stand hauptsächlich von dem Absatze der Kolonialwaaren in den Zoll⸗ vereins Staaten abhängt. Wenn ein kleiner Staat, der nicht mehr als der Bevölkerung des Zollvereins hat, sich so viel erlauben darf, was haben wir dann von größeren Staaten zu erwarten Dies sind die Rücksichten, die mich veranlaßt haben, mich für den Antrag
auszusprechen. . : ine Herren! Ich habe nicht erwarten Abgeordn. Merkens: Meine Herren! Ich h —
können, daß bei Gelegenheit des Ausdruckes des Wunsches; *. Handelsministeriums in die Sache tiefer eingegangen werden w daher habe ich mich nicht auf die vorgetragene Sacht xt! bereitet. Nur eins will ich bemerken. Die Petitiont;̃é;!?⸗.. . sprechen davon, ein Handels ministerium zu bilden. und 2 . zugeben, daß auch der Ackerbau hinzugeseßt e 2 der und Handel sind Geschwister; der Ackerbau * 8 wee. zn trennen Handel der jüngere. Die Industrie aber bitt? . Den so gui denn wenn diese hinzugesetzt werden sellte . m denn Mini⸗ darauf angetragen weiden, daß wir enn. Ʒnudustrie feindlich sterium errichteten. Bekanntlich steben Wande! . g gegen einander; 8
der Handel will Freiheit, will , . Industrie aber will
: Il Einschränkung, will Ab 35 n,, n, 6 des Mißfallens.) tet beide Arme aus und sagt: kommt her zu mir,
Alle, die ihr mühselig und beladen seid, die Industrie aber wehrt ab. Ich bitte also jedenfalls, wenn von einem solchen Ministerium die Rebe ist, daß darin ja nicht Handel und Industrie, diese beiden ent⸗ gegengesetzten Wesen, unter eine Firma gebracht werden. Wenn ein Handelsministerium befürwortet wird, dann ist es möglich, daß die Ritter der Industrie auch ein Industrie⸗Ministerium fordern,
(Heiterkeit. Einige Stimmen: I!)
aber man soll sich enthalten, Beide mit einander zu vermischen. Ich hoffe, es wird sich noch Gelegenheit finden, bei einem anderen Vor— trage näher in die Sache einzugehen; ich bitte aber vorläufig, gegen ein Vertheurungs Ministerium uns zu bewahren.
Zeichen des Mißfallens; einige Stimmen: Bravo, sehr gut!)
Abgeordn. Diergardt: Meine Herren, ich bitte für einen Augenblick ums Wort.
Marschall: Das Wort kann nur ich Ihnen geben! Wenn Sie eine persönliche Bemerkung zu machen haben, so gebe ich Ihnen dasselbe.
Abgeordn. Dierg ardt: Meine Herren, diese Aeußerung vo den Industrie⸗Rittern ist auf mich gemünzt.
Heiterkeit.)
Ich glaube, meine Herren, daß Sie es nicht als eine Anmaßung ansehen werden, wenn ich über diesen Punkt einige Aufklärungen gebe. Bei dem vorletzten rheinischen Landtage wurden von einem Mitgliede der rheinischen Ritterschaft dieselben Worte gebraucht, und die Ver⸗ sammlung erwartete, daß ich mich darüber äußern möge. Ich habe, meine Herren, diesem Kollegen darauf erwiedert, daß ich die Sache nicht in dem französischen Sinn nehmen wollte, denn Sie wissen, zwischen Ritter der Judustrie und Industrie-Ritter ist ein großer Unterschied;
der Handel brei
(Gelächter. ) ich habe nämlich von jenen gesagt, daß ich sie in dem guten deut— schen Sinne meine, und habe zugleich gesagt, daß ich mich noch er— innerte, in einer französischen Deputirten⸗-Versammlung gehört zu ha— ben, daß ein Redner die Behauptung aufstellte; hagriculture est la plus grande manufacture. Ich werde auch so frei sein, darauf zu⸗ rückzuköommen. Was aber das Wort Industrie-Ritter betrifft, so glaube ich, daß nicht der Stand den Mann ehrt, sondern der Mann den Stand ehren muß, und daß es gleichviel ist, in welchem Stande man wirkt, wenn man nur das eine große Ziel verfolgt, das Wohl des Vaterlandes.
(Bravo.)
Um darauf zurückzukommen, was den Zusammenhang der Indu— strie und des Ackerbaues betrifft, so erlaube ich mir nur eine Bemer⸗ kung. Ich bin bei beiden betheiligt, ich bin sowohl Gutsbesitzer als auch Industrieller. Ich wünschte meinen verehrten Kollegen, den Herren Gutsbesitzern der älteren Provinzen, von ganzem Herzen, daß die Zeit nicht fern sein möge, wo sie auch theilweise Industrielle werden.
Zeichen des Mißfallens von einigen Seiten.)
Ich bin weit entfernt, die Schattenseiten der Industrie zu ver⸗ kennen, sie hat ihre Schattenseiten, wie jede menschliche Einrichtung; aber ich wünsche für Sie alle, die Sie aus den östlichen Provinzen sind, daß Sie einen Theil Ihrer Bevölkerung für die Industrie ge⸗ winnen mögen. Sie werden dann ganz andere Zustände bekommen, als sie jetzt sind, und nach 25 Jahren an die Worte sich erinnern, die heute hier gesprochen worden sind.
(Bravo.)
