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8 . S Herrn Boursy, den solle. Herr Jayr würde dagegen an Stelle 2 ö r j;
der eints hohen Alters wegen zurüciehen wol ö 2837 der . Steuern, und Graf Salvandy den Botschaf terposten in Neapel erhalten. ö .
2 if en ö. Deyutirten· Kammer a e. r. . die neue Anleihe von 350 Millionen 2 1 e. * ind pi srkach seh beer Deglongtais ent chien Ghee, err fen hel ligen Summe zu groß, als daß er sie mit gutem 2 3 6 könne. Der Jinanz Minister widerseßte sich den aufgeste ]
* ; ssen, woraus sich ergab, daß man des Anlehens,
peln mit Zahlen Beweisen, * en r, u das Gleich⸗ in der ganzen angegebenen Summe, bedürse, um g 6.
, me. Lab get wie zer herzustellen. Herr Garnier⸗Pagis beschuldigte n Mangels an Voraussicht, denn gie habe noch vor kurzem sich nicht darüber erklären können, ob Cine In eihe u,.
fein würde. Der Fehler sei, daß zu viel öffentliche Arbeiten 5 zeitig unternommen worden, daher das Land sich jetzt ohne ö quellen befinde. Der Gesetz- Entwurf wurde indeß nach diesen Be⸗ merkungen mit der gestern angegebenen bedeutenden Majorität von der Kammer bewilligt, und man schritt dann zur iskussion des Ein⸗ nahme⸗ Budgets. Aus einer Aeußerung des Finanz Ministers Dumon will man schließen, daß 100 Millionen der Anleihe vor dem nächsten Mätz effektuirt werden sollen, und da man vermuthet, daß das An⸗ lehen in monatlichen Raten von 20 Millionen, eingezahlt wer— den wird, so müßte mit der Effektuirung spätestens im näch⸗ sten Oktober oder November der Anfang gemacht werden. Der Constitutionnel bemerkt über die letzten Sitzungen der De⸗ putirten⸗ Kammer: „Nie hat man eine Regierung und eine Mehr⸗ heit mit ernsteren Interessen leichteres Spiel tre ben sehen. Man hatte keine dringendere Aufgabe, als die Gesetzgebungs⸗ Arbeiten in dieser Woche zu Ende zu bringen, um heute abreisen zu können. Zwar wagte man es nicht, die Gesetz⸗ Entwürfe über die Eisenbah⸗— nen zu vertagen, aber statt die möglichst beste Lösung zu erforschen, gab man der den Vorzug, welche am schnellsten zur Abstimmung füh— ren kann. Das Ministerium begünstigte dies beschleunigte Verfahren aus allen Kräften. Es ließ sowohl seine eigenen Entwürfe, als die Kommissions- Entwürfe, denen es sich beigesellt hatte, fallen und fügte sich in alle aus dem Stegreif aufgestellten Veränderungen, in⸗ sofern diese nur die Verhandlungen abkürzen und die Schwierigkeiten beseitigen.“
Der Moniteur bringt heute die Königliche Verordnung, mittelst welcher laut Beschluß der Kammern die Gesetze vom 28. Januar und 24. Jebruar d. J. in Bezug auf die Einfuhr und den Transport
von Getraide bis zum 31. Januar 1848 verlängert werden,.
Gestern um Mittag fand auf dem Platz vor dem Justiz⸗Palast eine Emeute statt. Mehrere Sträflinge wurden öffentlich ausgestellt, und der Haufe erwartete, Teste, Cubieres und Parmentier unter den⸗ selben zu sehen. Da er sich getäuscht sah, machte er seinem Unwillen in lautem Geschrei Luft; die Munizipal-Garde mußte in großer Zahl ausrücken, und erst nach einigen Verhaftungen war die Ruhe wieder hergestellt.
Das Zuchtpolizeigericht von Rouen hat über die Anklage gegen das Journal de Rouen wegen vorzeitiger Veröffentlichung des Pairshof⸗-Urtheils entschieden. Der Geschäftsführer des angeklagten Journals ist zu einer Gefängnißstrafe von einem Monat und zu einer Geldbuße von 500 Fr. verurtheilt worden. Auch gegen das ministe⸗ rielle Journal l' Etoile ist jetzt eine Anklage erhoben worden wegen Berichterstattung über geheime Berathungen des Pairshofes,
Das Urtheil des Pairshofes in dem Prozeß gegen Teste und Konsorten ist gestern öffentlich in Paris angeschlagen worden. Teste befindet sich in der Eonciergerie noch fortwährend in sehr bedenk⸗ lichem Zustande; er ist von einer Gehirn- Kongestion bedroht, gegen welche aufgelegtes Eis nicht den erwarteten Erfolg gehabt hat,
General Alzaa, dem eine bedeutende Rolle bei der beabsichtigten montemolinistischen Erhebung in Navarra zugeschrieben wurde und der nach seiner Verhaftung an der französischen Gränze zuerst Limo⸗ ges als Aufenthaltsort angewiesen erhielt, ist jetzt nach Nanch ge⸗ wiesen worden.
Vorgestern verbreitete sich das Gerücht, daß General Cubieres sich nach Aegypten begeben werde, wo ihm ein Kommando in der Armee Mehmed Ali's angeboten worden sei.
Mad. Viardot-Garcia erholt sich jetzt auf ihrer Villa bei Paris von den letzten Anstrengungen der Saison, die sie in Berlin mit ihrem Talent verschönte. Es ist noch unentschieden, ob sie sich für nächsten Winter in Paris oder London engagiren wird.
Der Verweser des französischen Konsulats zu Janina, Herr Sa— batier, ist von dem König von Griechenland zum Ritter des Erlöser— Ordens ernannt worden. Während der Abwesenheit des spanischen Konsuls von Porto hat der französische Konsul die Geschäftsführung desselben übernommen.
Es sind vor einigen Tagen mehrere vornehme Marokkaner durch Algier gekommen, welche sich auf der Wallfahrt nach Mekka befinden. Sie wurden mit Auszeichnung aufgenommen und schienen im Allge— meinen günstig für die Franzosen gestimmt.
Die sranzösischen Renten und Eisenbahn-Actien waren auch heute an der Börse matt und im Weichen. Die Spekulanten überließen
sich den mannigfachsten Muthmaßungen über den wahrscheinlichen Zeitpunkt der Negozliruug des neuen Anlehens.
X Paris, 21. Juli. Für die heutige Sitzung der Deputir— ten⸗ Kammer war Fortsetzung der Verhandlung des Budgets der Ein nahme für 1818 an der Tagesordnung.
