händler Unger und seine Gattin, jener ein tüchtiger Formschneider, Liese eine zu ihrer Zeit beliebte Roman⸗Schriftstellerin, die ihren Freund Mever fleißig über das gelehrte Berlin unferrichtete. „Iffland schmachtet, schreibt sie 1798, „alle Weiber schmachten. Er ist, wie immer, ein begriff von kanhommie, schalkhaster Laune und Liebenswürdigkeit. Jr. Schlegel * sich sehr an die Töchter Israel's.“ Und das Jahr darauf; * ** würdige Erscheinung auf der hiesigen Bühne waren in, . agen, 3 Piccolomini, der längst erwartete Wallenstein von Schi ei Inlam verherrlicht die Rolle des älteren Pictolomini und sagt dit Jam ,,. haft, welches den anderen Hemschaften nicht so recht gelingen . Fleck als Wallenstein nicht ausgenommen, der bald zu e, m zu wenig standirt. Das Stück fpielt unter mehr als getheiltem Beifall, mit aller Pracht des Aeußeren, bis nach 10 Uhr; und man kommt überladen von anstrengendem Genuß und unbefriedigt mit dem Schluß, der, die Geschichte
nicht endet, an Leib und Seele zerschellt zur Heiniat. k An Schröder schreibt Meper im April 1816 aus Berlin: „Devrient belebt mehr Natur als Kunst. Er kann einen Charakter falsch verstehen, übertreiben, manirieren, aber er wird ihm treu bleiben von Anfang bis zu Ende und nie aus seiner Rolle fallen, um Wirkung hervorzubringen. Der nicht glanzende Theil ist ihm eben so wichtig als der glänzende, und nie erlaubt er sich, die Purpurlappen anzubringen, mit denen Iffland so auf— ; ft absichtlich zu schlecht gewählten Bettlermantel verbrämte.
792
„Sie trauen mir doch nur halb den Gedanken zu, daß die Zeit keine bloße Denkform, sondern in der That etwas Wirkliches sei. Ich darf Ihnen wohl sagen, daß dieser Gedanke und das Sostem der Zeiten selbst (Ver⸗ gangenheit, Gegenwart und Zukunft) aber nach einem größeren Maßstabe, als der ist, nach dem wir diese Begriffe nur in der Gegenwart anzuwenden pflegen, das Thema eines längst angekündigten, aber noch nicht vollendeten Buches. „die Weltalter“, ist; bin ich (vielleicht bald) so glücklich, Ihnen dies Werk zu übersenden, so hoffe ich, Sie werden mit der Entwickelung und Darlegung des Wesens der Zeit zufrieden sein. Sie sind aber auch, nebst höchstens zwei Menschen, der Einzige, den ich so über die Zeit reden hören. In diesem Punkte ist sast Alles Kantia⸗ ner oder beruhigt sich wenigstens darüber und schläft sogar an diesem Abgrunde, der, einmal aufgedeckt, für unser ganzes religiöses und wissenschaftliches Wesen einen ganz anderen Gehalt geben wird. — Was Sie mit einer Gewißheit, die keinen Zweifel verstattei, von Lessing's Denk— art in rng auf Mendelsohn mir mittheilten, war mir insofern merkwür⸗ dig, als ich Jakobi'n nicht einmal von dieser Seite im Unrecht glaubte. Bedenke ich, mit welchen Künsten, wenigstens bei der gesammten nachge— wachsenen Welt, jene Meinung hervorgebracht worden, die Sie bestreiten, so entsteht in mir der Wunsch, den alten Mendelsohn noch in das ihm ge— bührende Recht, auf Lessing's wissenschaftliche Achtung wieder eingesetzt zu sehen, ehe die Meinung unwiderruflich auf ihm hastet. So wenig ich mit ihm sompathisire, so oft habe ich mir einen Mann seiner Klarheit zurückge⸗
und einen seltenen Reiz durch den Scherz, der ihm in reichem Maße zu Gebote stand. Seine Biographie Schröder's schließt einen Schatz drama⸗ turgischen Wissens ein, und sie allein wird seinen Namen nicht untergehen lassen, wenn auch die Briese an seine Zeitgenossen von den nachfolgenden Geschlechtern vergessen werden sollten. 24.
Neue literarische Zeitschrift in Wien.
Wien, 17. Mai. Vielfache Theilnahme findet hier ein neues litera— risches Unternehmen, welchem das inf ef Prognostifon gestellt wird. Durch das tägliche Erscheinen ist nämlich in unsere Journalistik ein ziem- lich gehaltleser Charakter gekommen, welcher derselben im übrigen Deutsch— land viel geschadet hat. Es haben sich daher die vorzüglichsten hiesigen Schriststeller, worunter Hebbel, Grillparzer, Stifter, Zedlitz, Rank, Halm, Grün, Holbein, Frankl, Vogl, Betti Paoli, Dr. Becher und De. Melly u. s. w., zu einem gemeinschaftlichen, perio= disch erscheinenden Journale vereinigt, das den Titel: „Der Salon, Re— vue der Literatur und Kunst“ führt und unter der Redaction des tiefgebil⸗ deten, poesiereichen Sigmund Engländer erscheint. Das erste Heft ist so eben ausgegeben worden und bringt des Interessanten und Anregenden mancherlei. Ben Neigen eröffnet Friedr. Hebbel mit zwei geistvoll ge— schriebenen Novellen, hierauf folgen Frankl, Rank, Bauernfeld. Engländer selbst brachte eine herrliche Novelle, welche durch die ief⸗
allend seinen oft ab 39 ? ; z
. Scheva im Juden, war vortrefflich und erinnerte mich lebhaft an Mendelfohn. Die Drillinge hat er sehr scharf, bis zur dert. Das Vorzüglichste, was ich bis jetzt noch von ihm
streitig Kotzebue's armer Poet.“
Und um die Reihe der großen Männer, mit denen Meyer zu verkehren das Glück hatte, mit einem noch lebenden zu schließen, so setzen wir die Stelle den Schelling 1812 aus München an ihn schrieb:
eines Brieses her,
Bekanntmachungen. 437
Die hiesige Kaufmannschaft, beseelt von dem Wun— sche, den jeßigen Nothstand möglichst zu lindern, hat durch reichliche Spenden einem aus ihrer Mitte gebil— deten Comité die erforderlichen Geldmittel gewährt, um den bedürftigen hiesigen Einwohnern den Mangel und die Theurung der ersten Lebensbedürfnisse minder fühl— bar zu machen.