Abgeordn. Schauß: Ich würde diese Stelle gar nicht betreten haben, vermißte ich in dem Gutachten nicht die Berührung des einen Theils des von mir persönlich gestellten Antrages. Des Weiteren halte ich es sonst für überflüssig nach der außerordentlich erschöpfen= den, mit besonderem Danke anzuerkennenden Darlegung der Abtheilung in welcher uns die Nothwendigkeit eines Handels-Ministeriums vorgeführt wird, wie man sie nur irgend Jemanden vorführen kann, etwas hinzuzu— sügen. -Was mich seibst betrifft, so habe ich die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, daß die allerwichtigsten Interessen der Staats⸗ Wohlfahrt auch ihre selbstständige Central Verwaltung abgesondert bestzen müssen, lange zuvor schon in mir getragen. Würde das nicht der Fall gewesen sein, so würden die Vorgänge in den letzten Jagen an diesem Orte hier mir diese Ueberzeugung gewiß im voll sten Maaße haben geben müssen. Wie es mir aber ergangen ist, . es auch der hohen Versammlung in der Mehrheit ihrer verehr— e. , . wahrscheinlich ergangen sein, und ich zweifle also keines⸗ be we. . die verschiedenen ffn die ein Handels-Ministerium r na fu mithin auch das Gutachten, der Abtheilung, allgemeinen solh nn 6 und Se,. Majestät gebeten werden wird, ein nig . igst uns zu gewähren. Wenn ich aber dessenungeachtet ke. zer begeben habe, so ist es, wie vorangeführt, haupisächlich
um eine Frage an den geehrten Herrn Referenten in Bezug auf 13 Petition zu richten. h habe nämlich neben dem abgesonder—⸗ von e e, , ufer iim auch den Antrag formulirt auf Errichtung i , . ammern. Ueber diesen letzteren Antrag finde ich in du ee! ungs⸗Gutachten nichts gesagt. Ich weiß nun nicht, hält darch e T r gleichen Jammern für unnöthig, oder aber will sie
Gegenstonbe n . *. , w. einer etwaigen anderen dem eint Auslunft x ö * . Darüber wünschte ich en sstn en will mir diese hiermit erbeten haben.
sieller dle Aft enn n; 2 erlaube mir, dem verehrten Antrag⸗ Kammer noch nich * er, daß das Neferat über die Handels— nur summarisch der De n . daß in dem vorliegenden Referate sterium bezüglichen Pn rn e, n, auf das Handels⸗Mini⸗
eführt ist; ich darf ab . i. cr e. wa e . e de r g g, den? Wiünschen des Antregstel 1 2 n, mann mit
Abgeordn. Schauß Dann danie ich für die Auskunft, und
ich habe nur den einen Wunsch hinzuzufügen, daß in Betreff des Mi⸗ nisteriums für Handel und Gewerbe recht bald zur Abstimmung geschrit= ten werden möge, weil, wie ich glauben darf, voraussetzen zu können, das Resultat der Abstimmung zweifellos ein für die Petenten nur erfreuliches sein wird.
Abgeordn. Milde: Wenn die hohe Versammlung schon jetzt gemeint ist,
ö Zeichen von Ungeduld.)
zur Abstimmung zu schreiten nach dem vortrefflich gearbeiteten Nefe⸗ rate, welches uns vorliegt, so will ich meinerseits gern auf das Wort verzichten. Ich bin einer der Einbringer einer der vorliegenden Pe⸗
titionen gewesen, und das Referat ist ausgezeichnet, erschöpfend und
überzeugend gearbeitet. Ich werde also, wenn die hohe Versamm— lung zur Abstimmung vorschreiten will, auf das Wort verzichten; sollte aber die Debatte fortgeführt werden, dann würde ich natürlich nicht auf das Wort verzichten können. Eine Stimme: Vor der Abstimmung möchte ich mir noch eine Bemerkung erlauben. Marschall: Es sind noch mehrere Redner eingeschrieben, und ich glaube, darunter sind auch solche, die gegen die Sache sprechen wollen; es würde wichtig sein, auch diese zu hören; also werde ich einige derselben noch aufrufen. Dann mag die Versammlung weiter bestimmen. ; Abgeordn. Milde: Dann muß ich natürlich das Wort behal— ten. Meine Herren! Nachdem ich mich also überheben kann, den Antrag, den ich gestellt habe, aus der Sache selbst zu unterstützen, d. h. selbst auf die Sache einzugehen, weil in dem Referate Alles gesagt, alle Argumente herbeigebracht sind, deren ich mich hier be⸗ dienen könnte, so muß ich mich doch zunächst zu dem hinwenden, was ein verehrter Verreter von Köln, der hier vor kurzer Zeit gestanden hat, in einer Art und Weise vorgebracht hat, die bei einem großen Theile der hohen Versammlung vielleicht des Humors wegen einigen Eingang gefunden haben kann, aber zur Sache selbst in keiner Art und Weise irgend etwas beigebracht hat. Der geehrte Redner hat sich in Phrasen ergangen, die antiquirt sind, wie das Merkantil⸗ System, mit einer Theorie, die die Wissenschaft längst auf die Seite geworfen hat,
(Bravo!) ö ; weil kein Mensch mehr sagen kann oder sagen wird: der Handel will nur dort kaufen, wo er am wohlfeilsten kauft. Wenn man so etwas vor 50, 60 oder 70 Jahren, als die national-ökonomische Wissenschaft noch in den Windeln lag, den Leuten zu Markte trug, könnte es aller⸗ dings leichtgläubige Leute geben, die auf dergleichen Theorieen ein— gingen. Diese Zeiten sind Gottlob! vorüber. Wir haben ein natio⸗ nales System der Handels- Politik kennen gelernt, und die Noth treibt uns, es in Anwendung zu bringen. Wir sind zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Handel, wenn er überhaupt etwas Tüchtiges sein soll, die Arbeitskräfte des Volkes befruchten muß, daß ein bloßes Handeln, welches in der einen Hand kauft und in der anderen ver— kauft, dem National⸗Wohlstande nun und nimmermehr etwas hinzu⸗ trägt, sondern höchstens die Faktoren verändert, die in den Händen der Einzelnen sind. Der wahre wichtige Handel, der unser National⸗ Vermögen vermehrt, ist derjenige Handel, der unsere Arbeitskräfte beschäftigt, und mit dem Handel die Arbeitskräfte des Volkes am besten zu beschäftigen, das ist der Handel, der produktiv für uns ist. Ein solcher Handel wird nimmermehr sagen, daß man da, wo man am wohlfeilsten kauft, am besten ankommt; er wird sagen, wo man am günstigsten, unter den günstigsten Bedingungen kauft, da kauft man am besten. Was nützt mir, wenn ich eine Waare noch so wohl feil erkaufen kann, und ich habe das Geld nicht, um sie zu bezahlen, was nützt mir wohlfeil kaufen zu