wandelt, und erst im gegenwärtigen Jahrhundert haben sich die ersten protestantischen Familien wieder eingefunden.
18. (D. A. 3) Der für j Jarstenth un ir ve Term stas⸗Adolf⸗Stiftung hat enn, , ,. — Fe al beschlossen, daß für die
in se ner sahrlithen er sanm un h rm fett auch von hier aus ein be⸗ — — — und dieser seine Kosten erstat= 6 ge zenebe ent sich desto cher Jemand bereit dazu finden 41 . 66 hofft nämlich durch diese Einrichtung, wenn auch kei⸗ 2 deren Einfluß auf den Geist der Verhandlungen, boch eine 22 i Nüdwirkung auf das hiesige Interesse für die Stiftung — Die Instruction des Abgeordneten soll allgemein ge⸗ ehh, werden, nämlich dahin, sich der freieren Richtung anzuschließen. Was die finanzielle Lage des Vereins betrifft, so ergab der Jahres- bericht freilich kein gar zu günstiges Resultat insofern, als im ver⸗ flossenen Jahre nur 270 Rthlr. eingekommen waren.
Freie Stadt Hamburg. (Rh. B. „Es hat sich in Hamburg, unter dem Namen einer „freien Zunft“ ein Verein von Handwerkern gebildet, der nach Allem, was man über denselben ver⸗ nimmt, sehr löbliche Zwecke verfolgt. Der Verein geht darauf aus, das alte Zunftwesen in einer Weise umzugestalten, durch welche das Gute in demselben geschont und gepflegt und nur das Schlechte, Veraltete und Mißbräuchliche ausgeschieden werden soll. Als die Gegenstände seiner Wirksamkeit werden zunächst bezeichnet: 1) Die Veranstaltung von Prüfungen der Handwerker, welche in die neue Innung treten wollen; 2) die Anlage gemeinschaftlicher Werkstätten, welche Unbemittelten ihren Gewerbsbetrieb erleichtern sollen; 3) die Anschaffung der benöthigten Rohstoffe auf gemeinschaftliche Kosten, um dieselben im Großen zu beziehen; 4) die Einrichtung von Maga⸗ zinen und Dertlichkeiten zur Ausstellung (ind zum Verkaufe) der Ge— werbs⸗Erzeugnisse; 5) die Einrichtung einer besonderen Gewerbs⸗Börse; 6) die gemeinsame Besorgung des Ausfuhr-Handels mit Gewerbs⸗ Erzeugnissen; 7) die Veranstaltung gemeinschaftlicher Sonntags⸗Ver⸗ sammlungen zur Besprechung gewerblicher Verhältnisse ꝛc.; 8) die Errichtung von Sonntagsschulen; 9) die Begründung von Unter— stützungs Kassen für arme Gewerbs-Genossen, Kranken-Kassen, Sterbe—⸗ Laden und dergl.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 24. Juli. (D. 3.) Dje Akademie hat den Entwurf ihrer Geschäftsordnung bereits vollendet. Auf Anordnung ihres Ku— rators, des Erzherzogs Johann, wird derselbe demnächst den Mitglie⸗ dern in den Provinzen zur Meinungs-Aeußerung zugesendet werden. Da hierzu der Termin bis Mitte Septembers festgesetzt ist, so be—⸗ ginnt die weitere Erörterung dieses Gegenstandes erst mit 1. Ofto⸗ ber, worauf der Entwurf dem Kaiser zur Genehmigung vorzulegen ist. Bis diese nicht erfolgt ist, bleibt die feierliche Eröffnung der Akademie, so wie die Wahl der noch fehlenden Mitglieder, welche ohnedies erst nach derselben geschieht, verschoben. Die Arbeiten der Akademie mögen also wohl nicht vor Jahresende, aber mit Anfang des neuen beginnen.
Venedig, 25. Juli. (W. 35) Viele fürstliche Personen, welche Venedig mit ihrer hohen Gegenwart beehrten, sind in den letzten Ta⸗ gen von hier abgegangen, nämlich Ihte Königl. Hoheit die Frau 96 von Angouleme, welche unter dem Namen einer Gräfin von Marne reist, nach Deutschland; Ihre Königl. Hoheiten der Erb⸗ prinz und die Erbprinzessin von Lucca nach der Hauptstadt ihrer Staa⸗ ten; Se. Königl. Hoheit der Infant Don Juan Maria von Bour— bon mit seiner Gemahlin der Frau Erzherzogin Marie Beatrix von Este über Triest nach den Bädern von Marienbad, endlich am gestri⸗ gen Tage Se. Königl. Hoheit der Herzog von Bordeaux mit seiner Gemahlin, Maria Theresia von Este, nach Wien.
Krakau, 31. Juli. Der Kaiserliche Commissair, Graf Deym, hat gestern folgende Bekanntmachung über den Postdienst in Krakau erlassen:
ö. Königlich preußische Post⸗Amt zu Krakau wird seine Amtshand⸗ lung am 31. J. M. Abends mit der Abfertigung der Königlich preußischen on wat nach Gleiwitz und am 1. August d. J. mit der Ausgabe und Bestellung der an diesem Tage über Neu - Berun anlan⸗ genden Zeitungen und sonstigen Post- Sendungen beschließen. Vom 1. August d. J. angefangen, wird das Kaiserliche Post — Inspek⸗ torat in Krakau alle Gattungen von Postsendungen nach Preu— ßen und auch Reisende zu einer vereinigten Kaiserlich österreichischen und Königlich preußischen Mallepostfahrt von Krakau nach Gleiwitz aufnehmen. Mit der Ausgabe und Bestellung der über Neu-Berun anlangenden Zei⸗ tungen und sonstigen Postsendungen wir das Kaiserliche Post-Inspeltorat am 2. August d. J. beginnen. Diejenigen, welche in den Fall kommen, die bei dem Königlich preußischen Post-Amte in Krakau aufgegebenen Sen⸗ dungen in Nachfrage zu ziehen, werden aufgefordert, sich deshalb an das Kaiserliche PostInspektorat zu wenden. Die Mallepost zwischen Krakau und Gleiwiß wind in derselben Ordnung abgefertigt und befördert werden, welche dermalen für die Königlich preußische Personenpost angenommen ist. Die Personen⸗Gebühren sind österreichischerseits für die Strecken von Kra— kau bis Neu⸗Berun und von Lipowiez bis Krakau mit 22 Kr. C. M. pr. i und Meile und Königlich preußischerseits für die Strecken von Neu—
erun bis Gleiwitz und von Gleiwitz bis Lipowiez mit 6 Sgr. pr. Person und Meile festgesetzt. Vom Gepäcke der Reisenden werden beiderseits 40 vn des Gewichtes und österreichischerseits 80 Fl. des Werthes gebührenfrei efördert. Bezüglich des Uebergewichtes und Ueberwerthes kommen die bei der beneffenden Post-Anstalt geltenden Bestimmungen in Anwendung. 6 Bequemlichteit der Reisenden kann ihre Aufnahme und die Behandlung res Gepãches Jleich in Einem für die ganze Strecke zwischen Krakau und Sleiwiß geschehen. Die zur Beförderung nach und durch Preußen bei dem Kaiserlichen Post⸗ nspektorate in Krakau! aufgegebenen Koörtespondenzen und Fahrpost ⸗ Sendungen werden so wie jene, welche aus Preußen hierorts zur Bestellung anlangen, nach den in der Brlespost⸗Ordnung vom 26. Dezember 1638, in der Fahrpost Orbnung vom 6. Juli 1838 und im Porio-⸗Regula= tive 2. 1. . enthaltenen gefetzlichen Bestimmungen . und Innen zu solge der zwischen beiden Staaten bestehenden Conventionen
als Regel die Briefpost⸗Sendungen h gen vom Aufgabsorte bis zum Bestim⸗
munggorte, die . aber bis zu den gegenseitigen Grä 9. tationen frankirt oder unter Anweifun 96 . 6 1, .
