1847 / 130 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

Nummer der GesetzSammlung enthält nachstehendes Gesetz, Maßregeln in Beziehung auf die herrschende T wi, betreffend

Deutsche Gund esstaaten.

Königreich Hannover. Die am 8. Mai erschienene

„Ernst August z. In Erwägung der hohen Preise Tes Ge- traides, der Kartoffeln und sonstiger Lebensmittel erlassen Wir un= ter Bezugnahme auf §. 122 des Landesverfassungs⸗Gesetzes, folgen⸗ des Gesetz:

46 Das Branntweinbrennen, sowöhl aus Kern, als aus Kartoffeln, wird vom Tage der Verkündigung dieser fe, , , au bis zum 15. August d. J. verboten, und zwar bei esbbuße 19 zu funfzig Thalern und Confiscation des Erzeugnisses n die schon bereitete Maische darf destillirt werden. Dei gleicher Strase und binnen gleicher Frist wird die Ausfuhr der Kartoffeln in die Staa— ten, in welchen ein Ausfuhr Verbet gegen das hiesige Königreich be. steht, nämlich Preußen und Kurhessen, mit Ausnahme der Grasschaft S ur erboten. mur , Brod vom Lande in die Städte, we es etwa bisher nicht gestattet war, bis zum 15. Auqust d. J. eingeführt wer= den. Es bleiben jedoch die Bäcker in den Städten verpflichtet, Brod in hinreichender Menge zu backen und feil zu halten. ;

5§. 3. Der Lizent von Brod und die Mablstener wird bis zum 15. August d. J. aufgehoben. Dieses gilt, vorbehaltlich eines von der Steuer Verwaltung festzustellenden Absatzes an der Firations Summe, auch in den Städten, in welchen der Mahl- Lizent fixirt ist.

§. 1. Die bis zum 1. August d. J. schon erfolgte Aufhebung der Eingangs Abgabe von Getraide, Mehl und Hülsenfrüchten wird, unter Ausdehnung auf Mühlen-Fabrikate außer dem Mehl (Graupen, Gries, Grütze, Mais und Maismehl), bis zum 1. Oktober d. 8 erstreckt.

Königreich Württemberg. Der Schwäb. Merkur meldet aus Stuttgart vom 5. Mai; „Der gestrige Tag und die letzte Nacht sind ruhig vorübergegangen. Schon im Laufe der vorhergehenden Nacht und gestein Vormittag waren gegen so Personen verhaftet worden, und selbst gestern Nachmittags wurden nach Verhaftete eingebracht, letztere hauptfächlich solche, die sich verdächtige Reden erlaubt haben sollen. Die während der Unruhen Verhafteten sind größtentheils nicht der Stadt angehörige Arbeiter und Gesellen verschiede⸗ ner Gewerbe und Werkstätten; doch befinden sich auch einige hiesige Bürger und Bürgersoöhne unter ihnen. Man nennt einen Buchbinder, der sich ver= kleidet hatte und bedeutend gravirt sein soll. Die zahlreichen Weingärtner, welche gerade die bedrohte Gegend bewohnen, hielten sich zurückgezogen. Natürlich werden unter den Verbafteten auch Viele sein, die blos durch Neugierde auf den Plaß geführt wurden und dieselbe theuer büßen mußten. Leicht möglich können auch unter den Verwundeten solche sein. Bei der Gewehrsaloe auf dem Brückchen flogen mehrere Kugeln in die Außenseite der Haidlenschen Apotheke, eine durch die Fensterladen in die Apotheke selbst. Der junge Mann, der dort erschossen wurde, ist ein Schustergeselle aus der Nähe von Frankfurt und soll einer der thätigsten Theilnehmer gewesen sein. Der gestrige Tag brachte beinahe die ganze Bevölkerung auf die Beine; es war für die immer so ruhige Stadt etwas ganz Uner— lebtes, von dem man sich durch Augenschein überzeugen wollte. Jufällig war gerade Wochen und Frnuchtmarlt. Es kamen weniger Landleute, hauptsächlich weit weniger Frucht zur Stadt, als man nach sicheren An— zeichen erwarten durfte; doch stiegen die Fruchtpreise nicht. Im Laufe des

Vormittags wunde die Bekanntmachung der Stad direction durch die Poli— zei unter militairischer Begleitung öffentlich verkündet. Den Janzen Tag gingen zahlreiche Patrouillen don Neiterei und Fußvolk durch die Straßen. Nachmittags rückte ein Bataillon Infanterie, das auf, der Eisenbahn an. gekommen war, von Ludwigsburg ein, eben so eine Abtheilung des ersten Reiterregiments und eine Batterie. Die Kanonen wurden auf dem Schloß= plaßze aufgefahren, den auch noch weitere Truppen besezten. Eben so wurden an den Enden vieler Straßen Abtheilungen Fußvolks aufgestellt und die Kanonen der Hauptwache vorgefahren; die Kanoniere standen bei sbren Stücken. So rückte der Abend und die Nacht heran. Die Menge, welche die ungewohnten Anstalten angestaunt hatte, verlief sich nach und nach. Die Bürger, welche unter Führung mehrerer Stadträthe und Polizeibeamten sich zur Nachtwache angeboten und denen sich die älteren Turner mit sobenswerther Bereitwilligkeit angeschlossen hatten, traten ihren Wachedienst an, und die Nacht ging so ruhig und still vorüber, als nur se eine.“ In Ulm scheint, dortigen Blättern zufolge, das Werk der Zer⸗ störung ganz spstematisch angeordnet gewesen zu sein. Den Haus⸗ bestzern neben dem „Jungen Hasen“ wurde förmlich angesagt, weder Fenster noch Läden zu schließen, indem es nur auf ersteren abgesehen sei, und wirklich wurde auch nicht eine Fensterscheibe beschädigt. Eben so wurde der Hasenwirth benachrichtigt, daß nach der Zerstörung des Wielandschen Hauses es bei ihm losgehen sollte, so daß hier Zeit gewonnen wurde, Silbergeräthe und Kosibarkeiten in eine schwere, gut befestigte Geldkasse zu verbergen und so zu retten. Der an⸗ gerichtete Schaden wird in dem ersteren Hause auf 4 - 5000 Gulden, in letzteren auf 6— 70000 Gulden geschätßzt. Das Betragen der Festungsbau-Arbeiter ist von der Bau-⸗Direction öffentlich belobt

worden.

