1847 / 171 p. 7 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

. Dieser Mein Befehl ist durch die Gesetz⸗ Sammlung öffentlichen Kenntniß zu bringen. Berlin, den 3. Mai 1847.

Friedrich Wilhelm. An den Staats⸗ und Finanz⸗Minister von Dües berg.“

x Stralsund, 16. Juni. Das auf den diessährigen hiesigen Wollmarff am Sten und glen d. Mts. gebrachte Wollquantum hat 3587 Ctr. 101 Pfd. betragen, von welchem etwa 3 als verkauft an⸗ zunehmen sind. .

Der Liessährige Preis der Wolle hat sich gegen den vorigjähri— gen um 6 bis 8 Rthir. für den Centner gesteigert.

Der Centner wurde mit 57 bis 66 Rthlr., je nach der besseren Wäsche bezahlt.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Hannover,. (Hannov. Ztg.) Durch Er laß vom 5. Juni ist der Universität Göttingen eröffnet worden, daß Se. Majestät der König beschlossen hat, die bisher dem geistlichen und Unterrichts Ministerium Universität und, das Kuratorium, über dieselbe unter seiner eigenen

Aufsicht und Leitung bis auf Weiteres durch das Königliche Kabinet

wahrnehmen zu lassen.

Gegenwaͤrtig zählt die Universität Göttingen 591 Studirende

(107 Inländer und 184 Ausländer), worunter 147 Theologen, 187 Juristen, 162 Mediziner und 95 Philosophen.

Herzogthum Anhalt⸗Desau. Die Herzogl. anhaltische Kammer bringt durch das Wochenblatt die nachstehende von dem Fürsten Leopold Friedrich Franz am 26. März 1759 erlassene Ver⸗ fügung wieder in Erinnerung;

„Da ungeachtet bereits etlichemal von Unseren fürstlichen Vorfahren befohlen worden, daß, wann die hiesigen Unterthanen entweder bei Uns selbst oder Unserer Regierung und Kammer etwas fürzustellen und anzu bringen haben, nicht die ganze Gemeinde hereinkommen, sondern zwei oder' drei Personen aus ihren Mitteln abschicken sollen, doch jüngst⸗ hin die sämmtlichen kakauer und brandhorster Gemeinden zu Unserem höchsten Mißfallen sich unterstanden, zusammen hereinzukommen und ganz ungegründete Beschwerden anzubringen; so befehlen Wir der hiesigen Regierung hierdurch in Gnaden an die sämmtliche Beamte und Stadt⸗-Magistrate, außer dem hiesigen, zu verfügen, daß ein Jeder de⸗ nen unter der ihm anvertraueten Jurisdiction stehenden Gemeinden sofort anzudeuten, daß hinkünftig, wann sie etwas bei Uns oder der hiesigen Re— gierung und Kammer, oder auch denen ihnen vorgesetzten Beamten oder Stadt⸗Magistrat anzubringen, nicht die ganze Gemeinde kommen, sondern zwei oder drei aus ihren Mitteln abschicken und durch selbige bescheident⸗ lich, was sie zu suchen, anbringen lassen sollen. Maßen, wenn sie hierwi⸗ der zu handeln sich unterstehen, sie nicht nur nicht gehöret, sondern auch rechtlich bestrafet, und fürnehmlich die Rädelsführer, so die Gemeinde bere—= det oder aufgebracht, zusammen anhero oder die ihnen vorgesetzte Gerichte zu gehen, mit harter i ene rr fe beleget werden sollen.“

Freie Stadt Bremen. Am 19. Juni, Morgens um 6 Uhr 13 Minuten, ist das Dampfschiff „Washington“ von New-Nork in Bremerhaven angekommen.

Weimar, 20. Juni. Die Menge der auf dem letzten Woll⸗ mamkte verkauften Wolle betrug in runder Summe 34,000 Stein, die höchste Zahl, welche bis jetzt erreicht worden ist. Es wurden nämlich verkauft und hier gewogen 21,000 St., verkauft, aber nicht hier gewogen 16000 St., nach Proben verkaust ungefähr 2000 St.; unverkauft gingen ungefähr 1060 St. zurück. Die Zahl der anwe⸗ senden Wollkäufer war 139, die Zahl der Wollwagen über 700. Der mittlere Preis 11 Rthlr. bis 137 Rthlr., den höchsten hat, dem Ver— nehmen nach, die Wolle von den Gütern des Grafen von Werthern⸗ Beichlingen erhalten. Die Erfahrung, welche auf den diesjährigen Märkten von Breslau, Landsberg, Dresden, Dessau u. a. gemacht wurde, machte sich auch hier geltend: am ersten Tage wurden gün⸗ stigere Preise bewilligt, und diejenigen Verkäufer, welche den Wink zu rechtzeitiger Mäßigung in den Forderungen unbeachtet ließen, ver⸗ soren ihren eigenen Vortheil, denn in den folgenden Tagen trat ein Fallen der Preise ein. Zuletzt wurden noch mehrere Käufe unter der Bedingung abgeschlossen, daß der Verkäufer die Wolle in den Wohn⸗ ort des Käufers abliefere.

Oesterreichische Monarchie.

Krakau, 19. Juni. Am 14ten d. starb hier Graf Joseph Wodzicki, ehemaliger Kommissar von österreichischer Seite für die Demarcation der Gränzen des früheren Freistaats Krakau und im Jahre 1831 Chef der Bürgergarde von Krakau.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 13. Juni. Der Statthalter im Kaukasus hat Sr. Majestät dem Kaiser berichtet, daß am 29. April, dem Ge⸗ burtsfeste Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Thronfolgers, die Gouvernements Behörden in dem neuen Gouvernement Kutaiß durch den dazu beorderten General⸗Lieutenant Reutt, Mitglied des Conseils der QOber-Verwaltung Transkaukasiens, eröffnet worden sind.

Dem Kriegs⸗-Minister, General Tschernyscheff, ist auf sein Gesuch ein zweimonatlicher Urlaub ins Ausland zur Herstellung seiner Ge⸗ sundheit bewilligt und der General Adlerberg während dessen Abwe— senheit mit Leitung des Kriegs-Ministeriums beauftragt.