In Betracht, daß die wohlthätige Wirksamkeit der Suppenvertheilungs-Anstalten mit Ablauf dieses Mo⸗ nats aufhört, daß, Dank der Fürsorge unserer Staats⸗ und Kommunal-Behörden, Kartoffeln zwar reichlicher vorhanden und wohlfeiler als zeither zu haben, Hülsen⸗ früchte aber kaum noch zu beschaffen sind, gedenkt das unterzeichnete Comité seine Wirksamkeit dadurch zu be— ginnen, daß es vorerst einen Verkauf von Neis veran⸗
assen wird, der zu diesem Zweck unter günstigen Be— J
dingungen ihm wohlwollend überlassen ist.
Das Comité, unterstützt von geehrten Corporations⸗ Mitgliedern, wird vom nächsten Mittwoch den 19ten d. M. an, in den Nachmittagsstunden von 4 bis 7 Uhr,
an hiesiger Börse guten Reis, zu 2 Sgr, per Pfund, in Packeten von 1 Pfd. und 25 Pfd., also für resp. 2 Sgr. und 5 Sgr. verkaufen und damit einstweilen täglich, Sonn- und Festtage ausgenommen, fortfahren.
Ob und inwiefern noch andere Verkaufsstellen in ver— schiedenen Stadttheilen eingerichtet werden sollen, bleibt der Beschlußnahme und späteren Bekanntmachung vor— behalten.
Möge die wohlmeinende Absicht der Kaufmannschaft sich erfüllen; möge aber auch eine Hülfsleistung, welche lediglich nur den wahrhaft Bedürftigen unter den hie— sigen Einwohnern zugedacht ist, auch nur von diesen in Anspruch genommen, und somit unser Vertrauen auf den hier waltenden ehrenhaften rechtlichen Sinn gerecht— fertigt werden.
Berlin, 14. Mai 1847.
Das Comité der Kaufmannschaft zum Zweck der Be⸗ theiligung an der Abhülfe des herrschenden Nothstandes.
Das seiner Schnelligkeit we⸗ gen genügend be— kannte
Dampf⸗ schiff —— Matador ist während der Pfingstfeiertage wieder zu einer Lustfahrt nach Rügen
bestimmt. Die Abfahrt von hier erfolgt am Sonnabend den 27. Mai, Nachmittags 1 Uhr,
mit dem Personenschiff Borussia, bis Swinemünde woselbst übernachtet wird. Von dort setzt am 2 Morgen der Marador allein Lie Relse nach Rügen fort, verweilt daselbst während der Psingsttage, den 23 und 21. Mai, und kehrt sodann am Diensta den Z5. Mai in aller Frühe zurück, so daß den resp Reisenden noch die Aussicht bleibt, an demselben Tage den Nach⸗ mittags-⸗Eisenbahn-⸗Zug nach Berlin benutzen zu können.
Vollständige Restauration befindet sich am Bord
Der Prels von hier nach Rügen is Peron
Thlr.; für die Hin- und Rückreise A3 Thlr.
Kinder unter 12 Jahren zahlen die Hälfte
Die Billets sind bei unserem Bevollmächtigten G. C. Castner, so wie am Tage der Abfahrt am Schiffe, zu lösen. Stettin, den 11. Mai 1647.
Das Comité der Stettiner Dampfbugsirboot⸗Rhederei.
Berlin⸗Anhaltische Eisenbahn. Extra⸗Fahrten vor dem ken Pfingstfeste.
Am Freitag und Sonnabend (den 21sten und 22sten d. M. werden auf unserer Bahn 2 Extra⸗Züge einge⸗ legt werden, welche Abends 10 Uhr von hier 36
Die Reisenden treffen mit diesem
Karikatur geson⸗ gesehen, ist un—
wünscht, mit dem es doch möglich war, ins Reine zu kommen.“
Damit seien denn die Mittheilungen aus der Korrespondenz eines Mannes geendet, den Niemand gekannt hat, ohne in ihm den liebenswür— digsten Menschen zu finden; der keine Zeile geschrieben hat, die nicht von klarem Verstande und einer seltenen Herzensreinheit zeugt. gen haben durchweg etwas Rationell⸗Didakftisches und seine Prosa viel Wärme
Seine Dichtun—
poetische, erschütternde Idee, durch die scharf gegliederte Charakteristit und die Fülle geistvoller Gedanken den jugendlichen Verfasser als hinlänglich berechtigt zeigt, einem so würdigen Unternehmen vorzustechen. r dieses auftauchende, ausgezeichnete Talent bald die Theilnahme eines grö⸗ ßeren Lesekreises in Anspruch nehmen, und seine Bildung wird diesem Blatte, das von den besten Kräften unterstützt wird, bald Geltung verschaffen.
Gewiß wird
; Allgem ein er Anzeiger.
Zuge um 3 Uhr Morgens in Cöthen ein, um 4 Ühr in Halle und um 55 Uhr in Leipzig.
Von Halle geht ein Zug um 4 Uhr bis Gotha, von Leipzig um 6 Uhr nach Dresden und nach Reichenbach oder Zwickau.
