ĩ dichtbevölkerten Straßen fortpflanzte — 2 und links mit gewohnter Huld
durch welche Se. Majestät, t grüßend, * 3 Schlosse fuhren. Dort 6 1* 94 der weltlichen und geistlichen Behörden, der hohe Adel un. . r ö Empfange des geliebten Henschers, Spater fand militairi * Japfensteeich von den verschüedenen Musik- Corps der hier 2 gezogenen Truppentheile statt, untermischt mit dem Jubelruf 3 Lem Schloffe versammelten unabsehbaren Menge, welcher sich . doppelter Kraft erhob, als die Musiker unter anderen vorge⸗ 2 e en unser Volkslied anstimmten, Bis spät herrschte, 2 dem schönen Herbstabende begünstigt, die freudigste Bewegung in den Straßen. Heute früh sah man nebst. den Truppen in ihrem herrlichsten Waffenschmucke einen großen Theil der Bevölkerung u Fuß und zu Wagen nach der Loddenhaide ziehen, wohin sich Se. Majestät der König mit Allerhöchstihrem glänzenden Gefolge um 9 llhr begaben, um die Parade der 13ten Dwision abzunehmen. In dein Augenblicke, wo wir unseren Bericht schließen, kehren Se. Ma—⸗ jestät durch die mit bunten Flaggen geschmückten Straßen von diesem großartigen, durch den frenndlichsten Sonnenschein nach so manchen trüben Tagen beleuchteten militairischen Schauspiele in das König— liche Schloß zurück.
Nhein⸗Provinz. Ueber die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Bonn wird der Rh, u. Mos. Ztg. noch Folgendes ge⸗ schrieben: „Der König verweilte in unserer Stadt nur kurze Jeit am Bahnhöfe, wo besonders dem Vorsitzenden des Hospital Vereins, Professor Walter, der vom Herrn Grafen von Fürstenberg Sr. Ma⸗ jestät vorgestellt wurde, die Ehre einer näheren Unterredung über den Hospitalbau zu Theil wurde. Derselbe drückte im Namen des Ver⸗ eins sein tiefes Bedauern darüber aus, daß der Drang der Zeit Sr. Majestät den Besuch des Hospitals unmöglich mache, daß aber der Verein sein Unternehmen der Königlichen Huld und Gnade ehrerbie⸗ tigst empfehle. Der König erwiederte hierauf überaus huldvoll: „Sie haben da ein herrliches Werk unternommen, das Meine ganze Theil⸗ nahme hat; Ich wünsche Ihnen recht sehr, daß Sie dasselbe bald fertig bringen möchten. Leider kann Ich es jetzt nicht sehen, auch morgen nicht wegen des Besuchs von Altenberg, schwerlich auch übermorgen.“ Se. Majestät erkundigte sich darauf, wann wohl der Bau fertig würde, wann die Anstalt eröffnet werden könnte und von welchem Orden barmherzige Schwestern berufen werden sollten. Nach einer kurzen Pause ging Professor Walter auf die Schilderung der Thätigkeit des Vereins ein; er erwähnte die Bildung der Hülfs— Vereine, die Einrichtung der wöchentlichen Kollekten, die Mitwirkung der Frauen und Jungfrauen bei denselben und hob insbesondere her— vor, mit welcher Aufopferung die ärmeren Klassen während des ver— flossenen harten Winters auch ihr Scherflein zu dem Werke beige— steuert hätten. Als zum Schlusse die Geldsummen genannt wurden, welche auf diesen Wegen während des verflossenen Nothjahres und welche bis dahin im Ganzen zusammengekommen wären, gab der König sein beifälliges Erstaunen mit einer Lebhaftigkeit des Aus— drucks zu erkennen, welche den Eindruck beurkundete, den die Dar— stellung auf sein alles Edle und Gute so warm ergreifendes Gemüth ausgeübt hatte.“
Deutsche Gundesstaaten.
Königreich Bayern. (M. K.) So viel man bis jetzt vernimmt, werden die Vorlagen, welche die Regierung den Ständen machen wird, dreierlei Art sein: 1) der Nachweis über die Verwen⸗ dung der Staats-Einnahmen in dem Jahre 1844 — 15; 2) der Nach- weis über den Stand der Staatsschulden⸗Tilgungs-Kasse pro 1344 — A5, und 3) eine Vorlage bezüglich des Eisenbahn-Anlehens. In letzte⸗ rer Beziehung hat die Regierung noch keinen Endbeschluß gefaßt, da sicherem Vernehmen zufolge nach der vorgestrigen Sitzung des Staats— Raths über diesen Gegenstand nochmals an Se. 5 den König berichtet wurde. Außer diesen Vorlagen wird an beide Kammern ge⸗ langen der Rechenschafts⸗-Bericht der ständischen Commissaire bei der Staatsschulden⸗Tilgungs-Kasse pro 1841—45. Ferner sollen aus der Mitte der Kammer der Abgeordneten verschiedene Anträge gestellt wer— den. Es wird der Landtag jedenfalls länger dauern, als man an⸗ fangs glaubte, denen die Prüfung der oben unter 1 und 2 angeführ— ten Regierungs-Vorlagen, dann die Prüfung der Rechenschafts-Be⸗ richte der ständischen Commissaire, obwohl dieselben sich nur auf ein Rechnungsjahr beziehen, erfordert immer längere Zeit.
Königreich Sachsen, (Lpzg. Ztg.) Ihre Majestät die Königin von Preußen ist am 27. September Nachmittags in Pillnitz eingetroffen.
