26 . nmehr das Programm für Im Ministerium des Innern 24 2 — der Julirevo⸗
die Feierlichkeiten, welche an dem 17Tten J t ? . . in entworfen worden. Es iz . bloße Abschrift der Festprogramme der le ten Jahre. Zug . bestimmt 3 bei Gelegenheit dieses Festes wieder, wie gen 9. ic die Besatzun en der Hauptstast und der Bannmeile verstär 1 Lee sac been von Polizei- Agenten aus den Departements na
ĩ ollen. Hartz e , e,, hat die Regierung den Beschluß gefaßt, daß . Contreꝰ Abmiral Cecile, der zum Sber Befehlshaber der
zösischen Station in den indisch⸗chinesischen Gewãässern ernannt . ist, funfzehn Kriegsschiffe, in drei Divisionen getheilt, unter
n haben solle. . ; stine r r , wen. *in hat auf die Kunde von dem Ereig⸗ nisse, welches in der Bai von Turane stattgefunden, ein Edikt erlas⸗ sen, welches die Beziehungen zwischen den Europäern und seinem Lande regelt. Den Europäern soll es fortan nicht gestattet sein, die cochinchinesischen Küsten zu betreten; doch sollen dieselben an ihn schreiben dürfen und ihm ihre Briefe jedesmal zugestellt werden.
Nach Privatbriefen aus Algier soll von der marokkanischen Gränze die Nachricht eingegangen sein, daß Abd el Kader bereits Unterhandlungen mit dem Kaiser Abd er Rhaman angeknüpft habe.
Der Admiral Parseval-Deschenes ist zum See⸗ Präfekten von Toulon ernannt worden.
Auf der Höhe von St. Helena ist das französische Schiff „Pal⸗ ladium', von Nantes, auf der Rückreise von der Insel Bourbon nach Frankreich begriffen, auf offener See verbrannt. Der Schaden wird auf 16,900 Pfd. St. angegeben.
Der Courrier frangais veröffentlicht ein vom 22sten d. M. datirtes Schreiben A. Warnery's, als Antwort auf die an ihn ge⸗ stellte Aufforderung, sich über die Länderei-Konzessionen in Afrika zu erklären. Obgleich diese Erklärung nicht geradezu bestätigt, was der Courrier frangais als zuverlässig angegeben hatte, nämlich, daß in Folge geheimer Umtriebe und Bestechungen die Gesellschaft Talabot Ländereien und Bergwerke in Algier erhalten, ist Warnery's Antwort doch so abgefaßt, daß man die Redlichkeit des Verfahrens in der Sache mehr oder weniger bezweifeln könnte. Der Schreiber fügt hinzu, daß er zu gelegener Zeit schlagende Thatsachen und Be⸗ weise noch beibringen werde.
Das Journal la Voir nouvelle zieht, aus Anlaß der De⸗ batte über die neuen Begünstigungen, welche für die Paris-Lyo⸗ ner Eisenbahngesellschaft bei den Kammern nachgesucht worden sind, die vollständige Unabhängigkeit einiger Journale bei dieser Frage in Zweifel. Eines der Blätter, welche die Voix nouvelle bei dieser Gelegenheit genannt, fordert nun selbst dieses Journal auf, sich in Betreff dieser Insinuation kategorisch auszusprechen.
Der Courrier des Marchés bespricht eine bedeutende von dem Hause Rothschild übernommene Handels-Operation; 15,909 bis 20, 000 Fässer amerikanisches Mehl sollten, zu 25 Fr. die 88 Kilo— grammen, ohne Garantie des guten Zustandes der Waare noch der Qunlität, unter der Bedingung losgeschlagen werden, daß das Haus Rothschild kein anderes Mehl in Frankreich einführe, bis die vorbe⸗ zeichnete Quantität verkauft sei. Man versichert, daß diese Bedin- gung genehmigt und der Handel abgeschlossen sei.
Die Fabrication einheimischen oder Rübenzuckers hat sich vom 1. September 1846 bis zum 30. Juni 1847 auf 52, 705, 638 Kilo⸗ gramm belaufen und die Fabrication des unmittelbar vorhergegange⸗ nen Betriebsjahres um 15, 30, ss Kilogramm oder um ein Drittel überstiegen; der Verbrauch dagegen betrug nur 41,749,412 Kilogramm und überstieg den vorjährigen nur um 6, 58, S4 Kilogramm. Am 30. Juni lagerten in den 298 Fabriken noch 12, 107, 85 Kilogramm, weit mehr, als das Doppelte der am 30. Juni 1846 lagernden Vorräthe.
Die hiesige Sparkasse hat im ersten Halbjahre von 1847 die Summe von 2,476,000 Fr. weniger eingenommen und 4,863,000 Fr. mehr zurückgezahlt, als im ersten Semester von 1846, was einen Unterschied von 7, 339,00) Fr. herausstellt. Im Leihhause wurde während derselben Periode für 497,000 Fr. mehr versetzt und für 153,000 Fr. weniger eingelöst, als in der ersten Hälfte des vorigen Jahres. .
Dieser Tage hielt, vor der neuen Wahl der Handels⸗-Nichter, der Seine-Präfekt eine Rede, in welcher er über die Handels-Verhältnisse von Paris Bericht abstattete. Im vorigen Jahre kamen 57.009 Fälle vor Gericht, 7000. mehr, als das Jahr zuvor. Auf die Noth übergehend, bemerkte der Präfekt, daß die Munizipalität schon für 7,700, 000 Fr. Brodkarten ausgegeben hätte, abgesehen von der Million, welche den Spitälern gegeben worden. Die Einkünfte der Stadt haben jedoch trotz der Noth im Ganzen nicht abgenommen. Die Ausfuhr ist im Steigen. .
Die französische Akademie hat vorgestern ihre große öffentliche Jahressitzung gehalten. Sie hat zwei Preise, jeden von 3000 Fr., eine Denkmünze von 2500 Fr., zwei solche, jede von 2000 Fre, zwei solche, jede von 1500 Fr., und eine Summe von 1509 Fr. für aus⸗ gezeichnete Schriften ertheilt. Preise von 1500 und 160900 Fr. sind für vier ausgezeichnet gute Uebersetzungen zugestanden worden. Nach einer langen Rede des Herrn von Tocqueville wurde zur Vertheilung der Tugendpreise geschritten. Diese bestanden in Summen von 2000, 1500 und 1600 Fr.
