1847 / 181 p. 6 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

China.

2 i. Die Tim es berichtet in einer Korrespon= denz * , April ausführlich über die jüngste kühne Unternehmung des britischen Geuverneurs Sir John Dabis gegen Eanton. Die Expeditlon wurde sehr geheim gehalten, und erst am 1. April erfuhr man in Hongkong, daß es gegen Canton ge⸗

hen sollte. ö 2.

ĩ an diesem Tage ertheilte General d'Aguilar ve ne e d en, rn, und bald nach Mitternacht war die lin hun etwas unter 1000 Mann, mit Kanonen und Vorräthen sertig. Iwischen 2 und 3 uhr gingen die drei Dampfschiffe in See, und am 2. April um 9 Uhr Morgens lief der Vulture, in die Bocca Tigris ein. Capitain H Bougall legte sich einen Pistolenschuß weit von den Batterieen an der

ü mnung-Hoy vor Anker, während er auf der anderen Seite von

r nn He. auf den Wangtong⸗Inseln bestrichen wurde. Mit

unglaublicher Schnelligkeit war der General nebst einem Detaschement unter

dem Major Aldrich gelandet, und eben so schnell waren die drei Forts von Anung-⸗Hop genommen. Hier wurden über 209 Kanonen vernagelt und eine große Menge Munition zerstört. Mittlerweile bemächtigte sich Oberst

Brereton der Wangton-⸗Forts, wo über 250 Kanonen vernagelt wurden. Alles

dieses war das Werk einiger Stunden, da die Chinesen keinen Widerstand

leisteten. Privat. Eigenthum wurde überall geschont. Nachmittags trafen die Dampsschiffe zu Whampona ein. Am solgenden Morgen schiffte sich der

Gouverneur, Sir John Davis, an Bord des „Pluto“ ein, da man sich des Vulture“ wegen seines Tiefganges nicht bedienen konnte. Zwei kleinere Dampfschiffe nahmen die Böte in's Schlepptau, und um 93 ühr traf die Expedition vor der Barriere ein, die aus einer Reihe Flußsperren mit nur einer Oeffnung gebildet und von vier starken Forts beschützt war. Die bei⸗ den Forts links wurden von Oberst Brereton angegriffen, die Thore ge⸗ sprengt, die Kanonen n . die Magazine vernichtet, und die Garniso⸗ nen entschlüpften aus den Hinterpforten. Die Forts rechts leisteten dagegen Biderstand und unterhielten ein wohlgenährtes Gewehr und sogar Karzai schenfeuer, ohne jedoch sonderlichen Schaden anzurichten. Die Truppen landeten unter dem Schutze der Kanonen. Das erste Fort, Whampoa⸗ Creek, wurde, seinem Feuer zum Trotze, genommen, und dem weiten, welches man French Follv nennt, erging es nicht besser. Die hn hatten offen⸗ kar große Vorsichtsmaßregeln getroffen, waren aber noch zu rechter Zeit überrumpelt worden. Um 4 Uhr Nachmittags warfen die Dampfschiffe den Faktoreien rn Anker. Es wurden noch vier Forts genommen, welche die Stadt selbst vertheidigten. Im Ganzen sind 879 Kanonen vernagelt worden. Die Truppen wurden gelandet und in den einzelnen Kaufmanns= häusern bequem untergebracht. Man stellte Wachen zum Schutz der Fak⸗ e, ut hu D

Sir John Davis ließ Kijing zu einer Konferenz im britischen Kon- sulats · Gebäude auffordern. Ant 4. April um hin! y, stan⸗ den die Truppen zu seinem Empfange bereit. Er schickte zwei Mandarinen voraus, kam selbst aber später und sah sehr niedergeschlagen aus, obgleich er seine gewöhnliche Haltung bewahrte. Die Konferenz währte drei Stun den. Unterdessen bildete sich ein Pöbel⸗Auflauf vor dem Konsulats⸗ Gebäude, der zwar zerstreut wurde; doch erhielt cin Capitain einen Steinwurf an den Kopf. Die Engländer drangen in das Haus ein, woraus geworsen war; zwei verdächtige Subselte wurden herausgezogen und erhielten öffentlich Peitschenhiebe. Die Konferenz lief rf gut ab, doch wurden Abends wieder große Vorsichtsmaßregeln getroffen und am folgenden Morgen das Fort French -Folly zerstört, welches den Aluß dominirte. Da man erfuhr, daß sich chinesische Soldaten in der Stadt sammelten, wurde Munition aus? getheilt und Sturmleitern verfertigt und die me sten Häuser in den Fakto⸗ reien barrikadirt. Bei Tages · Anbruch erstiegen die Ingenieure die 23 Fuß hohe Stadtmauer an zwei Punkten. Da keine weitere Mittheilung von Kijing eingegangen war, traf man alle Anstalten zum Sturm, der jedoch durch den Empfang von Kijing's Antwort glücklich beseitigt wurde.

Die angenommenen Bedingungen sind bereits im dlm er, angege⸗ ben. Es ist noch zu bemerken, daß auch für die Parsen aus Bombaß ein . und zu Honan ein Platz von etwa 50 Acres zur Errichtung von Häu sern und Speichern bewilligt ist, einiger anderen minder bedeuten? den Bewilligungen nicht zu gedenken. In Folge wiederholter Drohungen wurden auch drei Personen ausgeliefert, die sich an die Engländer vergrif⸗ fen hatten und im Beisein der Behörden beider Nationen, worunter auch Herr Gützlaff, mit Bambus streichen gestraft.

Nie Truppen schifften sich am Sten dess. M. wieder ein, ließen aber eine Compagnie leichter Infanterie zurück. Die Kaufleute wurden mit schar— fen Patronen und Gewehren ,. und täglich zweimal in den Waffen geübt. Im Allgemeinen scheint man mit dieser Veranstaltung nichts we⸗ niger als zufrieden zu sein. Noch in den letzten Tagen waren sehr gehäs⸗ sige Plakate geg die Engländer angeschlagen worden. In einem dersel⸗ ben wird die „blumige Nation“ aufgefordert, den Palast des verrätherischen Kijing in Brand zu stechen und seinen Leichnam auf die Straße zu wer⸗ fen. In einem anderen wird die seltsame Behauptung aufgestellt, die Frem⸗ den wären gar keine Engländer, sondern meist verkleldete aus chinesischen ö In einem dritten heißt es, das Vost knirsche mit den Zähnen vor Unwillen, und die Zimmerleute und Maurer hätten sich vereinigt, den Engländern bei ihren Bauten feinen Beistand zu leisten. Die Engländer kehrten sich indessen an diese und andere leere Drohungen nicht, sondern nahmen den Plan der neuerworbenen Grundstücke auf. Man sprach zwar von einem Angriffe der Chinesen auf die fremden Teufel und traf Anstalten, die Thore mit Sandsäcken ö verrammeln; aber die Nacht ging ruhig vorüber, und am 7. April erließ Kijing eine zugleich scharfe und beruhigende Proclamation.