Kurfürstenthum Hessen. (Kass. Ztg.) Am 26. Sep- tember Vormittags hielt Se. Königl. Hoheit der Kurprinz-⸗Mitregent Musterung über die Truppen der kasseler Garnison und das Aste (Leib) Husaren⸗Regiment. Sämmtliche Truppen, unter dem Kom- mando des General⸗Majors Bauer, waren auf dem Boulingrin der Aue in zwei Treffen aufgestellt, im ersten die Infanterie (das Leib— garde⸗ und das erste — Leib- — Infanterie⸗Regiment, das Jäger und das Schützen⸗-Bataillon), die Artillerie (1 reitende und 8 Fuß— geschütz) und die Pionier⸗Compagnie; im zweiten die Kavallerie (die Garde du Corps, das 1ste — Leib- — und das zweite Hu— saren- Regiment Herzog von Sachsen⸗ Meiningen). Se. Königl. Hoheit der Kurprinz-Mitregent kamen um 11 Uhr in Begleitung Ihrer Durchlauchten des Erbprinzen von Sachsen-Meiningen und
1898
bes Prinzen Aleris von Hessen⸗Philippsthal⸗Barchfeld, so wie eines zahlreichen und glänzenden Generalstabes. Ihre Hoheiten die Her⸗ zogin von En h fen gshrnnngen und die Prinzessin Karoline von Hes⸗ sen, so wie Ihre Erlauchten die Frau Gräfin von Schaumburg mit ihren Kindern, wohnten der Revue in offenen Wagen bei. Se. Königl. Hoheit der Kurprinz-Mitregent wurde mit wiederholtem Hur— rah, empfangen und ritt mit seiner Begleitung und Gefolge beide Linien hinab, worauf der Vorbeimarsch seinen Anfang nahm, welcher zuerst in Zügen erfolgte, sodann von der Infanterie in Compagnie⸗ Fronten, von der Kavallerie in Schwadronen und im Trabe — und zuletzt von der Infanterie in Bataillons Kolonnen, von der Kavalle= rie in Zügen und im Galopp wiederholt wurde. Eine große Menge Zuschauer zu Fuß, zu Pferd und zu Wagen hatte sich, ungeachtet des wechselnden Wetters, zum Genuß dieses militairischen Schauspiels eingefunden und erfüllte die Terrasfen der Orangerie, die Allee am Auegitter und alle Avenüen des Parks.
Gröoßherzogthum Hessen und bei Nhein. (J. d. Fr. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Thronfolger ist am 25. Septem⸗ ber von Darmstadt nach Rußland abgereist; seine erlauchte Gemahlin begleitete ihn bis Arheilgen und kehrte um Mitternacht nach Darm— stadt rück
Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen ist 25sten in Darmstadt . ĩ ,
** Frankfurt a. M., 27. Sept. Se. Hoheit der Herzog
von Nassan wurde heute vom Niederrhein in Bieberich zurückerwar⸗= tet. Das Gerücht, daß Se. Königl. Hoheit der Herzog von Cam⸗ bridge diesen Winter in Wiesbaden verbringen werde, sscheint nicht gegründet zu sein, da derselbe bereits von Rumpenheim nach England zurückgekehrt ist. Die übrigen noch auf jenem Schlosse weilenden ho—⸗ hen Personen werden auch in den nächsten Tagen in ihre Resi= deuzen zurückkehren. Der PräsidialGesandte und Staats- Minister, Herr Graf von Münch-Bellinghausen, wird erst Anfangs Oktober nach Wien abreisen, doch sollen dem verlängerten Aufenthalt Sr. Excellenz keine besonderen Motive unterliegen. AUnsere gesetzgebende Versammlung hielt in den letzteren Tagen eine zweite öffentliche Sitzung, welche indessen schon spärlicher von Zuhörern besucht wurde. Möglich, daß die neue Session, für welche demnächst die Wahlen beginnen, die allgemeinere Theilnahme mehr anregen wird.
Trotz der schon sehr vorgerückten Jahreszeit kommen immer noch Auswanderer nach Amerika durch, und leider haben die Wenigsten hinreichende Geldmittel und lassen sich blindlings von dem allgemeinen Strome mit fortreißen. Die aus Nord-Anierika einlaufenden viel— fachen trostlosen Berichte werden überhört.
Unsere Messe ging mit der verflossenen Woche ganz zu Ende, und trotz der ungünstigen Witterung lieferte der Kleinhandel nicht ganz unerfreuliche Resultate. Die Börse ist sehr gedrückt, wenn sie auch momentan freier aufathmet; sie unterliegt hier ganz dem Im— pulse der anderen großen Geldmärkte. Die Stimmung der Fonds war indessen heute etwas fester. — Tie Fruchtpreise sind fortwäh— rend im Steigen begriffen, da die Bauern mit ihren Vorräthen zu- rückhalten. Die Kartoffeln sind leider auch theurer geworden, doch ist von den Herbst-Kartoffeln noch wenig geärndtet, und man sieht trotz der Fäulniß einer reichen Aerndte entgegen.
Oesterreichische Monarchie.
Wien, 26. Sept. (Oder-Ztg.) Die jüngsten Berichte aus
Mailand bringen die beruhigende Kunde, daß daselbst die öffentliche Ruhe nicht weiter gestört worden ist. Leider aber un sich aus den Untersuchungen der letzten Vorfälle ergeben haben, daß die verübten Erzesse nicht allein das Werk des Pöbels gewesen sind, sondern auf Mitglieder des höheren Adels starker Verdacht der Urheberschaft der selben fällt. Das Gerücht nennt in dieser Beziehung Söhne aus angesehenen Häusern, die sich kompromittirt haben sollen. Anser bisheriger Gesandter am russischen Hofe, Graf Colloredo— Wallsee, hat sich mit der verwittweten russischen Gräsin Sabianska, geborenen Gräfin Potocka, verlobt und tritt von seiner diplomatischen Laufbahn zurück, um die Verwaltung seiner Güter zu übernehmen. 6. den Nachfolger auf seinen Posten verlautet vor der Hand noch nichts.
Die Nachricht, daß die österreichische Besatzung in Ferrara we— gen eingetretener Dissenterie aus der Stadt gezogen worden ist, wie sie der Nürn b, Korr. in einem Schreiben aus Wien mittheilte und darauf bestätigend wiederholte, kann aus zuverlässiger Quelle als vollkommen irrthümlich bezeichnet werden.
Pesth, 24. Sept. (Bresl. Ztg.) Am Lbsten d. findet in der ofener Festung die feierliche Einweihung der neu erbauten evan— gelischen Kirche statt.