Ankunft in Gotha to Uhr Vormittags, in Dresden 9 Uhr Morgens, in Reichenbach 8æYÜhr, in Zwickau S5 Uhr Morgens.
Berlin, den 18. Mai 1847.
e v. Cronstein, Vorsitzender.
Berlin-Stettiner Eisenbahn.
380 1 Bekanntmachung.
die ordentliche General⸗Ver⸗ sammlung ve
beg Berlin⸗-Stettiner Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft, die sta⸗ tutarisch auf den letzten
; . Donnerstag des Monats Mai bestimmt ist, findet in diesem Jahre
Donnerstag den 27. Mai C.
* 4 . Vormittags um 9 Uhr, . event. die folgenden Tage hier im Börsenhause
att.
Wir laden zu derselben ergebenst unter Bezugnahme auf §. 11. des Nachtrags-Statuts vom 29. Januar *. und die betreffenden Paragraphen des Statuts vom 12. Oktober 1840, namentlich die §§. 53., 54. und 58, mit dem Bemerken ein, daß in der General-Versamm— lung auch die Bedingungen werden mitgetheilt werden, unter welchen die Ueberlassung des Betriebes resp. der Unterhaltung der Stettin-Stargardter Strecke an die Stargard - Posener Eisenbahn-Gesellschaft beabsichtigt wird.
Die Präsentation der sofort zurückerfolgenden Actien Behufs Legitimation der zur Versammlung Erscheinen⸗ den und der Feststellung ihres Stimmrechts, so wie zur Entgegennahme der Eintritts- und Stimmkarten, ge— schieht an den beiden, dem Versammlungs⸗-Termine vor aufgehenden Tagen in dem Büreau des Directorii un= serer Gesellschaft in dem Empfangs⸗Gebäude hierselbst. Es werden dabei die Actien, auf welche Stimmkarten ertheilt sind, mit einem die Jahreszahl „1847“ enthal- tenden Stempel auf der Ruͤckseite versehen, und kann auf so gestempelte Actien bei ihrer etwaigen abermali— gen Production für diese General-Versammlung ein fer— neres Stimmrecht nicht ertheilt werden. 6
Für spät Zureisende wird die Prüfung der Legitima— tion und die Ertheilung der Stimmkarten ausnahms⸗ weise noch an dem Versammlungstage in der Zeit von 7— 9 Uhr Morgens erfolgen, später und am Versamm— lungsorte selbst ist dies durchaus unthunlich.
Bie Uebersicht der zu verhandelnden Gegenstände und der Verwaltungs⸗-Bericht können in den letzten 8 Tagen vor der General-Versammlung von uns entgegen ge— nommen werden.
Stettin, den 10. April 1847. 4.
Der Verwaltungs⸗-Nath der Berlin-Stettiner Eisenbahn⸗ Gesellschaft. J. Meister.
Sch il low. Lemonius.
4 . von Russisch-Hope-
schen 55 Certifikaten 3er
Serie, welche den Betrag der am 1.13. Juni 2. c. ver fallenden Coupons in Berlin zu erheben wänschen, werden hiermit aufgefor= dert, die betresfenden Coupons bis spätestens den 285ten dieses Monats bei den Unterzeichneten azur Anmeldung und Abstempelung vorzuzeigen. kherlin, m 4. Mai 1837. Anhalt und Wagener, Brũderstr. 5.
Titerarische Anzeigen.
Bei C. F. Winter, akadem. Ve
Heidelberę, ist erzehienen, in Berlin err, rz
F. Schneider & Go., Buè h- u. Kunsthandlung, Unter den Linden 19:
rlags handlung in
451 Karl Sal. Dachariâ's Vierzig Bücher Staate.
Umarbeitung des srüher unter demselben Titel er- schienenen Werkes. 7 Bände. Preis 10 Thlr. 225 Sgr. od. 19 FI. 18 Kr.
Es ist jedem Staatsbürger, der auf Bildung An- spruch macht, Bedürfnils geworden, das Element zu kennen, in dem er lebt, selbst der blolse Ge schästsmann wird es als solcher hitier empfinden, wenn ihm Kenntniss der Grundsätze und Thatsa- chen mangelt, auf welchen unser Staaisleben be- ruht; in der That, man kann keine Actie mehr kaum sen, keinen grösseren Grundbesitz erwerben, ohne das Verhältnils zum Staat genau zu erwägen. Na- mentlich ist es auch eine Nothwendigkeit sär JuG risten, sich die Grundsätze des Staatsreclits und der Staatswissensechaft zu eigen zu machen. Uusere ganze neue Gesetzgebung hat die Richtung genom- men, dals ohne genaue Kenntnils des Staatslebens eine richtige Auslegung und Handhabung der Ge- setzme nicht mehr möglich ist.
Ver berufen ist, in staatlichen Angelegenheiten mitzu wirken, der sicht sich gerne nach einem um- fassenderen Werke um, welches — weit entfernt, nur sehon voraus adoptirte Partei Grundsätze zu ver- fechten — vielmelir daliin strebt, für die grolsen kragen des Tages im Dienst der Wissenschalt und Wahrheit allgemein richtige Grundlagen herzu- stellen.
Zu keinem geeigneteren Zeitpunkte also konnte ein Werk, wie das vorliegende, publizirt werden, das in Schärse der Auffassung und Klarheit der Darstellung unübertroffen dasteht, welches vor allen ähnlichen Büchern den Vorzug hat, bei gründlich- ster, wissenschaftlichster Erörterung nicht blos dem HFachgelehrten, sondern jedem gebildeten Mann ver- ständlich zu bleiben. Nur ein Meister konnte sich diese Aufgabe stellen, und — sie auch zen.
