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alten katholischen Homne: 90 sanctissima ete.“;
Se. Königl. Hoheit redeten be eee Worten an: sammelten Schützen unge fahr n e ir h een, weten mir die Freude 9 2.24 e St. Se = ö. R 2 2 . abe e ,, anzufragen, entstand in 9 3 2 ge mir 2 des Andenkens zu geben, obwohl e h 2. 16 6 h Beginn 23 i, gelingen wollte, Neßmen Sie denn dieses Banner des Frieden vollendet zu 3 —— Schaaren Sie sich um ga ss be nen, aus meiner Han bochverehrten König und Herm, in Eintracht zu alle Treue für mmer ,, biederen Bürger sinn. Halten Sie stets fest
Guten, in echtem Eith heinla , , 0 bm Ge * T Rheinländers, an Ehrfurcht v 5 67 3 . Dadurch hat
. selen Zei brüfungen bewährte.
fe in so vielen Zeiten der PNüfun : 2 . e i Bl gersiun des Rheinländers sich die allgemeinste Anerlennung er deutscher Empfangen Sie die Fahne als blei⸗
„rben, und so möge er fortleben. mn ble. —* Zeichen meiner Liebe zu Ihrer Stadt und zu dem alten ehrwürdi
gen Schützen ⸗ Verein. Möge dies Banner unseren Kindern und ö Lern noch eine Erinnerung sein, welche Gesinnungen uns Alle ver unden haben und belebten! In diesen Gefühlen und in Betracht der großen Wohlthaten, die uns üunser hochherzige Landesherr nech vor kurzem ge⸗
währte, fordere ich Sie auf, das Fest mit dem lauten Rufe zu beginnen: 's lebe der König!“ . ö ker rege 1. Vereins, Herr L. Cantador, entgegnete hierauf:
„Königliche Hoheit! Der St. Sebastianus-Schütz en⸗Verein empfängt mit innigem, tief empfundenem Danke aus Ew. Königl. Hoheit Händen diese Fahne, welche Ew. Königl. Hoheit demselben als hoher Protektor verehren. Wenn dem ersten Blicke sich zunächst nur die fürstliche Pracht des Geschen⸗ fes darbietet, so wirkt nachhaltig die ernste Bedeutung, die Wappen und Inschrift kundgiebt. An Preußens Adler, unter dem nach hartem Leid zu glorreichen Thaten das ganze Volk unter dem Wahlspruche „Gott in it uns!“ sich schaarte, an Preußens Adler, der mächtiger denn je seine Schwingen entfaltet, und an dem frommen Wahlspruche werden Düsseldorfs wehrhafte Männer, als die sich der St. Sebastia— nus - Schi en⸗ Verein betrachten darf, in frohen und ernsten Tagen in Trene, Einigkeit und Bürgersinn festhalten. Sie werden doppelt Taran festhalten, da sie das innigste Band der Liebe zu ihrem hohen Pro⸗ teltor daran knüpft. Und wie bei dieser Fahne der Letzte der Mitlebenden seinem Enkel von dem heutigen festlichen Tage erzählen wird, so wird sie den Nachkommen das Jahr nennen, in dem unter den Auspizien eines all— geliebten und allverehrten Sprößlings des Königshauses ein uraltes Volks— fest wieder erstand und neu auflebte, Mir aber, dem Chef, erlauben Ew. Königl. Hoheit, daß ich den herzlichsten und wärmsten Dank des St. Se⸗ bastianus-Schützen⸗Vereins ausspreche, der sich in dem lauten Rufe kund⸗ giebt: Hoch unser Proteltor, der Prinz Friedrich von Preußen, hoch!“
Das Handelsgericht in Köln hat über mehrere Prozesse, die in Folge der vielbesprochenen Korn-Speculation entstanden sind, abgeur⸗ theilt. Sie sind alle dahin entschieden worden, daß der Kauffkontrakt als güktig anerkannt wurde, die Käufer das ihnen übergebene Korn annehmen und den Betrag dafür zahlen mußten. Allein bis jetzt ist noch keiner der Käufer im Stande gewesen, den vollen Betrag für das überlieferte Getraide zu entrichten; die meisten haben sich banke⸗ rott erklärt und ihren Gläubigern 20 und noch weniger Prozent ge— boten. Drei dieser Bankerotteurs sind in Folge ihrer Zahlungsun— fähigkeit ins Schuldgefängniß abgeführt worden, und wie man allge— mein behauptet, sollen mehrere andere bald nachfolgen.
Am 18. Juli Vormittags stattete eine Deputation der Weber des Wupperthales Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich den Dank ihrer Kommitenten ab, für die Hochherzige Weise, mit der sich der Prinz ihrer und überhaupt der arbeitenden Klasse bei dem Ver⸗ einigten Landtag angenommen. Die Deputation, die von Sr. Königl. Hoheit auf das huldvollste aufgenommen wurde, bestand aus dem Kommerzien⸗Rath Bönninghaus, Kaufmann Jäger und den Weber meistern Schmidt, Rudolph, Vogel und Petsch, sämmtlich aus Eber feld. Der Prinz ist an demselben Tage Abends, nachdem Höchstder— selbe am Nachmittag dem großen Preisschießen im Hofgarten beige wohnt, nach Burg Rheinstein abgereist, um daselbst einige Zeit zu verweilen.
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A Stettin, 19. Juli. Auch im Negierungs Departement
Stralsund steht die Saat auf den meisten Feldern in Folge der all gemeinen fruchtbaren Witterung sehr ut und giebt Aussicht zu einer guten Aerndte. Den reichsten Ertrag verspricht der Weizen, einen weniger guten der Roggen, der durch die kalte und nasse Witterung im April und Mai etwas gelitten zu haben scheint. Die Kartoffeln gedeihen bis jetzt vorzüglich, und es steht zu hoffen, daß die gefürch⸗ fete Kartoffel Krankhelt in diesem Jahre nicht wieder hrrvortreten werde. — In die vier Häfen des genannten Regierungs⸗ Departe⸗ ments sind in den verflossenen beiden Monaten 129 Schiffe (94 be⸗ laden) eingelaufen und 207 Schiffe (68 beladen) von dort in See gegangen.
Deutsche Gundesstaaten.