Auch in dem zempliner und in dem agramer Komitat sind die Landtags-Instructionen in entschieden oppositionellem Geiste gehalten. Bemerkenswerth ist die Instruction des ersteren Komitats, nach wel— cher die Juden so weit emanzipirt werden sollen, daß auch gemischte Ehen gestattet würden. Das letztere Komitat ertheilte unter Ande= rem die Instruction, daß in Croatien ein Ban ernannt werde, weil der jetzige Banal-Locumtenent, Bischof Georg von Haulif, das Ver— trauen der Stände nicht habe. Ferner hebt das agramter Komitat als Beschwerde hervor, daß der Deputation des pesther Komitats,
welche in den croatischen Angelegenheiten in Wien eine Audienz beim Könige verlangte, diese verweigert worden.
Die häufigen Truppenmärsche durch unsere Stadt nach der ita— lienischen Gränze hin dauern fort. Der siebenbürgensche Landtag hat . . der Regierung verlangte Aushebung von 11,000 Rekruten ewilligt.
Preßburg, 27. Sept. Se. Majestät der Kaiser hat nach⸗ stehendes Dekret zur Einberufung des Neichstages erlassen:
„Wir Ferdinand der Erste u. s. w. Weise, Verdiente, liebe Getreue! Nachdem durch den unerforschlichen Rathschluß der ewigen Vorsehung Un- ser eben so geliebter, als getreu verehrter Oheim, Se. Kaiserl. Hoheit Erz- herzog Josef, Palatin von Ungarn, ruhmvollen Andenkens, zur tiefen Be— trübniß Unseres Herzens aus dieser Welt abberufen worden ist, haben Wir beschlosen — um im Sinne des 3. G. A. des Jahres 1608 cine Palatinal= Wahl zu veranstalten, so wie nicht minder, damit Wir Uns über die zur Hebung und Vermehrung des Glückes und der Wohlfahrt des Landes nö— shigen, verschiedenen fehr wichtigen gesetzlichen Anordnungen, Unserer väterlichen Zärtlichkeit gemäß, mit ben geliebten Reichsständen Un— garns und der verbundenen Theile berathen können — einen allgemeinen Reichstag auf den 7. November dieses Jahres 1847, als den vierundzwan= zigsten Sonntag nach Pfingsten, in Unserer Königlichen Freistadt Preßburg anzuordnen und zu veilünden und diesen mit der Gnade Gottes in Eige⸗ ner Person zu eröffnen. Wozu Wir Euch hiermit ernstlich anbefehlen und gnädigst beauftragen: Daß Ihr an dem bestimmten Orte und zur bestimm— fen Zeit zwei aus Eurer Mitte, dem Usus gemäß, zu wählende und aus- zusendende Deputirte, fried und ruheliebende Männer, ohne Ein— wendung abschicken und instruiren sollet, welche auf dem erwähnten Reichstage zu erscheinen und dort mit den übrigen Herren Prälaten, Reichs- baronen und Edelleuten, die Reichsstände Ungarns und der verbundenen Theile genannt, Unsere gnädigen Absichten und Resolutionen, die blos das Heil, die Aufrechthaltung und das Aufblühen des Landes bezwecken, reiflich zu überlegen, darüber zu berathen und sich zu verständigen verpflichtet seien. Ihr werdet sorgsam bedacht sein, daß erwähnte Deputirte an dem bestimm- ten Tage gewiß und unausbleiblich erscheinen, unter der im Unterlassungs- falle im Gesetze angedrohten Strafe. Uebrigens bleiben Wir Euch mit Un— serer Kaiserlichen Gnade gewogen. Gegeben in Unserer Haupt- und Resi- denzstadt Wien in Oesterreich, den siebzehnten September im Jahre des Herrn Ein Tausend acht hundert und sieben und vierzig.
Ferdinand.“ Frankreich.
Paris, 26. Sept. Se. Majestät der König ist gestern von Compiegne in St. Clond wieder eingetroffen. Bis St. Denis legte der König den Weg auf der Eisenbahn zurück. ̃
Vorgestern hielt Se. Majestät der König über sämmtliche bei Conipiegne zusammengezogene. Truppen große Heerschau. Auch die Königin, die Herzogin von Orleans, der Graf von Paris, der Herzog von Chartres, die Herzogin von Nemours mit ihren beiden Söhnen, der Herzog und die Herzogin von Mont⸗ pensier, Madame Adelaide und der junge Herzog von Württemberg wohnten dem militairischen Schauspiel bei, welches eine zahlreiche Volksmenge herbeigezogen hatte. Der König, begleitet von seinen beiden Söhnen und einem glänzenden Stabe, nahm die Parade zu Pferde ab. Die Königliche Familie folgte in mehreren Wagen. Unter den Fremden im Gefolge bemerkte man auch den nenen persischen Botschafter. ;
Zum Andenken der großen Manöver des Lagers bei Compiegune wird auf Befehl des Königs eine Denkmünze geschlagen.
Der General- Lieutenant Changarnier ist dem General-Gouver⸗ neur von Algerien zur Disposition gestellt worden.
Es ist die Rede von einem Pönitentiar-Kongreß, welcher im Februar 1848 zu Paris abgehalten und worin über alle auf die Ge— sängnißreform bezüglichen Fragen berathen werden soll.
