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selbst am 3. August einzutreffen. Ihre Majestät nne *g =. sehr 2 and erfreue sich stets der ungetrübtesten Ge sundheit. ö h ö si i aufe die⸗
Er, Königl. re en genre gene 6. g re Ihre ses Monats von Kissingen na S0 ö Mainz zu Ih⸗
Königl. Hoheit die Frau Ftronxyrinze ssn Caße gen nach Ma⸗ 39 de rem garden Vate?, dem Prinzen Wilhelm von Preußen, bege ö
reich Sachsen. Am 23. Juli, Nachmittags nach . r. . zu der neuen Gemãälde⸗ hr l feat. Die Arbeiter am Baue hatten sich auf, der . . versammelt, in der Bauschreiberei aber der Staats Minister von Bie- tersheim, die Gallerie⸗Kommission, die Gallerie Beamten die Land: Baumeister und übrigen hiesigen Baumeister sich eingefunden. Dort wurde bas vom Hofrath Dr. Schulz verfaßte Dokument von dem Herrn Staats-Minister, dem Professor Semper, den Inspektoren der Gallerie u. s. w. unterzeichnet. Man begab sich hierauf zu dem Bau⸗ platze, wo der bekränzte Grundstein sich vorfand. Hier legte zuerst ber Herr Staats Minister Kalk in die Grube und übergab sodann Hie Kelle an Herrn von Quandt, dem die Uebrigen nachfolgten. Beim Fortgehen wurde noch dem Herrn Staats Minister von den rbeitern ein dreifaches Lebehoch nachgerufen, außerdem aber ging die Feierlichkeit in aller Stille vor sich. Außer jenem Dokumente wurde noch ein Plan des Gebäudes und das in diesem Jahre ge prägte Geld in die Kapsel gesteckt, welche mit dem Grundsteine ver senkt ward. .
Im Namen des Königs von Dänemark hat das dänische Mis sions-Kollegium der evangelisch-lutherischen Missions Gesellschaft zu Dresden, die gegenwärtig bereits acht Missionare in Ostindien unter— hält, die gesammte dänische Mission zu Trankebar, bestehend aus zwei Gemeinden von circa 2060 Seelen, 14 Schulen und einem Personale von 25 bis 30 eingeborenen Lehrern, übertragen, so daß nun also das Feld, auf welchem die deutsche lutherische Kirche durch die Mis⸗ sionare Ziegenbalg, Schwarz und Andere ihre erste Missions Thätig⸗ keit entfaltete, wiederum ihren Händen anvertraut ist.
Seit dem April ist in Leipzig unter Leitung des Justizraths Dr. Höpfner „ein Verein für Rechts-Gutachten“ ins Leben getreten, für dessen Bildung auch schon der vor wenigen Jahren verstorbene Negierungs-Rath Buddeus den Plan gefaßt hatte. Der Verein be⸗ steht unter sehr zweckmäßigen Statuten vorläufig aus fünf rechts— kundigen Mitgliedern, denen sich im vorigen Monat noch Sach ver⸗ ständige für alle Fragen des Verkehrs, Handels, Bauwesens, Rech⸗ nungswesens, Bergbaues, der schönen Künste ꝛc. vereint haben. Von vielen Seiten, aus dem sächsischen und nichtsächsischen Deutschland, sind dem Vereine bereits von großem Vertrauen zeugende Sachen zugebracht worden.
Der Handels- Vorstand von Chemnitz beschäftigte sich seit einiger Zeit mit dem Plane zur Begründung einer Unterrichts⸗Anstalt für Handlungsbe⸗ slissene und hat zur Subscription aufgefordert, um die Bedürfnisse der Anstalt für die nächsten drei Jahre zu decken. Nach dem vorläufig entworfenen Schulplane sind die Unterrichts-Gegenstände in vier Hauptzweige ge— ordnet. Rechnen und Buchhaltung, Korrespondenz mit kalligraphischen und stylistischen Uebungen, Waarenkunde mit kaufmännischer Geo⸗ graphie und Geschichte, französische und englische Sprache. Der Un⸗ ferrscht soll in drei aufsteigenden Klassen ertheilt werden, für jede Klasse sind 9 Lehrstunden und 25 Schüler angenommen, so daß bei größerer Zahl der Theilnehmer Parallelklassen zu errichten sein wür⸗ den. Das jährliche Schulgeld ist mit 20 Rthlr. für einen Lehrling veranschlagt; 50 — 69 Schüler dürften ausreichen, um die Anstalt ins Leben“'treten zu lassen, und da diese Zahl bereits angemeldet ist, so werden die Unternehmer werkthätig zur Ausführung vorschreiten. Das Institut ist zwar zunächst für die Lehrlinge der Kaufleute und Fabrikanten in Chemnitz und der nächsten Umgegend berechnet, doch erwartet man, daß dasselbe auch von den Söhnen und Gehülfen der zahlreichen Handelsweber werde besucht werden.