Herr von Genoude verlangt aus Anlaß des Art. 6, betreffend die Deyar te mc hal He ne d e bh n gun? andere, n sorterhoben werden dür—= — . ö. zwar über den letzten Paragraphen dieses Artikels, 2 en ö. . Bezug hat. Es sei dringend nöthig, für wohlfeile Nahrungsmittel des Volles zu sorgen. Es sei das Recht und die Pflicht jedes Deputirten, so lange nicht die Zustimmung der ganzen Nation gege— ben worden sei, das Bib gel zu vermseigern desgleichen Recht und Pflicht eines jeden Bürgers, die Steuerzathl!n ;
rä s lden t? Dieses Wort ore . zu verweigern. (Murren.) Der jönne den Gesetzen den Gehotsam 6 . fen Kein Bürger Octrois betreffende Paragraph au genen ß 5. ö 9 . with der die Der Art.] betrifft die Auflage auf das Din 4 o er gh. Artifel 6. beantragt Weglassung dieses Artikels. Der Fin ** n n diesen Antrag. Nach einer Debatte, an wächer 9 ö ö. campst Benoist Theil nehmen, wird der Art. 7 angenommen eigen 6 ö vom J. Januar 1848 an zu erhebende Auflage von der Vier ssbrkln . J g die mission beantragt deren Unterdrückung, das Ministerium giebt n Die Kom⸗ und die Kammer votirt in diesem Sinne. Art. 9 wird nun e s nnn, trifft die Forterhebung der Auflagen in den überseeischen eln in 49 reichs, nämlich Martinigue, Guadeloupe, Französisch- Gupang und ren = während des Jahres 1818 nach den Gesetzen und Verordnungen, di . on in Kraft sind. Der Artikel wird ohne Diskussion angenommen. Die e r mer geht zu Titel II. über: Anschlag der Einnahmen des Jahres 1815. Die Etats C. und D., betreffend die Mittel und Wege, werden votitt nach
einigen Bemerkungen des Herrn Bl an qui über die Taxe der Erfindungs⸗Brevetg
emeinden u leistenden Zahlungen, um mit dem Staate zu den öffentlichen Arbeiten ) Der Art. 8, auf welchen sich die Etats C. und P. beziehen,
und' des Herrn Etienne über die von den Departements und
eizutragen.
schlägt die Mittel und Wege auf 35d 000 Millionen an. Er wird angenommen. Herr Blanqui konstatirt, daß die Kammer seit zwei Tagen berufen gewesen sei, 1890 Millionen zu votiren. Es sei unmoglich, Swift und nach reiflicher Prüfung so beträchliche
1514
Das sei kein 6 Finanzzustand. h
Ausgaben zu votiren. Es sei un⸗ 2 ban künftig das Budget früher vorgelegt werde. Selbst bei dem
besten Willen mangele den Deputirten die nöthige Zeit zur Prüfung. Der z!nanz-WMinister erinnert daran, daß Das Ausgabe- Budget am Tage nach dem Votum der Adresse vorgelegt worden sei. Herr Big non, als Berichterstatter der Kommission, glaubt ebenfalls auf die gemachten Bemer⸗ kungen antworten zu müssen. Der Bericht über das am Tage nach dem Votum Über die Adresse vorgelegte Ausgaben-Budget sei am 30. Mai vor⸗ gelegt werden. Wenn Herr Blanqui wissen werde, was es heiße, eine so beträchtliche Arbeit ins Einzelne zu zerlegen und abzufertigen, dann werde er auch anerkennen, daß 2 bis 3 Monate zur, Prüfung derselben nicht zu viel seien. Uebrigens habe der Herr Deputirte seit dem 30. Mai hin⸗ reichende Zeit gehabt, die Arbeit der Kommission zu kontrolliren. Herr von Vui⸗ trY' konstatirt, daß der Bericht über das Einnahme-Budget am 29. Juni vorgelegt worden sei. Herr Bignon: Im vorigen Jahre sei der Bericht über das Ausgabe-Budget schon am 15. April vorgelegt worden. (Ruf zur Abstimmung.) Herr Emil von Girardin wiederholt einen Theil der Beschwerden des Herrn Blanqui und benutzt diese Gelegenheit, um zu kon— statiren, daß die in Frankreich so lange bekämpfte Post⸗Reform in England definitiv triumphire und die letzten Etats, die vom englischen Postoffice an̊ gekommen seien, einen bemerkenswerthen Ueberschuß an Einnahme über die vorigen Etats ausweisen. Der Fin anz⸗Minister: So oft Herr E. von Girardin von der Post⸗Reform in England spreche, bringe er nur die Brutto Einnahme vor. Aber auch die Zunahme der Ausgaben müsse in Anschlag gebracht werden. Diese übersteige weit die Einnahme, und dieses Resultat mache, daß die englische Post Verwaltung stets im Defizit sei. Herr Beau⸗ mont (von der Somme) wünschte, das Finanziahr möchte mit Monat Juni beginnen. Der Artikel 9 wird angenommen. Artikel 10 betrifft den Departementaldienst. Herr von Rainneville erhebt sich gegen die Zu nahme der Departemental-Ausgaben. Dieses Jahr habe die Kammer in Rücksicht der obwaltenden Umstände sich vielleicht gefügiger gezeigt, im nächsten Jahre aber müsse sie streng sein und die Leitung der Departemen— tal-Ausgaben wieder in die Hand nehmen. Der Minister des Innern: Die Departements haben ihre Ausgaben erhöht, um ihre Prosperität zu erhöhen, um Straßen zu bauen, Schulen zu eröffnen, den armen Klassen Arbeit zu geben. Der Herr Deputirte mache den Departements dies zum Vorwurf; er (der Minister) rechne es ihnen zum Verdienst an. Art. 10 wird angenommen. Auch die folgenden Artikel werden nach kurzen Bemer⸗ kungen angenommen und das Skrutinium durch Theilung über das ganze Budget der Einnahmen wird eröffnei, Herr Plou gounlm legt den Bericht über den Gesetz-Eniwurf in Betreff des Elementar Unterrichts, Herr von Liadieres den Bericht über den Gesetz- Entwurf in Betreff des mittleren Unterrichts, Herr Lasnver den über die Douanen vor. Das Einnahme⸗ Budget wurde mit großer Majorität angenommen und darauf die Sitzung geschlossen.
Montag wird die Kammer ihre letzte Sitzung halten und mit Petitionen sich befassen. Am 17. August 1846 eröffnet, wurde die Session am 4. September vertagt und am 11. Januar wieder er öffnet, wird sie am nächsten 12. August geschlossen werden. Sie würde also 7 Monate weniger 10 Tage gedauert haben.
