// /
Im Jahre 1815 forderte bie Regierung gi
1 d e * . ut⸗ erstedelung von
g der Pferdezu d es wur atteten
. eneigt, den klärte sich darau ö af linternel
s ein — * eine an emessene Geld⸗1 Mitten zu fördern. eitdem hat der Vorsta Actien · Vereins zu jenem Zwecke in Berathung genommen.
fen Herein ist jezt zu Stande gekommen, und waren bereits aus , , . * Acticu zu je 10 Rthlr. angemeldet.
Das Regierungs- Blatt publizirt eine auf dem letzten Land⸗ tage berathene landesherrliche Verordnung, betreffend die Catastra⸗ 1am der Städte. Die Absicht der Regierung, das Grundeigenthum aller Unterthanen nach gleichen Grundsätzen besteuern zu lassen, hat bisher in den Städten und ihren Feldmarken, wegen der dort vor⸗ handenen, theilweise sehr ungenügenden Lagerbücher und den ungleich⸗ artigen Regeln, nach welchen die Grundsteuer in den verschiedenen Städten erhoben wird, nicht ausgeführt werden können. Damit diese der gleich gerechten Berücksichtigung der Unterthanen entgegenstehen⸗ den Hindernisse beseitigt werden, sollen jetzt die Bewohner der Städte und ihre Grundbesitzungen, behufs ihrer Heranziehung zu der allge⸗ meinen Grundsteuer, nach denselben Grundsätzen katastrirt, werden, wie das übrige Land. Die Landes⸗Kataster - Kommission wird ange weisen, die Städte und ihre Marken genau vermessen und ohne Aus⸗ nahme die einzelnen Grundstücke nach ihrer Bodengüte abschätzen zu lassen. Das auf diesem Wege ermittelte Contributions⸗Simplum soll dann den Maßstab bilden, nach welchem künftig die Städte zu der Landes-Grundsteuer beizutragen haben.
Die im Großherzogthum Posen und in Westpreußen entdeckte revolutionaire Verbindung
zum Zweck der Wiederherstellung eines selbstständigen polnischen Reiches
in den alten Gränzen vor dem Jahre 1772. (Fortsetzung. Vergl. Allg. Pr. Ztg. Nr. 210.)
Zweiter Abschnitt.
Der Aufstands-Versuch in der Provinz Posen und in Westpreußen.
Es ist bereits im ersten Abschnitt erwähnt, daß die Centralisa—⸗ tion des polnisch⸗- demokratischen Vereins, wie mit den anderen ehe— mals polnischen Provinzen, so auch mit den gegenwärtig der preußi⸗ schen Monarchie angehörigen Landestheilen, in denen das polnische Element überwiegend ist, bereits seit dem Jahre 1836 direkte Ver⸗ bindungen angeknüpft hatte. Unter den Emissairen, die hier beson— ders thätig waren, werden Valerian Breanski und Thomas Mali⸗ nowski genannt. Nach ihnen war das spätere Centralisations-Mit- glied Vickor Heltmann der Haupt-Agent der polnisch⸗demokratischen Propaganda im Großherzogthum Posen. Ueber den Erfolg der Be⸗ strebungen dieser Emissaire und des demokratischen Vereins Überhaupt in den diesseitigen ehemals polnischen Provinzen haben der bereits mehrfach erwähnte Ludwig von Mieroslawski, der in Galizien ver⸗ j tete Graf Franz Wiesiokowski und außer ihnen eine nicht geringe
nzahl der wegen ihrer Theilnahme an dem revolutionairen Unter⸗ nehmen in den diesseitigen Staaten unter Anklage gestellten Personen ziemlich umfassende Aufschlüsse gegeben. ;
So wie im Jahre 18360 bei der bewaffneten Erhebung des Kö⸗ nigreichs Polen gegen die russische Herrschaft sich eine große Anzahl diesseitiger Unterthanen polnischer Abkunft durch den Anschluß an das Insurgentenheer bei dem Aufstande betheiligt hatten, — so fanden auch die auf einen allgemeinen Aufstands Versuch hinarbeitenden Leh⸗ ren' des demokratischen Vereins der polnischen Emigration gleich von fe gz an namentlich im Großherzogthum Posen einen sehr frucht⸗ baren Boden.
Die Zahl der Mitglieder oder Anhänger des demokratischen Ver= eins betrug hier sehr bald gegen 3600 Personen. Diese scheinen sich zunächst auf sehr er ien, Wege mit der Ausbreitung der de— mokratischen Lehren befaßt zu haben, ganz im Geiste der Centralisa⸗ tisn, die sich ja prinzipgemäß viele Jahre auf die sogenannte fried. liche und wissenschaftliche Propaganda beschränkte.
Die Voruntersuchung hat über diese erste vorbereitende Periode wenig Licht verbreiten können; es liegen nur einzelne Thatsachen vor, welche die Thätigkeit für die Vorbereitungen zu dem künftigen Auf⸗ stande in der Prövinz Posen beurkunden. Hierher gehören nament⸗ lich die Geldsendungen, die schon in früher Zeit der demokratischen Partei in der Emigration von dem Großherzogthum Posen
aus zuflossen. Der verhaftete Provinzial — Landschafts = Direk⸗ tor, Eyprian Lucas von Jarochowski, schickte, nach Ausweis der Handlungsbücher des Kaufmann Remus zu Posen, schon im Jahre 1841 einmal an den Secretair der Centralisation, Albert Darasz zu Poitiers, 1770 Franes und an den bereits erwähnten Emissair des demokratischen Vereins im Großherzogthum Posen und bis zu Ende des Jahres 1814 Mitglied der Centralisation, Thomas Malinowski zu Poitiers, die Summe von 2021 Franes.