können, wenn dem die Mittel dazu fehlen, der mir dieselbe abkaufen soll. Ich habe nur mit diesen vielleicht einer späteren Debatte vorgreifenden Worten darauf hindeuten wollen, daß man in der heutigen Zeit Han⸗ del, Gewerbe und Indastrie nimmermehr aus einander, reißen kann. Handel und Gewerbe, Gewerbe und Industrie sind so innig verwachsen in der heutigen Zeit, daß man sich unmöglich eine Staatsverwaltung, eine Behörde denken könnte, in der nicht für alle diese drei Potenzen ein Ausdruck gefunden wäre. Ich habe des halb namentlich wollen das Wort ergreifen, um von dieser Stelle aus darauf hinzuweisen, wie ungemeln wichtig es ist, ein Handels= Ministerium zu haben für die Juteressen, die in der heutigen Zeit uns Alle, die die materielle Wohlfahrt des Volkes berühren. Wir haben in Preußen ein Handels Ministerium in jener Zeit gehabt, als bas Gesetz vom 26. Mai 1818 emanirt wurde, und ich provozire auf alle die, die in jener Zeit sich mit den industriellen Fragen oder mit. Industrie, Handel und Gewerben beschäftigt haben, ich provozire auf alle die, welche sich jener Zeit erinnern, ob nicht da ein lebendigeres Interesse seitens der höchsten Staatsbehörden für die Befruchtung für die Aufrechthaltung und Beförderung jener Bedürfnisse vorhan⸗ den gewesen ist, als wir es nach dem Jahre 1825 gesehen haben. Und es war dies auch ganz natürlich. Ein Ministerium, welches auf— gelöst, in verschiedene Theile zerlegt wird und von dem der wich⸗ kigste Theil, der Handel, gerade dem Ministerium beigelegt wird, welches, wie das Referat richtig bemerkt, ausschließlich aus dem rein sinanziellen Gesichtspunkte die Administration zu betrachten hat, scheint mir ein großer llebelstand, wenn nicht, Mißgriff. Der Handel, die Gewerbe und die Industrie müssen oft in ihren Vertretern, dem Mi— nisterium der auswärtigen Angelegenheiten und dem der Finanzen, im Rathe der Krone entgegen sein; denn allein in der aͤllseitigen Erör⸗ terung der verschiedenen Fragen, die sich dort darbieten, scheint mir, müssen auch alle einzelnen Interessen ihre eigenen Anwalte, haben. Wie aber, wenn der Finanz-Minister als Handels-Minister sich selbst entgegentreten soll? Wie ein verehrter Redner vor mir schon daraus hingewiesen hat, daß der Unterricht, der Krieg, die Justiz, jede der großen Fractionen oder, Theile des Volkslebens seinen Ausdruck in einem selbstständigen Ministerium besitzen, so muß dies auch der Han⸗ del haben, der in der heutigen Zeit mit seinem großen umfassenden Einflusse unbedingt mehr wie jeder andere Faktor im Nationalleben dazu qualifizirt ist. Ich bin überzeugt, und wenigstens im Volke ist diese Ueberzeugung, daß, hätten wir ein Handels-Ministerium gehabt, die Angelegenheit mit Krakau, die ich vor einigen Tagen hier berührt habe, nun und nimmermehr Platz gegriffen haben würde, denn es würden im Rathe der Krone der Vertreter des Handels und der Ge— werbe auf diese Interessen hingewiesen und den Weg angedeutet ha⸗ ben, um die Nachtheile zu vermeiden, die ich damals hervorgehoben
habe. (Bravo! . 1 Ich trage darauf an: daß diese Petition bei Sr. Majestät dem Könige auf das dringendste befürwortet werde. (Bravo!) Abgeordn. Merkens: Der verehrte Abgeordnete von Breslau hat mich als einen Anhänger des Merkantil-Systems n, , e, bitte, die Versicherung hinzunehmen, daß ich genau das , r,. 9: und nicht weiß, aus welcher meiner Aeußerungen er 2 . ö. . . men können. Die folgenden Sitzungen werden dies übrigens bewei⸗
sen und näher darthun. e, Ab ae . Ich begebe mich momentan des Wortes,
Abgeordneten von Köln behauptet worden, Handel und Industrie ständen sich e, entgegen. Ich gehe nicht * eine lange Erör⸗ terung hierüber ein, sondern will den behaupteten Satz nur durch eine einzige Thatsache widerlegen. In Hamburg ist eine Kommission zu⸗ sammengetreten, bestehend aus den angesehensten Kaufleuten; — Hamburg ist, wie bekannt, nicht eine Industrie⸗, sondern eine Han⸗ delsstadt, — diese Kommission hat über die Interessen Hamburgs in Beziehung zum Zollverein Bericht erstattet. Sie hat bei dieser Ver⸗ anlassung gerade hervorgehoben, wie nahe Handel und Industrie sich verwandt sind, wie der Handel, namentlich Hamburgs, ohne eine kräftige Industrie Deutschlands nicht groß werden könne. Man kann verschiedener Ansicht über die Mittel sein, die Industrie zu heben, aber über die enge Verbindung von Handel und Industrie ist, so viel ich weiß, heutiges Tages kein Zweifel mehr. .
Von dem Referenten ist schon hervorgehoben worden, daß im Organismus unserer Staats-Verwaltung gewisse Fehler bestehen, in Folge deren eine gehörige Vertretung der wichtigsten Interessen nicht stattfindet. Meine Ueberzeugung ist nur, daß, wenn auch diesen Mängeln nicht vollkommen durch Bildung eines Ministeriums für Handel, Ackerbau und Gewerbe abgeholfen wird, doch ein wesentlicher Schritt zur Abhülfe dadurch geschehen wird. Es läßt fich nicht Se. kennen, meine Herren, daß diese großen Interessen des Staates, die se Interessen, auf welchen die ganze materielle Wohlfahrt desselben beruht, nicht immer die gewünschte Vertretung gefunden haben. Ich meines⸗ theils finde dies vorzüglich darin, daß diese Interessen von verschie⸗ denen Ministerien als Neben ⸗ Attribute derselben vertreten worden sind. Zum Belege dessen, was ich so eben gesagt habe, werde ich Ihnen (inige Erfaͤhrungen anführen und Sie auf verschiedene Verhältnisse aufmerksam machen, die anders sich gestaltet haben würden, wenn ein solches Ministerium bestanden hätte. In einer unserer früheren Sitzungen hat der Minister des Innern uns bemerklich gemacht, daß der Mangel an Lebensmitteln, an Getraide früher nicht hätte gehö⸗ rig vorgesehen werden können, es sei erst in der letzten Zeit dieses ganz klar geworden. Nun glaube ich, daß, wenn ein solches Mini⸗ sterium, wie dasjenige, wovon heute die Rede ist, bestanden hätte, ein Nichtwissen, wie wir es gehört haben, nicht stattgefunden haben würde.