Königreich Bayern. Ueber den Ausfall. der Aerndte in den Umgebungen von Nürnberg wird der Allgemeinen Zeitung unterm 17. Juli von dort geschrieben: „Die Aerndte des Korns ist in unserer weiteren Umgebung in vollem Gange, die Erwartungen, die man von ihrer Erglebigkeit hegte, sind weit übertroffen. Die Halme sind nicht so hoch, daher es weniger Stroh giebt, dagegen die Aehren lang und voll ausgewachsener Körner. Von einem Acker, der im Durchschnitt 10 bis 2 nürnberger Metzen Korn vom Schober giebt (Schober — 60 Garben, 11 nürnberger Metzen — 1 Scheffel) erhielt man vom Schober beim Ausdreschen 38 nürnberger Metzen. Die Humusdecke des Ackers, dessen Grund unser bekannter rother Sand
Uebergabe der Fahne die ver⸗
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bildet, ist kaum 2 Schuh dick. Im Durchschnitt baut man in unserer Ebene in diesem Jahre das siebenfache Korn und beim Weizen, dessen Nerndte diefer Tage begonnen hat, gestaltet sich das Verhältniß noch ünstiger. Diese Aussichten blieben nicht ohne Einfluß auf unsere Schrannenpreise, die in den nächsten Wochen, wo neues Korn zu Markte kommt, sehr abschlagen werden. Eine Partie neues Korn, das auf die heutige Schranne kam, wurde um 17 J. 30 Kr. ver⸗ fauft, altes Korn hielt sich zwischen 20 — 22 Fl., Weizen zwischen 36 — 32 Fl., Hafer war viel aufgestellt, man kaufte nur in kleinen Partieen von 8— 9 Il. Die neue Gerste, von der Gewerbtreibende Proben erhielten, soll an Güte die vorjährige übertreffen. In Neu⸗ markt wurde schon in der vorigen Woche neues Korn zur Schranne gebracht und um 15 Fl. verkauft. Die Körner werden schnell hart bei der warmen Witterung, daher sie sogleich vermahlen werden kön⸗ nen, davon gebackenes reines Roggenbrod zeichnet sich durch helle Farbe und Wohlgeschmack aus. Unser Brot, dem seit mehreren Mo— naten letztere Eigenschaften ganz fehlen, ist in Folge des Getraide⸗ abschlags größer seit gestern geworden. Der 12 Kr. Laib wiegt 2 Pfd. S Loth.
Herzogthum Sachsen-Koburg. (D. A. 3.) Als ein integrirender Theil der Verfassung ist unterm E. Juli ein Gesetz pu— blizirt worden, wodurch der §. 101 der Verfassungs⸗ Urkunde vom 8. August 1821 aufgehoben wird, unter Substituirung geänderter Bestimmungen über den ständischen Ausschuß, und welches sich dem nach den drei wichtigen Verfassungsgesetzen, die, gleichfalls Frucht des letzten Landtags, bereits ant Ende vorigen Jahres publizirt wur⸗ den, noch anreiht, nämlich dem neuen Wahlgesetze, dem Gesetz über Verantwortlichkeit der Staatsbeamten wegen Verfassungsverletzung und dem über den Beitrag der Domainen zu den Staatslasten. Das neue organische Gesetz enthält folgende Bestimmnng über den ständischen Aus⸗ schuß: „Während der Zeit, wo keine Stände Versammlung stattfindet, werden die landständischen Geschäsfte durch den ständischen Ausschuß besorgt, welcher aus a) dem Landschafts Direktor und dem Secretair, dann h) drei anderen Mitgliedern der ständischen Versammlung besteht. Diese drei Mitglieder werden von der Stände -Versammlung nach Eröffnung des Landtages und erledigter Wahlprüfung, durch abso lute Stimmenmehrheit gewählt und dem Landesherrn zur Bestätigung angezeigt.“ Demnach besteht die Abweichung von dem Verfassungs⸗ Paragraphen darin, daß fernerhin nur drei, statt wie bisher vier Stände Mitglieder zum ständischen Ausschusse gewählt werden, wo⸗ durch zunächst der Uebelstand einer äqualen Mitglieder Anzahl be seitigt wird, und sodann, daß die Wahl des Ausschusses gleich beim Beginne des Landtags stattfinden soll, während die Verfassungs Urkunde nur vorschreibt, daß die Wahl „während des Landtags“ zu geschehen habe; endlich darin, daß folgender Schlußsatz des Paragraphen außer Kraft tritt: „Die Wirksamkeit dieses Aus—= schuffes hört bei wieder eintretender Versammlung der ständischen Gesammtheit auf, die Mitglieder desselben nehmen an den Geschäften dieser Versammlung jedoch in dem Falle, daß der Landtag, wo der Ausschuß gewählt worden, geschlossen und nicht blos vertagt sein sollte, nur insofern Theil, als sie bei der jetzt neu auftretenden Stände-Versammlung entweder selbst zu Stände-Mitgliedern bei der selben gewählt und bestätigt sind, oder als die neue Stände -Ver⸗ sammlung über ihre bisherige Geschäftsführung Auskunft oder Rechen— schaft verlangt.“
Freie Stadt Hamburg. Der im letzten Konvent geäu— ßerte Wunsch der Bürgerschaft, künftig die Senats Propositionen vier Wochen vorher mitgetheilt und gänzlich freie Diskussion in der Presse darüber bewilligt zu sehen, wurde in vier Kirchspielen gestellt und von dreien mit entschiedener Majorität angenommen.
Uußland und Polen.