ußer den vorgedachten geseßlichen . . . 3. h i 1847 an auch das Kaiserlich österreichische 1 sse ö. g. z ugust 1857 in Krakau in volle Wirksamteit, woran? i . ; . pflichtung entspringt, sich gerade nach diesen Gesetzen Ünd 9 . * den Fällen . r, n. zu nn w. nordnungen in
Unterm heutigen Datum bringt derselbe Commisai r, ,. , . zur e wt, Kenn an. folgenden
Es wird hiermit bekannt gemacht, daß nachfolgende Aut , , Kartoffeln und Hülsenfrüchten aller Art, Gries, gerollte und . aus Gerste, . rütze, inländischer Sago, Haidermehl, Haidegrütze und i Graupen, i e. Brod und Semmeln: 2) Schrot⸗ und Haferbiad er Brodfrüchte, als: Weizen, eh Spelzkörner, türtischer Weizen, ö korn, Halbfrucht in Körnern; 4 hafe in Körnern; 5) Heu ehne Unter- schieh und Mischung; 6) Stroh, Hälerling, Kleien, Nittstroh; 7) Ge— müse und Küchenwaaren; 8, Butter, Schmalz, Gänsefett, Talg, Unschlitt,
und * chmolzen, Kerzen von Unschlitt; 97 Schweinesett und Schweine= chmalz, Schmeer, Speck, Knochenmark; 16) Milch, 11) Eier, während des
0 ß August 6. J. in die Stadt Krakau steu erfrei eingebracht werden . Vom 4. September an unterliegen diese Gegenstände der Entrich= tung der in dem Tarif bezeichneten Gebühren.
J . 166 r 15
1560
Erankreich.
Paris, 30. Juli. Die Feier der Julitage ist gestern ohne die geringste Störung vorübergegangen. Als bei dem Konzert der Kö⸗ nig und die Königliche Familie auf dem großen Balkon der Tuilerieen erschienen, wurden sie mit den lebhaftesten Acclamationen des Volkes begrüßt. Die meisten pariser Blätter sind heute nicht erschienen; das Journal des Debats, welches seither an den Julitagen eben falls nicht ausgegeben wurde, hat diesmal eine Ausnahme gemacht, ts ist heute eine Nummer des ministeriellen Organs ausgegeben worden.
Die Modificationen des Kabinets, welche dieser Tage lebhaft besprochen wurden, sollen neuerdings vertagt sein; indessen glaubt man doch, sie würden nicht lange mehr auf sich warten lassen, da Marschall Soult bestimmt entschlossen sei, sich zurückzuziehen.
Herr von Boissy rügte in der Pairs Kammer neulich die furcht= bare Verschleuderung des Ordens der Ehrenlegion, der namentlich zur Zeit der Wahlen in Massen ausgetheilt werde. Graf Castellane schloß sich dieser Rüge an, verkannte aber gleichwohl nicht, daß die Konsequenzen des Repräsentativ- Systems die Regierung zu einer so verschwenderischen Austheilung veranlaßten. „In der letzten Session“, sagt, ebenfalls über die Bestechungen aller Art klagend, der Con⸗ stitutionn el, „ist die Majorität um so viel stärker geworden, als das Benehmen der Regierung empörender wurde. Wie konn⸗ ten die Wähler der Regierung eine solche Majorität geben? Jedermann weiß es. In vielen Wahl Kollegien hat die Re⸗ gierung es durchgesetzt, daß man die Stimme nur dem giebt, der das Meiste bietet, der also jedenfalls ein Ministerieller sein muß. Ueberdies ist man in Frankreich nicht sehr vorsichtig, man urtheilt häufig erst nach den Resultaten. Die Minister haben das Land behandelt, wie jene treulosen Verwalter ihre Herren, die sie rniniren, indem sie ihren Leidenschaften schmeicheln. Die, Majborität hat sich zuletzt selbst der grauenvollen Liquidirung ihrer Triumphe ge⸗ schämt, sie hätte gern etwas abgehandelt, aber es war zu spät. In England besticht man auch bei den Wahlen, aber der Kandidat be⸗ zahlt es aus seiner eigenen Tasche. In Frankreich sind wir tugend⸗ hafter, wir lassen das Land bezahlen. Man giebt den Wählern kein Geld, das wäre ein Verbrechen, man giebt ihnen Stellen und dergleichen, statt des Kapitals eine Rente; das ist ehrlicher und kömmt nur dem Budget theuer zu stehen. Fragt man den ersten Besten aus der Majorität, ob er zufrieden ist, so wird er antworten nein, so wird er eingestehen, daß Alles schlecht geht, daß das Land anfange, sich zu beunruhigen. Fordert man ihn aber auf, dem Ministerium seine Stimme zu versagen, so antwortet er, dies sei nicht möglich, denn die konservative Partei ginge sonst unter. Was ist aber diese Partei? Fördert sie unsere Politik, unsere materiellen Interessen? Richts weniger als das. Sie hat uns die englische Allianz gekostet, sie hat den Kredit und die Morali⸗ tät erschüttert.