1847 / 257 p. 2 (Allgemeine Preußische Zeitung) scan diff

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nische Königreich besonders wichtige Nesorm, 2 * freudig begrüßt werden wird, hereltet sich in diesem Aug 3 Es ist nämlich die Trennun der lombarti ae, g ö Kehl . der üũbri en beschlossen worden, un 5 wi 4 ĩ i, lei e. , , . i ĩ. j sefer Hofkanzlei ist der M i,, n , d y n, s vertreten wird, . . Gi h Lon wird demnach, so wie Ungarn. Böhmen un I. ibi 1 hre eigene Hoflanzlei erhalten, und diese unerwartete, i. i gewinscht⸗ Reform wird die Geschäftsverbindungen der 2 in diesem Königreich mit der Haupistadt nicht wenig be⸗ schleunigen. . n nnn, n neuesten Berichten aus Cumanien war, der Erzherzog . mit ng, n Enthusiasmus empfangen worden. gel einer Rede in Szolnok äußerte er sich in Bezug auf umlaufende Gerüchte: „Ich weiß, man, hat das Gerücht verbreitet, daß ich ver⸗ giftet worden sei, allein ich habe mich noch nie so wohl wie gegen⸗

wärtig befunden.“

Gratz, 4. Sept. Auf dem in den letzten Tagen hier abgehal⸗ tenen steyermärkischen Landtage haben die Stände die Oeffentlichkeit bes gerichtlichen Verfahrens (in Kriminalsachen) in Antrag gebracht.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 9. Sept. Se. Majestät der Kaiser hat an den Ataman des donischen Kosakenheeres, den General von der Kavallerie, Wlassoff J., unterm 25. Juli folgendes Reskript gerichtet:

„Marim Grigerjewitsch! Unser liebtreues donisches Heer hat sich im vergangenen wie im laufenden Jahre bei den Uebersicdelungen der Kosalen nach den Flüssen Sunscha und Laba, um daselbst Stanitzen auf unseren vordersten Linien zu errichten, abermals durch seine Ergebenheit für den Thron und das Vaterland ausgezeichnet. Die Uebersiedelungen wurden nicht nur zur bestimmten Zeit und in der vollkommensten Ordnung ins Werk gerichtet; es haben sich außerdem von den 306 Ansiedler⸗ Familien im verflossenen Jahre 282, im gegenwärtigen Jahre von 409 Ansiedler Fami⸗ sien Z55 freiwillig und aus eigener Wahl nach Kaukasien begeben. Indem Ich nun die pfüchtgetreuen Gefühle Meines tapferen donschen Heeres zu schätzen weiß, schreibe Ich den Erfolg dieser wichtigen Angelegenheit Ihrem musterhasten Diensteiser und den zweckmäßigen Maßregeln zu, dit Sie stets getroffen haben, und es ist Mir angenehm, Ihnen, dessen würdigem Füh⸗= rer, Meine besondere Dankbarkeit auszusprechen und Ihnen anzubefehlen, dem unter Ihren Befehlen stehenden Heere ebenfalls Meine volllommene Erkenntlichleit zu verkünden. Ich verbleibe Ihnen für immer wohlgewogen.

(gez.) Ni ko lau s.“ Der Ober ⸗Hofmeister, Wirkliche Geheime Rath Opotschinin, Mitglied des Reichsraths, ist während der Abwesenheit des nach dem Auslande beurlaubten Ober- Kämmerers von Ribenupierre mit dessen Dienstgeschäften beauftragt.

Der beim Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ange⸗ stellte wirkliche Staatsrath Baron Ungern⸗Sternberg ist zum außer⸗ ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister beim Hofe Sr. Majestät des Königs von Dänemark ernannt.

Auf Vorstellung des Oberbefehlshabers im Kaukasus hat Se.

Majestät der Kaiser den Stabscapitain bei der Kavallerie, Ismail- Chan, ältesten Sohn des verstorbenen General⸗Majors Elsan⸗Chan, 66 Hänptling des kiangerlinschen Stammes ernannt, der ihm eben o wie seinem Vater unterthan sein soll, mit dem Vorbehalt, daß das von dem genannten Stamme zu liefernde Kontingent an Reiterei durch die Munizipalität desselben und ohne alle Einmischung Ismail Chans ausgehoben werde.

Gestern starb hierselbst im noch nicht vollendeten 6ssten Lebens— jahre der Akademiker Staatsrath, Isaak Jakob Schmidt. Die Aka⸗ demie, der er während eines Zeitraums von 18 Jahren angehörte, besaß in ihm einen der gründlichsten Kenner der mongolischen Sprach- dialekte. Durch seine mongolische und tibetanische Bibel⸗Uebersetzung hat er nach zwei Seiten bedeutend gewirkt, indem er dem Christen= . nach Ssten hin Bahn brechen half und das Studium dieser

prache unter den europäischen Srientalisten anregte. Seine letzten wissenschaftlichen Arbeiten waren eine tibctanische Grammatik und ein Wörterbuch dieser Sprache. ͤ

Ein Tagesbefehl des Chefs der Wege ⸗-Communicationen und öffentlichen Bauten vom 29. Angust enthält eine genaue Aufzählung der im Laufe dieses Jahres auf den verschiedenen Werften im In⸗ nern des Reiches für die Binnen-Schifffahrt neuerbauten Fahrzeuge, deren Anzahl fich auf 11,990 beläuft und die 3, 2, 465 Silber-Ru⸗ bel gekostet haben.

Der Kaiser hat bestimmt, daß den sich zu den Reserve Corps rechnenden Generalen, Stab⸗ und Ober⸗Ofsizieren, zur Erlangung von Orden, Verdienstschnallen und Pensionen bei ihrer Verabschie⸗ dung, nur die Zeit, die sie bei Einberufung der auf unbestimmte Frist Beurlaubten, kei den genannten Corps zugebracht haben, als wirk- licher und aktiver . gezählt werden soll.

Frankreich.

Paris, 11. Sept. Der Herzog von Aumale und der Prinz von Joinville sind von Compiegne hier eingetroffen. Ersterer hatte gestern eine lange Konferenz mit Herrn Guizot. Der heutige Cour⸗ rier fran Kais berichtet: „Es geht das Gerücht, der Herzog von Nemours sei bei einer Jagdpartie zu Compiegne durch einen Flinten⸗ schuß ziemlich schwer verwundet worden. Uebrigens hätte dabei durch⸗ aus keine böswillige Absicht vorgewaltet, sondern der Unfall wäre blos der Ungeschidlichkeit eines der Jäger zuzuschreiben.“

Ein Ofsizier, der früher eine hohe Stellung in der spanischen Armee unter Narvaez einnahm, ist vorgestern mit Privatdepeschen für die Königin Christine in Malmaison angelangt. Gleich darauf begaben sich Beide zusammen nach St. Cloud, wohin auch General Crux und Herr Zea Bermudez eingeladen waren.

dan Frankreich und Perstien soll ein Freundschafts und Handels ⸗Traltat abgeschlossen sein, nach welchem beide Mächte ein- ander fortan auf dem Fuß der begünstigtsten Nation behandeln wollen.

