1847 / 252 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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Stuttgart abgereist

Frankreich. ö 6

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Sars m 67. Ber 1 besindet sich zu ae e, 23 —— ige ine zu Sedan, Herr Dumon ist am 3 wen, nach Limoges gereist, und während der Abwesenheit des Letzteren hat der Minister des Innern die Leitung der Finanzen. General Lamoriciere steht im Begriff, Paris zu verlassen, 2 . Kommando in Oran wieder zu übernehmen, und auch General Be⸗ deau wird nach Konstantine zurlickkehren. Der Botschafterposten in Madrid soll Herrn von Bacourt zugedacht sein, der eine, Zeit lang französischer Gesandter in Washington war und zur Zeit, wo der Fürst von Talleyrand den Botschaft erposten in London bekleidete, bei dessen Gesandtschaft als erster Legations - Secretair sich befand. Er gilt für einen sehr vorsichtigen, aufmerksamen und geschäftigen. Di⸗ plomaten. Der Graf von Segur, Pair von Frankreich, soll mit ei⸗ ner besonderen Mission an Se. Majestät den König von Preußen be—⸗ *in sein. ; ̃

eunruhigende Gerüchte über den Gesundheitszustand des Prin⸗ zen von Joinville waren seit einigen Tagen in Umlauf; man ging sc weit, zu sagen, der Prinz läge in St. Cloud im Streben, und deswegen sei der König so schnell von Eu nach Paris gekommen. Die Bemocratie patifique zeigt aber jetzt an, daß sie genaue Erkundigungen eingezogen habe, daß der Prinz vollständig hergestellt und nicht auf dem Todtenbette, sondern auf der Jagd sei.

Nur zwei Blätter, die Union Monarchique und der Cour— rier fran ais, machen heute Bemerkungen über die so eben vor— genommenen Veränderungen in der Verwaltung Algeriens. Das erstere giebt zu, daß dieselben eine Verbesserung seien, klagt aber, daß die Negierung nicht weit genug gegangen. Das andere ist bei wei⸗ tem unzufriedener und erklärt die ganze Sache für eine bloße Komö— die, um die Welt glauben zu lassen, man habe eine gründliche Abhülfe der Mißbräuche geschaffen, während doch der Schaden kaum berührt se.

In einem Privatschreiben aus Oran vom 25. August heißt es: „Die neuesten Nachrichten aus Marokko lassen erwarten, daß in kurzem die Feindseligkeiten zwischen den Truppen Abd el Kader's und des Kaisers Abd el Rhaman beginnen werden. Große eig, massen werden zu Tazza zusammengezogen, und der Kaiser selbst, welcher sich nach dieser Stadt begiebt, wo sich bereits einer seiner Söhne besindet, war beim Abgange der letzten Meldungen zu Rabat angekommen. Diese Mittheilungen waren am 11. August nach Tanger gelangt. Endlich scheinen demnach die Ereignisse in

haben nun einen langen Artikel dem Constitutionnel eingesandt,

Marokfo eine entscheidende Wendung nehmen zu sollen. Abd el Kader macht seinerseits große Zurüstungen, und er ist ganz unbesorgt wegen des Ausgangs des Kampfes. Er hat Geld und Vorräthe, Truppen, dit gut eingeübt und ihm ganz ergeben sind, und die Sympathien der Bevölkerungen. Der Emir wird sich nicht sofort einer Hauptschlacht aussetzen; er weiß wohl, das der Kaiser Abd el Rhaman ein zahlreiches Heer gegen ihn ausschickt; seine Absicht scheint dahin zu gehen, die marokkanischen Truppen Tag und Nacht zu necken und kleine Gefechte zu liefern, bis ein günstiger Augenblick zu einem Hauptschlage eintritt, den er dann mitteist eines Ueberfalles ausführen würde, Der Emir hofft, daß die Reihen des maroffanischen Heeres durch Desertionen werden gelichtet werden. Die Zusammenkunft Abd el Kader's mit dem Gouverneur der spani⸗ schen Festung Melilla ist in Tanger in verschiedener Weise ausgelegt worden. ie einfachste Auslegung dieses Theatercoups ist die, daß der Gonverneur von Melilla, welcher als Unterhändler bei dem Los⸗ jaufe der letzten französischen Gefangenen diente, Geschmack an der Unterhändlerrolle gefunden hat und nun auf der Bühne bleiben will.“

Der Pair von Frankreich, General-Lieutenant von Bourke, einer der ausgezeichneten Sffiziere aus Napoleon's Zeit, ist vorige Woche, 75 Jahr alt, gestorben.

Bekannklich wurde der Herzog von Praslin nicht gleich, nachdem ch Verdachtsgründe gegen ihn . hatten, verhaftet, die Unter⸗ e , , hielten sich dazu nicht für kompetent, indem die Charte besage, daß ein Pair nur auf Befehl der Pairs Kammer verhaftet werbendürfe. Der Moniteun enthält jedoch jetzt einen Artikel, worin er nachweist, daß nach Art. 121 des Strafgesetzbuchs dieses Privile⸗ gium der Pairs, wenn der Verbrecher auf der That ergriffen oder von dem oͤffentlichen en . als olg bezeichnet werde, keine Anwendung sinde. In diesem Falle ef, es zu seiner vor⸗ läuigen Verhaftung keiner Genehmigung der Kammer. Zugleich wird jekoch die Handlungsweise des General- Prokurators Delangle ent⸗ schuldigt; das Sträfgesetzbuch schreibe nämlich vor, daß die Konsta⸗ tirung des Verbrechens in Gegenwart der Bezüchtigten geschehen müsse, und daher habe er den Herzog in seinem Hotel gelassen. Man glaubt, daß dieser Artikel und die Veröffentlichung der Protokolle über die geheimen Sitzungen des Pairshofes dazu dienen sollen, nicht nur die öffentliche Meinung zu beschwichtigen, . auch einen Antrag auf Revisson der betreffenden Artikel der Charte zu verhindern.

