1847 / 211 p. 5 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

; es Militair⸗Comitè bestand, nach den Angaben eines Ange⸗ ae uber r, e , e, und als Mitglieder des⸗ delben werden der Graf Severyn Mielzyn fi, Wladislaus von Kosinski und der verstorbene Lithograph Victor Kurnatowski bezeichnet. Der Thätigsie unter ihnen scheint, Wladislaus von Kosinski gewesen zu sein, der bis zum Jahre 1839 Offizier im diesseitigen Zten Dra⸗

oner⸗FRegimente, auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienste 65 noch eifrig mit Militairwissenschaften beschäftigte. Er schrieb ver⸗ schiedene mililairische Aufsätze, die er nach seinen eigenen, einem Mitverschworenen gemachten Mittheilungen einsenden mußte. Dem Ludwig von Mieroslawsfi legte er, nach eigenem Geständniß, ein zum Gebrauch für den beabsichtigten Aufstand entworfenes Kavallerie⸗Re⸗ glement vor, dann arbeitete er geständlich einen Operations Plan für bie westpreußischen Kolonnen aus und eben so eine Abhandlung über ein Vertheidigungs System für Polen, die später bei ihm in Beschlag enommen ist. Aehnliche Aufsätze, z. B. über Anwendung der Sense im Kriege und Aufstellung der Sensenträger in der Schlacht, über die Organisation des Heeres über die Ausbildung der Kavallerie sind bei dem Angeklagten Alexander von Brudzewski vorgefunden, der dieselben zwar als von ihm verfaßt anerkennt, sie aber nur als theo retische Studien, die zu dem auf die Wiederherstellung Polens gerich⸗ teten Unternehmen in keiner Beziehung stehen, betrachtet wissen will. Auf die Nothwendigkeit der Sammlung statistischer Notizen machte von Mieroslawski bei seiner ersten Anwesenheit im Großherzogthum Posen im Frühjahre 1845 die Häupter der dortigen Verbindung noch ganz besonders aufmerksam. Er ertheilte auch in dieser Beziehung bestimmte Aufträge, welche NiiiMQomucen von Sadowski für Westpreußen, Joseph von Mikorski, Wladislaus von Kosinski, Victer Kurnatowski und von Buchowski für das Großherzogthum Posen, Wladislaus von Dzwonkowski aber für das Königreich Polen übernahmen. In Be⸗— treff der Ausführung des Auftrages seitens des von Kosinski liegen bestimmte Data vor. Er trat sofort mit Joseph von Mikorski und Victor Kurnatowski in Verbindung, und Ludwig von Mieroslawsli erhielt im Januar 1846 zwei bei seiner späteren Verhaftung in Be— schlag genommene Atlasse der Regierungs-Bezirke Posen und Brom⸗ berg, welche von Kosinski, wie er selbst anerkannt, eigenhändig mit statistischen Tabellen versehen hatte. Auch andere Mitglieder der Ver— bindung beschäftigten sich mit Sammlung statistischer Notizen. So fertigte der geständige Gutspächter Apollonius von Kurowski um die Aerndtezeit 1845 im Auftrage des Victor Heltmann eine Uebersicht des bucker Kreises an, welche die Namen der einzelnen Ortschaften, ihre Einwohnerzahl, die Anzahl der Landwehrmänner, eine Zusammen— stellung der Handwerker, die Zahl der Gensdarmrn, die Aufzählung der Orte, wo sich Waffen Munition und Königliche Kassen befinden, so . die Angabe der Zahl der zum Kriege brauchbaren Pferde, enthielt.

Der Angeklagte Alphons von Bialkowski ließ sich die Samm— lung statistischer Nachrichten ebenfalls besonders angelegen sein. Im Frühjahr 1845 ersuchte er den Privat-Secretair des Distrikts⸗Kom⸗— missarius zu Schroda, nach der eidlichen Aussage desselben, ihm der— gleichen Notizen über den schrodaer Polizei⸗Distrikt zu liefern, unter dem Vorgeben, daß er dieselben für den agronomischen Verein ge— brauche. Kurz darauf kam von Bialkowski in Begleitung des Mit— angeklagten Thadeus von Radonski zu dem gleichfalls in Anklagezu— stand versetzten und geständigen Thadeus von Sokolnicki. von Ra— donski eröffnete dem Letzteren: „Es sei ein patriotischer und nationaler Verein ins Leben getreten, der seine Wirksamkeit damit beginnen werde, eine Statistik der Provinz herauszugeben. Von den Edelleu— ten in dem Regierungs⸗-Bezirk Bromberg sei dies bereits geschehen, jetzt hätten die in Posen ansässigen Edelleute ein Gleiches im Sinne, und von Sokolnicki werde beauftragt, die erforderlichen Materiglien für den Polizei- Distrikt Santomisl zu sammeln und an von Bial— kowski einzusenden.“ von Sokolnicki sagte zu, und als von Bial— kowski rücksichtlich der Erfüllung des Versprechens Zweifel äußerte, so bemerkte von Radonski noch: „darauf stehe ein Eid“, las dem von Sokolnicki wirklich eine Eidesformel vor und ließ sich überdies zur noch größeren Bekräftigung von ihm die Hand reichen.

üim noch einige andere, im Laufe der Voruntersuchung zur Sprache gekommene Fälle hervorzuheben, mag nur noch erwähnt werden, daß Joseph von Szoldrski durch den Mitangeklagten Dr. Matecki den Auftrag bekam, im kostener Kreise statistische Notizen zu sammeln, und daß die Mitangeklagten von Waleszynski und von Kobylinski ähnliche Anweisungen erhielten. Der Erstere sollte in der Um— gegend von Strasburg statistische Nachrichten sammeln, der Letztere wurde beauftragt, in der schwetzer Gegend durch Anwerbung neuer Mitglieder und durch Sammlung statistischer Notizen über die Be— hörden, die Zahl der Einwohner, das Verhältniß der Deutschen zu den Polen und die Vorräthe an Waffen, Munition und Geld vorbe⸗ reitend für die Revolution zu wirken. Was die Waffen betrifft, so ist bereits im ersten Abschnitt dieser Darstellung gezeigt, wie die Centralisation für dies Bedürfniß zu sorgen gedachte.

