fürstlicher Macht beruht. Niemals wird 6 auch Eines Constitutionalismus, „der Konig nicht- eine Wahrheit werden. i iedenartig denn
Man gehe nun weiter und frage sich wee ö ig 8. 24 ga. ten regiert werde! Was ist die Ver in jenen constitutionellen Staat. in
ö 2. England, und was ist sie in Deutsch⸗ antwortlichkeit der Minister in * bei uns in der That die Mi⸗ land! Was kann sse uns sein? Sint, bei uns in der e ,, nister weniger velantwortlich, und liegt. nicht in dem Königthume Deutschlands und Preußens gerade die Eine Seite des Richterthums, * sõ = z fraftiger und wahrer vertreten wird, als in irgend einem 3 — ede; Aber man will die Verantwortlichkeit vor den Stän⸗ ben. Die Deffentlichkeit und Nachweisung ihrer Handlungen wird . der preußischen Regierung niemals gescheut werden; die morg⸗ ⸗ rtlichkeit der Handlungen der Minister, ja die poli⸗
3 , e tlicht it ist schon in der That vorhanden, sie kann nie tische Verantwortlichleit on i at vorhanden, t usbleiben, ö unn gewährt hat. Versteht man aber darunter eine bloße Verant⸗ wortlichkeit vor der sogenannten Majorität der Stände, ein . amt der Stände über die Minister, se ist dies allerdings eine staats— rechtliche Form, die nur da einen Sinn hat, wo die Partei⸗Negierung organistrt ist. Dies scheint überhaupt der wesentliche Punkt für die Zukunft werden zu sollen, der wesentliche ir, um den sich . ssmus dreht, Spaltungen, Trennungen in Majoritäten und Mi⸗ y des 2 herbeizuführen, die dann alle jene Uebel mit sich bringen müssen, die wir im Gefolge derselben in Frankreich und selbst in England win, , 6 , ,, so a , thum nicht, besetzt die Majorität das Ministerium, so herrscht das stetẽ wechselnde Prinzip einer 5 , r Meinung, einer Mei⸗ nung, die wieder in sehr wesentlichen Punkten, in Kirchen⸗, Justiz⸗ . abweichender Meinung sein kann, welche ader mit der Majorität die Stellen des Staates einnimmt. Hierin liegt aller⸗ dings der Kardinal-Unterschied der constitutionellen Verfassungen Frankreichs und Englands von den deutschen Verfassungen, der we— sentliche Unterschied des constitutionellen und deutschen Königthums; der . Unterschied der k der deutschen Re⸗ ierungen. Aber wo sind unsere Whigs und Tories, unsere Konser— . und Liberalen, wo ist , . und Linie 3 . teien eine geschichtliche Begründung in unseren ständischen Fragen? ne gescht k ung ĩ schen Fragen? Haben sie sich in Preußen gezeigt? Einzelne Meinungen sind keine Parteien, Ansichten bilden noch keine Geschichte. Noch regiert das Königthum, unsere Repräsentation ist die Standschaft.
Wir stimmen darin mit der Deutschen Zeitung überein und glauben hierin auch die Majorität des preußischen Volks vertreten zu können, daß die altständischen Rechte der einzelnen Provinzen und Landestheile unwiederbringlich verloren sind, wenn man darunter alle die einzelnen seit dem 14ten und 15ten Jahrhundert brieflich und ur— lundlich verzeichneten Rechte versteht, deren eigenthümlicher Ausdruck sich gar nicht mehr mit dem jetzigen Staatsleben vertragen kann; das Recht, „Huldigung und Gehorsam an die Bestätigung und Ein— haltung der provinziellen Freiheiten zu knüpfen u. s. w.“; uur von einer Regeneration dieser unentwickelten und wilden Keime des jetzi— gen Rechts“, wie sie die Deutsche Zeitung nennt, konnte in den provinzialständischen Gesetzen von 1823 die Rede sein, nur um die geistige Wiederbelebung altdeutscher ständischer Rechte kann es sich handeln. Das Große und Gute aber, das wir inzwischen errungen haben, die geordnete Verwaltung, die Einheit des Landes, das Aus⸗ löschen der alten Parteien und Gegensätze unter dem starken und kräftigen Königthume wollen wir deshalb nicht leichtsinnig aufopfern. Das Programm der preußischen Verfassung aller preußischen Patente ist und muß sein, das Gute, das wir haben, nicht zu verlieren, das nicht aufzugeben, was uns stark macht, und deshalb bedächtig und ruhig auch die neuen Entwickelungen unseres anderweitigen Skaats⸗ lebens zu beginnen. Wir können etwas Eigenthümliches in Anspruch — wir e fe dies thun, wenn unsere und die deutsche Ge— schichte vereint sein soll.
Wenn also der Constitutionalismus Englands und Frankreichs für uns nicht der Ausdruck des nationalen politischen Lebens ist, weil wir andere ständische, Grundlagen, eine andere Srganisation unserer Verwaltung, ein persönlich regierendes Königthum haben, so wird auch unsere ständische Verfassung eine ganz andere sein müssen. Nur das, was eine Wahrheit werden kann, wünscheu wir als Gesetz, daher nicht das Götzenbild eines gemachten, aber papierenen constitutionellen Rechts, sondern eine vernünftige, heilsame ständische Freiheit und kräftiges Königthum. Das Räthsel ist, Beides zu vereinen, ohne das Geschick Preußens auf das Spiel zu setzen; zu erhalten, was wir haben, und neu hinzuzufügen, was unserem und dem deutschen In—
herrscht, aber er regiert
ei uns die Anforderung,
wo die Regierung den Ständen das Steuerbewilligungs⸗ /
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teresse zuträglich erscheint. Nicht in wörtlicher „Gleichheit der Ver⸗ fassungsformen“ liegt die deutsche Einheit — sonst wären die freien Städte unverträglich mit unserer Nationalität — sondern in der Versöhnung unserer oft auseinandergehenden Interessen, in der Ver⸗ einigung unserer Kräfte und in der Erhaltung unserer Macht!
Deutsche Bundesstaaten.
Königreich Bayern. (N. K.) Nachrichten aus Brückenau zufolge, erfreut sich Se. Majestät der König des besten Wohlseins und gedachte am 3. August nach Aschaffenburg zu reisen, um von dort . wie man glaubt, auf einige Tage sich nach der Pfalz zu be— geben.
Der Kommandant von Würzburg, General-Major von Hetzen— dorf, ist zum Wirklichen General ernannt worden.