Die Leipziger Zeitung meldet aus Wurzen vom 19. Juli:
„Nachdem am (165ten d. die drückende Hitze der vorausgegangenen Tage sich in den Nachmittagsstunden zur fast unerträglichen Schwüle ge— steigert hatte, überzog sich plötzlich in der vierten Stunde der Horizont von Nold-West her mit schwarzen Gewitterwolken. Auf Blitz und Donner solgte schnell ein kurzer, Regenguß, einige Augenblicke lang mit Schlossen vermischt, die jedoch, einige zerschlagene Fensterscheiben an der Wetterseite abgerechnet, weder in der Stadt noch auf den Feldern der Stadtflur Scha⸗ den anrichteten. Wohl aber hätte derselbe von Bedeutung und von schwe⸗ fen Folgen werden können, hätte die Wetterwolke, deren äußerster Saum unsere Gränzen nur berührte, sich mit ihrer ganzen Gewalt über unseren Häuptern entladen. Noch am Abende des 18ten gelangten die Nachrichten von den Verheerungen, welche der Hagelschlag in benachbarten Orten anQ— gerichtet, hierher, ausführlichere Mittheilungen brachte der solgende Tag. In einer Ausdehnung von 8 Stunden Länge und durchschnittlich ? Stunde Breite, vom preußischen Dorfe Limehna, jenseits Eilenburg, bis nach Groß⸗ Böhla bei Oschatz, war durch dichtgefallene Hagelmassen der reiche Aerndte= Segen theils ganz, theils zum großen Theile vernichtet. Die Hagelwolke hatte (so viel uns bekannt) jenseits der Mulde die Fluren der Ortschasten Gotha, Groitsch. Püchau, diesseits des Flusses Thallwitz, Canitz, Wasewiß, Nischwitz, Lossa, Großzschepa, Lüptitz, Zschorng, Waßschwitz, Falkenhain, Dornreichenbach, Heyda, Börln, Dahlen, Groß⸗Böhla getroffen; der Scha⸗ den war größer da, wo der Hagel in großen zackigen Stücken (wie z. B. in Lüptitz, Nischwitz u. s. w. und unter Sturm gefallen war, als dort, wo, wie z. B. in Dahlen, die Massen in rundlicher kleiner Form bei stillen Luft niedergegangen waren. In den erstgenannten Ortschasten fand man Vögel, selbst eine Gans, von den Eisstücken zerschmettert. Das reife Korn hatte auch da, wo die Halme weniger geknickt erschienen, dadurch wesentlichen Schaden erlitten, daß aus den Achren die Körner gleichsam ausgedroschen wurden und stellenweise am Boden mit den Händen ausgerafft werden konnten. Leider hat das Unglück viele Landwirthe betroffen, welche ihre Aerndte gegen Hagelschlag nicht versichert hatten, und unter diesen noch dazu doppelt schwer diejenigen, welche, in Folge der Zusammenlegung der Gfundstlicke, den Wetterschaden über den größten Theil ihres geschloßenen Besitzthums sich verbreiten sehen mußten.“
Königreich Württemberg. (Schwäb. Merk.) Das Königliche Ministerium des Innern laßt durch die landwirthschaftli⸗ chen Vereine die Frage untersuchen über die Kultivirung öder Plätze, da sich herausstellt, daß von dem Flächengehalt des Landes mehr als 400,000 Morgen, also ungefähr 7 pCt. des Ganzen, noch ungebaut liegen und nur als Weide benutzt werden, obgleich ein großer Theil doch zur Benutzung als Ackerland geeignet wäre. Dies ist namentlich der Fall auf der schwäbischen Alp, auf dem Heuberg, auf dem Albuch und Herdtfelde.
Aus allen Theilen des Landes laufen die erfreulichsten Nachrich ten über den herrlichen Stand der Früchte ein, und Überall gehen die Brohpreise merklich zurück. An vielen Orten hat die Aerndte bereits
begonnen und würde mit einem Kirchfeste begangen; die ersten Wagen h. man mit Musik und Gesang hest gangen; s ge
Herzogthum Sachsen⸗Gotha. Der Gewerbe⸗-Verein in Gotha hat in diesem Jahre zwei Dil hene hervorgerufen, welche für den ärmeren Theil der dortigen Benölkerung segensreich zu wer= ben versprechen. Das eine ist eine Arbeits Nachweife-Anstalt, das andere eine Vorschuß⸗-Kasse für ärmere Handwerker, welche der Mit⸗ tel zur Fortsetzung oder zweckmäßigen Betreibung ihres Gewerbes entbehren. Beide Institute werden von besonderen, aus Mitgliedern
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des Gewerbe- Vereins gebildeten Ausschüssen Lerwaltet. Die Kosten ee Arbeits Nachweise⸗Anstalt bestreitet der Stadtrath. Die Vor⸗ schuß Kasse besitzt einen Fonds von 2000 Rthlrn., von welchem die eine Hälfte von Sr. Hoheit dem Herzog, die andere von dem Spar⸗ kassen Verein aus den Ueberschüssen der Sparkasse dem Gewerbe⸗ Verein zinsfrei und ohne Garantie auf eine Reihe von Jahren be— willigt ist. Oesterreichische Monarchie.
Wien, 23. Juli. Gestern Mittag fand man den erst zum Domherrn des griechlschen Dom-Kapitels in Lemberg ernannten bis— herigen Pfarrer in der griechischen ehemaligen St. Barbara Kirche, Peter Pazlafsky, einen geborenen Galizier, auf eine entsetzliche Weise in seiner Pfarrkirche an den Stufen des Altars mittelst einer Hacke erschlagen.
K
Paris, 23. Juli. Heute Mittag kamen der König und die Königin von Neuill9 nach den Tuilerieen. Der König führte den Vorsitz in einem Ministerrath. Daß die Marschälle Soult und Bu— geaud hier erwartet würden, bestätigt sich nicht.
Es wird heute für sicher angesehen, daß Marschall Soult aus dem Kabinet treten, Guizot zum Conseils-Präsidenten ernannt, der Kriegs-Minister Trezel durch Marschall Bugeaud und der Handels⸗ Minister Cunin-Gridaine durch Muret de Bort ersetzt werden wird. Diese Modificationen des Kabinets sollen angeblich schon nächsten Montag oder Dienstag kund werden. Marschall Soult werde, wie man sagt, den Titel Connetable erhalten, damit diese hohe Würde nach seinem Tode ohne Schwierigkeit auf einen Königlichen Prinzen übertragen werden könne.
Nach der Sentinelle de Bavonne hätte sich der Infant Don Enrique in Bagneres de Luchon der spanischen Regierung als Vermittler zwischen der Königin Isabella und ihrem Gemahl angebo— ten. Zu gleicher Zeit habe er brieflich seinen Bruder aufgefordert, sich mit der Königin wieder zu versöhnen. Eine Antwort habe der Infant von der spanischen Regierung noch nicht erhalten. Auch habe Don Enrique an seinen Vater, den Infanten Francisco de Paula, geschrieben und entschieden gegen eine Heirath zwischen dessen Tochter Josefa und dem General Portillo protestirt. .
