Deutsche Sundesstaaten ̃ 6 j aunmaver. Dem Ham b, Corr. wird aus Königreich * Die Ankunst Sr. Königlichen Ho⸗ 4 wn, . K 11 Uhr bes heutigen Ta- 2 en,, 0 dritte . ee, * — 8 * ribge Brageners; hatte sich in dem 26. 718 *— ** estellt; auf dem freien Fele, links von der Kaserne, 3273 Ill ir e gtegiment mit fliegenden Jahnen anufmars 2 dier giler Grabe waren in der Kaserne versammelt und Lor erselben . unendliche Menge Volkes, darunter Herren und Damen von allen Ständen, um den Herzog zu erwarten. Um 11 Uhr traf Se. Königl. Hoheit auf dem hiesigen Bahnhofe ein und fuhr darauf nach der Ka⸗ vallerie-Kaserne, woselbst er ausstieg und sogleich sich in den inneren Raum derselben begab, wo die Dragoner aufgestellt waren. Die Must spielte God sare the King, und die Dragoner begrüßten den Herzog mit einem dreimaligen, kräftigen Hurrah! worauf der Herzog die Mannschaft musterte. Während dieser Zeit versammelten sich im= mer mehr Stabs⸗-Offiziere, so wie Beamte, in der Kaserne, um dem Herzog ihre Hochachtung zu beweisen. Hierauf begab sich Se, Kö⸗ nigliche Hoheit nach dem freien Platze, links vor der Kaserne. Das dritte Regiment, in Parade aufgestellt, präsentirte und begrüßte gleich falls den Herzog mit einem dreimaligen Hurrah! und defilirte darauf vor Sr. Königl. Hoheit. Von hier aus begab sich der Herzog na dem hiesigen Landgestüte. Nachmittags um 3 Uhr ist Se. Königl. Hoheit mit einem Extrazuge nach Hannover zurückgekehrt.
Großherzogthum Baden. Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfing am 5. August den bisher am hiesigen Hofe be⸗ glaubigten österreichischen außerordentlichen Gesandten und bevoll— mächtigten Minister, Grafen Georg Alexander Esterhazy von Ga⸗ lantha, in besonderer Audienz, um aus dessen Händen das Schreiben Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich entgegenzunehmen, welches denselben von diesem Gesandtschafts⸗Posten. abruft.
Die Anzeichen zu den Vorbereitungen der Wahlen, welche bald nöthig werden, da ein Viertheil der Abgeordneten nach den Bestim⸗ mungen der Verfassungs⸗Urkunde durch Ausloosung ausgetreten ist, andere aber freiwillig zurückgetreten sind, so daß im ganzen 21 Pläßze also gerade ein Drittheil aller, leer stehen, fangen an sich schon all mälig zu regen. Besonders die Reihen der heftigen Opposition sind sehr gelichtet, da der Zufall ihr bei der u ff ng sehr ungünstig war, und weit über die Hälfte der Ausgeschiedenen ihr angehörten, auch von 7 freiwillig ausgetretenen Abgeordneten 4 ihr unbedingt zu⸗ gezählt werden. Wie man allgemein vernimmt, wollen noch mehrere der bisher zu dieser Partei gezählten Männer vor dem. nächsten Landtage ihre Stellen niederlegen. Es ist dies sehr bemerkens⸗ werth, denn mit Ausnahme Hecker's gehören diese so unverhältniß— mäßig zahlreich zurücktretenden weniger zu den Führern und Rednern der linken Seite, sondern bestehen größtentheils aus Bürgermei— stein, Schultheißen und anderen dem eigentlichen Bürgerstande angehörigen Männern. Dadurch zeigt sich aber recht deutlich, daß dieser nicht mehr so bereitwillig, wie ö der Fahne der Matadore folgen und sich ganz von ihnen leiten lassen will, sondern der hef⸗ tigen Kammer⸗-Debatten ziemlich überdrüssig ist. Daß bei den neuen Wahlen die radikale Opposition sehr wenige ihrer Anhänger durch— bringen wird, steht gar nicht zu bezweifeln, obgleich sie s gn An⸗ strengungen aller Art dazu nicht fehlen läßt. Ihre Organe, obschon sie ihre Verluste ziemlich kleinlaut einzugestehen beginnen, fangen jetzt schon an, die Gemüther für die Wahlen auszuregen, und möchten gar gerne wieder so eine Zeit, wie im vorigen Jahre vor Beginn des letzten Landtags war, zurückführen. An das Gelingen dieses Planes aber glaubt hier im Lande kein Mensch, sondern man weiß mit Zu versicht, daß die weit größere Majorität des ,. Landtags dem jetzigen Ministerium, das den Fertschritt in allen Zweigen des Staats—⸗ lebens so kräftig fördert, beistimmen wird.
Aus Mannheim vom 10. August wird gemeldet: „In der gestern Abend im „Badner Hofe“ abgehaltenen Versammlung der linterzeichner der Ergebenheits-Adresse (in welcher der Großherzog auch ersucht wird, Mannheim zu besuchen), wurde ein Ausschuß von funfzehn Bürgern bestimmt, welcher aus seiner Mitte eine Deputation von fünf Personen erwählen soll, um die Adresst, welche his jetzt über tausend Unterschriften gugesessener Bürger zählt, dem Großher⸗= zog nach Karlsruhe zu überbringen. Sie ist schön in grünem Saffign gebunden, und das badische Wappen, in Seide gestickt, auf der Decke angebracht.
Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg.) Der Geheime
Regierungs- Rath Pfeiffer zu Rinteln veröffentlicht in dem Wochen— blatte der Grafschaft Schaumburg nachstehendes Reskript:
1622
„Wir tragen Unstrem Geheimen Regierungs-⸗Rath Pfeiffer in Rinteln hiermit gnädigst auf, Unseren Unterthanen in der Grafschaft Schaumburg gnädigst zu erkennen zu geben, daß Uns die von ihnen während Unscrer dermaligen Anwesenheit hierselbst, insbesondere bei Gelegenheit der Feier des Vb jährigen iläums der Vereinigung der Grafschaft Schaumburg mit 7 hessi chey Fanden, dargebrachten *. ihrer angestammten Liebe und Anhäuglichein 41 besonderen ö gereicht haben, und Wir ihnen dafür, unter Bersicherung Unserer laändeswäterlichen Huld und Gnade, Unseren aufrichtigen Dank sagen.
ad Nenndorf, den 6. August 1817.
