diplomatische Laufbahn verlassen. Die viplong id]; 2 schön und ehrenvoll; aber sie entfernt aus dem Vaterlande,
ili ; den. Wir sind daher nicht erstaunt, wenn Familie und von den Freun adh, ür bren geführt ha⸗ Männer, welche langt Jeit das Leb'n eines . 1 ben, sich noch Zeit vorbehalten Hire. 4 . bem Vaterlande zu
ĩ ? 1 der Gal, . . , , z z „ Stelle einzunehmen, welche sie dun . 1 4 gare rie ber ne darin sich erworben haben. Da⸗ . . bie Gründe des Austritts des Herrn von 1 Es war im Jahre 1831, als
S8 s. aus es rochen. 9 . . t. ; e r zum erstenmal beauftragt wurde, Frankreich im Auslanze zu vertreten; er wurde nach Rom gesandt.
) ande waren kritisch, und die Lage der römischen Staaten in r Ife re, und . hat Aehnlichkeiten und Unterschiede, die Anlaß zu einer interessanten Vergleichung böten. Auch damals wa⸗ ren viel freisinnige Hoffnungen rege, aber sie kamen so zu sagen von außen; es war der Gegenstoß der Revolution von 1830. Im Jahre 18147 hingegen gehen die freisinnigen Hoffnungen vom päpstlichen Throne aus; der Papst ist es, der sie einflößt und erhört. Die Lage der römischen Staaten ist also 1817 viel glücklicher als 1831, und die Stellung der französischen Gesandtschaft auch leich⸗ ter und bequemer, weil sie die guten Absichten des Papstes nur zu unterstützen und zu ermuntern braucht. Herr von St. Aulaire hatte das Glück, dem römischen Hofe und den Bevölke⸗ rungen ein Vertrauen einzuflößen, welches ihm die Entscheidung in einer schwierigen und verwickelten Lage in die Hände gab. Er be⸗ wirkte es, daß die Besetzung Ancona's nicht zu einer Intervention wurde, er hielt die stets drohende österreichische Invasion zurück, er setzte einge Reformen in der Verwaltung durch, und er konnte einen Augenblick hoffen, daß die päpstliche Regierung durch eine Laien⸗-Ver⸗ waltung werde gemildert werden; er bezeichnete endlich das Ziel, nach welchem man jetzt wieder hinstrebt. Von Rom ging Herr ven St. Aulaire nach Wien, und wenn das Frank⸗ reich von 1839 zuweilen glauben durfte, daß der Widerwille, welchen die Juli⸗Revolution natürlich den absoluten Mächten einflößte, in Wien minder stark sei als anderwärts, wenn die Juli-Regierung, ohne jemals auf eine unmöglich zu gewinnende und gefährlich zu er⸗ strebende Sympathie zu rechnen, denken konnte, daß sie in dem wie⸗ ner Kabinet eine günstige Unparteilichkeit finden würde, so war es die Gesandtschaft des Herrn von St. Aulaire zu Wien, während deren diese Veränderung vor sich ging, die man ihrem richtigen Werthe nach schätzen muß, ohne irgend eine Einbildung daran zu knüpfen. Noch ganz frisch sind die großen Angelegenheiten, an welchen Herr von St. Auclaire in London theilgenommen. Er sah das gute Vernehmen zwischen Frankreich und England sich begründen und zu einer, Art von Vertraulichkeit werden; er sah die Vertraulichkeit sich in Kälte verwandeln. Herr von St. Aulaire hatte schon in dem Augenblick, wo die Einigkeit zwischen bei⸗ den Ländern noch eine aufrichtige und wahre war, um seine Entlas⸗ sung nachgesucht; als jene glückliche Stimmung sich änderte, begehrte er nicht mehr, sich so bald zurückzuziehen, und da die französische Re⸗ gierung glaubte, daß die Anwesenheit des Herrn von St, Aulaire zu London in den ersten Augenblicken der Kälte diese Kälte selbst weni⸗ ger fühlbar und bedeutsam machen würde, so zögerte der Botschaf⸗ ker nicht, dieser peinlichen Pflicht noch ein Jahr zu widmen. Jetzt ist er der übernommenen Verpflichtungen ledig und wird, sich glücklich schätzend, daß sein Opfer nicht unnütz gewesen, diejenige Ruhe genießen, welche er stets geliebt, und die belebt ist von dem Antheil am öffentlichen Leben, von literarischen Studien, Familien⸗ freuben, Geistesgenüssen und dem Zauber schöner und langer Erinne⸗ rungen. In der Geschichte unserer Diplomatie seit siebzehn Jahren wird der Name des Herrn von St. Aulaire ehrenvoll genannt wer⸗ den. Er ist aus jener Diplomatenschule, die unter den Auspizien und nach dem Beispiel des Herrn von Talleyrand die Juli - Revolution im Angesicht Europa's vertreten hat, vertreten mit der den Umstän⸗ den angemessenen Mischung von Stolz und Weisheit. Herr von Talleyrand in London, Herr von St. Aulaire in Wien, Herr von Barante in St. Petersburg, Herr Bresson in Berlin — wir füh⸗ ren absichtlich veischiedene Namen und Stellungen an wollten Europa weder herausfordern noch sich vor ihm demüthigen; sie ließen es sich angelegen sein, darzuthun, daß wir eine Revolution gemacht haben könnten, ohne deshalb eine beständige Gefahr für Europa zu sein. Nach den verschiedenen Verhältnissen der Höfe wa⸗ ren die Einen glücklicher in ihren Bemühungen und rascher in ihren Erfolgen als die Anderen; Alle aber verfolgten dasselbe Ziel, Alle vertraten mit edler Haltung die Weisheit der französischen Regierung, Alle hatten das Verdienst, überall begreiflich zu machen, daß die größte Bürgschaft für den europäischen Frieden zu Paris sei.“
Die verwittwete Königin von Spanien hat vorgestern bei Gele— genheit ihres Namenstages in ihrem Palaste in der Rue Courcelles die Glückwünsche sowohl der spanischen Gesandtschaft, als der ange⸗ sehensten in Frankreich anwesenden Spanier entgegengenommen. Gegen Abend wiederholte sich eine ähnliche Scene in der Residenz der Kai⸗ serin Josephine, dem jetzt der, Königin Marie Christine gehörigen Schlosse Malmaison. Der König und die Königin der Franzosen,
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die sämmtlichen Prinzen und Prinzessinnen des Hauses Orleans waren hier anwesend und nahmen das Innere des geschichtlich merkwürdigen Schlosses mit vieler Theilnahme in Augenschein. Der König belobte vorzüglich die gegenwärtige Eigenthümerin sehr für die Sorgfalt, mit welcher sie Alles erhalten, was sich auf Napoleons Verweilen in die⸗ ser Residenz bezieht. Auch die gothische Kapelle, welche in neuester Zeit erbaut worden und worin eine kolossale Bronze -Bildsäule des Königs Ferdinand VII. aufgestellt ist, schien Ludwig Philipp sehr zu gefallen, und er äußerte, daß er vielleicht ein ähnliches Bauwerk bei einem der Königlichen Schlösser aufführen lassen werde.