In einem in der Re vne In däpendante veröffentlichten, von Herrn J. Nicciardi verfaßten Artikel wird eine Uebersicht der mili⸗ tairischen Streitkräfte verschiedener, italienischer Staaten gegeben. „Der römische Staat hat“, so heißt es darin, „gegenwärtig einen militairischen Effektivbestand von 13.233 Mann F , 1361 Mann Kavallerie und A8 Feuerschlünden; hinzugefügt müssen jedoch noch werden: 1) die Bürgergarde, welche sich wohl auf mindestens 156 000 Mann belaufen dürfte; 2) drei Divisionen Hülfs-Reserve⸗ Truppen, deren Hauptquartiere in Nom, Anczna und Bologna sind, die aus 30 mehr oder weniger starken Bataillonen bestehen und zu= sammen sich auf 18, M00 Mann belaufen mögen. Nicht mit einbegriffen ist das n. Douanier⸗Corps, deren Mannschafteu abgehärtet sind und zu Streißßüg en benutzt werden könnten. Es fehlt indeß im Kirchen⸗ staate au Kriegsmaterial für die Streitkräfte, welche man würde auf die Beine bringen können. Der Effektiv⸗Bestand des Heeres des König⸗ reichs Sardinien beträgt gegenwärtig 51,0) Mann Infanterie, 680) Mann Kavallerie und T6 Feucrschlünde, Es ist dies das erste, zu achtschrigem Dienst verpflichtete Aufgebot; das zweite Auf⸗ gebot umfaßt die sogenannten Provinzial⸗Truppen, die zu sechsjähri⸗ gem Dienst gehalten sind; dieselben bieiben in Disponibilität, können jedoch immer im Falle eineg außerorbentlichen Bedürfnisses zum alti⸗= ven Dienst berufen werden; die Provinzial-Truppen zählen nicht we⸗ niger als Ssob6 Mann. Demnach könnte im Falle eines Krieges der militairische Effeltiv⸗Bestand dieses Landes auf mehr als 140, 000 Mann, in LE3 Bataillone und 390 Schwadronen getheilt, gebracht werden. Durch die Organisation einer National- Garde könnte Liese Streitmacht no hen, werden. Piemont besibt Kanonengießeresen, zahlreich affen⸗ und Kriegs- Munitions- Fabriken und wohlgefülllte Arsenale. In dem ku riner Arsenal allein befinden sich über 100,000 Flinten. In der

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; lerandrien sind über 200 Belagerun sgeschütze aufge⸗ 2 52 nahe fz 200. Die römische Marine ist von ge⸗ langem Belange; sie bietet blos ein etwaniges Kontingent von Ma⸗ trofen, welche die Handelsschiffe stellen würden. Die piemontesische Marine dagegen zählt 4 Linienschiffe, 5 8 . und etwa 69 llei⸗ nere d f r. außerdem bietet die See⸗Inscription große Hülfs⸗ quellen; im Jahr 1833 waren 0, 000 Matrosen und nahe an 6000 Handelsschiffe eingezeichnet; diese JZahl hat sich seitdem ohne Zweifel nur vermehrt. „Der Sm aphore widerruft die zuerst von ihm verbreitete Nachricht, daß der sardinische Konsul in Marseille von seiner Regierung den Befehl erhalten habe, sämmtliche militairpflich⸗ tige Angehörige der sardinischen Staaten nach Hause zu schicken, als unbegründet.

Nach offiziellen Aufnahmen beläuft sich der Mittel⸗Ertrag der Wein- Production in Frankreich auf, etwa 37 Millionen Hektoliter. Die Wein- Ausfuhr betrüg von 1811 bis 184 einschließlich: 162,223 Hektoliter nach England; 685,989 nach den Hansestädten; 399, 279 nach den Vereinigten Staaten; 359, 807 nach Holland; 202, 881 nach Rußland; 5,347,821 nach den anderen Ländern.

Die Unruhen in der Straße St. Honoré und Umgegend scheinen nun zu Ende zu sein. Vorgestern wurden die in den letzten Tagen verhafteten Individuen im Justiz Palaste verhört und eine große An⸗ zahl derselben in Freiheit gesetzt. .

Die Blätter der Opposition, namentlich der Constitutionnel und die Presse, fahren, trotz der Vertheidigungen des Journal des Deébats, fort, dem Ministerium vorzuwerfen, es sei gegen die Reformen in Italien gesinnt. k

Man sagt, der Inkasso der französischen Bank übersteige in die⸗ sem Augenblick 159 Millionen, da von der russischen Regierung auf Rechnung der 50 Millionen, für welche sie vor drei Monaten Nen— ten angekauft hat, bereits zahlreiche Tratten baar eingegangen sind. Deshalb hat denn auch Herr von Eichthal eine Herabsetzung des Diskonto beantragt. ö .

Der theilweife Einsturz des St. Ludwigs Tunnels, auf der Ei⸗ senbahn zwischen Marseille und Avignon, welcher eine Strecke von fast 1609 Fuß betrifft, hat die bevorstehende Eröffnung dieser Eisen⸗ bahn auf unbestimmte Zeit verzögert, .

Der bekannte Romanschreiber Balzae hat so eben eine Neise nach dem südlichen Rußland durch Galizien und Podolien angetreten.

Die Wahlreformmänner haben am 30sten v. M. in Rheims bankettirt, mit aller Mühe es aber nicht dahin bringen können, daß die Presse von ihren Bestrebungen besondere Notiz genommen. Sie

ben dieser in der Art resumirt, daß er nur den fast eine Spalte füllenden Trinkspruch des Deputirten Leo Faucher gicbt und die Trinksprüche der übrigen Redner mit Erwähnung ihrer Namen abfertigt. . ö

Der Abbe Peyron, ehemaliger Zögling der polytechnischen Schule und Schwager des Marquis von Montesquiou, der sich vor einigen Tagen einen Dolch ins Herz gestoßen, ist in die Gesellschaft der Jesuiten getreten und hat derselben sein ganzes, aus 4 Millionen Franken bestehendes Vermögen überlassen.

Seit einiger Zeit laufen hier Gerüchte um, welche einen De⸗ putirten seine Frau vergiften und dann fliehen lassen. Die brüsseler Journale bezeichnen als solchen einen Deputirten, dessen Frau vor furzem starb und die er beerbte. Seine Schwiegermutter erhob einen Prozeß gegen die Rechtskraft des Testaments ihrer Tochter, behaup⸗

tend, dasscibe sei unter einem moralischen Zwange abgefaßt worden. Der Deputirte gewann diesen Prozeß in allen Instanzen und blieb Herr des große Vermögens. Allein unvorsichtige Aeußerungen sei⸗ ner eigenen Dienerschaft sollen die Justiz aufmerksam gemacht und diese die Ausgrabung der Leiche befohlen haben. Das Resultat der ärztlichen Untersuchung soll eine Vergiftung erwiesen und der Depu— tirte sich der Verfolgung durch die Flucht entzogen haben.

Die französischen Renten waren heute Anfangs der Börse etwas höher, wurden aber von 13 Uhr an durch ansehnliche Verkäufe ge⸗ drückt. Es hieß, der General Narvaez habe den Befehl erhalten, Spanien zu verlassen, und man besorge Unruhen in Madrid. Die Eisenbahn-Actien wichen in Folge starker Verkäufe, die in lyoner Actien stattfanden. Das römische Anlehen hob sich um 1 pCt., auf 96.