Friedrich Wilhelm.“
Künftig sollen diejenigen, welche ein Gymnasial-Lehrer-Amt vom Staate erhalten wollen, bei ihrer Entlassung von dem Gymnasi— um an ewiesen werden, nicht blos, wie bisher in Hessen und sonst üb— lich, Philologie, sondern auch Theologie zu studiren und in beiden Fächern das Examen zu bestehen,
Großherzogthum Hessen und bei Rhein. Ihre Äönigl. Hoheit die Erbgroßherzogin ist mit Ihrer Hochfürstlichen Durchlaucht der Prinzessin Alexandra von Sachsen⸗Altenburg gestern Abend um 5 Uhr wieder nach Aschaffenburg abgereist.
* Frankfurt a. M., 11. Aug. In der Nähe und dem Umkreise unserer Stadt weilen in diesem igen li? viele hohe Per— sonen, welche fast Alle unsere Stabt besuchten und besuchen. Der Königl. bayerische Hof wird bis in die Hälfte des Septembers in Aschaffenburg residiren, Ihre Königl. Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Bayern aber noch in diesem Monate Schlan⸗ genbad wieder verlassen. Se, Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen wird Mainz noch länger mit seiner Anwesenheit erfreuen, so wie Ihre Kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstin Thronfolger von Rußland erst später ihrem erlauchten Gemahl von , nach Petersburg folgen wird. Der auf dem Schlosse Rumpenheim ver— einigte höhe Familienkreis trennt sich auch erst wieder in einigen Wochen, und es wurde Se. Königl. Hoheit der Herzog von Cambridge daselbst von Hannover zurückerwartet. Ihre Hoheit die verwittwete Frau Erbgroßherzogin von Mecklenburg-Schwerin hat sich zum Be— suche an den landgräflich hessischen Hof nach Homburg begeben. Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin ven Kent weilt noch, in Beg'ei— tung Ihrer Durchlauchten der Frau Fürstin von Hohenlohe⸗Langen— burg und des Erbprinzen von Leiningen, in dem nahen Bade Soden, das sie Ende d. M. verlassen wird.
In der verflossenen Weche ist der Königlich bayerische Bundes⸗ tags-Gesandte, Herr von Gasser, auf seinem Posten hier eingetrof= fen, und in dieser Woche kam auch der diesjährige der freien Städte, Herr Syndikus Banks, von Hamburg hier an und wird in der mor⸗ gen stattfindenden Sitzung der hohen Versammlung eingeführt werden.
Die Theurungsfrage ist nun, Gott sei Dank! gänzlich beseitigt, wenn man nicht die noch sehr hohen Fleischpreise mit in ihren Be⸗ reich ziehen will. Die Fruchtpreise sinken mit jedem Tage, mit ihnen die Brodtaxe, und es wird wahrscheinlich in kurzem in unserer Ge⸗ gend das Pfund Brod kaum 25 Kr. kosten. Wenn aber eist die
Nartoffelärndte, die auch einen reichen und gesunden Ertrag verspricht, in vollem Gange ist, muß das Brod noch billiger werden. Außer— dem giebt es überall so viel Obst, daß die Landleute jetzt schon be⸗ sorgt sind, es nicht unterbringen zu können. Während aber der Herbst einen mit telguten diesjährigen Wein verspricht, so wird die Kreszenz in quantitativer Hinsicht eine so ausgezeichnete, wie sie seit vielen Jahren nicht vorkam. Die Weinpreise sind denn auch überall im Weichen begriffen.
Auch im Handel verspricht man sich nun größere Lebhaftigkeit und hegt einige Hoffnung, baß unsere Ende dieses Monats beginnende Herbstmesse glnstige Refultate liefern werde.
Die Boörse 1 gedrückt. Es kann dies bei den politischen Zu— ständen Italiens, der Schweiz und Spaniens und bei der in London eingetretenen Geldkrisis kaum anders sein. Die Kauflust ist äußerst matt, und die Course sind flau.
Seit vorgestern ist endlich der Güter-Transport der Main⸗ Neckar-Eisenbahn im Gange und zugleich auch der der Frankfurt⸗ Offenbacher Bahn, obgleich letztere Bahn eigentlich dem Verkehre noch nicht übergeben ist. Die i n hessische Regierung bestand daruf, wie denn überhaupt keine Harmonie in der Verwal⸗ tung der a , ,,, herrscht. Einer überaus starken Frequenz hat 3j. die Taunus-⸗Eisenbahn zu erfreuen. Der Fremden zug durch unsere Stadt ist auch sehr lebhaft, da die Bäder schon beginnen, leerer zu werden.
J. Voigt. Challier.
Ein planvoll angelegtes, überhaupt was Form, Inhalt und Charakter belrifft, gelungenes Tonstück, dessen Perfasser, obwohl er erst sein Op. 2 in diesem Nolturne veröffentlichte, dadurch ein nicht unbedeutendes Compo⸗ sitionstalent und ein tüchtiges Kunststreben offenbart. Bei einfacher und natürlicher Fassung ist das Ganze keinesweges gewöhnlich gehalten und enthält, im Gegentheil, sowohl in harmonischtr Beziehung wie in der Duich— ier n Hauptmotive, manche eigenthümliche Züge, so daß wir das gehaltreiche Werk solchen Pianoforte⸗Spielern, deren Geschmack durch die den Marti der musikalischen Literatur überschwemmenden Ausgeburten der 4 noch nicht ganz verdorben wurde, mit gutem Gewissen empfehlen önnen.