Seitdem hat sich nichts von Belang zugetragen, obgleich die Stim— mung der Chinesen sehr erbittert war. linkerm 9. April erschien eine Pro— clamation des Gouverneurs, worin es heißt, die Engländer sähen das Volk als kleine Kinder an, die man nicht beschädigen, fondern schützen wolle. Darauf erschien am solgenden Tage eine energische Antwort sämmtlicher Gelehrten und Kaufleute der Provinz Kuin-Tung, worin den Engländern gerathen wird, sich mit ihren elenden 1000 Mann ruhig zu verhalten, sonst würde man ihnen die Vorräthe abschneiden und ihnen Hunderttausende von Mi⸗ lizen auf den Hals schicken. Auch ist ein Reglement für die Errichtung einer chinesischen Bürger-⸗Garde erschienen, * ausdrücklich eingeschärft wird, sich ni t bange machen zu lassen, und die Einwohner werden aufge⸗ fordert, wenn die Barbaren einrückten, Ziegel und Stein von den Dächern mit Donnerkraft herabzuwerfen. In Folge der fortwährenden Aufläufe haben die Mandarinen Tschang und Li das Volt , ., die Aus⸗ länder nicht anzustarren, sondern sie freundlich zu behandeln, wie es der Wille des Kaisers sei. Diese Proclamation ist übrigens fast überall ab⸗ gerissen worden. Nachträglich haben die britischen Behörden die Nieder? reißung der gefährlichen Schiffergasse, die man Hog⸗Lane nennt, verlangt, wo die Matrosen zu Trunkenheit und anderen Extrava anzen verleitet wer⸗= den. Die Straße ist einstweilen gesperrt, da der Pöbe gedroht hat, sie im schlimmsten Falle in Brand zu stecken. Allem Anschelne nach, wird es nicht ohne ferneren Tumult abgelaufen sein.

wissenschaftliche und Kunst / nachrichten.

Arndt.

Nothgedrungener Bericht aus seinem Leben von * M. Arndt. Zwei Theile. Leipzig 1847.

In einem Briefe an den Staatskanzler Fürsten Hardenberg vom Jahie 1820 schreibt Arndt: „So hoffe ich . die Wahrheit und auf die Zeit, welche ich die Alloffenbarerin nennen will. Ja die Zeit wird Alles auf⸗ decken und offenbaren. Sie plaudert jetzt zu Jeschwind ihr eigenes Geheim- niß aus; sie wird auch das Geheimniß ausplaudern, daß ich nie kein Ge= imnig Hatte hoch haber

ͤfse Hoffnung hat sich in reichem Maße erfüllt, so zwar, daß das Geschick, wel gergde bem Mann, der unter den ersten und im Verein mit den Besten Deutschland befreien half, wenn nicht ein polfttsches Ver—=

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brechen, so doch eine falsche Richtung vorgeworfen wurde, durch das, was die Jelt gelacht ha gesühnt it. Die Zeil, in Kei Arn bt nilrköe, gehört setzt vollständig der Geschichte an, und wenn der 77jäh— rige Greis auch noch unter uns wandelt und in die Zeit der Erfüllung igen durste, so ist doch sein Theil an der Vergangenheit größer als an der Hegenwart., Das längst Verschollend empfindet auch Arndt selbst: „Es hilft nicht!“ schreibt er „wie mir auch vor all' den gespenstischen Erinnerungen schaudert es hilft nicht, ihr müßt heraus, ihr müßt ein mal wieder an's Licht, ihr müßt jetzt für mich sprechen, damit falsche Zun= gen nicht hinter meiner Bahre sprechen dürfen.“

Diese Stimmung beherrscht den ganzen ersten Band der vorliegenden Schrift. Mitgetheilte Briefe und Beweisstüicke sollten Arndt 1829 v5 dem Staatskanzler, heute vor der Welt rechtfertigen: daß er des ihm zur Last gelegten Verbrechens geheimer Verbindungen und der Verführung der Ju gend unschuldig sei. Sie sollen beweisen, daß er vielmehr in den Jahren 1313 15 unter öffentlichem Ansehen und in Uebereinstimmung mit den herrlichsten Männern Preußens und nach den von den hohen Verbündeten selbst ausgesprochenen Grundsätzen gewirkt und gestrebt habe, und daß seine Klagen über das gegen ihn beobachtete Verfahren, welches er vollständig darzulegen sucht, 6 seien. Hierbei kommt aber so Mannigfaches zur Sprache, da man über der personlichen Rechtfertigung Arndt's leicht vergessen könnte, daß damals auch weniger reine Elemente sich geltend machen wollten. Um deshalb nicht gegen die Untersuchung überhaupt zu ungerecht zu werden, wird man wohl thun, sich auch der Worte des Gra fen Gesler an Arndt zu erinnern, welche der Erstere, der doch von Arndt's Treue und Unschuld ganz überzeugt war, schreibt, und die ihre Ausdehnung auf Anderes, als das Turnen allein erlauben: „Ueber das Turnen lassen Sie mich Ihnen noch ein Wort sagen. Allerdings ist es sehr gut, den Jungens corpus annum Zu machen, damit mens zana darin wohnen könne, aber ihnen in den Kopf setzen, daß von ihnen das Heil der Welt ausge⸗ hen solle, ist ins anum. * h f (ich mag gern sede Sache bei ihrem Namen nennen) dem Teufel in die Dand arbeiten, Ihr frommes, christliches Gemüth würde sich darüber ent— setzen.“ Vieles mag in dem ersten Bande zu lang sein; wer will es aber dem Greise verdenken, daß er, nachdem sein König und seine Zeitgenossen ihm gerecht waren, sich auch selbst die Gerechtigkeit der Nachwelt gesichert hat? Wir um so weniger, als gerade die Ausführlichkeit uns in die ganze literarische Wirksamkeit Arndt's bis 1815, in etliche 30 Broschüren, ihre Tendenz und ihren Inhalt einfilhrt. .