Die hiesige Polizei- Jeitung enthält Nachstehendes: „Es hat sich in der Stadt das Gerücht verbreitet, es sei das Getraide, wel⸗ ches von den Kornhändlern abgelegt wird, um davon den Bewohnern der Residenz zu mäßigen Preisen zu verkaufen, von schlechter Be⸗ schaffenheit. Zur , . dieses Gerüchts wird hiermit bekannt gemacht, daß jeder Einwohner der Stadt, der Getraide von schlechL fer Beschaffenheit oder nicht das gehörige Maß empfangen hat, sich mündlich mit seiner Klage an das Comtoir des Getraide - Pristans wenden kann, das verpflichtet ist, ihn augenblicklich zufrieden zu stellen.“

St. Petersburg, 15. Juni. Ein Ukas Sr. Majestät des Kaisers an den dirigirenden Senat besiehlt, daß die Provinz Kauka⸗ sien, nach ihrem Hauptort Stawropol, den Namen Stawropolsches Gouvernement führen soll.

Nach einem Kaiserlichen Befehl soll auch aus den hiesigen Ma— gazinen des Militair-Ressorts Roggenmehl verkauft werden, und zwar unter denselben Bedingungen und zu demselben Preise wie aus den städtischen Magazinen. Diesen Befehl zu erfüllen, hat der Kriegs⸗ Ministtr die erforderlichen Anordnungen , . Aus den von ihm bezeichneten Proviant⸗Magazinen soll den Brodbäckern, d. h. den Inhabern von Brod⸗ und Krambuden, die Brod backen, jedem Mehl bis zu einem Betrage von 25 Sac, den Pobriatschiks und Artel⸗ . aber, die Arbentsleute halten, jedem bis zu einem Betrage von 10 Zschetwert 9. einmal, zu 6 Silberrubel der Sack und zwa¶r mit der i abgelassen werden, daß die Brodbäcker jedesmal den Magazin-Aufsehern ihre Gewerbescheine vorlegen und das gebackene

übertragen gewesenen Angelegenheiten der

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Brod nach der gegenwärtig geltenden Taxe, verkaufen, die Pod- riatschiks und Artelschiks über die Zahl der bei ihnen befindlichen Ar⸗ beitsleute vom Pristaw beglaubigte Bescheinigungen beibringen. Außer. dem wird aus den angeführten Magazinen den Armen Mehl verkauft werden, der Sack zu 5 Silber⸗Rubel 30 Kopeken. Die städtische administrative Duma wird in die genannten Magazine sachverständige und zuverlässige Leute beordern, die darauf zu sehen haben, daß von den Kornhändlern und besonders von den Aufkäufern diese Vergünsti⸗ gung nicht mißbraucht werde. Diese Leute haben zu dem Ende den Magazin⸗-Aufsehern darüber Auskunft zu geben, daß die sich zum Kaufe meldenden Bäcker wirklich sich mit Brodbacken zum Verkaufe beschäftigen und Mehl brauchen, und daß die Armen, welche zu einem Tschetwert zu empfangen wünschen, dessen gleichfalls bedürftig sind, worauf die Magazin-Aufseher, ohne daß weitere schriftliche Zeugnisse erforderlich wären, die bestimmte Quantität Getraide zum festgesetzten Preise ablassen werden.

Ueber den Stand der Saaten in verschiedenen Gouvernements zu Anfange des Maimonats theilt die hiesige Landwirthschaft⸗

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liche Zeitung folgende Nachrichten mit: „Im Gouvernement Wo— ronesch war das Wintergetraide in Folge einiger warmen Tage im April 'schnell aufgegrünt. Das darauf folgende kalte Wetter hat ihm

aber sehr geschadet, so daß es im Ganzen keine günstigen Aussichten gewährt. Hier und da sind die Winterfelder umgepflügt und mit Sommergetraide bestellt. Um Mitau herum war das Aussehen der Wintersaat befriedigend, so daß man bei einigermaßen gutem Wetter dort einer reichen dlerndte entgegen sieht. Mittelmäßig waren die Felder in den Gouvernements Wladimir und Jaroslaw bestanden. Üm Twer war die Vegetation noch weit zurück. Im Gouvernement Kamenez-Podolsk hatten die Dürre und heftige Winde die anfäng⸗ lich befriedigend sich entwickelnden Wintersaaten im Fortwachsen auf— gehalten. Die Sommerung erscheint, nur spärlich. Im Gouverne⸗ ment Mohilew stand die Winterung mittelmäßig, eben so im Gouver— nement Pskow, befriedigend aber in Esthland.

In Reval sind Subscriptionslisten auf ein neu herauszugeben⸗ des Werk, eine Vorarbeit zu einer Geschichte der Güter des Landes, eröffnet worden: „Esthlands Landgüter und deren Besitzer zur Zeit der Schwedenherrschaft, uach zuverlässigen handschriftlichen Quellen verzeichnet vom Koll. Rath Dr. J. Paucker,“ Das Werk erscheint in 4 Lieferungen. Jede Lieferung (zu c. 10 Bogen gr, 8) wird einen Kreis enthalten Und mit dent Harrienschen der Anfang gemacht werden.

n h reich

Paris, 17. Juni. Das Ministerium hat dem Antrage des Herrn Demesmay, wonach die Salzsteuer von 30 auf 10 Centimen für das Kilogranim ( Sgr. für 2 Pfund) herabgesetzt werden soll, und der bekanntlich von der Deputirten-Kammer mit 264 gegen 14 Stimmen angenommen worden ist, in diesem Stadium keinen direlten Widerstand entgegengesetzt, obwohl es die Maßregel unter den jetzigen Finanz-Verhältnissen für unangemessen hält. Man glaubt jedoch, daß die Pairs Kammer, so wie im vorigen Jahre, wo der Antrag in der Deputirten⸗Kammer mit 240 gegen 26 Stimmen durchging, denselben verwerfen werde, und daß das Ministerium hierauf rechne.

Den Mitgliedern der Pairs-Kammer ist die offizielle Benach—⸗ richtigung zugegangen, daß sie sich am Montag als Raths- Kammer zu versammeln hätten, um die Verlesung des Berichts der mit Ein— leitung des Cubiereschen Prozesses beauftragten Kommission anzu hören.

Die Petition Jerome Bonaparte's soll, nach der Union mo⸗ narchique, in den Tuilerieen auf günstigere Aufnahme rechnen können, als sie in der Pairs Kammer gefunden, und auch die Bitt schriften-Kommission der Deputirten—NUammer - soll einstimmig be schlossen haben, diese Petition an den Ministerrath zu überweisen.