; Karl Ste chert. Le retour pendant l'orage. Grand Fantaisie brillante pour l Fiano. Oeur. 8. Berlin, chez Ghallier,
Ein brillantes Pianofortestück in Thalberg's Compositionsweise. Nach einem einleitenden Adagio mitt erst eine Melodie allein auf, die dann noch mehreremal von jenem belannten, bis zum Ueberdruß gehörten modernen harmonischen Figurationekram und rollenden Passagenwerk umhüllt und ve din eg. )
r. Wilh, Sering, das Herz ist todt, Lied für eine Singstimme, mit
Begleitung . 2 1. 6 bei Chin 36 Ven dem Verfasser der oben bespöochenen Tripel-Fuge liegt uns hier eine Gesang s- Compositien, ein Lied vor, das mit der Ihm injwohnenden Einfachheit und mit natürlichem Aus ru eine gesan Smäßige Behandlung ö . . alen. einer Mezzostimme gehalten,
rd es, von einer solchen mi esühl vorgetrage j 9 . . 1 . . 6 gttragen, einen entsprechtnden
8. Heiser, Lieder für einc Singstimme, mit Beglei ĩ
3 „bn, , 8 und ig, Pe lin, bei ln leitung deg Pignor leder i. Kemponisten haben sich bergits i
Di x ; ; J Singe ere s e n ne s) ler geen, n ahe
Die heu elschlenenen reihen sich den früheren ah und we ᷣ . j ang in der gngedenteten ar nl 93 1. weise din ö. 8; „Blau Aeugelein“, n n. each sung er 2 da es weniger als die in den heiden guderen pen 3 tsiührten enthaltenen Hrsdu ze; „Nun muß ich immer an dich denkest!“, „der ö und „Frühling und Herbsté, eine gewisse Familien ⸗ Ahn fel zur Schau trägt, die sich lin den bezeichneten drei Liedern (außer im Fihrthmis u. f. w) schon vurch die gewählie gleichgrtige Taltart — glle drei sind im e Tal lonmpenirt — in auffälliger Weise zu erkennen giebt. Jenny Heinem an ü, kieder und n . eine Singstimme, mit Beg titeng des Flanolpru. Herlin, Lei Chai, Das Werk einer Sama, in welchem sich eine mustkalisch⸗ Natur aus.
Notturne pour le Piando. OQeuv. 2. Herlin, eliea
R. de Cuvrh, 4 Lieder für eine Mezzo⸗Sopran⸗Stimme mit Beglei⸗ tung des Pianoforte. Op. 5. Berlin, bei Challier,
Sehr gelungene Lieder, in denen sich ein löbliches Streben nach Selbst- ständigkeit und Charakteristit auf erfreuliche Weise geltend macht, so daß wir die Aufmerksamkeit der Gesangssreunde mit Vergnligen auf das Hest hinlenfen. Keinesweges jener krankhaft⸗sentimentalen Richtung huldigend, welche die meisten unserer heutigen Lieder · stomponisten e fol n, weiß der Verfasser in seinen Melodicen eine wohlthuende ir. und Gesundheit des Ausdrucks zu bewahren, Vorzüge, welche die sämmtlichen Lieder des vorliegenden Heftes schmücken. Als vorzugsweise gelungene Nummern i g ö, nach unserem individuellen Gefühle, das . und dritte
ied: „Der fen, insofern sich das erstere durch naive Auffassung, das letztere durch ein ansprechendes, munteres Kolorit besonders auszeichnet. 2.
1 nur an e . sen
erräther“ und „Im Wald“ (von Geibel), bezeichnen zu dür⸗
Oesterreichische Monarchit.
Wien, 9. Aug. (Bresl. Ztg.) Zwischen der österreichi Regierung und den beiden rern bert — 2 und Sigmaringen ist nach dem Hofkanzlei⸗Dekret vom 26. Juli 1817 ein Staats⸗Vertrag n worden, wodurch die durch den deut= schen Bundes⸗Vertrag für die deutschen Erblande bestehende Freizügig⸗ feit der Auswanderer auch auf die nichtdeutschen Provinzen Oester⸗= reichs ausgedehnt wird.
Krakau, 11. Aug. Zur Beförderung des Verkehrs ist in der Stadt Krakau ein Kgommerzial-Waaren-Stempelamt provisorisch aufgestellt und die Verrichtungen desselben dem Hauptzollamte übertragen. Die Wirksamkeit dieses Amtes hat am Sten d. be⸗ gonnen.
* Frankreich.
Paris, 9. Aug. Ein Theil der Königlichen Familie besindet sich seit einigen Tagen bereits in Eu. Am Aten schifften sich die Herzoginnen von Orleans und von Montpensier, der Graf von Paris und der Herzog von Chartres an Bord des Dampfschiffs „Passe⸗ . zu Treport ein und machten einen Ausflug längs der Küste. Sie speisten dann unter einem Zelt zu Treport und kehrten Abends nach Eu zurück.
Der National maht darauf aufmerksam, daß sich unter den Annoncen im Journal des Débats folgende Anzeige befindet: „Es ist ein Gut im Departement des Oberrhein zu verkaufen, wel⸗ ches 4 pCt. Netto⸗Ertrag bringt, wie aus authentischen Pacht⸗Kon⸗ trakten hervorgeht, die vor 15 Jahren beginnen und im Jahre 1853 abgelaufen sind. Der Käufer kann sicher darauf rechnen, Deputirter zu werden, wenn er es wünscht.“ Also das Deputirten-Mandat, bemerkt der National, als eine Zugabe zu einer 4 proz. Kapital⸗Verwerthung! „Wir danken dem Journal des Débats“, fügt das radikale Blatt hinzu, „uns diese Ankün— digung an demselben Tage gebracht zu haben, wo es gegen die Wahl⸗ Reform eifert. Es ist numöglich, sich selbst einen ärgeren Streich zu versetzten.““ Galignani's Messenger bemerkt, daß die Redac⸗ teure des Journal des Débats von den Annoncen keine Notiz nehmen.
Der Courrier du Gard meldet von der ihrem Ende nahen Messe zu Beaucaire, daß einige Artikel, welche vorzugsweise wenig begehrt wurden, und namentlich Eisen, Leder, Wolle und Seide, noch etwas in Gang gekommen sind, allein vorjährige Preise keinesweges erreicht haben. Für den Kleinhandel sei die Messe unzweifelhaft weit schlechter als die von 1846, und auch der Großhandel habe nicht den Absatz der vorigen Messe erreicht.
Der Moniteur erklärt die Angabe einiger Blätter, daß wäh⸗ rend der Abwesenheit des Ministers des Innern, der in Ostende das Seebad gebraucht, auch der Unter-Stagts-Secretair dieses Min ste⸗ riums, Herr Passy, sich auf Urlaub befände, für ungegründet; der— selbe sei nicht einen Augenblick von seinem Posten entfernt ge— wesen.
