1847 / 192 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

ührt 110,89. . welche Menge die Mehr⸗, Durch⸗ und . 6 Cfr. fast alle Bedeutung ver⸗ liert; d) an Obst weniger eingeführt 222,989 Ctr., und meh ein⸗ efuhrt 135,348 Scheffel oder, wenn man das Gewicht eines Schef⸗ in zu 96 Pfund im Durchschnitt rechnet: 118, 122 Ctr.; wonach also weniger bleiben 101, S⸗s7 Ctr.

reußen. Aus der tilsiter Niederung wird r. 257 „Der häufige Regen hatte unsere Ab- zugsgräben gefüllt, und die Schleusen waren nicht mehr hinreichend, di Wassermasse abzuführen, Hierzu gesellte sich eine Rüctauung des 57 wodurch die tiefe Niederung, besonders die Gegend von Rautenburg und Lappienen, in Gefahr kam, den bedeutenden Heu⸗ Ertrag ihrer Besitzungen einzubüßen. Das Wasser war bereits auf die Wiesen getreten, zog sich , bald zurück, daher die Wiesen⸗ Aerndte dort ungefährdet ausgeführt werden kann und bereits in voller Thätigkeit ist. Der Ertrag der Wiesen scheint in diesem Sommer recht ergiebig, wenn gleich geringer als im vorigen Jahre zu sein. Die Felder versprechen einen reichlichen Segen, ungeachtet bie Witterung sich hauptfächlich kühl zeigt. In der Nacht zum 5. d. hatte es bedeutend gereift, und Wäsche und Leinwand anf der Nacht⸗ Bleiche zeigte sich am Morgen steif. Die Vervollständigung und stär⸗= fere Befestigung des Flüßchens Greituschke unweit Seckenburg soll dieses Jahr noch in Angriff genommen werden; es sind dazu 309 Schachtruthen Feldsteine von der hohen Behörde bewilligt. Diese Koupirung, welche Wasserfluthen bereits zweimal zerstörten, wird nach Ausführung des jetzt beabsichtigten Baues einem großen Theile der tiefen Niederung hinlänglichen Schutz gegen Rückstauung gewähren und dadurch den Werth jener Ländereien bedeutend erhöhen.

Deutsche Bundesstaaten.

Königreich Bayern. (Münch. Ztg.) Heute am frühen Morgen verkündete der Donner der Geschütze die Jahreswiederkehr des Geburtstages Ihrer Majestät unserer allverehrten Königin The—⸗ rese. Bald auch füllten sich sämmtliche Kirchen der Hanpt- und Residenzstadt mit den Andächtigen, um den Segen des Himmels über die hohe Frau zu erflehen. Der erhabene Wunsch der Königin, daß der heutige Tag ein stillseliges Armenfest durch alle Gauen des Va— terlandes hin werde, hat auch hier, wie gewiß überall, den wohl— thuendsten Eindruck in Aller Herzen hinterlassen und wird sicher der schönsten Verwirklichung nicht fehlgehen. Die Stadt trägt heute ein ungemein heiteres uud rühriges Gepräge, begünstigt vom herrlichsten Wetter. Heute Abend wird im Königlichen Hof⸗-Theater bei festlich erleuchtetem Haus Mozart's Oper: „Die Entführung aus dem Se— rail“ gegeben. Nächsten Sonntag, den 11. Juli, findet zur Nach— feier des hohen Geburtstages Ihrer Majestät der Königin große Fest-Production des „philharmonischen Vereins“ statt, eingeleitet durch einen Festzug der Jugendwelt mit den sinnigen Schmuck-Attri— buten der beiden Geschlechter.

Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin von Leuchtenberg und

Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Herzogin von Braganza haben ihren Sommer⸗Aufenthalt in Ismaning genommen.

Das Nürnberger Intelligenzblatt vom 7. Juli enthält folgende Bekanntmachung des Magistrats, die Verbreitung aufrühre⸗ rischer Schriften betreffend: „Die Königliche Regierung von Mittel franken, Kammer des Innern, hat durch heute eingelangte hohe Ent— schließung vom 1sten d. M. ausgesprochen, daß, wer den Verbreiter der am 23sten v. M. im diesseitigen Polizeibezirk ausgestreuten auf— rührerischen Aufrufe entdecken und anzeigen wird, eine Belohnung von 25 Fl. erhalten soll. Hiervon wird das Publikum in Kenntniß gesetzt, mit der Aufforderung, diesfällige Anzeigen persönlich dem un— terzeichneten Vorstand des Polizei⸗Senats zu machen.“

In dem Regensb. Tagebl. vom 5. Juli liest man: „Auf den gegen Süden gelegenen Anhöhen des linken Donauufers bei Winzer, in den Flurmarkungen Kneiting, Maria-Ort, Prüfening u. s. w, wird heute bereits allenthalben Korn geschnitten. Dasselbe soll nach dem Urtheile tüchtiger Landwirthe von ausgezeichneter Schön⸗ heit und Güte sein. Wenn von München aus berichtet wird, daß die Aerndte in Niederbayern theilweise bereits im Gange sei, so ist dieses nur von der Winter-Gerste zu verstehen, die in hiesiger Gegend nur sehr selten gebaut wird, und da, wo es geschieht, schon eingebracht ist. Gegen das vorige Jahr hat sich die Aerndte in unserer Gegend um volle vierzehn Tage verspätet; diesmal beginnt sie in ziemlich normaler Weise im ersten Drittel des Monats Juli und wird bald allgemein im Gange sein. Die Sommerfrucht, welche anfänglich durch anhaltende Trockenheit und durch die ausdörrenden Winde sehr gelit⸗ ten hatte, hat sich durch die nasse und mitunter sehr warme Witterung der jüngsten Zeit so herrlich erholt, daß man auch hierin einer vollen Aerndte entgegensehen darf. Der Stand der Felder in dem getraidereichen Dunkelboden gewährt einen eben so erfreulichen, als prachtvollen Anblick.“

Königreich Sachsen. In wenigen Wochen erwartet man in Freiberg Aquasi Poachi, Prinz der Aschantis, welcher die hiesige Bergakademie beziehen wird. Der Prinz Poachi hat schon in seiner früheren Jugend Neigung zu den mathematischen Wissenschaften ver— rathen, verließ vor ewa sechs Jahren sein Vaterland Afrika und ge— noß seitdem in Holland eine gute Erziehung. Die Königliche nieder⸗ ländische Familie interessirt sich sehr für ihn. Nach der niederländi⸗ schen Goldküste von Guinea gehen in diesen Tagen einige freiberger Bergleute ab.

