9 eg wir Fe ezüglich ist. schiedenen, zur gen , — mi Ordnung, au
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nen Fahne, im Falle ihrer Verleihung.
e , wird die die ire en betreffende Festrede ge⸗ halten. q) Parademarsch durch die Stadt nach dem in der Hasen⸗ haide belegenen Schießplatze, dem sogenannten Karlsgarten, Am Nachmittage beginnt auf dem Schießplatze des unter Nr. 3 näher erwähnte Abschießen der Gilden, auch finden ebendaselbst Kon⸗ zert und andere Vergnügungen statt. 3) Am Mittwoch, den 21. Juli, und Donnerstag, den 22. c., Fortsetzung des Tages zuvor begonne— nen vorbereitenden Abschießens der Gilden unter sich, behufs der Abhaltung des großen S ießens um die Königswürde, um für eine jede derselben den besten chützen zu ermitteln, welcher für sie am Königsschießen Theil nimmt. Zu diesem Zwecke schießen die einzel— nen Gilden in verschiedenen Abtheilungen gleichzeitig nach Ring Scheiben, welche 1 Fuß im Durchmesser haben und in 24 Ringe ge⸗ theilt sind. Ein jeder Schütze hat drei Schuß zu machen. Die Sunime der geschossenen Ringe bestimmt den besten Schützen und den Theil—⸗ nehmer am Königsschießen. 4) Das große Schießen um die Kö— nigswürde wird am Freitage, den 23. Juli c., auf demselben Schießplatze; abgehalten. Es nehmen an demselben jedoch nur Theil: Diejenigen Mitglieder der einzelnen Schützengilden, welche in den drei r rn men Tagen sich als die besten Schützen einer jeden Gilde erwiesen haben. Von einer jeden derselben ist also nur ein Mitglied zur Theilnahme berechtigt. Nachdem die sämmtlichen Theilnehmer am Königsschießen durchgeschossen haben, werden dieeni— gen ermittelt, welche die Königswürde, die erste Ritterwürde und die zweite Ritterwürde durch das Schießen sich erworben haben. Die Bestimmung hierüber ist abhängig von der Gesammtzahl der Ringe, welche der Einzelne beim Schießen erreicht hat. Ein jeder Theil—⸗ nehmer an diesem Schießen hat drei Schüsse zu machen. Ist es nach stattgehabtem Abschießen unter mehreren Personen zweifel⸗ haft, wer die Königswürde oder die eine oder andere Ritter⸗ würde errungen hat, so wird die Entscheidung in gleicher Weise getroffen, wie unter Nr. 3 für das allgemeine Abschießen bestiummt worden. Nach dieser Festsetzung erfolgt die feierliche Aus— händigung der Decorationen und Preise. Sie bestehen: für den Kö—⸗ nig, in einer goldenen Denkmünze am Bande, um den Hals zu tra— gen, und in einem silbernen Pokal; für einen jeden der beiden Ritter, in einer silbernen Medaille am Bande, um den Hals zu tragen, und in einem silbernen Pokal; für den besten Schützen jeder Gilde, in einer silbernen Medaille an der Schleife. Dieser Theil der Feier wird durch einen Einmarsch sämmtlicher Gilden vom Schießplatze ab bis zu einem innerhalb der Stadt gelegenen, noch zu bestimmenden Platze, geschlossen. 5) Am Nachmittage dieses Tages, den 23. Juli . J. nach einem Einmarsche, findet im Krollschen Lokal ein Festmahl statt, nach dessen Beendigung die Feierlichkeit mit einem Ball ge—
schlossen wird. ö Um für diese Jubelfeier und für sämmtliche Theilnehmer an der— selben ein bleibendes Andenken zu schaffen, soll ein Erinnerungs-Zei= chen in Silber ausgeprägt und jedem Theilnehmer eingehändigt wer— den. Diejenigen Schützen der einzelnen Gilden, welche als beste Schützen am Königsschießen theilgenommen haben, erhalten, wie be— reits oben unter Nr. 4 erwähnt, eine besondere Decoration. Zur Beschaffung der Denkmünzen und Preise für den König und für die Ritter, wie zur Beschaffung der vorgenannten Decorationen, auch zur ,, anderer vorkommenden Ausgaben, zahlt eine jede an dem Feste theilnehmende Gilde bei ihrer Anmeldung einen Beitrag von „acht Thalern Preuß. Courant“ und sendet solchen portofrei ein. Außerdem entrichtet ein jeder Theilnehmer, zur Bestreitung der Kosten der Musik, für das einem jeden Einzelnen zu überliefernde silberne Erinnerungszeichen und andere hiermit in Verbindung stehende Aus⸗ gaben einen Beitrag von zwei Thalern. Der Betrag für jedes ein— zelne Couvert beim Königsmahle ist auf 1 Rthlr. 15 Sgr. festge⸗ setzt. Zu, dem zu veranstaltenden Silberschießen wird die hiesige Gilde drei Hauptpreise aussetzen und solche aus ihren Fonds beschaf⸗ fen; die . Gewinne werden durch Einlegen der Theilnehmer angeschafft. Ein Jeder derselben zahlt einen Thaler ein und erhält dafür zwei Schüsse. Die Summe der geschossenen Ringe giebt auch hier, wie beim Königsschießen, den Ausschlag bei der Entscheidung über die besten . ⸗
Provinz Schlesien. Der Magistrat von Breslau hat den Stadtverordneten einen Auftrag der Königl. Regierung mitgetheilt, wonach der Vorschlag, am hiesigen Orte ein Fabrik- oder Gewerbe⸗ Gericht einzuführen, in Berathung gezogen und die nöthige Vorbe— reitung hierzu getroffen werden soll. Nach den betreffenden Mitthei⸗ lungen sind die hohen Ministerien der Ansicht, daß die Verhältnisse in Breslau dieser Einrichtung besonders zusagen, da es an geeigne— ten Gewerbetreibenden, aus denen das Gericht zusammengesetzt wer⸗ den könnte, hier nicht fehlt. In der, Rheinprovinz sollen schon elf solcher Gerichte bestehen und ihre Einführung so anerkannt gute Früchte getragen haben, daß sie auch in anderen Ländern, wie in Sachsen, aufgenommen worden sind, um den Gewerben die sich hier⸗ aus darbietenden Vortheile zuzuwenden. Der Magistrat hält die Einführung eines solchen Gerichts mit öffentlichem und mündlichem Verfahren für dringend nothwendig, auch die Stadtverordneten Ver— sammlung ist dieser Ansicht beigetreten und hat zur Berathung und Vorbereitung dieser Sache die Stadtverordneten Gräff, Milde, Lie⸗ bich, Ludewig, Aderholz und Kopisch von ihrer Seite als Kommissa— rien ernannt. Diese Fabrikgerichte, welche die Streitigkeiten zwischen den, Fabrikanten selbst, wie zwischen diesen und ihren Arbeitern? zu schlichten berufen sind, stammen aus Frankreich, woselbst die bedeuten deren Fabrikplätze deren besitzen.