Die Pairs⸗-Kammer hatte sich heute zu ihrer Schluß-Sitzung versammelt. Die Minister der Justiz, der Marine und des Krieges sind auf ihren Plätzen. Der Großsiegel— bewahrer überreicht dem Kanzler und der Kanzler verliest die König- liche Verordnung, wodurch die gegenwärtige Session der beiden Kam— mern (wie wir bereits vorgestern nach einer telegraphischen Depesche gemeldet) als geschlossen erklärt wird. Die Versammlung trennte sich darauf unter dem Ruf: Es lebe der König! In der Deputirten⸗ Kammer waren etwa hundert Mitglieder anwesend, die Minister der auswärtigen Angelegenheiten, des Ackerbaues und Handels, der öffent⸗ lichen Arbeiten und des öffentlichen Unterichts auf der Ministerbank. Herr Guizot verlas hier die Königliche Schließungs Verordnung. Von den Centren und der Linken ertönt der Ruf: Es lebe der Koͤ— nig! Der Präsident verließ seinen Stuhl, und die Kammer ging sogleich aus einander.
Großbritanien und Irland.
London, 7. Aug. Der Großfürst Konstantin von Rußland und der Herzog von Nassau, welche einige Tage zum Besuch bei der Königin in Ssbornehouse waren, kehren heute nach der Stadt zurück. Die Königin, welche den 12ten ihre Reise nach Schottland antritt, wird den 13ten der Insel Man einen Besuch machen.
Nach dem Wochenberichte der Bank von England hat ihr No⸗ ten⸗Umlauf, mit der vorhergegangenen Woche verglichen, um 422,225 und ihr Baarvorrath um 439, 007 Pfd. St. abgenommen; ersterer beläuft sich jetzt auf 22,666,925 und letztere auf 8,331, 20 Pfd. St.
Paris, 9. Aug.
senigen, welche während des letzten Vierteljahres erzielt worden sind, sehr erfreuliche bezeichnen zu können. . . . ;
„Besonders sichtbar waren sie am südlichen Kreuzgiebel, dessen Höhe nunmehr bis unters Kranzgesims der Seitenschisfs - Umfassungsmauer gedie⸗ hen ist. Die beiden Fenster im anschließenden Querschiffe wurden mit ihren reichen Spitzbogen⸗Rosetten aufgerichtet und überwölbt; dann aber an der südbstlichen Chorflügelmauer eine sehr gefahrvolle Operation zur Ausfüh⸗ rung gebracht. In früherer Zeit. als man die Hoffnung des Vollendungs= baues aufgegeben hatte, war nämlich zur Sicherung der gedachten Flügel⸗ mauer eine über den Seitenschiffs-Gewölben etwa 90 Fuß hoch aussteigende Pfeilerverstärkung von großen Steinquadern schichtweise eingebunden wor⸗ den; diese griffen jedoch in den Bauplan störend ein und mußten aus die⸗ sem Grunde bei den nunmehrigen Fortschritten des Neubaues, obgleich sehr mühe und gefahrvoll, abgenommen werden. ö
„Auf der Nordseite des Domes konnte die Bauthätigkeit für Nechnung des Eentral⸗Dombau- Vereins unausgesetzt kräftig gefördert werden. Der Kreuzgiebel erreichte hier dieselbe Höhe, wit sie bei dem an der Südseite näher bezeichnet worden ist; das norböstliche Fenster des Querschifses winde aufgebaut und demnächst die nordwestliche Kogenstellung des Duerschifea bis an die Kreuzgiebelmauer sortgeseßt, so daß nun hier die Einwölbung der beiden Kreuzkappen, ingleichen die Au fstellung der oberen Gallerie, er⸗= olgen kann. . . . 9 „Im Mittelschiffe des Langhauses sind zu beiden Seiten die Sockel⸗ steine für die oberen großen Fenster und die Anfänge der dazu gehörigen Pfeiler aufgesetzt worden, und jetzt, wo auch schon ein Theil der, Bange⸗ rüste aus dem Mittelschiffe abgenommen ist, bietet das letztere einen sehr überraschenden Anblick dar. Im Laufe dieses Jahres sollen auch noch dit beidon Flügel des Querschiffes auf dicselbe Höhe gebracht werden.
„Die Lieferungen der Werksteine haben ihren regelmäßigen Fortgang; gute Steinbrüche sind im ordontlichen Betriebe und versprechen auch für die ‚ roße Aus bene. ; nn; 6 es dagessen, daß die Steinbruchs-A1inlage am drachen felser Steinchen nicht rascher horschreiten kann; die sehr beschränkten Grän= zen der Angriffsfläche vertheuern und erschweren das Unternehmen sehr. Die bisher daraus gewonnenen Steine sind noch von sehr 2 eichartigem Gemenge und grobem Gefüge, so daß sie selbst nicht cinmal zu glatten Quadern, sondern nur zu inneren Füllsteinen in rauhem Zustande verbraucht werden können. Die jeßt zu Tage anstehenden Felsen werden indeß schon feiner, und es ist wahrscheinlich, zu Tage kommen dürsten.“
aß in weiterer Tiefe ganz gutt Steine
Man sieht in diesen Zuftänben und in der Zunahme des Diskonto⸗ Begehrs einen Hauptgrund, welcher die Bank⸗Direftoren zur Erhö⸗ hung des Minimums ihres Disfontosatzes von 5 auf 55 Prozent vermochte.
Nach einer Uebersicht in der Tim es hat die Regierung bisher an verschiedenen Orten 62 Stimmen gewonnen und dagegen an an— deren 260 verloren, so daß ihr alse schon ein Mehr von 142 Stimmen gesichert wäre.
Ueber das , D Connell's in Dublin wird von n fen Tage geschrieben: Das Leichenbegängniß OConuell's,
ches heute vor sich ging, war eine höchst imposante Kundgebung des Volksgefühls. Alle Geschäfte waren eingestellt, alle Läden ge⸗ schlossen; selbst das Parteigefühl schien für den Augenblick entwaffnet, und alle Bewohner gaben den angelegentlichen Wunsch kund, dem größten Manne des neueren Irland die letzte Ehre aufs glänzendste zu erweisen. Der Trauerzug, welcher sich über einen Weg von zwei Stunden ansdehnte, bestand aus angesehenen Männern der Stadt jedes politischen Bekenntnisses, aus den Erzbischöfen, Bischöfen und etwa 1200 katholischen Priestern, aus Deputationen aller bedeutenden Städte Irlands, aus der Bürgerschaft in Masse und einem großen Theile der Bevölferung der nächsten Grafschaften. Gewiß nahmen nicht weniger als eine halbe Million Personen an dieser letzten trau— rigen Huldigung Theil, welche dem Liberator dargebracht ward. Wäh⸗ rend des ganzen Zuges herrschte die größte Ordnung und Ruhe. Um J Uhr wurde die sterbliche Hülle des großen Kämpfers für Irlands Freiheit ihrem letzten Ruheplatze auf dem Prospekt-Kirchhofe übergeben.