Königreich Württemberg. Nach dem Vorgang R. Mohl's ist der Professor der Medizin, Dr. Autenrieth, von der tübin⸗

1420 ger Bürgerschaft zum Stadtrath gewählt worden und hat die Wahl

angenommen, seine Function jedoch noch nicht angetreten, da die Re⸗ gierungs / Erlaubniß noch aussteht.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 8. Juli. Se. Majestät der Kaiser hat den Vice⸗ Präsdenten des galizischen Guberniums, Leopold Grafen Laczanzky, unter . er Bezeigung der Zufriedenheit mit seiner bisheri= gen Dienstleistung in der gleichen Eigenschaft zu dem mährisch-schle⸗ sischen Landes⸗Gubernium berufen, und den staatsräthlichen Referen— ten, Philipp von Krauß, zum zweiten Präsidenten bei dem galizischen Gubernium ernannt. .

(Bresl. Ztg.) Ein Handbillet Sr. Majestät des Kaisers an den Staats-Minister Grafen Kollowrath fordert diesen dringend auf, dem so hochgesteigerten Wucher in den Lebensmitteln aller Art, so viel als möglich, zu steuern.

Der berühmte englische Freihandels-Apostel Cobden ist hier ein getroffen und wird durch Lord Ponsonby beim Fürsten Metternich und Baron Kübek vorgestellt werden.

Die Aernte wird seit vier Tagen von der herrlichsten Witterung begünstigt und ansere Kornwucherer machen sehr saure Gesichter. Aus allen benachbarten Provinzen gehen ähnliche Berichte ein.

Prag, 8. Juli. Die böhmischen Bäder erfreuen sich in der laufenden Saison eines glänzenden Besuches, und besonders sind es einige im Aufblühen begriffene junge Kurorte, welche sich einer wach— senden Frequenz rühmen können. In Franzensbrunn ist die Anzahl der Badegäste schon auf 1590 gestiegen, und der Nachsommer wird deren gewiß noch viele bringen. Der Mittelpunkt der höheren Kreise der Badegesellschaft ist Ihre Majestät die Königin von Bayern, die unter dem Namen einer Gräfin von Wittelsbach mit zahlreichem Ge— folge hier verweilt und durch die Anmuth ihres Wesens allgemein gefällt. Auffallend ist diesmal die große Anzahl von Familien aus Wien, wie sie noch nie in den böhmischen kleineren Badestädten ge— funden wurde.

Pesth, 5. Juli. In dem Bacser Komitat sind in der letzten Zeit wieder Beraubungen der öffentlichen Post vorgefallen. Ein K. Intimat, welches das Komitat deshalb tadelt, sagt, daß in dem gan— zen Lande nicht so viele solche Beraubungen vorgekommen, wie in diesem Komitate allein. Aber in dem Komitatshause selbst wurden zwei Panduren von drei Mördern getödtet, welche das Komitats— Gefängniß durchbrachen.

Gestern fand in dem ungarischen National-Museum die feierliche Aufstellung des Jubilar-Reichsblattes für den verstorbenen Palatin Erzherzog Joseph statt. Dieses reich ausgestattete Kunstwerk dürfte zu den kostbarsten Schätzen des ungarischen Museums gehören.

Lemberg, 27. Juni. (O. P. A. 3.) Weil sich viele Juden aus Rußland, denen die Reformen der dortigen Regierung nicht zu— gesagt, herübergeflüchtet haben, dadurch aber die jüdische Bevölkerung in Galizien bis zu einem Siebentheil des Ganzen zugenommen hat, so soll, dem Vernehmen nach, in der wenig bevölkerten Bukowina der Anfang mit jüdischen Ackerbau-Kolonieen noch in diesem Jahr ge— macht werden, eine Maßregel, die dem galizischen Landmann eine große Erleichterung gewähren wird.

Zara, 3. Juli. (Oest. Lloyd.) Unser Lyceum wird einen Lehrstuhl für Agronomie erhalten und man hofft hiervon um so bes⸗— sere Ergebnisse, als sich derselbe bei dem Zustande unserer Landwirth⸗— schaft als ein wirkliches Bedürfniß dargestellt hat. In Sebenico wird eine nautische Schule eröffnet werden, von welcher man sich für die hiestge, sich der Marine widmenden Jugend ebenfalls den besten Er— folg versprechen darf.

Frank‚'re ich.

Deputirten⸗Kammer. Sitzung vom 6. Juli. Die Kammer beschäftigte sich heute, nach den (vorgestern bereits mit⸗ getheilten) Interpellationen über die Haussuchungen bei dem Mar— quis von Hauteville, mit der Benierschen Sache, die bei der Dis— kussion des Kriegs Budgets burch Herrn Lanjuinais zur Sprache gebracht wurde. Dieser drückte nämlich sein Erstaunen über das Be⸗ nehmen der Regierung in dieser Angelegenheit aus. Nicht nur habe dieselbe zu den ärgsten Verschwendungen und Unterschleifen, die in den unter der Aufsicht jenes Beamten verwalteten Vorräthen stattge⸗ funden, die Augen zugedrückt, sondern auch nach dessen Tode anscheinend alles Mögliche gethan, um die Sache mit Stillschweigen zu bedecken und so ihre Verantwortlichkeit zu retten. Es treffe die Regierung in dieser ganzen Angelegenheit der schwerste Tadel, erstens, weil sie nicht hinreichende Caution von Benier habe stellen lassen, dann, weil sie dessen Rechnungen nicht gehörig revidirt, und endlich, weil sie, als die Veruntreuungen desselben bekannt geworden, keine Untersu⸗ chung eingeleitet habe. Der Königliche Kommissaͤr, Herr Evrard St. Jean, vertheidigte die Regierung, indem er erklärte, Benier sei seit 1330 im Dienst gewesen, und das jetzige Ministerium habe von ihm deshalb keine Caution gefordert, weil ihm dieselbe von den frü⸗— heren Ministerien erlassen worden. Nie habe die Regierung einen Verdacht gegen Benier gehabt, denn seine falschen Rechnungen seien mit so a, , Gewandtheit angefertigt gewesen, daß auch die strengste Wachsamkeit hätte getäuscht werden müssen. Uebrigens habe die Regierung keinesweges den Wunsch, irgend ein Hehl aus diesen Unterschleifen Benier's zu machen. Herr Boissy d'Anglas wollte ersahren haben, daß Benier eine Untersuchung der Sache mit