Nebenbei bemühten sich, wie die Voruntersuchung ergeben hat, die meisten Verschworenen persönlich, für sich selbst und Andere das Erforderliche zu beschaffen. Bei vielen der Angeklagten sind Schieß⸗— waffen, Munition, Säbel, Lanzen und Sensen unter verdächtigen Um- ständen in Beschlag genommen, Anderen ist nachgewiesen, daß sie sich kurz vor dem beabsichtigten Ausbruch des Aufstandes mit Waffen und Munition in ungewöhnlichen Quantitäten versehen haben. Auch hier

mögen wieder einzelne wenige Beispiele genügen, nachdem nur noch bemerkt worden, daß nach Angabe vieler Zeugen nicht nur in Posen, sondern auch in Berlin im Herbst 1845 und noch zu Anfang des Jahres 1516 ein so auffallend starker Ankauf von Waffen und Mu— nition stattgefunden hatte, wie er früher kaum jemals vorgekom— men war. Der Angeklagte Wladislaus von Kosinski ließ, wie er im Ge— fängnisse einem geständigen Mitangeklagten selbst erzählt hat, auf sei⸗ nem Gute Targsmoö-görka dreihundert Lanzenschäftẽ und Spitzen an— fertigen, um dieselben nach Posen zu schicken. Bei der Nachsuchung zu Targowo⸗gorka sind auch wirklich 3009 Stangen aus Birken-Kern⸗ holz aufgefunden, und wenn von Kosinski in dei' Vorunsersuchung be— hauptet, daß er dieselben um Neujahr 18485 zu einem Staketenzaun kestellt habe, so sind Doch verschiebene die Bestellung begleitende Am— 6 von solchem Verdacht ermittelt worden daß rücksichtlich der estimmung der Stangen kein Zweifel übrig bleibt Anton Ogrodowiez fertigte nach Arn e versc iedener Zeugen im Winter 1815 46 gegen 109 Patronen ö t ( von Bajerski kaufte geständlich in der Zeit vom Juli 1845 bis Februar 1846 eine bedeutende Quantität Munition, darnnter 156 Pfd Blei, so wie ferner mehrere Schießgewehre. Am' a, . , . n m 17. Februar 1846 wurden bei ihm 369 Stück Gewehrkugeln, kurz 6 zwei Säbel letztere in Heu versteckt, . ö Um dieselbe Zeit bei Franz von Moszezenski 57 Patronen, in dem Garten des flüchtigen Albin von Malczewski vergraben õ Pfd Kugeln; auf dem von Gozimirskischen Gute Koldrab Pulver und Pa- tronen, theils vergraben, theils in Gerölle versteckt, theils in einem See versenkt. Daß auf den Gütern des Andreas von Ilowiecki im Winter

1815 -= 16 von Seiten des Besitzers sowohl als seiner Wirthschafts⸗

Beamten , g in Stand gesetzt, Kugeln gegossen worden, ist durch die eidliche Aussage vieler Zeugen . t. Um dieselbe Zeit

1542

ordnete Joseph von Malinowski, wie mehrere Zeugen versichern, die Zurichtung von 49 Sensenstangen an, die gegen die Deutschen ge braucht werden sollten. Franz von Ponikiewsli, bei dem Waffen und Munition, an verschiedenen Orten versteckt, gefunden sind, gab um die Fastenzeit 1846 zwei eidlich vernommenen Zeugen den Auftrag, Lanzenstangen und Lanzenschuhe zum Kriege anzufertigen; er ließ Mantel sãcke machen und Brodbeutel und Futtersäcke nähen, wie sie bei der Kavallerie gebraucht werden.

Heinrich von Poninski, Apollinar von Kurnatowski, Alexander von Brudzewaski beschafften sich Kavallerie Sättel mit Pistolenhaltern, wie sie selbst zugestehen. Ignatz von Oborsli ließ durch den gestän⸗ digen Mitangeklagten Szumiel heimlich Säbelkoppel und Pistolen⸗ halter anfertigen und beschaffte daneben selbst Waffen und Munition. Nach der eidlichen Aussage verschiedener Zeugen, ließ er Kugeln gießen, Patronen machen, Lanzenstangen zurichten. Es wurden Flin⸗ ten, Pistolen und Bajonette herbeigeschafft, und ein Zeuge sah eines Tages im Februar 1846 in von Oborsti's Stube, wo gegen zehn Herren versammelt waren, etwa 50 Infanterie⸗ Gewehre mit Per— kussionsschlössern und Bajonetten aufgestellt.

Wladislaus von Lacki hatte schen im Sommer 1844 an einem Tage zu Berlin 72 Säbelklingen gekauft. Dieselben standen, wie der geständige Apollonius von Kurowski erzählt, in einer Kiste zu Posadowo, einem von Lackischen Gute. von Lacki wurde darauf auf— merksam gemacht, daß für ihn Unannehmlichkeiten entstehen könnten, wenn die Kiste gesehen werde, und nahm deshalb das Anerbieten des von Kurowski an, die Kiste bei sich zu Bolewice aufzuheben. von Ku— rowski vergrub demnächst die Kiste mit den Klingen in seinem Garten zu Bolewice, wo sie später von dem Untersuchungs-Richter in Be⸗ schlag genommen sind. Zwei größere, erst im Februar 1846 in Po— sen angekommene Waffen-Sendungen aus Berlin und Leipzig werden noch weiter unten erwähnt werden.

Durch große Vorsicht war es den Leitern der Verschwörung ge— glückt, alle diese Vorbereitungen und Umtriebe lange Zeit den Augen der Behörden zu entziehen. Sie erreichten dies durch Bewahrung des strengsten Geheimnisses. Vorliegende Geständnisse führen darauf hin, daß man absichtlich vermied, die einzelnen Verbündeten in die Organisation der ganzen Verschwörung einzuweihen. Sie kannten nicht einmal die Namen der leitenden Oberen, und ihre Ver—⸗ bindung mit denselben wurde meistentheils durch denjenigen, der sie gewonnen hatte oder bei ihrer Aufnahme zugegen gewesen war, vermittelt. An diese hatten sie die Berichte über die ihnen aufgetragenen Werbungen und Arbeiten zu er⸗ statten, so wie die Bundesbeiträge abzuführen. Joseph von Szoldrski z. B. war durch Wladislaus von Kosinski in die Verbindung durch Ableistung eines Eides aufgenommen. Der Dr. Matecki hatte hier⸗ bei als Zeuge assistirt und wurde nunmehr dem von Szoldrski als derjenige bezeichnet, der bestimmt sei, die Verbindung zwischen ihm und den Oberen zu unterhalten, durch den er die Befehle derselben empfangen werde und Anzeigen, welche die Verschwörung beträfen, zu erstatten habe. von Szoldrski fand sich demgemäß allmonatlich bei Matecki ein, zahlte demselben den monatlichen Bundesbeitrag von 10 Rthlrn. und bezeichnete dieses Geld, wenn er es mitunter durch die Post übersandte, als zurückgezahltes Darlehn oder als Arzt Ho⸗ norar. An Matecki schickte er die von ihm verlangten statistischen Notizen, sondirte in dessen Auftrage die Gutsbesitzer des kostener Kreises, und als er schriftlich berichten wollte, daß er mehrere für die Verbindung geeignete Personen gefunden habe, so faßte er die An⸗ zeige dahin, daß die von ihm Genannten zur Pränumeration auf das Werk, dessen Herausgabe Matecki beabsichtige, berest seien.