Schweiz.
Kanton Bern. (O. P. A. 3.) Das Central-Comitèé des Berner Volks⸗Vereines hat als nunmehriges Central-Comité des allgemeinen schweizerischen Volks-Vereines bereits ein neues Manifest erlassen. Dasselbe stellt Jesuiten und Sonderbund als Feinde, den bestehenden Bund als ein Joch dar, von dem er das Vaterland auf ewig befreien wolle, um „Eine“ große Schweiz zu gründen und dem Auslande die Stirn bieten zu können. Unter den Mitgliedern des unterzeichneten Comité bemerkt man auch diesmal Herrn Niggeler, den Präsident des Großen Rathes. .
Kanton Luzern. Herr J. U. von Salis-Soglio, Ober— Befehlshaber der Truppen der sieben verbündeten Stände, hat an den eidgenössischen Vorort, dem er bereits früher seine Enktlassung als Oberst des eidgenössischen Generalstabes eingegeben hatte, auf die Anfrage über sein Verhältniß zum Sonderbund folgende Antwort ertheilt: —
„Excellenz, meine Herren! Aus Ihrem Kreisschreiben vom 29. Juli entnehme ich, daß Sie von meinem Entlassungs Begehren vom 7. Mai d. J. vorläufig Vorbemerkung genommen haben. In Folge dieses Ent— lassungsgesuchs stehe ich nicht mehr in eidgenössischen Dienstverhältnsssen und halte mich der Pflichten eines Offiziers des eidgenössischen Stabes ent— hoben, nehme aber keinen Anstand, bei diesem Anlaß offen und bestimmt zu erklären, daß ich dieses Gesuch eingereicht habe, um nicht Gefahr zu laufen, gegen das zu Aufrechthaltung des eidgenössischen Bundesvertrags vom 7. Aug. 1815 geschlossene Schutzbündniß der VII. Orte — in Widerspruch mit meinen Begriffen von Necht und Ehre — die Waffen ergreifen zu müssen. Ich werde vielmehr trachten, mich unter Gottes Beistand den sehr ehrenden Jutrauens dieser hohen Stände würdig zu beweisen und mich mit hingeben— der Treue ihrem Dienste nach besten Kräften zu weihen. Mit dieser Er— llärung verbinde ich die Versicherung volllommenster Hochachtung.“
Fp tali e n.
Villa Carlotta am Comer See, 20. Juli. (A. 3.) Der Aufenthalt Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen Karl von Preußen nebst hoher Gemahlin und Prinzessin Tochter ist auch hier, wie in Genua, ein Segen für viele Hülfsbedürftige, die sich der christlichen Milde dieses hohen Ehepaares erfreuen. Gewiß werden die Segens— wünsche so vieler Leidenden diesen erlauchten Herrschaften noch lange nachschallen, wenn die jetzt so erwünscht fortschreitende völlige Gene⸗ sung der Prinzessin Tochter ihre langersehnte Rückkehr ins geliebte Vaterland möglich macht. In Genua wird die dankbare Erinnerung an die fürstlichen Geber binnen kurzem bei den protestantischen Schwei— zer- und anglikanischen Gemeinden sich lebhaft erncuern, indem der Ankauf einer Orgel bereits stattgefunden, wozu, so wie zur Bestrei— tung des Organisten-Gehalts, der Prinz die anfehnliche Summe von 3010 Fr. geschenkt hat. Außerdem aber (und was gewiß nicht minder schätzenswerth ist) hat Se. Königl. Hoheit auch bei der sardinischen Regierung die Erlaubniß zur Einführung von Orgelmusik und Kirchen— gesang ausgewirkt, welche jenen Gemeinden bisher nicht gestattet wa— ren. Das so werthe Geschenk ist eigentlich der hier ziemlich zahlrei—⸗ chen und sehr schätzbaren Schweizer-Gemeinde gemacht, in deren Lo⸗ kal jedoch auch die anglikanische Gemeinde ihren Gottesdienst hält. Das Lokal selbst, in welchem der protestantische Gottesdienst in Ge— nua stattfindet, ist leider nicht sehr günstig zu solchem Zwecke. Es ist ein höchst unregelmäßig gebautes Zimmer im ersten Geschosse ei— nes Privathauses in der St. Josephsstraße (im genueser Dialekt Creusa do Diao, d. i. Teufelsschlucht, genannt). Obschon groß ge— nug, um etwa hundert Personen aufzunehmen, ist es verhältnißmäßig sehr niedrig, so daß man bei der großen Sommerhitze, um nicht zu ersticken, die Fenster öffnen muß, wo dann das Geräusch auf der Gasse den Gottesdienst stört. In der Regel ist der schweizer Pfarrer des Sommers einige Monate auf einer Erholungsreise abwesend und der Gottesdienst dann ausgesetzt.
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Die Kölnische Zeitung als Gegnerin des Auf— satzes „Nückblick auf den Vereinigten Landtag.“
Die Kölnische Zeitung bringt in ihrer 220sten Nummer vom Sten d. Mts. unter der k sr fh f! „Der Vereinigte Landtag und sein Rechteboden“ einen Artikel der „Gegenwehr“ gegen den in der Allg. Preuß. Zeitung (Nr. 20 u. ff.) enthaltenen „Rückblick auf den Vereinigten Landtag.“ Die Opposition will sich nicht ohne Gegenwehr aus ihrer Siellung vertreiben lassen, so sagt die Kölnische Zeitu ug; wir, unsererseits, haben nicht erwartet, daß die Opposition aufhören würde zu opponiren; unsere Absicht ist es auch keinesweges, irgend Jemanden vom Rechteboden zu vertreiben; wir wünschen vielmehr, daß Alle, die es mit dem Vaterlande wohl meinen, sich auf dem festen, durch die dandesgesetzt beschirmten, fruchtbaren Boden unzweidentigen Rech— ö. begegnen mögen. Mit Gegnern, die für das Aufbauen ihrer Projelte sich einen Bauplatz qußer dem Bereiche der bestehenden Ge— setze lichen. würden wir uns in keine Diskusslonen einlassen. Wiewohl wir die Stimme, die sich in dem vorliegenden Artikel vernehmen läßt, nicht unter jene feindlichen rechnen, so wollen wir doch die Polemik über die Darstellung des Thatbestandes nicht wie⸗ dert aufnehmen. Wir wollen unsere Leier nicht durch Wiederhelung schon mehrfach wiederholter Auseinandersetzungen in einem KRreise herumführen; um zu einem festen Stanbpunkfe zu gelangen, ist es besser, geradeweges dem Gange der Verhandlungen Zu folgen; sie liegen offen da, so daß Jeder, dem es darum zu thun ist, die Roli⸗ zen über deu Hergang der Dinge aus den Quellen schößpfen unk sich ein Urtheil bilden kann. Wir haben nicht bestritten, daß J.