Den Schluß des ersten Bandes bildet ein Tagebuch von Arndt aus dem Jahre 1612 und einige Lebensregeln von 151 1816, welche für die damalige Stimmung äußerst bezeichnend und als Versuche, einen neuen und großen Sprachstyl zu bilden, wie sie immer mit einer großen Zeit zu—= sammenfallen, wichtig sind. ö

Dagegen weht es uns aus dem zweiten Theile wie frische Morgen— luft an; er enthält die Briefe, welche Arndt von den Trefflichsten seiner Zeit, von Schleiermacher, dem Grafen Gesler, Stein, Gneisenau, Niebuhr, Vincke, Schwerin Gruner, Nicolovius u. A. erhalten hat. Zugleich sind Briefe solcher Männer mitgetheilt, welche da ihre Lebensstellung weni⸗ ger hoch jetzt schon, der Vergessenheit anheimgefallen wären, aber darum Ferade in diesem Verein so wichtig sind, weil sie zeigen, wie hinunter bis in alle Stände und hinauf bis zu den höchsten nuͤr eine Begeisterung und dasselbe Bewußtsein war, ohne welche die Thaten jener Zeit unerklärlich bleiben. Wie groß die Wahrheit und Zeit überdauernde Frische der Briefe ist, zeigt sich am besten daran, daß sie wie gestern geschrieben erscheinen und, dazu dienen können, um sich an ihnen gerade in dem jetzigen Augen= blich, wo die Stimmung wieder erregter und die Aussicht in eine Zufunft geöffnet ist, im rechten Sinne zu erstärken. Wenn man die Zeit von 1818 ab anklagen muß, so ist dies besonders darum gerechtfertigt, weil sie dieje— nigen welche bis dahin nach wahrer Freiheit strebten, aber ehrlich, von Grund aus ehrlich, wie Arndt und seine Genossen, voll Gottvertrauen, wie Stein, und trotz alles Tadels und des! Sturms Yer Leiden⸗ schaft voll Liebe zu König und Vaterland weil sie diese ver—Q— stummen, machte und die jüngere Generatson zwang, jenseits des Rheins ihre Weisheit zu holen und sich in der Sophistik und Rabulistik einzuschu— len. Diese Stimmung, welche nie etwas Großes aufkommen lassen wird, greist auch noch in unsere Tage herüber, und darum ist es besonders wich⸗ tig, jetzt wo ein neuer Weg eingeschlagen werden kann, die kleinen Mittel zu verlassen und in den großen religiösen und politischen Sinn wieder ein— zudringen, welcher diejenigen durchdrang, denen wir die Grundlage unseres jetzigen Daseins verdanken. Die wichtigsten Briefe von Stein, Gneisenau und ihren Freunden drehen sich hauptsächlich um die Verfassungs frage und die Klage, daß die Feder wieder verderbe, was das Schwert gutgemacht hatte; daß die Kriege der Deutschen in Verbindung mit Anderen nicht zu den Resultaten führen, welche aus den Fortschritten unserer Waffen sich nothwendig ergeben müßten; blos weil wir es bei unser Allerweltfreund⸗ schaft mit Niemand verderben wollen. Besonders tief fühlte den Schmerz Gneisenau und was ihm anhängt. Eine angenehme Gabe sind uns die Briefe des Grafen Gesler, eines Freundes von Stein, aber in immerwäh— rendem Kriege mit der titanischen Impetuosität desselben, selbst klar, resig⸗ nirt, und wenn nicht an Naturkrast, so doch an Menschenkenntniß und der richtigen Beurtheilung des Möglichen vielleicht Allen überlegen. Interessant vor Allem sind auch die späteren Briefe Steins aus der Zeit der französischen Revolution, die recht gut zeigen, wie der Mann, der unsere Freihein begründen half, von den französischen Spmpathieen dachte und was er von einem Par⸗ teiwesen, welches uns so oft als Muster hingestelit wird, gehalten hat.

Da die Briefe aus früherer Zeit schon des Umfangs wegen hier nicht Platz finden können, weil der Reichthum schwer einen Auszug zuläßt, da sie auch anderwärts schen vielfältig mitgetheilt sind, so beschränken wir uns darauf, aus ihnen hier nur eine Stelle aufzunehmen, die wir nirgends er= cerpirt gefunden haben, und die speziell seine Ansicht über das Wesen der Stände überhaupt klar ausdrückt, hier ergänzend voranzustellen. Sie steht in einem Briefe Stein's aus dem Jahre 18s: „Wir leben in einer Zeit des Uebergangs, wir müssen also das Alte nicht zerstören, sondern es zeitgemäß abändern und uns fowohl den demokratischen Phantasten als den gemiethelen Vertheidigern der fürstlichen Willkür widersetzen. Beide verei— nigen sich, nur Zwietracht unter den verschiedenen Ständen der bürgerlichen Gesellschaft zu erregen, in entgegengesetzten Absichten, die Einen, um alle Versuche, eine repräsentative Verfassung zu bilden, zu vereiteln, die Anderen, um eine unhaltbare ins Leben zu bringen.“ „Dieser Haß unter den Stän« den, unter Bürgern und Adel, bestand in den blühendsten Zeiten der deut- schen Städte im 143 14. Jahrhundert nicht; jeder Stand hatte seine Ehre, zwischen ihnen bestand ein wechselseitiges Band der Dienstleistungen, des Umgangs, durch Verfassung und Sitten geknüpft.“ „Diese Stände müssen neben einander bestehen, nicht durch einander gemengt, ein Geschlechts- und Güter⸗Adel, kein Dienst-Brief⸗Adel, ein tüchtiger Bürger- und Gewerbestand, ein ehrsamer freier Bauernstand, kein Tagelöhnergesindel: und so steht der alte, durch den Lauf der Zeit geschwächte Stand der Freien wieder da, er= scheint in der Gemeinde, am Amts- oder Kreistage, auf dem Landtage, auf dem Reichstage zum Berathen und Beschließen und greift in gemeinsamer Noth zu Wehr und Waffen.“ „Ein solcher Zustand der Dinge läßt sich aus dem Bestehenden entwickeln und selbst die alten Benennungen, in jedem Lande einheimisch und bekannt und verständlich, beibehalten, z. B. Erben⸗ tag, Kirchspielstag, Amtstag u. s. w.“ „Auf diese Art wird nicht Alles zertrümmert und ein neues aus der Luft gegriffenes Gebäude ohne Festig⸗ keit und he ig aufgeführt.“ x

Von den Briefen Sitein's aus der späteren Zeit mögen die nachfolgen⸗ den, welche sich auf die abgeschlossene Thatsache der französischen Revolution von 1830 beziehen, hier Platz finden.