Am J. Juli wurden von den bei dem letzten Tumulte in Bres— lau betheiligten Personen 5 Arbeiter, welche je zu 1 monatlicher, zweijähriger, vierjähriger und siebenjähriger Zuchthausstrafe verur= theilt worden sind, geschlossen an ihren Bestimmungsort abgeführt.
vg in Se eren. Magdeburg, 13. Juli. 3
Ztg.) Ihre Majestäten der König und die Königin nebst Gefolge trafen heute Vormittag bald 6 11 Uhr von . hier 36. Se. Majestät hatten alle Empfangs⸗Feierlichkeiten ausdrücklich unter= sagt, weshalb auch nur der Ober-Präsident und der Kommandant auf dem Bahnhofe Ihre Majestäten erwarteten. Nach eingenomme⸗ . e ng. 3 4 . , von hier auf der isenbahn weiter n esden, von wo Si re Majestä Pillnitz begeben werden. — .
1438
Deutsche Gundesstaaten.
Königreich Bayern. Die Münch. Ztg. theilt nunmehr die Rede mit, welche der derzeitige Rektor der Umwversität, Dr. Weiß⸗ brod, am diesjährigen Stiftungsfeste der Hochschule gehalten hat. Der Redner erwähnt eines Allerhöchsten Reskripts vom 12. Mai d. J. das Studium der allgemeinen Wissenschaften betreffend, wel⸗ ches die Tendenz ausdrückt, eine Reform und Reorganisation dieser Section der Hochschule zu begründen, zu welchem Zwecke die Fakul⸗ täten und der Senat nach vorläufiger gutachtlicher Vernehmung die— ser aufgefordert wurden, über die 3Zweck⸗ und Unzweckmãß igkeit der bisherigen, seit 1835 bestandenen Einrichtungen und Vorschriften für das Studium der allgemeinen Wissenschaften nach bestem Wissen und Gewissen die geeigneten Anträge zu erstatten. „Dieses Reskript“, be⸗ merkte der Redner, „dient als sprechender Beweis, daß man Aller— höchsten Ortes die Idee begründet gefunden habe, daß die bisherige letzte Einrichtung dieser Section der Hochschulen, in welchen viele für das Beste derselben beseelte Männer mit herzlichem Bedauern eine — die sonst so erfreuliche wohlthätige, moralische Harmonie der die Universitãt integrirenden Theile störende — Kluft erkannt haben, — dem erhabenen Zwecke nicht angemessen erscheine und daher noth— wendig eine Reform und =, der Wesenheit, ber Zahl der obligaten Gegenstände, der Zeit und der Stellung zum Ganzen nach, erheischen möge, daß dieser Section das das Gepräge einer Separatschule an sich tragende Zwangskleid eines separaten Ephora— tes möglichst bald abgestreist werden und auch ihr wieder im allge— meinen ungetheilten Glanze einer Universität zu erscheinen erlaubt sein möge.“
Die Kaiserlich österreichische Gesandtschaft in München hat der Regierung von Bayern die Mittheilung gemacht, daß die osterreichi⸗ Negierung durch den wachsenden Andrang von Auswanderern nach Siebenbürgen sich bewogen gefunden habe, zu bestimmen: 1) daß künftighin nur Landwirthe und keine Handwerker, deren Gedeihen die strengen Zunftverhältnisse in Siebenbürgen entgegenstehen, zugelassen werden, 2) daß die Einwanderer über ein gutes Prädikat und den Besitz eines Vermögens von 800 Fl. rh., über die Erwerbung eines bestimmten Grundsticks als Eigenthümer oder Pächter und über die Aufnahme in eine bestimmte Gemeinde (nicht blos über eine Auf⸗ nahmszusicherung des siebenbürgischen sächsischen Landwirthsvereines) sich auszuweisen haben; 3) daß Personen, die sich in Siebenbürgen nur zur Begründung einer künftigen Niederlassung umsehen wollen, 2) Landwirthe sein, h) über den Besitz eines Reisegeldes von wenig⸗ stens S0 Il. rheinisch sich ausweisen und c) die Reise dahin ohne Familie unternehmen müssen. Das Journal des Desterr. Lloyd bemerkt hierzu: „Diese Verordnung wird, ohne die Einwan— derung in Siebenbürgen zu verhindern, wenigstens dem leichtsinnigen Auswandern einen Tamm entgegensetzen und verhindern, daß die Gemeinden in Siebenbürgen nicht mit Proletariern aller Art über— schwemmt werden. Es ist unglaublich, mit welcher Einfalt oder Zu versicht die Leute hier in fremde Länder ziehen, es ganz dem Zufall und der fremden Mildthätigkeit anheingebend, für ihre Zukunft zu sorgen. Namentlich sind seit dem Erlaß des amerikanischen Passa⸗ giergesetzes zahlreiche Schaaren von Auswanderern, zum Theil mit geringen Mitteln, die Donau hinab nach den österreichischen Staaten gewandert, und es ist daher der österreichischen Regierung durchaus nicht zu verargen, wenn sie Maßregeln ergriff, um ihre Staaten vor einer derartigen Ueberfluthung sicher zu stellen. Sie hat damit nur gethan, was die amerikanische Regierung durch die Bestimmungen des mehrerwähnten Gesetzes ebenfalls bezweckte.“
In dem freundlichen, rebenumblühten Dürkheim mit seinem
romantischen Thale, dessen Höhen die malerischen Ruinen von Limburg und Hardenburg krönen, hat am 4. Juli die feier— liche Eröffnung des neugegründeten „Soolbades“ stattgefunden. Den ersten Trinkspruch beim Festmahle brachte der Stadtvorstand Seiner Majestät dem Könige, dessen väterlicher Fürsorge für die Wohlfahrt der Stadt die Entstehung des neuen Bades zu ver danken ist. Der päpstliche Nuntius am Königlich bayerischen Hof, Monsignor Morichini, wird sich auf Urlaub nach Rom begeben. In seiner Ab— wesenheit besorgt der Auditor der Nuntiatur, Kanonikus A. M. Va— lenciani, die Nuntiatur⸗-Geschäfte.