1623
Anfauge des Landtages bis zu dessen letzter Stunbe das Reden von „Wahrung der Nechte“ nicht verstummt ist; die Kölnische Zeitung bestreitet nicht, daß der Landtag „in seiner Majorität sich in der Form der Petitionen bewegt habe.“ Ob es nun dabei hauptsächlich auf „die Form“ ankommt? ob die Formel einer „Rechte= Petition“ alle Bedenken durch eine reservalio mentalis beseitigt? — darüber wollen wir schweigen, jede wahrhafte innere Ueberzeugung ehrend und der Diskussion völlige Freiheit anerkennend, mit dem offe⸗ nen Vorbehalte jedoch, die eigene Ueberzeugung, unabhängig von Ve— monstrationen, die den Gegnern zweckmäßig scheinen, festhalten zu dürfen.
Indem wir das Wort nehmen, dem geehrten Redner von der anderen Seite zu antworten, beschränken wir uns auf wenige Bemer— kungen über die Nova, die wir in seinen Aeußerungen finden.
Auf die Frage: ob es nicht täglich vorkomme, daß ein neuge⸗ borenes Kind ipso facto der Geburt, aus den Gesetzen (z. B. ein Thronerbe) oder ex providentia miajorum sehr bedeutende Rechte er⸗ wirbt? — antworten wir unbedenklich: ja! Das kann alle Tage vor⸗ kommen und darin liegt nichts, was die Rechtswissenschaft oder den gesunden Menschenverstand verletzen könnte. Beide aber würden sich, bis zum lauten Aufschreien, schmerzlich verletzt fühlen, wenn behaup— tet werden wollte: ein neugeborenes Kind könne ißso facto durch seine Geburt oder ex providentia majorum Rechte erben, die dessen Aeltern und Rechtsvorgänger niemals besessen haben!
Den Wunsch, daß wir uns nicht täuschen möchten, nehmen wir dankbar an, auch glauben wir uns nicht darüber zu täuschen, daß in unserem Volke ein Bewußtsein lebt, welches Recht von Unrecht wohl zu unterscheiden versteht, und das dies Bewußtsein durch den Verei— nigten Landtag lebhaft angeregt und keinesweges erschüttert worden ist.
Was aber die hinzugefügten chronologischen Betrachtungen über die vaterländische Geschichte anlangt, über die „Stein-Hardenbergsche Zeit, die wieder heraufgestiegen, und die Reaction der Zwischenzeit von 1820 bis 1846“, so können wir uns darüber nicht ganz einver— standen mit der Kölnischen Zeitung vom Sten d. M. erklären, ohne unserem Gedächtniß harte Gewalt anzuthun. In der Periode von 1807 bis 1815, obgleich wir sie mit durchgelebt haben und manche theure Erinnerung davon bewahren, können wir uns von stän— discher Wirksamkeit sehr wenig entsinnen. Die Existenz der Stände der preußischen Monarchie, die in diesem Jahre zum ersten Vereinig ten Landtage sich versammelten, datirt vom Jahre 1823, also aus jener Periode, welche „Reactionszeit“ genannt wird.
Als ein neues Argument wird neben den vielerwähnten der Art. XVIII. der deutschen Bundes⸗Akte angeführt. Obgleich zweimal wiederholt, scheint diese Citation auf einem Versehen zu beruhen, denn dieser Artikel enthält von ständischen Rechten keine Sylbe; wahrscheiulich ist der Alllte gemeint, welcher sagt: daß in allen Bundesstaaten eine laudständische Verfassung stattsinden soll. Dabei hätte auch einer Bestimmung der wiener Schluß⸗Akte vom 15. Mai 1821 gedacht werden können, die für alle ständischen Angelegenheiten deutscher Bundesstaaten nicht ohne Bedeutung ist (besonders wenn von Action und Reaction die Rede ist), nämlich des Artifel L VI., welcher sagt:
Die in anerkannter Wirksamkeit bestehenden landständischen Ver⸗— fassungen können nur auf verfassungsmäßigem Wege wieder abge⸗ ändert werden. .
Welches ist nun — fragen wir — der verfassungsmäßige Weg zu einer Abänderung oder Ausbildung der in den preußischen Landen seit 1323 in anerkannter Wirk amkeit bestandenen landständischen Ver⸗ fassung? — Doch wohl der durch die Gesetze vom 3. Februar be— zeichnete und kein anderer.
Gerichts⸗Verhandlungen wegen der polnischen Verschwörung.
(Schluß der Verhandlungen vom 11. August.)