Der Tie eg: Johann Nepomucen von Slupecki erzählt, daß er in demselben Jahre 1841 an einem Balle zu Gnesen Theil ge⸗ nommen und den Eintrittspreis mit 3 Rthlr. bezahlt habe, da ihm bekannt gewesen, daß der Ertrag dem demokratischen Vereine in der r e ,, n,
Im Jahre war der Anhang der demokratischen Partei bereits so 3 daß zur ge 6 Beiträge ige . tionaire Unternehmen und zur Uebersend —ͤ
ĩ h zur sendung derselben nach Frankreich ein besonderes Finanz-Comitè in Posen errichtet werden konnte. Mit= . des Comité's waren nach den vorliegenden Angaben; die in nklagestand versetzten Gutsbesitzer Sever)yn von Ost'owski, Graf Severhn Mielzenski und Wladislaus von Lai, der gleichfalls ange⸗ klagte Literat Pr, Liebelt, der flüchtige Wladimir Don Wolniewicz und 39 Den , pe , She, ne. en diese Personen erließen im Jahre 1843 eine i unterzeichneten und später bei Wladislaus von Lack in Dad o ben nommenen Aufruf, der in der Uebersetzung dahin lautet:
Unsere unglücklichen Brüder irren seit zwölf Jahren umher, und
zwar mit der . Thätigkeit, Ausdauer und Aufopferung
nb mit der gleichen Liebe zum Vaterlande. Unsere Gefühie sind aber vielleicht für ste nicht mehr so warm wie früher, die Unter⸗
tzungen, die wir ihnen senden, sind seltener, die materiellen Ver⸗ eng der Zeit kühlen die ,, , ab, welche uns an sie bindet. Sie leiden nnserer ache wegen und be⸗
D nach 3 e fr ,, vom Vaterlande jetzt mehr als
früher ö. Mitgefühl, damit durch dieses ihr Herz und ihr Geist wieder belebt werde.
1510
Durch Unterstützung ihrer dirftigen Lage, durch Unter⸗— stützumg der Leistung en ihres thätigen Geistes und durch Urnterstüͤtzung der Auskildung ihrer Kinder ohne unterschied der Parteien würden vir die Liebe zu ihnen kund ge⸗ ben und durch diese pflichterfüllend' That den Beweis liefern, daß sie noch in unserem Gedächtnisse ind unseren Herzen leben. Zu dem Ende möge ein Jeder eine jährliche Gabe spenden, wann und so viel er kann und solche an einen der Unterschriebenen oder Beauftragten abliefern, während de Unterzeichneten versichern, daß sie dem ihnen geschenkten Vertrauen gewissenhaft entsprechen werden.
Daß dieser Aufruf mit dem Aufstͤnds - Unternehmen in Verbin⸗ dung steht und eine Sammlung nict zu friedlichen und erlaubten, sondern zu politisch- revolutionairen Zwecken veranlassen wollte, wird schon dann wahrscheinlich, wenn man die durch den Druck hervorge⸗ hobenen Stellen damit in Verbinduig bringt, daß die Centralisation zu Versailles eben zu jener Zeit mis Herausgabe des 5 Bände um⸗ fassenden Werkes: Kursus der Kriegswissenschaften, so wie mit Er⸗ richtung einer Militairschule, umging und für diese Unternehmungen die Kräfte nicht nur der Emigratlon, sondern auch der einzelnen ehe—⸗ mals polnischen Landestheile durch den im ersten Abschnitt erwähnten Prospektus und das Cirkular vom 21. November 1843 in Anspruch nahm. Es kommt noch hinzu, daß Graf Severyn Mielzynski, einer der Unterzeichner, bei Uebersendung des Aufrufs an Wladislaus von Lacki geständlich die Unterschriften aöschnitt und so, von dem Haupt⸗ Skriptum getrennt, überschickte, un, wie er sagt, der Polizei nicht verdächtig zu werden. von Lacki wandte sich dann geständlich an den Bürgermeister Müchels zu Neustadi, um die Genehmigung zu Geld⸗ Sammlungen zu erhalten.
Nach der eidlichen Aussage des Müchels gab er hierbei vor, daß er für die durch die Weichsel⸗Ueberschwemmung verunglückten Polen sammeln wolle. Müchels schickte das Gesuch an das Land⸗ raths-Amt; als er aber den erhaltenen Bescheid, daß die Genehmi— gung der Regierung erforderlich sei, dem von Lacki mittheilte, war dieser mit der Anfrage sehr unzufrieden und sagte: „daß er im Auf⸗ trage eines von der Regierung bereits genehmigten Comité's die Kollekte habe veranstalten wollen.“
Zweihundert Thaler hat von Lacki geständlich zusammengebracht und nach Frankreich abgeschickt, angeblich für die Schule der Emi⸗ granten zu Paris. Auch von dem geständigen Angeklagten Appolonius von Kurowski erhob er hierzu fünf Thaler, Gold, forderte aber, nach von Kurowski's Versicherung, diesen Beitrag ausdrücklich für die militairische Ausbildung der Emigranten und legte hierbei den gedachten Prospektus und das Cirkular der Centralisation vor.
Die ülebersendung der von dem Finanz -Comité. aufgebrachten Gelder nach Frankreich scheint besonders der Dr. Liebelt besorgt zu haben.
Nach den Remusschen Handlungsbüchern sind seit Juni 1843 von ihm auf diesem Wege 5 bis 6900. Rthlr. an das Centrali⸗ sations-Mitglied Jakubowski zu Versailles befördert worden. Im Dezember 1845 und im Januar 1816 wurden die Gelder, wie Liebelt selbst zugesteht, um nicht Verdacht zu erregen, unter dem falschen Namen Aloisius Strzembski abgeschickt und an den Pro— fessor Milet zu Versailles adressirt, den von Miroslawski hiervon in Kenntniß gesetzt und ersucht hatte, die für die Centralisation des de—⸗ mokratischen Vereins bei ihm eingehenden Gelder an Jakubowski ab⸗ zuliefern. Nach den als richtig anerkannten Remusschen Handlungz— Büchern beförderte Liebelt auf diese Weise noch am 5. Januar 1846 2166 Francs und am 29. Januar 5295 Franes.