(Oh! Ohh) . Denn bereits im vorigen Jahre hat das Landes-Oekonomie⸗ Kollegium vollständige Nachrichten von verschiedenen, landwirthschaft⸗ lichen Gesellschaften eingezogen, und das Resultat dieser Mittheilun⸗ gen bestand darin, daß wirklich ein erheblicher Ausfall stattfinde. Das Nähere ist in den gedruckten Berichten dieses Kollegiums zu lesen. Nun ist meine Meinung, daß, wenn ein eigenes Ministerium für diese Gegenstände vorhanden gewesen wäre, eine solche Mitthei⸗ lung einen viel größeren Effekt hervorgebracht. haben würde. Bereits im Referat ist angeführt worden, daß die mit dem Auslande abge⸗ schlossenen Handels- und Schifffarths-Verträge nach dem allgemeinen Urtheil der Gewerbtreibenden Niemand genügt haben. Auch dieses würde bei dem Bestehen eines solchen Ministeriums sich anders gestaltet haben. Das Eisenbahnwesen ist in unserem Staate den Privatgesells chaften, selbst auf den Hauptlinien, hingegeben. Wenn ein Ministerium für Ackerbau, Handel und Gewerbe bestan en hätte, so ist es nur sehr wahrscheinlich, daß die wichtigen Gründe, welche in Oesterreich, Bayern, Hannover, Braunschweig und in anderen Stagten den Eisenbahnbau für Rechnung des Staates bewirkt haben, auch bei uns Anerkennung gefunden haben würden. Das Allgemeine würde sich gewiß er . besser befunden haben, als bei dem Bau durch Gesellschaften. Eine andere Erfahrung haben wir noch kürzlich, gehabt. Gegen die An⸗ sicht des Handels Amtes, selbst gegen die Ansicht des damaligen Finanz- Ministers, ist eine Bank-Einrichtung getroffen worden, nach welcher der Staat mit Privatleuten sich assoziirt hat. Ver große Nachtheil von dieser Einrichtung besteht darin, daß, sobald Krieg ausbricht oder Krieg nur besorgt wird, diese Bank, weil der Staat daran betheiligt ist, keinen Kredit haben wird, daß alle Bankzettel zurückströmen gleich den Kassen-Anweisungen und dadurch der Staat großer Gefahr ausgesetzt wird. Ein Ministerium, welches die gro⸗ ßen Interessen der materiellen Wohlfahrt der Nation allein zu ver⸗ kreten gehabt hätte, würde höchst wahrscheinlich so wichtige Gründe gegen eine solche Maßregel geltend gemacht haben, daß sie nicht zur Ausführung gekommen wäre. Meine Herren! Blicken Sie auf un⸗ sere östlichsten Provinzen, auf Ost⸗- und Westpreußen und Posen, so läßt sich nicht verkennen, daß dort für die Communications- Mittel, dit diesem Lande so sehr noththun, nicht das Genügende geschehen ist. Ein Ministerium, dessen Aufgabe es allein gewesen wäre, für derartige und andere, den National-Wohlstand befördernde Mittel zu wirken, würde höchst wahrscheinlich so dringliche Vorstellungen schon längst, gemacht, haben, daß jener Mangel an Commu⸗ uications Mittein nicht mehr vorhanden wäre. Nun mache ich Sie, meine Herren, noch auf ein paar Verhältnisse größerer Art quf—⸗ merksam. Unter den Communications-Mitteln gerade in flachen Ge⸗ genden, wie sie in einem großen Theile unserer, Monarchie sich be⸗ sinden, nehmen die Kanäle einen wichtigen Theil ein. Sehen Sie auf England, Belgien, Frankreich, dort bestehen Kanäle von einem Ende des Landes bis zu dem anderen. Bei uns ist für Kanäle seit Friedrich des Großen Zeit sehr wenig geschehen, und doch, meine Herren, sind gerade die mittleren und östlichen Provinzen durch großartige Kanal⸗ bauten der stärksten Entwickelung des Wohlstandes fähig. Glauben Sic nicht, daß man durch die Eisenbahnen der Kanäle entbehren könne. Die Erfahrung hat gerade bewiesen, daß, nachdem Eisenbah⸗ nen in Ländern, wo Kanäle bestehen, gebaut worden sind, der Trans ort auf Kanälen noch zugenommen hat, Eine sehr große Frage der Nationalmacht, der Wohlfahrt der Nation ist bisher entweder noch nie ernsthaft erörtert oder doch nicht einer Entscheidung näher gebracht worden. Meine Herren, die Macht, das Ansehen einer Nation beruht vor allen Dingen darauf, daß sie vom Auslande geachtet werde, daß ihre Angehörigen, die im Auslande Geschäfte betreiben, überall den gehörigen Schütz sinden. Dieses kann nicht geschehen, wenn die Na⸗ lion nicht durch eine Kriegsmarine gehörig ihre Angehörigen! im Auslande schützen kann. (Gelächter. ) ;
Ich sehe einige der Herren lächeln. Nun, ich sage Ihnen, es ist eine sehr ernste Sache. Bedenken Sie, meine Herren, daß nach den Lehren der Geschichte eine Nation nie eine große Zukunft zu erwar ten hat, wenn sie nicht mit der Landmacht auch eine Seemacht verbindet. Dieses ist in der neueren Zeit noch gewisser als früher. Es wird, wenn wir ein Ministerium haben, welches die Wohlfahrt der Nation in den drei Haupterwerbzweigen vertritt, die Frage ernsthaft zur Erörterung kom⸗ men, ob es angemessen sei, weniger für die Landmacht zu verwenden und das, was dort erspart wird, zur Gründung einer Marine zu be— stimmen. (Bravoruf!)
Bedenken Sie, meine Herren, daß dieses Interesse nicht nur das von Preußen, daß es das von ganz Deutschland ist; bedenken Sie, daß es nach der einstimmigen Ansicht aller denkenden Staatsmänner nur Eine würdige, nur eine große, nützliche preußische Politik giebt — die wahrhaft deutsche.