VO lm
Im Verlage von Alexander Duncker, Königl. Hof-Buchhändler in Berlin, ist so eben erscliienen:
aan Lebersicht
der . Preulsischen Handels- Marine,
zusammengestellt
E. Wendt & Comp.
in deren Eisenschast als Agenten für Lloyds in
London, für die sämmtlichen See- Assecuradeurs in
Paris und lär den Verein der privaten Assecura- deurs verschiedener anderer Plätze.
gr. 8. geh. 6 Sgr.
Bei August Hirsechwald in Berlin, Burg- Str. 25, ist so eben erschienen und in allen Buch-
handlungen 2u haben: Schwimm- und Sprung-
laan Gymnastik. Beschrieben und bildlich dargestellt
von Herm. Otto kluge. Zweite wohlseile Ausgabe. Mit 53 Taseln metallographischen Abbildungen. 12. brosch. Preis 15 Str.
laas]
Für Brunnen - Aerzte und Bade- Reisende.
Illustrirte Bäder.
Beschreibung der Bäder und Heilquellen Deutsch- lands und des Auslandes. 1. Ban d. Leipzig, Verlag von J. J. Weber. 1. Heft. Einleitung. — Teplitz und Ischl. Mit 15 Abbildungen. 2. Hest. Wildbad, Kissingen, Gleichenberg, Kellberg u. Spaa. Mit 22 Abbildungen. 3. Hest. IImenau, Gräsenberg, Königslutter, Lauterberg, Ho- henstein und Schweizermühle. Mit 22 Abbildungen. 4. Hest. Bilin, Saidschätz, Sedlitz, Pällna, Kreuth, Ems und Salzbrunn.
Mit 16 Abbildungen.
5. Heft Carlsbad, Eger, Franzensbad und Marienbad. Mit 17 Abbildungen. 6. NHest. Berg und Caunstadt, Alexandersbad, Landeck, Psef- sers und Hof-Ragau. Mit 15 Abbildungen. Preis 2 Thlr. Jedes einzelne Hest 19 Sgr.
Vorräthig in Berlin bei E. II. Schroe-
der, U. d. Linden 23, so wie in allen übrigen
Buchhandlungen Berlins und Deuischlands.
5256] ö. Im Königreiche Polen in dem einstigen Podkachischen, jetzt Lubelsktischen Gouvernement, unweit der Flüsse Bug und Wieprz, 8 Meilen von Lublin und 26 Meilen von Warschau entfernt, ist ein Complexus von Gütern, wo— bei O von Frohndienst thuenden Bauern bewohnte Dör⸗ fer, mit einem Areal von zusammen 749 neupolnischen Hufen (à2 144 Morgen 2 Ruthen) incl. 200 Hufen Kie⸗ ser⸗Waldung, großen Wiesen, Weiden und Ackerfeldern, die sich zum dritten Theil für Weizen-Aussaat eignen, mit Seeen und Teichen, einer Kirche, massiven und hölzernen Gebäuden, 5. Meiereien, einer Brau- und Brennerei, einer Ziegelei und Wind- und Wassermüh⸗ len, wegen Altersschwäche des Besitzers zu verkaufen. Die reinen Einkünfte von den Fabrifen, dem Ver— kaufe der Getränke und dem Zins der Kolonisten betra— gen jährlich über 5500 Thlr. . Nähere Auskunft über diese Güter und die Kausbe— dingungen ertheilen: . . ö in en sceer Herr Ludwig Szybinski, Advokat, auf der langen Gasse Nr. 587, in Berlin das Königliche Intelligenz-⸗Comtoir.
Mühlengrundstücks⸗Verkauf. Für Fabrik- und Mühlen— lis! Unternehmer.!
Ein im Königreich Sachsen, „ Stunde von einem Bahnhofe der Leipzig-Dresdener Eisenbahn gelegenes Mühlengrundstück, mit oberschlächtiger aushaltender Wasserkraft — 63 Elle lebendiges Gefälle, 16 bis 20 Pferde Kraft — soll mit todtem und lebendem Inven-— tarium aus freier Hand verkauft werden.
Es gehören dazu:
1) eirca 18 Acker (2 300 MRuthen sächsisch) gute zusammengelegte Felder 1ster, Zter und Zter Klasse ünd ca. 7 Acker Wiesen, Gärten und Teiche;
2) die landwirthschaftlichen Gebäude;
3) das Mühlengebäude mit zwei Gängen und einer — gegenwärtig ausgehangenen — Delmühle;
4) ein im Jahre 1846 neu erbautes Jabrilgebäude, 45 Ellen lang, 24 Ellen tief, mit großen Parterre⸗ Lokalen und geräumigen Sälen, mit einem ins gen eingebauten Wasserrade mit 8 bis 12 Pferde Krast.
Da das aus einem ungemein reichen, noch nicht völlig benutzten Quellenstocke entspringende Wasser zu allen Jahreszeiten, auch den e fen; aus hält, so eignet sich das Grundstück, bei seinen großen Räum— lichkeiten und nach seiner Lage, in der Nähe eines Bahnhofes, vorzugsweise für eine Amerikanische Han= delsmühle, die bei der reichen Umgegend zugleich auf ein starkes Tauschgeschäft rechnen kann. Es würde aber auch zu anderen Fabriken, insbesondere zu einer Pa⸗ pierfabrik, Maschinen⸗Werkstatt u. dgl. passen.
Ueber die Verkaufsbedingungen und sonst ertheilt auf portofreie Briefe nähere Auskunft
Advokat Marbach in Leipzig, Brühl, schwarzes Hufeisen.
528 b] Nicht zu übersehen!