. 3 der Champagne versprechen die rothen und weißen Weine 63. Reh ,. Ertrag, als in den übrigen Theilen Frankreichs.
hengedenken haben sich in Betreff des Weinstockes keine solche Aussichten geboten, wie in diesem Jahre. An 3 Fuß hohen Reben zählt man bis über 30 Trauben, und wenn die Witterung nur
. günstig bleibt, wird man eine außerordentlich reiche Weinlese
Großbritanien und Irland.
London, 24. Juli. Ihre Majestät die Königin i Morgen, nachdem sie gestern Nachmittag eine e gehalten hatte, in welcher die Erlassung einer Proclamation zur Auf⸗ lösung des Parlaments angeordnet wurde, mit ihrem Gemahl und ihren Kindern nach Osbornehouse zurückgereist.
Die durch die Gazette veröffentlichte Proclamation zur Auf— 6. des jetzigen und Einberufung eines anderen Parlaments autet:
. „Victoria regina. Da Wir auf Anrathen Unseres Gehei
für angemessen erachtet haben, das jetzige Parlament, das ä gt 6 21. September vertagt worden, aufzulösen, so veröffentlichen Wir zu diesem Behufe Unsere gegenwärtige Königliche Proclamation und lösen demgemäß besagtes Parlament hiermit auf. Die geistlichen und weltlichen Lords, so wie die Ritter, Bürger und Commissaire für Grafschaften und Flecken im Hause der Gemeinen, sind hierdurch der Pflicht entbunden, sich am besagten 21. September zu versammeln. Da Wir aber wünschen und beschlossen ha ben, sobald als möglich mit Unserem Volle zusammenzutreffen und seinen Rath im Parlamente zu haben, so machen Wir . allen Unseren getreuen Unterthanen Unseren Königlichen Willen und Belieben, ein neues Parlament ein= zuberufen, bekannt. Ferner erklären Wir hiermit, daß auf Anrathen Unseres Geheimen 5 Wir Befehl ertheilt, daß Unser Kanzler des Großbritanien enannten Theils Unseres Vereinigten Königreichs und Unser Kanzler von rand, Jeder nach Anzeige hiervon, sofort Wahl- Ausschreiben in gebühren= der und gesetznäßiger Form behufs Einberufung eines neuen Pärlaments
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erlassen. Und erheischen Wir also, durch diese unsere Königliche Proclama⸗ en unter Unserem großen Siegel des Vereinigten Königreichs, daß Unsere besagten Kanzler jeder seinerseits Wahlschreiben erlassen, damit die geist⸗ lichen und weltlichen Lords und die Gemeinen, die in besagtem Parlament sitzen sollen, gebührend erwählt werden und in besagtem Parlament am 21. September sich einfinden.
„Gegeben an Unserem Hofe im Buckingham⸗Palast am 23. Juli, im Jahre des Herrn 1847 und im 41ten Jahre Unserer Regierung.“
Gott behüte die Königin!
Eine zweite Proclamation in der Gazette von heute Abend setzt den 8. September als Wahl-Termin für die Wahlen der 16 schottischen Repräsentativ-Pairs an, die im neuen Parlamente sitzen werden. Der Ort der Wahlen ist der Palast von Holyrood in Edinburg. .
In der jetzt beendigten Parlaments- Session, welche mit zwei Ausnahmen die längste seit 100 Jahren war, wurden nicht weniger als 4253 Bittschriften mit 559,977 Unterschriften gegen den Erzie⸗ hungsplan der Negierung und 99 Petitionen mit 141,717 Unter⸗ schriften zu Gunsten desselben eingereicht. Der Globe giebt heute die Dauer der letzten 14 Parlamente seit 1796 an und bemerkt, daß seit 1301 funfzehn Premier Minister sich einander am Ruder folgten, nämlich Addington 1801, Pitt 1804, Grenville 1800, Herzog von Portland 1807, Percival 1810, Graf Liverpool 1812, Eanning 1827, Goderich 1827, Herzog von Wellington 1828, Grey 1830, Mel⸗ bourne 1831, Peel 1834, Melbourne 1835, Peel 1841 und Lord J. Russell 1846.
89 n eiz. Kanton Zürich. Gestern ist der neue preußische Gesandte, Herr von Sydow, nach Bern abgegangen, um dem Bundes ⸗Präsiden⸗ ten seine Kreditive abzugeben.
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Rom, 17. Juli. (A. 3.) Abgesehen von den anderen Kla⸗ gen, die früher gegen Monsignor Grasselini vorgebracht wurden, ist man jetzt hauptsächlich deswegen gegen ihn aufgebracht, weil er eine Menge unnützes Gesindel, zum Theil ohne Paß, in die Mauern der Hauptstadt aufgenommen und daselbst mit großer Gefahr, für die Fffentliche Ruhe und Sicherheit gehegt hat,“). Die hiesigen Zu— stände hatten in der That ein höchst bedrohliches Aussehen gewonnen. Nicht blos, daß herumziehende Emissaire Handwerksgesellen durch an⸗ gebotene Löhnung zur Theilnahme an beabsichtigten Störungen der Srdnung zu bewegen versucht, sondern auch in den Fabriken in Traste⸗ vere hatte sich ein auffallender Geist der Unzufriedenheit wahrnehmen lassen, und als man die Besseren bei Seite genommen und sie über die Ursache dieser Mißvergnügens-Aeußerungen befragt hatte, war man auf deutliche Spuren von Bestechungen zur Aufwiegelung gerathen. Während gestern Abend zwei der Angeschuldigten durch einen gedruckten An— schlag sich gegen jede Theilnahme an dem Komplott, ja selbst gegen jede Verwandtschaftsbeziehung mit Subjekten gleichen Namens ver⸗ wahrten, ist man zur Festsetzung anderer geschritten. Oberst Fredi ist geflohen, das Haus des Grafen Bartalo war von der Bürger⸗ garde besetzt, und der Lieutenant San Giorgio, eine von Nardonis' Kreaturen, ist eingefangen worden. Er soll bei dieser Gelegenheit ein Bündel Papiere in einen Keller geworfen haben, den man jetzt durch⸗ sucht. Sehr begreiflich ist es nun aber, daß man unter solchen Um— ständen die oberste Leitung der Polizei- Angelegenheiten nicht länger in Mons. Grasselini's Händen hat lassen wollen. Schon der eine Fehler macht ihn zu einer solchen Stellung untauglich, daß er Nie⸗ manden vorläßt und in diesem Zustande der Abgeschlossenheit leicht selbst getäuscht werden kann. Der Papst, von dem man keinesweges sagen kann, daß er schwer zugänglich sei, war in der letzten Zeit selbst indeine Art Isolirungs - System gerathen, welches bei Monarchen so leicht entsteht, wenn die Umgebung nicht von unangenehmen Dingen zu reden wagt. Nun hat er aber Befehl ertheilt, man solle mit ihm von Allem, was da vorkomme, frei und frank reden. Die Festlichkei— ten sind unter einem sehr geschickt gewählten Vorwande eingestellt worden. Sie sollen nämlich so lange verschoben bleiben, bis sie durch die bereits organisirte Bürgergarde einen neuen und würdigen Schmuck erhalten haben werden. Unterdessen ist heute Abend die Illumination gestattet.