“ Dies veranlaßt das Journal des Débats zu folgender Erwiederung: „Wenn der Constitutionnel solche Beschul⸗ digungen nur für seine Meinung gäbe, so hätte das wenig zu sagen, sehr wenig; aber der Constitutionnel versichert, seine Ge⸗ danken seien auch die der meisten Konservativen. Damit wird die Sache ernster, denn die Konservativen haben doch nun einmal die Majorität, und es hätte nur von ihnen abgehangen, es hängt noch jetzt nur von ihnen ab, das Ministerium zu stürzen. Was hält sie denn also davon zurück? Der Wunsch, ihren Einfluß zu behaupten? Aber ein neues Ministerium würde ihnen diesen wahrscheinlich nicht streitig machen. Die neuen Ministerien sind gewöhnlich sehr nachge⸗ bend, und der Beginn einer Verwaltung ist immer ein Augen⸗ blick, wo alle Stimmen von Gewicht, wo alle Eroberungen kostbar sind.“ Nach diesem charakteristischen Zeugniß für das herrschende Regierungs⸗ System nimmt das ministerielle Blatt, ohne sich weiter auf die politische Frage einzulassen, auf die es hier ankömmt, eine bloße Parteiwen⸗ dung, um den Gegner abzufertigen, indem es fortfährt: „Die kon— servative Partei wird mit ihren hundert Stimmen Majorität in der Kammer stets den Einfluß haben, den sie haben will. Man muß also annehmen, daß ein anderer Beweggrund die konservative Partei zurückhält und hindert, das Ministerium zu stürzen, wenn man näm⸗ lich die Hypothese des Constitutionnel gelten läßt. Was mag dies wohl für ein Beweggrund sein? Vernünftigerweise läßt nur einer sich denken, die Furcht, unter ein Ministerium zu gerathen, welches noch unter dem stäude, das der Constitutionnel mit so wenig schmeichelhaften Farben malt; so daß die Beleidigungen und Grobheiten des Constitutionnel auf wen zurückfallen? auf alle Nüancen der Opposition und besonders auf die Nüance, welche der Constitutionnel repräsentirt, die Niance des 1. März! Das ist sehr erfreulich für die Freunde dieses Journals.“ Uebrigens gesteht das Journal des Débats in einem anderen leitenden Artikel, über die jetzt wenigstens faktisch beendigte Session der Deputirten-Kammer, daß die⸗ selbe, wenn sie auf der einen Seite nicht zum Ruhme der Opposition ausgefallen sei, doch auf der anderen Seite allerdings auch nicht zum Ruhme des Ministeriums und der konservativen Mehrheit dienen werde, indem das Ministerium die kräftige Leitung seiner Anhänger unterlassen und die konservative Mehrheit durch unnütze Spaltungen sich geschwächt habe. Der ganze Gesichtspunkt aber, aus dem auch hier wieder die Sache gefaßt wird, ist immer nur der der parlamenta⸗ rischen Taktik und des durch mehr oder minder geschickte Manöver da⸗ bei von der einen über die andere Seite zu erringenden Sieges. „Lassen wir“, heißt es in diesem Artikel des ministeriellen Blattes, „lassen wir die Opposition. Nicht ihre Interessen sind es, die uns vorzugsweise beschäftigen. Sie wird sich selbst die Wahrheit sagen, wenn sie mag; wir aber wollen sie unseren Freunden sagen, dem Mi— nisterium nämlich und der konservativen Partei. Die Täuschungen dienen zu nichts. Wenn man die Adreß-Debatten ausnimmt, hat die Session schlecht begonnen; sie hat schlecht geendigt. Das Mini— sterium und die Majorität haben es nicht verstanden, sich zu verab= reden, einen Plan zu entwerfen und sich zu vereinbaren, Man hat geglaubt, daß der gemeinsame Name „Konservative“ Alles besage, und daß mit hundert Stimmen Majorität in der Kammer die Sachen von selbst gehen würden. Das Ministerium, wie ermüdet von den Kämpfen der vorhergegangenen Sessionen, hat sich durch sei⸗ nen Wahlsieg einschläfern lassen. Die Majorität, stärker durch die Zahl, aber neu, unerprobt und von Niemand die Leitung empfangend, deren jede Majorität bedarf, hat sich ihren Phan⸗ tasieen überlassen. Unsere Absicht ist nicht, mit Bitterkeit auf das Vergangene zurückzukommen und die Spaltungen zu vermehren, welche schon nür gar zu viel Unheil angerichtet haben. Unser heißer Wunsch wäre es im Gegentheil, alle Schattirungen der konservativen Partei zu vereinigen. Je mehr wir darüber nachdenken, desto fester bleiben wir überzeugt, daß diese Partei allein unseren Institutionen eine dauerhafte Grundlage darbietet. Wenn wir die Fehler hervorheben, welche began⸗ en wurden, so ,, es blos, damit man sie in Zukunft vermeide.