4 „Den von grauser Furcht Ergriffenen empfehle ich, sich an dem Beispiel einer alten 78jährigen kränklichen Frau zu stärken, meiner Schwe⸗ ster, Aebtissin in Homberg. Sie schreibt den 31. Ottober: „„In Homberg waren einige Unruhen. Man hat unser Stift mit Anzünden bedrohl. Gott aber schützt: ich fürchte mich nicht.““ Dies erzählen Sie doch den alten Weibern in Hosen. Werden wir an egriffen, so müssen wir uns tüchtig schlagen. Heil von den gran erwarten, welche Narrheit: von diesem habsüchtigen, gottlosen, gemüthlosen, eitlen, lügenhaf⸗ ten Volle? Ihr ganzes politi ches Treiben seit der Restauration war Eine Lüge, ein foridauernder Kampf der Parteien, Aristorkraten, Liberalen, Jakobiner, um Herrschaft und Gold. Jetzt sind die Liberalan wie' der in Parteien gespalten. Allen fehlt Treuen, Liebe, Wahrheit.“ „Seit dem 12ten dieses ist unser Landtag in Münster eröffnet. „Mit treuer Anhänglichkeit, Kappenberg, den d Homme; 1830. Stein.“

2) „Wohl wende man seine Blicde lieber auf die stille Wohnstube

Venn Sie wüßten, wie Narren und Schurken

als auf das tolle belgische Treiben, ein unzusammenhängendes Gemenge von Pfaffenthum, b near Aristokratism —— Elemente, die sich trennen müssen.“ „Indessen hoffe ich auf die Dauer des Friedens.“ „An der französischen Revolution des 26. Juli habe ich eben so wenig Freude. Ihr Prinzip ist Kampf der Parteien, ihre Mittel Zette⸗ lungen und Treibereien, Factionsgesellschaft, ihr Resultat schwankende con⸗ stitutionelle Gebäude, Erschütterung des Wohlstandes, Herabwürdigung reli⸗ giöser Gesinnungen, bedrohte Gefahr der europäischen Ruhe.“ „Wer hat die Ordonnanzen gegeben? Der, welcher, von allen Seiten gedrängt, in ihnen eine Rettung suchte? oder die, welche drängten und drohten?“ „Gute Erscheinungen sind die gemäßigte Sprache einer starken Partei und die Selbstständigkeit, welche die öffentliche Meinung in den Provinzen ge⸗ gen den pariser Journalism annimmt u. s. w.“ Kappenberg, den 19. Oftober 180. Kl. v. Stein.“

3) „Vortrefflich! herrlich! Da tönt der Schlachtenruf, das Triumph⸗ lied des alten Salden kräftig, geschichtlich wahr, belebend, aufregend.“ „Lassen Sie doch 1000 Exemplare für 2 Silbergroschen verkaufen durch den Verleger. Ich will den Ausfall an den Selbstkosten ihm ersetzen.“ „Einiges bemerke ich: Der vierzigjährige Kampf der Parteien flößt die größte Ver— achtung ein gegen das eitle, leichtsinnige, habsüchtige Volk. Nirgends Liebe zum Vaterland, zum Guten, Wahren, und auch bei keiner Partei son dern überall Streben nach Herrschaft, Geld.“ „Selbst die äußeren Formen ihrer Verhandlungen zeigen das Sorglose, Selbstsüchtige.“ „Um 1 Uhr versammelt man sich. Um 6 zum Diner. Dann im Salon zum Klat⸗ schen. Intriguiren ein eigenthümlich französisches Wort. Welcher Kontrast mit den Parlaments -Versammlungen!“ „Ihre Diskussionen sind gehaltlos; sie drehen sich um Wahlformen und Aeußerlichkeiten herum. Anstalten zur religiösen intellektuellen Veredlung sind nie der Gegen— stand derselben und doch reduzirt sich Alles auf die Regel: Sschelm, bessere Dich.“ „Sie hatten zwei gute Ministerien, das von Richelien de Serre und Lainé und das von Martignac, Le Ferronay, Hyde de Neusville; sie wurden verdrängt: das letztere von den Liberalen und der Congregation. Hätten die ersten nicht mitgewirkt, so wäre es den letzteren nicht gelungen. Nun warf sich der arme, andächtelnde Karl E, der Ruhe suchte und nirgends fand, in die Arme eines Absolutisten Mr. de Polignac. „2yIules H.“ schrieb mir den 22. Sepiember 1829 eine Frau, die zur Devise annahm: Vive le Ri absolu et la sainte Inquisition! „„a de l' ůnonneure, du devonement, mais ni täte, vi caractäre. II est fort en- tete, a laissè üsurper sa consianat par des gens pervers. La llatterie zera son Caucil,““ „Ein solcher Mann sollte leiten, kämpfen, im Sturm steuern. Die Liberalen wollten die Bourbons stürzen, lähmen. Verweigerte nicht Herr Terneaux, ein bejahrter Mann, ein großer Fabrikbesitzer, dem Mr. Martignae das Budget? Und was ist Verweigerung des Budgets? Es ist Apoplexie der Staats verwaltung: Verwaltung, Heer, Kredit sind auf⸗ gelöst. Die Liberalen gestehen ja ein ihre Verschwörung gegen den ilteren Zweig der Bourbons, sie provozirten die Ordonnanzen, und hätte Karl X., mis son dul en selle, 20,900 Mann in Paris aufgestellt, so hätte er lie durchgesetzt. Ich finde in der glöriosen Revolution nichts Glorioses. Es war Parteikampf: die stärkere zeitgemäße siegte, die schwächere, verblendete unterlag. Und was ist das Resultat? Erschütterung des Staats in seinen Grundpfeilern, Vernichtung des Wohlstandes und National -Reichthums, Kriegsgefahr, eine Grundsteuer-Erhöhung von 27 Mill. Thaler, Herrschaft der Banquiers statt der großen Grundeigenthümer. Die Grundlage des französischen Charakters ist Eitelkeit und die Frucht dieser Wurzel ist Lüge. Merkwürdig ist es, daß alle französischen Konvulsionen seit 10 Jahren ihre Lage verschlimmert haben, während die der Nachbarn sich verbesserte. Sie verloren St. Do— mingo mit einer Production von 189 Millionen, ihre Besitzungen in Ost indien, ferner mehrere Gränzfestungen. Der Theil Deutschlands, der sie be⸗ rührte, war in kleine Staaten aufgelöst; er ist jetzt konsolidirt, militairisch organisirt. Oesterreich hat sich durch Jtalien und Galizien, Preußen durch Posen und in Deutschland vergrößert und verstärkt. Rußland und England will ich nur erwähnen. Dagegen ist das Innere von Frankreich mit hohen Abgaben belastet, ihre Staatsverfassung zwischen Sein und Nichtsein schwankend, ihre Kirche zerstört, ihre Elementarschulen erbärmlich, ihre hö— heren Lehranstalten unvollkommen überall die Saaten der Eitelkeit und Lüge aufkeimend.“ „Mit der reinsten Hochachtung und treuesten Anhäng— lichkeit, Kappenberg, den 29. März 1831. Stein.“ .