Man glaubt, die Veputirten-Kammer, die gestern den Gesetz. Entwurf über die Eisenbahn von Loon nach Avignon mit 193 gegen Ih Stimmen und den über die Bahn von Versailles nach Chartres einstimmig, so wie dann noch die einzelnen Artikel des Entwurfs über die Bahn von Troyes nach Monteregu, angenommen hat, werde, mor— gen mit dem Einnahme⸗Budget zu Ende lommen und am Montag nur noch eine kurze Sitzung zur Verhandlung einiger Petitionen halten. ö
Der Censeur de Lyon sagt in Bezug auf die Beschlagnahme geheimer Pressen in verschiedenen Ordenshäusern der Stadt Lyon, namentlich bei den Fräres Ignorantins und den Jesuiten: „Viele werden sich wundern, uns von den Jesuiten sprechen zu hören, da sie in der Ueberzeugung waren, man habe deren Ordenshaus geschlossen und sie hierdurch genöthigt, Loon zu verlassen. Dem ist aber nicht also. Das Gesetz wurde zum Schein allerdings vollzogen; die Jesui⸗ ten gaben einen Augenblick dem Sturme nach und zogen bis auf ganz Wenlge aus ihrem Lokal in der Rue Sala aus, dafür aber in ein anderes auf dem Hügel von Fourvinres ein, wo sie bis auf den heutigen Tag unangefochten geblieben sind. Die fragliche Presse, deren Dasein durch einige frisch abgezogene Bogen verrathen wurde, war bei einer ersten Durchsuchung den Augen der Behörde entgangen; bei einer zweiten genaueren fand man sie durch Seitenwände so geschickt mas⸗ kirt, daß sie einem der gewöhnlichen, zum täglichen Gebrauch dienen den Möbel ähnlich sah. So wie wir erfahren, bestanden die bei den Jesuiten entdeckten frisch abgezogenen Bogen in Musterblättern, die zum Wiederabdruck in anderen Häusern desselben Lrdens oder solcher, die unter anderen Namen Filiale desselben bilden, bestimmt waren.“
Briefe aus Oran vom 19. Juli bestätigen, daß die Soldaten des marokkanischen Lagers, welches der Kaid Hamar befehligt hatte, nach ihrer Niederlage durch Abd el Kader von den Kabylenstämmen, durch deren Gebiet sie auf ihrer eiligen Flucht kamen, ausgeplündert oder niedergemetzelt wurden. Jener Erfolg Abd el Kader's hatte zwar unter den Stämmen an der Gränze großen Eindruck gemacht; doch hatte bis zum Abgange der neuesten Berichte nicht die geringste seindselige Bewegung stattgehabt. Die Truppen der Subdivision von Tlemsen waren indeß bereit, auf das erste Zeichen vorzugehen. Die Mittheilungen von den Gränzen stimmen übrigens sämmtlich darin überein, daß Abd el Kader bei der Vernichtung des von dem Kaid Hamar befehligten Corps nur beabsichtigte, sich eines unbequemen Nachbarn zu entledigen und seine Stellung und seinen Einfluß im Riff zu sichern. Was Abd er Rhaman anbelangt, so versichern jene Briefe, er habe nicht geringe Scheu davor, sich in einen offenen Kampf mit Abd er Kader einzulassen; es werde zwar zu Tazza ein marokkanisches Heer zusammengezogen, angeblich um die Niederlage und die Ermordung Hamar's zu rächen; es scheine jedoch durchaus nicht in der Absicht Abd el Rhaman's zu liegen, daß wirklich eine ernstliche Unternehmung gegen den Emir ausgeführt werde.
Die Polizei hat von neuem aufrührerische Anschläge, in mehre— ren Stadtdierteln abgerissen. Man scheint eine Emeute für die Juli⸗ feier zu beabsichtigen. ö.
Der Oberst eines Dragoner-Regiments ist nebst mehreren seiner Offiziere in Folge der Angaben eines Wachtmeisters verhaftet wor— den. Es soll sich auch hier um Unterschlagungen handeln.
In Renten war heute kein Geschäft, und die Course sind etwas gewichen; belebter waren die Umsätze in Eisenbahn-Actien, die alle niedriger gingen. Das gestrige Votum der Kammer über die Linie Lyon-Avignon läßt an deinnächstige Auflösung der Gesellschaft glau⸗ ben, deren Actien gesucht, während Lyon und Marseille angeboten waren.
x Paris, 23. Juli. Heute begann die Verhandlung des nun wieder aufgenommenen Prozesses vor denn Pairshofe auch gegen den vierten Angeklagten, Pellapra, der sich bekanntlich am vo—
rigen Montage freiwillig im Gefängnisse des Luremburg-Palastes ge⸗ stellt hat. Obgleich der Gegenstand im Grunde durch die bisherige Verhandlung in Betreff der drei bereits abgeurtheilten Angeklagten Teste, Cubleres und Parmentier so ziemlich als erschöpft zu betrach= ten ist, war nichtsdestoweniger die öffentliche Neugierde doch wieder in hohem Grade rege, wenn auch nicht mehr so wie bei der ersten Verhandlung. Um 12 Uhr Mittags trat der Pairshof zur Sitzung ein, der Angeklagte Louis Pellapra wird durch die Huissiers einge⸗ führt und nimmt zwischen seinen beiden Vertheidigern Platz. Er trägt einen schwarzen Frack, eine schwarze Perrücke, und, aus der Ferne betrachtet, würde man ihn kaum für 75 Jahre alt ansehen, was er indessen ist. Er sitzt da mit geneigtem Haupte, überhaupt gebückter Haltung, und trägt deutlich die Spuren tiefer Betrübniß auf dem Gesicht? Man bemerkt, daß die Pairs nicht so zahlreich auf 7d Bänken sind, wie das erste Mal bei der Verhandlung über Teste un Fubicres. Das Verhör beginnt.