Im Sommer 1844 fand, wie aus den Angaben verschiedener Angeklag⸗ ten hervorgeht, im Großherzogthume Posen ein reges politisches Leben statt. In der Stadt Posen wurden die Bestrebungen der polnischen Emi⸗ gration, die Schriften des demokratischen Vereins, die dadurch her— vorgerufene politische Aufregung lebhaft besprochen. Es fanden sich verschiedene Personen ein, die bei den späteren Vorbereitungen zum Aufstande eine hervorragende Stellung eingenommen haben, und ein polnischer Emigrant, Franz Przyborowski, der aus dem Königreiche nach dem Großherzogthume Posen herübergekommen, gab sich nament⸗ lich Mühe, die politische Eraltation, die, nach seiner Angabe durch die Bestrebungen des demokratischen Vereines im Königreiche Polen hervorgerufen war, auch in das Großherzogthum Posen zu verpflan⸗ zen. Seine Bemühungen scheinen nicht ohne Erfolg gewesen zu sein. Die Zahl der Anhänger und Mitglieder des demokratischen Vereines im Großherzogthume Posen wurden bedeutend vermehrt, und man beschloß, mit der Central Behörde zu Versailles durch einen in Posen niederzusetzenden Ausschuß in engere Verbindung zu treten, der unter der oberen Leitung der Centralisation die ganze Verschwörungs⸗An⸗ gelegenheit in den preußisch-polnischen Provinzen zu organisiren habe. Dies wurde sofort ausgeführt, wie der flü htige Nepomucen von Sa⸗ dowski noch im November 1844 einem Angeklagten mittheilte. Es bildete sich ein Central-Comité in Posen, als dessen Mitglieder, durch die Geständnisse des Grafen Franz Wiesiolowski, der in Anklage⸗ stand versetzte Dr. Liebelt, die flüchtigen Nepomucen von Sadowski, Joseph von Mikorski und Wladimir von Wolniewicz, so wie der Emis⸗ fair Victor Heltmann, Letzterer als Repräsentant der Centralisation zu Versailles, bekannt geworden sind. Als Haupt-Agenten des Cen- kral-Comités' wirkten der Landschastsrath Alexander von Guttry und der Landschafts-Translateur Johann Nepomucen von Slupecki, wie demselben Grafen Wiesiolowski bei einer späteren Anwesenheit in Posen mitgetheilt wurde. ̃
Wie in der Emigration und in den übrigen ehemals polni⸗ schen Landestheilen, so bestanden auch im Großherzogthum Posen neben dieser nunmehr durch einen bleibenden Vorstand organisirten und durch denselben mit der obersten Bundes-Behörde in einen ge= regelten Verkehr gebrachten demokratischen Partei noch verschiedene andere politische Verbindungen, von denen namentlich zwei durch ihre Bestrebungen für einen Aufstands Versuch und durch ein förm⸗ liches Hindrängen zu einem solchen besonders kenntlich hervortraten. Es war dies die von Malezewskische Partei und die Verbindung der gewerbtreibenden Klassen im Großherzogthum und namentlich in der Stadt Posen. ; ;
Der im Kreise Mogilno des Großherzogthums Posen angesessene Adolph von Malczewski hatte in den Jahren 1830 und 1831 in dem polnischen Insurrections-Heere an dem, Kriege gegen Rußland Theil genommen. Nach seiner Rückkehr in die diesseitigen Staaten erwarb er sich durch seinen exaltirten Enthusiasmus für das Polenthum einen bedeutenden Namen und großen Anhang in der Provinz,
Wie ein Angeklagter erzählt, veranstalteten Adolph von Mal⸗ czewski und sein Bruder Albin, der sich der Haft und Untersuchung durch die Flucht entzogen hat, zu Anfang des Jahres 1844 eine Jagd zu Löwitz. Man sprach von 500 Einladungen, die ergangen seien, und jenem Angeklagten wurde gleich bei der Aufforderung zur Theilnahme gesagt, daß über das Wohl der Provinz berathen wer⸗— den sollte, und daß die Zusammenkunft von Gutsbesitzern aus dem Vönigreich Polen , . sei, um eine politische Verständigung
der senseitigen Eingesessenen mit Repräsentanten der Provinz Posen
Mu vermitteln. Bei der Jagd selbst wurden die Theilnehmer zur Ausführung militairischer Exercitien aufgefordert, mit denen sie sich
demnächst zuch mehrktre Tage beschästigten. Nicht lange Zeit darauf wurde Adolph von ie n, lr e e, 6 revolutiongirer Umtriebe verdächtig und verhaftet. Nach Beendigung des gericht⸗
lichen Skrutinial⸗Verfahrens fand zwar das Königliche Kammergericht
die Sache zur Einleitung einer förmlichen Kriminal- Untersuchung' nicht
i ye. daß aber von Malczewski sich bereits damals in der ta a. 2 . für einen bewaffneten Aufstand beschäf⸗ 5H i j gegenwärtig selbst einem Mitangeklagten erzählt, und die sentralisation des demokratischen Vereins hatte bereits früher durch die ihr aus dem Großherzogthum Posen zugehenden Berichte davon Renuntniß erhalten. Nach diesen ging von Malezewski's Streben da= hin, im Verein mit mehreren Gleichgesinnken auf eigene Hand und unabhängig von dem demokratischen Vereine Vorbereitungen für eine gewaltsamen Aufstand der Polen zu treffen und dere n re lul . schnellen Losbruch die Centralisation zu überflügeln . kia . ure gen Factionen zu unterwerfen. . ld *
Die Verhaftung und gerichtliche Untersuchung mußte ihn indeß wohl von der Mißlichkeit seiner isolirten und zu offenen Bestrebungen Ueberzeugung verschafft haben, denn gleich nach seiner Entlassung im Jahre 1845 trat er der demokratischen Verbindung bei. Für diese war die Gewinnung eines solchen Parteiführers natürlich von beson« derer Wichtigkeit. .
Die Verbindung unter den gewerbtreibenden Klassen war durch die sich zum Kommunismus und zu einer revolutionairen Anarchie hinneigenden, bereits im ersten Abschnitt erwähnten Schriften die Lebenswahrheiten des polnischen Volkes, der Parteigängerkrieg und ähnliche hervorgerufen. Auch der religiöse Fanatismus bildete bei dieser Verbindung ein wesentliches Moment der Bewegung. Als Hauptleiter sind hier der Buchhändler Stefanski, der Mühlen⸗Werk⸗ meister Joseph Eßmann und der Schlossermeister Lipinski, sämmtlich zu Posen, bekannt geworden. Auch diese Verbindung suchte weithin zu operiren. Stefanski ließ, wie mehrere geständige Angeklagte auf Grund der ihnen zugegangenen Mittheilungen dritter Personen er zählen, den demokratischen Katechismus und die Lebenswahrheiten in vielen hundert Exemplaren, namentlich durch seinen Agenten Lipinski, vertheilen. Im Sommer 1844 war er in Thorn, und es liegen ge wichtige Gründe vor, welche die Annahme rechtfertigen, daß er da mals diejenigen Verbindungen angeknüpft hat, welche später benutzt wurden, um einen geregelten Verschwörungs-Organismus über ganz Westpreußen zu verbreiten. ö
Die Reibungen dieser Parteien, die Hemmnisse, welche bei den isolirten Bestrebungen der verschiedenen Factionen den Anhängern des demokratischen Vereins entgegentraten, das Drängen der Verbindung unter den arbeitenden Klassen nach baldigem Losbruch waren die Hauptgründe, welche im Frühjahr 1845 die Absendung von Mieros lawskis nach Posen in Folge der bei der Centralisation eingegange—⸗ nen Berichte Victor Heltmann's veranlaßten. Der von Malezewski— sche Anhang hatte sich damals bereits der demokratischen Verbindung genähert, und nach mehrfachen Konferenzen war Heltmann der Mei⸗ nung, daß es ihm gelingen werde, die verschiedenen Parteien noch ein Jahr lang in den Gränzen bloßer Vorbereitungen zu halten.