Zur italienischen Kunstgeschichte.

Runge's Beiträge zur Kenntniß der Backstein⸗Ar=— chitektur Italiens. Berlin, C. Heymann. II. u. III. Heft.

Wenn ich den Anfang dieses interessanten und nützlichen Werkes freu— dig willkommen heißen konnte (vgl. Nr. 61 d. Bl. v. 2. März), so ist es mir sehr erwünscht, der Fortsetzung desselben das Zeugniß zu ertheilen, daß die Erwartungen, welche die erste Lieferung erregte, durch die beiden fol⸗ genden vollkommen befriedigt werden. Nicht in kunstgeschichtlicher Hinsicht nur sind verschiedene der hier mitgetheilten Proben jener bisher neben ihren glänzenderen Schwestern, in diesem Lande wenigstens, etwas vernachlässigten Gattung wichtig: auch für die praktische Anwendung sind sie beach— tenswerth, und in letzterer Hinsicht ist es keinesweges ohne Be deutung, daß gerade manche der einfacheren Motive, solche nämlich, die das Material fast von selbst an die Hand giebt, eine so eigenthümlich schöne und durchaus architektonische Wirkung hervorbringen. Wie zum ersten Hefte, haben auch zu den vorliegenden die obere Romagna und die Lombardei den Stoff geliefert: der Reichthum an Bauwerken dieser Art, welchen die erwähnten Theile der Halbinsel besitzen, dürfte schon aus dem Umstande sich ergeben, daß von allen denen, die ich in meinen früheren Bemerkungen namhaft machte, ein einziges nur, die Certosa bei Pavia, hier in Betracht gezogen ist und so auch in diesen Regionen noch die trefflichsten Werke bleiben. Ist doch Bologna's vorzüglichster Bau dieser Art, das Foro de' Mercanti, noch nicht aufgenommen. Und in diesem schönen, wie malerischen Bologna, wo leider auch die Modernisirungswuth, welche sonst die italienischen Provinzialstädte etwas mehr verschont als die Hauptstädte, mannigfaches Unheil angestiftet hat (neuerdings trieb sie mit der Fagade des sogenannten Palastes König Enzio's, seinem Gefängniß nämlich, ein schlimmes Spiel), ist in unseren Tagen manches hierher Gehörige verschwun⸗ den, so eines der alten Häuser der Familie Lambertini (aus welcher P. Benedilt xIV. stammte), setzt in ein Wirthshaus Leoncino d'oro in Via degli Orefiei umgewandelt und mit Ausnahme eines einzigen Fen= sters verdorben, während es einst durch seinen Thurm, wie durch seine Or⸗— namente von gebrannter Erde, zu den bemerkenswertheren der Stadt ge⸗ hörte. (Vergl. G. Gi rdani, Della venuta e dimora in Bologna del Sormmo Pantisie« Clemente VII. Bol. 1842. Anm. S. 81.) Solche Beispiele gehören unglücklicherweise gerade nicht zu den Seltenheiten.

Unter den hier mitgetheilten bolognefer Bauwerken ist der Hof⸗ raum des PßaBpzzo Bevilacqug das bedeutendste. Die Bevilacqua sind ein ferraresches Geschlecht: in der Geschichte des Hauses Este kommen sie oft vor. Der Kard. Bonifaz Bevilacqua setzte Torquato Tasso das Denkmal in S. Onofrio ; in Ferrara trägt ihren Ramen der große und schöne Palast, welchen in unseren Tagen das Hgupt des Johanniter-Ordens bewohnte, als derselbe in jener Stadt seinen Sitz hatte. Der bolognesische Palast, welcher, dem Bramantino von Mailand zugeschrieben, aus dem Anfange des 16ten Jahrhunderts ist, kommt hier nur des genannten Cortile wegen in Be⸗ trackt; dasselbe bildet ein regelm ßiges Vlereck mit zwei Geschossen Arkaden, son je sechszehn korinthischen Säulen getragen. Es ist das Prinzip der florentinischen fr nn der Michelozzo-Albertischen Zeit, die wir auch in späteren Jahren noch häufig finden: nur ist hier Reichthum an Ornament, wäh⸗ rend die florentiner Cortisien ernster und einfacher sind und höchstens Me⸗ daillons zwischen den einzelnen Bogen haben. Im gegenwärtigen Falle dagegen sind an beiden Geschossen die Bogen mit Ornamenten in Terra— cotta. verziert, das Gebälk über denselben sodann in noch reicherer Weise mit antikisirenden Motiven., Bemerkenswerth ist noch die Fanade eines Wohnhauses, wie sie in Bologna häufig vorkommen, einfach in der ganzen Anlage, das obere Geschoß auf Arkaden vorgebaut, wie hier meist der Fall; die Fenster von derselben eigenthümlichen geschmackvollen Form, wie an dem größeren auf Tafel III. und 19. des, J. Heftes dargestellten Gebäude. Ost wird man gerade da durch die Schönheit und Zweckmäßig⸗ leit des Einzelnen erfreut, wo die Gesammtanlage eine durchaus anspruchs⸗

lose ist.

Die meisten Beiträge zu diesen beiden Lieferungen sind aus Ferrara entnommen, und man 5 um so mehr über den eichthum an Motiven,