Herr Guizot vertheidigte die von Frankreich in Bezug auf Por⸗ tugal beobachtete Politik vor der Deputirten-Kammer in folgender Weise:

Es würde, erkärte der Minister, von einem Einschreiten in Portugal niemals die Rede gewesen sein, wenn es sich dort blos um einen Kampf zwischen zwei Parteien gehandelt hätte. Als die französische Regierung die Nachricht vom Ausbrüche des Aufstandes gegen Donng Maria erhal⸗ ten habe, der dadurch veranlaßt worden sei, daß die Königin durch ein ge— setzwidriges Dekret die verfasungsmäßigen Bürgschasten suspendirt, habe sie den Grundsatz des Nichteinschreitens verkündigt, weil ihr Recht und Pflicht geboten hätten, sich nicht in die inneren Angelegenheiten Portugals einzu= mischen. Diese Einmischung habe auch gar nicht in Frankreichs Interesse gelegen, und bis zum Schlusse des vorigen Jahres habe man an keinen solchen Schritt gedacht. Alsdann aber, seien Umstände eingetreten, welche die Sachlage geändert hätten; denn die Regierung habe die lleberzeugung erlangt, daß die Miguelistenpartei bei den Ereignissen in Portugal eine thãtig eingreifende Rolle spiele. Dies sei um so bedenklicher gewesen, da Vom Miguel nach London gegangen sei, um dort mehr direkt auf Portugal einzuwirken, und seine dortige Anwesenheit sei durch den gleichzeitigen Aufenthalt des Grafen Montemolin nur noch gefährlicher geworden. Zugleich habe sich die Königin von Portugal an die Königin von Spanien gewendet und nach den Bestimmungen des Quadrupel-Vertrages Unterstützung gegen Tom Mi⸗

uel und gegen den Charakter, welchen die Insurrection angenommen, ge⸗ dern BDiese Thatsachen hätten die Ansichten Frankreichs geändert. Es habe sich jetzt nicht von einer Intervention im Allgemeinen, sendern von einer Ausführung des Quadrupel Vertrages, gehandelt. Der Ouagdrupes⸗ Vertrag habe aber für Frankreich Wichtigkeit, weil derselbe die Garantie gegen den Karlismus in Spanien bilde. Der Karlismus in Spanien und der Miguelismus in Portugal ständen in der engsten Verbindung. Unter diesen Verhältnissen, habe Frankreich der englischen Regie⸗ rung vorgeschlagen, in Gemäßheit des Quadrupel⸗Vee trags gemeinschaftlich zu berathen, was in dieser neuen Lage der Dinge in Portugal zu thun sei. Frankreich habe dabei nicht eine Intervention, sondern nur eine Vermitte—⸗ lung beabsichtigt. In London sel man dagegen der Ansicht gewesen, daß der Quadrupel-Vertrag nicht mehr bestehe, und daß man ihn daher auch nicht anrufen könne. Er glaube, die englische Regierung habe damals ge⸗ wünscht, ohne Mitwirkung Spaniens und Frankreichs in den portugiesischen Angelegenheiten zu handeln. Am 15. März habe die Königin von Portu⸗ gal sich offiziell nicht allein an Spanien, sondern an alle Mächte gewendet, welche den Quadrupel-Vertrag unterzeichnet. Er habe Grund zu glauben, daß zu gleicher Zeit zwischen der wong rn und der spanischen Regierung Unterhandlungen stattgefunden hätten, ohne Frankreich in Portugal zu, inter⸗ veniren. Man habe das Gerücht verbreitet, daß Frankreich seinerseits für sich allein in Portugal habe interveniren wollen; dies sei jedoch ganz unge= gründet gewesen. Da nun auf diese Weise England und Spanien ohne ir e h hätten interveniren wollen, so habe Frankreich von neuem auf Ausführung des Quadrupel-Vertrags gedrungen. Die englische Regierung habe jetzt auch zugestanden, daß der Quadrupel-Vertrag noch im Prinzipe bestehe, daß aber hier kein Grund zu seiner Ausführung vorliege, und er⸗ klärt, daß sie eine Vermittelung zwischen der Königin und, den Insurgenten versuchen werde. Frankreich habe gegen eine solche Vermittelung Englands, 6 dieselbe auf billigen Ansichten beruht habe, nichts einzuwenden ge— habt. Die Vermittelung sei aber von den Insurgenten verworfen worden. Nun sei man zu dem Mittel zurückgekehrt, welches Frankreich gleich im Anfange vorgeschlagen habe, nämlich zu dem gemeinschaftlichen , n, ,. der Mächte, welche den Quadrupel-Vertrag unterzeichnet. Es sei also ganz ungegründet, zu behaupten, daß Frankreich in dieser gan- zen Angelegenhelt von einer anderen Macht gleichsam in das Schlepptau , . worden. Sei nun diese Intervention gegen die Juli. Revolution? Sei sie ein Verbrechen? Die Dpposition in Frankreich greife die Regierung scin sebzehn Jahren an und behaupte, daß Frankreich Fegen die Politik der

Juli⸗-Revolution verwaltet werde. Aber weder die Kammern, noch die 8933 ser, noch das Land glauben an diese Behauptung der Opposition. Die Juli- Revolution fordere gar nicht, daß jede Insurrection in einem fremden Lande unterstützt werden solle; sie fordere die Wahrung der franzö⸗ sischen Interessen. Es gebe eine französische nationale Politit, welche über den Partei- Interessen der revolutionairen Politik stehe. Zu der französi—⸗ schen nationalen Politik gehöre, daß auf der spanischen Halbinsel mit Frank⸗ reich befreundete Regierungen einig herrschten und daß Frankreich von den Angelegenheiten der Halbinsel nicht ausgeschlossen werde. Das sei durch die jetzige Intervention erreicht. Sobald ein wahres französisches Interesse zu vertreten sei, werde Frankreich selbstständig auch gegen den Willen an⸗ derer Mächte handeln; es habe dies bei der spanischen Vermählung, in dem Kriege gegen Marotfo und in den Verhältnissen Griechenlands gethan. Aber es werde auch gern Gelegenheit ergreifen, seine gute Gesinnung gegen England zu bewähren, und es glaube, bei dieser Intervention weder seine Grundsätze, noch seine Interessen, noch seine Würde geopfert zu haben. Er woffe⸗ daß diese Intervention zum wahren Wohle Portugals gereichen werde.