Großherzogthum Mecklenburg⸗Schwerin. Das Meckl. Schwerin schꝛ Wochenblatt vom 8. Mai enthält nach⸗ stehende Verordnungen:

„Friedrich Franz, den Gottes Gnaden Großherzog von Mecklen—⸗ burg 2ꝛc. Da das preußische Ceurant immer häufiger in Unseren Landen zum Umlauf kommt und es denjenigen, welche Zahlungen in NZwdr. an Unsere Kassen zu leisten haben, oft schwer wird, die dazu erforderlichen Münzen zu w. so wollen Wir bis auf weitere Verordnung gestatten, daß die an Unsere Kassen zu leistenden Zahlungen, die in NZwodr. be⸗ stimmt sind, nach Wahl der Zahlungspflichtigen, auch in Munzen des 14 -Thalerfußes (ausschließlich der Scheidemünzen) berichtigt werden dürfen, und werden die Berechner Unserer sämmtlichen Kassen hier⸗ durch angewiesen, bei, solchen Zahlungen den Thaler wpreußisch Courant zu 4143 Schillingen NIwdr. anzunehmen. Letztere haben das eingenommene preußische Courant zum nämlichen Eourse statt NIZwdr. wieder auszugeben, wenn der zu NZwdr. Zahlungen berech⸗ tigte ar eng, sich damit einverstanden erklärt. Diese Einnahme und Ausgabe der Münzen des 11-Thalerfußes zum Course von 41 Sch. NZwdr. für jeden Thaler soll aber erst bei den eh lung beginnen, die zum Rech= nungsfahre von Johannis 1817 158 gehören. Auf Lie Einnahmen bei Un⸗ seren Elbzoll⸗Kassen findet die se Verordnung keine Anwendung, vielmehr Hieibt in Ansehung derselben Alles bei den conventionsmäßigen Bestim-

en.“

. Friedrich Franzen, von Gottes Gnaden Greßherzog von Medlenburg 2c., verordnen in Rücksicht auf die gegenwärtige Theurung des Bre kerns und anderer Lebensmittel hierdurch, daß bis zum J. September 8. alles zur Ser in Rostoc und Wismar eingeführt werdende Getraide mn Rostock und Wismar eingeführt werdende err gide in Rostock von der Acci n Bismar von dem kizent und den Schiffsumgeldern befreit

sein soll⸗ Frankreich.

Paris, 5. Nai. Nachdem gestern der Minister der auswärti⸗

n Angelegenheiten die Politik des Kabinets gegen die Angriffe des 2 sllault vertKeirig? hatte, wurde dag der Depuntirten Rammer zu Berathung vorliegende Kapitel der außerordentlichen und nach⸗ träglichen Kredite für das auswärtige Departement angenommen. In Bezpug auf Griechenland sagte der Minister, er hätte nicht er⸗ wartet, daß man in dieser Hinsicht Lem Kabinet ein schwaches Be⸗ nehmen vorwerfen würde, denn wenn die Politik desselben irgendwo bie Unabhängigkeit der Nationen aufrecht erhalten habe, so sei es vor

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Allem in Griechenland. Es scheine ihm aber ungehörig, geh noch von Schutzmächten Griechenlands zu sprechen; als dieses and als constitutionelle Macht ins Dasein geireten, da sei es von den drei Mächten beschützt worden; jetzt aber, wo es vollständig organisirt sei, könne man zwar noch von Beistand sprechen, den man Griechenland schuldig, aber nicht mehr von Schutz. Den Beistand, welchen Frankreich ihm bisher gewährt, werde es ihm auch ferner gewähren, n politischer wie in finanzieller Hinsicht, wenn es dessen bedůrfte, und er sei überzeugt, daß die Kammer, wenn man von ihr dazu ein neues Opfer zu verlangen sich veranlaßt sähe, nicht unempfänglich für die ,, . k sein werde, von denen so eben ein ein⸗ facher Privatmann, ein wahrer Griechenfreund, ein so edles Beispiel gegeben. (Tauter Beifall.) Hoffentlich werde Griechenlaud solche Hülfe nicht nöthig haben; hoffentlich werde es, stark durch sein Recht, durch seine Nationalität und durch das Wohlwollen des größeren Theils von Europa, im Stande sein, sich selbst zu genügen, die Forderungen, auf denen etwa bestanden werden möchte (Bewegung), zu bezahlen, sie sofort zu bezahlen, hoffentlich werde es sie in diesem Augenblick schon bezahlt haben. (Neue Bewegung.) Hoffentlich werde es auch vermöge eines festen Ordnungssinnes binnen kurzem in eine Lage kommen, um im Stande zu sein, allen Mächten, die seine Jugend beschützt und die Nichts verlangten, Alles zurückzuzahlen, was es ihnen schuldig. Spanien betreffend, erklärte Herr Guizot, der Grund, warum Graf Bresson von Madrid nach Paris zurückgekehrt, sei der, daß man es für ange⸗ messen gebalten, den Leidenschaften und bitteren Gefühlen Zeit zu lassen, sich zu beruhigen. Sobald für Frankreich aber ein wich tiges Interesse in Spanien auf dem Spiel stehen sollte, werde es gewiß auf dem Platze sein. Uebrigens habe es keinen Grund, sich über diejenigen zu beschweren, die in diesem Augenblick die Geschicke Spaniens leiteten, oder zu glauben, daß dieselben ir⸗ gend etwas den Interessen Frankreichs Feindseliges im Sinne hätten. Der Redner schloß mit einem Blick auf die Lage Europa's im All⸗ gemeinen und wollte der konservativen Politik Frankreichs einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die Fortschritte zuschreiben, die in anderen Staaten vor sich gingen. n