Ein junger Mann, Schlosser und Maschinenbauer, welcher seit 10 Jahren in einer Fabrik als Maschinen=
meister und Werkführer fungirt, sucht Veränderung hal
ber in einer Schafwoll⸗Spinnerei⸗Fabrik in obiger Ei⸗ genschaft ein Unterkommen. Nähere Auskunft ertheilt auf portofreie Briefe der Kommissions - Agent C. A. Sch olz, Kreuzgasse Nr. 121 in Lauban.
523 b]
Unter den Linden Nr. 6 steht wegen Abreise einer Herrschaft ein echt englischer Stadtwagen (Coup) so= Ei zum Verkauf, und fann derselbe täglich von 8 is 11 Uhr Vormittags besichtigt werden.
Das Abonnement beträgt: 2 Rthlr. für 4 Jahr. 4 Rthlr. * Jahr. 8 Rlhlr. — 1 Jahr. in allen Theilen der Monarchie ohne Preis- Erhöhung. Sei einzelnen Nummern wird der Bogen mit 213 5gr. berechnet.
Amtlicher Theil.
Landtags-Angelegenheiten. Sitzung der Kurie der drei Stände vom 17. Mai: Die Ministerial-Kommissarien bei den ver— schiedenen Abtheilungen; Rückblicke auf die Zeit der Freiheitskriege; die Erklärung der 138 Mitglieder in Betreff der Adresse an Se. Majestät den König und Schreiben des Marschalls in dieser Angelegenheit; das Konklusum in der Bescholtenheitssache und die Fassung der an Se. Ma⸗ jestät den König zu richtenden Petitionen; die Kommissionen in Betreff der Provinzial-Hülfskassen. — Nachtrag.
Beilage. 5
Amtlicher Theil
Abgereist: Der Erbmarschall in der Kurmart Freiherr Gans Edler zu Putlitz, nach Stettin
Landtags -Angelegenheiten. Sitzung der Kurie der drei Stände am 17. Ma
Vormittags 10 Uhr eröffnet der Landtags-Marschall die heutige Session, in welcher die Seeretaire Kuschke J. Ind 2 Bockum⸗-Dolffs fungiren. Zuvörderst wird das Protokoll der orig Sitzung verlesen. Nach dessen Beendigung stellt der Marsc Frage:
Findet sich gegen das Protokoll etwas zu erinnern? . Es erhebt sich Niemand.) Da nichts erinnert wird, so ist es angenommen.
Der Herr Abgeordnete Coqui hat das Wort verlangt. Doch zuvor bemerke ich, daß der Graf von Bocholz auf unbestimmte Zeit verreist ist; derselbe ist in der vierten Abtheilung, und ich ernenneé an seine Stelle den Herrn Abgeordneten von Gilgénheimb.
Es war ein Antrag des Herrn Abgeordneten König und meh⸗ rerer anderer Abgeordneten der Landgemeinden eingekommen, betref— fend die Errichtung eines Kredit-Instituts für die banerlichen⸗ Grund⸗ besitzungen. Es war der Wunsch ausgesprochen worden, es möge dieser Gegenstand mit dem Landrenten⸗ Institut in Verbindung ge⸗ bracht werden, deshalb hatte der Herr Marschall der Herren- Kurie gebeten, ihn dort mit zur Berathung zu bringen; die betreffende Ab⸗ theilung hat aber nicht geglaubt, daß eine solche Verbindung möglich wäre, und hat den Petitions-Antrag zurückgegeben. Inzwischen ist von den Herrn Abgeordneten König mir gestern noch ein Aufsatz zu⸗ gekommen, enthaltend die Grundzüge eines solchen Instituts. Ich bitte nunmehr die siebente Abtheilung, diesen Antrag in Vorberathung zu nehmen, und ich bitte um möglichste Beschleunigung, damit dieser Gegenstand, auf welchen, die Landgemeinden großen Werth legen keiner Verzögerung unterliege. ; .
Abgeordn. Coqui: Meine Herren, gewiß ist in dieser hohen Versammlung Niemand, der die letztabgegebene Erklärung des König- lichen Kommissars, die von Herzen kam und zu Herzeu' ging . mit Freuden begrüßt, der die Offenheit und Aufrichtigkeit nicht mit Anerkennung und Dank entgegengenommen hätte; gewiß Niemand der sich nicht eben dadurch angespornt fühlte, auch seinerseits wenn auch mit schwachen, doch nach besten Kräften zur Befoͤrderung der uns gewordenen wichtigen Aufgabe beizutragen. Diese lleberzeugung dieser Wunsch veranlassen mich, den Königlichen Kommissar zu bitten, geneigtest auch dahin zu, wirken, daß den den verschiedenen Abtheilun! gen beigegebenen Kommissarien gleicher Wunsch, gleiche Offenheit bei⸗ wohnen möchte. Ohne einem der Herren zu nahe treten zu wollen sinde ich mich zu der Erklärung veranlaßt, daß ich die Erfahrung ge⸗ macht oder zu machen geglaubt habe, daß dem nicht immer ss ist. Ich meine vielmehr, manche dieser Herren entwickeln eine Kargheit in Ertheilung der erbetenen Auskunft, ein systematisches Nichtwissen der notorisch bekannten Thatsachen und — wenn ich so sagen darf — eine Zähigkeit in der Verfechtung ihrer Ansichten und Behauptungen die nicht dazu beitragen kann, jenen angedeuteten Zweck zu erreichen Im Gegentheil, man ist oft versucht, sie für die geheimsten Legations= Räthe oder Gesandten zu halten. Ich glaube nicht, daß es der An= führung spezieller Fälle bedarf; viele von Ihnen werden ähnliche Er fahrungen gemacht haben, und ich hoffe, daß Sie meine Bitte un— terstützen werden. .