je geringere Aufmerksamkeit, nimmt man einige der berühmtesten Bauten,

wie den Dom und das Estensische Schloß, wie ein paar der größeren Paläste,

aus, im Allgemeinen der Architektur in dieser Stadt gewidmet wird, deren

hist ori sche , . votzugsweise anziehen, so daß Manche über dem

angeblichen Kerker des Tasso vieles Andere vergessen. An Palästen wie Wohn⸗

häusern ist aber viel Bemerkenswerthes vorhanden, und Herr gift

hat eine gute Wahl getroffen. Dazu gehört ein in seiner Einfachheit sehr

schönes, von einem Rahmen im Quadrat eingeschlossenes Rundbogenfenster

an dem schon genannten vormaligen Herzoglichen Schloß (Bl. XII), jetzt

Residenz des Kardinal⸗Legaten: man kennt dies finstere, burgãhnliche, ma⸗

lerische Gebäude mit seinen vier massiven Eckthürmen von einem Graben

umgeben, bei jedem Schritt das Andenken an die früheren Herrscher weckend,

welche hier einen Hof hielten, der, wie kaum ein anderer, von der Poesie ge⸗

feiert worden; wenngleich von den Kunstwerken, womit sie ihre Wohnung

schmückten, wenig nur vorhanden ist, worunter indeß Dosso Dossi's mytho=

logische Fresken sich auszeichnen. Von besonderer Zierlichkeit sind

auch (auf Bl. XI.) Rundbogenthüren und Fenster mit Stichbogen von einem

anderen Estensischen Palazzo: La Scandiana (Ende des 141ten und erste

Hälfte des 15ten Jahrhunderts), so wie (Blatt X.) Zwillings⸗Fenster von

einem dortigen Wohnhause, dessen Fagade später gegeben werden wird, und

(Blatt XV.) Theile der Facade eines anderen Hauses mit Rundbogen⸗ thüren und Stichbogenfenstern mit breitem verzierten Friese. Besonders noch wird die Aufmerksamkeit durch das auf Blatt XIV. abgebildete Haus auf sich gezogen, dessen Außenseite, lediglich durch das wohnliche Bedürfniß des Innern bedingt, den Ansprüchen an Sommetrie, den modernen nament— lich, auf keine Weise entspricht, aber sowohl an sich originell ist, wie durch schöne Motive im Decorativen, besonders an der Archi volte des Stichbogens der Haupt- Thür sich empfiehlt. Die Fenster zeigen abwechselnd theils Spitzbogen, theils, und zwar die kleineren, Stich— bogen. Die häufige Anwendung dieses letzteren Bogens erinnert an den in England im XV. Jahrhundert sehr beliebten sogenannten Perpendi— kularstol, welcher dort die letzte Periode des gothischen bildete und all⸗ mälig in den Tudorstol überging. Während die ferrareser Wohnheiuser so manches Beachtenswerthe bieten, kommen auch ein Paar der dortigen äl— teren und kleineren Kirchen in Betracht. Diese sind Santa Giuliana und Santo Stefans (Blatt XVII.); sie sind im Spitzbogenstyl, erstere mit besonders schönen Verzierungen an den Archivolten der Fenster, wie an den Fensterrosen. Die Hauptgesimse von diesen, wie anderen kleineren Kirchen, Sta. Libera, Sant' Antonio vecchio, Kapelle von San Dom e⸗ nico (wo im anstoßenden Kloster der berühmte, von Ariost gefeierte Celio Calcagnini begraben liegt, der seine Bibliothek hierher vermachte) zeigen ein Gemisch von germanischen und antikisirenden Formen; im Allgemeinen erscheinen sie etwas schwerfällig in Folge des Uebereinanderstellens von Glie— dern. Die einfacheren Motive verdienen im Ganzen den Vorzug.

Zwei Gebäudetheile bleiben noch zu erwähnen und zwar die reichsten und vielartigst geschmückten, welche die beiden Lieferungen enthalten. Der obere Theil der Fagade der Kirche Sta. Maria in Strata zu Monza (Blatt VII.) zeigt den Spitzbogenstol in seiner schon der Ueberladung und dem Ueberwiegen des blos Dekorativen sich annähernden, immer aber zier— lichen und viele anmuthige Motive entwickelnden Epoche zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts. In der Mitte eine schöne Fensterrose, daneben Spitzbogenfenster, unter dem Giebel eine ähnliche Blende mit einem Ma— donnenbilde und zu den Seiten nochmals kleinere einfachere Nundfenster, die ganze Wand mit den mannigfaltigsten Verzierungen, theils Arabesken, theils Blätterwerk bekleidet. Der untere Theil dieser Fagade ist leider durch spätete Verstümmelung entstellt. Auf dem Xiliten Blatte endlich sehen wir Details der Arkaden eines der Höfe des vollendetsten und bewunde— rungswürdigsten unter allen hierher gehörigen Bauwerken Italiens, der Tertosa von Pavia. In meinen früheren Bemerkungen gedachte ich der— selben; die Fortsetzung wird ohne Zweifel Mehreres bringen: so möge hier nur diese vorläufige Erwähnung stehen. .

Wie man sieht, bringt das Werk des Herrn Runge so Werth— volles, wie Mannigfaltiges, indem es sich der Beachtung des Praktikers nicht minder empfiehlt als der des Kunsthistorikers. Einen neuen Beweis aber liefert es zur Begründung der Wahrheit, daß Italien, seit Jahrhun— derten und in so verschiedenen Richtungen untersucht und ausgebeutet, in jedem Kunstzweige immer wieder Neues, Treffliches, Nachahmungswerthes bietet, was denn vorzugsweise bei den für minder begünstigt und wesent— lich erachteten Seiten seiner Kunstthätigkeit der Fall ist. Daß auch in Ober Italien das Alter dieser Backsteinbauten hoch hinaufgeht, wird sich bei Betrachtung der dortigen Monumente, namentlich sener von Pavia, er⸗ Jeben; hoffentlich giebt die Fortsetzung des vorliegenden Werkes dazu bald Gelegenheit an die Hand. Als eines der ältesten Beispiele der reichver⸗ zierten Ziegel-A1rchitektur in den unmittelbar von den Alpen begränzten Gegenden dürfte die ehemalige Hospitaliter-Kirche Sant' Antonio di Rin- ver so gelten, nicht weit von der großen Straße gelegen, die von Susa nach Rivoli und Turin führt. Die Kirche, im Jahre 121 von Papst Calirtus II. ge⸗ weiht, ist im germanischen Stol und ganz aus Backsteinen errichtet, wobei die Spitzsäulchen, Gesimse, Ornamente sich durch große Zartheit auszeich— nen. Das Dach ist mit farbigen Ziegeln gedeckt.

A. v. Reumont.

k

Görlitz, 26. Juni. Heute wurde unter den üblichen Feierlich⸗ keiten der Schlußstein zu dem großen Neiße-Viadukt gelegt, woran seit drei Jahren unausgesetzt gebaut worden ist.

Florenz, 20. Juni. Heute wird eine weitere 18. Miglien lange Strecke der von Livorno hierherwärtsführenden Eisenbahn, näm— lich die von Ponte d'Era nach Empoli, feierlich eingeweiht, und morgen soll sie für das Publikum eröffnet werden. Hiermit werden nicht nur diese beiden Orte, davon jeder gegen 7000 Einwohner zählt, verbunden, sondern es wird Florenz beinahe allen anderen Städten Toscana's, so wie des Herzogthums Lucca, um ein Bedeutendes näher gebracht. Von hier nach Empoli sind ungefähr 3 deutsche Meilen, die man im Eilwagen, Omnibus 2c. in weniger als 3 Stunden zu— rücklegt, und dann fährt man in je einer halben Stunde nach Ponte d'Era, Pisa, Livorno oder in derselben Zeit von Pisa nach Lucca.

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gandels - und Görsen - Nachrichten

Berlin, den 1. Juli 1847.

IH echsel- Course. 1955. 53

Folu 300 FI. 97 6.

Auster dam 259 *I. do. 250 FI.

Ilamburg. ...... 3006 M.

do.

London 300 Fr.

Augs ur

Breslau

106 TPIr.

Leipzi in Courant im 141 TI. Fuss, 100 Thlr.

nnn n. , nhl ,, 160 FI. 109 skb.

3 Wochen

1085 108

PFetersbur

Inlän dische Fonds: HEandbrie/s-, AoOmmundl- Papiere und Cel - CQurse.

xf. Brief.

St. Schuld-Seh. 923

Seh. Främ. Sch.

HK. u. Nui. Schul dv.

Berl. Stadt- Obl. .

Wes ipr. Hsundhr. 4 8 . 34

Grossh. Posen do. 4 = 101 * do. do. 37 - 931 Gold al marce.

O, Ipr. Pfandbr. 96 Disconto.

Pom. do. 3 97 94

Geld. Gem. Ef. Brief. Geld. Gem. Kur- u. Nm. Pfdhr. 3 Seblesische do. 3 (do. Lt. B. Car. a. 3

Friedrichsdror.

Außustd r.

Auslündisoke Fonds.

= . * Russ. IIamb. Cert. 5 / Holn. nene Pfübr. 1 o. bheillope 3.4 8. 5 0. Part. 500 FI. 4 do. do. 1. Aul. 4 do. do. 360 FI. do. Stieglitz 2.4 A 4 941 llamh. Heuer- Cas. 37 do. v. Rothech. Ls. 5 I do. Stauts-Pr. Anl. do. Poln. Schatz 0.4 8, Ilollnd. 2 ,aIut. 2. do. do. Cert. I. 5 ͤ K urh. Pr. O . 40 Tb. o. do. L. B. 200FI. 1 53 Sardin. d. 36 pr. ol. a. Psdbr. u. C. ö 95 ö Neue Rad. du35 EI.

*.

Hisenbhakn- Actzien.

Antwerpen, 2. Juni. Zius!·

Frank furt a. M., 28. Juui- Bayr. Bank- Actien 668 6. Ilape 89 G. Stiegl. 883.

lo. soo EI. 0 3.3. Il am burg, 27. Juni.

Wien, 29. Juni. Kordb. 1623.

Amsterdam, 28. Juni. Getraidemarkt niedriger Preis. bunter polnischer Weizen 538 Gulden.

preise im Weichen; dagegen hat si erhalten. Die gestern gez n e en von 12868. Derzp bunten polnischen Weizen 550 Fl., 127. la6rfd. dito 533. 535 Fl. 9. dito 525 Fl., 125pf8. rothen schlesischen Weizen 185 Fl., 1279f8. holstein⸗ schen dito 455 Fl., von 116. 1176f8. revalschen Noggen 350. 366 Fl. 117. T20pfd. odessaer dito 396. 410 Fl., 117pfd. kurländischen dito 390 Fl. 116pfd. wittinne dito 39251. S0pfd. dicker Hafer 200 Fl.

Ans wärtigse Börsen.

Amsterdam, 27. Juni. Niederl. virkl. Scł. 5715. OV Spaa.

Neue Anl. 173.

Rank - Actien p ult.

5 95 Met. 1077. ö ; r Sr. 1.

kank-Actien 1610 ur. Bug. Russ. 1065. 106.

Glogau. 122.

(Teles. Depesche aus Köln, voi 30. Juni.)

Amsterdam, 28. Juni. Int. 575. ; London, 26. Juni. Cons. SS? baar. SS Rechn.

128pfd. Mit Roggen guter Handel.

A. Amsterdam, 26. Juni. Die Course der holländischen Staats- Papiere haben sich den größten Theil dieser Woche sehr fest auf dem vori⸗ gen Stand erhalten, ohne daß eben ein lebhafter Umsatz vorsiel; indessen wurde gestern die Stimmung wieder etwas matter, da sich einige Verkäufer einfanden. Integrale standen , auf 58 „6, wurden aber gestern um 4 I billiger gekauft; 4 proz. wirkliche v

zurück r n tet Handels-Maatschappy fielen von 1745 auf 173 * Die Preise von russischen Fonds haben sich bei häufiger Frage höher ghet besonders 4 proz. Certifikate bei Hope und, Comp., welche von 89 24 is 9 éeh gestiegen sind; alte 5 proz. Obligationen bei denselben erreichten 106 566. Die Course von spanischen Ardoin-Obligationen sind dagegen

Schuld ging von 904 auf 85 5 76

7aä I5h heruntergegangen, deren Coupons auf 14 9h,

von 187 allmälig auf 173 760 gefallen; portugiesische von 357 auf 335 6h. T , der Zins-Cours auf 4 bis 43 S gestellt. . An den Getraidemärkten wurde es im Umsatz von Veizen, und Roggen zur Versendung merklich stiller; von Roggen war indeß zu Anfang dieser Woche zum unverzüglichen Gebrauche so wenig an dem Markt, da zögernden Konsumenten an 6. Fl. p ;

rend bereits eingetroffene, doch zum Lösch h irtige ) ĩ billiger abgelassen wurden. Da täglich Zufuhren eintreffen, sind die Roggen⸗

Obligationen folgten derselben Richtung und gingen Da Geld wieder etwas flüssiger geworden, hat sich

ß die ro Last höher anlegen mußten, wäh⸗ öschen nicht fertige Ladungen selbst

sich Weizen gut auf dem vorigen Stande

Preise r 28pfd. verzollten alten ahlten Preise waren von 128pf 3 meer f!

Neue inländische Wintergerste galt 315 Fl.,

WMeteorologische Keobachtungen.

Amst. Rolt. 985 9 ba. u. G. Rhein. Stin. 1d 7.

Volleing. pi xl. . 5 . do. Frior. 30. Juni.

Aruh. Utr. ze rl. Anh. A. do. Prior. Kerl. HHanib. do. Prior. LRerl. Stett. Ronn-Cöln. Hresl. Freib. do. Prior. Cäöcth. Bernb. Er. Ob. Seh. Diss. Elherf. do. Prior.