Geld abgekauft habe. Herr Evrard St. Jean: Dies scheine eine förmliche Absicht von Seiten des ehrenwerthen Redners anzudeuten, das Kriegs Ministerium anzugreifen; er müsse diese Behauptung 97 falsch und 3 erklären. (Auf⸗ regung.) Herr * oi ssy d'Anglas: Er seinerseits wundre sich sehr, daß er nicht vor den Instructions Richter geladen worden, um Aufschlüsse über das zu geben, was er wisse; man hätte dann auch die Personen, von denen er dies gehört habe, und die selbst im Dienste der Regierung ständen, vernehmen können, Hier⸗ mit wurde vorläufig diese Debatie abgebrochen, da die Kammer auf Herrn Luneau's Antrag beschloß, die Fortsetzung derselben auf morgen zu vertagen. (Der Schluß der Debatte dieser Sitzung, die gestern wegen Mangel an Raum zurückbleiben mußte, ist in dem im gestrigen Blatt mitgetheilten Schreiben aus Paris schon enthalten.). Am Schluß der Sitzung richtete noch der Marquis von Mornay eine Frage an den Justiz⸗Minister. Es handle sich, sagte der Interpel⸗ lant, um eine sehr ernste Sache. Er frage, ob es wahr sei oder nicht, daß eine der in dem Eubieresschen Prozeß am meisten kom promittirten Personen, Herr Pellapra, die Flucht ergriffen habe. (Große Bewegung.) Wenn dies der Fall wäre, so würde man dar= aus schließen können, daß es allen vermögenden Leuten möglich sei, den Gesetzen ungestraft Trotz zu bieten. (Aufregung.) Er hoffe, der Minister werde Auskunft über die Sache geben. Der Justiz⸗ Minister bedauerte, daß der ehrenwerthe Deputirte ihn nicht vor— her von seiner beabsichtigten Interpellation benachrichtigt. „Hätte er dies gethan“, fuhr der Minister fort, „so würde ich ihm gesfagt ha— ben, daß ich, hier durch meine Pflicht zurückgehalten, nicht im Stande gewesen, Nachrichten über die Sache einzuziehen oder zu empfangen. Ich kann hinzufügen, daß, selbst den Fall gesetzt, das Gerücht wäre gegründet, der ehrenwerthe Deputirte doch hätte wissen müssen, daß dee Regierung am wenigsten dieserhalb ein Vorwurf treffen kann.“ Die Kammer trennte sich nach dieser Erklärung sehr aufgeregt; man erzählte sich, Herr Pellapra habe an den Kanzler des Pairshofes ge⸗ schrieben, er werde nicht vor dem Tribunal erscheinen, sondern seine Zuflucht nach dem Auslande nehmen, um sich diesem Prozeß zu entziehen. ö

Sitzung vom 7. Juli. Der Finanz-Minister moti= dirte den heute von ihm eingebrachten Gesetz- Entwurf über eine Anleihe von 350 Millionen Fr. in folgender Weise:

„Obgleich die Regierung gern jede Zuflucht zu außerordentlichen Mit— teln, um Fonds aufzubringen, bis zum nächsten Jahre verschoben hätte, ist sie doch, nach reiflicher Erwägung der kommerziellen Lage des Landes, zu dem Beschluß gelangt, daß ein solches Verfahren mit einsten Ungelegenhei— ten verbunden sein würde. Da die schwebende Schuld sich, den gemachten Berechnungen zu folge, zu Ende des nächsten Jahres auf soh Millionen belaufen wird und die thätige Betreibung der vom Staat unternommenen öffentlichen Arbeiten den Aufwand bedeutender Summen in allen Theilen des Königreichs erheischt, da überdies die Vorschüsse der General-Einneh⸗ mer durch die Kosten der zahlreichen für die Armen in den Gemeinden eröffne⸗ ten Beschästigungs⸗Werkstätten vermindert worden sind, so fühlte die Regierung, daß es weiser sei, die Befreiung des Staates von möglichen Schwierigkeiten nicht einem Zusammentreffen günstiger Umstände anzuvertrauen, sondern eine solche Eventualität dadurch zu antizipiren, daß man von der Kammer die Mittel zur Wiederherstellung des längst ersehnten Gleichgewichts zwischen Ausgaben und Einnahmen in Anspruch nähme. Es schien der Regierung auch rathsamer, lieber um die Ermächtigung zu unverzüglicher Beschaffung einer hinreichenden Summe anzuhalten, als in nicht sehr weit aus einander liegenden Zwischenräumen ihre Anträge auf Bewilligung neuer Fonds zu wiederholen. Wir fordern Sie daher auf, meine Herren, uns die Autorisa— tion zur Aufnahme einer Anleihe von 350 Millionen zu gewähren. Wie es gewöhnlich der Fall ist, so lassen fi auch diesmal die näheren Punkte des Geschäfts, die Zeit des Abschlusses der Anleihen, die auszugebenden Nenten, der Zinsfuß ihrer Emittirung, die hinsichtlich der Abzahlung zu bewilli⸗ genden Bedingungen, nicht auf dem Wege der Gesetzgebung feststellen, denn alle diese Umstände können nicht im voraus bestimmt und geordnet werden, man muß sie unserer freien Wahl und natürlich unserer Verantwortlichkeit überlassen. Ihre Sache, meine Herren, ist es, zu prüfen, ob wir Ihr Vertrauen ver—Q dienen; uns liegt die Pflicht ob, es zu rechtfertigen. So haben wir denn die Ehre, Ihnen im Namen des Königs solgenden Gesetzentwurf vorzule— gen: „„Einziger Artikel: Der Finanz⸗Minister wird hierdurch ermächtigt, die zur Beschaffung eines Kapitals ven 350 Millionen nöthigen Renten in das große Buch der öffentlichen Schuld eintragen zu lassen und durch öffentliche Konkurrenz zu negoziiren. Ein in Kraft vorstehender Ermächti= gung errichteter Tilgungs-Fonds von einem Hundertstel des nomi— nellen Kapitals der Renten soll zu den in dem National -Til— gungs Fonds begriffenen Summen hinzugefügt werden. Die zur e g. der Zinsen der besagten Renten und des Tilgungs-Fonds nö⸗ thigen Kredite sollen einstweilen durch Königliche Verordnungen bewilligt werden, um später die Zustimmung der Kammern zu erhalten. Der Ertrag der Anleihe soll zu den Ausgaben für die außerordentlichen öffentlichen Ar— beiten dienen. Ueber die Verwendung der besagten Fonds soll den Kam- mern jährlich besondere Rechnung gelegt werden.“ Der Minister schloß mit dem Vorschlage, daß dieser Gesetz-Entwurf an die Budgets-Kommission zur Prüfung überwiesen werden möchte.“

Herr von Raineville verlangt im Gegentheil, die Kammer solle den Gesetz- Entwurf den gewöhnlichen Weg durch die Büreau's nehmen lassen. Der Finanz-Minister erwiederte, er habe nur ngch zahlreichen Präcedenzfällen gehandelt, wenn er die Ueberweisung an die Budgets ⸗Kom⸗ mission vorgeschlagen, doch wolle er sich der vorherigen Prüfung in den Büreaus nicht widersetzen. . ,

Die Kammer beschloß denn auch, den Gesetz⸗ Entwurf an die Büreaus zu verweisen. Hierauf wurde Pellapra's Flucht nochmals zur Sprache gebracht. . .