licht blos das Ministerium, sondern auch die konservative Partei würde siner Session, welche der jetzt abgelaufenen ähnlich wäre, zu widerste⸗ . unfähig sein. Es ist gewiß, daß das Ministerium — und es muß . haben, dies einzugestehen — in diese Session ohne einen fest 6. h Plan hinsichtlich dessen, was es thun wollte, und ohne ge⸗ nd gut ausgearbeitete Entwürfe zur Beschäftigung der Kam
mer eintrat, einzig bemüht, Zeit zu gewinnen und die Lebensmittel-
Krisis, so wie die Finanz⸗Krisis, vorübergehen zu lassen. Es ist ge⸗ wiß, daß es nicht genug mit Entschlossenheit andeutete, in welche Re⸗ formen es einwilligen könne, welche ihm unzeitig erscheinen müßten, und welche es im Interesse des Schatzes oder der politischen Kon— sequenz stets zurückweisen werde. Man sah es unbeständig werden, die Entwürfe aufgeben, welche es vorgelegt hatte, und sie wieder aufnehmen, je nachdem der Wind in der Kammer blies. Wir haben uns nicht gescheut, streng zu sein; wir halten unsere Freunde für so stark, daß man ihnen die Wahrheit sagen kann. Ja, die Session ist keine gute gewesen. Die nächste Session, wenn sie nicht besser wäre, würde unheilbringend sein. Man erwartet vom Ministerium, ja, man fordert von ihm mit Recht für die Session von 1818 besser entworfene Pläne, nothwendige Reformen, ein vor jedem be— gründeten Angriffe gesichertes Budget und die Unterdrückung von Mißbräuchen. Es möge genau wissen, was es zugestehen muß, und es möge nichts zugestehen, als nur dies! Mit einem Worte, es re⸗ giere! Vor einem entschlossenen und vollkommen einigen Ministerium wird die konservative Partei nicht in Spaltungen zerfallen.,“ Die Presse bemerkt: „Wenn wir gut unterrichtet sind, so sollen dem Kabinet seitens einer großen Anzahl von Mitgliedern der Majorität die strengsten Warnungen und Ermahnungen nicht erspart worden sein. Sie haben, wie es heißt, Paris nicht verlassen, um in ihre Departements zurückzukehren, ohne sich folgendermaßen ausgedrückt zu haben: Wir haben uns befriedigt erklärt; es mußte geschehen, um Sie zu retten, aber wir scheiden sehr unzufrieden.“
In Bezug auf die Erklärung des Justiz-Ministers in der Pairs Kammer in Betreff der Konzesslons Verleihung für die Minen in Algerien, sagt der Courrier frangais, daß ihn die Versicherung, die Debatte werde so umfassend als möglich sein, für den Augenblick befriedige, und daß er die Ueberzeugung hege, das Zuchtpolizeigericht wo der Beweis nicht zulässig sei, werde ihn, den Courrier frangais, vor die Assisen senden. Bas Journal des Débats äußert; „Man wird sich nicht beklagen, daß es der Erklärung des Ministers anEntschiedenheit oder Fest gkeit fehle. Kann man mehr verlangen? Ist die Regie⸗ rung verpflichtet, die tausend Klatschereien, welche die Journale zu verbreiten belieben, ernsthaft aufzunehmen? Soll sie wegen jeder neu erfundenen Verleumdung eine Untersuchung veranstalten? Dann hät ten die Regierung und die Justiz viel zu thun; sie müßten jeden Morgen von neuem anfangen. Aber nein; die Regierung und die Justiz können ihre Zeit besser anvenden, als zur Beschäftigung mit diefen lächerlich gewordenen Märchen. Die Erfinder von Skanda— len mögen es uns dreist glauben, daß der Mißbrauch und die Ueber⸗ treibung die schönsten Dinge in Mißkredit bringen. Die Mine, welche man seit einem Monate mit solchem Erfolge ausbeutet, ist erschöpft; es läßt sich ihr nichts mehr abgewinnen. Man wird wohl thun, etwas Anderes aufzuspüren.“ Der Courrier frangais tritt aber schon wieder mit einer neuen Beschuldigung auf. Herr von Montalivet, sagt dies Blatt, werde in der Pairs-Kammer auch einige Aufschlüsse über die Holzverschleude⸗ rungen in den Kronwäldern geben müssen. Ferner behauptet der Courrier, die stärksten Bäume wären für die englische Marine ver— fauft worden: sogar solle dieser Verkauf direkt von englischen Agenten geschehen sein. . .
Die Democratie Pacifique kündigt an, daß das Ministe⸗ rium darauf verzichte, ihr wegen ihrer in Beschlag genommenen Num⸗ mer, welche einen Artikel über die Bestechung enthielt, den Prozeß zu machen. Sie hat auch nachträglich ohne Hemmniß Liese Nummer allen Abonnenten zugeschickt, welchen sie in Folge der Beschlagnahme nicht zugegangen war. Die Democratie mißt dieses Abstehen des öffentlichen Anklägers der Nothwendigkeit bei, worin er sich befunden haben würde, anch die Presse, welche den angeschuldigten Artikel äbdruckte, in den Prozeß einzuschließen, was Herrn von Girardin ge— stattet hätte, die Beweise von Thatsachen vorzulegen, bezüglich deren er auf der Kammer -Tribüne so nachdrücklich eine Untersuchung for⸗ derte. .
In Neuilly ist die Nachricht eingetroffen, daß Lord Normanby Gesandter in Paris bleibt. ;
Der Commerce bespricht neuerdings den Plan, den Herzog von Aumale zum Gouverneur von Algerlen zu ernennen. Bei der allgemeinen Schlaffheit und Unbeständigkeit der Meinungen und Rich⸗ tungen des Landes, meint das Blatt, hätte es seinen Vortheil, die Behauptung und Pflege Algeriens auf ein dynastisches Interesse, also auf das Prinzip der Dauer, zu stützen; zweifeln aber müsse man, ob der Herzog von Aumale, dessen Muth, Geradheit und frühzeitige Reife ihn' zum Gegenstande der Liebe und Achtung Aller machten, die ihn näher kennen, den schwierigen Umständen der Gegenwart wahrhaft gewachsen sei, und gewiß würde er nicht so unter dem uö⸗= thigen und wirksamen Einflusse der öffentlichen Meinung stehen wie ein? Gouverneur aus dem Privatstande. Der Commerce hält den ganzen Plan für eine bloße Ersindung der Hofleute. Die zu Algier in Ümlauf gesetzte Petition, welche den König ersucht, den Herzog von Aumale als General-Gouverneur nach Algerien zu senden, soll übrigens dort keinesweges allgemeinen Anklang finden. Eine da⸗ sige Kommission, welche aus den bedeutendsien Kaufleuten und Grund besitzern besteht, hat eine Protestation veröffentlicht, worin sie erklärt, daß sie dieser Petition ganz fremd sei und nichts weiter bezwecke, als die Institutionen des Mutterlandes für Algerien zu erlangen.
Es heißt, daß auf den Wusch des Königs die Absicht, Herrn von Lamartine wegen seiner zu Macon gehaltenen Rede vor Gericht zu stellen, wieder aufgegeben worden sei.
Pellapra hat eine Reise nach Deutschland angetreten.
Die Börse hatte heute anfangs ein glänzendes Ansehen; sämmt— liche Effekten waren im Steigen. Bald aber trat eine entgegenge⸗ setzte Bewegung ein, und von 2 Uhr an war die französische 3 proz. Rente stark angeboten, und besonders trat Flauheit in Eisenbahn— Actien ein.
Sroßbritanien und Irland.