Königreich Sachsen. (L. 3.) Die Kreis-Direction in Zwickau hat eine Verordnung erlassen, worin sie an die beiden im Jahre 1805 ergangenen Generalien, deren eines das altere Verbot des Abschneidens des unreifen Getraides erneuerte, das andere den Verkauf des auf dem Halme stehenden Getraides untersagte, erinnert und darauf aufmerksam macht, daß einestheils hiernach den Feldbe— sitzern nicht zu gestatten ist, das Getraide voreilig und unreif abzu— schneiden, oder aus gleichem Grunde die Kartoffeln, ehe sie die gehö— rige Reife erlangt haben und ohne Nachtheil für die Gesundheit ge⸗ nossen werden können, auszumachen, so wie anderentheils, daß zur Vermei—⸗ dung der besonders hart verpönten, nach Art. 226 des Kriminal-Gesetz— buchs mit geschärfter Strafe zu belegenden Felddeuben erforderlichen⸗ falls hinlängliche, von jeder Gemeinde mit hierzu tüchtigen Personen zu bestellende Wachten angelegt werden sollen. Ferner bringt jene Verordnung in Erinnerung, daß das Gesetz zum wucherlichen Vor⸗ und Aufkauf vorzüglich das Besprechen und Erhandeln des noch auf dem Halme stehenden oder des zwar bereits eingebrachten, aber noch in Garben unausgedroschen liegenden Getraides rechnet und alle dies fallsigen Kontrakte, sie mögen in Form und Gestalt eines Kauf-, Tausch⸗, Darlehn- oder irgend eines anderen Vertrags abge⸗ faßt oder errichtet sein, nicht allein für durchaus null und nichtig und für beide Kontrahenten unverbindlich erklärt, sondern zugleich auch bestimmt, daß der Verkäufer mit Consiscation des abgelassenen Gelraides, der Käufer aber mit Consiscation des bezahlten oder be— willigten Kaufpreises oder resp. des Werthes besagten Getraides nach marktgültigem Preis, überdies auch beide Kontrahenten, nicht minder die dabei etwa konkurrirenden Unterhändler für jedes dergleichen Schock Getraide mit zwei Thalern und nach Befinden der Größe des Vergehens zu erhöhender Geldbuße für die Orts- Armenkasse zu bestrafen oder mit verhältnißmäßiger Gefängnißstrafe zu belegen sind. Dem Dresdener Tageblatte zufolge wäre der Entwurf ei— ner neuen Kirchenverfassung, mit welchem sich das sächsische evange— lische Landes- Konsistorium seit längerer Zeit beschäftigt, in diesen Tagen an das Kultus- Ministerium abgegeben worden. Der Bericht sei vom Konsistorial⸗Rathe Dr. Francke verfaßt und spreche sich für größere Betheiligung der Gemeinden an den kirchlichen Angelegen⸗— heiten aus.
Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Ueber die (bereits erwähnte) Ankunft Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wil⸗ helm von Preußen meldet der Rh. Beob. aus Mainz vom 10. Juli folgendes Nähere: „Heute früh gegen 10 Uhr ertönte plötzlich die Lärm-Kanone, und der Generalmarsch scholl durch die Straßen der Stadt., Seine Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm von Preu⸗ ßen, Oheim Sr. Majestät des Königs und erster Gouverneur der Bundesfestung Mainz, war ganz unerwartet hier angekommen und wollte sogleich die Besatzung inspiziren. Außerordentlich schnell
ger zu Weisenau lagernden Truppen und die zu großen Exercitien auf dem großen Sande versammelten Abtheilungen rückten rasch ein und waren früher an Ort und Stelle, als man es bei der großen Entfernung hätte für möglich halten sollen. Die ganze vereinigte Kaiserlich österreichische und Königlich been ! n m war auf dem Schloßplatze in Parade aufgestellt und wurde von unserem Vice⸗ Gouverneur, dem Königlich preußischen General⸗ Lieutenant von Hüser, en chef. kommandirt; unter ihm kommandir— ten: der Königlich preußische General- Lieutenant Freiherr von Be— low, Inspecteur der Bundesfestungen, die Königlich preußischen Trup— pen; und der saiserlich österreichische General-Major Baron von Jetzer, unser Festungs Kommandant, die Kaiserlich österreichischen Truppen. Kurz darauf defilirten die verschiedenen Corps, etwa 89000 Mann stark, vor Sr. Königlichen Hoheit in schönster Haltung. Heute Abend wird zu Ehren der Ankunft unseres durchlauchtigsten Gouver⸗ neurs eine glänzende Serenade sämmtlicher Musik Corps der Garni— son mit einem großen Fackelzuge stattfinden. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Hessen hat sein Palais seinem hohen Anver— wandten für die Dauer seines Aufenthaltes zur Disposition gestellt; wie man vernimmt, wird Se. Königliche Hoheit bis September hier verweilen. ᷣ
Aus Darmstadt vom 9. Juli wird dem Schwäb. Merk. geschrieben: „Wie sich die Turn⸗Angelegenheiten schließlich in unse— rem Lande noch regeln werden, ist ungewiß. Vorläufig liegt nur vor, daß man für die Schüler der öffentlichen Schulen das Turnen, jedoch hauptsächlich in seiner Eigenschaft als Spiel und als Unter— richtsstunde, mehr und mehr zu begründen die Absicht hat. Anders mit dem Turnen der Erwachsenen. In Gießen, Offenbach und Darmstadt sind diese Uebungen bereits verboten, doch, wenigstens hier, das Verbot noch nicht vollzogen, da der Vorstand der hiesigen Turngesellschast den Rekurs dagegen angezeigt hat.“
Der O. P. A. Z. wird vom Main unterm H. Juli geschrieben: „Es erscheint im öffentlichen Interesse, daß nachstehende Thatsache zur all⸗ gemeinen Kenntniß gebracht werde. Des im Großherzogthum und im Kurfürstenthum Hessen erlassenen Verbotes ungeachtet, die Frucht auf dem Halm anzukaufen, werden jetzt schon von Fruchtspekulanten sehr bedeutende Ankäufe auf dem Halm, und zwar pro Malter Rog⸗ gen zu 109 Fl. und pro Malter Weizen zu 15 Fl., in einer solchen Ausdehnung geschlossen, daß, wenn man diesem Treiben kein Hinder— niß entgegenstellt, der Wucher auch der nächsten Aerndte sich bemäch⸗ tigen und die hohen Getraidepreise zu erhalten sich bemühen wird.“
Freie Stadt Bremen. Die Versammlung der Bürger— schaft am 9. Juli war der Berathung der Deckungsmittel zur Ver— zinsung und zum allmäligen Abtrag der für außerordentliche Staats- Bauten gemachten Anleihe von Einer Million Thalern und der des— fallsigen Operationen des Tilgungsfonds gewidmet, worüber in einer anderen Versammlung die Beschlüsse gefaßt werden dürften. Zur Vorbereitung auf dieselben wurde namentlich eine Deputations⸗-Be⸗ rathung und Berichterstattung über die Frage, ob und wie eine Ein⸗ kommensteuer unter zweckmäßigen Modificationen einzuführen sein dürfte, festgesetzt.
Uußland und Polen.
St. Petersburg, 9. Juli. Ein Kaiserlicher Befehl befreit die Bewohner von Transkaukasien, die Rang und Orden, wenn auch nicht im aktiven Dienst, empfangen haben, von der Steuerpflichtig keit, gleichwie ihre nach jener Zeit geborenen Kinder.
Frankreich.