St. Petersburg, 16. Juli. Unterm 13.8. hat Se. Majestät der Kaiser folgendes Reskript an den General-Ad utanten Grafen Adlerberg gerichtet: „Graf Wladimir Fedorowitsch! Am heutigen Tage ist das dritte Dezennium Meiner gesegneten Ehe abgelaufen. Ich habe die sen für Mich so freudigen Tag ausersehen, um Ihnen durch Ihre Erhebung in den Grafenstand des russischen Reichs, welcher auf Ihre Nachkommen in gerader Linie übergeht, einen neuen Beweis jener fortdauernden Wohlwollens und jener aufrichtigen Erkenntlichkeit zu geben, auf welche Sie sich so viele Anrechte erworben haben durch Ihren ausgezeichneten Dienst, durch die eifrige Erfüllung der man— nigfaltigen durch Mein Vertrauen Ihnen auferlegten Verpflichtungen und durch Ihre Anhänglichkeit an Meine Person, wovon Ich im Laufe von dreißig Jahren unausgesetzte Beweise erfahren habe. Ich verbleibe Ihnen für immer wohlgewogen. (gez. Nikolaus.“
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Paris, 18. Juli. Heute bringt auch das Journal des Débats die (in unserem gestrigen Blatt mitgetheilte) neueste Note des Minister Guizot an den französischen Gesandten in der Schweiz und bemerkt dazu: „Es ist dies die beste Antwort, die auf die feind lichen und lügenhaften Erläuterungen gegeben werden kann, deren Gegenstand diese Note neuerlich, sowohl in Frankreich, wie im Aus⸗ lande, gewesen ist, obgleich man sie nur aus unvollständigen Bruch⸗ stücken kannte. Wir wollen sehen, ob man jetzt noch sagen wird, daß
diese Note die vom Minister der auswärtigen Angelegenheiten in ei ner der letzten Sitzungen der Deputirten⸗ Kammer gehaltene Rede Lügen strafe. Es wird Niemanden entgehen, daß darin ein lebhaft sich aussprechender Geist aufrichtigen Wohlwollens ge gen das Schweizervolk herrscht, daß aber zugleich die Ansichten der französischen Regierung mit großer Festigkeit und mit einer Klar heit dargelegt sind, die für keine Zweideutigkeit Raum läßt. Es werden sich vielleicht noch immer Leute finden, die sagen werden, daß diese Note der Unabhängigkeit der Schweiz zu nahe trete. Diese Leute machen sich von der Schweiz einen Begriff, der ihnen zusagen mag, der aber weit davon entfernt ist, richtig zu sein. Sie wollen nicht sehen, daß die Schweiz kein einheitlicher Staat ist wie Frankreich, wie England, wie Belgien, wie die meisten Staa ten Europa's. Sie wissen nicht eder thun so, als wüß ten sie es nicht, daß sie im Gegentheil ein Bund abgesonderter und unabhängiger Staaten ist. Daß die Schweiz, vom Beginn ihrer Geschichte an, nur unter diesem Titel und mit diesem Charakter un ter den europäischen Nationen Platz genommen hat, und daß sie so auch in den letzten Verträgen erscheint. Wenn also eine Anzahl von Kantonen, wäre es auch die Mehrheit, irgend einen, Plan gegen die Souverainetät anderer Kantone schmieden, so ist dies nicht eine innere, blos die Schweiz betreffende Sache, sondern ein Vergröße⸗— rungs- und Eroberungs-Versuch, mit dem die europäischen Nationen sich allerdings zu beschäftigen das Recht hahen. Etwas Anderes sagt die Note nicht, aber sie sagt es mit Festigkeit.“
Die Vergleichung, welche der Con stitut ionnel zwischen dem Reform Bankett vom 9. Juli im Chateau-Rouge und dem unter, der Restauration von den pariser Wählern den bekannten 221 Deputirten gegebenen Festmahl aufstellt, indem er das eine als so constitutionell wie das andere bezeichnet, will das Journal des Débats auch nicht gelten lassen. Möglich, sagt es in seinem heutigen Blatt, daß auch an jenem Bankett republikanisch gesinnte Männer Theil genom men, aber dann hätten sie es nur versteckt gethan, nicht die Fahne ihrer Meinung offen aufgepflanzt; wogegen am 9. Juli die anarchi schen und revolutionairen Grundsätze sich als die herrschenden geltend gemacht; nicht Odilon Barrot, Duvergier de Hauranne, Leon von Malleville und Gustav von Beaumont mit ihrer sich für dynastisch und constitutionell ausgebenden Meinung, sondern Marie, Grisier und Recurt, die Republikaner, hätten hier den Ton angegeben. ⸗
Auch die Konservativen wollen nun, als Erwiederung auf das Reform-Bankett der Liberalen im Chateau-Rouge, in wenigen Tagen eint Versammlung veranstalten; außer den Ministern, Teputirten und Pairs sollen auch andere Notabilitäten zu dem Bankett gezogen werden.
Das Journal des Débats macht in einem leitenden Artikel darauf aufmerksam, wie sehr Frankreich in der Ausdehnung seiner Eisenbahnen England, Belgien und Deutschland nachstehe. Es ent hält die Skizze einer Eisenbahn-Karte von Frankreich, England, Bel⸗ gien und Deutschland, um dies zu veranschaulichen. „Wer da glaubt“ sagt das ministerielle Blatt, „Frankreich habe in Betreff der Eisen bahnen kein anderes Land zu beneiden, braucht nur einen Blick auf die Karte zu werfen, welche sich auf der dritten Seite unseres Blat tes (vom 16ten) befindet. Sie ist von Mac-Carty gezeichnet. schwarzen Striche deuten die bereits befahrenen Eisenbahnen an. Diese Karte (welche übrigens das gegenwärtig vollendete Eisenbahn netz Deutschlands nicht überall richtig angiebt) spricht deutlicher als alle möglichen Beweisführungen. Keiner unserer Leser wird sie ohne Betrübniß betrachten. Wie sehr Frankreich in dieser Beziehung noch zurücksteht, wird hierdurch augenscheinlich gemacht. Eisenbahnen ver— binden Paris mit der belgischen Gränze, mit Havre und mit Tours; das ist Alles, was wir, nebst mit noch einigen ganz unbedeutenden kleinen Linien, an Eisenbahnen besitzen. Welch' ein Unterschied, wenn man auf England blickt. Alle Mittelpunkte von irgend welcher Wich tigkeit stehen in gegenseitiger Verbindung vom Norden bis zum Sü den, vom Osten bis zum Westen, von Edinburg bis Dover, vom ir ländischen Meere bis zur Nordsee. Es ist dasselbe auch in Belgien. Ganz Deutschland ist jetzt von Eisenbahnen durchschnitten. Alle seine Hauptstädte und Empoxien stehen mit diesem Netz rascher Verbindung in inniger Beziehung. Man reist von unserer nördlichen Gränze nach Köln, Hamburg, Berlin und Stettin, bis an die Ufer der Ostsee, man geht nach Leipzig, Dresden, Prag, München, Wien, ohne, mit Ausnahme einiger kleinen Lücken, die bald ausgefüllt sein werden, die Eisenschienen zu verlassen. Krakau und Warschau sind nur noch einige Stunden von unseren Thoren entfernt, und ein von der Weichsel aufbrechendes Heer kann in kürzerer Zeit an unserer Gränze er— scheinen, als eine französische Armee brauchen würde, um an den Rhein zu gelangen. Diese einfachen Thatsachen beweisen mehr, als die schönsten Reden; sie bedürfen durchaus keines Kommentars. Seit wir das Eisenbahnwesen in Frankreich erörtern, versteht davon Jeder genug, um die Folgen unserer Lage und die Vortheile, welche ganz Europa über uns errungen hat, selbst zu würdigen. Mögen sich die Mißgünstigen, welche jenen patriotischen Unternehmungen unaufhörliche Hindernisse entgegengestellt haben, über das erlangte Ergebniß freuen. Sie haben schöne Siege zum Vortheil der benachbarten Völker errun gen. Frankreich beginnt erst sein Eisenbahnnetz, während es bei sei nen Nebenbuhlern fast vollendet ist.“ Man versichert nun, die Re gierung werde in der nächsten Session mit dem Entwurfe eines eben so ausgedehnten als umfassenden Eisenbahngesetzes auftreten und des—
des
Fest⸗Comité's, das mit unermüdlicher Sorgfalt seine schwere Aufgabe zu lösen strebt, steht der als Schriftsteller een. g Sch w . der, was er einmal mit Eifer erfaßt hat, auch beharrlich und geschmackvoll hinauszuführen weiß. Dichter (3. B. L. Bechstein, L. Storch, Ch. Schrei- ber, A. Bube, Ph. Welker u. A.) und Komponisten (Mendelssohn-Bar— thoöipo, Fr. Schneider, A. Methfessel. A. Zöllner, L. Böhner u. A.) werden das schöne Fest, zu dem die zahlreichsten Anmeldungen erfolgen, weihen und
verherrlichen. Die Gastfreundlichkest der hiesigen Bewohner hat den Sän— gern freie Herberge gesichert, und die Thüringische ki lehnh wind e fil . Gäste von nah ünd fern uns zuführen. Die Wahl der Gesänge, zu wel— chen die gefelertsten Neister beigesteuert haken, solll vortrefflich fein. So wird Thüringens Palladium, die hehre Wartburg, einen neuen Sänger— Wettstreit erleben. Der hochhenlliche 66 evangelischer Glaubensbegeiste⸗ rung: „Eine feste Burg ist unser Gott!“ in welcher das ganze Volt jubelnd einstimmen wird, wechselt mit der herzerhebenden Melodie der
. . denn die Macht der Töne und die begeisternde Weihe eines, gemüthlichen Voltsfestes löst, alle Fonfessionellen, alle volitischen und sozialen Dissonanzen in harmonischen Einklang auf. Der geräumige Festplatz (im Marienthale) ist von unserer reichen geen, prachtvoll geschmückt, und Menschenhände werden nicht säu= men, auch unserer Stadt ein festliches Antlitz zu leihen, damit Sänger und Gäste überall die, freundlichste Befriedigung finden, — Wir berichten später über das Ergebniß der großartigen Feiler, auf die des Himmels heiterster
Blick herablächeln möge!