Großbritanien und Irland.

London, 4. Sept. Nach dem Wochenbericht der Bank von England hat sich ihr Noten- Umlauf, mit der vorletzten Woche ver⸗ glichen, um eiwa 50, 009 und ihr Baarvorrath, der jetzt 9, 139, 682 Pfd. St. beträgt, um fast 100,990 Pfd. St. vermindert. Wegen der großen Zahl von Wechseln, die immer am 4ten des Monats ver⸗ fallen, so wie wegen der gestern bewerkstelligten Einzahlung auf die Anleihe von 8 Mil. Pfd. St., war heute der Gelt markt ziemlich gespannt. Mehrere Häuser sollen sich in großer Verlegenheit besin= ken. Man ssprach auch von bevorstehenden ansehnlichen Bankerotten in Paris, bei welchen unser Platz stark betheiligt sein werde.

Die Tim es giebt in einem die Stellung Sir R. Peel's beleuch⸗ tenden Artikel folgende interessante Uebersicht der Parteien in dem neuen Unterhaufe. „Es ist“, schreibt das Blatt, „wie win durch eine Analyse der Verhältnisse des nen gewählten Unterhauses sehen, eine Sache von nicht geringer Wichtigkeit, die Identität dieses Proteus Peel sicher zu kennen; denn in seiner Hand liegen die, Schlüssel des Schickfales. Wir wollen zwar, für die völlige Genauigkeit der Be⸗ rechnung der Stärke der Parteien, welche wir gestern mitgetheilt ha⸗ ben, nicht bürgen, aber sie enthält ohne Zweifel eine Annäherung zur Wahrheit. Aus derselben geht hervor, daß eine Wiedervereinigung der früheren konservativen n fast das Gleichgewicht zwischen beiden Seiten des Hauses wieder herstellen würde. Es würde sich dabei nur um achtzehn Stimmen zwischen ihnen und ihren Gegnern handeln. Acht⸗ zehn Ratten aber laufen immer aus einem sinkenden Schiffe. Lord John Russell und seine Mitminister mögen daher die, Stunde fürch= sen, wenn ein stattlicher Herr mit freundlichem Gesichte und einem blauen Ueberrocke vor des Sprechers Tisch tritt und erklärt, daß es ihm zweckmäßig scheine, einen ven den drei Wegen einzuschlagen. Der allgemeine Ton der Bacchanalien der Partei der Protectionisten fönnte natürlich zu dem Schlusse führen, daß ein „unsterblicher Haß“ gegen Peel die Tagesordnung sei. Der Inhalt der Iligs ist das Stich⸗ wort ihter Partei. Es wäre jedoch nicht das erstemal, daß Frauen und Po⸗ litiker gerade dann am meisten über Haß sprechen, wenn sie um desto inniger lieben wollen. Der Gegenstand ihrer gegenseitigen Verehrung (das Schutz- system) ist todt und begraben und zu Ende. Warum sollte denn gerade Haß die unsterblichste der Leidenschaften sein müssen? Nach der jetzigen An⸗ sicht scheint zwar Lord John Russell durch die Zudringlichkeit seiner vielen Bewunderer ganz erstickt zu werden. Er gleicht einem franzö⸗= sischen Mädchen am Neujahrstage, welches mit allen Arten Zucker⸗

eug überladen wird. Es läßt sich jedoch bezweifeln, ob die Unter⸗ ützung von Sir R. Inglis äus der einen und von Herrn For auf ber anderen Seite auch wirlich Beständigkeit als . Haupt⸗Element enthält. Es 1 eine amn , Lage der Verhältnisse, daß Herr Pear⸗ on' und Vorb G. PBentinck, Sir Ch ul ren und Herr

uncombe, Sir John Tyrrell und,. Herr honipson,/ . Walley! ünd Her Shaw. zu einer. gemesnsamen,, Huldi⸗ gung verbunden sind. Man muß wohl benken, e

schwer sein, alle diese Männer durch eine Reihe von Maßregeln, die irgend ein Ministerium nur anrathen könnte, zu befriedigen. Mitten in dieser dreifach verwickelten Verwirrung sehen wir jedoch in der Entfernung undeutlich eine Figur im Schatten sich erheben, welche auf dieses Ergebniß nicht ohne Einfluß sein möchte. Die Stellung der 206 Protectionisten ist vielleicht noch mehr außer der Regel, als die des Premier-⸗Ministers. Sie stehen wie Shylock schwankend zwi⸗ schen den Gedanken an seine Dukaten und an seine Tochter. Die Jessika sist offenbar hinweg. Ueber diesen Punkt kann kein Zweifel sein. Und es giebt ein altes Sprüchwort darüber, wenn man gutes Geld hinter schlechtem herwirft. Der einzige Ausweg, welcher ihnen überbleibt, ist, daß, ehe sie den Tomahawk begraben und Lord George Bentinck und Sir R. Inglis zu Sir R. Peel senden, um mit ihm die Friedenspfeife zu rauchen, welche in Tamworth bereits wohl gestopft steht, sie sich auf eigene Füße zu stellen suchen. Die Repeal der Union mit Irland und die Repeal der Handels-Maßregeln der letzten Parlaments sitzung zum Stichwort, das sind die Mittel, welche sie besitzen, um sich das Vertrauen des Landes zu erwerben! Nehmen sie dann noch Lord George Bentinck zum Figaro der neuen Verwaltung, dann kann der Plan wohl durchgesetzt werden! .

Unterdessen sind wir begierig, zu wissen, was aus der Anzahl sehr verdienter Männer geworden ist, welche noch kürzlich einen be⸗ beutenden Platz in der öffentlichen Aufmerksamkeit einnahmen. Das Schweigen der glänzenden Sterne um Peel ist noch furchtbarer, als die Geschwätzigkeit Peel's. Sir J. Graham und Lord Lincoln, Herr Goulburn' und Herr Cardwell haben kein Darlington. KSenn sie überhaupt vor uns treten, so ist es in der Form von Flugschriften, „Einfache Thatsachen“, „Pitt und Peel.“ „Einige we— nige Betrachtungen.“ Wir sind zurückgekehrt zu den alten Tagen der flugblattschreibenden Staatsmänner. Die Politik von Harley und Bolingbroke ist jetzt wieder erneuert. Es möge uns im Interesse der Literatur gestattet sein, zu bedauern, daß ihre Geschicklichkeit mit ihnen zu Grabe getragen ist. In den letzten drei oder vier Tagen mag natürlich die Rebhühnerjagd ihre Wirkung geäußert haben; aber im Allgemeinen mußte man bei den Wahlen über das ominöse Schwei gen der wohleinererzirten Garde Sir R. Peel's erstaunt sein. Ohne daraus einen Schluß ziehen zu wollen, ist es wohl nicht zu viel, wenn man behauptet, daß sie den Befehl haben, auf das Kapitel der Zu⸗ fälle zu warten und auf die Geschicklichkeit ihres Führers, von der ersten günstigen Gelegenheit Vortheil zu ziehen, zu vertrauen.