Der Moniteur algerien vom 5. d. sagt: Das Innere Al⸗ gerieng erfreut sich vollkommener Ruhe. Der Rhamadan geht so ruhig hin, daß irgend eine Störung bis zum Schluß desselben höchst 4 3 Abgaben gehen mit großer a , .

5 n e 6 2. 2 * Lasten sehr erleichtert e , m. i , , ,

Der Marschall 53 ist zum Vormunde seiner Enkel, der

Kinder des Herzogs von t nde ; ruht noch immer 3 * taglin, ernannt. Die 26 der Herzogin

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H Gn, nn üg wölben der Kirche de la Herzogin von Praslin von dem ent 1 . 3 ;

an hat gesagt, daß sie bezügli

y habe, derselbe sel 9 z ist unrichtig. seine Mutter aus dem Edgar, daß ihr älteste

adeleine.

S ore fare , r ö. ö. a 3 o auf ihr ganz in Schmerz versunkenes Gemüth eine Wirkung geübt haben, so d ; j . ug geübt haben, so daß sie jetzt imne ziemlich ruhige

zeigt.“ ; . ö Die pi se spricht sich über die Handelslage Frankreichs aus,

einer Gattin sei. Wie entsetzlich sie 63 1 .

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wie dieselbe sich seit den letzten 15 Jahren gestaltet; die Ausfuhr

anzösischer Produtte habe zusehends abgenommen, während die Ein-

hr fremder Produkte gestiegen sei, Eben so unvortheilhaft gestalte ch das Verhältniß der Handels -Marine bei der Betheiligung an diesem Handel, In Bezug auf Algerien bemerkt sie, daß man an⸗ fangs den Fehler begangen, die französssche Flagge und Produkte dort nicht J begünstigen, wovon die Folge gewesen, daß die Eng- länder Algser mit ihren Produkten überschwemmten, während dies aufgehört habe, seitdem man zu der Erlenntniß gekommen, daß die französische Industrie für die 100 Millionen und darüber, welche Al⸗ gerien Frankreich koste, auch Bevorzugung dort sinden müsse.

Am 5. und 6. September empfing die Sparkasse von Paris

5060 Einzahlungen, worunter sich 550 neue befinden, zusammen im Betrage von 604,006 Fr. Die Auszahlungen beliefen sich während der lezten Woche auf 566,653 Fr. 2 Cent., und zwar geschahen die⸗ selben an 1865 Personen, wovon 508 saldirten. Die angekauften Renten während der letzten Woche betrugen 26,595 Fr., die verlang⸗ ten Rüchahlungen am 5. September 521,59 Fr. Der franzbsische General⸗Konsul in der Havana, Herr Mollien, ist angeblich zur Verfügung gestellt und mit seinem Secretair nach 2 , . worden, wo sie über ihr Verhalten Rechenschaft ab⸗ egen sollen.

Man wollte gestern wissen, daß die Verordnung, mittelst welcher Herr Guizot zum Präsidenten des Minister⸗Rathes ernannt werden solle, im Laufe der nächsten Woche erscheinen werde. Auch hieß es, Graf Daru sei zum Minister der öffentlichen Arbeiten und Herr Muret de Bort zum Minister des Handels und Ackerbaues designirt, und die beiden jetzigen Chefs dieser Departements würden, der Er⸗ stere, Herr Jayr, eine Stellung am Rechnungshofe erhalten, der Andere, Herr Cunin-Gridamt, sich auf seinen Landsitz in den Arden⸗ nen zurückziehen.

Für den Jardin des Plantes ist in diesen Tagen eine männliche Giraffe von dem Senegal hier eingetroffen. Dieselbe war von Havre auf der Eisenbahn befördert worden, doch hatten besondere Vorsichts⸗ Maßregeln getroffen werden müssen, damit dieselbe bei ihrer Höhe dr,, durch die Tunnels der Eisenbahn hatte hindurchkommen önnen.

Die Fürstin Lieven ist gestern von Trouville hier angekommen.

Da die Mehlpreise sich auf 50 Fr. für 20 Pfd. Mehl festzu⸗ stellen scheinen, so wird der Brodpreis für Paris vom 16ten d. auf 15 Centimes per Kilogramm herabgesetzt werden.

Eines der kleinen Dampf- Paketböte, welche seit einiger Zeit den Dienst zwischen Havre und Brigthon versehen, hat am letzten Mon⸗ tage den Beweis von einer außerordentlichen Schnelligkeit gegeben. In einer Zeit von 13 Stunden bewerkstelligte das Boot die Hin⸗ und Zurückfahrt zwischen Havre und der englischen Küste, wobei es sich noch zwei Stunden zu Storeham aufgehalten. Es ist das erste⸗ mal, daß eine Hin- und Herfahrt zwischen Havre und England in der Zeit vom Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang stattfand.

Xx Paris, 11. Sept. Das heute vom Courrier frangais und einem radikalen Blatte erwähnte Gerücht, wonach der Herzog von Nemours zu Compiegne auf der Jagd durch einen Schuß schwer verwundet worden wäre, scheint aller Begründung zu ermangeln. Der Herzog wohnte jeden Tag den Truppenübungen aller Art von An⸗ sang dis zu Ende bei, und gerade an 10ten sollten große Manöver ausgeführt werden, die ihm schwerlich Zeit ließen, auch noch eine Jagd abzuhalten. Und doch müßte dieser Unfall gestern sich ercignet ha⸗ ben, denn vorgestern war nichts dergleichen vorgefallen. Wäre etwas Wahres daran, so hätten Briefe aus Compiegne heute gewiß dessen Erwähnung gethan.

Paris, 11. Sept. (Tel. Dep.) Die Gemahlin des Her= zogs von Aumale ist von einem Sohne entbunden worden; er wird Herzog von Guise genannt.

Großbritanien und Irland.

London, 10. Sept. Ihre Majestät die Königin wird, wie es jetzt heißt, nicht zur See nach Osbornehouse, sondern über Fleet wood auf der Eisenbahn von Schottland zurückkehren. In den näch⸗— sten Tagen beabsichtigt die Königin, von Ardverekie aus einen Aus⸗ flug nach Inverneß zu machen, wo eine zahlreiche Versammlung schottischer Clans sie bewillkommnen wird.