Man liest in der heutigen Union monarchique; „Gestern trafen zwei Couriere aus Madrid bei der spanischen Gesandtschaft ein, und gleich nachher verfügte sich General Narvaez nach Malmai⸗ son, wo er mit der Königin Marie Christine und dem Herzog von Montpensier eine lange Konferenz hatte. Letzterer fuhr sodann mit dem spanischen Gesandten nach Neuillv, wo eine Konferenz mit Herrn Guizot stattfand. Abends erzählte man, daß Nachrichten aus Spa⸗ nien eine ernste Diskussion veranlaßt hätten. Der von Isabella er— lassene Befehl, daß der König in ihrer Abwesenheit den Palast in Madrid nicht bewohnen solle, wird tausendfach kommentirt. Nach der Konferenz von Malmaison ging ein Kabinets-Courier mit Depeschen an die Königin Isabella nach Spanien ab.“
Man sagt, Graf Bresson werde den Posten eines Gesandten in Neapel erhalten, der Graf Montessuy ihn als Legations Secretair begleiten und Herrn von Lutteroth ersetzen, der zum bevollmächtigten Minister in Hessen⸗Kassel ernannt sei. Der Marquis von Lavalette, Mitglied der Deputirten- Kammer, wird sich ganz aus der diplomati⸗ schen Welt zurückziehen, und der Baron d' Andrée soll Herrn Eugen Perrier, der sich seines Gesundheits Zustandes wegen zurüchieht, in Wien ersetzen. Endlich sollen der Graf von Banonville und Herr Dotezac die Sekretariate in Bern und München einnehmen.
Aus Toulon schreibt man, daß die Dampf -Korvette „Pluton“ sofort diesen Hafen verlassen sollte, um zu der Flotte des Prinzen von Joinville an der italienischen Küste zu stoßen.
Der Progressive Cauchois widerspricht dem Gerüchte, daß Cubieres nach Rord- Amerika auszuwandern beabsichtige, und berich- tet, daß derselbe seinen beständigen Aufenthalt auf seinem Gute zu Antiville, in der Nähe von Fecamp, wo er in voriger Woche ange— kommen, zu nehmen beabsichtige.
Herr Halphen erklärt in einem Schreiben an den Courrier frangais dessen Angabe für falsch, daß er in Folge der Ernennung des Herrn Talabot zum Oberst der zweiten Legion der Nationalgarde seine Entlassung als Maire des zweiten Bezirks der Hauptstadt ge— geben habe.
Das Journal des Débats versichert, die Sache der Dra⸗ goner-Offiziere, welche wegen Veruntreuung verhaftet worden, sei nicht so schlimm; jedenfalls beschränke sie sich auf eine einzelne Schwadron.
Das Haus Herout und Handel hat für diejenigen Personen, die auf ihren Schiffen, den neuen transatlantischen Dampf ⸗Fregatten „Columbus“, Missouri“, „Philadelphia“ und „New-= Nork“, von Havre nach New-Nork und wieder von dort zurück nach Europa rei⸗ sen, den Hin- und Rückfhrts-Preis von 2000 Fr. auf 1500 Fr. ermäßigt.
Rente und Eisenbahn-Actien waren zu Anfang der Börse heute wiederum stark ausgeboten, gewannen jedoch nachher einige Festig= keit, und wiewohl die Preise nur ganz unmerklich wieder anzogen, so war die Börse heute doch besser als gestern. Ueberdies wurden zum Behuf von Gewinnst-Realisationen viele Ankäufe bewerkstelligt.
Großbritanien und Irland.
London, 2s. Juli. Die Escadre unter den Befehlen des Admiral Sir Charles Napier soll heute von Portsmouth in See ge— hen, und zwar zunächst nach Cork.
Die Times meldet, daß die Regierung dem Direktorenhofe der ostindischen Compagnie den Grafen Dalhousie zum General⸗Gouver neur von Indien und Sir Henry Pottinger zum Gouverneur von Madras vorgeschlagen habe.
Die Befehle zur Wahl neuer Unterhaus- Mitglieder sind noch am Abend der Prorogation des Parlaments in alle Theile des Lan— des abgeschickt, in der Hauptstadt und ihren Bezirken aber den be— treffenden Behörden direkt zugestellt worden. In den Grafschaften muß der Sheriff innerhalb zwei Stunden nach Empfang des Wahl⸗ befehls durch Proclamation einen Grafschaftshof berufen, welcher die Vorkehrungen zur Wahl zu treffen hat, die innerhalb 16 Tagen nach dem Erlasse der Proclamation geschehen, muß und nicht früher als nach 10 Tagen geschehen darf. Für Städte und Flecken werden die Wahlbefehle an den Sheriff geschickt, der binnen drei Tagen den bei den Wahlen vorsitzenden Beamten seine Weisungen ertheilen muß; spätestens 8 Tage darauf müssen die Wahlen beginnen.
Der Führer der Protectionisten, Lord George Bentinck, hat in Nachahmung Sir Peei's ein sehr langes Manifest an seine Wähler zu Kings Lynn erlassen, in welchem er, wie gewöhnlich, mit einer großen Masse von Zahlen ausgerüstet, zunächst gegen die in Betreff Irlands getroffenen Maßregeln zu Felde zieht und sich dann über die Tendenzen seiner Handelspolitik verbreitet, welche in der Haupt⸗
sache dahin gerichtet sind, wenn möglich, die Getraidezölle wiederher— zustellen und die noch bestehenden Monopole zu Gunsten des Ha
dels, der Schifffahrt und Kolonieen zu behaupten. Schließlich 83 er sich für möglichste Ausdehnung des Volksunterrichts und für B soldung der katholischen Geistlichkeit in Irland, jedoch nur aus d —⸗ von Irland selbst dargebotenen Mitteln, nicht aus dem dieichosche y oder aus dem protestantischen Kirchenfonds. a n
Zu Tamworth fand dieser Tage in Folge der neulichen Adresse Peel's an seine Wähler eine Versammlung derselben statt, worin ein Gegen -Adresse von fast sämmtlichen Wählern genehmigl und . zeichnet, Tages darauf aber, durch eine Deputation nach Drayton ge⸗ bracht, an Peel überreicht wurde. In seiner Antwort erklärte er daß dieser entschiedene Beweis der Achtung und des Vertrauens *. Wähler von Tamworth ihn sehr erfreue, weil er dadurch in den Stand gesetzt werde, ihnen ohne Zögern oder Zweifel seine Dienste anzubieten. Für jetzt wolle er sich auf diese kurze Anerkennung be⸗ schränken, da er wahrscheinlich bald (bei der Wahl selbst) Gelegen— heit haben werde, seinen Gefühlen einen mehr öffentlichen Ausdruck zu geben.