Pairshof. Sitzung vom 9. Juli. Aus dem Parmentier's ist noch Einiges nachzutragen.
Der Kanzler hielt ihm Folgendes vor: Die Instruction bezeichnet Sie als den, welcher den ersten Gedanken der Bestechung gehabt. Sie sollen schon 1841 daran gedacht haben, sie bei dem Herrn Finanz-Minister zu versuchen; dies geht aus den Instrüctions Akten hervor. Erklären Sie, wenn Sie können, warum Sie so oft nach Paris gekommen, warum Sie so oft nach Lure zurückgekehrt sind; geschah dies nicht, um die Mittel zur Bestechung zu beschaffen, die Mitglieder der Compagnie zu diesem Zweck zunächst zu einem neuen Uebereinkommen zu bestimmen und sie zu dem Opfer von 25 Antheilen an ihrem Interesse zu bewegen? Erklären Sie sich dann über den Rückkauf und über alle die auffallenden Schritte, welche demselben folgten. Herr Parmentier: Welcher Formen sich auch Herr von Cubieres gegen mich bedient hat, welche Bezeichnungen er mir auch gegeben, es wird mich dies nicht vom Wege der Mäßigung ab— bringen; ich werde nicht einmal das Wort Prellerei gebrauchen, welches ihm so viel Schmerz macht; ich wünsche sogar, daß die Meinung, die ich von ihm gehegt, nicht richtig sein möge. Herr von Cubieres weist das Wort Prellerei mit Unwillen zurück, er will nicht, daß man ihm dies Dilemma stelle; ich für mein Theil kann nur sagen, daß Alles bewiesen hat, es habe keine Bestechung stattgefunden, sondern der General Cubieres habe Alles für sich an sich reißen wollen; ich wünsche sehr, mich geirrt zu haben, und in diesem Sinn beginne ich meine Erklärungen. Nein, meine Herren, ich habe weder 1841 noch 1812 an Bestechung gedacht. Herr Teste mußte, als Minister, das Spstem unterstützen, welches das Monopol vernichtete. An— dererseits war Herr Humann, der Conzessiongir der Gruben von Dieuze, Finanz- minister; ich dachte, es lönne ihm wie uns genehm scheinen, eine Allianz zwischen Dieuze und Göuhenans zu schließen. Ich wünschte, daß, durch eine solche Allianz jede Feindseligkeit beseitigt würde. Herr von Cubieres theilte meine Ansicht nicht; er schrleb mir in ganz entgegengesetztem Sinn, um mir vor— zuschlagen, gewisse Einflüsse zu benutzen; ich erhielt zwei Briese von ihm, ohne darauf zu antworten. Sie werden zugeben, meine Herren, daß ich größeren Eifer gezeigt haben würde, wenn ich seine Bestechungs-Ideen ge— theilt hätte. Was 'ich fürchtete, war, daß Herr von Cubieres sich mit un= seren Rivalen verbünden möchte; dadurch wurde ich bestimmt, auf seine Pläne scheinbar einzugehen. Ich stellte mich, als glaubte ich an seine Vor⸗ schläge, an seine Hoffnungen, aber ich stellte mich nur so, gewiß, meine Herren, die Prüfung der Atten muß ihnen dies zeigen. Was geht aus dem Kontralt vom 8. Juni 1812 hervor? Daß Herm von Cubieres Depositar von 25 auf den Inhaber lautenden Actien ist. Der Kontralkt wurde doppelt ausgefertigt und nach der Abschrist, die bei Herin von Eubieres in Beschlag genommen worden. Es heißt darin ausdrücklich, daß die Verwendung von 200,900 Fr. nur nach, ertheilter Konzession geschehen dürfe. Dieses Mißtrauen von meiner Seite beweist vor Allem, daß ich nicht an die Bestechung glaubte. Ich für meinen Theil habe mich blos passis verhalten und so gethan, als ob ich Alles glaubte, was Cubieres mir sagte, um nur der Erfolg des unternehmens nicht zu gefährden. Eubieres war mir persönlich keinen Bericht über die Verwendung der Fonds schuldig; er sollte sie blos für das Interesse der Hesellschaft verwenden, worunter aber keine Bestechung verstanden wurde. Niemand glaubte an Bestechung; ich habe nie daran geglaubt. (Unter- brechung)“ Was die Briefe anbetrifft, welche die Anklage der Bestechung gegen mich veranlaßt, so liegt darin, nur der Beweis, daß ich redlich' verfahren bin und keine Vorsicht für nöthig gehalten hahe. Die Drohbriefe an Eubieres, worin ich von demselben eine große Geld- summe gefordert, habe ich gerade deshalb geschrieben, weil ich nicht an Be siechung glaubte. Nach der Konzession sagte ich zu Pellapra, es eg l sehr wenig daran, wenn der Herr Minister eine n n,, ätte, die er in der That nicht gemacht hatte; ich war wirklich überzeugt, daß bei der Konzessiou keine Ken hung mit im Spiel gewesen; ich kannte überdies den entschlossenen Charakter des Herrn Teste hinreichend, um überzeugt zu sein, daß er uns, wenn er gewollt, sehr wohl 14 Kilometer mittelst Or- donnanz bewilligt haben würde. Der Kanzler: Sie wollten anfangs einen Perimeter von 20, dann subsidarisch von 14, und am Ende, erlangten Sie nur 6 Kilometer; war es nicht vielmehr der Mißmuth über diese Verkürzung, was Sie bewog, hinterher zu behaupten, Sie hätten nicht an die Bestechung geglaubt? qmm m, , Ich habe niemals an die
Verhör
waren die verschiedenen Waffengattungen zusammen und zogen von
ihren resp. Sammelplätzen nach dem Schlotzplatze; sogar die im La⸗
Möglichkelt der Konzession von 20 Kilomtier geglaubt, nicht einmal
von 14, und ich konnte es nicht nach der Kenntniß, die ich von dem Gut- achten des Minen-Inspektors hatte. Im Grunde lag uns wenig daran, ob wir 14 Kilometer oder 6 erhielten; wir legten nur deshalb Gewicht darauf, um einigen nicht sehr furchtbaren Konkurrenten zuvorzukommen. Ausbeu⸗ tungen neben den unsrigen hatten nur das Ueble, daß sie den Weg schlecht, die Arbeiter theurer und seltener machten. Das waren jedoch vorüberge= hende Unannehmlichkeiten. Der Kanzler fordert Herrn Parmentier auf, sich über den Kontrakt vom Juni 1842 zu erklären. Parmentier: Der vom Notar Roquebert aufgenommene, Kontrakt gab Quittung, aber ohne zu sagen, daß dies für mein Geld sei. General⸗ in n,. Wie kam es, daß Sie am 24. Dezember, nach dem Hutachten des Bergwerksraths und des Staatsraths an Herrn Cubieres die Vollmacht ertheilten, über die 200,000 Fr. zu dem verabredeten Zweck zu verfügen? Welchen Nutzen konnte da eine solche Dissimulation haben? Parmentier: Ich habe die Dissimulation nur deshalb wiederholt, um dem Drängen des Herrn Cubieres nachzugeben, indem ich mir indeß die Mit- tel vorbehielt, die Verwendung der Fonds zu hindern. Uebrigens, meine Herren, kann ich Ihnen versichern, daß der Civilprozeß, mit dem ich Herrn Cubieres bedrohte, kein bloßer Vorwand war, wie man insinuirt hat, sondern eine Nothwendigkeit meiner Lage, ein letztes Mittel, um zu meinen Rechten zu gelangen und mir den Ruͤckkauf zu erwirken. Ich konnte doch Herrn von Cubieres nicht Summen überlassen, die zu einer Bestechung bestimmt sein sollten, an die ich niemals hatte glauben wollen, und die auch sicherlich nie
stattgefunden hat.