London, 29. Juli. Die City⸗Wahl ist heute noch nicht be—⸗ endet worden, nachdem in Folge der gestrigen zweifelhaften Abstim⸗ mung durch Handaufheben von den, Gegnern der Whig-Kandidaten der Poll oder die namentliche Abstimmung verlangt worden wahr Um 2 Uhr Nachmittag stand derselbe indeß entschieden zu Gunsten der Whigs, von denen Lord John Russell die meisten Stimmen, nämlich 1529 zählte. Die übrigen Whig⸗-Kandidaten, die Herren Pattison Larpent, Rothschild und Masterman, entfernten sich nicht weit von dieser Zahl, während von den Tories Qerr Johnson die meisten, aber doch nur 3554 Stimmen zählte. Die Wahl in Westminster wird gleichfalls den Tories mit Erfolg streitig gemacht; die Herren Evans und Lushington standen um 2Uhr gegen die beiden Tory⸗ Kandidaten Cochrane und Mandeville um mehrere hundert Stimmen im Vortheil. Im Ganzen sind bereits in 32 Ortschaften die Wahlen beendet worden, und haben nach der Berechnung des Globe 23 Liberale, 19) Anhänger Peel's und 15 Tories ergeben.
Die Times erklärt sich überzeugt, daß das hiesige Banquier- haus Smith mit dem spanischen Anlehen von 1 Mill. Pfd., welches bie Unions Bank übernommen hat, nichts zu schaffen habe, und für noch weit gewisser hält sie es, daß kein englischer Kapitalist die neuen Bons, falls sie auf den londoner Markt kommen, zu irgend einem Preise nehmen werde.
Die Königin von Portugal hat den portugiesischen Gesandten
in London, Baron Moncorvo, zum Visconde Torre de Moncorvo befördert. .
Nach Berichten aus Rio Janeiro vom 22. Mai hat daselbst in Folge der Abdankung des Finanz⸗Ministers Cavalcanti, welche in der Kaiserlichen Ernennung zweier dem Ministerium mißliebigen Se—⸗ natoren für Pernambuco ihren Grund hatte, ein Ministerwechsel stattgefunden, bei welchem blos der Minister des Auswärtigen, Baron Cayrio, auf seinem Posten geblieben war. Die neuen Minister sind: Brilho, Inneres; Lopez Gama, Justiz; Torres, Finanzen; Dos Santos Barreto, Krieg und (interimistisch) Marine. Das Budget des Finanz- Ministers veranschlagt die Einnahmen für das Fianzjahr 1847 — 48 auf 25, 500 und die Ausgaben (mit Einrechnung des seit einigen Jahren vernachlässigten Tilgungs-Fonds der inneren und aus⸗ wärtigen Schuld) auf 26, 814 Contos.
Der Standard bringt heute an der Spitze seines Blattes, wahrscheinlich als Einschüchterungsmittel für die Wahlen, einen Arti⸗ kel, in welchem er erklärt, daß die Regierung dem neuen Parlamente . Plan zur Erhöhung der Einkommensteuer um 5 pCt. vorlegen werde.
Die Times erscheint heute mit schwarz geränderten Spalten 8 Zeichen der Trauer um den Tod ihres Haupteigenthümers Herrn Walter.
Nach Berichten, welche die letzte Ueberlandpost mitgebracht hat, war Herr Brooke, Rajah von Sarawak, nachdem er seine Bestallung als britischer General-Konsul für den indischen Archipelagus empfan—⸗ gen hatte, am 19. Mai auf dem Dampfschiffe „Nemesis“ von Sin— gapore nach Sarawak und Brune abgefahren. Zu Singapore wurde der mit dem Sultan von Borneo abgeschlossene Vertrag als sehr befriedigend betrachtet, und der Fortschritt der britischen Interessen auf jener großen Insel erregte allgemeine Beachtung. Der Sultan und die Häuptlinge werden als sehr zuthunlich und gefällig geschildert, während der Handel immer besseren Fortgang hat. Die bevorste— hende Fahrt des Gouverneurs von Hong-Kong nach Cochinchina soll den Abschluß eines Handelsvertrages zum Zwecke haben; man war sehr gespannt darauf, welche Aufnahme nach den jüngsten Ge⸗ waltthätigkeiten der Franzosen er dort finden werde. Der Abschluß eines Handelsvertrages mit Siam galt ebenfalls für sehr nothwendig.
k
Aus dem Haag, 27. Juli. In der zweiten Kammer der General Staaten war vorgestern der Vorschlag des Herrn Hoffmann in Bezug auf den holländisch=belgischen Vertrag an der Tagesord— nung. Herr B. van Hoogelande spricht seine Ueberzeugung dahin aus, daß die Bestimmungen des Grundgesetzes den Vorschlag des Herrn Hoffmann nicht zu rechtfertigen schienen. Herr Schobneveld ist mit dem Antragsteller ganz einverstanden, dennoch billigt er nicht eine Adresse an den König, die zum Resultate haben müßte, die Minister der Verletzung des Grundgesetzes anzuklagen, da sie ja nur den feit 30 Jahren befolgten Weg eingehalten hätten. Eine Revision des betreffenden Artikels des Grundgesetzes halte er aber für nöthig. Derr von Goltstein meint, das Gouvernement habe der Königlichen Prärogatiode in dieser Frage eine zu große Ausdehnung gegeben. Die Revision des Grundgeseßes, deren Bedürfniß sich täglich fühlbarer mache, müsse in Zukunft jedem Zweifel über eine folche Angelegenheit ein Ende machen. Nachdem Herr van Dam van Isselt den Vorschlag des Herrn Hoffmann unterstützt und mehrere Redner für und wider sich erho⸗ ben, sucht der Justiz-Minister darzuthun, daß nach dem Sinn und Geist des Grundgesetzes dem König allein das Recht zustehe, Verträge mit anderen Staaten abzuschließen. Die Kammer vertagte sich und ver⸗ warf in der gestrigen Sitzung den Antrag des Herrn Hoffmann mit 143 gegen 10 Stimmen.
Die Protestationen der zweiten Kammer gegen die Politik des Gouvernements werden täglich dringender. Aus der Kommission bei Berichterstattung über die Regierungsvorschläge in Betreff der Mo⸗ difiegtionen der Wahlgesetzgebung ersieht man, daß eine große Ma⸗ jorität der Sectionen sich dahin ausgesprochen, daß diese Entwürfe nicht nur dem Geiste, sondern selbst dem Buchstaben des Grundver— trages zuwider sind. Eine noch größere Majorität sprach sich dahin aus, daß das Gouvernement, statt der erwarteten Fortschritte, eine bedauerlich retrograde Tendenz an den Tag gelegt, und daß die Kam— mer mithin ihre Mitwirkung zu Gesetzen versagen müsse, deren An— nahme eben so gefährlich als unbefriedigend sein würde. Schließlich erklärte man sich mit großer Majorität für die Revision des Grund- gesetzes, die dringender denn je geboten sei.