Pellapra ist also zu der nämlichen Strafe verurtheilt worden, wie Eubieres und Parmentier. Man hatte allgemein diesen Ausgang vorhergesehen, und darum machte diese Verurtheilung nur wenig Auf⸗ sehen. Die Aussagen Pellapra's brachten nur das einzige Neue, daß man erfuhr, in welcher Weise Herr Teste sich zu Annahme des Ge⸗ schenks, durch welches er sich bestechen ließ, verstanden hatte. Fast in demselben Augenblicke ward vor dem Königlichen Gerichtshofe ein Prozeß verhandelt, in welchem es sich gleichfalls um eine Konzession von Minen handelt, und in dem betreffenden Gesellschafts Akte kömmt eine ganz ähnliche Klausel vor, wie in dem Akte von Gouhenans, nämlich daß eine Anzahl von Actien den Direktoren zur beliebigen Verfügung gestellt blieb, um sie im Interesse des Unternehmens nach Gut⸗ dünken zu verwenden. Beim Gericht selbst entstand der Verdacht, daß sie zu ähnlichen Bestechungszwecken bestinmt werden sollten, wie die Actien von Gouhenans. Der erste Präsident des Gerichtshofes, Baron Seguier, sah sich dadurch zu einigen sehr scharfen Worten über dieses unmoralische Treiben, das überall hervortritt, veranlaßt, und seine Worte wurden vom ganzen Auditorium mit Zeichen des wärmsten Beifalls anfgenommen. Der Präsident kündigte an, daß der Gerichtshof die Fällung des Urtheils noch verschiebe, um sich ein genaues Licht in der Sache zu verschaffen. Einige Blätter scheinen es sich jetzt förmlich zur Aufgabe gestellt zu haben, täglich neue Skandale aufzudecken, und der Coöurrier français steht dabei in erster Linie. In seinem heutigen Blatte richtet er wie⸗ der eine Reihe von Fragen über verschiedene Thatsachen, der auf— fallendsten Art an den Jüstiz-Minister und fordert dessen Einschreiten, während er ihm verspricht, ihm in Entwirrung dieses Labyrinths bei⸗ stehen zu wollen. Wie sehr das Ansehen der Regierung durch alle diese Dinge leiden muß, bedarf keiner langen Auseinandersetzung, und die Gerüchte, daß demnächst eine Modification des Kabinets bevor stehe, finden daher auch immer mehr Glauben. Es ist wirklich nicht abzufehen, wie das Ministerium in seiner jetzigen Zusammensetzung und dem gegenüber, was ihm jeden Tag von den Blättern gesagt wird, nachdem in der Pairs und in der Deputirten-Kammer ganz ähn— liche Aeußerungen einzelner Redner unbeantwortet geblieben sind, lange sich soll halten können. Eine solche Modification ist dringend nöthig, wenn nicht am Ende bei der bösen Stimmung, die unverkennbar und allgemein herrscht, ein Sturm heraufbeschworen werden soll, dessen Tragkraft Niemand in ihrem vollen Umfang vorauszusehen im Stande wäre. Mir scheint, daß die Lage hier in diesem Augenblicke so kri— tisch ist, als irgend je seit dem Jahre 18390 und seit Gründung der jetzigen Regierung, deren Jahresfeier demnächst unter nichts weniger als günstigen Auspizien begangen werden soll.
Zu Rochefort hat eine Pulver-Eyplosion stattgefunden, die einer beträchtlichen Anzahl von Menschen das Leben kostete. Sie betraf die Werkstätte der Marine-Feuerwerker im Arsenal (Rochefort ist be⸗ kanntlich ein Kriegshafen) und erfolgte am 21. Juli um 11 Uhr 41 Minuten Vormittags. Die Ursache der Explosion war bei Abgang des Berichts noch nicht ermittelt worden. Die ganze Stadt erfuhr in Folge des furchtbaren Schlages eine Erschütterung wie von einem starken Erdbeben. Man hatte bereits alle Feuerwerkstücke angefertigt, die bei den bevorstehenden Julifesten abgebrannt werden sollten. Alle diese Stücke fingen Feuer, eben so eine kleine Vorrathskammer— mit Pulver für den Dienst der Werkstätte. Die Erschütterung war so stark, daß die Fenster der meisten Werkstätten des Arse⸗ nals! in Stücke zersprangen und Männer, die auf „den Ge— rüsten standen, welche die Fregatte „la Renommer,. = umge⸗ ben, auf den Boden herabgeschleudert wurden, wobei sie sich schwer verletzt; 22 Mann befanden sich, noch in der. Werl stätte im Augenblick, wo die schreckliche Erplosion erfolgte; 15 davon kamen augenblicklich ums Leben; 4 wurden so schwer verletzt, daß wenig Hoffnung für ihr Aufkommen vorhanden ist, und die anderen waren noch nicht wieder aufgefunden. Die zerstörten Gebäude lagen am äußersten Ende des Arsenals, von welchem sie durch einen Nanal getrennt sind, und es befanden sich darin ein Feuerwerksmeister, 5 Civil⸗ Arbeiter, 13 Marine ⸗Kanoniere, 1 Soldat der Zten Arbeiter-Com⸗
pagnie der Marine⸗Artillerie, 1 Vertheiler und 1 Schreiber. Zwei don den Kanonieren, einer von den Civil-Arbeitern, der Artillerie⸗ Arbeiter, der Vertheiler und der Schreiber, im Ganzen sechs Perso- nen, sind verschont geblieben. Dreizehn Personen wurden ins Spital 6. so wie drei Verwundete, von denen einer eine , 6 starb. Alles an Ort und 83 der ,,
von Hänsern a ist nichts übrig als ei . licher Haufen . 21 in , ö. die . die Explosion veranlaßte Feuersbrunst . nicht geköscht war, verbreitete sich plötz⸗
lich ein auffallender panischer Schrecken. Man wollte wissen, das im Süden des Arsenals gelegene Pulvermagazin werde jeden Augenblick gleichfalls in die Luft springen. Da verließen die Mehrzahl der Einwoh⸗ ner der Stadt ihre Häuser und flüchteten sich theils nach den Wäl⸗ len, theils anderswohin. Manche Personen hatten ihre werth— vollsten Habseligkeiten mit sich genommen, andere sich mit Le— bensmitteln versehen, als müßten sie mehrere Tage außer— halt ihrer Wohnungen im Freien lagern. Noch andere hatten theils 3 Fuß, theils zu Wagen nach dem umliegenden Lande sich geflüchtet. Allerdings standen geladene Geschütze in der Nähe der Flammen, und hätten sie Feuer gefangen, so wäre neues unsägliches Unglück hinzu gekommen. Einen Augenblick kostete es schwere Mühe, die Hülfelei⸗ stung zum Löschen und Retten zu organisiren, weil die ersten Perso— nen, die auf die Unglücksstätte herbeigeeilt waren, die größte Besorg— niß vor einer neuen Explosion hegten. Einige Augenblicke später kamen die Pompiers der Marine und die der Stadt im Laufschritt herbeigeeilt, und gegen halb 4 Uhr war die Feuersbrunst vollkommen gelöscht. Der Schiffs-Lieutenant Joubert, der Unter⸗Marine-Com⸗ missair Texier de la Pommerain und der Ober-Werkmeister der Hoch— öfen waren zuerst auf dem Platze und leiteten die ersten Hülfeleistun⸗ gen. Mit der größten Ordnung sind die für dergleichen Fälle beste⸗ henden Vorschriften vollzogen worden; die Posten und Schildwachen wurden verdoppelt, und eine imposante Truppenmacht bewachte so— gleich den Bagno, in welchem Niemand sich zu rühren wagte. Die Quantitst des aufgeflogenen Pulvers betrug 700,000 Kilogramme, die zu Anfertigung von Patronen für Geschütze bestimmt waren. Die zerstörte Werkstätte lag an den Ufern der Charente; einige Kauffahrtei⸗ schiffe befanden sich ganz in der Nähe, ohne jedoch Schaden zu lei— den, obgleich das jenseits des Flusses auf den Wiesen liegende Heu in Brand gerieth. Sroßbritanien und Irland.