— Sitzung vom 19. Juli. Als heute die Reihe des Ver— hörs an Herrn Teste kam, zeigte sich große Neugierde im Saale.
Der Kanzler fragte zunächst, wie Herr Teste dazu gekommen, die Minen-Gesellschaft von Gouhenans als eine ganz in bester Form Nechtens betriebene Unternehmung zu bezeichnen. Herr Teste erwiederte, daß er hiermit nur „bestens existirend“ gemeint habe. In Betreff des Hauptpun!— tes, 15 oder 50 Actien als Preis erhalten zu haben, so läge über diese unsinnige Behauptung gar kein anderer Beweis vor, als Redensarten, wie die: Pellapra habe zu Cubieres geäußert, und dergleichen. Er gestehe zu, daß in dieser Angelegenheit Schritte bei ihm geschehen, um den Erfolg zu sichern; indessen habe er sich nicht im Mindesten durch sie bestimmen lassen, da er von vornherein der Ansicht gewesen, daß der Betrieb der Salzgruben von Gouhenans für keine Gesellschaft passender gewesen, als für die Parmentiersche. Als Ad vokat habe er früher zu Pellapra in ziemlich vertrautem Verhältnisse gestan= den; seine Ansichten über Gouhenans seien diesem bekannt gewesen, und er habe lange zuvor, ehe eine Bestechung hinsichtlich dieser Angelegenheit in Frage gestanden, schon geäußert, daß die Gesellschaft von Gouhenäns unter ge— wissen Bedingungen zur Konzession berechtigt sei. Hinsichtlich des Cubieres— schen Schreibens, welches die unmittelbare Veranlassung des Prozesses war, äußerte Teste, er begreife nicht, wie ein Mann, der selbst Minister gewesen sei, die Worte habe schreiben können: „Die Regierung meines Landes ist in habgierige und bestochene Hände gefallen“ und „die Freiheit der Presse wird erstickt werden“. Auf eine Frage Teste's erklärte Cub ieres, daß er nie mit Teste von 45 oder 390 Actien gesprochen habe, welche der Preis seiner günstigen Gesinnungen sein sollten; blos zu Pellapra habe er davon gesprochen. Teste räumte, wird gesagt, ein, daß man Schritte für den Erfolg des Konzessions— Gesuches bei ihm gethan habe; es sei aber nicht wahr, daß er an den Präfekten des Departements der Seine und Loire deshalb geschrieben habe. Genergl-Prokurator: Sie haben dem Präfekten geschrieben. Kanz- ler: Man verlese das Schreiben. In diesem Schreiben verlangte Herr Teste jedoch, neben Auskunft über andere Sachen, nur sofortige Aufschlüsse über die Angelegenheit von Gouhenans. Aus Anlaß eines Äusdruckes in einem Cubieresschen Schreiben behauptete Herr Teste, daß er Allem fremd sei, was Pellapra etwa geschrieben habe. Er äußerte auch, daß häufig ein Mittelsmann den Namen des Ministers ins Spiel bringe, ohne je mit ihm gesprochen zu haben. General-Prokurgtor zu Herrn Teste: Ihre Andentungen bezwecken, auf Pellapra ein furchtbares Gewicht zu wälzen. Sie machen ihn zum schändlichen Betrüger. Teste mit Nachdruck: Ich bin weit entfernt, der Anklage zu Hülfe zu kommen. Ich weiß, bis wie weit die Nothwendigkeit meiner Vertheidigung mich gehen lassen kann; man wird mich nicht zwingen, darüber hinauszugehen. General-Proknrator: Ich verlange nicht, ldaß Herr Teste der Anklage zu Hülse komme; was ich ver— lange, liegt im Interesse seiner eigenen Vertheidigung. — Nachdem die Ver⸗ handlung eine Zeitlang suspendirt worden war, kündigte der Kanzler an, daß er nicht auf Fragen zurückkommen werde, auf welche stets die nämliche Antwort er⸗ solge. Er machte sodann Herrn Teste bemerllich, daß mehrere Thatsachen, welche, einzeln genommen, keine genügenden Anklagepunkte darböten, dennoch in ihrer Gesammtheit schwere Anklagen gegen ihn begründeten. Offenbar sei Herr Teste strafbar, wenn Cubieres und Pellapra in ihrer Korrespondenz die Wahrheit gesagt hätten; im gegentheiligen Falle aber hätten sich Cu? bieres und Pellapra der Prellerei schuldig gemacht. Cubieres: Nach Allem, was ich dem Hofe auseinandergesetzt habe, sehe ich nicht ein, wie eine Anklage auf Prellerei gegen mich gerichtet werden kann. (Ueber den weiteren Verlauf des Verhörs dieser Sitzung siehe unten das Schreiben aus Paris.) .
Nächsten Montag soll das Zeugen-Verhör in dem vorliegenden Prozesse beginnen.
Paris, 11. Juli. Die Deputirten-Kammer hat gestern die Diskussion des Kriegs Budgets beendigt und ist, nachdem dasselbe angenommen war, zu den Finanz-Budgets übergegangen.
Der Moniteur algerien vom 5. Juli berichtet, daß in allen Theilen Algeriens tiefsle Ruhe herrsche, daß aber die Nachrichten aus Marokko, wo nunmehr Abd el Kader, nach langer Verstellung, und Muley Abd el Rhaman, trotz seiner übermäßigen Vorsicht, in offenem Kriegszustande gegen einander seien. An der marokkanischen Gränze war das Gerücht verbreitet, daß ein großes Heer im Begriff stehe, von Fez abzugehen, um den Emir zu züchtigen, daß indeß Abd el Kader beschlossen habe, einstweilen sich mehr nach dem Süden zurück— zuziehen. Es hat sich das Gerücht verbreitet, die Regierung habe beschlossen, daß ein französisches Armee- Corps dem Kaiser Abd el Rhaman gegen Abd el Kader zu Hülfe geschickt werden solle.