Der Kanzler fragt den Angeklagten nach Vor; und Zungmen, Alter, Bonne t tan Stand. Der m ng? aniwortet, er heiße Aime
Heinrich Pellapra, sei geboren zu Lyon, 75 Jahre alt, ehemaliger General⸗ Cinnehmer und wohnhaft zu Paris. Hierauf fordert der Kanzler die Vertheidiger auf, den vorgeschriebenen Eid zu leisten. Nach Erfüllung die ser Förmlichkeit verliest der Obergreffier des Pairshoses das Dekret, durch welches auch Pellapra in Anklagestand versetzt wird. Nachdem diese Vor— lesung beendigt ist, richtet der Kanzler an den Angeklagten das Wort in folgender Weise: „Sie haben die Thatsachen vernommen, die ihnen zur Last gelegt werden. Weder durch Sie, noch durch das öffentliche Ministe— rium ist ein Zenge vorgeladen worden. Ich werde also zu Ihrem Verhör schreiten. Es geht aus der Instruction des Prozesses, so wie aus den Ak- tenstücken desselben, hervor, daß Sie der Vermittler gewesen sind zwischen Herrn von Cubieres und dem Minister der öffentlichen Arbeiten, um die Bestechung dieses Letzteren zu bewerkstelligen. Wie haben Sie es angefan gen, um diese Bahn zu betreten? Wie haben Sie sich mit einer solchen Rolle befassen mögen?“ Der Angeklagte glaubt, indem er auf die an ihn gesteilten Fragen antwortet, mit der Erklärung begin— nen zu müssen, daß er sich der Justiz des Pairshofes keinesweges habe entzichen wollen. Niemals sei dies seine, Absicht gewesen, allein er habe nicht den Muth gehabt, durch sein Bleiben die Vertheidigung zweier Unglücklichen unmöglich zu machen. Er bedaure, daß er durch seine Ent fernung den Hof in die Nothwendigkeit versetzt habe, sich zweimal in dieser beklagenswerthen Angelegenheit zu versammeln. Die moralische Züchtigung, die ei seit Eröffnung der feierlichen Debatten erduldet habe, werde ohne Zweifel die Nachsicht des Pairshofes für ihn gewinnen. Der Angeklagte hatte hier= mit keine direkte Antwort gegeben auf die Fragen des Kanzlers. Der Kanzler erneuert daher die nämlichen Fragen an denselben. Der An⸗ gekläagte erklärt zuerst, er habe Parmentier durchaus nicht gekannt. Tie Wichtigkeit, welche diefer und Herr von Cubieres auf die Sache gelegt, sei der Hauptbeweggrund gewesen, der sie veranlaßt, ihn um seine Vermittelung zu ersuchen. Trotz ihrer sortgesetzten thätigen Schritte sei das Unternehmen nicht vorwärts gegangen, sie hätten sich daher an ihn gewendet, auf daß er sich mit Herrn Teste, dem damaligen Minister der öffentlichen Arbeiten, in Beziehung setzen möge. Er habe sich endlich dazu bewegen lassen. Damals habe er aber nicht voraus gesehen, daß es sich um eine Bestechung handeln werde. Er habe von der Sache mit Herrn Teste gesprochen, der ihm geantwortet, er habe sich mit vielen anderen Angelegenheiten zu befassen, und jede müsse warten, bis die Reihe an sie komme. Im Uebrigen, habe der Minister dann beigefügt, stehe diese Sache vortrefflich. Der Angellagte erkennt offen an, daß er das Un⸗ recht begangen habe, Herrn Teste zu sagen: „Aber wenn Sie die Sache für so vortrefflich halten, warum betheiligen Sie sich denn nicht daran, in- dem Sie Actien nehmen?“ Der Minister antwortete: „Ich bin nicht in der Lage, daß ich meinen Namen in der Liste der Actionaire figuriren sehen kann. Ich habe auch kein Geld.“ „Man wird Ihnen keines abverlan— gen“, versetzte darauf der Angeklagte dem Minister. „Das ist etwas An— deres“, rief dann Herr Teste aus. Der Minister fragte Lerrn Pellapra nach dem Werthe der 25 Actien, die derselbe ihm aubot. Der Angeklagte er wiederte demselben, sie seien 100,900 Fr. werth. Der Minister versetzte, er würde es noch vorziehen, den Werth der Actien in Geld zu erhalten. Der Kanzler, unterbrechend, macht dem Angeklagten bemerklich, daß er mit Herrn von Cubieres gehandelt und Actien im Velaufe von 100,900 Fr. von demselben verlangt habe. Das gebe ganz bestimmt den Charakter der Bestechung. Der Angeklagtze antwortet, sich durchaus nicht erinnern zu lönnen an das, was in diesem Betreff von Herrn von Eubieres geschrieben worden sei. Er will sich nur einer That= fache erinnern, nämlich, daß auf sein Verlangen Herr von Cubieres ihm seine persönliche Bürgschast gegeben. Niemals habe er eine Remuneration erhalten. Herr von Cubieres habe ihn dringend zu bewegen gesucht, er solle sich in der Sache betheiligen. Er habe demselben aber erwiedert, er wolle nichts damit zu thun haben. Der General habe ihn jedoch immer mehr gedrängt, und endlich habe er sich bewegen lassen, acht Actien anzu nehmen, die 18,000 Fr. repräsentirten, statt zwölf, die man ihm vorgeschla gen; aber er habe sie nur unter der Bedingung des Wiederverkaufs ange— nommen. Der Kanzler macht dem Angeklagten bemerklich, daß diese Actien, indem sie unter ihrem wirklichen Werthe waren, sehr einer Remuneration ähnlich sahen. Es handle sich darum, ne Stellung genan zu ermitteln. Diese Operationen trügen den Charakter von Schein - Operationen, und unter solchen Umständen sel es unmöglich, nicht an eine gegebene Nemuneration zu glauben. Der Angeklagte betheuert, daß er diese acht Actien genommen habe, so wie er eine gute Handlung vollbracht hätte. Es sei einzig geschehen, um den Verlangenden ein Vergnügen zu machen. Niemals habe man die Actien von Gouhenans verkaufen können, sie seien ohne Kredit gewesen, Herr von Cubieres habe ihnen einen übertriebenen Werth beigelegt, derselte habe sich nun einmal dies in den Kopf gesetzt. Niemals habe er 1000 Fr. für eine dieser Actien bekommen können? Er sei weit entfernt gewesen, zu glauben, daß dieselben 100,000 Fr. werth wären, und er habe diesen Werth dem Minister nur angegeben, weil er beauftragt gewesen, es zu thun. Und der Bewels der Wahrheit seiner Erklärung liege darin, daß er von Herrn von Cubieres dessen persönliche Burgschaft verlangte. Es werden nun dem Angeklagten die Attenstücke vorgelegt, die durch Madame Pellapra dem Pairshofe