Marquis von Mornah: Wenn ich den Herrn Minister gestern recht verstanden habe, so schien derselbe die Verantwortlichkeit für die Flucht einer der in dem Cubieresschen Prozeß angeklagten Personen abzulehnen. Ich

, . re

ben zu können. Die Florentiner schickten ihr auf Anregung Boccaccio's, der mit der Sendung beauftragt wurde, ein Geschenk von 16 Gulden. Ebenfalls auf ine, Rath widerriefen die Florentiner das gegen die 6 seines Freundes Petrarca erlassene Verbannungs⸗ und Confiscations⸗ ekret und sandten ihn nach Mailand, um ihn mit seinem Vaterlande aus- zusöhnen, was freilich nicht gelang. Er schrieb an ihn über sein Verhältniß zu den arglistigen Viscontis im Jahre 1354: „Ich möchte schweigen, aber ich kann nicht. Ehrfurcht hindert mich, aber Entrüstung zwingt mich, zu . Wie konnte Petrarca so weit seine eigene Würde, unsere Ge⸗ spräche über den ien Italiens, seinen Haß geen den Erzbischof (Jo- hann Visconti), seine Liebe zur Einsamkeit und Üünabhängigkeit vergessen, daß er sich am Hofe von Mailand einkerkern läßt? Warum gehorchte 6 nicht der Stimme seines Gewissens? Warum beugte er, der isconti einen Polyphem und ein Ungeheuer von Stolz nannte, sich unter sein * Wie konnte Visconti das gewinnen, was weder der Papst, noch Nobert von Neapel, noch der Kaiser sich erwerben konnten?“ Auf diese Vorwürfe war keine Antwort möglich, und Petrarta mig Als 1354 der Dergmeron erschlen, ertönte aus allen Kirchen und Klöstern ein Schrei der . Ein Karthäuser von Siena beschloß, nach Florenz h gehen und den Bösen zu bekehren. Er verkündete ihm, wie ein Mönch seines Ordens vor zwei Nächten im Geruche der . gestorben fei und ihm auf dem Tödtbette unter bem Siegel des 5 t= eheimnisses das Urtheil anvertraut, das Botcaccio's, wenn er unbelehrt leibe, warte; wie der heilige Mann in seinen Todes⸗-Visionen dies Unheil auf dem Antlitz des Erlösers ziehen Der Mönch fügte hien. daß er mit ähnlichen Aufträgen an allt lebenden Freigeister verfehen sei, und daß sein letzter Besuch Petrarca gelten werde. Der lebenssrohe Boccactio, der in so vielen Stellen des Decameron

*

die Listen und Betrügereien dieser mönchischen Propheten und Wunderjäger beschrieben und Alles bis auf die Sprache des geistlichen Warners wunder bar karrikirt hatte, wurde, verführt durch den aufrichtigen Schein, arglos ge— fangen und hielt sich für verloren. Im ersten Schrecken beschloß er, sich auf sein Schicksal vorzubereiten und in jenes Kloster zu gehen, woher die Warnung gekommen war. Ja, er verbrannte sogar alle seine frivolen Schriften, die er noch besaß, und nahm von Petrarca schriftlichen Abschied. Die ruhigen Ermahnungen dieses Freundes aber brachten ihn zum Theil von seinem voreiligen Entschlusse zurück. Er bestand jedoch darauf, geist= liche . an Tn, und sein Lebenswandel blieb bis zu Ende mu⸗ erhaft. ĩ a, Geldverhältnisse waren geeignet, ihn in seinen Plänen der Buße und ,, unterstüßen. In der letzteren Zeit seines wandernden Lebens war er von Alrrauth bedrängt. Die Noth und vielleicht ein Verlangen, den Schauplatz seiner Jugendliebe wiederzusehen, verleiteten ihn, die lockenden Ein⸗ ladungen des Seneschalls Acciaiuoli in 6 anzunehmen, in der Eigenschaft als Biograph und Historiograph. Man schickte ihn in eine ärmliche Kammer auf bem Dache und wies ihm bei Tische einen Platz unter Bedienten und Stall⸗ jungen an. So sehr Boccaccio Republikaner war, hatte er doch feinen Be⸗ griff von einer solchen Gleichheit. Er ging nach Venedig, um sich Petrarca an die Brust zu werfen, von da nach Florenz und Certaldo, den Geburts⸗ ort seines Vaters. 3

Die Nachricht von Petrarca's Tode, die er 1374 erhielt, verkündete ihm auch das Ende seines Lebens. Er verließ Florenz, wohin er berufen war, um die göttliche Komödie zu lesen und zu erklären, und starb 1375 in Eertaldo, 63 69 alt. ; .

dieser Weise hat Mariotti die ganze italienische Staaten, und

in der Absicht, durch den Kontrast des alten Ruhmes mit der jetzigen Ruhmlosigkeit seiner Landsleute für ihre Zukunft zu begeistern und zu stär= ken, und wenn sein Wort auch mitunter leidenschaftlich gefärbt ist, so liegt auch dem immer ein edler Patriotismus, der in der Entfernung vom Va⸗ terlande noch an Glut gewonnen hat, z Grunde und ein Aufschwung der Seele, mit dem man nicht immer rechten darf, wenn er über die ö Mäßigung in seinem Eifer hinausgeht. 21.

Preisaufgaben. .

In der am 21. April 14847 abgehaltenen gten n,, n,, de ober ⸗lausitzischen Gesellschaft der Wissenschasten wurden solgende Preisauf⸗ gaben gestellt: ü

1 Würdigung der Verdienste Adolph Traugott's ven, Gersdorf auf

Maffersdorf und Wigandsthal (des Stifters der Gesellschast) um die

Wissenschaften ue ent und um die oberlausitzische Gesellschaft der

Wissenschaften insbesondere.

2) ö. 9 ee und des Handels der Ober-Lausitz, nebst An= abe der Handelsstraßen und der darüber entstandenen Streitig⸗ eiten. ; . . Termin der Ablieferung an das Sefretariat der Gesellschaft ist für die erste Preisausgabe 3. 35. Januar 1818, für die zweite der 31. Ja— iar 1849. ; . 6 12 zur Lösung der ersten Preisaufgabe in den Sammlungen der Ge⸗ sellschaft vorhandenen Quellen und Hülssmittel stehen den Preisbewerbern unter den üblichen Garantieen gern un Benutzung offen, uͤnd dahin ein⸗ chlagende Anträge sind an das Sekrekariat der Gesellschaft zu richten.

Literalurgeschichte in einen anregenden Auszug zusammengedrängt, immer

*

kann aber nicht einsehen, wie das möglich ist, da der General-⸗Prokurator doch wohl das Recht hat, die Verhaftung der Angellagten zu verlangen,

Der Justiz-Minister: Ich bin jetzt von dem Vorgange unternich= tet, von dem ich gestern noch keine offizielle Kenntniß hatte. Die erwähnte Person hat Paris verlassen und wird, aller Wahlscheinlichleit nach, nicht um Verhör erscheinen. Was das Verfahren anbetrifft, welches der Pairs- of in Bezug auf den Entflohenen hätte beobachten sollen, ob er hatte in Verwahrsam gehalten werden müssen oder ob ihm seine Freiheit gelassen werden durfte, so erkläre ich mich durchaus unbefugt, über diesen Punkt eine Meinung abzugeben. 66

Herr Odilon Barrot: Es handelt sich einfach um Gleichheit zwi⸗ schen allen Angeklagten; welches auch ihre gesellschaftliche Stellung sein mag, sie müssen alle auf gleiche Weise behandelt werden. Ich muß be— haupten, daß die Rechtsbeamten der Krone befugt sind, die Haft der Ange⸗— klagten zu verlangen. (