Gestern fand im Chateau⸗Rouge das reformistische Bankett statt. Die Zahl der Couverts war 1080. Etwa 40 Deputirte waren an— wesend. Heir Thiers hatte sich nicht eingefunden, was zu mancherlei Auslegungen Veranlassung gab. Auch die Herren Arago und Ledru— Rollin nahmen nicht Theil an dem Bankett. Den Vorsitz führte Herr von Lasteyrie. Es wurde eine Reihe von Reden gehalten, die sämmt— lich den entschiedensten Tadel des Ministeriums vom 29. Oktober zum Gegenstande hatten. Am heftigsten sprach Herr Duvergier de Hau⸗— ranne, welcher, nachdem er den ganzen Gang der Verwaltung seit 1839 einer scharfen Kritik unterzogen hatte, erklärte, daß er sich der Sache der Wahlreform mit aller Kraft widmen werde. Herr Odilon Barrot hob besonders hervor, daß das Ministerium sich durch ein völliges Corruptions-System zu halten suche. Mehrere Male wurde die Marseillaise gesungen und gespielt; eine zahlreiche Menge, welche sich außerhalb des Gartens ö hatte, stimmte im Chor irt Das Bankett begann Abends 8 Uhr und endete spät in der Nacht.
Auf der Tortoni-Börse war heute die französische 3proz. Rente matt und das Geschäft darin unbedeutend. Die Notirung sank auf 77. 55. In Eisenbahn-Actien wenig Geschäft. j
Paris, 12. Juli. (Auf tel. Wege,) Der König der Bel— gier ist heute von Brüssel hier a n , z
Paris, 11. Juli. Das gestri 5 . 3
n ge Verhör des Herrn Teste vor dem Pairshofe hat im Grunde die Sache um keinen 6 vorwärts gebracht. 86
Das Vertheidigungs ⸗-System des Herrn Teste läßt sich k in zu⸗ sammenfassen, daß er alle in den zahlreichen 2 1 . neral Cubieres, Pellapra und Parmentier gegen ihn enthaltenen Angaben energisch in Abrede stellt, und als er darauf aufmerksam gemacht wird, wie
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Augenblick an Beschleunigung gegeben habe, wo nach der Korrespondenz dem Herrn Pellapra die zu seiner Bestechung erforderlichen Mittel zur Ver= fügung gestellt sind, sucht er diese . auf ganz ne lr ich! Weise und selbst auf den Boden des Rechtes sich stellend zu erklären. Er will gewissermaßen sagen: ich habe gehandelt, wie mein Gewissen, meine lieber⸗ zeugung und meine Pflicht es mir vorschrieb, und habe mich dabei streng innerhalb der Gränzen der gesetzlichen Vorschriften über die Sache gehalten; die Lösung, welche die Angelegenheit erhalten hat, also das Ne= sultat, wie es sich aus der Königlichen Konzessions-Ordonnanz und, dem ihr vorangeschickten Berichte an den König ergiebt, ist da, dies zu beweisen. Wenn nun Andere meinem Verfahren verwerfliche Motive unterstellen, — zu welchem Zwecke sie dies auch gethan haben mögen, — wenn Andere sich herausnehmen, mir Böses nachzusagen, hinter meinem Rücken mit mei⸗ nem Namen Mißbrauch zu treiben, um selbstsüchtige Absichten dadurch zu realisiren, so ist das eine verabscheuungswürdige Handlungsweise. Mir aber steht kein Mittel zu Gebote, dies zu verhindern, der üblen Nachrede den Mund zu verschließen, so lange sie im Dunkel von Privat-Korrespondenzen sich herumschleicht. Nun aber, da sie offen ans Tageslicht getreten ist, kömmt es nicht mir zu, nachzuweisen, daß sie lügt, sonder die, welche diese üble Nachrede sich erlaubt haben, müssen die von ihnen mir zur Last gelegten Thatsachen beweisen, oder sie sind Verleumder, und jedenfalls kann ich in keiner Weise die Autorität des Inhalts der Korrespondenzen dritter Perso⸗ eee für den Beweis der Wahrheit der Anschuldigungen gegen mich aner⸗ ennen.
Allerdings steht die Thatsache bis jetzt fest, daß keiner der vor dem alen n erschienenen zwei anderen Angeklagten, Cubieres und Parmentier, erklärt hat, selbst Herrn Teste bestochen oder auch nur einen direkten Schritt und Versuch zu dem Zwecke der Bestechung bei ihm gemacht zu haben. Beide erklären, nur Pellapra habe ihnen stets die Versicherung davon gegeben. In ihren gewechselten Brie— fen schienen Beide an die Wahrheit dieser Versicherungen Pellapra's bis zu einer gewissen Zeit zu glauben, und Beide haben zusammen— wirkend ihm wirklich nicht blos die Mittel zur Bestechung des Herrn Teste, sondern auch noch zur Belohnung seiner eigenen Bemühungen dabei zur Verfügung gestellt. Erst später, als Parmentier seine Er— wartungen über den Umfang des zu erreichenden Resulta⸗ tes getäuscht sieht, tritt er mit der Erklärung hervor, daß er überzeugt sei, Pellapra habe nichts gethan, nichts stipu⸗ lirt, nichts erreicht, müsse also auch die ihm zu Gebot gestellten Fonds zurückgeben, und er hält sich dabei an den General Cubieres, als welcher es gewesen, der Pellapra mit ins Interesse ge⸗ zogen. Darüber zerfällt Cubieres mit Parmentier, der ihn nun mit seinen Forderungen drängt, während andererseits auch Pellapra immer neue Anforderungen au den General macht, der endlich, der Sache müde, auch mit ihm sich überwirft. Alles das konnte allerdings ge⸗ schehen, ohne daß Herr Teste im geringsten von dem ganzen Treiben etwas wußte, sobald man die Hypothese annimmt, daß Pellapra, sei es mit oder ohne Mitwirkung des General Cubieres, die angeblich an Herrn Teste ausgezahlten 101,000) Fr. sich aneignen wollte, oder daß Cubieres mit Pellapra in dem Truggewebe zum Nachtheile Parmentier's einverstanden war. Aber dann kömmt man nothwendig auf die Alternative, auf welche auch der General-Prokurator Herr Delangle gestern ge⸗ kommen ist, nämlich: Entweder Herr Teste wurde wirklich bestochen, dann sind alle Angeklagten als Bestechende zugleich mit ihm, als Bestochenen, schuldig; oder Herr Teste wurde nicht bestochen, auch der Versuch, ihn zu bestechen, nicht gemacht, dann ist offenbar Prellerei von Seiten Pellapra's begangen worden, wenn der General Cu⸗ bieres wirklich die volle Wahrheit gesagt hat. Jeder Theil bleibt bei seinen Behauptungen stehen, ohne jedoch den Anderen der wirklich begangenen Prellerei offen beschuldigen zu wollen. ;