während der vorigen Verhandlung waren übersendet worden. Der Ä'ngeklagte erlennt die Echtheit derselben an. Es werden ihm dann die Bordereaur des Schatzes vorgelesen und Aufklärung darüber von ihm verlangt. Ter Angeklagte erklärt, Herr Teste habe ihm gesagt, er be— dürfe ? — 8000 Fr., um eine fällige Zahlung zu leisten, und er würde, wenn Herr Pellapra ihm diese Summe geben wolle, sich mit 3,900 Fr. begnü— gen. Herr Pellaprg habe ihm diese Summe in Bankbillets gegeben. Es werden nun dem Angeklagten die Aktenstücke vorgelegt, welchs Madame Pellapra's Brief an den Kanzler beigefügt waren. Der Angeklagte bricht in Thränen aus. Auf die vom Kanzler an ihn gerichtete Frage er— klärt er, er habe nur eine Operation in Schatzbons für Herm Teste ge— macht. Der Kanzler: Mit einem Worte, sie erkennen diese Operation, wodurch die Bestechung vollbracht wurde, gemacht zu haben, an? Der Angeklagte schweigt. Der General- Prokurator nimmt das Wort: „Ich bedaure, die Erinnerung an, Thatsachen auffrischen zu müssen, in Folge welcher die Gerechtigkeit des Pairshofes bereits zwei Verurtheilte getroffen hat. Es handelt sich, das Urtheil zu fällen über das Loos des Mannes, durch welchen das Werk der Bestechung vollbracht worden ist. Erschreckt über das Aufsehen und, die Gefahren die— ses traurigen Prozesses, hat der Angellagte anfangs die Flucht ergriffen. Aber daniedergedrückt durch den moralischen Schmerz, sehend, wie seine Gü— fer in die Hände des Staates fielen, begreifend, daß seine Abwesenheit seine Stellung nur noch schlimmer machen würde, hat er sich freiwillig vor dem Pairshofe gestellt. Es kann gar nicht die Rede davon sein, die Schuld des Angeklagten erst beweisen zu wollen. Er erkennt sie an. Ohne Zweifel ist es schmerzlich und peinlich, einen Greis verurtheilen zu müssen; denn sein Greisenalter, selbst dann, wenn es sich entehrt, verdient noch Rücksichtnahme. Gleichwohl ist eine Würdigung der Thatsachen nöthig. Der Angeklagte hat zuerst die Schwierigkeiten der Sache angedeutet und die Nothwendigkeit, ein Opfer zu bringen. Er wirst auf Herrn von Cubieres die Idee der Beste⸗ chung zurück, und gleichwohl geht aus allen Aktenstücken hervor, daß er der Agent der Bestechung, der, GeniLus des Uebels war, und daß seine Dazwi⸗ schenkunft nicht unentgeltlich war.“ Der General-Prokurator geht nun in eine um fassende Auseinandersetzung aller Einzelnheiten der ganzen Sache ein, deren Wiederholung hier nicht mehr nöthig ist, und nachdem er damit geendet, trägt er auf Anwendung der Artikel za. 35 und 36 des Straf— Gesetzbuches an. Der Vertheidiger des Angeklagten, Herr Chaix d' Est⸗ Ange, hat das Wort für sein Plaidover. Nach einem sehr pathetischen Eingange schildert er den Angeklagten als von schmerzlichei Reue erfüllt sber' den Fehler, den er begangen, und die strafbare Gefälligkeit bitter be— flagend, die er in dieser trqurigen Geschichte bewiesen. Herr Pellapra habe nicht nur keinen Vortheil aus seiner Dazwischenkunft gezogen, sondern im Gegen⸗ theil selbst Verluste erlitten, nämlich ß, 000 Fr. Er sei nicht betheiligt gewesen, er habe sich sogar geweigert, ir end einen Antheil an dem Geschäft zu nehmen, und erst auf vieles Zureden habe er sich bewegen lassen, acht Aetien zu nehmen. Dabei habe man ihm gewissermaßen Gewalt anthun müssen. Der Verthei⸗ diger sucht besonders zu zeigen, welch , Unterschied sei zwischen der Siellung Pellaprg's, der nicht bei der Sache direkt betheiligt gewesen, nur als Freund, als Banquier gehandelt habe, wenn er auch die Gränzen dieser letzteren Qualität überschritten, und der Stellung der zwei Minister, von de⸗ nen der eine einen glänzenden Ruf in den Reihen der Armee habe. Herr von Cubieres und Herr Teste hätten sich durch weit stärkere Bande zurückhalten lassen sollen, durch Motive und Gefühle, die weit mäch⸗ liger seien. Herr Pellapra, ein einfacher Privatmann, habe sich
nur aus Schwäche verleiten lassen. Diese Schwäche sei strafbar allerdings, obgleich man aber von entehrtem Greisenalter gesprochen habe, werde man auch den Muth haben, die Hand dieses Greises am Nande des Grabes mit Schmach zu bedecken, zu brandmarken? Der Hof sei gerecht, aber auch menschlich, und seine Menschlichkeit werde ihm nicht erlauben, die Enkel des Greises und eine ehrenwerthe Familie in Verzweiflung zu stürzen. Der General-Prokurator giebt dem Vertheidiger ein Zeichen des Beifalls. Die Debatten werden Som Kanzler für geschlossen erklärt., Der of tritt nun als Raths Kammer in geheime Berathung, und die Tribünen mussen geräumt werden.
Die Deputirten-Kam mer hat heute den Gesetz Entwurf in Betreff der Ermächtigung des Finanz-⸗Ministers zur Aufnahme eines Anlehens von 356 Mill. Fr. mit 205 gegen 29 Stimmen ange
nommen.
Köln, 26. Juli. (Auf telegr. Wege.) Pellapra ist zu ei ner Geldstrafe von 10,000 Franken und zum Verlust des Bürger⸗ rechts verurtheilt.
Sroßbritanien und Irland.
London, 22. Juli. Se. Königl. Hoheit Prinz Waldemar von Preußen verabschiẽdete sich gestern Morgen bei der Königin in Osbornehouse und setzte auf der Königlichen Jacht „Fairy“ nach Portsmouth über. Spithead passirend, ließ der Prinz bei dem ihm von Indien her bekannten Tampfboot „Spitefull“ anlegen, besuchte dessen Führer, Commander Sir W. Hoste, und sah den Schießübun gen der großen Linienschiffe des „St. Vincent“ und der „Vengeance“ zu. Unter den Salutschüssen der Garnison und des „Victory“ lief der Prinz in den Hafen ein, wo ihn der Oberbefehlshaber, Admiral Sir Charles Ogle, empfing und ihm zu Ehren auf dem dazu be stimmten Schiff, dem „Excellent“, wohin sich der Prinz begab, unter preußischer Flagge ein Schießmanöver ausführen ließ. Nach Besich— tigung der Docks, wobei der Admiral Hyde Parker der Führer des Prinzen war, begab sich Se. Königl. Hoheit mit dem ersten Nach mittagszuge auf der Eisenbahn nach London.