Bravoruf )
Erste Beilage
werde aber zur Jeit nicht derfehlen, meinen Mann zu stehen. Abgeordn. Hansem ann: Es ist von einem der beiden Herren
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Abgeordn. Camphausen: Der Abgeordnete, der vor mir prach, hat manche Punkte zur Erörterung bei dieser Gelegenheit herangezogen, von denen einige vollständig mit dem übereinstünmen, was auch ich darüber denke; nur darüber möchten wir uns nicht in Uebereinstimmung besinden, daß es gerade Punkte waren, welche mit dem Vorschlage, ein Handels-Ministerium zu errichten, im Zusammen— hange stehen, daß gerade die Errichtung eines Handels- Ministeriums das geheime, das Universalmittel sei, welches uns die Befriedigung aller unserer Wünsche verschaffen werde. Es ist von einem verehrten Mitgliede aus Preußen und von mehreren anderen Mitgliedern in einem früheren Abschnitte der Verhandlung angeregt worden, daß es nützlich und nöthig sei, Wiederholungen in den Verhandlungen zu vermeiden. Wenn ich diesem Rathe solge und auf Manches verzichte, was ich Ihnen zu sagen mir vorgenommen hatte, so kann ich doch nicht unterlassen, dem Schlußvortrage des Referenten, worin derselbe sich über die Organisation unserer Verwaltung ausgesprochen und eine erhebliche Verbesserung derselben in der Leitung der Geschäfte durch einen ersten Minister gefunden hat, mich aus ganzer Seele anzu— schließen. Im Uebrigen habe ich hauptsächlich nur das Votum, wel— ches ich in dieser Sache ablege, zu motiviren. Wenn uns vorgeschla— gen ist, Se. Majestät den König um Errichtung eines besonderen Ninisteriums für Ackerbau. Handel und Gewerbe zu bitten, so kann ich von den dafür angeführten Gründen den einen gelten lassen, daß es unter gewissen Umständen nützlich und von erheblichem Vortheil sein kann, wenn die Departements des Ministeriums, welche vorzugs— weise Aufgaben zu lösen haben, wofür die Berwendung öffentlicher Mittel er⸗ forderlich ist, von demjenigen Departement getrennt werde, dessen Hauptauf⸗ gabe es ist, die Mittel herbeizuschaffen, daß, sage ich, es von Vortheil sein kann, wenn in der Staats-Verwaltung selbst die fiskalischen und die volkswirthschaftlichen Interessen ihre besonderen Repräsentanten haben. Der Nutzen hiervon geht jedoch nicht so weit, um übersehen zu lassen daß im Grunde der Werth aller Maßregeln für die Volks wir hschafsts⸗ pflege nach dem Einflusse bemessen werden muß, den sie auf die Fä⸗ higkeit der Nation zur Tragung von Steuern ausüben können, noch geht er so weit, daß die Nothwendigkeit einer Einheit des gesamm⸗ ten Ministeriums ihm untergeordnet werden darf. Ich erinnere an Robert Peel, von dem gerade diejenigen die größten Thaten sind, in denen er zugleich als Minister des Ackerbaues, als Minister des Han dels, als Minister der Industrie und als Finanz-Minister fungirte. Insofern unn der Antrag der Abtheilung nur dahin geht, daß die ebengenannte Trennung bei Sr. Majestät dem Könige befürwortet werde, trete ich demselben nicht entgegen. Indem aber die nähere Motivirung des Antrags diejenigen Grundsätze, welche bisher in Be— ziehung auf die Finanzen und auf die Volkswirthschaft leitend gewesen sind, verwirft, indem die Nothwendigkeit eines sogenannten Systens— wechsels dargethan wird, indem diese Motivirung die Deutung zuläßt, daß es sich weniger darum handelt, ein Ministerium für den Acker— bau, den Handel und die Industrie zu bilden, als vielmehr ein In— dustrie⸗Ministerium oder, noch bestimmter ausgedrückt, ein Schutz und Rückzoll-Ministerium, insofern wünsche ich, daß die Erörterung dieser Frage, als einer der wichtigsten der dem Landtage vorliegenden, auch einer besonderen Verhandlung vorbehalten bleibe, und ich hoffe, die Abtheilung wird damit einverstanden sein, daß es nicht in ihrer Ab⸗ sicht liege, heute beiläufig diese wichtige Frage zur Entscheidung zu bringen. Den Herren mir gegenüber und der ganzen Versamm⸗ lung wünsche ich in dieser Beziehung die volle Freiheit vorzubehalten und die Frage durch das heutige Votum nicht zu präßjudiziren.
Referent Mevissen: Ich erkläre sehr gern, daß diese Absicht mir bei Abfassung des vorliegenden Berichts nicht vorgeschwebt hat, und daß nicht tiefer auf diese Frage im Referate eingegangen worden ist, als es nothwendig war, um die Frage des zu erbittenden Han— dels Ministeriums außuklären.
Abgeordn. von Gaffron: Ich habe nur eine Stelle des Re⸗ ferats zu beleuchten, im Uebrigen schließe ich mich dem an, was der letzte verehrte Redner aus der Rhein- Provinz gesprochen hat. Ich wünsche, daß die Bitte an Se. Majestät auf Errichtung eines Han⸗ dels Ministeriums gerichtet werde, aber ohne mich den Gründen an— zuschlleßen, welche im Referate gegen das bisherige Verfahren der Verwaltung enthalten sind. Es ist in der beregten Stelle nämlich gesagt, in unserem Vaterlande werden die Klagen der Industrie, des Handels und des Ackerbaues lauter und lauter. Meine Herren! Der Ackerbau ist mein Beruf, ich betreibe ihn seit einer Reihe von Jahren, ich habe mehrere Phasen in diesem Gewerbe durchgemacht, ich kann aber versichern, daß seit einer Reihe von Jahren der Ackerbau in meiner vaterländischen Provinz im Fortschreiten ist, und so viel ich weiß, in mehreren anderen Provinzen keine Klagen über dessen ungünstigen Stand laut werden, sondern daß er im Aufschwunge begriffen ist und größeren Segnungen als in früheren Zeiten sich erfreut. Der Nothstand des gegenwartigen Jahres kann hier nicht in Anrechnung kommen, da dieser von höheren Einflüssen herrührt, welche außerhalb der Einwirkungen des Gouvernements liegen. Was hier gesagt und vorgetragen wird, es wird nicht blos in den Räumen dieses Saales gehört und gelesen, sondern auch außerhalb derselben; es ist daher nöthig, daß nicht Verhältnisse in einem ungünstigeren Lichte dargestellt werden, als dies wirklich der Fall ist, und ich glaube, daß meine an wesenden Berufsgenossen mir darin beistimmen werden, daß der Acker⸗ bau, — es mag einzelne Ausnahmen geben — im Allgemeinen in der Gegenwart nicht zu klagen hat. Dann wollte ich einem anderen verehrten Redner aus der Rheinprovinz, der uns Gutsbe sitzern der östlichen Provinzen wünschte, daß wir recht bald die Seg— nungen der Industrie erkennen möchten, versichern, daß wir stol; dar⸗ auf sind, industrielle Landwirthe zu sein, daß wir Fabriken aller Art mit der Landwirthschaft verbinden. Wir haben außer den Brenne— reien, die ich nicht besonders in Anschlag bringen will, auch Zucker— fabriken, Delmühlen, amerifanische Mühlen u. s. w. Diese gewerb⸗ lichen Anlagen vermehren sich, und ich glaube, daß in den östlichen Provinzen Ackerbau und Industrie unmittelbar Hand in Hand gehen. Ferner erlaube ich mir noch einen Punkt zu bemerken auf die Rede eines früheren verehrten Redners aus der Rheinprovinz. Nämlich, was die preußische Marine anlangt, so schwärme auch ich dafür, betrachte sie als eine ernste Sache und wünsche nichts sehnlicher, als daß Preußens Flagge auch auf dem Meere dieselbe Geltung habe, wie Preußens Fahne sie immer überall mit Ruhm und Ehren auf dem festen Lande errungen hat. Ich glaube jedoch, daß noch wichtige Dinge vorzube⸗ reiten sind, ehe wir zu diesem Ziel gelangen, ehe, ernstliche Maßre⸗ geln dafür ergriffen werden können. Ich bin, wie gesagt, von der Wichtigkeit der Sache vollkommen durchdrungen, glaube aber, daß schon jetzt in Rücksicht auf eine künftige Marine eine Verminderung der preußischen Landmacht eintreten zu lassen, zu frühzeitig sein würde.