Die erwähnten Briefe des General Cubiéres, welche die Regie rung zur Einleitung einer Untersuchung nöthigen, sind von demselben, der unter Thiers im Jahre 1810 Kriegs- Minister war, im Laufe des Jahres 1812 an die Herren Parmentier und Compagnie ge schrieben, die, wie schon erwähnt, um die Konzession Son Minen nachgesucht hatten. Es ist darin gesagt, daß man zur Durchsetzung der Konzesstonen sich in dem Minister-Rathe selbst eine Unterstützung sichern müsse. Der Deputirte Herr Köchlin habe auch schon um diese Konzession nachgesucht, und dieser würde gegründetere, Hoss nungen zur Bewilligung haben, als wenn man sich nur auf sein gu tes Recht verlassen wollte. Ferner, man habe bereits 25 Actien zu Erlangung dieser Unterstützung geboten, man habe aber 80 gefordert; man ser zwar in dieser Forderung schon bis auf Ih heruntergegangen, man werde jedoch 45 bieten müssen. Herr Köchlin hat übrigens neulich in der Deputirten-Kammer erklärt, daß er so eben ein Schreiben vom General Cubidres erhalten habe, worin derselbe erkläre, daß er gar nicht zweifle, die Mitbewerbung des Herrn Köchlin bei dieser Auge legenheit werde in jeder Beziehung der Achtung entsprochen haben, die sein Name in Frankreich genieße. Der Minister der offentlichen Arbeiten, Herr Dumont, sagte, der Ingenieur für den Bergbau zu Gouhengns, der Präfelt, das General-Conseil für den Bergbau und der Staatsrath hätten sich für die Bewilligung ausgesprochen. Unter diesen Umständen würde eine Bestechung in dem Ministerrathe gar nicht nothwendig gewesen sein. Er erkläre also diese Beschul digungen für ganz ungegründet. Das Ministerium habe dieselben in Erwägung gezogen und werde Maßregeln ergreifen, daß diese Verhältnisse aufgeklärt und die gesetzlichen Folgen erhalten würden, welche sie verdienten. Herr Legrand, Unter Staats- Secretair im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, fügte hinzu, es werde in jenen Briefen behauptet, er habe gesagt, daß die Konzessionen für Berg bau in dem Minister-Rathe ertheilt würden. Er habe auf die An⸗ frage, ob diese Konzessionen im Minister-Rathe ertheilt würden, nur erklärt, daß dies nie geschehen sei, daß aber die Sache rechtlich mög lich wäre. Der vorliegende Fall sei gar nicht im Minister-Rathe vorgekommen, sondern auf die gewöhnliche Weise von der Verwal tung entschieden worden. Das Journal des Däbats bemerkt darliber: „Was den Vorfall betrifft, der sich aus Anlaß der Briefe des Generals Cubières erhoben hat, so begnügen wir uns, ihn nur anzuzei⸗ gen. Diese Briefe wurden in einem Prozesse vorgelegt, welcher noch dor dem Gerichtshofe erster Instanz schwebt. Jeder wird bei dem Durchlesen derselben die Rückhaltung begreifen, welche uns dabei auf—⸗ erlegt ist. Die schmählichen Beschuldigungen, welche sie enthalten, werden aufgeklärt werden. Die Schuldigen, wer sie auch sein mö⸗ gen, werden der Strafe, welche sie verdient haben, nicht entgehen. Das Ministerium hat sich verpflichtet, diese heimlichen Ränke durch die Fackel der Gerechtigkeit aufzuhellen. Das ist Alles, was es thun kann, und es wird es thun. Wir wünschen dem geehrten Herrn Muret de Bort Glück dazu, diese Erklärungen der Regierung selbst hervorgerufen zu haben.“ Man glaubt, daß diese ärgerliche Sache auch für die Eisenbahn-Gesellschaften, die eine Modifizirung ihrer Kontrakte verlangen, von unangenehmen Folgen sein dürfte. Nach den eben gemachten Erfahrungen werde die Kammer bei betreffenden Anlässen strenger als je zu Werke gehen, und es sei nicht wahrschein⸗ lich, daß, in nächster Zeit wenigstens, eine neue Konzession von ir— gend welchem Belang gegeben werden möchte. ; In Marseille treffen aus der Levante fortwährend so große Getraide-Vorräthe ein, daß die Preise um ein sehr Bedeutendes gesunken sind. Der heutige Moniteur meldet:; „Vom lsten bis 12. April sind von Alexandrien nach Marseille 19,872 Hektoliter Korn und 1720 Hektoliter Gerste abgefertigt worden. Der Cours des Getraides ist vom 11. bis 20. April um 2 Fr. und 70 Cent. für das Hektoliter gefallen. Der jetzige Preis ist 11 Fr. 75 Cent; für das Regierungs-Korn und 10 Fr. 82 Cent. für das der Privat⸗ leute. ö

Am Abend des 1. Mai waren hier außergewöhnliche Vorsichts= maßregeln getroffen. Es hatte eine große Entfaltung von Streit⸗ kräften statt. In den Umgegenden der Tuilerieen begegnete man al⸗ lenthalben Patrouillen. Tie Behörde hatte auf Anzeigen hin, die ihr zugelommen waren, lebhafte Besorgnisse gefaßt; nach einem Be— fehle des Platz⸗Kommandanten, welcher allen Rasernen zugeschickt wurde, waren die Coros-Chefs angewiesen, die Piquets zu verdop— peln und eine Anzahl Truppen in Bereitschaft zu halten, auf das erste Zeichen auszurücken. Es soll sich aber crwiesen haben, daß die An⸗ zeigen, welche zu jenen auffallenden Maßnahmen Veranlassung gege⸗ ben, ohne allen Grund gewesen seien. ;

Die sterbliche Hülle des General Bertrand ist am Montag auf der Eisenbahn von Srleans hier eingetroffen und in eine Kapelle des Invaliden⸗-Domes gebracht worden. Gestern fand darauf in diesem Dom die feierliche Beisetzsuig der Särge Bertrand's und Duroc's, der beiden Groß⸗Marschälle des a . unter Napoleon, in den beiden Gewölben statt, welche für sie neben dem Grabe des Kaisers eingerichtet worden sind.

Paris, 6. Mai. In der heutigen Sitzung der Pairs⸗ Kammer unter dem Hen! des Kanzlers bestieg der Groß⸗

Er legte im Namen des Ministeriums eine Verordnung des Königs vor, datirt von gestern, wodurch der Pairs-Hof zusammenberufen wird, um über den General Cubisres, Pair von Frankreich, wegen Thatsachen, Vergehen und Verbrechen, die durch Artikel 179 und 405 des

siegelbewahrer die Tribüne unter tiefer Stille.

Strafgesetzbuchs vorgesehen sind, zu Gericht zu sitzen. Herr De⸗ langle, General- Prokurator am Königlichen Gerichts hofe zu Pa⸗ ris, ist beauftragt, die Anklage zu führen und wird dabei von dem General-Advokaten Herrn Glanday unterstützt werden. Der Groß siegelbewahrer überreicht die Königliche Verordnung dem Kanzler Graf Daru, einer der Secretaire der Kammer, verliest dieselbe. Der Kanzler, mit bewegter Stimme: Die Kammer giebt dem Herrn Minister Akt über die Ueberreichung. Morgen um 1 Uhr wird die Kammer sich als Gerichtshof. versammeln. General Cu binres verläßt seinen Platz am Büreau der Secretaire und besteigt die Tribüne. Er spricht Folgendes: ö. „Meine Herren! Durch ein ernstliches Unwohlsein von Ihren Sitzungen fern gehalten, erwartete ich mit Ungeduld den Augenblick, denselben wieder beiwohnen zu können. Ich bedaure, daß die Lage, in die ich mich versetzt sehe, mir nicht erlaubt, sogleich Aufklärungen zu geben über gewisse That⸗ sachen, die in so hohem Grade die öffentliche Au smerlsamkeit beschäftigen. Ich werde also damit warten, weil es so sein muß.. Niemand hat ein größeres Interesse dabei, als ich, daß die Wahrheit in ihrem vollen Lichte hervortrete. Ich habe hier nichts zu fürchten, daß sie durch die Leiden schaften erstickt werde. Die Weisheit und Umsicht, welche die Berathungen der Kammer charakterisirt, ist mir Bürge dafür, und mit Vertrauen erwarte ich das Resultat ihrer Informationen. .