Der Ju stiz⸗-Minister: Die Regierung kann kein Vorwurf treffen, denn sie selbst hat diese Sache vor den Pairshof bringen lassen. Nicht die Rechtsbeamten der Krone haben darauf anzutragen, daß die Angeklagten in Verwahrsam gebracht werden, sondern die ef eric erich lr, d Jia. Kammer oder die Anklage⸗Kammer. Ich bin vollkommen bereit, in allen vor das Forum der Regierung gehörenden Angelegenheiten die verlangten Antworten zu geben, aber für Entscheidungen, die, ich will gar nicht sagen, eine so hohe Gerichts Behörde, wie der Pairshof, sondern die auch nur der niedrigste Gerichtshof des Königreichs getroffen hätte, Rede zu stehen, ist außer meiner Gewalt. Der Pairshof hat gehandelt, wie er es fur rathsam gehalten, und weder ich, noch die Kammer haben über sein Verfahren elwas zu sagen. Auffallend ist es nur, daß in den zehn oder zwölf Tagen, die seit der Versetzung der Angeschuldigten in Anklagezustand verflossen sind, Niemand es für gut befunden hat, den geringsten Einwand gegen das ein— geschlagene Verfahren zu erheben.

Hiermit endete diese Erörterung, und die Kammer bestimmte ihre Tagesordnung für den noch übrigen Theil der Session. Sie vertagte die auf die transatlantische Paketschifffahrt, auf die bei Eisenbahn⸗ Konzession betheiligten Deputirten und auf das Privilegium der Bank von Bordeaur bezüglichen Gesetz⸗ Entwürfe bis zum nächsten Jahre. Zur Erledigung kommen sollen noch die verschiedenen Eisenbahn-Ent⸗ würfe, die Pension für Madame Duperré und die Ausbesserung meh— rerer öffentlichen Gebäude.

Paris, 8. Juli. Der König kam gestern nach Paris, um die Ceremonie der Uebergabe der von dem Papst aus Rom übersandten Kardinals-Insignien an die Erzbischöfe von Cambrai und Bourges, Kardinäle Giraud und Dupont, vorzunehmen. Fünf Staatskutschen fuhren nach dem Gebäude der fremden Missionen, wo die beiden Kar— dinäle und die mit Ueberbringung der Hüte für sie beauftragten Ab— legaten des Papstes sich befanden. Graf Gourgaud, Pair von Frank reich und Adjutant des Königs, und Graf de la Grave, Korvetten— Capitain und Ordonnanz - Offizier, saßen in der ersten Kutsche und überbrachten eine Schrift, welche die Befehle des Königs enthielt. Kurz nach Ankunft dieser beiden Offiziere in dem Kloster der Missio— nen stiegen die beiden Kardinäle in reichem Kostüm in die erste Kutsche. In der zweiten nahmen die in violette Roben gekleideten päpstlichen Ablegaten, in den anderen die zu der Feierlichkeit eingeladenen Groß— würdenträger der Kirche ihren Platz. In dieser Ordnung begab sich der Zug nach den Tuilerieen. Die Kardinäle und ihre Begleiter stie⸗ gen im Marschallsaal ab, aus dem sie gleich darauf in den Thron— Saal geführt wurden. Hier empfing der König von den Ablegaten die Hüte, die sich in rothatlassenen, mit Goldfranzen besetzten Hüllen befanden, und übergab sie den beiden Prälaten. Sodann wurden diese der Königin, der Prinzessin Adelaide und den übrigen Mitglie— dern der Königlichen Familie vorgestellt. Abends war großes Diner bei den Kardinälen in deren Wohnung.

Gestern hat der Kanzler der Pairs-Kammer, als Präsident des Pairshofes, auf den Antrag des General- Prokurators einen Ver— haftsbefehl gegen Pellapra erlassen. Wenn man des Entflohenen nicht habhaft wird, tritt Kontumazial-Verfahren gegen denselben ein. Pellapra's Freunde sollen Briefe vom Rhein von dem Flüchtigen er— halten haben. Der Minister-Rath hat sich bereits mit der Frage beschäftigt, ob man Pellapra's Auslieferung verlangen so le, und es wird versichert, man habe sich dahin entschieden, das Resultat der ersten Sitzungen des Pairshofes abzuwarten. Der Constitu— tionnel berichtet:, Wie es scheint, hat Herr Pellapra, nachdem er bei Tage seine Anstalten zur Abreise getroffen hatte, Paris am Abend in dem Augenblicke verlassen, wo die ganze Aufmerksamkeit der Poli⸗ zei auf den Ball im Park der Minimen gerichtet war. Herr Pella— pra soll einen Brief an seine Advokaten, die Herren Chair d'Estan— ges und Gauthier, geschrieben und ihnen erklärt haben, daß sein hohes Alter und der Zustand seiner Gesundheit ihm nicht ge— statteten, sich dem Verhör vor dem Pairshofe zu unterziehen. Dieser Brief wurde sogleich dem Kanzler übersandt.“ Meh— rere Blätter äußern in sehr starken Ausdrücken ihre Miß— billigung über die Nachsicht, welche gegen die vor dem Pairs— hof angeklagten Personen geübt worden sei, indem man sie nicht in Haft gesetzt habe. Das Journal des Débats bemerkt, Herr Pellapra habe sich durch sein Benehmen einer strengen Strafe aus— gesetzt und verurtheile sich selbst durch seine Flucht; aber unsinnig erscheint es diesem Blatt, daß man es dem Pairshofe oder der Re⸗ gierung als Verbrechen anrechnen wolle, wenn eine zu große Nachsicht des Gerichtshofes dem Angeklagten die Flucht möglich gemacht. Die Gazette des Tribunaux rechtfertigt wenigstens das Verfahren der Regierung und stimmt den Erklärungen des Justiz-Ministers über die Befugnisse der Rechtsbeamten der Krone vollkommen bei. Für das Verfahren des Pairshofes aber habe dieser selbst einzustehen.

Der Präfekt des Departement des Cher, Herr Mazres, ist hier angekommen, um, wie verlautet, als ehemaliger Präfekt des De—⸗ partements der Oberen Saone in dem Cubieresschen Prozeß als Zeuge zu erscheinen.

So eben hat der Staatsrath die Wahl des Herren Dubuisson zum Mitglied des General-Conseils des Departements Pas de Calais wegen dabei vorgefallener Bestechungen und anderer Gesetzwidrigkei— ten für ungültig erklärt.

Der neapolitanische Botschafter, Herzog von Serra Capriola, ist gestern mit seiner Familie von hier nach Turin abgereist. In seiner Abwesenheit wird der Attaché seiner Gesandtschaft, Herr von Wimspeare, hier als Geschäftsträger fungiren.