London, 23. Juli. Ihre Majestät die Königin hat heute das Parlament in Person mit der in einer gestern im Buckingham— Palast abgehaltenen Geheimen Raths-Sitzung genehmigten Thronrede prorogirt. Tie Feierlichkeit fand in dem neuen Hause der Lords statt, in welchem Ihre Majestät zum erstenmale von Staats wegen erschien. Das Haus gewährte einen äußerst glänzenden Anblick. Die Königin wurde bei ihrem Eintritt in dasselbe von den Großwürdenträgern des Staats und des Königlichen Haushalts empfangen, und nachdem sie die Staatsrobe angelegt und ihren Sitz auf, dem Thron eingenommen hatte, während Prinz Albrecht zu ihrer Linken auf einem niederen Sessel seinen Platz nahm, befahl sie, daß die Gemeinen vor der Barre des Hauses erscheinen möchten, und las dann, als dies ge⸗ schehen war, wie gewöhnlich mit heller deutlicher Stimme folgende Rede ab:
„Mylords und Gentlemen! n .
Es freut Mich sehr, Sie den Obliegenheiten einer mühevollen und abspannenden Session entbinden zu können. Ich kann von Ihnen nicht Abschied nehmen, ohne Ihnen das Gefühl Meiner Dankbarkeit auszusprechen, für den Fleiß und den Eifer, mit welchen Sie sich der Erwägung des öffentlichen Interesses hingegeben haben.
Ihre Aufmerksamkeit ist vornehmlich den Maßregeln unmittelba⸗ rer Hülfeleistung zugewendet gewesen, welche durch eine große und beispiellose Kalamität nothwendig gemacht worden sind. .
Bereitwilligst habe Ich denjenigen Gesetzen meine Zustimmung gegeben, welche durch Gestattung der freien Getraide-Einfuhr und duich Tarbietung von Erleichterungen in der Verwendung des Zuckers in den Brauereien und Brennereien dahin abzielen, die Masse der menschlichen Lebensbedürfnisse zu vermehren und den Handelsver⸗ kehr zu fördern. . .
Eg freut Mich, zu finden, daß Sie in feinem einzigen Falle neue Beschränkungen in Vorschlag gebracht, noch in die Freiheit des auswärtigen und inländischen Handelsverkehrs als eines Mittel, dem Mangel abzuhelfen, eingegriffen haben. Ich fühle Mich über⸗ zeugt, daß solche Maßregeln im Allgemeinen unwirksam find' und in manchen Fällen die Uebel verschlimm ern, zu deren Erleichterung sie getroffen werden, .
Ich billige von Herzen die Handlungen umfassenden und, freigie= bigen Wohlwollens, durch welche Sie die Leiden Meiner irländischen Unterthanen gemildert haben. Ich habe auch bereitwilligst Meine Genehmigung einem Gesetze zur besseren Beschaffung dauernder Un⸗ terstützung der Hülfsbedürftigen in Irland ertheilt. Gleicherweise habe ich Meine Zustimmung verschiedenen Gesetz⸗ Entwürfen gegeben, welche darauf berechnet waren, den Ackerbau in jenem Theile des Vereinigten Königreichs zu fördern und den Gewerbfleiß zu entwichen. Meine Aufmerksamkeit wird fernerhin Maßregeln zugewendet sein, welche dazu dienen können, ene heilsamen Zwecke zu begünstigen. U
Meine Verbindung mit den fremden Michten flößen mir fort⸗ während Vertrauen zu der Erhaltung des ,,,
Es hat Mir zur großen Genugthuung gereicht, zu, ersehen, daß die Maßregeln, welch Ich im Verein mit. hem Ränge der h K S ien und der Königin von Portu⸗ Franzosen, der Königin von Spanien n,, . gal behufs der Pacifizirung von Portugal i n. . h , h. 9 ö. gewesen sind, und daß der Bürgerkrieg, ,, jenes . mehrere Monate hindurch heimgesucht worden ist, endlich ein unblu⸗
tiges Ende erlangt hat. . . . ⸗ ö. ö Ich gebe Mich der Hoffnung hin, daß fernerer Meinungszwie⸗
spalt zwischen den politischen Parteien in jenem Lande ohne Beru⸗ fung an die Waffen wird geordnet werden können. ⸗ Gentlemen vom Hause der Gemeinen! ö Ich danke Ihnen für die Bereitwilligkeit, mit welcher Sie die erforderlichen Geldmittel gewährt haben; dieselben werden mit der gebührenden Sorgfalt und Sparsamkeit auf den öffentlichen Dienst verwendet werden. ö Es freut Mich, Ihnen mittheilen zu können, daß, ungeachtet des hohen Preises der Lebensmittel, die Staats Einnahme bis zu dem gegenwärtigen Augenblicke produktiver gewesen ist, als Ich Ursache hatte, zu erwarten. Der vermehrte Gebrauch von Artikeln der all⸗ gemeinen Consumtion hat vornehmlich zu diesem Ergebnisse beige⸗ tragen. . . Die von dem Zucker erhobene Einnahme insbesondere ist bedeu⸗
tend vermehrt worden durch Aufhebung der Verbotzölle von fremdem
Zucker. ö 3 Die verschiedenen Geld-⸗Bewilligungen für den . in dem vereinigten Königreiche, welche Sie gan g g 9. ee . wie Ich zuversichtlich hoffe, zur Förderung der religiösen und sittlichen Ausbildung Meines ,, My Lords itlemen! ( / Ich a m ,,, Ihnen ,. . Meine Absicht ist, das gegenwärtige Parlament sofort aufzu⸗
lösen. / s z 3 ü ich zutrauensvoll auf die loyalen Gesinnungen für den 6 Wi ehr an giüchteit an die freien 6 dieses Landes, welche die große Masse Meines Volkes beseelen. Ich schließe Mich denselben au in dem Gebete an den allmächtigen Gott, daß Fer Mangel, welcher uns heimgesucht hat, unter dem göttlichen Se⸗ gen in Wohlfeilheit und, Ueberfluß umgewandelt werden möge.“ Dem heutigen Schlusse der Parlaments-Session ging noch eine Sitzung des Unterhauses vorher, welche indeß nichts besonders