von Mieroslawski kehrte hierauf nach Versailles zurück, nachdem
er, mit verschiedenen Häuptern der revolutiongiren Verbindung im Großherzogthum, namentlich mit dem Dr, Liebelt, mit Wladislaus von Kosinski, mit den jetzt flüchtigen Wladimir von Wolniewicz, Ne pomucen von Sadowski, Joseph von Mikorski und Landschafts Kas sen⸗Controlleur von Buchowski, so wie mit dem verstorbenen Litho— graphen Victor Kurnatowski, über die Verhältnisse der Provinz Rück sprache genommen und die Sammlung statistischer Notizen angeord— net hatte.
Heltmann hatte seinen Einfluß augenscheinlich überschätzt, und es gelang dem posener Central - Eomité nicht, die Ungeduld und den übergroßen Eifer des Stefanskischen Anhanges zurückzuhalten.
Im Herbst 1844 hatten bekanntlich, von Schneidemühl und Schlesien ausgehend, Bewegungen in der katholischen Kirche stattge funden. Auch in der Stadt Posen hatten die Dissidenten Anhänger gefunden und der Prediger Czerski war im Sommer 1845 dort erschienen, um zu predigen. Hierbei, und namentlich durch eine in jenen Tagen von dem Erzbischof veranstaltete große Prozession hervorgerufen, kam es unter der durch religiösen Fanatismus aufgeregten Volks menge zu sehr beunruhigenden Auftritten. Die Behörden wurden zu den kräftigsten Vorsichtsmaßregeln veranlaßt. Unter den gegen⸗ wärtig wegen ihrer Theilnahme an den revolutionairen Umtrieben in Anklagestand Versetzten nahm z. B. der Tischlermeister Xaver Cholewinski an der Prozession Theil, und der geständige Mitange⸗ klagte Ludwig Burchardt sah, daß er bei dieser Gelegenheit ein paar Pistolen in der Brusttasche trug.
Die Leiter der Bewegung unter den niederen Volksklassen er kannten sehr wohl die Wichtigkeit der neuesten kirchlichen Erscheinun gen für ihre Zwecke, und es ist sehr charakteristisch, wie sich der Schlossermeister Lipinski gegen den gleichfalls Angellagten ehemali— gen Unteroffizier von Skrzyckl, nach dem Geständniß des Letzteren, hierüber ausgesprochen hat. Er erzählte: „Nach dem Auftreten Czerski's habe er es übernommen, für die gefährdete katholische Re— ligion und für die Freiheit des Vaterlandes zu wirken. Das Auf treten Czerski's schade der Sache Polens nichts. Der gemeine Maun, der sich unter der jetzigen Regierung wohl befinde, werde nur da durch zum Aufstande geneigt, daß man von einer Bedrückung der Religion spreche. Der Erzbischof müsse aufgefordert werden, das Volk zu lehren, sich im Augenblicke der Noth zu vertheidigen, sonst werde es ihm wie dem Erzbischof von Warschau ergehen, der vom Volke erhängt worden.“
Schon im Mai 1845 hatte Lipinski eines Tages mehrere Bürger aus Posen in seine Wohnung eingeladen. Er zeigte ihnen Karikaturen auf Ronge und Czerski; dann wurde aus einem Buche vorgelesen, wie durch Czerski die katholische Religion unterdrückt werde und es zum Kriege kommen müsse, und endlich forderte Lipinski die Anwesenden auf, zu schwören, daß, wenn eine Revolution ausbrechen werde, sie an derselben Theil nehmen und treue Anhänger der Revolution sein wollten. — Dies erzählt ein geständiger Angeklagter.
Bald nach dem erwähnten Auftreten Czerskis in Posen machte Lipinski zwei Reisen in die Kreise Adelngu und Krotoschin. Seine Absicht hierbei war, wie durch vielfache Angaben geständiger, Mitan- geschuldigten und die Aussagen mehrerer Zeugen sestgestellt ist, eine Zusammenkunft mit einem Emissair aus Polen zu veranstalten, die Bestunung der Bevölkerung zu sondiren und Werbungen, anzustellen Hierbei ließ er das religiöse Moment stets in den Vordergrund tre⸗ ten; die Ronge⸗ und Czerskischen Bewegungen, die durch die vorge⸗ spiegelte Begünstigung derselben seitens der Me Cern g hervorgerufene Gefahr für die katholische Religion waren die Haupt- Auftegungsmit⸗ tel, deren er sich bediente. — Dem Buchhandler Stefanski war in⸗ zwischen die Thätigkeit des posener demoratischen Central⸗ Comit 's wiederum viel zu lässig. Gegen den Grafen Franz Wiesiokowski, der im Herbst 1845 nach Posen gekommen war, um ein engeres Ver⸗ ständniß zwischen dem Greßherzogthum Posen und den revolutionai⸗ ren Bestrebungen im Königreiche Galizien herbeizuführen, sprach er sich offen darüber aus, daß das leitende Comité zu saumselig sei, daß namentlich von Guttry, von Mikorski und von Slupecki ihre Stel⸗ lung als Agenten vernachlässigten, und daß dies ihn veranlaßt habe, die Leitung aller revolutionairen Verbind ngen des Mittelstandes des Großherzogthums in seiner Hand zu vereinigen und zur Wahl eines 1er und thätigeren Comité's eine Zusammenkunft in Thorn zu ver⸗ anlassen.
Daß Stefanski mik dem letzteren Plane umging, hatte Graf Wiesiolowsfl schon vor seiner Ankunft zu Posen in Krakau und Ga⸗ lizien gehört; es kam aber nicht zur Ausführung, indem die Bewe⸗ gungen in der gewerbtreibenden und niederen Volksklasse Posens die Aufmerksamkeit der Behörden in der Art erregt hatten, daß am 8. November 1815 Stefanski, Lipinski, der Magistrats-Erekutor Troja⸗ nowski, der viele Personen zur Revolution vereidigt hatte, und eine große Zahl ihrer Anhänger verhaftet wurden.
Die Leitung der Stefanskischen Partei ging nach Verhaftung ihres Führers auf den Mühlen-Werkmeister Joseph Eßmann über.