Die englischen Blätter, selbst der Frankreich geneigte Stan— dard, sprechen sich mit scharfem Tadel über das gerichtliche Verfah⸗ ren gegen den Herzog von Praslin aus. Die Morning Chræ niꝑe le erklärt, daß dasselbe allen Ideen von Gerechtigkeit und redlich unbefangenen Handelns zuwiderlaufe. Lord Brougham's strenge und einsichtige Bemerkungen über das französische Üriminal-System hät⸗ ten nie vollkommenere Bestätigung gefunden. Ohne auf eine Kontro⸗ verse über die Veranstaltung persönlicher Vernehmungen mit Ange— klagten eingehen zu wollen. und angenommen, daß es klug und mensch⸗ lich sei, mit einem eines Verbrechens Verdächtigen Vernehmungen und Krenzvernehmungen zu halten, um hinter die Wahrheit zu kommen, müsse doch immer zugegeben werden, daß keine solche Vernehmung so augestellt werden darf, als sei der Angeklagte bereits der Schuld über—⸗ führt. Möge das englische Gesetz irren, indem es die Annahme der Unschuld bis nach gefälltem Spruche hartnäckig festhalte; ein viel är⸗ gerer Irrthum sei es, mit der bestimmten Voraussetzung der Schuld anzufangen. Geschehe das und würden Fragen gestellt, um den Au geklagten durch Angst und Ueberraschung zu nachtheiligen Zugeständ⸗ nissen zu bringen, so könne die Einzeivernehmung solcher Personen zu einer Tortur werden, so barbarisch zwar vielleicht nicht, aber ganz fo grausam und empörend als Daumschrauben und Marterbank.

London, 7. Sept. (Telegraphische De pesch e. Gestern hat Se. Königl. Hoheit der Prinz Waldemar noch die Druckerei der Times besucht und sich heute Morgen eingeschifft.

Selg ien.

Brüssel, 6. Seßt. Herr Dupont, Büreau⸗-Chef der Berg⸗ werks-Abtheilung, ist zum Privat-Secretair des Ministers der öffent⸗ lichen Arbeiten ernannt.

Nach dem ministeriellen Beschluß, welcher die Anordnungen in Betreff der in Brüssel abzuhaltenden landwirthschaftlichen National⸗ Ausstellung enthält, gewährt die Regierung der linnaeschen Gesell⸗ schaft, welcher sie die Leitung der Ausstellung anvertraut, behufs aus⸗ zutheilender Belohnungen, die in goldenen und silbernen Medaillen bestehen werden, eine Summe von 2500 Frs. Das Programm der Preise zerfällt in vier Abtheilungen: Die erste umfaßt die verschie⸗ kenen Ärten Getraide, die industriellen Pflanzen, als: Hanf, Rüb⸗ saamen, Hopfen, Taback; ferner die Kartoffeln, die besten, neuerdings in Belgien eingeführten Futterpflanzen und die wichtigsten, auf den seit nicht länger als zwei Jahren urbar gemachten Ländereien der Campine oder der Ardennen gezogenen landwirthschaftlichen Probulte, als Getraide, Wurzeln, Kräuter, Gemüse, industrielle Pflanzen. Die zweite Abtheilung umfaßt die Butter, den Honig, das Wachs, die Wolle und die Seide; ferner das beste, nützlichste und unlängst ent deckte oder eingeführte Ackerwerkzeug und den besten durch künstliche Mittel erzeugten Dünger. Die dritte Abtheilung umfaßt das ge⸗ wöhnliche und das feine Obst; ferner die verschiedenen Gemüse⸗Arten. Die vierte Abtheilung enthält die Blumen und die auf den Garten bau bezüglichen Werkzeuge.

Nach einer Veröffentlichung des mit der Anordnung des Oeko— nomisten-Kongresses beaustragten Comité's werden die Verhandlungen dieses Kongresses folgende Fragen umfassen: 1) Die allgemeinen Grundsätze der Staatswirthschaft und die Lehren der Anhänger des freien Verkehrs; 2) die Sonder-Interessen oder die besonderen Gründe, welche jedes Land für oder gegen den Freihandel anrufen kann; 3) den Einfluß, welchen der freie Verkehr auf die arbeitenden Klassen auszuüben bestimmt ist; 4) den Einfluß des freien Verkehrs auf die Wissenschaften, die Künste und die Gesittung im Allgemeinen, auf den Frieden und das gute Einverständniß zwischen den Völkern; 5) endlich einige sinanzielle und ökonomische auf die vorigen bezüg—⸗ liche Fragen. ö

Auch die beiden Liebhaber der ermordeten Dienerinnen des Eve⸗ nepoelschen Hauses sind nun, wieder auf freien Juß gesetzt Man glaubt den Mördern anderwärts auf der Spur zu sein. Vorgestern nämlich erkundigte sich eine Frau, die einen Korb unter dem Arme trug, bei einem Vorübergehenden mit auffallender Verlegenheit nach ben? zum Namurer Thore führenden Wege und fragte zugleich, ob er schon von dem Morde auf dem St. Gery - Platz ge⸗ hört, was man davon sage, und ob man die Schuldi⸗ gen kenne. Der Gefragte wurde stutzig, machte einen Po⸗ lizeibeamten in der Nähe aufmerksam auf die Frau, sie wurde festge nommen, nach dem Pelizei-Büreau geführt, und man fand in ührem Korbe einen Zettel mit den Worten: „Evenepoel, St. Gery Platz Nr. ein von drei Frauen bewohntes Haus.“ Ueber das Ergebniß des Verhörs dieser Frau verlautet noch nichts, sie be⸗ sindet ssch aber, in Haft. Die Leichname der Ermordeten haben Hals⸗ wunden, die mit einem Dolchmesser beigebracht sind, und schwere Ver⸗ letzungen an mehreren anderen Theilen des Körpers. Die beiden

Mägbe scheinen in dem Hausflur ermordet und von da ins Wasch-

Eine derselben war seit vier Mo⸗

haus geschleppt worden zu sein. Die Mörder

naten in anderen Umständen und bereits aufgeboten. hatten auch den Haushund getödtet.