Makecki stand wieder mit dem verstorbenen Victor Kurnatowski in Verbindung, der ihm bei seiner durch den flüchtigen von Buchowski erfolgten Aufnahme als Vermittler und unmittelbarer Vorgesetzter bezeichnet war. Durch Kurnatowski wurde er angewiesen, bei der Aufnahme des von Szoldrski, die von Kosinski in des flüchtigen von Wolniewicz Auftrage vornehmen sollte, als Zeuge zu assistiren und alsdann als Mittelsperson zwischen von Szoldrski und der- Verbin— dung aufzutreten. An Kurnatowski zahlte er seinen eigenen Bundes⸗ beitrag von monatlich 2 Rthlr. und führte an ihn diejenigen Bei— träge ab, die er von Joseph von Szoldrski erhielt. Im Dezember 1845 theilte Matecki dem von Szoldrski mit, daß er sich von der Sache zurückgezogen habe. Kurz darauf meldete sich Anastasius von Radonski als nunmehriger Vermittler zwischen den Oberen der Ver⸗ bindung und den Verschworenen im kostener Kreise bei von Szoldrski und wies denselben an, bis zum 15. Januar einen außerordentlichen Geldbeitrag von 1000 Rthlr. für die Verbindungszwecke zu leisten und außerdem noch 300 Rthlr. von den Mitverschworenen im kostener Kreise oder auf irgend eine andere Art aufzubringen.

Ein anderes Mittel, durch welches die Verschworenen ihre Pläne und Operationen geheim zu halten suchten, war die Geheimschrift, welcher sie sich zu ihren schriftlichen Mittheilungen über die Angele— genheit der Verbindung und des beabsichtigten Aufstandes sehr häu— fig bedienten.

Aus den Geständnissen vieler Angeklagten, so wie aus den An⸗ gaben des in Galizien verhafteten Grafen Wisiolowski und des auf der Festung Königstein vernommenen Johann Tyssowski, ergiebt sich, daß diese Geheinischrift sich zuweilen auf den bloßen Gebrauch som— pathetischer Tinte beschränkte, so daß das Blatt, welches die Mit⸗ theilung enthielt, weiß erschien und die Schrift erst bei Anwendung eines chemischen Reagens, mit welchem das Papier bestrichen werden mußte, hervortrat. Häufig wurde aber auch noch die Vorsicht ange= wendet, daß über die unsichtbare Schrift eine andere gleichgültigen Inhalts mit gewöhnlicher Dinte geschrieben wurde, die das anzuwen— dende Reagens sodann verwischen mußte, während sie die Geheim⸗ schrift hervorrief. Statt der Buchstabenschrift pflegten mitunter auch Chiffern angewendet zu werden.

Die als sympathetische Dinte gebrauchten Stoffe waren verschie— den und darnach denn auch die Mittel, die als Reagentien in An— wendung gebracht werden mußten. . .

Die Chiffern bestanden meistentheils in gewöhnlichen Zahlen. Andere nahmen eine Strophe aus einem Gedichte, schrieben über die Buchstaben der Reihe nach Zahlen und bedienten sich in den Depe⸗— schen dieser Zahlen statt der entsprechenden Buchstaben.

Mehrere mit fympathetischer Dinte geschriebene Schriftstücke sind bei einzelnen Angeklagten in Beschlag genommen und liegen dem Gerichtshofe vor.

Bislang hat sich die Darstellung ausschließlich mit den Verhält—⸗ nissen im hh n Posen beschäfligt. Wie bereits früher angedeutet, sollte aber auch Westpreußen, als ein früher polnischer Landestheil, dem durch den Ausstand wieder herzustellenden polnischen Reiche einverleibt und also der Krone Preußen entrissen werden.

Die erste Anregung zu den neuerlich revolutionairen Umtrieben in Preußen scheint von dem Buchhändler Stefanski in Posen aus⸗ gegangen zu sein. .

Er war im Sommer 1844 in Thorn, machte dort nach der eid⸗ lichen Aussage eines Zeugen die Bekanntschaft des Schneidermeisters Stawisinski, und dem später für Westpreußen erwählten obersten , , ,. Severin von Elzanowsfi wurden, nach dessen

96 schon im Sommer 1845 durch den flüchtigen

eigenem Gestän : I Nepomucen von Sabowekl der Schneider Stawisinsli und ein ge

wisser Smolenski als die Agitatoren in der Stadt Thorn bezeichnet bei denen er durch den Namen Stefanski rn. rn, 1 z 9 m Februar 1845 kam der Mühlenwerkmeister Jose

nach Kulm, um die dortigen 2 von * 53 . . schwörung in Kenntniß zu setzen, und bezeichnete sich dabei, nach der Angabe verschiedener geständiger Angeklagten, ausdrücklich als einen Abgesandten des Buch ändlers Stefansti. Die Kulmer Gymna⸗ siasten fanden sich in Folge dieser Mittheilung veranlaßt, einen ihrer Mitschüler um nähere Auskunft zu erhalten, an Stefanski nach Posen zu senden, und dieser Abgesandte erzählt, daß er wirklch bei Stefanski gewesen sei und aus den Aeußerungen desselben entnom— men habe, daß zwar ein Aufstand bevorstehe, der Ausbruch desselben aber noch nicht zu gewärtigen sei. ;

Ueber die späteren Bemühungen der Nevolutions Partei in West⸗ preußen geben die Geständnisse des Severyn von Elzanowski ziemlich umfassende Aufschlüsse.

Hiernach wurde Nepomucen von Sadowski auf Slupy im Groß— herzogthurn Posen dazu bestimmt, die weitere Ausbreitung der Ver— schwörung in Westpreußen zu leiten. Er bestellte im Mai 1845 den Severin von Elzanowski zu seinem Gehülfen für die preußischen An— gelegenheiten und ertheilte ihm den Auftrag, sich mit den Umgebun— gen seines damaligen Wohnorts näher bekannt zu machen, seine Freunde auf die bevorstehende Revolution vorzubereiten, insbesondere aber die Verschworenen in Thorn zu besuchen und sie zur Ausdauer zu ermahnen.

von Elzanowski nahm seinen Aufenthalt zu Briesen in West— preußen und bemühte sich, die erhaltenen Aufträge auszufithren. Zu⸗ nächst besuchte er das nahe belegene Kulm, um einigen ihm befreun— deten Gymnasiasten seine Thätigkeit zuzuwenden. Er sprach mit ihnen im Allgemeinen über das Unglück des polnischen Volks, über die Bedrückung desselben durch die Fremdherrschaft und über den drohenden Verlust seiner Nationalität und suchte auf solche Weise in ihnen den Wunsch für die Wiedergeburt der polnischen Nation, als eines freien und selbstständigen Volkes, zu beleben.