Der Herzog von Montebello, Minister der Marine und der Ko— lonieen, ist durch Unpäßlichkeit noch immer verhindert, den Kammer— Debatten beizuwohnen. Das Marine-Budget wird daher erst nach dem der Finanzen vorgenommen werden.

orgestern früh fanden hier im Faubourg du Temple, nahe an . 2 de la Courtille, sehr ernste Zusammenrottungen sstatt. ni ö. n einen Arbeiter wegen einer kleinen Brodschuld in de n, . gemahnt, der Arbeiter beschwerte sich laut auf

8 gleich sammelten sich Neugierige um ihn, und bald waren, da gerade blauer Montag war, mehrere Tausend Arbeiter a

Ri 2. V / aus den , , irt cbaufern der Courtille versammelt. Die wider sprechendsten und umfangendsten Gerüchte zirkulirten in der Menge,

die Gemüther erhitzten sich, Steine flo an Geschrei: „An die Laterne mit a f nn ,. ile e.

Behörden waren gleich gufangg in Kennkusß gesegt worden, und gerade

zu rechter Zeit kamen die Polizei⸗Kommissare! des Pi it einer Brigade Stadt- Sergeanten auf dem Schauplatze .

der nahen Kaserne ein Bataillon Infanterie heranrückle, Ving war

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der Hergang der Unruhen, welche zu den gestern gemeldeten Verhaf⸗ tungen führten, deren etwa ein Dutzend vorgenommen wurden, worauf der Auflauf sich zerstreute. Die Angelegenheit des Bäckers und sei⸗ nes Schuldners ward von dem Polizei⸗Kommissar sogleich durch güt⸗ liche Ausgleichung beigelegt, aber den ganzen Tag ünd während der Nacht zirkulirten starke Patrouillen vor dem Hause des Bäckers, dem das Volk Rache geschworen hatte.

Das Journal des Débats bemerkt über den gegenwärtigen Krieg der Vereinigten Staaten gegen Mexiko: „Der nordamerlka⸗ nische General Scott hat eine Proclamation an die Mexikaner er⸗ lassen, worin er betheuert, daß die Vereinigten Staaten geneigt seien, Frieden zu schließen. Nach ihm wäre der Hauptgrund des Krieges gewesen, daß eine bedeutende Partei in Mexifo an die Stelle der republikanischen Verfassung eine monarchische habe setzen wollen, ein Plan, welcher den Interessen des Festlandes von Amerika wesentlich entgegen sei. Auf diesen Punkt wollen wir vorzugsweise die Auf⸗ merksamkeit lenken. General Scott bringt nämlich hier wieder den Anspruch vor, welcher schon seit langer Zeit von den Vereinigten Staaten offen ausgesprochen worden ist, das Festland von Amerikfa von Europa zu isoliren und daraus eine große unabhängige, von dem übrigen Theile der Erde abgesonderte Verbindung zu machen. In dem Friedens⸗Vertrage, über welchen zwischen den Vereinigten Staa⸗ ten und Mexiko verhandelt werden soll, besindet sich, wie man sagt, ein Artikel, wonach Mexiko mit den Vereinigten Staaten eine Offen— siv⸗ und Defensiv⸗Allianz gegen jede Einmischung der europäischen Mächte in das Festland von Nord-Amerika bilden solle. Bei Gele— genheit der Angelegenheiten von Buenos⸗Ayres hatten die Vereinig— ten Staaten bereits gegen die Intervention europäischer Mächte in die Angelegenheiten von Süd⸗Amerika protestirt. Die Proclamation des General Scott an die Mexikaner enthält auch folgende bezeich— nende Stelle: „„Zeigt Euch als eine große amerikanische Nation. Gebt die letzten Spuren der Gewohnheiten einer Kolonie auf und lernt, wahrhaft frei, wahrhaft republifanisch zu sein. Erinnert Euch, daß Ihr Amerikaner seid, und daß Euer Glück nicht von Europa kommen darf!““ Man sieht, es ist dies ein ganzes System. Und was vorzüglich beachtungswerth dabei bleibt, ist, daß die Vereinigten Staaten nicht nur die territoriale Unabhängigkeit des amerikanischen Festlandes fordern, sondern auch Anspruch machen, eine besondere Verfassungsform, die republikanische Form, zur herrschenden zu machen. Die Vereinigten Staaten, welche in Ansehung ihrer eigenen Unab⸗ hängigkeit so eifersüchtig sind, sprechen also den anderen amerikani⸗ schen Staaten das Recht ab, eine andere Form der Verfassung als ihre nordamerikanische zu haben. General Scott sagt zum Beispiel in dieser Beziehung: „„Die Verwaltung in Mexiko vernachlässigte sowohl die Interessen von Mexiko, als die des amerikanischen Fest⸗ landes, und stützte sich vorzugsweise auf einen Einfluß, welcher die— sen Interessen am meisten widerstrebt und nicht nur der künftigen Freiheit Mexiko's, sondern auch dem republikanischen Systeme, wel⸗ ches die Vereinigten Staaten zu erhalten und zu beschützen für Pflicht halten, die größte Gefahr bringt. Die Pflicht, die Ehre, die Würde geboten uns, nicht eine Veranlassung zu vernachlässigen, welche die monarchische Partei mit Gewalt zu benutzen suchte.““ Das will also sagen, die Vereinigten Staaten interveniren in Mexiko im Namen eines Prinzips; sie wollen nicht nur, daß das Festland von Amerika ganz amerikanisch werde, sondern sie wollen daselbst auch einen Bund der Republiken gegen die Monarchieen schließen. Das sind An⸗ sprüche, welche nie klarer geäußert worden sind, als in diesem vor⸗ liegenden Falle, und es war von Wichtigkeit, darauf aufmerksam zu machen.“

Dem Vernehmen nach wird von dem Kriegs⸗-Minister demnächst eine Kommission ernannt werden, welche sich mit der Revision des Militair⸗Strafgesetzbuches beschäftigen soll.

Heine lebt seit einem Monat in Montmorency bei Paris und kömmt mehrere Male in jeder Woche auf der Eisenbahn nach der Hauptstadt. Mit seiner Gesundheit soll es bedeutend besser gehen.

Herr Guizot, welcher anfangs beabsichtigte, gleich nach dem Schlusse der Session sechs Wochen auf seinem Landsitze Val Richer zuzubringen, wird, wie es heißt, Paris erst nach Bekanntwer⸗ dung des Ergebnisses der englischen Parlaments-Wahlen verlassen.

Der Univers meldet, daß die Bischöfe von Marseille und Frejus an den Kultus-Minister eine Protestation gegen den vom linterrichts-Minister vorgelegten Gesetz-Entwurf in Betreff des Se— kundär-Unterrichts eingeschickt hätten.

Zwei Drucker und Lithographen, welche, ohne die gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen, eine Flugschrift über eine angebliche Erschei⸗ nung der Jungfrau Maria zu Susalette herausgaben, sind respektive zu sechsmonatlichem Gefängniß und 100 Fr. Geldstrafe und zu S000 Fr. Geldstrafe verurtheilt worden.