H.
Brüssel, 31. Juli. Der Observateur brachte vorgestern eine Ministerliste, die er als dem Könige vorgelegt bezeichnete. Die Independance erklärt dieselbe aber für ungenau, mit der Bemer⸗— kung, daß die Unterhandlungen noch nicht zu Ende gediehen seien. Letzteres Blatt versichert auch, daß Herr Lehon kein Portefeuille zu übernehmen entschlossen sei. Es geht das Gerücht, Herr de Lacosie, Gouverneur der Provinz Lüttich, und Herr Dugniolle, Direktor sämmtlicher Wohlthätigkeits-Anstalten in Belgien, hätten ihre Ent⸗ lassung eingereicht. Beide gehörten bisher zu den eifrigsten Anhän— gern der klerikalischen Partei.
Die ministeriellen Blätter hatten nachzuweisen gesucht, daß auch das Ministerium des Herrn Rogier kurz vor seinem Ab⸗ treten im Jahre 1841, und nachdem es bereits seine Ent⸗ lassung verlangt hatte, zahlreiche Ernennungen vorgenommen habe, daß folglich die liberale Partei nicht berechtigt sei, so viel Aufhebens von den jüngsten Ernennungen des Herrn de Theux zu machen. Die Independance erklärt nun, es gebe zwei Arten von Ernennungen: politische und solche, welche die Verwaltung beträfen. Sämmtliche um ihre Entlassung eingekommene Mitglieder des Kabinets de Theux hätten in den letzten sechs Wochen Hunderte von administrativen Er⸗ nennungen vorgenommen, und es wäre Niemanden eingefallen, dage— gen etwas einzuwenden. Die politischen Ernennungen von Personen, welche das Land verworfen habe, Ernennungen, die der Nation gleichsam den Handschuh ins Gesicht schleuderten, habe die liberale Partei mit Recht angegriffen; solche Ernennungen habe Herr Rogier nach seiner Abdankung niemals vorgenommen; er habe niemals auf gehässige Weise durch Ernennungen, welche seine Nachfolger hätten widerrufen müssen, denselben politische Hinderuisse in den Weg ge— legt. Die von ihm nach Einreichung seiner Eutlassung vorgenommenen Ernennungen hätten blos dem Bedürfnisse der Verwaltung entsprochen.
Die Eröffnung der direkten Eisenbahn von Antwerpen nach Gent wird am 15ten des nächsten Monats stattfinden; bei den amtlichen Probefahrten ist der Weg von Gent nach St. Nicolas in 45 Minu⸗ ten zurückgelegt worden.
Es sind vom 20sten bis zum 25sten Juli in Antwerpen 39
4 mit 7,525,519 Kilogramme Getraide und anderen Lebens mitteln eingelaufen. Ytalien.
„Nom, 21. Juli. Das Diario di Roma enthält folgenden Artikel: „Nachdem einige Individuen, deren Namen während der verflosse⸗
nen Tage in verschiedenen, heimlich in , in Umlauf gesetzten
Blättern genannt wurden, geheimer Umtriebe beschuldigt worden waren, überreichten sie Sr. Heiligkeit, unserem Herrn, das uͤnterthänige Ge⸗
1561
such, daß man geruhen möge, einen regelmäßigen Prozeß über Al⸗ les, was ihnen zur Last gelegtwird, einzuleiten. Se. Heiligkeit ha⸗ ben ihrem Begehren huldreich gewillfahrt, und das entsprechende Ver⸗ fahren wird demnach eingeleitet werden.“
Neapel, 20. Juli. (A. 3.) Der König, die Königin und der Graf von Trapani trafen auf dem „Tancred⸗ gestern im besten Wohl⸗ sein wieder in ihrer Residenz ein. Der Graf von Aquila war seinen Brüdern entgegengeeilt und empfing sie an der Darsena. Se. Ma⸗ jestät war in Paolg in Calabrien gelandet, wahrscheinlich um sich aufs neue genauen Bericht über die calabresischen Vorgänge abstatten zu lassen. Es fand sogleich ein Minister-Conseil im Nöniglichen Schloß zu Neapel statt, und man sieht energischen, das Wohl Sici⸗ liens und der südlichen Provinzen des neapolitanischen Königreichs betreffende Maßregeln entgegen. Der König soll keinesweges in sehr heiterer Stimmung heimgekehrt sein, und manches Erlebte ssoll seinen gerechten Erwartungen durchaus nicht entsprochen haben.
Spanien.
S Madrid, 25. Juli. Alle Nachrichten, die von San Ilde⸗ fonso hierher gelangen, stimmen dahin überein, daß die Königin mit ihrem dortigen Aufenthalt überaus zufrieden ist. Aller Regierungs⸗ Sorgen enthoben, widmet sie sich ungestört dem Genusse der Reize der Natur, welche die Umgebungen und künstlichen Anlagen jenes Lustschlosses in so großem Maße darbieten. Nicht selten ergießen sich die Regungen der jugendlichen Lebenskraft der Beherrscherin Spaniens in körperlichen Anstrengungen und Uebungen, bei welchen der Ober- Hofmeister, Graf von Santa Coloma, dieser oder jener hochbetagte General, irgend ein dem Hofe folgender Prälat, zu einem Wettkampfe zugelassen werden, aus dem die Königin stets als Siegerin hervorgeht. Die breitesten Gräben, hohe Hecken überspringt sie und weidet sich an dem Anblicke ihres vor solchen Schwierigkeiten verzagenden Gefolges. Abends ergötzt sie sich im Theater an den Helden und Königsrollen, welche eine aus Segovia herbeigeeilte Bande von Schauspielern darstellt. Ge⸗ gen Mitternacht fährt sie gewöhnlich, von dem alten Ober-Hofmeister begleitet, nach Quitapesares (Sanssouci. Die Königin lenkt stets die Pferde mit eigener Hand und ergötzte sich neulich sehr an der Verle⸗ genheit des ihr zur Seite sitzenden Ober-Hofmeisters, als die Pferde durchgingen und den Wagen in das sogenannte Meer (einen großen Teich geworfen haben würden, wenn nicht zwei Garten-Arbeiter sich ihrer bemeistert hätten. Seitdem sind auf Befehl des Ober-Hofmei⸗ sters alle Teiche des Gartens mit bretternen Schranken umgeben worden. Gestern sollte zur Feier des Namenstages der Königin Christine Handkuß (Cour) in San Ildefonso stattfinden. Zu diesem Behufe begab der Minister-Präsident, Herr Pacheco, sich dorthin, hatte aber das Unglück, beim Aussteigen aus dem Wagen einen Fehltritt zu thun und sich am Kopfe zu verletzen. Auch die Gesandten Frank⸗ reichs und Englands sind nach San Ildefonso abgegangen, um der Cour beizuwohnen. Andere Standespersonen sahen sich durch den Mangel an Postpferden verhindert, diesen Ausflug zu unternehmen. Die wenigen Postpferde, die auf jener Straße vorhanden sind, wer⸗ den nämlich den Ministern vorbehalten, und die hiesigen Lohnkutscher, die keiner Taxe unterworfen sind, verlangen nicht weniger als zwei⸗ hundert Piaster (tausend Franken) für eine Fahrt nach dem 11 Mei⸗ len von hier entlegenen San Ildefonso. Dort selbst bezahlt man ein Zimmer ohne Bett für zwei Tage mit fünfundzwanzig Piastern.