Kardinal Ferretti hat sich bereits die Gunst des großen Haufens durch sein höchst populaires Zureden zu gewinnen gewußt. „Ahmt eure großen Vorfahren nach“, rief er den jungen Leuten zu, die sich seinem Wagen vorspannen und die Pferde ausspannen wollten, die se machten die Helden und nicht die Bestien!“ Im Quirinal angelangt, ließ er sich beim Papst melden, der ihm sagen ließ, er möge erst ausruhen und dann morgen früh zu ihm kommen. Gestern früh um 9 Uhr war er bereits bei ihm. Sein Absteige⸗Quartier nahm er in dem Kloster von S. Silvestro auf Monte Cavallo. Es danerte eine Weile, bevor sich die Mönche desselben entschließen konnten, ihm Ein laß zu geben, da sie durch den Lärm stark eingeschüchtert worden waren. Er begab sich alsobald nach einem der Fenster und grüßte von da aus die jubelnde Menge, dann an ein größeres, wo er sich freundlich verabschiedete. In Pesaro haben vor seinem Abgang leb— hafte Demonstrationen stattgehabt. Höchst wichtig wäre es, wenn sich die Nachricht bewahrheiten sollte, daß die in der Romagna sta⸗ tionirenden Schweizer-Truppen ihren Abschied verlangt hätten. Dar— über sind Alle einig, daß ihr Fortbestehen neben der neu zu crrich— tenden Civica höchst bedenklich, ja geradezu unthunlich sei.
nell ausgegeben worden. Der Abdruck enthält nicht blos wörtlich Alles, was er den 28sten und 30sten v. M. vor einer großen Ver⸗ sammlung gesprochen, sondern auch mehrere Stellen, die er damals, theils aus Mangel an Zeit, theils weil die physischen Kräfte dem Redner auszugehen drohten, hatte unterdrücken müssen. In der Vor⸗ rede spricht er sich über die Absicht seines Vortrages mit strengem Bezug auf die römischen Verhältnisse offen und unverhohlen aus und
mit gewohnter Freimüthigkeit.
Spanien.
3 Madrid, 20. Juli. Wir sind Zeugen unglaublicher Vor⸗ fälle. Kaum war die Königin am Abend des 17ten nach la Granja abgereist, als ihr Gemahl vom Pardo aus den Beamten des König⸗ lichen Hauses den Befehl zugehen ließ, eine Wohnung für ihn im hiesigen Königlichen Palast einrichten zu lassen, da er am folgenden Tage sich hierher zu begeben und dieselbe zu beziehen gedenke. Die Minister waren für die sen Fall im voraus dur h die Königin mit Vorschriften versehen worden, und der Minister des Innern, Herr Benavides, begab sich vorgestern Abend nach dem Pardo und erklärte dem Könige, daß er' von dessen Gemahlin angewiesen worden sei, ihm den Eintritt in den Königlichen ett durch die dort aufgestellte Wache verweigern u lassen. Zugleich ertheilte der Minister dem Könige den Rath, überhaupt jeßt nicht nach Madrid zu kommen, um nicht, zu der Vor⸗
aussetzung Veranlassung zu geben, daß er absichtlich seine Gemahlin
*) Rem soll im gegenwärtigen Augenblick so viel Einwohner zählen wie im Winter, also 25 ) mehr als die Zahl der Insassen; les zieht sich demnach in der einen oder anderen Absscht nach blefem Mittelpunft des politischen Lebens hin. An m. d. Allg. 31g.
So eben ist des Pater Ventura Leichenrede auf Daniel O' Con-
berührt die Kritik, deren er sich bei der Gegenpartei schuldig gemacht,
und Königin beleidigen wolle. Der übelberathene König erwiederte ihm darauf, er hätte den Palast-Beamten seine Befehle zukommen lassen und wäre nicht gewohnt, diese zurückzunehmen. Wenn die Mi⸗ nister ihm die Pforten des Palastes verschließen wollten, so möchten sie es ihm schriftlich anzeigen, übrigens wisse er selbst am besten zu beurtheilen, ob es schicklich wäre, daß er sich jetzt nach Madrid begebe. Sobald Herr Benavides wieder hier eintraf, versammelten sich sämmtliche Minister zu einer Berathschlagung und schickten dem König eine schriftliche Auseinandersetzung der Gründe zu, weshalb sie ihm den Aufenthalt im hiesigen Königlichen Palaste nicht gestatten dürften. Da diese Umstände kein Geheimniß blieben, so war das Erstau— nen um so allgemeiner, als man gestern Vormittag den König in die Stadt fahren und die Richtung nach dem Königlichen Palast einschla⸗ gen sah. Bevor er aber dort anlangte, wurde ihm ein Ordonnanz⸗ Effizier entgegengeschickt. Vermuthlich kündigte dieser ihm die Maß⸗ regeln an, die ihm bevorständen, falls er den Versuch machen würde, in den Palast einzudringen. Jedenfalls änderte der König seinen Entschluß. Er befahl, umzukehren, und fuhr aus dem nach dem Pardo führenden Thor. Während man hier aber voraussetzte, er wäre dort⸗ hin zurückgekehrt, fuhr er um einen Theil der Stadt, kam durch ein anderes Thor wieder herein und stieg im Palais seines Vaters im Buen Retiro ab. Dort erklärte er für jetzt seinen Aufenthalt nehmen zu wollen, allein die Minister ließen ihn dringend, man sagt, selbst unter Androhung unangenehmer Maßregeln, auffordern, noch vor Ein⸗ bruch der Nachk nach dem Pardo zurückzukehren. Der König ge⸗ horchte. . Wenn der König bisher sich darin gefiel, den Ort, an welchem seine Gemahlin verweilte, zu fliehen, so zuckten hier unbefangene Per⸗ sonen höchstens die Achseln, indem sie in einem solchen Verfahren nur das Bestreben erblickten, sich als einen verfolgten, die Intriguen des Hofes meidenden Prinzen darzustellen. Seine Pflicht rief ihn an die Seite seiner Gemahlin, wenn auch nicht seine Neigung. Dennoch