bel⸗ , d Jrankreich, England und namentlich in Hamburg blieben in stei⸗ ir enn be er, für Getraide, theils aus momentanem Bedürfniß, theils aus Ee e für das Spätere, damit sie jedes besonders den Erportländern eben orcheilhaften Absatz für ihre Abladungen als irgendwo bieten konnten. o 2. i. uns zugeführt, wurde am meisten v en
K 2, 2 Davon wieder fortging und der Absaß auf unse—
lässigt, we