X Paris, 26. Sept. Der Courrierfrangais scheint auch die äußersten Mittel aufbieten zu wollen, um seinen Prozeß mit Herrn Talabot von dem Zuchtpolizeigerichte weg, wo die Verurtheilung des Blattes fast mit mathematischer Gewißheit vorauszusehen ist, und vor die Assisen zu bringen. Er hat wirklich nach den beiden Urtheilen des Zuchtpolizei⸗ gerichtes selbst und des Königlichen Gerichtshofes von Paris, welche die Kompetenz des ersteren aussprachen, Berufung an den Cassa— tionshof ergriffen, der nun in letzter Instanz über die Frage entschei—⸗ den wird, und von dessen Urtheil keine weitere Berufung mehr statt— finden kann. Nur außerordentlich seltene Fälle der Art sind vorge⸗ kommen, wo der Cassationshof die gleichlautenden Uitheile der zwei ersten Instanzen umgestoßen hätte, und in der Sache des Courrier frangais ist nach der Ansicht der tüchtigsten Rechtsgelehrten schwer— lich an die Möglichkeit zu glauben, daß dieses Blatt mit seinem Cassationsgesuche etwas mehr erzielen werde, als erhöhte Prozeßkosten. Ich glaube, daß der Courrier frangais die Sache nur aus Tak tik in die Länge zu ziehen sucht, um inzwischen sein Anschwärzungs⸗ System gegen Herrn Talabot noch länger ungehindert fortsetzen zu können. Die Regierung hat so eben eine Maßregel getroffen, wodurch einem Wunsche der beiden Kammern, so wie einer von ihr selbst ge⸗ machten Zufage, entsprochen wird. Der ehemalige König Hieronymus von? Westfalen und sein Sohn haben die gewünschte Ermächtigung erhalten, für den Augenblick (nomentanement) in Paris wohnen zu dürfen, d. i. beide durch das die ganze Familie Bonaparte treffende Gefetz aus Frankreich Proskribirte dürfen hier so lange sich aufhalten, als die Regierung darin keinen Mißstand für ihre eigenen Interessen, wie für die des Landes, keine Gefahr für die Erhaltung der Ord⸗ nung und Ruhe erblicken wird. Aber selbst in dieser Form ist die
sich, in ihrer Eigenthümlichkeit, als eine vorzügliche anerkannt werden, welche
die Sympathie des Publikums, besonders durch ausgezeichnete Momente in der Darstellung, mit Recht hervorrief. Sgr. Pardini machte als Alamir ebenfalls einen sehr günstigen Eindruck aufs Publikum. Er führte seine dankbare Rolle mit Feuer und Begeisterung durch und that nur in einzelnen Form⸗Momenten des Guten zu viel, insofern er sein an sich schon sehr kraft= volles und ausgiebiges Organ mitunter übermäßig stark anstrengte. Sgr. Catalano wirkte als Kaiser Justinian, so weit ihm (dem Bass- dn der Heselischaft) die stand und Würde na barer Künstler. nügend besetzt. U Das Ensemble der Aufführung befriedigte bis auf einzelne Schwan⸗ kungen und Unsicherheiten, die auf ein eiwas übereiltes Einstudiren der Oper schließen lassen. Dem Kapellmeister Sgr. Barbieri halten wir indeß uͤn= sere Anerkennung keinesweges vor. sicherer und äußerst zuverlaͤssiger Dirigent und leitete die Orchester⸗Massen auf und vor der Bühne mit vieler Umsicht. Nur das laute Taktschlagen wäre als störend zu vermeiden gewesen, obgleich wir die Schwierigkeit, zwei von einander entfernt stehende Srchester a zu halten, wohl erwägen. Die Theilnahme des Publituns fehlte der Vorstellung nicht. Letzteres hatte sich, zahlreich eingefunden und verließ das Haus in sichtlich befriedigter Stimmung. 2.
Kräften; im Gesange bewährte er sich als verwend⸗ Einige untergeordnetere Rollen waren dagegen weniger ge—
Die Germanisten⸗Versammlung zu Lübeck.
Lübeck, 27. Sept. (B. H.) Die Eröffnung der Germanisten⸗Ver= sammlung hat heute früh um 8 Ühr in der n Kirche , Von fremden Gelehrten waren 6 hundert und einige eingetroffen; unter unseren Mithürgern hat die Sache jedoch eines a. Anklanges sich zu erfreuen, daß sowohl der für die eigentlichen Mitglieder bestimmte untere
olle zusagt, gleichfalls verdienstlich. Er erstrebte An⸗
r bewährte sich auch heute als ein
Raum, als auch der Lektor, angefüllt waren; auch eine Anzahl Damen hatte sich eingestellt. ö
Nach einer kurzen Ansprache von Seiten Jakob Grimm's wurde, auf seine Aufforderung, zur Wahl eines Präsidenten geschritten, welche, durch Stimmenmehrheit, auf ihn selbst fiel; die übrigen Stimmen vertheilten sich über die Herren Mittermaier, Gervinus, Dahlmann, von Wächter, Bür⸗ germeister Smidt und Andere. Aus den Genannten allein, schon wird man zu schließen vermögen, welche treffliche Elemente hier sich vereinigt haben. Nachdem der? Vorstand durch Ernennung von Gehülfen des Präsidenten und der Sekretarlen gebisbet war, erhielt Professor Wurm aus Hamburg das Wort zu einem Vorträge, der sich auf das nationale Element in der Stellung der Hansestädte bezog, gewiß ein Gegenstand eben so zeit⸗ als ortgemäß. Er behandelte ihn in gewohnter geistreicher und anziehender Weise aus geschichtlichen, meist urkundlichen Daten, erinnernd, wie die hansischen Faltoreien ursprünglich keinesweges als Vertreter ein⸗= k Interessen im Auslande Fich geltend gemacht oder gegolten haben, sondern wie sie, von Kaiser und Reich sowohl, als von auswärti⸗ en Regierungen, als deutsche Kaufleute im Auslande betrachtet worden eien. Das habe sich freilich geänders und ändern müssen, als Kaiser und Reich um den deutschen Scehandel jeder Sorge und Beachtung sich ent= schlugen und diese lediglich den Städten selbst überließen; und bei dieser gänzlichen Vernachlässigüng sei es auch geblieben, als die Städte von ihrer fürstengebietenden Macht, die sie in ihrem Uebermuth selbst eine von Eng- land angebotene Neciprocität ausschlagen ließ, herabgesunken waren und wiederholt den Beistand anriefen, der ihnen als deutschen Städten gebührte. Nach Entwickelung der weiteren geschichtlichen Folgen ging der Redner auf das über, was seit 181ß und namentlich seit Entstehung des Zollvereins ich . hat; erwähnte des Wortes von Stein im Jahre 1813, der m schreibenden Hauptquartier ö städtischen Sendboten die Versicherung = eben hatte: Eine Zollgränze solle künftig das ganze Deutschland um⸗ assen, innen dagegen eine jede tbegfallen; krjnnerte, wie dieses und vieles
.