Bemerkenswerthes darbot. Lord G. Bentinck, sich auf eine Peti= tion westindischer Pflanzer stützend, kündigte zur nächsten Session einen Antrag auf Einsetzung eines Comité's zur Untersuchung des Zustan⸗ des der Dinge in den westlichen Kolonieen an und hob als Tendenz dieses Antrages hervor, daß der Differenzialzoll zu Gunsten des west⸗ indischen Zuckers im Betrage von 7 Sh. beibehalten (also nicht, wie das Gesetz beabsichtigt, im nächsten Jahre auf 6 Sh, ermäßigt) und die auf das Kreuzergeschwader an der afrikanischen Küste ver⸗ wendete Summe von 1 Million Pfund Sterling zur Ein⸗ führung freier Arbeiter in die westindischen Kolonieen verwendet werden solle. Herr Hawes, Unter-Staats-Secretair für die Kolonieen, erklärte sich von vornherein gegen solche Anträge, die nähere Wider⸗ legung der nächsten Session vorbehaltend; übrigens deutete er an, daß die Ankündigung nichts als ein Wahl-Manöver Lord G. Bentinck's sei, um die Stimmen der Eigenthümer von Plantagen für sich zu gewinnen. Bald darauf, als Lord Palmerston, in Folge einer Interpellation des Herrn Hume, über die Enypedition näch Canton das Wort genommen hatte, wurden die Mitglieder zur Anhörung der Thron-Rede ins Oberhaus entboten. — Zu den gestrigen zum Theil schon mitgetheilten Berhandlungen des Parlaments ist nur noch hin⸗ zuzufügen, daß im Oberhause 146 Bills, größtentheils Eisenbahn— Bills, den Königlichen Assent erhielten. Nach einiger Debatte wur⸗ den alsdann die? Amendements des Unterhanses zu der Bill we— gen Reform der Central -Armen⸗ Verwaltung, darunter das⸗ jenige, welches armen Ehepaaren, von mehr als sechzigjähri⸗ gen Alter das Zusammenleben in den, Werk- und Armen⸗— häusern gestattet, mit 29 gegen 11 Stimmen genehmigt, ob⸗— gleich mehrere Mitglieder des Hauses, insbesondere die Lords Stradbroke, Radnor, Fortescue und Redesdale, sich sehr entschieden gegen die obenerwähnte Klausel erklärten und die Minister Grey und Lansdo mne selbst sich dahin aussprachen, daß sie die Genehmigung dieser Klausel nur empfohlen, weil sonst die ganze Bill verloren gehen würde. — Ohne Debatte und Abstimmung wurden alsdann die Amendements des Unterhauses zu der Bill wegen Er⸗ richtung des Bisthums in Manchester genehmigt und endlich die Neu⸗ Seeland -Bill (in Betreff einer der Neu⸗-Seeland-⸗Gesellschaft zu be⸗ willigenden zinsfreien Anleihe von 236,000 Pfd.) zum drittenmale verlesen und angenommen, nachdem Lord Stanley die Gelegenheit ergriffen hatte, noch einmal seine Unzufriedenheit mit der Neu-See⸗ land-Gesellschaft auszusprechen, deren Gönner er bekanntlich von je— her nicht gewesen ist. —
Die Gazette enthält eine Königliche Proclamation, durch welche das Parlament aufgelöst und eine neue Parlaments⸗-Wahl an⸗ geordnet wird; die Wahlen müssen bis zum 21. September beendet sein. Eine zweite Proclamation verfügt die Wahl von 16 schotti⸗ schen Pairs, welche die schottische Pairie in dem neuen Parlamente zu vertreten haben. .
Die Gazette meldet die Ernennung des Herrn Labouchkre zum Präsidenten des Handels⸗-Departements. . .
Der Herzog und die Herzogin von Cambridge haben sich gestern in Dover eingeschifft. Sie begeben sich zunächst nach Rumpenheim bei Frankfurt.
Das sehr geachtete irländische Parlaments-Mitglied, Herr Den— nis O'Connor, bekannter unter dem durch seine angebliche Abstam mung von den alten Königen Irlands veranlaßten Namen: der O'Connor Don, ist gestern Morgen hier in London gestorben. Er stand im 53sten Lebenssahre und war einer der Lords des Schatz⸗ Amtes. .
Gestern wurde in dem Theater der Königin eine neue Oper Verdi's, „J Masnadierire, mit vielem Beifalle gegeben. Der Text ist den Schillerschen Räubern nachgebildet; die Lind sang die weib⸗— liche Hauptrolle.
X London, 23. Juli. Ohne Aufregung und ohne Wunder ist das 11te Parlament des Vereinigten Königreichs in diesem Augen⸗ blicke dahingeschieden. Die Königin kam im Staats- Aufzuge herunter, um es zu prorogiren, und zum erstenmale hielt sie ihre Rede von je⸗ nem prächtigen und imposanten Bau herab, dem Throne in dem neuen Palast von Westminster, der in Wahrheit der Thron, des britischen Reiches ist, stehend in der glänzenden Halle, welche die drei Stände des Landes einschließt. Die Pairs und Pairinnen waren ungewöhn— lich zahlreich verfammelt; das diplomatische Corps war vollzählig zu— gegen und das ganze Schauspiel ungewöhnlich imposant. Die Thron⸗ Rede selbst entbehrt jedes besonderen Interesses, da sie nur in allge⸗ meinen Ausdrücken auf die langen ausgedehnten Arbeiten dieses Par— laments und auf die Prüfungen hindeuten konnte, welche dasselbe zu bestehen und zu überwinden hatte. Thatsächlich sind innerhalb des Parlaments, so wie in allen Häusern und Versammlungen der Städte und Grafschaften, Parteigesinnung und politische Aufregung bis auf einen unglaublichen Grad herabgesunken, und es scheint, als wenn das neue Parlament kaum wissen wird, von wem und wozu es gewählt werden ist. So wenig belebt ist gegenwärtig das Land, und so dunkel ist seine politische Zu⸗ kunft. Es wird seine Wirksamkeit beginnen, so zu sagen ohne Be⸗ ruf, und es wird dieselbe vielleicht beschließen ohne eine jener glänzenden legislativen Thaten, welche dem britischen Hause der Ge⸗ meinen während der letzten 6 Jahre keinen gewöhnlichen Ruhm ge wonnen haben.