Die von Herrn Guizot den Kammern vorgelegten diplomatischen Altenstücke, in BetrefFf Portugals, sind, der Reihe nach, folgenden wesentlichen Inhalts:

1) Herr Guizot, an Henn Forth-Rouen, Geschäflsträger zu Lissabon, 26. Oltober 1846. Er zeigt ihm an, daß Frankreich bei den inneren Zwi⸗ sten die vollkommenste Neutralität beobachten werde, daß er jedoch ein Kriegs= schiff nach dem Taso beordert habe, mit dem Auftrage, nöthigenfalls die Königin und ihre Familie an Bord zu nehmen. 2) Herr Guizot schreibt am J. Februar 1847 an den Grafen von St. Aulaire, er wolle dem englischen Kabinet anzeigen, daß Frankreich bereit sei, gemeinschastlich mit den übrigen Unterzeichnern des Quadrupel-Vertrages in Bezug auf den Casus (oederis und die Lage Portugals zu handeln. 3) Depesche des Grafen Bresson an Herrn Guizot, vom 3. Februgz 1847, worin der Erstere Hern Guizot anzeigt, daß Donna Maria, vom Kabinet in Madrid Hülfe verlangt habe, da sich die Miguelisten mit den Septembristen verbunden hätten dund also der Casus forceris eingetreten sei. 4 Depesche des Gra⸗ fen von St. Aulaire an Herrn Guizot vom 13. Februar 1847. Der Ge⸗ sandte zeigt Herrn Guizot den Inhalt seiner Unterredung mit Lord Palmer⸗ ston an. Dleser behauptete, daß der Gegenstand der Ouadrupel-Allianz nur die Vertreibung des Don Carlos und des Dom Miguel gewesen sei; dies sei längst geschehen und die Quadrupel Allianz also gegenstandlos und als aufgelöst zu betrachten; würde man also interveniren, so könnte dies nur in Folge eines neuen Bündnisses geschehen, wozu indeß jetzt kein Grund vorhanden fei, da Dom Miguel ganz ruhig in London lebe und durchaus nicht an eine Abreise denke; zweitens behalte er (Lord Palmerston) sich darüber seine Ansicht vor, ob überhaupt Frankreich bei einem neuen Traktat partizipiren könne, da es sich diesesmal von Portugal allein und nicht auch von Spanien handle und er nicht recht einsehen tönne, welche Zwangs⸗ maßregeln Frankreich etwa gegen Portugal ergreifen könnte. 5) Herr Guizot zeigt am 18. März dem Grasen von St. Aulaire an, daß nunmehr die Königin Donna Maria direkt beim Tuilerieenhofe die Vollziehung des Quadrupel-Vertrages begehrt habe, und daß das französische Kabinet dazu geneigt sei, indem es erstens glaube, daß der Quadrupel⸗Vertrag noch in Kraft bestehe, und daß zweitens durch die Anwesenheit des mignelistischen Generals Povoas in Porto auch der Casus soëderis eingetreten sei. 6) Dieser Depesche ist eine Depesche des vportugiesischen Gesandten, Grafen Earreira, an Herrn Guizot vom 15. März angehängt. Ersterer behauptet darin, durch die Entweichung Dom Miguel's aus Rom und durch die Wendung der Dinge in Porto in miguelistischem Sinne sei der Casus saederis vorhanden, und er verlangt daher dessen Berückichtigung. 7) Graf von St. Aulaire zeigt am 2. April Herrn Guizot an, daß Lord Palmerston ihm zugegeben habe, das Prinzip der Quadrupel Allianz bestehe noch, ob aber ber Gasus focderis bestehe, sei sehr zu bezweifeln. 8) Herr a n zeigt am 2. April dem Grafen von, St. . Aulgire in einem confidentiellen Schreiben an, daß der König geneigt sei, einer spanischen Intervention durch seine Zustimmung eine möralische Unterstützung zu geben. Er könne jedoch dem verbreiteten Gerüchte, als wollten England und Spanien mit Ausschluß Frankreichs einen neuen Traktat schließen, schwerlich Glauben schenken. Nachschrift vom 3. April, worin Herr Guizot auf jene Gerüchte zurückkommt, da Lord Palmerston erklärt habe, er hoffe auf einen Vergleich zwischen der Königin und den Infurgenten, und wenn eine Intervention nöthig sei, würde sie nur nach Anhörung sämmtlicher Unterzeichner des Qundrupel-Vertrages stattfinden. 9) Herr Guizot an den Grafen Jarnac, an den Baron von Varennes und an den Herzog von Glücksberg, vom 15. April 1847. Mittheilung des bereits früher gegebenen Auftrages des Obersten Wolde an die Junta von Porto, der ihm durch den Marquis von Rormanby mitgetheilt wurde. 19) Der Graf Jarnac zeigt am 7. Mai Herrn Guizot an, daß Donna Maria auf die Vergleichsversuche Englands eingegangen und nunmehr die Unterwerfung der Insurgenten zu hoffen stehe. Wenn dieser Fall nicht eintrete, so würde England mit Frankreich und Spanien gemeinschaftlich handeln. 11) Graf Jarnac zeigt Herrn Guizot am 10. Mai an, daß die Vergleichsversuche gescheitert selen, und daß Lord Palmerston nunmehr an eine schnelle Konferenz der vier Unterzeichner der QSuadrupel-Allianz denke, wozu er sich umgehend die nöthigen Vollmachten erbitte. 12) Graf Jarnaé schreibt am 21. Mai an Herrn Guizoöt, daß die Konferenz stattgefunden habe, und daß sowohl der spanische Gesandte als er selber, da Beide ohne Vollmachten waren, auf ihre persönliche Verant⸗ wortung hin, das bekannte Protokoll, das Lord Palmerston augenblicklich entwarf, unterzeichnet hätten. 13) Konferenz-Protokoll vom 21. Mai. 14) Begleitungsschreiben des Grafen Jarnae. 15) Herr Guizot überschickt am 26. Mai dem Herrn von Varennes, französischen Gesandten in Lissa—= bon, eine Kopie des Konferenz Protokolls mit dem Bemerken, er möge Alles thun, damit die gemeisame Thätigkeit zu einem baldigen Resultate führe. (Tie dabei dem Gesandten gegebenen Instructionen haben wir schon mit⸗ getheilt.)

X Paris, 17. Juni. Zu der heutigen Sitzung der Deputir⸗ ten Kammer waren die Mitglieder außergewöhnlich zahlreich erschie⸗ nen; auch die öffentlichen und vorbehaltenen Tribünen sind außeror dentlich gefüllt. Die Verhandlung wegen der von der Pairs -Kam⸗ mer verlangten Ermächtigung, Herrn Emil von Girardin vor ihre Schranken zu rufen, war an der Tagesordnung. ;