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Andere unerfüllt geblieben sei, obgleich gerade von den Städten wiederholt
und dringend bein Bundestage darauf angetragen worden, den Art. 19 der Bundesafte zur Wahrheit zu machen; wies darauf hin, wie eine solche Vereinigung noch jetzt zu Stande zu bringen sei, wie es aber nur dann möglich, wenn der Zollverein selbst eine verbesserte Organisation erhielte.
Nach ihm berichtete Herr Archivar Lappenberg aus Hambarg umständ= lich über die Mittel, wie auf die Erhaltung deutscher Nationalität und Sprache der Auswanderer im Auslande vom Mutterlande aus vortheilhaft gewirkt werden könne — eine Frage, welche, von ihm angeregt, in der vor= jährigen Versammlung einer Kommission zur Prüfung übergeben worden war. Indessen waren die Mitglieder dieser Kommission leinesweges einig geworden, da Hofrath Dahlmann unmittelbar darauf die Tribüne bestieg, üm seinen Dissens auszusprechen, welchem auch noch einige andere Mitglie⸗ der beitraten. Und in ber That dürfte es eiwas sehr Vedenkliches haben, durch die vorgeschlagenen Hülssmittel, namentlich durch die Gestattung, ja Erleichterung der Rücklehr, der Auswanderung selbst alles noch etwa Abschrecken de zu nehmen. Die Umständlichkeit des Berichtes selbst veranlaßte jedoch ein Mitglied (von Wächter), auf das Zweckmäßige hinzuweisen, daß solche Aktenstücke vorher zugänglich gemacht würden, etwa durch den Druck, weil es sonst unmbglich sei, daß sich eine Diskussion fruchtbringend daran knüpfte, und dieses rief einen Antrag des Herrn Waitz aus Kiel hervor, auf Mittel Be⸗ dacht zu nehmen, wie die Verhandlungen überhaupt, so lange das Inter- esse daran lebendig sei, dem Publikum zugänglich gemacht werden könnten.
Um 1 Uhr würde die Vormittags-Sitzung geschlossen, um 3 Uhr ver- sammeln sich die Sectionen; morgen stehen die Vorträge über Geschwore⸗ nengerichte an der Tagesordnung.
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immerhin ein Beweis der Toleranz und des Selbsier⸗ n . guten Eindruck macht. Der Sohn des e igen Königs soll bereits hier sich befinden, und die keen 9 zei- gen, daß die Regierung die jetzige Maßregel treffen konnte, n. daß für sie Gefahren irgend einer Art daraus , , n,, enn man ben Versicherungen der mit den betreffenden Personen ekannten Männer Glauben schenken darf, sind dieselben weit entfent, die Illu⸗ sionen zu theilen, von denen ein anderes Glied der Familie Bona⸗ parte, trotz zweimaliger verunglückten Versuche, noch nicht ganz ge— heilt und zurlickgekommen zu sein scheint.
Großbritanien und Irland.
London, 25. Sept. Ihre Majestät die Königin wird am nächsten Freitag wieder nach Windsor zurückkehren. 16
Prinz Albrecht hat auf Ansuchen des Bau-Comité's eingewilligt, am Montage den Grundstein zu einem öffentlichen Hospital zu legen, welches auf der Insel Portsea bei Portsmouth erbaut wird, und, zu welchem, während die Regierung den Grund und Boden bewilligt hat, die öffentlichen Körperschaften und Behörden, so wie Privat⸗Personen, große Summen hergegeben haben. .
Wie die Tim Es meldet, hat der Graf von Chichester die Er— nennung zum ersten Kommissarins der Armen-Gesetze abgelehnt.
— In der City hat heute die Ankündigung große Freude erregt, daß es den Banquiers Rogers gelungen ist, beinahe den ganzen gro⸗ ßien Betrag der ihnen in der Nacht des 24. November 1844 nebst 1200 Pfd. St. in Gold gestohlenen Banknoten, welche die Bank ih—⸗ nen unter gewisser Garantie einstweilen ersetzt hatte, wieder in ihren Besitz zu bringen. Die zurückerlangten Noten sind jetzt der Bank zur Prüfung übergeben worden, und es heißt, daß die Herren Rogers, die 1200 Pfd. St. baar eingerechnet, jetzt im Ganzen nur 2500 Pfd. St. durch den Diebstahl verloren haben. Die von dem Banquier— Vereine für Ermittelung der Diebe und Wiederverschaffung der ge— stohlenen Banknoten ausgesetzte Belohnung betrug 3000 Pfd. St., und die Vorsichts Maßregeln zur Verhinderung der Circulation der gestohlenen Noten waren so gut getroffen, daß die Diebe jetzt endlich sich zur Rückgabe derselben bewogen fanden.
Die Spinnereibesitzer zu Moßley haben neulich in einer Ver— sammlung die Absicht ausgesprochen, bei der jetzigen gedrückten Lage ihres Geschäfts den Arbeitslohn um 19 Prozent herabzusetzen. Die Arbeiter sollen aber sämmtlich entschlossen sein, auf diese Verkürzung ihres ohnehin kümmerlichen Lohnes nicht einzugehen und lieber die Arbeit einstweilen ganz einzustellen. In einer vorgestern hier abge— haltenen Arbeiter-Versammlung hieß es, daß man zu Ashton und in den anderen Fabrikstädten ebenfalls zur Lohn-Herabsetzung schreiten würde, sobald die Arbeiter zu Moßley sich dieselbe gefallen ließen; es wurde deshalb beschlossen, die Letzteren bei ihrem Widerstande zu unterstützen und diejenigen, welche feiern würden, mit den nöthigen Geldmitteln zu versehen.
SGelgien.