Die Leiche O'Connell's, von zwei seiner Söhne und D. Miley begleitet, traf gestern Abend von Southampton auf der Eisenbahn hier ein. Wegen Krankheit des jüngeren O'Connell hatte man in Havre ein paar Tage lang Halt machen müssen. Heute Morgen sollte die Leiche mit ihrer Begleitung auf der Eisenbahn nach Liver⸗ pool abgehen, um dort nach Dublin eingeschifft zu werden, wo das feierliche Leichenbegängniß am 4. oder 5. August vor sich gehen wird.
Lord J. Russell, Graf Grey, Lord Lansdowne und die meisten anderen Minister haben London verlassen und sich großentheils auf ihre Landsitze begeben.
Nach einer Mittheilung aus Dublin vom 24sten d. M. hat sich, wie eine Anzahl amtlicher, bei dem Lordlieutenant eingegangener Be— richte ergeben sollen, die Kartoffel⸗Krankheit zwar an manchen Stel— len wieder gezeigt, jedoch nur partiell und nirgends in so bedenklicher Art, wie im vorigen Jahre.
Fast alle hiesigen Blätter halten neue Verwickelungen in Ching für sehr wahrscheinlich und meinen, daß der Friede zwischen England und dem himmlischen Reiche nur noch an einem Haare hänge. Ins— besondere ist es fast unzweifelhaft, daß eine Klausel der bei der Ex pedition gegen Canton abgeschlossenen Uebereinkunft ernste Schwierig⸗ keiten hervorrufen wird, indem sie den Engländern das Recht zu— spricht, zu Honan, das heißt an dem gerade den Faktoreien gegenüberliegenden Flußufer, Ländereien zu miethen. Obgleich die' britischen Unterthanen gewiß gesonnen sind, für die mieth⸗ weise Abtretung dieser Grundstücke gehörig zu bezahlen, so wähnen doch die Einwohner von Honan, daß man sie berauben wolle; sie begreifen die abgeschlossene Uebereinkunft nicht, und die chine⸗ sische Regierung beeilt sich nicht, ihren Irrthum aufzuklären, sondern hofft, denselben zum Vortheile ihrer Abneigung gegen die Fremden auszubeuten. Die Morning Chro niche erklärt übrigens, daß der Gonverneur von Hong-Kong, Sir J. Davis, sich über die chinesischen Drohungen und Großsprechereien nur wenig kümmere, sondern sich, um wahrscheinlich den Mandarinen zu beweisen, wie wenig ihm an ihnen und ihren kriegerischen Vorkehrungen liege, nach Cochinchina be—⸗ geben werde, um dort eine Handelsmission zu vollziehen, wozu ihn die Aufnahme ermuntert habe, welche die Franzosen in diesen Breiten gefunden hätten. — Die Times sagt: „Ein Privatschreiben aus Canton meldet uns, daß das Grundstück, welches den Engländern zu Honan abgetreten werden soll und welches den Streit mit den Chi⸗ nesen veranlaßte, nur einen Umfang von 50 Morgen hat, auf wel⸗ chen bisher Reis gebaut wurde.“ Die Times gesteht, daß das Aus— sehen der Beziehungen Englands zu China immer weniger angenehm werde, und daß män erst am Anfange der Wirren zu stehen scheine.
Herr New, bisher anglikanischer Vikar an der hiesigen Christ Kirche, ist mit seiner Frau zum Katholizismus übergetreten.
e m.
Brüssel, 28. Juli. Der Kronprinz von Württemberg ist vo⸗ rigen Freitag zu Ostende angelangt; Se. Königl. Hoheit will die ganze Bade- Saison dort zubringen. ,
Herr Rogier hat am Sonnabend einige seiner politischen Freunde in Brüssel um sich versammelt, um sich mit ihnen über die Bildung eines liberalen Kabinets zu berathen. Die Herren de Haussy— Del⸗ fosse, d' Elhoungne und de Brouckere befanden sich unter der Zahl der Mitglieder beider Kammern, welche dieser Konferenz beiwohnten,
Der Secretair der belgischen Gesandtschaft zu London, Graf
von Lalaing, ist in Brüssel angekommen.
t Ri en.
Nom, 20. Juli. (N. K.). Ueber 6000 Mitglieder und Theil⸗ nehmer an der schändlichen Verschwörung, von denen die Masse nur zu dem Auswurf der Menschheit gehört, waren in und um Rom an dem verhängnißvollen Tage versammelt, Die Verhaftungen gehen Tag und Nacht ununterbrochen fort. Gestern und vorgestern sind allein über 90 meist neuerdings aus den, Kerlen entlassene Subjekte aus Faenza und anderen Orten, meist mit Pässen und mert⸗
würdiger Weise mit bedeutenden baaren Summen versehen, einge⸗
sie zur Wiederherstellung der Gesundheit angewandt sind; ferner, um einem unverschuldeter Weise in Verlegenheit gerathenen Kameraden unseres oder eines anderen Regimentes zu helfen und ihn zu unterstützen, und ferner, 9 Anschaffung nöthiger und unentbehrlicher Montirungsstücke, Pferde u. s. w. Illes dieses aber muß erwiesen sein, und in solchem Falle erfordert eine einem Corps Offiziere natürlich sein sollende Kameradschaft die möglichste , und Hülfe des Einen wie des Anderen; so wie der Präses und die Beisitzer des Ehren-Tribunals sich hiermit ebenfalls verpflichten, zum Nutzen un serer Kameraden in dieser Hinsicht Alles zu thun, was in , wen, unserer Einsichten und unserer Kräfte nur immer geschehen beben Bil Art. VI.