München, 15. Juli. (A. 3.) Der schon in früheren Jahren in der Schweiz und in Deuntschland öfter mit gerechter Anerkennung genannte talentvolle Künstler Andreas Renatus Högger aus St. Gallen ist nach München zurückgekehrt. Körperlich ermüden durch seine während mehrerer Jahre fortgesetzten, mit begeistertem Muthe und personlicher Aufopferung ausgeführten Arbeiten, um das Bild Felsbergs und seiner in Kampf und fe wn begriffenen wilden Gebirgswelt treu und wahr der Mit- und
Nachwelt zu überliefern, folgte er dem Rathe wohlwollender Freunde und dem eigenen inneren Zuge ünd suchte am immer frischsprudelnden Quell des münchener Kunstlcbens die nöthige Erfrischung und Ermuthi⸗ gung. Die erhebende Betrachtung dessen, was seit den Jahren k Abwesenheit von dieser reichen Pflanzstätte der Kunst geschaffen und geleistet worden, vermochte es jedoch nicht seine, ganze Thätigkeit in Anspruch zu nehmen, und da seine körperlichen Leiden ihm nicht gestatteten, die äußere Anregung im Anblicke der ihm zugetheilten großartigen Gebirgs⸗ welt aufzusuchen, so wandte sich sein reger Heist mit rastlesem Eifer nach einem anderen verwandten Gebiete seiner bisherigen Laufbahn. Allgemein ist die Klage, daß es bisher noch nicht gelang, dis mit Wasserfarben, Kreide und Kohle ausgeführten Kunstwerke, die so oft als erste Entwürfe unsterb⸗ lichen Kunstschöpfungen oder als vielversprechende, Zeugen dessen, was der Henius nur anzudenten vermochte, einen unschätbaren Werth haben, so ge— gen den zerstörenden Einfluß der Zeit zu sichern, wie, es, aus dauerhafte len Stoffen geschafent 1nd. Dĩicsem wirllichen Bedürfnisse zu entsprechen durch Entdeckung der hierzu erforderlichen Mittel und durch Erfindung der dazu nöthigen Prozesse, stellte sich Högger zur Aufgabe und löste dieselbe nach dem Zeugniß der hierin kompetentesten Beurtheiler (Kaulbach, Schlotthauer, Älemens Jimmermann, Fuchs, Schafhäutel, Kaiser, Buchner), denen er die Nesultate seiner beharrlichen Forschungen zur Prüfung vorlegte, zu voller Befriedigung. .
Die landschaftlichen Studien von Felsberg und seiner Umgebung und anderer schweizerischer Gebirgspartieen sprechen für den eigenthümlichen Sinn Höggers in der Wahl großartiger, Gegenstände und versetzen das Gemüth des Beschauers durch ä lebendige Wahrheit mit solcher Gewalt in die dargestellten Gegenden, daß er sich unter dem unmittelbaren Eindruck ihrer wirklichen Nähe glaubt; die Meister der Naturdarstellung und der a n, ö Karl von Rottmann und 6. H. von Schubert — anden sich daher bewoge dem hierin von Högger ĩ öffent⸗ . ähm n, auch h gger Geleisteten öffent
Prag, 13. Juli. Gestern Abend starb hier am Zehrfieber Franz Cassian Hallaschka, Hofrath und Neferent bei der Kaiserlichen Studien- Hofkommission, Direktor der philosophischen Studien und Präses der phi— losophischen Fakultät an der Universität zu Wien, infulirter Propst des Kol legiat- Kapitels in Altbunzlau, Mitglied mehrerer gelehrten Hesellschaften des In- und Auslandes ꝛc. Hallaschka war am 10 Juli 1789 zu Bautsch in Mähren geboren, trat 1799 in den Pigristen⸗Orden, wurde 16507 in Wien Doktor der Philosophie, 1898 Profe or der Physik, an der philoso— phischen Lehranstalt in Brünn, tam 16114 in derselben Eigenschaft an die Universität zu Prag und wurde im Jahre 1839 wo er die Würde eines Rektor Magnifikus bekleidete, als Regierungs Nath und Studien-Referent nach Wien berufen, woselbst er 1533 Ebenfalls Rektor wurde. In späteren Jahren erhielt er die Hofrathswürde und ward zum Proxst in Altbunzlau ernannt. Hallaschla verschied im Hause des Weih bischofs Tippmann, das er seit seiner Rückkehr von Karlsbad, wo er die für ihn nicht passende Kur nur kurze Jeit brauchte, bewohnt hatte. Unter den von ihm , mn n. sind die 2 Ele- menta eclipsium quas atitur tellus, luna eam 1nter et sos Zͤei versante h 4 . . . aun 1869. Prag, 1816. d. mit Kupfer. — Caleulus eclipsis olis opservatae die 19. novemb. 1518, , ed ant elementa eelipsium quas Patitur tellus, lung cam inter et solem ver- sante ab anno 1861 usque al ann. 1909. Prag, 1820, mit Kupf. 4. Handbuch der Naturlehre, 3 Bände. Prag, 18424. 1835. 8. Längen⸗= Breiten und Höhenbestimmungen mehrerer Orte der Herrschaft Tetschen. Prag, 1824. 5. Geographische Ortsbestimmungen von SteinschöZnan. Prag, 1826. 8. Sammlung der vom 8. Mai 1817 bis 31. Dezember 1827, im Kaiserlichen Konviktgebäude zu Prag angestellten astronomischen, meteorolo= sschen Und phzositalischen Beobachningen. Pag, 13 0. 435 Seins lchte girbeit war: Die freie Munizipalstadt Bautsch in Mähren in geographisch⸗— sopographischer und historischer Beziehung. Prag, 1813. 4. (Abgedrüuckt in den Abhandlungen der böhmischen Gesellschasft der Wissenschaften für die Jahre 1841 bis 1842)
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sen dringende Nothwendigkeit vorher durch die öffentlichen Blätter aller Farben beleuchten und hervorheben lassen.
uͤntermn 1Iten d. M. fordert der Handels- und, Acker= bau- Minister Eunin-Gritaine in einem Rundschreiben die Prä— fekten auf, ihm, wie alljährlich, die Aerndte⸗ Berichte einzusenden; er verlangt genaue Mittheilung über Qualität und Quantität der diessährigen Äerndte, zugleich eine Aufnahme der am 31. Juli noch vorhandenen alten Vorräthe und endlich einen vergleichenden Be—⸗ richt über den Bedarf und die Vorräthe und über das Verhältniß des etwaigen Ueberflusses oder Mangels. Die Präfekten sollen diese Berichte, von den General-⸗Conseils jedes Bezirks unterstützt, anfertigen. Herr Thiers ist vorgestern von hier nach Vichy gereist, wo er einige Tage zubringen wird; von da begiebt er sich nach den Py⸗ renäen.
Man liest im heutigen Journal des Debats: „Es scheint gewiß, daß sich Herr Pellapra in diesem Augenblicke in Paris besin⸗ det, und daß er sich an einem der nächsten Tage zur Haft stellen wird.“ (S. unten.) —
Marschall Soult soll nur mit Mühe dazu bewogen worden sein, sein Portefeuille noch bis zum Schlusse der gegenwärtigen Session der Kammern zu behalten. Es würde dann, wie man jetzt wieder⸗ holt versichert, eine theilweise Aenderung des Kabinets bestimmt zu erwarten sein. K
Wie der Franco-Americain mittheilt, ist Herr Gudin, der wegen falschen Spiels geflüchtete Ex-Ordonnanz-Offizier des Königs, in New-⸗Aork angekommen.
Auf der Tortoni-Börse hielten sich heute die Course der fran⸗ zösischen Renten, fast ohne Geschäft, auf ihrem gestrigen Stand⸗ punkte; französische Z3proz. Rente 77. 75. In Eisenbahn-AUctien kein Umsatz.
X Paris, 18. Juli. Der Pairs hof hat endlich gestern sein Urtheil über Teste, Cubieres und Parmentier gefällt. Teste ist für schuldig erkannt, in den Jahren 1842 und 1843 als Minister der öffentlichen Arbeiten Anerbietungen angenommen und Gaben und Ge schenke empfangen zu haben, um einen keiner Bezahlung unterliegen den Akt seines Amtes zu vollbringen; Cubieres und Parmentier als schuldig, diese Bestechung behufs Erlangung der vielbesprochenen Konzession vollbracht zu haben, Verbrechen, die durch die im Urtheil selbst wörtlich angeführten Artikel 177 und 179 des Strafgesetzbu⸗ ches vorgesehen sind. Das Urtheil führt dann auch die Artikel 34, 35, 52, 55, 36 und 180 des Strafgesetzbuches ihrem ganzen Wortlaute nach an, in welchen die Bedeutung und die rechtlichen Folgen der zu verhängenden Strafen, namentlich jener der bürgerlichen Degradation, näher und mit allen Details aus einandergesetzt sind und das Verfahren bei Vollzug des Urtheils, na⸗ mentlich in Betreff der Beitreibung der verhängten Geldstrafen, Schadloshaltungen, Zurückerstattungen und Prozeßkosten, vorgeschrie ben wird. Demzufolge wurden verurtheilt: Teste zur bürgerlichen Degradation, zu drei Jahren Gefängniß, 96,000 Fr. Geldstrafe, Zu rückerstattung der empfangenen Bestechungssumme von 9,000 Fr., welche der Kasse der Spitäler von Paris zugute kömmt; Cubieres zur bürgerlichen Degradation und zu 10,000 Fr. Geldbuße; Par mentier zur bürgerlichen Degradation und zu 10,0010 Fr. Geldbuße. Außerdem sind alle Angeklagten in die Prozeßkosten verurtheilt, die solidarische Haftung ist jedoch nur für die Prozeßkosten, nicht in Betreff der verhängten Geldstrafen ausgesprochen und die Dauer der gefänglichen Haft eontrainte par corps) auf fünf Jahre festgesetzt. Die Strafe der bürgerlichen Degradation, welche über alle drei ver⸗ hängt ist, zieht für sie die schwersten Folgen nach sich, nämlich den Verlust aller von ihnen bekleideten Aemter, Stellen und Würden, die Entziehung des Stimmrechts, Wahlrechts, der Wahlfähigkeit und aller bürgerlichen und politischen Rechte überhaupt, so wie des Rech— tes, irgend eine Decoration zu tragen, die Unfähigkeit, ferner als Geschwörener, Sachverständiger oder als Zeuge bei gerichtlichen Akten zu dienen und vor Gericht anders auszusagen, als in der Form bloßer Aufschlüsse; die Unfähigkeit, Mitglied eines Famisien Raths, Vor mund, Kurator, Beistand vor Gericht (ausgenommen für seine eige— nen Kinder, und selbst in diesem Falle nur mit ausdrück licher Zustimmung der Familie) zu sein; die Entziehung des echtes, Waffen zu tragen, in der National-Garde oder in den fran⸗ zösischen Heeren zu dienen, eine Schule zu halten, Unterricht zu ge ben oder in irgend einer Unterrichts Anstalt als Lehrer oder Aufseher angestellt zu werden. Diese Folgen fallen mit ihrer ganzen Schwere besonders auf Teste und Cubieres, die so hohe Stellen einnahmen, und deren ganze Stellung nun vernichtet ist. Man bemerkt, daß, während in dem offiziellen Aktenstücke des Urtheils der General Cubieres nicht mehr mit seinem Range als General, wohl aber mit seiner Würde als Pair von Frankreich aufgeführt ist, bei Teste alle Titel und Würden weggelassen sind, derselbe einfach mit seinen Tauf und Familiennamen bezeichnet wird. Soll man daraus schließen, daß die Entlassung, welche Teste unmittelbar vor dem Anfange der öffent lichen Verhandlung des Prozesses in Betreff seiner Würden und Stellen als Pair von Frankreich und als Präsident des Cassations hofes dem Könige eingereicht hat, doch angenommen worden? Auf fallend ist bei Eubieres jedenfalls, daß sein Pairsrang angegeben, dagegen sein Rang als General-Lieutenant weggelassen worden ist.
Unmittelbar nachdem das Urtheil vor dem zu öffentlicher Sitzung versammelten Pairshofe gestern Abends verkündet war, begab sich der Obergreffier des Pairshofes, Herr Cauchy, nach dem Gefängnisse, wo er den drei Angeklagten, dem beim Pairshofe stets beobachteten Brauche gemäß, das Urtheil mittheilte. Teste und Cubieres hörten mit Ruhe die Vorlesung des Aktenstückes an, als hätten sie während der vier Tage der Berathungen des Pairshofes Zeit gehabt, sich vorzubereiten auf den furchtbaren Schlag, der sie trifft. Cubieres, der blos zur bürgerlichen Degradation und zu einer Geldstrafe ver urtheilt ist, aber nicht zu einer Gefängniß-Strafe, mußte, wie Par mentier, der ganz in demselben Falle sich besindet, sogleich in Freiheit gesetzt werden, und man will wissen, Cubieres sei bereits entschlossen, Frankreich zu verlassen. Herr Teste soll nach der Conciergerie über⸗ siedelt werden, wo, dem Vernehmen nach, das zu seiner Aufnahme bestimmte Zimmer schon eingerichtet wird. Man fügt bei, daß dieses Zimmer, in Folge eines sonderbaren Zufalls, gerade über der CivilcKammer des Caffationshofes gelegen sei, in welcher er seit drei Jahren als Präsident bei diesem Gerichtshofe gesessen hat. Man spricht auch schon von dem wahrscheinlichen Nachfolger des Herrn Teste in der durch seine Verurtheilung erledigten Stelle am Cassa⸗ tionshofe. Es wird als solcher genannt Herr Vincens Saint -Lau⸗ rent, Rath am Cassationshofe, Pair von Frankreich und ehemaliger Kammer Präsident am Königlichen Gerichtshofe von Paris. Herr Saint - Laurent ist als ein sehr thätiger und ausgezeichneter Richter bekannt, gehört, seiner Geburt, nach, wie Herr Teste, dem Departe⸗ ment des Gard an und ist mit Herrn Guizot verwandt.
Noch weiß man nichts Bestimmtes darüber, ob auch der entflohene Pellapra sich wirklich nun vor dem Pairshofe stellen wird, wie gestern die Blätter angekündigt haben. Erscheint er bis zum 25sten, als der ihm gesetzten il so wird man noch einen Schlußakt vor dem Pairshofe aufführen sehen, der aber keinesfalls von besonderer Länge sein wird, nachdem die Thatsachen vollständig aufgeklärt sind. Der Eindruck, den dieser ganze Prozeß unter allen
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Bolkeklassen gemacht hat, wird aber nicht so leicht zu verwischen sein, er muß auf lange hinaus fortdauern, eine Warnung für Alle, die sich je zu gleichen Schritten versucht fühlen sellten. Viel Theilnahme aber zeigt sich für das Schicksa)l des Generals Cubieres, der trotz der unbestreitbaren Schuld, die auf ihm in der ganzen Sache lastet, doch am Ende wirklich der Geprellte war. Auch erinnert man sich allgemein der unkestreitbaren Dienste, welche er in früherer Zeit als Militair seinem Vaterlande geleistet hat. Ge⸗ gen Teste wurde die ganze Strenge des Gesetzes erschöpft, und wie fehr auch das unglückliche Schicksal der trostlosen Familie allgemeine Theilnahme findet, so äußert sich dieselbe doch weniger allgemein für die Person des Verurtheilten selbst, und die Nothwendigkeit für die Richter, an dem Hauptschuldigen ein warnendes Exempel aufzustellen, findet überall Anerkennung. Nicht eine Spur von Theilnahme giebt sich aber für Parmentier kund, und man kann sogar sagen, daß Ge neral Cubieres vielfach besonders auch deswegen bedauert wird, weil ihn das Urtheil mit Parmentier, der so zu sagen der böse Genius der ganzen Sache war, auf eine Linie stellt.
Als gestern, nach Annahme mehrerer Gesetz⸗-Entwürfe von lokalem Interesse, die Deputirten-Kammer zur Berathnng des Gesetz Entwurfs in Betreff der Eisenbahn von Paris nach Lyon schreiten wollte, verlangte Herr Garnier Pagäs, es solle im Protokoll be merkt werden, daß erst etwa 60 Deputirte anwesend seien. Herr von Haubersaert verlangt zugleich die Vermerkung, daß die Bänke der Linken fast ganz leer seien. (Gelächter.) Herr Leon Faucher: Es sei nicht erlaubt, so die Abwesenden anzudeuten. Die Opposition sei hinreichend vertreten. (Neues Gelächter.)
Herr Nicolas sprich nun gegen den Entwurf, man wolle der Gesell—
schaft zu beträchtliche Vortheile zugestehen. Die Kommission habe übrigens
an die Stelle des Regierungs-Eniwurfs eine ganz neue Uebereinkunft ge⸗
setzt, das scheine ihm unconstitutionell. Sie wolle eine Konzession von 99
Jahren an die Stelle der ursprünglichen von 41 Jahren und 99 Tagen
setzen. Die Annahme des Gesetz- Entwurfs würde die unseligsten Folgen
haben. Die Regierung würde dann später zum Heimkauf unter allen von
der Gesellschaft gestellten Bedingungen sich gezwungen sehen. Der Entwurf wäre für das Land im höchsten Grade lästig; der Redner hegt daher das Vertrauen, daß die Kammer denselben verwerfen werde. Herr Gustav von
Beaumont wird für den Gesetz Entwurf stimmen, obgleich er einigen Kritiken desselben beitritt. Die Regierung habe zuerst den Fehler begangen, den Entwurf zu spät vorzulegen, daher habe die damit überraschte Kammer die darin vorgeschlagenen Maßregeln nicht von Grund aus prüfen können. Dessenungeachtet und obgleich die Zeit der Session so weit schon vorgerückt sei, müsse der Entwurf geprüft und verhandelt werden, weil eine Vertagung desselben in Anbetracht der Lebensmitteltrise, die man so eben erst durchgemacht und die besonders schwer auf der arbeitenden Klasse ge
lastet habe, eine wahre Kalamität wäre. Darum müsse man jetzt die gro
ßen öffentlichen Arbeiten fortsetzen. Der Nedner findet die von Herrn Ni
colas dem Entwurf gemachten Vorwürfe übertrieben und tadelt die Regie
rung, daß sie den Gesellschaften anfangs so harte, Bedingungen auferlegt habe, die sie nicht ertragen konnten. Das müsse jetzt wieder gut gemacht werden. Graf von Äüngeville ist durchaus dem Entwurfe ent
gegen. Die Gesellschaft der Eisenbahn nach Loon habe recht wohl zewußt, was sie thue. Die Eisenbahn nach Orleans habe ihr als Anhalt
punkt für Vergleichung dienen können. Man müsse nicht das schlimme Beispiel der Umstoßung frei eingegangener Kontrakte geben, eine Menge andere Gesellschaften warteten jetzt nur ab, was die Kammer für die lyoner Bahn beschließen werde, um dann gleiche Anforderungen zu stellen, Abän⸗ derung ihrer Kontrakte betreffend. Herr von La rochejacquelin:; Die ersten Anschläge schätzten die Kosten der Bahn auf 200 Millionen, jetzt be— haäupte man, 300 Millionen werden nöthig sein. Woher dieser große Un lerschied? Habe die Regierung sich getäuscht, so solle sie es sagen (Mur— ren), dann könnte man etwas thun. Es seien dieselben Personen, die jetzt auf 30) Millionen schätzten, was sie früher auf 200 geschätzt. Woher der große Irtthum? Man solle die Kammer darüber aufklären. Herr Victor Grandin spricht gegen den Entwurf. Er bestreitet die Gültigkeit der Vollmachten, kraft welcher Herr Gouin, der Verwalter der Bahn, mit dem Minister die neue Uebereinkunft abgeschlossen. Der Redner glaubt nicht, daß die Kammer zur Berathung der Artikel übergehen könne.