. GBravoruf!)
Referent Mevissen: Wenn in dem Referate gesagt ist, daß auch der Ackerbau klage, so ist dies theilweise in Wahrnehmungen der Rheinprovinz, theils in der Denkschrift des preußischen Provinzial= Landtags von 1813 begründet. n jener Denkschrift haben die
Erste Beilage zur Allgemeinen
Provinzialstände der Provinz Preußen behauptet, daß der Ackerbau zu klagen alle Ursache habe, daß der Ackerbau in jenen Gegenden nicht so schnell fortgeschritten sei, als es hätte geschehen können, wenn von der Staatsregierung Alles angewendet worden wäre, um den Fortschritt zu fördern. Die Klage irgend eines Zweiges, z. B. des Ackerbaues, ist nicht unter allen Umständen eine absolute, sondern sie ist in der Regel und namentlich bei uns eine relative. Ich habe schon in gleichem Sinne angeführt, daß auch die Klage des Handels und der Industrie eine relative sei. Es ist im Referate nicht bestrit⸗ ten, daß ein Fortschritt überhaupt stattgefunden habe, wohl aber ist darin bestritten und wird von mir bestritten, daß der Fortschritt in der Progression, in der Schnelligkeit stattgefunden habe, wie er hätte stattfinden können, wenn die Staatsregierung mit aller Kraft darauf hingewirlt hätte. Diese Behauptung hat noch keine Widerlegung gefunden. gie.
Eine Stimme: streiten.
Abgeordn. von Werdeck: Ich schließe mich in der Hauptsache dem Gutachten der Abtheilung an, indessen kann ich dabei nicht un⸗ terlassen, auf einige Bedenken aufmerksam zu machen, die mir bei Bezeichnung für die neu zu bildende Organisation eines Ministeriums für den Ackerbau, den Handel und die Industries aufgestoßen sind. Wenn ich nämlich ebenfalls davon ausgehe, daß unsere Srganisation für diese verschiedenen Zweige unseres National-Lebens keine ganz glückliche sei und es gewiß kein Bedenken haben kann, der Zahl un— serer Herren Minister noch einen hinzuzufügen, der die Förderung die⸗ ser Gegenstände zu seiner Haupt-Aufgabe macht, ich gleichwohl auf der anderen Seite ein großes Bedenken haben würde, mit Gewißheit zu versichern, daß der Mangel eines solchen Organes, wie es hier bezweckt wird, einen wirklichen Nachtheil nach sich gezogen, der bei einer veränderten Organisation zu vermeiden gewesen wäre, so glaube ich doch, daß in Beziehung auf den Ackerbau die Sache sich wesent- lich anders gestaltet, als in Ansehung des Handels und der Industrie. Wir müssen nach dem, was gesagt worden ist, und zwar von unmittelbar Betheiligten, entschieden annehmen, daß der Handel und die Gewerbe der Förderung durch ein besonderes Ministerium bedürfen. In Ansehung des Ackerbaues, meine Herren, als Ackerbaues, ja, da möchte ich im Namen aller Ackerwirthe eine entschiedene Verwahrung dagegen einlegen, daß uns durch ein bestimmtes Ministerium eine Förderüng zu Theil werden könne z ich mindestens für mein Theil, so weit ich Brandenburg, Sachsen, einen Theil von Pommern kenne, muß gestehen, daß mir die Freiheit in jeder Beziehung als wünschenswerth erscheine und ich mir keine Bevormundung irgend einer Art durch ein Ministerium, welchen Namen es haben möge, erwünscht denken kann. Ich habe gesagt, für den Ackerbau als solchen. Ich verkenne nicht, daß es Beziehungen giebt, in wel— chen der Ackerbau als Gewerbe einer besonderen Unterstützung bedarf. Ich habe dabei diejenigen Provinzen im Auge, die sich im Osten der Oder befinden. Ich glaube, daß es da gewisser Einrichtungen bedarf, um dem Ackerbau als Gewerbe namentlich Geldmittel zufließend zu machen, und diese Einrichtungen, glaube ich, können nur durch ein Central-Organ gefördert werden, wie es jetzt im Handels-Ministerium erstrebt wird. Ich möchte aber zur Vermeidung einer Mißdeutung nicht sagen, daß es ein Ministerium für den Ackerbau sei, sondern ich würde sagen, es ist ein Ministerium für Handel und Gewerbe. Hier— bei muß ich noch eines befürworten« Der Gesichtspunkt, den ich so eben bezeichnet habe, ist nicht der einzige, ich habe noch einen beson— deren, und das ist der-: Wir haben den Ackerbau durch möglichste Befreiung von den auf ihm ruhenden Lasten befördert. Diese Befreiung ist bisher von dem Ministerium des Innern geleitet worden. Unter dessen Leitung sind die Gemeinheitstheilungen fort geschritten, sind die Ablösungen vorgenommen worden. Im Ministe⸗ rium des Innern hat sich eine Vertrautheit mit diesen Angelegen— heiten erzeugt; ich würde es für sehr bedenklich halten, wenn wir im Interesse des Ackerbaues ein Ministerium ins Leben rufen wollten, dem, wenn wir nicht näher charakterisiren, was wir wollen, diese An— gelegenheiten nothwendigerweise zugewiesen werden müssen. — Da gegen möchte ich mich verwahren. Ich würde es daher für durchaus angemessen halten, wenn wir die Petition auf Errichtung eines Mini— steriums für Handel und Geweibe beschränken. Ich“ glaube, der Ackerbau würde, so weit er betheiligt ist, ebenfalls seinen Schutz und seine Vertretung finden. — Nun möchte ich aber noch eines fagen. Es ist darauf hingewiesen worden, daß ein Ackerbau Proletariat eristire. So weit ich Brandenburg kenne, existirt es nicht. Ich kenne zahlreiche Gemeinden, wo von einer regelmäßigen Armenpflege nicht bie Rebe ist. Warum? weil es an Armen fehlt. Proletariat aber und An— sprüche an Armenpflege gehen alle Zeit Hand in Hand. Wenn ferner im Interesse der Industrie die Bildung eines Handels-Ministeriums gefordert und darauf hingewiesen wird, daß die Eisenbahnen, Kanäle, Chausseen eines solchen Central-Institutes bedürfen und auf ein an deres Land Bezug genommen wird, welches dadurch weiter fortgeschrit ten sei, als wir, wenn namentlich England genannt wird, ja, meine Herren, da muß ich bemerken, daß gerade in England die Kanäle, Chausseen, Eisenbahnen durch Privatgesellschaften befördert werden.