Der Betheiligte, Herr Emil von Girardin, ergreift zuerst das Wort. Der Artikel, der in der Presse erschienen, rege eine doppelte Frage an, eine Prinzivien⸗ und eine Personenfrage. Ueber die Prinzipienfrage habe er natürlich nichts zu sagen: das Prinzip finde seinen Grund in der Charte. Er möchte nicht, daß die Pairs Kammer nur im entferntesten glaube, als hege er Mißtrauen in ihrer, Gerechtigkeit. Er lasse also die Prinzipien⸗ frage bei Seite und werde später auf die thatsächliche Frage zu sprechen kommen. Und er hoffe, die Deputirten⸗Kammer, der er anzugehören die Ehre habe, werde aus den Resultaten der von ihm zu gebenden Auftlärun⸗ gen ersehen, daß sie sich nicht einer Verleumdung zu schämen habe, der eines shrer Mitglieder sich schuldig gemacht hätte. Herr Billault bekämpft die Anträge der Kommission auf Ertheilung der Ermächtigung und die dafür aufgestellten Beweggründe, Dse Deputirten⸗Kammer müsse mit der größten Zurückhaltung von dem ihr zustehenden Rechte, von der Unverletzlichkeit ihrer Mitglieder abzugehen, Gebrauch machen, besonders wenn keine Gegenseitigleit in Nücksicht der gerichtlichen Verfolgungen vorhanden sei, wie hier. Der Bericht sage, es sei genug, daß Die Pairs - Kammer verlange, man solle von diesem Rechte abgehen, um darauf einzugehen. Dennoch hätte die Deputirken-Kammer selbst um den Grund der Anklage sich gar nicht zu fümmern. Es würde hinreichen, daß aus der, vorgensmmenen Untersuchung hervorginge, daß leine Anzeichen von Böswilligkeit, Nachesucht oder politi- schem Reäctionsgeist vorhanden seien. Solche Grundsätze werde die Depu⸗ titten Kammer gewiß nicht zu den ihrigen machen. Ihre Würde verbiete ihr dies. Allerdings müssen Beziehungen guten Einllangs zwischen den beiden Kammern bestehen. Aber die erste Bedingung für diesen guten Ein= llang sei die Aufrechthaltung der Würde der Kammer selbst, Diese Würde aber' erheische, daß das Recht zur Ertheilung der Ermächtigung ein unbe—= dingtes sei. Das sei es auch, wie frühere Beispiele beweisen. Die Depu⸗ tirten?Kammer könne den Grund der Anklage selbst in Untersuchung ziehen. Was gehe aber aus dieser Prüfung hervor? Daß Herr Don Girardin niemals die Pairie zu beleidigen gedachte. Er wolle den

Dritte Beilage

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Dritte Beilage zur Allgemeinen Preußischen Zeitung.

Dienstag den T2sten Juni.

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Artikel der Presse nochmals verlesen, und man werde daraus ersehen, daß feine Fassung volllommen im Einklange sei mit den von Herrn von Girardin vor der Kommission gegebenen Erklärungen. Der Redner verliest den Ar⸗ tikel der Presse und sücht zu zeigen, daß in der That nur das Kabinet dadurch betroffen sei. Er drückt sein Erstaunen aus, daß erst 19 Tage nach dem Erscheinen des Artilels die Pairs Kammer die Beleidigung darin wahr genommen habe. Wer habe sie dazu angetrieben? (Murren. ) Der Arti⸗ fel sei bekannt gewesen, also habe nur auf eine äußere Anregung die Pairs⸗ Kammer in Bewegung gesetzt werden können. Dazu seien 2 Tage nöthig gewesen, bis diese verspätete Entrüstung ausgebrütet worden, welche nun einen Deputirten vor Gericht stellen wolle. Das gehe aus den beiden Sitzungen hervor, welche der Botschaft der Pairs-Kammer vorangegangen. Aus dem Gange dieser Sitzungen gehe ferner hervor, daß die Pairs⸗-Kam⸗ mer recht wohl begriffen, daß nicht ihre Ehre, sondern die Ehre des Mini⸗ steriums verletzt sei. Wenn das Ministerium Ehrenkreuze verkauft, Pairs-Ernennungen versprochen haben gegen Geld, so müsse man eine Anklage erheben. (Zeichen der Ir im iz auf der Mi⸗ nisterbank ) Er sehe, daß vie Minister selbst ihm beipflichtetenl die Frage stelle sich also so: Ein strafbares Ministerium, oder ein Depu⸗ tirter, der ein Verleumder ist? (Ja! Ja!) „Aber was sehen wir?“ fährt der Redner fort: „Man stellt den Deputirten vor die Pairskammer, und wenn er die Attenstücke vorbringen will, die in seine Hände gefallen sind, so wird man sie nicht zulassen. (Ja! Ja!) Das ist der schlechteste Weg, um zur Wahrheit zu gelangen. Dem Deputirten gegenüber wird sich das Ministerium besinden: der Minister der Justiz, des Innern, der auswärtigen Angelegenheiten. Wird der Deputirte verlangen, daß gegen einen Dritten der Prozeß gleichfalls verhängt werde, dessen Papiere ihm den Beweis für die von ihm ausgesprochene Beschuldigung gegeben haben (Murren), so wird das Ministerium die Einmengung dieses Dritten zurückweisen. Warum rufen die Minister nicht hier selbst eine Debatte hervor? (Eine Stimme: Sie hat statt.) Ihr beeilt euch heute sehr damit, weil ihr sie nicht ver⸗ meiden könnt (Gelächter). Warum antwortete der Großsiegelbewahrer, als man ihm den Artikel der Presse andeutete: Er werde nichts thun?“ Der 9. h ,. hrer: „Das beweist gegen Ihre Behauptung, daß die 5 gung nicht auf unseren Antrieb stattgefunden hat.“ Herr Billault: „Das beweist nichts. Man muß sich nur über die geringe Empfindlichkeit der Minister wundern, einer solchen Anklage gegenüber. Man muß sich wundern, daß dieselbe jetzt so eifrig ist, sich zu rächen.“ (Verneinungen auf der Ministerbank. Ruf zur Ordnang.) Herr Billault; „Meine Worte sind hart gewesen, allerdings. Ich werde der Empfindlichkeit der Kammer alle Zugeständnisse machen und will die Debatte nicht von ihrer wahren Richtung abbringen. Ich nehme das verletzende Wort zurück. (Ah! Ah!) Man hat aber hier eine feierliche Debatte anknüpfen sollen. Statt dessen hat das Ministerium gesagt: Wir sind an Verleumdungen gewöhnt, wir wer= den also nichts thun. Also kann ich mit Recht sagen, es gebe zwei Arten von Empfindlichkeit; die eine mehr gleichgültig, wenn die Kammer es bleibt, die andere mehr leidenschaftlich, wenn die Kammer in Bewegung geräth. Glaubt das Ministerium auch über die Thatsache des Verkaufs eines Theater= Privilegiums hochfahrend hinweggehen zu müssen?“ Der Minister des Innern: „Die erwähnte Thatsache ist schon in der Adreß— Debatte berührt worden. Ein Amendement des Betreffs wurde von der Kammer verworfen. Wäre die Thatsache ganz xichtig, so müßte eine Anklage deshalb, vor die Kammern gebracht wer— den. Die Kammer hat aber bereits darüber abgeurtheilt. Die Sache kann also nicht noch einmal vor die Kammer gebracht werden. Die neuen Thatsachen sind überdies an sich schwer genug. Der Redner mag zu diesen übergehen.“ Herr Billault: „Es sind neüe Umstände zu der erwähnten Thaisache hinzugekommen, die man früher nicht kannte, und die sie erschwe⸗ ren.“ Herr von Hausson ville, Kommissions-Mitglied, ergreift das Wort und schließt sich ganz der Art an, wie Herr Billault die Frage ge— stellt hat: entweder sei' das Ministerium strafbar oder der Deputirte ein Verleumder. Also möge die Untersuchung die Wahrheit herausstellen. Herr Emil von Girardin: Es frage, sich, ob die Kammer der Pairs be— leidigt sei. Er habe aber bereits erklärt, daß er nicht daran gedacht, sie zu beleidigen. Die Pairs Kammer sei also gar nicht betheiligt bei dem Ar⸗ tikel der Presse. Herr Plougoulon spricht bei Postschluß.