Paris, 19. Juli. (Auf teleg. Wege) Der Angeklagte Pel lapra hat sich gestelltn, und am 23sten wird der Pairshof sich nun nochmals versammeln, um über ihn zu Gericht zu sitzen.
Großbritanien und Irland.
London, 17. Juli. Se. Königl. Hoheit Prinz Waldemar von Preußen besuchte bei seinem gestrigen Ausfluge nach Windsor das nahe gelegene Eton und verweilte in der dortigen Schule län gere Zeit, um ihre Merkwürdigkeiten in Augenschein zu nehmen.
Die gestrige Unterh aus-Sitzung bietet kein erhebliches In teresse, da sie von den Comité⸗-Berathungen der Bill wegen Errich tung eines Bisthums in Manchester fast ausschließlich ausgefüllt wurde und die Einwürfe gegen diese Bill von Seiten der radikalen Parteien sich nur wiederholten. Nach Verwerfung der Gegenanträge wurde die Fortsetzung der Comité -Berathung auf nächsten Montag festgesetzt.
Sir R. Peel hat eine Adresse an seine Wähler von Tamworth erlassen, worin er sich über die von ihm als Premier Minister be— folgte Politik ausführlich verbreitet. Am Schlusse spricht er die Hoffnung aus, daß die Wähler sich bei Ernennung ihres Vertreters im Unterhause blos durch Rücksichten auf das Staatswohl, keines⸗ weges aber durch ihr langjähriges Verhältniß zu ihm bestimmen lassen würden.
In der Vorhalle von Lloyds ist jetzt die Marmorstatue des Prinzen Albert aufgestellt worden.
Lord Palmerston hat in einer kürzlich nach China an Sir J. Davis abgeschickten Depesche sich sehr günstig über die Expedition gegen Canton und ihre Ergebnisse ausgesprochen.
Unser Gesandte am berliner Hofe, Graf Westmorland, ist hier eingetroffen.
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Brüssel, 19. Juli. Ueber die Zeit der Rückkehr Ihrer Ma jestiten von Paris steht noch nichts mit Bestimmtheit fest; nur ver lautet, daß ihre Abwesenheit sich nicht über die letzten Tage dieses Monats hinaus erstrecken werde. Die letzten Nachrichten über das Befinden des Königs melden, daß sich seine Gesundheit sichtbar wie— der befestige. Man versichert übrigens, Se. Majestät werde sich später von Brüssel noch auf einige Zeit nach Ostende begeben und dann eine Reise nach Italien machen. (
Aus Spa schreibt man von gestern: „Es kommen immer mehr Fremde hier an; jeder Tag bringt deren neue; wir haben jetzt hier Notabilitäten aus allen Ländern. Jules Janin befindet sich auch darunter, und Meyerbeer, der jetzt in Marienbad eine Brunnenkur gebraucht, wird eiwartet, um mit seiner Mutter hier zusammenzu— treffen, die bereits angelangt ist.“
44 Brüssel, 17. Juli. Der König, welcher vor einigen Ta— gen aus England zurückgekehrt, ist wieder nach Paris abgereist, so daß die Bildung eines neuen Ministeriums abermals einen Aufschub erhalten hat. Die portugiesischen Angelegenheiten scheinen diesen Rei sen des Königs nicht fremd gewesen zu sein, so wie auch die kürzliche Versetzung des hier seit Jahren alkreditirten englischen Gesandten nach Lissabon, auf dessen Gutachten die englische Intervention er—
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folgte, bamit in Verbindung gebracht wird. Wir können natürlich die
Richtigkeit dieser Angaben nicht verbürgen, sondern theilen blos die für uns wahrscheinlichste Erklärung mit, welche man hier diesen Rei⸗ sen des Königs giebt, da bei der engen Verwandtschaft das Interesse, welches sich schon vor ungefähr 10 Jahren bei einer ähnlichen Gele⸗ genheit durch die außerordentliche Sendung des belgischen Gesandten an dem londoner Hofe, Herrn Vandeweyer's, nach Lissabon kund⸗ gab, durch Alles, was durch die letzte portugiesische Krisis auf das Spiel gesetzt wurde, gesteigert werden mußte. Freilich will man won der Seite, wo man Alles mit den hiesigen Parteifragen in Verbindung bringt, in dieser verlängerten Abwesenheit des Königs einen absichtlichen Aufschub im Interesse der katholischen Partei erblicken, welche gern die Bildung eines liberalen Kabinets vereiteln möchte, in der Hoffnung, daß, nachdem die erste Aufregung vorüber, die öf⸗ fentliche Meinung sich wenigstens mit einer geringeren Modification des bisherigen Verwaltungs-Sostems abfinden ließe. Allein so große Mißgriffe auch schon seit einigen Jahren geschehen sind, so können wir doch nicht glauben, daß man sich noch mit solchen Hoff⸗ nungen trägt. Es sind jetzt alle Mittel und Wege erschöpft worden, wodurch man seit Jahren dem Unvermeidlichen hat entgehen wollen, die Macht der politisch geistlichen Partei ist gebrochen, und zwar allein durch die unaufhaltsam wachsende öffentliche Meinung, welche diese Partei an ihren Früchten erkannte und danach verurtheilte. Bei dem jetzigen Wendepunkte wird es nicht uninteressant sein, die Bilanz des Guten wie des Verderblichen, welches die langjährige Herrschaft der— selben dem Lande gebracht hat, aufzustellen.