Die Einführung der Waffenröcke in der bayerischen Armee ist nun— mehr beschlossen, doch soll vorläufig, um deren Zweckmäßigkeit zu prüfen, eine Compagnie in jedem Regiment damit versehen werden. . Der Aschaff. Zig. wird aus Münch en vom 15. Juli geschrieben: „Der Nuntius des heiligen Stuhls hat so eben unsere Stadt und Bayern verlassen, da er durch ein Schreiben Sr. Heiligkeit nach Rom beru— sen worden ist. Hiernach ist die Angabe der Allg. 3ig., als habe Monsignor Morichini eine bloße Urlaubsreise angetreten, zu berichti= gen. Ob unsere Hoffnung, den Prälaten bald wieder hier zu sehen, in Erfüllung gehen werde, ist sehr zu bezweifeln, da er, aller Wahr⸗ scheinlichkeit nach, eine anderweitige Bestimmung in Rom erhasten wird, indem das rauhe und veränderliche Klima Münchens der Ge⸗ sundheit des Herrn Nuntius nicht zusagt. Die Nuntiaturgeschäfte werden daher für jetzt von dem Auditor der Nuntiatur versehen.“
Königreich Sachsen. Der Central-Vorstand des Gustas— Adolph -Vereins in Leipzig hat ein Rundschreiben an alle deutsche Hauptvereine erlassen und darin die verschiedenen ihm zugekommenen Ansichten über die Ausschließung des Br. Rupp zusammengestellt. Der Verein zählt jetzt in Deutschland 41 Hauptvereine und 299
Zweigvereine.
Königreich Hannover. (Mgdb. Ztg.) Bisher entstan— den häufig Differenzen und Ungewißheit darüber, in welcher Sprache der Schulunterricht in einigen Ortschaften der an Holland gränzenden Grafschaft Bentheim zu ertheilen sei. Durch eine so eben erschienene Bekanntmachung der Landdrostei Osnabrück ist nun verfügt, daß dort der Unterricht überall in deutscher Sprache gegeben werden solle. Nur ausnahmsweise und nach besonderer Anordnung des Ober- Kir— chenraths kann neben der deutschen Sprache noch in einigen Schulen in holländischer Sprache unterrichtet werden.
Königreich Württemberg. Au 16. Juli versammelte sich in Stuttgart die Druck-Kommission der Kammer der Abgeordne— ten, um nach dem ihr von der letzten Versammlung gewordenen Auf⸗ trage über künftige Beschleunigung des Drucks der ständischen Proto kolle zu berathen. ö
Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Es bil— den sich hier fortwährend neue Turnvereine bis in die nördlichen Theilt des Landes hinauf, und seit kurzem auch auf den Dörfern.
Das Zerwürfniß, welches seit längerer Zeit unter den heidel—⸗ berger Bürgern besteht und ursprünglich politischen Ursprungs ist, hat sich in der letzten Zeit immer mehr gesteigert, und die verschiedenen Zwistigkeiten werden nicht nur in dem dortigen Journal, sondern auch in anderen badenschen Blättern verhandelt.
Fürstenthum Reuß-Lobenstein. (D. A. 3.) Sämmt—-— liche Landgemeinden des Fürstenthums Lobenstein haben am Tage des 25 jährigen Regierungsjubiläums des Fürsten am 10. Juli' ihren Dank und ihre Glüdwünsche in einer Erklärung ausgesprochen, in der es unter Anderem heißt: „Zum unterthänigsten und innigsten Danke fühlen wir uns verpflichtet für die 25 jährige gerechte, weise und milde Regierung unsers durchlauchtigsten Fürsten, die seinem Ge⸗ dächtnisse ein bleibendes Denkmal in unseren Herzen setzt; zum Dank für die mancherlei zweckmäßigen Verbesserungen in den Kirchen und Schulen des Landes, in der Rechtspflege und Verwaltung des Ge— meindewesens durch weise Gesetze und Verordnungen; zum herzlichsten Dank für die vielen fürstlichen Gnadengeschenke und Erlasse von Ab— gaben, so we die Ablösung der Trift, Frohndienste und anderer La— sten und ganz vorzüglich für die großartigen Unterstützungen zur Milderung der Noth in jetziger bedrängter Zeit, wodurch viele tau— send Thränen in unseren Gemeinden sind getrocknet, viele bange Seufzer armer Familien sind gestillt worden.“ .
Oesterreichische Monarchie.
Von der galizischen Gränze, 14. Juli. (A. 3.) Der
Polen⸗- Prozeß im Königreich Galizien ist beendigt, und die Urtheile der Gerichte sind von den höchsten Instanzen bestätigt und zum Voll— zug bereits abgegangen. Von den Untersuchten sind wegen begange— nen Mords drei (darunter der Mörder des Bürgermeisters von Tar— now) zum Tode, die übrigen — gegen zweihundert an der Zahl — zum Kerker verurtheilt worden. Die Dauer der Strafzeit stuft sich nach den Kategorieen der Strafbarkeit vom lebenslänglichen bis zum einjährigen Kerker ab. Die Todesurtheile werden wahrscheinlich in diesem Aubenblick bereits in Lemberg vollstreckt sein. . Der neue Gouverneur von Galizilien, Graf Stadion, ist bereits in Galizien eingetroffen; von der Umsicht und Energie dieses Staats mannes, der sich schon in Triest die wärmste Anerkennung erworben hat, hofft man allgemein die besten Erfolge. .
In Bezug auf die durch den gegenwärtigen Nothstand herbei— geführte bedentende Sterblichkeit in den Gebirgsdörfern ergiebt sich aus den Pfarrmatrikeln, daß in 8 Pfarren im ersten Semester 1816 zusammen 1214, im ersten Semester des laufenden Jahres 3188 Sterbefälle vorkamen, ungezählt alle diejenigen, welche in den Matri— keln nicht vorkommen, und welche man auf ein Viertheil der Einge— tragenen veranschlagen kann. Im Juni 1846 ergaben sich insbeson⸗ dere in der Pfarre Saybusch 22 Todesfälle, im Juni 18417 betrugen dieselben 336, also das 15fache, und es ist leider der Hunger und das Elend, woran die überwiegende Anzahl zu Grunde geht. Man hofft von der nun eingetretenen besseren Witterung und der bevor— stehenden Aerndte, die allem Anschein nach sehr gut ausfallen wird, es werde die Sterblichkeit nachlassen und die Preise sämmtlicher Le⸗ bensmittel sinken. In den galizischen und schlesischen Gebirgsdörfern, längs der ungarischen Gränze, herrscht das Nervenfieber, und auch in das Innere des Landes und der Städte hat sich dasselbe verbreitet. Von der Regierung geschieht das Möglichste zur Hebung des Noth . standes, Verpflegung und Unterbringung der Kranken, allein es über— steigt die Gränzen der Möglichkeit, überall und schnell zu helfen.
In Teschen und Bielitz, an dem Scheidepunkte des deutschen Lebens und der deutschen Sitte, bestehen Liedertafeln, und hier wie in dem Herzen von Deutschland ertönt frisch und innig das deutsche Lied. Die Liedertafeln von Bielitz, Teschen und preußisch Pleß ver⸗ einigen sich zu einem Sängerfeste. Gewiß befestigen in einem fast slawischen Lande diese Liedertafeln deutsche Sprache und deutsche Ge⸗ sinnungen. Die Ur-Bewohner von Schlesien waren doch geschichtlich erwiesen Deutsche.