(Ruf zur Abstimmung.)
Reserent Mevissen: Der verehrte Redner hat besürwörtet, daß der Ackerbau von dem Handel und der Industrie getrennt wer— den möge. Ich glaube, die Motive, welche ihn zu dem Antrage auf eine solche Trennung leiteten, sind nicht ganz begründet. Der ver— ehrte Redner stützt seine Ansicht hauptsächlich darauf, daß er die Fra—⸗ gen der Gesetzgebung, die auf den Ackerbau Bezug haben, als we— sentliche Bestandtheile des künftigen Ackerbau⸗-Ministeriums auffaßt. Diese Vereinigung der auf den Ackerbau Bezug habenden Gesetzge bung mit einem Ministerium zur Beförderung des Ackerbaues scheint mir nicht nöthig zu sein, vielmehr scheint es mir recht gut möglich, daß diese Branche davon getrennt bleibe. Der großen Gesetzgebung der Jahre 1807 — 1813 in Bezug auf den Ackerbau, die wir so oft hier rühmend erwähnt haben, wollen wir gewiß durch das Handels⸗ Ministerium nicht entgegentreten. Ich glaube, daß Niemand nns, mir und meinen Freunden, den Vorwurf machen wird, daß wir die Freiheit in irgend einem Gebiete des Staatslebens beschränken wollen. Abgesehen von der Freiheit des Besitzes, die der Staat dem Acker— bau durch die Gesetzgebung gewähren soll, hat ein Ackerbau⸗-Ministe⸗ rium noch die besondere Aufgabe, die, den Ackerbau zu schützen und zu fördern, nicht dadurch, daß es die Freiheit des Besitzes beschränke — denn dadurch würde der Ackerbau ruinirt werden — sondern da⸗ durch, daß es Gebrauch mache von den dem Staate zur Unterstützung der Ackerbautreibenden zu Gebote stehenden Mitteln. Diese sind landwirthschaftliche Kredit⸗Anstalten, landwirthschaftliche Lehr-Anstal= ten, Kanäle, Eisenbahnen. Sollen diese Mittel nicht mit dem Acker— bau in Rapport stehen? Würden Sie, wenn diese Mittel bei dem Handels⸗Ministerium einseitig angeordnet werden sollten, ohne Rück⸗ sicht auf die Interessen des Ackerbaues, nicht sehr bald Klagen an dieser Stelle hören, daß für die Industrie in Bezug auf die Be— schaffung dieser Mittel weit mehr geschehen sei, als für den Ackerbau, und würden diese Klagen nicht in vielen Fällen begründet sein? Es
Für den Ackerbau muß ich das durchaus be—
Preußisch en 3
scheint mir, daß die absolut nothwendige Ausgleichun :
drei großen Fakftoren der . Wm, 6 *
Industrie, einzig dadurch, daß sie in einer Hand vereinigt werden
bewirkt werden kann. s (Ruf auf Abstimmung.)