Der Graf von Minto ist gestern nach Ramsgate von hier ab⸗ egangen, um sich dort nach dem Kontinent einzuschiffen. Wie ver— autet, geht der Graf nach Rom, und zwar, Liner Mittheilung der Daily News zufolge, in diplomatischer Eigenschaft. Das genannte Blatt bringt nämlich einen Artikel mit der Üeberschrift „ein englischer Botschafter in Rmm“n, in welchem es heißt: Unser Korrespondent in Rom berichtet unterm 30. August, es heiße im dortigen Chigrra⸗Klub, dem ge⸗ wöhnlich bestunterrichteten in Rom, daß Lord Minto nicht blos zum hiesigen englischen Botschafter ernannt worden, sondern auch schon hierher un⸗ terweges sei. Eine ähnliche Angabe wird hier in London mit Be— stimmtheit von Personen wiederholt, welche über einen solchen Gegen⸗ stand gut unterrichtet sein sollten, Galignani's Messen get, sagt in Bezug auf vorstehende Nachricht: Dies Gerücht bedarf ter Bestätigung, bevor es als glaubhaft betrachtet werden kann, da ein besonderes Statut besteht, welches über jeden englischen Minister, der Verbindungen mit dem römischen Hofe eröffnet, die Strafen eines praemunire verhängt. Da diese Strafen sehr streng sind, indem unter Anderem die Confiscation des Besitzthums dazu gehört, so mag wohl bezweifelt werden, ob das Kabinet ohne vorherige Aufhebung des Statuts einen solchen Schritt wagen würbe, zumal da die genaue Majorität im neuen Parlament noch ungewiß ist und gerade xeli⸗ giöse Fragen vor allen anderen am chwierigsten zu erledigen sind.

Der letzte Akt der allgemeinen Parlamentswahl ist durch die vorgestern auf dem Schlosse von Holyrood zu Edinburg erfolgte Er⸗ nennung der sochzehn Pairs, welche die schottische Pairi im nächsten Parlamente vertreten . beenbigt worden. Mit Ausnahme der Lords Arbuthnot und Reay, an deren Stelle die Lords Elphinstone und Rollo gewählt wurden, sind alle Pairs, welche in dem vorigen arlament faßen, wiedergewählt worden. Unter den Kandidaten be⸗ and sich auch der Graf Dundonald, der in einem Schreiben an die chottischen Pairs 2 zu beweisen gesucht hatte, daß bei ber ge⸗ genwärtigen kriegs drohenden Zeit die Anwesenheit von Seeleuten von en im Dberhanse nöthig sei, und dabei zu gleicher Zeit 1 auf riss umfassende Vertheldigungspläne berief, die er schon im Jahre Fit dem Prinzregenten vorgelegt hatte. Auch von ber Presse war die Wahl des Grafen Dundonald als eine verstärkte Genugthunng für das Unrecht, das er Jahre lang zu dulden gehabt hat, empfoh⸗ len worden. Dennoch wurde er nicht gewählt.

(Espartero hatte die Absicht, am 25sten d. M. England zu ver- lassen, um nach Hrüssel überzustebeln; die neuesten Berichte aus Spa- nien werden indeß ohne Zweifel eine i . Aenderung dieses

es hervorbringen. Der Ex- Negent . sich gen vier Jahren jn England, wo er am 23. August 1913 eintraf. Man scheint an der hiesigen Börse einige . zu hegen, daß die Zurückbe⸗ rufung uach Spanien das sranzösische Kabinet zu verzwei⸗ selten Anstrengun

gen veranlassen dürfte, um seinen Einfluß zu be= haupten, und daß daraus neut bedenliich * mit England

entstehen könnten. Der Globe enthält eine Aufforderung, daß mal dem General Espartero vor seiner Abreise ein öffentliches Gastmah geben möge.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Waldemar von Preußen hat pen Lord John Russell und den übrigen hier anwesenden Ministern eine Abschiedsbesuche gemacht und sich heute nach Ostende eingeschifft.

Herr M. C. Egan, Advokat beim Kanzleigerichtshofe, ist, wie der Globe meldet, über die Validität der e des Barons L. von Rothschild zum Parlaments- Mitgliede befragt worden, worauf er ge⸗ antwortet hat, daß 1) seiner Meinung nach der Umstand, daß R. Israelit sei, keinen Grund abgebe, 9. er nicht im Parlamente sei⸗ nen Sitz einnehmen könne, nachdem er gesetzmäßig gewählt worden sei; 2) daß R. den Abjurations Eid nach dem israelitischen Ritus, d. h. auf das Alte Testament, leisten, 3) daß man ihm diesen Eid auf eine gültige Weise vorlesen lönne, indem man die letzten Worte des Statuts 6 Georg's III. Kap. s3 auslasse. Zugleich führt der Advokat mehrere Dokumente und gerichtliche Entscheidungen an, um zu beweisen, daß seit 700 Jahren die Sitten, Gebräuche und reli⸗ giösen Prinzipien der Israeliten bei gerichtlichen Verhandlungen re⸗ speitirt worden sind, daß man denselben erlaubt hat, den Eid auf das Alte Testament abzulegen, und daß dieses Recht bis zum König Johann hinaufreicht.

Das Parlaments⸗Mitglied Herr Duncombe war am 2. Septem⸗ ber von einem Beamten des Sheriffs von Norkshire wegen einer Schuldklage von 3400 Pfd. St. verhaftet worden. Derselbe hat jedoch nach einer Entscheidung des Richters Herrn Williams wieder in Freiheit gesetzt werden müssen, weil, nach den gesetzlichen Bestim⸗ mungen, ein Mitglied des Parlaments vierzig Tage vor dem Be⸗ ginne ober nach dem Schlusse des Parlaments nicht verhaftet werden dürfe, das jetzige Parlament aber, wenn auch nur der Form wegen, auf den 12. Oktober berufen sei, bis dahin aber gerade noch vierzig Tage seien. Die Times spricht sich in einem leitenden Artikel ge⸗ gen diese übertriebenen Berechtigungen der Mitglieder des Parla⸗ ments aus.

Die Times bringt ein Schreiben aus Valparaiso vom 28. Juni, welches sich über den Juhalt der Botschaft des Präsidenten von Chili an den Kongreß verbreitet. Der Präsident erwähnt darin der Ver⸗ eitelung des Expeditions-Planes von General Flores, welche man bem rechtzeitigen Einschreiken des englischen Kabinets und den Maß— regeln der spanischen Regierung (weiche übrigens erst erfolgten, nach⸗ dem man in England die für Flores bestimmten Schiffe festgenommen hatte) zu verdanken habe. Die Botschaft erwähnt auch der Ausführ⸗ barfeit der beabsichtigten Dampfboot- Verbindung zwischen Europa, Rio Janciro und dem Platastrome, welche dann durch die Magel⸗ haensstraße nach Valparaiso weiter zu führen wäre. Der Korrespon⸗ kent Ler Times bemerkt, daß letzter Plan schwer ausführbar sein werde; viel leichter werde es sein, Dampfschleppschiffe an der Ma⸗ gelhaens⸗-Enge anfzustellen, welche Kriegs- und Handelsschiffe ins Stille Meer dugsiren und dieselben somit der Umschiffung des Kap Horn überheben könnten, .