Brüssel, Sept. Der Minister des Innern hat gestern wieder ein Unilaufschreiben in Betreff der bevorstehenden Ackerbau⸗ Ausstellung an die Gouverneure der Provinzen gerichtet, worin er

denselben eröffnet, daß die Regierung sich glücklich schätzen würde,

diese Gelegenheit zu ergreifen, um denjenigen Landwirthen, die sich

durch besondere Verdienste und nützliche Arbeiten einen Anspruch auf Anerkennung von Seiten des Staats erwerben, eine Auszeichnung zu Die Gouverneure möchten dem Minister da⸗

Theil werden zu lassen.

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können, eine dieser Listen zu genehmigen, und es heißt, der General Rarvaez wäre gesonnen, heute Abend nach Paris zurüczukehren.

868 Ýtadrid, 1. Sept. Seitdem die Namen der Personen, 5 welchen der General Narvaez sein Ministerium zusammenzusetzen ? eabsichtigte, bekannt geworden sind, lassen sich die Gründe begreifen, aus denen die Königin dieses doppelte, von dem Herzoge von Va⸗ lencia entworfene Verzeichniß verwarf. Es befanden sich darin meh—= rere Koryphäen der ultramoderirten Partei. Diese wes die Königin mit der Bemerkung zurück, daß sie in ihnen, als den Anstiftern ihrer Vermählung, die Urheber ihres Unglücks erblicken und sie überdies als Verfasser der täglich im Faro gegen ihre Persen gerichteten Schmähartikel für ihre bittersten Feinde halten müsse. Einige andere

her die betreffenden Vorschläge machen, wobei sich ihre Mittheilungen Ter von dem General Narvaez vorgeschlagenen Personen wären Mit-

nicht etwa auf die großen Gutsbesitzer beschränken, sondern auch auf

die kleineren Landwirthe erstrecken sollten, die in ihrem Kreise eben⸗ falls gemeinnützige Verbesserungen ausführen lönnten. Derselbe Mi⸗ nister hat eine Broschüre publiziren lassen, welche den Titel führt: „Notizen über die Mittel, den arbeitenden Klassen Erleichterungen zu verschaffen, und besonders über die Anstalten, welche die Vertheilun⸗ gen und den Verkauf von Lebensmitteln und Gegenständen des drin⸗ gendsten Bedürfnisses zum Zweck, haben.. ;

Die Herzogin von Kent ist in Ostende angekommen, wo die Kö- nigliche Familie tägliche Promenaden auf dem Hafendamm und an der Küste macht. 9

In Antwerpen sind die Minister Charles Rogier, mit 640, und Veydk, mit 648 unter 085 Stimmen, in Tournay der neue, Gouver⸗ neur Son Hennegau, Dumon⸗Dumortier, mit 634 unter 643 Stim— men, in Nivelles der neue Gouverneur von Lüttich, Baron von Ma— car, mit 207 unter 213 Stimmen, und in Charleroy der Minister de Haussy, mit 427 unter 443 Stimmen, wieder gewählt worden, die beiden Ersteren zu Repräsentanten, die drei Letzteren zu Senatoren.

Ueder die Kartoffel-Aerndte in Belgien theilt das Journal de Bruxelles folgende Thatsachen mit, die es aus den besten Quellen in verschiedenen Provinzen des Landes geschöpft zu haben versichert: „Die Frühkartoffeln haben überall einen reichlichen Ertrag geliefert. Auch ihre Beschaffenheit läßt nichts zu wünschen. Nur hier und da wurden einige Felder von der Kartoffel Krankheit ergrif⸗ fen. Das Laub vertrocknete auf diesen frühzeitig, und die Wurzel zeigte zahlreiche Spuren von Fäulniß. Am häufigsten bestand die Krankheit in schwarzen Geschwülsten, mit denen die Knollen bedeckt waren. Im letzteren Fall blieb die Frucht noch eßbar; man brauchte nur die krankhaften Auswüchse abzuschneiden. Diese Symptome wur— den besonders in der Umgegend von Antwerpen, Termonde, Alost und Assche bemerkt. Aber selbst auf den am schlimmsten betroffe= nen Feldern blieben drei Viertel der Knollen verschont. In den anderen Gegenden war der Schaden unbedeutend. Man kann also sagen, daß die Aerndte der Früh⸗-Kartoffeln günstig gewe⸗ sen ist, und gewiß hat sie mit der des Getraides sehr zum Fallen der Lebensmittel-Preise beigetragen. Nicht so steht es mit den Spät— Kartoffeln, die im Laufe des Oktober geärndtet werden. Diese zei gen in der That in Brabant, den beiden Flandern und der Provinz Antwerpen seit einigen Wochen unzweidentige Merkmale von der Biederkehr der Kartoffel Krankheit. Am beträchtlichsten sind deren Verheerungen auf schwerem oder thonigem Boden. Hier und da kann der Verlust schon jetzt auf 20 pCt. veranschlagt werden. Die Frucht wird zuerst wässerig, schwer und unschmackhaft; dann geräth sie in Fäulniß. Doch bleibt glücklicherweise das Uebel nur Ausnahme und scheint sich nicht zu verbreiten. Man versichert, daß es seit den ersten Tagen des August keine Fortschritte gemacht hat. Neben in⸗ fizirten Feldern bemerkt man ganz gesund und erwünscht gedeihende. Dieser Zustand der Dinge, der den Landwirthen sehr wohl bekannt ist, be⸗ unruhigt sie nicht über die Maßen. Sie wissen, daß die Aerndte, wenn auch wahrscheinlich ein Fünftel oder Sechstel, davon verloren geht, doch bei der außerordentlichen Menge der in diesem Jahre ge— iegten Kartoffeln immer noch sehr reichlich sein wird. Auch halten die Preise sich mäßig. Dazu kömmt, daß in einigen Gegenden die Krankheit sich, gar nicht gezeigt hat und sich dert hoffentlich auch nicht zeigen wird. Wir haben uns beeilt, die Wahrheit über diesen Gegenstand zu veröffentlichen, weil sie nicht beunruhigend ist. Das gegenwärtige Jahr ist eines der begünstigtsten seit einem Viertelahr⸗ hundert. Weizen und Roggen geben den vierfachen, wo nicht fünf— fachen Ertrag des vorigen Jahres. Die Aerndte von Gerste und Hafer ist auch sehr befriedigend. Mais, der jetzt eingebracht wird, giebt es überall in Fülle. Die trockenen Hülsenfrüchte sind vor— frefflich gediehen. Die Kornfrüchte haben nie einen reicheren Ertrag geliefert. Das Viehfutter hat von der Trockenheit gelitten, aber der letzte Regen that ihm noch sehr gut. Genug, es ist Alles auf dem Lande wfeder im besten Zustande, alle Hände sind beschäftigt, und man vergißt schnell die grausamen Entbehrungeu, welche die arbeitende Klasse achtzehn Monate lang erduldet hat. Der Flachs ist gut und reichlich gediehen, der Taback verspricht viel. Was den Hopfen be⸗ trifft, der die Haupt-Erhaltungsquelle von etwa funfzig Dörfern in der Gegend von Alost und Poßeringhe bildet, so läßt derselbe nichts zu wünschen. Die Blüthe ist kräftig und von schönem Duft. Die Aerndte hat begonnen. Dieses köstliche Gewächs, dessen Anbau, in Folge des durch Konkurrenz des amerikanischen Hopfens gefallenen Preises, in Belgien abgenommen zu haben scheint, verdient alle Auf⸗ munterung. Es giebt keines, das so wenig Arbeit erfordert und so sehr zur Verbesserung des Bodens beiträgt.“

Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herr von Hoff⸗ schmidt, ist nach Luxemburg abgereist, wo er acht Tage verwei⸗ len wird.

Die am Sonnabend verhaftete Person, bei der man ein ver⸗— dächtiges Billet und angeblich auch einige Schmucksachen fand, von denen man glaubte, daß sie aus dem Hause der ermordeten Dlle. Evenepoel herrührten, ist nach einem langen Verhör wieder in Frei— heit gesetzs worden. Sie soll im Stande gewesen sein, sich vollstän—⸗ dig zu rechtfertigen, so daß jeder Verdacht gegen sie geschwunden sei. Das Journal de la Belgique sagt, diese Frau habe sich Noti⸗ zen über jenen Mord aufsetzen lassen, mit denen sie von Haus zu Haus gegangen und gebettelt, in dem sie sich für die Mutter einer der erniordeten Mägde ausgegeben. Die Nachforschungen nach den Thätern dauern fort, aber man soll bis jetzt noch nichts entdeckt ha⸗ ben, was auf deren Spur leiten könnte.

8 panien.

3 Madrid, 30. Aug. Die Versuche des Generals Narvaez, den König zur Rückkehr nach Madrid und Wiederaussöhnung mit sei— ner Gemahlin zu bewegen, sind durchaus fehlgeschlagen. Ber König n n auf das entschiedenste, nie in seinem Leben sich wieder mit Eier e n, n, 1 wollen. Selbst der alte ehrwürdige

der si m Köni ü moch ö .. . . 3 a , zu Füßen warf, vermochte

sichts estoweniger legte der General Narvaez der Königin ĩ verschiedene Listen von Personen vor, aus denen . ein . zusammenzusetzen beabsichtigte. Diese Personen gehören meistens zu den engeren Freunden des Generals; doch war auch Herr Pidal, um die ultramoderirte Partei zu vertreten, darin aufgenommen Herr Salamanca blieb dagegen ausgeschlossen. ö

Die Königin hatte sich bis diesen Morgen nicht entschließen

glieder des Kabinets Sotomayor gewesen und wurden aus diesem Grunde von der Königin, welche dieses Kabinet in Ungnade entlassen hatte, zurückgewiesen. Auch zwei Mitglieder des Ministeriums Pacheco hatte ber General Narvaez in sein Verzeichniß aufgenommen, nämlich die ihm ganz ergebenen Herren Benavides und Mazarredo, und dagegen erklärt, auf die Ausschließung Salamanca's bestehen zu müssen. Die Königin erkannte sogleich, daß der General sich an die Spitze der dem Lande verhaßten ultramoderirten, sogenannten franzsischen Par⸗ tei zu stellen und sie mit den Personen, die sie als ihre bittersten Feinde betrachten mußte, zu umgeben beabsichtigte. Da nun über⸗ dies der Ausgang der Besprechung, welche der General Narvaez mit dem Könige hatte, darthat, daß auch seine Bemühungen, Letzteren zur Nachgiebigkeit zu bewegen, fruchtlos bleiben würden, so enthob die Königin den General des ihm ertheilten Auftrages und entließ ihn mit nicht sehr gnädigen Worten. Das Geschäft, ein neues Mi= nisterium zu bilden, wurde darauf dem Herrn Salamanca über— tragen. ö

Der Zorn, in welchen die zwanzig bis dreißig Personen gerie= then, die sich die Beute, deren Vertheilung sie unter des Generals Narvaez Vermittelung bereits angeordnet hatten, wieder entschwinden sahen, ist keiner Schilderung fähig. Die sogenannten „monarchischen“ Blätter, Heraldo und Faro, sind gestern und heute mit Aufsätzen angefüllt, wie selbst, als die Revolution hier zügellos waltete, die aufrührerische Presse keine aufwies. Die wüthendsten Angriffe der angeblichen Vertheidiger des Thrones sind gegen die Königin selbst gerichtet, weil sie von dem ihr verfassungsmäßlg zustehenden Rechte, ihre Minister zu ernennen, einen anderen Gebrauch machte, als den, welchen der General Narvaez und eine Hand voll Intriguanten ihr aufdringen wollten. Die Ration, schreien jene Blätter, werde einem Minister, wie Salamanca, nicht acht Tage lang gehorchen.

Die Nation hat durch bittere Erfahrungen die Ueberzeugung er⸗ langt, daß die Herrschaft der Moderirten, mögen sie Martinez de la Rosa, Mon, Pidal oder Narvaez heißen, weit entfernt, den Bedräng⸗ nissen des Landes abzuhelfen, dem Thron Achtung zu verschaffen oder Aussöhnung der Parteien herbeizuführen, nur zur unerträglichen Ver⸗ mehrung der öffentlichen Lasten, zur Steigerung der Parteiwuth, zur Herabsetzung der Geltung Spaniens als europäischer Macht, zur ausschließlichen und maßlosen Bereicherung einiger Minister, Generale und ihnen ergebenen Werkzeuge führte. Mehr als einmal sind Mar— tinez de la Nosa, Mon, Pidal, Narvarz an die Spitze der Regierung gestellt worden, und eben so oft haben sie ihre völlige Unfähigkeit dargethan. Die Nation ist über den Werth der Personen längst ent- täuscht; von dem Wechsel derselben erwartet sie keine Abhülfe mehr, und deshalb wird sie das Verbleiben des Ministers Salamanca, weder mit Begeisterung, noch mit Widerwillen, sondern höchstens mit Gleich⸗ gültigkeit aufnehmen. Die Progressisten haben übrigens Herrn Sa⸗ fkamanca ihren Beistand gegen die Ümtriebe zugesagt, durch welche die Moderirten ihn zu stürzen suchen.