X Paris, S8. Juli. Der Pairshof begann heute unter dem Vorsitze des Kanzlers Herzogs Pasquier die Verhandlung des Pro— zesses gegen die wegen Bestechung oder Bestechungsversuch Angeklag= ten, General Cubieres, Pellapra (der sich aber der Verhandlung durch die Flucht entzogen hat), Parmentier und Teste. Schon um 11 Uhr wurden die öffentlichen Tribünen dem Publikum geöffnet. Die Da⸗ men wurden jedoch, wie dies bei Verhandlung von Kriminal-Prozessen vor dem Pairshofe so Gebrauch ist, nicht zugelassen. Die Zahl der Zuhörer ist sehr groß. Am Mittag nahmen mehrere Advokaten auf der Bank der Vertheidiger Platz. Alle Mitglieder des Pairs⸗Ge— richtshofes sind in großem Kostüm mit Degen an der Seite und dem Federhute. Der General-Prokurator und der General-Advokat nehmen ihre Plätze ein am Parquet. Bald darauf wird Herr Teste eingeführt. Sein Sohn begleitet ihn und nimmt unmittelbar hinter ihm Platz. Herrn Teste folgen General Cubieres und Herr Par⸗ mentier. Herr Teste und Herr Cubieres sind in schwarzem Frack. Der Kanzler fordert zur Stille auf und erklärt die Audienz für er— öffnet. Herr Cauchy, Grefsier des Pairshofes, nimmt den Namens— Aufruf vor. Die drei Angeklagten sitzen an der Seite ihrer Verthei⸗ diger, nämlich General Cubieres au der Seite des Herrn Baroche, Herr Teste an der Seite der Herren Peillet und Marc Defaut, Herr Parmentier an der Seite des Herrn Andree Benoit. General Cu⸗ bieres zeigt eine sehr ruhige Haltung, während bei Herrn Teste die innere Gemüthsbewegung durch viele Symptome sich kundgiebt. Herr Parmentier hat sogar eine heitere, selbstzufriedene Miene, wie ein Mann, der sicher ist, aus der ihm auferlegten Prüfung unverletzt hervorzugehen. Ich bemerke hierbei, daß das Publikum die Sicher⸗ heit, die Herr Parmentier affektirt, keinesweges für ihn theilt. Es war kurz vor dreiviertel auf 1 Uhr, als der Namens- Aufruf zu Ende war.

Der Kanzler fragt den General Cubieres nach seinem Namen, Alter, Stand und Wohnort. Der Angeklagte antwortet: Amendre Louis Despans Cubieres, 6s Jahre alt, Pair von Frankreich, geboren zu paris, wohnhaft Rue de Clichy 27. Herr Teste antwortet , dieselben . er heiße Johann Baptiste Teste, sei 7 Jahre alt, geboren zu Begnols (Gard), wohnhaft zu Paris Rue de Lille 88. In Betreff seiner Stellung erklärt er, unter der Last einer so schweren Anklage, die seine Ehre so nahe berühre, habe er sich seiner Würden und Titel entkleiden zu müssen geglaubt, er habe sie gestern in die Hände des Königs niedergelegt. Beim 26 des Heern Pell apra, der nicht ee gen ist, erhebt sich der General-Advokat und erklärt, daß er in Anbetracht der Flucht des Angeklagten den Hof die Aufforderung stelle, es möge demselben gefallen, den

Flüchtigen überall, wo man seiner habhaft werden könne, sestnehmen zu lassen. Der Kanzler: Der Pairshof werde darüber als Raths stammer nach Verlesung des Anklage Aktes 6 und beschließen. Herr Cguchg, Greffier des Pairshofes, liest den Anklage ⸗-A1nt nun vor. Der wesentliche Inhalt desselben ist: Gegen Ende des Jahres 1816 machte Herr Parmen- ner f mehrere Mitglieder einer Gesellschaft, zu der er selbst gehört, namentlich gegen den General-Lieutenant Cubieres, eine Klage und orde⸗ rung beim Tribunal der Seine anhängig. Zur Unterstützung die es Verlangens, dessen Gegenstand hier anzuführen unnöthig ist, brachte Herr Parmentier vom 30. April 1847 die Briefe einer Korrespondenz vor, die zwischen ihm und General Cubieres 1842 angeknüpft, 1815 fortgesetzt wurde, und von welcher mehrere Briefe in den zwei während des Prozesses abgedruckten Denkschriften ihren Platz fanden. Diese vom General nicht desavouirte Korrespondenz besagte, daß im Jahre 1812 zu dem Zwecke der Erlangung der Konzession für eine zu Gouhenans im Departement der Haute Saone elegene Salzmine er sich mit Herrn Parmentier verabredet hatte, zu dem gin. vermittelst Geld die Unterstützung des Ministers der offentlichen Ar⸗ beiten zu erkaufen, daß diese verbrecherische Uebereinkunft zu Stande gekom⸗ men sel und ihren Vollzug erhalten habe. Der Her Parmentier mißkennt nicht, daß dieses der scheinbare Sinn der von ihm veröffentlichten Briefe war, behauptet aber, die Bestechung sei weder vollzogen noch versucht wor den, der General Cubieres habe blos vermittelst dieser trügerischen Norre- spondenz sich beträchtlicher Werthe zum Nachtheile seiner Mitassoʒiirten be⸗ mächtigen wollen. Eine geschickt geleitete Instruction hat die Ungewißheiten der Justiz festgestellt, eine feierliche Debatte sagt die Anklage Akte ist zu einer Pflicht gegen das Land geworden. Hier wird nun eine aus⸗ führliche Geschichte der Umtriebe gegeben, welcher die Angeklagten angeschuldigt werden, so wie auch die gewechselte Korrespondenz zwischen ihnen mit eingeflochten ist. Dieser Korrespondenz zu⸗ solge, habe Herr Teste sich ihren Bemühungen beigesellt, um den Widerstand der Verwaltung zu überwinden. Am 27. August 1842 zeigt Herr Pellapra dem Herrn e, D einen schlimmen Zwischenfall an, der feinem Verlangen in den Weg trat. Der Minister der Finanzen verlangte, daß man ihm den ganzen Attenfastikel anvertrauen solle. Am 2. und 7. September schrieb General Cubieres in demselben Sinne; am ten gab er Herrn Parmentier noch nähere Details. „Um halb 1 Uhr Nachts“, sagt er, „ließ mir Herr Pellapra, der jeden Tag zu mir geschickt hatte seit Anfang des Monats, um zu fragen, ob ich angekommen sei, sagen, daß er mich am folgenden Tage vor 8 Uhr dringender Geschäfte wegen erwarte. Der Minister hatte den vollständigen, ganzen Aktenstoß verlangt. Mehrere Tage waren vergangen, ohne daß man wußte, was daraus geworden war. Herr Teste war entrüstet über die von ihm sogenannten Ue ergriffe des Finanz- Ministeriums in die Befugnisse seines Ministeriums und wollte daraus einen Streit über die Befugnisse mit demselben erheben, wegen der 2 die im vorliegenden Falle für die Betheiligten erwuchs, und die Herr Teste als eine wahre Verweigerung der Gerechtigkeit betrachtet.“ Der General erzählt dann weiter, wie er sich an demselben Tage nach dieser Konferenz mit Herrn Pellapra zu Herrn' Teste begeben und mit ihm die Diskussion verabredet habe, die dem Finanz-Ministerium gegenüber anhängig zu machen wäre. Darauf hatte der General Herrn Lacave Laplagne besucht und Abends 8 Uhr Herrn este Bericht über die Unterredung mit demselben erstattet. Sie kamen überein, über das, was nun zu thun wäre. Am Schlusse sagte er: Sie erkennen ohne Zweifel, wie vortheilhaft es bei alle dem ist, die Herren Teste und Pellapra zu Helsern zu haben, und welchem Wagniß uns die Vertheidiger des Fiskus aussetzen würden, wenn wir nicht über ihre Manöver aufgeklärt und gegen ihre Angriffe unterstützt würden. Am 43ten erfolgte ein neues Schreiben vom General Cubieres. Seitdem hatte Herr Pellapra jeden Tag Besuche beim Finanz -Minister gemacht. Nach der Meinung des Ge— nerals verzichtet Herr Teste darauf, wie man sagt, die Fenster einzustoßen. Der Minister soll während des Tages seine Kollegen besuchen, der Ge— neral Abends zu ihm kommen, um das Resultat der Zusammenkunft zu vernehmen. Am 9. September 1842 besucht General Cubieres den Mi⸗ nister, um sich mit demselben über die Sprache zu verständigen, die er füh⸗ ren soll gegen seinen Kollegen, den Finanz-Minister. Nach der, Konferenz erstattet Herr Eubieres Herrn Teste Bericht über das Resultat, nämlich, daß er die Fenster nicht einstoßen solle bei Herrn Lacave Laplagne. General Cubieres berichtet abermals Herrn Teste, auf welche Einwürfe er gestoßen ist bei Herrn Thieria und einem der Beamten der Domgine. General Eubieres und Herr Pellapra konnten sich verständigen zu Beiseitschaffung eines Theils der zu einem strafbaren Gebrauche bestimmten Fonds. Der Ton der Briefe des Herrn Pellapra zeigt in dieser Beziehung ein strafbares Ein⸗ verständniß zwischen ihnen an. Ueber die Wirklichkeit der Bestechung konnte Ge⸗ neral Cubieres Herrn Parmentier nicht täuschen, Herr Pellapra den General Eu- bieres nicht, und die Korrespondenz findet ihre Erklärung nur in der Wirklichkeit der dadurch hervorgerufenen Thatsachen. Der General, Cubieres und die Herren Pellapra und Parmentier suchten in ihren Verhören die Anklagen