Beim besten Willen und der größten Eintracht in einem Offizier⸗Corps können dessenungeachtet durch Miißserständniffe kleine ln. for, n. die dahin ausarien, daß, Herleitet durch jugendliches Feuer oder ein chole⸗ risches Temperament, Beleidigungen dadurch entstehen, welche, den Gefetzen der Ehre gemäß, nur durch ein Duell abgemacht werden“ können. Auch außerdem ist es möglich, daß zwischen einem Osszier unsere und einem Offizier eines anderen Regimentes sich so etwas ereignen fönnte. In sol⸗ chem Falle hält sich das Ehren, Tribunal vervslicht ä und behält sen vor entschelden zu dürfen, ob die, Beleidigung von der Art ist, 6 das Duell durch Bersicherungen ausgeglichen werden kann, oder ob daseelbe gusgeführi werden soll.
. Art. VII.
Ferner ist über eine bedeutende Sache, und zwar über das Trinken,
das Urtheil derer wegsetzen wollen, die zufolge ihrer unrichtigen Beurthei⸗ lungskraft darüber denken. Es wird hierüber festgesetzt: Ein Jeder fann trinken so viel und was er will; es geziemt uns nicht, die Quantltät noch Qualität der Getränke zu untersuchen, sondern nur auf die Wirkung des vielleicht zu viel Genossenen zu sehen, und wenn es mög« lich wäre, daß dadurch dem gesellschaftlichen Umgange oder gar dem Dienste ein auch noch so geringer Nachtheil erwüchse, dassenige Subjekt, welches sich insoweit bie, ollte, zur strengsten Verantwortung zu ziehen. Ende des ersten Gesetz Entwurfs. . Unterzeichnet von dem Präses und den Beisitzern des Ehren⸗-Tribunals vom 2ten brandenburgischen Husaren⸗Regiment. .
(gez; von Schill, von der Ketten burg, von Brünnow, von Diecelsky, von Blankenburg.
von Lilienthal ll. Protokoll⸗Führer. Genehmigt von Schill, als Commandeur des Regiments, und an⸗ erkannt vom ganzen Ossizier-Corps des Regiments.
Wissenschaftlicher Kunst⸗Verein.
Berlin. In der Versammlung des wissenschaftlichen Kunst, Vereins am 5. Juli legie Professor Mandel die von ihm so eben mit roßer Meisterschaft vollendete, für den Kupferstich bestimmte Zeichnung der
etwas festzusetzen. Wir sämmtlich werden unsrer Einsicht gemäß zu beur⸗ theilen wissen, daß derjenige, der nicht mehr Herr dieser Leiden schas ist, 9. selbst dadurch als unfähig erklärt, seinem e,. vorzustehen, und, denina ist ein solches Subjelt ganzlich unbrauchbar. Trunfenheit im Dienst oder gar vor dem Feinde ist ein Verbrechen, welches nicht erwähnt zu werden derdient, da unferer lleberzeugung nach solches in einem Corps Offiziere, wie das unsere, sich schlechterdings nie ereignen kann und wirb. Uebrigens existiren in dieser Hinsicht Vorurfheile, die wir genau prüfen und, wenn wir
sie wirklich als Vorurtheile besinden, mit Festigkeit überwinden und uns über!
Tadonna della Colonna Raphael„s, welche sich in dem Königl. Museum befindet, vor. Es kam hierbei die Gewissensfrage zur Sprache, ob es dem Kupferstecher erlaubt sei, offenbare Fehler der Zeichnung des Vorbildes, selbst wenn dasselbe von Raphael gemalt ist, zu verbessern? Die Finger der Madonna della Colohnag sind offenbar zu lang; giebt sie der n . etreu wieder, so wird das Publikum, welches das Original nicht lennt, die Verzeichnung nicht dem Maler, sondern dem Kupferstecher zur Last legen. Pr. G uh l sprach über Ides und Plan eines Lie Ent⸗ wickelung der Kunst in allen ihren Zweigen und auf allen ihren Bildungs⸗
stufen gleichmäßig umfassenden Kupferwerkes, dessen. Bedürfniß sich jetzt bei dem steigenden Interesse des ganzen gebildeten Publikums an kunstgeschicht⸗
lichen Untersuchungen sehr fühlbar herausgestellt hat. Es hat jenes Be⸗ dürfniß seinen Grund darin, daß erst die Anschauung selbst das zu einer vollständigen Klarheit ergänzen kann, was die Wissenschast auf theoretischem Wege an bedeutenden Resultaten gewonnen hat, und was jetzt durch die Werke von Kugler und Schnaase ein für unsere Nation so ehrenvolles Gemeingut aller Gebildeten geworden ist. Dieser umfassenden Anschauung der Kunstwerke aber jst nun trotz der mannigfachen und sehr bedeutenden Werke der Art noch immer nicht Genüge geleistet, indem einmal jene Werke sich entweder auf bestimmte Zweige der Kunst oder auf bestimmte Perioden der Geschichte beschränkten und andererseits ihrer Kostspieligkeit wegen dem Privatmann fast durchaus unzugänglich bleiben mußten, wogegen nach dem heutigen Stande der Wissenschaft gerade eine solche Sam niliing nethmwe dig erschien, die sich gleichmäßig sowohl auf alle Gattungen der Kunst, . auf alle Epochen ihrer geschichtlichen Entwickelung, erstreckte, und 26 9 ö rerseits durch mäßigen Preis auch in die Vibliolhel des , . leichten Eingang zu finden vermöchte. Ein solches Wer . n,, . prattische Ergänzung zu sämmtlichen kunstgeschichtlichen ö r i . aber zu Kugler's Handbuch der Kunstgeschichte zu , ,,, 9 n 1 in den „Denkmälern der Kunst zur ülebersicht ihre g . , nana von den' ersten künstlerischen Versuchen bis zu , m de, wr genwart“ vor (Stuttgart, Verl. von Ebner), dessen Redaction Dr. Guhl vor furzem übernommen, und von dessen zweiter, so . erscheinender Lie- serung er die Probetafesin vorlegte, unt g einigen derselben die Prinzipien,
ch Auswahl und Anordnung der Gegenstände geregelt sind, praktisch . t ? Der nach zehnjähriger Abwesenheit nach seiner Vaterstadt . . en eng Leinwand, welches ihm mehr Ruhm, als Jason das . jn, bringen wird, heimgekehrte Historien⸗Maler Schrader wurde 6 vereinten Kunstgenossen herzlich willkommen geheißen und dem Meister des in der, Akademie ausgestellten, sich der allgemeinsten Anerken⸗ nung erfreuenden Bildes: „Eduard I. vor Calais“, bei Tisch mit Sang und Klang ein lautes Lebehoch gerufen.