würde man hier schweigen, wenn er im Pardo geblieben wäre oder einen dritten Aufenthaltsort gewählt hätte. Wenn er aber vollends nur den Augenblick, wo seine Gemahlin Madrid verläßt, abwartet, um sich hierher zu begeben, und Anstalten trifft, gerade in dem Pa⸗ laste seine Wohnung auß;uschlagen, den seine Gemahlin kaum geräumt hat, so geräth man auf den Schluß, daß der König recht deutlich darzuthun beabsichtige, zwischen ihm und seiner Gemahlin könne und dürfe kein ehelicher Verkehr stattfinden. Die von ihm beabsichtigte gewaltsame Besitznahme des Palastes thut nicht nur dar, daß das Vorgeben seiner Parteigänger, er suche sich keinesweges den Befehl im Innern desselben anzumaßen, unbegründet war, sondern man dürfte nicht mit Unrecht in einem solchen Verfahren nur den ersten Schritt zu weiteren Eingriffen in die Kö— nigliche Gewalt erblicken. Der König schien zu übersehen, daß er seinen Titel nur vermöge einer Ministerial-Verfügung trägt, und daß Isabella II. nicht nur seine Gemahlin, sondern auch seine Nönigin ist. Es ist für die Einwohner Madrids das traurigste Schauspiel, einen Prinzen, der den Königstitel trägt, nach dem Besitze von Rechten, die ihm abgesprochen sind, ringen zu sehen, um alsbald vor der lei⸗ sesten Insinuation höchst unpopulairer Minister schüchtern zurückzu⸗ weichen. Durch dieses Ergebniß gelangen aber seine hinterlistigen Zuflüsterer ihrem Zwecke, der Aufstellung einer fremden Dynastie, um viele Schritte näher. Um dieser den Weg zu bahnen, muß die Königin und die Familie des Infanten so tief wie möglich herabge⸗ setzt werden. Der Faro, das Blatt der Ultramoderirten, fährt in seinem Geschäfte, das Betragen der Königin zu bekriteln und zu ver⸗ dächtigen, rüstig fort. Dagegen lesen wir in diesem Blatte, daß die Herzogin von Montpensier bei, dem großen Feste im Walde von Vinkennes „auf bewunderungswürdige Weise die ihr angeborene Hal⸗ tung einer Sonverainin entwickelt habe.“ . Der General Concha traf an Bord des spanischen Dambpfschif⸗ fes „Isabella II.“ am 13ten mit einem Gefolge von dreißig Offizie⸗ ren in Lissabon ein und wurde am folgenden Tage durch den Ge⸗ sandten, Herrn d'Ayllon, der Königlichen Familie vorgestellt. Er hat sich mit dem Gesandten vollkommen verständigt, und es sollte ein neues, das Benehmen des Generals Concha rechtfertigendes Protokoll aufgefetzt werden. Gestern wurde ein Adjutant des Kriegsministers nach Portugal abgefertigt, der dem General Blaser den Befehl über⸗ bringt, sich sogleich hierher zu begeben, um den Befehl über die
Truppen in Maestrazgo zu übernehmen, wo die Karlisten in bedeuten⸗ der Anzahl eingedrungen sind. Der aus dem früheren Bürgerkriege bekannte Serradas soll an ihrer Spitze stehen. Der Estudiante schlug sich am 17ten und 18ten in der Gegend von Burgos mit den Trup⸗ pen der Königin; mit welchem Ausgange, verschweigt der telegraphi— sche Bericht.
proz. 2643 G.; 5proz. 177 Br.
Rückblick auf den ersten Vereinigten Landtag.
Der erste preußische Vereinigte Landtag, ist ein bedeutsames Er⸗ eigniß, nicht blos für die preußische Monarchie sondern auch für ganz Dꝛutschland, für Europa, für die Welt, für Gegenwart und Zukunft. Wie scine Eröffnung und der Gang seiner Verhandlungen die Auf⸗ merksamkeit aller derer im In- und Auslande auf sich zogen, die sich für politisches Leben interessiren, so auch sein Schluß, und um, so mehr muß dieser Moment als der wichtigste erscheinen, da in ihm der Stützpunkt für das fernere Gedeihen des begonnenen Werkes und die Entscheidung liegt: ob es seinen Meister loben und mit heilsamem Erfolge gekrönt werden wird. .
Es haben sich bereits Stimmen vernehmen lassen, welche das Ergebniß des Landtags als eine Niederlage der Opposition bezeich⸗ nen, auf deren Sieg sie mit Zuversicht gerechnet hatten; solche Be⸗ richte bemühen sich dann, wie die Bülletins nach einer verlorenen Schlacht zu thun pflegen, die Ursachen zu erklären, wodurch die be= klagenswerthe Begebenheit herbeigeführt worden ist; sie untersuchen die Nägel zum Sarge, in welchem ihre Hoffnung zu Grabe getragen worden ist, und mancher unlängst hochgefeierte Kämpfer wird in den⸗ selben Blättern, die seinen Namen zu den Sternen emporhoben, uns nunmehr in der Stellung eines Fechters dargestellt, der von dem zu⸗ schauenden Publikum keinen lebensrettenden Beifall mehr zu erwar— ten hat.
(Denjenigen unserer Leser, denen Ler Genuß der Bremer Zei⸗ tung nicht als eine verbotene Frucht entzogen ist, empfehlen wir beren 184ste Nummer, verglichen mit den vorhergehenden.)
Diese Blätter sind keiner Partei gewidmet, ie sollen weder Weihrauch streuen, noch Jemand verunglimpfen. Der aufmerksame Zuschauer einer Handlung, die vor aller Welt Augen stattgefunden hat (wie dies durch die vollständige Veröffentlichung der stenographi⸗ schen Berichte der Landtags- Verhandlungen der Fall ist, wenngleich ber Zutritt in die Säle nicht gestattet war), hat ein Recht, nachdem er die Reden gelesen und die Abstimmung vernommen, auch das zu entziffern, was zwischen den Zeilen der umfangreichen Berichte ge⸗ schrieben steht. Unserem geneigten Leser bleibt überlassen, zu beur⸗ theilen, ob wir recht gesehen haben.