In den nächsten Kreisen Galiziens ist die Heu-Aerndte, wie man vernimmt, ziemlich mittelmäßig ausgefallen; um so reichlicher soll die Getraide-Aerndte zu werden versprechen. Wegen Mangels an Ar— beitern war man auf Dominikalgründen in einiger Verlegenheit.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 15. Juli. Auf der linken Flanke der kaukasischen Linie machten vom 27. Mai bis zum 19. Juni die Berg bewohner nur einzelne räuberische Einfälle. .
„Am 2. Juni“, sagen die Berichte vom dortigen Kriegsschauplatz, „kam eine starke Schaar von Tschetschenzen in die kasikumpksche Ebene herab in die Gegend von Koschkelda und eine andere nach Naim-Berda. Beide wurden mit bedeutendem Verlust in die Flucht geschlagen durch die Detaschements des Oberst Forsten, der die Truppen in der Festung Kurinsk befehligte, und des Commandeurs vom 27sten donschen Regiment, Oberst Lieutenants Antonoff. Auf der lesginischen Cordon -Linie hatte Daniel Bek seine Pläne zu verstecken gewüßt und plötzlich am 16. Mai in der Morgendämmerung Elissa besetzt. Gleichzeitig hatten sich andere Hau— fen in den oberen Defilss von Muchachs und Belokansk gezeigt. Der General- Lieutenant Schwarz, der das 2te und te Bataillon des tiflisschen Jäger-Regiments, das Ate des minarelischen Regi⸗— ments, ein Sappeur⸗Kommando und 2 Berggeschütze nebst einem Theile der Miliz unter sich hatte, nahm eine centrale Stellung in Muchachn. Nach— dem er die bis hierher gedrungenen Haufen geworfen und hier 2 Compag- nieen Fußvolk zurückgelassen hatte, eilte er am 17ten nach dem belolansti schen Tistrikt, wo sich das te Bataillon des tiflisschen Jäger- Regiments mit seinem Detaschement vereinigte. Er traf auf den Feind beim Aul Ka⸗ tachsk, und trotz der vom Feinde genommenen unzugänglichen Position, trotz der starken Zahl und Erbitterung des Feindes, schlug er die Bergbe⸗ wohner nach 4stündigem hartnäckigen Kampfe völlig aufs Haupt. Die Naͤuber⸗ schaaren ließen 60 Leichname auf dem Platze, die größtentheils von Bajonetstichen durchbohrt waren. Von unserer Seite wurden getödtet: 1 Stabs-Offizier und 19 Gemeine; verwundet 42 Mann, fast alle durch den Kinshal und die Pike. Dieser entscheidende Schlag beruhigte den belokanskischen Kreis, wo sich schon einige Gährung gezeigt hatte, vollkommen. Am 18. Mai zog der General- Lieutenant Schwarz von Katechy nach Kocham, wo auch
genden Wände und Schranken gefallen, die anstoßenden Bauten wegge⸗ räumt sind: schon jetzt aber kann man mit voller Sicherheit über den Effekt urtheilen, wenn man vom Flusse oder vom jenseitigen Ufer in Lambeth aus dies mächtige wundervolle Bauwerk sich erheben sieht, der Fuß von der brei— ten Themse bespült, die 900 Fuß lange Façade mit ihren ruhigen Linien den Eindruck seltener Großartigkeit machend, Thore, Fenster und Wände, Vorsprünge und Nischen mit dem reichsten Schmucke, wobei die Skulptur, der Architektur und ihren Zwecken weise sich unterordnend, die wesentlichste Hülfe geleistet hat; Spitzsäulchen und Thürmchen dem Dache die anmuthigste Zierde verleihend, während die großen Thürme, unter denen der Victonia— Thurm die Höhe von 346 Fuß erreichen soll, schon emporragen und nach ihrer Vollendung, durch Unterbrechung der bis jetzt vielleicht zu sehr vor— , . und . größerer Mannigfaltigkeit in den : ö — jenigen breche ĩ l . . ö schlüß zu geben versprechen, der ihm s ist nicht meine Albbsicht, eine eigentliche Schilderung des Gebä— zu versuchen, über welches ich schon an . Orte ö. . Kunstblatt, 1816, Nr. 58, 59) nach dem Stande, in weichem ich es zuletzt im September vorigen Jahres, sah, berichtet habe. Seitdem ist viel ge⸗ schehen, namentlich für das Innere und den großen Thurm Diese neuen Arbeiten und die theilweise Vollendung einzelner Räume vel= anlassen mich, aus dem obenerwähnten Aufsaße des londoner Kunst⸗ Journals einen Theil der Beschreibung des Innern herauszuheben: diese Beschreibung ist treu und anschaulich und laßt, wie der Anlage im Ganzen, so der Ausführung im Detail, ihr Recht wiederfahren. Wir stehen in der Vorhalle zum Hause, der Lords, deren Decoration in' dem glücklichsten Geiste poetischer Wahrheit erdacht ist. Linien von schwarzem Mar— mor theilen den ganzen Raum in Quadrate, welche durch abwechselnde Reihen von rothen und blauen verglasten Ziegeln mit dem Anfangs- Buchstaben des Namens der Königin (y. K.) oder dem Königlichen Löwen gebildet wer⸗ den, in der Mitte auf einem von einem strahlenden Stern umgebenen rau— tenförmigen Schilde (Losange, die Form des zrauenwappens) von geglät⸗ tetem Erz die zweifarbige Nose, das bekannte Symbol der stolzen Tudors ur Erinnerung an die Zeit, deren Architektur wir hier in allem ihren eichthum vor uns sehen. Die Königliche Devise ist überall angebracht. Die Decke glänzt in der ollen Pracht der schön geschnitzten und vergolde⸗ ten niederhängenden Zapfen Chendants); vergoldete . zeigen die nationalen Embleme mit zierlichen farbigen Einfassungen, während die auf den Seiten aus den Strebepfeilern aufsteigenden Gurten auf Kragsteinen ruhen, welche zu 2 in Brustbildern mit Wappenschildern ge⸗ formt sind, von dem Hosenbande umschlungen und mit dem V. K. bezeich⸗ net. Das Licht fällt durch die reichen farbigen Fenster ein, in denen die Wappen der zum ersten Parlament berufenen Pairs . diese sieht man auch in ihrem ganzen Farbenreichthum an den Wänden. Drei tief zurücktretende Thüren, zu verschiedenen Theilen des Gebäudes führend, zei= gen dieselbe architektonische Decoration: die anstoßende Wand und die Fül=
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lungen kleiner Spitzbogen sind mit dem Wappen des Vereinigten König reichs und denen der sechs Geschlechter blasonirt, welche das Scepter ge— führt haben. Die Architektur, durch mannigfaltige polychromische Decoration unterstüßt, und auf allen Seiten die ritterlichen, historischen, königlichen Sombole einer kräftigen Zeit, großer Bewegung und edler Geschlechter zur
Schau tragend, scheint hier ihre vielartigen Hülfsmittel aufzubieten, um auf