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fangen worden. Das sämmtliche Militair jeder Gattung ist mit der täglich wachsenden Nationalgarde im innigsten Einverständniß, und das Volk benimmt sich fortwährend auf eine musterhafte und wahrhaft bewundernswürdige. Weise. Alles ist von rühmlichem Wetteifer beseelt, die sämmtlichen Glieder, Häupter wie Werkzeuge, aufzuspüren und aufzugreifen. Aus den aufgefundenen Papieren und neuerdings aufgefangenen Briefen an hiesige Verschworene geht klar hervor, welche furchtbare Katastrophe der Stadt bereitet war. Alle Heuböden sollten angesteckt Cuntenbündel, mit Terpentinöl ge⸗ tränkt, sind in großen Vorräthen aufgefunden worden), durch jene Hefe der Menschheit (bewaffnet mit Dolchen, deren Inschrift war: . . damit nach der Massacre die Schuld des ungeheuren Derbrechens auf die Anhänger des edlen Pius gewälzt würde) am Abend das grauenvollste Blutbad erregt, das Band der Gesetze und Ordnung gelöst, Se. Heiligkeit (en man in den vorgefundenen schänd= lichen Aufrufen c. il papa intruso nennt) des Thrones entsetzt und von einem Kardinal, den man namentlich bezeichnet, eine interimisti sche Regierung eingesetzt werden. Gestern wurde hier eines der berüchtigtsten Häupter der Verschwörung, ein gewisser Minardi (unter Gregor ein besoldeter Spion) entdeckt und gefangen genommen, nachdem Militair von allen Klassen, National Garde und Leute von allen Ständen ohne Ausnahme die ganze In—⸗ sula, in welcher das Haus liegt, wo man ihn verborgen glaubte, von den Dächern bis in die Keller durchsucht hatten. Alle Thüren und Botteghen sämmtlicher Häuser waren mit Wachen besetzt. Endlich fand man ihn in einem dem Kloster Andrea delle Fratte gegenüber⸗ liegenden Oratorium hinter dem Altare in Teppiche eingepackt; sein eigener Hund, den man mit hineinnahm, war sein Entdecker. Ein Glück, daß er nicht in die Hände des Volkes siel, daß zu vielen Tausenden von Morgens 9 Uhr an bis Nachts um 12 Uhr die ganze Insula umgab, er wäre in Stücke zerrissen worden. An ein Fortbringen desselben war nicht zu denken. Des Abends ward die ganze Straße Andrea delle Fratte erleuchtet. Der Governatore Mons. Morandi erschien, beschwor das Volk in einer Rede, zu wei⸗ chen, und versprach auf sein Ehrenwort, daß die strengste Gerechtig—⸗ keit geübt und ihm die vollkommenste Genugthunng gegeben werden sollte. Alles jedoch vergebens, bis es endlich dem herbeigeholten treff⸗ lichen Prediger, dem allverehrten Pater Ventura, gelang, zuerst in der benachbarten Kirche Andrea della Balle und dann vor dem Ora— torium, in welchem der Delinquent anfangs aufbewahrt ward, durch seine milden Worte das Volk zu besänftigen, das sodann jubelnd sei⸗ nem Wagen folgte. Der Gefangene war indeß bereits vorher ins— geheim über die hintere Mauer und durch andere Gebäude entfernt und nach S. Angelo gebracht worden. Die Kardinäle L., B. und della G. werden mit den neuesten Ereignissen in Verbindung ge— bracht. U . ö. In wenigen Tagen soll eine spezielle Konsignirung und durch Deputirte vorzunehmende Durchsuchung eines hiesigen Kollegiums stattfinden; alle Ausgänge stehen bereits unter geheimer Aufsicht; man vermuthet, daß mehrere Verschworene dort verborgen seien. Der Oberst Freddi und der Oberst- Lieutenant Nardoni sollen in Albano und Velletri festgenommen worden sein; doch weiß man darüber noch nichts Sicheres. .
Dem wackeren Angelo Brunetti (Ciceruacchio) ward vorgestern von dem Circolo Romano, einem der vornehmsten Kasino's, von dem sämmtliche römische Fürsten Mitglieder sind, ein glänzendes Ehren— mahl gegeben. Er saß bei der Tafel zwischen zwei Fürsten, und man machte dem einfachen Manne wegen seiner hohen Verdienste um Ruhe und Ordnung im Namen des Circolo ein Geschenk mit einer pracht= vollen goldenen Tabatiere (600 Skudi an Werth).
Bologna, 20. Juli. (J. d. Débats.) Zwei österreichische Bataillone, jedes 800 Mann stark, mit Geschütz, sind am 17. in Fer⸗ rara eingerückt. Anstatt sich in das Fort zu begeben, haben sie die Kaserne von San Dominicb in der Stadt bezogen. Die Offiziere verlangten sogar, bei den Einwohnern einquartirt zu werden; dies verweigerte jedoch der Legat von Ferrara, Kardinal Cigcchi, mit Ent schiedenheit und ließ ungesäumt eine Estafette mit Depeschen nach Rom abgehen. Diese Vorgänge veranlaßten einige Aufregung in Ferrara, die noch wuchs, als man von der in Rom entdeckten Ver— schwörung Kunde erhielt. Nach einem Brief aus Ferrara vom 19. befanden sich die Oesterreicher noch immer in der Stadt.
portugal
London, 26. Juli. Berichte aus Lissabon vom 19. und Oporto vom 21. Julis bestätigen die Freilassung des Grafen Das Antas und seiner im Fort St. Julian gefangen gewesenen Ge nossen, welche am 10. d. M. stattfand. Es sollen bei Landung eines Theiles diefer Gefangenen von Seiten einer Abtheilung König licher Truppen Gewaltthätigkeiten verübt und mehrere der gefan— gen gewesenen Offiziere mißhandelt worden sein, so daß ein Theil derselben Zuflucht auf den englischen Kriegsschiffen suchen mußte. Der britische Gesandte hat für diese Ungebühr Genugthuung ver⸗ langt und das Bataillon, zu welchem die schuldigen Soldaten ge—⸗ hörten, ist darauf aus Lissabon entfernt worden. Der spanische General Concha war am 14ten nach Lissabon gekommen, nach kurzem Aufenthalte indeß zu seinen Truppen zurückgekehrt. Das 16e In⸗ fanterie⸗- Regiment, welches zu der Diviston von Saldanha gehörte, war einige Tage zuvor nach Lissabon zurückgekehrt, mit Lorbeerzweigen auf den Tschako's, und als das Grenadier-Regiment der Königin am 18ten in Lissabon wieder einzog, empfing der Gemahl der Königin dasselbe am Landungsplatze und befestigte höchsteigenhändig einen Lorbeerzweig au jede der Fahnen des Regiments. Auf eine Amnestie im wirklichen Sinne des Worts scheint man es daher nicht abgesehen zu haben; auch soll die überall hervortretende reactionaire Haltung der Regierung im ganzen Lande bedenkliche Zustände erzeugen. — Es heißt, daß ein neues Ministerium gebildet werden soll; Graf Lavradio und Herr Fonseca Magalhaes werden als Mitglieder dessel⸗ ben bezeichnet. .