üm einen Gebankenkampf, ein Streben und Ringen verschiede ner
Ansichten und Absichten, einem mit materiellen Waffen, mit Schwerd⸗ tern und Geschossen ausgefochtenen Treffen vergleichen zu können, muß zuvörderst festgestellt werden, wer die Kämpfenden waren, wes Geistes Kinder mit einander gerungen haben, und was denn die Einen und die Anderen eigentlich einander abgewinnen wollten?
Wir fragen also, ehe wir über das Ende dieses Landtages einen Siegesgesang oder ein Klagelied als zulässig anerkennen: welche Be⸗ wandtniß es mit dem Kampfe der Opposition gehabt habe?
So wunderbar und unfaßlich es den Repräsentativisten von der strengen Observanz vorkommen mag, so gewiß ist es doch, daß der Begriff einer „systematisch organisirten Opposition“, wie er im Wör⸗ terbuche der modernen Politik steht, d. h. eines parlamentarischen Krieges zwischen zwei Parteien, eines Ringens und Boxens auf ei⸗ nem abgesteckten Kampfplatze, um die Gegenpartei aus den Schran⸗ ken hinauszuwerfen und auf einige Zeit das constitutionelle Feld zu behaupten und auszubeuten — daß diese Vorstellung auf unseren Landtag nicht paßt. Möge man es dem Mangel an parlamentari⸗ scher Erfahrung, der Unreife unserer Zustände zuschreiben, oder mö= gen bessere Gründe dafür gelten — jedenfalls müssen unsere Kriti⸗ ker jenseits des Rheins es sich gefallen lassen, „daß wir so weit noch nicht sind.“ Das, was bei uns Opposition genannt wird, ist etwas Anderes; möglich, daß einige Mitglieder solches Ideal im Kopfe und statt des Herzens in der Brust gehabt haben; aufgekom men, hervorgetreten und geltend geworden ist solche Tendenz in der Versammlung nicht, und es würde nicht nur inconstitutionell sein worüber sich manches Gewissen beruhigen möchte — sondern es wäre ungerecht und falsch, über die verkehrten Gedanken Einzelner den gesunden, ehrenhaften Sinn der Gesammtheit zu verkennen. Wenn die Pläne derjenigen Männer der Bewegung und des Fort⸗ schritts, welche ein neues April⸗Preußen auf den Trümmern der Monarchie errichtet, den Thron mit republikanischen Institutionen umgeben und fortan „Alles durch das Volk“ entschieden haben wollten, gänzlich mißlungen sind, so ist das nicht sowohl einer verlorener Schlacht, als vielmehr einem Schiffbruche zu vergleichen; sie haben nicht in offe— nem Felde ihr Panier aufgepflanzt, sie haben kein Treffen gelie—⸗ fert, sie scheiterten an einem Felsen, den sie lavirend umschiffen zu können meinten. ;
Ob und wie viele Bekenner solcher Lehre in der Versammlung gewesen sind, darauf kommt es uns nicht an; wir verdammen keinen, behaupten aber als eine unverkennbare Thatsache: daß es mit der ansehnlichen Zahl derer, die man unter dem Begriff „Opposition“ zusammenfassen kann, weil sie Nein! antworteten, wo der Regierung ein Ja lieber gewesen wäre, eine ganz andere Bewandtniß und Zu⸗ sammenhang hatte, als der liheralismus vulgivagus darin erkennt. 1. Um dies klar zu machen, müssen wir die Verhältnisse ins Auge fassen, unter denen unser Landtag zusammentrat; sie sind wesentlich verschieden sowohl von denen bereits in hergebrachter Weise wieder⸗ kehrender Versammlungen anderer Staaten, noch mehr aber von de— nen, die wohl anderwärts, in anderen Zeiten, bei Errichtung neuer Verfassungen stattgefunden haben. Unser erster Vereinigter Landtag war allerdings insofern etwas Neues, als zum erstenmale die Provin⸗ zial- Landtage zu einer Körperschaft zusammentraten; er er⸗ hielt durch die Verordnungen vom 3. Februar neue Befug nisse, und es ward ihm ein neuer, erweiterter Wirkungskreis ständischer Thätigkeit eröffnet; folglich konnte für ihn keine völlig ausreichende Richtschnur in den bereits vorhandenen Vorschriften be⸗ stehen; seine Praxis mußte sich erst bilden; er war aber durchaus nicht in dem Falle, als eine konstituirende Versammlung sich den Um⸗ fang seiner Wirksamkeit selbst vorzuzeichnen, noch einen neuen Vertrag mit der Krone zu stipuliren, noch eine neue Constitution zu machen. Die Vereinigten Provinzial-Stände befanden sich auf demselben Rechts⸗ boden, auf dem sie sich vor ihrer Vereinigung befunden hatten; sie behielten die Rechte, die sie seit 1823 gehabt, und gewannen die, welche ihnen durch das Patent vom 3. Februar erworben waren. Von einem Ringen und Kämpfen um andere Rechte hätte gar keine Rede zu sein brauchen, um zu einer folgereichen, fruchtbaren und heil⸗ samen Wirksamkeit zu gelangen. Jeder Plan, dem Landesherrn Be— dingungen vorzuschreiben, ermangelte, abgesehen von allem Anderen, der nothwendigsten Bedingung des Gelingens, nämlich der: daß die Regierung sich in einer Bedrängniß befunden hätte, wodurch sie zur Unterwerfung unter den Willen einer Partei und zur Bewilligung ihr vorgeschriebener Forderungen hätte bestimmt werden können. Regierung und Stände waren nicht mit einander im Kriege; so war denn auch keine Pa⸗ ciszirung erforderlich. Für eine gedeihliche Entwickelung des ständischen Wesens, für Erhaltung und Verstärkung der moralischen Macht der Stände war der friedliche Weg gebahnt und eröffnet. Niemand konnte ver—⸗ kennen, daß ein großer, bedeutsamer Schritt geschehen sei; es han delte sich nun davon: was mit dem Gegebenen zu machen sei.