die noch unendlich großartigeren folgenden Theile vorzubereiten. Die Siid= thür, welche in den Saal der Lords führt, ist ein wahres Juwel in Hinsicht auf die dem architektonischen Charakter treubleibende Zeichnung, wie die Trefflichkeit der Ausführung. Die beiden Thürflügel, aus Er; bestehend, sind durch Pfosten getrennt und von Bogen durchbrochen, welche verzierte Quatrefeuilles in den Ecken haben. Auf diesen sind die Rose, das Klee⸗ blatt (Shaiurock) und die Distel (für England, Irland und Schottland) nebst der Königskrone in Zwischenräumen angebracht; auf einer breiten Bronceleiste sodann, welche jede Thür theilt, das isn et mon droit, welches hier neben den übrigen Accessorien an geeigne; er Stelle erscheint, die Verbindung der beiden gro⸗ ßen Gewalten, der Königlichen und der gefetzgebenden, anzudeuten. Oeffnen sich die Thüren, so tritt man in das halbdunkle Vestibulum mit reichen Sammet. draperieen: einen Schritt weiter, und man ist im Hause der Lords, vor den Schranken gegenüber dem Throne. Wir glauben nicht zu irren, indem wir diefen Raum! für den schönsten Palastsaal mittelalterlicher Architeltur in Europa erklären. Der Saal zeigt das, was jedes Bauwerk von geschicht. lichem Charakter kundgeben sollte: die Vereinigung der Symmetrie der Form mit geeignetem aber nicht überladenem Reichthüm der Decoration und einer Eigenthuͤmlichkeit des Details, welche überall den nationalen Zweck des Gebäudes symbolisirend ausspricht. Auf eine Länge von 90 Juß kommen 45 Fuß Breite und eben so viel Höhe. Die Decke theilen massioe mit Ein— fassungen versehene Balken in rautenförmige Quadrate: der Grund ein ge— sättigtes Blau, mit Roth und Gold eingefaßt, mit den Königlichen Mono— grammen und Abzeichen (cosnivances), mit Emblemen der spuverainen und exekutiven Gewalt und religiösen Symbolen, alle vortrefflich ausgeführt und mit einrahmenden Leisten von burnirtem Golde. Wo die Balten einander kreuzen, stellen die massiven Hängezapfen Kronen. dar, zwischen denen Ketten mit vergoldeten Rosen sich hinziehen. Die Art der Ausmalung ist sehr geschmackooll: die hervorspringenden Theile der Einfassungen sind ver— goldek, die zurücktretenden Theile haben gelbe Färbung, wedurch ein an— muthiges Lichtspiel bewirkt wird, ohne dein Auge durch. grelle Umrisse oder bunte Malerei lästig zu werden. Die östliche und westliche Wand haben se fechs Fenster, welche aus farbigem Glase bestehen sollen, in der Weise, daß die weißen Lichter von den gloßen Figuren ausgehen werden, die so in farbige glühende Lokal-Tinten gefaßt erscheinen. Die Pfeiler zwischen
den Fenstern haben Nischen, von Baldachinen überragt, welche die Erz Statuen der Barone der Magna Charta aufnehmen werden, von denen jetzs zwei Modelle, von Mr. Thom as, zur Probe aufgestellt sind. An den beiden schmalen Wänden des Saales finden sich je drei zurücktretende
Bogenwölbungen, deren Räume zu Freskomalereien benutzt werden: in der
mittleren Nische über dem Throne sieht man bereits Ethelbert's Taufe von Mr ee, Die Beschreibung des von dem Architekten gezeichneten Thrones, wel— cher zu dem historischen Charakter des Ganzen stimmt, übergehe ich, um einige allgemeinere Bemerkungen anzuschließen. Die neuen Parlamentshäu— ser sind nicht nur ein schönes Gebäude; es kann nicht fehlen, daß sie der einheimischen Kunst Vorbild und Sporn sein werden, auf der Bahn fort= zuschreiten, die. hier mit dem glänzendsten Erfolge eingeschlagen worden ist. Schon jetzt sind die Wirkungen sichtbar, schon setzt werden mehr und mehr Kirchen und Landhäuser in den verschiedenen Gattungen des nationalen Styls errichtet, und wenn auch gegen manche Manches einzuwenden ist, wenn auch Halbverstandenes oder Verfehltes vor— kommt, wenn auch bisweilen Material und Talent nicht in erster Linie ste⸗ hen und man mehr auf den guten Willen als auf die That sehen muß: die Gesammtrichtung an sich ist dennoch eine erfreuliche. Wie manche de— müthige Dorfkirche in England macht im Schatten ihrer schönen alten Bäu— me durch ihre Banart einen wohlthuenden religiösen Eindruck, während die Madeleine bei all ihrer Pracht doch nur der antike Tempel in heteroge⸗— ner Umgebung ist! Bei den Parlamentshäusern aber hat Alles sich zusam⸗ mengefunden, Vollendetes zu schaffen: Adel des Zweckes, Größe der Mittel, Schönheit der Lage, Genie des Künstlers. Die ganze mächtige Geschichte des Landes entfaltet sich in diesem Steinkoloß vor unseren Augen. Das alte England, mit seinem Feudal- und möuchischen Zeiten, mit seinen Bür—⸗ gerkriegen, mit dem Emporwachsen seiner Verfassung und Freiheiten; das neue England mit seiner Weltmacht und seinem Welthandel, mit seiner bürgerlichen Größe und seinem aristokratischen Glanze, sie stehen vor uns da, beide lebendig, beide individuell und beide doch zu einem majestätischen Gan zen verschmolzen. Von den sächsischen Königen an die Heirscherreihe bis zur Gegenwart, Wappen an Wappen, Devisen neben Devisen, die wohlbe⸗ kannten! Wahrzeichen alle, die Planta Genista des Zweiges der Anẽsou, die weiße, sonnumstrahlte Rose von Aork, die zothe Rose . Lancaster, die weißrothe und das Fallgatter der Tudor, die National- Abzeichen der drei Königreiche und Frankreichs Fleurdelis, „in unermeßlichem Reichthum und dem anmuthigsten Wechsel decken sie die, Außenwände, füllen sie die Blen= den, zieren sil die Vorsprünge, ziehen sie sich inter den langen Fensterrei⸗ hen foͤrt, in unabsehbarer Reihe. Die Ausführung des Mauerwerks an sich wie der Ornamenten-Skulptur ist vortrefflich; die Parlamentshäuser sind für England, was der kölner Dom für uns ist, eine Verjüngung der alten Bauhütte, eine unvergleichliche Schule der Uebung im Handweik der na— ssonalen Kunst. Wer die künstlerische Vollendung beachtet, wo mit einzelne schwierige Theile des Baues, z. B. die während meiner Anwesenheit in der Arbeit begriffene, vor kurzem aber vollendete Steindecke des Erdgeschosses des Viktoria⸗Thurmes, ausgeführt sind, wird vor den englischen Sieinmetzer den Hut abziehen,
Dasjenige aber, wodurch Mr. Barrd sich den größten Dank erwor— ben und von vornherein gezeigt hat, daß er seine Aufgabe in ihrer wah⸗—
der General⸗Major Burnaud auf dem durch die schinskische Schlucht ge⸗ hauenen Wege mit dem (1sten Bataillon des tiflisschen Jäger⸗Regiments eintraf. Daniel-Bek wartete den Angriff unserer Truppen nicht ab, —— flüchtete eilig in die Berge, und der General-⸗Major Burnaud zog in Elissa ein. Später erlitt Daniel-Bek abermals eine entschiedene Niederlage bei dem Dorfe Tschardachea, was zur Folge hatte, daß die Bergbewohner auf allen Punkten zurückwichen, so daß die Ruhe im dscharo⸗belokanskischen Bezirke seit dem 26. Mai vollkommen hergestellt war. Am 9. Juni brach der General-Lieutenant Schwarz, um Daniel Bek auch aus seiner Bergveste zu verdrängen, mit dem Detaschement nach dem Flecken Agdam-Tachta auf, wo er jedoch Nachricht erhielt, daß Daniel Bek, nachdem er den Paß Dindi-Dag besetzt und besestigt, am 8. Juni in der Frühe seine Stellung aufgegeben hatte und über den Samurfluß gegangen war. Das Detaschement folgte den Bergbewohnern und kampirte am Ufer des Samur nahe bei dem Dorfe Kalialo. Den 9. Juni räumte Daniel Bek seine Bergveste und ging über den Berg Sarydag. Nachdem am 11. Juni das Detaschement sichere Kunde über den Abzug Daniel Bek's aus den Bergen von Sarydag er— halten, zog es in den Flecken Achdam-Tachta hinab und traf am i ten in Sakatal⸗ ein. In den übrigen Theilen des Kaukasus kam während dieser Zeit keine militairische Operation von Bedeutung vor.“ .