Die Pairs-Kammer setzte die Verhandlung über den Gesetz-Ent⸗ wurf, betreffend den Unterricht und die Ausübung der Medizin, fort.

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Großbritanien und Irland. London. Hofnachricht. Par⸗ laments- Verhandlungen: die Intervention in Portugal. Erklärung des Herzogs von Palmella. Vermischtes. ö

Niederlande. Amsterdam. Petition wegen Abschaffung des Zehnten.

Belgien. Brüssel. Die Gerüchte über die Bildung eines neuen Kabinets.

Dänemark. Kopenhagen. Russisches Geschwader.

Schweiz. Kanton Basel. Tagsatzungs-Berathungen. Kanton Schaffhausen. Neue Stadt -Verfassung.

Italien. Rom. Reinhardt 4.

Portugal. London. Lage der Dinge. Annahme der englischen Ver— mittelung von Seiten der Insurgenten. Unterhandlungen darüber.

Griechenland. Athen. Das Anerbieten des Ritters Eynard.

Verein für Pferdezucht und Pferdedreslur.

Wissenschaftliche und Kunst-Nachrichten. Königl. Opernhaus. („Faust's Verdammung“ )

Eisenbahnen. Turin. giore mit dem Bodensee.

Handels- und Börsen-Nachrichten. Berlin. Börsen- und Markt— bericht. Rig a. Handels Zustände,

Verordnung wegen der Spielkarten.

Eisenbahn zur Verbindung des Lago Mag—

Großbritanien und Irland.

London, 16. Juni. Heute sollte zu Ehren des Großfürsten Konstantin von Rußland eine große Parade im Hyde-Park stastsinden, zu welcher mehrere Regimenter von Portsmouth kommandirt worden sind; sie ist indeß auf Befehl des Oberbefehlshabers vorläufig ab— gesagt worden.

Aus den gestrigen, ihrem Resultat nach bereits mitgetheilten Parlaments-Verhandlungen über die portugiesische Interventions⸗An⸗ gelegenheit ist hervorzuheben, daß Lord Stanley im Oberhause bei Begründung seines der Regierung feindseligen Antrages die englische Intervention in Portugal für unnütz und ungelegen und das Ver⸗ fahren der Regierung nach den vorgelegten Aktenstücken für keines⸗ weges gerechtfertigt erklärte. Der Führer der Tory Partei im Ober—= haüse behauptete, weder für den portugiesischen Thron, noch für Spanien sei Gefahr vorhanden gewesen; die angebliche Besorgniß vor einer mignelistischen Restauration sei blos leerer Vorwand; Frank⸗ reich würde nicht eingeschritten sein und Spanien keine Einschreitung gewagt haben, wenn England dagegen gewesen wäre; das gute Recht sei auf Seiten, der Junta, und die englische Einschreitung, auf ein schlechtes Prinzip gestützt, könne nichts Gutes von Dauer hervorbrin—

gen. Zum Schlusse behauptete der Antragsteller noch, daß die Klausel!

des Einschreitungs Vertrags, nach welcher die Coalition sich erst auf⸗ lösen solle, wenn der Friede in Portugal völlig hergestellt sei, für England eine Quelle von Verlegenheiten und Nachtheilen sein werde. Lord Lans downe vertheidigte das Verfahren des Kabinets mit den schon im Unterhause von den Ministern vorgebrachten Gründen. Eben so der Herzog von Wellington. Nach längeren Debatten wurde der An⸗— trag Lord Stanley's bekanntlich mit 66 gegen 47 Stimmen ver— worfen.

Im Unterhause zeigte Herr Burkes an, daß er, wenn der Humesche Antrag bezüglich der Einschreitung durchfalle und der Vor⸗ schlag Duncombes Annahme finde, seinerseits ein Tadelsvotum gegen bas Kabinet beantragen werde, weil es der Königin zur Einschreitüng gerathen habe, ohne zuvor sich mit dem Parlament darüber zu benehmen. Lord J. Russell erklärte sich zu Gunsten des Duncombeschen Amen⸗ dements, rieth aber seinem Urheber, dasselbe in einen förmlichen Antrag oder in einen an die Krone gerichteten Vorschlag umzuwandeln. Damit werde die Regierung dasselbe unterstützen und dem Hause Gelegen— heit geben, sich über den Humeschen Antrag auszusprechen. Herr Duntombe äußerte, daß er den Rath des Ministers befolgen werde, da sein Amendement blos zu verhindern bezwecke, daß Portugal nicht ein immerwährender Kampfplatz zwischen zwei Parteien werde. Die vertagte Debatte über den Humeschen Antrag wurde hierauf durch General Evans fortgesetzt, welcher behauptete, daß die Lage Por⸗ tugals der britischen Regierung die Einschreitung zur Pflicht ge⸗ macht hätte. Sir R. Peel erklärte, daß er die vorliegende Frage unabhängig von allen Nebenbeziehungen prüfen werde, die man da⸗ mit verknüpft habe. Nach aufmerksamer Durchlesung der vorgeleg— ten Aktenstücke glaube er, daß die Regierung so gehandelt habe, wie es ihre Pflicht gewesen sei. Hätte eine freiwillige Aufgebung des Grundsatzes der Nichteinschreitung stattgefunden, so würde er der Erste sein, für jeden Antrag zu stimmen, der einen Tadel des Re⸗ gierungs- Verfahrens bezwecke; er sehe sich jedoch genöthigt, das Ka— binet von dem Vorwurse, sich unnöthig in die portugiesischen An—⸗ gelegenhciten eingemengt zu haben, völlig freizusprechen. Der Redner suchte zu beweisen, daß es nur nachtheilig sein würde, wenn man aus Anlaß dieser Frage der Regierung Hindernisse zu bereiten suche, und daß dieselbe wegen ihres Verhaltens in einer sehr kitzlichen Lage durchaus keinen Tadel verdiene. Er stimme daher gegen den Hume⸗ schen Antrag und hoffe, daß das Haus es für angemessen erachten werde, die Einschreitungs Maßregeln des Ministeriums aufrecht zu erhalten. (Lauter Beifall.‘ Dr. Böwring sprach für den Humeschen Antrag, die Sitzung mußte aber schon um 8 Uhr wegen unzureichender Mit— gliederzahl aufgehoben werden, und der Antrag des Hume fiel damit zu Boden.