Dies Gegebene enthält unstreitig die wesentlichen Hauptpunkte aller heilsamen Wirksamkeit der Stände. Ohne ihre Zustimmung soll dem Lande keine neue Steuer auferlegt, ohne ihr rathsames Gutach⸗ ten kein das Eigenthums- und Personen-Recht betreffendes Gesetz erlassen noch geändert, für die beständige Ordnung des Staatshaus⸗ halts ihnen eine feste Garantie gegeben werden. Dennoch fühlte sich ein Theil der Versammlung unbefriedigt, und dieser unbefriedigte Sinn, dies Verlangen nach etwas Anderem glaubte sich am besten geltend zu machen, wenn er die seltsame Behauptung aufstellte: es seien den Ständen alte Rechte entzogen worden, das Patent vom 3. Februar gebe weniger, als es nehme, es handle sich davon: den Rechtsboden zu behaupten, das alte, gute Recht zu bewahren! — Diese Idee: wohlerworbenes Recht zu wahren, sindet in jedem den⸗ kenden Geiste, in jedem fühlenden Herzen Anklang; aller Ruhm, der einen männlichen Charakter schmückt, ist in dieser Aufgabe einbegrif⸗ fen; Lorbeerkränze, auf den Schlachtfeldern gegen die Feinde des Va⸗ terlandes erfochten, Bürgerkronen, durch Verdienste für dessen inneres Gedeihen erworben, stammen aus diesem selben gemeinsamen Boden. Landstände, die keinen Werth auf ihre Rechte legten, würden auch keine Pflicht erfüllen können; sie, würden keine Stütze der Regierung, sondern nur ein unnützes Geräth sein. Aber eben deshalb, weil die Idee des Rechts über jede mit Vernunft begabte Seele eine gewisse Macht behält, die kein Befehl, kein Protest und feine Opposttion völlig zu vernichten vermag; eben, deshalb ist die Berufung auf ein Recht gar vielfach als eine Formel benutzt worden, die Geister zu beschwören, um sie dem, der sie aufruft, dienstbar und fügsam zu machen und sie Wege zu führen, die nicht die des Rechtes sind. Eroberer und Empörer, Eigennutz und Willkür, Tyrannei und Unrecht aller Art haben sich, wie unzählige Beispiele ältester und neuester Zeit beweisen, auf ihr Recht berufen, wo sie in ein anderes Recht eingriffen. ⸗
Um irgend eine Opposition richtig beurtheilen zu können, muß zuvörderst die Po sihtion, der sie gegenübersteht, in Betracht kommen. .
Nimmt man den Begriff Opposition in seiner weitesten Beden⸗ ö. so läßt sich Jar keine, gründliche Berathung ohne Opposition denken; denn über Dinge, die sich von selbst als ganz unzweifelhaft und aller Einwendungen und Bedenken überhoben darstellen, ist die Berathung eine leere, unnütze, oft verderbliche Formalität; wo aber verschiedene Ansichten obwalten können, da ist es wohlgethan, den Gegenstand von, allen Seiten zu betrachten, das pro und' das , . sowohl die Befürwortung, als auch die Opposition, zu vernehmen. z
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In jedem Parlamente ist also eine Opposition nothwendig, und in diesem Sinne mag wohl Pitt es gemeint haben, wenn er sagte; Fände ich keine Opposition im Parlamente, so möchte ich sie kaufen! W Der große Staatsmann ist deshalb nicht in Unkosten gerathen, es hat ihm nicht daran gefehlt; er ist groß geworden eben dadurch, daß er nicht davor erschrak, als sie ihn bereits durch die Wucht ihrer negativen Gewalt gestürzt zu haben meinte.
In einer Versammlung, in der täglich die Nede von Freimüthig⸗ keit, von Gewissenhaftigkeit und Ueberzeugung ist, sollte an eine sy⸗ stematische, factiose Opposition gar nicht gedacht werden können; leb⸗ ten wir sammt und sonders im Stande der, Unschuld, so würden alle Berathschlagungen sich anders gestalten, wie sie in dieser unvollkom⸗ menen' Welk zu thun pflegen; wer sich berufen fühlte, seine Meinung zu sagen, würde sie in aller Sanftmuth vorbringen; wenn sie wider⸗ legt und verbessert würde, so würde er sich dessen erfreuen; wer sich nicht kompetent fühlte, würde schweigen, bis er eine Ansicht gewon⸗ nen hätte; weder leidenschaftlich aufgeregte, noch langweilig schlep⸗ pende Verhandlungen würden vorkommen, — so ist es aber nicht, und es kann nicht so sein, sobald der Begriff Opposition nicht mehr auf die einzelnen Gegenstände der Berathung, sondern auf die Personen, auf die Parteien, denen sie angehören, bezogen wird. Man stimmt mit seinem Freunde, man muß sich auf einander ver⸗ lassen können, man muß „Farbe halten? — das ist das Grundprinzip aller Parteien, und somit ist die Freiheit der individuellen Meinung ein- für allemal beseitigt. Es handelt sich alsdann lediglich davon: der eigenen Partei das Uebergewicht über die opponirende zu verschaffen und zu erhalten. Der Wege zu diesem Ziele sind mancherlei; für die Regierung, die etwas Positives will, sind sie unendlich schwieriger, als für die Opposition, die eben nur widerstreben will; sie führen durch verschiedene Gefilde (unter Anderem durch das, auf welchem in einem Nachbarlande der Skandal gerade jetzt eine recht ausgiebige Aerndte feiert).
Wenn nun ganz verschiedene Beweggründe zusammentreffen, um eine Oppositions-Partei zu bilden, deren gemeinsamer Zweck dahin geht, etwas Vorhandenes zu ändern, oder, etwas Werdendes zu hin—⸗ kertreiben, so wird die gewöhnliche Taktik erfordern, daß die eine Partei die entgegenstehende zu schwächen und die Vereinigung mit hren Hülfstruppen zu verhindern sucht. Die Kriegskünstler haben viel darüber gestritten: ob es besser sei, dem Gegner durch Umge⸗ hungen und Ueberflügelungen die Flanke abzugewinnen, oder eine innere Operationslinie festzuhalten; Alle kommen in dem Grundsatz überein, der auch für den parlamentarischen Kampfplatz paßt: man muß auf dem Punkte der Entscheidung so stark als möglich auftre⸗ ten. Die Richtigkeit dieser Lehre ist von Niemanden bestritten, dennoch ist sie bei unzähligen Gelegenheiten nicht befolgt worden. Den Heerführern bleibt häufig die Entschuldigung, daß sie nicht vorhergesehen haben, wo der Punkt der Entscheidung lag; in einem parlamentarischen Feldzuge gilt diese Entschuldigung nicht, denn da muß man es wissen, wohin man will, und wie man dahin gelangen kann.
Der Punkt, die Seite der Gesetze vom 3. Februar, die jedem Angriff eine unüberwindliche Festigkeit entgegenstellt, ist offenbar der viel zerarbeitete Rechtsboden.