Der General nimmt nun seinen Platz einen Augenblich wieder ein, worauf er jedoch bald sich aus der Kammer entfernt. Der Kanzler kündet an, daß man zur Tagesordnung schreiten werde. Bis zum Postschluß kam nun nichts von Bedeutung. mehr vor. -

In der Deputirtenkammer legte der Minister des Aus⸗ wärtigen, in Vertretung des kranken Ministers des Junern, einen Gesetz⸗ Entwurf vor, wodurch die Stadt Paris zur Aufnahme eines Anlehens von 25 Millionen mit Konkurrenz und zu dem Jinssuße von 5 pCt. für die in dem Anhange zu dem Entwurse angegebenen Zweck und zur Verlängerung der Nachsteuer auf die Getränke bis 1858 zu dem Zweck, dieses Anlehen zu decken, ermächtigt werden soll. Dieser Entwurf wird einer besonderen Kommission zur Prüfung und Berichterstattung überwiesen. Die Tagesordnung führt nun zur Fortsetzung der Verhandlung über die Ergänzungs und außerordent lichen Kredite von 1846 und 1817, und zwar der des Ministeriums des Auswärtigen. ö. .

Herr Lacrosse macht einige Bemerkungen ohne sonderliches Interesse über das Kapitel „Entschädigungen und Unterstützungen?“. Dieses gapitel vird angenommen und dann auch der ganze erste Artikel des Gesetz ö 26 wurfs, desgleichen das erste Kapitel des Artikel 2 ohne Diskussion. . ei Kapitel 2, geheime auswärtige Ausgaben“, fragt Herr Bureau de 16 den Minister, ob nicht Angestellte seines Departements von diesem urn, Entschädigungen erhalten. Der Minister ertlärt, er habe , , , n eingeführt gefunden, ihn getadelt, daher auch diese Art von Apel sung e n schreitend vermindert. Sie beliefen sich für das statistische ö as aufgehoben worden, auf 15,000 Fr. Herr Bureau de P uz vz. Die 3 gelniäßigleit stehe doch fest. Er beantragt den Abstrich der Sunne en 15,000 Fr. (Murren.) Der Minister: Das aufgehobene statistische d ii reau war beauftragt, im Auslande Erkundigungen zu sammeln, die wesent lich geheim waren. Ich glaube, die Ausgabe ist, obgleich sie nicht . vorkommen wird, volllommen gerechtfertigt. Herr Buregu de Puzy be⸗ steht auf seinen Antrag, aber die Kammer verwirft denselben und nimmt

8 Kapitel an. . 3 enn, emieux verliest nun von der Tribüne seinen Ain agg n e ne, den Mitgliedern der beiden Kammern untersagt werden soll⸗ sich bei indu⸗ striellen Gesellschaften zu betheiligen, die in Folge der Ertheilung von Non zessionen durch den Staat sich gebildet haben. Die Kammer bestimmt näch- sten Montag zur Entwickelung des Antrags. . .

Herr Bom mont von der Saue) fragt hei Wiederaufnahme der Tagesordnung den Kriegs Minister, ob wirklich 1847 ein Lager in der? Nähe von Paris abgehalten werden, solle, wie das Gerücht sage. Der Kriegs -Minist er: Noch sei nichts darüber entschieden. Herr Dufaure interpellirt den Kriegs -Minister über einen Plan zur Ver— mehrung des Effektisstandes der Truppen in Afrika und, die daraus noth; wendig erwachsende Vermehrung der Ausgaben. Der Kriegs Minister giebt die verlangten Auftlärungen und führt die Gründe an, welche diese Ver= mehrung des Effektivstandes, die im Grunde aber keine sei, nothwendig machten. Er stellt dieselbe als Vorsichtsmaßregel dar, um gegen jeden Auf⸗ stands-Versuch gesichert zu sein und den Effektiostand nicht unter 9,000 Mann herabsinken zu lassen. Herr Dufaure fürchtet, diese Vorsichtsmaßregeln möchten nur Vorwand sein, um später die Vermehrung des Effektivstandes permanent zu machen. Herr Gustav von Beaumont glaubt, der Minister habe den wahren Grund für die Vermehrung nicht angegeben. Dieser sei, daß die Central-Verwaltung in Afrika nichts zu befehlen habe, wie eben die Thatsache zeige, daß der Marschall Bugeaud einen großen Feldzug nach Fabylien unternehme wider ihren Willen.

Großbritanien und Irland. ö

London, 5. Mai. Ihre Majestät die Königin wird sich übermorgen wieder auf einige Tage nach Osbornehouse auf der Insel Wight begeben. J! * Parlaments⸗Verhandlungen betrafen die Berathung der Einzelbestimmungen mehrerer schon vorgerückter Bills. Im Ober⸗ hause ging die Unterstützungs Bill für irländische Grundbesitzer, nach welcher 1 Million Pfd. zu pCt. vorgeschossen werden sollen, durch das Comité, und ein Amendement des Herzogs v. W elli ngton, daß die bisherige irländische Gewohnheit der Ueberlassung von Län— dereien für geleistete Arbeiter-Dienste durch die Bestimmung, alle Dienste der Arbeiter mit baarem Gelde zu bezahlen, aufgehoben wer⸗= den möchte, wurde bis zur Vorlegung des Berichts ausgesetzt. Zu Anfang der Sitzung erklärte der Graf Auckland, erster Lord der Admiralität, daß gegen das Ende des Monats Juli die Regierung ein Uebungs-Geschwader im Kanal unter Sir William Parfer und ein Geschwader im Mittelmeere versammeln werde. Lord Ellen⸗ borough beschwerte sich über die gegenwärtige, keine guten Folgen versprechende Verwendung der Flotte im Tajo und vor Athen und rief dadurch eine kurze Vertheidigung der Regierungs-Politik von Seiten des Lord Lansdowne hervor.

Im Unterhause kam nichts von Interesse vor. Herr Watson brachte einen Antrag auf Einsetzung eines Spezial-Comit és zur Un⸗ tersuchung des Sportelwesens in den Gerichten vor; der Antrag wurde genehmigt.

2 ö. in d. M. im Unter hause von Lord Palmerston ge⸗ haltene und von allen Parteien so beifällig aufgenommene Rede über die Beziehungen Englands zu Griechenland scheint als ein Ausdruck der englischen Regierung über ihre Absichten und politischen Bestrebungen in jenen Theilen Europas beachtungswerth und mag hier in ihrem wesentlichen Inhalt wiedergegeben werden. Lord Palmerston sagte:

In der Ansicht des edlen Lords über. die , . Angelegenheiten im Allgemeinen stimme ich mit ihm in großem Maße überein. Dem Hause ist bekannt, daß die Unabhängigkeit Griechenlands nach einem Kampfe von fünf bis sechs Jahren durch die Intervention von England, Frankreich und Rußland zu , worden ist, eine Intervention, welche der da— maligen britischen Regierung durch die öffentliche Meinung von ganz Eu ropa) abgerungen (wrung) wurde. Die Einmischung hatte den zweck, Griechenlands Unabhängigkeit festzustellen und ban ben dadurch Wohl ergehen, el, , eeh. Glück und Eivilisation zu sichern, und die drei in= tervenitenden Mächte waren der Ansicht, daß dieser Zweck besser durch die Einsetzung einer Monarchie, als durch eine Republik erreicht werden würde,

da jene mehr als diese eine Bürgschaft der inneren Ruhe darzubieten schien.