Saldanha hat eine Adresse an seine Soldaten erlassen, in wel⸗ cher er ihnen die Wiederherstellung der Königl. Autorität anzeigt und aus dem Verlaufe der Sache den Schluß zieht, daß es dem Un— gläubigsten erwiesen sein müsse, daß der Thron der Königin gegen den Despotismus wie gegen den Republikanismus gleichmäßig ge⸗ schützt sei. ( .
Das englische Kriegs-Dampfschiff „Terrible“ ist nach Angola abgegangen, um die Gefangenen von Torres Vedras heimzuholen. Die übrigen englischen und spanischen Dampfschiffe, so wie die Fre— gatte „Amerika“, sind nach Madeira und nach den Azoren gegangen, um diese Inseln zu unterwerfen. ö
Nückblick auf den ersten Vereinigten Landtag. (Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 209 u. 210.)
Bei Verhandlungen unter guten Freunden ist das abkürzende Ver— fahren gestattet, Alles ohne weitere . ät 3 schieben, was sich von selbst versteht; wenn man aber mit Gegnern zu thun hat, darf man nicht darauf rechnen, daß irgend etwas sich
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von selbst verstände, vielmehr mag man sich darauf gefaßt machen, Mißverständnisse herbeigezogen und sie als Schutz, und Trutzwaffen gebraucht zu sehen. Wer es unternimmt, von den Irrthümern einer Partei zu reden, der kann darauf rechnen, daß deren Genossen nicht blos behaupten werden, „unsere Ansicht ist nicht irrig, sie ist vielmehr die einzig richtige“, sondern sie werden auch sagen, „das, was du als irrig bezeichnest, ist nicht meine Meinung, der Irrthum wird mir falsch untergelegt.“ Diesem oder ähnlichem Vorwurf diene im vor— aus zur Antwort, daß es hier gar nicht darauf ankommt, eine indi⸗ viduelle Ansicht zu beleuchten oder zu bestreiten, sondern daß lediglich von dem Systeme, von dem Dogma die Rede ist, auf dessen Gruͤnd⸗ lage die Opposition sich stützte und bewegte. Wenn es uns gelingt, dics einigermaßen richtig zu charakterisiren, so würde damit zugleich das Verhältniß nachgewiesen werden, in das sich die Opposition zur Regierung stellte. .
Der erste Irrthum, dessen Berichtung allein schon auf eine ganz andere Stellung hingewiesen haben würde, ist historischer Natur; er betrifft den Thatbestand. Man nahm an: die Regierung wäre ge— nöthigt, eine Aenderung der Verfassung vorzunehmen oder zuzulassen. Die Srgane des Radikalismus — beachtenswerth, weil sie brutaler Weise dasjenige ausschreien, was sanftere Lippen in ehrbare Phrasen einkleiden oder nur leise in vertraute Ohren flüstern — versicherten, die Finanzen wären in sehr bedrängten Umständen, zur Deckung eines Defizit sei eine Anleihe nothwendig, folglich die Zusammenberufung der Stände nicht länger aufzuschieben, folglich diesen die Gelegenheit geboten, ihre Forderungen geltend zu machen, die (wie sich unter „liberalen, aufgeklärten, gesinnungstüchtigen“ Leuten von selbst ver— steht) auf nichts Geringeres gehen könnten, als auf Einführung einer liberalen Constitution in Preußen. Diese grundfalsche Vorausfetzung ist in ihrem ganzen massiven Umfange wohl nur in wenigen Köpfen in dem Vereinigten Landtage gewesen; nichtsdestoweniger bildet sie den Eckstein des Phantasie⸗Gebäudes, das der Aberglaube des Zeit geistes zum Tempel errichten wollte. Die Verhandlungen des Land— tages haben die Unrichtigkeit dieser Ansicht ausführlich dargethan.
Ein zweiter folgenreicher Irrthum ist die Verwechselung der Ideen von Freiheit und Demokratie, zu deutsch Volksherrschaft, welche Ueber⸗ setzung in die Muttersprache indessen wenig beliebt ist, da sie den Wider—⸗ spruch allzu deutlich durchschimmern läßt, der in einem Zustande steckt, in dem Alle zusammen herrschen sollen, während es in dem Wörter— und Phrasenbuche der constitutionellen Monarchie doch heißt: „der König herrscht, aber er regiert nicht.“ Erklärte man die constitutionelle De⸗ mokratie nun eben so, so gelangte man zu dem Satze: das Volk solle herrschen, aber sich mit dem Regieren auch nicht befassen; dann fiele ziemlich aller Unterschied zwischen Monarchie und Demekratie weg; es köme nur auf etwas mehr oder weniger Dringen und Ringen um die Herrschaft an, und die Freiheit bliebe gänzlich ex nexu.
Die Freiheit, im vernünftigen Sinne des edlen Wortes, steht aber keinesweges mit dem Regieren eines Königs in einem unverein— baren Widerspruch; es kann eine heilsame Wirksarakeit der Stände geben, die der Regierung des Königs zur Stütze dient; diese Wahr⸗ heit ist auch in der Versammlung mehrfach ausgesprochen, es ist ihr auch nicht widersprochen, aber es ist doch ihr zuwider gehandelt wor⸗ den. Es blickt aus den Verhandlungen oft der Aberglaube hervor, das Einengen der monarchischen Macht in scharf formulirte Klauseln sei eine Garantie für die Freiheit, diese blühe auf, in dem Maße, als die Würde des Königthums verwelke. Die Vorstellung, daß Frei⸗ heiten und Rechte den Völkern, den Ständen und den einzelnen Per⸗ sonen nur auf Kosten der Krone erworben und erhalten werden können, als ob alle gute Gabe nach Maß und Gewicht getheilt werden müsse, so daß der Eine verliert, was der Andere gewinnt; daß also die Stände in das Recht der Krone eingreifen müssen, um irgend etwas zu gewinnen, daß ein König entweder eine absolute Gewalt, üben oder das Regieren anderen Händen überlassen solle, das ist der Quell und Ursprung aller der Ideen Verwirrung, woraus sich überall ein Strom des Verderbens ergoössen hat, der die fruchtbarsten Fluren versumpfte, wenn man ihn seinem Laufe, überließ.