Der König war unzweifelhaft berechtigt, diese Gesetze zu er⸗ lassen, und schwerlich giebt es ein Beispiel in der Weltgeschichte, daß eine Gabe wie diese, Son einem Könige seinem Volke aus freier Be⸗ wegung dargeboten, von den Vertretern dieses Volkes für eine Be⸗ einkrächtigung bereits besessener Rechte angesehen, zurückgewiesen, oder wie eine Abschlagszahlung auf eine längst zahlbare Schuld mit Verwahrungen und Protesten in Empfang genommen worden wäre. Die Vereinkgten Stände haben das auch nicht gethan; eine Fraction hat es gewollt, doch ist es nicht geschehen; die Dank-Adresse wäre nichts aks eine abgeschmackte, heuchlerische Komplimentirung, wenn die überwiegende Mehrheit diesen Sinn damit verbunden hätte; diese Majorität hat vielmehr am letzten Tage des Landtages den Sinn nicht verleugnet, der sie am ersten beseelte.
Das Gefühl und die Ueberzeugung von einer wirklichen Rechts- verletzung hat wohl eigentlich Niemand in der Versammlung gehabt; Viele aber hielten Abänderung für zweckmäßig und wünschenswerth aus verschiedenen Gründen, und so geschah es, daß man den Rechts⸗ punkt zum Vorwand zu nehmen suchte und, statt das Recht und die mora⸗ lische Macht des Rathes als ausreichend anzuerkennen, die Berufung auf frühere Verordnungen nicht aufgeben mochte.
Man wollte etwas Anderes, als was der König gegeben; dar— aus drehten denn juristische Spitzsindigkeiten und liberale Phantasieen gemeinschaftlich die Behauptung: es handle sich um Vertheidigung wohlerworbener Rechte! Gegen wen sollten diese Rechte vertheidigt werden? — wo war der Unterdrücker, gegen dessen Gewaltthat sich die Helden der Tribüne erhoben? Ein König, der, was Keiner vor Ihm gethan, freiwillig, von keiner Nothwendigkeit bedrängt, Seinem Volke gegeben hatte, was zu dessen Frieden dient, der selbst das große Wort öffentlich ausgesprochen hatte, daß Er die Freiheit als die Stütze seiner Monarchie betrachte! — Man hat nicht ver⸗ fehlt, die abgenutzte Phrase vorzubringen: man fechte nur gegen die Räthe der Krone; diese Redensart könnte einen verständigen Sinn haben in Bezug auf die Zweckmäßigkeit der Einrichtung, durchaus keinen, sobald von dem Rechte der Gesetzgebung die Rede war. Die Stände hatten unstreitig das Recht, zu erklären: wie sie eine Aende⸗ rung für wünschenswerth hielten. Diesem Rechte der Petition (oder
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der Initiative) steht eine große moralische, Macht zur Seite, so lange es innerhalb der Schranken weiser Mäßigung ausgeübt wird; diese Gränzen würden aber auf eine völlig widersinnige Weise umgewor— fen worden sein, wenn man dem Gesetzgeber das Recht der Gesetzgebung bestritten hätte. Es wäre alsdann nur übrig geblieben, es sich selbst anzumaßen, dann wäre aber die Berufung auf die frühere Gesetz⸗
gebung weggefallen; denn eine Uebertragung der legislativen Gewalt
von der Krone an die Stände war unmöglich nachzuweisen; die Be⸗ hauptung, der Vereinigte Landtag habe durch sein kraft der Gesetze vom 3. Februar begründetes Dasein ipso sacio Rechte erworben, von denen diese Gesetze nichts enthalten, — diese Behauptung ver⸗ letzt nicht allein die Achtung vor der Rechtswissenschaft, sie verletzt zugleich den gesunden Menschenverstand aufs empfindlichste, und die ganze Verfassungsfrage würde damit in eine Verwickelung verstrickt werden, deren Lösung auf legalem Wege unmöglich wäre.
Die große Majorität der Stände verwarf dies Ansinnen. In⸗ dem sie den Weg der Petition als den legalen einschlug, erkannte sie das Recht des Königs an. Die Frage: ob die Gesetze vom 3. Fe⸗ bruar fortan zu Recht bestehen? hatte von da an keinen anderen Sinn mehr, als den einer unbefugten Protestation, illegaler Quärele oder bedeutungsloser doléangces. .
Gegen willkürliche Umänderung dieser Gesetze tragen sie eine Garantie in sich selbst. Diejenigen, welche sie nach ihrem Willen umzuarbeiten gedachten, würden ohne Zweifel anerkannt haben, daß sie insoweit zu Recht beständen, als etwa. von Seiten der Krone Etwas zurückgenommen werden möchte. Es ist aber eine allzu frei⸗ sinnige Uebersetzung des Suum, euique, wenn es heißen sollte: „Ein Jeder nehme sich, was ihm beliebt.“
Fern sei von uns die Absicht, einen Vorwurf darauf gründen zu wollen, daß die Stände den Rechtspunkt, ihrem Landesherrn gegen⸗ über, erörtert haben; sie konnten das, ohne irgend eine Verletzung ihrer Pflichten, und die ganze Welt wird unserem ersten Vereinigten
Landtage in seiner Gesammtheit den Ruhm lassen müssen, daß er mit keinem illegalen Schritt seine Verhandlungen befledt habe. Wenn sich ein solches Gelüst regte, so trat ihm die im Ganzen vorherr⸗ schende Gesinnung entgegen, und es blieb vereinzelt stehen. Eine freimüthige, unbefangene Betrachtung wird jedoch neben dieser Aner⸗ kennung zu dem Schlusse gelangen, daß der eingeschlagene Weg nicht der richtige war, um ein befriedigendes Ziel zu erreichen; was denn auch nicht geschehen ist.
Die Gravamina über Beeinträchtigung bestehenden Rechts kamen gleich vom Beginn des Landtages zur Sprache. Die öffentliche Mei⸗ nung war schon vorher eifrigst bearbeitet worden, die Gesetze vom 3. Februar anzufeinden. „Ein Stein statt Brod“ sollte dadurch ge⸗ gegeben worden sein, behauptete ein Rechtsgelehrter, der dies Gleich- niß gebrauchte, ohne sich des nahe verwandten, auf sein Werk nur allzukreffend passenden vom „Skorpion, der statt eines Eies gegeben wird“, zu erinnern. Dieser Aufwiegelungs Versuch schlug fehl, des⸗ gleichen die Einflüsterungen von Inkompetenz- Erklärung und ossenen Protestationen. Die Stände folgten dem Rufe des Königs; der Ver⸗ einigte Landtag ward am 11. April vollzählig versammelt.