Die Aussichten für die Regierung sind keinesweges sehr erfren—
lich. In Irland ist es jetzt gewiß, daß das Fehlschlagen der Kar⸗ toffel-Aerndte eben so vollständig sein wird, als im vergangenen Jahre, nur mit dem Unterschiede, daß jetzt nicht mehr als ein Tritt⸗ theil der gewöhnlichen Kartoffel-Ausfaat gepflanzt und ein weit grö⸗ ßerer Theil des Landes, als jemals, mit Korn angebant worden ist, dessen Aerndte sehr reich auszufallen verspricht. In England sind und werden an die Hülfsquellen des Landes sehr große und bedenk⸗ liche Anforderungen gestellt werden, denn da mannigfache Ereig⸗ nisse geeignet sind, das Vertrauen aller Nationen zu der Fort⸗ dauer des allgemeinen Friedens und besonders auch das Vertrauen der englischen Nation zu der Unverletzlichkeit seiner insularen Lage zu erschütkern, so ist es klar, daß die Versetzung des ganzen englischen Volkes in solchen militairischen Vertheidigungs-Zustand, wie ihn die Staaten des Kontinents sorgsam erhalten, ein Werk großer Schwie⸗ rigkeit ist. Dessenungeachtet muß aber dies Werk, unternommen und ausgeführt werden, auch wenn es einen bedenklichen Zuwachs der öffentlichen Lasten nothwendig machen sollte. Diese Betrachtungen werden aber sechs Monat später erst eine hervorragende Bedeutung gewinnen. Die Wahlen sollen sogleich ihren Anfang nehmen, und zwar die für London am nächsten Donnerstag, gleichzeilig mit denen zu Orferd und sehr vielen anderen Städten und Flecken. Die lokalen Specula⸗ tionen über den Erfolg dieser Wahlkämpfe sind natürlich unzählbar, und ich werde deshalb nicht weiter darauf eingehen. Es genügt, zu agen. daß die Whigs eine beträchtliche Majorität erwarten, und daß Lord, John wahrscheinlich ohne große Schwierigkeit für die City ge— wählt werden wird. Ich glaube auch, daß sie eine große Majorität haben werden, aber wie lange diese dauern wird, das steht dahin. 2 sind i n die Minister nicht mehr mit unauflöslichen Banden gekettet, und die ersten Tage des neuen Parlaments verkünden noch nichts von dem Schlusse desselben.
4 n Brüssel, 25. Juli. Herr Rogier ist nun, wie die Indepen—⸗ dance meldet, durch ein Königliches Handschreiben desinitliv mit der Bildung eines neuen Kabinets beauftragt, doch dürfte, fügt sie hinzu, dieselbe nicht vor dem 1. August zu Stande kommen. — Vorgestern wurde auf hiesigem Markte der erste diesjährige Weizen zum Verkaufe gestellt. ;
S ch weiz.
Kanton Bern. In der Tagsatzung-Sitzung vom 23. Juli kam der Antrag von Genf, daß jedes Dienstverhältniß von eidge⸗ nössischen Offizieren zum Sonderbund als unzulässig erklärt und untersucht werde, welche eidgenössische Offiziere sich in diesem Falle befinden, zur Diskussion, die mit ungewöhnlicher Animosität und Heftigkeit ge⸗ führt wurde. Das Resultat war die Annahme des Antrags mit 127 Stimmen. Anlaß zu einer sehr bitteren und hitzigen Debatte gab in derselben Sitzung der von dem berner Regierungs-Rathe ausgehende Vorschlag, Herrn Ochsenbein zum eidgenössischen Oberst zu wählen. Er war früher eidgenössischer Hauptmann, wurde aber nach dem Freischaarenzug von der Liste der eidgenössischen Offiziere gestrichen. Die Sache wurde dem eidgenössischen Kriegs-Rathe zur Begutachtung überwiesen. Am Montag wird die Tagsatzung wegen des Nationalfestes feiern, das hier begangen wird und wozu bereits großartige Veranstaltungen getroffen worden sind.
Kanton Aargau. Am 14. Juli war der Volksverein von Aarau unter dem Präsidium des Professor Hagnauer versammelt und beschloß einmüthig den Anschluß an den Volksverein von Bern und die Bildung von Sectionen in allen Theilen des Kantons Aargau. Der aus den Freischaarenzügen bekannte Herr Billo, gegenwärtig Amtsstatthalter von Aarau, wurde zu der von dem berner Volks⸗ verein angeordneten Besprechung nach Glarus abgeordnet.
Kanton Waadt. Auch das Central-Comité des patrioti⸗ schen Vereins des Kantons Waadt, der gegenwärtig 33 Sectionen zählt, erklärt in einem Schreiben an das Central-Comité des berner Volksvereins, einem früher in allgemeiner Versammlung gefaßten Be— schluß gemäß, den Beitritt zum schweizerischen Volksverein.