Es thut mir leid, jetzt sagen zu müssen, daß die wohlwollenden Absichten der drei Mächte nicht in dem gewünschten Maße erreicht worden sind. (Hört!! Es ist nur zu wahr, daß der gegenwärtige innere Zustand von Griechenland nicht der Art ist, wie ihn die Freunde des Landes wünschen müssen; ich fürchte, es ist nur zu wahr, daß unter den Beamten der jetzi= gen Regierung in Griechenland der Unterschleif und unter denjenigen, welche die wahren Vertreter des Volkes und die Beschützer der Volksrechte sein sollten, Bestechlichkeit das herrschende Prinzip ist. (Hört!) Es ist nur zu wahr, daß Handlungen von großer Abscheulichkeit von Zeit zu Zeit durch Personen im Dienste der Negierung verübt worden sind, daß die Tortur auf eine nicht wieder zu erzählende Weise gegen schuldlose Bewohner des Landes angewandt worden ist, um sie zur Entdeckung der Zufluchtsstätten von Verbrechern oder flüchtigen Rekruten zu zwingen, eine Behandlung, die unter Anderem auch einem unter britischem Schutze befindlichen Jonier widersahren ist. Es ist vollkommen wahr, und wir wissen das aus dem Be⸗ kenntnisse des ehemaligen griechischen Finanz Ministers selbst, daß die Staats-Einkünfte auf ihrem Wege in den Staatsschatz unterschlagen und selbst, wenn sie in den Schatz gelangen, widergesetzlich verwendet werden. In offener Legislativ-Versammlung hat der Finanz-Minister erklärt, daß aus einem Distrifte, in welchem die (in natura erhobenen) Abgaben jähr— lich im Durchschnitte 180,900 (7?) Kilos Getraide einzubringen pflegen, im vorigen Jahre, trotz der guten Aerndte, nur 8099 Kilos eingegangen sind. Es wurde eingestanden, daß die Staats-Einnahmen von den Einnehmern unterschlagen worden seien, und man hatte zu ihrer Entschuldigung nur anzuführen, daß sie dies auf Befehl des Finanz- Ministers gethan haben, um den persönlichen Interessen gewisser Volks -Nepräsentanten dienen zu können. Es ist desgleichen erwiesen, daß Dokumente, die der Legislativ— Versammlung zum Nachweis über die Staats - Einnahmen vorgelegt wur— den, verfälscht worden sind, und es ist eingestanden worden, daß die Ver⸗ sälschung stattgefunden hat, um den Ueberschuß zu verdecken der trotz der Unterschleife vorhanden war, und auf welchen die drei garantirenden Mächte Anspruch gehabt haben würden, den man aber nun mittelst jener Fälschung im Lande behalten hat. (Hört!! Bei alledem bin ich der Ansicht, daß die britische Regierung, wiewohl sie in Gemeinschast mit Frankreich und Rußland die Unabhängigkeit Griechenlands garantirt hat, und so sehr sie die Art der Verwaltung in Griechenland beklagen mag, zu einer Einmi— schung in die inneren Angelegenheiten des Landes in keiner Weise berech— tigt ist. Wohl aber lann sie verlangen, daß Griechenland der Verpflich- tung nachkomme, welche es mit Bezug auf die griechische Anleihe über— nommen hat. Durch den Vertrag von 1832 haben sich die drei Mächte verpflichtet, die Zahlung der Zinsen und der Amortisation einer für Grie— chenland aufgenommenen Anleihe von 60 Millionen Fres. zu garantiren; damit aber die drei Mächte nicht unnöthigerweise eine Last zu übernehmen haben, wurde in dem Traktate zugleich bestimmt, daß die Staats-Einnahme Griechenlands vor allen Dingen zur Deckung der Zinsen und der Amorti— sation der Anleihe verwendet werden solle; auch wurden die Repräsentan ten der drei Mächte in Athen beauftragt, auf die Ausführung dieser Be— stinmung zu achten. Griechenland hat aber seinen Verpflichtungen gar uscht genügt, und aus dem Dokumente, dessen Vorlegung beantragt worden ist, wird sich ergeben, daß England von 1813 bis jetzt 200,000 Pfund zur Zahlung der Zinsen jener Anleihe vorgeschossen hat. Wären diese Voz schüsse unzweifelhaft nothwendig gewesen und durch die Armuth Griechen— lands geboten worden, so würde die britische Nation gewiß keine Einwen— dung gegen dieselben erhoben haben. Wenn es sich aber ergiebt, daß diese Ausgabe eine unnöthige gewesen ist, wie ich sie denn für unnöthig halte, wenn die britische Nation aufgefordert wird, alljährlich 46,000 Pfund zu bezahlen, um ein System des Unterschleifes und der Bestechung in Grie— chenland aufrecht zu erhalten, das nichts bezweckt, als einer gewissen Klasse von Menschen die Handhabung der Macht zu sichern, dann halte ich dafür, daß es die Pflicht der britischen Regierung wird, darauf zu bestehen, daß die griechische Regierung die Zinsen für ihre Anleihe selbst bezahle! (Hört!) Indeß wird aus Rücksicht auf die mannichfachen Schwierigkeiten, mit wel⸗ chen Griechenland noch zu kämpfen hat, die sofortige Bezahlung aller Rück- stände nicht zu verlangen, sondern nur auf die Zahlung des letzten Termins von 23,9009 Pfund und auf Maßregeln zur Sicherung der künftigen Ter⸗— minzahlungen zu dringen sein. Was den von dem Antragsteller erwähnten Konflikt der Politik der fremden Mächte in Bezug auf die griechischen Verhältnisse anbelangt, so kann ich, so weit England in Betracht kommt, nur erklären, daß wir keinen besonderen oder vorherrschenden Einfluß in Griechen— land beanspruchen. (Hört!) Es ist mirüberhaupt nicht begreiflich, was der Aus— druck „englische“, „französische“, „russische“ Partei in Griechenland bedeu— ten soll, denn ich weiß nicht, welchen besonderen Zweck England, Rußland oder Frankreich in Griechenland zu verfolgen haben könnten. Ich kann dem Hause die Versicherung geben, daß, wenn der griechische Minister zu mir käme und mir ein von ihm unterzeichnetes Blatt Papier brächte, mit der Aufforderung, in dasselbe die politischen, militairischen oder kommerziellen Vorrechte einzutragen, welche England jn Griechenland besitzen wolle, durch welche Eintragung alle jene Vortheile England zuerkannt sein sollten, ich ihm sagen würde: „Nimm Dein Papier wieder zu Dir und wirf es ins Feuer, wir wollen von Euch nichts, als daß Ihr Griechenland so beherrscht, daß es in Glück und Wohlfahrt sich befinde und zufrieden sei; für unseren Theil haben wir nur zu verlangen, daß Ihr die von uns garantirten Zinsen der Schuld selbst bezahlt.“ Wenn ich also nicht ein— zusehen vermag, was uns eine britische Partei in Griechenland nützen soll, so muß ich andererseits gestehen, daß ich auch nicht begreife, warum Frank⸗ reich einen so großen Werth auf die Erhaltung eines Ministeriums in Griechenland setzt, von dem behauptet wird, es sei der Repräsentant fran— zösischer Interessen. Sieht aber die französische Regierung einen Vortheil darin und hält es die französische Nation für einen Triumph, daß der griechische Premierminister das Haupt der s. 9. . französischen“ Partei sei, so kann ich nur sagen, daß, sobald nur dieser Minister die ihm gegen England obliegenden Pflichten erfüllt, es hier zu Lande Niemand in den Sinn kommen wird, sich, von einem Gedanken der Eifersüchtelei gegen Frankreich zur Störung eines Verhältnisses verleiten zu lassen, an dem Niemand ein Interesse hat, und das an und für sich die Interessen weder Englands noch Europa's gefährden kann. Alles, was wir wünschen, ist, daß Griechenland gut regiert werde, und welche Meinung wir auch von diesem oder jenem griechischen Staatsmanne und von dem von ihm be— folgten Sosteme haben mögen, so werden wir uns nie ein diktatorisches Eingreifen in die inneren Angelegenheiten des Landes gestatten. Wohl aber berechtigt uns der mit Aufopferungen verbundene Antheil, welchen wir an der Emancipation Griechenlands genommen haben, zu dringenden Vorstellungen im Interesse des Landes selbst, und, wie ich überzeugt bin, daß die ausgezeichneten Männer, aus denen die s. g. britische Partei be— steht, wenn sie an der Regierung wären, jede gegen das Interesse Griechen lands verstoßende Anforderung zurückweisen würden, so hoffe ich, daß diese auf Recht und Billigkeit begründeten Forderungen auch bei der jetzt herr⸗ schenden Partei bereitwilliges Gehör finden werden.