Ihr Hauptverdienst ist unstreitig, zur Erhaltung des Prinzips der Ordnung wesentlich beigetragen zu haben, wennglei s mehr das geistliche als das Staats- Interesse ins Auge gefaßt wurde. In den ersten7 Jahren nach der Revolution ergab sich eine bedeutende Nüance dieser Partei einer ganz demokratischen Richtung, besonders in der Unordnung des Ge⸗ meindewefens, und erst später, als sie einsah, daß sie auf diesem Wege allmälig ihren Einfluß in den Stadt Räthen verlor, suchte sie ihre Macht von oben herab wieder zu gewinnen und unterstützte da⸗ her die Modificationen, welche später Nothomb zur Stärkung der Cen tralgewalt in der Gemeinde- Ordnung durchsetzte. So hat sie ferner sich bis auf den letzten Augenblick der umfassenden Leitung des Unterrichtswesens durch den Staat widersetzt; ein unbegreifliches Gesetz über die Universitäts-Prüfungs-Kommissionen aufgestellt und hart näckig festgehalten, das Unterrichtsgesetz über den Secundair - Unter richt Jahre lang vertagt und sich erst zur Diskussion desselben bereit- willig gezeigt, als sie unter dem letzten Ministerium eine möglichst große Beschränkung des liberalen Vandeweyerschen Antrags erwarten konnte. Das Primair⸗ Unterrichtsgesetz, welches von Nothomb als eine Transaction bei großem Widerstande durchgebracht war, ist in Folge der ernannten, ganz der Geistlichkeit ergebenen Inspections Behörde zu deren Gunsten zur Ausführung gekommen.
In der materiellen Ordnung hat sich aber der geistliche Einfluß noch verderblicher gezeigt. Mit der Bildung des Ministeriums de Thäur war diese Partei 18341 zur fast alleinigen Herrschaft ge⸗ langt. Die letzte große nationale Maßregel, die Beantra⸗ gung des großen Eisenbahn⸗Systems für Belgien war der letzte Akt des vorhergehenden gemäßigt liberalen Ministeriums von Rogier⸗ Lebeau gewesen, hatte aber auch die hauptsächlichste Opposition bei den Führern der katholischen Partei gefunden, welche diesem neuen Communicationsmittel wenig geneigt war. Das Ministerium de Theux dauerte von 1834 —39, eine lange Zeit lässiger Verwaltung, welche die Geistlichkeit benutzte, um sich überall festzusetzen und ihren Einfluß geltend zu machen. Im Handel wurde das strenge Protections⸗ System noch geschärft und für die Haupt- Industrie der beiden Flandern, die Leinwand-Fabrication, wurde das Heil in der Abweh rung der Maschinen-Fabrication und in kleinen Verbesserungen der Handfabrication gesucht. Das große Unglück, von dem jetzt die Flan⸗ dern heimgesucht werden, hat vornehmlich darin seinen Grund, daß nicht eine allmälige Ueberleitung der älteren zu der neueren Judustrie stattgefunden hat.
In der politischen die. Regierung fast ganz der Kammer überliefert. Die katholische Masjorität hatte ein dienstbares Ministerium. Fast kein Gesetz wurde vorge- schla⸗ gen, welches nicht in der Kammer wesentlich modifizirt, wohl oft genug verschlechtert wurde. Das Ministerium fügte sich immer dem ßéon plaisir der Kammer, Die Annahme der 24 Artikel von Hol⸗ land follte seine diplomatische Kenntniß auf die Probe stellen. Es ist bekannt, welche drohende Miene die Regierung annahm, daß sie Kriegs⸗ rüstungen machte, den polnischen General Skrzynecki aus der österreichi schen Haft kommen ließ, um ihm den Oberbefehl über die belgische Armee zu übertragen, und kurz darauf, als diese Drohungen nur die Abberufung des preußischen und österreichischen Gesandten zur Folge hatten, den Friedenstraktat unterzeichnete. Das Nationalgefühl war durch dieses Benehmen zu sehr beleidigt worden, so daß bald darauf bei einer auf den Friedenstraktat bezüglichen Incidenzfrage das Ministe⸗ rium unter fast allgemeinem Jubel seinen Abschied nahm.
Das darauf folgende gemäßigt liberale Ministerium sah sich die Hände gebunden, suchte fast alle wichtigen Reformen bis nach den neuen Wahlen zu vertagen, wurde aber noch vorher durch eine von dem strengsten katholischen Parteigeiste eingegebene, höchst ungerechte, an den König gerichtete Adresse des Senats (der ersten, gleichfalls der Wahl unter worfenen Kammer) nach einer kaum einjährigen Verwaltung gestürzt. Diese unglückliche Adresse hat den Grund zu allen späteren Verwicke lungen gelegt. Die öffentliche Stimmung war höchst aufgeregt und erbittert? Bie Adressen, welche von 40 Behörden der großen und mittleren Städte für die Beibehaltung des Kabinets an die Krone gesandt wurden, waren davon nur ein schwacher Beweis.
Das darauf gebildete Ministerium Nothomb, das thätigste, welches
Ordnung wurde vom Ministerium Initiative und Direction der
Belgien gehabt hat, konnte wegen der auf ihm lastenden ungünstigen, aus seinem Ursprunge entstandenen Verhältnisse und Vorurtheile das System der Vermittelung nicht durchführen und unterlag endlich der offenen Op⸗ position der liberalen Meinung, wie der immer größer werdenden heimlichen Opposition der katholischen Partei, die ihre Prätensionen nicht aufgeben wollte und sich fortwährend durch dieses Kabinet bedroht sah. Nothomb zog sich nach dem liberalen Resultate der Wahlen von 1815 zurück. Schon die damalige Situation wies auf ein Ministerium Rogier hin. Dieser wurde auch mit der Bildung eines liberalen Kabinets beauftragt, allein da derselbe, um nicht auf eine ähnliche Weise wie 1840 zu unterliegen, im Fall einer systematischen Opposition des Senats, die eventuelle Auflösung dessel ben behufs neuer Wahlen zur Bedingung machte, und das von der Krone verweigert wurde, so schlug die Bildung dieses Kabinets fehl, und der belgische Gesandte in London, Herr Vandeweyer, unternahm es, offenbar in zu großem Selbstvertrauen und ohne Beherzigung der sprechendsten Vorgänge, ein, gemischtes Ministerium mit vorwal. tendem liberalen Elemente zu bilden. Allein als der Gesetz Entwurf des mittleren Unterrichts im Kabinet zur Diskussion kam, sah auch er'sich verlassen, mußte seine Demission geben, und bie katholische Fraction des Kabinets wurde die Grundlage zur Bildung eines rein katholischen Ministeriums, da sich Keiner zur Fortführung einer Stelle verstehen wollte, die nach den letzten Vorgängen nur e. 16 den Anhängern des politisch-geistlichen Systeme übernommen werden konnte.
Das Kabinet de Theur, welcheg, in diesem Sinne gebildet wurde, hat jetzt selbst dieses System zu Grabe ge⸗