Dann warb er verschiedene Personen für die Verschwörung und begab sich gegen Ende des Monats September nach Thorn, wo er die Bekanntschaft der Angeklagten von Smolenski und von Kowal— kowski machte. Er feuerte dieselben zur Thätigkeit an und belehrte sie über die Prinzipien des demokratischen Vereins, so wie über die zur Erreichung der Zwecke desselben angemessenen Mittel.

Im Monat Oktober und um die Mitte November 1845 ging von Elzanowski zum zweiten und dritten Mal nach Thorn, in der Ahsicht, die Verschworenen daselbst zu revidiren und sich von ihrer revolutionairen Thätigkeit zu überzeugen. Er erfuhr hier, daß der Aufstand nach den Beschlüssen der höheren Behörden beschleunigt werden solle.

Dies veranlaßte ihn, sich unverzüglich nach Posen zu begeben. Dort war von Kosinski soeben Mitglied des Central-Comité's gewor— den und ernannte nunmehr den von Elzanowski zum obersten Agenten für West-Preußen. Er ertheilte ihm schriftliche und mündliche In— structionen.

Die schriftliche Instruction, welche von Elzanowski verbrannt ha— ben will, soll im Wesentlichen dahin gelautet haben: „von Elzanowski wird zum Agenten ernannt und ist verpflichtet, den Aufstand in West⸗ Preußen zu reguliren. Es wird von ihm Eifer verlangt und die Einnahme der Stadt und Festung Thorn ihm zur Haupt Aufgabe gestellt. Die örtlichen Verhältnisse müssen die Gränzen seiner Thä— tigkeit bestimmen.

Daß Graudenz ebenfalls in die Gewalt der Verschworenen ge— bracht werden könnte, dazu dürfte keine Hoffnung vorhanden sein.

Zu Anfang des Monats Februar gestellt sich der Agent behufs Berichterstattung über seine Wirksamkeit in Posen. Für jetzt werden dem Agenten zur Hülfsleistung überwiesen Trojanowski und Pozorski; den Ersteren zieht er aus Königsberg, den Zweiten aus Danzig an sich. Sollte der Agent Muße finden, auch die polnischen Gegenden Ost-Preußen für den Aufstand zu gewinnen, so wird ihm dies ange⸗ legentlich empfohlen.“

Die mündlich ertheilte Instruction enthielt folgende leitende Sätze:

„a) West⸗-Preußen, schon seit 1772 mit Preußen verbunden, kann aus Mangel polnisch-patriotischer Gesinnung der Bewohner im Ganzen für den Aufstand nicht vorbereitet werden. An dem— selben sollen diejenigen Theile der Provinz, in denen sich Deut⸗ sche in der Mehrzahl befinden, nicht theilnehmen. . Die Agitation kann in Ansehnng des gemeinen Mannes nicht, wie es in den übrigen ehemals polnischen Landestheilen ge— schieht, durch die n mihi der polnischen Nationalitä'! mnut⸗ arteten Gutsbesitzer betrieben werden.

Der Agent theilt das Aufstands- Terrain in besondere, nicht gerade mit der jetzigen Kreis Eintheilung übereinstimmende

Bezirke. Ein jeder dieser Bezirke wird einem besonderen

Emissair zur Bearbeitung Üiberwiesen. Dieser Emissair, wels

cher den Titel Commissair führt, ernennt in den Städten und

Ortschaften mit lokaler Wirksamkeit Gemeinde⸗-Vorsteher und

Zehntmänner. . ö .

Der Agent ermittelt für jeden Bezirk zu Militair⸗ und E. Chefs geeignete Personen, welche mit dem Augenblick des Aus⸗ standes in Function treten. Er schlägt dieselben in einer der oberen Behörde vorzulegenden Liste zur Genehmigung vor.

d) Eine besondere Aufmerksamkeit ist dem strategisch-wichtigen Thorn und dem Kassubenlande zuzuwenden. Tie Kassubln, welche sich durch religiösen Fanatismus auszeichnen, werden durch religiöse Momente aufgeregt.“ . Eine zweite schriftliche Instruction, welche von Elzanowéki nach

sorgfältiger Durchlesung ebenfalls verbrannt haben will, und welche ihm Ende Dezember 1845 von von Kosinski durch Czarnowski zu⸗ ging, ließ den Ausbruch des Aufstandes, wegen der stattgefundenen Verhaftungen, als näher herangerückt erscheinen. Wegen der Kürze der Zeit wurden die Bezirks-Kommissarien darin ermächtigt, die Chefs der Militair⸗- und Civil-Verwaltung in den Bezirken nach eigener Auswahl zu bestellen.

Außerdem wurde durch dieselbe Folgendes angeordnet:

„Nach erhaltener Benachrichtigung von der Zeit des Ausbruchs hat der Agent, welcher inzwischen die Bezirls Nommijsarien bereist und mit Instruction versieht, die Provinzial Behörde für West⸗= preußen aus brei oder fünf Mitgliedern zu bilden und in diese Be⸗

6 inzut . ü here g r ,. werden beauftragt, im Moment des Aus—⸗

die Beamten und Offiziere zu tödten,

a g erf fn de, ,, und für Ungehorsame und Verräth er

Revolutionsgerichte in nchen, welche keine andere Strafe als die

zu verhängen haben. .

tobe e , e n n hl Anführer liefert die Emigration. Die

militairischen Führer für die drei Abtheilungen führen die militairi= schen Sperations⸗Pläne und Regulative mit sich.

Zweite Beilage

M 211.

1543 Zweite Beilage zur Allgemeinen Preufischen Zeitung.

Eine besondere Aufmerksamkeit ist auf Graudenz zu richten, wegen, des daselbst befindlichen bedeutenden Waffen⸗Vorraths, und wen die Streitkräfte zwischen Thorn und Graudenz konzentrirt wer⸗ den sollen.“

Zur Deckung der Kosten erhielt von Elzanowski hundert Rthlr., wobei von Kosinski versprach, daß die fehlenden Fonds noch nachgezahlt werden sollten. Zu Neujahr sollten ihm auch weitere Instructionen zugehen.

von Elzanowski begab sich nunmehr unverzüglich nach Westpreußen und begann seine erste Thätigkeit mit der Eintheilung der für den Aufstand bestimmten Landestheile in verschiedene Bezirke und mit der Ernennung der dafür erforderlichen Kommissarien.