1 1 1 1 4 1 41 5 1 4 1 1 4 4 Glos nitz. 4 1 1 1 1 4 1 1 1 5 1 1 1 1 1 1 5

d o. v. St. gar. 3 Sächs. Rayr. Sag. Gloßg. de. Prior. St.- Vohw. Thüringer. Wlhb. C. 0.) 36 k. Wind Tarsk. Selo. Wolkeunnzu. -.. .

Quitt.

116 6. ; Luftdruck Luftwäürme .. Thaupunkt... PDunstsätti i.

1083 bæ.

19h

Aach. Mastr.

Ber. Mrk.

Berl. Anh. B. 4

Be xb. Lud. 7 Brieg-Neiss.

. Chem. Risa. 3.

dd G. Cin. Mind. .

IImb. Ber. Kiel- Alt.

Lp. Dresd. Mad. Ilalb.

Mad. Leipæ.

stellung: 7 Uhr. 91 be u. G. Zu

do. Prior. N. Sehl. Me. do. Prior. do. Prior. NrTb. K. Ed. O0. Schl. Lt. A do. Prior. do. Lt. B. Pts. Mędb. do. Pr. A. B.

0. do.

923 2 do. I bür. v. 20 1013 bz. Presd. Grl. 90

K L, zittau. 70) 105 k. Magd. Witt. 30 S6 bz. u. B.

35 Mecklenb. 60

99 6 ordb. F. W. 60 737 u. 3 bz. u. 6. 98 bz. Rh. St. Pr. 70

92 6. Starg. Pos. 40 845 bæ.

1013 ba.

(Schluss der Börse 3 Uhr.) H. Laube.

Die Börss blieb heute bei steigenden Coursen animirt.

Gelraide- Bericht.

Am heutitzen Markt waren die Preise wie soltzt: Wuoiznen nach Qualitt von 116 - 120 Rthlr. Rogen 93, 96 u. 958 Kihlr. nach Qualität.

Liesrrunt pr. Juli S5 Rihlr. Bf., 84 G. = . pr. Juli / Autzust 74 Rihlr. b. Gerste loco 70—-— 72 Rihilr. Hafer loch nacli Qualitãt 14 46 Rihlr. auf Lieferung 8pfd. 42 —- 14 Rthlr. Rüböl loco 115 - Rih!r. Herbe 12 —11 Rtlilr. . Spiritus loco 29 Rthlr. be, p. Juli / Aug. 30 Bf.

Kanal- Listen: Den Finow- anal passirten am 30. Juni: 103 VWspI. Weizen,

1358 Wspl. Rossen, 63 W'spl. Haser, 4382 Git. Mehl.

Morgens

4 10,2“ Rh. 4 12.57 R. 81 pt. 50 pt

heiter. ge witterig. heiter

LTagesmittéel: 335 92“ Har... 4

Freitag, 2. Juli. ennhause. Yste, Die Brandschatzung. Hierauf: Die Willys.

2. in den Logen des ersten Ranges und ersten Balkons, Tribüne, 1 Rthlr. 10 Sgr.; im Parquet und in den Logen des zwei— ten Ranges 1 Rthlr.; in den Logen und än Balkon des dritten Ran— ges, so wie im Parterre, 20 Sgr.; im Amphitheater 10 Sgr.; in den Fremden⸗Logen 2 Rthlr.

Sonnabend, 3. Juli. 9 us ments-Vorstellung: Die Karlsschüler, Schauspiel in 5 Abth., von

Nach emmalfiger Beubaebtunꝶ.

Aleuds 10 Ub*. ͤ

235,9 1“ Par. Quell wärme 7,7 R. 4 1627 R Flusswöärme 17,0“ R. 4 8,5 R. kzoden wärme 1697 KE 13 pCt. Ausdünstuns 6, 9007“ Rb. Riedersehles Q, o10“ Rh. 0 NO. 0X0. Wärme wechsel * 21,0 o;O. 1117

4 16,7 R... 1082 n.. 58 p., NRO

Bogen. . d

Rönigliche Schauspiele.

Im Opernhause. 78Sste Abonnements⸗Vor⸗ Anfang halb

dieser Vorstellung werden Billets zu folgenden mittleren

Opernhaus-Preisen verkauft: . ö Ein Billet in den Logen des Prosceniums 1 Rthlr. 10 Sgr.,

so wie zur

Im Schauspielhause. 107te Abonne⸗

Verantwortlicher Redacteur Dr. J. W. Zinkeisen.

Im Selbstverlage der Eypedition.

Gedruckt in der Deckerschen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei.

Allgemeiner Anzeiger.

rachzuweisen, widrigenfalls die ausbleibenden Gläubiger aller ihrer etwanigen Vorrechte verlustig erklärt und mit ihren Forderungen nur an dasjenige, was nach Befrie—=

Zekanntmachungen.

643 Edittal⸗ Citation.

Nachdem über den Nachlaß des in Bromberg wohn⸗ haft gewesenen und im Jahre i841 in Danzig' verstor= benen Kaufmanns Ephraim Hirschberg auf den Antrag der Erben desselben per decretum vom 17ten d,. Mts der erbschaftliche Liquidations-Prozeß eröffnet worden ist, so werden alle diejenigen, welche an dem Nachlasfe des ꝛc. Hirschberg aus irgend einem Grunde Ansprüche

dem auf

zu haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, solche in

den 13. Oftober er., Vormittags um 11 Uhr,

dor dem Deputirten, Herrn Ober- Landesgerichts-Rath Boetticher, in dem Instructionszimmer des unterzeichne⸗ ten Ober Landesgerichts anberaumten Liquidations-Ter⸗ mine persönlich oder durch zulässige Bevollmächtigte, zu welchen bei etianiger Unbekanntschast die hiesigen Ju— stiz Kommissarien Herren Schultz J., Justizrath Schocpfe, Justizrath Rafalski und Landgerichts Rath Roquette vorgeschlagen werden, anzumelden und deren Richtigkeit

digung der sich meldenden Gläubiger von der Masse noch übrig bleiben möchte, werden verwiesen werden.

Bromberg, den 24. Mai 1847. Königliches Ober-Landesgericht. II. Senat.

641 Oeffentliche Vorladung. Ueber das Vermögen des Kaufmanns Carl Wilhelm Gustav Müller ist unterm 25. Mai 1846 Konkurs er⸗ öffnet und der Herr i , , gn Furbach vor⸗ läufig der Masse zum Kurator bestellt. ; . unbekannten Gläubiger des . und namentlich die dem w,, . Inhaber der Handlung Herrmann Leimbrock C Comnip. erden hierdurch vorgeladen ; , 39 Sign, m J. Vor mit ta s 11 uhr, im Stadtgericht, Nr. 59 Jüdenstraße, Jimmer Nr. 5!