Berichte aus Tahiti sind vom 25. Mai. Die Königin Po⸗ mareh befand sich fortwährend im Regierungsgebäude beim Gouver⸗ neur Bruat, wo sie mit großer Aufmerksamkeit behandelt wurde. Sie soll 5000 Dollars jährlich von Frankreich erhalten und auch noch einige Einkünfte aus Ländereien beziehen. Zum Privat-Secretair hat sie einen Engländer, Namens Salmon, genommen, der mit einer ihrer Verwandtinnen vermählt ist. Die Königin geht häufig in der Rähe von Papeiti spazieren. Unter den Eingebornen herrschte große Trunkenheit, besonders in Orange-Rum, obgleich die französischen Behörden alles Mögliche thun, um den Verkauf von Spirituosen zu unterdrücken. Der neue Gouverneur Larand war am 21. Mai, ein- getroffen, und Capitain Bruat wollte am 31. Mai, in Begleitung der Söhne von 5 bis 6 Häuptlingen, nach Frankreich abgegan⸗

en sein. .

? Nach Berichten aus Canada beabsichtigt man, einen Tunnel un⸗ ter dem Lorenz-Strome hindurch, gegenüher der St. Helens⸗Insel bei Montreal, zu erbauen, um die Eisenbahn an das Atlantische Meer führen zu können. Der Tunnel wird nur, ein Drittel Meile lang; der Fluß ist aber an jener Stelle 43 Fuß tief.

Die bevorstehende Negozürung der französischen Anleihe hat einen drückenden Einfluß auf die Pieise der britischen Staatspapiere geäußert. .

Leider ist wieder von Ler Verlegenheit eines mit Korn handeln⸗ den Hauses die Nede, dessen Passiva zu 120,00 Pfd. angegeben werden. Man hofft es indessen noch zu halten.

Dem Observer zufolge, hat der Ober⸗Rabbiner der Israeliten, Herr Adler, nachdem erwiesen worden ist, daß mehrere Prostitutions—⸗ häuser von Israeliten gehalten werden, alle Israeliten, die in Zu— kunft dieses schändliche Gewerbe treiben, exkommunizirt. Sie würden danach von dem Besuch der Synagoge, so wie von allen religiösen Ceremonien für sich und die Ihrigen, ausgeschlossen, und selbst das Begräbniß auf dein israelitischen Kirchhofe würde ihnen verweigert werden.

Selgien.

Brüssel, 12. Sept. Die Gewerbe⸗Ausstellung wird, wie man ganz bestinimt versichert, am Z30sten d. M. geschlossen. Für die wäh⸗— rend der Septemberfeste stattfindende Ausstellung, von Ackerbau⸗-Pro⸗ dukten hat Herr Rogier, Minister des Innern, eine aus 37 Mitglie⸗ dern bestehende Jury ernannt, welche die ausge stellten Erzeugnisse zu beurtheilen und über die zu vertheilenden Preise zu entscheiden hat.

Unter den an der Eifenbahn bei Lodelnsart beschäftigten Arbei⸗ tern ist eine Emeute ausgebrochen. Sie waren zu einem Lohn von 2 Fr. und 2 Fr. 50 Cent. täglich angeworben, und als es zum Zah⸗ sen kam, wollten die Unternehmer oder die Zahlmeister derselben ihnen nur 17 Fr. und resp. 13 Fr. geben. Die Aufregung wurde endlich so groß, daß man den Arbeitern den zugesagten Lohn auszuzahlen versprach. Inzwischen aber verschwanden die Unternehmer, und als die Zahlstunde kam und kein Geld zu sehen war, zogen 150 Arbeiter vor das Haus eines der Herren mit dem Geldbeutel, wo sie Thät⸗ lichkeiten begannen. Eine Anzahl Gendarmen waren schleunig herbei⸗ geholt worden, auch ein Substitut des Staats-Anwalts, der In= leer on echten und andere Behörden erschienen auf dem Platze. Um die Arbeiter, die seit 3 Wochen keinen Lohn erhalten und nirgends mehr Kredit hatten, zu beschwichtigen, wurde Brod unter sie ausge⸗ theilt und versprochen, daß ihnen bald der kontraktmäßige Tageslohn eingehändigt werden sollte.

B talien

Der Allg. Ztg. wird aus Malta vom 24. August ge⸗ schrieb n: „Aus sicherer Quelle lann ich Ihnen mittheilen, daß in Palermo ein Koniplott entdeckt worden, welches nichts Anderes be⸗ zweckte, als die Unabhängigkeits⸗Erklärung der Insel von Neapel und die Ausrufung des Prinzen Karl von Capua zum Könige von Sici⸗ lien. Sogar ein paar neapolitanische Artillerie⸗Offizsere man nenüut hier ihre Namen ) sind dabei hart kompromittirt und be⸗ reils in Palermo verhaftet.

*) Longo und Orsini, Beide Neapelitaner. Bei einem etwanigen Auf⸗ stande müßte es den Sicilianern, welche seit der sicilianischen Vesper vom

Mihitairdienste befreit find, gan; besonders um Artillerie zu thun sein. ĩ ste besreit sind, ganz bes (Ali. Ztg.)

Livorno, 3. Sept. en,. Depesche.) Nach einem hier stattgehabten Auflauf ist die Ruhe durch Bildung der Bürger⸗ Gar de hergestellt.

8 pan ien.