Er bildete in Preußen 10 besondere Bezirke.

1) Den thorner Bezirk.

Dieser umfaßte den ganzen Kreis Thorn mit Einschluß der gleichnamigen Stadt.

Als Commissair dafür erwählte er den polnischen Flüchtling Johann Pozorsfi, händigte ihm vierzig Rthlr. ein und beauftragte ihn, namentlich von der Stadt und Festung Thorn einen Plan auf⸗ zunehmen.

2) Den schwetzer Bezirk.

Dieser sollte aus den Kreisen Schwetz und Kulm bestehen.

Die Stelle eines Commissairs blieb unbesetzt, dagegen bestellte von Elzanowski für die Städte Kulm und Schwetz besondere Ge— meinde⸗Vorsteher.

Mit dem ersten Amte betraute er den Gymnasiasten von Koby⸗ linski zu Kulm und ertheilte eine schriftliche Instruction, nach welcher der Vorsteher mit einem aus der Zahl der dortigen Gymnasiasten zu erwählenden Gehülfen das Volk in der Stadt Kulm auf den allgemeinen Aufstand vorbereiten und taugliche Personen zu Zehntmännern nach einem durch von Elzanowski verfaßten For— mular vereidigen sollte. Dies Eides⸗Formular verpflichtete den Schwö⸗ renden, den Kampf für die allgemeine Volkssache nicht früher aufzu⸗ geben, als bis die Wiederherstellung Polens vollständig gesichert sei, dem Eidesabnehmer gehorsam zu sein und das Geheinniß der Ver— schwörung unverbrüchlich zu bewahren. Mündlich wurde von Koby— linski instruirt, die Werbungen der größeren Sicherheit halber immer nur unter vier Augen vorzunehmen und den fanatischen Katholiken vorzuspiegeln, daß der Aufstand zugleich den Schutz des bedrängten katholischen Glaubens zum Zwecke habe. ;

Das Amt eines Gemeinde⸗Vorstehers für die Stadt Schwetz übertrug von Elzanowski dem Gymnasiasten Nepomucen von Tomicki, der später noch den Auftrag erhielt, die Bewohner der tucheler Haide zum Aufstande aufzuregen. Er empfing zu diesem Zwecke durch von Elzanswski 15 Thaler.

. 3) Den stargardter Bezirk.

Dieser umfaßte den stargardter Kreis, das nördlich davon ge— legene Kassubenland und die Gegenden östlich bis zur Weichsel, ein— schließlich der Städte Meve und Dirschau.

Als Commissair dieses Kreises bestellte von Elzanowski den zu 5 Zwecke aus Königsberg herbeigeholten Studenten von Troja— nowski. .

Außer den allgemeinen Pflichten jedes Kommissairs überhaupt wurde ihm speziell noch aufgetragen, bei dem Ausbruche des Aufstan⸗ des seine Bestrebungen darauf zu richten, die in Stargardt garniso⸗ nirende Eskadron Husaren zu entwaffnen, sich des daselbst besindlichen Vorrathes an Waffen zu bemächtigen, die Städte Dirschau und Meve in die Gewalt der Verschworenen zu bringen und die Geistlichkeit des alten Kassubenlandes anzuwerben. von Trojanowski erhielt auch ein geschriebenes Eides Formular und zur Deckung der Kosten 20 Thaler.

ö 4) Den graudenzer Bezirk.

Er sollte aus dem Kreise Graudenz bestehen.

Für diesen ernannte von Elzanowski den polnischeu Flüchtling Medardus von Borowski zum Commissair.

5) Den konitz⸗flatauer Bezirk.

Dieser schloß hauptsächlich nur die tucheler Haide in sich.

Als Commissair für diesen Bezirk verpflichtete von Elzanowski den Wirthschafts⸗Beamten Michgel chorzewski und ertheilte ihm die besondere Anweisung, hauptsächlich die Jäger und Schützen der tu⸗ cheler Haide für den Aufstand zu gewinnen.

6) Den straßburger Bezirk.

Dieser umfaßte außer dem Straßburger Kreise die polnischen

Gegenden der benachbarten Kreise, Neidenburg, Löbau und Rosenberg. Als Commissair dieses Kreises ernannte, von Elzanowski den

J. „bh von Czarnowski und ermächtigte ihn, für einzelne Theile sei⸗ nes Bezirkes besondere Commissaire zu ernennen. von Czarnowski ernannte deshalb für die Gegend zwischen Lautenburg und Neiden- burg den Wirthschafts⸗Beamten Zmijewsli und für die Stadt und Umgegend von Straßburg den Wirthschafts Beamten Konstantin von Waleß'ynski als besondere Commissaire, welche Wahlen von Elza— nowskf demnächst noch ausdrücklich genehmigte.

7) Den marienburger Bezirk.,

von Elzanowski hatte übersehen, für, diesen Bezirk einen beson—⸗ un Commissair zu ernennen; deshalb übertrug Joseph von Czar⸗ nowski dieses Amt dem Albin Kierski. k

Nachdem aber von Elzanowski in Erfahrung gebracht, daß Kierski sich unter der Maske eines polnischen Emigranten in West Preußen u, zertrieb, um die dortigen Gutsbesitzer polnischer Abstammung auszubeuten, ihn auch am 30. Dezember 18145 betrunken in Grau— angetroffen hatte, gab er ihm fünf Thaler und bedeutete ihn,

daß er mit ihm nichts weiter zu thun haben wolle. s) Den johannisburger Bezirk.

Den Haupt⸗Bestandtheil desselben sollte die johannisburger Haide bilden. Die Bewohner derselben waren dem von Elzanowski als Wilddiebe und gute Schützen bekannt. Er rechnete daher vornehm⸗— lich auf ihren Beistand. ö

Als Commissair dieses Bezirks beabsichtigte er den in die Ver⸗= schwörung bereits eingeweihten Studenten Erasmus von Niesiolowski aus Königsberg zu bestellen.

9) Die Gegend von Lyck.

Das Kommissariat dieses Bezirks wollte von Elzanowski dem

Gymnasiasten Kasimir Schulz übertragen. 10 Das Ermland.