Im Allgemeinen glaubte man hier nicht, daß Narvaez unvorsich⸗ tig genug sein würde, als das Haupt einer Partei aufzutreten, die ihn felbst zurückstieß, sobald sie seiner entbehren zu fönnen wähnte. Als Narvaez zum zweitenmal Minister-Präsident geworden war, verdrängten ihn die Herren Mon und Pidal und verwiesen ihn des Landes. Erst seine politischen Gegner, die Puritaner, zogen ihn wie⸗ der hervor, und auf Veranstaltung des Ministers Salamanca, den er schwer beleidigt hatte, wurde er nicht nur mit einem ungewöhnlich hohen Gehalte zum Botschafter in Paris ernannt, sondern ihm auch sein Haus für hunderttausend Piaster von der Regierung abgekauft. Der General Narvaez glaubte sich nicht zu erniedrigen, indem er in Paris ein Ministerium vertrat, dessen Seele Herr Salamanca war, und heute sagt der Heraldo, nur Einfältige könnten glauben, daß der Herzog von Valencia sich dazu hergeben würde, unter einem Manne, wie Salamanca, ein öffentliches Amt zu bekleiden! Er ver— weilt in der That noch hier und scheint gesonnen zu sein, seinen Bot⸗ schafter Posten niederzulegen.

Die heute sehr spät erschienene amtliche Gaceta veröffentlich die gestern ausgefertigten Entlassungs-Vekrete der Minister Pacheco, Vahamonde, Mazarredo, Benavides und Pastor Diaz. Sie sind von dem Marine⸗Minister Sotelo gegengezeichnet, der vermuthlich auf seinem Posten bleiben wird. Dagegen wird der General Cordova zum Krlegs-Minister, der bisherige politische Chef von Madrid, Herr Escosura, zum Minister des Innern, der General Ros de Olano zum Minister des Handels, Unterrichtswesens u. s. w. ernannt und dem Unter-Staats-Secretair der auswärtigen Angelegenheiten, D. Antonio Caballero, wird einstweilen die Leitung dieses Mi⸗ nisteriums übertragen. Herr Salgmanea bleibt Finauz⸗Minister. Er soll sich jedoch weigern, den Vorsitz des Kabinets zu übernehmen, und diesen, fo wle das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, dem General Alaix, der sich in der Gegend von Malaga befindet, angetragen haben. Der General Alaix diente mit Esparteryn in Südamerika und im letzten Bürgerkriege unter ihm in der Halbinsel. Auf Espartero's Betrieb wurde er 1838 zum Kriegs- Minister und Präsidenten ernannt und trug als solcher viel zum Abschlusse des Vertrages von Bergara bei. Dann begab er sich nach Süd-Amerika und nahm an den späteren Exeignissen der Halbinsel keinen Theil. Er und Narvaez sind unversöhnliche Feinde. Man bezweifelt, daß Alaix die ihm zugedachte Ernennung annehmen werde. Als Kriegs⸗ Minister würde er eher auf seinem rechten Posten sein. Die übri⸗ gen neuen Minister sind dem Herrn Salamanca und dem General Serrano persönlich ergeben.

Gerichts ⸗Verhandlungen wegen der volnischen Verschwörung.

Berlin, den 9. September. Die heutige Sitzung beginnt mit der Vernehmung des Angeklagten Thadäus Leciejewski. Derselbe ist 37 Jahre alt, machte den Feldzug, gegen Rußland mit, begab sich nach beendigtem Kriege nach Frankreich, wo er bis zum Jahre 1812 verweilte, und kehrte am 1. Januar 1842 wieder nach Posen zurück. Hier erwarb er sich als Lehrer der französischen Sprache und durch Annahme von Penstonairen seinen Lebensunterhalt. Mit der Centra⸗ lisation in Frankreich blieb er, nachdem er dem demokratischen Verein schon im Jahre 1833 beigetreten war und das Manifest von 1836 mit unterzeichnet hatte, in fortwährender Verbindung; er korrespon⸗ dirte namentlich mit dem Centralisations⸗ Mitglied Jakubowski. Als

Ludwig von Mieroelawski am 31. Dezember 1815 nach Posen

kam, überbrachte er dem Leciejewski ein Schreiben von Jaku— bowski, in Folge dessen er damals und später, nachdem er von Krafau' zurückgekehrt war, in der Wohnung des Angeklagten Auf- nahme fand. Dieser hielt die Anwesenheit Mieroslawski's nicht nur vor der Polizei, sondern auch vor seinen Penstonären geheim; kolorirte ferner im Auftrage Mieroslawski's mehrere Exemplare der Kurnatowsksschen Karte und zeichnete in dieselben nach Mieroslaws⸗ küs Angaben die Dperationslinien und die Stellung der preußischen Truppen ein. Auf diese Weise erhielt er von dem Zweck der Sen⸗ dung Mieroslawski's, so wie von dem Unternehmen Kenntniß, und außerdem wußte er, daß dieser mit mehreren der übrigen Mitver⸗ schworenen in seiner Wohnung Berathungen flog.

Bei seiner Vernehmung gestand der Angeklagte ein, daß er wäh⸗ rend seines Aufenthalts in Frankreich zu Bersailles Mitglied des de⸗ mokratischen Vereins geworden; auch daß er mit Jakubowski und an⸗ deren Emigranten nach seiner Rückkehr in Berührung geblieben: aber durch seine Rückkehr sei er stillschweigend aus der Ka dn en aus⸗ getreten. Mieroslawski habe er als einen Freund von Jakubowski und auf dessen Empfehlungsschreiben aufgenommen, ohne den Zweck sei⸗ ner Sendung zu kennen. Bei der Polizei habe er denselben nicht ange⸗ meldet, weil der Paß auf einen französischen Namen gesautet, und vor seinen Pensionairen habe er ihn nur das zweitemal ver⸗ steckt gehalten, als er erfahren, daß Mieroslawski ein polnischer Flüchtling sei. Ob Mieroslawski Jemand bei sich gesehen habe, wisse er nicht, da das Zimmer, in welchem derselbe versteckt gehalten wor⸗ den, einen eigenen Ausgang gehabt habe. Die Karten habe er, kolo rirt und beschrieben, zu welchem Zweck, habe ihm Mieroslawski nicht gesagt; er habe geglaubt, daß es sich wieder um einen Aufstand ge⸗ gen Rußland handesn würde. Die Karten habe er dann dem Mie⸗ roslawski nach Swiniary geschickt.