egen Herrn Teste zu befeitigen. Einstimmig erklärten sie, niemals sei dem= i als h ., Ie chen Arbeiten ein schimpflicher Antrag gestellt worden. Nie sei ein Wort aus seinem Munde gekommen, wodurch ein solcher Antrag hätte befördert werden können. Alle Zeugen, namentlich Herr Renauld, haben dieselbe Sprache geführt. Herr Parmentier wendete sich bei Veröffentlichung der Briefe des Generals Cubieres an Herrn Teste, be⸗ theuernd, daß er nie an dessen Schuld geglaubt habe, stets die größte Achtung vor ihm gehegt und noch für seinen Charakter hege. Der Inhalt, die Enthuͤllungen der Korrespondenz aber stehen mit diesen späteren Versicherungen in schlimmen Widerspruch. Warum diese Korrespondenz der vollständige Beweis gegen die Bestecher, nicht auch ein schwerer Beweis sein solle gegen den jeden Augenblick ge nannten Beamten? Die Briefe, welche am direktesten Herrn Teste beschul⸗ digen, seien nicht freiwillig überliefert worden, die Justiz habe sich ihrer bemächtigt, die im Geheimen dem Papiere anvertrauten Geheimnisse über- rascht. Die Schreiber dieser Briefe seien gegen Herrn Teste von durchaus keiner Leidenschaft beseelt, sie bemühen sich vielmehr, Beschuldigungen zu⸗— rückzunehmen, die sie bedauern, ohne sie jedoch umzustoßen, und die nur in der Wirklichkeit der Thatsachen ihre mögliche Aufklärung finden. Der An⸗— klage-Akt fuhrt so alle Thatsachen den Richtern vor, sucht den Satz zu be— gruͤnden, daß man von der Schuld der Bestechenden auf die Schuld des Ministers habe schließen dürsen, dessen Bestechung es galt, und hält endlich die Anklage gegen alle vier aufrecht, wie sie schon früher im Requisitorium des General-Prokurators aufgestellt worden war. Herr Teste dankt dem Ge—⸗ neral-⸗Prokurator für die Güte, daß er ihnen dieses Aktenstück eie, habe. Er wuͤnscht, dasselbe möge gedruckt und den anderen Altenstücken beigefügt werden. Herr Teste macht bei den administrativen Aktenstücken die Abwe⸗ senheit des von der Kommission der indirekten Steuern bezüglich der Kon zession gegebenen Gutachtens bemerklich. Er verlangt Mittheilung desselben, um das Verhalten des Finanz⸗Ministers aufzuklären. Der General⸗ Prokurator: Die Mittheilung an Herrn Teste sei schon geschehen. Der Kanzler: Wahrscheinlich habe man die Bedeutung des verlangten Atten— stückes nicht bemerkt, was allein dessen Abwesenheit erklären könne. Aber es werde gedruckt und den anderen Aktenstücken beigegeben werden. Hier⸗ mit schloß die heutige Sitzung. Morgen soll die Verhandlung fsortgesetzt

werden. Die Deputirten-Kammer setzte die Verhandlung des Aus⸗

gabe⸗ Budgets des Kriegs-Ministeriums fort.

Großbritanien und Irland.

London, 7. Juli. Ihre Majestät die Königin verweilt noch in Cambridge. Sie wohnte vorgestern Abend mit dem Prinzen Al brecht und ihrer Begleitung einem großen Konzert, dem ein prächti⸗ ges Feuerwerk folgte, so wie gestern dem Vortrage der Preis⸗Ge⸗ dichte und der Preis- Vertheilung an die Sieger im Senatshause, bei. Nach der musifalischen Aufführung der trefflich komponirten Installa⸗ tions-Ode, welche William Wordsworth zum Verfasser hat, und dar⸗ auf folgendem Frühstück besuchte Prinz Albrecht als Kanzler die ver⸗ schiedenen Kollegiats- Gebäude und führte sodann die Königin zu dem in den Gärten des Downing Kollegiums veranstalteten ere. welches 10,000 Personen versammelte und mit einer 2 us⸗ stellung verbunden war. Gegen Abend stieg der altere 3 in einem Ballon auf, und den Schluß des Tages m,. 6 bes Bankett, welches die Behörden und. Angehörigen der De. t veranstaltet hatten. Lord . Russell ist ** auch 69 1. bridge abgegangen. Es befinden sich daselbst im Gefolge der