Auch für diesen Bezirk war die Ernennung eines Commissairs noch nicht erf g

Außer die ser Eintheilung in Bezirke und der Ernennung der Commissgire dafür hatte Severyn von Elzanowski auch sein Augen⸗ merk auf den katholischen Bischof von Kulm gerichtet. Er glaubte, daß derselbe den nationalen Bestrebungen der Polen hindernd in den Weg treten werde, und erachtete es daher für nöthig, den Bischof im Augenblicke des . der Revolution zu beseitigen. Die Verwaltung des bischöflichen Sitzes zu Pelplin wollte er alsdann dem i ee gs Pfarrer Johann Tufodziesli zu Siebfau übertragen und begab sich auch zu einer desfallsigen Besprechung mit Tulobzierst

Sonntag den Lsen August.

nach Siebsau, konnte indessen wegen der Anw it ei angeblich zu seinem Zwecke nicht den wi, r, e. Am 28. Dezember erhielt von Eizanowsli die bereits erwähnte zweite Instruction des Wladislaus von Kosinsfi, so wie zur Bestrei= tung der ferneren Ausgaben zweihundert Thaler. Sechs Tage später 266. er verhaftet. ö Die weitere Ausdehnung der Verschwörung über W wurde indeß hierdurch nicht . wie 9 e ,, Darstellung zeigen wird. (Schluß folgt.

Verhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Monat Juni.

In einer Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse der Akademie hielt Lerr Müller einen Vortrag über die Wirbelsäule des Zeuglo- don cetoides (Koch's IId rarchos), wobei er Beispiele von den in Betracht kommenden sossilen Riesten vorlegte. Herr Müller ist, in Folge einer sorgfältigen Untersuchung der Wirbel, geneigt, zwei Arten von Zenglö— don anzunehmen, eine mit langen und eine mit kurzen Wirbeln, Zeug io— don ma crospondylus und Zeuglodon brachyspondylus. Der Spezies Name Teuglädon cetoies Owen ist daher nicht länger beizube— halten. Daß jedoch beide Arten, die kurzwirbelige und die langwirbelige, zu demselben Genus gehören, ist wohl nicht zu bezweifeln, da diese Wirbel außer der Länge in jeder Hinsicht vollkommen übereinstimmen und Charak— tere einer Gattung an sich tragen, wie sie trotz des Cetaceums⸗-Charakters bei keinem anderen Cetaceum vorkommen.

Die Familien der Cetaceen, zu welcher die Zeuglodon gehören, hält Herr Müller für eben so eigenthümlich, als die der Manatis neben den echten Cetaceen, und wird die Ordnung der Cetaceen im weiteren Sinne nunmehr 1) aus den Manatis, 2) den Zeuglodonten und 3) den Cetaceen im engeren Sinne bestehen. Die Familie der Zeuglodonten steht mitten zwischen den Seehunden und echten Cetaceen, aber innerhalb der Ordnung der Cetaceen im weiteren Sinne und ist eine Combination, die wohl die Phantasie sich erlauben konnte, wenn sie hin und wieder die Seehunde als den Cetaceen verwandt hinstellen, deren Wirklichkeit aber die Umwälzungen der Erdrinde bis jetzt verborgen gehalten haben.

Herr H. Rose las über die Trennung des Nickels vom Ko⸗ balt. Von den vielen Methoden, welche man schon seit langer Zeit zur Trennung des Nickels vom Kobalt vorgeschlagen hat, giebt nur die von Liebig genaue Resultate, ist indessen mit einigen Unannehmlichkeiten ver—⸗ knüpft und erfordert viele Vorsichts-Maßregeln. Die Scheidung, welche der Verfasser vorschlägt, beruht darauf, daß in einer Auflösung von Kobalt⸗ Oryd, welche freie Chlorwasserstoff⸗Säure enthält, die ganze Menge des Metalls sich vermittelst Chlorgases in Superchlorid verwandelt, während das Chlornickel sich dadurch in einer sauren Auflösung nicht verändert.

Die Methode ist folgende: Man löst beide Metalle in Chlorwasser= stoff⸗Säure auf; die Auflösung muß eine hinreichende Menge von freier Säure enthalten. Darauf verdünnt man sie mit vielem Wasser und leitet

durch die Auflösung mehrere Stunden lang einen Strom von Ehlorgas, damit die Flüssigkeit ganz damit gesättigt ist. Dann setzt man kohlensaure Baryt-Erde im Ueberschuß hinzu und ünter öfterem Umschütteln und Um. rühren läßt man das Ganze in der Kälte 12 bis 18 Stunden stehen. Das gefällte Kobalt⸗-Superorod mit der überschüssigen kohlen sauren Barot Erde werden mit kaltem Wasser ausgesüßt und in heißer Ehlorwasserstoff- Säure aufgelöst; nach Entfernung der Baryt- Erde vermittelt Schwefelsäure wird aus der Auflösung das Kobalt-Oxryd durch Kalihydrat⸗Auflösung gefällt und nach dem Aussüßen und Trocknen in einem Platin- oder Porzellan Tiegel mit Wasserstoffgas reduzirt. *

Die vom Kobalt⸗Supersxyyd abfiltrirte Flüssigkeit ist rein grün und vollkommen frei von jeder Spur von Kobalt⸗Oryd. Nach Wegschaffung der Barvt-Erde vermitielst Schwefelsäure wird das Nickel-Oryd durch Kali⸗ hydrat gefällt.

Diese oder eine ähnliche Methode kann auch mit Vortheil benutzt wer— den, um Nickel und Kobalt im reinsten Zustande darzustellen.

Herr Magnus theilte die Resultate einer neueren Untersuchung von Herrn Clausins mit über die Lichtmenge, welche die Erde durch Reflexion des Sonnenlichts in der Atmosphäre erhält., Herr Clausius hat vor einiger Zeit eine Arbeit über die Licht-Zerstreunng in der Atmosphäre (in Crelle's Journal für Mathematik. XXIV. Heft 2) ver= öffentlicht und seitdem diesen Gegenstand weiter geführt. Indem nämlich die erste Arbeit die Sonderung des nur einmal reflexirten Lichts von den erst nach mehrfacher Reflexion zu uns gelangenden enthält, beschäftigte sich der Verfasser jetzt i) mit der Bestimmung der Lichtnienge, welche ein Stück der Erdoberfläche vom Himmel im Ganzen empfängt und 2) mit der Helle des Himmels an seinen verschiedenen Punkten.

Wiewohl die entwickelten Gleichüngen nur insoweit gelten, als die Sonne 195 oder mehr über dem Horizont steht, so haben sie doch zu man- chen interessanten Resultaten geführt. Der Verfasser giebt nämlich neben der allgemeinen Entwickelung auch beispielsweise eine numerische Berech- nung, und um für diese die in den Formeln vorkommenden unbestimmten Größen festzustellen, geht er von folgenden Voraussetzungen aus. Die Menge desjenigen Lichts, welches von der Atmosphäre dem direkten Sonnen— lichte entzogen, aber nicht reflektirt wird, sondern als absorbirt und für die Wahrnehmung überhaupt verschwunden zu betrachten ist, hat er in der numerischen Berechnung gleich Null gesetzt, da ihr Vorhandensein noch nir— gend bestimmt nachgewiesen worden, außer von Bouguer an einer Stelle, die jedoch großen Einwendungen unterliegt.