Es sind hier Nachrichten aus Lissabon eingegangen, welche bis zum 27. April reichen, aber noch nichts von der Annahme der bri⸗ tischen Vermittelung von Seiten der Königin melden. Es hieß, die Königin wolle damit warten, bis das Schicksal von St. Ubes entschieden wäre, welche Stadt Sa da Bandeira in Vertheidigungszustand gesetzt hatte. Die Insurgenten hatten übrigens am 21. ein von der Regie⸗ rung so eben für 10, 009 Pfd. angekauftes englisches Dampfschiff, „den Royal Tar“, mit 1600) Flinten und 4,000 Patronen am Bord, an der Mündung des Tajo weggenommen und nach St. Ubes geführt. St. Ubes wurde von General Vinhaes belagert, und der König selbst hatte sich als Dber Befehlshaber der Truppen in, das Lager begeben. Auch ven der Bildung. des neuen Ministeriums ist in diesen Berich⸗ len noch nicht die Rede; dagegen wird gesagt, daß die lissaboner Bank in den letzten Zügen liege und ihre? Roten 50 pCt. unter Pari stehen. .

[6 , Miütthejlung der Antwort, Sr. Majestät ere lf sich über m die Adresse des Vereinigten Landtags Veranlassung, Aden Geist dieser ständischen Versammlung höchst anerkennend, Aauszusßrechen. „Wir sind immer der sanguinischen Hoffnung gewesen“, schreibt die Ti , m J ; Ho) n, ,, imes nach einer kurzen Charakte⸗ ristik des glücklichen Verhältnisses zwis x öni 26 ?. das von dem Könige von Pre 964 n nnd Stn ei n daß Könie ußen in sein Völk gescte Vertrauen

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haben werbe, zu mehr leidenschaftlichen Formen ber Opposition gegen die Regierung seine Zuflucht zu nehmen. Aber wir haben kaum er⸗ wartet, daß der Landtag sogleich eine solche Selbstbeherrschung und solches Urtheil in seinen Verhandlungen an den Tag legen würde. Im Laufe der ersten großen Debatte dieser Versammlüng kam, ob⸗ schon die Ansichten der liberalen Mitglieder sehr offen und nachdrück⸗ lich geäußert wurden, nicht ein einziger Ausdruck vor, welcher als lei⸗ denschaftlich oder beleidigend für die Regierung bezeichnet werden könnte. Einer der leitenden Vertreter der respektabeln Mittelklassen der rhei⸗ nischen Provinz bemerkte, daß, je mehr demokratisch die soziale Lage und die lokalen Einrichtungen Preußens wären, er sich desto mehr freue, daß der König auf dem Landtage einer mächtigen Phalanz der Aristokratie eine hervorragende Stellung gegeben habe, die im Stande wäre, den gefährlichen Tendenzen der Zeit zu widerstehen, dasund Gleich⸗ gewicht der politischen Macht aufrecht zu erhalten. Ein anderes Mit⸗ glied bemerkte, daß, wenn in den äußersten Provinzen der Monarchie, im Osten und Westen, sich die liberalen Ansichten am stärksten äußer— ten, dies daher rühre, weil sie die Außenposten ihres Landes wären,