Landtags-Kommissar: Da der geehrte Redner keine spezielle Fälle angeführt hat, so ist es mir unmöglich, ihm speziell zu antworten. Daß die Ministerial⸗Kommissarien angewiesen sind, die Auskunft über vorkommende Fragen, welche ihnen beiwehnt, vollstãn⸗ dig zu geben, kann ich eben so bestimmt versichern, als daß sie nicht den Auftrag haben, sich, in die Debatte zu mischen, am wenigsten ihre Meinungen mit Zähigkeit und Hartnäckigkeit zu vertreten. Ihre Instruction ist keine andere, als diejenige des Reglements in §8. 12, wonach sie Aufklärung zu ertheilen und Mißverständnisse zu beseitigen haben. Ich muß erwarten, ob spezielle Fälle angeführt werden; bis dahin kann ich der Beschwerde nicht abhelfen.
Abgeordn. Graf von Finkenstein: Ich wollte nur mit ein
paar Worten erklären als Vorsitzender der siebenten Abtheilung, daß urs von den Kommissarien, welche dieser Abtheilung beigewohnt da-
ben, nur mit der vollständigsten Offenheit und Vertrauen entgegen—
beznjs ,. 7 Abgeordu. von Massow: Ich kann als Vorsitzender der ach— ten Abtheilung dies gleichfalls ur rn i. * ü Abgeordn. von Saucken: Ich will mir bei dieser Gelegen heit erlauben, die Sache im Allgemeinen ins Auge zu fassen. Bedeutung der letzten Versammluͤng, den tiefen Eindruck, den der Beschluß Jemacht hat, haben wir wohl Alle erkannt, sowohl die Räthe der Krone, als die Mitglieder des Vereinigten Landtages. Ein aus wohlmeinende und edler Absicht hervorgegangenes . was all⸗ gemein als niihlich anerkannt worden ist, wurde mit großer Majori= fät zurückgewiesen, weil die Patente vom 3. Februar in keiner Ueber—
— —
*) Manuskript, 206 Folio. Blätter. erbalten: . wal, w , r, nn n,, n.
* Oie
Allgemeine
Alle Post ⸗ Anslalt e ,, n, s Gla ĩ ĩ die Erpedition den alt — eitung: ⸗. Gehren - Straße nr. 57. Ansertions-Gebü ü Raum einer Zeile 8 Anzeigers 2 s8gr.
Mai
Freitag den Alten
einstimmung mit den früheren Gesetzen und namentlich mit dem vom 17. Januar 18290 gefunden und eine Garantie beansprucht wurde.
. Unterbrechung.) .
Ich glaube, daß wir Alle daraus wohl den Schluß ziehen können, daß wir auf dem betretenen Wege
. (Abermalige Unterbrechung.)
Ich wiederhole, ich bitte, mich aussprechen zu lassen, vielleicht werden die Herren, die jetzt ein Straf-⸗Urtheil fällen wollen, damit anstehen, bis sie mich angehört haben.
Ich glaube, daß wir auf dem betretenen Wege nicht zu den
günstigen Resultaten unserer Berathungen gelangen werden, die wir erwarten. Es wurde daher mit großer Freude bemerkt, als von bei— eiten der Wunsch ausgesprochen wurde, eine Verständigung her⸗
ren. Eine solche kann aber nur dann stattfinden, wenn so
8 ehrlich ein Jeder seine Ansichten ausspricht, wie er sie hat, gends den Ansichten und der Aussprache ein anderer Be— untergelegt wird, als der, des Vaterlandes Bestes
Königs, Ruhm, welches davon unzertrennlich ist, zu Dieses ist nur möglich, wenn wir frei Alles, was irgend agen ist, hier aussprechen. Diesen Weg will ich hier betre— Meine Herren, das Vertrauen, welches zwischen der Verwal⸗
„der Gesetzgebung und dem Volke bestehen muß, soll ein Volk
nz und stark sein, besteht in diesem Augenblicke nicht in dem 3zrade bei uns, wie wir es wünschen. Europa hat es vorgestern erfahren. Ein solcher Zustand kann aber nicht bleibend sein, er muß geändert werden, denn die Gefahren sind drohend. Erlauben Sie mir, nicht auf andere Völker, auf andere Zeiten zurückzugehen, sondern aus unserer eigenen Geschichte das Beispiel zu nehmend Im Jahre 1806 war ein edler, hochgeehrter König, geschmückt mit allen Bür— gertugenden, auf dem Thron; ein großes, wohlgeübtes Heer; eine redliche Verwaltung; der Schatz war gefüllt; — aber die Verwal tung stand isolirt, stützte sich nicht auf das Volk, trat nicht in die unmittelbarste Berührung mit demselben. Da konnte es nur kommen, daß die Katastrophe, die in Sturmeseile sich über Deutschland ver— breitete, auch Preüßen traf. Das Volk, in seiner Liebe und in sei— ner Treue stets dasselbe zu seinem Herrscherhause, folgte ihm auf den weiten Zügen bis zu den letzten Punkten preußischer Gauen mit tie— ster Theilnahme, ja mit Gebet und Allem, was sonst das Herz be— wegt, aber kein Arm erhob sich, nicht das gefammte Volk stand auf, im Stumpfsinn sah es zu, was in Zukunft über ihn hereinbrechen möchte. Da stellte der weise König seinen Thron mitten unter sein Volk; die Gesetzgebung von 1807 und den folgenden Jahren bezeugt es, wie die geistige und politische Entwicke— lung seines Volkes zur Aufgabe des Thrones gemacht war, und wo einzelne Berechtigungen geschmälrcrt wurden, opferten diese die Be⸗ theiligten gern zum Wohle des Vaterlandes; und, obgleich verarmt und geschwächt, verheert darch einen mächtigen Feind, nahm dieses Volk den Thron, als die Zeit die Gelegenheit dazu gab, ihn wieder zu stärken und festzustellen; — damit er ausführen könnte, was er in weiser Absicht beschlossen hatte, nahm das Volk diesen Thron auf seine Schultern und trug ihn durch Ströme von Blut von Sieg zu Sieg auf nie gekannte Ruhmeshöhen. , (Bravo!)