Da es ferner darauf ankam, eine Function zu bestimmen, um darzu⸗ stellen, in welcher Weise das in der Atmosphäre reflektirte Licht nach den verschiedenen Richtungen zerstreut wird, so mußte eine Annahme gemacht werden über die Natuͤr der lichtzerstreuenden Körperchen in der Atmosphäre, und der Verfasser wählte die schon von mehreren Physikern ausgesprochene und besonders zur Erklärung der blauen Farbe des Himmels und der Mor— gen- und Abendröthe sehr bequeme Hopothese, daß die Reflexion nicht von der Luft selbst bewirkt werde, sondern von den in ihr schwebenden Dampf⸗ bläschen, welche bei klarem Wetter, wo sie ihrer Auflösung nahe sind, nur außerordentlich dünn sein können. Nach dieser , brauchte nur untersucht zu werden, wie ein von der Sonne heschienenes Dampfbläschen das empfangene Licht zerstreut, was freilich durch die vielfachen Reflexionen, welche in dem Bläschen vorgehen, etwas weitläuftig wird. Auf eine solche ausführliche Betrachtung gegründet, hat der Verfasser für jene Function eine bestimmte Form aufgestellt. . ö.

Außerdem mußte man noch zwei in den Formeln enthaltene Konstan⸗ ten kennen. Für die erstere, welche das Verhältniß angeben soll, nach wel⸗ chem die Intensität eines Lichtstrahls bei Durchlaufung eines bestimmten Weges in der Atmosphäre abnimmt, ist vom Verfasser schon früher ein Mittelwerth aus verschiedenen Beobachtungen gewählt, demzufolge ein im Zenith stehendes Gestirn nach Durchstrahlung der Atmosphäre nur noch mit seiner ursprünglichen Helle erscheinen würde. Die zweite soll angeben, welcher Bru nf des auf den Erdboden fallenden Lichtes von diesem wie= der ausgestrahlt wird, und hierfür ist ein von Lambert in seiner Photome⸗ tria angegebener Mittelwerth, nämlich u, beibehalten.

Die Resultate der unter diesen Voraussetzungen angestellten Berechnun⸗ gen sind in zwei, dem Monatsberichte über die Verhandlungen der Akade= mie im Monat Juni beigegebenen Tabellen enthalten, nämlich:

i) über die Lichtmengen, welche ein Stück der Erdoberfläche von der Sonne und vom Himmel im Ganzen. (. h. wenn es der Beleuchtung des ien Himmels Gewölbes ausgeseßzt ist empfängt; als Einheit ist diesenige

ichimenge genommen, welche das Flächenstück von der Sonne empfangen würde, wenn diese im Zenith stände und ihre Strahlen durch keine At- mosphäre geschwächt würden.

3 uc . der Sonne nach Durchstrahlung der Atmosphäre und die Helle des Himmels an seinen verschiedenen Punkten; die Lichtstärke,

mit welcher die Sonne außerhalb der Atmosphäre erscheinen würde, ist gleich 1,000, gesetzt.

Herr Gerhard hielt einen Vortrag über Agathodämon und Bona dea, Erdmutter und Erdgeist. Das Verständniß der Reli⸗= gionen des Alterthums wird in deren bisheriger . oft durch Un⸗ fenntniß oder Verkennung derjenigen göttlichen Personen erschwert, welche zu mythischer Ausschmückung wenig oder gar nicht gelangten. Der . Glaube der klassischen Welt ermangelt auch solcher Personen nicht. y⸗ thologische Wörterbücher dürfen vielleicht solche Gottheiten, deren Ein⸗ mischung ins Weltgetümmel fast jeder Sage entbehrt, übergehen; um so mehr aber fällt es planmäßigen Darstellungen des griechischen und itali⸗ schen Götterwesens zur Last, wenn uralten Glaubenssätzen und Kultusbil⸗ dern nur wegen der religiösen Scheu, mit der ihr Name gemieden oder um⸗ schrieben, ihr Bild versteckt, die vorwitzige Sage von ihnen entfernt ward, neben dem sonstigen Göttergedränge kein Platz vergönnt wird.

Diese Betrachtungen finden auf zwei von einander kaum zu trennende Götterwesen ihre Anwendung, welche zum Theil mit schwankenden Eigen⸗ namen, häufiger aber nur durch eine allverständliche Umschreibung bezeich—⸗ net wurden. Begriff und Darstellung dieser Wesen sind umfassend und ein⸗ fach genug, um sie dem frühesten Alterthum beizumessen und ihre bis in späteste Zeit nie aufgegebene Verehrung vielleicht allen anderen Kultus⸗Ge⸗ stalten der klassischen Welt voranzustellen.

In der gangbarsten Umschreibung des alten Sprachgebrauchs heißen sie Agathodämon und Bona Dea, zwei Appellative, denen für un sere Ver ständigung am füglichsten die Benennung „guter Erdgeist“ und „gute Göt⸗ tin“ gleichgesetzt wird.

Agaihaodäm on pflegt nur als ägpptische Wunderschlange (neph) genannt, der Grund seiner griechischen Benennung aber k zu werden. Diese ist jedoch leicht zu finden, sofern der ihm entsprechende 6c rm, ch S äüz aus griechischer Symposien⸗-Sitte nachgewiesen, dem Ex46 ch ns („Spender“) gleichgesetzt und zugleich mit anderen wahrhasten oder euphemistisch trüglichen Gebern des Guten im schlangengestalteten Dämon erkannt wird, dessen Bild als obůcorgços his und Genius loci als Burg- Tempel- und Orts-, Heil- und Weissagungs⸗-, Saat- und Grabes-Schlange allen heiligen und profanen Sagen des klassischen Alterthums einfach oder doppelt zur Seite geht. Derselbe Erdgeist wurde auch in silenesker Natur- fülle (Pano fka, Terra- Cotten. Taß. J.) und als cerealischer Jüngling Bonus Eventus (dem Heros Eleusis identisch) dargestellt; vollständig ler⸗ nen wir ihn jedoch erst aus seiner Verbindung mit Bona Fortuna oder Ay s 1IL15RM kennen. Diese ebenfalls, trotz ihrer jetzt geringen Berühmt⸗ heit, reichlich bezeugte Göttin (Panofka a. a. O.) war im Götter Vereine des Trophonios, aber auch in einer Gruppe des Praxiteles mit dem er⸗ wähnten Erdgeiste (Bonus Eventus. Plin. XXXVI. 5, 4.) vereint. Zahl- reiche Verbindungen von Tyche und Ilithvia, aber auch von anderen gro⸗ ßen Natur-Göttinnen Pallas, Demeter, Juno, später erst als abstrakter Begriff Hogieg —, werden in ihrer Obhut einer Tempel - Schlange oder eines dämonischen Knaben (Plutos, Eros u. dgl.) erst durch jene Verbin⸗ dung verständlich, in welcher die ,, , Wohlfahrts⸗Gottheiten alter Städte die Inhaber des städtischen Hortes und Gründer aller Cone allen sonstigen Stadt⸗Gottheiten vorangestellt sind. =