Rücksichtlich der Klagen über die Saumseligkeit des posener Cen⸗ tral-Comités und des Drängens zum schleunigen Ausbruch des Auf⸗ standes stimmte Graf Wiesiolowski, Repräsentant der galizischen Nevo⸗ lutionspartei, wie er selbst angiebt, mit dem früher Stefanskischen Anhange überein. Eben so die krakauer Abgeordneten Ludwig Gorzkowski und Dr. Lissowski, die um dieselbe Zeit nach Posen gekommen waren; und ihnen schlossen sich viele Mitglieder, selbst des posener demokratischen Vereins, an. Wiederholte Konferenzen führten endlich im November 1845 zu einer Vereinigung der verschiedenen Factionen dadurch, daß ein neues Comité gebildet und in dieses einmal ein Mitglied aus den gewerbtreibenden Klassen und dann vier Mitglieder aus der Emigra⸗ tion, dem Königreiche Polen, Galizien und Krakau aufgenommen wur⸗ den, um so der Wirksamkeit des Comité“ 's eine größere Ausdehnung zu geben. Man wählte den Dr. Liebelt, Alexander von Guttry, Wla⸗ dislaus von Kosinski und Joseph Essmann für Posen, den Grafen Wiesiolowski für Galizien, Ludwig Gorzkowski für Krakau, Wladimir von Dzwonkowski für das Königreich Polen und Ludwig von Mie— roslawski für die Emigration. Dies neue Comité einigte sich unter anderen Maßregeln, auf Wiesiolowski's Vorschlag auch zu dem Be— schlusse, einen bedeutenden polnischen Edelmann aus Posen nach Ga⸗ lizien zu senden, um dem dortigen Adel die Ueberzeugung zu geben, daß es für dessen Ehre und Sicherheit nothwendig sei, sich der in den übrigen Ländern vorbereiteten Revolution anzuschließen. Die Wahl fiel auf den angeklagten Gutsbesitzer Alerander von Brause⸗ Brudzewski. Ihn sollte der gleichfalls Angeklagte, Literat Richard Berwinski, begleiten, den man für geeignet hielt, durch höhere Bil— dung dem galizischen Adel zu imponiren. Beide reisten dann auch am 3. Dezember von Posen nach Galizien ab, traten hier mit ver⸗ schiedenen Edelleuten in Verbindung, wurden aber schon am 17. De zember von den Kaiserlich österreichischen Behörden verhaftet und demnächst ausgeliefert.
Alles dies beruht auf den Angaben des Grafen Wiesiolowski, der bei seiner Rückkehr nach Galizien durch von Guttry und von Ko— sinski auch noch den persönlichen Auftrag erhielt, bei seiner Durch— reise durch Breslau mehrere ihm namhaft gemachte Studenten anzu— weisen, das Volk in Ober -Schlesien aufzuregen und ihre Berichte über den Erfolg demnächst an Ludwig Gorzkowski in Krakau zu erstatten.
Michael von Slomczewski, dessen eifrige Thätigkeit für die Sache der Verschwörung sich aus der Bezüchtigung mehrerer Mitangeklagten und aus den Aussagen verschiedener Zengen ergiebt, und der hier— nach schon im Jahre 1842 von Königsberg aus Verbindungen mit dem russischen Litthauen angeknüpft zu haben scheint, erhielt gleich— zeitig den Auftrag, sich nach Litthauen zu begeben, um über den dor— tigen Stand der Dinge Erkundigungen einzuziehen.
Daß von Skomczewski diesen Auftrag ausgerichtet hat und na⸗ mentlich zu jenem Zwecke bei dem Dr. Renier zu Wilna gewesen ist, ergiebt sich aus vielen ermittelten Umständen, namentlich aus den Angaben eines geständigen Mitangeklagten und der in Rußland ver— hafteten Renier und Kolesinski.
Wenden wir uns nunmehr zu den eigentlichen Vorbereitungen, die, so zu sagen, im Innern des Volkes für den beabsichtigten Auf— standsversuch bis zu Ende des Jahres 1845 getroffen waren.
Es kam darauf an, den revolutionair-demokratischen Grundsätzen auch bei der Masse Eingang zu verschaffen und eine allgemeine An⸗ näherung zwischen den adligen Gutsbesitzern und dem Bürger- und Bauernstande herbeizuführen, um die Letzteren zu überzeugen, daß der Adel wohl geneigt sei, seine alten polnischen Privilegien aus Patrio⸗ tismus aufzugeben und die von den Agitatoren verheißenen Grund⸗ sätze der allgemeinen Freiheit und Brüderlichkeit zur Wahrheit wer— den zu lassen. Als Mittel zu diesem Zwecke wurden namentlich ver⸗ schiedene Lesezirkel, die agronomischen Vereine und die polnischen Ka— sino-Gesellschaften benutzt.
Die Lest vereine boten Gelegenheit, die von dem demokrati⸗ schen Vereine herausgegebenen Druckschriften allgemeiner zu verbrei⸗ ten und den darin niedergelegten Lehren in weiten Kreisen Eingang zu verschaffen. Dergleichen Vereine hestanden im Großherzogthum Posen in ziemlicher Anzahl. Sie erstreckten sich in der Regel auf einen ganzen Kreis, waren aber mitunter auch auf einzelne Orte be— schränkt, wie denn namentlich für die Stadt Posen ein eigener pol nischer Lesezirkel eingerichtet war.
Wie aus den Angaben verschiedener Angeklagten hervorgeht, hatten diese Vereine ihre bestimmte Organisation, Beamte und Sta⸗ kuten. Gehalten wurden unter anderen: das Blatt des polnisch⸗ demokratischen Vereins; die Zeitschrift: der polnische Demokrat; der demokratische Kalender; die Lebenswahrheiten des polnischen Volkes; das Tagesblatt Pszonka, eine satyrische Parteischrist zum Kampf gegen die alte polnische Aristokratie; die Folnische Schrift über die Pflichten der Ofsiziere, welche zum kleinen Kriege bestimmt sind, und ähnliche.