Der Nouveliste Vaudois meldet aber in einem Supplement: „Der Staatsrath des Kantons Waadt hat, nach Ansicht des Mani—⸗ festes des patriotischen Vereins, den Beschluß gefaßt, das Comitè dieses Vereins aufzulösen. Der Grund dieses Beschlusses liegt na⸗ mentlich darin, daß in dem Manifest die Bildung von Freicorps anempfohlen wird.“
üeber diese Vereine sagt die Eidgenössische Zeitung: „Während die radikalen Führer der äußeren Schweiz im Namen des gemeinsamen Vaterlandes und des eidgenössischen Bundes zum Krieg auffordern wider den Sonderbnund der sieben eidgenössischen Stände, welche sich in ihren Rechten bedroht glauben, stiften radikale Führer einen neuen Sonderbund der Volks-Vereine, die sich du rchP eine Reihe von Kantonen verzweigen. Der Sonderbund der Volks-Vereine, der nach dem Manifest des berner Volks -Vereins in der Speisehütte zu Glarus und auf der bevorstehenden Volks ⸗Ver⸗
sammlung zu Bern in diesen Wochen geschlossen werden soll, geht nicht aus von den verfassungsmäßigen Gewalten der Kantone, er geht aus von leitenden Eomités, von denselben Männern, welche die Freischaarenzüge angeordnet haben. Er umfaßt nicht das Volk der Kantoné, sondern je die hitzgsten Anhänger der Revo lutions- Partei. Sein Zweck ist, außerhalb der bestehenden Staatsord⸗ nung die Partei zu organisiren, den Regierungen und Großen Rä⸗ then der Kantone zu imponiren und sie zu verderblichen Kriegsmaß⸗ regeln zu drängen, die Tagsatzung einzuschüchtern und ihr die Alter⸗ native zu stellen, entweder sich zum Organ der Revolution herzuge⸗ ben oder gestürzt zu werden; seine Tendenz ist, den Bürgerkrieg auf⸗ zureizen und zu beginnen, die bestehende Bundesverfassung zu zer trümmern. Die Tagsatzung und die Kantone haben die Freischaaren verboten. Und nun vor ihren Augen bildet sich neuerdings ein gro⸗ ßer Freischaarenbund — und die Tagsatzung, die Kantons-Regierungen lassen das geschehen. Die Kantone, welche auf gewaltsame Auflösung des Sonderbundes der sieben eidgenössischen Stände instruirt haben, machen noch keine Miene, den Sonderbund der Volksvereine und der Freischaaren irgend zu hemmen, der auf ihrem eigenen Gebiete betrie⸗ ben wird. Sie bedrohen die sieben Stände mit Krieg, weil diese sich gegen einen Angriff auf ihre Rechte zu wehren vorbereiten, und geben zu, daß aus ihrem eigenen Schoße sich die Parteien verbünden, um an— dere Eidgenossen mit Gewalt zu überziehen, um einen kriegerischen Angriff auf dieselben einzuleiten. Sie erklären, daß der allgemeine eidgenössische Bund durch die Existenz eines abwehrenden Sonder⸗ bundes gefährdet sei, und lassen die Stiftung eines offen gegen den Bund gerichteten angreifenden Sonderbundes der radikalen Partei zu. Noch erhebt sich nirgends von den radikalen Regierungen her eine energische Stimme gegen den revolutionairen Sonderbund, der den bestehenden Gesetzen, den Kantonal-Verfassungen, dem Bunde Hohn spricht, der die Flamme des Bürgerkrieges mit entsetzlicher Leichtfertigkeit frevelhaft anbläst. Ja, von dem Präsidentenstuhl der eidgenössischen Tagsatzung herab, offenkundig vor der gan— zen Eidgenossenschaft, ist das Prinzip der Revolution feierlich ver⸗ kündet worden, das nun der Volksverein in seinem Manifest wieder⸗ holt hat. Die Präsidial⸗Rede des Herrn Ochsenbein hat bereits ihr Echo gefunden, und es wird weiter dröhnen. Der revolutiongire Son⸗ derbund erkennt in ihm einen Freund, einen Patron und sicher auch — ein Werkzeug. Also bis dahin ist es gekommen. Und noch schweigt der legale Radikalismus! Er läßt sich das Alles gefallen; im Siillen ärgert er sich vielleicht über die tolle und gefährliche Wirthschaft, er erschrickt wohl auch vor der Nacktheit der revolutio nairen Manifestationen. Aber er schweigt. Die Legalität, mit der er seine Blößen so sorgfältig zu decken suchte, wird vor seinen Augen zerrissen, und die Fetzen derselben werden ihm von der tolldreisten Revolutionspartei ins Angesicht geworfen. Und dennoch rührt er sich nicht. Ja, er predigt in seinen Organen, die verschiedenen Frac⸗ tionen der Partei müssen zusammenhalten, sie dürfen sich nicht trennen, um keinen Preis. Er beklagt es, daß Einige auch gar so weit gehen wollen, es wäre ihm wohl lieber, wenn sie sich gemäßigterer Formen, sanfterer Worte bedienen, wenn sie sich dazu verstehen würden, die Herrschaft des Radikalismus einzuschmuggeln, wenn 'sie im Neamen des Bundes den Bund eskamotirten. Aber er wagt es nicht, der Revolutionspartei, obwohl sie im Prinzip und in ihren Handlungen offen jede Legalität verlacht und über den Haufen wirft, entgegenzutreten. Hat er es nicht gewagt, für die Gerechtigkeit ein= zustehen, so wagt er es noch weniger, die formelle Legali⸗ tät vor dem unzweideutigen Ruin zu schüten. Er billigt den Sonderbund der Volks-Vereine nicht geradezu, aber er mißbilligt ihn eben so wenig. Er läßt sich schleppen fort und fort, scheu, furchtsam, prinzipienlos. Er möchte gar so gern liberal scheinen, er scheut sich davor, radikal zu scheinen; aber um keinen Preis will er liberal fein, um keinen Preis sich von den Radikalen tren— nen noch diefe im Zaum? halten. „Oder sollten wir uns täu⸗ schen? Sollte endlich die legale Partei eine entschiedene Haltung einzunehmen sich anschicken? Sollte sie den letzten Termin, der ihr!
noch gegeben ist, verstehen und sich offen lossagen von der Revolution? Wir wunschen es, aber wir dürfen es nach allen früheren Vorgängen kaum mehr hoffen. Ein fürchterliches Spiel wird gegenwärtig mit dem Frieden und mit der Wohlfahrt der Eidgenossenschaft getrieben. Die Ruhe der Familien, der Friede des Landes, die Sicherheit des Rechts, die Freiheit der Personen und unserer Republiken nach innen und nach außen, selbst die Existenz der Kantone und der Schweiz wird, wie von verzweifelten Spielern, auf Eine Karte gesetzt, welche man in Blut zu tränen sich anschickt, in Bürgerblut. Und wofür das Alles? Um an dem naheliegenden möglichen Ziele einer gerechten Befriedigung der Schweiz und einer gesunden Fortentwickelung des eidgenössischen Lebens in der Hitze extremer Leidenschaften vorbeizutoben, für ein Ziel, dessen Erreichung un möglich ist. Es ist unmöglich, daß die Schweiz auf die Dauer der Herrschaft des Radikalismus anheimfalle; dafür ist sie zu lebensfrisch, zu demokratisch frei, zu mannigfaltig, zu reich an historischen Erinnerungen und — zu alt. Es ist das so un⸗ möglich wie das Gegentheil: daß die Schweiz dem Ultramontanis⸗ mus und einer innerlich todten Reaction anheimfalle. Weder die Schweiz selbst könnte das ertragen auf die Dauer, noch Europa könnte das zugeben. Und dennoch rüstet und waffnet sich nun der Son⸗ derbund der Volks-Vereine, der Sonderbund der Revo⸗ lution für dieses unmögliche Ziel und stürmt weiter auf der Bahn, vor welcher der dunkle Abgrund gähnt, der auch sie und sie zuerst zu verschlingen droht. Gott gebe, daß die Nation noch zur rechten Zeit erwache und die Augen öffne über das Verderben, in das sie mit dämonischem Leichtsinn geführt zu werden scheint. Wenn ihre Augen geöffnet werden — wir fürchten, es werde das nur durch Ereignisse und schwere Erfahrungen geschehen, in welchen mehr als die Menschen das Schicksal waltet; — wenn sie aus dem Fieber, das in der entfesselten Leidenschaft seine Nahrung und in der Aufre⸗ gung des Zeitgeistes seinen Antrieb sindet, und das in den letzten Jahren wieder künstlich durch böse und trügerische Reizmittel neu er⸗ zeugt worden ist, zu sich kommt; wenn sie das Spiel erkennt, bevor das Aeußerste geschehen ist, dann ist sie gerettet. Denn so fieber⸗ frank wie die extremen Parteien ist die Nation nicht. In ihr sind die gesunden Kräfte noch immer die stärkeren, die überwiegenden. Die Eidgenossenschaft ist krank, aber ihre Heilung, ihre Rettung ist noch möglich.“ .