Der Herzog von Palmella erklärt die in einigen Blättern ver⸗ breitetete Angabe, daß Lord Palmerston ihn nach London berufen habe, um sich mit ihm über die portugiesischen Angelegenheiten zu berathen, für ganz unbegründet und versichert, daß er blos wegen Familien-Angelegenheiten hierher gekommen sei.

In der heutigen Mittags-Sitzung des Unterhauses brachte ein Mitglied die Art der Verwerfung des Humeschen Antrags über die Intervention in Portugal zur Sprache und wollte eine Absicht darin erkennen, daß die meisten Mitglieder sich gestern entfernt und die Aus⸗ zählung des Hauses, in welchem nicht 40 Mitglieder versammelt blie⸗ ben, nöthig gemacht hatten. Von den Ministern war nur Einer sitzen geblieben und auf den Oppositions Bänken auch nur ein Mit⸗ glied gegenwärtig gewesen. Lord John Russell stellte indeß die ihm untergelegte absichtliche Entfernung in Abrede, indem er nach dem Sberhause gegangen sei, um sich von dem dortigen Stand der Frage zu unterrichlen. Herr Hume wollte seine Sache nicht wieder vor⸗ bringen, und der Gegenstand wurde verlassen.

Die Oberrichter in Irland haben nun doch noch beschlossen, die Sommer- Assisen zu halten. Nach dem auf zahlreiche Einzeln⸗ Berichte gestützten Bericht der Königlichen Ackerbau⸗Gesellschaft von Irland ist für jetzt kein Grund vorhanden, die Wiederkehr der Kars toffelkrankheit zu fürchten.

Die erste Verhandlung in dem Prozesse des Theater Direktors Bunn gegen Jenny Lind hat am 14ten d. M. stattgehabt. Der Kläger fordert 10,900 Pf. als Schadensersatz für den angeblichen Kontraktbruch. Ünter den Zeugen, welche von Seiten der Ange⸗ klagten produzirt werden sollen, befinden sich Meyerbeer und Lord Westmoreland.

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Amsterdam, 16. Juni. Die in, Arnheim zur Besprechung der Ackerbau⸗Interesse versammelten Landwirthe haben bei St. Majestät dem Könige in einer Bittschrift auf Abschaffung der Zehnten in den Niederlanden angetragen. „Die Zehnten“ sagen die Bittsteller, „sind ein Hemmniß des Landbaues, der ohne Freiheit nicht gedeihen kann, und diese Bürde entmuthigt ihn. Sogar Spanien und Portugal sind mit einem guten Beispiel vorangegangen; wird Niederland zurückblei⸗ ben? Die Bedürfnisse des Ackerbaus fordern dringend die Abschaffung der Zehnten, und das hierauf bezügliche Gesetz würde von dem Volke mit der größten Begeisterung aufgenommen werden.“ Diese Bittschrift ist mit 73 Unterschristen versehen.

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Brüssel, 18. Juni. Mehrere belgische Blätter waben ver= schiedene Gerüchte über Schritte zur Bildung eines neuen Ministeriums verbreitet. Nach den einen hätte man an Herrn Liedts eine solche Aufforderung gerichtet, dieser habe sie aber abgelehnt. Nach anderen wäre auf einen ähnlichen Antrag an Herrn Rogier von diesem als Bedingung seiner Annahme die Vollmacht zur Auflösung der Kam⸗ mern gestellt worden. Wieder andere sprachen schon von einem Pro⸗ gramm, welches Herr Rogier mit seinen Freunden verabredet und dem Könige vorgelegt habe, und das sehr weise und gemäßigt, sein solle. Die heutige Ind épendance erklärt aber alle diese Gerüchte für unrichtig, wenngleich fein Zweifel mehr darüber obwalten könne, daß ein Ministerwechsel eintreten müsse.

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Kopenhagen, 15. Juni. Am 9ten ist ein Königliches Plakat wegen Einfuhr, Fabrication und Gebrauch von Spielkarten für das Königreich erschienen. Es wird dadurch das Monopol für die Fa⸗ bricalion der Karten aufgehoben. Nach 58. 2 des Plakats dürfen Spielkarien aller Art von fremden und zollfreien Plätzen gegen einen Einfuhrzoll von 3 Rbschill. pro Spiel eingeführt werden. Außerdem sst eine Stempel-Abgabe von 8 Rbschill. pro Spiel zu erlegen, mit Ausnahme von den in Altona und den übrigen zollfreien Plätzen im Herzogthum Holstein fabrizirten und mit Stempel daselbst versehenen Karten, die schon jene Abgabe erlegt haben. Nach S§. 5 dürfen Karten, die in den zollpflichtigen Distriften der Herzogthümer Schleswig

und Holstein fabrizirt sind, gegen gehörige Zoll ⸗Lecgitimati

: ifs mãßi ? f , ,, on und, , , * 4 abgabe frei . 2 weer, ührt werden. ür die Herzogthümer sind ähnli ;

erschienen. sind ähnliche Verordnungen

Kopenhagen, 17. Juni. Von Helsingör wird dort ein i r hm aden von 6 Linienschi 5 , , vette, 1 Brigg und 1 Dampfschiff auf der Rhede ankert. Von Dra⸗ goe wird die Ankunft von noch 3 Fregatten gemeldet, welche zur eben erwähnten russischen Flotte gehören, die das Fahrwasser für noch größere, vierundzwanzig Fuß tief gehende Kriegsschiffe, die in vier⸗ zehn Tagen von St. Petersburg nachkommen sollen, untersuchen sollen.

Schweiz.