Am 20. Juni hat in Kasan eine Feuersbrunst 165 Wohnhäuser zerstört und 2 Menschenleben gekostet. Der Kaiser beorderte bei der ersten Kunde von diesem Ereignisse seinen Flügel-Adjutanten Mirbach nach Kasan mit einer Summe von 25,000 Silber⸗-Rubel, um sie un ter die Einwohner zu vertheilen, welche von dem Brande gelitten haben, und wies auf Vorstellung des Ministers des Innern fernere 21,000 Silber⸗Rubel an, zur Aushülfe durch zinsenfreie Anleihen für den Wiederaufbau der abgebrannten Wohnungen.
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Paris, 17. Juli. Gestern waren die Offiziere und Abgeord— neten der zweiten Legion der pariser Nationalgarde versammelt, um die dem Könige zur Wahl eines Nachfolgers für den verstorbenen Ganneron, als Oberst dieser Legion, zu präsentirenden drei Kandida— ten zu wählen. Die meisten Stimmen erhielten Herr Talabot, Oberst— Lientenant derselben Legion, Herr Dupaty, Hauptmann der ersten Legion, und Baron Henry de Bayeul, Bataillons-Chef der zweiten Legion.
Auf die Entschuldigungen, welche von Seiten einiger Oppositions⸗ Blätter für die Unterlassung eines Toastes auf den König bei dem sogenannten Reform-Bankett vorgebracht worden, antwortet heute das Journal des Débats: „Der aufrichtige Herr Duvergier de Hauranne! er hätte gefürchtet, für einen Ultra vom 18135 zu gelten, wenn er auf einem politischen Bankett die Gesundheit des Königs ausgebracht hätte! Er hätte gefürchtet, man könnte ihn für einen Flüchtling von Koblenz oder für einen alten Soldaten der Armee Condé's halten! Ein Toast auf den constitutionellen König, welche Erinnerung an den Geist des Hofes und der Vorzimmer von Versailles! Wozu überdies bedurfte es dessen in einer von so tiefer Ehrerbietung für die Gesetzlichkeit beseelten Versammlung! Ist nicht der König in der Gesetzlichkeit schon in Bausch und Bogen sammt allen Artikeln des Civilgesetzbuchs und der Prozeß- Ordnüng mit inbegriffen? Den König zu nennen, hätte seine Ungelegenheiten haben können, unter anderen die, welche der National! so weislich hervorhebt, daß Se. Majestät dadurch den schlechtesten Kom— plimenten wäre ausgesetzt worden. Das ist, glauben wir, der richtige Grund. Aber es ist ohne Zweifel auch dieser Grund, welcher von Duvergier de Hauranne's reformistischem Bankett die ehrenwerthesten und gewissenhaftesten Deputirten der Oppo⸗ sition fern gehalten hat. Warum eine Wahrheit ableugnen, die so klar ist wie die Sonne? Man hat den Toast auf den constitutionellen König unterlassen, weil die republikanischen Tischgenossen der Herren Duvergier de Hauranne und Leon de Malleville ihn nicht gestattet haben würden. Wir fügen nur hinzu, daß es etwas giebt, was noch weniger an seinem Platz war, als ein Toast auf den König in einer solchen Versammlung, und das ist die Gegenwart von Deputirten, die dem König und der Charte Treue geschworen haben. Der Con— stitutionnel sagt uns: Schließt die Gesetzlichkeit nicht den König mit ein? Haben die reformistischen Redner, indem sie versprachen, der Gesetzlichkeit treu zu bleiben, damit nicht zugleich versprochen, dem Könige treu zu sein? Was, sagt dagegen der National, was spricht man von einem Toast auf den König? Von freien Män— nern eine Unterwürfigkeits Huldigung für das Königthum fordern! Der Grundsatz der Volks⸗Souverainetät ist der Quell unserer Gesetze und Institutionen; er ist folglich die Gesetzlichkeit selbst. Und ver⸗
gesset nicht, daß wir mit diesem Grundsatz, wann es uns gefällt,
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euren Thron und eure Charte zertrümmern werden. Einstweilen wol⸗ len wir einen Versuch machen, ob uns vielleicht die Wahl-Reform auf friedlichem Wege zu demselben Ziele führt. Das bedeutet unsere Gesetzlichkeit!“
Der Pairshof hatte seine Berathung über den Antrag des Ge⸗ neral-Prokurators in dem Cubieres - Testeschen Prozeß gestern noch nicht beendigt. Heute Mittag versammelte er sich wieder zur Fort⸗ setzung der Berathung. Die heutigen Zeitungen bringen das (gestern bereits durch telegraphische Depesche in der Allg. Preuß. Zeitung mitgetheilte) Urtheil noch nicht, doch hielt man für gewiß, daß der Spruch noch diesen Abend werde gefällt werden.
Die Union monarchique nimmt Anlaß von dem Prozeß vor dem Pairshofe, sich über die Verderbniß auszusprechen, welche das Staatsleben Frankreichs im Allgemeinen durchdringe, und alle Recht⸗ schaffenen zu ernstlichster Bekämpfung dieses Uebels aufzufordern. „Frankreich“, sagt dies Blatt unter Anderem, „geht zu Grunde, weil seine politischen Zustände von dem Prinzip der Bestechung untergra— ben werden; und so lange dieses Prinzip lebt, erzeugt es nothwendig seine Folgen.“ .