Ihre Majestät die Königin wird heute im Buckingham - Palast eintreffen, um morgen das Parlament zu prorogiren.
Von den heutigen Parlaments-Verhandlungen bringen die Abend blätter die Morgen-Sitzung des Unterhauses und einen Theil der Sitzung des Oberhauses. Die letztere bietet nichts von Interesse, da man sich nur damit beschäftigte, eine Menge kleiner Bills mit der Königlichen Bestätigung zu empfangen. Im Unterhause waren die Arbeiten auch meist formeller Natur, und nur eine Antwort Lord Palmerston's auf eine Frage Sir B. Evans über die Zustände Portugals verdient hervorgehoben zu werden. Der Minister erklärte, daß die Königin von Portugal die Bestimmungen der Uebereinkunft mit England hinsichtlich der Pacisication des Landes vollständig aus führen werde, daß die Freilassung der politischen Gefangenen dort bereits erfolgt sei und die Freiheit der Presse bald nachfolgen werde. Die Bildung eines neuen Ministeriums sei auch bereits der Gegen stand der Unterhandlung, obgleich er allen Grund habe, zu glauben, daß die Königin von Portugal aus eigenem Antriebe die verschiede nen eingegangenen Verbindlichkeiten erfüllen werde, so werde die bri tische Regierung doch nicht unthätig sein, um auf dieses Ziel hin mitzuwirken.
Bei einer Wähler-Versammlung im Stadttheile Marylebone, wo Lord Dudley Stuart als Kandidat für die bevorstehende Parlaments- wahl sein Glaubensbekenntniß ablegte, ging es ziemlich lärmend zu, so daß der Lord sich bei dem lauten Geschrei der Anhänger seines Mitbewerbers Harley, welche riefen: „Wir wollen keine Lords im Unterhause!“ anfangs kaum vernehmbar machen konnte. Ein Char tist schlug vor, die Versammlung möge erklären, daß sie kein Ver trauen auf einen Mann setze, welcher für Beibehaltung der Kirchen— steuer und für eine Dotation des katholischen Klerus sei. Beides stellte der Lord aufs entschiedenste in Abrede, und die Versammlung faßte einen seiner Wahl günstigen Beschuß, nachdem ein Wähler auf die vielfachen Aufopferungen hingewiesen hatte, welche Lord Dudley Stuart seither der polnischen Sache dargebracht habe.
Aus den jetzt eingetroff nen ausführlichen Berichten der Ueber— landpost ist den bereits mitgetheilten telegraphischen Depeschen we nig hinzuzufügen. Nach dem Bengal Hurkarp soll in Lahore ein Komplott entdeckt worden sein, dessen erster Zweck die Ermor dung des britischen Residenten, Oberst Lawrence, gewesen wäre, und an dem die Ranih und mehrere unzufriedene Große Theil genommen hätten; die Nachricht scheint indeß eine ziemlich zweifelhafte. Nicht weniger unzuverlässg scheint die Nachricht von einem neuen Aufstande in Gum suhr. Auch aus China ist ein Gerücht eingelaufen, welches einiges Aufsehen gemacht zu haben scheint. Die China Mail vom 20. Mai erwähnt einer in Umlauf gesetzten Sage, als habe man gefürchtet, die Chinesen werden Hongkong überfallen, wes— halb denn dort die Truppen und die Polizei mehrere Tage auf den Beinen gewesen seien. In Canton soll der Präfekt des Bezirks Sin-Hingfe, Namens Yeung, mit 2000 Mann angekommen sein, um die Engländer zu vernichten, Kijing aber sein Anerbieten zurückge wiesen haben. Ein Kaiserliches Edikt hat Kijings Verhalten wäh rend der Invasion der Engländer gebilligt und ihm aufgetragen, für Aufrechthaltung der Ordnung unter dem Pöbel in Canton zu sorgen.
Das Parla ie Throncede ie Auflösung
London, 23. Juli. (Telegraphische Vepesche.) ment ist heute von der Königin prorogirt worben. spricht sich für Handelsfreiheit aus und erklärt, daß des Parlaments beschlossen sei.
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Aus dem Haag, 21. Juli. Die zweite Kammer verwarf in ihrer heutigen Sitzung nach mehrtägiger Berathung mit 48 gegen 15 Stimmen den Titel J. des Buches 3 des neuen Strafgesetzbüches, hauptsächlich deshalb, weil derselbe keine Strafbestimmungen in Be— teeff des von der Regierung den päpstlichen Bullen zu ertheilenden Placet und überhaupt nichts in Bezug auf die Ueberwachung des katholischen Klerus enthielt. Auf den Antrag des Justiz-Ministers, der die Verwerfung der folgenden Titel voraussah, wird deren Dis— kussion auf unbestimmte Zeit vertagt.
Das baldige Eintreffen des Prinzen Friedrich aus St. Peters⸗ burg ist heute amtlich gemeldet worden; dies scheint die Gerüchte einer Regentschaft während der Reise des Königs zu bestätigen.