Herr Teste verfährt in diesem Punkte genau so, wie der General Cubieres, und als gestern der General-Prokurator aus der Wärme, womit Herr Teste seine Unschuld versicherte, und mit Entrüstung von dem Lügengewebe und den Verleumdungen sprach, die man auf sein Haupt wälze, den natürlichen Schluß zog, daß derselbe also bei Herrn Pellapra einen Plan zur Prellerei unterstelle, erwiederte Herr Teste mit wahrer Hef⸗ tigkeit, er habe nicht von Prellerei gesprochen. In gleicher Weise beobachtet General Eubieres fortwährend gegen Pellapra die auffallendste Scho nung, selbst als der General-Protkurator mit Recht ihn darauf aus⸗ merksam macht, daß, der Natur der Sache nach, von Schonung keine Rede mehr sein könne gegen einen Mann, der auf Kosten unserer Ehre spekulirt, der uns als Mitschuldigen an einer Prellerei darstellen will. Wie sehr ihn auch der General-Prokurator drängt, kategorisch zu erklären, ob er Pellapra für einen Preller halte oder nicht, der General Eubigres ist nicht zu einer solchen Erklärung zu bringen und sucht ihr aus= zuweichen. Herr Coõusin, — der persönliche Freund des Generals und sein ehemaliger Kollege als Minister mit ihm im Kabinet vom 1. März 1810, — selbst Herr Cousin hob den auffallenden Kontrast gestern hervor, der zwischen der Bestimmtheit besteht, mit welcher Cubieres in seinen Briefen Herrn Teste anklagt, und seiner jetzigen Zurück= haltung, und zeigte ihm die Nothwendigleit, entweder seine Briefe abzu- leugnen, oder sie zu vervollständigen. Er erinnerte ihn an den Brief vom 18. April 18458, worin der General sagt, er werde alle Thatsachen kundge⸗ ben und beschwören, und wenn er aus Mangel an hinreichenden schristlichen Bewei⸗ sen dennoch verurtheilt weiden sollte, so werde ihm doch der Trost bleiben, das Publikum über die Moralität des Ministers (Teste) aufgeklärt zu haben, indem er ihn zum Meineide nöthige. So — bemerkte Herr Cousin spricht man nicht auf bloßen Glauben hin, so kräftig spricht man nur, wenn man eigene, volle UÜeberzeugung hat. In demselben Briefe droht der General, die unverschämten Forderungen des Herrn Teste öffentlich zu denunziren, und jetzt schweigt er, ruft ihm Herr Cousin zu, mit der dringenden Auffor— derung, er solle reden. Von allen Seiten tönt ihm derselbe Ruf entgegen; aber der General erklärt zwar, daß er alles in seinen Briefen Gesagte aufrecht halte, fügt aber sogleich hinzu, daß er Alles nur durch Pellapra gehört, daß er mit diesem allein zu thun hatte. Herr Teste erhebt sich sogleich darauf und stützt auf diesen Punkt der wiederholten Versicherung des General Cubieres, daß dieser durchaus keine persönliche Kenntniß von der Thatsache der wirklich vollbrachten Bestechung habe, die erneuerte Ver— sicherung seiner Unschuld.
Immer entschiedener tritt heivor, wie nur durch das persönliche Erscheinen Pellapra's selbst, welches gestern durch das Gerücht als wirklich bevorstehend angekündigt wurde, der Knoten des Räthsels gelöst werden könnte.
So bemerkte denn auch Herr Teste gestern nicht ohne Grund, in welche mißliche Lage die drei anwesenden Angetlagten sich durch diesen Um— stand versetzt sähen, nämlich daß man glauben könnte, Pellapra's Flucht sei nur Folge eines Einverständnisses unier ihnen, man habe ihn auf die Seite geschafft zur gemeinschaftlichen Rettung, indem man das ganze Ge— wicht der Anklage auf ihn zurückwerfe. Gerade um nicht diesem Schein sich auszusetzen, versichert Herr Teste, habe er nicht auf die bestimmte Frage des General-Prokurators in Betreff seiner Meinung über Pellapra geant— wortet, um nicht den Verdacht Platz greifen zu lassen, als wollten sie den Entflohenen zum gemeinschaftlichen Sündenbock machen, weil derselbe in Sicherheit sei. . . ö
In jeder Beziehung ist zu wünschen, daß das Gerücht von Pel= lapra's Rückkehr und seinem Erscheinen morgen vor dem Pairshofe
sich bestätigen möge. Die Einen sagen, sein Schwiegersohn, der Fürst von Chimay, habe dem Kanzler die ungesäumte Rückkunft Pellapra's angekündigt; nach den Anderen wäre diese Ankündigung durch den General-Einnehmer von Amiens geschehen. Dieser Prozeß beschäf⸗ tigt so überwiegend die allgemeine Aufmerksamkeit, daß Kammer- Debatten und Wahlreform-Bankett kaum beachtet werden. Alle Blätter sind mit den Prozeß⸗ Verhandlungen angefüllt, und sie sind auch der fast einzige Gegenstand des Tagesgesprächs.
Großbritanien und Irland. London, 10. Juli. Se. Königl. Hoheit Prinz Waldemar
auffallend es sei, daß er der Angelegenheit von Gouhenans gerade von dem
von Preußen wird die Hauptstadt nicht vor dem 20. ds. Mts. ver⸗
assen, um dann seine beabsichtigte Reise nach dem Norden Englands und Schottlands anzutreten. t
Gestern fand im auswärtigen Amte ein Kabinetsrath statt.
Nach einem Schreiben des Grafen von Villareal (einer der Ge⸗ fangenen von Torres Vedras) aus Angola hatte die portugiesische Regierung den Befehl dorthin geschickt, ihn, obwohl er körperlich lei⸗ dend ist, in das Innere des Landes abzuführen, während Graf Bom⸗ fim, wie es hieß, nach Mozambique gebracht werden sollte.
8elgien.
Brüssel, 11. Juli. Der Moniteur erklärt, daß in Folge einer Ünterfuchung der häufigen Krankheiten, welche im Sommer die Armee träfen, der Kriegs- Minister befohlen habe, die Uebungen erst am vorgerückten Tage anstatt am frühen Morgen vorzunehmen, in- dem es sich herausgestellt habe, daß eben das frühe, nüchterne Aus⸗ rücken oder, was noch schlimmer sei, der frühe Genuß des Brannt⸗ weins und der Mangel an hinreichender Ruhe mehr als die Hitze da⸗ zu beitrage, die Spitäler im Sommer zu überfüllen.
In der Provinzial-Versammlung von Brabant ist durch mehrere Mitglieder derselben der Vorschlag zu einer Bittschrift an die Kammer und 'an den König gemacht worden, um eine Verminderung in der Patent- und Personensteuer zu Gunsten der ärmeren Klassen auf dem Wege der Gesetzgebung zu Stande zu bringen. Der Ausfall würde durch eine Erhöhung der Steuern für die oberen Klassen der Steuer⸗ pflichtigen zu decken sein. . ; ?