Landtags-Kommissar: In der Voraussetzung, daß die De⸗ batte zur Abstimmung reif oder diesem Zeitpunkte doch nahe gerückt sei, ergreife ich im Namen des Ministeriums nur das Wort, um unser Schweigen zu rechtfertigen. Wir schweigen in Beziehung auf den Antrag der Abtheilung, wir schweigen noch mehr in Beziehung auf die viel weiter gehenden Rathschläge des Herrn Referenten über die Organisation unserer höchsten Staatsbehörden, weil wir in dieser Be⸗ ziehung der Entschließung Sr. Majestät des Königs auch nicht durch eine Aeußerung irgendwie vorgreifen zu dürfen glauben, wir schwei⸗ gen endlich in Beziehung auf die heftigen An liff⸗ welche der beste⸗ hende Zustand von einigen Rednern erfahren 6 weil wir glauben, daß die Beantwortung bis dahin aufzuschieben sei, wo die dabei be⸗ rührten materiellen Interessen hier von Grund aus zur Erörterung kommen werden. Ich sage, wir schweigen, und ich habe mich in die⸗ ser Beziehung als Organ des Ministeriums betrachtet. Zugleich aber erbitte ich für mich dasselbe Recht, welches den geehrten Mitgliedern der hohen Versammlung jederzeit zugestanden wird, nämlich das Recht einer Antwort in persönlicher Beziehung. Persönlich bin ich von ei⸗ nem und demselben geehrten Redner zwiefach angegriffen. Er hat mir zuerst vorgeworfen, daß ich von dem bestehenden Mangel an Le— bensmitteln in der Monarchie nicht rechtzeitig unterrichtet gewesen sei, unter Hinzufügung der Behauptung, daß, wenn ein besonderes Mi- nisterium für den Ackerbau, die Fabrication und den Handel bestan⸗ den hätte, diesem eine solche Unwissenheit nicht begegnet sein würde. Er hat sich dabei auf Worte berufen, die ich früher in dieser Ver⸗ sammlung gesprochen haben soll, die ich aber ableugnen muß. Ich habe nicht gesagt, daß wir von diesem Mangel nicht unterrichtet ge⸗ wesen wären, und kann dies um so weniger gesagt haben, als wir lange Zeit vor dem von dem geehrten Redner citirten Berichte des Landes⸗-Oekonomie⸗-Kollegiums Anstalten getroffen hatten, bedeutende Quantitäten von Lebensmitteln aufzukaufen und sie in diejenigen Gegenden zu bringen, wo ein momentaner Mangel eintreten konnte. Ich habe nur gesagt, daß die Anzeigen von plötzlichem Mangel an Lebensmitteln aus den mittleren Provinzen der Monarchie, aus denen bis dahin keine Klage über schlechte Aerndte und über zu besorgende Noth zu uns gedrungen sei, erst in der letzten Zeit her— vorgetreten wären. Wenn nun in diesen Provinzen ein wirklicher oder anscheinender Mangel dadurch entstanden ist, daß die erzeugten Produkte in ungewöhnlichem Maße ausgeführt sind, so glaube ich nicht, daß es einem intelligenteren und aufmerksameren Minister, daß es einem Handels-Minister, dem das Wohl des Vaterlandes mehr am Herzen gelegen, als mir, hätte gelingen mögen, zu berechnen, ob zehn, ob hundert tausend Scheffel Weizen mehr über die unbewachten Gränzen der Vereinsländer ausgeführt worden sind, als zur Con⸗ sumtion des Landes hätten zurückbehalten werden sollen. Ich unter⸗ werfe mich jedem Urtheile, ich glaube aber nicht, daß mich deshalb ein gerechter Vorwurf trifft.
(Viele Stimmen: Nein, Nein!)
Ich gehe zu dem zweiten Punkte über, in welcher Beziehung der persönliche Angriff weniger klar hervortreten dürfte, nichts desto⸗ weniger aber ein persönlicher Angriff ist. Es ist behauptet worden, daß, wenn wir zu rechter Zeit einen Handels-Minister gehabt hätten, ein ganz anderes System der Eisenbahnen eingeführt sein würde, daß man die Eisenbahnen nicht der Industrie der Privaten überlassen, sondern von Staats wegen gebaut hätte. Dieser Angriff trifft mich deshalb persönlich, weil ich zu der Zeit, wo das gegenwärtige System des Eisenbahnbaues seine vorzügliche Ausbildung erhielt, Chef des Finanz-Ministeriums und also Vorstand dieser Partie war. Aber ich stelle auch hier die Behauptung auf, daß, wenn damals ein Han⸗ dels-Minister vorhanden gewesen wäre, er schwerlich die Kunst er⸗ funden haben würde, ohne fremde Kapitalien von Staats wegen ein so großes Eisenbahnnetz in der Monarchie zu schaffen, als wir dieses jetzt in Folge des damals gewählten Systems wirklich besitzen. Welche Gründe aber es damals einem Handels-Minister eben so unmöglich machten, als dem Finanz-Minister, die erforderlichen 60 Millionen, die seitdem verbaut sein mögen, im Wege der Anleihe zu beschaffen, darüber brauche ich mich gegen die hohe Versammlung nicht weiter auszusprechen, weil sie Allen hinlänglich bekannt sind.
(Von vielen Seiten her: Ja, ja!)
Ich erachte mich also auch in dieser Beziehung von dem Vor⸗— wurfe frei, durch die Combination der Aemter, die nicht durch meinen Willen, sondern durch den Willen Sr. Majestät des Königs auf mich gelegt war, dem Interesse des Landes geschadet zu haben.
(Allseitiger Ruf: Ja!)
Abgeordn. Hansemann: (erbittet sich das Wort, kann aber lange Zeit wegen Pochen und Lärmen nicht zum Worte kommen, bis endlich die Glocke des Marschalls die Ruhe wieder herbeiführt.)
Ich habe blos eine persönliche Bemerkung zu machen. Der Herr Landtags⸗Kommissar hat einen Theil desjenigen, was ich vorhin vor⸗ getragen habe, als persönlichen Angriff genommen. Ich bin da⸗ von sehr weit entfernt gewesen und glaube, daß, wenn wir über die Handlungen von Ministerien reden, wir fern von der Person sind und die Sache stets objektiv auffassen. Ich glaube auch, daß es bis⸗ her hier immer so gehalten worden ist. Ich meines Theils gehe im— mer von diesem Gesichtspunkte aus und wünsche, daß der Herr Land— tags Kommissar das, was ich sage, nur künftig sagen werde, stets nur in diesem Sinne auffassen möge. Hinsichtlich dessen, was bei der Verhandlung über die Nothfrage gesagt worden ist, habe ich mich le⸗ diglich auf das veröffentlichte Protokoll zu beziehen.
Landtags-Kommissar: Indem der Redner erklärt hat, daß der Angriff nicht persönlich gewesen sei, was ich auch im strengen Sinne des Wortes nicht gemeint habe, will ich sehr gern bitten, daß die hohe Versammlung das, was ich gesprochen habe, nicht als Ver— theidigung meiner ier! sondern als Vertheidigung der Sache auf⸗ nehmen wolle.
(Stimmen drücken ihre Beistimmung aus.)
Marschall: Es haben sich noch acht Redner gemeldet. (Zeichen der Ueberraschung und wiederholter Ruf auf Ab⸗ stimmung.) ö 3
Da der Wunsch, daß die Debatte geschlossen werden möge, sich vielfach hören läßt, so will ich fragen, ob die hohe Versammlung dieser Meinung ist, und bitte daher diejenigen, aufzustehen, welche den Schluß der Debatte wünschen. ö
(Eine überwiegende Majorität erhebt sich.) ü
Es ist also beschlossen, daß die Debatte i sein soll. Zu⸗ nächst liegt mir die Frage ob, ob der Antrag der Abtheilung ange⸗ nommen werden soll. Zu demselben sind aber zwei Amendements gemacht worden. Das eine besteht darin, daß darin von der In⸗ dustrie nicht die Rede sein soll, und das zweite, daß des Ackerbaues
nicht erwähnt werde. Ich muß zuvörderst fragen, ob beide Amen⸗