Meine Herren! Es giebt Menschen, die, indem sie nicht in das Innerste des Volkslebens eindringen, auch nicht an Begeisterung der unteren Klassen eines ganzen Volkes glauben. — Diese glauben, es wäre nur die Folge des Hasses gewesen, der Haß gegen den Erobe— rer, gegen die e die Jeder empfunden hat. Wohl erhoben sich Völker, um Unbill zu rächen, um sich das Entrissene wieder an— zueignen; aber ein edles, gebildetes Volk, wie das preußische, kennt keinen Nationalhaß. Während Preußen Alles geopfert — beinahe nichts mehr als Eigenthum, als die Liebe zu König und Vaterland sein nannte, während die Frauen ihre Männer und Söhne zum Tampfe selbst antrieben, pflegten sie in christlicher Liebe die kranken Feinde. Meine Herren, mir war es gegeben, mit dem kleinen Reste des preu⸗ ßischen Heeres von der Weichsel bis zur Memel zu ziehen; mein jugendliches Herz wollte bersten vor Schmerz, daß nicht jeder Arm sich erhob, daß nicht jede Brust ein Bollwerk wurde gegen die übermüthigen Sieger; ich verstand es damals noch nicht, daß die größte Liebe zum Könige und zum Herrscherhause allein es nicht vermag, daß ein ganzes Volk sich erhebe, ein ganzes Volk zu solcher That zu begeistern. Ich erfuhr es erst, als mein Fuß im Jahre 1813 den preußischen Boden wieder berrat; da wehte mich wahre Volks⸗Begeisterung an, eine solche, die ich im tiefsten Innersten empfunden habe als eine, die jeder Macht trotzt, wenn sie wieder in der Brust eines Jeden lebt, wie damals. Meine Herren, wer den Unterschied von 1866 und 1813 selbst erlebt hat, der weiß es, was eine Regierung ist, die sich vom Volke isolirt, und eine solche, die innig mit dem Volke verbunden bleibt, sich auf dasselbe nur stützend. Deshalb halte ich es sür unseren ersten, heilig⸗= sten Beruf, dieses innige Einverständniß herbeizuführen, dasselbe zu begründen und daher überall unsere Unterstützung den Räthen der Krone angedeihen zu lassen, die dahin führt, die Bedürfnisse des Volkes zu er— fahren. Meine Herren, die Räthe der Krone sind Preußen wie wir,
.
111 — —
Unterthanen desselben Königs wie wir, in derselben Liebe ihn umfas⸗—
send wie wir, dasselbe erstrebend wie wir, nur des Volkes Wohlfahrt zz: Ründen, zu fördern, ist auch ihr Beruf. Lassen Sie uns ein Beispiel geben, wie die Geschichte noch kein's kennt, daß die Stände
nicht mit dem Gouvernement in den Kampf treten! lassen Sie uns 299 ‚⸗ . ; * * gelonmen ist, und alle Herren in dieser Abtheilung werden mir dies
wie einen gemeinsamen Körper uns betrachten! ich wende mich mit Freuden an Sie Alle, an die Räthe der Krone, an meine Mit stände, lassen Sie uns einig sein in dem Einen; des Königs Ehre und sei⸗
nem Ruhm und untrennbar von demselben des Vaterlandes Bestes zu för⸗
dern, und so, ohne Mißtrauen von einer Seite, ohne Argwohn von der anderen, gemeinsam nur diesen einen Zweck vor Augen haben, und die Folgen werden segensreich sein, sie werden uns stark machen, für alle Zeiten hochachtbar vor ganz Europa stellen, und kein Sturm der Zeiten und keine Macht der Erde wird Preußen zu erschüttern vermögen. Meine Herren, diese Bitte richte ich aus tiefbewegter Seele an Sie Alle. Lassen Sie uns diesen Weg gehen; er ist der 6 einer echten Verständigung, ein schönes Beispiel für alle Zeiten: — daß Preußens Stände und Regierung nicht getrennt, sondern fortan mit einander Hand in Hand gehen wollen. (Bravo, Bravo!)
1847.
Abgeordn. von Bismark-Schönhausen: Es wird mir schwer, nach einer Rede, die von so edler Begeisterung diktirt war, das Wort zu ergreifen, um eine einfache Berichtigung anzubringen. Ich muß mich nochmals dagegen verwahren, daß der geehrte Redner, der so eben die Tribüne verlassen hat, aus der vorgestrigen Abstim= mung den Schluß zog, als habe sich die Majorität dadurch gegen die Gesetzgebung vom 3. Februar erklären wollen. Ich für mich, und ich glaube es auch für viele Andere von uns thun zu können, muß wiederholt bekennen, 39 wir lediglich gegen die Tendenz des Gesetzes gestimmt haben, weil wir glaubten, daß, wenn die Regie⸗ rungs⸗-Vorlage angenommen wurde, den Berathungen der Provinzial⸗ Landtage eine Grundlage gegeben war, welche die Interessen der Betheiligten verletzt; es hat aber nicht in unserer Absicht gelegen, ein Gesetz, das wir sonst etwa für nützlich gehalten hätten, zu einer Handhabe zu machen, um an den Schranken zu rütteln, die durch die Gesetzgebung vom 3. Februar gezogen worden sind. Das ist uns nicht im entferntesten eingefallen. Auf die übrigen Theile der ge⸗ dachten Rede einzugehen, halte ich erst an der Zeit, wenn von poli⸗ tischen Fragen die Rede sein wird. Für jetzt fühle ich mich nur noch gedrungen, dem zu widersprechen, was auf der Tribüne sowohl, als außerhalb dieses Saales, so ost laut geworden ist, als von An⸗ sprüchen auf Verfassung die Rede war: als ob die Bewegung des Volks von 1813 anderen Gründen zugeschrieben werden müßte und es eines anderen Motivs bedurft hätte, als der Schmach, daß Fremde in unserem Lande geboten.