Madrid, 4. Sept. Die Einleitung zu dem (bereits mitge= theilten) Amnestie⸗Dekret lautet folgendermaßen:

„Sesiora! Die verantwortlichen Minister Ew. Majestät, so eben mit Ihrem Vertrauen beehrt, würden gegen ihr eigenes Gewissen verstoßen, wenn die erste Entschließung des Conseils, die sie ehrfurchts voll der Königl. Bestätigung vorlegen, nicht ein Akt wäre, würdig Les großmüthigen Herzens ihrer Königin und Herrin und eine gleichzeitig liberale und gerechte Maß- regel der Wiederherstellung (una medida reparador-) . Indem Ew. Ma⸗ sestät die Unterzeichneten in ihre Nähe beriefen, beabsichtigten Sie nicht, die Regierung der Monarchie einer alleinigen Partei anzuvertrauen, noch alle anderen von Betheiligung an den öffentlichen Angelegenheiten auszuschlit ßen. Vom Throne des heil. Ferdinand, der glücklicherweise in einer llein⸗ lichen Leidenschaften und Eiferfuchten nicht zugänglichen Region sich befindet, hat die große Seele Ew. Majestät mit tiefem 86 erkannt, daß beklagens⸗ werthe Zwiste, erbitterter Streit und eben so ehrgeizige wie hestige Nivalität unter ihren Ünterthanen herrscht und die Nation in Parteien, diese in Fractionen und endlich auch diese noch weiter spaltet. Die Minister, Señora⸗ erken- nen wie Ew. Maß, daß die Regierung des Staates auf die engen Gränzen einer Partei oder Fraction beschränken wollen, gleichzeitig den verderblichen Keim der Uneinigkeit nähren, das Feuer der Zwietracht schüren, den Haß fort— pflanzen und Thron und Land lovaler Diener berauben hieße, welche des⸗ halb und in Folge der Ungerechtigkeit ihrer Behandlung, sogar wider ih⸗ ren Willen, zu Werkzeugen und Trägern von Intriguen und Ruhestörun— gen gemacht werden. Aber nicht blos auf Personen erstreckt sich die traurige Ausschließung, die wir beklagen. Ideen, Regierungs⸗Theorieen, die Fortschritte der Civilisation selbst sind zu Parteifragen gemacht worden, und Jeder spricht dem Gegner das Recht ab, Gutes zu fördern, indem immer die Einen die Bestrebungen der Anderen für verderblich erklären. Eine solche Lage der Dinge, Señora, kann nicht länger andauern, ohne daß der Thron von hun⸗ dert Königen, auf welchen die Nation die würdige Nachfolgerin Isabella's der Katholischen liebt und verehrt, seinen Glanz einbüßte, ohne daß die spanische Nation herabsänle in die Klasse der weniger kultivirten Völker. Die dermaligen Minister Ew. Maj., wie unzulänglich sie für die ehrenvolle und schwere Bürde zu sein bekennen, welche das Königliche Vertrauen auf ihre Schultern legte, können und dürfen nicht Mitschuldige sein am Ruine des Thrones, über dessen Vertheidigung sie wachen, und des Landes, das getreulich zu verwalten ihre heilige Pflicht ist. Es nahmen sich daher die Minister Ew. Maj. vor, allen ihren Eifer darauf zu wenden, die Grundsätze der Ordnung, welche Grundlage und Eckstein jeder Regierung sind, den Ge⸗ müthern tief einzuprägen und die öffentliche Ruhe zu erhalten, welche von der Unterwerfung Aller unter die Gesetze und Behörden bedingt ist, ohne den Demon⸗ strationen revolutionairer Wühler odet den Drohungen eines absurden Rück schrittes zu Unmöglichem Gehör zu schenken. Nicht auf Vergangenes will die Regierung Ew. Maß, ihre Blicke richten, ausgenommen um so viel als in ihren Kräften steht, die Wunden zu schließen, welche dem gesellschaftli⸗ chen Körper durch Kämpfe geschlagen wurden, deren gänzliches Vergessen von Wichtigleit für das Wohl des Landes ist. Wo, daher die Minister Rechtschaffenheit, Befähigung, Verdienst und Ergebenheit gegen Thron und Verfassung sinden, werden sie die Diener des Staates anwerben. Sie wollen redliche, tüchtige und lovale Manner. Auf Vergangenes zurückzukommen, taugt nicht; es gehöre der Geschichte an und nur der Geschichte. Die Resorm nachtheiliger Steuern, die Beförderung des Ackerbaues und der Industrie, die Beseitigung nutzloser Behinderungen des Handels, die Pünktlichkeit in der Erfüllung von Verpflichtungen als Grundlage des Kredits, die Beförde⸗ rung des Ueberganges der Grundstücke, welche, in der Hand der Regierung zurückgehalten, Schaden leiden, in den Privatbesitz; die wohlverstandene Or⸗ ganisation der öffentlichen Macht, der mit Anwendung der Gesetze und der Verwaltung beauftragten Behörde sind Gegenstände, welchen die Regierung sich vorzugsweise widmen wird. Vor Allem aber, Señora, stehen die Minister, die beständig Worte des Wohlwollens und der Versöhnung von den erha— benen Lippen Ew. Majestät vernemmen haben, nicht an, als Grundlage, Programm und Richtschnur des Systens, welches sie zu verfolgen gedenken, ein völliges Vergessen des Vergangenen vorzuschlagen, das, alle Spanier in den Augen der Regierung gleichstellend, wenn möglich auch das Gedächtniß an die früheren Streitigkeiten tilgen möge. Ew. Majestät ist Königin von Spanien und aller Spanier, und auf Alle sollen die Gnadenbezeigungen des Thrones sich erstrecken, wie über Alle der unbeugsame Arm der Gerech⸗ tigkeit. Die Regierung zählt auf Alle, stößt Keinen zurück, sie richtet ihre Freundesstimme an die Gesammtheit von Ew. Majestät Unterthanen. Und wenn diese Stimme Gehör findet, wird aus den Trümmern der alten Par- teien eine liberale und monarchische Phalanx einsichtlich und kräftig sich er— heben, mit deren dauerndem Beistand es der Monarchie gelingen wird, in der großen europäischen Familie die ausgezeichnete Stelle wieder einzuneh— men, zu der ihre Geschichte und Hülfsquellen sie bestimmen.“

3 Madrid, 6. Sept. Kaum war vorgestern das Dekret er= schienen, durch welches Espartero zum, Senator ernannt, also nach Spanien zurückberufen und in seine militairischen Würden wieder ein⸗ gesetzt wird, als die zahlreichen Freunde, die dieser Mann unter den niedrigsten Volksklassen zählt, Anstalten trafen, dieses Ereigniß auf die ihrer würdige Weise zu feiern.

Von acht Uhr Abends an war eine zahlreiche Pöbelmasse vor dem Haupteingange des Königlichen Palastes in der Erwartung ver= sammelt, daß die Königin ihre gewöhnliche nächtliche Spazierfahrt unternehmen würde. Um zehn Uhr, also bei stockfinsterer Nacht, er⸗ schlen endlich die Königin zu Pferde, von zwei Lalaien begleitet. So⸗ gleich erscholl das Geschrei: „Es lebe die constitutionelle Königin, es lebe die Mutter der Spanier, es lebe Espartero, es lebe die Frei= heit, es lebe das souveraine Volk, nieder mit den Franzosen, nieder mit den Afrancesados!“ Nachdem die Königin endlich unter diesen Ausrufungen und von einem Haufen des nichtswürdigsten Gesindels begleitet den Prado erreicht hatte, nahm das Gedränge so sehr zu, daß sie sich genöthigt sah, vom Pferde zu steigen und in einem Hause eine Zuflucht zu suchen, bis ein Privatwagen herbeigeholt wurde, in welchem sie, unerkannt, nach dem Schlosse zurückfuhr. Der Pöbel stürzte sich dann abermals dorthin und mißhandelte in den Straßen mehrere Personen, die in sein Geschrei nicht einstimmen wollten, so daß endlich einige Compagnieen herbeigeholt werden mußten, um dem Unfug ein Ende zu machen.