Es wird nunmehr der Angeklagte Stanislaus von Radkiewiez vorgerufen, welchem als Vertheidiger der Justiz-Kommissarius Cre⸗ linger zur Seite steht. Die Anklage- Akte wird zuerst in polnischer, dann in deutscher Sprache verlesen; wir entnehmen aus ihr über den Angeklagten Folgendes:
Stanislaus von Radkiewicz ist 46 Jahre alt, katholisch, dem preußischen Militair nicht angehörig. Er war Lieutenant im polni- schen Militair und avancirte im Revolutions- Kriege von 1830 — 31 zum Major; im Jahre 1831 trat er nach Preußen über und wurde 1811 oder 1842 naturalisirt. Seiner Gattin gehört das Rittergut Briesen, wo er wohnte. Er war Stellvertreter des Präsidenten des agronomischen Vereins zu Koronowo und Mitglied des polnischen Kasino's in Bromberg. Um Johannis 1845 nahm er den Mitange— klagten Severyn von Elzanowski bei sich auf, und dieser blieb, frei⸗ lich mit mannigfachen Unterbrechungen, bis zu seiner am 4. Januar 1846 erfolgten Verhaftung im Hause des Angeklagten. Von diesem erfuhr Radkiewiez die Verschwörung und die näheren Pläne; und, von Elzanowski aufgefordert, versprach er auch, bei dem beabsichtig⸗ ten Aufstande nach Kräften mitzuwirken. Auf der Versammlung zu Srebna-Göra wurde er von Stanislaus von Sadowski als einer der Führer der Insurgenten vorgeschlagen. Am 17. Februar erhielt er dann durch Mieczkowski und Maximilian Ogrodowicz Kunde, daß die Revolution am 19ten ausbrechen würde. Anfangs den Aufforderun— gen des Ogrodowicz ausweichend, lenkte er, als Ogrodowicz bemerkte, daß es ihm schlecht gehen könne, wenn er seine Antwort der Revo⸗ lutions- Behörde überbringe, nach und nach ein und bemerkte endlich, daß er sich bemühen werde, das zu thun, was sich werde thun lassen. Demzufolge ließ er am 19. Februar verschiedene Heugabeln als Waf— fen in Stand setzen und mehrere Schlitten zurechtmachen, stellte seine Pferde zur Disposition, kaufte von Mieczkowski ein Pferd, welches er selbst bei dem revolutionairen Unternehmen reiten wollte, ließ sich einen Säbel zurechtmachen, erbat sich von Mieczkowski 10 bis 12 Rehposten, ließ Charpie zupfen und forderte seinen Eleven Tucholka, seinen Voigt Danowski und seinen Koch Majewski auf, bewaffnet an dem Unternehmen Theil zu nehmen. Zu dem Mitangeklagten Ciels⸗ dorf sagte er in Golioschütz: er solle am nächsten Morgen eine rothe, blaue und weiße Fahne von der Kirche wehen lassen, und auf dessen Vorstellungen, daß er doch seine Frau und seine, Kinder bedenken solle, gab ec die kaltblütige Antwort: „Ich thue dies zu meiner und meiner Kinder Ehre.“ Darauf beschrieb er dem Cielsdorf weiter die Art des Angriffs auf Bromberg u. s. w. . ᷣ
Auf die Frage des Präsidenten, was er im Allgemeinen zu be—⸗ merken habe, entgegnet der Angeklagte: er sei der deutschen Sprache nicht so mächtig, daß er das ihm vorgelesene und von ihm un⸗ terzeichnete, Protokoll hinlänglich verstanden habe. Auf Antrag des Vertheidigers wird hierauf eine Registratur des Inquirenten vorge⸗ lesen, worin bemerkt ist, der Angeklagte verstehe Deutsch und habe sich mit deutscher Lektüre befaßt; auch habe derselbe gewünscht, das Protokoll möge in deutscher Sprache abgefaßt werden. Diese Stelle, bemerkte er dann, sei interpolirt, mit schwärzerer Dinte geschrieben; und dem Gerichtshof wird das Protokoll zur Ansicht vorgelegt. Der Staats⸗-Anwalt protestirt fodann gegen die Vernehmung des Ange⸗ klagten in polnischer Sprache; . habe sich in seiner, des
Staats⸗-Anwalts, Gegenwart vor einiger Zeit eine Stunde * mit seiner Gemahlin in dentscher Sprache unterhalten. Uebrigens sei er damit einverstanden, wenn man die Beamten, welche die Protokolle abgefaßt, vernehmen wolle. Nachdem der Vertheidiger noch auf, den Unterschied aufmerksam gemacht, welcher zwischen einem gewöhnlichen Gespräch und einer gerichtlichen Vernehmung sei, stellte der Staats⸗ Anwalt den Antrag: der 9 möge feststellen, ob der Ange⸗
klagte nicht der deütschen Sprache so mächtig sei, daß er darin ver⸗
nommen werden könne; es seien in den Akten noch mehrere Bewesse.
Der Gerichtshof erhebt sich zur Berathung darüber, in welcher Sprache der Angeklagte vernommen werden solle, worauf der Praäsi- dent desselben anzeigt, es sei beschlossen: die Verhandlungen auszu⸗ setzen und zunächst die Gerichtspersonen zu vernehmen, die mit dem Angeklagten in der Voruntersuchung verhandelt.
Der nunmehr vorgerufene Angeklag“e Ignaz von Lebineki, dessen Anklage in deutscher Sprache veriesen wird, ist der Sohn des Gutsbesitzers und Mitangeklagten Johann S. L. auf Slonsk, 25 Jahre alt, katholisch, dem Militair nicht angehörig. Nachdem er die Stadtschule in Brom⸗ berg besucht hatte, hielt er sich seit dem 20sten Lebensjahre im Hause seines Vaters, welchem er in der Führung der Wirthschaft behülflich war, auf. Am 18. Februar hatte, der Anklage zufolge, sein Vater zum Namenstage seiner Ehegattin Leopold von Mieczkowski und Leo von Grabowski, seine Nachbarn, eingeladen. Beide sprachen in Ge⸗ genwart des Angeklagten und seines Vaters an der Mittagstafel von dem nahen Ausbruch der Revolution und von den Zurüstungen, welche durch Poleski getroffen worden. Diese Mittheilung verursachte große Aufregung in Stonsk; man packte den größten Theil des Silberzeu⸗ ges und der Baarschaften zusammen, verbarg es und harrte der An⸗ kunft der angesagten Insurgenten. Der Angeklagte, welcher 12 Drescher beschäftigte, theilte diesen am 13. Srbruar mit, es werde heute oder am folgenden Tage losgehen; sie soltten sich mit 6 Fuß langen Heugebeln bewaffneun, eine Axt mit einem Strich um den Leib befestigen, von ihren Frauen Abschied nehmen und sich um 10 Uhr Abends auf dem Herrenhofe einfinden. Sie würden zu Schlitten nach Bromberg geschafft werden und sich dort mit dem Militair schla⸗ gen; wer sich weigere, dem Poleski und seinen Leuten zu folgen, werde erschossen werden. .