Die große belgische Industrie⸗Ausstellung wird hier am 15ten d. eröffnet werden. Bas Publikum hat während der ganzen Dauer der Ausstellung, mit Ausnahme des Dienstags, täglich von 10 bis 3 Uhr freien Zutritt. 9 ;
Man meldet aus Antwerpen vom 9gten: „Es sind gestern wie⸗ der 12 Schiffe mit Getraide in unserem Hafen angekommen. Die Ouagis des großen Bassins sind aus Mangel an Transportmitteln mit Getraide überfüllt. Das belgische Schiff „Diligent“ geht bald von hier mit einer ganzen, Ladung Fensterglas und Krystallwaaren nach Konstantinopel ab. Dies ist das achte Schiff, welches von Aut⸗ werpen dorthin mit Glaswaaren absegelt.“
Brüssel, 12. Juli. Der König hat am hten d. dem neu er— nannten Königl. preußischen Gesandten am hiesigen Hofe, Grafen von Seckendorff, eine Audienz ertheilt, in welcher derselbe sein Be⸗ glaubigungsschreiben überreichte. Am folgenden Tage war der Ge⸗ sandte mit seiner Gemahlin und dem Legations-Secretair, Grafen Henckel von Donnersmark, zur Königlichen Tafel geladen. Gestern früh sind Ihre Majestäten mit Gefolge nach Paris gereist. Ihr dortiger Aufenthalt wird, dem Vernehmen nach, nur von kurzer Dauer sein. Am 2isten d. M. wird hier, wie gewöhnlich, die Thronbestei⸗ gung des Königs gefeiert werden, und bei dieser Gelegenheit erwar⸗ let man viele Beförderungen in der Armee. Was die Bildung eines neuen Ministeriums betrifft, so heißt es, daß erst am Schluß der jetzt stattfindenden Provinzial-Versammlungen eine Entscheidung er⸗ folgen werde. . .
Der Moniteur meldet: „Die preußische Regierung hat, nach dem Beispiel Frankreichs, drei besondere Kommissare dazu ausersehen, sich von den Fortschritten unseres Gewerbfleißes auf der Ausstellung zu unterrichten; es sind die Herren von Viebahn, Geheimer Ober-Finanz⸗ rath, Direktor der Gewerbe- Ausstellung von Berlin, Schubarth, Pro- fessor der Chemie, und Wedding, Fabriken Kommissions Rath. Auch
aus allen anderen Ländern werden Kommissare erwartet.“
D änem ar n.
Kopenhagen, 9. Juli. Se. Königl. Hoheit der Kronprinz ist hier gestern Nachmittag um 2 Uhr von Stockholm wieder ein⸗ getroffen. ö
Am 7. d. ist das kleine russische Geschwader, welches den Groß- fürsten Konstantin aus England abholen soll, Helsingör passirt.
missenschaftliche und Kunst - nachrichten. Königliches Schauspielhaus. Gastspiel des Herrn Schneider.
Unser Repertoir wird, seitdem es heiß geworden ist, durch einen Schau— spieler bestimmt, der den Rollen, in denen er sich bewegt, durchaus nicht gewachsen ist. Eine gewisse äußerliche Fertigkeit verlockt Herrn Schneider ünablässig auf ein Gebiet, das er in Beilin wenigstens zu betreten nicht wagen sollte. Es ist hier nun einmal nicht der Ort, weder für Anfänger, die sich ihre Sporen verdienen wollen, noch auch für Mittelmäßigkeiten, die nach Anerkennung begierig sind. Dies muß von Zeit zu Zeit immer wie⸗ der gesagt werden, weil im Hause selbst die Claque das unbefangene Ur⸗ theil des Publikums nicht mehr zu seinem Ausdruck gelangen läßt.
Während in alten guten Zeiten das Schweigen des Publikums die Lehre der Schauspieler war, erregen jetzt wenige Jubelmänner (wie man die Claquers im Gegensatz zu den Klageweibern des Alterthums wohl nen- nen kann) wahre Beifallsstürme, und oft ist es ein einziger Sperling, der die Lawine des Applauses zu Falle bringt. Dazu die Kritik mancher Blät- ter, welche die Kunst versteht, Einzelnes zu loben, wo das Ganze zu ver— werfen ist, und Einzelnes zu tadeln, wo das Ganze Lob verdient — und man begreift, wie schwer in dieser argen Welt die wahre Willensmeinung des Publikums zu erfahren ist.
Herr Schneider besitzt das Aeußerliche seiner Kunst in einem ge— wissen Grade: er schreitet mit Eleganz, unterscheidet piano und forte in der Declamation und was dergleichen mehr ist; aber einen Charakter zu fassen und ihn uns zu überliefern, ö völlig außerhalb seiner Fähigkeiten. Sein Prinz in Emilia Galoiti, sein Don Cesar, sein Egmont beweisen, daß sein Organ für das Verständniß und die Darstellung dieser Rollen nicht bis zur Hälfte der Tiefe reicht, in der sie entspringen, und in der sie gefaßt sein wollen. Nichts, als Routine, als Oberflächen, hinter denen keine körper= liche, wirkliche Existenz steckt. In dem kleinen französischen Lustspiel „Ein Arzt“ machte er aus dem radebrechenden Engländer Arthur Derwood einen geschwätzigen Kommis und änderte dabei den Tert der Komödie auf das willkürlichste, bis er seiner Unfähigkeit, nach englischer Art gebrochenes Deutsch zu reden, bequem lag. Das hatte Herr Richter aus Leipzig vor ihm allerliebst gemacht.
Wir würden über dieses ganze Gastspiel nicht sprechen, wenn es uns nicht daran erinnerte, daß man Herrn Dessoir, einen echten Künstler, der nach den ersten zwei Rollen, die er spielte, sich allgemeine Achtung, ja Be= wunderung erworben, und der den sehnlichsten Wunsch hatte, noch länger in Berlin zu gastiren, ziehen ließ und die Vakanz, die durch die Abwesenheit des Hern Hendrichs entstand, Mittelmäßigkeiten einräumte. Ohne Zweifel sah man, daß Herr Dessoir ein zu gefährlicher Rival für Hendrichs war, und schaffte ihm daher Vertreter, neben denen er sich halten konnte. Und an solchen fehlt es nicht. 10.
Berlin, 13. Juli. Bei der gegenwärtigen Ausstellung in der Ala⸗ demie der Künste sind auch die „Blatter zur Geschichte des deutschen . fes“ vom Historien⸗Maler Herrmann wieder d,, über deren Plan und Charakter bereits in der von uns ge ebenen nkündigung 6 . besonderen Artikel gesprochen worden ist. Auch ist dort , ö scriptions ⸗Liste für den demnächst zu erwartenden Stich dieser Blatter aug
gelegt. — —