Die agronomischen Vereine, mit der Aufgabe, das mate rielle Wohl des gemeinen Mannes zu befördern, waren von der Ne⸗ gierung genehmigt. Sie bestanden in den meisten Kreisen des Groß- herzogthums. Es hat keine Veranlassung vorgelegen, zu untersuchen, ob alle gleiche Tendenzen verfolgt haben, daß aber in mehreren für den beabsichtigten Aufstand gewirkt wurde, hat sich herausgestellt. Sie erhielten nach der eigenen Angabe eines Angeklagten gleich von vornherein dadurch einen rein polnischen Charakter, daß man z. B. auf dem nach dem Muster des posener gestifteten Vereine zu Koro— nowo die polnische Sprache zur Geschäftssprache erhob und auf diese Art die Deutschen faktisch ausschloß. — Viele Mitglieder der Ver⸗ schwörung betrachteten diese Vereine als eine erwünschte Gelegenheit, ihre vevolutionairen Zwecke ungestört verfolgen zu können. Bei den Versammlungen trat das landwirthschaftliche Interesse mehrfach ganz in den Hintergrund. Bei den Versammlungen zu Znin z. B. wurde in dieser Beziehung nichts von Bedeutung verhandelt, dagegen aber die Frage erörtert:
wie dem polnischen Landmanne zu helfen sei, damit er mehr Kraft und Selbstständigkeit erlange, da man allgemein gefühlt habe, daß
der Untergang Polens dadurch verschuldet worden, daß man dem Landmanne keine Rechte eingeräumt habe.
Dies giebt ein unter den Angeklagten besindlicher Theilnehmer an, und ein anderer Angeklagter sagt über die agronömischen Vereine überhaupt: „daß, sie bezweckt hätten, die polnische Nationalität auf= recht zu erhalten“, also etwas ganz Anderes, als wozu sie nach den der Regierung gemachten Angaben und der von dieser erhaltenen Ge— nehmigüng konstituirt waren,, Auch ein dritter Angeklagter verhehlt nicht, daß bei den Zusammenkünften und den damit verbundenen Fest⸗ essen der sonst so streng abgeschlossene Adel sich auffallend bemüht
1541
habe, dem Bürger⸗ und Bauernstande näher zu treten und ihn durch Herablassung, ja brüderliches Entgegenkommen zu gewinnen.
Die polnischen Kasino⸗Gesellschaften zu Posen, Brom⸗ berg und in anderen Städten verfolgten einen ähnlichen Zweck wie die agro⸗ nomischen Vereine. Nach der Angabe eines Angeklagten sollten sie den Bürgerstand und den Stand der Gutsbesitzer einander näher bringen. Mit ihnen standen häufig andere Vereine in Verbindung, die, äußer⸗ lich rein wohlthätiger und ähnlicher Tendenz, insgeheim ebenfalls zur Erregung und Belebung eines der preußischen Regierung, so wie der deutschen Bevölkerung, feindlichen polnischen Nationalgefühls mißbraucht zu fein scheinen. Dies gilt namentlich von der zu Bromberg aus den Mitteln der Kasino⸗Gesellschaft gestifteten polnischen Schule und von dem Unterstützungs-Vereine für hülfsbedürftige Handwerker, den gleichfalls die bromberger Kasino-Gesellschaft projektirt hatte. Zweck bes ersten Instituts war zunächst: Erwerbung und Erhaltung der Kenntniß und Liebe der polnischen Sprache, hierdurch aber mittelbar: Erweckung und Belebung des so eben charakterisirten polnischen Ra— tionalgefühls; der Zweck des Unterstützungs Vereins für Handwerker aber ging, nach der Angabe eines der Mitbegründer, geradezu dahin: Einfluß auf den Bürgerstand zu gewinnen und diesen dadurch für revolutionaire Zwecke zugänglich zu machen.
Es ist hier noch eine andere Gesellschaft zu erwähnen, die, spä— ter als die übrigen Vereine entstanden, darauf gerichtet war, unter dem Adel der Provinz ein engeres Aneinanderschließen herbeizuführen und denselben gleichzeitig für den künftigen Kampf vorzubereiten.
Es ist dies die Hetzjagd -Gesellschaft, über deren Entste— hung, Treiben und Organisation mehrere Angeklagte, wie Graf Ignatz Bninski, Wladislaus von Lacki, Stanislaus von Sadowski, Alphons von Bialkowski, Anton von Kowalski, Wladimir von Wilczynski und Andere, Auskunft gegeben haben.
Nachdem zu Johannis 1845 das gewöhnliche Pferderennen in Posen abgehalten war, traten dort mehrere Personen zu einer beson⸗ deren Gesellschaft unter dem Namen Jockei-Klub zusammen. Bald darauf wurde Gelegenheit genommen, sich über den fremden Namen, den der Klub führte, über die auffallende und ausländische Kleidung, in der die Mitglieder erschienen, über die Höhe des Geldbeitrages, welcher auf 5 Louisd'or festgesetzt war, und über das ganze aristo⸗ kratische Gepränge, das zur Schau gestellt wurde, mißbilligend zu äußern.
Einige Mitglieder des Jockei-Klubs gingen hierauf ein und be— schlossen, fernerweitig besondere Jagden zu veranstalten, an diesen auch Personen, die nicht Mitglieder des Jockei⸗Klubs seien, theilnehmen zu lassen und das Eintrittsgeld auf 1 Rthlr. zu ermäßigen. Diesem Vereine legte man den Namen Hetzjagd-Gesellschaft bei, entwarf für ihn besondere Statuten und wählte die Angeklagten Apollinar von Kurnatowski zum Direktor, Alexander von Brudzewski zum Kassirer und Wladislaus von Lacki zum Secretair.
. 31 der nächsten Jagd, zu der die Gesellschaft zusammenkam, am 12. November, hatten sich etwa 30 Personen eingefunden und darun⸗ ter auch Vier oder Fünf, die bis dahin noch nicht dem Vereine bei- getreten waren. Einem der Letzteren theilte sein Begleiter auf der Hinreise mit, daß bei von Kurnatowski's Anwesenheit bei der Jagd auch Reiter-Uebungen veranstaltet werden würden. Bevor uun die Jagd begann, wurden die verschiedenen Fremden durch ein Mitglied der Gesellschaft zur Aufnahme in Vorschlag gebracht, und es erfolgte über sie die Abstimmung. Dann ritten Alle zur Jagd aus. Nach⸗ dem diese zwei bis drittehalb Stunden gedauert hatte, wurde
zum Manövriren geschritten, wobei von Kurnatowski den Exer— ziermeister machte. Er ließ die Reiter, deren Jeder eine bestimmte Nummer bekam, zwei Glieder formiren und sie dann alle um einen bestimmten Punkt herumreiten. Darauf nahm er sie wieder einzeln, . zu dreien und zu sechsen vor und führte mit ihnen allerlei militairische Evolutionen aus, zeigte ihnen immer, wie sie es zu machen hätten, und verbesserte die vorkommenden Fehler. Nach der Heimkehr las von Lacki den Neuaufgenommenen die Sta— tuten vor und ließ sie von ihnen unterschreiben. Mündlich fügte er bei der Gelegenheit noch hinzu, daß der Zweck der Gesellschaft eigent⸗ lich ein anderer sei, als die Jagd; es komme darauf an, sich gegen
seitig näher kennen zu lernen und enger an einander anzuschließen, auch habe Jeder zu den künftigen Versammlungen Pferde mitzubrin—⸗ gen, damit wieder manövrirt werden könne.