ö (Lautes Murren.) Es heißt, meines Erachtens, der Nafional-Ehre einen schlechten Dienst erweisen, . . (Wiederholtes Murren.)
wenn man annimmt, daß die Mißhandlung und Erniedrigung, die die Preußen durch einen fremden Gewalthaber erlitten, nicht hinreichend gewesen seien, ihr Blut in Wallung zu bringen und durch den Haß geen die Fremdlinge alle anderen Gefühle übertäubt werden zu assen.
(Großer Lärm. Mehrere Abgeordnete bitten ums Wort.)
Abgeordn. Knoblauch: Ich bitte vom Platze aus sprechen zu dürfen. In Bezug auf die Bemerkung eines Abgeordneten der sächsischen Städte, daß nämlich die Ministerial⸗Kommissarien, die den Abtheilungen beiwohnen, nicht mit der wünschenswerthen Bereitwil⸗ ligkeit über die zu verhandelnden Angelegenheiten die in ihrer Macht
stehende Auskunft geben, — worüber allerdings ein spezi
he ⸗ wor 1 spezieller Fall vorliegen mag — halte ich mich für verpflichte, dagegen nneiner its zu erklären, daß theils in der Abtheilung, der ich angehörte, theils in denen, welchen ich als Antragsteller beiwohnte, ich die Ehre und
vielfache Gelegenheit gehabt habe, mehrere Herren Räthe sowohl des Ministeriums des Innern, als des Ministerlums der Justiz und den Herrn Chef des auswärtigen Ministeriums selbst zu hören, und daß von allen diesen Herren die bereitwilligste, vollständigste und lehr— reichste Auskunft gegeben worden ist, welche auf die Berathung der Sache und die Ueberzeugung eines jedes Einzelnen von dem wesent⸗ lichsten Einflusse gewesen ist. q (Zustimmung in der Versammlung.)
Abgeordn. Krause von Schlesien (vom Platze): Es hat der vorletzte Redner gesprochen, daß der bloße Haß gegen die Fremdlinge in unserer Brust die Ursache der Bewegung von 1813 gewesen sei. Ich glaube, das kann das geehrte Mitglied nicht beurtheilen, weil es zu der Zeit noch nicht gelebt hat.
(Lauter Beifall.)
Ich für mein Theil kenne, da ich damals mit im Kriege ge⸗ wesen bin, wenn ich auch nicht an einer großen Schlacht Theil ge⸗ nommen habe, die Gedanken, die das Volk damals belebt haben, als der Feind Alles unter sich gebracht hatte, und als das Gesetz von 1807 publizirt wurde, wodurch wir Alle frei werden soll⸗ ten. Die Idee der Freiheit lebte im Volke und wurde zur That, natürlich mußten wir erst den Feind aus unserem Lande getrieben ha— ben. Es geschah, und als der Feind diese Hauptstadt vernichten und nicht weichen wollte, da drehten die Söhne der Bauern das Ge⸗ , und ,. den ö. mit den Kolben über die Elbe und den Rhein. Das liegt im Herzen, es ist nicht Haß Nei 8 i nur Liebe des i n, n,,
(Lautes Bravo.)
Abgeordn. Gier: Ich muß mich entschieden gegen die Ansich⸗ ten aussprechen, die der vorletzte Herr Redner aus der Ritterschaft der Provinz Sachsen von der Tribüne herab ausgesprochen hat Über die Motive der Freiwilligen, welche danials mit zur Rettung des Va— terlandes gekämpft haben. Ich bekenne mich zu der Ansicht des ver⸗ ehrten Redners der preußischen Ritterschaft. Jener hat darüber keine Erfahrung, er war nicht dabei. Ich selber habe aber mit meim nem Blute beigetragen und spreche als Theilnehmer der Geschichte bin erstaunt über jene Behauptungen und protestire dagegen in mei⸗ nem Namen und im Namen aller Freiwilligen, welche im Freiheits⸗ Rriege mitgefochten haben. Wir ellten zum Kampfe nicht blos gegen äußeren Druck, nicht aus Haß gegen eine fremde Nation; uns führte Liebe zum deutschen Vaterlande, das wir frei von Fremdherrschaft wissen wollten. Es war etwas Höheres.
ö. CECautes Bravo.)
Ich muß mich also nochmals dagegen verwahren, daß Jemand, der in der Zeit nicht mitgekeimpft hat, über uns in der Art richtet.
(Stürmisches Bravo. — Der Abgeordnete Graf Bismark besteigt
die Rednerbühne; großer Lärm.) ;
—ͤ Marschall: Ich bitte, dem Abgeordneten das Wort zu lassen, wie es jedem Anderen gegeben worden ist.
Abgeordn. von Bismark-Schönhausen: Ich kann aller⸗ dings nicht in Abrede stellen, daß ich zu jener Zeit nicht gelebt habe, und es that mir stets aufrichtig leid, daß mir es nicht vergönnt ge— wesen, an dieser Bewegung Theil zu nehmen; ein Bedauern, das vermindert wird durch die Aufklärung, die ich so eben über die dama⸗ lige Bewegung empfangen habe. Ich habe immer geglaubt, daß die Knechtschaft, gegen die damals gekämpft wurde, im Auslande gelegen habe; so eben bin ich aber belehrt worden, daß sie im Inlande gele⸗ gen hat, und ich bin nicht sehr dankbar 9 diese Aufflarung.
(Einige Stimmen: Bravo.)
Abgeordn. Frhr. von Vincke;: Ich muß zunächst um gütige