Europa hat die Rede vernommen, mit der der König die Ver⸗ sammlung begrüßte; sie ist über das Meer hinüber zur anderen Hemisphare gelangt; sie wird im Strome der Zeiten als ein Denk⸗ mal unferer Tage und unserer Verhältnisse stehen bleiben, welche Ge⸗ schicke uns auch die Zukunft bringen mag. — Es war eine schwierige Aufgabe, diese Rede durch eine Adresse würdig zu beantworten, in demselben Grade schwierig, wie sich der Wiederhall wenig oder nichts⸗ sagender Phrasen leicht sindet. Man hätte es bei der kurzen Erwiede⸗ rung des Marschalls, der sich das Lebehoch der Versammlung anschloß, bewenden lassen und die Beantwortung durch die That vor behalten sollen; es ward aber eine Adresse beantragt, beschlossen und eine Kommission, sie zu entwerfen, ernannt. . ;
Schon bei diesem ersten Akte trat die große Verschiedenheit un⸗ serer Verhältnisse von anderen parlamentarischen Einrichtungen klar hervor. Anderwärts würden die Ministeriellen eifrigst. bemüht gewe⸗ sen sein, sich der Adresse zu bemächtigen; hier verlautete nichts von Versuchen solcher Art; die Majorität der Kommission legte statt einer Dankabresse — eine Beschwerde und Verwahrung vor; Lie Verhand⸗ lung befand sich somit von Hause aus auf das Gebiet der Auslegung der Gesetze, der zu begründenden Ansprüche, der herbeizuziehenden Beweise versetzt. Vergeblich bemühten sich mehrere der, ausgezeichnetsten Redner, die Debatte aus diesem dornigten Gehege wieder los zumachen; ein dahin zielendes Amendement fand den entschiedensten Anklang; — die Vertheidiger der Adresse schienen eine Niederlage zu ahnen, die Vertagung ward jedoch verlangt und bewilligt; über, Nacht kam frischer Rath, und am anderen Morgen erfolgte eine Einigung dahin: daß die Aufzählung der Gravamina wegbleiben, die „Wahrung der Rechte“ jedoch beibehalten werden sollte. Nachdem eine Mehrheit von 13 Stimmen unter 593 (303 gegen 290) das Amendement be⸗ seitigt hatte, wonach der „Wahrung“ der sanfteste Ausdruck gegeben werden sollte, erklärten sich i84 Stimmen für, 107 gegen die Adresse, die sonach an Se. Majestät gelangte.
gandels - und Bärsen- Nachrichten.
Berlin, den 29. Juli 1817.
H echsel- Course.
Geld.
Amsterdam.... J 259 FI. Kurz ö 1422 do. 250 FI. 2 Mi. 141 HlIeuubur... 3 3060 Mlle. Kurz 2 — ö . 300 m. 2 MI. / 150 IL Lt. 3 Mt. q 6 233 300 F. 2 mt. q 802 150 FI. 2 Mt. 103 150 FI. 2 Mt. — „103 100 TI. 2 Mt. — 99 S Tage 109 99* 2 Mt. 995 99 Franlkefurt a. M. südd. W.... 160 *I. 2 Mt. — 5656 18 100 sRbl. 3 Woehen 10825 —
London
Wien in 20 Xr.... Augsburg....
Breslau
Leipzig in Courant im 14 TI. Fuss. 100 Thlr.
Petersbur'n--..
In län dische Fonds: Hlandbmrefs-, Kommundl - Papiere uncl Geld- Course.
Zf. Brief. Geld. Gem. Kur- u. Nm. Pfdbr. 33 — Schlesische do. ! 97 K. u. Nm. Schuldv. 3 do. Lt. BH. Car. d. 3 . herl. Stadt- Obl. Pr. Bk- Anth. - Sch — Wes pr. Pfandbr. : 5 ? 927 ö ⸗ Grossh. Posen do.“ * Friedriehsd'or. . ; Aud. Goldm. a5 th. — Disconto.
zf. Brief. Geld. Gem. St. Sehuld-Sch. See. Präm. Sch.
do. do. 3 Ostpr. Pfaudbr.
Pomm. do.
1 Actien.
Volleing. an. 2f. Amst. Rott. 4 104 bz. u. G. Pts. M. Pr. B. 5 101 B. Arubk. Utr. 1 — Rhein. Stm. 4 S7 B. herl. Ank.· . ] 116 a 3 ba. u. G. do. Prior. 1 — da. Prior. 4 — do. v. Si. gar. 3 — Rerl. Hlamb. 4 107 6. Siehs. Bayr. 4 882 B.
do. Prior. 4 100 bæ. Sag. Glo. — kerl. Steit. 4 113 a 3 ba. u. G. do. Prior. 4! — konn- Cdlu. 5 St.- Vobw. , Bresl. Freib. ] 100 6.
do. Prior. 4 Thüringer. 97 bz. u. . Cnth. Bernb. 1 WiIhb. (C. 0.) 86 kB Cr. Ob. Seb. do. Prior. 10923 bz. u. 6. Dũüss. Elberł. Zarsk. Selo. —
do. Prior. ö
do. Prior.
Quit. Bog. ꝙ
. 9 65 111 br. u. G. 1 . 96 . Aach. Mastr. 30 S841 R. 59 6. Berg. Mrk. 59 86 bz. u. II4 B. kerl. Anh. B. 45 1065. 4 ba. a. E. . Bexb. Ludi. 70 — ö. Brieg Neiss. 55 — 90 bz. v. G. Chem. Risa. 80 . 93 6. Cöln- Mind. 90) 977 97 ba. u. E. 102 B. do. Thür. V. 20 — Presd. Gärl. 90 1093 B Magd. win z) Ss S6 ba. Mecklenb. 70 73 B. Vordb. F v.65 7353 * ba. nb. St. Pr. 7M 923 B. Starg. Pos. 50 853 B.
Glos nita. IIb. Rergd. Kiel- Alt. Lpæ. Dresd. Löb. Zittau. Magd. Nalb. Magd. Leipꝛ do. Prior. RN. Schl. Mk. do. Prior. do. Prior. Nrdb. K. Ed. O. Sebl. Lt. Al do. Prior. do. Lt. E. Pts. Mędb. do. Pr. A. B.
107 8.
101 6. 101 6. 9335 6.