Brüssel, 25. Sept. Gestern wurde in Gegenwart des Kö— nigs, der Königin, des ganzen Hofes und einer glänzenden Versamm— lung der höchsten Behörden die Ackerbau⸗Ausstellung eröffnet.
Die Kommission des Pönitentiar-Kongresses hat beim Ausein— andergehen desselben entschieden, daß der nächste Kongreß den 1. Sep— tember nächsten Jahres in der Schweiz oder in Holland stattfinden solle, worüber die nähere Feststellung erst später erfolgen soll. Nach dem Schluß der Berathungen fand unter Vorsitz des Justiz⸗Ministers ein Bankett statt, wobei Herr von Beaumont demselben für seinen regen Antheil an diesen Bestrebungen dankte und der Minister dann seinerseits die Versicherung gab, daß das Gouvernement entschlossen sei, die von dem Pönitentiar⸗Kongreß zu Frankfurt und Brüssel an— . Prinzipien in der Landesgesetzgebung zur Anerkennung zu bringen.
Vorgestern starb Graf Heinrich von Merode nach langer Krank— heit; seit 1331 saß er im Senate und war ein thätiges Mitglied des National⸗Kongresses gewesen. . ;
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Rom, 17. Sept. (A. 3.) Ein Schreiben des berühmten Gioberti an den Papst Pius 1X. enthält unter Anderem folgende Stelle:
„Unser Zeitalter ist zu klassischen Wiedergeburten bestimmt, indem die Sprachen, die Manuskripte und die Monumente wieder aus dem Grabe erstehen. Es erstehen aus demselben auch die Nationen, und das größte dieser Wunder ist ohne Zweifel die Wiedergeburt jenes Stammes, der durch die Werke seines Geistes und seiner Hand jedes andere Geschlecht des Erd- balls übertroffen hat, welches aber nicht vollkommen wiedergeboren ge— nannt werden kann, so lange Italien nicht dem Beispiel des ver— schwisterten Griechenlands gefolgt ist. Und es wird ihm folgen ohne Blut, ohne Tumulte, unter Eurer (Pius 1X.) Mäßigung gebieten den Fahne in Verbindung mit dem kriegerischen Vexillum seiner Für— sten und namentlich jenes (Carlo Alberto), welcher, nachdem er Euch in dem Wagniß des Beginnens vorausgeeilt, von Euch das volle Vertrauen des Erfolgs empfängt, indem er mau daß Italien nicht ohne Rom wieder erstehen kann, und daß die italienischen Unternehmungen selten gelingen, wenn sie nicht von der Hand des Papstes den Segen empfangen haben. Und auf diesem neuen friedlichen und nationalen Kreuzzuge wird das nörd— siche Europa vielleicht nicht blos Euer Bewunderer, sondern auch Neben- buhler sein. Denn wenn das Gerücht nicht lügt, so regiert dort ein Fürst, welcher sich anschickt, mit Euch und mit den anderen Monarchen Italiens in bürgerlicher Wohlthätigkeit und an Ruhm zu wetteifern. O edelster Wettstreit zwischen dem Nachfolger eines Julius und eines Friedrich in der Befreiung und. Beglückung ihrer Völker! O Schauspiel der Erde und des Himmels gleich würdig! Und wie lann man glauben, daß ein so schöner Streit, ein so tugendreicher Fhrentampf nicht mit Eintracht und künftiger Einigkeit schwanger gehe? Wie wird der Zwiespalt in den geistlichen Angelegenhejten zwischen den Ra— tionen lange anhalten können, die in denen der Eivilkultur einig sind? Wird man mich übermäßigen Vertrauens zeihen können, wenn ich Euer Priester⸗ reich als den ersten Schritt zur religiösen Einigung der Völker, zur Wie⸗ e der getheilten und den Busen der Mutfer uͤmirrenden Schaaren be- grüße? Nein, der Eindruck, den Ihr auf Eure rebellischen Söhne gemacht habt, kann nicht ohne Frucht bleiben, die wieder erwachte Liebe ebnet den Pfad zum Gehorsam und ist ein Augurium des Friedens und der Versöh⸗
fal n wie es der Regenbogen ist, der den Zornäußerungen des Himmels
„Turin, 17. Sept. (A. 3.) Von den vielbesprochenen Mi— ill Teri derungen im hiesigen Kabinet und n 46 Aus⸗ scheiden des Grafen Solaro della Margherita, Ministers der aus⸗
enheiten, ist hier gar nicht mehr die Rede. Im enblickliche allgemeine Spannung und Auf⸗ ände im übrigen Italien hier eine engere ᷣ , , üshen, der Krone und
ae nn, id g veigeführt zu haben. Um sich eines ähn⸗ ,,, mit Gemig . 1 hat ö König [. 81 , J a . Adels, die Marquis Doria, Balbi und diaggi,
h nig ge en; ohne Zweifel auch mit ihnen über die am ver— a ne, September von dem 2 Adel und Bürgerstande ehr laut und unverhohlen geäußerte Vol sstimmung die nothwendige
Rücksprache zu nehmen und für di no Vorsicht zu , . fir die Zukunft mehr Mäßigung und
— —
1899
Gerichts: Serbe , wegen der volnischen Verschwjrung.