Die Ernennung des Herzogs von Aumale zum General- Gou— verneur wird sich, wie es heißt, wegen des Kommando's, welches ihm im Lager von Compiegne zugewiesen ist, bis zum Herbste ver⸗ zögern. Man behauptet, daß General Lamoriciere nicht mehr nach Afrika zurückkehren werde.
Der Moniteur enthält jetzt den amtlichen Bericht des Befehls habers der indisch⸗chinesischen Seestation über die Ereignisse an der cochinchinesischen Küste. Im Hafen von Turane lagen die beiden französischen Kriegsschiffe, die „Victorieuse“ und die „Gloire“, um die Antwort auf ein Schreiben entgegenzunehmen, in welchem der Beherrscher von Cochinchina ersucht wurde, dem christlichen Kultus dieselbe Freiheit angedeihen zu lassen, die ihm der Kaiser von China vor zwei Jahren bewilligt. In demselben Hafen ankerten 5 cochin⸗ chinesische Korvetten, die plötzlich so verdächtige Bewegun⸗ gen und Rüstungen begannen, daß der französische Befehls⸗ haber ihnen ihre Segel wegnehmen ließ. Sogleich willigte der Mandarin, der in Turane gebot, in eine Unterredung, die er bis dahin unter allerlei Vorwänden verzögert hatte; sie hatte indeß weiter kein Resnltat, als daß das Versprechen gegeben wurde, die Antwort auf jenes Schreiben zu beschleunigen. In den nächsten Tagen bemerkte man, daß zahlreiche Truppen-Abtheilungen in Turane anlangten, und zugleich erschien eine Anzahl von Kriegs-Dschunken an der Küste, alle voll Bewaffneter. Dem Mandarin wurde bedeu⸗ tet, man werde, falls diese Dschunken versuchen sollten, auszulaufen, ohne Weiteres auf sie schießen, worauf der Mandarin versicherte, sie seien nur zum feierlichen Empfange des Abgeordneten bestimmt, den man vom Hofe erwarte. Am anderen Tage erhielt man indeß durch die Mittheilung eines Cochinchinesen, die durch ein in Beschlag ge⸗ nommenes Papier bestätigt wurde, die sichere Nachricht, daß ein An⸗ griff auf die Franzosen beabsichtigt werde. Man sandte Böte ab,
um den Korvetten ihre Waffen und ihre Munition abzunehmen; sie wur indeß nicht an Bord gelassen und kehrten, da sie keinen Befehl hat⸗ ten, Gewalt zu gebrauchen, zu ihren Schiffen zurück. Noch ein Tag und eine Nacht verging ruhig; dann aber bemerkte man auch außerhalb der Bai eine Anzahl Dschunken, welche dem Hafen zusteuerten; zu⸗ gleich füllten sich die Dschunken an der Küste mehr und mehr mit Soldaten. Der französische Befehlshaber ließ dem Mandarin erklä— ren, daß er, wenn nicht auf der Stelle ein Segelschiff abgesandt werde, um jenen Dschunken das Einlaufen zu untersagen, die Kor⸗ vetten angreifen werde, und als das nicht geschah, begannen die Fre⸗ gatten das Feuer, das von den Cochinchinesen und ihren Schiffen und von dem am Eingang der Bai liegenden Fort lebhaft erwiedert wurde. Nach zweistündigem Feuern war der Kampf entschieden. Sämmtliche fünf Korvetten waren theils in die Luft gesprengt, theils in den Grund gebohrt; die Dschunken hatten die Flucht ergriffen. Man schätzt den Verlust der Cochinchinesen an Todten auf gegen 1900 Mann, da die Korvetten mit Soldaten vollgepfropft waren. Die Franzosen haben nur einen Todten und drei Verwundete.
Teste hat eine schlimme Nacht gehabt. Die Kontusion, welche anfangs unbedeutend schien, hat bei der jetzigen Hitze eine Entzün— dung bewirkt, welche nicht ungefährlich ist. Vorgestern empfing Teste in seinem Gefängnisse den Besuch eines Buchhändlers, seines frühe⸗ ren Klienten, der sich erbot, seine Memoiren zu kaufen. Teste, der ziemlich ruhig geworden ist, soll den Antrag angenommen und ver—
sprochen haben, nächster Tage an diese Arbeit zu gehen, welche seine ganze Lebens geschichte 2 wird. . —
Man spricht von neuen Skandalen, die bei der Ertheilung von Minen-Konzessionen in Algerien an die Compagnie Talabot vorge⸗ kommen sein sollen. In dem Gesellschafts Vertrage der Compagnie Talabot befindet sich nämlich ein Paragraph, welcher lautet: „An⸗ theile an der Gesellschaft werden gezeichnet von den Herren Jules und Talabot, welche dieselben an verschiedene Freunde sollen abtreten können, die erklärt haben, der besagten Gesellschaft beitreten zu wol⸗ len, indem sie ihr die Mitwirkung ihrer Thätigkeit und ihrer Bemü⸗ hungen widmen würden.“ . .
Der Erzgießer Soyer, welcher sowohl des betrügerischen Ban⸗ kerots, als der Unterschlagung alter Kanonen im Werthe von 100, Fr. angeklagt ist, ist im Schlosse des Baron F. zu Boissp verhaftet worden.
Dem französischen Gesandten in der Schweiz sind in den letzten Tagen wiederholt Weisungen zugegangen, in denen ihm, wie man sagt, ein gleichmäßiges Verfahren mit Sesterreich in Bezug auf die schwebenden diplomatischen Fragen als Richtschnur anempfohlen wird.
Der Minister des öffentlichen Unterrichts, Salvandy, soll den Wunsch hegen, seinen Posten baldigst mit einer Gesandtenstelle zu vertauschen. .
Die Nachrichten von dem Herzog von Broglie aus London sol⸗ len die Hoffnung erregen, daß sich die Beziehungen zwischen beiden Höfen wieder freundschaftlicher gestalten dürften. Man versichert, daß sich Briefe des Königs Leopold, von England aus, in den letz⸗ ten Wochen in demselben Sinne ausgesprochen hätten.
Der bekannte frühere Deputirte, Herr Agenor von Gasparin, ist protestantischer Missionair geworden. Bereits in der letzten Session erklärte derselbe, wenn die Regierung den Verkauf von protestantischen Bibeln behindere, so werde er sie in eigener Person kolportiren.
An der Seine ereignete sich vorgestern ein Unfall, der traurige Folge hätte haben können. Eine Bꝛietterbrücke, die zu den Bädern von Pont-Marie führt, brach unter dem Andrang der Menge zusam⸗ ; men, und mehr als 30 Personen stürzten, ins Wasser. Die Hülfe war indeß so schnell bei der Hand, daß Niemand ums Leben kam.