Der ehrenwerthe gute Geist, der die Versammlung beseelte, die von den Vätern ererbte, mit der Muttermilch eingesogene Gesinnung der weit überwiegenden Mehrzahl und die verständige Mäßigung derer, die sich des politischen Aberglaubens nicht zu erwehren vermocht hatten, hielt die Verhandlungen in den Schranken legaler Ordnung., Dies Lob, welches dem Landtage gebührt, und in welches wir gern einstim⸗ men, hebt jedoch die Bemerkung nicht auf, daß die Opposition von einem falschen Standpunkte ausging, indem sie den Rechtsboden zu behaupten meinte und daraus einen Tummelplatz für rechtskünstlerische Evolutionen machte; sie glaubte somit eine positide Macht zu ent⸗ wickeln; das konnte nicht gelingen, und deshalb klagen und zürnen nun die Spekulanten, die in liberalen Papieren Geschäfte machen, über die Niederlage der Opposition!
Nimmt man den Begriff Spposition in dem Sinne, wie er häufig genommen wird, wo ihre Triumphe eben nur darauf hinauslaufen, der Regierung Hindernisse in den Weg zu legen, so könnten die Feinde der Krone sich solcher negativer Erfolge erfreuen, denn leider sind heilsame Propositionen abgelehnt, und für die materiellen Interessen des Landes ist wenig bewirkt worden. Die Hoffnung, daß die als Antwort auf die Adresse erfolgte Königliche Botschaft die Gemüther beruhigen werde, so daß die vorliegenden Geschäfte ruhig und unbe⸗ fangen würden vorgenommen werden können, diese Hoffnung blieb un⸗ erfüllt, sie verschwand alsbald wieder, der Stein des Anstoßes war nicht gehoben, vielmehr ward dafür gesorgt, daß er recht anschau⸗ lich hervorgehoben wurde; eine Fraction von 138 Mitgliedern unterzeichnete des zu Urkund die vielbesprochene Erklärung, und ihr Führer verlangte, daß solche in die Protokolle niedergelegt werden sollte. Somit konstituirte sich diese Minbrität als eine Oppositions Partei, sowohl der Regierung als der Majorität des Landtages ge⸗ genüber. Nachdem die weitüberwiegende Mehrzahl den Weg der Petitionen als den rechten erkannt hatte, flatterte das Panier der Rechtsverwahrungen wieder von neuem in der Luft, und es scheint
nicht an Anwerbungen gefehlt zu haben, einen kompakten Phalanx
darum zu versammeln. Die Organe, welche der Opposition Beifall klatschten, sahen schon ihrem glorreichen Triumphe mit der hochmü⸗ thigen Sicherheit entgegen, die ihnen zur süßen Gewohnheit ihres Dafeins geworden ist; die besorglichen Freunde des Vaterlandes blick⸗ ten mit trübem Bedenken auf den Gang der Verhandlungen, von denen kein befriedigendes Ende abzusehen schien.
In dieser Lage der Dinge konnte dem Antrag auf Vertagung des Landtages, der durch den Nothstand motivirt worden war, keine Folge gegeben werden; Jedermann, welches auch seine Tendenz sein mochte, mußte darum zu thun sein, zu einer Entscheidung zu gelan— gen, da nachgerade der Worte genug gewechselt worden waren. Der ürsprünglich bestimmte Zeitraum von acht Wochen war verlängert worden, und diese Frist hatte ausgereicht, die Petitionen über die Verfassungs⸗- Fragen in beiden Kurien zu berathen; ein Theil davon siel aus, weil keine Einigung zu Stande kam; die Hauptpunkte; die Periodizität des Vereinigten Landtags und die Modifizirung der Ver⸗ einigten Ausschüsse, gelangten zur Entscheidung des Königs. Diese erfolgte unverzüglich. ͤ
Die Geschichtschreiber des Tages haben die Ereignisse der letzten Tage des Landtages unter mancherlei Gesichtspunkten beschrieben und kommentirt; französtsche Publizisten aus der Schule des Juli⸗-Staats—
rechts sehen mit Bedauern auf die deutsche steifstellige, ehrliche, un⸗ praktische Gemüthlichkeit herab, wodurch die Opposition, der sie be⸗ reits eine gewisse Ebenbürtigkeit zugetraut hatten, im entscheidenden, unwiederbringlichen Momente sich so schwach und inkonsequeut gezeigt habe. Wir wollen dem geneigten Leser nicht wieder erzählen, was er in den Berichten schon gelesen hat; wir haben auch nichts über die Klatschereien zu berichten, die neben den Berichten herlaufen und belauscht haben wollen, was außer den Versammlungen in jenen Ta⸗ gen vorgegangen sein soll; nur eine Bemerkung erlauben wir uns der Erwägung zu empfehlen: sie betrifft das Verhältniß der König⸗ lichen Entscheidung zu den Berathungen der Stände. Wenn Preußen einen König hätte, der nicht regiert, so würden die ständischen Be⸗ schlüsse in eine legalerweise unauflösbare Verwickelung geführt haben.
Die beiden Wege, welche das Repräsentativ⸗ System in solchem Drangsale offen läßt, entweder die Stände⸗ Versammlung aufzulösen und durch neue Wahlen an das Volk zu appelliren, oder ein neues Ministerium aus den Reihen der Opposition zu wählen, würden beide in der Lage unserer Angelegenheiten unmöglich eine Abhülfe gewährt haben. Die Königliche Macht allein konnte den Knoten lösen, und sie hat ihn gelöst, nicht zerschneidend mit der Schärfe des Schwerd⸗ tes, sondern' den Streit schlichtend in Frieden, mit sanfter Hand, was unmöglich gewesen wäre, wenn dieser Königlichen Hand die Kraft entwünden gewesen wäre, die unendlich wichtiger und nothwen⸗ diger zum Schaffen und Erhalten ist, als zum Zerstören, Auflösen und Umwerfen.
Daß der Vereinigte Landtag dies gefühlt, verstanden und be⸗ herzigt hat, gereicht ihm zum Ruhme und verdient um so mehr ehrende Anerkennung, als eine große Zahl, von Mitgliedern die Wünsche, zu deren Erfüllung sie der Opposition gewissermaßen die Hand gereicht hatten, für völlig ausführbar und rathsam hielten. Darin aber hat von jeher die Macht aller irrigen Gedanken beruht, daß sie sich mit der verwandten, scheinbar ähnlichen Wahrheit zu ver⸗ knüpfen streben. Wie dies in unserem ersten Vereinigten Landtage der Fall gewesen, darüber mögen noch einige Worte vergönnt sein.