Kanton Basel. (C. 3.) Der Große Rath ist seit dem 15. mit der Instructions Berathung für die Tagsatzung beschäftigt. Die vermit= felnde Tendenz der Instructions Anträge des Kleinen Rathes tritt immer deutlicher hervor. In der Sonderbundsfrage lautet der An⸗ trag: „Die E. Gesandschaft wird dahin zu wirken suchen, daß die Verständigung, welche im Innern unseres Standes stattgefunden hat, auch einen Wiederhall in der Eidgenossenschaft finde und es sich also zur Aufgabe machen, zur Ausgleichung der Streitpunkte, besonders der konfessionellen, und überhaupt zur Annäherung und Versöhnung der Gemüther beizutragen. In Bezug auf das Konkordat der sieben Stände wird die E. Gesandtschaft erklären, Baselstadt finde dasselbe nicht im Einklang mit dem Bundesvertrage. Ihre Aufgabe wird daher einerseits darin bestehen, daß die Tagsatzung diesen sicben Ständen durch Zusicherung kräftiger und sofortiger Bundes hülfe gegen unbefugte An- und Eingriffe in ihre inneren Angelegenheiten moͤglichste Beruhigung verschaffe, andererseits aber sie zum Aufgeben ihres Separatbündnisses freundeidgenössisch einlade; eine solche Ein⸗ ladung soll auch gegen diejenigen Stände, welche vom Konkordat von 1832 noch nicht zurückgetreten sind, beantragt werden.“

Kanton Schaffhausen. Am 13ten hat in Schaffhausen die Abstimmung der Bürgerschaft über den Entwurf einer neuen Stadt- Verfassung stattgefunden. Das Resultat der Abstimmung in den sogengnnten drei Bürger-Sectionen ergab 470 Annehmende und 17, Verwerfende. Die neue Versassung ist demnach mit großer Mehrheit angenommen worden und unterliegt nur noch der Sanction der obersten Kantonal-Behörden, an der übrigens nicht zu zweifeln ist. Wesentliche Veränderungen des neuen Verfassungs- Entwurfs sind die Einführung einer Gemeinde-Versammlung, die Aufhebung der politischen Bedeutung der Zünfte, die Reduction der Mitgliederzahl des städtischen Verwaltungsraths, die Aufstellung des Grundsatzes der persönlichen, pecuniairen Verantwortlichkeit und die Bildung von selbsiständigen Kirchgemeinden. Am meisten Oppositien scheint unter diesen Neuerungen die Aufhebung der politischen Rechte der Zünfte und die Uebertragung derselben an die allgemeine Bürger-Versamm⸗ lung gefunden zu haben.

31 Nom, 9. Juni. (A. 3.) In der letzten Nicht starb hier der Nestor der deutschen Künstlerwelt, J. C. Reinhart, im Sbsten Jahre an der Brustwassersucht.

Portugal.

London, 16. Juni. Nachrichten aus Lissabon vom 9g. und aus Porto vom 11. d. Mts. melden noch kein weiteres entscheiden⸗ des Ereigniß, welches die Sache der Königin und der Insurgenten endlich zu Ende brächte. Man erwartet den letzten Beschluß der britischen Regierung in Folge der Wegnahme des Jnsurgenten⸗Ge⸗ schwaders durch die englische Seemacht. Die portugiesischen Gefan⸗ genen, 3000 an der Zahl, befinden sich inzwischen nach wie vor unter britischer Aufsicht in dem kleinen Fort St. Juligo, und erst in den letzten Tagen hat man nachgegeben, daß sie Besuche von ihren Ver wandten und Freunden annehmen können. Die den Insurgenten ab⸗ genommenen Schiffe sind der Regierung ausgeliefert worden; dasselbe soll in den nächsten Tagen mit den Waffen geschehen. P

Die Junta von Porto zeigt indeß noch immer eine ziemlich feste Haltung. Sie gab zwar so weit nach, daß sie nur die eine Bedingung ihrer Unterwerfung an den englischen Gesandten Sir H. Seymour stellte, ein Ministerium zu bilden, welches hinreichende Sicherheit gegen Tyrannei und Willkür⸗-Herrschaft gewähre, aber sie befand sich doch noch in der Lage, überhaupt eine Bedingung zu stellen. Sir H. Seymour hat die Königin zu bewegen gesucht, den Grafen Lavradio, der durch den Staatsstreich vom 6. Oktober ge⸗ stürzt worden war, wieder ins Ministerium zu berufen, aber er hat einen entschiedenen Widerstand gefunden, da die Königin jetzt auf den Beistand der drei Mächte. fest vertraut und von versöhnlichen Maß⸗ regeln durchaus nichts wissen will. Das englische Geschwader in Ver⸗ bindung mit zwei spanischen und einem franzosischen Kriegeschiffe hat inzwischen Porto blokirt, während gleichzeitig bei Barca d'Alva an der Nordostgränze ein Corps von 1300 spanischen Truppen in Por= tugal eingerückt sein soll, und Saldanha, der sein Heer durch die Verbindung mit Baron Casal auf 8000 Mann gebracht hat, bis Carvalhos, 7 Miles von Porto vorgegangen ist. Die Junta verfügt noch über 8 bis 9h00 Mann, doch glaubt man, daß, wenn es aufs Aeußerste kommen sollte, sie sich den Engländern in die Arme werfen würde. Jetzt hat sie noch einen Versuch gemacht, mit den Englän⸗ dern zu unterhandeln. Am 7. Juni eröffnete sie den britischen Kon⸗ sul in Porto, daß sie bereit wäre, die angetragene Convention ein⸗ zugehen und danach ihre Unterwerfung einzurichten, und als vom Konsul keine bestimmte Antwort erfolgte, wurde der Marquis von Louls zu diesem Zweck nach Lissabon gesandt. . .

Von Seiten der Insurgenten in St. Ubes ist Graf Taupa ebenfalls nach Lissabon gekommen, um mit dem britischen Gesandten zu Gunsten Sa da Bandeira's und seiner Armes zu unterhandeln. Er befindet sich jetzt an Bord des britischen Admiralschiffes. Die Bedingungen, welche Sir William Parker für die Unterwerfung Sa da Bandeira's stellte, sind folgende: 1) die Truppen von St. Ubes sollen die Waffen niederlegen und sich als Kriegsgefangene Englands unter denselben Bedingungen, wie die Truppen des Geafen Das An⸗ tas', betrachten; 2) sie sollen nach einer Festung unter Aussicht engli⸗ scher Garnison oder auf die englischen Kriegeschiffe abgeführt werden, und endlich 3) das Eigenthum der einzelnen Individuen mit Einschluß von Waffen und Pferden soll nicht augetastet werden.

In Lissabon haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden, und sollen die Gefangenen beim Verhör durch Anwendung von Daumen schrauben und anderen Folterwerkzeugen zum Geständniß ihrer Theil⸗ nähme an dem Aufstand gezwungen worden sein.