In Lyon hat man in drei verschiedenen Klöstern heimliche Pressen entdeckt. Zu welchen Zwecken dieselben benutzt wurden, scheint noch nicht ganz klar zu sein. 3
Bie Börse war heute sehr fest, und alle Effekten. neigten zum Steigen. Das Geschäft war übrigens wenig belebt. Die Eisenbahn⸗ Actien waren gefragt. Die Zunahme der Einnahmen aller in Be⸗ trieb besindlichen Linien veranlaßte einige kontante Käufe.
Sroßbritanien und Irland.
London, 16. Juli. Se. Königl. Hoheit Prinz Waldemar von Preußen begab sich gestern mit dem Vormittagszuge der Süd⸗ östlichen Eisenbahn nach Buckhurst— Park, dem Landsitze des Grafen Telavara und kehrte erst Abends spät nach der Stadt zurück. Die Reise nach Schottland wird der Prinz nicht vor dem nächsten Don⸗ nerstag antreten. . . .
Ihre Majestät die Königin wird sich mit ihrem Gemahl am 31. Juli oder 2. August in Woolwich nach Schottland einschiffen. Die Königlichen Kinder bleiben in Osbornehouse.
Das Comité zur Untersuchung der Navigations-Gesetze hat gestern ihre Sitzungen für diese Session geschlossen, das Comité wird für jetzt, wie der Standard behauptet, sich darauf beschränken, die erhobenen Aussagen dem Unterhanse zu berichten, ein Gutachten aber jetzt nicht abstatten. . .
In einer gestern abgehaltenen Versammlung der spanischen Fonds⸗-Inhaber ist beschlossen worden, daß man auf den Konverti⸗ rungs-Plan des Herrn Salamanca nicht eingehen könne, so lange derselbe nicht in bestimmterer Form vorgelegt sei. 5
Das Dampfschiff „Washington“ ist gestern von Southampton wieder nach New⸗Nork abgegangen.
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Kanton Bern. (Eidgen. Ztg.) Die (bereits in Nr. 196 der Allg. Pr. Ztg. erwähntes Note des Herrn Guizot an den französischen Botschafter lautet folgendermaßen:
„Herr Graf! Die Lage der Schweiz wird je, länger, je beunruhigen- der. Die bevorstehende Tagsatzung kann möglicherweise zu Beschlüssen verleitet werden, deren mögliche und fast unausbleibliche Folgen die aufrich, tigen Freunde der Schweiz und die aufgeklärten Freunde der Ordnung un,
ren und vollen Bedeutung erfaßte, ist mit der Umstand, daß er gleich mit sich einig war, man müsse ein englisches Haus bauen und kein griechi
sches oder römisches. Ich zweifle keinen Augenblick daran, Viele hätten lieber, als den gegenwärtigen Bau, einen neunhundert Fuß langen Portikus am Themse-Ufer gesehen, wäre er auch nur ein wenig besser gewesen, als der von Carlton-Terrace, und auf die Gefahr hin, die Frage und Antwort wiederholen zu hören: „Care colonne eli fate quàù? — Tol sapbiamo in verita!“ Denn die Vorliebe der Engländer für müßige Säulen-Deeo— ration ist noch immer erstaunlich groß. Der Architekt hat sich aber nicht irre machen lassen, und dem Gouvernement und Parlament gebührt alle Ehre für die Entscheidung. Man hat wohl hier und da gesagt, das Par⸗ lamentshaus gleiche eher einem Kloster, als einem Palast der legislativen Körper: aber mich dünkt, der Künstler hat gerade (was bei der Anwendung des mittalterlichen Stols nicht überall beachtet wird) in der Vermeidung alles nicht dahin Gehörigen deutlich und entschieden an den Tag gelegt, daß er einen Palast und keine Kirche baute. Der einzige Fehler aber, der mir, abgesehen von dem einer vielleicht etwas zu reichen Decoration des In— nern, sich bemerklich zu machen scheint, eine gewisse Monotonie der Massen, fällt vielleicht, wie ich schon oben andeutete, bei dem vollen— deten Gebäude von selbst weg.
Die Pairs und Gemeinen Großbritaniens aber haben bewiesen, daß sie nicht in das Mittelalter (aus welchem man hier und da wieder einen rechten Popanz zu machen beginnt!) zurückzukehren besorgten, indem sie in einem mittelalterlichen Palast deliberiren gingen, während dem nwationa⸗— len Element der Kunst in dem Falle, wo es sich am wirksamsten, mäch⸗ tigsten, entschiedensten zu äußern vermag, in der Architektur, sein volles Recht widerfahren ist.
Es heißt, daß neuerdings Schwierigkeiten und Zweifel aufgetaucht seien, welche den Architekten an der vollkommenen Ausführung seines ursprüng— lichen Planes hindern dürften. Das wolle Gott nicht, daß ein so schönes Werk, nachdem es so weit vorgerückt, verpfuscht werde! Die Kosten können schwerlich in Betracht kommen: so viel mir bekannt, sind 909,000 Pfund (6, 150,0) Rthlr.) dafür ausgeworfen — der jetzige Buckingham-Palgce, so unwürdig er des Königlichen Glanzes Englands ist, hat anderthalb Millionen gekostet, die Waterloo-Brücke eine Million. Auch die Danner der Bauzeit dürfte nicht erschrecken. Man hat mit seltener Raschhest ge— hautj namentlich wenn man in Anschlag bringt, wie dauerhaft und sorg— 1m alle ausgeführt ist. Das ist keine dünne Ziegelwand mit hinfälligem Puß! ‚Da man aber heutzutage ein Haus in sechs Monaten baut, um es nach einigen Jahren den Einsturz drohen zu fehen, so hat man auch bei großen öffentlichen Monumenten keine Geduld, wenn auch den Kindern in der Schule gesagt wird, Rom sei nicht an einem Tage gebaut. Im Jahre 1810 begann der Bau — man sehe, was geleistet ist, im Aeußern, das bis auf die beiden Hauptthürme fast fertig, wie im Junern, das rüstig fort—=
z 5 ĩ — 2 . 2 . schreitet. Es ist wahrlich Mr. Barr die Freude zu gönnen, ohne' frem— des Dazwischentreten dies Werk von seltener Großabtigkeit so vollenden zu können, wie es in seinen Gedanken dasteht.