Die Ultramoderirten sind über das Fehlschlagen des Streiches, welchen der König auf ihr Anstiften ausführen sollte, außerordentlich erbittert. Sie beschuldigen den König der Kleinmüthigkeit und kün⸗ digen unverholen an, daß sie sich nächstens wieder in den Besitz der Gewalt zu setzen hoffen und alsdann die Königin veranlassen werden, „freiwillig“ die Krone niederzulegen. Die französische Regierung hat in Paris eine spanische Uebersetzung der unter dem Titel: Traitè d'lLstrecht, von Giraud herausgegebenen Schrift drucken lassen und an 1000 Exemplaren hierher geschickt. Diese sind von unbekannten Händen in den Lese-Kabinetten, Kaffeehäusern u. s. w. gratis ver⸗ theilt worden.
Man spricht davon, daß der König sich an einen entlegenen Punkt der Halbinsel zu begeben denke. Der mit einer Tochter des Infanten Don Francisco de Paula vermählte Herzog von Sesa hat dem Ministerium eine Vorstellung zugeschickt, in der er gewisse Kö⸗ nigliche Ehren-Vorrechte für sich in Anspruch nimmt. Dieses Gesuch ist jedoch durch ein Gutachten des Staats-Raths für unbegründet erklärt worden.
Die Königin soll dem Kriegs- Minister, der die Absendung der Begnadigung der beiden in Burgos erschossenen Karlisten verzögerte, ihren vollen Unwillen zu erkennen gegeben haben. Traurig ist es, daß in diesem Lande, wo unter dem Vorwande, die persönliche Frei⸗ heit sicher zu stellen, so viel Blut vergossen ward, es jedem Lieute⸗ nant freisteht, Gefangene als Karlisten ohne Weiteres erschießen zu lassen. In Burgos wußten die Behörden, daß das Gesuch um Be⸗ gnadigung an die Königin abgegangen war. Dennoch ließ man die Ünglücklichen erschießen, ohne den Beschluß der Königin abzuwarten. Während eines Gefechtes, das die Truppen neulich mit einigen Kar⸗ listen in der Gegend von Igualada bestanden, verbargen sich fünf unbewaffnete Bursche, von denen der älteste siebzehn Jahre zählte, in einem Hause, um dessen Besitz man sich schlug. Sobald die Trup⸗— pen sie auffanden, führten sie sie auf die Landstraße und erschossen sie. Nur die progressistischen Blätter mißbilligen ein solches Ver— fahren.
Der portugiesische Gesandte, Graf von Thomar, ist endlich von seinem Hofe abberufen worden, nachdem er die Königin Isabelle per⸗ sönlich ersucht hatte, sich bei seiner Regierung für sein Hierbleiben zu verwenden. Der Graf von Thomar schien sich hier nicht sowohl als den Gesandten der Königin von Portugal, sondern als den Vertreter seiner eigenen Partei zu betrachten. Der jetzt in Paris verweilende Graf von Villareal soll ihn hier als Gesandter ersetzen.
Der General Concha hat der Regierung einen ausführlichen Bericht über die glänzende Aufnahme, die ihm und seinem Gefolge in Lissabon zu Theil ward, eingeschickt. Letzteres bestand aus einigen dreißig Generalen und Obersten. Der General Concha erhielt eine Einladung zur Königlichen Tafel. Als er sich aber mit jenen dreißig Herren einstellte, soll man im Palaste zu Lissabon in einige Verle⸗ genheit gesetzt worden sein. Die spanischen Truppen haben übrigens zum Theil Portugal schon geräumt, und nur 4060 Mann sollen noch in Porto zurückbleiben. Ihr dortiges Betragen wird sehr gerühmt und soll in jeder Hinsicht musterhaft sein. Die treff liche Ausrüstung der spanischen Armee und der Geist der Mannszucht, von dem sie jetzt beseelt ist, muß vorzüglich dem General Narvaez, der sie aus dem Zustande der Zerrüttung und Demoralisation, in welche sie un—⸗ ter dem Regenten Espartero versunken war, hervorzog, als Verdienst angerechnet werden.
Die Stabs⸗Offiziere, welche den General Grafen von Vistaher⸗ mosa nach Berlin begleiten sollen, sind der Oberst des Generalstabes Don Senen de Buenaga (letzthin mit einer diplomatisch⸗militairischen Sendung in Portugal beauftragt), der Oberst des Infanterie⸗=Regi⸗ ments „Espanna“, Don Ventura Garcia de Loigorri (Bruder des Grafen von Vistahermosa), und der Oberst- Lieutenant der Kavallerie Don Luis de Zaldivar, Marquis von Villavieja.
Am 2lsten wurde hier ein Traktat unterzeichnet, kraft dessen die spanische Regierung den südamerikanischen Freistaat Bolivia anerkennt.
Das geistliche Tribunal der Rota, welches 1310 von der pro⸗ visorischen Regentschaft aufgehoben wurde, ist hier am 20sten unter dem Vorsitze des päpstlichen Delegaten wieder eröffnet worden. ᷣ
Der russische Graf Anatole Demidoff befindet sich mit zahlrei⸗ chem Gefolge seit dem 17ten in Barcelona und beabsichtigt sich von dort nach Andalusien einzuschiffen.