Rom, 16. Juli. (A. 3.). Bereits vorgestern Abend verbrei⸗ tete sich das Gerücht, es sei ein Komplott der retrograden Partei entdeckt worden, in welches auch mehrere Offiziere verflochten seien. (S. das gestrige Blatt der Allg. Preuß. 3tg.]) Daran knüpften sich gestern Nachrichten von Verhaftungen, die in der Nacht stattge⸗ habt haben sollten. Die Wahrheit zu ermitteln, war bei dem Schwanken und der Umwandlung dieser Nachrichten völlig unmög-⸗ ssch. Eine auffallende Verstörung des ruhigen Bürgersinnes war indeß überall wahrnehmbar, und während man sich mit Besorgnissen herumtrug, es könne bei der Feier des Jahrestages der Amnestie zu ernsten Auftritten kommen, während man den Kardinal Ferretti erst heute Abend erwarten zu dürfen glaubte, haben sich beide Ereignisse fast gleichzeitig gestern Abend zugetragen. Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr wurden plötzlich die Namen derer an den Straßen⸗-Ecken angeschlagen, welche, das Volk als Theilhaber jenes Komplot:s auf⸗ gezeichnet hatte. Sie figuriren in dieser Liste als die Acteurs eines politischen Trauerspiels, welches Kardinal Lambruschini und Nardoni aufzuführen unternommen hätten. Dieser illegalen Handlung konn⸗ ten' natürlich die Polizei-Soldaten nicht ruhig zusehen. Sie mach— ten wiederholte Versuche, diese von gemeiner Hand aufgesetzten Pla⸗ kate abzureißen, was jedoch bald eine lebhafte Widersetzlichkeit des Volkes zur Folge hatte. Es drohte, zu Thätlichkeiten zu kommen, der Haufe gab indessen den Vorstellungen der Gemäßigten nach. Gleich⸗ zeitig begann die Verfolgung der in Haft genommenen Personen, und es mögen wohl noch andere nicht zur allgemeinen Kenntniß ge⸗ kommene Thatsachen die urplötzliche Armirung der Civica veranlaßt haben. Gestern Abend zogen bereits zahlreiche Bürger, mit Gewehr und Patrontasche bewaffnet, auf Wache. Sämmtliche Truppen sind dagegen in die Kasernen, Wachtposten und Brigaden konsignirt wor⸗ den. Unterdessen hatten sich einige der hiesigen Fürsten, darunter Piombino, zu Sr. Heiligket begeben und von der statthabenden Auf⸗ fegung der Gemüther Bericht erstattet. Es wird versichert, daß der Gövernatore, Mons. Grasselini, den Papst über die verdrießlichen Auftritte der Kutscher-Revolution u. dgl. in voller Unkunde gelassen, daß er ihn im Gegentheil der vollsten Ruhe der Stadt versichert habe. Der Bericht der erwähnten Deputation soll auf Se. Heiliskeit einen tiefen und bewegenden Eindruck gemacht haben.
Fast gleichzeitig mit dem Aufgebot der Bürgergarde traf nun Kardinal Ferretti von Pesaro hier ein. Am Thore entließ er die mi⸗ litairische Bedeckung, die ihn bis dahin begleitet hatte. Jetzt wurde er mit Jubel von der herbeiströmenden Menge junger Leute empfan⸗ gen, welche ihm die Pferde ausspannen wollten, was er nicht zugab. Sie begleiteten ihn jedoch mit rauschendem Beifallruf bis zum päpst⸗ lichen Palast des Quirinals.
Das Volk malt sich diese Vorgänge auf seine Weise aus. Schon seit mehreren Tagen war von Waffen die Rede, die von den soge— nannten Obskurantisten sollten bestellt worden sein, mit Viva Pio 1X auf der einen und Viva la Costituzigne auf der anderen Seite. Diese habe man in Absicht gehabt auszustreuen, um die zu bezweckenden Tumulte zu bemänteln. In diesem Glauben wurde das Volk bestärkt, als plötzlich eine Karikatur der Nationalgarde erschien, welche als ver⸗ kleidete Ecksteine dargestellt war, mit 10 — 12 Geistlichen auf den Bajonetten, und als versichert wurde, der Urheber dieses Spott— Gemäldes sei ein namhafter Jesuit. Obwohl dieses kaum zu glau⸗ ben ist, so möchte es doch im gegenwärtigen Augenblicke sehr gewagt sein, dem Volke ohne positive Beweise des Gegentheiles eine solche Meinung nehmen zu wollen. Denunciationen mögen stattgefunden haben, angeblich von Seiten eines der Mitserschworenen, was das Volk fo darstellt, als habe Ciceroacchio's Barbier den Auftrag ge—⸗ habt, diesem den Hals abzuschneiden. Da ihm jedoch das Gewissen geschlagen, so habe er sich selbst gestellt und unter Zusicherung der Strafloösigkeit die Verschwörung entdeckt. Es klingt das zu roman⸗ haft, um diesem nach dem Muster alter und neuer Vorgänge erfun⸗ denen Gerücht Glauben zu schenken. Sollte an diesen und anderen Versionen etwas Wahres sein, so wird es die Zeit leicht aufklären. Vorläufig darf man sich der allein feststehenden Thatsache erfreuen, daß die öffentliche Ruhe gesichert ist und daß das Betragen der be⸗ waffneten Bürgerschaft bis dahin musterhaft (nannt werden darf.
Kardinal Lambruschini ist nach Civitawechia gereist, um dort von seiner Diözese Besitz zu nehmen. Daß r vorgezogen habe, die Reise bis nach Genua fortzusetzen, ist ebenfalls nur ein Gerücht, dem aus guter Quelle widersprochen wird. Daß unter so bewandten Umstän⸗ den die Feier des 17. Juli aufgachoben worden, versteht sich von selbst. Bestern befürchtete men sogar, es möchte Ter Gegenpartei gelingen, das hölzerne Genst, auͤf welchem die Statue Pius 12. bereits aufgestes F, in Yrand zu stecken. Von solcher Gespenster⸗ furcht sind n. Hemüther voll, und es vergeht keine Stunde, ohne daß si⸗ sich in neuen Visionen kundgiebt.
Nom, 17. Juli. Mons. Grasselini ist seiner Stelle als Go—⸗ vernatore entsetzt worden, und als Pro⸗Governatore zeichnet einstwei⸗