Berlin, 29. Sept. In der heutigen Sitzung wird zuerst zur Vernehmung des Angeklagten Anton von Kowalski geschritten. Der⸗ selbe ist 21 Jahre alt und bewirthchaftete seit Johannis 18144 für Rechnung seines Vaters das von Lesem gepachtete Rittergut Uzar⸗ zewo. Der Anklage zufolge hat Kovalsfi an der Verschwöͤrung zur Wiederherstellung des ehemaligen ponischen Reiches thätigen Antheil genommen. So gab er auf einer Reise nach Posen dem Mitange⸗ klagten von Brudzewski, welcher äußate, man misse im Lande um⸗ herreisen und die Leute aufwiegeln, sene Beistimmung, indem er aus⸗ drücklich erwiederte: „Ja, man muß des thun.“ Ferner sprach er auf der Fahrt nach Czewojewo zu seinem Reisegefährten Wilczynski von den Reiter-Uebungen, die daselbst vo genommen werden sollten, wo⸗ bei es sich um ernste Dinge handle. Auch erfuhr er von Brudzewski auf der Rückreise von Czewojewo, an welchem Tage die Revolution ausbrechen werde. Sodann war er Anfangs Februar 1846 im Hotel de Bavitre zu Posen gegenwärtig, als Poninski und Ostroweki über die Revolution sprachen. Außerdem schaffte er sich einen Kavallerie⸗ Sattel mit Pistolen-Halftern an und nahm aus dem Schranke der Frau von Lipeka, der Eigenthümerin des Gutes Uzarzewo, zwei Pi⸗ stolen und einen Degen, vermehrte auch die Zahl seiner Fornal— Pferde. Endlich unterhielt er einen schr lebhaften Verkehr von Frem— den auf Uzarzewo bei Tage und bei Nacht; dem Wirthschasts-In⸗ spektor Plauen hatte er für immer befohlen, Fremden, die mit Be⸗ rufung auf Kowalski Vorspann forderten, solchen zu geben, auch wenn sie nichts Schriftliches von ihm vorzeigen könnten. Auf diese Weise beförderte Kowalski mehrere polnische Flüchtlinge und Emissaire.
Bei seiner Vernehmung stellt der Angeklagte simmtliche ihm zur Last gelegten Thatsachen in Abrede. Mit Brudzeweki habe er nichts über die Revolution gesprochen und nichts von demselben erfahren. Auch bei Poninski sei ihm nichts bekannt geworden. Die Waffen in dem Schranke der Frau von Lipska habe er genommen, um sie zu haben; die Fornalpferde habe er gekauft, da er um diese Zeit ein Reitpferd verkauft habe. Besuche habe er öfter gehabt, aber so sei es stets der Fall gewesen; niemals aber habe er gewußt, daß sich Emissaire darunter befunden.
Der Stellvertreter des Staats⸗Anwalts, Herr Grothe, verzichtet auf die Vernehmung der beiden erschienenen Zeugen und bemerkt, ci⸗ nen Strafantrag nicht begründen zu können.
Der Vertheidiger des Angeklagten, Herr Crelinger, spricht noch einige Worte, in denen er nachzuweisen suchte, daß, wenn auch Alles wahr wäre, was die Anklageschrift enthalte, und der Angeklagte Al⸗ les dies gestanden hätte, ihm eine Theilnahme an der Verschwörung doch : icht nachzuweisen fein würde, und trägt schlicßlich auf sofortige Entlassung seines Klienten aus der Haft an.
Die Vernehmung des Anklagten Anton Gustav wird ausgesetzt, da ein weitläuftiger Befensional-Beweis angetreten ist und die requi- rirten Zeugen noch nicht erschienen sind.
Sodann erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Joseph von Malinowski. Derselbe ist 2 Jahre alt und aus dem Königreich Po- len gebürtig. Um sich der Einstellung in das russische Heer zu ent⸗ ziehen, trat er im Mai 1844 nach Preußen über und stand seit Neujahr 1846 als Wirthschafts Inspektor im Dienste des Gutsbe— sitzers von Steinborn auf Ludzisk. Als kurz vor Fastnacht 1846 sein Prinzipal verreiste, benutzte der Angeklagte dessen Abwesenheeit zudem Ver⸗ such, ob er nicht die Leute desselben zur Theilnahme an dem Aufstande gewin- nen könne. Zweien Knechten, Michael Slowinski und Johann Wrich, tig er auf, in den Wald zu fahren und wenigstens 40 Stück Stan⸗ gen anzufertigen, zu welchen aus Bromberg die Sensen kommen wür⸗ den; denn es sollte eine Revolution ausbrechen gegen die Deutschen. Auch forderte er die beiden Männer auf, mitzugehen, und da sich die⸗ selben weigerten, stellte er ihnen vor, wie sie Eigenthum erhalten wür⸗ den, wenn sie siegten. In gleicher Weise suchte er auch den Voigt Slowinski für die Sache der Verschwörung zu gewinnen. Endlich forderte er die beiden genannten Knechte auf, bei ihrer Vernehmung zu erklären, er habe ihnen nicht geheißen, Sensenstiele zu fertigen, sondern Stangen zu dem Gitter am Karpfenteich; und als Krich er⸗ wiederte, das fei ja aber nicht wahr, bemerkte der Angeklagte: Krich sei dumm, er könne ja später sagen, was er wolle, denn zum Eid komme es nicht.
Bei seiner Vernehmung leugnet der Angeklagte. Er habe an keiner Verschwörung Theil genommen, habe die Leute zu nichts auf— gefordert, und nur den Auftrag gegeben, Stangen für das Gitter am Karpfenteich zu holen.
Wenn die Zeugen anders aussagten, so geschehe dies aus Bos⸗ heit, weil er streng im Dienst gewesen. Zu Krich habe er blos ge— sagt: Sage aus, was Du willst, ich habe kein Verbrechen begangen.
Die Zeugen indeß bleiben im Allgemeinen bei ihren früheren die Anklage bestätigenden Aussagen bestehen; zuletzt führt der Ange⸗ klagte an: es sei möglich, daß er auch Stangen zu Sensen bestellt habe, da aus Strohmangel eine große Menge Gestrüpp, zur Streu für das Vieh bestimmt, hätte abgemäht werden sollen. Der Ent— lastungszeuge, Gutsbesitzer von Steinborn, erklärt zwar: solches Ge⸗ strüpp hätte gekauft und abgemäht werden sollen, daß aber Sensen dazu vorbereitet werden sollten, dessen erinnere er sich nicht.
Hierauf begründet der Vertreter des Staats-Anwalts, Herr Grothe, die Anklage. Der Angeklagte, äußerte derselbe im Wesentlichen, habe Stangen zu Sensen anfertigen lassen und Leute seines Gutsherrn zur Theilnahme an einem Unternehmen gegen die Deutschen aufge— fordert. Zwar habe derselbe nun die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu verdächtigen gesucht, aber nicht mit Recht; und nach diesen Zeu— gen-Aussagen werde die Anklage vollkommen bestätigt. Er trage deshalb darauf an, die Strafbestimmungen wegen Hochverraths in Anwendung zu bringen.