3proz. 263 G. proz. 177 G.
Griechenland.
Ancona, 24. Juli. (A. 3.) In Türkisch-Albanien wird gegenwärtig die Rekrutirung auch auf die Rajas erstreckt. Von die⸗ sen hatten sich viele in große Haufen zusammengerottet — man sprach von einigen Schaaren voön 500 und 600 Mann — und sich der grie⸗ chischen Gränze genähert. Von da aus versuchten sie sich mit den griechischen Behoͤrden ins Einvernehmen zu setzen, damit ihnen der liebergang nach Griechenland gestattet werde. Es sind dies drohende Unordnungen für die Türkei. Man begreift kaum, wie die Pforte bei so bewandten Umständen sich nicht beeilt, den zweifelhaften Ver⸗ hältnissen zu Griechenland ein Ende zu machen. Das griechische Ka⸗ binet hat beschlossen, die bekannten Anträge des Herrn Eynard anzu- nehmen, um so die Anforderungen Englands ohne allen weiteren Ver- zug zu erfüllen.
Gerichts⸗-Verhandlungen der volnischen Ver⸗
schwörung.
Berlin, 2. Aug. Heute begannen die öffentlichen Gerichts Verhandlungen in der Untersuchung gegen die der Theilnahme an der jüungsten polnischen Verschwörung, angeklagten Personen. Morgens um b Uhr betrat der Gerichtshof und die Staats- Anwaltschaft den Sitzungssaal, in welchem bereits die 251 Angeklagten, mit Ausnahme einiger Weniger, die durch Krankheit am Erscheinen verhindert sind, die ihnen angewiesenen Plätze eingenemmen hatten. Die für das Publikum bestimmten Räume des Gerichtssaales waren vollständig be⸗ setzt. Nach dem Eintritte des Gerichtshofes erklärte der Präsident die Sitzung für eröffnet, vereidete den Land— und Stadtgerichts⸗ Di⸗ rektor Arendt und den Kammergerichts-Assessor Jerzewski als Dol- metscher der polnischen Sprache und nahm sodann den Aufruf der Namen sämmtlicher Angeklagten vor. Nachdem die Auwesenheit der⸗ selben konstatirt worden, ließ der Präsident die Einleitung und den ersten Abschnitt der Anklageschrift nebst den dazu gehörigen Beilagen‘) deutsch und sodann polnisch vorlesen, worauf um 3 Uhr der Schluß der Sitzung erfolgte.
gandels- und Bärsen- Nachrichten. ßerlin, den 3. August 1847.
IHVecsel - Course.
Brief. Geld. Kurz 1427 142 3 — 2 Me. 1417 141 Hamburg Kurz 152 1512 We. 2 Mt. — 150 London 3 Mt. — 6 244 2 Mt. S0 2 Mt. 103 Augsburg 2. 2 Mt. 102 Breslau 2 Mt. 994 8 Tage 992 2 Mt. 99 Frankfurt a. M. siidd. W. ..... ..... 160 EI. 2 Mt. 56 18 Petersburs 109 sRbl. 3 Wochen — C — 108 Inlän Mische Fonds. E/aundbregjse, Kommundl— Papiere und Cell - Course.
Amsterdam
Leipzi in Courant im 14 ThI. Fuss, 100 Thlr.
zt. Rriet: Geld. Gem. zt. hnriet. Geld. dem. St. Schuld-Seh. 3* Kur- N. P ahr. 33 947 Seeh. Präm. Sch. — Seblesische do. 37 — HK. u. Mm. Schuld. 3 do. Lt. B. gar. do. 37 — nerl. Stadt- obl. 3 pr. k Auth. Sc = 107 Wes tpr. Pfandbr. 35 Grossh. Posen do. 4 do. do. 35 Ostpr. Psandbr. 37 ; Pomm. do. 3* . 17
Friedri chsd' or. 1377 And. Goldm. a5 th. 12 Disconto.
indisohe * onds. Polu., neue Pfdbr. do. Part. 500 RFI. do. do. 300 FI. Hamb. Feuer- Cas. do. Staats-Pr. Anl. 835 Hollůnd. 23 Int. 2 95 Rurh. Pr. O. 40h. — Sardin. de. 36 Er. 96 Neue Bad. do 35 FI.
1 ,,,,
Russ. IIamb. Cert. 5 do. heillope 3. 4.8. 5 do0. do. 1. Anl. 4 do. Stieglitz 2.4 A4 o. v. Rothseh. Lat. 5 do. Poln. Schatz 0. 4 do. do. Coct. L. A. 5 do. do. L. B. 200FI. — Lol. a. Pfdkr. u. C. 4
Volleing. Amst. Rott. Arnh. Utr. Nerl. Anh. A.
do. Prior.
Berl. Hamb.
1035 bz. u. B. Pts. M. Pr. B. do. Pr. A. B. Rhein. Stm. do. Prior. do. v. St. gar.
do. Prior. 1014 brꝛ. u. G Sächs. Bayr. Kerl. Stett. 1133 bæ. Sag. Glog. Bonn-Cöln. s d6. Prior. Bresl. Freib. St. Vohw.
do. Prior. do. Prior. Cd th. Bernb. Thüringer. Cr. Ob. Sch. Wlhb. (C. O.) Dresd. Görl. ? ö do. Prior. Dũss. Elbert. Zarsk. Selo. do. Prior. Glotzznita. Quit. Bog. Hmb. Berg d. 4096 HKiel-Alt. 5 Lpæ2. Dresd. Lõöb. Zittau.. Mad. Halb Mad. Leipæ. do. Prior. N. Schl. Mk. do. Prior do. Prior. Nrdb. K. Ed. O. Schl. Lt. A do. Prior.
do. Lt. B.
Pts. Mędb.
I 163 bæ.
108 n.
=
3 2 3
—
Aach. Mastr. Berg. Mrk. Berl. Anh. B. Bexb. Lud. Rrieg · Neiss. 5 Chem. Risa. 90 Cöõln- Mind. 90 do. Thür. V. 20 Magd. Witt. 30 NMecklenb. 70 Nordb. F. W. 70 ' Rb. St. Pr. 70 bz. u. G. Starg. Pos. 50 (Schluss der Börse 3 Uhr.)
d,
d
8
R =
; ) Wir verweisen hierbei auf die in unserer Zeitung abgedruckte Dar- stellung.