Zu näherer Bestimmung dieses, von dem Verfasser schon früher (Ere-

dromus m. K. S. 103) nachgewiesenen Verhältnisses gereicht es zu wissen, daß Hermes, als Trophonios, serovrdοs, Sοοs gleich falls ein Erdgeist dein Saälrchn, dycsoz; nahe verwandt ist, ohne ihm jedoch gleichgestellt werden zu können. Im Uebrigen weist die bisher besprochene Götter Ver⸗ bindung auf sonstige Götter-Vereine einer Göttin mit einem Liebling zurück, dessen fchön menschliche Gestalt vielleicht erst allmälig aus Phallus oder Schlangen⸗Syombol erwachsen war, wie umgekehrt das Rettungs-Knäblein Sosipolis von Elis im Angesicht feindlicher Kriegsschaaren zur Schlange verwandelt worden war (Pausan. VI. 20, 3). Diese Kultusform maß den dardanischen Religionen erwachsen ssein; sie scheint einen Unterschied der⸗ selben von demjenigen pelasgischen Kultuszweig zu bilden, dem das do⸗ donische Götterpaar angehört. Auch für das Verständniß des samothra⸗— kischen Götter-Systems scheint in diesem Zusammenhange neues Licht ge— wonnen zu werden; der künstliche Aufbau der von Manaseas bezeugten vier Gottheiten hat weniger Anspruch auf frühestes Alterthum als die auf den Münzen von Sestos dargestellte, durch Herodot's Hochstellung des My⸗ thos von Hermes und Brimo bestätigte Verbindung einer Erdgöttin mit dem hermenförmigen Kadmilos. Nicht minder wird aber auch das italische Götterwesen der Bona Dea, der Fortung als Säugamme Jupiters, des Genius urbis sive mas sive femina, wie auch mancher männlicher Gottheiten klar, welche vom Schlangen⸗Sombol begleitet erscheinen und einer künftigen ähnlichen Ausführung aufbehalten bleiben.

Herr Schott las über das in einem finnischen Runo erwähnte Thier Tar was oder Tarwalla. Im 30. der epischen Gesänge (Runot) aus Finnlands Vorzeit, die L6nnrat unter dem Titel Kale wäaln herausgege⸗ ben, wird dieses Thier als ein solches erwähnt, dessen man irgendwo sich bediene, um das Land zu bauen. Der junge Prahler Joukahainen, welcher dem sinnischen Orpheus Wäinämöinen mit der Fülle seines Wissens im⸗ poniren will, beginnt (V. 29 31) also:

Nordland pflüget mit dem Rennthier, Südland mit dem Mutterpferde, Takalappi mit dem Tarwas.

Das Land Takalappi, wörtlich Hinter-Lappland, ist eben so unbekannt, als das Thier Tar was oder Tarwaha, welche letztere Form die ursprüngliche sein muß. Sie findet sich an keiner anderen Stelle mehr. Renvall's Wörterbuch erklärt Far was durch Elephant, jedoch mit bei⸗ gefügtem Fragezeichen: eben so Castrèn in seiner schwedischen Uebersetzung. Man ersieht daraus, daß das Thier bei den Finnen schon längst nur noch in der Sage lebt, und daß man ihm eine nicht näher bestimmbare Gegend des hohen Nordens als Heimat anweist. )

Merkwürdig ist nun, daß die Mongolen und die Mandschu nicht blos im Besitze desselben Wortes sind, sondern auch ein wirklich vorhandenes Säugethier damit bezeichnen. Erstere schreiben Tarb agha und sprechen, genau wie die Finnen, Tarwghaj; bei den Mandschu lautet der Name mit geringer Veränderung Tarbachi. Die Chinesen sagen T'a— rh, geben also wenigstens die erste Splbe wieder. Von dem Elephanten ist dieses Geschöpf nun allerdings nicht weniger verschieden, als die Maus; es ist der sonst sogenannte Bobak oder Boibak, das Murmelthier Nord⸗Asiens, die große Wühlratte, von welcher auch eine Gegend der westlichen Mon- golei den Namen Tarbaghatai (d. i. murmelthierbegabt) empfangen hat. Die Stämme Sibiriens und, nach Herrn A. Erman, selbst die Eingebornen Kamtschatka's sind nun der Meinung, daß Bergstürze und Verschüttungen durch das ut r f Wühlen des gewöhnlichen Murmelthieres oder auch wohl einer riesenhaften Gattung desselben, als deren Knochen man hin und wieder die Ueberreste des Mamont betrachtet, veranlaßt werden. Der Glaube an den mächtigen Wühler des Nordens hat sich in Ost-Asien bis zu den . verbreitet, welche das Thier unter ewigem Eise sein Wesen treiben assen. *)

Den Urvätern unserer europäischen Finnen, deren Abkunft vom Norden des Altai auch aus anderen Gründen so wahrscheinlich ist““*), war der Tarwaha gewiß ein sehr bekanntes Thier; nach ihrer Uebersiedelung in

Pohjla porolla kynti, Eielä emähewolla, LTakalappi tarwahalla.

*) Wer hinter Lappland Elephanten suchen will, der könnte sich auf die Autorität des neugriechischen Professors Dionysios Pyrrhos berufen, welcher in seiner praftischen Astronomie (Athen, 1836) da, wo die Namen der Sternbilder erklärt werden, einen Landsmann des afrikanischen Elephan⸗ ten, die Giraffe (x νινοάφσḡrreric, S. 224), nach dem „nördlichen Lapp- land“ versetzt: r Sf * e cd et g . i σo τα. cον6ä! ;

*) Vgl. 5 ] Olfers: . Riesenthiere u. s. w. in den Ab⸗

andlungen der Akademie, Jahrg. ö z

h 6 Eine recht anziehende liber diung über dieses Thema, in der aber auch allzu küihne Hypothesen vorkommen, findet man in der e, 32 Zeiischrift Suomeiar (1847, Nr. 14 4) unter dem Titel: * 6

ö 1535412 mukbksia Suomalaisien esi isistä ja niiden asumapaikoista,

terfuchungen über die Vorältern der Finnen und ihre Wohnsitze.