Für den Angeklagten spricht der Assessor Herzberg. Ein Be⸗ weis, ein Geständniß llege nicht vor; sein Klient habe konsequent ge⸗ leugnet, darin liege eine Präsumtion für die Wahrhaftigkeit seiner Aussagen. Die Zeugen selen verdächtige Leute und den Aussagen derselben, sowohl was die Stangen als was die Reden betreffe, kein Glauben zu schenken. Er trage deshalb darauf an, den Angeklag⸗ ten von der Anklage des Hochverraths frei zu sprechen. J
Hierauf erfolgt die Vernehmung des Angeklagten Franz von Poniklewski. Derfelbe ist 29 Jahre alt und Besitzer des Gutes Sla⸗ bomierz im wagrowicer Kreise. FJür seine Theilnahme an den revo⸗ lutionairen Umtrieben und seine Wissenschaft von einer Verschwörung sprechen folgende Thatsachen. Den Kutscher Banicki und den Knecht Kubera forderte er um die Fastenzeit 1816 zur Theilnahme an dem Krieg zwischen den Polen und Deutschen auf. Ferner fand man bei ihm mehrere Doppelgewehre und Pistolen, theils mit Rehposten, theils mit Kugeln geladen, und zwar auf, dem Ofen versteckt, eben⸗ daselbst auch ein Viertelpfund Pulver in einem Pack und eine Flasche mit Pulver, und unter einer Bettstelle eine Schachtel mit Zündhůüt⸗ chen und zwei Viertelpfund Pulver, hinter einem Spiegel eine Sä⸗ belkoppel und in dem Schreibsecretair eine Schachtel mit Zündhütchen und zwei Kugelformen. Dem Schirrknechte Kuliberda befahl er um die Fastnachtszeit 1816, vier runde Stangen aus Kiefernholz nach einer von ihm gegebenen Beschreibung anzufertigen, wobei er be⸗ merkte, daß sie zu Lanzenstielen und zum Kriege gebraucht werden sollten; wenn aber Jemand nach diesen Stangen frage, solle er nur
sagen, sie seien zum Aufhängen der Wäsche bestimmt. Dem Koch Benn gab er Befehl, von Stiefelschäften Lamenschuhe zu — * auch einen Manteisack ließ er durch denselben anfertigen. Ferner li er gegen Ende Februar in der herrschaftlichen Stube Futter säcke und Broͤdbeutel nähen, wie dieselben bei der Kavallerie gebraucht werden. Dazu kommt, daß der Angeklagte im Januar und Februar 1846 mehrfache Besuche von politisch verdächtigen Personen empfing und daß er den Nepomucen von Sadowski, welcher in der Nacht vom 2ten zum 3. März zu Fuß und in beschmutzten Kleidern nach Sla⸗ bomierz gekommen war, einen Tag lang beherbergte und dann heim⸗ lich weiter beförderte, während er wußte, daß derselbe von der Po⸗ lizei verfolgt wurde. — ᷣ
Auch dieser Angeklagte leugnet jede Theilnahme an der Ver- schwörung und jede Mitwirkung an derselben. Er habe seine Leute nicht aufgefordert. Die Flinten seien stets bei ihm geladen gewesen und hätten auch immer auf dem Ofen gelegen, damit sie trocken bleiben sollten. Stangen habe er zu Lanzen nicht anfertigen lassen. Auch keine Lan- zenschuhe seien gemacht worden. Daß Nepomucen Sadowsfi flüchtig gewesen, habe er nicht gewußt; er habe denselben als einen Ver⸗ wandten aufgenommen. ; ; ‚
Die Zeugen, deren vier erschienen waren, bleiben im Allgemei⸗ nen bei ihren früheren, die Anklage stützenden Aussagen stehen. Die Aussagen der übrigen Zeugen werden verlesen. .
Für den Staats- Anwalt begründet Herr Grothe die Anklage. Der Angeklagte, bemerkte derselbe im Wesentlichen, habe geleugnet. Es seicn indeß mehrere Thatsachen ermittelt, welche einen Schlu auf das Gegentheil zuließen: das Verstecken der Munition, das Auf⸗ bewahren des Pulvers auf einem geheizten Ofen ꝛc. In der Auf⸗ nahme und Beförderung Sadowokis liege an sich nichts Strafbares, aber gerade der Umstand sei auffallend, daß auch hier der Angeklagte leugne, von dessen Flucht etwas gewußt zu haben. Aus der Verbin- dung aller dieser Thatsachen gehe hervor, daß der Angeklagte gewußt habe, es werde ein Krieg ausbrechen zwischen den Polt und Deut⸗ schen, daß er habe mitgehen wollen, daß er Vorkehrungen getroffen habe. Inwiefern anzunehmen sei, daß der Angeklagte auch an einer Verbindung Theil genommen, stelle er dem Spruche des Gerichts- hofes anheim. Werde es angenommen, so beantrage er, die Straf⸗ Bestimmungen des 8. 92 zur Anwendung zu bringen. ö.
Hierauf ergreift der Justiz⸗Kommissar Furbach als Vertheidiger des Angelagten das Wort. Derselbe geht die einzelnen Punkte der Anklageè durch und sucht nachzuweisen, daß darin nichts enthalten sei, woraus auf eine Wirksamkeit für die eln nn, geschlossen wer⸗ den könne. Deshalb habe er i. Klienten aufgefordert, Alles ein⸗ zugestehen; derselbe aber habe bemerkt, daß er nicht eingestehen könne, velller dann die Unwahrheit sagen würdt. So aufs vollkommenste von der Schuldlosigkeit seines Klienten überzeugt, trage er auf Frei- sprechung desselben und sofortige Entlassung aus der Haft an.
Schluß der Sitzung um 1 Uhr; nächste Sitzung Freitag, den 1. Oktober.
gandels - und Börsen Nachrichten Berlin, den 30. September 1847
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