, ö Kanton Bern. In der Sitzung der Tagsatzung am 22. Juli gaben die Sonderbunds-Kantone eine motivirte Verwahrung . h ,,. ihres Bündnisses zu Protokoll, in welcher sie 5 , die Kompetenz der Tagfatzüng in dieser Angelegen— Hjeit und folglich auch die diesfälligen Beschlüsse derselben nicht aner—
kennen, sondern gegentheils ihre S inetã * . : 2 * Oouver ö 29 ' ier⸗ lichste verwahren nilisfen. h verainetäts-Rechte aufs feier
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Rom, 15. Juli. (A. 3.) Vorgestern i ,, sandro Torlonia von seiner Reise 23 n, inan allgemein hier mit einem neuen Eisenbahnprojekt' in Verbier. gebracht hatte, das man durch ihn verwirklicht zu sehen hofft. Das
Grundmoötiv dieser Geschäftsreise scheint sicherlich ein ganz anderes
1511 gewesen zu sein.
re Bis jetzt wird auch von Wohlunterrichteten jene Rebenabsicht entschieden in Abrede gestellt. Trotz allen Redens und Schreibens sieht es daher mit der Eisenbahnfrage windiger als je aus, und wenn nicht Pius 1X, selbst derselben eine geniale Wendung abgewonnen hat, so laßt sich für die nächste Zukunft wenigstens nichts positives von deren Lösung hoffen. Zu dem Fest, welches den 17ten d. M., am Jahrestag der Amnestie abgehalten werden soll, und auf welches viele mit Bangigkeit rüchsichtlich zu befürchtender Unordnun— gen hinblicken, hat der erwähnte Fürst 700 Skudi hergegeben, welche zur Abbrennung eines Feuerwerks auf Monte Pincio verwen det werden sollen. Fast sämmtliche römische Fürsten nehmen einen kaum erwarteten Antheil an der allgemeinen Aufregung im Sinne des Fortschritts.
Die Haltung von Bologna wird allgemein als musterhaft aner— fannt. Die Verordnungen Pius 1X. finden daher nirgends einen so gedeihlichen, so wohlvorbereiteten Boden als dort. Als die Nach— richt von der Errichtung der Bürger- Garde daselbst angelangt war, zogen die Bürger zu dem Kardinal Amat hinaus, welcher die heißen Monate auf einem Landsitz bei S. Michele in Bosco verbringt, und brachten ihm, als dem Vertreter Pius' IX., ihren Dank dar. Sie bildeten zugleich regelmäßige militairische Kolonnen, und um sie zu einer geordneten ili umzuschaffen, bedurfte es daher nur einer Sanction. Gut wäre es, wenn man in Rom auch schon soweit ge kommen wäre, indem die öffentliche Ruhe und Sicherheit von mehr als einer Seite bedroht erscheint. Selbst gegen die Spitzbuben schreiten die sonst so gewandten Polizei⸗Soldaten nur mit der äußer sten Langsamkeit ein. Als sie neulich herbeigerufen wurden, um Diebe, die man in einem Hause eingestellt, festzunehmen, erschienen sie erst, nachdem einige Bürger Selbsthülfe hatten in Anwendung bringen müssen. , Vie jetzt erscheinenden, mit Amica Veritas bezeichneten Flug— blätter enthalten zwar manche treffende Bemerkung, und bringen man— ches wichtige Faktum zur öffentlichen Kenntniß, aber die Illegalität, welche das Erscheinen solcher anonymen Mittheilungen bedisigt, wird doch von allen Rechtlichgesinnten lebhaft beklagt. Eines dieser Pam phlete, welches die Reihe von Kardinälen durchgeht, die bei der Wahl eines neuen Staats-Secretairs in Frage kommen könnten, be schäftigt sich ganz besonders mit dem Kardinal Ferretti, bei welchem man an sein gewaltsam energisches Verfahren in Rieti, sein scharfes Regiment in Fermo, die Einführung der Jesuiten an letzterem Ort, seine Freundschaft zu B. . . ., dann an die liberalen Gesinnungen und sein treffliches Benehmen als Legat von Urbino und Pesaro, endlich an seinen äußerst achtungswerthen Bruder (einen der Amnestirten) erinnert. Man rühnt seine Sinnes -Aen⸗— derung, von der er selbst bekannt habe, daß er zu der selben durch zehnjährige Erfahrungen und durch jesuitischen Un— dank gelangt sei. Dabei wird erwähnt, daß Viele es für ein Glück erachteten, wenn bei jetzigen Zeitläuften ein Mann auftrete, der jede Ungewißheit durch seinen ausgesprochenen Charakter hinwegnehme, während Andere auf die Gefahr hindeuten, die mit der Erhebung eines solchen entschlossenen Mannes zu einem so hohen Posten noth— wendig verbunden sein müsse. An gutem Rath, wie er sich zu be⸗ nehmen habe, läßt es das erwähnte Blatt natürlich auch nicht fehlen, und es beschließt denselben mit dem Wink, daß in dem gegenwärti⸗ gen Augenblick Männer noch wichtiger seien, als gute Anordnungen. Mons. Grasselini bleibt fortwährend das Stichblatt der bittersten Aeußerungen. Das Pamphlet will wissen, er sei zum Nachfolger von Monf. Caterini, also zum Secretair der Inquisition, designirt, wezu er sich vortrefflich eigne, wozu er, so zu sagen, geboren sei. Eines der wichtigsten Fakta, die man diesem Blatte entnimmt, ist die als verbürgt angegebene Nachricht, daß die Gründung der Bürger— Garde eben so wie früher die Amnestie direkt und ausschließlich von Sr. Heiligkeit ansgegangen sei. Gestern Abend verbreitete sich plötzlich das Gerücht, man habe eine Verschwörung entdeckt, an der namhafte Beamte Theil haben sollten. Gleichzeitig wollte man wissen, es sei auf eine Störung der öffentlichen Ruhe bei der Fest lichkeit, die am 17ten statthaben soll, abgesehen gewesen. Diese selbst sollte von Seiten derer, die sie vorbereitet hätten, eingestellt, wenig stens vertagt werden. Die Arbeiten an dem Aufbau des Monuments dauern indessen fort, und die Leute von Kopf und Erfahrung geben den vielfach angeregten Besorgnissen, daß etwas Ernsthaftes vorfallen könne, keinen Raum. Ein drittes Pamphlet, welches in aufreizendem Ton abgefaßt sein soll, findet weniger Beifall als das von welchem ich Ihnen berichtet, und man weist es einer anderen Hand zu, als das frühere, in welchem man die Feder des zuhmwvoll gegen Azeglio aufgetretenen Schriftstellers wiedererkennen will.
Rom, 16. Juli. (N. K.) Gestern Abend ist die National⸗ Garde praktisch ins Leben getreten; in jedem Rione ist eine perma⸗ nente Hauptwache, vorläufig von mindestens 100 mit Flinten bewaff- ten Bürgern, organisirt. Vierzehn Patrouillen zu 20 Mann durch ziehen während der Nacht fortwährend die ganze Stadt. Auf aus drücklichen höchsten Befehl muß das gesammte hiesige Militair vom Ave Maria an die Nacht hindurch in seinen Kasernen verweilen.