Die Freunde Espartero's, welche den gebildeten Klassen der Ge⸗ sellschaft angehören, hatten Abends ihre Balkone erleuchtet und be⸗ schlossen, der Königin eine Fackelmusik darzubringen. Da sie aber gewahr wurden, 6 der Pöbel ihnen zuvorgekommen war, und sie befürchteten, ihre beabsichtigte Huldigung durch das Geschrei desselben gestört zu sehen, so unterließen sie es.

Unfehlbar würde gestern, als die Königin sich nach dem Stier⸗ Gefechte begab, der Unfug erneuert worden sein, wenn nicht die Be⸗ hörden alle Zusammenrotkirungen und andere Äusrufungen als die: 86 lebe die Königin!“ untersagt und in die Straßen starke . vertheilt hätten, welche den Pöbel in Respekt

Wie vorauszusehen war, erheben ĩ J das heftigste gegen das den n,, , ,, 3 Der Heraldo sagt in Bezug darauf: „Die Regierung hat durch diese Verfügung einen Selbstmord began sen, aber . der sie obenein entehrt, einen Selbstmort, der sie der Nachwelt o. Schmach bedeckt überliefern wird. Da der General Esperer nicht jetzt, wie im September 1840, mit 200, 0909 Basjonetten! die . des Landes unterdrücken kann, da vorauszusehen ist, daß viele Leute seinen Unternehmungen sich werden widersetzen wollen und können, so

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wird vermuthlich ein verheerender Bürgerlrieg die Folge des wenig

überlegten Bekretes sein, welches gestern veröffentlicht wurde.“

Gerichts Verhandlungen wegen der volnischen Verschwörung.

Berlin, 14. Sept. In der heutigen Sitzung werden die Angeklagten Antoniewicz, von Fredro, von Kaplinski und Blociszewski gleichzeitig zur Vernthmung vor gerufen.

Franz Antoniewicz ist am 5. April 1818 zu Posen geboren und studirte seit 1842 auf der Universitätt zu Breslau Medizin. Mit ben von der demokratischen Partei in Frankreich ausgegangenen Schriften war er schon früher bekannt; auch hatte er schon im Früh- jahr i845 von Dembrowski nähere Nenntniß von einer geheimen Verbindung und die Aufforderung erhalten, mit nach Galizien zu reisen, um den dortigen Adel davon zu unterrichten, und gegen Ende des Jahres 1845 trät er auch der Verschwörung bei und wirkte thä— tig für dieselbe. Im November desselben Jahres erschienen in Bres— lau zwei Krakauer, Gorzkowsli und Lissowski, welche dem Antonie⸗ wiez mittheilten, daß der allgemeine Aufstand zur Wiederherstellung des alten polnischen Reichs demnächst in Krakau ausbrechen werde. Um nun die preußischen Truppen abzuhalten, aus Oberschlesien in das krakauer Gebiet einzurücken, sollte daselbst eine Emeute in der Art veranlaßt werden, daß der religiöbse Fanatismus der dortigen Einwohner gegen die sogenannten Deutsch-Ka— tholiken erregt und die katholische Geistlichleit dafür gewonnen werde; auch die Grubenleute in der Gegend von Tarnowitz wollte man zu diesem Zwecke zu gewinnen suchen. Zur Ausführung dieses Planes ward Antoniewiez bestimmt, welcher sich namentlich mit Fredro zu Tarnowitz in Verbindung setzen sollte. Antoniewicz erklärte sich auch bereit, beherbergte mehreremale Lissowei und Gorzkowski heimlich in seiner Wohnung und erhielt bei der letzten Anwesenheit Gorzkeweki's von demselben zur Bestreitung der Kosten einen öster⸗ reichischen Hundert⸗Gulden⸗Schein, wovon ihm nach einigen Einkäu⸗ fen etwa 30 Rthlr. übrig blieben.

Bei einem dieser Besuche in Breslau hatte Lissovski im Dezem- ber 1815 auch den Angeklagten Blociszewski, welchen er schon von Warschau her kannte, getroffen; er weihte denselben sofort in die Pläne, der Verschwörung ein, und Blociszewski erklärte sich bereit, für dieselben zu wirken. Gorzkowéki war auch mit Kaplinski in Breslau zusammengetroffen, und es scheint unzweifelhaft, daß der Letztere gleichfalls, von Gorzkowski beauftragt, im Interesse der Ver⸗ schwörung wirkte. Denn im Dezember 1815 reiste Kaplinski unter falschem Namen zu seinem Freunde Fredro nach Tarnowitz und ver⸗ aniaßte diesen, indem er ihm zugleich mehrere Empfehlungsschreiben persprach, mit den katholischen Geistlichen der Umgegend Be⸗ kanntschaft anzuknüpfen, um durch diese, unter Aufregung des religiösen Fanatismus, Unruhen hervorzurufen. Zu Anfang des Januar 1846 fand sich Kaplinski wiederum in Tarnowitz ein und er⸗ fundigte sich, was Frebro im Interesse der Verschwörung gethan habe. Da dieser sich auf den noch nicht erfolgten Eingang der Empfehlungs— Schreiben berief, so versprach Kaplinski die schieunigste Besorgun derselben und kehrte nach Breslau zurück. Bis Mitte Januar a

indeß Kaplinski nichts von sich hören, weshalb Fredro sich selbst nach Breslau begab, um nähere Erkundigungen einzuziehen. Für den Augenblick erhielt er eine nähere Auskunft jedoch nicht, und erst einige Tage nach seiner Rückkehr kam zu . ein Schreiben Kaplins⸗

ki's an, worin dieser Fredro aufforderte, er

olle sich in der bewußten

Sache an den Pferrer Holetzlo zu Groß⸗Zychlin wenden / der bereits vorbereitet sei. Um dieselbe Zeit hatte auch Antoniewicz, durch Gorz⸗

kowski auf Fredro aufmerksam gemacht, den Plan

mit einem Empfehlungs- Schreiben

gefaßt, Kaͤplinskis versehen, sich

nach Tarnowitz zu begeben. Am 27. Jannar 1846 reiste er

über Kosel dorthin ab. Er machte diese Reise gemeinschaftlich mit Blociszewski, welcher in cinem mit sympathetischer Dinte geschriebenen Brief von Lissowski die , . erhaiten hatte, in Rosel an diesem Tage ein Paket unter frember Adresse zu erwarten, und falls dasselbe nicht eintreffen werde, drei Tage da zu bleiben, innerhalb deren das Paket eingetroffen sein werde. In diesem Pa⸗ ket sollten sich Instructionen und Reisegeld befinden. Blociszewski blieb also in Kosel; Antoniewicz begab sich nach Tarnowitz und dann mit Fredro zu dem Pfarrer Holetzlo. In diesem aber fanden sie einen für die Zweck der Verschwörung nicht passenden Mann und kehrten deshalb nach Gleiwitz zurück, wo sie sich trennten. Am vier⸗ ten Tage nach seiner Abreise traf Antoniewiez wieder in Kosel ein und kehrte mit Blociszewski nach Breslau zurück, wo Beide verhaftet wurden.

Andreas Maximilian von Fredro ist 290 Jahre alt und aus dem Königreich Polen gebürtig. Im Juni 1814 hatte er mit mehreren Anderen, angeblich aus Besorgniß, zum russischen Militairdienste herangezogen zu werden, sich auf preußisches Gebiet und unter dem Flamen Andreas Paprocki nach Kulm begeben, wo sie bei den Gymnasiasten aufgenommen wurden. Dann hatte er bei einem Gutsbesitzer in der Nähe von Danzig ein Unterkommen ge⸗ funden, war aber am 17. Februar 1845 von dort wieder weg- gegangen, um sich nach Breslau zu begeben, wo er irgend eine in- ie le oder merkantilische Beschästigung ergreifen wollte. Auf der Reise dorthin lernte er am 23. Februar in Kulm bei dem Gymna⸗ siasten Srzeder den Agenten Eßmann kennen, welcher die Mittheilung machte, daß in vier Wochen eine von Liebelt und Stefanski geleitete Verschwörung ausbrechen, werde. Fredro und einige Andere erklärten sich zum Beitritt bereit, jedoch mit dem Vorbehalt, daß man sich zu⸗ vor näher erkundigen wolle, was an der Sache sei. Zu diesem Ende sollte Srzeder sofort nach Posen reisen, und Fredro streckte zu den Kosten der Reise 6 oder 10 Rthlr. vor. Da Srzeder von Posen die Nachricht zurückbrachte, daß er bei Stefanski zwar die Bestätigung der Eßmannschen Mission erhalten habe, daß aber der Sache nicht recht zu trauen sei, so begab sich Fredro unverweilt nach Breslau, wo er die Lektüre der revolutionairen polnischen Literatur fortsetzte und mit Kaplinski und anderen Freunden verkehrte. Im Mai end⸗ lich beschloß er, nach Tarnowitz zu gehen und sich daselbst ernstlich dem Bergbau zu widmen, Auf welche Weise er hier für die Ver⸗ schwörung thätig war, ist bei Antoniewicz erwähnt worden. Am 28. Februar des folgenden Jahres wollte er, mit zwei Pistolen bewaffnet, sich nach Krakau begeben, um daselbst der Insurrection beizutreten. Auf dem Wege erfuhr er jedoch, daß die Gränze preußischerseits ge⸗ ht sei, und, auf der Nückkehr nach Breslau begriffen, wurde er in Tost verhaftet. .

Leo von Kaplinski ist 20 Jahre alt und ebenfalls aus dem Kö⸗ nigreich Polen gebürtig. Im Mai 1844 trat er nach Preußen über und ging Anfang 1845 nach Breslau, wo er als Student der Phi⸗ losophie immaͤtrikulirt wurde. Die Thätigkeit, welche er hier für die Verschwörung entfaltete, ist bereits erwähnt worden. ;

Kasimir Blociszewski ist 24 Jahre alt und ebenfalls in dem Kö⸗ nigreich Polen geboren. Aus Furcht, wegen Lektüre Levolutionairer Schriften verhaftet zu werden, trat er 1843 nach Preußen über. Nachdem er sich einige Zeit in Königsberg aufgehalten und einen pol=

nischen Leseverein hatte gründen helfen, wollte er,

Zustand der Emigration kennen zu lernen und r ü fuchen, sich nach Frankreich begeben. Diese Absicht scheiterte j schon in Berlin an dem Mangel der nöthigen Fonds. Was er b diefer Reise eigentlich beabsichtigte, geht daraug hervor,

seinen Freunden zu ihrer Korrespondenz eine Chiffreschrift sympathetische Dinte verabredete. Nachdem er sich einige

im Großherzogthum Posen anfgehalten, begab er sich unter dem Na= men Betowotl im November IS nach Breslau;, wo er mit Ka linski umging und mit Lissowski zusammentraf. Die Art und Weise

—— Theilnhme an den Plänen der Verschwörung ist bei Anto⸗

niewicz dargestellt. .

Bei seiner Vernehmung gestand der Angeklagte Antoniewicz ein, die revolutionairen polnischen Schriften gekannt zu haben; daß ihm Dembowsti etwas über eine geheime Verbindung mitgetheilt, stellte er in Abrede; nach Galizien 8. er mit dem Letzteren gegangen, 9 blos um dem galizischen Adel mitzutheilen, daß man einsthaft über einen Aufstand nachdenke. Daß Gorzkoweski und Lissoweli zu ihm gekommen und von einer Aufregung der katholischen Bevölkerung ge sprochen, sei richtig; er habe jedoch davon abgerathen. Den Hun⸗ dertgulden - Schein habe er zur Neise nach Ober⸗Schlesien erhalten, um daselbst Erkundigungen über die Stimmung der Bevölkerung ein⸗ zuziehen. Mt einer Korrespondenz habe er sich nicht befaßt. Blo⸗ eißßewski gestand ein, daß Lissowski mit ihm über National Angele⸗ genheiten gesprochen und mitgetheilt habe, es werde ein Aufstand ausbrechen; jedoch nicht wo. Die Aufforderung, mitzuwirken, habe er angenommen; in die Verschwörung sei er aufgenommen worden; die Chiffreschrift habe er nicht mit verabredet. Kap⸗ linski leugnete, Gorzkowski gekannt zu haben; mit Fredro habe er blos im Allgemeinen über Unruhen und Arretirungen gesfto ben; die in der Anklage angegebenen Gefpräche mit Fredro habe er nicht ge⸗ halten. Fredro giebt zu, von einem bevorstehenden Aufstand in Kra⸗ kau und Galizien Kenntniß gehabt zu haben; abr er habe diese Kenntniß nur durch das Gerücht und durch das Gesprãch des An- tonicwicz mit Gorzkowski erhalten; mit Kaplinskti habe er darüber nichts gesprochen: wenn er denselben in dem Prolokoll genannt habe, so sei dies eine Verwechselung. Antoniewicz giebt ferner an: Es sei richtig, daß er zu Fredro gereist und die, Reise gemeinschaftlich mit Blocißewski gemacht habe. Blociszeweki erllärt dasselbe und fügt hinzu, es sei richtig, daß er drel Tage lang in Kosol auf das Pafet gewartet, welches Instructionen für ihn habe enthalten sollen; warum das Paket nicht angekommen, darüber habe er, keine Aufklärung er⸗ halten. Daß er mit Fredro, fährt Antoniewiez fort, den Pfarrer Holetzko besucht habe, sei der Wahrheit gemäß; aber sie hätten nicht die gewünschten Mittheilungen von demselben erhalten.