A. v. Reumont.
Marienburg, 30. Juni. (Königsb. Ztg.) Unser Hochmeister— Schloß hat durch die sorgsame Bemühung des Burggrafen, Minister von Schön, einen wesentlichen Schmuck mehr erhalten, insofern der nordöstliche Flügel des Schlosses renovirt und in gothischer Bauart, mit spitzbogenför⸗ mig verzierten Bogenblenden, versehen wird. Die ganze 62“ breite, 1 10“ hohe Giebelspitze sollte im Jahre 1803 abgebrochen und das anschließende Dach des damals zu einem Magazin eingerichteten Flügels vom Mintel Schlosse mit fortgeführt werden. Glücklicherweise wurde letzterer aber durch Fürsprache der hochseligen Königin Lonise noch erhalten und das Mauer— werk späterhin ausgebessert. Allein wahrscheinlich war die obere Krönung des Giebels entweder schon so schadhaft geworden, daß man denselben nicht mehr ausbessern wollte, oder man fand eine kunstgerechte Reparatur dessel⸗ ben zu mühsam, und begnügte sich damit, den Giebel leichthin so wieder herzustellen, wie er eben noch vor dem jetzigen Bau war. Obschon derselbe dadurch ein fremdartiges Aussehen erhielt, war er dennoch auch in diesem unvollkommenen Zustande immer noch schön zu nennen, da die vielen rei— chen Stuck-Verzierungen, deren einige circa 5)) Jahre alt sind, in den stattlichen Bogenbleüden für die obige Mißgestaltung einigermaßen entschädigten; fetzt erhält der Giebel seine ursprüngliche, schöne und reine Form wieder, nach der Zeichnung des Ober-Bau-Inspektor von Gersdorf, durch den Mauermeister Fricke von hier. Auch die noch fehlenden Stuck⸗ Verzierungen werden von dem Letzteren kunstgem aß gefertigt. Ein schönes Seitenstück hiezu bildet die im Laufe des vorigen Jahres umgebaute ehe malige Lorenzkirche, gegenüber dem obigen Schloßflügel. Der süidliche Giebel dieses freundlichen Gebäudes mit seinen spitzbogenförmigen Fenstern und Thüren und gothischen Thürmlein kündigt sich nun als ein recht werth— volles Bauwerk aus der Zeit des deutschen Ordens an. Recht nett sind auch sämmtliche Stuckverzierungen an diesem Gebäude von Herrn Fricke ausgeführt worden, so daß das hochmeisterliche Schloß durch die antije Ausschmückung dieser beiden Bauwerke eine wesentliche Verschönerung er= halten hat. Gegenwärtig befindet sich auch der Schloßmaler Prof. Schulz aus Danzig auf der Burg; seine Meisterhand soll für Se. Majestät den König das Innere der Schloßkirche, von einem neuen Standpunkte aus, aufnehmen. Bekanntlich gehören die Architektur-Zeichnungen dieses Künst⸗ lers stets zu den gelungensten.
Breslau, 12. Juli. Der vor lurzem ausgegebene Vermehrungs⸗ Katalog der hiesigen Königl. und uUniversitäts-Bibliothek für das Jahr 1816 (Index librorum quibus bibliotheca retzia universitatis literari ae Vratis- laviensis anno MbCGCGCGXLVI aucta es!“ Vratiselaviac, 1ybis Grassii, zarthii et Soc, 43 Seiten in 4.) übertrifft die früheren Jahrgänge sowohl an Zahl, als gediegenem Werthe um ein Merkbares, Er zählt im Ganzen 1797 Nummern, welche natürlich eine noch viel größere Zahl von Bänden betragen würden; davon kommen 1417 Nummern auf die Series J. der werth— vollen, für die Bibliothek erworbenen naturwissenschaftlichen Bücher samm⸗ lung des Geheimen Medizinal-Naths Dr. Otto und 114 auf die Series III. der vom Direktor der Sternwarte, Professor von Boguslawski, der Biblio— thek geschenkten Bücher. Die übrigen im Laufe des Jahres 1816 der Bi-
bliothek zugekommenen Geschenke, zusammen 56 Werke in 67 Bänden, rüh—
ren her von Sr. Majestät dem Könige, dem Ministerium der geistlichen ꝛc Angelegenheiten, der Königl. Akademie der Wissenschaften in Berlin, meh reren Königl. Behörden, Professoren und anderen Gelehrten und Freunden der Bibliothek, dem Königl. belgischen Ministerium des Innern u. s. w. Was die verschiedenen Zweige der Literatur, Kunst und Wissenschaft, mit Ausschluß der Ottoschen und von Boguslawskischen Bücher, betrifft, so kom⸗ men von den 1236 Nummern auf die christliche Theologie 170; auf Rechts=, Staats- und Kameral-Wissenschaften: 101; auf Naturwissenschaft und Me⸗ dizin: 100; auf Geschichte, mit Einschluß der Kirchen- Literargeschichte und ihrer Hülfswissenschaften: 464; auf klassische, orientalische und allgemeine Philologie, wie auf die deutschen, ausländischen neueren und orientalischen Sprachen und Literaturen: 222; endlich auf Philosophie, Pädagogik, Ma⸗ thematik, Kunstgeschichte, encyklopädische und Zeitschristen: 179. Unter die- sen Werken sind auch diejenigen inbegriffen, welche in der Provinz Schlesien und dem schlesischen Antheil der Lausitz herausgekommen sind und vorschrifts⸗ mäßig abgeliefert wurden. Wenn das Fach der Geschichte um das Dop⸗ pelte und mehr gegen die übrigen Fächer vertreten ist, so erklärt sich dies theils aus der überwiegenden Richtung der Zeit zu historischen Studien und Darstellungen, theils daher, daß für die Geschichte ein besonderer, ansehn⸗ licher Fonds, der Steinwehrsche, vorhanden ist.
Giesen, 11. Juli. (Hess. Ztg.) Sir Robert Peel hat der hie⸗ sigen Universitäts-Bibliothek durch Herrn Professor Liebig die erste Abthei⸗ lung eines bei der Herausgabe von der englischen Regierung unterstützten Werkes übersandt, nämlich die Beschreibung der fossilen Wirbelthiere, die von Dr. Hugh Falconer, einem Arzte in Diensten der ostindischen Com- pagnie, und Eapitain Cautlev in einer Terti irformation am Fuße der So⸗ walithügel, Vorberge des Himalapa, aufgefunden und in 259 großen Kisten dem britischen Museum übergeben wurden. Diese Reste, die für die Ge⸗ schichte der früheren Welt nicht weniger interessant sind, wie die, für welche unser Rheinhessen eine so reiche Fundgrube ist, sind Knochen gigantischer Dickhäuter, der Kameele, mehrerer Giraffenarten, besonders aber senes merk= würdigen Thieres, des Sivatherium, eines riesenhaften Thieres, das einen Uebergang von den Wiederkäuern zu den Dickhäutern bildet, an Größe und massiver Form dem Elephanten gleich kam, aber Hörner hatte und den Zähnen nach offenbar ein Wiederkäuer war. An demselben Orte fand, sich auch die größte aller Schildkröten, die Colussochelys Ailas, deren Reste De. Falconer zu einem fast vollständigen Eremplar zusammenseßen konnte, das Über die Krümmung des Schildes 29 Fuß mißt. Dr. Falconer fand dieselben mit den Knochen des noch existirenden indischen Elephanten zu. sammen und kam dadurch zu dem Schlusse, daß dieselbe vil digi in historischer Zeit gelebt und vielleicht zu der brahamanischen ,. . heit gegeben hat, nach welcher das Weltall von einem , . i. ** stehenden Elephanten getragen wird. Das unserer, , ermachte erste Hest, das sich durch ganz vortrefflich lithographirte Abbild ngen aus. zeichnet, beschäftigt sich mit den aufgefundenen rüffeltragenden Dickhäutern und beschreibt mehrere Elephanten, deren bekannten urweltlichen Arten es
eine kritische Beschreibung widmet.