Es seiwahr, bemerkte der Angeklagte, daß am 18ten die Gesellschaft im Hause seines Vaters gewesen sei; aber nicht wahr sei, daß man von einer Revolution gesprochen habe; dies sei ihm so vorgelesen worden, und er habe unterschrieben. Die Gespräche wegen Unruhen, die man ge—⸗ führt, hätten sich auf eine Räuberbande bezogen, welche in den Wäl⸗ dern gehaust und die Gegend unsicher gemacht hätte. Aus eben die- sem Grunde habe er seinen Leuten gesagt, sie sollten sich bewaffnen. Unter dem Ausdruck „Revolution“ verstehe man im Polnischen allge⸗ mein Unruhe. Zu der Erklärung im Protokoll sei er durch schlechte Behandlung gezwungen worden. ;
Es wird der Angeklagte Johann von Lebinski, des vorigen Va⸗ ter, vorgerufen, welchem, wie dem Sohne, als Vertheidiger der Justizs⸗Koömmissarius Gall zur Seite steht.
Johann von Lebinski ist 566 Jahre alt und katholisch. Von je— her deschäftigte er sich mit der Landwirthschaft und besitzt das im schwetzer Kreise gelegene Gut Sionsk. Er war Mitglied des agro⸗ nomischen Vereins zu Koronowo, so wie des polnischen Kasino's zu Bromberg, und durch das Gerücht schon früher im Allgemeinen un⸗
terrichtet, daß Umtriebe stattfinden sollten, um das alte polnische Reich wiederherzustellen; zuverlässige Kenntniß erhielt er jedoch erst am 18. Februar durch die Mitangeklagten Leopold von Mieczkowski und Leo⸗ pold von Grabowski. Nachdem der Angeklagte längere Zeit ge—⸗ schwankt zu haben schien, trat er am 19. Jebruar Morgens und sagte zu ihnen: „Es sei das letztemal, daß sie hier dreschen wür— den; sie sollten Abschied von ihm und von ihren Frauen nehmen. Noch heute werde Poleski mit 1000 Mann kommen. Mit Aexten, Forken und Stricken bewaffuet, sollten sie mit Polesfi auf Bromberg gehen. Das Militair werde zuerst blind schießen, dann sich umdre⸗ hen und auf Andere schießen. Hiernach gehe es gegen die Beamten, die man tödten werde. Zuletzt würden sie den König aus dein Lande jagen oder, wenn er in ihre Hände falle, töbten. Er werde nicht mitgehen, denn er sei zu alt; aber sein lieber Sohn gehe mit.“ Zu dem Wortführer der Drescher, Albrecht Karnowski, welcher erklärte, er sei ein Unterthan des Königs und habe ihm als Landwehrmann Treue geschworen, er werde also nicht seine Hand gegen den König aufheben, sagte er: „Mein Brüderchen, wenn du nicht mitgehst, wer⸗ den sie dir vor den Kopf brennen.“ Die Leute wollten sich jedoch nicht in die Sache einlassen, flohen in den Wald und schlichen, da Alles ruhig geblieben war, sich erst gegen Mitternacht zurück. Außer⸗ dem ließ der Angeklagte von Mieczkowski zu Golluschütz am 18. Fe⸗ bruar noch ein Tönnchen Branntwein holen, um denselben den In⸗ surgenten vorzusetzen.
In Folge der Aufforderung des Präsidenten bemerkte nunmehr der Angeklagte: Mieczkowski und Grabowski hätten erzählt, Poleski sei bei ihnen gewesen und habe gesagt: Es würden Leute durch den Ort ziehen; wohin, das habe er nicht gewußt, aber um den Polen beizustehen. Er sei zu nichts aufgefordert worden. Am Abend habe er sein Silber zusammengepackt und verborgen und am folgenden Tage seinen Leuten gesagt: Sie sollten sich bewaffnen, um ihn zu schützen. Branntwein habe er holen lassen zum Wirthschaftsgebrauch, da er habe bauen lassen. Was in dem Protokoll stehe, habe er ausgesagt; aber er sei durch die Art der Vernehmung dazu gezwungen worden.
Nachdem das Geständniß des Angeklagten verlesen worden, wer⸗ den die Zeugen Albrecht Karnowski, Franz Bettina, Adam Podgorski, Johann Kochausti vorgeführt. Dieselben sagen aus, der jüngere Tebinski habe ihnen aufgetragen, sie sollten Heugabeln und Aexte zu⸗ recht machen und sich um 12 Uhr Nachts bereit halten, es solle nach Bromberg gehen; auch alle Pferde sollten bereit gehalten werden. Am folgenden Tage, den 19. Februar, sei der alte Herr gekommen und habe ihnen gesagt: sie sollten Heugabeln, Aexte und Stricke zur Hand haben und nach Bromberg ziehen gegen das Militair. Wenn sie nach Bromberg kommen würden, würden die preußischen Aemter aufgehoben und polnische eingesetzt werden, und wenn man den König fasse, werde auch er wohl ermordet werden.
Der Defensionalzeuge Jahnke, welcher 7 Jahre lang Schäfer bei Lebinsti war, sagt aus, am 19. Februar sei sein Herr zu ihm in den Stall gekommen und habe gesagt: Es werde schlimm werden; er wisse nicht, was das Volk wolle; es sollten Unruhen werden. Da— bei habe der alte Herr geweint.
Hierauf wird Leo von Götzendorf⸗ Grabowski vernommen, ver—= theidigt von dem Justiz-⸗Kommissarius Gall. Aus der Anklageschrist entnehmen wir über ihn das Folgende: Der Angeklagte ist 43 Jahre alt, katholisch, dem Militairstande nicht angehörig. Er besitzt das Rittergut Lascewo in schwetzer Kreise und war Mitgliet de; . wirthschaftlichen Vereins in Polnisch-Krone, so wie des g g Kasmmo's in Bromberg. An 17. Februar 1846 kam er nach 9 64 schütz zu seinem Stiefbruder, dem Mitangeklagten gen, gn, . kowaki. Hier erfuhr er von Ludwig von Poleski 62 5 e 3 e 9 die beabsichtigte Revolution und theilte dies un fo * ö Heyn Sltonsk dem Gutsbesitzer Johann von Lebinski un
Ignaz mit. Nach Vorlesung der Anklage bemerlt ber Angekla 69 .
Zwecke der Revolutson habe er nie etwas gewußt: