Altenberg, 22. Sept. Se. matt 39 = — haf Nachmittag um galt. ae lenden, S we h ihr blue, ,, und Waldemar von rer zur Besichtigung des nunmehr nisters von Bodelschwingh 4 k Domes in seiner ursprüng sihen P b t in allen Theilen in Au⸗ hier ein. Der König nahm . sch⸗ * den Nahestehen⸗ enschein und gab in den huldreichsten ußerungen n 6. . bie Freude zu erkennen, welche der Anblick dieses herrlichen enk⸗ mals beutscher Kunst, „in seiner dermaligen Vollendung“ Ihm ge⸗
währe. St. Majestät geruhten daher auch, Allerhöchstihre Zufrie⸗
denheit mit ben seit dem Jahre 1834 — wo sie das damals noch in Schttt und Trümmern liegende Gotteshaus zuletzt gesehen daran unternommenen, größtentheils sehr schwierigen Bau⸗Aus⸗ führungen dem mit der Leitung derselben beauftragt gewese⸗ nen Bau⸗Inspeftor Biercher aus Köln, in höchst freundlichen Ausbrücken zu erkennen zu geben. Hierauf wurde von einem aus etwa vierhundert Sängern (Mitgliedern der verschiedenen Sing⸗Vereine der nahe gelegenen Städte und Ortschaften) bestehen⸗ den Chore unter Instrumental-Begleitung ein für diese Feier von V. v. Zuccalmaglio gedichteter und von dem Kapellmeister Dorn zu Köln in Musik gesetzter Festgesang unter Leitung des Letzteren mit Krast und Präzision vorgetragen. Der König, von der außerordent— lichen Wirkung des Gesanges in den weiten und hochgewölbten Hal— len sichtbar ergriffen, zollte dem Dichter und dem Komponisten in freundlichster Ansprache Allerhöchstseinen Beifall. Nachdem Se. Majestät Sich noch mit mehreren der im Spalier aufgestellten bergi— schen Veteranen aus den Freiheitskriegen huldreichst unterhalten, tra—⸗ ten Sie gegen 3 Uhr die Rückreise nach Brühl an, begleitet von den Segenswünschen der trotz des Regenwetters zu Tausenden zusammen— geströmten Bevölkerung der Umgegend, die es sich nicht versagen mochte, dem Königlichen Bauherrn ihren Dank für die bauliche Wiederherstellung der seit länger als dreißig Jahren verwaisten Hauptkirche des bergischen Landes zu bezeigen.
Köln, 23. Sept. Festliches Geläute von allen Glockenthürmen und Geschützesdonner verkündeten heute Nachmittags gegen 4 Uhr die Ankunft des König mit hohem Gefolge in unserer Stadt, in deren Hauptstraßen sich viele Häuser mit Flaggen, Blumen c. geschmückt hatten. Se, Majestät begaben Sich sofort nach dem neuen städti⸗ schen Krankesihause, wo der Gemeinberath und viele hohe Behörden Ihrer harrtzn. Nachdem Se. Majestät in dem festlich ausgeschmück⸗ ten Saale einige Erfrischungen genommen hatten, nahmen Allerhöchst⸗ dieselben das stattliche Gebäude in Augenschein und sprachen zu wieder- holtenmalen Ihre Anerkennung der Großartigkeit und Zweckmäßigkeit des Ganzen aus. Bon dem Spitale verfügte Sich der Monarch nach dem Dome, wo der Erzbischof, das Metropolitan⸗Domkapitel und der Vorstand des Central-⸗Dombau-Vereins den Königlichen Protektor ehrfurchtsvoll begrüßten. Se. Masestät nahmen sodann, geführt von dem Dombaumeister, Regierungs⸗Rath Zwirner, die Fortschritte der Arbeiten in Augenschein und wurden durch das seit Ihrem letzten Besuche hierin Geleistete höchlich überrascht und erfreut. Heute Abend wird der König Sich nach Benrath begeben. (Siehe das Schreiben aus Benrath.)
Düsseldorf, 23. Sept. Nach dem ausgegebenen Program sindet morgen, Freitag den 24sten Morgens Nen 9 . über die Truppen der 14ten Division siatt. Der Paradeplatz ist zwischen Benrath und Hilden, etwa 10 Minuten von ersterem Drte entfernt, der rechte Flügel der Truppen wird sich an die Chaussee, der linke an die Windfacher Müh'e lehnen und die Front somit ge—⸗ gen Holthausen gerichtet sein. Bei günstiger Witterung dürften sich mit den Eisenbahnen eine große Menge Zuschauer zu diesem militai— rischen u gr einsinden. Nach beendigter Parade ist große Mi— litair⸗-Tifel, Abends Thee und Souper im Schloß zu Benrath. Sonnabend, den 25sten, wird Se. Majestät einem Feld⸗Manöver beiwohnen; aledann ist im Schloß zu Benrath großes Diner, am Abend Ball bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich von Preußen, auf dem Jägerhof hierselbst. Die Abreise Sr. Majestät findet bereits am Sonntag in der Frühe statt.
Benrath, 23. Sept. So eben kehre ich von dem Em— pfange, unseres hochgeliebten Herrschers zu Schloß Benrath zurück und eile, Ihnen eine kurze Beschreibung desselben zu geben. Se. Majestät! hatte am Vormittag noch dem Manöver bei Brühl beige⸗ wohnt, hach demselben fand ein hejeuner dinatoire statt, worauf Se. Majestät mit Höchstseinen Gästen Schloß Brühl verließen und über Köln nach Benrath Sich begaben. In Köln besichtigten Aller— höchstdieselhen söch den Dom und das neue Krankenhaus. Um nach 7 Uhr trafen mit einem Extrazuge der Eisenbahn von Deutz die ue n Höchsten Herrschaften zu Benrath ein, wo Al⸗ les zu i H r en Empfange bereit war. Der ganze Bahnhof war mit znirlanden und bunten Flaggen geschmückt, ein Transparent am, Eingange zeigte die Worte: „Benraths treue Bewohner ihrem geliebten Könige.“ Die Allee vom Bahnhof nach dem Schlosse bil⸗ dete eine Guirkande von Lampen, alle Häufer des Orts waren er— leuchtet und mit Fahnen geschmlickt. Zweinndzwanzig Wagen war— teten auf dem Bahnhofe zur Aufnahme der Höchsten Herrschaften. Als Se. Majestũt den Waggon verließ und von den im Bahnhof har⸗ renden Behörzen brgrüßt wurde, brachte der hiesige Gewerbegerichts⸗
räsident von Stockum ein Hoch auf den geliebien Monarchen aus, in dag die zahlles umher versammelte Menge donnernd einstimmte. Se. Majestät fuhr sodann mit dem Kronprinzen von Bayern K. H. nach dem Schlo Lurch die glänzend erleuchteten Alleen, fortwährend 6 von dem Jubelruf des Volles. Das große Bassin, welches sich vor der schöwen Fronte des Schlosses ausdehnt, war rings im dichten Kreise nit Pechfackeln erleuchtet. Als der Wagen Sr. Ma— jestãt dasselbe err ischte wurden auf ein gegebenes Zeichen Hunderte von Leuchtkugeln hd Raketen um den Rand des Bassins entzündet und stiegen in die Ruft, ein strahlendes Feuermeer bilbend, das sich Hag n mächtigen Wasserspiegel wiederholte. Der Anblick war
r s. .
Nach der Ankunft Sr. Majestät im Schlosse zu Benrath fan eine kurze rn, . Behörden statt, 6. sih . selben für kurze Ze in ihre Appartements zurückzogen und darauf wieder in dem Saall nach dem Garten hin zum Thee und Souper erschienen. Während bessen . eine große Menschenmasse um das Schloß, durch die illtitz: hirten Straßen des Orts und die Gänge des Schlo gartens. Das shönste Wetter, nachdem die Tage vorher uns n, er, Regen Köbfacht hatten, begünstigte das Fest. Dem Schlo e gegenüber prakgte eine schöne Gruppe von buntem Feuer die Königskrone, darunter der Namenszug des Königs und ein mach⸗ tiger e. 3. . tuchtvollen Anblick gewährte.
n dem Salon am scharten waren um den Monarchen sämmt— liche Dig Herrschasten Helm Ther versammelt; als: Ihre ie . Hoheiten der Prinz von Hr die Prinzen Wilhelin, Karl, Aba bert, Waldemar, nz ch, der Kronprinz und Prinz Karl von Bayern, Se. Hoheit der Cihg oßherzog von Hessen zt.
bie Minister von Bodelschn lud Graf von die Generale von Pfuel und Graf Holstein⸗ Glücksburg, .
Außerdem Stolberg, von Thile, raf von der Gröben, die Prinzen von von Württemberg, von senburg, der Ober-
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Präsident Eichmann, der Präsident unserer Regierung, Freiherr von Spiegel, u. v. A. Das Publikum, unbehindert, drängte um die Fenster des Salons, um den geliebten Herrscher zu sehen. Während des Thees führten die Lehrer des umliegenden bergischen Landes, die sich schon früher zu diesem schönen Zweck vereint, mehrere Gesang⸗ stücke in dem daran stoßenden Salon aus. . Als Se. Majestät sich nach dem Salon begab, hatten zwei Frauen aus Düsseldorf das Glück, dem Monarchen ihre Bittschriften persönlich überre chen zu können. Die eine derselben ist die Wittwe 4 Dr. e rr Mutter von acht Kindern. Der Mo— ch nahm die Bittschriften auf das huldrei r ĩ der Bittstellerin mehrere . ,, , 51 das Publikum zurück, indem ein g nit dem um 107 Uhr nach Diiss f ta⸗ 2 zurückkehrte. , Se. Hoheit der Herzog von Nassau wird heute Abend noch in Düsseldorf erwartet und im Breidenbacher Hof absteigen. ern morgenden Parade wird derselbe, als Chef des hier garnisonirenden 5ten Ulanen⸗Regiments, dasselbe Sr. Majestät dem Könige vor führen.
Deutsche gundesstaaten.
Königreich Bayern. (N. K.) Ihre Majestät die Köni— gin von Preußen ist am 21. September, von Ischl kommend, in München angekommen, aber sofort nach Possenhofen weiter gereist. An demselben Tage traf auch der Prinz Adalbert, Königl. Hoheit, von Aschaffenburg dort ein. Die Abreise des Königs und der Kö— 1 von Aschaffenburg ist jetzt auf den 12. Oftober festgesetzt
orden.
Am. 21. September wurden in München die Wahlen der Kan— didaten für die beiden Präsidenten-Stellen der Abgeordneten Kammer vorgenommen. Es waren 121 Votanten gegenwärtig. Bereits im ersten Skrutinium wurde gewählt: Freiherr von Rotenhan mit 119 Stimmen, Graf Hegnenberg⸗Dur mit 98, Freiherr von Lerchenfeld mit 91, Appellations Rath Heinz mit 89, Freiherr von Closen mit 72, Advokat Willich mit 61 Stimmen. Diese Wahl ist sowohl durch den Umstand, daß alle sechs gewählten Kandidaten ein und derselben politischen Richtung angehören, als auch durch die fast einstimmige Wahl des ersten Kandidaten Freiherrn von Rotenhan, — dem außer seiner eigenen nur eine einzige Stimme fehlte — eine der denkwür— digsten seit dem Bestehen der Verfassung. Die Kand idaten-Liste wurde am folgenden Tage an Se. Majestät den König nach Aschaffen⸗ burg gesendet. Bis zum 21. September waren solgende Reichsräthe zu dem bevorstehenden Landtage erschienen:
Se. Königl. Hoheit Prinz Luitpold, Se. Königl. Hoheit Prinz Adal— bert, Fürst Ludwig von Oettingen-Wallerstein, Erzbischof Graf von Reisach, Fürst zu Leiningen, Graf von Schönborn, Graf von Waldbott⸗Bassenheim, Präsident von Roth, Bischof von Richarz, Graf von Sandizell, Graf von Törring-Jettenbach, Graf von Arco-Valley, Frhr. von Lotzbeck, Frhr. von Stauffenberg, Graf von Preysing-Lichtenegg-⸗Moos, von Niethammer, Graf von Montgelas, Frhr. von Gumppenberg-Pöttmes, Frhr. von Frankenstein, Graf Karl von Arco, Graf von Neigersberg, von Maurer, Graf Ludwig von Arco, Frhr. von Freyberg, Graf August von Seinsheim, Frhr. von Schrenk, Frhr. Anton von Guͤmppenberg, Frhr. von Zu-Rhein, Frhr. von Aretin, Graf Karl von Seinsheim, im Ganzen 30, also genau die zur Konstiiuirung der Kammer erforderliche Hälfte der Gesammtzaͤhl.
ö Wie es heißt, wind der schon für den nächsten Monat erwartete Armee -Besehl eist gegen Ende des Novembers' oder Anfang Dezem⸗ bers erscheinen. .
Am 21. September veisammelten sich in München die geistli ö j e hen die geistlichen Mitglieder des protestantischen Delangts München zu einer gr en Synode, welche, wie herkömmlich, von einem der Geistlichen in der protestantischen Pfarrkirche durch eine Rede eröffnet wurde.
Königreich Sachsen. Ihre Kaiserl. Hoheiten die Erzher— zoge Franz, Ferdinand und Karl haben am 23. September früh die Rückreise von Pillnitz nach Wien angetreten.
Großherzogthum Hessen und bei Rhein. GHess. 3tg.) Am 22. September fand die zweite öffentliche Sitzung der Haupt⸗Vereine der Gustav-Adolph-Stiftung in der Stadtkirche von Morgens 8 bis Nachmittags gegen 4 Uhr statt. Ein vom Ober— Konsistorial⸗Rath Professor Dr. Nitzsch aus Berlin gesprochenes Ge— bet eröffnete dieselbe. Hierauf schlug der Präsident, in Folge gestell⸗ ter Anträge, vor, eine Kommission zu ernennen, bestehend aus 3 Per⸗ sonen von jeder der beiden Hauptrichtungen, welche sofort einen Vor= schlag zur Verständigung in der streitigen Tagesfrage entwerfen solle. Es wurde hierzu für die eine Seite Ober - Hofprediger von Grüneisen aus Stuttgart, Ober- Appellations⸗-Rath Elveis aus Kassel und Superintendent König aus Münster, für die andere Graf von Schwerin aus Pemmern, Professor Dittenberger aus Heidelberg und Geheimer Revis. Rath Jonas aus Berlin er— nannt. Während diese Herren zur Entwerfung einer solchen Ver— ständigungs- Formel abgetreten waren, beschäftigte sich die Versanim⸗ lung mit Berathung der vorliegenden Anträge des Central⸗Vorstan⸗ des über Verwendung der Jahres-Einnahmen. Nach einem Be— schlusse der berliner Haupt-Verfammlung soll irgend eine That jede Haupt⸗Versammlung bezeichnen. Es ward debattirt darüber, ob die Kosten hierzu aus dem Drittheile der Einnahmen, worüber der Cen— tral⸗Vorstand allein zu verfügen hat, bestritten werden sollten, oder auch aus den übrigen zwei Drittheilen. Man entschied sich für er— steres, indem nachgewiesen wurde, daß man dies nur in Berlin im Auge gehabt haben lönne. Demzufolge soll die Gemeinde zu Liebau in Schlesien eine solche Unterstützung (60060 Rthlr.) erhalten, wobei bestimmt wurde, daß von der nächsten Jahres- Einnahme mit dazu verwendet wer⸗ den solle, wenn die gegenwartigen Mittel der Central Jasse für obige Summe nicht ausreichen sollten. — Es wurde auch über die vorlie⸗ genden Gesuche einiger Zwelg-Vercine, um Anerkennung als Haupt— Vereine, verhandelt und dahin entschieden, daß dem Gesuche von Homburg uh er diejenigen von Stade im Hannoverschen und Gera im Reußischen aber abgelehnt werden sollten, weil es bedenk⸗ lich scheine, immer aufs nenz ein System, das man aufgestellt, zu durchbrechen, was nur schlimme Konsequenzen haben könne ꝛc. — Mittlerweile war die oben erwähnte Kommisston mit ihrem Vorschlage eingetreten. Nachdem zuvor noch die Dank⸗Adresse an Se. Königl.
Hoheit den Großherzog von Superintendenten Dr. Großmann vor⸗
gelesen und genehmigt worden, trug Geh. , . Jonas im luftrage der Kommissson die von derselben verfuchte Eintrachts formel vor. Sie lautet: n z „Die sechste Haupt⸗Versammlung des Evangelischen Vereins der
Gustav⸗ Adolf ⸗ Stiftung ist bei Erwägung der zur Tagesordnung ge⸗
brachten, den Beschluß vom 7 September 1846 betreffenden Anirãge zu der Ueberzeugung gelangt: 1) daß die nach §. 25 der allgemeinen
Statuten vorzunehmende Legitimation bei dem Abgeordneten des Cen⸗
tral⸗ Vorstandes auf die Prüfung der Vollmacht sich zu beschränken habe; 2) daß dagegen der e gg nnen unzweifelhaft zustehe,
in vorkommenden Fällen über die Unzulässigkeit eines Deputirten we⸗
ken fehlender Bedingung der Mitgliedschaft (6. 14 der Statuten zu
eschließen; 3) daß jedoch diese . falls sie über einen
Däaputir ten staitfinden soll, welcher fein Cuahsfieation als Veresns⸗
Migliet nach s. 1 der Siatz: ten behanptet, nach vorgängiger Hötun einẽz befreffenden haupt Vereins auf nächster Haupt⸗ .
.
erfolgen muß. Hiernach hat sich alsdann der betreffende Haupt⸗ Verein zu richten. — Die Haupt-Versammlung beschließt demmach: daß der Central-Vorstand und die Haupt⸗Vereine in vorliegenden und kaum zu erwartenden künftigen Fällen hiernach zu — haben. — Darmstadt, den 22. September 1817. Grüneisen. Elvers. Dittenberger. Graf Schwerin. Jon as. König.“
Man war anfangs der Meinung, diese Vereinigungs⸗-Formel mit Acclamation anzunehmen; doch erhoben sich Stimmen, iwelche bemerk— ten, bei so wichtiger Sache nicht mit Ucbereilung zu verfahren, son— dern sie gründlich und allseitig zu beleuchten. So entspann sich denn eine ausführliche höchst interessante Disküssion, an welcher, außer den obengenannten Kommissions⸗-Mitgliedern (Graf von Schwerin nament— lich hielt einen längeren Vortrag), die Herren Prediger Jonas, Re— gierungs⸗Nath Landfermann, Pfarrer Wiesmann ꝛc. Theil nahmen. Auch Probst Nielsen sprach mit hinreißender Begeisterung im edelsten Sinne echt christlicher Liebe und Duldung für Eintracht und Versöhnung. Der Erfolg dieser sehr anziehenden Diekussion war der erwünschteste. Das schöne Werk der Einigung gelang. Der obige Vorschlag ward mit eminen— ter Mehrheit (es waren 62 unbedingt, 4 bedingt dafür) angenommen. Nur 8 Stimmen sprachen sich dagegen aus, Niemand aber für eine Trennung des schönen Bundes evangelischer Liebe. Es wurden für abgegangene Central -Vorstands⸗Mitglieder drei neue gewählt, und zwar die Herren Pfarrer Howard, Graf von Schwerin und Bürger— meister Smidt.
Ein weiterer Gegenstand der Diskussion war die Wahl des nächsten Versammlungsortes, die nach Herrn Senior Krause's Vor— schlag auf Breslau fiel; ferner, ob man nächstes Jahr oder erst in zwei Jahren eine Haupt-Versammlung halten solle? Die Abgeord— neten waren mit 37 Stimmen gegen 37 getheilter Meinung. Bei dieser Stimmengleichheit entschied der Präsident, daß die nächste Ver— sammlung in Breslau auch nächstes Jahr (also 1848) sein möge. In herzlichen Schlußworten drückte der Präsident, dem man seine unermüdliche treffliche Geschäftsleitung verdankte, seine Freude aus iber das glückliche Ende dieser wichtigen Versammlung, auf welche die ganze evangelische Christenheit mit gespannter Erwartung blickt. Mit Wärme und Begeisterung stimmte die Versammlung in das Amen seines Gebetes, das den Verein dem ferneren Schutze des All⸗ mächtigen empfahl — so wie in den erhebenden Choral „Nun danket Alle Gott!“
Um 3 Uhr Nachmittags hatte eine Deputation des Vereins, be— stehend aus den Herren Dr. Großmann, Zimmermann, Dittenberger, von Grüneisen und Anderen, die hohe Ehre, von Sr. Königl. Ho⸗ heit dem Großherzoge zur Ueberreichung der in der heutigen Ver⸗— sammlung genehmigten Dank-Adresse huldvollst empfangen zu werden. Ter Abend vereinte noch viele Mitglieder in dem herrlichen Konzerte (Händel's Messias und Beethoven's simphonia eroica), welches die Großherzogliche Hof-Kapelle und der Dilettanten-Verein im Saale der Vereinigten Gesellschaft zu Ehren der Versammlung gaben.
Am QZ3sten werden sich Viele zum Feste der Einweihung der ganz aus Mitteln des Vereins gebauten neuen evangelischen Kirche u Seligenstadt einfinden.
Großherzogthum Mecklenburg⸗Strelitz. (8. 3.) Vor kurzem ist hier ein Einforderungs- Edikt zur Aufbringung der zur Unterhaltung des Bundes-Kontingents vereinbarten Summe, so wie zu der Landes-Beihülfe zu den Chaussee⸗- und Wasserbauten, publizirt worden, welches sehr ausführliche Bestimmungen über den Contributions-Modus enthält. Einige der wichtigsten sind folgende: Ein Gutsbesitzer zahlt von der Hufe 12 Rthlr.; ein Gutspächter von je 109 Rthlr. der Pachtsummie 490 Schilling, die Grund-Eigen— thümer in den Landstädten von ihren Häusern je nach der Fensterzahl 12 Schilling bis 3 Rthlr., Kaufleute 4 — 20 Rthlr., Juden 1 — 29 Rthlr., alle Besoldeten unter den Eximirten 2 pCt. ihres Gehalts, Advokaten 8 Rthlr. („mit ganz schlechter Praxis“ 2 Rthlr.), Aerzte 10 Rthlr. („mit ganz schlechter Praris“ 4 Rthlr.). Außerdem wird auch noch vom Vieh eine Steuer erhoben, — 4 Schilling pro Stück, für Kutsch⸗ und Reitpferde aber 21 Schilling. .
Oesterreichische Monarchie.
Teschen, 15. Sept. (Oder-Ztg.) Gestern waren die Be— wohner der Stadt Teschen Zeugen einer höchst denkwürdigen Fest— lichkeit. Es beging nämlich das 8. Linien- Infanterie- Regiment Erzherzog Ludwig“ die Feier seines 260 jährigen ununterbrochenen Bestehens, Wie es die Jahrbücher des Regiments darthun, ist es das viert-älteste in der K. Armee und wurde vom Kaiser Ferdinand dem Dritten in das Leben gerufen und im Jahre 1647, wie es eine aus der Residenzstadt Prag ausgestellte Urkunde nachweist, dem Hof⸗ Kriegsrath, Kämmerer und Obersten, Reichardt Grafen und Herrn von Starhenberg auf Wilottberg und Riedegg verliehen, so, daß es noch zu Ende des 30jährigen Krieges, dann in den Jahren 1658 in Nord-Deutschland gegen die Dänen und 1659 in Schwedisch-Pom— mern unter Montecuculi kämpfte.
Rußland und Polen.
St. Petersburg, 19. Sept. Se. Majestät der Kaiser hat folgendes Neskript an, den Oberdirigirenden des Post-Departements erlassen: Graf Wladimir Fedorowitsch! Als im verwichenen Juni— Monat der Kriegs-Minister zur Wiederherstellung seiner Gesundheit ins Ausland beurlaubt wurde, betraute Ich Sie während dessen Ab⸗ wesenheit aus besonderem Zutrauen zu Ihnen mit der Verwaltung des Kriegs Ministeriunis. Wie Ich stets Ihrem nützlichen und lobens“ werthen Dienste volle Anerkennung zolle, habe Ich auch jetzt mit wah— rer Befriedigung den musterhaften Eifer, die rastlose Thätigkeit und die kluge Umsicht wahrgenommen, mit denen Sie bei ben' anderen laufen= den Geschäften des ihnen auvertrauten Verwaltungszweiges auch die
sen wichtigen Auftrag erfüllt haben. Es ist Mir angenehm, Ihnen
dafür Meine aufrichtige und volle Erkenntlichfeit zu bezeigen. Ich bleibe Ihnen für immer wohlgewogen.
Peterhof, den 7. August 1847. Nikolaus.
Auf die Vorstellung des Militair-Gouverneurs von Archangelsk, daß den Küstenbcwohnern dieses Gouvernements eine ihren Fischerei⸗ betrieb befördernde Erleichterung gewährt werden möge, und auf den deshalb im Minister⸗Comité gemachten Antrag des Herrn Finanz⸗ Ministers, hat der Kaiser am 8. Juli d. J. befohlen, daß es den von der norwegischen Hränze bis zur Ausmündung des Flusses Popoi ansässigen Küstenbewohnern versuchsweise auf 10 Jahre gestattet sein soll, nach allen an der murmanschen Küste des Gouvernements Ar— changelsk befindlichen Fischereiplätzen, ausländisches Salz ohne Zoll ein- zuführen, mit der Bedingung jedoch, daß diese Salzeinfuhr auf den wirklichen Bedarf der Fischer jenes Landstrichs beschränkt werde, wor⸗ über die Bestimmung, dem Militair-Gouvernenr von Archangelsk überlassen wird. Bei der Einfuhr von fremdem Salz in anderen Orten des genannten Gouvernements ist der Zoll nach den dafür be⸗ stehenden Verordnungen zu erheben. (19. Angust.)
3 Frankreich. Paris, 22. Sept. Vorgestern haben sich der König und die
Königln, die Herzogin von Orleans, der Graf von 1 der Herzog von Chartres, der Prinz von Joinville und der
unge Herzog von
Württemberg von St. Cloud nach Compiegne begeben, woselbst Ma⸗ dame Adelaide, so wie der Herzog und die Herzogin von Monspensier, schon vorher eingetroffen waren. Die Königliche Familie langte um Uhr Abends dort an und wurde im Palast von dem Präfekten und Unter Präfekten, dem kommandirenden General des Departements und den anderen Civil⸗ und Militair- Behörden empfangen. Tie Na⸗ tional⸗Garde stand im Schloßhofe unter den Waffen ünd wurde vom Könige inspizirt. Längs der Straße hatten sich große Volksmassen e ,. welche den König und die Königin mit lautem Zuruf be—⸗ grüßten. z
Der Moniteur enthält heute die (bereits gestern gemeldete) Ernennung des Herrn Guizot zum Conseil-Präsidenten an die Stelle des Marschall Soult, welcher seine Entlassung genommen. Das Schrei⸗ ben des Marschalls an den König wird vom Moniteur gleichfalls mitgetheilt. „Der König“, sagt das offizielle Blatt, „welcher den großen Diensten, die der Herzog von Balmatie ihm geleistet, und der treuen Anhänglichkeit, von welcher derselbe ihm so viele Beweise gegeben hat, stets eine hohe Anerkennung zollen wird, hat zur mit tiefem Bedauern das Gesuch desselben um Entbindung von den Functio⸗ nen als Conseil⸗Präsident angenommen, welches der Marschall so eben in einem Schreiben voller Würde und Patriotismus an ihn gerichtet
hat. Dasselbe lautet: ; ae, „Soult⸗Berg (Tarn), 15. Sept.
Sire! Ich war im Dienste meines Vaterlandes vor 63 Jahren, als die alte Monarchie noch stand, vor dem ersten Schimmer unserer nationalen Revolution. Soldat der Republik und Lieutenant des Kaisers Napoleon, habe ich ohne Unterbrechung an jenem ungeheuren Kampfe für die Unabhängigkeit, die Freiheit und den Ruem Frank— reichs Theil genommen, und ich war einer von denjenigen, welche ihn bis auf den letzten Tag ausgehalten haben. Ew. Masestät geruhten, der Ansicht zu sein, daß meine Dienste dem neuen und nicht weniger patriotischen Kampfe, welchen Gott und Frankreich zur Befestigung unserer constitutionellen Ordnung auszuhalten erheischen, nützlich sein könnten; ich danke Ew. Majestät dafür. Es ist die Ehre meines Lebens, daß mein Name auf diese Weise eine Stelle einnimmt unter allen kriegerischen und friedlichen Anstrengun— gen, welche den Triumph unscrer großen Sache gesichert haben. Das Vertrauen Ew. Majestät erhielt mich während meiner letzten Dienste, die ich zu leisten mich anstrengte. Meine Hingebung für Ew. Majestät und für Frankreich ist so stark wie immer, aber ich fühle, daß meine Kräfte derselben nicht gleichkommen. Möge deshalb Ew. Majestät mir erlauben, jetzt, da ich an dem Ende meiner mühe⸗ vollen Laufbahn stehe, was mir an Kräften noch übrig bleibt, der Ruhe zu widmen. Ich habe Ihnen, Sire! die Thätigkeit meiner letzten Jahre geweiht; geben Sie mir die Ruhe für meine alten Dienste und erlauben Sie mir, an den Stufen des Thrones Ew. Majestät meine Entlassung von der Präsidentschaft des Conseils, mit welcher Sie mich betraut haben, niederzulegen. Ich werde die Ruhe im Schooße jener allgemeinen Sicherheit genießen, welche die starke Weis—⸗ heit Ew. Majestät Frankreich und allen denen bereitet hat, die ihm gedient haben und die es lieben; meine Dankbarkeit für die Wohl— thaten Ew. Majestät, meine Gebete für Ihre Wohlfahrt und für diejenigen Ihrer erhabenen Familie werden mir in jene Ruhe bis zum letzten Tage folgen; sie werden nicht aufhören, der unerschütterlichen Hingebung und der tiefen Hochachtung gleichzukommen, mit welcher ich die Ehre habe, Sire, zu sein Ew. Majestät unterthänigster und gehorsamster Diener. Der Marschall Herzog von Dalniatie.“
Um die Schwierigkeiten zu beseitigen, welche seither der Her— stellung des Friedens am Plata-Strome entgegentreten, soll unser Kabinet nach dem Courrier frangais einen Mittelweg einzuschla⸗ gen beschlossen haben. Die letzten Unterhandlungen scheiterten be⸗ kanntlich an der Forderung des Rosas, daß ihm der Uruguay und die anderen Nebenflüsse des Plata-Stromes zugesprochen werden sollten. Graf Walewski verweigerte dies, weil er urtheilte, daß eine solche Bewilligung Rosas zum Herrn des ganzen Landes mache. Herr Guizot soll nun, da er sich auf dem Punkte sieht, von England in der Platasache ganz verlassen zu werden, darauf verfallen sein, die Ströme an Rosas zu überlassen, allen anderen Nationen aber das Recht der Schifffahrt auf denselben vorzubehalten. Dies Recht soll unter gewissen Bedingungen und Vorschriften, worüber sich die abschließenden Parteien gegenseitig zu verständigen haben, ausgeübt werden. Der Courrier frangais meint, ein solches Uebereinkom— men könne für jetzt den Feindseligkeiten ein Ende machen, werde aber künftig noch zahlreichere Schwierigkeiten herbeiführen.
Aus Bordeaux wird gemeldet, daß der General Narvaez am 18ten d. jene Stadt auf seinem Wege nach Paris passirt habe.
Marschall Sebastiani und die Familie der unglücklichen Herzogin von Praslin sind im Schloß Vaudreuil angekommen, wo ein Todten⸗ Amt zum Gedächtniß an die gestorbene Herzogin abgehalten wurde.
Gestern erhielt die Regierung etwas spät die Kunde, daß am 17ten Nachts in den Lebensmittelmagazinen der Marine zu Rochefort Feuer ausgebrochen, jedoch ohne Verlust von Menschenleben gelöscht worden war, bevor der Brand sehr erheblichen Schaden angerichtet hatte. Obgleich man allen Grund hat, das Entstehen der Feuers⸗ brunst einer Unvorsichtigkeit beizumessen, so hatte der Seepräfekt doch eine Untersuchung angeordnet.
Die Rente hat heute, da die englischen Konsols vom 20. Sep— tember höher kamen, stark angezogen. Die Falliments mehrerer Häu— ser in London, de man gestern für gewiß hielt, haben sich nicht be— stätigt, und man sagte, daß den Bedrohten geholfen worden sei. Alle unsere Effekten behaupteten sich heute gut. Um 2 Uhr trat ein au— genblickliches Weichen ein, die Course blieben jedoch am Schluß fest.
X Paris, 22. Sept. Der Moniteur bringt heute die Ab⸗ dankung des Marschalls Soult von dem Posten eines Kabinets- Prä—⸗ sidenten und die Erneunung des Herrn Guizot zu dieser Stelle. Auch theilt das offizielle Blatt das Schreiben des Marschalls an den Kö— nig mit, in welchem er im Hinblick auf seine 63jährigen Dienste um Versetzung in den Ruhestand bittet. Es dürfte in diesem Augenblick ein kurzer Rückblick auf die dienstliche Laufbahn des Marschalls Soult nicht ohne Interesse sein. Jean de Dieu Soult ist der älteste der jetzt noch lebenden Marschälle von Frankreich; einer der wenigen französischen Generale, die bereits vor Ausbruch der ersten Revolution unter die Fahnen getreten und seitdem alle Kriege der Republik und des Kaiserreichs, so wie alle politischen Wechsel und Stürme ihres Vaterlandes, mit durchgemacht haben. Er ist auch einer hersenigen „die, wie man sonst zu sagen pflegt, von der Pike auf dienend lediglich ihrem eigenen, allerdings, auch von Glücks— gunst unterstiitzten BVerdienste ihre Erhebung von der niedrigsten Stufe bis zu Ler höchsten, die ein Mann unter den Stufen des Thronks zu erreichen vermag, zu verdanken haben. Sein Eintritt in die Ar— mee als gemeiner Soldat erfolgte im Jahre 17835, so daß er also in der That nahe an 6s effektive Bienstjahre zählt. Schon in den neun⸗ ziger Jahren sehen wir ihn als Brigabe-Gencral n ben französischen Heeren, pelche daungls in Deutschland eingedrungen waren.“ Unter Masseng focht er 1799 in der Schlacht bei Si ih und dem bekann⸗ ten Uebergang über die Leith gegen die vereinigten Oesterreicher und Russen, ein Jahr später, 1800, gab ihm die Belagerung von Genua bei welcher er schwer verwundet wurde, Gelegenheit zu neuer Auszeichnung. 1805 finden wir ihn an den Küsten der
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s Ober⸗-Kommandanten des Lagers von Boulogne und * 22 Armeerc orps, nachdem er schon 1801 zum Marschall des Reiches, zum General-Obersten der Kaiserlichen Garde und darauf auch zum Chef der vierten Kohorte der Ehrenlegion ernannt worden Nach der für Oesterreich so verhängnißvollen Schlacht von cken wir Sonlt als Gouverneur von Wien, nachdem er des Feldzuges an a Gefechte m ĩ ͤ en Antheil genommen hatte. In dem Feldzuge Na⸗ w . en Soult Theil an den Gefechten und Schlachten bei Hof, Eylau, Gutstadt, Königsberg, Heilsberg, war dann Bevollmächtigter des Kaisers für den Vollzug des tilsiter Frie⸗ dens und in jener Zeit des Unglücks für Preußen, das sich nachher zu um so glänzenderem Ruhm und Glück wiedererheben sellte, auch Gouverneur von Berlin. Aber der Ausbruch des allgemeinen Aufstandes der ganzen spanischen Nation gegen das französische Joch und den dem Lande aufgedrungenen König Joseph veranlaßte den Kaiser, die Talente und die Energie Soult's in der Iberischen Halbinsel zu benutzen, und von 1808 bis 1813 stand er dort, zuletzt als Ober-Befehlshaber aller französischen Armeen in ganz Spanien und Portugal. Burgos (1808), Coruñia, Porto, der Uebergang über den Tajo, Ocaña (1809) und Olivenza (1811) waren die vorzüglichsten Zeugen seiner neuen Waffenthaten. Aber der Glücksstern Napoleon's hatte in Spanien zu erbleichen angefangen, und selbst das Talent seiner ausgezeichnet⸗ sten Marschälle war nicht im Stande, den Fortschritten des von einer englischen Hülfs «Armee unterstützten spanischen Aufstandes Einhalt zu thun, und die französsischen Heere, schon geschwächt durch die Krankheiten und das Schwert ihrer Gegner, mußten vollends auf die Defensive sich beschränken, als das kolossale Unternehmen des Feldzugs gegen Rußland die Zurückziehung eines Theils der bisher in Spanien gestandenen Streitkräfte nöthig machte, die sofort nach dem Norden geschickt wurden, um dort mit der gro⸗ ßen Armee — ihr Grab in den Schnee- und Eisfeldern Rußlands zu finden. Aber der Abgang des erprobten Marschalls aus Spanien hatte die Dinge dort um so mehr für die Franzosen verschlimmert; Napoleon fühlte, daß nur der Tüchtigste unter allen seinen Mar— schällen dahin geschickt werden dürfe, um noch zu retten, was noch zu retten wäre und die Gegner wieder so lange im Schach zu halten, bis er, der Kaiser selbst, im Norden, wie er hoffte, wieder freie Hand bekäme, um dann mit ganzer Kraft aufs neue sich auf Spanien wer— fen zu können. Soult ward die Auszeichnung zu Theil, diese wichtige Mission zu erhalten, und bald sehen wir ihn schon wieder auf spanischem Boden, i813, an der Entsetzung der Festung Panielonag in Navarra mitwirken. Aber die englisch spanisch-portugiesischen Heere hatten schon zu sehr die Oberhand, die Franzosen sahen sich bereits auf, die äußersten Gränzprovinzen zurückgedrängt, nachdem das innere Land der von den Cortes von Cadix eingesetzten provisorischen National⸗ Regierung wieder gehorchte. Soult bot alle Hülfsquellen seines stra⸗ tegischen Talents auf und behauptete sich in den spanischen Nord= Provinzen in der That noch bis ins Jahr 1814, mußte aber endlich doch der Uiebermacht weichen und vor Wellington über die Gränze auf französischen Boden sich zurückziehen. Was er in diesem Feld zuge geleistet, hat selbst sein Gegner, der Herzog von Wellingten, gewiß der kompetenteste Richter, mehr als einmal anerkannt. Soult war es, der, wie er selbst mit gerechtem Stolz gern daran zu erinnern pflegt, noch am 10. April 1811, also nachdem Naxoleon's Sturz mit der Uiebergabe von Paris berelts entschieden war, bei Toulonse in rühmlichem, wenn auch erfolglosem Kampfe den letzten Kanonenschuß that unter allen französischen Heerführern. Unter der ersten Nestauration ernannte ihn Ludwig XVIII. am 2. Dezember 1814 zum Kriegs- Minister, Er bekleidete diesen Posten bis zum 42. März 1815, wo bekanntlich die Rückkehr Napoleons von ber Insel Elbꝗ erfolgte. Es war dies das erstemal, daß er ein Minister- Portefeuille inne hatte. Napoleon, dem er sich in den hundert Tagen wieder anschloß, ernannte ihn zun Major- General der Armee, welche damals in Belgien eindrang, und Soult nahm vorzüglich an den blutigen Kämpfen von Saint⸗Clames am 16. Juni und von Waterloo am 181en den lebhaftesten Antheil. Der abelmalige Sturz Rapoleon's führte auch ihn in die Verban. nung; er zog sich damals nach Düsseldorf zurück, von wo er erst später wieder nach Frankreich ohne jedoch ir⸗
war. . Austerlitz erblis schon bei Beginn
zurückkehren durfte, gend einen Antheil' an den öffentlichen Angelegenheiten des Landes zu nehmen, bis der abermalige Sturz der Bourbonen der älteren Linie in Folge der Juli-Revolution von 1830 ihn qufs nene auf den politischen Schauplatz rief. Ihm wurde 1839 die Neorgani. sation der Armee übertragen, die er in der That in einer unglaublich kurzen Zeit zu Stande brachte, dadurch aufs neue sein besonderes Talent als Srganisator beweisend, das schon Napolenn ehrend duer= kannt hatte. Die französische, jetzt so treff lich organisirte Armee dankt dem Marschall Sonlt viele wichtige Verbesserungen und werthvolle Gesetze, wie das vom 11. April 1831 über die Militair Pensionen, die Gesetze vom 21. März und 14. April 1832 über die Rekrutirung der Armee und das Avancement, endlich das Gesetz vom 19. Mai 1834 über den Etat der Offiziere. Am 17. November 1830 wurde er, nachdem der Marschall Gerard zurückgetreten war, zum weiten male Kriegs-Minister und blieb es bis zum 17. Juli 1834, während er zugleich vom 11. Oktober 1832 an, in dem Ministerium, welches nach diesem, Datum benannt wird, die Conseils Präsidentschaft, und zwar diese zum erstenmale, führte. Von 1831 bis 1839 nahm er nur in seiner Eigenschaft als Pair von Frankreich an den politischen Angelegenheiten Antheil, Nur 1837 wohnte er als außerordentlicher Botschafter Frankreichs der Krönung der Königin Vickoria zu London bei. Aber am 12. Mai d. J., in Folge der bekannten blutigen Emeute, berief ihn das Ver⸗ trauen des Königs wieder als ConsrilsPräsidenten, und zum ersten— male führte er in jenem Kabinet das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten. Das Kabinet vom 12 Mai siel nach kurzer Eri⸗ sten; von etwa drei Vierteljahren in Folge des mit einer Ninorität von allerdings nur 2 Stimmen verworfengn Gesetzvorschlags wegen einer Dotation für den Herzog von Nemours. Aber der Marschall Soult wurde auch an die Spitze des Ministeriums vom 20. Oftober 1840 als Kabine Präsident mit dem Kriegs⸗Portefeuille wieder berufen, nachdem das Mini⸗ sterium vom 1. März ' desselben Jahres unter Herrn Thiers die be⸗ kannte abenteuerliche Politik befolgt hatte, deren Folgen heute noch so schwer auf den Finanzen Frankreichs lasten, und die nahe daran war, Europa von neuem in Feuer und Flammen des Krieges zu stürzen. Wegen Altersschwäche und schwanlen der Gesundheit legte der Marschall Soult am 10. November 1845 das Kriegsportefenille wie⸗ der nieder und behielt nur die Conseils Präsidentschaft,; die er nun gleichfalls niedergelegt hat, um seine letzten Lebenstage in der stillen Zurückgezogenheit des Priwatlebens und im Kreise seiner Familie ru⸗ hig zu verleben. Er ist sonach dreimal Kriegsminister nnd dreimal
Conseils⸗Präsident gewesen. Großbritanien und Irland.
London, 21. Sept. Das Parlament ist heute unter den üblichen Förmlichleiten bis zum 12. Wltober vertagt worden.
Aus einem Schreiben des Kanzlers der Schatzkammer an das Parlaments-Mitglieb Herru Bell, welches der Newegstle Guar⸗ dian mittheilt, geht hervor, daß die Regierung noch keinesweges zu einer Aenderung bes Bank⸗Gesetzes von 1844 geneigt ist. Sir
Charles Wood erklärt in diesem Schreiben ganz unzweideutig, daß er
den gegenwärtigen Zustand der Dinge am Geldmarkte nur als das Ergebniß übertriebener Speculation und falscher Berechnung ansehe
und behauptet, es gebe Niemand, der wirklich glaube, daß gegenwär⸗
tig Mangel an baarem Gelde oder irgend ein außerordentlicher Druck auf dem Geldmarlte für Häuser von gutem Kredit bestehe.
Die sich in Irland überall von Seiten der Pächter kundgebende Weigerung, ihren Gutsherren die Pacht zu zahlen, hat John OS Con⸗ nell veranlaßt, im Namen des Repeal⸗-Vereins einen Aufruf ergehen zu lassen, in welchem die Pächter, mit Berufung auf das Andenken feines Vaters, aufgefordert werden, ihren Gutsherren die Pacht und der Regierung die Armensteuer zu zahlen. Er macht die Pächter zugleich darauf aufmerksam, daß in Folge des gegenwärtigen Armen⸗ Gesetzes das Eigenthun der Gutsbesitzer für die Unterhaltung der Armen haften müsse. Bei Holpcress in der Grafschaft Tippe⸗ rary haben die Pächter der Grafschaft eine Versammlung ge⸗ halten, behufs Errichtung einer Ligue oder eines Vereins, der den Zweck haben soll, die Rechte der Pächter festzustellen und zu sichern und ihre Lage zu verbessern. Die Versammlung scheint aber ihrem Zwecke, Ordnung in die Verhältnisse der irländischen Pächter zu den Gutsherren zu bringen, wenig entsprochen zu haben, da sie mit Zank und Streit auseinanderging. Inzwischen wurde eine Petition an die Königin angenommen, worin die Gesetze, welche jene Verhältnisse re⸗ geln sollen, scharf getadelt und die in der Provinz Ulster gültigen Prinzipien empfohlen werden, wonach dem Pächter das Recht des Besitzes des gepachteten Grundstücks so lange gesichert ist, als er die Pacht zahlt. ;
(B. H.) In Liverpool hat das Haus Watson Brothers und Comp. mit 209,900 Pfd. St. und in Manchester das Haus Burts, Watson und Comp. seine Zahlungen eingestellt. Die Insol⸗ venz des liverpooler Hauses ist eine Folge des FJallissements von Gammell und Comp. in Glasgow. — Die Desizitmasse des londoner Hauses Giles, Son und Comp., welches im August seine Zahlungen einstellte, ergiebt 152,000 Pfd, St. ., und 96, 000 Pfd. St. Aktiva, mit Sicherheit . ö.. wohl auf nicht mehr als 50 pCt. ür die Dividende zu rechnen sein. .
Ihre Majestãt die Königin, welche heute Nachmittags aus Schott⸗ land hier eingetroffen ist, wird sich morgen nach Osbornehouse be⸗ ben. . . Die General-Lieutenants Lord Fitzroy Somerset, Militair⸗ Se⸗ eretair des Herzogs von Wellington, und Sir John Macdonald, Ge⸗ neral-Quartiermeister des Heeres, haben das Großkreuz des Bath— Ordens erhalten. . Das Dampfschiff „Thames“, welches St. Thomas am 31. Aug u st verlassen hat und am 21. September in Southampton an⸗ gekommen ist, bringt aus Port au Prince vom 22. Au gust die Rachricht, daß sich, in der Abwesenheit des Prãäsidenten Sonlouque, ein General Simelien in Port au Prince empört, sich des Negierungs⸗ palastes bemeistert habe und der Regierung an der Spitze einer Ab⸗ theilung Infanterie, Kavallerie und Artillerie Trotz, biete. Der Prä⸗ sident hatte einen seiner Minister abgeschickt, um die Insurgenten auf dem Wege der Güte zur Nachgiebigkeit zu bringen, derselbe hatte aber nichts ausgerichtet, und man hegte nun keinen Zweifel daran, daß die Regierung unverweilt eine Täuppenmacht zur Bezwingung der Rebellen abschicken werde. .
Aeltere Nachrichten aus Montevideo vom 7. Juli melden daß dort am 4. Juli sämmtliche Minister ihre Entlassung genommen haben, und daß darauf der provisorische Präsident zu Ministern ernannt habe: Don Gabriel A. Pereira für die, obere Leitung der ganzen Verwaltung, Don Miguel Barreiro für die auswärtigen Angelegen⸗ heiten und die Finanzen, Don Manuel Correa für das Kriegswesen und die Flotte. — Graf Walcwski war am ten, Lord Howden am ten von Buenos-Ayres angekommen. (Daß sie mit Oribe vergeb⸗
lich über einen Waffenstillstand unterhandelt, haben, ist schon nach Mittheilungen aus Montevideo vom 15. Juli berichtet worden.)
niederlande.
Aus dem Haag, 22. Sept. Se. Majestät der König ist gestern Abend um 5 Uhr von seiner Reise nach Deutschland wieder hier eingetroffen.
vel gien.
Brüssel, 23. Sept. In seiner zweiten Sitzung, welche vor⸗ gestern stattfand, hat sich der Pönitentiar⸗-Kongreß auf, den Vorschlag des Vicomte de Melun dahin ausgesprochen, daß für die Haft jugend⸗ licher Verbrecher Spezial-Verbesserungshäuser eingerichtet werden müßten. Ihr Besserungs-System wird, mit dem Systeme der Ein⸗ zelhaft, allein in mindest harter Form in Verbindung gebracht, wo⸗ bei' die Kinder in Ackerbau-Kolonieen oder bei Privatleuten in die Lehre gethan werden, unter Vermittelung der Schutz-Gesellschaften für die entlassenen Sträflinge. Der Kongreß beschäftigte sich sodaun mit der Erörterung der Frage, welche wesentlichen Bedingungen bei dem Bau der Zellengefängnisse zu erfüllen seien, und welcher der bis⸗ her bekannten Pläne diesen Bedingungen am besten entspreche?
Schweiz.
Kanton Zürich. (O. P. A. 3.) In der außerordentlichen Großraths-Sitzung am 21, September wurde die Executionsfrage gegen den Sonderbund berathen. Der Antrag des Herrn Hottinger, die Frage den Gemeinden vorzulegen, wurde mit weit überwiegendem Mehr derworfen. Der regierungsräthliche Antrag (auf Execution gegen den Sonderbund) erhielt die Stimmenmehrheit.
Kanton Bern. Am Sonntag, den 19ten, stattete Lord Minto, Mitglied des englischen Kabinets, dem Bundes-Präsidenten Ochsenbein einen Besuch ab. Er berührte die Schweiz auf seiner diplomatischen Reise nach Rom.
Kanton St. Gallen. Der kleine Rath hat für die außer⸗ ordentliche Großraths Sitzung in Sonderbunds-Angelegenheiten Mon⸗ tag, den 11. Oktober, festgesetzt.
Btalien.
Nom, 11. Sept. (A. 3.) Der General Principe D. Pom peo Gabriel: ist dem Monsignor Lavinie De Medici⸗Spada als Chef des päpstlichen Kriegs-Ministeriums in der Eigenschaft eines Proprisi⸗ dente delle Armi in und hat heute sein Amt angetreten. Mons.
Corboli⸗Bussi ist in der Eigenschaft eines außerordentlichen Legaten
Tten d. M. in Turin eingetroffen. Er wird Se. Heiligkeit als ther ge der Taufe des a . Sprößlings der Nöͤnigli= chen Familie in Turin vertreten. .
— Französische Blätter enthalten die über Mar Wille eingegan⸗ gene an . ii in Sicilien am 13. 8e. eh m,, fer. hergestellt war; ein Kriegsgericht ist niedergeseßãz 2 6 Verhaftungen finden statt. — In Lueca hat am rath die Verwaltung übernommen.
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