und weil man in Königsberg eben so dem russischen Einfluß wider

strebe, wie in Köln den französischen Uebergriffen. Solche nationale

Gesinnungen, solche ruhige Ueberzeugungen ernster Männer sind die

bedeutnngsvollsten Zeichen für das Gelingen der Unternehmung des

Königs von Preußen. Er ist getreulich von der Nation unterstützt

worden. Kein Mißtrauen, keine getäuschte Erwartung ist bis jetzt

aufgekommen, um den Fortschritt des nationalen Werkes zu verder—

ben; und in ganz Deutschland hat die zuversichtliche Erwartung den

tiefsten Eindruck gemacht, daß es der preußischen Regierung ohne

heftige Störungen gelingen werde, sich an die Spitze der constitu⸗

tionellen Staaten Central-Europa's zu stellen.“

X Lon don, 1. Mai. Es kann nicht auffallen, daß die Frage

wegen der Nahrungs= und Geldnoth in Europa in der gegenwärti⸗ gen Zeit eine ber ersten gewesen ist, welche die Aufmerksamkeit des preußischen Landtags auf sich gezogen hat, denn in jedem Lande giebt jetzt der Hinblick auf die materielle Lage der Nation ernsten Betrach⸗ tungen Raum und nirgend wohl mehr, als hier in unserem vereinig— ten Königreiche. England ist noch niemals durch eine verwickeltere Krists gegangen, denn die widersprechendsten Dinge üben gleichzeitig ihre vollständigen Wirkungen. Es besteht nämlich hier, wenigstens, eine ungewöhnliche Ausdehnung von Arbeit und ein knapper Vorrath von Lebensmitteln. Die . nach Arbeitskräften für die im Bau begriffenen Eisenbahnen ist so anhaltend und bedeutend, daß nicht weniger als 5 Millionen Pfd. Sterling monatlich von den Gesell— schaften aufgebracht werden müssen, um diese riesenhaften Unterneh- mungen auszuführen; daher kommt es denn, daß die öffentlichen Fonds und die besten Kapital-Anlagen anderer Art so außerordentlich herab⸗ gedrückt sind. Inzwischen ist der Nahrungsbedarf für Irland in Gold bezahlt worden, das hauptsächlich nach den Vereinigten Staaten ge gangen ist; aber obgleich Amerika keinen Mangel an Korn oder an Arbeit oder an Gold hat, so ist doch dort in Folge der ungeheuren Nachfrage nach Brodstoffen für Europa der Preis für dieselben sehr bedeutend in die Höhe gegangen. Daher kommt es denn wieder, daß die arbeitenden Klassen in Amerika trotz der großen Geldrimessen, welche ihr Land von Europa erhält, in Verlegenheit gerathen sind und, weil sie einen so hohen Preis für ihre eigenen Nahrungsmittel bezahlen müssen, weni⸗ ger europäische Fabrikate kaufen können. Bedenkt man noch, daß die Baumwollen Aerndte in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahre so mangelhaft ausgefallen ist, daß der Preis für diesen Roh⸗— stoff um 40 pCt. gestiegen ist, und daß die gänzliche Zufuhr aus Amerika kaum den Bedarf eines gewöhnlichen Jahres in England allein decken wird, so ist klar, baß die Folgen aller dieser Thatsachen in ganz Europa schwer empfunden werden dürften. Der Druck wird aber wahrscheinlich in England weniger schwer sein als anderswo, weil die englischen Fabrikanten Kapital haben, um eine längere Zeit des Noöthstandes überstehen zu können. Aber es ist gewiß, daß man weni ger produziren und weniger konsumiren wird; der Reichthum der Welt wird temporair in seinem Wechsel, seinem Fortschritt, seiner Entwicke lung aufgehalten werden, die Gesellschaft wird in die Klemme gera then, und die Staats Einnahmen werden unter dem Druck der Zeit bedeutend leiden. Außerdem ist noch, so weit England in Betracht kommt, der Abgrund des irländischen Elends mit immer neuen Opfern auszufüllen, denn die vorherrschende Meinung geht dahin, daß das Mißrathen der Kartoffel-Aerndte in Irland in diesem Jahre eben so vollständig sein wird, als in den beiden verflossenen Jahren, und doch haben die Irländer ungefähr noch ein Drittheil des gewöhnlichen Kartoffel-Ackers angebaut und in anderer Kultur sehr geringe Fort schritte gemacht. . Diese Umstände müssen natürlich auf den Geldmarkt reagiren, so daß man anfängt, die Last der Eisenbahn⸗-Unternehmungen schwer zu empfinden; aber mit Klugheit und Festigkeit wird die Bank von Eng⸗ land den Sturm aushalten. Offenbar ist der Kaiser von Rußland auch dieser Ansicht, denn ungefähr vier Millionen Pfd. Ster⸗ ling sind hier von Rußland eingege agen, welche, wie verlautet, von den Herren Rothschild in englischen Fonds angelegt werden sollen. Bei dem gegenwärtigen Stand der Fonds wird die russische Regie— rung wahrscheiulich ein gutes Geschäft machen; aber es ist schwer, die Oeffentlichkeit zu begreifen, welche der Operation gegeben worden ist, da dies natürlich die Fonds bei dem bevorstehenden Ankauf steigern mußte. Lord Palmerston hlelt gestern eine ausgezeichnete und gemäßigte Rede über die Angelegenheiken Griechenlands, welche mit meinen in dem letzten Schreiben über denselben Gegenstand gemachten Anden⸗— tungen durchaus übereinstimmt.

nieder land e.

Köln, 9. Mai. (Tele gr. Dep.) Die zweite Kammer der General-Staaten hat das Getraide⸗-Gesetz mit 51 gegen 4 Stimmen angenommen.

8 pan ien

Madrid, 9. April. Die Gaceta enthält in ihrer heutigen Nummer das von den Cortes votirte Gesetz über die Forterhebung der bisherigen Steuern bis Ende Juni d. J. und außerdem die Verordnung, daß das zehnte Zwölftheil der differirten Schuld, wel ches in aktive Schuld überzugehen hat, am 1. Mai verloost werden soll, um von diesem Tage an in Zinsen-Genuß zu treten. Die Re— gierung wird in London und Paris, sobald die Ausloosung stattge—⸗ funden hat, bekannt machen, wie und zu welcher Zeit die gezogenen Titel zum Umtausch zu präsentiren sind. .

Sriechen land.

Athen, 25. April. (N. K.) Nachdem der englische Gesandte der Regierung eine Note überreicht hatte, des Inhalts, daß die eng⸗ lische Regierung in der türkisch-griechischen Angelegenheit, wenn Grie⸗ chenland nicht die geforderte Genugthnung gabe, sich jeder Verpflich⸗ tung als Schutzmacht Griechenlands enthoben erachte und, im Fall eines Bruches mit der Türkei, Griechenland sich selbst überlassen müsse, übergab derselbe am 19. April eine weitere Note, in welcher peremtorisch innerhalb zweimal 24 Stunden die Zablung von Eng⸗

sicht gestellten Ueberschusse u Gunmen, des Jahres 1816 vetlangt und überdies 26. bestimmte Garantieen für die in wenigen Mon zu fordernden Millionen gedrungen wird. Wie man hört ie 3. anwesenden Kriegsschiffe diese Ferderungen in der *. unler igen daß sie, je nach dem Ermessen des englischen Gesandten, wenn Grie chenland nicht sogleich bezahlen sollte, entweder auf griechische Rauf. fahrteischiffe Jagd machen und sie im Betrage der gesorderten Summe wegnehmen oder daß die Zollämter von Syra und Patras unter englische Aufsicht genommen und ihre Einnahmen an England abge— inn werden. Beide Maßregeln wären geeignet, den aufblühenden Handel Griechenlands zu Grunde zu richten. Die Antwort der Re⸗— gierung ist nicht bekannt, obgleich in den ersten Stunden verlautete, daß das Geld herbeigeschafft werden sollte. Der Termin ist ver⸗ flossen; noch haben aber die englischen Schiffe im Piräeus feine Be—⸗ wegung gemacht.

Das Gerücht von der Auflösung der Kammer fünf Tag

vor ihrer gesetzlichen Beendigung gewinnt immer mehr Konsistenz, da in der vorgestrigen Sitzung die Majorität des neuen Ministeriums in einer einzigen Stimme bestand. Gestern hielten die Mitglieder der Opposition, nebst manchen Ueberläufern aus dem ministeriellen Lager, eine Versammlung im Lokale der Kammer unter einem Alters⸗ präsidenten. Der Beschluß, der ungesetzliche, ist noch nicht bekannt. Da das Ministerium mit Einer Stimme Mehrheit nicht bestehen kann, so hängt es von den nächsten Stunden ab, ob es im Stande ist, sich eine größere Majorität zu verschaffen; wo nicht, so ist die Auflösung der Kammer und die Berufung an das Land die constitutionelle Maß⸗ regel, welche zweifelsohne ins Werk gesetzt werden wird. Den Er⸗ folg der Wahlen kann man indessen nicht mit Gewißheit vorhersagen, und da weder das Budget noch das Steuergesetz, an welchem eben jetzt die Majorität des Ministeriums scheiterte, votirt sind, so läßt sich nicht leicht absehen, wie mit der Auflösung der Kammer das Ministerium ohne Geld und Kredit bestehen kann. Das französische Linienschiff „Inflexible“ ist am 17. April im Hafen von Piräeus angekommen, und Contre-Admiral Turpin, Kom⸗ mandant des Mittelmeer-Geschwaders, hat seine Admiralsflagge auf demselben aufgepflanzt.

bereinigte Staaten von Nord-Amerika.