Mit wenigen Worten begründet hierauf der Staats Anwalt die Anklage. Durch Leciejewski's eigenes Geständniß stehe fest, daß er Mitglied des demokratischen Vereins geworden, und es sei nichts da⸗ für beigebracht, daß er aus demselben wieder ausgetreten; seine mei⸗ sten Handlungen sprächen dagegen. Er habe nicht nur das Manifest unterschrieben, sondern auch mit Jakuboweki, den er seinen Freund nenne, korrespondirt; er habe ferner Mieroslawski aufgenommen, ver⸗ steckt gehalten, die Karten gezeichnet. Nun wolle der Angeklagte diese Thatsachen so darstellen, daß ihn dieselben nicht inkulpiren. Wie un⸗ wahrscheinlich aber sei es, daß er den Namen Mieroslawski's und den Zweck seiner Sendung nicht, gewußt haben solle! Daß er gewußt habe, es handelt sich um einen Aufstand in preußischen Landesthei⸗ len, gehe auch schon daraus hervor, daß er die Stellung der preußi⸗ schen? Truppen in die Kurnatowskische Karte hineingezeichnet habe. Er bleibe daher bei der Anklage auf Hochverrath stehen.

Der Vertheidiger des Angeklagten, Auditeur Voß, erwiedert: Sein Klient habe zweierlei gestanden: 1) daß er Mieroslawski einige Tage beherbergt, 2) daß er die Karten kolorirt und sich dabei ge⸗ dacht habe, Mieroslawski könne ein Unternehmen gegen Rußland im Schilde führen. Das Aufnehmen Mieroslawski's sei nichts Straffälli⸗ ges. Das Unternehmen gegen Rußland aber habe sich sein Klient nur als Phantasiebilder von Mieroslawski gedacht. Daß sein Klient nicht aus der demokratischen Gesellschaft ausgetreten sei, werde durch die Sta⸗ tuten derselben widerlegt. Daß derselbe den Namen Mieroslawski nicht gewußt, sei höchst wahrscheinlich, da Jakubowski die wichtigsten Ge⸗ heimnisfe nicht einem Briefe anvertraut haben werde. Microslawski habe allein gegessen, dies sei richtig; aber dies habe seinen Grund in der häuslichen Einrichtung gehabt. Die Unterlassung der polizeilichen Anzeige eines Fremden komme sehr häufig, tagtäglich vor. Wenn

man seinem Klienten etwas zur Last legen wolle, so könnte es höch— steus das sein, daß derselbe fahrlässigerweise ein Unternehmen gegen

Rußland befördert habe. Dies wäre aber nur dann strafbar, wenn er einer geheimen Gesellschaft mit diesem Zweck wissentlich Hülfe ge⸗ leistet hätte. Solches sei jedoch nicht der Fall. Deshalb trage er darauf au, seinen Klienten nicht nur von der Anklage des Hochver⸗ ig sondern auch von jedem anderen Verbrechen vollständig freizu⸗

zrechen.

; Hierauf erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Johann Nepo— mucen von Slupecki. Derselbe ist 43 Jahre alt, machte als Offizier den polnischen Insurrectionskrieg mit und wurde vor etwa 6 Jahren bei der Provinzial-Landschaft zu Posen als Translateur und Kanzlist angestellt. Mit der polnisch-revolutiongiren Literatur bekannt, hatte er die Organisation des demokratischen Vereins und dessen Bestrebun⸗ gen kennen gelernt, und schon seit dem Jahre 1841 suchte er für den Verein zu wirken. Im Jahre 1844 wurde dem Mitangeklagten von Elzanowski bekannt, daß Slupecki der Verschwörung bereits förmlich beigetreten sei; auch, nahm er im Herbst desselben Jahres ben Mitangeklagten Appollonius von Kurowski, unter Ableistung eines Eides, in die Gesellschaft auf. Im Sommer 1844 verkehrte Slupecki außerdem viel mit Bialkowski, Mikorski, Nepomucen von Sadowski, Przyborowski und schloß sich auch an die Häupter der unter den gewerbtreibenden Klassen bestehenden Verbindung, Eßmann und Lipinskl an und verkehrte viel mit dem Unteroffizier Konkiewiez.

Bei seiner Vernehmung äußerte der Angeklagte: von den revo⸗ lutionairen Schriften habe er nur Bruchstücke gelesen. Mitglied der Verschwörung sei er nicht gewesen, auch habe er den Kurowski in die⸗ selbe nicht aufgenommen; mit einem so jungen Manne würde er sich nicht in so wichtige Geheimnisse eingelassen haben. Gespräche mit Elzanowsfi, Bialkowski, Mikorski, Sadowski hätten nicht stattgehabt; mit Przyborowski habe er gar keinen Umgang gehabt. Eßmann habe er zwar mehrmals getroffen und gesprochen, jedoch ohne denselben zu fennen. Mit dem Unteroffizier Koönkiewiez sei er mehrmals in der Koczkowskischen Weinhandlung zu Posen gewesen, habe jedoch mit . weder heimlich noch über revolutionaire Gegenstände ge⸗ prochen.

Nachdem der Staats-Anwalt eine Erläuterung über die Lokali— täten des Bazars, in welchem die Aufnahme Kurowski's vorgenom⸗ men worden war, gegeben hatte, und nach der Vernehmung eines Zeugen, begründete er die Anklage, Bei Slupecki, äußerte derselbe im Wesentlichen, komme es hauptsächlich darauf an, ob der Gerichts⸗ hof dem Glauben schenke, was Kurowski angegeben habe. Dieser habe gesagt, daß er nach Posen gekommen und bei Gelegenheit eines Konzerts im Bazar in die Zwecke der Verbindung aufgenommen worden sei. Jetzt widerrufe Kurowski, und auch Slupecki bestreite jene Angabe auf das entschiedenste. Nichtsdestoweniger glaube er, daß man bei Combination aller Umstände dahin kommen müsse, daß Kurowski die Wahrheit gesagt habe. Derselbe habe das Zeitungs⸗ zimmer angegeben, in welchem die Aufnahme erfolgt sei. Wenn man sich nun einen feierlichen Akt mit Ceremonien dabei denke, so habe freilich die Aufnahme daselbst nicht geschehen können. Allein da die Form nach und nach laxer geworden, habe die Aufnahme sehr leicht und ohne Verdacht erfolgen können. Außerdem hätten drei Mitan= geklagte angegeben, daß Slupecki in die , , verwickelt ge⸗ wesenꝛ: Elzanowskti, Mieroslawsli und Wleslolowski. Er bleibe deshalb dabei stehen, daß der Angeklagte des Hochverraths schul⸗ dig sei. 2 h. 2

Für den Angeklagten spricht demnächst ale Vertheidiger der Ju⸗ stiz⸗Kommissarius Lewald. Er sagt zunächst, er . . . . die möglichste Kürze der Verhandlungen nothwendig un * e Aber dle Vertheidigung hänge nicht allein von sich ab, sondern von