Wozu die Manöver dienen solle, wurde nicht gesagt; aber der Augenschein selbst hatte, wie zwei Angeklagte bemerken, Alle hinläng⸗ lich überzeugt, daß es nur auf den Krieg berechnet und nur für einen solchen von Nutzen sei. Deshalb fand auch Niemand etwas zu er⸗— innern, als der Vorschlag gemacht wurde, daß von Kurnatowski, der früher in der polnischen Armee gedient, für beständig Exerziermeister sein solle.
Bei solchen, im Hintergrunde unzweifelhaft auf die Vorbereitungen zu einem künftigen Aufstande gerichteten Vereinen haben sich akten—⸗ mäßig und nach ihrem eigenen Geständnisse eine große Anzahl der in Anklagestand versetzten Personen, ssofern sie nicht den vollig un gebildeten, niederen Ständen angehören, betheiligt. Beispielsweise mag hier nur noch der Wirthschaftsbeamte Maximillian Ogrodowicz genannt werden, der schon 1830, damals erst 16 Jahre alt, das posener Gymnasium verlassen und sich dem polnischen Insurgenten— heere angeschlossen hatte. Er war Mitglied verschiedentr agronomi schen Vereine und sagt ganz offen, daß diese, die Errichtung des bromberger Kasino's und andere Tageserscheinungen ihn im Jahre 1845 auf die Vermuthung gebracht hätten, daß wie derum etwas im Werke sei, um die polnische Nationalität zu heben und die Befreiung des polnischen Vaterlandes vorzu⸗— bereiten.
In und neben den Vereinen wirkten auch noch die Einzelnen für sich thätig im Interesse das in Aussicht stehenden Unternehmens, sei es im Wege einer allgemeinen Vorbereitung für den beabsichtigten Aufstandsversuch, sei es durch direkte Werbung für denselben,
Daß der Buchhändler Stefanski sich eifrig angelegen sein ließ, die seiner Partei am meisten zusagenden revolutionären Schriften zu verbreiten, ist bereits erwähnt. Durch seine Vermittelung kamen überhaupt die meisten Schriften des demokratischen Vereins ins Groß herzogthum Posen, und Stefanski's eigene Aussagen führen darauf hin, daß die flüchtigen von Buchowski und von Mikorski sich haupt= sächlich mit der weiteren Verbreitung derselben befaßt haben. Auch der Landschafts-Direktor von Jarochowski, bei welchem unter Ande⸗ rem der Kursus der Kriegskunst, die Lebenswahrheiten des polnischen Volkes, der polnische Demokrat, der demokratische Katechismus, die Pszonka, der Rechenschaftsbericht der Centralisation des polnisch⸗ demokratischen Vereins in Beschlag genommen sind, will durch von Buchoweki mit den Schriften der polnisch-revolutionairen Literatur bekannt gemacht sein.
Bei vielen anderen Angeklagten sind dieselben und verschiedene andere auch bereits erwähnte Druckschriften vorgefunden.
Direkte Werbungen für die revolutionaire Verbindung, sei es durch Eid, durch Handschlag oder einfaches Beitrittsversprechen, sind be⸗ reits im ersten Abschnitt beispielsweise erwähnt. Es liegen dem Ge⸗ richtshofe eine große Anzahl solcher Fälle vor. Den Neuaufgenommenen wurde dabei nach den Angaben verschiedener geständiger Angeklagten zur Pflicht gemacht, immer weitere Werbungen anzustellen, und a sie diesem eifrig nachgekommen, dafür spricht die weite Ausdehnung der
Verbindung, die so weit verzweigt war, daß die 251 Personen die durch die Voruntersuchung dergestalt verdächtig geworden sind, daß die Anklage Deputation des Kammergerichts sie in Anklagestand ver⸗ setzt hat, nur einen Theil der Geworbenen ausmachen. Gutsbesitzer, Pächter und Wirthschafts Beamte, die selbst für die Verschwörung ge⸗ wonnen, bemühten sich namentlich, ihre Dienstleute durch Versprechun⸗ gen für den Aufstand geneigt, zu machen oder dieselben durch Drohun⸗ gen zum Anschluß zu bewegen. Wenige Beispiele mögen genügen.
Der Gutspächter Anton Ogrodowicz forderte, nach der eidlichen Aussage verschiedener Zeugen, seine Dienstleute auf, an einem bevor⸗ stehenden Kriege Theil zu nehmen. Ein geständiger Gutsbesitzer stellte feinen eidlich vernommenen Leuten vor, daß es bald zu einer Revolu⸗ tion kommen werde, daß jeder Pole zur Erkämpfung der Selbststän⸗ digkeit seines Vaterlandes thätig sein müsse, und daß sie sich bereit halten sollten, ihm zu folgen, wenn es Zeit sein werde.
In ähnlicher Art und unter Versprechung von Land und ande⸗ ren Vortheilen forderte der Amtmann Lucian Plawinski die Dienst⸗ leute des Provinzial-Landschafts⸗-Direktors von Jarochowski auf, wie dieselben in der Voruntersuchung eidlich bekundet haben.
Ein anderer Gutsbesitzer, der schon im Jahre 1830 im polni⸗ schen Insurgentenheere den Feldzug gegen Rußland mitgemacht hatte, wollte nach der Angabe eines geständigen Mitangeklagten auch an dem bevorstehenden Aufstande Heß nehmen und sich mit allen seinen Leu⸗ ten den Insurgenten anschließen. Es wurden deshalb auf seinen Gü⸗ tern eifrige Vorbereitungen getroffen, Waffen, Pferde und Sattel⸗ zeug in Stand gesetzt. Wie sich aus den eidlichen Aussagen ver⸗ schiedener Zeugen und aus anderen erheblichen Verdachts Momenten ergiebt, nahmen auch alle höher gestellte Wirthschafts Beamte dessel⸗ ben Theil an den erwähnten Rüstungen und waren eifrig bemüht, auch ihre Dienstleute zu ähnlicher Thätigkeit zu gewinnen.
Gleiche Versuche machten nach der eidlichen Versicherung ver⸗ schiedener Zeugen auch andere Gutsbesitzer. .
Der gräflich Bninskische Amtmann Ludwig Koßobudzki ging so weit, sämmtliche Landwehrleute von dem ihm zur Verwaltung überge⸗ benen Vorwerk Dabke durch den Schulzen zusammen rufen zu lassen und ih⸗ nen unter Versprechungen und Drohungen zu eröffnen, daß Krieg sein werde, daß sie Sensen bekommen und mitgehen sollten, um zuerst die Preu⸗ ßen, dann die Russen und endlich die Oesterreicher zu schlagen. Sie würden fürs Vaterland kämpfen; Jeder werde Eigenthum bekommen und sein eigener Herr sein.
Auch hierüber liegen mehrere eidliche Zeugen-Aussagen vor.
Der Gutsbesitzer Alphons von Bialkowski übte im Sommer 1845 seine Dienstleute und Dorf-Eingesessenen im Scheibenschießen. Hierbei nannte er sie Brüder, ließ ihnen Wein reichen und sprach davon, daß sie sich im Schießen üben müßten, weil es zu einer Re⸗ volution kommen werde, wobei die Preußen aus dem Lande gejagt und das Königreich Polen wieder erobert werden sollte. Er fügte hinzu, daß, wer sich im Kampfe gut halte, Land und Wirthschaften zur Belohnung bekommen werde.
Dies haben mehrere der Auf eidlich ausgesagt.
Es gelang den Verschworenen auch, mit dem Militair Verbin⸗ dungen anzuknüpfen und unter der katholischen Geistlichkeit Anhänger zu gewinnen.
Der Angeklagte von Taczanowski war bis zum 6. Januar 1846, wo er auf sein Ansuchen den Abschied erhielt, Seconde⸗Lieutenant in der Ften Artillerie Brigade zu Glogau. Schon vorher, im Novem⸗ ber 1845, wurde er förmlich in die Verschwötung aufgenommen, wie er selbst einem geständigen Mitangeklagten erzählt hat. Er sollte, wie er ferner erzählte, beim Ausbruch des Aufstandes ein Kommando bei der Artillerie des Insurgenten-Corps erhalten.
Felix von Biakoskörski, bis zum Jahre 1845 Seconde-Lieute nant im 18ten Infanterie-Regiment, hatte nach der auf die Mit theilung anderer Verschworenen gegründeten Angabe eines Mitange⸗ klagten schon während seiner Dienstzeit für die Verschwörung zu wirken gesucht.
geforderten in der Voruntersuchung
Ein anderer Angeklagter, der Brenner Joseph Klatt, hatte nach Vollendung seiner Dienstzeit im Garde⸗Schützen⸗Bataillon zu Berlin um Aufnahme in die Jäger-Abtheilung zu Breslau nachgesucht, um, wie er selbst zwei eidlich vernommenen Zeugen erzählte, Theilnehmer für das revolutionaire Unternehmen unter dem Militair zu Breslau zu werben. .
Unter den in Posen garnisonirenden Truppen hatten die Ver⸗ schworenen unter Anderen einen Seconde-Lieutenant und einige we⸗ nige Unteroffiziere gewonnen, die inzwischen aus dem Militairdienst ent⸗ lassen sind. Einer derselben ist geständig und gegen die Anderen liegen so viele erhebliche Verdachtsgründe vor, daß sie in Anklage⸗ stand versetzt sind.
Was die katholische Geistlichkeit betrifft, so mag die Andeutung genügen, daß Johann Tulodzieski, Pfarrer zu Siebsau, — Johann Jankowski, Vikar bei der Pfarrkirche zu Bromberg, — Kasimir Bor⸗ tlisewski, Kommendarius der Kirche zu Gorka duchowna, — Franz Knolinski, Dekan zu Schmiegel, — Joseph Lobodzki, Pfarr⸗Admi⸗ nistrator zu Klonowken, wegen thätiger Theilnahme an dem hochver⸗ rätherischen Unternehmen, Anton Cielsdorf, Dekan zu Sierock, — Andreas Pomieczynski, Pfarrer zu Subkau, Franz Kandyba, Vikar daselbst, — Franz Bojanowski, Pfarrer zu Bobau, — Bernhardt Bibrowiez, Probst und Dekan zu Adelnau, wegen Wissenschaft von der Verschwörung und Unterlassung der schuldigen Anzeige in Ankla⸗ gestand versetzt sind. ̃
Daß auch in verschiedenen Gymnasien und in dem Schullehrer⸗— Seminar zu Posen die revolutionairen Pläne fruchtbaren Boden und Theilnehmer fanden, wird die Darstellung noch in ihrem ferneren Ver laufe zeigen.
Da es sich bei dem beabsichtigten Aufstande um eine Losreißung und demnächstige Wiedervereinigung der ehemals polnischen Pro vinzen mittelst Waffengewalt handelte, so wurde dem militairischen Theil der Vorbereitungen seitens der Verschworenen besondere Sorg⸗ falt zugewendet. Die Centralisation des demokratischen Vereins hatte durch eine besondere Instruction, welche von Mieroslawski im Früh⸗ jahr 1815 mit ins Großherzogthum Posen gebracht hatte und die in einem von von Mieroslawski als richtig anerkannten Exemplare dem Gerichtshofe vorliegt, für jede Provinz die Errichtung eines Militair⸗ Comité's zur Ausarbeitung eines Bewaffnungsplanes angeordnet.
Nach dieser Instruction sollten die Mitglieder des Comité's, der Offizier für Statistik, der Instructions-Offizier, der Inspections Of fizier und der Offizier für Geographie, die erforderlichen statistischen und geographischen Nachrichten sammeln, insbesondere die Hülfsmittel und Streitkräfte der Ration sowohl, als des Feindes ermitteln, Spezialkarten beschaffen und Militair- Reglements entwerfen. Der Vorsitzende der Kommission hatte demnächst über die eingegangenen Nachrichten an den Provinzial-Vorstand Bericht zu erstatten, worauf der Aufstandsplan entworfen, die Anführer für die Provinz ernannt und abgeschickt, so wie die Marschrouten und Etappen bestimmt wer⸗ den sollten. è
Auch nach dem Ausbruche des Ausstandes sollte das Militair⸗ Comité in der Provinz verbleiben, der Vorsitzende als Organisator der Reserve, der Instruckions- Offizier als Gehilfe des Organisators bei Uebung der Reserve, der statistische fftzier als Provinzial-Quar- tiermeister der Inspections-Offtzier als Chef des Provinzialstabes.