BVem Kriegsschauplatze in Mexiko ist die Nachricht eingegangen, daß Veracruz am 29. März kapitulirt hat.

Wissenschaftliche und Kunst nachrichten.

Königliches Schauspielhaus. Othello von Shakespeare. Herr Dessoir: Othello. (Den 8. Mai.)

Die gestrige Darstellung des Othello hatte schon dadurch einen großen Vorzug, daß die Hauptrolle nicht von Herrn Rott gegeben wurde. Herr Rott ist daran schuld, daß eine Reihe der größten dramatischen Werke, der Tell, Wallenstein, Götz von Berlichingen, Othello u. s. w., von dem berliner Publikum nicht mehr genossen wird, daß es sich vor ihren Dar- stellungen hütet, weil es sie lieber gar nicht als entstellt sehen will. Wo er hinspielt, da wächst kein Gras: er hat mit Allem, was Natur und Mäã⸗ ßigung heißt, so entschieden gebrochen, daß es allemal nur ein Zufall ist, wenn ihm ein Zug gelingt. Abgesehen aber von dem Vortheil, den ihm sein Vorgänger brachte, verschaffte Herr Dessoir durch rich⸗ tige Declamation und lebendiges, rastloses Spiel dem Dichterwerke seine Geltung. Man sah, daß er in der Sache war und sie ver— stand, daß er aus dem Innersten arbeitete und bis an die Gränze seines Könnens ging. Aber diese Gränze trat bei dem Darsteller früher ein, als der Dichter sie gesetzt hatte: Othello gehört nämlich zu den Rollen, bei de⸗ nen die höchste physische Kraft unerläßlich ist und durch keine Intelligenz, durch keine Intensität des Vortrags ersetzt werden kann. Unerläßlich ist sie nicht nur, weil sie allein den Ausdruck gewaltsamster Leidenschaft hergiebt, sondern mehr noch, weil der Dichter auf sie wie auf eine moralische Ei⸗ genschaft gerechnet, weil er sie als Motiv benutzt hat. Desdemona hat sich ihm hingegeben, weil er ein Mann, ein Held ist in der vollen Bedeutung des Wortes, gegen den die jungen Herren von Venedig àla Rodrigo wie Zwerge erscheinen, und ihre Zartheiß schmiegt sich überwunden an seine imponirende Mannheit, seine prächtige Natur an. Wäre Othello blos „bieder und gefühlvoll“, sie hätte um seinetwillen den Vater nicht betrübt. Das Alles weiß nun zwar Herr Dessoir auch ohne uns, aber wir müssen es sagen, um seinen Ab⸗ stand von der Dichtung zu zeigen. Seine äußere Erscheinung imponirte nicht, so stattlich er auch schritt; seine Stimme reichte nicht aus, so sehr er sie auch durch rauhe, tiefe Kehltöne und hohe Kopftöne nach unten und oben zu erweitern suchte. An diesem Ort wird der Lunge und ihren Wir= kungen wahrlich nicht das Wort geredet, aber für die Rolle des Othello, namentlich für den letzten Akt, wo er wie ein Löwe, der Blut gekostet hat, die Wüsste mit seinem Nuf erfüllt, kann keine Lunge stark genug sein. Ro= drigo stirbt auch, eine Fliege, die von der Klappe getroffen wird; der fal= lende Othello aber, wie eine Eiche, erschüttert den Boden, auf den er fällt. Auch überstürzte Herr Dessoir sich in der Rede und wurde ost ganz un— verständlich. .

Dagegen stellte er die Scene vor dem Herzog, die Landung auf Cy— pern, das allmälige Erwachen der Eifersucht und namentlich das Verhältniß zu Jago, kurz, alle mittleren Zustände, vortrefflich dar, und unser Urtheil, wenn nach so wenigen Gastrollen geurtheilt werden darf, würde dahin gehen, daß Herr Dessoir die äußersten Pole der Affelte zu meiden hat, dagegen sich in den gemäßigteren Kreisen als sehr fähig uud einsichtsvoll ben d Der Jago des Herrn Döring ist und bleibt verfehlt: er ziehi ihn in's Genre herunter und belustigt, statt durch Klugheit zu imponiren und durch Bosheit zu entsetzen. Mit diesem Jago ist es Shakespeare so ernst gewesen, und Herr Döring nimmt ihn so ganz auf die leichte Achsel. Man lese nur nach, wie tief und ernsthaft Seydelmanu diesen Charakter gefaßt hat. Schon die Maske des Jago, in deren Wahl doch Herr Döring sonst sehr geschickt ist, ist nicht richtig: er sieht ja aus, wie der gutmüthigste Bonvivant, und so darf er nicht aussehen, selbst wenn er auch so scheinen möchte.

Herrn Hoppéë's Cassio ist sehr gut; vielleicht wäre es besser, wenn er den moralischen Katzenjammer nach der Trunkenheit weniger heroisch darstellte.

Herr Dessoir wurde dreimal gerufen und dankte am Schluß „für die unaussprechliche Milde, mit der das berliner Publikum, dem er die Resultate seines Studiums vorzulegen seit Jahren das Bedurfniß gefühlt habe, seine Leistungen aufgenommen.“ Der bescheidene Mann verläßt ung früher, als uns lieb ist, und hinterläßt das Andenken eines sehr talent⸗ vollen und ber e , Künstlers, dem wir von den unsrigen nur sehr

wenige an die Seite stellen können. 40.

gandels- und Zörsen-Nachrichten. Berlin, den 10. Mai 1847.

Inländische Fonds: HP fandbriss-, Kommunal- Papiere umd Geld- Course.

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nicht gemißbraucht werde, und daß die Nation feinen gerechten Grund

lands Antheil an dem von dem ebemaligen Finanz -Minister in Aus-

Sꝑeeh. Prem. Ser. 5. 952 Scree 2. 3 898 K. u. Nm. Schuld- 39 90 d0. Lt. B. gar 4 3* Ben. Stadt- ob. 3 92 ö Westipr. Pfandbr. 3 928 Friedeichsd or. 133. Gross. Posen do. 4 ioꝛ 191 AuSus id ..

do. 40.3 891 Gela 1 Ostpr. Pfandbr. 3 96 Dis eon to. Pom. do. 3 5 804