Viele und sehr ehrenwerthe Mitglieder der Versammlung ver⸗ mißten für die gedeihliche Wirksamkeit des ständischen Wesens, wie solche die Verordnungen vom 3. Februar vorgezeichnet hatten, eine sichere Bürgschaft für die Zukunft. ö
Wie befriedigend auch die Resultate des ersten Vereinigten Landtages ausfallen, wie dankbar die landesväterliche Absicht des Königs erkannt, wie verständig und besonnen auch alle ausschweifende Forderungen entfernt gehalten werden mochten, doch schien die Betrachtung unab⸗ weislich, daß ein einmal am politischen Horizonte aufsteigendes und nach kurzer Dauer wieder verschwindendes Meteor dem ständischen Leben keinen festen Anhaltspunkt gewähren könne.
Zeigt uns doch die Geschichte überall, wo ständische Institutionen untergegangen sind, ihre Grabmale, auf denen zu lesen ist, wie sie nicht gerade gewaltsamen Todes gestorben, sondern eben dadurch ent⸗ schlafen sind, daß man sie nicht zu lebendiger Thätigkeit rief. Giebt boch unsere eigene vaterländische Geschichte auf die Frage: wo sind die alten ständischen Institutionen geblieben? keine andere Antwort als die: sie haben im Laufe der Zeit ihre politische Bedeutung ver⸗ loren, indem neue Einrichtungen die alten allmälig überwuchsen. — Ein Werk, das nicht in sich selbst eine Garantie für seine Zukunft und für seine Dauer hat, kann nur den Werth eines Nothbehelfes haben.
Dieser unstreitig richtige Gedunke ist in der Gesetzgebung vom 3. Februar auch keinesweges unerwogen geblieben. Die Periodi⸗ zität fehlt darin nicht; sie ist da, aber nicht für die regelmäßig wiederkehrende Vereinigung der gesammten acht Provinzial-Landtage, sondern für die aus deren Mitte hervorgehende centralständische In⸗ stitution der Vereinigten Ausschüsse ausgesprochen.
Gegen diese Anordnung erhoben sich mancherlei Bedenken; alle Angriffs, und Uebergriffs Projekte fanden da einen Anhaltspunkt. Man fand in den Ausschüssen den Herren- Stand nicht wirksam ge⸗ nug vertreten; die Provinzial-Stände hatten schon früher eine mög⸗ liche Beeinträchtigung ihrer provinziellen Interessen besorgt, wenn diese dem Votum der Vereinigten Ausschüsse überlassen würden; von einer so kleinen Versammlung fürchteten die Einen, sie werde allzu sehr von der Regierung beherrscht; Andere glaubten, sie würde aus den Vertretern eitremer Ansichten zusammengesetzt werden und dem⸗ nach nichts mit ihr zu Stande zu bringen sein; über dem Allen läge eine große Schwierigkeit darin: daß man, um eine Wahl zu treffen, doch nothwendig wissen müsse, zu welchem bestimmten Zweck man den Bevollmächtigten erwähle? wenn es der Regierung vorbehalten bleibe, nach Gutbefinden den Rath der Ausschüsse oder der Provinzial⸗-Land⸗ tage oder des Vereinigten Landtages einzufordern, so sei damit eine zu schwankende Wirksamkeit der Stände in Aussicht gestellt, als daß . eine befriedigende Bürgschaft für die Zukunft darin erkennen önne.
Diejenigen, welche überhaupt etwas Anderes zu erlangen dach⸗ ten, als was das Patent vom 3. Februar gewährt, die, welche die Zeit gekommen glaubten, um mit einem kecken Sprunge ins Gefilde des Jiepräsentativ-Systems zu gelangen und der parlamentarischen Allmacht mit allen ihren angenehmen Erträgnissen zu genießen, die eine jährlich wiederkehrende Budgetbewilligung nebst beliebig daran geknüpften Bedingungen einer gehörig präparirten Majorität darbie⸗ tet; die, welche das Spponiren und Queruliren für eine Berufspflicht, das Maßhalten für eine veraltete, philisterhafte Beschränktheit, das Deklamiren freisinniger Reden für den bequemen Weg zum Ruhme ansehen (auf welchem Lobeserhebungen für den bewiesenen Helden⸗ muth heutzutage spottwohlfeil zu haben sind) — alle diese begegne⸗ ten sich in dem Punkte der Einrede gegen die Ausschüsse, mit denen, welche die wohlgemeintesten Wünsche für das Gedeihen der neuen Institution hegten, aber eine Modification für zweckmäßig hielten. Somit bildete sich, ohne daß es einer Verabredung oder Eoalition bedurft hätte, eine Opposition gegen diese Institution der Ausschüsse. Konservative und destruktive Ideen fanden sich in diesem Punkte ver⸗ einigt, und dadurch erklärt es sich, wie in einer vom loyalsten Geiste beseelten Versammlung eine Opposition aufkommen und den Ver⸗ handlungen eine. Wendung geben konnte, die sehr trübe Aussichten veranlaßte.
Die Bedenken gegen die Zweckmäßigkeit der Ausschüsse hätten füglich erörtert werden können ohne solche aus heterogenen Bestand⸗ theilen zusammengefügte Unterlage, wenn man statt von „Rechtsfor⸗ derungen“ ganz einfach vom rathsamen Gutachten gesprochen und somit streng bei der Wahrheit geblieben wäre, wodurch kein Recht vergeben, das Gewicht der Petition keinesweges geschwächt worden wäre. So hingegen, wie das Verlangen nach Periodizität des Ver⸗ einigten Landtages, sammt dem Wegfall der Ausschüsse, vorgebracht wurde, bedurfte es eines Läuterungsprozesses, um es annehmbar zu machen, wenn der einfachsten Logik nicht Gewalt angethan werden sollte. Nachdem versucht worden war, einen Rechtsanspruch auf alljährliche Landtage zu behaupten, ward die Unausführbarkeit dieses Antrages eingeräumt und zweijährliche vorgeschlagen, wobei ziemlich deutlich durchzublicken scheint, daß man auch mit längeren Fristen vorläufig sich begnügt haben möchte, wenn nur, der Tag im Kalender angestrichen werden könnte, wann der Termin abgelaufen wäre. Es sollte der Zukunft in diesem Punkte absolut vorgegriffen werden, um für andere um so freiere Disposition vorzubehalten.