Fredro' giebt bei seiner Vernehmung an, die in der Anklage ent- haltenen Angaben hinsichtlich seines Uebertritts nach Prenßen, so wie hinsichtlich des Zusammentreffens mit Eßmann, so wie der Reise des Gymnastasten Srzeder seien richtig, nur mit dem Uunterschiede, daß er selbst den Fremden nicht gesehen, sondern nur die Mittheilungen Anderer erfahren habe; auch habe er sich damals nicht zum Beitritt bereit er- klärt, obgleich er sich innerlich vorgenommen, Theil zu nehmen, wenn an der Sache etwas sei. Mittheilungen über einen Aufstand in Kra⸗ kau und Galizien habe er von Antoniewicz. nicht von Kaplinski er⸗ halten. Ersterer habe ihm auch gesagt, daß man eine Demonstration versuchen wolle, um die preußischen Truppen. zu beschäftigen; aber zur Theilnahme an derselben habe ihn Antoniewicz nicht aufgefordert. Dem Aufstande in Krakau habe er sich anschließen wollen; von. der Betheiligung Posens bei dem Aufstande habe er nie etwas gehört.

Kaplinski erklärt bei seiner Vernehmung; Näheres über den de⸗ mokratischen Verein habe er nicht erfahren; Kenntniß von einem Auf⸗ stande und von Unruhen habe er nie gehabt. Mit Fredro habe er nur im Allgemeinen über die Unruhen gesprochen, und das impfeh⸗ lungsschreiben für denselben an Holetzko habe mit dem Aufstande nichts zu thun gehabt.

Blociszewski erkennt die Richtigkeit der Anklage gegen ihn in allen Punkten an und bemerkt namentlich: Lissowski, welchen er in Breslau, aber nicht bei Kaplinski gesehen, habe ihn zur Theilnahme an einem Aufstande aufgefordert, der in der nächsten Zeit zur Ver⸗ treibung der Feinde aus Polen und zur Wiederherstellung des pol⸗ nischen Reiches ausbrechen sollte; er selbst habe seine Ueberzeugung dahin ausgesprochen, daß dieser Aufstand in allen Theilen Polens ausbrechen mässe, und seine Theilnahme zugesagt.

Hierauf begründet der Staats⸗Anwalt gegen die vier genannten Angellagten seinen Straf-Antrag. Schon in den Verhandlungen mit Guttry, äußert derselbe, sei vorgekommen, wie es im Plane der Ver⸗ schwornen gelegen habe, in Oberschlesien eine Emeute hervorzurufen. Es sei damals schon erwähnt worden, wie man diesen Plan durch Stubirende in Breslau habe ausführen lassen wollen. Gorzkowski und Lissowski seien nun nach Breslau gekommen und hätten Antoniewicz, Blociszewéki und Kaplinski in das Unternehmen gezogen,. Die bei⸗ den Eisteren hätten vollständig eingestanden, wie sie erfahren, daß es sich um ein allgemeines Unternehmen handle, und zwar um einen be⸗ waffneten Aufstand, durch welchen Polen in seinen alten Gränzen wiederhergestellt werden sollte; sie hätten gestanden, daß sie sich be⸗ reit erklärt, die ihnen gewordenen Aufträge zu übernehmen. Jetzt widerriefen sie, daß 66 Mittheilungen gemacht worden, und daß ste sich bereit erklärt in Bezug auf, ein Unternehmen, weiches die preußischen Landestheile umfasse; bei ihren übrigen Ge⸗ ständnissen blieben sie stehen. Kaplinski habe von Ansang an ge⸗ leugnet, aber alle seine Handlungen und die Gestäudnisse von Anto⸗ niewicz und Fredro zeigten hinlänglich, daß er dieselbe Kenntniß wie jene gehabt. Fredro habe widerrufen, daß Kaplinski ihn in die Sache eingeweiht und gebe an, es müßten Verwechselnngen vorgefallen sein. Das sei aber unglaublich und somit der Widerruf Fredro's unbe⸗ gründet. Fasse man Alles zusammen, so könne es wohl keinem Be⸗ kenken unterllegen, daß die Angeklagten des ihnen zur Last gelegten Verbrechens schuldig seien. Sie hätten gewußt, welches der Zweck der Verschwörung gewesen, daß es sich um die Losreißung einer preußischen Provinz gehandelt, und sie hätten in diesem Sinne ge⸗ wirkt. Er trage deshalb darauf an, sie wegen Hochverraths zu bestrafen.

Hierauf nehmen die Vertheidiger der Angeklagten, Herr Deycks für Antoniewicz, Herr Kremnitz für Fredro und Blociszewski, Herr Lüdecke für Kaplinsti das Wort. Herr Deycks suchte, indem er auf den allgemeinen Theil der Anklage einging, nachzuweisen, daß das Verbrechen des Hochberraths nicht vorliege. Dem von ihm gestellten Antrag, daß der Gerichtshof das Erkenntniß über die bisher vernbmmenen Ange klagten sofort publizire, widersetzt sich aber der Justiz⸗Kommissarius Gall, da die Vertheidigung der Ansicht sei, daß im Lauf der Verhandlungen sich noch günstige Inzidenzpunkte für die Angeklagten e ,. würden und der Präsident erklärt: es liege in der atur der e, daß 2 Publication des Urtheils erst am Schlusse der Verhandlungen de.

en könne. Was die spezielle Vertheidigun der vier g. en etrifft, so suchen sämmtliche Vertheidiger na 1weisen, da . geklagten nichts gethan, weshalb sie des ehre an. 7 . ö hen könnten. Es habe ihnen die Kenntniß von ging chwöru

sie hät llich nicht gewäßt, daß ein untern gemangelt; sie hätten namen he, Tn Kiongreich Po- gegen girl eabsichtigt werde. Für die