Heute früh wurde eine noch vom Kardinal Gizzi als Staats— Secretair unterzeichnete Notification öffentlich an den Straßenecken angeschlagen, der zufolge Se. Heiligkeit die Feier der Amnestiefeste und die für nächsten Sonntag angekündigte Tombola auf eingegan— gene Bitten bis nach der vollständigen Organisirung der National Garde, welche daran Theil nehmen soll, aufgeschoben hat.
Kardinal Ferretti, der neue Staats-Secretair, ist gestern Abend gegen 10 Uhr in Rom eingetroffen und mit allgemeinem Applaus empfangen und begleitet worden. Sein Bruder, ein höchst geachteter Liberaler weltlichen Standes, und die Brüder St. Heiligkeit sollen ihn begleitet haben.
Gestern Nachmittag gegen 3 Uhr wurde an vielen Punkten der Stadt ein geschriebenes Plakat angeschlagen, welches bald eine Menge Menschen anzog, die es lasen und abschrieben; noch Abends las man es bei Fackelschein. Das Plakat ist betitelt: „Auftrag Sr. Emi nenz L. . . und des Obersten Nardoni, anvertraut den Unten⸗ bezeichneten, zur Aufführung eines Volks Trauerspiels.“ Als inkami eseculori werden hierauf zwölf Personen genannt, worunter ein Oberst der Carabiniere, mehrere andere Offiziere, ein Bru— der des ehemaligen Barbiers und Kammerdieners Gregor's XVI., des bekannten Gaetanino ꝛc. Am Schlusse heißt es: „Wehe dem, der dies abreißt! Zur öffentlichen und ewigen Schmach der Ver⸗ richten und zur allgemeinen Entrüstung!“ Zur Erläuterung dieses räthselhaften Anschlages diene Folgendes: Es soll ein Plan entdeckt worden sein (und damit hängt auch die Aufschiebung der Festlichkeiten zusammen), am Abend des 16. ober 17. Juli während des Feuer werks durch gedungene Meuterer ein Blutbad unter dem Volke zu beginnen, bei der notorischen Unthätigkeit der Polizei auf diese Weise zerwirrung und Unordnung zu verbreiten und so das Einrücken frem⸗ der Truppen herbeizuführen. Die Art, wie die Verschwörung entdeckt worden fei, wird verschiedentlich angegeben, doch weisen alle Gerüchte auf Ciceroachio als Entdecker hin. So viel scheint sicher, daß der Ort der geheimen Zusammenkünfte der Verschworenen verrathen ward, und daß man die sämmtlichen Papiere diefer Gesellschaft gefunden und aufgehoben hat. Auch eine Waffenniederlage, namentlich von Stilets, soll man . den haben. Eine Menge Arrestationen mittelst der Bürgergarde (denn
die Polizei ist jetzt gleich Null haben diese Nacht stattgefunden. Daß man den Namen des Kardinals L. mit einem so unsinnigen Plane in Verbindung brachte, ist sicherlich nur dem Mißtrauen, welches man gegen den genannten Prälaten hegt, zuzuschreiben. Bei aller Auf⸗ regung, die durch diese Folge von Ereignissen nothwendig hervorge⸗ bracht wurde, hat sich das Volk höchst musterhaft benommen, und da die National- Garde, an der Alles mit wahrer Begeisterung Theil nimmt, täglich an Ausdehnung gewinnt, so kann man sich voller Zu⸗ versicht der festen Hoffnung auf eine friedliche und glückliche Lösung dieser Verhältnisse überlassen. .
Madrid, 18. Juli. Die Königin Isabella, welche gestern Abend die Hauptstadt verlassen hat, traf diesen Morgen um 2 Uhr im Palaste San Ildefonso ein. Man spricht wieder von der Wahr- scheinlichkeit einer Minister-Krisis.
Die Bank de l'Union soll die Uebernahme des Anlehens von 100 Millionen Realen wieder rückgängig machen wollen. Die Actien dieser Bank sind gestern bedeutend gefallen.
Der General Concha sollte am 12ten d. Porto verlassen, um sich nach Lissabon zu begeben. Man glaubt, daß die Mißhelligkeiten, die zwischen ihm und dem spanischen Botschafter in Lissabon entstan⸗ den sind, sich leicht werden beilegen lassen.
Eisenbahnen und Dampfschifffahrt.
Weimar. Auf der Thüringischen Eisenbahn wurden in die⸗ sem Jahre bereits 268,888 Personen und 307,959 Centner Güter befördert. Im Monat Juni betrug die ersonen⸗ Frequenz 75,B 48 Personen, der Güter-Transport 96,811 Centner, die Geld⸗Einnahme 50,430 Rthlr.
Paris, 22. Juli. Die französische Central-Eisenbahn, von Paris über Orleans nach Vierzon und Bourges, im Mittelpunkte Frankreichs, ist am gestrigen Tage, jedoch ohne geräuschvolle Festlich⸗ keiten, bis Bourges eröffnet worden. Der Zug verließ Paris um 7 Uhr, traf um 12 Uhr in Vierzon und gegen 2 Uhr in Bourges ein.
gandels- und Börsen Nachrichten.
kerlin, den 27. Juli 1847. 1H ecChsSel - Course.
Brief.
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da. L.. n. 4 1601 B. Nordb. F. Ww. 65 74 a 73 * br. u. G. nis. Md. 4 102 6. Rb. St. Pr. 70 93 6. do. Pr. . B. 4 93. 6. Starg. Pas. 50] S5 KH.
(Schluss der Börse 3 Uhr.) Die sich gestern kundgegebene HFlauheit hat an heutiger Börse
weitere Fortschritte gemacht, und sämmiliche Eisenbahn Aetien sind, zum Theil bedeutend, im Preise gewichen.
1II B.
do. Prior.
987 . 98 ha.
Getraide- Bericht. Am heutigen Markt waren die Preise wie folgt: Rügen loco 50 — 58 Rihlr. bea.
. Lieferung pr. Juli nach Einigung von pr. August 53 - 54 Rthilr. be. Gerste loco 50 Rthlr.
Hafer loco nach Qualität 36 — 40 Rthlr. Rühbäl loco 117 Rihlr. Herbst 115 Rthlr. zu machen.
58— 62 Rihlr. regulirt.